BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG

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BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
BIM-Strategie

Implementierung von
Building Information Modeling (BIM)
im Vorstandsressort Infrastruktur
der Deutschen Bahn AG
BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
Inhalt

      BIM-Strategie
      Implementierung von Building Information Modeling (BIM)
      im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG

1     Management Summary	5
                                                    6      Zielbilder und Zeitrahmen23
2     Ziel und Umfang der           8              6.1    Vision und Zielbilder	          23
      BIM-Strategie                                 6.2    BIM Phase 1 – Konvergenz	24
2.1   Einleitung	                   8              6.3    BIM Phase 2 – Digitale Kompetenz25
2.2   Ziel der Strategie	           9              6.4    BIM Phase 3 – Digitale          26
2.3   Zielgruppen	                 10                     Transformation26
2.4   Anwendungsbereich	           11
2.5   Betrachtungsgegenstand	11                    7      Handlungsfelder und
2.6   Strategischer Rahmen für die                         Maßnahmen	                  28
      Umsetzung im Vorstandsressort                 7.1    Strategische und
      Infrastruktur	               11                     organisatorische Maßnahmen  28
                                                    7.2    BIM Anwendungen	            29
3     Auslöser zum Handeln12                       7.3    Prozesse und Richtlinien	30
3.1   Interne Auslöser und Ziele	12                7.4    Daten und Informationen	31
3.2   Externe Auslöser	          13                7.5    IT-Infrastruktur	           32
                                                    7.6    Menschen	                   33
4     Bisherige Entwicklungen                       7.7    Indikativer Umsetzungsplan	 34
      und aktuelle Situation14                     7.8    Umsetzungskontrolle	        34
4.1   BIM-Strategie
      2015-Ziele und Schwerpunkte	 14              8      Kommunikation und
4.2   Aktueller Stand der                                  Stakeholder            36
      Implementierungsprogramme 15                 8.1    Kernbotschaften	       37
4.3   Beurteilung der Ausgangslage und              8.2    Change Konzept	        38
      Identifikation von Anforderungen16           8.3    Stakeholder Engagement	38
4.4   Übergreifende Risiken	          18
                                                           Anhänge	                   40
5     Mehrwert durch die                            A-1.   Glossar	                   40
      Einführung von BIM19                         A-2.   Mengenmäßiger Hochlauf
5.1   Vorteile aus Sicht der DB	20                        der BIM-Projekte seit 2015	41
5.2   Vorteile aus Sicht des Bundes	 21            A-3.   Qualität des Hochlaufs –
5.3   Vorteile für die Auftragnehmer	 22                  Reifegradmessung der
5.4   Vorteile für die Kunden der DB22                    Geschäftsfelder42
5.5   Zeitlicher Hochlauf der Vorteile22

                                                                                            3
BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
Foto: DB Projekt Karlsruhe-Basel

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BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
Foto: Max Lautenschläger

1. Management Summary
Die Strategie zur Implementierung von Building Informa-       Die Fortschreibung der BIM-Strategie fokussiert
tion Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infra­struktur        zentrale Themenfelder:
(VR I) schreibt die bisherige Strategie aus 2015 fort. Sie    1.     Stabilisierung der Infrastrukturprojekte hinsicht-
formuliert die Rahmenbedingungen und neue Handlungs-                 lich der Zielgrößen Qualität, Termine und Kosten
empfehlungen für die fortgesetzte Ein­führung von BIM         2.     Erhöhung der Produktivität sowie Effizienz bei
bei der Deutschen Bahn AG (DB) in einem zeitlichen                   der Abwicklung von Infrastrukturmaßnahmen
Rahmen bis ungefähr 2025 und darüber hinaus. Sie be­                 hinsichtlich des anstehenden Investitionshochlaufs
rücksichtigt die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus           3.     Erhöhung der Verfügbarkeit bestehender Anlagen
der laufenden BIM-Implementierung und Anwen­dung                     und Wirtschaftlichkeit im Anlagenbetrieb durch
der BIM-Methodik in den Infrastrukturprojekten der DB.               eine signifikant verbesserte Datenqualität

Die BIM-Implementierung ist ein unverzichtbarer Bau-          Die Vision der DB hinsichtlich des Einsatzes der BIM-­Me­
stein der Digitalisierungsstrategie der DB. Sie liefert       thodik bei Infrastrukturprojekten und im Anlagenbestand:
einen wesentlichen Beitrag, um die Herausforderungen
im VR I zu bewältigen. Mit der Digitalisierung soll für die
Kunden ein spürbarer Mehrwert in Form höherer Qualität
                                                              Infrastruktur besser planen,
und Zuverlässigkeit der DB-Dienstleistungen entstehen.        bauen und betreiben –
Bei den einzelnen Ge­sellschaften der DB AG sollen zusätz-
lich eine hö­he­re Wirtschaftlichkeit und höhere Arbeitge-
                                                              bessere Infrastruktur planen,
berattraktivität erzielt werden.                              bauen und betreiben!

                                                                                                                      5
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                                                1 Konvergenz      2 Digitale Kompetenz

BIM-Phasen

                                    2015                       2020                       2025

Abbildung 1–1, Hochlauf BIM-Implementierung in drei Phasen

Durch die schrittweise Entwicklung von BIM, mit Unter-         Es bedarf jedoch noch einer Konsolidierungs- und Stan-
stützung neuer digitaler Technologien, wird eine Verbes-       dardisierungsphase, die bis 2020 abzuschließen ist und
serung der Qualität von Planung, Ausführung und Betrieb        mit dem Begriff „Konvergenz“ beschrieben wird. Die bis-
von Eisenbahninfrastrukturanlagen angestrebt. Die mit          herigen projekt- bzw. firmenspezifischen Lösungen sind in
der BIM-Methodik erstellten Daten ermöglichen es, Szena-       DB-Standards zu überführen, um die Auftragnehmer nicht
rien digital zu testen, darauf aufbauend bessere Entschei-     mit einer Vielzahl von Lösungsansätzen zu überfordern.
dungen zu treffen und in allen Phasen des Anlagenlebens-
zyklus aktuelle und präzise Informationen zu erhalten.

Die auf Ebene des Vorstandsressort Infrastruktur abge-
                                                               BIM-Phase 2 –
stimmte Vorgehensweise in drei Phasen soll es den einzel-      Digitale Kompetenz
nen Geschäftsfeldern und Serviceeinheiten der DB erlau-
ben, technisch und wirtschaftlich optimale Lösungen für
                                                               Parallel zur Konvergenzphase beginnt bereits jetzt die
die BIM-Implementierung im VR I zu finden, die den indi-
                                                               Phase 2 „Digitale Kompetenz“. Es gilt bis 2025 Kompe-
viduellen Geschäftsmodellen Rechnung tragen (Abb. 1–1).
                                                               tenz und Kapazitäten aufzubauen, um das erreichte Ziel-
                                                               niveau als neuen Standard flächendeckend zu praktizie-
Integraler Bestandteil der Strategie ist die Möglichkeit,
                                                               ren. BIM wird in dieser Phase auf die gesamte Lieferkette
die BIM-Kompetenzen der Phasen 2 und 3 schon früher
                                                               für das Planen und Bauen ausgedehnt. Neben den eige-
zu erreichen und im Rahmen von Pilotprojekten anzuwen-
                                                               nen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen auch die
den. Der wertvolle Erfahrungsvorsprung Einzelner wird
                                                               DB-Partner und -Lieferanten BIM-­fähig werden, um
auf diesem Weg für alle anderen Geschäftsfelder und
                                                               Marktverzerrungen zu vermei­den. Parallel dazu sollen
Serviceeinheiten nutzbar.
                                                               auch die zusätzlichen Anwendungsfälle der Phase 3 (Inte-
                                                               gration von Betrieb und Instandhaltung) pilotiert werden.
                                                               In Phase 2 wer­den außerdem die Anforderungen für Pha-
BIM-Phase 1 – Konvergenz                                       se 3 zur Integration des Anlagenbetriebs festgelegt.

Seit 2015 hat jedes Geschäftsfeld seine spezifischen
BIM-Fähigkeiten entwickelt und angepasst an das je­            BIM-Phase 3 –
weilige Projektportfolio aufgebaut. Im Hinblick auf
den ab 2020 geplanten flächendeckenden Einsatz von
                                                               Digitale Transformation
BIM gemäß Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“
des BMVI sind die Geschäftsfelder gut vorangekommen.           In Phase 3 soll die BIM-Methodik vollständig für Planen,
Die Zielvorgabe des Bundes wird erreicht.                      Bauen und Betreiben genutzt werden – kollaborativ und
                                                               digital. Die Weiterentwicklung der digitalen Hilfsmittel
                                                               wird von zentraler Bedeutung sein. Phase 3 wird daher
                                                               mit dem Begriff „Digitale Transformation“ beschrieben.

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BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
P la n                     g
                                                                                                                ungsvorbereitun

                                                                                                                                                     Planung

              Betrieb                                  Digitales Abbild

                                                                                                                                      Vo                                ng
                                                                                                                                         rb   ereitu             hr u
                                                                                                                                                    ng der Ausfü

Abb. 1–2                                                                                               Ausführung
BIM ist eine modellbasierte,
partnerschaftliche Arbeitsmethode zur
digitalen Planung, Realisierung und Bewirtschaftung
von Anlagen über den gesamten Lebenszyklus

Geschwindigkeit, Umfang und Komplexität der Verände-
rungen durch BIM und die Digitalisierung erfordern eine
fortdauernde strategische Führung und Begleitung durch
eine geeignete Umsetzungsorganisation. Damit können
strategische Entscheidungen und die Koordination der
Einzelstrategien auf Konzernebene gewährleistet werden.

BIM lässt sich erfolgreich umsetzen, wenn auch die For-
men der Zusammenarbeit angepasst werden. Die partner-
schaftliche Projektabwicklung stellt einen zentralen Er-
folgsfaktor dar. Offenheit, Transparenz sowie ziel- und lö-
sungsorientiertes Verhalten müssen bei allen Aktivitäten
im Infrastrukturbereich – sowohl innerhalb der DB als                                                                                                  Infrastruktur besser
                                                                                                                                                       planen - Einsatz von
auch in der gesamten Lie­fer­kette – zu zentralen Werten
                                                                                                                                                       BIM-Methoden in den
werden.                                                                                                                                                frühen Planungsphasen.

BIM bedingt die Bereitschaft zum Kulturwandel. Der Fo-
kus liegt auf der Einführung von grundsätzlich Neuem und
                                                                Fotos: DB Projekt Fehmarnsundquerung

der Verbesserung von Bestehendem. Da­zu muss auch ein
Wandel im gegenseitigen Umgang erfolgen – angestoßen,
getragen und gelebt von den Vorständen und Führungs-
kräften der Gesellschaften. BIM kann seine Wirkung nur
dann entfalten, wenn in den Projekten Offenheit und
Transparenz zwischen allen Beteiligten herrscht.

                                                                                                                                                                             7
BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
„Neubau Bahnsteige in Eilenburg“ –
Durch die Berücksichtigung aller Gewerke
in einem BIM-Modell wird eine kollisions-
freie Gesamtplanung ermöglicht.
                                                                                                           Quelle: DB Station&Service AG

2. Ziel und Umfang BIM-Strategie

2.1 Einleitung
Erfreulicherweise verzeichnet die DB eine stetig wachsen-           Der Bestand muss nachhaltig modernisiert und das Schie-
de Kundennachfrage (Abb. 2–1). Allerdings steht das Ver­            nennetz in Deutschland ausgebaut werden. Mit dem Bun-
kehrssystem Eisenbahn vor großen Herausforderungen:                 desverkehrswegeplan 20302 und einer gegenüber dem
Zukunftsorientierte und standardisierte Systeme müssen              letzten Plan um 40% höheren Investition in das System
alternde Infrastrukturanlagen und eine historisch gewach-           Schiene berücksichtigt der Bund das Vorhaben. Die Instand-
sene technologische Vielfalt ersetzen. Die Standardisie-            haltungsmittel werden voraussichtlich in ähnlichem Um-
rung soll das komplexe System Eisenbahn – und damit die             fang ansteigen. Um Investitionen und Instandhaltungsmit-
Systemkosten – reduzieren.                                          tel weitgehend mit vorhandenen Ressourcen und Kapazi-
                                                                    täten zu bewältigen, muss die Effizienz gesteigert werden.
Beispiele sind die geplante Ablösung von 3.000 Alt­stell­
werken durch moderne digitale Stellwerke inklusive Aus-             Die Effizienz lässt sich erhöhen, indem die Schieneninfra-
rüstung der Strecken mit dem System ETCS (2.200 Kilome­             struktur besser geplant, gebaut und betrieben wird sowie
ter Streckenlänge bis 20231) sowie das Brückenerneue-               bessere Infrastrukturanlagen geplant, gebaut und betrie-
rungsprogramm (ca. 850 Brücken in den nächsten 5 Jahren).           ben werden.

1 EBA, Nationaler Umsetzungsplan ETCS, Version 1.11, 11. Dezember   2 BMVI, Bundesverkehrswegeplan, 2016
  2017

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BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
Wachstumstrends im Schienenverkehr
                                                                    Unser Motto:
                                                                    Zuerst virtuell,
                                                                    dann real bauen!
                                                                    Mittel- bis langfristig zielt die BIM-Einführung darauf ab,
                                                                    den gesamten Anlagenbestand als „digitalen Zwilling“ der
                                                                    physischen Anlagen vorzuhalten (Abb. 1–2). Damit kön-
                                                                    nen Instandhaltungs- und Ersatzinvestitionen optimiert
                                                                    geplant werden. Außerdem wird die Anlagenverfügbarkeit
                                                                    erhöht und die Beeinträchtigung des Betriebs aufgrund
                                                                    von Baumaßnahmen minimiert. Es ist wichtig, auch aus
                                                                    dem Anlagenbetrieb heraus die Anforderungen an die
                                                                    BIM-Implementierung zu formulieren.

                                                                    Die strategischen Ziele und Handlungsempfehlungen in
                                                                    diesem Dokument beziehen sich vor allem auf die Sicht-
Abbildung 2–1, Wachstum Verkehrsleistung Gesamtdeutschland 2010     weise der Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Die
gegenüber Zielnetz 2030 Quelle: Deutsche Bahn AG
                                                                    Belange der konzerninternen Lieferanten (beispielsweise
                                                                    DB Engineering & Con­sulting) werden gleichwertig zu de-
Die Digitalisierung DB-intern und der gesamten Lieferket-           nen externer Partner behandelt. Die intensive Mitarbeit
te soll einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Effizi-         der konzerninternen Lieferanten stellt sicher, dass die
enz leisten. Mit BIM wird sowohl die Digitalisierung der            Bedürfnisse und Herausforderungen der Lieferanten an-
Projektplanung und -realisierung als auch langfristig die           gemessen berücksichtigt und mit den zuständigen Ver-
des Anlagenmanagement umgesetzt (Abb. 2–2).                         bänden koordiniert werden.

In einem ersten Schritt soll BIM in Form digitaler Hilfs-
mittel und angepasster Prozesse dazu beitragen, Planungs-           2.2 Ziel der Strategie
und Bauprozesse der Infrastrukturprojekte zu stabilisieren.
So können geplante Abläufe sowie Kostenziele eingehal-              Die DB hat die strategische Bedeutung von BIM frühzeitig
ten werden und in der vereinbarten Qualität fristgerecht            erkannt. 2015 wurde mit der ersten Fassung der BIM-Stra-
in Betrieb gehen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die Simu-         tegie der Weg zur Erreichung erster Zielvorgaben bis
lation des gesamten Bauablaufs in der Planungsphase                 Ende 2020 festgelegt. Die BIM-­Strategie 2019 präzisiert
mittels digitaler Modelle – unter Einbeziehung von Kom-             den Rahmen der BIM-Entwicklung in den jeweiligen Ge-
petenz in der Bauausführung über partnerschaftliche Zu-             schäftsfeldern und legt einen stärkeren Fokus auf eine
sammenarbeitsmodelle.                                               einheitliche Lösung übergeordneter Themen.

Data Governance (Gesamtansicht DB AG)
Daten und Informationen über den gesamten Prozess der Anlagenbereitstellung kontrolliert managen

   Entwickeln                 Planen                        Bauen                      Betreiben

  Konsistenter maschinenlesbarer verlustfreier Datenfluss

                                                                BIM
         formuliert die Anforderungen aus Betreibersicht
                                                                                Datenmanagement Betreiben

Abbildung 2–2, Unser generelles BIM–Verständnis (Phase 2)

                                                                                                                             9
BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
erungen aus dem Betrieb
                                                                     Anford

                                                                             Ne u e A nla ge n

  Digitale Schiene                      Digital                                                                 Digital          Building Information
  Deutschland                                                                                                                    Modeling
                                      Betreiben                                                                 Planen         – Effizientes Bauen durch
– Vollautomatisierter
                                                                                                 Sensorik       und
  Bahnbetrieb                                                Cloud                                                               digitale Zwillinge
– Integriertes System                                                                                           Bauen          – Full Lifecycle Manage-
  für Kapazitätsmanage­-                                                                                                         ment von Anlagen
  ment und Betriebs-                                                    Cybersecurity
                                                    nahmen

  durchführung
                                                Maß
                              haf t

                                                                                                           g
                                                                                                          nun
                                                          an
                                                     a rf
                               it sc

                                                                                                      P la

                                                                                                                          n
                                                             d

                                                                        Connectivity
                                                             Be

                                                                                                                       at io
                                      re

                                                                                                     ue
                                 sb e

                                                                                                     Ne

                                                                                                                      ent
                                       eb

                                                                                                                     um
                                       tri

                                                                                                                  ok
                                           Be

                                                                                                                 ud
                                                                                                                Ba
                                                                        Digital
                                                                        Instandhalten

  Abbildung 2–3, Die Digitalisierung                                   Predictive maintenance/IoT
  der Infrastruktur bei der DB und                                   – Präventive Instandhaltung
  Anteil BIM (blaue Elemente)                                          durch Messung
                                                                     – Aufbau einer vollvernetzten
                                                                       Infrastruktur

                                                                                      2.3 Zielgruppen
        Die Ziele der aktuellen Strategie:                                            Die VR I BIM-Strategie richtet sich an alle Mitarbeiterinnen
                                                                                      und Mitarbeiter der DB. Sie informiert über die Gründe,
1.      Stecken der Ziele und Leitplanken für die                                     Ziele und zu erwartenden Veränderungen der BIM-­Ein­
        integrierte Einführung von BIM im                                             führung bei der DB und bindet die Mitarbeiterinnen und
        Vorstandsressort Infrastruktur über das Jahr                                  Mitarbeiter frühzeitig in den Veränderungsprozess ein.
        2020 hinaus – unter Berücksichtigung der je
        nach Geschäftsfeld spezifischen Eigenheiten                                   Das vorliegende Dokument richtet sich speziell an die
2.      Festlegen und Vermitteln der erforderliche                                    Führungskräfte und Entscheidungsträger innerhalb des
        Maßnahmen                                                                     VR I, damit sie gut informiert Entscheidungen über den
3.      Aufzeigen des potenziellen Nutzens der                                        Einsatz von Ressourcen und den Umfang von Maßnahmen
        Maßnahmen                                                                     und Mitteln bei der Einführung von BIM treffen können.
4.      Erstellen eines nachvollziehbaren Umset-
        zungsplans mit den jeweils wichtigsten                                        Darüber hinaus wendet sich die Strategie an die BIM-Ver-
        Meilensteinen, um auf künftige Entwicklungs-                                  antwortlichen beim BMVI und bei Prüf-, Aufsichts-, Ge-
        schritte optimal reagieren zu können                                          nehmigungsbehörden und andere Infrastrukturbetreiber
                                                                                      sowie an die DB-Partner innerhalb der gesamten Liefer-
                                                                                      kette der Projekte. Sie erhalten klare und langfristig ver-
                                                                                      bindliche Botschaften und Aussagen, um erforderliche
                                                                                      Maßnahmen ergreifen zu können.

10
2.4 Anwendungsbereich                                                              NETZ
Die Vision der DB zur Digitalisierung des Planens, Bau­ens
und Betreibens von Infrastrukturanlagen der Eisenbahn
basiert auf drei Segmenten:
1.      Digitales Planen und Bauen
2.      Digitales Instandhalten
3.      Digitales Betreiben

Die VR I BIM-Strategie befasst sich mit dem Segment
„Digitales Planen und Bauen“. Es beinhaltet die Er­stellung,
Erneuerung und Entwicklung großer, mittle­rer sowie klei-
ner Infrastrukturmaßnahmen und An­la­gen innerhalb des

                                                                                                                benötigt
Schienennetzes der DB.
Die VR I BIM-Strategie setzt sich außerdem mit den
Schnittstellen zu den Segmenten „Instandhaltung“ und
„Betrieb“ auseinander. Wesentlich für den störungsfreien
und wirtschaftlichen Ablauf im Eisen­bahn­betrieb sind klar
                                                                                STRECKE

                                                                                                                Standa rds
definierte und umgesetzte An­forderungen der Segmente
untereinander. In Abbildung 2–3 stehen die Pfeile
für diese Schnittstellen.

                                                                                                                werden
2.5 Betrachtungsgegenstand
In die strategischen Überlegungen ist die „Ei­sen­bahn­infra­
struk­tur“ in ihrer gesamten Komplexität einbezo­gen.

                                                                                                                Datenf luss
Dies umfasst die Themen (Abb. 2–4)
——      Netzwerk-Topologie,
——      Trassierung der einzelnen Strecke,
——      Beschreibung einzelner Objekte und                                       OBJEKT
        Projekte mit allen zugehörigen Gewerken

                                                                                                                verlustfreien
——      mit Elementen im Detaillierungsgrad der
        kleinsten austauschbaren Einheit.

2.6 Strategischer Rahmen für
    die Umsetzung im Vor-
    standsressort Infrastruktur
                                                                                                                den

Die Strategie orientiert sich an folgenden Leitgedanken:
                                                                                                                Fü r

——     Übergreifende Synergien in der Umsetzung werden
       als gemeinsamer Nenner der VR I-Gesellschaften
       identifiziert. Sie werden als Mindest­an­sprüche inner-
                                                                               ELEMENT
       halb des VR I formuliert und realisiert. Diese Syner-
       gien schaffen einen konzernweiten Mehrwert.
——     Im Rahmen geschäftsfeldspezifischer Anfor­de­run­gen
       sind über die VR I-weiten Minimalanforderungen hin-
       aus individuelle Handlungsspielräume gewährleistet.
——     In der Pilotphase erfolgt die Einführung neuer tech-
       nologischer Entwicklungen oder Umsetzungskon-
       zepte in einem ersten Schritt auf der Projektebene.
       Haben sie sich auf der Projektebene bewährt, wer-
       den technologische Entwicklungen und Umset-
       zungskonzepte übergeordnet standardisiert.                Abb. 2–4, Abstraktionsebene der Eisenbahninfrastruktur

                                                                                                                                11
Foto: Christian Lautenschläger
Durch die konsequente Anwendung der BIM-Methodik werden auch
unsere Kunden von einer entsprechenden Qualitätssteigerung im
Gesamtsystem profitieren können.

3. Auslöser zum Handeln
Die Entscheidung, die BIM-Implementierung im Vorstands-         taler Technologien strebt die DB eine Verbesserung der
ressort Infrastruktur über 2020 hinaus voranzutreiben,          Qualität von Planung, Realisierung und Betrieb der In­f r­a­
basiert auf internen und externen Auslösern und Erwar-          stru­­­k­turanlagen an. Dazu werden Daten erstellt, mit denen
tungen, die hier näher betrachtet werden.                       Sze­narien getestet, bessere Entscheidungen getroffen und
                                                                eine hohe Zuverlässigkeit bei Planung, Realisierung und
                                                                Betrieb von Infrastrukturanlagen erreicht werden können.
3.1 Interne Auslöser und Ziele
                                                                Verbesserung der Verfügbarkeit und Leistungsfähig-
Die Einführung von BIM sorgt DB-intern für grundlegende         keit von Anlagen
Verbesserungen und stellt die langfristige Leistungsfähig-      Um sicherzustellen, dass die richtigen Anlagen mit der
keit sicher:                                                    passenden Leistungsfähigkeit geliefert werden, lässt sich
                                                                Anlagenfunktion und Priorisierung neuer Anlagen im Infra-
Reduzierung von Kosten-, Termin- und Qualitätsproble-           strukturnetzwerk virtuell mit BIM simulieren und planen.
men bei Planung, Bau und Betrieb                                Die Geschäftsfelder und Serviceeinheiten des VR I können
Wiederholtes Überschreiten von Kosten und Terminen in           durch zeitgerecht zur Verfügung stehende digitale Modelle
Projekten deutet darauf hin, dass Planung und Durchfüh-         Projekte optimal planen und realisieren. Die gewonnenen
rung strukturelle Defizite aufweisen. Unzureichende Trans-      Daten zum Anlagenbestand werden in verlustfreier, maschi-
parenz des Anlagenzustands durch mangelhafte Datenqua-          nenlesbarer Form an den Betreiber übergeben. Kombiniert
lität und fehlende Zusammenführung von Daten erschwert          mit Echtzeit-Informationen aus Sensorik und Monito-
die zuverlässige Anlagenbereitstellung. Durch eine schritt-     ring-Systemen können Wartungs- und Instandhaltungsauf-
weise Entwicklung von BIM mit Unterstützung neuer digi-         wand optimiert werden („condition-based maintenance“).

12
Strategische Perspektive für die BIM-Entwicklung               Gilt es doch künftig ein wesentlich größeres Projektvolu-
über 2020 hinaus                                               men in kürzerer Zeit und besserer Qualität mit den heute
Die Vorteile von BIM lassen sich nur sukzessive über ei­­nen   zur Verfügung stehenden Ressourcen zu realisieren.
längeren Zeitraum verwirklichen. Daher ist es notwendig,
das Ziel und das Vorgehen für die BIM-­Ent­w ick­lung über     Erwartungen von Öffentlichkeit und Kunden an die DB
2020 hinaus fortzuschreiben. Alle Geschäftsfelder im VR I      Die öffentliche Akzeptanz und das Vertrauen – insbesonde-
profitieren von klaren und langfristig gültigen Rahmendaten.   re bei Großprojekten – haben in den letzten Jahren gelitten.
                                                               Nicht nur direkt Betroffene und Anwohner, sondern auch
Erhöhung der Synergieeffekte durch verstärkte Ko-              die breite Öffentlichkeit fordern transparente und ver-
ordination und verminderte Insellösungen                       ständliche Informationen sowie die Kommunikation über
Die weiteren technologischen Schritte und neuen Zusam-         geplante Maßnahmen, deren Kosten und Auswirkungen.
menarbeitsformen in Bauprojekten verlangen von den VR
I-Gesellschaften bei übergreifenden Themen ein abge-           Erwartungen der Wertschöpfungskette an die DB
stimmtes Vorgehen unter allen Beteiligten. Dazu gehören        Mit der Digitalisierung übernehmen die großen Auftrag-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie der Bund          geber die Vorreiterrolle als Wegbereiter im Bereich der
als Eigentümer (sowie dessen Antrags-, Prüf- und Geneh-        Infrastruktur. Um Handlungssicherheit insbesondere für
migungsbehörden), die Planungs- und Bauindustrie sowie         kleine und mittelständische Unternehmen zu gewährleis-
weitere Industriepartner. Gemeinsame Positionen in we-         ten, formuliert die DB konsistente und angemessene An-
sentlichen strategischen Themen ermöglichen es, die not-       forderungen.
wendigen Verhaltensänderungen, Anpassungen der Pro-
zesse und die Einflussnahme auf Technologieentwicklun-         Erwartungen der DB an die Wertschöpfungskette
gen (beispielsweise Standardisierung) zugunsten des Ver-       Über Vergabe und Verträge setzt die DB als öffentlicher
kehrssystems Eisenbahn schnell und wirtschaftlich opti-        Auftraggeber Anreize für eine partnerschaftliche und
miert umzusetzen.                                              zielorientierte Zusammenarbeit.

                                                               Größere Hebelwirkung der DB als Gesamtkonzern
                                                               Eine abgestimmte externe Kommunikation mit klaren
3.2 Externe Auslöser                                           Botschaften sorgt für eine deutliche und widerspruchs-
                                                               freie Wahrnehmung bei Partnern, Lieferanten und Kun-
Externe Anforderungen und Chancen:                             den. Neben einer starken Position in der Zusammenar-
                                                               beit mit ausländischen Bahnen oder gegenüber den
BIM-Vorgaben von Bund und Politik                              unterschiedlichsten Stakeholdern verbessert eine abge-
BIM wurde mit der „Reformkommission Bau von Großpro-           stimmte und koordinierte Haltung die Kommunikation
jekten“ (2013/14) in die politischen Vorgaben des Bundes       und Einflussnahme gegenüber Standardisierungsgremien.
aufgenommen. Mit dem „Stufenplan Digi­tales Planen und         Das erste Zielniveau aus dem „Stufenplan Digitales Pla-
Bauen“ (2015), dem „Handbuch Eu­ro­­päischer Auftraggeber      nen und Bauen“ des BMVI ist nur ein allererster Schritt,
zur Einführung von BIM“ (2017) und dem Koalitionsvertrag       der die Grundlagen für eine weiterführende Digitalisie-
(2018) der Regierungsparteien wurden politische Erwar-         rung bildet. Der Bund sollte über 2020 hinaus neue Impul-
tungen und Vorgaben ergänzt. Durch die flächendeckende         se setzen. Hier kann die DB eine Vorreiterrolle einnehmen
Einführung von BIM erhofft sich die Politik eine qualitative   und sich an der Seite internationaler Partner wie der
Verbesserung bei Planung und Bau von Infrastrukturpro-         SNCF und der DACH-Bahnen positionieren.
jekten. Darüber hinaus wird eine schnellere Umsetzung der
Projekte angestrebt. Dies soll unter anderem durch ver-
kürzte Genehmigungsprozesse und eine optimierte Kommu-
nikation mit Planern, Trägern öffentlicher Belange sowie
den Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden. Positive
Erfahrungen aus anderen Ländern stützen dieses Ziel.           Die Vorteile von BIM lassen
                                                               sich nur sukzessive über
Vorgaben von Bund und Politik zum Ausbau der
Infrastruktur                                                  ei­­nen längeren Zeitraum
Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland muss erneuert
und ausgebaut werden. Der Bundesverkehrswegeplan
                                                               verwirklichen. Es ist notwen-
2030 (Ausgabe 2016) beinhaltet daher steigende Investi-        dig, Ziel und Vorgehen für
tionen in das Verkehrssystem Schiene in der mittel- und
langfristigen Planung. Um diese Mehrinvestitionen reali-
                                                               die BIM-­Ent­w icklung über
sieren zu können, muss die Produktivität erhöht werden.        2020 hinaus fortzuschreiben.

                                                                                                                         13
„Eisenbahnüberführung Rathenaustraße – Projekt Rhein-Ruhr-
Express (RRX)“ – Durch die Erweiterung der 3D Planung mit
entsprechenden Terminplänen entsteht ein 4D-Modell welches
eine geometrische und zeitlichd Kollisionsprüfung erlaubt.
                                                                                             Quelle: DB Projekt Rhein-Ruhr-Express (RRX)

4. Bisherige Entwicklungen
   und aktuelle Situation
Die Fortführung von BIM über 2020 hinaus basiert auf den     Die BIM-Strategie 2015 berücksichtigt den damals deut-
Entwicklungen in den einzelnen Geschäftsfeldern seit In-     lich unterschiedlichen Stand der Projekt- und Anlagenport-
krafttreten der ersten Version der BIM-Strategie 2015.       folios sowie die daraus resultierenden individuellen
                                                             Schwerpunkte und Geschwindigkeiten bei der Implemen-
                                                             tierung. Die beiden Geschäftsfelder der DB AG als Auftrag-
4.1 BIM-Strategie 2015-Ziele                                 geber haben sich bereits konkret mit dem Verbesserungs-
                                                             potenzial von BIM befasst. Die DB Netz AG und DB Stati-
    und Schwerpunkte                                         on&Service AG entwickelten eigene Einführungsstrategi-
                                                             en. Auch die DB Engineering&Consulting GmbH verfolgt
Die erste BIM-Strategie befasste sich primär mit der Pla-    seit Ende 2015 einen strategischen Implementierungsplan
nungsphase und folgenden Zielen:                             und baut ihre digitale Kompetenz und Kapazität aus.
——     Bessere Projektergebnisse in den klassischen Ziel-
       bereichen (Kosten, Termine und Qualität)              Durch die Optimierungspotenziale in nahezu allen Berei-
——     Höhere Projektakzeptanz durch zentrische Daten-       chen des Project Excellence Modells sieht die DB in BIM
       haltung (Zufriedenheit bei Kunden, Mitarbeitern       einen maßgeblichen Hebel zur nachhaltigen Verbesserung
       und Interessengruppen wie Anwohner, Vertreter         des Projektgeschäfts1.
       von Land und Kommunen)
——     Verbesserung im Projektmanagement durch höhe-
       re Zielorientierung, optimierte Prozesse und bes-
                                                             1 Fachgruppe BIM Koordination (2015): Strategie für die Imple­men­t ie­
       sere Führung                                            rung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort
                                                               Infrastruktur

14
4.2 Aktueller Stand der Imple-                                   Durch die konsistente und konsequente Anwendung dieser
                                                                 fünf Kernelemente von BIM in Infrastrukturprojekten im
    mentierungsprogramme                                         VR I werden wichtige Grundlagen für mehr Produktivität
                                                                 bei mindestens gleicher Qualität schneller geschaffen und
Nachdem inzwischen Erfahrungen mit BIM-Projekten in              die internen Ziele sowie die politischen Vorgaben erreicht.
unterschiedlichen Projektportfolios und -phasen vorliegen,
ist jetzt eine Konsolidierung und Weichenstellung für die Ent-   Abbildung 4–1 zeigt, dass die bisher gepflegte Anwendung
wicklung von BIM über das Jahr 2020 hinaus erforderlich.         der fünf Kernelemente den Weg zur Erreichung der Anfor-
Bereits seit 2015 wird die BIM-Einführung in den einzel-         derungen aus dem Stufenplan ebnet.
nen Gesellschaften in eigens dafür geschaffenen Imple-
mentierungsprogrammen/-projekten über die folgenden,             Alle Anforderungen wurden erfolgreich angestoßen und
gegenseitig abgestimmten Handlungsfelder angegangen:             größtenteils umgesetzt.
 1       BIM-Anwendungen,
 2       Prozesse und Richtlinien,                               Einzelne Themen werden derzeit noch entwickelt, in eini-
 3       Daten und Informationen,                                gen Fällen auch abhängig von externen Entwicklungen. So
 4       IT Infrastruktur sowie                                  wurde der Prozessstandard DIN EN ISO 19650, auf den
 5       Menschen und Kommunikation.                             sich der Stufenplan des Bundesministeriums für Verkehr
                                                                 und digitale Infrastruktur (BMVI) in weiten Teilen be-
Innerhalb der Handlungsfelder wurden gute Ergebnisse             zieht, zum Zeitpunkt der Erstellung der vorliegenden Stra-
erzielt. Ein nach Geschäftsfeldern gegliederter detaillier-      tegie noch nicht abschließend veröffentlicht. Die bisheri-
ter Bericht zum Status Quo der BIM-Implementierungs-             gen Aktivitäten beruhen auf den verfügbaren Entwürfen,
programme ist im Anhang A-3 dieser Strategie enthalten.          die sich in den vergangenen zwei Jahren teilweise signifi-
                                                                 kant verändert haben.
Im April 2018 hat der Steuerkreis BIM im Vorstandsressort
Infrastruktur beschlossen die große Bandbreite an BIM-re-        Auch bei der Forderung zur Anwendung offener Daten­
levanten Themen, Anwendungsfällen, Voraussetzungen               stan­dards ist die DB primär von externen Initiativen und
und Zielsetzungen für den Zeitraum bis Ende 2020 auf die         Entwicklungen abhängig. Die DB begrüßt die Entwicklung
Umsetzung der folgenden fünf Kernelemente der BIM-Ein-           offener Datenformate und Standards und wird diese best-
führung zu fokussieren:                                          möglich unterstützen und nutzen. Um einzelne Projekte
1.      3D-Planung                                               nicht zu gefährden, müssen jedoch proprietäre Formate
        Fachmodelle sind immer mehr als 3D-Planung un-           solange eingesetzt werden, bis offene Standards in der be­
        ter Berücksichtigung der Wertschöpfung anzule-           nötigten Qualität vorliegen. Insbesondere im Bereich der
        gen. Angewendet wird das LOD-­Konzept zur Spe-           bahnspezifischen Gewerke ist derzeit nicht davon auszuge-
        zifikation der Inhaltstiefe.                             hen, dass herstellerneutrale Austauschformate, die unter
2.      Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)             anderem den sicherheitsrelevanten Anforderungen der DB
        Einführung abgestimmter Prozesse und Spezifika-          entsprechen, zeitnah vorliegen. Die teilweise zu komple-
        tionen zu den projektspezifischen Daten- und In-         xen Anforderungen an den Austausch und die Übergabe
        formationsanforderungen des Auftraggebers (AIA)          von Daten sind dementsprechend zu vereinfachen. Dieser
        durch die verantwortlichen Projektorganisatio-           Ansatz wird mit der vorliegenden Strategie verfolgt.
        nen, vorbereitend zu den Leistungsanfragen an
        künftige Auftragnehmer.
3.      BIM-Abwicklungsplan (BAP)
        Sicherstellung der Erarbeitung eines BIM-Abwick-
        lungsplans in allen Projekten. Dieser dokumentiert
        die gemeinsame, projektspezifische Vorgehens-
                                                                 Die Vorgaben des BMVI
        weise in der Zusammenarbeit zwischen Auftrag-            hinsichtlich des Leistungs­
        geber und Auftragnehmer inklusive die Ziele für
        alle Anwendungsfälle zwecks Erfüllung der AIA.           niveaus 1 aus dem „Stufenplan
4.      Common Data Environment (CDE)                            Digitales Planen und Bauen“
        Sicherstellung der Nutzung einer gemeinsamen
        Datenumgebung, bestehend aus einer gesichert             des BMVI werden aus heutiger
        zugänglichen Datenumgebung und dem Workflow              Sicht bis 2020 erreicht, sofern
        nach DIN EN ISO 19650 (im Entwurf) durch alle
        Projektbeteiligten (vergl. Abb 6–2).                     die aktuelle Entwicklungs­
5.      Virtueller Datenraum (VDR)
        Durchführung von Planungsbesprechungen in
                                                                 geschwindigkeit ähnlich ist­
        virtuellen Räumen.                                       wie bisher.
                                                                                                                          15
1   2     3    4    5                                                 1   2      3    4   5

  3D-fachmodell-basietes              DB Netz                             Erstellung                        DB Netz
  Arbeiten mit                                                            Koordinationsmodell               DB S&S
                                      DB S&S
  2D-Plan- und                                                            auf Basis von
  Informationsableitung               DB E&C                              Fachmodellen                      DB E&C

  Erstellung und Fortschreibung       DB Netz                             Datenübergabe an definierten      DB Netz
  spezifizierter Auftraggeber-                                            Übergabepunkten mit hersteller-   DB S&S
                                      DB S&S
  Informations-Anforderungen                                              neutralen, offenen Datenüberga-
  (AIA)                               DB E&C                              beformaten für Im- und Export     DB E&C

                                      DB Netz                                                               DB Netz
  Digitale Überprüfbarkeit                                                BIM Kompetenz
  von Daten gegen                     DB S&S                              als Eignungskriterium             DB S&S
  spezifizierte AIA                   DB E&C
                                                                          im Vergabeverfahren               DB E&C

  Erstellung und                      DB Netz                             Verantwortlichkeiten für          DB Netz
  Fortschreibung des                                                      BIM-relevante Leistungen          DB S&S
                                      DB S&S
  BIM Ausführungsplan (BAP)                                               müssen zugewiesen und vom
  auf Basis der AIA                   DB E&C                              Personal ausgeführt werden        DB E&C

  Definieren projektspezifischer      DB Netz                             Klares Bekenntnis zu einem        DB Netz
  BIM-Ziele und Anwendungs-                                               kooperativen, fairen,             DB S&S
                                      DB S&S
  fälle und Dokumentation                                                 transparenten und partner-
  im BIM                              DB E&C                              schaftlichen Verhalten            DB E&C

                                                                          Technologie zur Erstellung,
  Erstellung, Verwaltung und          DB Netz                                                               DB Netz
                                                                          Verwaltung und Austausch von
  Austausch von Informationen         DB S&S                              Informationen muss den            DB S&S
  erfolgt gemäß ISO 19650 bzw.
                                                                          Anforderungen entsprechend
  entsprechend DIN-Norm               DB E&C                                                                DB E&C
                                                                          angemessen sein

     Nicht vorhanden          Initiiert                 Konzepzioniert                 Teilanwendung                          Vollanwendung

Abbildung 4–1, Umsetzungsstatus BMVI Leistungsniveau 1 des BMVI-Stufenplans, Stand Mitte 2018

4.3 Beurteilung der Ausgangs-                                            4.3.1   Strategie
                                                                         ——      Ein geschäftsfeldübergreifendes Qualitätsmanage-
    lage und Identifikation                                                      ment ist unerlässlich. Das betrifft sowohl die Vor-
    von Anforderungen                                                            lagen und Lieferergebnisse aus den BIM-Implemen-
                                                                                 tierungsprogrammen als auch Ergeb­nisse aus Inf-
                                                                                 rastrukturprojekten.
Mit dem prognostizierten Erreichen des ersten Leistungs-                 ——      Ergebnisse und Produkte aus den Implementierungs-
niveaus aus dem Stufenplan des BMVI sind erste wesentli-                         programmen sind klar zu priorisieren und zu steu-
che Schritte getan. Die administrativen und organisatori-                        ern, sodass sie standardisiert werden können. Dies
schen Rahmenbedingungen für eine koordinierte und effi-                          vermeidet Dopplungen und Widersprüche, beschleu-
ziente Vorgehensweise sind geschaffen. Gemeinsame Ak-                            nigt die Umsetzung und stellt nach außen ein homo-
tivitäten sind identifiziert, priorisiert und teilweise ange-                    genes Erscheinungsbild der Geschäftsfelder sicher.
gangen.                                                                  ——      Für die Einführung vom BIM ist ein klar definiertes
                                                                                 abgestimmtes Risikomanagement aufzusetzen.
Es bedarf nun weiterer Anstrengungen, um einen Durch-                    ——      Die Einführung von BIM erfordert eine klare Posi-
dringungsgrad zu erreichen, der sich spürbar und mess-                           tionierung der Vorstände und oberen Führungs-
bar positiv auf das Erstellen von Infrastrukturprojekten,                        kräfte sowie eine konzernweit abgestimmte Umset-
die Verfügbarkeit von Anlagen und den reibungslosen                              zung. Nur so können die erforderlichen Verände-
Bahnbetrieb auswirkt.                                                            rungen erfolgreich und nachhaltig realisiert werden.
                                                                         ——      Die Einführung von BIM erfordert Standards und
Unterteilt in die Handlungsfelder im VR I wird nachfol-                          Konventionen zum Daten- und Informationsma-
gend dargestellt, welche Anforderungen an eine umfas-                            nagement auf der internationalen und nationalen
sende Digitalisierung bestehen.                                                  Ebene sowie auf der Firmenebene.

16
——      Die Einführung von BIM erfordert angepasste Me-
        thoden des Projektmanagements, um eine konsis-
        tente und stabile Basis für eine weitreichende Di-
        gitalisierung zu schaffen.

4.3.2   BIM-Anwendungen
——      Mithilfe einer einheitlichen Methode zur Evaluie-
        rung der Qualität von BIM-Aktivitäten im Rahmen
        von Projekten, können künftig gesicherte Aussagen
        über die Wirksamkeit der In­ter­ventionen und In-

                                                                                                                                  Quelle: DB AG
        vestitionen getroffen sowie effektive Steuerungs­
        maßnahmen ergriffen werden.
——      Um die Innovationsfähigkeit des digitalen Planens,
        Bauen und Betreibens auch in Zukunft sicherzustel-
                                                                       Durch die Nutzung einer gemeinsamen Informations- und
        len, bedarf es weiterer Pilotprojekte, anhand derer            Datenplattform vernetzen wir alle Projektbeteiligten und
        Anwendungen und Entwicklungen erforscht und                    fördern die Zusammenarbeit. Sascha Björn Klar,
        getestet werden.                                               Leiter BIM Großprojekt Karlsruhe-Basel

4.3.3   Prozesse, Standards und Rahmenbedingungen                      bar werden wird. Unter Einbeziehung der entspre-
——      Über Pilotprojekte werden individuelle Dokumen-                chenden Stellen ist zu überlegen werden, wie die
        te erstellt, die für die Standardisierung und gene-            DB mit dem Thema umgeht.
        relle Prozesse der Anwendungsfälle von BIM             ——      Der VR I Steuerkreis BIM hat gemeinsame Rollenbe-
        genutzt werden. Die Dokumente werden im VR I                   zeichnungen und notwendige Fachkompetenzen
        diskutiert und vereinheitlicht, um den gewünsch-               abgestimmt, die im Einklang mit den Definitionen
        ten Lern- und Synergieeffekt zu erzielen.                      im DACH-Raum stehen. Diese müssen kommuniziert
——      Eine Standardisierung wesentlicher Unterlagen,                 und – unter Einbeziehung von HR und Arbeitneh-
        Daten und Formate an der Schnittstelle zwischen                mervertretern – in Funktionsbeschreibungen so-
        Auftraggeber, Auftragnehmer und Behörden wie                   wie Schulungsmaßnahmen aufgenommen werden.
        beispielsweise dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA),
        ist erforderlich. Medienbrüche und Reibungsver-        4.3.4   Daten und Informationen
        luste müs­sen auf Basis praktischer Erfahrungen        ——      Für 3D-Modelle im Rahmen DB-interner Systeme sind
        abgebaut werden.                                               abgestimmte Qualitätsvorgaben zwingend erforderlich.
——      Eine abgestimmte und langfristige Strategie zum        ——      VR I-weit sind einheitliche Definitionen von Objek-
        Umgang der Auftraggeber im VR I mit Partnern                   ten, Objektklassifizierungen und -modellen erfor-
        und Teilnehmern der Lieferkette schafft Klarheit               derlich, um mittel- bis langfristig einheitliche
        auf beiden Seiten. Es ist zu klären, ob die Auftrag-           Informationen über Systemgrenzen hinweg zu
        geber erwarten, an möglichen Effizienzgewinnen                 gewährleisten. Im Rahmen der europäischen
        ihrer Lieferanten zu partizipieren. Hier kann die              Zusammenarbeit von DB, ÖBB und SBB (DACH)
        DB eine Signalwirkung erzielen, an der sich der                liegen erste wesentliche Grundlagendokumente
        Markt zukünftig orientieren kann.                              zu den Themen Trassierung und Fahrweg vor.
——      Bereits im Stufenplan des BMVI wurde das Fehlen        ——      Es muss eindeutig festgelegt werden, wie eine DB
        abgestimmter qualitativer Bewertungs- und Verga-               Objektbibliothek mit Attributierung von Geomet-
        bekriterien für BIM identifiziert, die dem Markt               rie und Funktionalität für die Verwendung in Pla-
        klar und transparent kommuniziert werden können.               nungswerkzeugen aufbaut und pflegt wird. Dazu ge-
        Hier könnte die DB eine Vorreiterrolle im deutschen            hört der Konsens darüber, inwieweit die DB Auf-
        Markt einnehmen.                                               traggeber den Lieferanten Vorgaben zur Objekt-
——      Vorgaben einzelner Geschäftsbereiche haben sich                modellierung und Benennung übergeben und de-
        in der Praxis bewährt und sind nun in Bezug auf wei-           ren Einhaltung einfordern.
        tere Portfolios zu erweitern. Um eine praxisgerech-    ——      Es bedarf einheitlicher Vorgaben für Datenüberga-
        te Handhabung zu ermöglichen, wird eine Gliede-                beformate als Anforderungen an die Auftragnehmer,
        rung der Vorgaben in einzelne Module angestrebt.               die die Bedürfnisse der Auftraggeber abdecken.
——      Die gemeinschaftliche Arbeitsweise von BIM wird        ——      Die BIM-Implementierung ist abzustimmen mit ver-
        veränderte Verträge, Geschäftsbedingungen und                  schiedenen relevanten DB-internen Bereichen und
        Versicherungslösungen erfordern. International                 Aktivitäten rund um Daten und Informationen.
        geht bei der Einführung von BIM der Trend bei-                 Dazu zählen zum Beispiel das Master Data Manage-
        spielsweise zu Projektversicherungen, da ein Einzel-           ment sowie die entstehende Daten-Strategien, Be-
        verschulden schwerer nachvollziehbar und nachweis-             standsplan 4.0 und AVANI.

                                                                                                                                           17
4.3.5   IT Infrastruktur                                      4.4.1   Chancen
——      Die BIM-Implementierung ist abzustimmen mit den       ——      Die DB nutzt die Digitalisierung, um ihre Infrastruk-
        relevanten DB-internen Bereichen und Aktivitäten              tur schneller, transparenter und zuverlässiger den
        rund um die IT-Infrastruktur. Dazu zählen zum                 Kunden zur Verfügung zu stellen.
        Beispiel die IT-Architekturprinzipien und weitere     ——      Die hohen Anforderungen aus Koalitionsvertrag und
        zu identifizierende Aktivitäten. Internationale und           Investitionshochlauf werden mithilfe der Digitali-
        nationale Standards des Datenmanagements, wie                 sierung bewältigt.
        die Prozessnorm DIN EN ISO 19650, sollten auf         ——      Mit der erfolgreichen Implementierung wird die
        den unterschiedlichen CDE-Lösungen im Konzern                 BIM-Strategie als Teil der Digitalisierungsstrategie
        implementiert werden. Dadurch ist die DB so weit              einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Kon-
        wie möglich unabhängig von Technologiepartnern                zernziele leisten.
        und die Forderungen des Bundes können umge-           ——      Ein positives und aktives Image in Bezug auf das
        setzt werden.                                                 wichtigste Innovationsthema der Bauwirtschaft seit
——      Es muss klar vorgegeben werden, wie relevante                 Jahrzehnten wirkt attraktiv auf junge Talente und
        Daten aus den unterschiedlichen Projekt-­CDE in               motivierte Fachkräfte.
        die Datenarchitektur der DB überführt werden.         ——      Ein aktives Mitgestalten neuer internationaler Stan-
        Dabei sind viele Aspekte zu berücksichtigen, unter            dards ist möglich. Dadurch kann die DB nicht nur
        anderem Datensicherheit in der Cloud und Rechts-              ihre Technologieführerschaft für das System Eisen-
        sicherheit. Dazu ist eine enge Abstimmung mit den             bahn behaupten, sondern auch die Eignung zukünf-
        bestehenden oder in Bearbeitung befindlichen Stra­            tiger Standards beeinflussen.
        tegien und Vorgaben zur Digitalisierung des Kon-
        zerns notwendig.                                      4.4.2 Gefahren
                                                              ——    Ohne Gegen­maß­nah­men zu Kapazitätsengpässen
4.3.6   Menschen und Kommunikation                                  und zu Verspätungen bei der BIM-Implementie-
——      Eine kontinuierliche und abgestimmte Kommunika-             rung. Der angestrebte Nutzen tritt zu spät, redu-
        tion der Vorhaben und Maßnahmen in geeigneter               ziert oder gar nicht ein.
        Form und Detailtiefe nach außen an die relevanten     ——    Uneinheitliches und nicht genügend kommunizier-
        Stakeholder und nach innen an die Beschäftigten             tes Verständnis von Digitalisierung und BIM führt
        ist sicherzustellen.                                        zu fehlender Unterstützung bei Füh­rungskräften
——      Die Abstimmung mit einigen Schlüsselpartnern,               und Mitarbeitern und schließ­lich zu falscher Prio-
        zum Beispiel hinsichtlich der Nutzung und Vorteile          risierung von Aktivitäten.
        von BIM in der Anlageninstandhaltung oder im Ei-      ——    Technologische Entwicklungen erfolgen nicht
        senbahnbetrieb, ist erforderlich, um eine bedarfs-          rechtzeitig (cloudbasierte Lösungen, bedarfsge-
        gerechte Implementierung sicherzustellen.                   rechte Entwicklung von Standardsoftware).
——      Abgestimmte Stellenbeschreibungen, Qualifizie-        ——    Der Markt wird eingeengt aufgrund fehlender
        rungspläne und Schulungsangebote für BIM erleich-           BIM-Fähigkeiten der Auftragnehmer der DB.
        tern es den Beschäftigten, den Veränderungsprozess    ——    Schlüsselelemente zur erfolgreichen Umsetzung der
        positiv mitzutragen.                                        Strategie sind nicht rechtzeitig verfügbar (beispiels-
——      Ein klares Stakeholder-Management, in dem iden-             weise Standards, vereinheitlichte Objektmodelle,
        tifizierte Zielgruppen entsprechend informiert oder         Projekt- und Kostenstrukturen).
        eingebunden werden, erleichtert den Veränderungs-     ——    Partnerschaftliche Vertragsmodelle sind nicht
        prozess für alle Beteiligten der Wertschöpfungs-            rechtzeitig verfügbar und der angestrebte Kultur-
        kette.                                                      wandel, bei dem Offenheit und Transparenz inner-
                                                                    halb der Projekte herrschen, wird nicht erreicht.
                                                                    Damit kann die Qualitäts- und Effizienzsteigerung
4.4 Übergreifende Risiken                                           nicht erzielt werden.
                                                              ——    Rechtliche und Sicherheitsfragen werden nicht
BIM ist generell eine große Zukunftschance für die DB. Ef-          rechtzeitig und allseitig zufriedenstellend gelöst.
fekte, welche die Einführung von BIM behindern könnten,       ——    Fehlender Wille zu mehr Transparenz und zur part-
gilt es zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen              nerschaftlichen Zusammenarbeit verhindern posi-
zu beherrschen. Umgekehrt sind alle Chancen zu erkennen             tive Effekte der BIM-Einführung.
und zu nutzen, die die Einführung von BIM erleichtern und
beschleunigen.

18
Foto: Volker Emersleben

                          BIM stellt künftig allen Partner die benötigten Informationen an den richtigen
                          Orten zur Verfügung.

                          5. Mehrwert durch die
                             Einführung von BIM
                          Wie bei jedem Innovationsprogramm stellt sich auch bei                    Der Mehrwert wird nach folgenden Zielgruppen und
                          der Einführung von BIM die Frage nach dem Mehrwert.                       Kriterien bemessen:
                          Dieser stellt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich dar                ——      Nutznießer (Bürgerinnen und Bürger, öffentliche
                          und umfasst neben den direkten wirtschaftlichen Vortei-                           Hand, Bauherr, Liefer­kette)
                          len in der Investitions- oder Betriebsphase auch wichtige                 ——      Zeitpunkt (Projektrealisierung, Anlagenbetrieb
                          qualitative Aspekte. Dazu gehören beispielsweise eine                             und -instandhaltung)
                          verbesserte Qualität in Projekten und Dienstleistungen,                   ——      Monetär bewertbarer und nicht bewertbarer
                          ein Reputationsgewinn, eine verbesserte Arbeitssicher-                            Nutzen
                          heit, Nachhaltigkeit und Arbeitgeberattraktivität.                        ——      Vorteile bei der Verwaltung von Anlagen und
                                                                                                            Bauwerken sowie Durchführung von
                                                                                                            organisatorischen Aufgaben
                                                                                                    ——      Skalierungseffekten bei der Verwaltung von
                                                                                                            Vermögenswerten

                                                                                                                                                              19
Kosten          – 10 % CAPEX                                                               – 10 % OPEX
                         Reduktion der Baukosten
                         dank höherer Projektqualität

     Verlagerung von                                                 Geringere Instandhaltungs- und                         Tiefere
     Planungskosten                                                  Erneuerungskosten dank kontinuierlicher                Rückbaukosten
     in frühere Phasen                                               ausgewogener Pflege der Anlagen                        dank besserer
     zwecks Erhöhung                                                                                                        Planbarkeit
     der Projekt-                               Kontinuierliche
     qualität                                   langzeitoptimierte
                                                Instandhaltung

                                                                                                                                             Zeit
                         Inbetriebnahme
     Planen              Bauen                            Betreiben , Instandhalten und Erneuern                                   Rückbau
 Kürzere Projektdauer dank höherer                                                                                               BIM
 Akzeptanz und weniger Fehlleistungen                                                                                            ohne BIM

Abbildung 5–1, Hypothese über wirtschaftlichen Nutzen von BIM (Basierend auf „BIM Revolution or Evolution”, 2017 MEED Insight)

5.1 Vorteile aus Sicht der DB
Generelle Vorteile:                                                          Die Hebung des gesamten Nutzenpotenzials lässt sich
——    Beitrag zur Beschleunigung von Projekten                               nur in einem phasenweisen Hochlauf realisieren, der einen
——    Höhere Qualität der Projekte                                           längeren Entwicklungs- und Veränderungsprozesses mit
      (höhere Anlagenverfügbarkeit)                                          sich bringt (Abb. 5–1, 5–2).
——    Lean Production ermöglicht erhöhte Kostenkon­
      trolle und verbessert die Ökobilanz der Bau­stellen                    Derzeit liegen auch international keine Studien vor, welche
——    Transparenz und partnerschaftliche Projekt­ab­                         den wirtschaftlichen Nutzen von BIM nachvollziehbar bele-
      wicklung                                                               gen. PwC veröffentlichte 2018 ein Doku­ment als einen der
——    Öffentliche Akzeptanzsteigerung bei Projekten                          wenigen Ansätze, der das wichtige Thema strukturiert
——    Erhöhte Arbeitgeberattraktivität                                       angeht1. Die DB strebt an, zusammen mit den Nachbar-
                                                                             bahnen ein gemeinsames Modell für den Wirtschaftlich-
                                                                             keitsnachweis zu entwickeln und umzusetzen.
Wirtschaftlich bewertbare Vorteile für die DB:
——     Vereinfachtes Datenmanagement reduziert den                           Trotz diesem generellen Stand der Erkenntnisse, gibt
       Arbeitsaufwand in der Planungs- und Bauphase                          es bei der DB bereits positive Erfahrungen aus der
——     Die kollaborative Datennutzung übersteigt den                         BIM-Einführung. Die DB S&S ist in der Projektabwicklung
       Wert eines gegebenenfalls höheren Aufwands                            der Haltepunktprojekte aufgrund halbautomatisierter
       für die Datenpflege in der Betriebsphase                              Planung wesentlich effizienter geworden.
       (laufende Instandhaltung)
——     Reduktion von Fehlleistungskosten                                     Bei der DB Netz AG haben frühzeitig eingesetzte Vi­su­a­li­
       (Reduktion CAPEX)                                                     sierungen wesentlich zu einer verbesserten Konsensbil-
——     Aufwandreduktion bei Instandhaltungsmaßnah-                           dung und Entscheidungsfindung beigetragen.
       men durch den Einsatz von digitalen Modellen
       (OPEX)                                                                Auch bezüglich der Arbeitgeberattraktivität sind dank BIM
——     Verkürzte Realisierungszeiten führen zu reduzier-                     bei der DB positive Effekte festzustellen. Bei den Mitar-
       ten Herstellungskosten                                                beiterinnen und Mitarbeitern ist ein Trend hin zur Suche
——     Reduzierte Herstellungskosten im Projektportfolio                     nach einer Beschäftigung in BIM-Projekten festzustellen.
       ermöglichen die Erstellung zusätzlicher Infrastruktur

                                                                             1 PwC UK, BIM Level 2 Benefits Measurement Application, London 2018

20
Die Geschäftsfelder und Serviceeinheiten profitieren vor                                           Diese Reduktion der Investitionskosten über das gesamte
allem durch die Beschleunigung in der Abwicklung sowie                                             Projektportfolio ermöglicht es, die Überalterung der Ei-
in der Qualitätsverbesserung der Projekte.                                                         senbahninfrastrukturanlagen schneller abzubauen und
                                                                                                   die Digitalisierung der Infrastruktur voranzutreiben,
Die Effizienzsteigerung durch verbesserte Prozesse und                                             vorausgesetzt, dass der Bund die eingesparten Mittel in
die Aufwandsreduzierung beim Datenmanagement und                                                   Eisenbahnprojekte reinvestiert. Damit werden hoch er-
bei der Suche nach aktuellen Informationen (z.B. Be-                                               wünschte und benötigte positive Effekte bei den Eisen-
standsdaten) sowie der Nutzen aus der zusätzlich erstell-                                          bahninfrastrukturunternehmen, bei den Eisenbahnver-
baren Infrastruktur beeinflussen das Ergebnis der opera-                                           kehrsunternehmen und im Kundennutzen ermöglicht.
tiv tätigen Geschäftsfelder direkt positiv.
                                                                                                   Neben der angestrebten Reduktion bei den Investitions-
Einzelne Leuchtturmprojekte sind entscheidend für die                                              kosten werden durch den Einsatz von BIM auch die Pro-
Meinungsbildung zum BIM-Nutzen. Eine gesteigerte Ar-                                               zesse zwischen dem Bund und der DB vereinfacht wer-
beitgeberattraktivität und eine generell verbesserte Re-                                           den. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem EBA
putation der Projekte treten nur dann ein, wenn die posi-                                          sollte sich mit dem Einsatz von BIM unter anderem über
tiven Effekte der BIM-Einführung aus den Leuchtturmpro-                                            gemeinsam zu nutzende Datenaustausch-Plattformen
jekten auch kontinuierlich kommuniziert werden.                                                    und integrierte Workflows erheblich vereinfachen lassen.
                                                                                                   Dazu gehören folgende Themenkreise:
                                                                                                   ——       Plangenehmigungs- und Planfeststellungsverfahren
5.2 Vorteile aus Sicht                                                                             ——       Finanzierung
                                                                                                   ——       Bauaufsicht
    des Bundes                                                                                     ——       Eisenbahnaufsicht
                                                                                                   ——       IT-Infrastruktur
Der Bund als Auftrag- und Geldgeber für Infrastrukturer-
halt und -ausbau wird durch die Vorteile von BIM profitie-
ren. Bereits in der Strategie 2015 wurde angenommen,
dass nach vollständiger Einführung vom BIM ein Redukti-
onspotenzial von 10 % auf die Gesamtkosten von Groß­
projekten aus den Effekten Projektbeschleunigung und
der Reduktion der Fehlleistungskosten entsteht.
Dieser Wert wird weiterhin als gerechtfertigt angesehen,
da sich an den Fakten (4 % aus Beschleunigungseffekten,
6 % aus Effizienzsteigerung und Reduktion von Fehlleis-
                                                                                                        Quelle: DB AG

tungskosten) nichts geändert hat.

                                                                                                   Das Erzielen des wirtschaftlichen Nutzens durch BIM wird ein Marathon-
Abbildung 5–2,                                                                                     lauf und kein 100-Meter-Sprint. Heinz Ehrbar, Leiter Competence Center
Nutzen-Komplexitäts-Diagramm der BIM Anwendung                                                     Großprojekte 4.0

                   Nutzen für den Betreiber
                   Anlagen Portfolio
3 Transformation

                                                                                       DIGITALES ABBILD                                                                    Optimierung
                                                                                                                                                                          von Betrieb und
                                                                                                                                                                             Unterhalt

                                                                                                                                                         Automatisierte
                                                                                                                                                           Zustands-
                   Integriertes Projektportfolio
2 Kompetenz

                                                                                                                                                           erfassung

                                                                                                                                          Ausgeführtes
                                                                                                                                           Werk als in
                                                                                                                        Automatisierte     „Digitaler
                                                                                                                         Bauprozesse        Zwilling”
                                                                                                                        Modellbasiertes
                   Individuelle Projekte
1 Konvergenz

                                                                                       Modellbasierte                    Qualitätsma-
                                                                          Simulation   Ausschreibung                      nagement
                                                          halbautoma­     der Bauab-   und Vergütung
                                           3D-Planung      tisierte 4D-   läufe (5D)
                            Kollisions-    und Visuali-
                   CDE       prüfung                         Planung
                                            sierung
                                                                                                                                             Komplexität der BIM-Anwendung
                                          Planen                                                    Bauen                                                    Betreiben

                                                                                                                                                                                            21
5.3 Vorteile für die
    Auftragnehmer
Für die stark fragmentierte Lieferkette der Bauwirtschaft     Mittelfristig kann, in Übereinstimmung mit den Beurtei-
in Deutschland gibt es eine große Bandbreite potenzieller     lungen in anderen Ländern und Organisationen, ein
Verbesserungen.                                               wirtschaftlich nachweisbarer Nutzen aus den insgesamt
                                                              reduzierten Baukosten erwartet werden. Für das Portfolio
Die Auftragnehmer profitieren erheblich von standardi-        der DB wird von einer mittleren Reduktion der Projektge-
sierten Prozessen und Datenschnittstellen sowie von ab-       samtkosten von 10 % ausgegangen.
gestimmten, klaren Ansagen der Auftraggeber. Sie erhal-
ten so die erforderliche Investitionssicherheit für Lizen-    Der größte Nutzen aus BIM kann generiert werden, wenn
zen, Schulungen und Akquise.                                  auch der tägliche Betrieb, die Instandhaltungs- und Erhal-
                                                              tungsmaßnahmen von den georeferenzierten und quali-
Falls die BIM-Einführung zu Standard-Leistungsverzeich-       tätsgesicherten Datensätzen aus den Infrastrukturprojek-
nissen führt, die flächendeckend von allen Infrastruk-        ten profitieren. Die DB geht von einer Ersparnis von 10 %
tur-Betreibern verwendet werden, könnte der Kalkulati-        bei den Instandhaltungs- und Erhaltungsmaßnahmen aus,
onsaufwand der Auftragnehmer in der Angebotsphase er-         wofür es Indikatoren aus dem internationalen Umfeld
heblich verringert und die Qualität der Leistungsdefiniti-    gibt. Der gesamte Nutzen stellt sich erst dann ein, wenn
on gesteigert werden.                                         bei der BIM-Anwendung die höchste Komplexität mit der
                                                              Integration von Planen, Bauen und Betreiben (inklusive
Derzeit gibt es wesentliche Entwicklungen bei Baumateri-      Instandhalten) erreicht ist.
alien und bei der Robotik. Es ist davon auszugehen, dass
auch auf den DB Baustellen in erheblichem Umfang auto-        Der Nutzen aus BIM lässt sich nicht eindeutig von den
matisierte Fabrikationsprozesse eingeführt werden. Diese      Vorteilen aus anderen Programmen wie GPEX (Optimie-
tragen wesentlich zur dringend notwendigen Produktivi-        rung der Geschäftsprozesse), Lean-Management und wei-
tätssteigerung im Bauwesen bei. Dem Unternehmer eröff-        teren trennen. BIM und die Digitalisierung des Bauwesens
net sich eine Chance auf bessere Kalkulierbarkeit, eine ri-   sind untrennbar mit optimierten Prozessen verbunden.
sikoärmere Abwicklung und verbesserte Gewinnchancen.          Die erfolgreiche BIM-Einführung ist eine zwingende Vor-
.                                                             aussetzung dafür, dass die Effekte aus den genannten
                                                              Programmen realisierbar werden.

5.4 Vorteile für die
    Kunden der DB
Die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) profitieren
von einer früheren und höheren Verfügbarkeit und Leis-
                                                              Der größte Nutzen aus BIM
tungsfähigkeit der Infrastruktur. Die Bahnreisenden profi-    kann generiert werden,
tieren von den daraus resultierenden Effekten auf Pünkt-
lichkeit, Verfügbarkeit und Kapazität. Zuverlässige Infor-
                                                              wenn auch der tägliche
mationen aus Bauprojekten, Inbetriebnahme und Instand-        Betrieb, die Instandhaltungs-
haltung geben mehr Planungssicherheit der Kundendienst-
leistungen und einen verbesserten Informationsstand für
                                                              und Erhaltungsmaßnahmen
den Betrieb.                                                  von den georeferenzierten
                                                              und qualitätsgesicherten
5.5 Zeitlicher Hochlauf                                       Datensätzen aus den
    der Vorteile                                              Infrastrukturprojekten
                                                              profitieren.
Der zuvor beschriebene Nutzen lässt sich nur über einen
längeren Zeitraum realisieren. Kurzfristig wird ein mone-
tär zu bewertender Nutzen kaum feststellbar sein. Allfälli-
ge Einsparungen werden durch gegenläufige Effekte der
Anfangsinvestitionen und der Lernkurve kompensiert.

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