Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen

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Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
Autorenlesungen
Frühjahr 2020

                         r
                 Kultu  esel
                    K i
                im k42
                  im
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
AUTORENLESUNGEN
                            FRÜHJAHR 2020

                            MO\13.01.\20:00            MO\30.03.\20:00
                            Arnold Stadler		           Josef Winkler
                            liest aus                  liest aus
                            „Was ist Glück?“           „Der Stadtschreiber
                                                       von Kalkutta“

                            MO\27.01.\20:00            MO\20.04.\20:00
                            Uwe Timm		                 Nora Bossong
                            liest aus „Morenga“        liest aus „Schutzzone“

                            MO\10.02.\20:00            MI\29.04.\20:00
                            Norbert Scheuer		          SWR-Bestenliste
                            liest aus „Winterbienen“   Prominente Literatur­
                                                       kritiker*innen diskutieren
                                                       literari­sche Neuerschei­
                            DI\18.02.\20:00            nungen
                            Cora Chilcott
                            rezitiert Friedrich
                            Schiller                   FR\15.05.\19:00
                                                       Lange Nacht
                                                       der Literatur
                            MO\02.03.\20:00            „Über Grenzen“
                            Lukas Bärfuss			           Drei Autor*innen
                            liest aus „Malinois“       lesen und sprechen
                                                       über ihre Romane

                            DI\10.03.\20:00
                            Eugen Ruge                  FR\29.05.\18:00
                            liest aus „Metropol“        Literaturschiff
                                                        Jackie Thomae
                                                      r Anna-Katharina Hahn
                                               u s ve
                            MO\16.03.\20:00 a kauft     N.N.
                            Monika Helfer
                            liest aus „Die Bagage“

kultur-friedrichshafen.de
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
MO     Arnold Stadler
13.01. liest aus „Was ist Glück?“
20:00
         „Eine Erinnerung ist ganz zentral für mein
Kiesel   Schreiben und auch dafür, wie ich mir den
im k42   Schriftsteller vorstelle, den ich meine: die
         ­Erinnerung an das Schöne. Ganz wichtig war
          von Anfang an für mich die Begegnung mit
          dem Schönen in der Sprache. Die ersten aus­
          wendig gekonnten und gesagten Verse in
          ­einer Sprache, die ich nicht verstand. Und
           trotzdem waren sie schön.“

         Der in Meßkirch geborene und in Rast aufge-
         wachsene Schriftsteller Arnold Stadler erhielt für
         sein bisheriges Werk breite Anerkennung und
         Auszeichnungen, darunter den renommierten
         Georg-Büchner-Preis. Der studierte Theologe
         und promovierte Literaturwissenschaftler gilt als
         Meister abgründiger Sprachbilder, aphoristischer
         Pointen, verzweifelt komischer Geschichten
         und traurig-heiterer Helden. Um Heimat, Gott
         und die Welt geht es im Werk Arnold Stadlers –
         zuletzt in seinem Roman „Rauschzeit“, aus dem
         er bereits im Kiesel gelesen hat.

         Auch in seinem neuesten Buch „Was ist Glück?
         Nachher weiß man es“ stellt Arnold Stadler Fragen,
         die jeden Menschen betreffen – allen voran die
         nach der eigenen Identität und ihren Wurzeln.
         Erzählend und reflektierend, autobiographisch
         grundiert wie seine Romane, entsteht die Stadler-
         sche Welt des „Schwäbisch-Mesopotamiens“, wie
         er den Landstrich seiner Herkunft nennt, mit
         frühen Erinnerungen, seinem Schmerz und dem
         gleichzeitigen skurrilen Scherz. Die Heimat und
         auch die Frage nach Gott hat ihn, der Priester
         werden wollte, nie losgelassen. Was ist Heimat?
         Was ist der Mensch? Was ist Sprache und wie
         kann sie Brücken bauen? Wie gelingt ein Leben?
         Was ist Glück? – Nachher weiß man es, aber le-
         ben können wir nur jetzt. Davon erzählt Arnold
         Stadler.
         Karten: 5 €
                                                              © Jürgen Bauer
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
MO     Uwe Timm liest aus „Morenga“                               Neu n
                                                                      se
27.01.                                                           gele
20:00 „Morenga     reitet einen Schimmel, den er nur
       alle vier Tage tränken muss. Nur eine Glaskugel,
            die ein Afrikaner geschliffen hat, kann ihn tö­
Kiesel
            ten. Er kann in der Nacht sehen wie am Tag. Er
im k42
            will die Deutschen vertreiben. Er kann Regen
            machen. Er verwandelt sich in einen Zebrafin­
            ken und belauscht die deutschen Soldaten.“

            Deutschland und seine Kolonien – das ist ein
            Thema, das in jüngster Zeit immer wieder ins
            Rampenlicht rückt. Oft geht es dabei um die
            Rückgabe von Museumsobjekten aus der Kolo-
            nialzeit. Jüngst hatte die baden-württember­
            gische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer
            die Bibel und Peitsche des namibischen Natio-
            nalhelden Hendrik Witbooi, bisher im Besitz des
            Stuttgarter Linden-Museums, zurückgegeben.

            Uwe Timm, einer der bedeutendsten deutschen
            Schriftsteller der Gegenwart, hat schon 1978 in
            seinem grandiosen historischen Roman „Moren-
            ga“ den Aufstand der Herero und Nama in
            Deutsch-Südwestafrika zu Beginn des 20. Jahr-
            hunderts erzählt. Der frühere Minenarbeiter
            ­Jakob Morenga stand in dem erbarmungslosen
             Kolonialkrieg, der in einem Völkermord endete,
             an der Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden
             Schwarzen. Uwe Timm erzählt aus der Sicht des
             (fiktiven) Oberveterinärs Gottschalk, der 1905
             nach Deutsch-Südwestafrika reist und mitten
             in den Herero- und Hottentottenaufstand gerät.
             Gottschalk lernt die Sprache der Nama und gerät
             immer mehr in Zweifel über das Verhalten der
             deutschen Militärverwaltung. Bei einem Gefecht
             fällt er in die Hände Morengas, wird aber bald
             freigelassen und gerät daraufhin in den Verdacht,
             mit den Aufständischen zu sympathisieren. Der
             aufregende Roman voller wahrer Begebenheiten
             ist eine faszinierende Verbindung von Fiktion und
             dokumentarischer Authentizität. Exklusiv liest
             und spricht Uwe Timm im Kiesel im k42 über den
             Roman, den er vor 42 Jahren geschrieben hat.
             Karten: 5 €
                                                                 © Gunter Glücklich
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
Geld als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in
MO     Norbert Scheuer                                        präparierten Bienenstöcken über die Grenze nach
10.02. liest aus „Winterbienen“                               Belgien, er verstrickt sich auch in Frauengeschich-
20:00                                                         ten. Während die Bomben der britischen und
         „Die Aufgabe der jetzt lebenden Winterbienen         amerikanischen Flugzeuge auch auf die Eifel zu
Kiesel   besteht darin, die im Frühjahr zu erwartende         fallen beginnen, werden die Flüchtlingsfahrten
im k42   neue Generation der Larven warm zu halten, zu        immer riskanter und immer seltener. Arimond
         schützen und zu füttern und so das Überleben         geht das Geld aus, und damit fehlen ihm die Me-
         des Volkes zu sichern. In der kalten Jahreszeit      dikamente, die er zum Überleben braucht. Die
         halten sie die Temperatur in ihrem Staat kon­        Krankheit veranlasst Egidius dazu, ein Tagebuch
         stant auf etwa zwanzig Grad, das ist gerade          zu verfassen; in ihm hält er sein Leben gegen das
         warm genug, damit ihre Königin und sie selbst        Vergessen fest, das die nicht behandelte Epilep-
         nicht erfrieren.“                                    sie mit sich bringt. Er notiert: „Das Einzige, was
                                                              bleibt, sind die Notizen. Sie halten mich am Leben,
         Bienen züchten, Frauen lieben, Bücher lesen
                                                              sind meine einzige Erinnerung. Ich spüre, wie
         und irgendwie am Leben bleiben. Das ist die De-
                                                              ich mit jedem Anfall mehr und mehr vergesse“.
         vise von Egidius Arimond, der Latein- und Ge-
         schichtslehrer war und aus dem Schuldienst ent-      Norbert Scheuers vielschichtiger Roman „Winter-
         fernt worden ist. Es ist das Jahr 1944. Während      bienen“ war einer der Favoriten für den Deutschen
         die Front von Westen her immer näher an die          Buchpreis 2019 und erhielt den Wilhelm-Raabe-­
         Eifel rückt, gerät Egidius, der unter Epilepsie      Literaturpreis.
         leidet, in höchste Gefahr. Nicht nur bringt er für   Karten: 5 €

          © Elvira Scheuer
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
DI     Freiheit lebt nicht nur
18.02. im Reich der Träume
20:00 Cora Chillcott rezitiert
Kiesel   Friedrich Schiller
im k42
         „Die wahre Kunst aber hat es nicht bloß auf
         ein vorübergehendes Spiel abgesehen, es ist
         ihr Ernst damit, den Menschen nicht bloß in
         einen augenblicklichen Traum von Freiheit ­
         zu versetzen, sondern ihn wirklich frei zu
         machen und dies dadurch, daß sie eine Kraft ­
         in ihm erweckt, übt und ausbildet …“

         Sein Leben lang hat sich Schiller mit den Fragen
         nach einer idealen Gesellschaftsform auseinan-
         dergesetzt und seine Kritik an der damals herr-
         schenden Ordnung auch in seine Dichtkunst
         einfließen lassen. Seinen berühmt gewordenen
         Figuren legte er feurige Botschaften in den Mund:
         Johanna, Marquis Posa, Fiesko, Maria Stuart. Sie
         alle kommen in Cora Chilcotts Schiller-Programm
         zu Wort. Gedichte, Briefe Friedrich Schillers und
         Auszüge aus den Dramen fügen sich zu einer
         wortgewaltigen Collage, die dem „Dichter der
         Freiheit“ ein Denkmal setzt. Für Schiller existierte
         die Freiheit „nur in dem Reich der Träume“, sie
         gab es im damaligen Deutschland nicht wirklich.
         Aber „politische und bürgerliche Freiheit bleibt
         immer und ewig das heiligste aller Güter, das wür-
         digste Ziel aller Anstrengungen und das große
         Zentrum aller Kultur.“ (Briefe über die ästhetische
         Erziehung des Menschen).

         Cora Chilcott, von 2001 bis 2014 Schauspielerin
         am Berliner Ensemble, ist mit ihren Schauspiel-­
         Soli u.a. an der Berliner Volksbühne, zur Schiller­
         woche in Marbach, in Weimar, Leipzig, Mann-
         heim und Rudolstadt, für die Goethe-Institute in
         Lissabon, Riga, Stockholm, Oslo und auf Festi-
         vals in Sarajevo, Strasbourg, Verona, Florenz und
         Bologna aufgetreten.
         Karten: 5 €

                                                                © Sven Hans Tietze
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Lukas Bärfuss ist der aufregendste Schweizer
MO     Lukas Bärfuss                                        Autor, der immer wieder in eine Reihe mit Max
02.03. liest aus „Malinois“                                 Frisch gestellt wird. Er schrieb zunächst Thea-
20:00                                                       terstücke; ein Publikumsrenner wurde das Stück
         „Meine Poetik, meine Dramaturgie war mir ­         „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ und
Kiesel   nie Selbstzweck. Jeden Wohlklang verstand ich      „Der Bus“. Sein Roman „Hundert Tage“ thema­
im k42   als eine Form der Memotechnik, als Methode,        tisierte den Völkermord in Ruanda Mitte der
         um sich lebendig zu erinnern, zu empfinden,        Neunzigerjahre. In seinem Roman „Koala“ spür­-
         daran, was Menschen einander antun können,         te er reflektierend dem Selbstmord seines Halb-
         aber auch, dass es dabei keine Fatalität gibt,     bruders nach. Für dieses Buch ist er mit dem
         kein Müssen. Freiheit und Empathie sind nie­       Schweizer Buchpreis ausgezeichnet worden.
         mals umsonst, das ist wahr, aber möglich sind      Zuletzt erschien sein jüngster Roman „Hagard“,
         sie immer, in jedem Augenblick. Davon wollte       dessen Geschichte um einen erfolgreichen Ge-
         und will ich erzählen.“                            schäftsmann kreist, der sich durch obsessives
         (Dankesrede zur Verleihung des Georg-Büchner-­     Begehren aus allen sozialen Bindungen löst. Im
         Preis 2019)                                        vergangenen Oktober wurde Lukas Bärfuss mit
                                                            dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Aus-
                                                            gezeichnet wurde ein herausragender Erzähler
                                                            und Dramatiker der deutschsprachigen Gegen-
                                                            wartsliteratur, der immer wieder mit pointierten
                                                            Essays und Debattenbeiträgen zum politischen
                                                            Geschehen an die Öffentlichkeit tritt.

                                                            Nun ist ein Band mit Erzählungen erschienen,
                                                            die im Lauf von zwanzig Jahren entstanden
                                                            sind. Das Verbindende in den Erzählungen von
                                                            Lukas Bärfuss sind die Liebe und das Begehren.
                                                            Ein weiteres Verbindendes ist der immer wieder
                                                            eintretende Zufall, die Willkür des Lebens, die
                                                            das Leben von einem Moment auf den anderen
                                                            plötzlich ändert. In zugleich sinnlicher als auch
                                                            analytischer Sprache erzählt Lukas Bärfuss von
                                                            Menschen, die aus den Routinen des Alltags her-
                                                            ausgerissen werden.
                                                            Karten: 5 €

                                      © Stefano de Marchi
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
DI     Eugen Ruge
10.03. liest aus „Metropol“
20:00
         „Ist das seine Strategie? Wenn der Prozess
Kiesel   funktioniert: Lenin-Orden. Wenn er schief­
im k42   geht: Kopf ab. Das Schlimme ist, dass man nicht
         weiß, was er denkt. (…) Stalin neigt bloß den
         Kopf, macht eine Handbewegung, er bläst ein
         bisschen Rauch in die Luft, und der ganze Ap­
         parat ist in Bewegung. Alle springen herum,
         schwingen Reden, verpetzen sich gegenseitig.
         Wenn diese Angeklagten jetzt aufstünden und
         die Wahrheit sagten. Alle sechzehn … Sie
         brächten Stalin zu Fall.“

         Mit seinem Debütroman „In Zeiten des abneh-
         menden Lichts“ (2011) hatte Eugen Ruge sofort
         internationalen Erfolg. Das Buch wurde gleich
         mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter
         mit dem Deutschen Buchpreis. In dem Roman
         „Metropol“ kehrt Eugen Ruge zurück zur Ge-
         schichte seiner Familie – in einem besonderen
         zeitgeschichtlichen Abschnitt.

         Moskau, 1936. Die deutsche Kommunistin
         Charlotte ist der Verfolgung durch die National-
         sozialisten gerade noch entkommen. Im Spät­
         sommer bricht sie mit ihrem Mann auf in die
         neue Heimat Sowjetunion. Sie sind Mitarbeiter
         des Nachrichtendienstes der Komintern, wo Kom-
         munisten aller Länder beschäftigt sind. Umso
         schwerer wiegt, dass unter den „Volksfeinden“,
         denen gerade in Moskau der Prozess gemacht
         wird, einer ist, den Charlotte besser kennt, als
         ­ihr lieb sein kann.

         Ungeheuerlich ist der politische Terror der 1930er   © Asja Caspari
         Jahre, aber mehr noch: was Menschen zu glau-
         ben imstande sind. Der Roman „Metropol“ erzählt      aber sind wahr.“ Und die Frau mit dem Deck­
         vom Schicksal von Menschen auf dem schmalen          namen Lotte Germaine, die am Ende jenes Som-
         Grat zwischen Überzeugung und Wissen, Loya-          mers im berühmten Hotel Metropol einem un-
         lität und Gehorsam, Verdächtigung und Verrat.        gewissen Schicksal entgegensieht, war seine
         „Die wahrscheinlichen Details sind erfunden“,        Großmutter.
         schreibt Eugen Ruge, „die unwahrscheinlichsten       Karten: 5 €
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
MO     Monika Helfer
16.03. liest aus „Die Bagage“
20:00
         „Was alles zum Dorf gehörte, war weit, bis zum
Kiesel   weitesten Hof war eine gute Stunde Weg ab
im k42   der Kirche. Sechs Höfe lagen an den Rändern,
         dahinter begann der Berg. Sie wohnten dort,
         weil ihre Vorfahren später gekommen waren
         als die anderen und der B
                                 ­ oden am billigsten
         war, und am billigsten war der Boden, weil die
         Arbeit auf ihm so hart war.“

         Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren
         Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die
         Abseitigen, die Armen, man nennt sie „die Ba-
         gage“. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und
         Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in
         der Maria und die Kinder allein zurückbleiben
         und abhängig werden vom Schutz des Bürger-
         meisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in
         die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch
         spricht und wunderschön ist, sondern eines
         Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es
         ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit
         Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie
         ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin.
         Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Ge-
         schichte ihrer eigenen Herkunft.

         Monika Helfer, in Au/Bregenzerwald geboren,
         lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vor-
         arlberg. Sie hat Romane, Erzählungen und Kin-
         derbücher veröffentlicht, darunter: „Wenn der
         Bräutigam kommt“ (1998), „Mein Mörder“ (1999),
         „Bevor ich schlafen kann“ (2010), „Oskar und Lilli“
         (2011) und „Die Bar im Freien“ (2012). Gemein-
         sam mit ihrem Mann Michael Köhlmeier schrieb
         sie das Kinderbuch „Rosie und der Urgroßvater“
         (2010). Mit ihrem letzten Roman „Schau mich
         an, wenn ich mit dir rede“ (2017) war sie für den
         Deutschen Buchpreis nominiert.
         Karten: 5 €

                                                               © Isolde Ohlbaum
Autorenlesungen Frühjahr 2020 - t u r im k42 - Kulturbüro Friedrichshafen
MO     Josef Winkler
30.03. liest aus „Der Stadtschreiber
20:00 von Kalkutta“
Kiesel
         „Mit meiner Pelikan-Füllfeder und mit meinem
im k42
         Notizbuch, auf dem ein plitschnasser indischer
         Knabe am Ufer des Meeres abgebildet war, der
         keck lachend zwischen mehreren über und über
         mit gelben und orangefarbenen Blumengirlan­
         den behängten Ganeshas, Statuen des indischen
         Elefantengotts, hockt, ging ich kreuz und quer
         durch die Straßen von Kalkutta und begann
         meine Beobachtungen aufzuschreiben.“

         In den frühen Romanen des Kärntner Schrift-
         stellers und Büchner-Preisträgers Josef Winkler
         spielt die Auseinandersetzung mit seinem Vater,
         dem Katholizismus, dem Tod, der Kärntener Hei-
         mat eine bedeutende Rolle. Später finden seine
         zahlreichen Reisen nach Italien und vor allem
         nach Indien Eingang in sein literarisches Werk.
         Für seinen Roman „Domra“ ist er nach Benares
         gereist, um den Feuerbestattern, die in Indien
         zur Kaste der Unberührbaren gehören, an den
         Ufern des Ganges bei ihrer Arbeit zuzusehen. In
         seinem neuen Buch „Der Stadtschreiber von Kal-
         kutta“ nimmt uns der Indienfahrer Josef Winkler
         nun mit auf seine Touren durch die Stadt – im-
         mer wieder hinein in das elektrisierende, bunt
         verwirrende Treiben auf einem großen Lebens-
         mittelmarkt, in die Überfülle der Beobachtun-
         gen und kleinsten Geschichten, dann auch hier
         wieder zum Einäscherungsort am heiligen Fluss
         und schließlich zur herzzerreißenden Opferung
         vieler kleiner weißer Ziegen. Darunter die Lieb-
         lingstiere von Kindern, die diese in Begleitung
         der Eltern heranführen, damit im finsteren Tem-
         pel die Göttin Kali ihr Blut trinken kann.

         Notizbuch und Füllfeder, Sehen und Beobachten
         als Ursprung von Literatur. Josef Winklers Text
         wird zu einem bildmächtigen Film.
         Karten: 5 €

                                                            © Jerry Bauer, SV
MO     Nora Bossong
20.04. liest aus „Schutzzone“
20:00
         „Sind Sie schon einmal gefoltert worden?
Kiesel   fragte er. Sehen Sie, das ist das Problem: Sie
im k42   verfassen Ihre Berichte, aber Sie haben eine
         sehr kleine Vorstellung von der Welt. Für Sie
         waren die Verbrechen gegen die Menschheit
         das Thema Ihrer Abschlussarbeit an der Uni­
         versität. Sie haben, da bin ich mir sicher, ­
         ­ei­ne gute Note dafür erhalten.“

         Nora Bossongs facettenreicher Roman „Schutz-
         zone“ schildert das Leben einer UN-Mitarbeiterin
         zwischen Privatem und Politischem, Bürokratie
         und Blauhelmeinsatz, europäischer Mentalität
         und afrikanischer Realität.

         Im Büro der Vereinten Nationen in Genf hat
         Mira viel zu tun. Während sie tagsüber Berichte
         über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen
         schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der
         Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staats-
         vertretern zu vermitteln. Mira glaubt, etwas in
         der Welt bewegen, Frieden stiften und Unrecht
         ahnden zu können. Doch je mehr Katastrophen
         sie in Augenschein nimmt, desto mehr hinter-
         fragt sie ihr Wirken und das der NGOs. Bei einem
         Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen
         Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im
         Frühjahr 1994 einige Monate gelebt hat. Dessen
         Vater, der von einem Krisenherd zum nächsten
         flog, hat ihr die Welt der großen Politik eröffnet.
         Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans
         unentschiedene Haltung zwischen gesuchter
         Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln
                                                               © Heike Steinweg, SV
         und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei
         der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi
                                                               „Nora Bossong veröffentlicht mit ‚Schutzzone‘
         hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität
                                                               einen Roman, der sich durch seine Ernsthaftig-
         ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen
                                                               keit und seine literarische Könnerschaft von der
         eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.
                                                               Saisonproduktion der Verlage deutlich abhebt.“
                                                               (Die Zeit)
                                                               Karten: 5 €
werden drei Autor*innen aus ihrem aktuellen
MI     SWR-Bestenliste			                                                    Roman lesen und in einem Gespräch mit einem
29.04.                                                                       Moderator darüber sprechen. In der Pause wer-
20:00 Prominente    Literaturkritiker*innen
       diskutieren literarische Neuerscheinungen
                                                                             den Häppchen und Getränke gereicht.

                                                                             Das Programm der „Langen Nacht der Literatur“
Kiesel
          Seit 1975 wird von renommierten Literaturkriti-                    ist noch in Arbeit und wird in Kürze bekannt
im k42
          ker*innen monatlich eine Empfehlungsliste von                      gegeben.
          zehn Büchern aufgestellt, denen sie möglichst                      Karten: 12 €
          viele Leserinnen und Leser wünschen. Einmal
          im Monat diskutieren drei Kritiker*innen live
          vor Publikum über aktuelle Neuerscheinungen.
          Buch­­ausschnitte der besprochenen Werke ­werden
                                                              FR     Literaturschiff 
          von der Schauspielerin und Sprecherin Doris         29.05.
          Wolters sowie dem Schauspieler und ­Sprecher        18:00 mit Jackie Thomae, Anna-Katharina
                                                                     Hahn und N. N.
          Frank Stöckle gelesen.
                                                              Dampfschiff
          Zum fünften Mal ist der Kiesel im k42 Austrags-                 1913 lief das Dampfschiff „Hohentwiel“ auf der
                                                              Hohentwiel
          ort von „SWR-Bestenliste live“. Die Veranstaltung               Werft in Friedrichshafen vom Stapel lief. Nach
          wird aufgezeichnet und in SWR 2 gesendet. Wel-                  49 Betriebsjahren wurde sie 1962 ausgemustert.
          che Kritiker diskutieren und welche Bücher im                   1984 erwarb der Verein Internationales Boden-
          Kiesel besprochen werden, steht erst zu Beginn                  see-Schifffahrtsmuseum e. V. den maroden
          des Monats fest.                                                Dampfer und ließ ihn mustergültig restaurieren.
          Karten: 5 €                                                     Seit dem 17. Mai 1990 fährt die „Hohentwiel“
                                                                          wieder als einer der schönsten Dampfer in Eu-
                                                                          ropa auf dem Bodensee.

FR     Lange Nacht der Literatur                                            Seit 1994 wird die „Hohentwiel“ einmal im Jahr
15.05. „Über Grenzen“                                                        zum „Literaturschiff“. Bis heute haben über 70
                                                                             renommierte Autorinnen und Autoren aus
19:00                                                                        mehreren europäischen Ländern auf der
          Drei Autor*innen lesen aus ihren Romanen
                                                                             schwimmenden Literaturbühne gelesen.
Kiesel
                                                                             Karten: ausverkauft
im k42    Das Internationale Bodenseefestival 2020 wid-
          met sich dem Thema „Über Grenzen“. Als erstes
          denkt man an Ländergrenzen und geographische
          Grenzen, die offensichtlich sind, dann an kultu-
          relle Grenzen zwischen Ländern, Regionen, Städ-
          ten. Und es gibt soziale, sprachliche, ethnische,
          religiöse Grenzen innerhalb der Gesellschaft.
          Grenzbereiche im einzelnen Menschen sind die
          Fragen nach einer Norm, der man zu entsprechen
          habe, und dem Anderssein, nach der Grenze
          zwischen Leben und Tod.

          „Über Grenzen“ ist ein Thema der Literatur par
          excellence. In einer langen Nacht der Literatur
                                                               J. Thomae © Urban Zintel           A.-K. Hahn © Heike Steinweg, SV
Spielorte
Kiesel im k42
Karlstr. 42 \ 88045 Friedrichshafen

Vorverkauf
Graf-Zeppelin-Haus
T: +49 7541 288-444 \ F: -446
MO + FR 14:00–18:00
DI bis DO 10:00–13:00 + 14:00–16:00
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Abendkasse
im Foyer des k42
jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
T: +49 7541 203-3322
Reservierte Karten bitte bis spätestens 30 Minuten
vor der Veranstaltung an der Abendkasse abholen.

Veranstalter/Herausgeber
Kulturbüro Friedrichshafen
T: +49 7541 203-3300
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  acebook.com/KulturbueroFriedrichshafen
Redaktion: Franz Hoben
Gestaltung/Satz: Lucia Sauter + Piktogram.eu
Druck: Druckhaus Müller
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Titelfoto: © Thomas Bethge, Adobe Stock
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