Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4
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Ausgabe 11 · November 2021 · www.medizinonline.ch Neu Nach einer Herzinsuffizienz-bedingten Dekompensation: Bieten Sie Ihren Patienten die nötige Stabilität. Wenn es für sie darauf ankommt.1-4 Verquvo® wird angewendet zur Behandlung von symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Auswurffraktion, die nach einer kürzlich aufgetretenen Dekompensation, welche eine i.v.-Therapie erforderte, stabilisiert wurden. Verquvo® wird in Kombination mit anderen Therapien für Herzinsuffizienz angewendet. Referenzen: 1. Butler J, Yang M, Manzi MA, et al. Clinical course of patients with worsening heart failure with reduced ejection fraction. J Am Coll Cardiol. 2019;73(8):935-944. 2. Butler J, Anstrom KJ, Armstrong PW; VICTORIA Study Group. Comparing the benefit of novel therapies across clinical trials: insights from the VICTORIA trial. Circulation. 2020;142(8):717-719. 3. Armstrong PW, Pieske B, Anstrom KJ, et al; VICTORIA Study Group. Vericiguat in patients with heart failure and reduced ejection fraction. N Engl J Med. 2020;382(20):1883-1893. 4. Fachinformation Verquvo®(vericiguat) Schweiz, www.swissmedicinfo.ch ▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Für weitere Informationen, siehe Fachinformation/Patienteninformation Verquvo® auf www.swissmedicinfo.ch. PP-VER-CH-0010-2_10.2021 Gekürzte Fachinformation Verquvo® (Vericiguat): Stimulator der löslichen Guanylatcyclase (sGC) Z: Filmtabl. zu 2.5mg, 5mg und 10mg Vericiguat I: Verquvo wird angewendet zur Behandlung von symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Auswurffraktion, die nach einer kürzlich aufgetretenen Dekompensation, welche eine i.v.-Therapie erforderte, stabilisiert wurden. Verquvo wird in Kombination mit anderen Therapien für Herzinsuffizienz angewendet. D: Verquvo Anfangsdosis 2.5mg 1x/Tag, Auftitration je nach Verträglichkeit etwa im 2-Wochen-Rhythmus auf 5mg 1x/ Tag und dann auf die Erhaltungsdosis 10mg 1x/Tag. Alle Dosierungen mit Mahlzeit einnehmen. Vor Initiierung von Verquvo eine ausreichende Stabilisierung nach kürzlich aufgetretener Dekompensation sicherstellen, insbesondere bei Patienten mit stark erhöhten NT-proBNP-Spiegeln. Die klinische Stabilisierung schliesst die Behandlung der Volumenüberladung mittels intensivierter (intravenöser) Diuretika- Therapie und die Optimierung der Behandlung mit anderen Standardtherapeutika für Herzinsuffizienz ein. KI: Überempfindlichkeit auf Hilfsstoffe, gleichzeitige Anwendung mit anderen Stimulatoren der sGC (Riociguat), bzw. PDE-5-Inhibitoren. W/VM: Vor Initiierung von Verquvo eine ausreichende Stabilisierung nach Dekompensation sicherstellen (siehe D), Potential für symptomatische Hypotonie: bei Auftreten Dosisanpassung von Diuretika, Behandlung anderer Ursachen der Hypotonie und vorübergehende Dosisreduktion. SS: Verquvo sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, Stillen unterbrechen oder auf Behandlung mit Verquvo verzichten/ Behandlung unterbrechen. Häufige UAW: Hypotonie, Anämie, Schwindelgefühl, Übelkeit, Kopfschmerzen, Dyspepsie, Erbrechen, gastroösophageale Refluxkrankheit. IA: begrenzte Erfahrungen zur gleichzeitigen Anwendung von langwirksamen Nitraten. Packg.: 2.5mg à 14, 100 Filmtabl.; 5mg à 14, 98, 100 Filmtabl.; 10mg à 14, 98, 100 Filmtabl. (B). Für weitere Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch. Vertrieb: Bayer (Schweiz) AG, Uetlibergstr. 132, 8045 Zürich. PP-M_VER-CH-0003-3_10.2021
Ganz entspannt. Nacht für Nacht. Zur Magnesium-Therapie bei Wadenkrämpfen.1 Magnesiocard® (orale Formen) Z: Magnesii aspartatis hydrochloridum trihydricum. I: Magnesiummangel, Herzrhythmusstörungen, erhöhter Bedarf im Hochleistungssport und während Schwangerschaft, bei Eklampsie und Präeklamp- sie, tetanischem Syndrom, bei Wadenkrämpfen, Muskelzuckungen, restless legs. D: 4.5 mg Magnesium (= 0.185 mmol) bis 9 mg Magnesium (= 0.37 mmol) pro kg Körpergewicht / 10 – 20 mmol Magne- sium täglich, entsprechend der Darreichungsform (Granulat, Brausetabletten, Filmtabletten), aufgeteilt in 1 – 3 orale Einzeldosen. KI: Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels. VM: Eingeschränkte Nierenfunktion. Bei Niereninsuffizienz ist eine Überwachung des Serum Magnesium-Spiegels unerlässlich. Magnesiocard 7.5 mmol nicht bei Phenylketonurie. IA: Tetrazykline und Magnesiocard sollten 3 – 4 Stunden versetzt genommen werden (gegenseitige Resorptionsbeeinträchtigung). Tendenz zur Hypercalcämie bei gleichzeitiger Gabe von Magnesium und Cholecalciferol. S/S: Kann angewendet werden. UW: Gelegentlich: Gastrointestinale Beschwerden. P: Filmtabletten (2.5 mmol) 50, 100; Granulat (5 mmol) Citron und Granulat (5 mmol) Orange 20*, 50*; Brausetabletten (7.5 mmol) 20*, 60*; Granulat (10 mmol) Grapefruit und Granulat (10 mmol) Orange 20*, 50*. Kat. B. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. *kassenzulässig V030820 Referenzen: 1: www.swissmedicinfo.ch, abgerufen am 15.10.2020. Biomed AG, Überlandstrasse 199, CH-8600 Dübendorf © Biomed AG. 11/2020. All rights reserved.
Ausgabe 11 · November 2021 · www.medizinonline.ch CME-FORTBILDUNG Künstliche Intelligenz in der Medizin Chancen und Risiken der KI Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie Quand adresser un patient à un spécialiste? Racheninfektion Die akute Tonsillopharyngitis Medizin Semaglutid und Liraglutid bei Typ-2-Diabetes Venöse Thromboembolie Systemischer Lupus erythematodes Typ-2-Diabetiker mit Übergewicht Primärer Hyperaldosteronismus Psoriasis als Systemerkrankung Migränetherapie und -prophylaxe Eisenmangel Images Vom Symptom zur Diagnose Gelenkdiagnostik: dorsaler Fersen- schmerz – Apophysitis calcanei
EDITORIAL medizinonline.ch LDL-Cholesterin als Prädiktor für Herzinfarkt und Herzstillstand auch bei Jungen Cholesterinwerte schon früh im Auge behalten! ■ LDL, das «schlechte» Cholesterin, ist ein wichti- beginnen kann. So deuten die Zahlen darauf hin, dass ger Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten. Eine das Risiko bereits bei LDL-Werten unter 100 beginnt. neue Studie deutet nun darauf hin, dass es, ähnlich Das bedeutet nicht unbedingt, dass eine Person unter wie beim Rauchen, eine kumulative Wirkung über das 40 Jahren mit einem LDL-Wert von 100 sofort eine ganze Leben hat: Je länger eine Person einen hohen Behandlung beginnen sollte. Dazu braucht es mehr LDL-Wert hat, desto grösser ist ihr Risiko, einen Daten, um eine optimale Kombination aus Alter und Herzinfarkt oder einen Herzstillstand zu erleiden. LDL-Wert zu bestimmen. Dennoch sollte der LDL- Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste Wert auch bei Jüngeren verstärkt im Fokus der Auf- Todesursache in vielen Industriestaaten. Oft haben merksamkeit stehen – sind doch die Leitlinien für die die Betroffenen keine Symptome und wissen jahrelang Auswahl der Personen, die eine Statintherapie benö- nicht, dass sie erkrankt sind, bis sie Schmerzen in der tigen, stark auf ältere Menschen ausgerichtet, da das Brust bekommen oder ein katastrophales Ereignis wie fortschreitende Alter ein Hauptrisikofaktor für Kom- einen Myokardinfarkt erleiden. Anhand von Daten plikationen bei Herzerkrankungen ist. aus vier grossen prospektiven Gesundheitsstudien Und aus Autopsiestudien wissen wir seit einiger berechneten Forscher die LDL-Werte im Laufe der Zeit, dass sich Atherosklerose in den Arterien junger Zeit bei 18 288 Personen, bei denen mehrere LDL- Menschen bereits im Teenageralter und in den 20er Tests in unterschiedlichen Altersstufen durchgeführt Jahren zu entwickeln beginnt. Junge Menschen haben wurden. Sie berechneten ihre kumulative LDL-Belas- ein geringes kurzfristiges Risiko, aber ein hohes lang- tung und verfolgten ihren Gesundheitszustand über fristiges Risiko. Die wichtigste Botschaft der Studie einen Zeitraum von durchschnittlich 16 Jahren. Es ist, dass man versuchen sollte, die LDL-Werte bis ins stellte sich heraus, dass das Risiko für koronare Herz- mittlere Alter niedrig zu halten. Das wird das Risiko krankheiten umso grösser ist, je länger eine Person für Herzkrankheiten insgesamt verringern. hohe LDL-Werte aufweist – unabhängig davon, wie hoch ihr LDL-Wert im jungen Erwachsenenalter oder Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre der vorlie- im mittleren Alter ist. Im Vergleich zu denjenigen, genden Ausgabe der Hausarzt Praxis. die im untersten Viertel der kumulativen Exposition lagen, hatten diejenigen im obersten Viertel ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko. Es wurde indes kein erhöhtes Risiko für Schlag anfall oder Herzinsuffizienz im Zusammenhang mit der kumulativen LDL-Exposition festgestellt. Die For- scher wiesen darauf hin, dass viele Faktoren zu einer Herzinsuffizienz beitragen könnten und dass es in ihrer Studie zu wenige Fälle von Schlaganfall gab, um eine statistische Signifikanz zu erreichen. Bei Menschen unter 40 Jahren wird oft eine Behandlung mit cholesterinsenkenden Statinen erst bei LDL-Werten über 190 empfohlen, aber die Studie legt nahe, dass das erhöhte Risiko für koronare Herz- krankheiten bereits bei einem viel niedrigeren Wert Tanja Schliebe, Chefredaktion Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe: Künstliche Intelligenz in der Medizin.................................................................................... Seite 6 Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie....................................................... Seite 11 Racheninfektion.......................................................................................................................... Seite 16 CME-Fortbildungsfragen..................................................................................................Seite 20/21 Credits auf medizinonline.ch Einloggen, Fragen beantworten und direkt CME-Zertifkat downloaden. 2
Ferinject ® gibt dem Leben die Energie zurück Ferinject® steht für: Lebensenergie, weil es Eisenmangel erfolgreich behebt1 Vertrauen, weil es Ärzte millionenfach einsetzen2 Evidenz, weil es wissenschaftlich ausführlich dokumentiert ist und relevante Guidelines es empfehlen1–6 Zukunft, weil es durch Studien konsequent weiter erforscht wird2 Zufriedenheit, weil es den Patientinnen und Patienten die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zurückgibt7,8 Eisen bewegt Referenzen: 1. Fachinformation Ferinject®: www.swissmedicinfo.ch. 2. Vifor Pharma Jahresbericht 2020: www.viforpharma.com/sites/vifor-corp/files/annual-report-2020/Vifor-Pharma-Annual-Report-2020-Full-Version-en.pdf (zuletzt besucht März 2021). 3. Ponikowski P, et al. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC). Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2016;37(27):2129–2200. 4. Dignass AU, et al. European consensus on the diagnosis and management of iron deficiency and anaemia in inflammatory bowel diseases. Journal of Crohn’s and Colitis 2015;1–12. 5. Allen RP, et al. Evidence-based and consensus clinical practice guidelines for the iron treatment of restless legs syndrome/Willis- Ekbom disease in adults and children: an IRLSSG task force report. Sleep Med 2018;41:27–44. 6. Breymann C, et al. Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft und postpartal (aktualisierte Version, ersetzt Version vom 24.12.2009). SGSS Expertenbrief No 48, 06.01.2017. 7. Ponikowski P, et al. Beneficial effects of long-term intravenous iron therapy with ferric carboxymaltose in patients with symptomatic heart failure and iron deficiency. Eur Heart J; 2015;36(11):657–668. 8. Favrat B, et al. Evaluation of a Single Dose of Ferric Carboxymaltose in Fatigued, Iron-Deficient Women – PREFER a Randomized, Placebo-Controlled Study; PLOS ONE 2014, Volume 9, Issue 4, e94217. Ferinject®. Z: Eisencarboxymaltose. I: Eisenmangel, wenn orale Eisentherapie ungenügend wirksam, unwirksam oder nicht durchführbar ist. D: Die kumulative Gesamtdosis von Ferinject® muss individuell berechnet werden. Ferinject® kann als i. v. Infusion (verdünnt in 0.9% NaCl) oder als i. v. Injektion (unverdünnt) in wöchentlichen Einzeldosen von bis zu 20 mg/kg, maximal 1000 mg, bis zum Erreichen der berechneten kumulativen Gesamtdosis verabreicht werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder Hilfsstoffen, Anämie ohne gesicherten Eisenmangel, Eisenüberladung, erstes Schwangerschaftstrimester. VM: Patienten vor jeder Verabreichung von Ferinject® nach früheren UAW von i. v. Eisenpräparaten befragen. Nur anwenden, falls medizinisches Fachpersonal, das anaphylaktische Reaktionen bewerten und behandeln kann, sofort verfügbar ist, sowie nur in einer Einrichtung, in der alle Vorrichtungen zur Reanimation vorhanden sind. Patienten während mind. 30 Min. nach Verabreichung auf Anzeichen und Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion beobachten. Paravenöse Ver- abreichung kann eine braune Verfärbung und Reizung der Haut verursachen und ist deshalb zu vermeiden. Bei akuter oder chronischer Infektion, Asthma oder atopischen Allergien nur mit Vorsicht anwenden. Natriumgehalt 08/2021_ CH-FCM-2100227 von bis zu 5.5 mg/ml berücksichtigen. Parenterales Eisen kann zu Hypophosphatämie führen, die in den meisten Fällen vorübergehend und ohne klinische Symptome ist. In Einzelfällen wurde bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren und nach dauerhafter höherer Dosierung über behandlungsbedürftige Hypophosphatämie berichtet. Patienten, die mehrfach höhere Dosen im Rahmen einer Langzeitbehandlung erhalten und zugrunde- liegende Risikofaktoren aufweisen (z. B. Kalzium- und Phosphat-Malabsorption) sollten auf eine hypophosphatämische Osteomalazie hin überwacht werden einschliesslich einer Kontrolle des Serumphosphats. Bei einer persistierenden Hypophosphatämie sollte die Behandlung mit Ferinject® neu bewertet werden. S/S: KI im 1. Trimester, im 2. und 3. Trimester nur bei zwingender Indikation anwenden. Fetale Bradykardie kann infolge einer Überempfindlichkeitsreaktion der Mutter auftreten; Fetus sollte während der Verabreichung überwacht werden. UAW: Häufig: Hypophosphatämie, Kopfschmerzen, Gesichtsrötung (Flush), Schwindel, Hypertonie, Übelkeit, Reaktionen an der Injektions-/Infusionsstelle. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp, Parästhesien, Tachykardie, Hypotonie, Erröten, Dyspnoe, gastrointestinale Beschwerden, Dysgeusie, Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria, Hautrötung, Myalgie, Rückenschmerzen, Arthralgie, Muskelkrämpfe, Gliederschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb, peripheres Ödem, Schüttelfrost, Schmerz, Anstieg der AST, ALT, Gamma- GT, LDH und ALP. IA: Bei gleichzeitiger Verabreichung von oralen Eisenpräparaten ist deren Absorption reduziert. P: 5 Stechampullen zu 100 mg (2 ml) oder 500 mg (10 ml), 1 Stechampulle zu 500 mg (10 ml) oder zu 1000 mg (20 ml). Liste B. Detaillierte Informationen: www.swissmedicinfo.ch. Zulassungsinhaberin: Vifor (International) AG, CH-9001 St. Gallen. Vertrieb: Vifor AG, CH-1752 Villars-sur-Glâne. Stand: Mai 2021
INHALTSVERZEICHNIS medizinonline.ch EDITORIAL 39 Primärer Hyperaldosteronismus Therapieresistente Hypertonie: 2 L DL-Cholesterin als Prädiktor für Herzinfarkt auf Conn-Syndrom abklären! und Herzstillstand auch bei Jungen Cholesterinwerte schon früh im Auge 40 Komorbiditätsforschung behalten! Psoriasis als Systemerkrankung – Tanja Schliebe, Chefredaktion Studienbefunde zu komorbider Depression 45 Migränetherapie und -prophylaxe Wissenswertes für den Hausarzt CME-FORTBILDUNG 48 Eisenmangel 6 Künstliche Intelligenz in der Medizin Laborparameter richtig einordnen Chancen und Risiken der KI Dr. med. univ. Giulia Rathmes, Prof. Dr. med. Michael Krauthammer, Zürich IMAGES 10 Credits auf medizinonline.ch Anleitung zur Online-Fortbildung 42 Vom Symptom zur Diagnose Gelenkdiagnostik: dorsaler Fersenschmerz – 11 Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie Apophysitis calcanei Quand adresser un patient à un spécialiste? Dr. med. Hans-Joachim Thiel, Birenbach (D) Prof. Dr méd. Christine Attenhofer Jost, Dr méd. Rainer Hurni, Zurich 16 Racheninfektion WEITERE RUBRIKEN Die akute Tonsillopharyngitis Dr. med. Roland Fischer, 32, 38, 50 News Prof. Dr. med. Andreas Zeller, Liestal 33, 35 Publireportage 20 CME-Fortbildungsfragen 44 Board 49 Impressum MEDIZIN 22 SUSTAIN-10: Post-hoc-Analyse Semaglutid und Liraglutid bei Typ-2- Diabetes: mit und ohne SGLT-2-i wirksam und sicher 24 Venöse Thromboembolie Klinische Beurteilung und antikoagulative Therapie – ein Update 27 ARS-CoV-2 S Pelargonium sidoides zeigt in vitro antivirale und immunomodulatorische Effekte 30 Systemischer Lupus erythematodes Innovative Therapieansätze im Aufwind – zukunftsweisende neue Behandlungs strategien 34 T yp-2-Diabetiker mit Übergewicht Dulaglutid in höherer Dosierung fördert die Gewichtsreduktion zusätzlich Titelbild: Verlag 4
Typ-2-Diabetes HERZlich einfach ... Trulicity® 1,2 NEU Gewicht # & Wirksamkeit 3 Verträglichkeit *,2 Prävention von CV-Ereignissen2,° Wirkt ab der Einfache ersten Dosis2 Anwendung4 ° CV-Ereignisse = MACE-3 (major adverse cardiovascular event): Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, oder nicht-tödlicher Schlaganfall. Trulicity® ist indiziert zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und bereits manifester (z. B. Herzinfakt) oder subklinischer (z. B. > 50 % Koronarstenose) kardiovaskulärer Erkrankung (siehe Abschnitt «Klinische Wirksamkeit»), Fachinformation Trulicity®, www.swissmedicinfo.ch. # Dulaglutide ist nicht angezeigt zur Gewichtsabnahme; die Änderung des Körpergewichtes war in den klinischen Studien ein sekundärer Endpunkt. * Die Behandlung mit GLP-1 Rezeptoragonisten, u. a. Trulicity® ist mit einem höheren temporären Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen verbunden. 1. Matfin G. et al. Safe and Effective Use of the Once Weekly Dulaglutide Single-Dose Pen in Injection-Naïve Patients With Type 2 Diabetes. Journal of Diabetes Science and Technology 2015; 9(5): 1071–1079. 2. Trulicity® Fachinformation, www.swissmedicinfo.ch. 3. Jendle J. et al. Efficacy and safety of dulaglutide in the treatment of type 2 diabetes: a comprehensive review of the dulaglutide clinical data focusing on the AWARD phase 3 clinical trial program. Diabetes Metab Res Rev 2016; 776–790. 4. Trulicity® Patienteninformationen, www.swissmedicinfo.ch. Trulicity® (Dulaglutide) I: Trulicity wird zur Behandlung Erwachsener mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 ergänzend zu Diät und Bewegung angewendet: als Monotherapie bei Kontraindikation oder Unverträglichkeit für Metformin, in Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln. Trulicity ist indiziert zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und bereits manifester oder subklinischer kardiovaskulärer Erkrankung. D/A: Die empfohlene Dosis beträgt 0.75 mg einmal wöchentlich. Falls die Wirkung nicht PP-DG-CH-0198/11.2020 ausreichend ist und die Therapie gut toleriert wird, kann die Dosis auf 1.5 mg einmal wöchentlich erhöht werden. Trulicity wird subkutan im Abdomen, Oberschenkel oder Oberarm injiziert; darf nicht intravenös oder intramuskulär angewendet werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. W/V Trulicity darf nicht bei Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus oder zur Behandlung der diabetischen Ketoazidose eingesetzt werden. Dulaglutide ist kein Ersatz für Insulin. Es liegen Berichte über diabetische Ketoazidose bei insulinabhängigen Patienten nach raschem Absetzen oder einer schnellen Dosisreduktion von Insulin vor. Die Anwendung von GLP-1 Rezeptoragonisten kann mit gastrointestinalen Nebenwirkungen verbunden sein, zu denen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall gehören. Diese Ereignisse können zu Dehydratation führen, was zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion, einschliesslich akutem Nierenversagen, führen kann. Schwere gastrointestinale Erkrankungen, einschliesslich schwere Gastroparese. Akute oder chronische Pankreatitis in der Anamnese. Erhöhtes Risiko einer Hypoglykämie in Kombination mit Sulfonylharnstoffen oder einem Insulin. IA: Kann die Absorption oral angewendeter Arzneimittel beeinflussen. Sch/S: Wird in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Darf in der Stillzeit nicht angewendet werden. UAW: Sehr häufig und häufig: Hypoglykämie, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, abdominale Schmerzen, verminderter Appetit, Dyspepsie, Obstipation, Flatulenz, Meteorismus, Gastroösophagealer Reflux, Aufstossen, Müdigkeit, Sinustachykardie, Atrioventrikular-Block Grad 1. Anaphylaktische Reaktionen und akute Pankreatitis wurden selten berichtet. P: Trulicity 0.75 mg und 1.5 mg 4 Fertigpen. Abgabekategorie B. Weitere Informationen finden Sie unter www.swissmedicinfo.ch. Eli Lilly (Suisse) SA, ch. des Coquelicots 16, CP 580, 1214 Vernier (GE). V08-2020 www.lilly-diabetes.ch
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch Künstliche Intelligenz in der Medizin Chancen und Risiken der KI Giulia Rathmes, Michael Krauthammer, Zürich Künstliche Intelligenz | Deep Learning | Open Data ■ Der Begriff der künstlichen Intelligenz stammt aus des Deep Learnings zusammengefasst. Man versteht den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts und umfasst eine darunter Algorithmen, die auf künstlichen neuronalen Ansammlung von Technologien, welche einem Com- Netzwerken basiert sind und die mit hoher Präzision puter erlauben, typische Eigenschaften der menschli- Muster in grosse Datenmengen erkennen können. chen Intelligenz zu emulieren [1]. Anfänglich wurden Bemerkenswerterweise – und mit grosser Bedeutung grosse Hoffnungen in diese Technologien gesetzt und für die Medizin – haben diese Programme eine heraus- früh wurde versucht, diese in der Medizin zu etablie- ragende Fähigkeit, Strukturen in Bildern zu erkennen ren. Beispiele aus den 1970er-Jahren sind Programme [5]. Im direkten Vergleich mit menschlichen Betrach- für die Identifikation von Bakterien bei Infektions- tern wurde gezeigt, dass Computer in der Erkennung krankheiten [2] oder für die Prognose der koronaren von Mustern in Bildern weitaus besser abschneiden Herzerkrankung [3]. Eine gewisse Ernüchterung trat und unter der menschlichen Fehlerquote von 5% in den 1990er-Jahren ein: Ein Editorial [4] in der liegen [6]. Eine Forschungsgruppe an der Stanford berühmten Fachzeitschrift New England Journal of Universität in Kalifornien wandte im Jahre 2017 die Medicine gab den damals erhältlichen Programmen Deep Learning Technologie in dem Gebiet der Der- für die computergestützte Diagnose die Note «C», was matologie an. In einer bahnbrechenden Arbeit wurde ungefähr einer «3» im schweizerischen Notensystem aufgezeigt, dass Computer mit Dermatologen in der entspricht. Diese Programme produzierten in 30 bis 50 Erkennung von malignen Hautläsionen gleichziehen Prozent der Fälle eine fälschliche Diagnose, was ihren [6]. Seit dieser Publikation vor vier Jahren häufen sich Einsatz und die Akzeptanz in der Klinik erschwerte. neue Arbeiten, die über ähnliche Resultate in ver- Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war es aufgrund der schiedensten diagnostischen Fächern berichten (zum anfänglich ernüchternden Ergebnisse eher still in der Beispiel in der Pathologie oder Radiologie [7–10]). Erforschung der künstlichen Intelligenz in der Medi- Parallel zur Bilderkennung – und mit ebenfalls weit- zin. Mehrere wichtige Entwicklungen ebneten jedoch reichender Bedeutung für die Medizin – hat die Deep- den Weg zum Durchbruch der Technologie. Learning-Technologie in den letzten Jahren auch zu Durchbrüchen bei der Spracherkennung geführt [11]. Deep Learning Dadurch können Computer die in natürlicher Sprache Auf der einen Seite fand eine stetige Ausweitung des verfassten medizinischen Daten (Austrittsberichte, Gebrauchs der elektronischen Krankenakte statt. diagnostische Berichte etc.) zunehmend verstehen, Computer erhielten dadurch Zugang zu grossen medi- analysieren oder auch gleich Texte selber verfassen zinischen Datensätzen. Die Vielzahl an Daten ermög- [12]. Zusammenfassend kann Folgendes gesagt wer- lichte die Erschaffung und Weiterentwicklung einer den: Dank der elektronischen Krankengeschichte neuen Generation von Programmen der künstlichen hat der Computer einen breiteren Zugang zu medi- Intelligenz. Diese Programme wurden in den 2010er- zinischen Daten, die noch vorwiegend in unstruktu- Jahren entwickelt und werden heute unter dem Begriff rierter Form (Bilder oder Text) vorliegen. Eine Tech- nologie (Deep Learning) kann diese unstrukturierten Daten effektiv bearbeiten und wird dadurch befähigt, medizinische Tätigkeiten (Diagnose, Therapieent- scheidung oder Schreiben eines Austrittsberichtes) Dr. med. univ. Giulia Rathmes zunehmend zu emulieren. Inwieweit und in welchem Zeitrahmen diese neuen Lehrstuhl für Medizininformatik Technologien die Medizin beeinflussen werden, bleibt Universität Zürich giuliarathmes@icloud.com offen. In dem kommenden Abschnitt werden wir die- sen Fragen nachgehen und ein besonderes Augenmerk auf die Chancen und Risiken der künstlichen Intelli- genz im medizinischen Alltag werfen (Tab. 1). Prof. Dr. med. Michael Krauthammer Einsatz der KI im klinischen Alltag: Lehrstuhl für Medizininformatik Konkurrenz für den Mediziner? Universität Zürich Derzeit besteht ein wachsendes Interesse daran, künst- Department für Forschung und Lehre liche Intelligenz (KI) einzusetzen, um die diagnostische michael.krauthammer@usz.ch Intelligenz des Arztes zu ergänzen, zu verbessern oder 6
HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, Nr. 11 CME-FORTBILDUNG Tab. 1 Risiken und Chancen der künstlichen Intelligenz in der Medizin Thema Risiken Chancen Job – Job-Unsicherheit für Experten – KI ermüdet nicht – Es fehlt der KI an Empathie und – Einläuten einer Renaissance in der Medizin, in Mitgefühl der sich Ärzte wieder auf Patienten konzentrieren können (KI übernimmt Routinearbeit) Hausarztmedizin – Erhöhung des Aufwandes im – Empowerment der Hausärzte klinischen Alltag – Schnellere und genauere Diagnosesicherung und Therapie Algorithmus – Black Box – fehlende Akzeptanz und – Qualitätssteigerung im Gesundheitswesen Vertrauen durch Ärzte und Patienten – Bias/Fairness Open Data – Datenschutz – Globale Entwicklung von neuen Interventionen in der Medizin – Zusammenwachsen von Gesundheitssystemen sogar zu ersetzen. Befürworter der KI erwarten, dass befundenden radiologischen Bilder nach Schweregrad solche Technologien neben der diagnostischen Effizi- priorisieren oder bei KI-basierte Assistenzsystemen, enz auch die diagnostische Genauigkeit (mit weniger die den Radiologen auf eine Fraktur im Röntgenbild Unter- und Überdiagnosen) verbessern könnten [13]. aufmerksam machen und nachweislich die diagnos- Andere haben jedoch argumentiert, dass dies tische Präzision erhöhen [17]. Ob Spezialisten diese während einer bereits überbelasteten Sprechstunde KI-Hilfe auch wirklich annehmen und einsetzen wer- eine weitere Informationsbelastung verursachen wird. den, steht zu diesem Zeitpunkt noch offen. Auf jeden Es könnte sehr wenig dazu beitragen, die Patienten- Fall werden Nicht-Spezialisten, Hausärzte, in Aus- ergebnisse, das Stressniveau des Hausarztes oder die bildung stehende Ärzte und weiteres medizinisches finanzielle Lage des Gesundheitswesens zu verbessern. Personal durch die KI befähigt werden, komplexe Diese Argumente basieren mitunter auf der Erfahrung diagnostische Untersuchungen selbst durchzuführen. mit existierenden Systemen, welche Ärzte bei Tätig- Es sollte hier jedoch festgehalten werden, dass ein keiten wie der Erkennung von Medikamentenwechsel- KI-System den Arzt nie vollständig ersetzen kann, da wirkungen unterstützen und dabei wegen Fehlalarmen es dem System vorerst an Empathie und Mitgefühl für oder nicht-relevanten Interventionen oft nicht über- den Patienten fehlt. Ein Arzt muss den Kontext des zeugen können [14]. Patienten verstehen und soziale sowie psychologische Mit einer neuen Generation von KI-Systemen Umstände mit Empathie, Sorgfalt und Mitgefühl auf- darf aber damit gerechnet werden, dass diese sich im nehmen. Explizites Wissen über den prädiktiven Wert klinischen Alltag längerfristig etablieren werden. Der von Symptomen kann einem KI-System beigebracht Grund liegt vor allem in der Kapazität dieser Systeme, werden, dass es jedoch erlernt, wie man das Vertrauen eine unbegrenzte Anzahl von Fällen zu studieren und einer Person gewinnen kann, ist zu diesem Zeitpunkt damit einen diagnostischen Algorithmus zu perfek- eher unwahrscheinlich. tionieren. Ein Radiologe zum Beispiel hat während seiner Ausbildung und auch beruflichen Tätigkeit Qualitätssteigerung der Medizin Zugang zu einer grossen, aber dann doch beschränk- Richtig angewandt, könnten KI-Systeme jedoch eine ten Anzahl von radiologischen Bildern, die er für die Qualitätssteigerung der medizinischen Versorgung Schärfung seiner diagnostischen Fähigkeiten brauchen mit sich bringen. Die KI-Systeme ermüden nicht und kann. Im Gegensatz dazu haben Computer Zugang zu garantieren eine konstante Diagnoseleistung unab- potenziell allen radiologischen Bildern, die an einem hängig von der Tageszeit oder dem Patientenvolumen. oder mehreren Spitälern je erfasst wurden. Der Com- Die KI kann im Hintergrund medizinische Prozesse puter kann sich demnach auf radiologische Bilder und überwachen und korrigierend eingreifen. Optimistisch Befunde von hunderten von Radiologen stützen und gesehen könnte die KI zu erheblichen Zeitersparnis- kann dadurch, wenn auch indirekt, deren kollektives sen führen und so die Qualität der Patient-Arzt-Bezie- Wissen effektiv emulieren. Ein einzelner Radiologe hung verbessern. Konkret könnten Ärzte Routineun- hat somit gegenüber einem Computer einen Nachteil. tersuchungen der KI überlassen und sich vermehrt Diese neuen Generationen von KI-Systemen müs- dem Patientengespräch widmen. Ein Beispiel aus der sen nicht zwingend autonom operieren (ohne ärztliche hausärztlichen Praxis wäre die Beratung eines Patien Supervision), so wie sie etwa in der Augenheilkunde ten mit Diabetes mellitus Typ 2. Aktuell verbringen zur Diagnose der diabetischen Retinopathie bereits Hausärzte sehr viel Zeit damit, Informationen aus ver- zum Einsatz kommen [9]. Vielmehr wird die KI die schiedenen Quellen zu sammeln, zum Beispiel lesen ärztliche Tätigkeit unterstützen, so etwa bei radiolo- sie ambulante oder stationäre Austrittsberichte nach, gischen KI-Systemen, die im Hintergrund die noch zu analysieren Blutuntersuchungen der letzten Monate 7
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch und schlagen klinische Leitlinien nach. Im Gegen- sehen. Dieses Konzept ist nicht nur auf den Bereich satz dazu könnten KI-Assistenzsysteme automatisch der Dermatologie beschränkt, sondern auch in der das Wichtigste vorbereiten und Risiken sowie Mass- Interpretation vieler anderer komplexer Patienten- nahmen aufgrund des individuellen Risikoprofils des daten, zum Beispiel Netzhautscans, Röntgen- oder Patienten aufzeigen. So könnten KI-Systeme auch eine Ultraschallbilder. Viele dieser Bilder können bald mit wichtige Rolle in der Prävention spielen. Diese Sys- relativ kostengünstigen Geräten und KI erhoben und teme könnten proaktiv Konsultationen vorschlagen, analysiert werden. Ein gutes Beispiel ist eine neue wenn sie feststellen, dass das Risiko eines Patienten Generation von kleinen Ultraschallgeräten, die direkt mit Diabetes mellitus Typ 2, eine bestimmte diabe- am Smartphone angeschlossen werden und über KI tische Komplikation zu entwickeln, erhöht ist und eine verschiedenste Organsysteme analysieren können [18]. Intervention rechtfertigt. Relevant sind auch andere Anwendungen. Zum Beispiel zeigen neue Ansätze für die Detektion von KI beim Hausarzt Medikamentenwechselwirkungen basierend auf Deep KI-basierte Systeme bringen auch unterstützende Learning Algorithmen Potenzial. Polypharmazie ist diagnostische Expertise in die Grundversorgung. Ein ein wachsendes Problem in der Hausarztmedizin mit Bild einer Hautläsion reicht aus, um mittels eines KI- hohem Risiko für unerwünschte Medikamentenwech- Systems seine Ätiologie zu diagnostizieren. Die Bil- selwirkungen. KI-Systeme, die den Arzt unterstützen, der könnten in einer Hausarztpraxis erfasst und an können in der Detektion und auch in der Prävention ein spezialisiertes Dermatologie-KI-System für eine eine wichtige Rolle spielen (Abb. 1) [15,16]. zeitnahe Analyse geschickt werden [6]. Patienten mit Eine Hürde für die sichere und breite Implementa- einem niedrigen Risiko würden eine sofortige Sicher- tion von KI-Systemen in der Hausarztpraxis und vielen heit erhalten, während Patienten mit einem erhöhten anderen Bereichen der Medizin ist jedoch die oft unzu- Risiko für ein Melanom sofort zum Dermatologen reichende Dateneingabe. Im Gesundheitswesen ist der überwiesen werden könnten und nicht lange war- Prozess selten automatisiert und hängt oft von Ärzten ten müssten, da Spezialisten nur ausgewählte Fälle ab, denen die Zeit fehlt, Daten einzugeben. Ohne kor- nach [15,16] Abb. 1: Polypharmazie wird zu einem immer bedeutenderen Problem in der Medizin. KI-Systeme, welche den Arzt auf potenzielle Medikamenten- wechselwirkungen aufmerksam machen, sind gefragter denn je. 8
HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, Nr. 11 CME-FORTBILDUNG rekte und aktuelle Daten haben KI-Systeme nicht die TAKE-HOME-MESSAGES nötigen Informationen, um einen funktionierenden ― Künstliche Intelligenz ist ein wachsendes Feld, welches grosse Aus Algorithmus für eine korrekte Entscheidungsfindung wirkungen auf die Medizin von morgen haben wird. zu generieren [19]. Gerade auch in der Allgemeinme- dizin braucht es noch viele Anstrengungen, um die ― Ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz ist entscheidend Datenlage dementsprechend zu verbessern. für die richtige Umsetzung in der klinischen Praxis. ― Die Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit durch die künstliche Intelligenz Black Box Natur und Systematischer Bias der KI führt zu potenzieller Qualitätssteigerung und zeitlicher Entlastung. Die Entwicklung der Deep-Learning-Algorithmen ― Künstliche Intelligenz ist nicht unfehlbar. Vielversprechende neue Systeme gibt dem Computer die Möglichkeit, immer komple- sind Gegenstand der aktuellen Forschung, h aben aber in der breiten xere Assoziationen zu erforschen. Deep-Learning- klinischen Anwendung noch Umsetzungsschwierigkeiten. Algorithmen bauen auf der Idee eines «computerized» Gehirns auf. Die neuralen Prozesse, die im System vor sich gehen, sind jedoch für den Menschen nicht zum Beispiel ein Datensatz, der nicht identifizierbare immer nachvollziehbar (Die KI ist eine «Black Box»). Gesundheitsdaten von über 60 000 Intensivpatienten Dadurch wird die Interpretation der Ergebnisse am Beth Israel Deaconess Medical Centre von 2008 erschwert. Dies wiederum kann zu einer Reduktion bis 2019 enthält und öffentlich zugänglich ist [22]. des Vertrauens gegenüber dem System führen und Open Data beflügelt die KI, welche von sehr gros- somit die Integration in die klinische Praxis erschwe- sen Patientendatensätzen abhängig ist. Dieser Aspekt ren [19]. Auch ist ein KI-System nur so gut wie die ihm wird zwangsläufig, mindestens auf Datenebene, zu zur Verfügung gestellten Daten, sollten die Daten feh- einem Zusammenwachsen von Gesundheitssyste- lerhaft oder verfälscht sein, können sie systematische men führen, damit im Verbund von Spitälern genü- Bias enthalten. Das Risiko für eine systematische gend Daten für die KI zusammenkommen. Diese Fehlaussage des KI-Systems wird somit grösser. Zum «Datentransparenz» könnte längerfristig zu weiteren Beispiel erhalten Patienten mit niedrigem sozioökono- positiven Effekten wie zum Beispiel einer besseren mischem Status möglicherweise weniger diagnostische Kostenkontrolle im Gesundheitswesen führen. Tests und Medikamente für chronische Krankheiten Die Abhängigkeit von Daten hat auch ihre Schat- und haben nur eingeschränkten Zugang zur Gesund- tenseiten. Medizinische Daten enthalten hochsensible heitsversorgung. Ein KI-System hat somit nur eine Informationen, die aus Datenschutzgründen geschützt begrenzte Anzahl an Informationen über diese Pati- werden müssen und auf den ersten Blick eine grosse entenpopulation und wird vielleicht später eine nötige Barriere für Open Data darstellen. Somit erfordert die Intervention vorschlagen als bei Patienten, die regel- Verwendung von Open Data ein sorgfältiges Abwägen mässig den Arzt besuchen [20]. zwischen freiem Zugang und Privatsphäre der Patien Auf der anderen Seite sind Mediziner auch nicht tinnen und Patienten. Um diesen Sicherheits- und vor Bias gefeit. Die klinische Entscheidungsfindung Datenschutzherausforderungen zu begegnen, muss hängt oft teilweise von einer Reihe «Faustregeln» und grosser Wert auf rechtliche Absicherungen («Data Algorithmen ab. Sheringham et al. [21] konnten zum Use Agreements»), fortschrittliche Verschlüsselungs- Beispiel zeigen, dass britische Hausärzte Patienten mit algorithmen und eine Pseudo-Anonymisierung der Hochrisiko-Symptomen für eine Krebserkrankung personenbezogenen Daten gelegt werden. KI-Systeme nicht eher abklärten als Patienten mit Niedrigrisiko- im Allgemeinen sollten Datenschutz und Sicherheit Symptomen. Zudem konnte gezeigt werden, dass garantieren sowie gute Governance-Standards ein- Patienten mit den gleichen Symptomen unterschied- richten [23]. lich behandelt oder abgeklärt werden [21]. Ein KI-System kann potenziell alle in der elektro- Schlussfolgerung nischen Krankengeschichte verfügbaren Daten objek- Den Einsatz von KI-Systemen in der medizinischen tiv synthetisieren und interpretieren, was für den Arzt Praxis zur effizienteren Diagnosesicherung und The- aufgrund der weitreichenden Datenmenge unmöglich rapie erfordert die Akzeptanz und Unterstützung der ist. Das Zusammenspiel von Arzt/KI ist synergistisch Ärzte. Vor der Anwendung muss sichergestellt wer- und birgt die Chance, ein Bias zu entschärfen und eine den, dass die KI-Arzt-Kombination einen Vorteil für bessere Patientenversorgung zu erlangen. die Patientenversorgung bringt, unter anderem durch eine Entlastung von Ärzten und ohne Verunsicherung Open Data – Auswirkungen auf KI, für Patienten. Gefragt ist nun eine KI-Forschung, die Datenschutz und Sicherheit die Konsequenzen für den klinischen Alltag holistisch Open Data ist ein Trend, dem immer mehr Bedeu- untersucht und systematisch beleuchtet. tung auch in der Gesundheitsversorgung geschenkt wird. Ein grosser Vorteil von Open Data ist, dass Daten aus klinischen Studien und anderen Quellen genutzt, reanalysiert, geteilt und mit anderen Daten kombiniert werden können. Open Data erleichtert die wissenschaftliche Zusammenarbeit, bereichert die Forschung, verbessert die analytische Kapazität, um Entscheidungen zu treffen, und sorgt für einen viel > Fortbildungsfragen auf Seite 20 schnelleren Fortschritt in der Medizin. MIMIC-IV ist 9
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch Danksagung 11. Li Y, Rao S, Solares JRA et al.: BEHRT: Transformer for Electronic Wir danken Dr. med. Lukas Bachmann für die konstruk- Health Records. Sci Rep 2020; 10(1): 7155. 12. Nooralahzadeh F, Gonzalez NP, Frauenfelder T, et al.: Progressive tive Durchsicht des Artikels. Transformer-Based Generation of Radiology Reports. arXiv preprint arXiv:210209777; 2021. 13. Summerton N, Cansdale M.: Artificial intelligence and diagnosis in Literatur: general practice. Br J Gen Pract 2019; 69(684): 324–325. 1. McCarthy J, Minsky ML, Rochester N, Shannon CE: A Proposal for 14. Embi PJ, Leonard AC: Evaluating alert fatigue over time to EHR- the Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence, based clinical trial alerts: findings from a randomized controlled August 31, 1955. AI Magazine 1955; 27(4): 12. study. J Am Med Inform Assoc 2012; 19(e1): e145–148. 2. Shortliffe EH, Buchanan BG: A model of inexact reasoning in 15. 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Aktivieren Sie auf medizinonline.ch Übersicht mit dem CME-Cockpit Ihren kostenlosen Account Bei eingeloggtem Account haben Sie jederzeit den Überblick über 1. Um sich als User zu aktivieren, klicken Sie rechts oben aufProfil > Konto eröffnen und erlangte CME-Punkte. In Ihrem persönlichen Cockpit stehen Ihnen füllen dort das Anmeldeformular aus. Nach erfolgreicher Registrierung erhalten Sie per E-Mail auch unter der Rubrik CME die aktuellsten CME-Tests per Klick zur eine Bestätigung. Verfügung. Einloggen CME-Test mit relevanten Fachartikeln 2. Sobald Sie über einen Account verfügen, können Sie sich m it E-Mail-Adresse und Ihrem Alle CME-Tests sind mit Fachartikeln > Artikel zum Test persönlichen Passwort unter Profil > Login einloggen und erhalten Zugriff zum kompletten verlinkt. Lesen Sie die Fachartikel und klicken danach direkt auf CME-Fortbildungsbereich. den Button CME starten > um zum CME-Test zu gelangen. Testen Sie Ihr Wissen ganz einfach und jederzeit mit dem Online-CME- Test. 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HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, N° 11 CME-FORTBILDUNG FORMATION CME Nouvelles directives du GSLA sur la dyslipidémie Quand adresser un patient à un spécialiste? Christine Attenhofer Jost, Rainer Hurni, Zurich dyslipidémie | traitement intensif des LDL | hypercholestérolémie ■ «Plus c’est bas, mieux c’est» – le principe selon Bien que la publication des dernières directives lequel il faut abaisser le plus possible le taux de de l’«European Society of Cardiology» (ESC) et de cho-lestérol chez les patient(e)s avec un risque car- l’«European Atherosclerosis Society» (EAS) sur le diovasculaire n’a jamais été autant d’actualité selon traitement de la dyslipidémie en 2016 ne date que de la mise à jour des directives suisses du GSLA et quelques années, de nombreuses nouvelles connais- des nouvelles directives de l’ESC/ESA. En effet, la sances scientifiques et le développement de nouvelles réduction du C-LDL de 1 mmol/l diminue le risque options thérapeutiques ont nécessité une actualisation d’événement cardiovasculaire d’un cinquième. Cepen- des recommandations [6]. Les nouvelles «ESC/EAS dant, une telle diminution du LDL est difficile chez Guidelines for the management of dyslipidaemias» certain(e)s patient(e)s. Il se pose de plus la question présentées en 2019 ont été examinées et adaptées l’an- de savoir quand adresser le patient à un spécialiste et née suivante par le Groupe suisse de travail Lipides et quand effectuer une analyse génétique. Athérosclérose (GSLA) pour leur utilisation en Suisse Les dyslipidémies font partie des causes princi- [7,8]. L’objectif du présent résumé est d’informer les pales des maladies cardiovasculaires. Le cholestérol- médecins généralistes des directives actualisées et de LDL (C-LDL, «low density lipoprotein cholesterol») leur proposer une première aide pour répondre à la est au centre des préoccupations. Différentes études question de savoir quand et quels patients doivent être menées au cours des dernières décennies montrent adressés à un spécialiste. clairement qu’une diminution de la concentration du C-LDL est associée à une réduction du risque d’évé- Evaluation du risque nement cardiovasculaire [1,2]. Les causes de la dyslipi- Il ne fait aucun doute que l’augmentation du taux de démie sont très diverses. Selon la Fondation suisse de cholestérol est associée à une élévation du risque car- cardiologie, environ une personne sur 200 est touchée diovasculaire. L’évaluation des facteurs de risque est par une hypercholestérolémie familiale (HF) en Suisse une composante cruciale du calcul du risque. Pour ce [3]. Environ 30% des jeunes patients avec une corona- faire, la durée de l’exposition est aussi très importante, ropathie ou un infarctus du myocarde présentent une outre le taux de lipides [6]. Selon les directives ESC/ HF [4]. En outre, il est connu que le style de vie ainsi EAS, 4 catégories de risque différentes sont définies: que des maladies comme l’hypothyroïdie, les maladies risque très élevé, élevé, modéré et faible (aperçu 1). hépatiques, l’adiposité, l’insuffisance rénale chronique, En Suisse, le calculateur de risque du GSLA un diabète sucré insuffisamment contrôlé ou les effets s’est établi pour le calcul du risque individuel. Il per- indésirables de certains médicaments (par ex. virosta- met de calculer facilement en ligne le risque absolu tiques) exercent parfois une influence notable sur les d’événement coronaire mortel ou d’infarctus du myo- modifications du métabolisme lipidique. Ces facteurs carde non mortel dans les 10 ans (www.agla.ch/fr/ de risque ont aujourd’hui conduit à l’apparition d’un calculateurs-outils / calculateur-de-risque-du-gsla) [8]. profil lipidique défavorable chez environ une personne Ce calculateur intègre des paramètres comme l’âge, sur trois en Suisse [5]. les antécédents familiaux, le tabagisme, la tension arté- rielle, le taux de cholestérol LDL, de cholestérol HDL Prof. Dr méd. et de triglycérides. L’activité physique, les éventuelles Christine Attenhofer Jost radiothérapies antérieures, etc. ne sont cependant pas Spécialiste FMH en cardiologie prises en compte. et en médecine interne Le SCORE ESC/EAS peut aussi permettre d’esti- HerzGefässZentrum Zurich mer le risque à 10 ans de mortalité cardiovasculaire Seestrasse 247, 8038 Zurich (www.scores.bnk.de/esc.html). La Suisse est cepen- christine.attenhofer@hirslanden.ch dant considérée comme une région avec un risque car- diovasculaire faible, c’est pourquoi la variante «low- risk-ESC-SCORE» est utilisée. Pour la prévention primaire, le GSLA recom- mande une première évaluation du risque chez les Dr méd. Rainer Hurni hommes de plus de 40 ans et les femmes de plus de 50 Spécialiste FMH en médecine interne ans asymptomatiques. Il faut recommencer l’examen Badenerstrasse 434, 8004 Zurich tous les 5 ans si le risque est faible et tous les 2 à 5 ans rhurni@hin.ch s’il est modéré. Pour les personnes courant un risque 11
FORMATION CME medizinonline.ch élevé ou très élevé dès le premier examen, une évalua- Directives ESC 2019: quelles sont les nouveautés? tion avec un calculateur de risque n’est pas nécessaire Les nouvelles directives européennes de l’ESC sur les dyslipidémies car ces patients sont automatiquement classés comme de 2019 ont succédé après 3 ans seulement à la version antérieure patients à haut risque. Cela est valable pour: de 2016. Les recommandations se sont concentrées sur une diminu- – Les maladies cardiovasculaires documentées (par tion la plus importante possible en valeur absolue et la plus précoce ex. antécédents d’infarctus du myocarde ou de possible du cholestérol-LDL. La valeur cible en 2016 pour les patients coronaropathie aiguë, de coronaropathie bitroncu- avec un risque cardiovasculaire très élevé était
HAUSARZT PRAXIS 2021; Vol. 16, N° 11 CME-FORTBILDUNG FORMATION CME tant plus basses que le risque cardiovasculaire est élevé Aperçu 1 La diminution du C-LDL s’oriente en fonction des catégories (tab. 1). de risque cardiovasculaire Chez les patients à très haut risque, une réduc- tion du C-LDL de 50% et une valeur cible de C-LDL Risque très élevé 180/110 mmHg – Hypertriglycéridémie connue – Hypercholestérolémie familiale sans autre facteur de risque – Pancréatite induite après hypertriglycéridémie – Diabète sucré sans atteinte d’organes cibles, mais persistant depuis 10 à – Avant le début d’un traitement médicamenteux 20 ans ou présence d’un facteur de risque supplémentaire avec hypertriglycéridémie sévère en tant qu’effet Risque modéré indésirable possible – Risque de mortalité cardiovasculaire à 10 ans de 10 à 20% (score de risque – Lorsque des analyses supplémentaires à jeun sont du GSLA) nécessaires, par ex. la glycémie à jeun, monitorage – Patients jeunes (DT1
FORMATION CME medizinonline.ch Tab. 1 Valeurs cibles en fonction du risque cardiovasculaire LDL-C Cholestérol total CT ApoB C non HDL Dépistage, Recommandé en primaire Nécessaire pour Recommandée en secondaire. Recommandé pour l’éva- diagnostic, Nécessaire pour l’évaluation du l’évaluation du risque Peut être utilisée comme alter- luation du risque, surtout stratification risque avec le calculateur de avec le SCORE ESC native au C-LDL, si disponible. pour les patients suivants: du risque risque du GSLA Peut être préférée au C non Taux de TG élevé, DT2, HDL chez les patients suivants: adiposité, taux de C-LDL taux de TG élevé, DT2, taux très bas. Peut être faci- de LDL très bas, adiposité ou lement calculé dans le syndrome métabolique. statut lipidique. Très haut Réduction du C-LDL de ≥50% et Pas d’objectif de trai-
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