Beschluss der STIKO zur 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung - RKI

 
WEITER LESEN
Epidemiologisches Bulletin     39 | 2021      30. September 2021 (online vorab)                           3

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 11. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 24. September 2021

  Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)                  an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver-
  Impf­empfehlung der Ständigen Impfkommission                  sterben, sollen durch die Impfung geschützt
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimpf­              werden.
  empfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die                 ▶▶   Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen-
  ­STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des                den ist die Verhinderung schwerer COVID-19-
   Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung                 Verläufe und -Todesfälle in dieser Gruppe sowie
   auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-          die Verhinderung von mütterlichen und feta-
   gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup-           len/neonatalen Schwangerschaftskomplikatio-
   pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und ver-          nen durch eine COVID-19-Infektion.
   fügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss auf     ▶▶   Durch die Impfung sollen auch COVID-19-
   diese Empfehlung bekannt werden, wird die STIKO              Erkrankungen und Hospitalisierungen bei
   ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisieren. Die              Kindern und Jugendlichen verhindert werden.
   Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im Epide-           Ein zusätzliches Ziel ist es, indirekte Folgen
   miologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der           von Severe Acute Respiratory Syndrome Corona
   Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) bekannt             Virus 2-(SARS-CoV-2-)Infektionen, wie Ein-
   gegeben. Ob es in Zukunft eine Standardimpfemp-              schränkungen der sozialen und kulturellen
   fehlung oder eine Indikationsimpfempfehlung ge-              Teilhabe von Kindern und Jugendlichen abzu-
   ben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht             mildern.
   beurteilt werden.                                       ▶▶   Ebenso sollen Personen mit erhöhtem arbeits-
                                                                bedingtem SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (be-
                                                                rufliche Indikation) geschützt werden.
   In der hier vorliegenden 11. Aktualisierung nimmt
                                                           ▶▶   In Umgebungen mit einem hohen Anteil vul-
   die STIKO Stellung zur COVID-19-Impfempfeh-
                                                                nerabler Personen und der Gefahr von Ausbrü-
   lung von Personen mit Immundefi­zienz und zur
                                                                chen sollen die Transmission vermindert und
   Koadministration von COVID-19-Impfstoffen und
                                                                Gefährdete geschützt werden.
   anderen Totimpfstoffen.
                                                           ▶▶   Die Impfung soll zusätzlich die Aufrechterhal-
                                                                tung staatlicher Funktionen und des öffent­
  Impfziele                                                     lichen Lebens unterstützen.
  Ziel der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO ist
  es, schwere Verläufe, Tod und Langzeitfolgen durch       Impfstoffe
  COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit         Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in
  wie möglich zu reduzieren.                               der Europäischen Union (EU) vier Impfstoffe zuge-
                                                           lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-
  ▶▶ Insbesondere Menschen, die infolge von Alter          stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und
     oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben           Spikevax der Firma Moderna) sowie zwei Vektor-
Epidemiologisches Bulletin          39 | 2021         30. September 2021 (online vorab)                           4

  basierte Impfstoffe (Vaxzevria der Firma Astra-                  < 60-Jährigen, die in der Vergangenheit eine Impf-
  Zeneca und COVID-19 Vaccine Janssen der Firma                    stoffdosis Vaxzevria erhalten hatten, auch für
  Janssen Cilag International).                                    ≥ 60-Jährige ein heterologes Impfschema (d. h.
  ▶▶ Die beiden mRNA-Impfstoffe sind ab dem Alter                  1. Impfung mit Vaxzevria gefolgt von einem
      ≥ 12 Jahre, die beiden Vektor-basierten Impf-                mRNA-Impfstoff in einem Abstand von mindestens
      stoffe ab dem Alter ≥ 18 Jahre zugelassen.                   4  Wochen). Eine zweimalige Vaxzevria-Impfung
  ▶▶ Für eine vollständige Impfserie sind bei den bei-             (homologes Vax/Vax-Schema) im empfohlenen In-
      den mRNA-Impfstoffen und beim Impfstoff Vax-                 tervall schützt ebenfalls gut vor schweren Erkran-
      zevria jeweils zwei Impfstoffdosen notwendig.                kungen nach SARS-CoV-2-Infektionen (einschließ-
  ▶▶ Die COVID-19 Vaccine Janssen ist derzeit als                  lich der Delta-Variante).
      einmalige Impfung zugelassen und anzuwen-
      den. Aktuell läuft noch eine größere Studie zur              Der Einsatz von Vaxzevria als zweimalige Impfung
      Wirksamkeit eines 2-Dosen Schemas.                           und der COVID-19 Vaccine Janssen ist bei < 60-
                                                                   Jährigen zulassungskonform und nach ärztlicher
  Die jeweils empfohlenen Impfabstände sind in Ta-                 Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz
  belle 1 aufgeführt.                                              durch die impfwillige Person möglich.

                                                                   Bislang nicht geimpfte Personen, die ein erhöhtes
  Empfehlung für Personen ab 18 Jahren                             Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben oder
  Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen                            die arbeitsbedingt besonders exponiert sind oder die
  COVID-19 für alle Personen ab 18 Jahren. Für die                 engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen ha-
  Impfung soll einer der beiden zugelassenen                       ben, sollen weiterhin bei der Vergabe von Impfter-
  ­mRNA-Impfstoffe (Comirnaty, Spikevax) oder (bei                 minen bevorzugt berücksichtigt werden (s. Tab. 2).
   ≥ 60-Jährigen) einer der beiden zugelassenen Vek-
   tor-basierten Impfstoffe (Vaxzevria, COVID-19
   Vaccine Janssen) verwendet werden. Bei keinem                   Empfehlung für Kinder und Jugendliche
   dieser Impfstoffe handelt es sich um einen Lebend­              im Alter von 12 – 17 Jahren
   impfstoff. Die beiden mRNA-Impfstoffe können in                 Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die
   allen Alters- und Indikationsgruppen eingesetzt                 COVID-19-Impfung mit zwei Dosen eines mRNA-
   werden, für die sie zugelassen sind.                            Impfstoffs (Comirnaty oder Spikevax) im Abstand
                                                                   von 3 – 6 bzw. 4 – 6 Wochen (s. Tab. 1).
  Aufgrund der beobachteten thromboembolischen
  Ereignisse werden die beiden Vektor-basierten                    Die Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung
  Impfstoffe (Vaxzevria und COVID-19 Vaccine Jans-                 unter Berücksichtigung des Nutzens und des Risi-
  sen) nur für Personen im Alter ≥ 60 Jahren empfoh-               kos, die auch für die betroffenen Kinder und
  len. Die STIKO empfiehlt jedoch wie bei den                      ­Jugendlichen verständlich sein muss.

                                                                   Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer-
   Impfstoff                        Impfabstand
                                                                   krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren
   Comirnaty (BioNTech/Pfizer)      3 – 6 Wochen
                                                                   Verlauf der COVID-19-Erkrankung (s. Tab. 2) haben,
   Spikevax (Moderna)               4 – 6 Wochen
                                                                   sollen bevorzugt berücksichtigt werden. Gleiches
   Vaxzevria (AstraZeneca)          9 – 12 Wochen
                                                                   gilt für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, in de-
   Heterologes Impfschema           ab 4 Wochen
   (Vaxzevria/mRNA-Impfstoff)                                      ren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontakt-
                                                                   personen mit hoher Gefährdung für einen schwe-
  Tab. 1 | Impfabstände zur Grundimmunisierung gegen
  COVID-19 (Stand: 24.09.2021)*                                    ren COVID-19-Verlauf befinden, die selbst nicht
  * Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der            geimpft werden können oder bei denen der begrün-
  1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die     dete Verdacht auf einen nicht ausreichenden Schutz
  Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu
                                                                   nach Impfung besteht (z. B. Menschen unter rele-
  begonnen werden.
                                                                   vanter immunsuppressiver Therapie).
Epidemiologisches Bulletin                 39 | 2021           30. September 2021 (online vorab)                             5

   A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
                                                                            Für Jugendliche, die arbeitsbedingt entweder ein er-
                                                                            höhtes Expositionsrisiko aufweisen oder engen
   B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
   die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.       Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben,
   ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immun­
                                                                            besteht eine berufliche Impfindikation (s. Tab. 2, Ab-
      suppression, inkl. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation
   ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen            schnitt G).
   ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

   ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane

   ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose                     Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen
   ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

   ▶▶ Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
                                                                            (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und
   ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen                                 Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser
   ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung

   ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen
                                                                            Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-
   ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit BMI > 30 kg/m2
                                                                            halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
      und Diabetes mellitus
   ▶▶ Trisomie 21                                                           sowie andere Betreuungspersonen von Kindern und
   ▶▶ Krebserkrankungen, inkl. maligne hämatologische Erkrankungen
                                                                            Jugendlichen das Impfangebot dringend wahrneh-
   C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab           men. Zur Eindämmung der Pandemie kommt es
   dem 2. Trimenon und noch ungeimpfte Stillende
                                                                            maßgeblich darauf an, in der Bevölkerung rasch
   D) Kinder und Jugendliche im Alter von 12 – 17 Jahren mit                hohe Impfquoten zu erreichen.
   Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere
   COVID-19-Verläufe haben
   ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des Body-Mass-Index [BMI])

   ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante

      Immunsuppression                                                      Empfehlung für Schwangere und Stillende
   ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)

      und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
                                               2
                                                                            Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen
   ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden                   im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen
      Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
      definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­     COVID-19, so dass ein optimaler Schutz vor dieser
      kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). (Ein gut eingestelltes    Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-
      Asthma bronchiale ist hier nicht gemeint).
   ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen                                         schaft besteht.
   ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

   ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

      Wert > 9,0 %                                                          Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung
   ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

   ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie
                                                                            mit zwei Dosen eines COVID-19-mRNA-Impfstoffs
   ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung                 ab dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwan-
   ▶▶ Trisomie 21

   ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen
                                                                            gerschaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festge-
                                                                            stellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem
   E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie
   BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre)           2. Trimenon durchgeführt werden.
   F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit
   einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 12 Jahre)           Darüber hinaus empfiehlt die STIKO ungeimpften
   G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen          Stillenden die Impfung mit zwei Dosen eines
   Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
   in Schlüsselpositionen, z. B.
                                                                            mRNA-Impfstoffs.
   ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen

      Einrichtungen
   ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

      medizinischen Einrichtungen                                           Empfehlung zur COVID-19-Impfung von
   ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und

      stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit              Personen mit Immundefizienz
      Demenz oder geistiger Behinderung                                      Bisher ungeimpfte Personen mit einer Immun-
   ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften

   ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst              ­de­fizienz (ID) sollen zunächst eine Impfserie mit
      (ÖGD)                                                                  einem mRNA-Impfstoff erhalten (bestehend aus
   ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen

   ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel                                           2  Impfstoffdosen im Abstand von 3 – 6 [Comirnaty]
   ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit

   ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-
                                                                             bzw. 4 – 6 Wochen [Spikevax in der Dosierung
      rungen                                                                 100 µg]).
   ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

  Tab. 2 | Personen mit besonderer Indikation für eine                      Personen mit einer ID, die bisher als 1. Impfstoff­
  COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind                    dosis einen vektorbasierten Impfstoff (Vaxzevria
  nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 24.09.2021
                                                                            oder COVID-19 Vakzine Janssen) erhalten haben,
Epidemiologisches Bulletin     39 | 2021      30. September 2021 (online vorab)                             6

  sollen als weitere Impfstoffdosis einen mRNA-Impf-       den möglicherweise fehlenden Immunschutz auf-
  stoff im Abstand von mindestens 4  Wochen erhalten.      zuklären.

  Allen Personen mit ID soll etwa 6 Monate nach einer      Für Personen ohne ausreichenden Immunschutz
  COVID-19-Grundimmunisierung (homologes oder              ist die Einhaltung von Abstands- und Hygiene­
  heterologes Impfschema) eine zusätzliche Impf-           regeln besonders wichtig und es gilt in besonderer
  stoffdosis eines mRNA-Impfstoffs angeboten wer-          Weise auf eine umfassende Impfung aller Kontakt-
  den. Entsprechend den Vorgaben des Paul-Ehrlich-         personen hinzuwirken. Über das weitere Vorgehen
  Instituts (PEI) kann die zusätzliche mRNA-Impf-          bei diesen PatientInnen muss individuell entschie-
  stoffdosis mit einem der beiden derzeit zugelasse-       den werden.
  nen mRNA-Impfstoffe erfolgen, unabhängig davon,
  mit welchem Impfstoff zuvor geimpft wurde.               Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS-
                                                           CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im
  Bei schwer immundefizienten Personen mit einer           Einzelfall entschieden werden, ob eine einmalige
  erwartbar stark verminderten Impfantwort (s. Tab. 3)     Impfstoffdosis ausreicht oder eine vollständige
  kann die 3. Impfstoffdosis bereits 4  Wochen nach        Impfserie verabreicht werden sollte. Dies hängt
  der 2. Impfstoffdosis als Optimierung der primären       maßgeblich von Art und Ausprägung der ID ab.
  Impfserie verabreicht werden. Über eine Auf­
  frischimpfung im Abstand von weiteren ca. 6  Mona-       Kontaktpersonen von Personen mit ID sollen unbe-
  ten zur primären Impfserie muss bei diesen Perso-        dingt vollständig geimpft sein (dies gilt auch für an-
  nen im Einzelfall entschieden werden.                    dere Impfungen, z. B. gegen Influenza) und im Um-
                                                           gang mit schwer immundefizienten Personen nicht
  Eine serologische Antikörpertestung wird nicht           auf einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz ver-
  grundsätzlich empfohlen, da der Wert nicht be-           zichten.
  kannt ist, ab dem man auf eine 3. Impfstoff­dosis
  verzichten würde und weil bei einer 3. Impfstoff­         Engen Haushaltskontaktpersonen von schwer
  dosis auch bei vorbestehender guter Immunant-            ­immundefizienten Personen mit einer erwartbar
  wort nach der 2. Impfstoffdosis keine Sicherheits-        stark verminderten Impfantwort (s. Tab. 3) soll eine
  bedenken bestehen.                                        Auffrischimpfung mit einem m­ RNA-Impfstoff frü-
                                                            hestens 6 Monate nach der primären COVID-19-
  Lediglich bei schwer immundefizienten Personen            Impfserie angeboten werden, wenn die Person mit
  mit einer erwartbar stark verminderten Impfant-           der schweren ID nicht oder nicht ausreichend an-
  wort (s. Tab. 3) soll frühestens 4 Wochen nach der        gesprochen hat.
  2. Impfstoffdosis UND frühestens 4  Wochen nach
  der 3. Impfstoffdosis jeweils eine serologische Un-      Diese Empfehlungen gelten zulassungskonform für
  tersuchung auf spezifische Antikörper gegen das          Comirnaty und Spikevax ab dem Alter von 12 Jahren.
  SARS-CoV-2-Spike-Protein erfolgen (Gesamtpro-
  tein, S1-­Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomä-
  ne). Die erste Antikörpermessung kann am selben          Empfehlung zur Koadministration
  Termin durchgeführt werden, an dem die 3. Impf-          der COVID-19-Impfung und anderen
  stoffdosis verabreicht wird; in diesem Fall wird das     Totimpfstoffen
  Antikörperergebnis für die Gabe der 3. Impfstoff­        Während die STIKO initial im Sinne einer Vor-
  dosis nicht abgewartet. Eine zwei- oder mehrmalige       sichtsmaßnahme empfahl, zwischen Administra­
  Messung ermöglicht bei ini­tial fehlender oder nied-     tion einer COVID-19-Impfung und der Applika­tion
  riger Antikörperantwort die Beobachtung eines ggf.       anderer Impfstoffe einen Mindestabstand von 14 Ta-
  einsetzenden Impf­erfolgs (Antikörperdynamik).           gen einzuhalten, liegen mittlerweile umfangreiche
  Sollten nach der 3.  Impfstoffdosis unverändert sehr     Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit der in
  niedrige oder keine spezifischen Antikörper mess-        Deutschland zugelassenen COVID-19-Impfstoffe
  bar sein, sind die betroffenen PatientInnen über         vor. Aus Sicht der STIKO ist eine fortgesetzte Ein-
Epidemiologisches Bulletin               39 | 2021            30. September 2021 (online vorab)                                           7

                                                                                                                              Überprüfung
                                                                                                          Weiteres
                                                                                 COVID-19-mRNA-                              der Impfantwort
                                                                                                       Vorgehen bezgl.
   Therapie bzw. Grunderkrankung                                                Grundimmunisierung
                                                                                                       der COVID-19-
                                                                                                                           vor und ≥ 4 Wochen
                                                                                 (2 Impfstoffdosen)                              nach der
                                                                                                       Immunisierung
                                                                                                                            3. Impfstoffdosis

   Therapien ohne relevante Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1

   Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit
   niedriger Dosierung (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag,
   Kinder: < 0,2mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag)

   Niedrig-potente Immunsuppressiva:
   Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/
   Woche), Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg KG/Tag),
   Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg KG/Tag),
   Azathioprin (< 3 mg/kg KG/Tag)                                                                      Auffrischimpfung
                                                                                        Ja                                        Nein
                                                                                                          ≥ 6 Monate
   Mycophenolat-Mofetil (Erwachsene: ≤ 2.000 mg/Tag, Kinder: ≤1.200mg/
   m2 KOF/Tag)

   JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 –10 mg/Tag)

   Einige niedrig-potente Biologika (z.B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger
   Dosierung [≤ 3 mg/kg KG alle 8 Wochen]; Antikörper gegen IL-1
   [z.B. Canakinumab], IL-6R [z.B. Toculizumab], IL-17A [z.B. Secukinumab],
   IL-23 [z.B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/
   BAFF; Belimumab]

   Erkrankungen, die von sich aus zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen (Beispiele)

   Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis,
   Systemischer Lupus Erythematodes, Multiple Sklerose
                                                                                                       Auffrischimpfung
                                                                                        Ja                                        Nein
   Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen                                                                ≥ 6 Monate

   HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast

   Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung
   (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag, > 2 Wochen) oder hoher
   Dosierung (> 1 mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag, > 2 Wochen) oder
   i. v. Stoßtherapie mit sehr hohen Dosen (z. B. 10 – 20 mg/kg KG/Tag
   Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher Wiederholung)                                  Optimierung der
                                                                                                      primären Impfserie
   MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m KOF/Woche
                                                          2
                                                                                                       durch zusätzliche
                                                                                        Ja                                         Ja
                                                                                                       Impfstoffdosis im
   Azathioprin (≥ 3 mg/kg KG/Tag)
                                                                                                            Abstand
   Cyclophosphamid                                                                                        ≥ 4 Wochen

   Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung
   (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie anti-CD20-
   Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept])

   Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele)

   Schwere primäre (angeborene) Immundefekte

   Z. n. Transplantation eines soliden Organs
                                                                                                        Optimierung der
   Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution)                           primären Impfserie
                                                                                        Ja             durch zusätzliche           Ja
   HämodialysepatientInnen                                                                             Impfstoffdosis im
                                                                                                      Abstand ≥ 4 Wochen
   Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie

   HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast

  Tabelle | COVID-19-mRNA-Impfung und Kontrolle der SARS-CoV-2-Spikeprotein-Antikörper bei PatientInnen mit Immundefizienz
  in Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens. Orientierende Einordnung der erwarteten Impfantwort infolge häufiger
  Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung (der Grad der
  Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig). Die Aufzählung in
  der Tabelle ist nicht abschließend, sondern hat beispielhaften Charakter.
  kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche; 1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die
  Immun­antwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studienlage variabel oder – wie im Falle der
  COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht, weswegen hier eine Auffrischimpfung nach 6 Monaten empfohlen wird.
Epidemiologisches Bulletin     39 | 2021     30. September 2021 (online vorab)                          8

  schränkung der Koadministration für die genaue          ▶▶ Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei-
  Differenzierung der Impfreaktionen daher nicht             se in den Fachinformationen zum jeweiligen
  mehr erforderlich.                                         Impfstoff sowie die veröffentlichten „Rote-
                                                             Hand“-Briefe zu beachten.
  Die STIKO ändert daher ihre Empfehlung zur Koad-        ▶▶ Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen
  ministration von COVID-19-Impfstoffen und ande-            mit progredienten Krankheiten, die sich in ei-
  ren Totimpfstoffen. Zwischen COVID-19-Impfun-              nem schlechten Allgemeinzustand befinden,
  gen und anderen Totimpfstoffen muss ab sofort              muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die-
  kein Impfabstand mehr eingehalten werden. Sie              sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob
  können simultan gegeben werden. Unter der Vor-             ihnen die Impfung empfohlen werden kann.
  aussetzung, dass eine Indikation zur Impfung so-        ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri-
  wohl gegen andere Erkrankungen als auch gegen              menon der Schwangerschaft ist keine Indika­
  COVID-19 besteht, ist die gleichzeitige Verabrei-          tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine
  chung der beiden Impfstoffe möglich. Die Injektion         COVID-19 Impfung von Stillenden ist bei un-
  soll in der Regel an unterschiedlichen Gliedmaßen          kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett
  erfolgen. Bei einer gleichzeitigen Anwendung ist zu        möglich.
  beachten, dass Impfreaktionen häufiger als bei der      ▶▶ Es ist ratsam, in den ersten Tagen nach einer
  getrennten Gabe auftreten können. Es gibt jedoch           Impfung außergewöhnliche körperliche Belas-
  umfangreiche Erfahrungen mit Nicht-COVID-19-               tungen und Leistungssport zu vermeiden.
  Impfstoffen, die zeigen, dass die Immunantwort          ▶▶ Es besteht keine Notwendigkeit, vor Verabrei-
  und das Nebenwirkungsprofil nach gleichzeitiger            chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen
  Verabreichung verschiedener Impfstoffe im Allge-           einer akuten asymptomatischen oder (uner-
  meinen dem bei jeweils alleiniger Anwendung ent-           kannt) durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion
  sprechen.                                                  labordiagnostisch auszuschließen.
                                                          ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi-
  Bisher liegen noch keine publizierten Ergebnisse           schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten
  zur simultanen Anwendung von in Deutschland zu-            worden sein, kann die Impfserie dennoch fort-
  gelassenen COVID-19-Impfstoffen und anderen                gesetzt werden und muss nicht neu begonnen
  Totimpfstoffen vor. Unveröffentlichte Daten aus            werden.
  dem Vereinigten Königreich zeigen jedoch nur eine       ▶▶ Aufgrund der Immunität nach durchgemachter
  leicht erhöhte Reaktogenität bei gleichzeitiger An-        SARS-CoV-2-Infektion sollten immungesunde
  wendung von COVID-19- und Influenza-Impfstof-              Personen, die eine gesicherte SARS-CoV-2-
  fen. Mit der Influenza-Impfung soll frühestens ab          Infektion (aktuell nachgewiesen mittels PCR)
  Oktober begonnen werden.                                   durchgemacht haben, unabhängig vom Alter
                                                             zunächst nur eine Impfstoffdosis erhalten, da
                                                             sich durch eine einmalige Impfung bereits
  Hinweise zur praktischen Umsetzung                         hohe Antikörperkonzentrationen erzielen las-
  ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige            sen, die durch eine 2. Impfstoffdosis nicht wei-
     Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des             ter gesteigert werden. Dies gilt auch, wenn der
     Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig-           Infektionszeitpunkt länger zurückliegt. Ob und
     ten voraus. Bei Minderjährigen
Epidemiologisches Bulletin      39 | 2021      30. September 2021 (online vorab)                            9

       in der Regel 6 Monate nach der Infektion gege-          nen unter Antikoagulation soll die Impfung
       ben werden. Die derzeit verfügbaren klinischen          ebenfalls i. m. mit einer sehr feinen Injektions-
       und immunologischen Daten belegen eine                  kanüle und einer anschließenden festen Kom-
       Schutzwirkung für mindestens 6 – 10 Monate              pression der Einstichstelle über mindestens
       nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion.                2  Minuten erfolgen.
       Das Risiko für eine Reinfektion ist in den ersten    ▶▶ Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-
       Monaten nach einer gesicherten SARS-CoV-2-              zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-
       Infektion sehr niedrig, kann aber mit zuneh-            tens 15 Minuten empfohlen. Längere Nachbeob-
       mendem Abstand ansteigen. Die Gabe der ein-             achtungszeiten (30 Minuten) sollten vorsichts-
       maligen Impfstoffdosis ist bereits ab 4 Wochen          halber bei bestimmten Risikopersonen eingehal-
       nach dem Ende der COVID-19-Symptome mög-                ten werden, z. B. bei Personen mit schweren
       lich, wenn z. B. eine Exposition gegenüber neu          kardialen oder respiratorischen Grunderkran-
       aufgetretenen Virusvarianten anzunehmen ist,            kungen oder mit stärkeren oder anaphylak­
       gegen die eine durchgemachte SARS-CoV-2-­               tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-
       Infektion alleine keinen längerfristigen Schutz         nese. Maßgeblich für diese Entscheidungen sind
       mehr vermittelt (immune escape-Varianten).              die Angaben der Person selbst sowie die ärzt­
       Nach gesicherter asymptomatischer SARS-                 liche Einschätzung des Gesundheitszustands.
       CoV-2-Infektion kann die Impfung bereits ab          ▶▶ Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-
       4  Wochen nach der Labordiagnose erfolgen.              ne schwerwiegende, allergische Unverträglich-
  ▶▶   Wird bei einer einmalig gegen COVID-19                  keitsreaktionen aufgetreten. Nach der derzeiti-
       geimpften Person durch direkten Erregernach-            gen Datenlage ist ein generell erhöhtes Risiko
       weis (PCR) eine SARS-CoV-2-Infektion nachge-            für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen
       wiesen, soll die 2. Impfung in der Regel 6 Mo-          für Personen mit vorbekannten allergischen Er-
       nate nach Ende der COVID-19-Symptome bzw.               krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-
       der Diagnose erfolgen. Die Gabe einer Impf-             fen nicht anzunehmen, sofern keine Allergie ge-
       stoffdosis ist bereits ab 4  Wochen nach dem            gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine
       Ende der COVID-19-Symptome möglich, wenn                vorliegt (z. B. Polyethylenglykol im Falle der
       z. B. mit Exposition gegenüber neuen Virus­             ­COVID-19-mRNA-Impfstoffe). Zur weiteren In-
       varianten zu rechnen ist, gegen die eine durch-          formation wird auf die „Empfehlung zur Corona­
       gemachte SARS-CoV-2-Infektion keinen ausrei-             impfung für Allergikerinnen und Allergiker“ des
       chenden Schutz vermittelt.                               Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und das Flussdia-
  ▶▶   Aktuell ist nicht bekannt, ob man nach SARS-             gramm zum Vorgehen bei positiver Allergie-
       CoV-2-Exposition durch eine postexpositionelle           anamnese vor COVID-19-Impfung verwiesen.
       Impfung den Verlauf der Infektion günstig be-        ▶▶ Nach der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen
       einflussen oder die Erkrankung noch verhin-              sind in sehr seltenen Fällen Myokarditiden auf-
       dern kann.                                               getreten. Betroffen waren bisher überwiegend
  ▶▶   Postmarketing- und Real-Life-Studien haben ge-           männliche Jugendliche und junge Männer (s.
       zeigt, dass die Virusausscheidung bei Perso-             auch Kapitel 5.3 in der 9. Aktualisierung der
       nen, die sich trotz einer abgeschlossenen Impf-          COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). Die
       serie mit SARS-CoV-2 infiziert haben, reduziert          Komplikationen traten größtenteils in den ers-
       und damit das Transmissionsrisiko deutlich               ten 14 Tagen nach der 2. Impfstoffdosis auf. Ent-
       vermindert ist. Es muss jedoch davon ausge-              sprechende Warnhinweise wurden in die Fach­
       gangen werden, dass Menschen nach entspre-               informationen von Comirnaty und Spikevax
       chender Exposition trotz Impfung symptoma-               aufgenommen. Die Erkrankungen verliefen
       tisch oder asymptomatisch infiziert werden               meist mild. Treten nach der Impfung mit ei-
       können und dabei SARS-CoV-2 ausscheiden.                 nem mRNA-Impfstoff Atemnot, Rhythmus­
  ▶▶   Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und         störungen oder Brustschmerzen auf, sollen die
       keinesfalls intradermal, subkutan oder intra­            Betroffenen umgehend ärztliche Hilfe in An-
       vaskulär (i. v.) zu verabreichen. Bei PatientIn-         spruch nehmen.
Epidemiologisches Bulletin     39 | 2021      30. September 2021 (online vorab)                               10

  ▶▶ Sehr seltene Fälle von Thrombosen in Kombi-              zen klagen oder punktförmige Hautblutungen
     nation mit Thrombozytopenien sind 4 – 21 Tage            auftreten. Weitere Informationen und Hinwei-
     nach der Impfung mit Vaxzevria aufgetreten               se zur Diagnostik und Therapie findet man in
     (sog. Thrombose mit Thrombozytopenie Syn-                der Stellungnahme der Gesellschaft für Throm-
     drom [TTS], vormals Vakzine-induzierte im-               bose- und Hämostaseforschung (GTH).
     munthrombotische Thrombozytopenie [VITT]).            ▶▶ Die STIKO bekräftigt die Empfehlung, das bun-
     Aufgefallen sind vor allem Hirnvenenthrom­               desweite Monitoring von Impfquoten fortzu-
     bosen (sogenannte Sinus venosus Thrombosen;              führen, damit auch in Zukunft verlässliche Da-
     SVT). Aber auch andere thrombotische Ereig-              ten zur Risiko-Nutzen-Analyse zeitnah verfüg-
     nisse wie Mesenterialvenenthrombosen und                 bar sind.
     Lungenembolien sind berichtet worden. Einzel-         ▶▶ Personen, die im Ausland bereits mit nicht in
     ne Fälle waren auch kombiniert mit erhöhter              der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen
     Gerinnungsaktivität oder Blutungen im ganzen             geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller
     Körper. Auch nach Anwendung der COVID-19                 Rechtslage und unter Berücksichtigung der
     Vaccine Janssen sind in den USA sehr seltene             ­altersentsprechenden Impfempfehlungen eine
     Fälle von TTS überwiegend bei jüngeren                    erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den
     Geimpften aufgetreten. Entsprechende Warn-                Status als Geimpfte zu erlangen. Die Impfserie
     hinweise wurde in die Fachinformationen der               soll in einem Mindestabstand von ≥ 28 Tagen
     beiden Impfstoffe aufgenommen. Die STIKO                  begonnen werden. In solchen Fällen sollen die
     empfiehlt die Impfung mit den beiden Vektor-              zu impfenden Personen darauf hingewiesen
     basierten Impfstoffen Vaxzevria und COVID-19              werden, dass vermehrte lokale und systemi-
     Vaccine Janssen nur für Menschen im Alter                 sche R­ eaktionen auftreten können. Die imp-
     ≥ 60 Jahre, da in dieser Altersgruppe aufgrund            fenden ÄrztInnen werden gebeten, auf das
     der ansteigenden Letalität einer COVID-19-                Auftreten verstärkter Impfreaktionen aktiv zu
     Erkrankung die Nutzen-Risiko-Abwägung ein-                achten und diese ggf. an das PEI zu melden.
     deutig zu Gunsten der Impfung ausfällt (s.            ▶▶ Für die Meldungen von über das übliche Maß
     auch Kapitel 7.2.1.1 in der 4. Aktualisierung der         hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-
     COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). Der                   kationen soll das etablierte Verfahren verwen-
     Einsatz der beiden Vektor-basierten Impfstoffe            det werden (siehe Kapitel 4.9 „Impfkomplika­
     unterhalb dieser Altersgrenze bleibt indes nach           tionen und deren Meldung“ in den STIKO-
     ärztlicher Aufklärung und bei individueller               Impf­empfehlungen 2020/2021; Meldeformu-
     ­Risikoakzeptanz durch die impfwillige Person             lar des PEI). Regelmäßige Berichte des PEI zur
      möglich.                                                 Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen sind hier
  ▶▶ Mit den genannten Vektor-basierten Impfstof-              zu finden.
      fen Geimpfte sollten darüber aufgeklärt wer-
      den, dass sie bei Symptomen wie starken an-
      haltenden Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit,
      Beinschwellungen, anhaltenden Bauchschmer-
      zen, neurologischen Symptomen oder punkt-                 Ständige Impfkommission (STIKO)
      förmigen Hautblutungen umgehend ärztliche                 beim Robert Koch-Institut
      Hilfe in Anspruch nehmen sollten. ÄrztInnen               Korrespondenz: STIKO-Geschaeftsstelle@rki.de
      sollten auf Anzeichen und Symptome einer
      Thrombo­embolie in Kombination mit einer                  Vorgeschlagene Zitierweise
      Thrombo­zytopenie achten, wenn sich Pati­                 Ständige Impfkommission:
      entInnen vorstellen, die kürzlich mit Vektor-             Beschluss der STIKO zur 11. Aktualisierung der
      basierten ­COVID-19-Impfstoffen geimpft wur-              COVID-19-Impfempfehlung
      den. Dies gilt insbesondere, wenn PatientInnen            Epid Bull 2021;39:3 -11 | DOI 10.25646/9087
      über später als drei Tage nach der Impfung be-            (Dieser Artikel ist online vorab am
      ginnende und dann anhaltende Kopfschmer-                  24. September 2021 erschienen.)
Sie können auch lesen