BIM-Strategie - Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG - Deutsche Bahn AG
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BIM-Strategie Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG
Inhalt BIM-Strategie Implementierung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur der Deutschen Bahn AG 1 Management Summary 5 6 Zielbilder und Zeitrahmen23 2 Ziel und Umfang der 8 6.1 Vision und Zielbilder 23 BIM-Strategie 6.2 BIM Phase 1 – Konvergenz 24 2.1 Einleitung 8 6.3 BIM Phase 2 – Digitale Kompetenz25 2.2 Ziel der Strategie 9 6.4 BIM Phase 3 – Digitale 26 2.3 Zielgruppen 10 Transformation26 2.4 Anwendungsbereich 11 2.5 Betrachtungsgegenstand 11 7 Handlungsfelder und 2.6 Strategischer Rahmen für die Maßnahmen 28 Umsetzung im Vorstandsressort 7.1 Strategische und Infrastruktur 11 organisatorische Maßnahmen 28 7.2 BIM Anwendungen 29 3 Auslöser zum Handeln12 7.3 Prozesse und Richtlinien 30 3.1 Interne Auslöser und Ziele 12 7.4 Daten und Informationen 31 3.2 Externe Auslöser 13 7.5 IT-Infrastruktur 32 7.6 Menschen 33 4 Bisherige Entwicklungen 7.7 Indikativer Umsetzungsplan 34 und aktuelle Situation14 7.8 Umsetzungskontrolle 34 4.1 BIM-Strategie 2015-Ziele und Schwerpunkte 14 8 Kommunikation und 4.2 Aktueller Stand der Stakeholder 36 Implementierungsprogramme 15 8.1 Kernbotschaften 37 4.3 Beurteilung der Ausgangslage und 8.2 Change Konzept 38 Identifikation von Anforderungen16 8.3 Stakeholder Engagement 38 4.4 Übergreifende Risiken 18 Anhänge 40 5 Mehrwert durch die A-1. Glossar 40 Einführung von BIM19 A-2. Mengenmäßiger Hochlauf 5.1 Vorteile aus Sicht der DB 20 der BIM-Projekte seit 2015 41 5.2 Vorteile aus Sicht des Bundes 21 A-3. Qualität des Hochlaufs – 5.3 Vorteile für die Auftragnehmer 22 Reifegradmessung der 5.4 Vorteile für die Kunden der DB22 Geschäftsfelder42 5.5 Zeitlicher Hochlauf der Vorteile22 3
Foto: Max Lautenschläger 1. Management Summary Die Strategie zur Implementierung von Building Informa- Die Fortschreibung der BIM-Strategie fokussiert tion Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur zentrale Themenfelder: (VR I) schreibt die bisherige Strategie aus 2015 fort. Sie 1. Stabilisierung der Infrastrukturprojekte hinsicht- formuliert die Rahmenbedingungen und neue Handlungs- lich der Zielgrößen Qualität, Termine und Kosten empfehlungen für die fortgesetzte Einführung von BIM 2. Erhöhung der Produktivität sowie Effizienz bei bei der Deutschen Bahn AG (DB) in einem zeitlichen der Abwicklung von Infrastrukturmaßnahmen Rahmen bis ungefähr 2025 und darüber hinaus. Sie be hinsichtlich des anstehenden Investitionshochlaufs rücksichtigt die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus 3. Erhöhung der Verfügbarkeit bestehender Anlagen der laufenden BIM-Implementierung und Anwendung und Wirtschaftlichkeit im Anlagenbetrieb durch der BIM-Methodik in den Infrastrukturprojekten der DB. eine signifikant verbesserte Datenqualität Die BIM-Implementierung ist ein unverzichtbarer Bau- Die Vision der DB hinsichtlich des Einsatzes der BIM-Me stein der Digitalisierungsstrategie der DB. Sie liefert thodik bei Infrastrukturprojekten und im Anlagenbestand: einen wesentlichen Beitrag, um die Herausforderungen im VR I zu bewältigen. Mit der Digitalisierung soll für die Kunden ein spürbarer Mehrwert in Form höherer Qualität Infrastruktur besser planen, und Zuverlässigkeit der DB-Dienstleistungen entstehen. bauen und betreiben – Bei den einzelnen Gesellschaften der DB AG sollen zusätz- lich eine höhere Wirtschaftlichkeit und höhere Arbeitge- bessere Infrastruktur planen, berattraktivität erzielt werden. bauen und betreiben! 5
n 3 Digitale Transformatio 1 Konvergenz 2 Digitale Kompetenz BIM-Phasen 2015 2020 2025 Abbildung 1–1, Hochlauf BIM-Implementierung in drei Phasen Durch die schrittweise Entwicklung von BIM, mit Unter- Es bedarf jedoch noch einer Konsolidierungs- und Stan- stützung neuer digitaler Technologien, wird eine Verbes- dardisierungsphase, die bis 2020 abzuschließen ist und serung der Qualität von Planung, Ausführung und Betrieb mit dem Begriff „Konvergenz“ beschrieben wird. Die bis- von Eisenbahninfrastrukturanlagen angestrebt. Die mit herigen projekt- bzw. firmenspezifischen Lösungen sind in der BIM-Methodik erstellten Daten ermöglichen es, Szena- DB-Standards zu überführen, um die Auftragnehmer nicht rien digital zu testen, darauf aufbauend bessere Entschei- mit einer Vielzahl von Lösungsansätzen zu überfordern. dungen zu treffen und in allen Phasen des Anlagenlebens- zyklus aktuelle und präzise Informationen zu erhalten. Die auf Ebene des Vorstandsressort Infrastruktur abge- BIM-Phase 2 – stimmte Vorgehensweise in drei Phasen soll es den einzel- Digitale Kompetenz nen Geschäftsfeldern und Serviceeinheiten der DB erlau- ben, technisch und wirtschaftlich optimale Lösungen für Parallel zur Konvergenzphase beginnt bereits jetzt die die BIM-Implementierung im VR I zu finden, die den indi- Phase 2 „Digitale Kompetenz“. Es gilt bis 2025 Kompe- viduellen Geschäftsmodellen Rechnung tragen (Abb. 1–1). tenz und Kapazitäten aufzubauen, um das erreichte Ziel- niveau als neuen Standard flächendeckend zu praktizie- Integraler Bestandteil der Strategie ist die Möglichkeit, ren. BIM wird in dieser Phase auf die gesamte Lieferkette die BIM-Kompetenzen der Phasen 2 und 3 schon früher für das Planen und Bauen ausgedehnt. Neben den eige- zu erreichen und im Rahmen von Pilotprojekten anzuwen- nen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen auch die den. Der wertvolle Erfahrungsvorsprung Einzelner wird DB-Partner und -Lieferanten BIM-fähig werden, um auf diesem Weg für alle anderen Geschäftsfelder und Marktverzerrungen zu vermeiden. Parallel dazu sollen Serviceeinheiten nutzbar. auch die zusätzlichen Anwendungsfälle der Phase 3 (Inte- gration von Betrieb und Instandhaltung) pilotiert werden. In Phase 2 werden außerdem die Anforderungen für Pha- BIM-Phase 1 – Konvergenz se 3 zur Integration des Anlagenbetriebs festgelegt. Seit 2015 hat jedes Geschäftsfeld seine spezifischen BIM-Fähigkeiten entwickelt und angepasst an das je BIM-Phase 3 – weilige Projektportfolio aufgebaut. Im Hinblick auf den ab 2020 geplanten flächendeckenden Einsatz von Digitale Transformation BIM gemäß Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“ des BMVI sind die Geschäftsfelder gut vorangekommen. In Phase 3 soll die BIM-Methodik vollständig für Planen, Die Zielvorgabe des Bundes wird erreicht. Bauen und Betreiben genutzt werden – kollaborativ und digital. Die Weiterentwicklung der digitalen Hilfsmittel wird von zentraler Bedeutung sein. Phase 3 wird daher mit dem Begriff „Digitale Transformation“ beschrieben. 6
P la n g ungsvorbereitun Planung Betrieb Digitales Abbild Vo ng rb ereitu hr u ng der Ausfü Abb. 1–2 Ausführung BIM ist eine modellbasierte, partnerschaftliche Arbeitsmethode zur digitalen Planung, Realisierung und Bewirtschaftung von Anlagen über den gesamten Lebenszyklus Geschwindigkeit, Umfang und Komplexität der Verände- rungen durch BIM und die Digitalisierung erfordern eine fortdauernde strategische Führung und Begleitung durch eine geeignete Umsetzungsorganisation. Damit können strategische Entscheidungen und die Koordination der Einzelstrategien auf Konzernebene gewährleistet werden. BIM lässt sich erfolgreich umsetzen, wenn auch die For- men der Zusammenarbeit angepasst werden. Die partner- schaftliche Projektabwicklung stellt einen zentralen Er- folgsfaktor dar. Offenheit, Transparenz sowie ziel- und lö- sungsorientiertes Verhalten müssen bei allen Aktivitäten im Infrastrukturbereich – sowohl innerhalb der DB als Infrastruktur besser planen - Einsatz von auch in der gesamten Lieferkette – zu zentralen Werten BIM-Methoden in den werden. frühen Planungsphasen. BIM bedingt die Bereitschaft zum Kulturwandel. Der Fo- kus liegt auf der Einführung von grundsätzlich Neuem und Fotos: DB Projekt Fehmarnsundquerung der Verbesserung von Bestehendem. Dazu muss auch ein Wandel im gegenseitigen Umgang erfolgen – angestoßen, getragen und gelebt von den Vorständen und Führungs- kräften der Gesellschaften. BIM kann seine Wirkung nur dann entfalten, wenn in den Projekten Offenheit und Transparenz zwischen allen Beteiligten herrscht. 7
„Neubau Bahnsteige in Eilenburg“ – Durch die Berücksichtigung aller Gewerke in einem BIM-Modell wird eine kollisions- freie Gesamtplanung ermöglicht. Quelle: DB Station&Service AG 2. Ziel und Umfang BIM-Strategie 2.1 Einleitung Erfreulicherweise verzeichnet die DB eine stetig wachsen- Der Bestand muss nachhaltig modernisiert und das Schie- de Kundennachfrage (Abb. 2–1). Allerdings steht das Ver nennetz in Deutschland ausgebaut werden. Mit dem Bun- kehrssystem Eisenbahn vor großen Herausforderungen: desverkehrswegeplan 20302 und einer gegenüber dem Zukunftsorientierte und standardisierte Systeme müssen letzten Plan um 40% höheren Investition in das System alternde Infrastrukturanlagen und eine historisch gewach- Schiene berücksichtigt der Bund das Vorhaben. Die Instand- sene technologische Vielfalt ersetzen. Die Standardisie- haltungsmittel werden voraussichtlich in ähnlichem Um- rung soll das komplexe System Eisenbahn – und damit die fang ansteigen. Um Investitionen und Instandhaltungsmit- Systemkosten – reduzieren. tel weitgehend mit vorhandenen Ressourcen und Kapazi- täten zu bewältigen, muss die Effizienz gesteigert werden. Beispiele sind die geplante Ablösung von 3.000 Altstell werken durch moderne digitale Stellwerke inklusive Aus- Die Effizienz lässt sich erhöhen, indem die Schieneninfra- rüstung der Strecken mit dem System ETCS (2.200 Kilome struktur besser geplant, gebaut und betrieben wird sowie ter Streckenlänge bis 20231) sowie das Brückenerneue- bessere Infrastrukturanlagen geplant, gebaut und betrie- rungsprogramm (ca. 850 Brücken in den nächsten 5 Jahren). ben werden. 1 EBA, Nationaler Umsetzungsplan ETCS, Version 1.11, 11. Dezember 2 BMVI, Bundesverkehrswegeplan, 2016 2017 8
Wachstumstrends im Schienenverkehr Unser Motto: Zuerst virtuell, dann real bauen! Mittel- bis langfristig zielt die BIM-Einführung darauf ab, den gesamten Anlagenbestand als „digitalen Zwilling“ der physischen Anlagen vorzuhalten (Abb. 1–2). Damit kön- nen Instandhaltungs- und Ersatzinvestitionen optimiert geplant werden. Außerdem wird die Anlagenverfügbarkeit erhöht und die Beeinträchtigung des Betriebs aufgrund von Baumaßnahmen minimiert. Es ist wichtig, auch aus dem Anlagenbetrieb heraus die Anforderungen an die BIM-Implementierung zu formulieren. Die strategischen Ziele und Handlungsempfehlungen in diesem Dokument beziehen sich vor allem auf die Sicht- Abbildung 2–1, Wachstum Verkehrsleistung Gesamtdeutschland 2010 weise der Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Die gegenüber Zielnetz 2030 Quelle: Deutsche Bahn AG Belange der konzerninternen Lieferanten (beispielsweise DB Engineering & Consulting) werden gleichwertig zu de- Die Digitalisierung DB-intern und der gesamten Lieferket- nen externer Partner behandelt. Die intensive Mitarbeit te soll einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Effizi- der konzerninternen Lieferanten stellt sicher, dass die enz leisten. Mit BIM wird sowohl die Digitalisierung der Bedürfnisse und Herausforderungen der Lieferanten an- Projektplanung und -realisierung als auch langfristig die gemessen berücksichtigt und mit den zuständigen Ver- des Anlagenmanagement umgesetzt (Abb. 2–2). bänden koordiniert werden. In einem ersten Schritt soll BIM in Form digitaler Hilfs- mittel und angepasster Prozesse dazu beitragen, Planungs- 2.2 Ziel der Strategie und Bauprozesse der Infrastrukturprojekte zu stabilisieren. So können geplante Abläufe sowie Kostenziele eingehal- Die DB hat die strategische Bedeutung von BIM frühzeitig ten werden und in der vereinbarten Qualität fristgerecht erkannt. 2015 wurde mit der ersten Fassung der BIM-Stra- in Betrieb gehen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die Simu- tegie der Weg zur Erreichung erster Zielvorgaben bis lation des gesamten Bauablaufs in der Planungsphase Ende 2020 festgelegt. Die BIM-Strategie 2019 präzisiert mittels digitaler Modelle – unter Einbeziehung von Kom- den Rahmen der BIM-Entwicklung in den jeweiligen Ge- petenz in der Bauausführung über partnerschaftliche Zu- schäftsfeldern und legt einen stärkeren Fokus auf eine sammenarbeitsmodelle. einheitliche Lösung übergeordneter Themen. Data Governance (Gesamtansicht DB AG) Daten und Informationen über den gesamten Prozess der Anlagenbereitstellung kontrolliert managen Entwickeln Planen Bauen Betreiben Konsistenter maschinenlesbarer verlustfreier Datenfluss BIM formuliert die Anforderungen aus Betreibersicht Datenmanagement Betreiben Abbildung 2–2, Unser generelles BIM–Verständnis (Phase 2) 9
erungen aus dem Betrieb Anford Ne u e A nla ge n Digitale Schiene Digital Digital Building Information Deutschland Modeling Betreiben Planen – Effizientes Bauen durch – Vollautomatisierter Sensorik und Bahnbetrieb Cloud digitale Zwillinge – Integriertes System Bauen – Full Lifecycle Manage- für Kapazitätsmanage- ment von Anlagen ment und Betriebs- Cybersecurity nahmen durchführung Maß haf t g nun an a rf it sc P la n d Connectivity Be at io re ue sb e Ne ent eb um tri ok Be ud Ba Digital Instandhalten Abbildung 2–3, Die Digitalisierung Predictive maintenance/IoT der Infrastruktur bei der DB und – Präventive Instandhaltung Anteil BIM (blaue Elemente) durch Messung – Aufbau einer vollvernetzten Infrastruktur 2.3 Zielgruppen Die Ziele der aktuellen Strategie: Die VR I BIM-Strategie richtet sich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DB. Sie informiert über die Gründe, 1. Stecken der Ziele und Leitplanken für die Ziele und zu erwartenden Veränderungen der BIM-Ein integrierte Einführung von BIM im führung bei der DB und bindet die Mitarbeiterinnen und Vorstandsressort Infrastruktur über das Jahr Mitarbeiter frühzeitig in den Veränderungsprozess ein. 2020 hinaus – unter Berücksichtigung der je nach Geschäftsfeld spezifischen Eigenheiten Das vorliegende Dokument richtet sich speziell an die 2. Festlegen und Vermitteln der erforderliche Führungskräfte und Entscheidungsträger innerhalb des Maßnahmen VR I, damit sie gut informiert Entscheidungen über den 3. Aufzeigen des potenziellen Nutzens der Einsatz von Ressourcen und den Umfang von Maßnahmen Maßnahmen und Mitteln bei der Einführung von BIM treffen können. 4. Erstellen eines nachvollziehbaren Umset- zungsplans mit den jeweils wichtigsten Darüber hinaus wendet sich die Strategie an die BIM-Ver- Meilensteinen, um auf künftige Entwicklungs- antwortlichen beim BMVI und bei Prüf-, Aufsichts-, Ge- schritte optimal reagieren zu können nehmigungsbehörden und andere Infrastrukturbetreiber sowie an die DB-Partner innerhalb der gesamten Liefer- kette der Projekte. Sie erhalten klare und langfristig ver- bindliche Botschaften und Aussagen, um erforderliche Maßnahmen ergreifen zu können. 10
2.4 Anwendungsbereich NETZ Die Vision der DB zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens von Infrastrukturanlagen der Eisenbahn basiert auf drei Segmenten: 1. Digitales Planen und Bauen 2. Digitales Instandhalten 3. Digitales Betreiben Die VR I BIM-Strategie befasst sich mit dem Segment „Digitales Planen und Bauen“. Es beinhaltet die Erstellung, Erneuerung und Entwicklung großer, mittlerer sowie klei- ner Infrastrukturmaßnahmen und Anlagen innerhalb des benötigt Schienennetzes der DB. Die VR I BIM-Strategie setzt sich außerdem mit den Schnittstellen zu den Segmenten „Instandhaltung“ und „Betrieb“ auseinander. Wesentlich für den störungsfreien und wirtschaftlichen Ablauf im Eisenbahnbetrieb sind klar STRECKE Standa rds definierte und umgesetzte Anforderungen der Segmente untereinander. In Abbildung 2–3 stehen die Pfeile für diese Schnittstellen. werden 2.5 Betrachtungsgegenstand In die strategischen Überlegungen ist die „Eisenbahninfra struktur“ in ihrer gesamten Komplexität einbezogen. Datenf luss Dies umfasst die Themen (Abb. 2–4) —— Netzwerk-Topologie, —— Trassierung der einzelnen Strecke, —— Beschreibung einzelner Objekte und OBJEKT Projekte mit allen zugehörigen Gewerken verlustfreien —— mit Elementen im Detaillierungsgrad der kleinsten austauschbaren Einheit. 2.6 Strategischer Rahmen für die Umsetzung im Vor- standsressort Infrastruktur den Die Strategie orientiert sich an folgenden Leitgedanken: Fü r —— Übergreifende Synergien in der Umsetzung werden als gemeinsamer Nenner der VR I-Gesellschaften identifiziert. Sie werden als Mindestansprüche inner- ELEMENT halb des VR I formuliert und realisiert. Diese Syner- gien schaffen einen konzernweiten Mehrwert. —— Im Rahmen geschäftsfeldspezifischer Anforderungen sind über die VR I-weiten Minimalanforderungen hin- aus individuelle Handlungsspielräume gewährleistet. —— In der Pilotphase erfolgt die Einführung neuer tech- nologischer Entwicklungen oder Umsetzungskon- zepte in einem ersten Schritt auf der Projektebene. Haben sie sich auf der Projektebene bewährt, wer- den technologische Entwicklungen und Umset- zungskonzepte übergeordnet standardisiert. Abb. 2–4, Abstraktionsebene der Eisenbahninfrastruktur 11
Foto: Christian Lautenschläger Durch die konsequente Anwendung der BIM-Methodik werden auch unsere Kunden von einer entsprechenden Qualitätssteigerung im Gesamtsystem profitieren können. 3. Auslöser zum Handeln Die Entscheidung, die BIM-Implementierung im Vorstands- taler Technologien strebt die DB eine Verbesserung der ressort Infrastruktur über 2020 hinaus voranzutreiben, Qualität von Planung, Realisierung und Betrieb der Inf ra basiert auf internen und externen Auslösern und Erwar- strukturanlagen an. Dazu werden Daten erstellt, mit denen tungen, die hier näher betrachtet werden. Szenarien getestet, bessere Entscheidungen getroffen und eine hohe Zuverlässigkeit bei Planung, Realisierung und Betrieb von Infrastrukturanlagen erreicht werden können. 3.1 Interne Auslöser und Ziele Verbesserung der Verfügbarkeit und Leistungsfähig- Die Einführung von BIM sorgt DB-intern für grundlegende keit von Anlagen Verbesserungen und stellt die langfristige Leistungsfähig- Um sicherzustellen, dass die richtigen Anlagen mit der keit sicher: passenden Leistungsfähigkeit geliefert werden, lässt sich Anlagenfunktion und Priorisierung neuer Anlagen im Infra- Reduzierung von Kosten-, Termin- und Qualitätsproble- strukturnetzwerk virtuell mit BIM simulieren und planen. men bei Planung, Bau und Betrieb Die Geschäftsfelder und Serviceeinheiten des VR I können Wiederholtes Überschreiten von Kosten und Terminen in durch zeitgerecht zur Verfügung stehende digitale Modelle Projekten deutet darauf hin, dass Planung und Durchfüh- Projekte optimal planen und realisieren. Die gewonnenen rung strukturelle Defizite aufweisen. Unzureichende Trans- Daten zum Anlagenbestand werden in verlustfreier, maschi- parenz des Anlagenzustands durch mangelhafte Datenqua- nenlesbarer Form an den Betreiber übergeben. Kombiniert lität und fehlende Zusammenführung von Daten erschwert mit Echtzeit-Informationen aus Sensorik und Monito- die zuverlässige Anlagenbereitstellung. Durch eine schritt- ring-Systemen können Wartungs- und Instandhaltungsauf- weise Entwicklung von BIM mit Unterstützung neuer digi- wand optimiert werden („condition-based maintenance“). 12
Strategische Perspektive für die BIM-Entwicklung Gilt es doch künftig ein wesentlich größeres Projektvolu- über 2020 hinaus men in kürzerer Zeit und besserer Qualität mit den heute Die Vorteile von BIM lassen sich nur sukzessive über einen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu realisieren. längeren Zeitraum verwirklichen. Daher ist es notwendig, das Ziel und das Vorgehen für die BIM-Entw icklung über Erwartungen von Öffentlichkeit und Kunden an die DB 2020 hinaus fortzuschreiben. Alle Geschäftsfelder im VR I Die öffentliche Akzeptanz und das Vertrauen – insbesonde- profitieren von klaren und langfristig gültigen Rahmendaten. re bei Großprojekten – haben in den letzten Jahren gelitten. Nicht nur direkt Betroffene und Anwohner, sondern auch Erhöhung der Synergieeffekte durch verstärkte Ko- die breite Öffentlichkeit fordern transparente und ver- ordination und verminderte Insellösungen ständliche Informationen sowie die Kommunikation über Die weiteren technologischen Schritte und neuen Zusam- geplante Maßnahmen, deren Kosten und Auswirkungen. menarbeitsformen in Bauprojekten verlangen von den VR I-Gesellschaften bei übergreifenden Themen ein abge- Erwartungen der Wertschöpfungskette an die DB stimmtes Vorgehen unter allen Beteiligten. Dazu gehören Mit der Digitalisierung übernehmen die großen Auftrag- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie der Bund geber die Vorreiterrolle als Wegbereiter im Bereich der als Eigentümer (sowie dessen Antrags-, Prüf- und Geneh- Infrastruktur. Um Handlungssicherheit insbesondere für migungsbehörden), die Planungs- und Bauindustrie sowie kleine und mittelständische Unternehmen zu gewährleis- weitere Industriepartner. Gemeinsame Positionen in we- ten, formuliert die DB konsistente und angemessene An- sentlichen strategischen Themen ermöglichen es, die not- forderungen. wendigen Verhaltensänderungen, Anpassungen der Pro- zesse und die Einflussnahme auf Technologieentwicklun- Erwartungen der DB an die Wertschöpfungskette gen (beispielsweise Standardisierung) zugunsten des Ver- Über Vergabe und Verträge setzt die DB als öffentlicher kehrssystems Eisenbahn schnell und wirtschaftlich opti- Auftraggeber Anreize für eine partnerschaftliche und miert umzusetzen. zielorientierte Zusammenarbeit. Größere Hebelwirkung der DB als Gesamtkonzern Eine abgestimmte externe Kommunikation mit klaren 3.2 Externe Auslöser Botschaften sorgt für eine deutliche und widerspruchs- freie Wahrnehmung bei Partnern, Lieferanten und Kun- Externe Anforderungen und Chancen: den. Neben einer starken Position in der Zusammenar- beit mit ausländischen Bahnen oder gegenüber den BIM-Vorgaben von Bund und Politik unterschiedlichsten Stakeholdern verbessert eine abge- BIM wurde mit der „Reformkommission Bau von Großpro- stimmte und koordinierte Haltung die Kommunikation jekten“ (2013/14) in die politischen Vorgaben des Bundes und Einflussnahme gegenüber Standardisierungsgremien. aufgenommen. Mit dem „Stufenplan Digitales Planen und Das erste Zielniveau aus dem „Stufenplan Digitales Pla- Bauen“ (2015), dem „Handbuch Europäischer Auftraggeber nen und Bauen“ des BMVI ist nur ein allererster Schritt, zur Einführung von BIM“ (2017) und dem Koalitionsvertrag der die Grundlagen für eine weiterführende Digitalisie- (2018) der Regierungsparteien wurden politische Erwar- rung bildet. Der Bund sollte über 2020 hinaus neue Impul- tungen und Vorgaben ergänzt. Durch die flächendeckende se setzen. Hier kann die DB eine Vorreiterrolle einnehmen Einführung von BIM erhofft sich die Politik eine qualitative und sich an der Seite internationaler Partner wie der Verbesserung bei Planung und Bau von Infrastrukturpro- SNCF und der DACH-Bahnen positionieren. jekten. Darüber hinaus wird eine schnellere Umsetzung der Projekte angestrebt. Dies soll unter anderem durch ver- kürzte Genehmigungsprozesse und eine optimierte Kommu- nikation mit Planern, Trägern öffentlicher Belange sowie den Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden. Positive Erfahrungen aus anderen Ländern stützen dieses Ziel. Die Vorteile von BIM lassen sich nur sukzessive über Vorgaben von Bund und Politik zum Ausbau der Infrastruktur einen längeren Zeitraum Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland muss erneuert und ausgebaut werden. Der Bundesverkehrswegeplan verwirklichen. Es ist notwen- 2030 (Ausgabe 2016) beinhaltet daher steigende Investi- dig, Ziel und Vorgehen für tionen in das Verkehrssystem Schiene in der mittel- und langfristigen Planung. Um diese Mehrinvestitionen reali- die BIM-Entw icklung über sieren zu können, muss die Produktivität erhöht werden. 2020 hinaus fortzuschreiben. 13
„Eisenbahnüberführung Rathenaustraße – Projekt Rhein-Ruhr- Express (RRX)“ – Durch die Erweiterung der 3D Planung mit entsprechenden Terminplänen entsteht ein 4D-Modell welches eine geometrische und zeitlichd Kollisionsprüfung erlaubt. Quelle: DB Projekt Rhein-Ruhr-Express (RRX) 4. Bisherige Entwicklungen und aktuelle Situation Die Fortführung von BIM über 2020 hinaus basiert auf den Die BIM-Strategie 2015 berücksichtigt den damals deut- Entwicklungen in den einzelnen Geschäftsfeldern seit In- lich unterschiedlichen Stand der Projekt- und Anlagenport- krafttreten der ersten Version der BIM-Strategie 2015. folios sowie die daraus resultierenden individuellen Schwerpunkte und Geschwindigkeiten bei der Implemen- tierung. Die beiden Geschäftsfelder der DB AG als Auftrag- 4.1 BIM-Strategie 2015-Ziele geber haben sich bereits konkret mit dem Verbesserungs- potenzial von BIM befasst. Die DB Netz AG und DB Stati- und Schwerpunkte on&Service AG entwickelten eigene Einführungsstrategi- en. Auch die DB Engineering&Consulting GmbH verfolgt Die erste BIM-Strategie befasste sich primär mit der Pla- seit Ende 2015 einen strategischen Implementierungsplan nungsphase und folgenden Zielen: und baut ihre digitale Kompetenz und Kapazität aus. —— Bessere Projektergebnisse in den klassischen Ziel- bereichen (Kosten, Termine und Qualität) Durch die Optimierungspotenziale in nahezu allen Berei- —— Höhere Projektakzeptanz durch zentrische Daten- chen des Project Excellence Modells sieht die DB in BIM haltung (Zufriedenheit bei Kunden, Mitarbeitern einen maßgeblichen Hebel zur nachhaltigen Verbesserung und Interessengruppen wie Anwohner, Vertreter des Projektgeschäfts1. von Land und Kommunen) —— Verbesserung im Projektmanagement durch höhe- re Zielorientierung, optimierte Prozesse und bes- 1 Fachgruppe BIM Koordination (2015): Strategie für die Implement ie sere Führung rung von Building Information Modeling (BIM) im Vorstandsressort Infrastruktur 14
4.2 Aktueller Stand der Imple- Durch die konsistente und konsequente Anwendung dieser fünf Kernelemente von BIM in Infrastrukturprojekten im mentierungsprogramme VR I werden wichtige Grundlagen für mehr Produktivität bei mindestens gleicher Qualität schneller geschaffen und Nachdem inzwischen Erfahrungen mit BIM-Projekten in die internen Ziele sowie die politischen Vorgaben erreicht. unterschiedlichen Projektportfolios und -phasen vorliegen, ist jetzt eine Konsolidierung und Weichenstellung für die Ent- Abbildung 4–1 zeigt, dass die bisher gepflegte Anwendung wicklung von BIM über das Jahr 2020 hinaus erforderlich. der fünf Kernelemente den Weg zur Erreichung der Anfor- Bereits seit 2015 wird die BIM-Einführung in den einzel- derungen aus dem Stufenplan ebnet. nen Gesellschaften in eigens dafür geschaffenen Imple- mentierungsprogrammen/-projekten über die folgenden, Alle Anforderungen wurden erfolgreich angestoßen und gegenseitig abgestimmten Handlungsfelder angegangen: größtenteils umgesetzt. 1 BIM-Anwendungen, 2 Prozesse und Richtlinien, Einzelne Themen werden derzeit noch entwickelt, in eini- 3 Daten und Informationen, gen Fällen auch abhängig von externen Entwicklungen. So 4 IT Infrastruktur sowie wurde der Prozessstandard DIN EN ISO 19650, auf den 5 Menschen und Kommunikation. sich der Stufenplan des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in weiten Teilen be- Innerhalb der Handlungsfelder wurden gute Ergebnisse zieht, zum Zeitpunkt der Erstellung der vorliegenden Stra- erzielt. Ein nach Geschäftsfeldern gegliederter detaillier- tegie noch nicht abschließend veröffentlicht. Die bisheri- ter Bericht zum Status Quo der BIM-Implementierungs- gen Aktivitäten beruhen auf den verfügbaren Entwürfen, programme ist im Anhang A-3 dieser Strategie enthalten. die sich in den vergangenen zwei Jahren teilweise signifi- kant verändert haben. Im April 2018 hat der Steuerkreis BIM im Vorstandsressort Infrastruktur beschlossen die große Bandbreite an BIM-re- Auch bei der Forderung zur Anwendung offener Daten levanten Themen, Anwendungsfällen, Voraussetzungen standards ist die DB primär von externen Initiativen und und Zielsetzungen für den Zeitraum bis Ende 2020 auf die Entwicklungen abhängig. Die DB begrüßt die Entwicklung Umsetzung der folgenden fünf Kernelemente der BIM-Ein- offener Datenformate und Standards und wird diese best- führung zu fokussieren: möglich unterstützen und nutzen. Um einzelne Projekte 1. 3D-Planung nicht zu gefährden, müssen jedoch proprietäre Formate Fachmodelle sind immer mehr als 3D-Planung un- solange eingesetzt werden, bis offene Standards in der be ter Berücksichtigung der Wertschöpfung anzule- nötigten Qualität vorliegen. Insbesondere im Bereich der gen. Angewendet wird das LOD-Konzept zur Spe- bahnspezifischen Gewerke ist derzeit nicht davon auszuge- zifikation der Inhaltstiefe. hen, dass herstellerneutrale Austauschformate, die unter 2. Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) anderem den sicherheitsrelevanten Anforderungen der DB Einführung abgestimmter Prozesse und Spezifika- entsprechen, zeitnah vorliegen. Die teilweise zu komple- tionen zu den projektspezifischen Daten- und In- xen Anforderungen an den Austausch und die Übergabe formationsanforderungen des Auftraggebers (AIA) von Daten sind dementsprechend zu vereinfachen. Dieser durch die verantwortlichen Projektorganisatio- Ansatz wird mit der vorliegenden Strategie verfolgt. nen, vorbereitend zu den Leistungsanfragen an künftige Auftragnehmer. 3. BIM-Abwicklungsplan (BAP) Sicherstellung der Erarbeitung eines BIM-Abwick- lungsplans in allen Projekten. Dieser dokumentiert die gemeinsame, projektspezifische Vorgehens- Die Vorgaben des BMVI weise in der Zusammenarbeit zwischen Auftrag- hinsichtlich des Leistungs geber und Auftragnehmer inklusive die Ziele für alle Anwendungsfälle zwecks Erfüllung der AIA. niveaus 1 aus dem „Stufenplan 4. Common Data Environment (CDE) Digitales Planen und Bauen“ Sicherstellung der Nutzung einer gemeinsamen Datenumgebung, bestehend aus einer gesichert des BMVI werden aus heutiger zugänglichen Datenumgebung und dem Workflow Sicht bis 2020 erreicht, sofern nach DIN EN ISO 19650 (im Entwurf) durch alle Projektbeteiligten (vergl. Abb 6–2). die aktuelle Entwicklungs 5. Virtueller Datenraum (VDR) Durchführung von Planungsbesprechungen in geschwindigkeit ähnlich ist virtuellen Räumen. wie bisher. 15
1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 3D-fachmodell-basietes DB Netz Erstellung DB Netz Arbeiten mit Koordinationsmodell DB S&S DB S&S 2D-Plan- und auf Basis von Informationsableitung DB E&C Fachmodellen DB E&C Erstellung und Fortschreibung DB Netz Datenübergabe an definierten DB Netz spezifizierter Auftraggeber- Übergabepunkten mit hersteller- DB S&S DB S&S Informations-Anforderungen neutralen, offenen Datenüberga- (AIA) DB E&C beformaten für Im- und Export DB E&C DB Netz DB Netz Digitale Überprüfbarkeit BIM Kompetenz von Daten gegen DB S&S als Eignungskriterium DB S&S spezifizierte AIA DB E&C im Vergabeverfahren DB E&C Erstellung und DB Netz Verantwortlichkeiten für DB Netz Fortschreibung des BIM-relevante Leistungen DB S&S DB S&S BIM Ausführungsplan (BAP) müssen zugewiesen und vom auf Basis der AIA DB E&C Personal ausgeführt werden DB E&C Definieren projektspezifischer DB Netz Klares Bekenntnis zu einem DB Netz BIM-Ziele und Anwendungs- kooperativen, fairen, DB S&S DB S&S fälle und Dokumentation transparenten und partner- im BIM DB E&C schaftlichen Verhalten DB E&C Technologie zur Erstellung, Erstellung, Verwaltung und DB Netz DB Netz Verwaltung und Austausch von Austausch von Informationen DB S&S Informationen muss den DB S&S erfolgt gemäß ISO 19650 bzw. Anforderungen entsprechend entsprechend DIN-Norm DB E&C DB E&C angemessen sein Nicht vorhanden Initiiert Konzepzioniert Teilanwendung Vollanwendung Abbildung 4–1, Umsetzungsstatus BMVI Leistungsniveau 1 des BMVI-Stufenplans, Stand Mitte 2018 4.3 Beurteilung der Ausgangs- 4.3.1 Strategie —— Ein geschäftsfeldübergreifendes Qualitätsmanage- lage und Identifikation ment ist unerlässlich. Das betrifft sowohl die Vor- von Anforderungen lagen und Lieferergebnisse aus den BIM-Implemen- tierungsprogrammen als auch Ergebnisse aus Inf- rastrukturprojekten. Mit dem prognostizierten Erreichen des ersten Leistungs- —— Ergebnisse und Produkte aus den Implementierungs- niveaus aus dem Stufenplan des BMVI sind erste wesentli- programmen sind klar zu priorisieren und zu steu- che Schritte getan. Die administrativen und organisatori- ern, sodass sie standardisiert werden können. Dies schen Rahmenbedingungen für eine koordinierte und effi- vermeidet Dopplungen und Widersprüche, beschleu- ziente Vorgehensweise sind geschaffen. Gemeinsame Ak- nigt die Umsetzung und stellt nach außen ein homo- tivitäten sind identifiziert, priorisiert und teilweise ange- genes Erscheinungsbild der Geschäftsfelder sicher. gangen. —— Für die Einführung vom BIM ist ein klar definiertes abgestimmtes Risikomanagement aufzusetzen. Es bedarf nun weiterer Anstrengungen, um einen Durch- —— Die Einführung von BIM erfordert eine klare Posi- dringungsgrad zu erreichen, der sich spürbar und mess- tionierung der Vorstände und oberen Führungs- bar positiv auf das Erstellen von Infrastrukturprojekten, kräfte sowie eine konzernweit abgestimmte Umset- die Verfügbarkeit von Anlagen und den reibungslosen zung. Nur so können die erforderlichen Verände- Bahnbetrieb auswirkt. rungen erfolgreich und nachhaltig realisiert werden. —— Die Einführung von BIM erfordert Standards und Unterteilt in die Handlungsfelder im VR I wird nachfol- Konventionen zum Daten- und Informationsma- gend dargestellt, welche Anforderungen an eine umfas- nagement auf der internationalen und nationalen sende Digitalisierung bestehen. Ebene sowie auf der Firmenebene. 16
—— Die Einführung von BIM erfordert angepasste Me- thoden des Projektmanagements, um eine konsis- tente und stabile Basis für eine weitreichende Di- gitalisierung zu schaffen. 4.3.2 BIM-Anwendungen —— Mithilfe einer einheitlichen Methode zur Evaluie- rung der Qualität von BIM-Aktivitäten im Rahmen von Projekten, können künftig gesicherte Aussagen über die Wirksamkeit der Interventionen und In- Quelle: DB AG vestitionen getroffen sowie effektive Steuerungs maßnahmen ergriffen werden. —— Um die Innovationsfähigkeit des digitalen Planens, Bauen und Betreibens auch in Zukunft sicherzustel- Durch die Nutzung einer gemeinsamen Informations- und len, bedarf es weiterer Pilotprojekte, anhand derer Datenplattform vernetzen wir alle Projektbeteiligten und Anwendungen und Entwicklungen erforscht und fördern die Zusammenarbeit. Sascha Björn Klar, getestet werden. Leiter BIM Großprojekt Karlsruhe-Basel 4.3.3 Prozesse, Standards und Rahmenbedingungen bar werden wird. Unter Einbeziehung der entspre- —— Über Pilotprojekte werden individuelle Dokumen- chenden Stellen ist zu überlegen werden, wie die te erstellt, die für die Standardisierung und gene- DB mit dem Thema umgeht. relle Prozesse der Anwendungsfälle von BIM —— Der VR I Steuerkreis BIM hat gemeinsame Rollenbe- genutzt werden. Die Dokumente werden im VR I zeichnungen und notwendige Fachkompetenzen diskutiert und vereinheitlicht, um den gewünsch- abgestimmt, die im Einklang mit den Definitionen ten Lern- und Synergieeffekt zu erzielen. im DACH-Raum stehen. Diese müssen kommuniziert —— Eine Standardisierung wesentlicher Unterlagen, und – unter Einbeziehung von HR und Arbeitneh- Daten und Formate an der Schnittstelle zwischen mervertretern – in Funktionsbeschreibungen so- Auftraggeber, Auftragnehmer und Behörden wie wie Schulungsmaßnahmen aufgenommen werden. beispielsweise dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA), ist erforderlich. Medienbrüche und Reibungsver- 4.3.4 Daten und Informationen luste müssen auf Basis praktischer Erfahrungen —— Für 3D-Modelle im Rahmen DB-interner Systeme sind abgebaut werden. abgestimmte Qualitätsvorgaben zwingend erforderlich. —— Eine abgestimmte und langfristige Strategie zum —— VR I-weit sind einheitliche Definitionen von Objek- Umgang der Auftraggeber im VR I mit Partnern ten, Objektklassifizierungen und -modellen erfor- und Teilnehmern der Lieferkette schafft Klarheit derlich, um mittel- bis langfristig einheitliche auf beiden Seiten. Es ist zu klären, ob die Auftrag- Informationen über Systemgrenzen hinweg zu geber erwarten, an möglichen Effizienzgewinnen gewährleisten. Im Rahmen der europäischen ihrer Lieferanten zu partizipieren. Hier kann die Zusammenarbeit von DB, ÖBB und SBB (DACH) DB eine Signalwirkung erzielen, an der sich der liegen erste wesentliche Grundlagendokumente Markt zukünftig orientieren kann. zu den Themen Trassierung und Fahrweg vor. —— Bereits im Stufenplan des BMVI wurde das Fehlen —— Es muss eindeutig festgelegt werden, wie eine DB abgestimmter qualitativer Bewertungs- und Verga- Objektbibliothek mit Attributierung von Geomet- bekriterien für BIM identifiziert, die dem Markt rie und Funktionalität für die Verwendung in Pla- klar und transparent kommuniziert werden können. nungswerkzeugen aufbaut und pflegt wird. Dazu ge- Hier könnte die DB eine Vorreiterrolle im deutschen hört der Konsens darüber, inwieweit die DB Auf- Markt einnehmen. traggeber den Lieferanten Vorgaben zur Objekt- —— Vorgaben einzelner Geschäftsbereiche haben sich modellierung und Benennung übergeben und de- in der Praxis bewährt und sind nun in Bezug auf wei- ren Einhaltung einfordern. tere Portfolios zu erweitern. Um eine praxisgerech- —— Es bedarf einheitlicher Vorgaben für Datenüberga- te Handhabung zu ermöglichen, wird eine Gliede- beformate als Anforderungen an die Auftragnehmer, rung der Vorgaben in einzelne Module angestrebt. die die Bedürfnisse der Auftraggeber abdecken. —— Die gemeinschaftliche Arbeitsweise von BIM wird —— Die BIM-Implementierung ist abzustimmen mit ver- veränderte Verträge, Geschäftsbedingungen und schiedenen relevanten DB-internen Bereichen und Versicherungslösungen erfordern. International Aktivitäten rund um Daten und Informationen. geht bei der Einführung von BIM der Trend bei- Dazu zählen zum Beispiel das Master Data Manage- spielsweise zu Projektversicherungen, da ein Einzel- ment sowie die entstehende Daten-Strategien, Be- verschulden schwerer nachvollziehbar und nachweis- standsplan 4.0 und AVANI. 17
4.3.5 IT Infrastruktur 4.4.1 Chancen —— Die BIM-Implementierung ist abzustimmen mit den —— Die DB nutzt die Digitalisierung, um ihre Infrastruk- relevanten DB-internen Bereichen und Aktivitäten tur schneller, transparenter und zuverlässiger den rund um die IT-Infrastruktur. Dazu zählen zum Kunden zur Verfügung zu stellen. Beispiel die IT-Architekturprinzipien und weitere —— Die hohen Anforderungen aus Koalitionsvertrag und zu identifizierende Aktivitäten. Internationale und Investitionshochlauf werden mithilfe der Digitali- nationale Standards des Datenmanagements, wie sierung bewältigt. die Prozessnorm DIN EN ISO 19650, sollten auf —— Mit der erfolgreichen Implementierung wird die den unterschiedlichen CDE-Lösungen im Konzern BIM-Strategie als Teil der Digitalisierungsstrategie implementiert werden. Dadurch ist die DB so weit einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Kon- wie möglich unabhängig von Technologiepartnern zernziele leisten. und die Forderungen des Bundes können umge- —— Ein positives und aktives Image in Bezug auf das setzt werden. wichtigste Innovationsthema der Bauwirtschaft seit —— Es muss klar vorgegeben werden, wie relevante Jahrzehnten wirkt attraktiv auf junge Talente und Daten aus den unterschiedlichen Projekt-CDE in motivierte Fachkräfte. die Datenarchitektur der DB überführt werden. —— Ein aktives Mitgestalten neuer internationaler Stan- Dabei sind viele Aspekte zu berücksichtigen, unter dards ist möglich. Dadurch kann die DB nicht nur anderem Datensicherheit in der Cloud und Rechts- ihre Technologieführerschaft für das System Eisen- sicherheit. Dazu ist eine enge Abstimmung mit den bahn behaupten, sondern auch die Eignung zukünf- bestehenden oder in Bearbeitung befindlichen Stra tiger Standards beeinflussen. tegien und Vorgaben zur Digitalisierung des Kon- zerns notwendig. 4.4.2 Gefahren —— Ohne Gegenmaßnahmen zu Kapazitätsengpässen 4.3.6 Menschen und Kommunikation und zu Verspätungen bei der BIM-Implementie- —— Eine kontinuierliche und abgestimmte Kommunika- rung. Der angestrebte Nutzen tritt zu spät, redu- tion der Vorhaben und Maßnahmen in geeigneter ziert oder gar nicht ein. Form und Detailtiefe nach außen an die relevanten —— Uneinheitliches und nicht genügend kommunizier- Stakeholder und nach innen an die Beschäftigten tes Verständnis von Digitalisierung und BIM führt ist sicherzustellen. zu fehlender Unterstützung bei Führungskräften —— Die Abstimmung mit einigen Schlüsselpartnern, und Mitarbeitern und schließlich zu falscher Prio- zum Beispiel hinsichtlich der Nutzung und Vorteile risierung von Aktivitäten. von BIM in der Anlageninstandhaltung oder im Ei- —— Technologische Entwicklungen erfolgen nicht senbahnbetrieb, ist erforderlich, um eine bedarfs- rechtzeitig (cloudbasierte Lösungen, bedarfsge- gerechte Implementierung sicherzustellen. rechte Entwicklung von Standardsoftware). —— Abgestimmte Stellenbeschreibungen, Qualifizie- —— Der Markt wird eingeengt aufgrund fehlender rungspläne und Schulungsangebote für BIM erleich- BIM-Fähigkeiten der Auftragnehmer der DB. tern es den Beschäftigten, den Veränderungsprozess —— Schlüsselelemente zur erfolgreichen Umsetzung der positiv mitzutragen. Strategie sind nicht rechtzeitig verfügbar (beispiels- —— Ein klares Stakeholder-Management, in dem iden- weise Standards, vereinheitlichte Objektmodelle, tifizierte Zielgruppen entsprechend informiert oder Projekt- und Kostenstrukturen). eingebunden werden, erleichtert den Veränderungs- —— Partnerschaftliche Vertragsmodelle sind nicht prozess für alle Beteiligten der Wertschöpfungs- rechtzeitig verfügbar und der angestrebte Kultur- kette. wandel, bei dem Offenheit und Transparenz inner- halb der Projekte herrschen, wird nicht erreicht. Damit kann die Qualitäts- und Effizienzsteigerung 4.4 Übergreifende Risiken nicht erzielt werden. —— Rechtliche und Sicherheitsfragen werden nicht BIM ist generell eine große Zukunftschance für die DB. Ef- rechtzeitig und allseitig zufriedenstellend gelöst. fekte, welche die Einführung von BIM behindern könnten, —— Fehlender Wille zu mehr Transparenz und zur part- gilt es zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen nerschaftlichen Zusammenarbeit verhindern posi- zu beherrschen. Umgekehrt sind alle Chancen zu erkennen tive Effekte der BIM-Einführung. und zu nutzen, die die Einführung von BIM erleichtern und beschleunigen. 18
Foto: Volker Emersleben BIM stellt künftig allen Partner die benötigten Informationen an den richtigen Orten zur Verfügung. 5. Mehrwert durch die Einführung von BIM Wie bei jedem Innovationsprogramm stellt sich auch bei Der Mehrwert wird nach folgenden Zielgruppen und der Einführung von BIM die Frage nach dem Mehrwert. Kriterien bemessen: Dieser stellt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich dar —— Nutznießer (Bürgerinnen und Bürger, öffentliche und umfasst neben den direkten wirtschaftlichen Vortei- Hand, Bauherr, Lieferkette) len in der Investitions- oder Betriebsphase auch wichtige —— Zeitpunkt (Projektrealisierung, Anlagenbetrieb qualitative Aspekte. Dazu gehören beispielsweise eine und -instandhaltung) verbesserte Qualität in Projekten und Dienstleistungen, —— Monetär bewertbarer und nicht bewertbarer ein Reputationsgewinn, eine verbesserte Arbeitssicher- Nutzen heit, Nachhaltigkeit und Arbeitgeberattraktivität. —— Vorteile bei der Verwaltung von Anlagen und Bauwerken sowie Durchführung von organisatorischen Aufgaben —— Skalierungseffekten bei der Verwaltung von Vermögenswerten 19
Kosten – 10 % CAPEX – 10 % OPEX Reduktion der Baukosten dank höherer Projektqualität Verlagerung von Geringere Instandhaltungs- und Tiefere Planungskosten Erneuerungskosten dank kontinuierlicher Rückbaukosten in frühere Phasen ausgewogener Pflege der Anlagen dank besserer zwecks Erhöhung Planbarkeit der Projekt- Kontinuierliche qualität langzeitoptimierte Instandhaltung Zeit Inbetriebnahme Planen Bauen Betreiben , Instandhalten und Erneuern Rückbau Kürzere Projektdauer dank höherer BIM Akzeptanz und weniger Fehlleistungen ohne BIM Abbildung 5–1, Hypothese über wirtschaftlichen Nutzen von BIM (Basierend auf „BIM Revolution or Evolution”, 2017 MEED Insight) 5.1 Vorteile aus Sicht der DB Generelle Vorteile: Die Hebung des gesamten Nutzenpotenzials lässt sich —— Beitrag zur Beschleunigung von Projekten nur in einem phasenweisen Hochlauf realisieren, der einen —— Höhere Qualität der Projekte längeren Entwicklungs- und Veränderungsprozesses mit (höhere Anlagenverfügbarkeit) sich bringt (Abb. 5–1, 5–2). —— Lean Production ermöglicht erhöhte Kostenkon trolle und verbessert die Ökobilanz der Baustellen Derzeit liegen auch international keine Studien vor, welche —— Transparenz und partnerschaftliche Projektab den wirtschaftlichen Nutzen von BIM nachvollziehbar bele- wicklung gen. PwC veröffentlichte 2018 ein Dokument als einen der —— Öffentliche Akzeptanzsteigerung bei Projekten wenigen Ansätze, der das wichtige Thema strukturiert —— Erhöhte Arbeitgeberattraktivität angeht1. Die DB strebt an, zusammen mit den Nachbar- bahnen ein gemeinsames Modell für den Wirtschaftlich- keitsnachweis zu entwickeln und umzusetzen. Wirtschaftlich bewertbare Vorteile für die DB: —— Vereinfachtes Datenmanagement reduziert den Trotz diesem generellen Stand der Erkenntnisse, gibt Arbeitsaufwand in der Planungs- und Bauphase es bei der DB bereits positive Erfahrungen aus der —— Die kollaborative Datennutzung übersteigt den BIM-Einführung. Die DB S&S ist in der Projektabwicklung Wert eines gegebenenfalls höheren Aufwands der Haltepunktprojekte aufgrund halbautomatisierter für die Datenpflege in der Betriebsphase Planung wesentlich effizienter geworden. (laufende Instandhaltung) —— Reduktion von Fehlleistungskosten Bei der DB Netz AG haben frühzeitig eingesetzte Visuali (Reduktion CAPEX) sierungen wesentlich zu einer verbesserten Konsensbil- —— Aufwandreduktion bei Instandhaltungsmaßnah- dung und Entscheidungsfindung beigetragen. men durch den Einsatz von digitalen Modellen (OPEX) Auch bezüglich der Arbeitgeberattraktivität sind dank BIM —— Verkürzte Realisierungszeiten führen zu reduzier- bei der DB positive Effekte festzustellen. Bei den Mitar- ten Herstellungskosten beiterinnen und Mitarbeitern ist ein Trend hin zur Suche —— Reduzierte Herstellungskosten im Projektportfolio nach einer Beschäftigung in BIM-Projekten festzustellen. ermöglichen die Erstellung zusätzlicher Infrastruktur 1 PwC UK, BIM Level 2 Benefits Measurement Application, London 2018 20
Die Geschäftsfelder und Serviceeinheiten profitieren vor Diese Reduktion der Investitionskosten über das gesamte allem durch die Beschleunigung in der Abwicklung sowie Projektportfolio ermöglicht es, die Überalterung der Ei- in der Qualitätsverbesserung der Projekte. senbahninfrastrukturanlagen schneller abzubauen und die Digitalisierung der Infrastruktur voranzutreiben, Die Effizienzsteigerung durch verbesserte Prozesse und vorausgesetzt, dass der Bund die eingesparten Mittel in die Aufwandsreduzierung beim Datenmanagement und Eisenbahnprojekte reinvestiert. Damit werden hoch er- bei der Suche nach aktuellen Informationen (z.B. Be- wünschte und benötigte positive Effekte bei den Eisen- standsdaten) sowie der Nutzen aus der zusätzlich erstell- bahninfrastrukturunternehmen, bei den Eisenbahnver- baren Infrastruktur beeinflussen das Ergebnis der opera- kehrsunternehmen und im Kundennutzen ermöglicht. tiv tätigen Geschäftsfelder direkt positiv. Neben der angestrebten Reduktion bei den Investitions- Einzelne Leuchtturmprojekte sind entscheidend für die kosten werden durch den Einsatz von BIM auch die Pro- Meinungsbildung zum BIM-Nutzen. Eine gesteigerte Ar- zesse zwischen dem Bund und der DB vereinfacht wer- beitgeberattraktivität und eine generell verbesserte Re- den. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem EBA putation der Projekte treten nur dann ein, wenn die posi- sollte sich mit dem Einsatz von BIM unter anderem über tiven Effekte der BIM-Einführung aus den Leuchtturmpro- gemeinsam zu nutzende Datenaustausch-Plattformen jekten auch kontinuierlich kommuniziert werden. und integrierte Workflows erheblich vereinfachen lassen. Dazu gehören folgende Themenkreise: —— Plangenehmigungs- und Planfeststellungsverfahren 5.2 Vorteile aus Sicht —— Finanzierung —— Bauaufsicht des Bundes —— Eisenbahnaufsicht —— IT-Infrastruktur Der Bund als Auftrag- und Geldgeber für Infrastrukturer- halt und -ausbau wird durch die Vorteile von BIM profitie- ren. Bereits in der Strategie 2015 wurde angenommen, dass nach vollständiger Einführung vom BIM ein Redukti- onspotenzial von 10 % auf die Gesamtkosten von Groß projekten aus den Effekten Projektbeschleunigung und der Reduktion der Fehlleistungskosten entsteht. Dieser Wert wird weiterhin als gerechtfertigt angesehen, da sich an den Fakten (4 % aus Beschleunigungseffekten, 6 % aus Effizienzsteigerung und Reduktion von Fehlleis- Quelle: DB AG tungskosten) nichts geändert hat. Das Erzielen des wirtschaftlichen Nutzens durch BIM wird ein Marathon- Abbildung 5–2, lauf und kein 100-Meter-Sprint. Heinz Ehrbar, Leiter Competence Center Nutzen-Komplexitäts-Diagramm der BIM Anwendung Großprojekte 4.0 Nutzen für den Betreiber Anlagen Portfolio 3 Transformation DIGITALES ABBILD Optimierung von Betrieb und Unterhalt Automatisierte Zustands- Integriertes Projektportfolio 2 Kompetenz erfassung Ausgeführtes Werk als in Automatisierte „Digitaler Bauprozesse Zwilling” Modellbasiertes Individuelle Projekte 1 Konvergenz Modellbasierte Qualitätsma- Simulation Ausschreibung nagement halbautoma der Bauab- und Vergütung 3D-Planung tisierte 4D- läufe (5D) Kollisions- und Visuali- CDE prüfung Planung sierung Komplexität der BIM-Anwendung Planen Bauen Betreiben 21
5.3 Vorteile für die Auftragnehmer Für die stark fragmentierte Lieferkette der Bauwirtschaft Mittelfristig kann, in Übereinstimmung mit den Beurtei- in Deutschland gibt es eine große Bandbreite potenzieller lungen in anderen Ländern und Organisationen, ein Verbesserungen. wirtschaftlich nachweisbarer Nutzen aus den insgesamt reduzierten Baukosten erwartet werden. Für das Portfolio Die Auftragnehmer profitieren erheblich von standardi- der DB wird von einer mittleren Reduktion der Projektge- sierten Prozessen und Datenschnittstellen sowie von ab- samtkosten von 10 % ausgegangen. gestimmten, klaren Ansagen der Auftraggeber. Sie erhal- ten so die erforderliche Investitionssicherheit für Lizen- Der größte Nutzen aus BIM kann generiert werden, wenn zen, Schulungen und Akquise. auch der tägliche Betrieb, die Instandhaltungs- und Erhal- tungsmaßnahmen von den georeferenzierten und quali- Falls die BIM-Einführung zu Standard-Leistungsverzeich- tätsgesicherten Datensätzen aus den Infrastrukturprojek- nissen führt, die flächendeckend von allen Infrastruk- ten profitieren. Die DB geht von einer Ersparnis von 10 % tur-Betreibern verwendet werden, könnte der Kalkulati- bei den Instandhaltungs- und Erhaltungsmaßnahmen aus, onsaufwand der Auftragnehmer in der Angebotsphase er- wofür es Indikatoren aus dem internationalen Umfeld heblich verringert und die Qualität der Leistungsdefiniti- gibt. Der gesamte Nutzen stellt sich erst dann ein, wenn on gesteigert werden. bei der BIM-Anwendung die höchste Komplexität mit der Integration von Planen, Bauen und Betreiben (inklusive Derzeit gibt es wesentliche Entwicklungen bei Baumateri- Instandhalten) erreicht ist. alien und bei der Robotik. Es ist davon auszugehen, dass auch auf den DB Baustellen in erheblichem Umfang auto- Der Nutzen aus BIM lässt sich nicht eindeutig von den matisierte Fabrikationsprozesse eingeführt werden. Diese Vorteilen aus anderen Programmen wie GPEX (Optimie- tragen wesentlich zur dringend notwendigen Produktivi- rung der Geschäftsprozesse), Lean-Management und wei- tätssteigerung im Bauwesen bei. Dem Unternehmer eröff- teren trennen. BIM und die Digitalisierung des Bauwesens net sich eine Chance auf bessere Kalkulierbarkeit, eine ri- sind untrennbar mit optimierten Prozessen verbunden. sikoärmere Abwicklung und verbesserte Gewinnchancen. Die erfolgreiche BIM-Einführung ist eine zwingende Vor- . aussetzung dafür, dass die Effekte aus den genannten Programmen realisierbar werden. 5.4 Vorteile für die Kunden der DB Die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) profitieren von einer früheren und höheren Verfügbarkeit und Leis- Der größte Nutzen aus BIM tungsfähigkeit der Infrastruktur. Die Bahnreisenden profi- kann generiert werden, tieren von den daraus resultierenden Effekten auf Pünkt- lichkeit, Verfügbarkeit und Kapazität. Zuverlässige Infor- wenn auch der tägliche mationen aus Bauprojekten, Inbetriebnahme und Instand- Betrieb, die Instandhaltungs- haltung geben mehr Planungssicherheit der Kundendienst- leistungen und einen verbesserten Informationsstand für und Erhaltungsmaßnahmen den Betrieb. von den georeferenzierten und qualitätsgesicherten 5.5 Zeitlicher Hochlauf Datensätzen aus den der Vorteile Infrastrukturprojekten profitieren. Der zuvor beschriebene Nutzen lässt sich nur über einen längeren Zeitraum realisieren. Kurzfristig wird ein mone- tär zu bewertender Nutzen kaum feststellbar sein. Allfälli- ge Einsparungen werden durch gegenläufige Effekte der Anfangsinvestitionen und der Lernkurve kompensiert. 22
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