Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4

 
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Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
Ausgabe 11 · November 2021 · www.medizinonline.ch

                                Neu

                           Nach einer Herzinsuffizienz-bedingten Dekompensation:

                           Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität.
                           Wenn es für sie darauf ankommt.1-4

                           Verquvo® wird angewendet zur Behandlung von symptomatischer, chronischer
                           Herzinsuffizienz bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Auswurffraktion, die nach
                           einer kürzlich aufgetretenen Dekompensation, welche eine i.v.-Therapie erforderte,
                           stabilisiert wurden.
                           Verquvo® wird in Kombination mit anderen Therapien für Herzinsuffizienz angewendet.

                           Referenzen: 1. Butler J, Yang M, Manzi MA, et al. Clinical course of patients with worsening heart failure with reduced ejection fraction. J Am Coll Cardiol. 2019;73(8):935-944. 2. Butler J, Anstrom
                           KJ, Armstrong PW; VICTORIA Study Group. Comparing the benefit of novel therapies across clinical trials: insights from the VICTORIA trial. Circulation. 2020;142(8):717-719. 3. Armstrong PW,
                           Pieske B, Anstrom KJ, et al; VICTORIA Study Group. Vericiguat in patients with heart failure and reduced ejection fraction. N Engl J Med. 2020;382(20):1883-1893. 4. Fachinformation
                           Verquvo®(vericiguat) Schweiz, www.swissmedicinfo.ch
                           ▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Für weitere Informationen, siehe Fachinformation/Patienteninformation Verquvo® auf www.swissmedicinfo.ch.
PP-VER-CH-0010-2_10.2021

                           Gekürzte Fachinformation Verquvo® (Vericiguat): Stimulator der löslichen Guanylatcyclase (sGC) Z: Filmtabl. zu 2.5mg, 5mg und 10mg Vericiguat I: Verquvo wird angewendet zur Behandlung von symptomatischer,
                           chronischer Herzinsuffizienz bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Auswurffraktion, die nach einer kürzlich aufgetretenen Dekompensation, welche eine i.v.-Therapie erforderte, stabilisiert wurden.
                           Verquvo wird in Kombination mit anderen Therapien für Herzinsuffizienz angewendet. D: Verquvo Anfangsdosis 2.5mg 1x/Tag, Auftitration je nach Verträglichkeit etwa im 2-Wochen-Rhythmus auf 5mg 1x/
                           Tag und dann auf die Erhaltungsdosis 10mg 1x/Tag. Alle Dosierungen mit Mahlzeit einnehmen. Vor Initiierung von Verquvo eine ausreichende Stabilisierung nach kürzlich aufgetretener Dekompensation
                           sicherstellen, insbesondere bei Patienten mit stark erhöhten NT-proBNP-Spiegeln. Die klinische Stabilisierung schliesst die Behandlung der Volumenüberladung mittels intensivierter (intravenöser) Diuretika-
                           Therapie und die Optimierung der Behandlung mit anderen Standardtherapeutika für Herzinsuffizienz ein. KI: Überempfindlichkeit auf Hilfsstoffe, gleichzeitige Anwendung mit anderen Stimulatoren der sGC
                           (Riociguat), bzw. PDE-5-Inhibitoren. W/VM: Vor Initiierung von Verquvo eine ausreichende Stabilisierung nach Dekompensation sicherstellen (siehe D), Potential für symptomatische Hypotonie: bei Auftreten
                           Dosisanpassung von Diuretika, Behandlung anderer Ursachen der Hypotonie und vorübergehende Dosisreduktion. SS: Verquvo sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, Stillen
                           unterbrechen oder auf Behandlung mit Verquvo verzichten/ Behandlung unterbrechen. Häufige UAW: Hypotonie, Anämie, Schwindelgefühl, Übelkeit, Kopfschmerzen, Dyspepsie, Erbrechen, gastroösophageale
                           Refluxkrankheit. IA: begrenzte Erfahrungen zur gleichzeitigen Anwendung von langwirksamen Nitraten. Packg.: 2.5mg à 14, 100 Filmtabl.; 5mg à 14, 98, 100 Filmtabl.; 10mg à 14, 98, 100 Filmtabl. (B).
                           Für weitere Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch. Vertrieb: Bayer (Schweiz) AG, Uetlibergstr. 132, 8045 Zürich.                                                          PP-M_VER-CH-0003-3_10.2021
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Ganz entspannt.
Nacht für Nacht.
Zur Magnesium-Therapie
bei Wadenkrämpfen.1

Magnesiocard® (orale Formen)
Z: Magnesii aspartatis hydrochloridum trihydricum. I: Magnesiummangel, Herzrhythmusstörungen, erhöhter Bedarf im Hochleistungssport und während Schwangerschaft, bei Eklampsie und Präeklamp-
sie, tetanischem Syndrom, bei Wadenkrämpfen, Muskelzuckungen, restless legs. D: 4.5 mg Magnesium (= 0.185 mmol) bis 9 mg Magnesium (= 0.37 mmol) pro kg Körpergewicht / 10 – 20 mmol Magne-
sium täglich, entsprechend der Darreichungsform (Granulat, Brausetabletten, Filmtabletten), aufgeteilt in 1 – 3 orale Einzeldosen. KI: Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels.
VM: Eingeschränkte Nierenfunktion. Bei Niereninsuffizienz ist eine Überwachung des Serum Magnesium-Spiegels unerlässlich. Magnesiocard 7.5 mmol nicht bei Phenylketonurie. IA: Tetrazykline und
Magnesiocard sollten 3 – 4 Stunden versetzt genommen werden (gegenseitige Resorptionsbeeinträchtigung). Tendenz zur Hypercalcämie bei gleichzeitiger Gabe von Magnesium und Cholecalciferol.
S/S: Kann angewendet werden. UW: Gelegentlich: Gastrointestinale Beschwerden. P: Filmtabletten (2.5 mmol) 50, 100; Granulat (5 mmol) Citron und Granulat (5 mmol) Orange 20*, 50*; Brausetabletten
(7.5 mmol) 20*, 60*; Granulat (10 mmol) Grapefruit und Granulat (10 mmol) Orange 20*, 50*. Kat. B. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. *kassenzulässig                            V030820

Referenzen: 1: www.swissmedicinfo.ch, abgerufen am 15.10.2020.

                     Biomed AG, Überlandstrasse 199, CH-8600 Dübendorf
                     © Biomed AG. 11/2020. All rights reserved.
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                     CME-FORTBILDUNG

                     Künstliche Intelligenz
                     in der Medizin
                     Chancen und Risiken der KI

                     Nouvelles directives du GSLA
                     sur la dyslipidémie
                     Quand adresser un patient
                     à un spécialiste?

                     Racheninfektion
                     Die akute Tonsillopharyngitis

                     Medizin
                     Semaglutid und Liraglutid
                     bei Typ-2-Diabetes
                     Venöse Thromboembolie
                     Systemischer
                     Lupus erythematodes
                     Typ-2-Diabetiker mit Übergewicht
                     Primärer Hyperaldosteronismus
                     Psoriasis als Systemerkrankung
                     Migränetherapie und -prophylaxe
                     Eisenmangel

                     Images

                     Vom Symptom zur Diagnose
                     Gelenkdiagnostik: dorsaler Fersen-
                     schmerz – Apophysitis calcanei
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EDITORIAL                                                                                                                                                                 medizinonline.ch

LDL-Cholesterin als Prädiktor für Herzinfarkt und Herzstillstand auch bei Jungen

Cholesterinwerte schon früh im Auge behalten!
               ■ LDL, das «schlechte» Cholesterin, ist ein wichti-                             beginnen kann. So deuten die Zahlen darauf hin, dass
               ger Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten. Eine                             das Risiko bereits bei LDL-Werten unter 100 beginnt.
               neue Studie deutet nun darauf hin, dass es, ähnlich                             Das bedeutet nicht unbedingt, dass eine Person unter
               wie beim Rauchen, eine kumulative Wirkung über das                              40 Jahren mit einem LDL-Wert von 100 sofort eine
               ganze Leben hat: Je länger eine Person einen hohen                              Behandlung beginnen sollte. Dazu braucht es mehr
               LDL-Wert hat, desto grösser ist ihr Risiko, einen                               Daten, um eine optimale Kombination aus Alter und
               Herzinfarkt oder einen Herzstillstand zu erleiden.                              LDL-Wert zu bestimmen. Dennoch sollte der LDL-
                    Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste                               Wert auch bei Jüngeren verstärkt im Fokus der Auf-
               Todesursache in vielen Industriestaaten. Oft haben                              merksamkeit stehen – sind doch die Leitlinien für die
               die Betroffenen keine Symptome und wissen jahrelang                             Auswahl der Personen, die eine Statintherapie benö-
               nicht, dass sie erkrankt sind, bis sie Schmerzen in der                         tigen, stark auf ältere Menschen ausgerichtet, da das
               Brust bekommen oder ein katastrophales Ereignis wie                             fortschreitende Alter ein Hauptrisikofaktor für Kom-
               einen Myokardinfarkt erleiden. Anhand von Daten                                 plikationen bei Herzerkrankungen ist.
               aus vier grossen prospektiven Gesundheitsstudien                                     Und aus Autopsiestudien wissen wir seit einiger
               berechneten Forscher die LDL-Werte im Laufe der                                 Zeit, dass sich Atherosklerose in den Arterien junger
               Zeit bei 18 288 Personen, bei denen mehrere LDL-                                Menschen bereits im Teenageralter und in den 20er
               Tests in unterschiedlichen Altersstufen durchgeführt                            Jahren zu entwickeln beginnt. Junge Menschen haben
               wurden. Sie berechneten ihre kumulative LDL-Belas-                              ein geringes kurzfristiges Risiko, aber ein hohes lang-
               tung und verfolgten ihren Gesundheitszustand über                               fristiges Risiko. Die wichtigste Botschaft der Studie
               einen Zeitraum von durchschnittlich 16 Jahren. Es                               ist, dass man versuchen sollte, die LDL-Werte bis ins
               stellte sich heraus, dass das Risiko für koronare Herz-                         mittlere Alter niedrig zu halten. Das wird das Risiko
               krankheiten umso grösser ist, je länger eine Person                             für Herzkrankheiten insgesamt verringern.
               hohe LDL-Werte aufweist – unabhängig davon, wie
               hoch ihr LDL-Wert im jungen Erwachsenenalter oder                               Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre der vorlie-
               im mittleren Alter ist. Im Vergleich zu denjenigen,                             genden Ausgabe der Hausarzt Praxis.
               die im untersten Viertel der kumulativen Exposition
               lagen, hatten diejenigen im obersten Viertel ein um
               57 Prozent erhöhtes Risiko.
                    Es wurde indes kein erhöhtes Risiko für Schlag­
               anfall oder Herzinsuffizienz im Zusammenhang mit
               der kumulativen LDL-Exposition festgestellt. Die For-
               scher wiesen darauf hin, dass viele Faktoren zu einer
               Herzinsuffizienz beitragen könnten und dass es in ihrer
               Studie zu wenige Fälle von Schlaganfall gab, um eine
               statistische Signifikanz zu erreichen.
                    Bei Menschen unter 40 Jahren wird oft eine
               Behandlung mit cholesterinsenkenden Statinen erst
               bei LDL-Werten über 190 empfohlen, aber die Studie
               legt nahe, dass das erhöhte Risiko für koronare Herz-
               krankheiten bereits bei einem viel niedrigeren Wert                             Tanja Schliebe, Chefredaktion

                                               Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe:

                                                  Künstliche Intelligenz in der Medizin.................................................................................... Seite 6
                                                  Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie....................................................... Seite 11
                                                  Racheninfektion.......................................................................................................................... Seite 16
                                                  CME-Fortbildungsfragen..................................................................................................Seite 20/21

                                                  Credits auf medizinonline.ch
                                                  Einloggen, Fragen beantworten und direkt CME-Zertifkat downloaden.

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Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
Ferinject                                                                                                                       ®
gibt dem Leben
die Energie zurück

Ferinject® steht für:
Lebensenergie, weil es Eisenmangel erfolgreich behebt1
Vertrauen, weil es Ärzte millionenfach einsetzen2
Evidenz, weil es wissenschaftlich ausführlich dokumentiert
ist und relevante Guidelines es empfehlen1–6
Zukunft, weil es durch Studien konsequent weiter erforscht wird2
Zufriedenheit, weil es den Patientinnen und Patienten
die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zurückgibt7,8
                                                                                                                                                                                                      Eisen bewegt
Referenzen:
1. Fachinformation Ferinject®: www.swissmedicinfo.ch. 2. Vifor Pharma Jahresbericht 2020: www.viforpharma.com/sites/vifor-corp/files/annual-report-2020/Vifor-Pharma-Annual-Report-2020-Full-Version-en.pdf (zuletzt besucht
März 2021). 3. Ponikowski P, et al. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of
Cardiology (ESC). Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2016;37(27):2129–2200. 4. Dignass AU, et al. European consensus on the diagnosis and management of iron
deficiency and anaemia in inflammatory bowel diseases. Journal of Crohn’s and Colitis 2015;1–12. 5. Allen RP, et al. Evidence-based and consensus clinical practice guidelines for the iron treatment of restless legs syndrome/Willis-
Ekbom disease in adults and children: an IRLSSG task force report. Sleep Med 2018;41:27–44. 6. Breymann C, et al. Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft und postpartal (aktualisierte Version, ersetzt
Version vom 24.12.2009). SGSS Expertenbrief No 48, 06.01.2017. 7. Ponikowski P, et al. Beneficial effects of long-term intravenous iron therapy with ferric carboxymaltose in patients with symptomatic heart failure and iron deficiency.
Eur Heart J; 2015;36(11):657–668. 8. Favrat B, et al. Evaluation of a Single Dose of Ferric Carboxymaltose in Fatigued, Iron-Deficient Women – PREFER a Randomized, Placebo-Controlled Study; PLOS ONE 2014, Volume 9, Issue 4, e94217.

Ferinject®. Z: Eisencarboxymaltose. I: Eisenmangel, wenn orale Eisentherapie ungenügend wirksam, unwirksam oder nicht durchführbar ist. D: Die kumulative Gesamtdosis von Ferinject® muss individuell berechnet werden.
Ferinject® kann als i. v. Infusion (verdünnt in 0.9% NaCl) oder als i. v. Injektion (unverdünnt) in wöchentlichen Einzeldosen von bis zu 20 mg/kg, maximal 1000 mg, bis zum Erreichen der berechneten kumulativen Gesamtdosis
verabreicht werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder Hilfsstoffen, Anämie ohne gesicherten Eisenmangel, Eisenüberladung, erstes Schwangerschaftstrimester. VM: Patienten vor jeder Verabreichung von
Ferinject® nach früheren UAW von i. v. Eisenpräparaten befragen. Nur anwenden, falls medizinisches Fachpersonal, das anaphylaktische Reaktionen bewerten und behandeln kann, sofort verfügbar ist, sowie nur in einer
Einrichtung, in der alle Vorrichtungen zur Reanimation vorhanden sind. Patienten während mind. 30 Min. nach Verabreichung auf Anzeichen und Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion beobachten. Paravenöse Ver-
abreichung kann eine braune Verfärbung und Reizung der Haut verursachen und ist deshalb zu vermeiden. Bei akuter oder chronischer Infektion, Asthma oder atopischen Allergien nur mit Vorsicht anwenden. Natriumgehalt
                                                                                                                                                                                                                                             08/2021_ CH-FCM-2100227

von bis zu 5.5 mg/ml berücksichtigen. Parenterales Eisen kann zu Hypophosphatämie führen, die in den meisten Fällen vorübergehend und ohne klinische Symptome ist. In Einzelfällen wurde bei Patienten mit bekannten
Risikofaktoren und nach dauerhafter höherer Dosierung über behandlungsbedürftige Hypophosphatämie berichtet. Patienten, die mehrfach höhere Dosen im Rahmen einer Langzeitbehandlung erhalten und zugrunde-
liegende Risikofaktoren aufweisen (z. B. Kalzium- und Phosphat-Malabsorption) sollten auf eine hypophosphatämische Osteomalazie hin überwacht werden einschliesslich einer Kontrolle des Serumphosphats. Bei einer
persistierenden Hypophosphatämie sollte die Behandlung mit Ferinject® neu bewertet werden. S/S: KI im 1. Trimester, im 2. und 3. Trimester nur bei zwingender Indikation anwenden. Fetale Bradykardie kann infolge einer
Überempfindlichkeitsreaktion der Mutter auftreten; Fetus sollte während der Verabreichung überwacht werden. UAW: Häufig: Hypophosphatämie, Kopfschmerzen, Gesichtsrötung (Flush), Schwindel, Hypertonie, Übelkeit,
Reaktionen an der Injektions-/Infusionsstelle. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp, Parästhesien, Tachykardie, Hypotonie, Erröten, Dyspnoe, gastrointestinale Beschwerden, Dysgeusie, Hautausschlag,
Pruritus, Urtikaria, Hautrötung, Myalgie, Rückenschmerzen, Arthralgie, Muskelkrämpfe, Gliederschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb, peripheres Ödem, Schüttelfrost, Schmerz, Anstieg der AST, ALT, Gamma-
GT, LDH und ALP. IA: Bei gleichzeitiger Verabreichung von oralen Eisenpräparaten ist deren Absorption reduziert. P: 5 Stechampullen zu 100 mg (2 ml) oder 500 mg (10 ml), 1 Stechampulle zu 500 mg (10 ml) oder zu 1000 mg
(20 ml). Liste B. Detaillierte Informationen: www.swissmedicinfo.ch. Zulassungsinhaberin: Vifor (International) AG, CH-9001 St. Gallen. Vertrieb: Vifor AG, CH-1752 Villars-sur-Glâne.                        Stand: Mai 2021
Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                            medizinonline.ch

         EDITORIAL                                              39	Primärer Hyperaldosteronismus
                                                                    Therapieresistente Hypertonie:
         2    L DL-Cholesterin als Prädiktor für Herzinfarkt       auf Conn-Syndrom abklären!
               und Herzstillstand auch bei Jungen
               Cholesterinwerte schon früh im Auge              40	Komorbiditätsforschung
               behalten!                                            Psoriasis als Systemerkrankung –
              Tanja Schliebe, Chefredaktion                         Studienbefunde zu komorbider Depression

                                                                45	Migränetherapie und -prophylaxe
                                                                    Wissenswertes für den Hausarzt
         CME-FORTBILDUNG
                                                                48	Eisenmangel
         6	Künstliche Intelligenz in der Medizin                   Laborparameter richtig einordnen
            Chancen und Risiken der KI
              Dr. med. univ. Giulia Rathmes,
              Prof. Dr. med. Michael Krauthammer, Zürich
                                                                IMAGES
         10   Credits auf medizinonline.ch
              Anleitung zur Online-Fortbildung                  42        Vom Symptom zur Diagnose
                                                                          Gelenkdiagnostik: dorsaler Fersenschmerz –
         11	Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie             Apophysitis calcanei
             Quand adresser un patient à un spécialiste?                  Dr. med. Hans-Joachim Thiel, Birenbach (D)
              Prof. Dr méd. Christine Attenhofer Jost,
              Dr méd. Rainer Hurni, Zurich

         16	Racheninfektion
                                                                WEITERE RUBRIKEN
             Die akute Tonsillopharyngitis
              Dr. med. Roland Fischer,                          32, 38, 50          News
              Prof. Dr. med. Andreas Zeller, Liestal
                                                                33, 35              Publireportage
         20   CME-Fortbildungsfragen
                                                                44                  Board

                                                                49                  Impressum
         MEDIZIN
         22	SUSTAIN-10: Post-hoc-Analyse
             Semaglutid und Liraglutid bei Typ-2-
             Diabetes: mit und ohne SGLT-2-i wirksam und
             sicher

         24	Venöse Thromboembolie
             Klinische Beurteilung und antikoagulative
             Therapie – ein Update

         27    ARS-CoV-2
              S
              Pelargonium sidoides zeigt in vitro anti­virale
              und immunomodulatorische Effekte

         30	Systemischer Lupus erythematodes
             Innovative Therapieansätze im Aufwind –
             zukunftsweisende neue Behandlungs­
             strategien

         34   T yp-2-Diabetiker mit Übergewicht
               Dulaglutid in höherer Dosierung fördert
               die Gewichtsreduktion zusätzlich

                                                                Titelbild: Verlag

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Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
Typ-2-Diabetes

             HERZlich einfach ... Trulicity®                                                                         1,2

                                                     NEU
                                                                                                                                         Gewicht # &
                                                                                                        Wirksamkeit 3
                                                                                                                                       Verträglichkeit *,2

                                    Prävention von
                                    CV-Ereignissen2,°

                                                                                                        Wirkt ab der                        Einfache
                                                                                                        ersten Dosis2                     Anwendung4

° CV-Ereignisse = MACE-3 (major adverse cardiovascular event): Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, oder nicht-tödlicher Schlaganfall. Trulicity® ist indiziert zur Prävention kardiovaskulärer
   Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und bereits manifester (z. B. Herzinfakt) oder subklinischer (z. B. > 50 % Koronarstenose) kardiovaskulärer Erkrankung (siehe Abschnitt
   «Klinische Wirksamkeit»), Fachinformation Trulicity®, www.swissmedicinfo.ch.
# Dulaglutide ist nicht angezeigt zur Gewichtsabnahme; die Änderung des Körpergewichtes war in den klinischen Studien ein sekundärer Endpunkt.
* Die Behandlung mit GLP-1 Rezeptoragonisten, u. a. Trulicity® ist mit einem höheren temporären Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen verbunden.
1. Matfin G. et al. Safe and Effective Use of the Once Weekly Dulaglutide Single-Dose Pen in Injection-Naïve Patients With Type 2 Diabetes. Journal of Diabetes Science and Technology 2015; 9(5):
1071–1079. 2. Trulicity® Fachinformation, www.swissmedicinfo.ch. 3. Jendle J. et al. Efficacy and safety of dulaglutide in the treatment of type 2 diabetes: a comprehensive review of the dulaglutide clinical
data focusing on the AWARD phase 3 clinical trial program. Diabetes Metab Res Rev 2016; 776–790. 4. Trulicity® Patienteninformationen, www.swissmedicinfo.ch.
Trulicity® (Dulaglutide) I: Trulicity wird zur Behandlung Erwachsener mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 ergänzend zu Diät und Bewegung angewendet: als Monotherapie bei
Kontraindikation oder Unverträglichkeit für Metformin, in Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln. Trulicity ist indiziert zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei erwachsenen
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und bereits manifester oder subklinischer kardiovaskulärer Erkrankung. D/A: Die empfohlene Dosis beträgt 0.75 mg einmal wöchentlich. Falls die Wirkung nicht
                                                                                                                                                                                                                   PP-DG-CH-0198/11.2020

ausreichend ist und die Therapie gut toleriert wird, kann die Dosis auf 1.5 mg einmal wöchentlich erhöht werden. Trulicity wird subkutan im Abdomen, Oberschenkel oder Oberarm injiziert; darf nicht
intravenös oder intramuskulär angewendet werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. W/V Trulicity darf nicht bei Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus
oder zur Behandlung der diabetischen Ketoazidose eingesetzt werden. Dulaglutide ist kein Ersatz für Insulin. Es liegen Berichte über diabetische Ketoazidose bei insulinabhängigen Patienten nach
raschem Absetzen oder einer schnellen Dosisreduktion von Insulin vor. Die Anwendung von GLP-1 Rezeptoragonisten kann mit gastrointestinalen Nebenwirkungen verbunden sein, zu denen Übelkeit,
Erbrechen und Durchfall gehören. Diese Ereignisse können zu Dehydratation führen, was zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion, einschliesslich akutem Nierenversagen, führen kann. Schwere
gastrointestinale Erkrankungen, einschliesslich schwere Gastroparese. Akute oder chronische Pankreatitis in der Anamnese. Erhöhtes Risiko einer Hypoglykämie in Kombination mit Sulfonylharnstoffen
oder einem Insulin. IA: Kann die Absorption oral angewendeter Arzneimittel beeinflussen. Sch/S: Wird in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Darf in der Stillzeit nicht angewendet werden. UAW:
Sehr häufig und häufig: Hypoglykämie, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, abdominale Schmerzen, verminderter Appetit, Dyspepsie, Obstipation, Flatulenz, Meteorismus, Gastroösophagealer Reflux,
Aufstossen, Müdigkeit, Sinustachykardie, Atrioventrikular-Block Grad 1. Anaphylaktische Reaktionen und akute Pankreatitis wurden selten berichtet. P: Trulicity 0.75 mg und 1.5 mg 4 Fertigpen.
Abgabekategorie B. Weitere Informationen finden Sie unter www.swissmedicinfo.ch. Eli Lilly (Suisse) SA, ch. des Coquelicots 16, CP 580, 1214 Vernier (GE). V08-2020

www.lilly-diabetes.ch
Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
CME-FORTBILDUNG                                                                                                      medizinonline.ch

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Chancen und Risiken der KI
Giulia Rathmes, Michael Krauthammer, Zürich

Künstliche Intelligenz | Deep Learning | Open Data

                     ■ Der Begriff der künstlichen Intelligenz stammt aus     des Deep Learnings zusammengefasst. Man versteht
                     den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts und umfasst eine    darunter Algorithmen, die auf künstlichen neuronalen
                     Ansammlung von Technologien, welche einem Com-           Netzwerken basiert sind und die mit hoher Präzision
                     puter erlauben, typische Eigenschaften der menschli-     Muster in grosse Datenmengen erkennen können.
                     chen Intelligenz zu emulieren [1]. Anfänglich wurden     Bemerkenswerterweise – und mit grosser Bedeutung
                     grosse Hoffnungen in diese Technologien gesetzt und      für die Medizin – haben diese Programme eine heraus-
                     früh wurde versucht, diese in der Medizin zu etablie-    ragende Fähigkeit, Strukturen in Bildern zu erkennen
                     ren. Beispiele aus den 1970er-Jahren sind Programme      [5]. Im direkten Vergleich mit menschlichen Betrach-
                     für die Identifikation von Bakterien bei Infektions-     tern wurde gezeigt, dass Computer in der Erkennung
                     krankheiten [2] oder für die Prognose der koronaren      von Mustern in Bildern weitaus besser abschneiden
                     Herzerkrankung [3]. Eine gewisse Ernüchterung trat       und unter der menschlichen Fehlerquote von 5%
                     in den 1990er-Jahren ein: Ein Editorial [4] in der       liegen [6]. Eine Forschungsgruppe an der Stanford
                     berühmten Fachzeitschrift New England Journal of         Universität in Kalifornien wandte im Jahre 2017 die
                     Medicine gab den damals erhältlichen Programmen          Deep Learning Technologie in dem Gebiet der Der-
                     für die computergestützte Diagnose die Note «C», was     matologie an. In einer bahnbrechenden Arbeit wurde
                     ungefähr einer «3» im schweizerischen Notensystem        aufgezeigt, dass Computer mit Dermatologen in der
                     entspricht. Diese Programme produzierten in 30 bis 50    Erkennung von malignen Hautläsionen gleichziehen
                     Prozent der Fälle eine fälschliche Diagnose, was ihren   [6]. Seit dieser Publikation vor vier Jahren häufen sich
                     Einsatz und die Akzeptanz in der Klinik erschwerte.      neue Arbeiten, die über ähnliche Resultate in ver-
                     Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war es aufgrund der       schiedensten diagnostischen Fächern berichten (zum
                     anfänglich ernüchternden Ergebnisse eher still in der    Beispiel in der Pathologie oder Radiologie [7–10]).
                     Erforschung der künstlichen Intelligenz in der Medi-     Parallel zur Bilderkennung – und mit ebenfalls weit-
                     zin. Mehrere wichtige Entwicklungen ebneten jedoch       reichender Bedeutung für die Medizin – hat die Deep-
                     den Weg zum Durchbruch der Technologie.                  Learning-Technologie in den letzten Jahren auch zu
                                                                              Durchbrüchen bei der Spracherkennung geführt [11].
                     Deep Learning                                            Dadurch können Computer die in natürlicher Sprache
                     Auf der einen Seite fand eine stetige Ausweitung des     verfassten medizinischen Daten (Austrittsberichte,
                     Gebrauchs der elektronischen Krankenakte statt.          diagnostische Berichte etc.) zunehmend verstehen,
                     Computer erhielten dadurch Zugang zu grossen medi-       analysieren oder auch gleich Texte selber verfassen
                     zinischen Datensätzen. Die Vielzahl an Daten ermög-      [12]. Zusammenfassend kann Folgendes gesagt wer-
                     lichte die Erschaffung und Weiterentwicklung einer       den: Dank der elektronischen Krankengeschichte
                     neuen Generation von Programmen der künstlichen          hat der Computer einen breiteren Zugang zu medi-
                     Intelligenz. Diese Programme wurden in den 2010er-       zinischen Daten, die noch vorwiegend in unstruktu-
                     Jahren entwickelt und werden heute unter dem Begriff     rierter Form (Bilder oder Text) vorliegen. Eine Tech-
                                                                              nologie (Deep Learning) kann diese unstrukturierten
                                                                              Daten effektiv bearbeiten und wird dadurch befähigt,
                                                                              medizinische Tätigkeiten (Diagnose, Therapieent-
                                                                              scheidung oder Schreiben eines Austrittsberichtes)
                            Dr. med. univ. Giulia Rathmes                     zunehmend zu emulieren.
                                                                                   Inwieweit und in welchem Zeitrahmen diese neuen
                            Lehrstuhl für Medizininformatik
                                                                              Technologien die Medizin beeinflussen werden, bleibt
                            Universität Zürich
                            giuliarathmes@icloud.com                          offen. In dem kommenden Abschnitt werden wir die-
                                                                              sen Fragen nachgehen und ein besonderes Augenmerk
                                                                              auf die Chancen und Risiken der künstlichen Intelli-
                                                                              genz im medizinischen Alltag werfen (Tab. 1).
                            Prof. Dr. med. Michael Krauthammer
                                                                              Einsatz der KI im klinischen Alltag:
                            Lehrstuhl für Medizininformatik                   Konkurrenz für den Mediziner?
                            Universität Zürich
                                                                              Derzeit besteht ein wachsendes Interesse daran, künst-
                            Department für Forschung und Lehre
                                                                              liche Intelligenz (KI) einzusetzen, um die diagnostische
                            michael.krauthammer@usz.ch
                                                                              Intelligenz des Arztes zu ergänzen, zu verbessern oder

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Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, Nr. 11                                                                         CME-FORTBILDUNG

Tab. 1 Risiken und Chancen der künstlichen Intelligenz in der Medizin
 Thema               Risiken                                     Chancen

 Job                 – Job-Unsicherheit für Experten             – KI ermüdet nicht
                     – Es fehlt der KI an Empathie und           – Einläuten einer Renaissance in der Medizin, in
                       Mitgefühl                                   der sich Ärzte wieder auf Patienten konzentrieren
                                                                   können (KI übernimmt Routinearbeit)

 Hausarztmedizin     – Erhöhung des Aufwandes im                 – Empowerment der Hausärzte
                       klinischen Alltag                         – Schnellere und genauere Diagnosesicherung und
                                                                   Therapie

 Algorithmus         – Black Box – fehlende Akzeptanz und        – Qualitätssteigerung im Gesundheitswesen
                       Vertrauen durch Ärzte und Patienten
                     – Bias/Fairness

 Open Data           – Datenschutz                               – Globale Entwicklung von neuen Interventionen in
                                                                   der Medizin
                                                                 – Zusammenwachsen von Gesundheitssystemen

sogar zu ersetzen. Befürworter der KI erwarten, dass         befundenden radiologischen Bilder nach Schweregrad
solche Technologien neben der diagnostischen Effizi-         priorisieren oder bei KI-basierte Assistenzsystemen,
enz auch die diagnostische Genauigkeit (mit weniger          die den Radiologen auf eine Fraktur im Röntgenbild
Unter- und Überdiagnosen) verbessern könnten [13].           aufmerksam machen und nachweislich die diagnos-
    Andere haben jedoch argumentiert, dass dies              tische Präzision erhöhen [17]. Ob Spezialisten diese
während einer bereits überbelasteten Sprechstunde            KI-Hilfe auch wirklich annehmen und einsetzen wer-
eine weitere Informationsbelastung verursachen wird.         den, steht zu diesem Zeitpunkt noch offen. Auf jeden
Es könnte sehr wenig dazu beitragen, die Patienten-          Fall werden Nicht-Spezialisten, Hausärzte, in Aus-
ergebnisse, das Stressniveau des Hausarztes oder die         bildung stehende Ärzte und weiteres medizinisches
finanzielle Lage des Gesundheitswesens zu verbessern.        Personal durch die KI befähigt werden, komplexe
Diese Argumente basieren mitunter auf der Erfahrung          diagnostische Untersuchungen selbst durchzuführen.
mit existierenden Systemen, welche Ärzte bei Tätig-              Es sollte hier jedoch festgehalten werden, dass ein
keiten wie der Erkennung von Medikamentenwechsel-            KI-System den Arzt nie vollständig ersetzen kann, da
wirkungen unterstützen und dabei wegen Fehlalarmen           es dem System vorerst an Empathie und Mitgefühl für
oder nicht-relevanten Interventionen oft nicht über-         den Patienten fehlt. Ein Arzt muss den Kontext des
zeugen können [14].                                          Patienten verstehen und soziale sowie psychologische
    Mit einer neuen Generation von KI-Systemen               Umstände mit Empathie, Sorgfalt und Mitgefühl auf-
darf aber damit gerechnet werden, dass diese sich im         nehmen. Explizites Wissen über den prädiktiven Wert
klinischen Alltag längerfristig etablieren werden. Der       von Symptomen kann einem KI-System beigebracht
Grund liegt vor allem in der Kapazität dieser Systeme,       werden, dass es jedoch erlernt, wie man das Vertrauen
eine unbegrenzte Anzahl von Fällen zu studieren und          einer Person gewinnen kann, ist zu diesem Zeitpunkt
damit einen diagnostischen Algorithmus zu perfek-            eher unwahrscheinlich.
tionieren. Ein Radiologe zum Beispiel hat während
seiner Ausbildung und auch beruflichen Tätigkeit             Qualitätssteigerung der Medizin
Zugang zu einer grossen, aber dann doch beschränk-           Richtig angewandt, könnten KI-Systeme jedoch eine
ten Anzahl von radiologischen Bildern, die er für die        Qualitätssteigerung der medizinischen Versorgung
Schärfung seiner diagnostischen Fähigkeiten brauchen         mit sich bringen. Die KI-Systeme ermüden nicht und
kann. Im Gegensatz dazu haben Computer Zugang zu             garantieren eine konstante Diagnoseleistung unab-
potenziell allen radiologischen Bildern, die an einem        hängig von der Tageszeit oder dem Patientenvolumen.
oder mehreren Spitälern je erfasst wurden. Der Com-          Die KI kann im Hintergrund medizinische Prozesse
puter kann sich demnach auf radiologische Bilder und         überwachen und korrigierend eingreifen. Optimistisch
Befunde von hunderten von Radiologen stützen und             gesehen könnte die KI zu erheblichen Zeitersparnis-
kann dadurch, wenn auch indirekt, deren kollektives          sen führen und so die Qualität der Patient-Arzt-Bezie-
Wissen effektiv emulieren. Ein einzelner Radiologe           hung verbessern. Konkret könnten Ärzte Routineun-
hat somit gegenüber einem Computer einen Nachteil.           tersuchungen der KI überlassen und sich vermehrt
    Diese neuen Generationen von KI-Systemen müs-            dem Patientengespräch widmen. Ein Beispiel aus der
sen nicht zwingend autonom operieren (ohne ärztliche         hausärztlichen Praxis wäre die Beratung eines Pa­tien­
Supervision), so wie sie etwa in der Augenheilkunde          ten mit Diabetes mellitus Typ 2. Aktuell verbringen
zur Diagnose der diabetischen Retinopathie bereits           Hausärzte sehr viel Zeit damit, Informationen aus ver-
zum Einsatz kommen [9]. Vielmehr wird die KI die             schiedenen Quellen zu sammeln, zum Beispiel lesen
ärztliche Tätigkeit unterstützen, so etwa bei radiolo-       sie ambulante oder stationäre Austrittsberichte nach,
gischen KI-Systemen, die im Hintergrund die noch zu          analysieren Blutuntersuchungen der letzten Monate

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Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
CME-FORTBILDUNG                                                                                                           medizinonline.ch

                         und schlagen klinische Leitlinien nach. Im Gegen-          sehen. Dieses Konzept ist nicht nur auf den Bereich
                         satz dazu könnten KI-Assistenzsysteme automatisch          der Dermatologie beschränkt, sondern auch in der
                         das Wichtigste vorbereiten und Risiken sowie Mass-         Interpretation vieler anderer komplexer Patienten-
                         nahmen aufgrund des individuellen Risikoprofils des        daten, zum Beispiel Netzhautscans, Röntgen- oder
                         Patienten aufzeigen. So könnten KI-Systeme auch eine       Ultraschallbilder. Viele dieser Bilder können bald mit
                         wichtige Rolle in der Prävention spielen. Diese Sys-       relativ kostengünstigen Geräten und KI erhoben und
                         teme könnten proaktiv Konsultationen vorschlagen,          analysiert werden. Ein gutes Beispiel ist eine neue
                         wenn sie feststellen, dass das Risiko eines Patienten      Generation von kleinen Ultraschallgeräten, die direkt
                         mit Diabetes mellitus Typ 2, eine bestimmte diabe-         am Smartphone angeschlossen werden und über KI
                         tische Komplikation zu entwickeln, erhöht ist und eine     verschiedenste Organsysteme analysieren können [18].
                         Intervention rechtfertigt.                                     Relevant sind auch andere Anwendungen. Zum
                                                                                    Beispiel zeigen neue Ansätze für die Detektion von
                         KI beim Hausarzt                                           Medikamentenwechselwirkungen basierend auf Deep
                         KI-basierte Systeme bringen auch unterstützende            Learning Algorithmen Potenzial. Polypharmazie ist
                         diagnostische Expertise in die Grundversorgung. Ein        ein wachsendes Problem in der Hausarztmedizin mit
                         Bild einer Hautläsion reicht aus, um mittels eines KI-     hohem Risiko für unerwünschte Medikamentenwech-
                         Systems seine Ätiologie zu diagnostizieren. Die Bil-       selwirkungen. KI-Systeme, die den Arzt unterstützen,
                         der könnten in einer Hausarztpraxis erfasst und an         können in der Detektion und auch in der Prävention
                         ein spezialisiertes Dermatologie-KI-System für eine        eine wichtige Rolle spielen (Abb. 1) [15,16].
                         zeitnahe Analyse geschickt werden [6]. Patienten mit           Eine Hürde für die sichere und breite Implementa-
                         einem niedrigen Risiko würden eine sofortige Sicher-       tion von KI-Systemen in der Hausarztpraxis und vielen
                         heit erhalten, während Patienten mit einem erhöhten        anderen Bereichen der Medizin ist jedoch die oft unzu-
                         Risiko für ein Melanom sofort zum Dermatologen             reichende Dateneingabe. Im Gesundheitswesen ist der
                         überwiesen werden könnten und nicht lange war-             Prozess selten automatisiert und hängt oft von Ärzten
                         ten müssten, da Spezialisten nur ausgewählte Fälle         ab, denen die Zeit fehlt, Daten einzugeben. Ohne kor-

                                                                                                                                             nach [15,16]

Abb. 1: Polypharmazie wird zu einem immer bedeutenderen Problem in der Medizin. KI-Systeme, welche den Arzt auf potenzielle Medikamenten-
wechselwirkungen aufmerksam machen, sind gefragter denn je.

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HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, Nr. 11                                                                   CME-FORTBILDUNG

rekte und aktuelle Daten haben KI-Systeme nicht die       TAKE-HOME-MESSAGES
nötigen Informationen, um einen funktionierenden
                                                          ― Künstliche Intelligenz ist ein wachsendes Feld, welches grosse Aus­
Algorithmus für eine korrekte Entscheidungsfindung
                                                            wirkungen auf die Medizin von morgen haben wird.
zu generieren [19]. Gerade auch in der Allgemeinme-
dizin braucht es noch viele Anstrengungen, um die         ― Ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz ist entscheidend
Datenlage dementsprechend zu verbessern.                    für die richtige Umsetzung in der klinischen Praxis.
                                                          ― Die Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit durch die künstliche Intelligenz
Black Box Natur und Systematischer Bias der KI              führt zu potenzieller Qualitätssteigerung und zeitlicher Entlastung.
Die Entwicklung der Deep-Learning-Algorithmen             ― Künstliche Intelligenz ist nicht unfehlbar. Vielversprechende neue Systeme
gibt dem Computer die Möglichkeit, immer komple-            sind Gegenstand der aktuellen Forschung, h   ­ aben aber in der breiten
xere Assoziationen zu erforschen. Deep-Learning-            klinischen Anwendung noch Um­setzungsschwierigkeiten.
Algorithmen bauen auf der Idee eines «computerized»
Gehirns auf. Die neuralen Prozesse, die im System
vor sich gehen, sind jedoch für den Menschen nicht        zum Beispiel ein Datensatz, der nicht identifizierbare
immer nachvollziehbar (Die KI ist eine «Black Box»).      Gesundheitsdaten von über 60 000 Intensivpatienten
Dadurch wird die Interpretation der Ergebnisse            am Beth Israel Deaconess Medical Centre von 2008
erschwert. Dies wiederum kann zu einer Reduktion          bis 2019 enthält und öffentlich zugänglich ist [22].
des Vertrauens gegenüber dem System führen und                Open Data beflügelt die KI, welche von sehr gros-
somit die Integration in die klinische Praxis erschwe-    sen Patientendatensätzen abhängig ist. Dieser Aspekt
ren [19]. Auch ist ein KI-System nur so gut wie die ihm   wird zwangsläufig, mindestens auf Datenebene, zu
zur Verfügung gestellten Daten, sollten die Daten feh-    einem Zusammenwachsen von Gesundheitssyste-
lerhaft oder verfälscht sein, können sie systematische    men führen, damit im Verbund von Spitälern genü-
Bias enthalten. Das Risiko für eine systematische         gend Daten für die KI zusammenkommen. Diese
Fehlaussage des KI-Systems wird somit grösser. Zum        «Datentransparenz» könnte längerfristig zu weiteren
Beispiel erhalten Patienten mit niedrigem sozioökono-     positiven Effekten wie zum Beispiel einer besseren
mischem Status möglicherweise weniger diagnostische       Kostenkontrolle im Gesundheitswesen führen.
Tests und Medikamente für chronische Krankheiten              Die Abhängigkeit von Daten hat auch ihre Schat-
und haben nur eingeschränkten Zugang zur Gesund-          tenseiten. Medizinische Daten enthalten hochsensible
heitsversorgung. Ein KI-System hat somit nur eine         Informationen, die aus Datenschutzgründen geschützt
begrenzte Anzahl an Informationen über diese Pati-        werden müssen und auf den ersten Blick eine grosse
entenpopulation und wird vielleicht später eine nötige    Barriere für Open Data darstellen. Somit erfordert die
Intervention vorschlagen als bei Patienten, die regel-    Verwendung von Open Data ein sorgfältiges Abwägen
mässig den Arzt besuchen [20].                            zwischen freiem Zugang und Privatsphäre der Pa­tien­
     Auf der anderen Seite sind Mediziner auch nicht      tinnen und Patienten. Um diesen Sicherheits- und
vor Bias gefeit. Die klinische Entscheidungsfindung       Datenschutzherausforderungen zu begegnen, muss
hängt oft teilweise von einer Reihe «Faustregeln» und     grosser Wert auf rechtliche Absicherungen («Data
Algorithmen ab. Sheringham et al. [21] konnten zum        Use Agreements»), fortschrittliche Verschlüsselungs-
Beispiel zeigen, dass britische Hausärzte Patienten mit   algorithmen und eine Pseudo-Anonymisierung der
Hochrisiko-Symptomen für eine Krebserkrankung             personenbezogenen Daten gelegt werden. KI-Systeme
nicht eher abklärten als Patienten mit Niedrigrisiko-     im Allgemeinen sollten Datenschutz und Sicherheit
Symptomen. Zudem konnte gezeigt werden, dass              garantieren sowie gute Governance-Standards ein-
Pa­tien­ten mit den gleichen Symptomen unterschied-       richten [23].
lich behandelt oder abgeklärt werden [21].
     Ein KI-System kann potenziell alle in der elektro-   Schlussfolgerung
nischen Krankengeschichte verfügbaren Daten objek-        Den Einsatz von KI-Systemen in der medizinischen
tiv synthetisieren und interpretieren, was für den Arzt   Praxis zur effizienteren Diagnosesicherung und The-
aufgrund der weitreichenden Datenmenge unmöglich          rapie erfordert die Akzeptanz und Unterstützung der
ist. Das Zusammenspiel von Arzt/KI ist synergistisch      Ärzte. Vor der Anwendung muss sichergestellt wer-
und birgt die Chance, ein Bias zu entschärfen und eine    den, dass die KI-Arzt-Kombination einen Vorteil für
bessere Patientenversorgung zu erlangen.                  die Patientenversorgung bringt, unter anderem durch
                                                          eine Entlastung von Ärzten und ohne Verunsicherung
Open Data – Auswirkungen auf KI,                          für Patienten. Gefragt ist nun eine KI-Forschung, die
Datenschutz und Sicherheit                                die Konsequenzen für den klinischen Alltag holistisch
Open Data ist ein Trend, dem immer mehr Bedeu-            untersucht und systematisch beleuchtet.
tung auch in der Gesundheitsversorgung geschenkt
wird. Ein grosser Vorteil von Open Data ist, dass
Daten aus klinischen Studien und anderen Quellen
genutzt, reanalysiert, geteilt und mit anderen Daten
kombiniert werden können. Open Data erleichtert
die wissenschaftliche Zusammenarbeit, bereichert die
Forschung, verbessert die analytische Kapazität, um
Entscheidungen zu treffen, und sorgt für einen viel       > Fortbildungsfragen auf Seite 20
schnelleren Fortschritt in der Medizin. MIMIC-IV ist

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                                                medizinonline.ch

                               Danksagung                                                                  11. Li Y, Rao S, Solares JRA et al.: BEHRT: Transformer for Electronic
                               Wir danken Dr. med. Lukas Bachmann für die konstruk-                            Health Records. Sci Rep 2020; 10(1): 7155.
                                                                                                           12. Nooralahzadeh F, Gonzalez NP, Frauenfelder T, et al.: Progressive
                               tive Durchsicht des Artikels.                                                   Transformer-Based Generation of Radiology Reports. arXiv preprint
                                                                                                               arXiv:210209777; 2021.
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                               6. Esteva A, Kuprel B, Novoa RA, et al.: Dermatologist-level classi-        18. Buonsenso D, Pata D, Chiaretti A: COVID-19 outbreak: less
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                               8. Gulshan V, Peng L, Coram M, et al.: Development and Validation of            Science 2019; 366(6464): 447–453.
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                                    Retinal Fundus Photographs. JAMA 2016; 316(22): 2402–2410.                 sions to investigate suspected lung cancer: a factorial experiment
                               9. De Fauw J, Ledsam JR, Romera-Paredes B, et al.: Clinically applica-          using multimedia vignettes. BMJ Qual Saf 2017; 26(6): 449–459.
                                    ble deep learning for diagnosis and referral in retinal disease. Nat   22. Johnson ABL, Pollard T, Horng S, et al.: MIMIC-IV (version 1.0).
                                    Med 2018; 24(9): 1342–1350.                                                PhysioNet0 2021; doi: 10.13026/s6n6-xd98.
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                                                                                                               41–47.

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HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, N° 11                                                                       CME-FORTBILDUNG
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Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie

Quand adresser un patient à un spécialiste?
Christine Attenhofer Jost, Rainer Hurni, Zurich

dyslipidémie | traitement intensif des LDL | hypercholestérolémie

                       ■ «Plus c’est bas, mieux c’est» – le principe selon               Bien que la publication des dernières directives
                       lequel il faut abaisser le plus possible le taux de          de l’«European Society of Cardiology» (ESC) et de
                       ­cho-lestérol chez les patient(e)s avec un risque car-       l’«European Atherosclerosis Society» (EAS) sur le
                        diovasculaire n’a jamais été autant d’actualité selon       traitement de la dyslipidémie en 2016 ne date que de
                        la mise à jour des directives suisses du GSLA et            quelques années, de nombreuses nouvelles connais-
                        des nouvelles directives de l’ESC/ESA. En effet, la         sances scientifiques et le développement de nouvelles
                        réduction du C-LDL de 1 mmol/l diminue le risque            options thérapeutiques ont nécessité une actualisation
                        d’événement cardiovasculaire d’un cinquième. Cepen-         des recommandations [6]. Les nouvelles «ESC/EAS
                        dant, une telle diminution du LDL est difficile chez        Guidelines for the management of dyslipidaemias»
                        certain(e)s patient(e)s. Il se pose de plus la question     présentées en 2019 ont été examinées et adaptées l’an-
                        de savoir quand adresser le patient à un spécialiste et     née suivante par le Groupe suisse de travail Lipides et
                        quand effectuer une analyse génétique.                      Athérosclérose (GSLA) pour leur utilisation en Suisse
                             Les dyslipidémies font partie des causes princi-       [7,8]. L’objectif du présent résumé est d’informer les
                        pales des maladies cardiovasculaires. Le cholestérol-       médecins généralistes des directives actualisées et de
                        LDL (C-LDL, «low density lipoprotein cholesterol»)          leur proposer une première aide pour répondre à la
                        est au centre des préoccupations. Différentes études        question de savoir quand et quels patients doivent être
                        menées au cours des dernières décennies montrent            adressés à un spécialiste.
                        clairement qu’une diminution de la concentration du
                        C-LDL est associée à une réduction du risque d’évé-         Evaluation du risque
                        nement cardiovasculaire [1,2]. Les causes de la dyslipi-    Il ne fait aucun doute que l’augmentation du taux de
                        démie sont très diverses. Selon la Fondation suisse de      cholestérol est associée à une élévation du risque car-
                        cardiologie, environ une personne sur 200 est touchée       diovasculaire. L’évaluation des facteurs de risque est
                        par une hypercholestérolémie familiale (HF) en Suisse       une composante cruciale du calcul du risque. Pour ce
                        [3]. Environ 30% des jeunes patients avec une corona-       faire, la durée de l’exposition est aussi très importante,
                        ropathie ou un infarctus du myocarde présentent une         outre le taux de lipides [6]. Selon les directives ESC/
                        HF [4]. En outre, il est connu que le style de vie ainsi    EAS, 4 catégories de risque différentes sont définies:
                        que des maladies comme l’hypothyroïdie, les maladies        risque très élevé, élevé, modéré et faible (aperçu 1).
                        hépatiques, l’adiposité, l’insuffisance rénale chronique,        En Suisse, le calculateur de risque du GSLA
                        un diabète sucré insuffisamment contrôlé ou les effets      s’est établi pour le calcul du risque individuel. Il per-
                        indésirables de certains médicaments (par ex. virosta-      met de calculer facilement en ligne le risque absolu
                        tiques) exercent parfois une influence notable sur les      d’événement coronaire mortel ou d’infarctus du myo-
                        modifications du métabolisme lipidique. Ces facteurs        carde non mortel dans les 10 ans (www.agla.ch/fr/
                        de risque ont aujourd’hui conduit à l’apparition d’un       calculateurs-outils / calculateur-de-risque-du-gsla) [8].
                        profil lipidique défavorable chez environ une personne      Ce calculateur intègre des paramètres comme l’âge,
                        sur trois en Suisse [5].                                    les antécédents familiaux, le tabagisme, la tension arté-
                                                                                    rielle, le taux de cholestérol LDL, de cholestérol HDL
                                          Prof. Dr méd.                             et de triglycérides. L’activité physique, les éventuelles
                                          Christine Attenhofer Jost                 radiothérapies antérieures, etc. ne sont cependant pas
                                          Spécialiste FMH en cardiologie            prises en compte.
                                          et en médecine interne                         Le SCORE ESC/EAS peut aussi permettre d’esti-
                                          HerzGefässZentrum Zurich                  mer le risque à 10 ans de mortalité cardiovasculaire
                                          Seestrasse 247, 8038 Zurich
                                                                                    (www.scores.bnk.de/esc.html). La Suisse est cepen-
                                          christine.attenhofer@hirslanden.ch
                                                                                    dant considérée comme une région avec un risque car-
                                                                                    diovasculaire faible, c’est pourquoi la variante «low-
                                                                                    risk-ESC-SCORE» est utilisée.
                                                                                         Pour la prévention primaire, le GSLA recom-
                                                                                    mande une première évaluation du risque chez les
                                          Dr méd. Rainer Hurni                      hommes de plus de 40 ans et les femmes de plus de 50
                                          Spécialiste FMH en médecine interne
                                                                                    ans asymptomatiques. Il faut recommencer l’examen
                                          Badenerstrasse 434, 8004 Zurich
                                                                                    tous les 5 ans si le risque est faible et tous les 2 à 5 ans
                                          rhurni@hin.ch
                                                                                    s’il est modéré. Pour les personnes courant un risque

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FORMATION CME                                                                                                                               medizinonline.ch

                                                                                                      élevé ou très élevé dès le premier examen, une évalua-
                          Directives ESC 2019: quelles sont les nouveautés?                           tion avec un calculateur de risque n’est pas nécessaire
                          Les nouvelles directives européennes de l’ESC sur les dyslipidémies         car ces patients sont automatiquement classés comme
                          de 2019 ont succédé après 3 ans seulement à la version antérieure           patients à haut risque. Cela est valable pour:
                          de 2016. Les recommandations se sont concentrées sur une diminu-            – Les maladies cardiovasculaires documentées (par
                          tion la plus importante possible en valeur absolue et la plus précoce          ex. antécédents d’infarctus du myocarde ou de
                          possible du cholestérol-LDL. La valeur cible en 2016 pour les patients
                                                                                                         coronaropathie aiguë, de coronaropathie bitroncu-
                          avec un risque cardiovasculaire très élevé était
HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, N° 11                                                                        CME-FORTBILDUNG
                                                                                                              FORMATION CME

tant plus basses que le risque cardiovasculaire est élevé
                                                             Aperçu 1 La diminution du C-LDL s’oriente en fonction des catégories
(tab. 1).
                                                                      de risque cardiovasculaire
     Chez les patients à très haut risque, une réduc-
tion du C-LDL de 50% et une valeur cible de C-LDL            Risque très élevé
180/110 mmHg
– Hypertriglycéridémie connue                                – Hypercholestérolémie familiale sans autre facteur de risque
– Pancréatite induite après hypertriglycéridémie             – Diabète sucré sans atteinte d’organes cibles, mais persistant depuis 10 à
– Avant le début d’un traitement médicamenteux                 20 ans ou présence d’un facteur de risque supplémentaire
   avec hypertriglycéridémie sévère en tant qu’effet
                                                             Risque modéré
   indésirable possible
                                                             – Risque de mortalité cardiovasculaire à 10 ans de 10 à 20% (score de risque
– Lorsque des analyses supplémentaires à jeun sont
                                                               du GSLA)
   nécessaires, par ex. la glycémie à jeun, monitorage
                                                             – Patients jeunes (DT1
FORMATION CME                                                                                                                      medizinonline.ch

Tab. 1 Valeurs cibles en fonction du risque cardiovasculaire
                  LDL-C                                  Cholestérol total CT      ApoB                                C non HDL

 Dépistage,       Recommandé en primaire                 Nécessaire pour           Recommandée en secondaire.          Recommandé pour l’éva-
 diagnostic,      Nécessaire pour l’évaluation du        l’évalua­tion du risque   Peut être utilisée comme alter-     luation du risque, surtout
 stratification   risque avec le calculateur de          avec le SCORE ESC         native au C-LDL, si disponible.     pour les patients suivants:
 du risque        risque du GSLA                                                   Peut être préférée au C non         Taux de TG élevé, DT2,
                                                                                   HDL chez les patients suivants:     adiposité, taux de C-LDL
                                                                                   taux de TG élevé, DT2, taux         très bas. Peut être faci-
                                                                                   de LDL très bas, adiposité ou       lement calculé dans le
                                                                                   syndrome métabolique.               statut lipidique.

 Très haut        Réduction du C-LDL de ≥50% et          Pas d’objectif de trai-
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