Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer Die Produktvisualisierung in AR/VR-Anwendungen erfordert einen weitgehend manuellen Prozess der Datenaufbereitung. Bisherige Veröffentlichungen konzentrieren sich auf die fehlerfreie Triangulation oder Transformation von Produktstrukturdaten und Anzeigeattri- buten für AR/VR-Anwendungen. Diese Arbeit konzentriert sich auf die Aufbereitung der be- nötigten Geometriedaten. In diesem Zusammenhang kann durch Automatisierung eine deutliche Aufwandsreduzierung erreicht werden. Die Schritte der Geometrieaufbereitung werden identifiziert und auf ihr Automatisierungs- potenzial hin untersucht. Darüber hinaus werden mögliche Kopplungen von Teilschritten diskutiert. Es wird eine Struktur für den Geometrieaufbereitungsprozess vorgeschlagen. Mit diesem strukturierten Prozess wird es möglich, die verfügbare Rechenleistung der Ziel- plattform bei der Geometrieaufbereitung zu berücksichtigen. Die Anzahl der zu rendern- den Objekte, die Qualität der Tesselierung und der Detailgrad können durch die automati- sierte Wahl der Transformationsparameter gesteuert werden. Es wird ein Software-Tool vorgestellt, in dem Teile der automatischen Aufbereitung bereits implementiert sind. Nach einer Analyse der Produktstruktur einer CAD-Datei wird die Transformation für jede Komponente (Bauteil oder Baugruppe) durchgeführt. Bisher im- plementierte Funktionen erlauben z.B. die Auswahl von Komponenten anhand von Filter- optionen, die Transformation im Batch-Modus, das Entfernen bestimmter Details und die Erstellung von UV-Maps. Flexibilität, Transformationsqualität und Zeitersparnis werden be- schrieben und diskutiert. Keywords: Virtual Reality, Produktentwicklung, Automatisierung, Datenaufbereitung Einleitung AR/VR-Anwendungen können in der Produktentwicklung vielfältig eingesetzt werden. Die Anwendungsgebiete reichen von VR-Design Reviews (VRDR) über Inspektionen an realen Anlagen bis zu Schulungen. Aktuelle AR/VR-Anwendungen basieren überwie- Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 715
gend auf Spiele-Engines, die Geometrien auf Grundlage von Polygonnetzen visualisie- ren. Die Datentransformation der Modelle aus CAD-Systemen in die AR/VR-Anwendun- gen ist arbeitsaufwendig und erfordert Fachwissen. Insbesondere mobile AR/VR-Anwendungen unterliegen Beschränkungen bezüglich der verfügbaren Rechenleistung. Das zieht Limitierungen in der möglichen Detaillie- rung von Modellen nach sich. Da die Geometrieaufbereitung zumeist auf Erfahrungs- werten beruht und zu großen Teilen manuell erfolgt, ist die Transformation häufig ite- rativ und zeitintensiv. Die Integration von AR/VR-Anwendungen in die Prozesse der Produktentwicklung und –nutzung wird dadurch erschwert, eine automatisierte Geo- metrieaufbereitung kann hierbei Abhilfe schaffen. Besonders VRDRs würden stark von einer automatisierten Geometrieaufbereitung profitieren. AR/VR-Anwendungen für VRDRs müssen für Produkte mit beliebiger Kom- plexität geeignet sein und die Nutzung verschiedener Zielplattformen ermöglichen. Der zeitliche Versatz zwischen Änderungen am Produkt und dem VRDR muss mini- miert werden, um den Aktualitätsanspruch zu wahren. Die manuelle Geometrieaufbe- reitung ist für VRDRs deshalb besonders nachteilig. Stand der Forschung Die Datenaufbereitung für AR/VR-Anwendungen wird in der Forschung vielfältig be- handelt. Ein Problemfeld ist die Überführung von Geometrien (Freeman, Salmon & Coburn, 2017; Han, Lee, Lee, Lee & Lee, 2019). Zusätzlich müssen Informationen wie die Produktstruktur und Berechnungsergebnisse in die AR/VR-Anwendungen inte- griert werden (Martin Gebert, Wolfgang Steger & Ralph Stelzer, 2018). Dateiformate für Szenegraphen bieten einen Ansatz für die Überführung von CAD-Da- ten in AR/VR-Anwendungen. Wichtige Formate wie X3D (Web3D Consortium, 2021a), VRML (Web3D Consortium, 2021b), GLTF (The Khronos Group Inc., 2021), JT (Siemens, 2021) und STEP sind allerdings nicht in der Lage alle relevanten Produktinformationen abzubilden (Martin Gebert, Wolfgang Steger & Ralph Stelzer, 2018). Spiele-Engines verwenden Polygonnetze, um 3D-Objekte zu visualisieren. Die para- metrisch definierten Modelle aus CAD-Systemen müssen erst in diese Darstellungs- form übertragen werden. Dabei wird die analytisch beschriebene Geometrie durch Tesselierungsverfahren approximiert (Laug & Borouchaki, 2011). Die Approximations- qualität kann je nach verwendetem Algorithmus gesteuert werden. Die tesselierte Ge- ometrie wird anschließend in einem geeigneten Dateiformat gespeichert. 716 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Verbreitete Spiele-Engines wie Unity oder Unreal können nur wenige bzw. keine der erwähnten Dateiformate für Szenegraphen direkt lesen (Unity Technologies, 2021) und auch keine nativen CAD-Formate importieren. Geeignete Plugins wie Datasmith (Epic Games Inc, 2021) oder das kostenpflichtige PiXYZ Plugin (PiXYZ Software, 2021) sind jedoch erhältlich. Allerdings unterstützen diese Plugins das für VRDRs wünschens- werte Laden von Daten zur Laufzeit aktuell nicht. CAD-Systeme und Tools in deren Umfeld bieten über API-Schnittstellen Ansatzpunkte für eine Automatisierung. Sowohl PiXYZ (PiXYZ Software, 2021) als auch CAD Processor (Open Cascade, 2021) haben Programmierschnittstellen, mit denen die Datenaufbe- reitung im Batchverfahren erfolgen kann. Die einzelnen Prozessschritte laufen jedoch unabhängig voneinander ab. So erfolgt die Tesselierung beispielweise lediglich auf der Basis von Presets, die keinen direkten Bezug zur tatsächlichen Leistungsfähigkeit der Zielplattform haben. Ansätze für einen Geometrieaufbereitungsprozess, der die Performanceunterschiede unterschiedlicher Zielplattformen beachtet, finden sich bereits bei Graf, Brunetti & Stork (Graf, Brunetti & Stork, 2002). Auch Balzerkiewitz und Stechert betonen die Rele- vanz einer optimierten Geometrieaufbereitung (Balzerkiewitz & Stechert, 2020). Eine Orientierung bieten darüber hinaus die Arbeitsprozesse für Filme und Videospiele (Lear, Scarle & McClatchey, 2019). Strukturierung der Geometrieaufbereitung Nicht alle Informationen aus den CAD-Daten sind relevant für den Geometrieaufberei- tungsprozess. CAD-Daten umfassen hier nur die analytisch beschriebene Geometrie und die Produktstruktur. Das Ergebnis der Geometrieaufbereitung sind AR/VR-Daten, die sich aus den tesselierten Geometrien, der Produktstruktur und eventuellen Meta- daten zusammensetzen. Es existiert kein einheitlicher Prozess für die Geometrieaufbereitung. In Abbildung 1 wird eine Struktur für die Geometrieaufbereitung für AR/VR-Anwendungen vorge- schlagen. Das Ziel ist die Maximierung des Automatisierungsgrades des Geometrie- aufbereitungsprozesses. Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 717
Abbildung 1: Geometrieaufbereitungsprozess Die Geometrieaufbereitung erfolgt in den drei Hauptschritten Analyse, Parameterwahl und Transformation. Analyse Die CAD-Daten repräsentieren im allgemeinen Fall ein Produkt aus Baugruppen, Un- terbaugruppen und Einzelteilen in einer mehrstufigen hierarchischen Struktur. Bau- teile und Baugruppe werden im Folgenden als Komponenten bezeichnet. Während der Analyse werden diese Strukturdaten gesammelt. Anhand einer Grobuntersuchung der Komponenten können Duplikate und innenliegende Komponenten ermittelt werden. Außerdem werden Parameter wie Volumen, Flächentypen, etc. erfasst, die in der Pa- rameterwahl nützlich sind. Zusätzlich erfolgt eine Segmentierung. Diese umfasst eine tiefergehende Untersu- chung der Geometrien, bei der spezifische Merkmale ermittelt werden. Dazu zählt die Suche nach Features bzw. Flächen, die technische Details wie Bohrungen und Verrun- dungen abbilden. Die Ermittlung von Hüllkörpern ist ein weiterer Aspekt. Ein weiterer Teil der Segmentierung ist die Suche nach Features bzw. Flächen, deren Geometrie sich eignet, um mit der Hilfe von Texturen approximiert zu werden. Parameterwahl Je nach Anwendungsfall und Zielplattform kann es notwendig oder erwünscht sein, nicht alle Bauteile bzw. Baugruppen die in einem CAD-Modell definiert sind, aufzube- reiten. Ein Bestandteil der Parameterwahl, der alle nachfolgenden Prozessschritte der Geometrieaufbereitung beeinflusst, ist dementsprechend die Komponentenselektion. 718 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Die Darstellungsqualität und Detailtreue der Komponenten werden maßgeblich durch die Wahl der Featureselektion und der Tesselierungsparameter bestimmt. Die Fea- tureselektion umfasst die Wahl der Geometriedetails (z.B.: Bohrungen, Verrundungen), die entfernt werden sollen. Basierend auf den Ergebnissen der Analyse können die Parameter für die Transforma- tion ermittelt werden. Wichtige Einflussfaktoren sind hierbei auch das Leistungsprofil der Zielplattform und die Anforderungen an die Zielanwendung (siehe 3.4). Transformation Während der Transformation kommen verschiedene Werkzeuge zum Einsatz. Zu die- sen zählen die Vereinfachung, die Tesselierung, das UV-Mapping und die Texturierung der Geometriedaten. Vereinfachung Vereinfachungsfunktionen können genutzt werden, um Geometriedetails zu entfer- nen. Gängige Vereinfachungsfunktionen umfassen die Entfernung von Bohrungen und innenliegender Geometrie (Joshi & Dutta, 2003), die Entfernung von Verrundun- gen (Slyadnev & Turlapov, 2020) und das Erstellen von Hüllgeometrien. Tesselierung Den Kern der Geometriekonvertierung bildet die Tesselierung der parametrisch be- schriebenen Modelle. Die Tesselierung ist im Gegensatz zu den anderen beschriebe- nen Werkzeugen nicht optional anwendbar. UV-Mapping Das UV-Mapping umfasst die Erstellung einer Abwicklung für ein Polygonnetz (UV-Un- wrapping). Diese Abwicklung kann anschließend in einer UV-Map gespeichert werden und wird verwendet, um die Visualisierung von Texturen auf dem Polygonnetz zu er- möglichen. Ohne geeignete UV-Map ist die Texturierung komplexer Geometrien nicht möglich. Sie dient dementsprechend als Grundlage für die Texturierung. Texturierung Die Texturierung beinhaltet Funktionen mit deren Hilfe Texturen spezifisch für einzelne Geometrien generiert werden. Mit Texturen können die Farbe und Beleuchtung von Objekten realistischer abgebildet werden. Durch den Einsatz von z.B. Normal Maps können zuvor entfernte Geometriedetails dargestellt werden. Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 719
Zusätzliche Informationen Um die Ansprüche an eine adaptive Geometrieaufbereitung erfüllen zu können, müs- sen weitere Informationen in den Prozess eingebracht werden. Diese Informationen sind die Anforderungen an die Zielanwendung und das Leistungsprofil der Zielplatt- form. Das Leistungsprofil beschreibt die Leistungsfähigkeit der Hardware und Soft- ware der Zielplattform. Die Anforderungen an die Zielanwendung umfassen unter an- derem Informationen über zwingend benötigte Komponenten und ob deren Vereinfa- chung zulässig ist. Die beschriebenen Informationen fließen aktuell nur durch manu- elle Eingaben und meist nicht in Form von quantifizierbaren Daten in den Aufberei- tungsprozess ein Automatisierungspotentiale und Kopplung der Prozessschritte Zwischen den beschriebenen Prozessschritten bestehen Kopplungspotentiale. Auf diese Weise kann die Effizienz der Geometriekonvertierung weiter verbessert werden. Bereits in der Analyse ist ein großes Automatisierungspotential erkennbar. Sowohl die Strukturinformationen als auch die Untersuchung der geometrischen Eigenschaften während der Segmentierung können automatisiert erfasst werden. Für die Erkennung von Geometriedetails wie Bohrungen und Verrundungen existieren bereits anwend- bare Verfahren (Joshi & Dutta, 2003; Slyadnev & Turlapov, 2020). Die Parameterwahl kann theoretisch vollautomatisiert erfolgen, wenn alle benötigten Informationen aus der Analyse vorliegen. Die Selektion von benötigten Komponenten kann auf Basis der Analyseergebnisse mittels geeigneter Filterfunktionen durchge- führt werden. Um eine Automatisierung der Wahl der Tesselierungsparameter möglich zu machen, müssen noch geeignete Verfahren entwickelt werden. Diese müssen in der Lage sein, Prognosen für die resultierende Polygonanzahl und Approximationsqualität für spezifische Tesselierungsalgorithmen (und Parameterkombinationen) zu generie- ren. Im Idealfall können diese Prognosen für einzelne Flächen erstellt werden. Auf diese Weise wird es auch möglich, den Einfluss von Vereinfachungen auf die Polygo- nanzahl zu ermitteln und in die automatisierte Parameterwahl einzubeziehen. Die Ermittlung der Leistungsprofile für verschiedene Zielplattformen kann mit geeig- neten Benchmarks größtenteils automatisiert werden. Die Anforderungen an die Ziel- anwendung erfordern hingegen manuelle Eingaben. Werden die Leistungsprofile und Anforderungen an die Zielanwendung mit den beschriebenen Potentialen in der Para- meterwahl kombiniert, wird die automatisierte und plattformspezifische Datenaufbe- reitung für beliebige Geometrien möglich. 720 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Die Transformation kann ebenfalls stark automatisiert werden. Bereits eine Ausfüh- rung der Tesselierung im Batchverfahren verbessert den Geometrieaufbereitungspro- zess (Gebert, Steger & Stelzer, 2018). Automatisierte Verfahren für das UV-Mapping sind beispielweise in PiXYZ oder Blender (The Blender Foundation) umgesetzt und kön- nen in den automatisierten Datenaufbereitungsprozess eingebunden werden. Die besprochenen Möglichkeiten und Softwareangebote, verfügen nicht über alle be- nötigten Funktionen und Werkzeuge, um den vorgeschlagenen Geometrieaufberei- tungsprozess umsetzen zu können. So verfügt beispielsweise PiXYZ nur über limitierte Vereinfachungsfunktionen, während in CAD Processor und den meisten CAD-Syste- men kein UV-Mapping möglich ist. Tool für die automatisierte Geometrieaufbereitung Um das beschriebene Konzept umsetzen zu können, wurde ein Tool namens GeoPrep entwickelt, das die Geometrieaufbereitung auf Basis von STEP und IGES Dateien er- möglicht. GeoPrep nutzt Funktionen des Open Source CAD-Systems FreeCAD (The FreeCAD Team). GeoPrep befindet sich noch in der Entwicklung, bietet aber viele Werk- zeuge und beinhaltet die Schritte der Geometrieaufbereitung für die Realisierung des Konzeptes. In der Analyse realisiert GeoPrep die Strukturanalyse und Aspekte der Segmentierung. In Abbildung 2 sind einige Ergebnisse der Analyse dargestellt. GeoPrep kann Duplikate erkennen, innenliegende Komponenten finden und anhand der Größenverhältnisse filtern. Abbildung 2: a) CAD Baugruppe, b) Duplikate einer Schraube, c) innenliegende Komponenten, d) kleine Komponenten Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 721
Während der Segmentierung werden die Komponenten auf mögliche Vereinfachun- gen untersucht. Zu den nutzbaren Vereinfachungsfunktionen zählen die Generierung von Hüllkörpern und die Erkennung und Entfernung von Bohrungen und Verrundun- gen. In Abbildung 3 sind einige Ergebnisse dargestellt. Die Vereinfachungen werden erst nach der Parameterwahl in der Transformation angewendet. Nach der Analyse ermöglicht das Tool die Komponentenselektion, siehe Abbildung 4. Um die Auswahl zu erleichtern, wurden verschiedene Filter implementiert. Abbildung 3: Analyseergebnisse für verschiedene Vereinfachungsfunktionen a) generierter Hüllkör- per, b) erkannte Bohrungen, c) erkannte Verrundungen Die entwickelten Filter selektieren Komponenten nach: — Preset (alle Komponenten, keine Duplikate) — Baugruppenname — Hierarchieebene — Volumenverhältnis/Komponentengröße — Duplikat — Textsuche im Komponentennamen — Innenliegender Komponente GeoPrep wählt nur die minimal benötigten Komponenten für die Geometrietransfor- mation aus. Das heißt, das Duplikate nicht mehrfach transformiert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Komponenten komplett aus der Datenaufbereitung auszu- schließen 722 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Abbildung 4: Analyseergebnisse und Selektionsfunktionen im umgesetzten Tool Vor der Tesselierung können die Tesselierungseinstellungen für die Komponenten ge- wählt werden. GeoPrep kann tesselierte Komponenten als OBJ, STL oder VRML Dateien speichern. Auf Basis der Farbdefinitionen können MTL Dateien für die Materialbe- schreibung erzeugt werden. Zusätzlich kann GeoPrep Level of Detail (LOD) Modelle und UV-Maps für die Komponenten erstellen. Die Transformation der Komponenten erfolgt automatisch, siehe Abbildung 5. Die Strukturdaten der CAD-Datei können als XML-Datei gespeichert werden. Die generier- ten Daten wie tesselierte Geometrien, LOD-Stufen und UV-Maps werden ebenfalls in der XML referenziert. In Abbildung 6 findet sich ein Vergleich der Geometrieaufbereitung durch GeoPrep mit anderen Softwarelösungen. In allen Anwendungen wurden die Standardeinstellungen Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 723
für die Tesselierung verwendet und auf die Verwendung zusätzlicher Werkzeuge ver- zichtet. Das PiXYZ Plugin und CAD Processor arbeiten in diesem Test schneller als Ge- oPrep. Beide Anwendungen bringen aber auch Nachteile mit sich. So treten in den Ergebnissen Fehler in der Produkthierarchie auf, die durch manuelle Nachbearbeitun- gen behoben werden müssen. Unreal Datasmith überträgt die Hierarchie fehlerfrei, benötigt dafür aber mehr als doppelt so lang wie GeoPrep. Abbildung 5: Automatische Transformation Abbildung 6: Vergleich des erstellten Tools mit anderen Softwarelösungen 724 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Zusammenfassung und Ausblick Mit der vorgestellten Struktur für den Geometrieaufbereitungsprozess wurde ein An- satz für die adaptive und automatisierte Generierung der Geometriedaten für AR/VR- Anwendungen vorgestellt. Der aktuelle Umsetzungsstand der strukturierten Geomet- rieaufbereitung in GeoPrep bündelt den Großteil des Funktionsumfangs aktueller Soft- waretools in einer Anwendung. Um die Parameterwahl weiter zu verbessern, muss ein Verfahren entwickelt werden, mit dem Prognosen für die resultierende Polygonanzahl und Tesselierungsqualität möglich sind. Ein vielversprechender Ansatz besteht in der Identifikation von Parame- tern, anhand derer die Komplexität einer Geometrie beschrieben werden kann (John- son, Valverde & Thomison, 2018). Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit der Erarbeitung von Benchmarks, die die Quantifizierung der Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Zielplattformen anvisie- ren. Zusätzlich sollen Funktionen der Texturierung automatisiert werden. Potential wird hierbei vor allem in der Implementierung von Verfahren gesehen, mit dem geeig- nete Flächen für eine Substituierung durch Texturen erkannt werden können. Danksagung Einige der dargestellten Ergebnisse wurden im Rahmen der durch die AiF geförderten ZIM-Kooperationsprojekte ZF4123410SS9 und ZF4004704SS9 erarbeitet Literaturverzeichnis Epic Games Inc. (2021). Unreal Engine | Datasmith. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter: https://www.unrealen- gine.com/en-US/datasmith?sessionInvalidated=true Graf, H., Brunetti, G. & Stork, A. (2002). A Methodology Supporting the Preparation of 3D-CAD Data for Design Reviews in VR. DS 30: Proceedings of DESIGN 2002, the 7th International Design Conference, Dubrovnik, 489–496. https://www.designsoci- ety.org/publication/29607/A+Methodology+Supporting+the+Preparation+of+3D-CAD+Data+for+Design+Reviews+in+VR Johnson, M. D., Valverde, L. M. & Thomison, W. D. (2018). An investigation and evaluation of computer-aided design model complexity metrics. Computer-Aided Design and Applications, 15(1), 61–75. https://doi.org/10.1080/16864360.2017.1353729 Joshi, N. & Dutta, D. (2003). Feature Simplification Techniques for Freeform Surface Models. Journal of Computing and Infor- mation Science in Engineering, 3(3), 177–186. https://doi.org/10.1115/1.1603307 Lear, J., Scarle, S. & McClatchey, R. (2019). Asset pipeline patterns. patterns in interactive real-time visualization workflow. In T. Boldt (ed.), Proceedings of the 24th European Conference on Pattern Languages of Programs (ACM Digital Library, S. 1–11). New York,NY,United States: Association for Computing Machinery. Automatisierung des Datenaufbereitungsprozesses für AR/VR-Anwendungen im Engineering 725
Martin Gebert, Wolfgang Steger & Ralph Stelzer. Fast and Flexible Visualization Using an Enhanced Scene Graph. Vortrag anlässlich ASME 2018 International Design Engineering Technical Conferences and Computers and Information in Engineer- ing Conference. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/328711793_Fast_and_Flexible_Visualiza- tion_Using_an_Enhanced_Scene_Graph Open Cascade. (2021). CAD Processor - Open Cascade. Zugriff am 29.01.2021. Verfügbar unter: https://www.open- cascade.com/products/cad-processor/ PiXYZ Software. (2021). Pixyz | Get your 3D data ready for new experiences. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter: https://www.pixyz-software.com/ Siemens. (2021). JT | Siemens Digital Industries Software. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter: https://www.plm.automa- tion.siemens.com/global/de/products/plm-components/jt.html Slyadnev, S. E. & Turlapov, V. E. (2020). Simplification of CAD Models by Automatic Recognition and Suppression of Blend Chains. Programming and Computer Software, 46(3), 233–243. https://doi.org/10.1134/S0361768820030081 The Blender Foundation.. Mapping Types — Blender Manual. Zugriff am 03.02.2021. Verfügbar unter: https://docs.blen- der.org/manual/en/2.79/editors/uv_image/uv/editing/unwrapping/mapping_types.html The FreeCAD Team.. FreeCAD: Your own 3D parametric modeler. Zugriff am 04.02.2021. Verfügbar unter: https://www.freecad- web.org/ The Khronos Group Inc. (2021). glTF -, The Khronos Group. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter: https://www.khro- nos.org/gltf/ Unity Technologies. (2021). Unity - Manual: 3D formats. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter: https://docs.unity3d.com/Manual/3D-formats.html Web3D Consortium. (2021a). What is X3D? | Web3D Consortium. Verfügbar unter: https://www.web3d.org/x3d/what-x3d Web3D Consortium. (2021b). X3D & VRML, The Most Widely Used 3D Formats | Web3D Consortium. Zugriff am 28.01.2021. Ver- fügbar unter: https://www.web3d.org/x3d-vrml-most-widely-used-3d-formats Kontakt Dipl.-Ing. Maximilian Peter Dammann Dr.-Ing. Wolfgang Steger Prof. Dr.-Ing. habil. Ralph Stelzer Professur für Konstruktionstechnik/CAD, Technische Universität Dresden 01069 Dresden maximilian_peter.dammann@tu-dresden.de 726 Maximilian Peter Dammann, Wolfgang Steger, Ralph Stelzer
Sie können auch lesen