Maikäfer nun auch in Ostösterreich auf dem Vormarsch - BFW
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Maikäfer nun auch in Ostösterreich auf dem Vormarsch ANDREAS KAHRER, BERNHARD PERNY, GOTTFRIED STEYRER und HERMANN HAUSDORF Abstract Ab den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Cockchafers Spreading Quickly also in East wurden Maikäfer massiv mit den neu aufkommenden Austria Agrochemikalien bekämpft. Ab diesem Zeitpunkt ging die Maikäferpopulation sehr stark zurück. Ab den 1980er Since the nineties of the last century a recovery of und 1990er Jahren wurden aus der Schweiz (Keller 2004), cockchafer populations has been observed in Western Austria (Inn Valley, Bodensee area). Recently, three mass aus Südtirol (Zelger 1996) und Süddeutschland (Fröschle outbreaks of cockchafers were observed also in Lower 1996) wieder steigende Maikäferzahlen gemeldet. Zeitlich Austria: (1) 2009 Melolontha hippocastani in the riparian verzögert fanden ähnliche Entwicklungen auch in Öster- forests near Stockerau and Tulln, (2) 2011 Melolontha reich statt. Wenngleich die Ursachen dieser neuerlichen melolontha in the surrounding area of Herrenbaum- Massenentwicklung im Dunklen liegen, soll im garten (near Poysdorf), (3) 2011 Melolontha melolontha Folgenden eine vorläufige Bestandsaufnahme der neuen in the surrounding area of Großriedenthal (near Krems). In the latter case, many heavy infested trees were found Schadgebiete, insbesondere in Ostösterreich, vorge- on an area of 68 km² - this area seems to have expanded nommen werden. during the last years. Keywords: Melolontha melolontha, hippocastani, Drei heimische Maikäferarten massflight, Lower Austria, gradation Maikäfer (Familie Scarabaeidae) kommen in Österreich cycle mit drei verschiedenen Arten vor: Am häufigsten ist der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), dessen Larven Kurzfassung (Engerlinge) in Feld-, Obst- und Gartenbaukulturen zu Seit den 1990er Jahren wurde aus Westösterreich finden sind. Die Käfer fressen an allein stehenden (Vorarlberg und dem Inntal) ein Wiedererstarken der Bäumen, Baumgruppen oder Waldrändern. dortigen Maikäferpopulationen berichtet. Seit Kurzem Im Gegensatz dazu durchläuft der seltenere Wald- werden nun auch in Niederösterreich lokale Massen- maikäfer (M. hippocastani) seinen Entwicklungszyklus flüge von Maikäfern beobachtet. Während es sich beim vorwiegend in Wäldern; seine Engerlinge sind über- Massenflug 2009 in den Donauauen bei Stockerau und wiegend im Waldboden zu finden. Diese beiden Arten Tulln um den Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) handelte, wurde 2011 ein Massenbefall einerseits um sehen einander sehr ähnlich - am besten lassen sie sich Großriedenthal (Nähe Krems), andererseits um Herren- durch die unterschiedliche Ausformung des letzten Hinter- baumgarten (Nähe Poysdorf) durch den Feldmaikäfer leibsegments (Pygidium) unterscheiden (Abbildung 2). (Melolontha melolontha) hervorgerufen. Das Gebiet Auf die nur selten anzutreffende Maikäferart (M. mit stark und sehr stark befallenen Bäumen um Groß- pectoralis) soll hier nicht näher eingegangen werden. riedenthal wies 2011 bereits eine Fläche von 68 km² auf Während der Waldmaikäfer bis nach Skandinavien und und scheint in Ausdehnung begriffen. Sibirien verbreitet ist, besitzt der Feldmaikäfer seinen Schlüsselworte: Melolontha melolontha, hippocastani, Schwerpunkt in Zentraleuropa. Massenflug, Niederösterreich, Gradation Biologie Vom Fruchtbarkeitssymbol zum In Flugjahren versammeln sich die Maikäfer eines bekämpften Schädling Gebietes an Waldrändern und um besonders markante Selten hat ein Insekt die menschliche Phantasie so ange- Bäume zur Verpaarung. Danach kehren die Weibchen regt wie der Maikäfer: Während er in alten Zeiten noch wieder in die Nähe jener Stellen zurück, an der sie ihr als Frühlings- und Fruchtbarkeitssymbol verehrt wurde, Larvenleben verbracht hatten, um hier etwa 30 Eier in bis schoben sich mit der Intensivierung der Landwirtschaft zu 25 cm Tiefe – abhängig von der Bodenstruktur - die durch ihn angerichteten Schäden an Kulturpflanzen abzulegen. Darauf können noch weitere Paarungen samt in den Vordergrund. Und eines konnte klar beobachtet Eiablagen folgen. werden: Der Maikäferbestand schwankt über die Jahre – Nach etwa einem Monat schlüpfen Engerlingslarven, unabhängig von den Bekämpfungsmaßnahmen seitens die zunächst von Humus und feinen Faserwurzeln leben, des Menschen. bevor sie sich dann stärkeren Wurzeln zuwenden. Im Laufe FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011 5
Abbildung 1: Adulter Feldmaikäfer. Neben der hier abge- Abbildung 2: Engerling eines Feldmaikäfers. Die sehr ähnlichen bildeten Standardvariante kommen auch noch ganz dunkle, Larven des Waldmaikäfers lassen sich an der Beborstung des völlig rotbraune sowie hell gefärbte Exemplare vor. Hinterendes unterscheiden (Foto: Faber). Figure 2: Cockchafer grub (Melolontha melolontha). The larvae of Figure 1: Adult cockchafer (Melolotha melolontha). Occasionally, also Melolotha hippocastani can be distinguished by the presence of dark, reddish brown or blond specimens can be found. numerous bristles around the anus (photo: Faber). ihres Lebens häuten sie sich mehrmals, sodass man drei und III2 bezeichnet, für vierjährige Zyklen hingegen mit verschieden große Larvenstadien unterscheiden kann. IV0, IV1, IV2 und IV3. Dabei gibt der Index den Rest der Schäden hängen besonders vom Alter der Käferlarven ab Jahreszahl nach Division durch drei bzw. vier an. Anhand und sind daher im Jahr nach dem Flug am bedeutsamsten. der konkreten „Fluggebiete“ in bestimmten Jahren kann Abhängig von der Jahreszeit halten sich Engerlinge in man eine „Maikäferflugkarte“ erstellen, indem man unterschiedlichen Bodentiefen auf: Während sie in der Gebiete mit übereinstimmendem Flug in gleicher Weise Vegetationsperiode in seichten Bodenschichten bis 20 cm markiert. In Österreich wurde eine solche Karte bereits Tiefe leben, verbringen sie die kalte Jahreszeit bis zu 60 cm 1961 von Faber erstellt (Abbildung 4). Die dort ange- tief, um dem Frost auszuweichen. führten Flugjahre wiederholen sich in drei- bzw. vierjäh- Im Spätsommer vor dem Flugjahr legen die nun rigen Intervallen, je nach Entwicklungsdauer der betrach- bereits 4 cm messenden Engerlinge eine kleine Höhlung teten Maikäferpopulation. Daraus ergeben sich zwölf in etwa 40 cm Bodentiefe an, in der sie sich ungestört verschiedene Kombinationen der Ausprägung von drei- verpuppen können. Bereits drei Wochen später schlüpft und vierjährigen Zyklen – d.h. nach zwölf Jahren wird daraus der fertige Käfer, bleibt aber noch im Boden, über- wieder mit der ersten Kombination von drei- und vier- wintert hier und begibt sich erst im folgenden Frühjahr jährigen Zyklus begonnen. bei Ansteigen der Bodentemperatur auf etwa 8,5 °C an die Oberfläche, womit sich der Zyklus schließt. Massenentwicklungen in Österreich Die Massenentwicklung von Maikäfern in Westösterreich Verschiedene „Flugstämme“ setzte ähnlich wie in Deutschland, der Schweiz und Die Entwicklung der Engerlinge dauert mehrere Jahre Südtirol bereits ab den 1990er Jahren ein. Insbesondere und ist von den Bodentemperaturen abhängig. In kühlen war zunächst das Inntal und Vorarlberg betroffen (Cate Gebieten, wie dem Waldviertel und einigen Alpentälern, 2004, Cate pers. Mitt.). Im Gegensatz dazu wurden aus dauert die Entwicklung vier Jahre, in den übrigen Ostösterreich zunächst keine bemerkenswerten Mai- Gebieten ist sie bereits nach drei Jahren abgeschlossen. käferfunde gemeldet. Dies führt dazu, dass je nach Gegend alle drei oder vier Im Jahr 2009 kam es jedoch zu einem sehr starken Jahre mit starkem Maikäferflug zu rechnen ist. Bei großflächigen Käferflug in den Donauauen um beispielsweise dreijähriger Entwicklung sind die drei Stockerau, Spillern und Tulln. Interessanterweise hat es möglichen Flugjahre nicht bunt durcheinander gemischt, sich dabei jedoch nicht um den Feld-, sondern um den sondern es überwiegt für jedes Gebiet jeweils ein be- Waldmaikäfer gehandelt (Straka 2011, pers. Mitt.). Dieser stimmter „Flugstamm“ („Flugjahresfolge“ sensu Faber). Flugstamm müsste die Bezeichnung III2 tragen, ist aber Um die Vergleichbarkeit zu verbessern, werden die in der Flugkarte (Abbildung 4) nicht eingezeichnet. Flugjahre für dreijährige Entwicklungszyklen mit III0, III1 Allerdings tritt ein solcher Flugstamm etwa 50 km weiter 6 FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011
Abbildung 3: Ansicht des Pygidiums von Wald- (links) und Feldmaikäfer (rechts). Zusätzlich sind Waldmaikäfer meist kleiner, dunkler gefärbt sowie stärker behaart. Figure 3: Pygidium of an adult Melolotha hippocastani beetle (left side) and of Melolontha melolontha (right side). westlich bei Dürnstein auf. Es wäre von großem Interesse maikäfer beobachtet. Die größte geschlossene Käfer- herauszufinden, ob es sich dabei ebenfalls um den Wald- ansammlung wurde auf dem Hengstberg (Feuersbrunn, maikäfer handelt oder ob die Waldmaikäferpopulation Gösing) entdeckt. Hier ist die flache Kuppe des Berges von Stockerau isoliert ist. Jedenfalls müssen die Käfer von einem Laubmischwald mit zahlreichen Stieleichen bereits seit längerer Zeit begonnen haben, sich stärker zu bedeckt, an den daran anschließenden sanften Abhängen vermehren. wird fast ausschließlich Weinbau betrieben. Aus der Nach zahlreichen Anfragen wurde der Maikäferflug in Abbildung 6 ist zu entnehmen, dass das Gebiet mit Niederösterreich im Jahre 2011 untersucht – es handelt starkem Befall (Befallsklasse 3 und 4; siehe Kasten) bereits sich hierbei um den Flugstamm III1. Dabei wurden eine Fläche von 68 km² einnimmt. Laut Angaben be- folgende Befallszentren festgestellt: Südlich der Donau troffener Landwirte verschiebt sich die Befallsgrenze mit und im Bereich des Dunkelsteinerwaldes sowie des jeder Flugperiode (alle drei Jahre) um etwa drei Kilo- Wienerwaldes waren Käfer nur punktuell zu finden. meter. Es wird von größter Bedeutung sein festzustellen, Größere besiedelte Flächen waren im Kamptal bis an die wie sich diese Massenvermehrung weiter entwickelt. B37 nördlich von Krems (Abbildung 5), im Gebiet Groß- riedenthal und Gösing zu finden. Ebenso waren große Biologische Bekämpfung durch Beauveria Befallsstärken im Hochleitenwald bei Wolkersdorf und Seit einigen Jahren gibt es ein biologisches Präparat um Herrnbaumgarten sowie Schrattenberg (nahe Poys- (Melocont Pilzgerste) mit dem entomopathogenen Pilz dorf) festzustellen. Die am stärksten befallenen Bäume Beauveria brongniartii, der äußerst selektiv gegen waren Eiche, Pappel, Ahorn und verschiedene Rosenge- Maikäfer-Engerlinge wirkt. Zur Anwendung werden die wächse; daneben waren auch Weide, Aspe, Walnuss, pilzbefallenen Gerstenkörner in den Boden eingearbeitet Esche, Holunder, Feldulme und Robinie sowie Wein- und infizieren dann die dort lebenden Engerlinge. Die kulturen in der Nähe kahl gefressener Eichen betroffen. Erwartungen, die in dieses Mittel gesetzt wurden, erfüllten In den Befallsgebieten bei Poysdorf und Großriedenthal sich nur teilweise. Für einen erfolgreichen Einsatz wird waren bereits seit 2008 Engerlingsschäden an Wein- eine bestimmte minimale Besatzdichte an Engerlings- kulturen zu beobachten. larven benötigt, die aber normalerweise nur auf Wiesen Im Gebiet um Großriedenthal, einem der beiden und Grünland erreicht wird: Die Schadschwelle liegt bei Maikäfer-Kerngebiete, wurde im Frühjahr 2011 der Flug etwa 20 L2-Larven pro m². Im Obst- sowie Weinbau und der Maikäfer genauer untersucht. Dabei wurde die in Wäldern liegen die Besatzdichten deutlich niedriger, Maikäferart, Fraßpflanze und zugehörige Flugstärke bei zwei bis maximal fünf L2-Larven pro m². Diese kartiert. Entsprechend der frühen Vegetationsent- Larvendichten sind zu gering, als dass sich der Gegen- wicklung im Frühjahr 2011 setzte der Käferschlupf bereits spieler Beauveria dauerhaft etablieren könnte. Der Pilz ab dem 10. April ein, es wurden ausschließlich Feld- wächst im Boden kaum und ist in seiner Verbreitung FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011 7
8 Die Maikäfer-Flugjahre in Österreich Nach dem Ergebnis von zehnjährigen, gemeinsamen mit den österreichischen Volkschulen durchgeführten Erhebungen (Stand 1960), ausgearbeitet von Dr. Walter Faber, Bundesanstalt für Pflanzenschutz, Wien Bezeichnung der Flugjahre Flugjahrfolge 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 III 0 III 1 III 2 IV 0 IV 1 IV 2 IV 3 III = dreijähriger Zyklus, IV = vierjähriger Zyklus Die Indexziffern (– Rest aus der Division der Jahreszahl durch den betreffenden Zyklus) bestimmen für beide Zyklen die jeweilige Flugjahrfolge. Farbige Flächen: Gebiete mit ausgeprägten Flugjahren. Übrige Fläche: Maikäferfrei (Hochgebirgstäler) oder nur fallweise starker Maikäferflug. Herausgegeben von der Bundesanstalt für Pflanzenschutz in Wien. Maßstab 1:1.500.000 0 15 30 45 km Kartographie und Druck: Freytag-Berndt u. Artaria, Wien FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011
deshalb auf die gegenseitige An- steckung der Engerlingslarven ange- wiesen. Auch ist eine flächige Ausbringung im Wald nicht möglich. In Deutschland, wo regional Probleme durch Waldmaikäfer im Vordergrund stehen und als sehr ernst zu bewerten sind, ist die Appli- kation von herkömmlichen Insekti- ziden aus der Luft derzeit die einzige Möglichkeit, um kurzfristig die Waldmaikäfer-Populationen deutlich zu schwächen. In ersten Versuchen wurde auch getestet, ob mit einer Beauveria-Suspension eine Be- kämpfung aus der Luft möglich ist. Map data ©2011 Google, Tele Atlas; bearbeitet vom BFW Diese Ergebnisse stehen noch aus. Wenn Engerlinge in Wiesen Abbildung 5: Maikäferflug 2011 im niederösterreichischen Zentralraum: vereinzeltes auftreten (Westösterreich, Alpentäler), (hellrot) bis flächiges Auftreten (rot). Figure 5: Flight of cockchafers in the central part of Lower Austria in 2011: scattered (light können sie erfolgreich durch Aus- red) to aerial occurrence (red). bringung von Melocont Pilzgerste (Beauveria brongniartii) bekämpft werden. Auf intensiv zuletzt beobachteten wärmeren Sommer. Eine entspre- bewirtschafteten Ackerbauflächen wird die Larvendichte chende Überprüfung der Faber’schen Flugkarte durch durch die regelmäßige Bodenbearbeitung - diese wirkt sehr Cate 2004 hat jedoch ergeben, dass die Flugkarte im stark auf die im Boden lebenden Engerlinge - ausreichend Wesentlichen noch immer aktuell ist. Auch eine Unter- reguliert. Im Weinbau bemüht man sich, beide Verfahren suchung durch Scheifinger et al. (2007) zeigte keine Ab- zu kombinieren. weichungen vom Flugschema nach Zweigelt und Faber. Dennoch ist es wichtig, durch jährliche Überprüfung des Gibt es eine zeitliche Verschiebung der Fluges mögliche Abweichungen rasch feststellen zu können. Flugstämme? Seit dem heurigen Frühjahr besteht für jeden Internetnutzer Die aktuelle Verteilung der Flugstämme (Abbildung 4) ist die Möglichkeit, eigene Beobachtungen des Maikäferfluges kein starres Schema, sondern kann sich in Abhängigkeit auf der Internetseite der AGES direkt einzugeben (www. von den herrschenden Bodentemperaturen ändern. In ages.at/ages/amtliches-und-warnmeldungen/warndienst- einem solchen Fall könnten bei unterdurchschnittlichen pflanzengesundheit/flugdatenerfassung-maikaefer-2011/). Sommertemperaturen beispielsweise Maikäfer eines Gebietes ihre Entwicklung verspätet beenden und ein Jahr Ausblick später schlüpfen. In einem solchen Falle würden beispiels- Obwohl es sich beim Maikäfer um einen der am längsten weise die Tiere des Flugstammes III1 als III2 weiterleben. bekannten landwirtschaftlichen Schädlinge handelt, birgt Solche Ereignisse sind aus Deutschland und der Schweiz seine Biologie noch immer unbekannte Facetten: So stellt (Schneider-Orelli 1949) überliefert. So berichtet bereits es nach wie vor eine Herausforderung dar, die Ursachen Zweigelt 1928, dass nach einem besonders kühlen seiner langjährigen Gradationszyklen zu erforschen und Sommer ein Teil der Maikäferpopulation eines Gebietes zur nachhaltigen Bekämpfung zu nutzen. Dazu wird es seine Entwicklung langsamer beendete und damit das notwendig sein, sich auch mit dem Spektrum seiner Schwarmjahr ab diesem Zeitpunkt immer um ein Jahr Krankheitserreger genauer zu befassen. Darüber hinaus nach hinten verlegt war. könnte der Maikäfer ein anschauliches Beispiel für die Man kann davon ausgehen, dass dies auch in Hinkunft Änderung in seiner Phänologie als Folge geänderter möglich ist. Besondere Aktualität erhält die Frage durch die Umgebungstemperaturen bieten. Abbildung 4 (Seite 8): Maikäferflugkarte von Faber 1961. Diese Karte wurde nach Beobachtungen von Zweigelt (1928) und Faber aufgrund der Meldungen von Volksschulen erstellt und ist auch heute noch bis auf Kleinigkeiten gültig. Die ursprünglich ange- führten Jahreszahlen der 1960er Jahre wurden durch aktuelle ersetzt. Figure 4: Austrian map showing flight years of cockchafers (according to Faber 1961 and Zweigelt 1928). Up to the present day, this map is still valid. FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011 9
Abbildung 6: Flugstärke von Feldmaikäfern in April und Mai 2011 im Gebiet Fels am Wagram, dargestellt mit einer fünfteiligen Skala (vgl. Kasten). Figure 6: Infestation intensity of cockchafers in the area of Großriedenthal described by a 5-part scale (cf. box). Erklärung der Befallsstärke Scheifinger, H., Matulla, C., Cate, P., Kahrer, A., Koch, E. 2007: CLIMPHEN - Climate impact on plant and insect phenology Die Befallsstärke wird nach einer fünfteiligen Skala in Austria. Österreichische Akademie der Wissenschaften, ISBN erhoben: 978-3-7001-3966-9 Online-Edition doi: 10.1553/climphen 0 = kein Befall, (http://epub.oeaw.ac.at/climphen): 68 pp. 1 = vereinzelte Maikäfer, 2 = schwacher Befall (auf einem 1 m² großen „Bildaus- Schneider-Orelli, O. 1949: Die Maikäferflugjahre in der Schweiz nach schnitt“ sind bis zu zehn Käfer zu sehen), dem Stande der Untersuchungen von 1948. Schweiz. Zeitschrift 3 = starker Befall (auf einem 1 m² großen „Bildaus- für Obst- und Weinbau in Wädenswil, 58: 105-109. schnitt“ sind bis zu 50 Käfer zu sehen), Straka, U. 2011: persönliche Mitteilung. Universität für Bodenkultur, 4 = Massenflug (auf einem 1 m² großen „Bildaus- Institut für Zoologie, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien. schnitt“ sind mehr als 50 Käfer zu sehen). Trotz ihrer Unschärfe ist diese Methode nach Meinung Zelger, R. 1996: The population dynamics of the cockchafer in South der Autoren praktikabel. Tyrol since 1980 and the measures applied for control. IOBC wprs Bulletin, 19(2): 109-113. Zweigelt, F. 1928: Der Maikäfer. Monographien zur angewandten Literatur Entomologie, Beiheft 9 zur Zeitschrift für angewandte Entomo- Cate, P. C. 2004: Maikäferflüge in Österreich 1949-2000 – erste logie, Band 13: 453 S. Auswertungen (Coleoptera, Scarabeidae, Melolontha melolontha (L.) und M. hippocastani (F.)). Laimburg Journal, 1(2): 146-157. Faber, W. 1961: Ergebnisse zehnjähriger Erhebungen über die Flugjahre des Maikäfers (Melolontha melolontha und Melolontha hippocastani) in Österreich. Pflanzen- schutzberichte, 27 (1/10): 101-146. Fröschle, M. 1996: Occurrence of the common cockchafer in the Dr. Andreas Kahrer und Hermann Hausdorf, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES), Institut für Pflanzengesundheit, Spargelfeld- state of Baden-Württemberg/Germany. IOBC wprs Bulletin, straße 191, A-1220 Wien, Tel.: +43-50555 33321, E-Mail: andreas.kahrer@ages.at, 19(2): 1-4. hermann.hausdorf@ages.at Keller, S. 2004: Engerlingsvorkommen und Bekämpfung in der DI Bernhard Perny und DI Gottfried Steyrer, Waldforschungszentrum BFW, Institut für Schweiz. Nachrichtenblatt Deut. Pflanzenschutzdienst, Waldschutz, Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1103, 56(5): 88-90. E-Mail: bernhard.perny@bfw.gv.at, gottfried.steyrer@bfw.gv.at 10 FORSTSCHUTZ AKTUELL 53, 2011
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