Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Daniil Trifonov - September 2020
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Philharmonie Berlin Hinweise Großer Saal Dienstag 1. September 2020 16 Uhr | 20 Uhr für Ihren Konzertbesuch Tragen Sie bis Kein Nach- Berliner Philharmoniker Konzertbeginn und Wieder- Kirill Petrenko Dirigent einen Mund- Nasen-Schutz. einlass möglich. Daniil Trifonov Klavier Begeben Sie sich umgehend in den Husten und Saal und halten niesen Sie Sie sich nicht im in die Arm- Foyer auf. beuge. Nach Konzert- ende verlassen Nutzen Sie Sie bitte mit die Desinfek- Mund-Nasen- tionsmittel- Schutz den Saal spender. und halten 1,5 m Abstand. Kirill Petrenko Wir sind ver- Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker Es gibt keine pflichtet, Ihre Pause. Kontaktdaten Andrea Zietzschmann zu erfassen. Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
S AIS ON 2020/ 21 B ER L IN ER PHIL HAR M O N IK ER Ludwig van Beethoven (1770–1827) Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 Entstehungszeit: 1796 −1804 1. Allegro con brio 2. Largo 3. Rondo: Allegro – Presto Dauer ca. 35 Min. Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 11 Entstehungszeit: 1824 1. Allegro di molto 2. Andante 3. Menuetto: Allegro molto – Trio 4. Allegro con fuoco – Più stretto Dauer ca. 30 Min. KEINE PAUSE Das Konzert um 20 Uhr wird live in der Digital Concert Hall übertragen und wenige Tage später als Mitschnitt im Archiv veröffentlicht. digital-concert-hall.com Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeichnungen sind nicht gestattet. Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Mobiltelefone aus. Die Stiftung Berliner Philharmoniker wird gefördert durch:
S AIS ON 2020/ 21 DIE WER K E Empfindungswelten »Es erfordert die musikalische Politik, die besten Sachen eine Zeit- lang für sich zu behalten«, schrieb Ludwig van Beethoven 1801 seinem Verlag und meinte damit wahrscheinlich (auch) sein da- mals noch unaufgeführtes Drittes Klavierkonzert. Denn das wollte er, der gefeierte Pianist, noch nicht veröffentlichen, sondern erst einmal selbst vor Publikum spielen. Deswegen brauchte er die Solostimme für die Uraufführung auch gar nicht vollständig auszuschreiben – er hatte sie schließlich im Kopf. Das wiederum brachte seinen Umblätterer, den früheren Mozart-Schüler Ignaz von Seyfried, gehörig ins Schwitzen: Der sah »fast lauter leere Blätter; höchstens auf einer oder der anderen Seite ein paar […] mir rein unverständliche egyptische Hieroglyphen hingekrizelt; denn er spielte beynahe die ganze Prinzipalstimme blos aus dem Gedächtniß«. Beethovens Klavierkonzert in c-Moll ist nicht zuletzt eine Ver beugung vor Mozarts Klavierwerken in derselben Tonart – und vor allem ein ganz persönliches Werk. Der Kompositionsprozess zog sich über mehrere Jahre hin. Beethoven erlebte in dieser Zeit eine »Solche Ereignisse brachten mich zunächst glückliche, wegen des höheren Standes der Angebeteten nahe an Verzweiflung, es fehlte wenig, aber hoffnungslose Liebesbeziehung; er litt unter Depressionen, die er in seinem Heiligenstädter Tes- und ich endigte selbst mein Leben – tament schilderte, begann sein Gehör zu verlieren – Im langsamen und ließ sich trotz allem nicht unterkriegen: »Ich will Satz entführt nur sie die Kunst, sie hielt mich zurück, dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz nieder Beethovens ach es dünkte mir unmöglich, die beugen soll es mich gewiss nicht.« Klavierkonzert in Welt eher zu verlassen, bis ich das Das scharf modellierte erste Thema des Konzerts durchmisst spannungsvoll den c-Moll-Dreiklang, fast eine harmonisch alles h ervorgebracht, wozu ich mich wie der Anfang eines Manifests: Viertel für Viertel, ferne, traum sozusagen Wort für Wort, prägnant formulierend. verlorene Welt, aufgelegt fühlte.« Der langsame Satz entführt in eine harmonisch eine andere ferne, traumverlorene Welt, eine andere Wirklich Wirklichkeit. keit. Von Beethoven ersehnte »selige Augenblicke« ereignen sich hier, die einst vom »zauberischen Ludwig van Beethoven 1802 in seinem Mädchen« ausgelöst worden waren. Es ist ein »Verweile doch«, Heiligenstädter Testament, in dem er über seine wie Beethoven – das schmerzlich-süße Empfinden bis zur End zunehmende Ertaubung spricht losigkeit ausdehnend – es selten in seiner Musik zugelassen hat. 5
S AIS ON 2020/ 21 DIE WER K E Und nach mancherlei musikalischem Ringen mit dem Schicksal überwiegt am Ende des Finales das hoffnungsvolle C-Dur. Auch Felix Mendelssohn Bartholdy beschreitet in seiner Ers- ten Symphonie (zwölf vorausgegangene Streichersymphonien gingen nicht in die offizielle Zählung ein) einen Weg von c-Moll nach C-Dur. Natürlich kannte er die berühmten Beispiele von Mozart und Beethoven – wobei man sich vor Augen führen muss, dass es sich dabei nicht um musikhistorische Klassiker handelte, sondern um zeitgenössische Musik. Schließlich war Anfang 1824, als der 15-jährige Mendelssohn diese Symphonie schrieb, Beet hovens Neunte noch nicht einmal uraufgeführt. Wie es gar nicht anders sein kann, spielt Mendelssohn mit dem, was er an seinen Vorgängern bewundert, lässt im Menuett die Melodie über den zugrunde liegenden Dreiertakt hinausstreben, zitiert auch mal bestimmte motivische Wendungen (eine zwischen zwei Harmonien pendelnde Figur, die er Mozarts g-Moll-Sympho- nie Nr. 40 abgelauscht hat, sogar gleich zweimal, im ersten und vierten Satz) und beweist im Finale mit einem Fugato in anspruchs- voller Stimmführung, wie souverän er sein Handwerk beherrscht. Aber es geht ihm schon in diesem jungen Alter um viel mehr: einen eigenen Tonfall zu finden, einen Ausdruck für die Empfin- Winterlandschaft, Gemälde von dungswelt seiner Epoche. Das war nicht mehr das Revolutions Caspar David Friedrich, 1811 pathos eines Beethoven, sondern ein Zeitalter, das äußerlich von der Restauration geprägt war, dafür aber ins Innere schaute, sich für das Übersinnliche begeisterte, in unheimlichen Naturerschei- nungen Abgründe des menschlichen Wesens wiederfand. So et- was klingt an im zauberhaften zweiten Thema des Finales: erst nur Mendelssohns gezupfte Streicher, dann eine Klarinettenmelodie wie aus einer Tonfall ist Ausdruck anderen Welt. Dass Mendelssohn außerdem – durchaus innova- einer Epoche, die tiv – alle Sätze motivisch miteinander verknüpfte, beweist, dass er ins Innere schaute gar nicht vorwiegend Klassizist war, sondern mindestens so sehr und in unheimlichen Exponent einer jungen musikalischen Avantgarde. Malte Krasting Naturerscheinungen Abgründe des menschlichen Wesens wiederfand. 6
S AIS ON 2020/ 21 KÜN STL ER B IO G RAF IEN Kirill Petrenko Daniil Trifonov Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstle- Alexander Skrjabins Le Poème de l’extase bescherte dem zwölf- rischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Ausgebildet wurde er jährigen Daniil Trifonov ein Schlüsselerlebnis: Ihn faszinierten die zunächst in Russland, dann in Österreich. Die internationale Musik- kraftvollen Orchesterfarben des Werks so sehr, dass er seither da- welt wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er 2001 am Meininger nach strebt, diesen Klangreichtum auch auf dem Klavier zu erzie- Theater Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Christine len. Neben seiner Ausdruckskraft und technischen Brillanz ist es Mielitz und im Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an vier aufeinander- dieser Ansatz, der Daniil Trifonov an die Weltspitze führte. Dass er folgenden Tagen zur Premiere brachte. Zwölf Jahre später leitete selbst auch komponiert, trägt zusätzlich zu seinem Verständnis für er den Zyklus dann bei den Bayreuther Festspielen zum zweiten die von ihm interpretierten Werke bei. 1991 in Nischni Nowgorod Mal. Zur selben Zeit trat Kirill Petrenko sein Amt als Generalmusik- geboren, studierte der Spross einer Musikerfamilie bei Tatiana direktor der Bayerischen Staatsoper an, nach Meiningen und der Zelikman in Moskau und Sergei Babayan in Cleveland. 2011 ge- Komischen Oper Berlin die dritte Chefposition an einem Opern- wann er zwei prestigeträchtige Wettbewerbe, den Rubinstein- haus. Parallel gastierte er sowohl an den bedeutendsten Opern- Klavierwettbewerb in Tel Aviv sowie den Tschaikowsky-Wettbe- häusern der Welt (von der Wiener Staatsoper über den Londoner werb in Moskau, und startete anschließend eine spektakuläre Covent Garden und die Opéra National in Paris bis zur Metropo- internationale Karriere. Mit Daniil Trifonovs Debüt bei den Berliner litan Opera in New York) wie auch bei den großen internationalen Philharmonikern 2016 begann eine intensive Zusammenarbeit Symphonieorchestern – in Wien, München, Dresden, Paris, Amster- zwischen Pianist und Orchester, die mit einer Residency des Künst- dam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel. Sein Debüt bei lers in der Saison 2018/19 ihren ersten Höhepunkt fand. Schwer- den Berliner Philharmonikern gab er im Jahr 2006. In den bisheri- punkte der gemeinsamen Arbeit waren bislang romantische und gen gemeinsamen Konzerten seit seinem Amtsantritt zeichnen sich spätromantische Klavierkonzerte von Schumann, Skrjabin und bereits wesentliche inhaltliche Schwerpunkte ab. Auch außerhalb Rachmaninow. Nun präsentiert sich Daniil Trifonov bei den Berliner Berlins ist Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern zu erleben – Philharmonikern erstmals in einem Klavierkonzert Ludwig van auf Tournee und natürlich in der Digital Concert Hall. Beethovens. 8 9
Time Present – Photography from the Deutsche Bank Collection Nach dem Medium Papier widmet sich die zweite Präsentation aus der © Wim Wenders Sammlung Deutsche Bank im PalaisPopulaire der Fotografie. Dieser Teil der Sammlung zählt heute insgesamt über 5000 Werke und schließt nahezu alle Techniken, Formate und Themen zeitge nössischer Fotografie ein. Time Present untersucht in vier Kapiteln, wie sich Künstler*innen seit den 1970er-Jahren dem Thema „Zeit“ gewidmet haben. Die technische, kon- zeptionelle, formale und phänomenologische Auseinandersetzung mit Zeit sowie die Verbindungen von Fotografie, Zeit und Zeitgeschehen bilden hierbei den thematischen Rahmen: Time Present dokumentiert auch, wie sich die Fotografie in Verbindung mit Performance, Film und Konzeptkunst als Medium erweitert hat. Zugleich wird an Beispielen die Entwicklung der Sammlung aufgezeichnet – der Weg von der Fokussierung auf junge Photo: Mathias Schormann Gegenwartskunst des deutschsprachigen Raums hin zur globalen Ausrich- tung mit den Schwerpunkten Großbritannien, Italien, den USA, Japan, China sowie vielen afrikanischen Ländern. © Miwa Yanagi, courtesy of the Loock Galerie, Berlin, © Cao Fei Zu sehen sind über 60 Werke von prominenten Künstler*innen wie Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Candida Höfer, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Hiroshi Sugimoto sowie Vertreter*innen der inter- nationalen Gegenwartskunst wie Kader Attia, Yto Barrada, Mohamed Camara, Amalia Ulman und Cao Fei. In Kooperation mit IBM beschreitet das PalaisPopulaire im Kontext von Time Present neue Wege und setzt zur Kunstvermittlung Künstliche Intelligenz ein. So steht in der Ausstellung der Chatbot MIA zum Dialog bereit und bietet Hintergrundinformationen zu neun Fotografien. Photo: Mathias Schormann Time Present – Photography from the Deutsch Bank Collection bis 8. 2. 2021 PalaisPopulaire | Unter den Linden 5 | 10117 Berlin | db-palaispopulaire.de
S AIS ON 2020/ 21 Konzerttipps Spätromantische Wärme Marek Janowski und Noah Bendix-Balgley In diesem spätromantisch-warm tönenden Programm interpretiert unser Erster Konzertmeister Noah Bendix-Balgley als Solist mit Dirigent Marek Janowski das populäre Erste Violinkonzert von Max Bruch. Johannes Brahms ist zudem mit seiner Serenade Nr. 2 vertreten, die man viel zu selten hört. Berliner Philharmoniker | Marek Janowski Dirigent | Noah Bendix-Balgley Violine Großer Saal | Do 01.10.20 20 Uhr | Fr 02.10.20 20 Uhr | Sa 03.10.20 19 Uhr Kartenpreise von 31 bis 76 Euro Nach alten Volksliedern François-Xavier Roth und Tabea Zimmermann Tabea Zimmermann und François-Xavier Roth präsentieren Paul Hindemiths Bratschenkonzert Der Schwanendreher – ein stimmungsvolles Werk »nach alten Volksliedern«. Folkloristisch gibt sich auch Béla Bartóks Divertimento, das von wirbelnder Tanzmusik aus Rumänien und Ungarn inspiriert ist. Berliner Philharmoniker | François-Xavier Roth Dirigent | Tabea Zimmermann Viola Großer Saal | Do 08.10.20 20 Uhr | Fr 09.10.20 20 Uhr | Sa 10.10.20 15 Uhr & 19 Uhr Kartenpreise von 25 bis 66 Euro Ticketverkauf online unter berliner-philharmoniker.de telefonisch unter +49 30 254 88-999 · Montag – Freitag 9 –16 Uhr Die Konzertkasse in der Philharmonie ist derzeit geschlossen. Impressum Herausgegeben von der Berliner Philharmonie gGmbH für die Stiftung Berliner Philharmoniker · Direktorin Marketing, Kommunikation und Vertrieb: Kerstin Glasow · Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin · redaktion@berliner-philharmoniker.de Auch auf Dienstreise: Die Berliner Philharmoniker sind immer für Sie da. Live per Smartphone, Tablet, Computer oder Redaktion: Tobias Möller, Hendrikje Scholl · Biografie Kirill Petrenko: Malte Krasting; Biografie Daniil Trifonov: Fernseher. Dazu unser Archiv mit hunderten Konzertauf- Nicole Restle · Coverfoto: Heribert Schindler in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungs- technik und Angewandte Materialforschung IFAM Dresden · Abbildungen: S. 3 Monika Rittershaus, zeichnungen – wenn Sie mal länger unterwegs sind. S. 4 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer K ulturbesitz, S. 7 Staatliches Museum Schwerin, S. 8 BBC/Chris Christodoulou, S. 9 Dario Acosta/DG · Layout und Satz: Bettina Aigner · Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin www.digital-concert-hall.com 2020/21-03 12
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