Ortsgemeinde Nierstein - Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft Anderson Barracks & Housing Dexheim' Phase I - Raumanalyse | Regionale ...
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Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ Phase I – Raumanalyse | Regionale Rahmenkonzeption Phase I | Endbericht Stand: Juli 2012
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I INHALT Planungsanlass Planungsraum Seite 4 Lage im Raum Plangebiet Entwicklung - Zeitgeschehen Planungsvorgaben Seite 8 Übergeordnete Planungen Vorbereitende Bauleitplanung Fachplanung, Gutachten und fachliche Stellungnahmen Situationsanalyse Seite 18 Strukturmerkmale des regionalen Verflechtungsbereichs Städtebauliche Analyse des Liegenschaftsareals Marktanalyse Seite 35 Nachfrage und Angebot Markt- und Standortbewertung Entwicklungsansatz Seite 48 Leitidee Nutzungsbausteine Entwicklungs- und Handlungsszenarien Kriterienkatalog einer zukünftigen Entwicklung Seite 57 Resümee & Ausblick Seite 61 Inhalt Seite 2
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I PLANUNGSANLASS In der Ortsgemeinde Nierstein, Verbandsge- meinde Nierstein-Oppenheim (Landkreis Mainz- Bingen) befindet sich der ehemalige amerikani- sche Militärstandort ‚Anderson Barracks & Hou- sing Dexheim‘, der im Oktober 2009 von den US- Streitkräften aufgegeben wurde. Die Fläche fiel in diesem Zusammenhang an die Bundesrepublik Deutschland zurück und wird seither von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet. Die Planungshoheit für das Areal liegt bei der Gemeinde Nierstein. Das Gelände gliedert sich in eine Kasernenanla- ge mit Hallen, Werkstätten, Büros usw. (Ander- son Baracks), eine Wohnsiedlung (Family Hou- sing) und eine ehemalige Raketenstellung (Missi- le Facility). Es liegt etwa 2 km südwestlich der Ortslage der Gemeinde Nierstein und ist über die B 420 erschlossen. Aufgrund der regionalen Rahmenbedingungen, insbesondere der Nähe zu den Ballungsräumen Mainz/Wiesbaden und Mannheim/Ludwigshafen sowie der guten Anbindung an den Frankfurter Raum und den dort befindlichen Flughafen, wer- den gute Perspektiven für eine zukunftsorientier- te Entwicklung gesehen, so dass die Aufgabe der Fläche als eine Chance für die Zukunft der Ge- meinde begriffen wird. Die BImA möchte vor diesem Hintergrund die Liegenschaft in Abstim- mung mit den kommunalen Entscheidungsträ- gern vermarkten und damit einer sinnvollen zivi- len Anschlussnutzung zuführen. Abb. 1: Luftbildaufnahme 'Anderson Barracks & Housing Dexheim', Gemeinde Nierstein (BImA 2011) Planungsanlass Seite 3
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I LAGE IM RAUM Die Ortsgemeinde Nierstein liegt im Landkreis Mainz-Bingen, im Osten von Rheinland-Pfalz, unmittelbar an der Grenze zu Hessen. Die Region Rheinhessen verfügt durch ihre Lage zwischen den Ballungsräumen Frankfurt-Rhein- Main und Rhein-Neckar prinzipiell über eine nicht unerhebliche Anziehungskraft. Der Rhein als natürliche Grenze im Osten, aber auch die Ent- fernung von ca. 10 km zur nächstgelegen Auto- bahn Kaiserslautern-Mainz A63 (Anschlussstelle Wörrstadt) schränken die Attraktivität der Liegen- schaft für einige Nutzungen auch ein. Entfernungen zu anderen Städten Mainz (15 km) Frankfurt (50km) Wiesbaden (30 km) Ludwigshafen (50km) Worms (30 km) Mannheim (50km) Darmstadt (40 km) Kaiserslautern (75km) Abb. 2: Lage im Raum (Ortsgemeinde Nierstein, 2011) Planungsraum Seite 5
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I PLANGEBIET Die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ befindet sich südwestlich des Gemein- degebietes von Nierstein -losgelöst vom Sied- lungsbereich- auf der Gemarkung des Ortsteils Schwabsburg. Die periphere Lage ist kennzeichnend für den Standort, wodurch eine direkte Einbindung der Fläche in die angrenzenden Wohn- und Mischnutzungen der nächstgelegenen Ortsge- meinden (Dexheim, Dalheim, Köngernheim, Schwabsburg etc.) erschwert wird. Zudem kön- nen bestimmte Nutzungen auf dem Gelände des ehemaligen Militärstandortes aufgrund der feh- lenden überregionalen Verkehrsanbindung aus- geschlossen werden. Das Plangebiet hat eine Größe von rund 75 ha und umfasst die gesamte ehemalige Militärlie- genschaft. Es gliedert sich in drei aneinander- grenzende Teilbereiche: Anderson Barracks Family Housing Missile Facility West & Ost Die innerhalb des Siedlungsbereichs von Nier- stein punktuell vorhandenen Wohngebäude der US-amerikanischen Streitkräfte, die ebenfalls dem Standort zugeordnet waren, werden dabei nicht in der vorliegenden Untersuchung betrach- tet. Sie können separat vermarktet werden, da sie -anders als die Liegenschaft- in das Sied- lungsgefüge und die städtebaulichen Strukturen der Gemeinde eingebunden und insofern losge- löst zu bewerten sind. Abb. 3: Lage des Plangebietes und räumliche Abgrenzung (TK 25 Landesamt für Vermessung & Geobasisinformation) Planungsraum Seite 6
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I ENTWICKLUNG Seit 1991 fand die Missile Facility Ost, die ab dem Planaufstellungsbeschluss - Jahr 2000 modernisiert wurde, als Lagerfläche Machbarkeitsstudie Der ehemalige Standort der US-amerikanischen Verwendung, während der Westteil in den Kaser- Streitkräfte in Nierstein entstand in seiner heutigen Mit der Aufgabe der ehemals militärischen Flächen nenbereich integriert wurde. durch die US-amerikanischen Streitkräfte ist eine Erscheinung (ca. 75 ha) ab 1951 in mehreren Ent- Im November 2009 erfolgte die Aufgabe der militä- neue Nutzungskonzeption für die Liegenschaft zu wicklungsphasen. Mit der Stationierung des 17. rischen Nutzung der Kaserne Dexheim durch die erarbeiten. Engineer Bataillons wurden 1953 die ‚Anderson US-amerikanischen Streitkräfte sowie die Rückga- Barracks‘ eingeweiht, im Jahr 1957 kam zusätzlich be der Family Housing, der Anderson Barracks und das 12. Engineer Bataillon am Standort Dexheim der Missile Facility West in das deutsche Grund- hinzu. vermögen. Lediglich die Missile Facility Ost wurde 1958 konnte die bis dato bestehende Nutzung des bis Ende Dezember 2011 weiterhin von den US- Militärstandortes durch die Inbetriebnahme der Amerikanern als Lagerfläche genutzt. NATO-NIKE-Stellungen (Missile Facility) nach Os- Mittlerweile ist auch diese Fläche zurückgegeben ten (Abschussbereich) und Westen (Feuerleitbe- worden. Allerdings konnte diese bis zum Frühjahr reich) hin erweitert werden. In den Folgejahren 2012 noch nicht betreten werden, so dass hier noch wurden zahlreiche Infrastrukturgebäude, wie eine keine Bestandserhebungen durchgeführt wurden. Mensa, eine Kirche, aber auch technische Infra- strukturanlagen wie eine Heizungsanlage etc., so- Im August 2011 wurde das Büro ISU Bitburg durch wie Lager-, Büro- und Wartungsgebäude errichtet. die Gemeinde Nierstein, die Verbandsgemeinde Im Jahr 1985 erfolgte die Umrüstung der NIKE- ab 1958 + 2000 Nierstein-Oppenheim sowie durch die BImA mit der Stellung zu einer Patriot-Stellung. Bis zu deren Ausfertigung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Aufgabe im Jahr 1991 erfolgten ab Mitte der 1980er Ziel der Planung ist dabei die Herleitung und Prü- Jahre verschiedene Erweiterungen des Militärstan- fung verschiedener Entwicklungsperspektiven für dortes. Neben dem Ausbau der Anderson Barracks, den Militärstandort, um langfristig eine möglichst der Wohnsiedlung östlich der Kasernengebäude ab 1985 nachhaltige städtebauliche und wirtschaftliche Ent- (Family Housing) und der Kfz-Werkstätten wurden ab 1953 +1985 wicklung sicherzustellen. neue Verwaltungsgebäude erbaut sowie die beste- henden Truppenunterkünfte, die Grundschule und Die konkreten Planungsanforderungen und die die Klinik etc. vergrößert. spätere Umsetzung der Vorhaben erfolgt in enger Abstimmung mit der Ortsgemeinde Nierstein, der Der Großteil der Wohn- und Infrastrukturgebäude ab 1958 + 2000 Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim, dem besteht somit bereits seit ca. 20-30 Jahre, was bei Abb. 4: Entstehungsphasen der Liegenschaft Kreis Mainz-Bingen, der BImA als derzeitiger Ei- einer möglichen Umnutzung grundsätzlich entspre- (ISU Bitburg 2011) gentümerin der Flächen sowie dem Land Rhein- chende Sanierungs- und Modernisierungsmaß- land-Pfalz. nahmen erforderlich machen wird. Planungsraum Seite 7
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I ÜBERGEORDNETE PLANUNG Übersicht: „Speziell für die Nutzung der Potentiale der militä- rischen und zivilen Konversionsflächen sieht die Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV Lage im hoch verdichteten Raum mit hoher Zen- Landesregierung Unterstützung durch die Schaf- trenerreichbarkeit und -auswahl (20 zentrale Orte in Mainz, November 2008 fung geeigneter und innovativer Rahmenbe- ≤ 30 Pkw-Minuten) dingungen der Beratung und Förderung durch das Lage zwischen den oberzentralen Entwicklungs- Land vor, um damit eine flexible und zielgerichtete schwerpunkten Mainz/ Wiesbaden und Ludwigsha- Umsetzung von Maßnahmen zu ermöglichen. fen/ Mannheim. Konversionsstandorte, deren Entwicklungspotenzial Mittelbereich im mittelzentralen Verbund der mit überörtlich relevanten Effekten verbunden ist, freiwillig kooperierenden Zentren Nierstein und sollen im Rahmen der Standort- und Raumkon- Oppenheim. version vorrangig als sonstige projektbezogene Entwicklungsschwerpunkte berücksichtigt und wei- Prognostiziertes demographisches Wachstum terentwickelt werden.“ (Bevölkerungsprojektion 2006 bis 2020), da der Wanderungsgewinn in der Region größer ist als die Sterbeverluste Schlussfolgerung Landesplanung: Landesweit bedeutsamer Raum mit hoher Glo- balstrahlung (1060 bis 1080kWh/m²) Klare Hinweise für eine bevorzugte Anschluss- nutzung der Liegenschaft oder bestimmte (G 161) Ausschlüsse ergeben sich aus den landespla- Die Nutzung von erneuerbarer Energieträger soll an nerischen Vorgaben zunächst nicht. geeigneten Standorten ermöglicht und im Sinne der Aus der guten Erreichbarkeit, der Lage im europäischen, bundes- und landesweiten Zielvor- hoch verdichteten Raum sowie der Einbettung gaben ausgebaut werden. (…) der Liegenschaft zwischen zwei Räumen mit hohem Erholungs- und Landschaftswert las- Weinbaulandschaft mit Lage in einem landesweit sen sich prinzipiell aber gute Entwicklungs- bedeutsamen Bereich für die Landwirtschaft. chancen ableiten. Lage zwischen zwei Räumen mit landesweiter Be- Zudem ist von Bedeutung, dass im Rahmen deutung für Erholung und Landschaftserlebnis der Standort- und Raumkonversion landesweit (Rheinniederung & Selztal) bedeutsame Konversionsstandorte vorrangig Von besonderer Bedeutung für den Konversi- als Entwicklungsschwerpunkte zu berücksich- Abb. 5: Landesentwicklungsprogramm IV onsstandort Nierstein ist insbesondere die tigen und weiter zu entwickeln sind. Inwieweit Rheinland-Pfalz (2008): Auszug aus der Aussage im Grundsatz G 20: hierfür allerdings in Zukunft auch noch För- Gesamtkarte, Mainz. dermittel zur Verfügung stehen, ist offen. Planungsvorgaben Seite 9
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I Regionaler Raumordnungsplan (RROP) Rheinhessen-Nahe Mainz, Mai 2004 Im regionalen Raumordnungsplan der Region Rheinhessen-Nahe wird die Ortsgemeinde Nier- stein als Mittelzentrum im Ergänzungsnetz aus- gewiesen und hat über die Eigenentwicklung hinaus eine besondere Funktion als Wohn-, Ge- werbe- und Freizeitstandort. Die Liegenschaft selbst ist als unbestimmte Sonderfläche des Bundes dargestellt. Besondere Funktion Wohnen (W) Als Gemeinde mit der besonderen Funktion Wohnen (W) sollen in Nierstein verstärkt Wohn- bauflächen ausgewiesen und erschlossen wer- den, um insbesondere den im Stadtgebiet von Mainz sowie dem Rhein-Main-Gebiet vorherr- schenden Siedlungsdruck zu verteilen und Über- lastungen an anderen Standorten abzuschwä- chen. Gemäß des RROP 2004 wird der Gemeinde im Rahmen der Wohnbauflächenbedarfsermittlung 2010 ein Potenzial von insgesamt 8 ha zuge- sprochen, die vornehmlich im Innenbereich zu entwickeln sind. Besondere Funktion Gewerbe (G) Der Gemeinde Nierstein ist die besondere Funk- tion Gewerbe (G) zugewiesen, da die Gemeinde bereits einen bedeutsamen Gewerbebesatz auf- weist und als Mittelzentrum im Ergänzungsnetz die entsprechenden Infrastrukturen bereit hält. Abb. 6: Regionaler Raumordnungsplan RROP Rheinhessen-Nahe (2004): Auszug aus der Gesamtkarte Planungsvorgaben Seite 10
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I Bei der Ausweisung von Gewerbeflächen soll hier- Neuaufstellung RROP Rheinhessen-Nahe, Teil- bei vorrangig auf Gewerbebrachen und Konversi- plan Windenergienutzung (2. Vorentwurf) onsflächen zurückgegriffen werden. Mainz, Juni 2011 Besondere Funktion Fremdenverkehr (F) Zudem ist Nierstein die besondere Funktion Frem- denverkehr (F) zugewiesen, da die Gemeinde ge- mäß dem Kurortegesetz Rheinland-Pfalz durch das Land das Prädikat einer staatlich anerkannten Fremdenverkehrsgemeinde verliehen bekommen hat. In Gemeinden mit der besonderen Funktion Frem- denverkehr (F) soll auf den Erhalt und die Pflege und ggf. die Erschließung von erholungswirksamen landschaftlichen Eigenarten Rücksicht genommen werden. Die Erholungsinfrastruktur ist bedarfsge- Schlussfolgerung Raumordnung: recht auszubauen. Aufgrund der ehemals militärischen Nutzung der Fläche gibt der RROP keine konkreten Hinweise auf eine Zielnutzung des Areals (un- Abb. 8: Regionaler Raumordnungsplan RROP bestimmte Fläche des Bundes). Rheinhessen-Nahe (2011): Auszug aus dem Teilplan Windenergienutzung - Eignungsgebiet Sowohl eine regional bedeutsame gewerbliche Freisenheim, Köngernheim, Nierstein, Selzen Anschlussnutzung, als auch eine regional be- deutsame touristische Anschlussnutzung ent- Im Rahmen der Neuaufstellung des RROP Rhein- sprechen grundsätzlich den Zielen und Grund- hessen-Nahe, Teilplan Windenergienutzung wird sätzen der Raumordnung. für den nordwestlich an die Konversionsfläche an- grenzenden Bereich ein Eignungsgebiet für Wind- Die Entwicklung der Liegenschaft zu Wohn- energie ausgewiesen. Dieses befindet sich auf der zwecken kann hingegen aufgrund der periphe- Gemarkung der Gemeinden Friesenheim, Köngern- ren Lage der Konversionsfläche aus regional- heim, Nierstein sowie Selzen und dient der Stand- planerischer Sicht ausgeschlossen werden. Abb. 7: Regionaler Raumordnungsbericht RROB der ortoptimierung der bereits bestehenden 5 Wind- Die Nutzung von Windenergie wird durch Aus- Region Rheinhessen-Nahe (2008): Nahbereich energieanlagen (Gemarkung Selzen) durch Erwei- weisung eines Eignungsgebietes grundsätzlich nach Einwohnern terung und Repowering begünstigt. Planungsvorgaben Seite 11
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I VORBEREITENDE BAULEITPLANUNG Flächennutzungsplan (FNP) 1997 der Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim mit integriertem Landschaftsplan i.d.F. der 3. Änderung Stand: März 1997 Die ehemalige Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ der US-amerikanischen Streitkräfte in der Ortsgemeinde Nierstein (Ge- markung Schwabsburg) wird im derzeit gültigen Flächennutzungsplan der VG Nierstein-Oppen- heim als Sonderbaufläche ‚Militär‘ dargestellt. Durch die Aufgabe der Liegenschaft und den damit verbundenen Wegfall der militärischen Nutzung wird diese Darstellung des FNP hinfäl- lig. Sonstige, für die Machbarkeitsstudie und die darauf aufbauende städtebauliche Rahmenpla- nung bedeutsame Darstellungen enthält der Flä- chennutzungsplan nicht. Eine Änderung im Anschluss an die Aufgabe des Militärstandortes erfolgte bisher noch nicht und müsste -bis zum Inkrafttreten des FNP 2020- vorlaufend oder parallel zur verbindlichen Bau- leitplanung durchgeführt werden. Dies ist allerdings erst sinnvoll, wenn klar ist, welche Anschlussnutzung(en) künftig auf der Fläche untergebracht werden sollen. Abb. 9: VG Nierstein-Oppenheim (1997): Auszug aus dem Flächennutzungsplan (rechtskräftig | FNP 1997) Planungsvorgaben Seite 12
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I Flächennutzungsplan (FNP) 2020 der Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim mit integriertem Landschaftsplan in Auf- stellung, Stand: September 2011 Der derzeit in Aufstellung befindliche Flächen- nutzungsplan 2020 der VG Nierstein-Oppenheim lässt die Nutzung der ehemaligen Militärfläche in ihrer Darstellung unbestimmt. Im Rahmen eines zukünftigen verbindlichen Planverfahrens und entsprechend der vorgese- henen Folgenutzung muss ebenfalls vorlaufend oder parallel zur verbindlichen Bauleitplanung die Änderung des Flächennutzungsplanes gemäß § 8 BauGB erfolgen. Sie wird sich wesentlich nach den Ergebnissen der Rahmenkonzeption richten und die Flächen- darstellungen übernehmen. Schlussfolgerung: Vorbereitende Bauleitplanung: Die Darstellungen der vorbereitenden Bau- leitplanung stehen der Umnutzung nicht grundsätzlich entgegen. Vorlaufend oder parallel zu der verbindli- chen Bauleitplanung ist die Änderung des Flächennutzungsplans gemäß § 8 BauGB Abb. 10: VG Nierstein-Oppenheim (2011): Auszug aus dem Flächennutzungsplan (in Aufstellung | FNP 2020) erforderlich. Planungsvorgaben Seite 13
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I FACHPLANUNG Naturschutz teils sogar schutzwürdig (z.B. sehr alte, zentral Zur Bewertung von Natur und Landschaft wurde gelegene Pappelbaumreihe). Diese hochwertigen Landschaftsplanung eine örtliche Bestandsaufnahme derzeit vorhande- Freiflächen werden vor allem durch heimische, Sowohl der derzeit gültige Flächennutzungsplan ner Biotoptypenkomplexe im überschlägigen Maß- meist geschlossene Gehölzbestände, aber auch (FNP 1997) als auch der in Aufstellung befindliche stab durchgeführt. einstige militärische Sukzessionskomplexe sowie FNP 2020 der Verbandsgemeinde Nierstein- einem kleinflächigen Röhricht charakterisiert. Oppenheim, mit jeweilig integriertem Landschafts- Von mittlerer Wertigkeit für Natur und Landschaft plan, definieren für die Gemeinde Nierstein- sind die zahlreichen Brachflächen im Plangebiet, Schwabsburg bzw. Dexheim landespflegerische welche vor allem aus einstiger, nun nicht mehr Zielaussagen: praktizierter, offensichtlich nicht intensiver Mähnut- zung hervorgegangen sind. Ebenfalls noch mittel- FNP 1997 wertig sind die anthropogenen Schotterflächen im VG Nierstein-Oppenheim, rechtskräftig i.d.F. der 3. Norden mit bereits aufkommender Schuttvegetati- Änderung, Stand März 1997 on, welche bei fortscheitender Eigenentwicklung zu hochwertigen Ersatzbiotopen werden können. Renaturierung von Gräben nördlich des Kaser- Kleinflächige anderweitige mittelwertige Biotopty- nengeländes pen stellen beispielsweise mäßig naturnahe Rück- Potentielle Ausgleichsflächen nördlich des Are- haltebecken dar. Gemein ist sämtlichen mittelwerti- als gen Flächen deren naturschutzfachliche Verbesse- Immissionsschutzpflanzungen entlang der rungsmöglichkeit, örtlich insbesondere durch ex- Abb. 11: Bestandskartierung Naturschutz tensive Wiesennutzungen sowie natürliche Sukzes- Hauptverkehrsstraßen nordöstlich der Kaserne (ISU Bitburg 2012) sion aufgelassener Schotterflächen. Südöstlich der Kaserne befinden sich Flächen Die planungsrelevanten größeren Freiflächen wur- Schließlich sind, jedoch eher untergeordnet, ge- für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur den hierbei zunächst über eine Luftbildinterpretati- ringwertige Naturschutzbestände im Plangebiet Entwicklung von Natur und Landschaft. on ermittelt. Diese Freiflächen wurden dann, sofern vorhanden, zum einen das offensichtlich noch ge- FNP 2020 zugänglich, sämtlich im Rahmen einer örtlichen legentlich genutzte Baseball-Rasenfeld sowie Na- Kartierung untersucht. delholzpflanzungen. Insgesamt ist der naturferne VG Nierstein-Oppenheim, in Aufstellung, Stand September 2011 Bestand Nadelholzanteil im gesamten Plangebiet, ein- schließlich der Siedlungsbereiche, allerdings eher Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechts Sehr hochwertige, pauschal geschützte Biotopty- gering. Die geringwertigen Flächen weisen zusam- nördlich des Kasernenareals pen (§ 30 BNatSchG) wurden hierbei nicht erfasst. menfassend ein hohes naturschutzfachliches Ent- Naturschutzrechtliche Verbotstatbestände können Einzelanlagen, die dem Denkmalschutz unter- wicklungspotential auf. demnach im Plangebiet nicht ausgelöst werden. liegen, im Norden der Konversionsfläche Die vorhandenen geschlossenen Siedlungsberei- Dennoch stellen die überwiegenden Freiflächen Unmittelbar an die Kaserne angrenzend befin- che wurden zunächst naturschutzfachlich nicht hochwertige Zustände für den örtlichen Naturschutz den sich gewerbliche Bauflächen näher untersucht. Es sind jedoch grundsätzlich dar und sind somit hochgradig erhaltenswert sowie Planungsvorgaben Seite 14
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I zwei gänzlich verschiedene Bereiche zu konstatie- des Plangebietes Vorrangräume für örtliche Bio- kumentation in einem Umweltbericht sowie parallel ren. Ein Großteil der örtlichen Siedlungsbereiche ist topverbundelemente zum Vogelschutz; eine auch in durchzuführender Grünordnungsplanung, u.a. zur demnach stark durchgrünt, insbesondere auch diesem Zusammenhang bereits derzeit besonders Anwendung der Eingriffsregelung. durch teilweise sehr alten Laubbaumbestand sowie wertvolle Verbundfläche ist im Nordosten (Feucht- Sind erhebliche bauleitplanerische Eingriffe in er- ungenutzte, aufgelassene unbebaute Teilflächen. biotop am ‚Engelsklauergraben‘) erfasst. fasste mittel- bis hochwertige Naturschutzbestände Dagegen sind zentrale Bereiche für den Natur- Im landespflegerischen Entwicklungskonzept der zu erwarten, ist darüber hinaus gesondert zu prü- schutz als ausgeprägt defizitär zu betrachten, vor Landschaftsplanung gehört das Plangebiet deswei- fen, ob Belange des Besonderen Artenschutzes allem aufgrund deren großflächiger Versiegelung teren zu einem größeren Verbandsgemeindebe- eingehender zu berücksichtigen sind. Hierzu kann oder Bebauung. reich zur Entwicklung von Gebieten mit Mängeln in es dann erforderlich werden, spezielle faunistische Vorgaben ihrer Funktion als Erholungsraum sowie zur Anrei- Fachgutachten zu erstellen, um naturschutzrecht- cherung der ausgeräumten Landschaft, beispiels- lich vorgeschriebene Artenschutzprüfungen durch- Verschiedene ermittelte übergeordnete Planungs- weise mit Feldgehölzen und Sukzessionen, welche führen zu können. vorgaben des Naturschutzes haben einen konkre- im Plangebiet selbst jedoch noch überdurchschnitt- ten örtlichen Bezug zum Plangebiet (vgl. Plan ‚Na- lich vorhanden sind (vgl. oben: Bestand). Schlussfolgerung Naturschutz: turschutz‘). So definiert die gemeindliche Land- Folgender etwaig planungsrelevanter Flächen- und schaftsplanung Maßnahmen zum Schutz vor Erosi- Objektschutz ist gemäß Auswertung schließlich Von Seite des Naturschutzes werden keine on und Hangrutsch, welche insbesondere für das unmittelbaren Nutzungseinschränkungen defi- örtlich angelegte Böschungsgehölz relevant sind. grundsätzlich nicht berührt (WEBGIS / LANIS, Ja- nuar 2012): niert. Die geschlossenen Gehölzbestände im Westen sind als Schutzpflanzungen im Biotopkataster er- - FFH- / Vogelschutzgebiete (NATURA 2000) Es sind voraussichtlich keine naturschutzrecht- fasst sowie schon länger förmlicher Bestandteil lichen Ausschlussflächen im Bereich der Lie- - Naturschutzgebiete eines naturschutzrechtlich geschützten Land- genschaft vorhanden. - Landschaftsschutzgebiete schaftsbestandteils. In der Flächennutzungspla- Es sind zwar keine geschützten Biotope ge- nung sind Flächen zur Ortsrandeingrünung darge- - Naturpark - Naturdenkmale mäß § 30 BNatSchG erkennbar, jedoch exis- stellt, welche in großen Teilen auch über diese tieren schutzwürdige Bereiche (z.B. Pappel- dargestellten Flächen hinaus im Plangebiet faktisch - Gewässer / Überschwemmungsgebiete baumreihe, Schilfröhricht), die im Rahmen der gut ausgebildet sind, beispielsweise entlang der - Wasserschutzgebiete (regional sehr geringe südlichen B 420. Darüber hinaus sind gemäß er- Bauleitplanung bei Eingriffen entsprechend der Grundwasserneubildung) folgter Analyse folgende weitere (überörtliche) Pla- Eingriffsregelung ausgeglichen werden müs- - Heilquellen- sowie Mineralwasserschutzgebiete nungsvorgaben zu berücksichtigen, welche das sen. - Flächenfestlegungen für Naturschutzmaßnahmen Plangebiet indirekt betreffen: Gemäß Planung Ver- (z.B. bestehende Ausgleichsflächen) Die Flächen der Liegenschaft bergen ein nicht netzter Biotopsysteme liegt das Plangebiet in einer unerhebliches ‚Ausgleichsflächenpotenzial‘ regionalen Vernetzungspriorität des ‚Rheinhessi- Bauleitplanung aufgrund der vorhandenen Freiflächen, die schen Tafel- und Hügellandes‘. Die örtlichen Naturschutzbelange sind im Rahmen aufgewertet werden können sowie der ‚Defizit- Zum diesbezüglichen Biotopverbund definiert die der Bauleitplanung vertiefend zu untersuchen, ins- bereiche‘, die sich für den interner Ausgleich Landschaftsplanung im teils unmittelbarem Umfeld besondere durch förmliche Umweltprüfung mit Do- oder auch für ein Ökokonto nutzen lassen. Planungsvorgaben Seite 15
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I FACHGUTACHTEN zu lenken, Planungssicherheit zu schaffen und sich meindlicher (Nah-)Versorgungsstandort hat Op- so gegenüber dem Oberzentrum Mainz zu platzie- penheim auch über die VG-Grenzen hinaus eine Altlastenuntersuchung ren. Einzelhandelsansiedlungen sollen gezielt auf Magnetwirkung. Erfassungsbericht, Juni 2011 bestimmte Entwicklungsstandorte gelenkt werden Abschließend werden folgende Entwicklungsemp- und so Nachhaltigkeit schaffen. fehlungen für die VG Nierstein-Oppenheim ausge- Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums des Landes Für die Verbandsgemeinde Nierstein-Oppen- sprochen: Rheinland-Pfalz wurde im Rahmen der Erfassung potentieller Kontaminationen auf Konversionsflä- heim stellt das Gutachten Folgendes heraus: Die Innenstädte der Gemeinden Nierstein chen durch das Büro ARCADIS Deutschland GmbH und Oppenheim sollen gestärkt und die ge- Zentrale Versorgungsbereiche befinden sich in eine Altlastenuntersuchung (Erfassungsbericht Juni meinsame Flächenentwicklung miteinander den Ortskernen der kooperierenden Mittelzen- 2011) auf der Fläche der ehemaligen Liegenschaft abgestimmt werden. tren Nierstein und Oppenheim durchgeführt. Weiterhin sollen vorhandene Strukturen erhal- Im Süden von Oppenheim gibt es ein Fach- Dabei wurden, aufbauend auf einer historischen ten und bedarfsorientiert ausgebaut werden. marktzentrum Recherche, nur solche Flächen in die Untersu- (Großflächige) Einzelhandelsbetriebe sollen chung mit einbezogen, für die im Rahmen der Er- Weitere Nahversorgungsstandorte befinden sich am westlichen Ortsrand von Nierstein so- erhalten werden. hebung Hinweise auf den Umgang mit umweltrele- vanten Stoffen gefunden wurden (Verdachtsflä- wie in Mommenheim und Undenheim Als ortsgemeindlicher Versorgungsstandort chen). Eine verbindliche Bewertung der Untersuch- Als Orte ohne nennenswerte Nahversorgung soll Mommenheim seine Strukturen erhalten; ten Flächen, einschließlich allgemeiner Vorschläge werden Hahnheim, Selzen und Friesenheim ein weiterer Ausbau ist hier allerdings nicht zu Gefahrerforschungsmaßnahmen, liegt dem genannt notwendig. Fachgutachten bei. Die Abstimmung und Festle- Undenheim und Köngernheim sollen als gung konkreter Maßnahmen soll erst im Zuge einer Die Einzelhandelszentralität für die VG liegt bei nur 66,4 %, d.h. das Umsatzpotenzial wird nur zu 2/3 gemeindliche Versorgungsstandorte ihre der- konkreten künftigen Nutzung erfolgen. zeitigen Strukturen erhalten und im Bereich ausgenutzt. Lediglich in den Warengruppen Schu- Grundsätzlich wird empfohlen, Erdarbeiten inner- he und Haushaltswaren/Glas/Porzellan werden der Nahversorgung miteinander kooperieren. halb des Geländes fachgutachterlich zu begleiten. Werte von über 100 % erreicht. In den Bereichen Dexheim (derzeitige Strukturen erhalten), Gesundheits- und Körperpflege sowie Nahrungs- Schwabsburg (Nahversorgungsstandort prü- Regionales Einzelhandelsgutachten und Genussmittel liegt die Kaufkraftbindung bei fen), Dienheim, Hahnheim und Selzen (ge- VG Nierstein-Oppenheim, Juli 2009 nahezu 100 %. meinsamen Nahversorgungsstandort mit In der Ortsgemeinde Nierstein zeigt sich, dass klar Hahnheim prüfen) sind derzeit keine Versor- Die Beratungsgesellschaft Markt und Standort mbH definierte Versorgungsbereiche fehlen. Der Einzel- gungsstandorte. hat für die drei Verbandsgemeinden Nieder-Olm, Bodenheim und Nierstein-Oppenheim ein regiona- handelsbesatz verteilt sich über mehrere Standorte; Der Einzelhandel soll sich somit vornehmlich auf les Einzelhandelskonzept erarbeitet. Ziel ist die die Einzelhandelsstruktur wird als gut bewertet. die Gemeinden Nierstein und Oppenheim konzent- bessere Vernetzung der Gemeinden im Bereich Die Gemeinde Oppenheim weist eine überwiegen- rieren (Zentrum und ausgewiesene Standorte) und des Einzelhandels, um dessen zukünftige Entwick- de Konzentration des Einzelhandelsbesatzes ent- Nahversorgungsfunktionen sollen zusätzlich an lung durch ein gemeinsam abgestimmtes Konzept lang der Mainzer Straße auf. Als wichtiger überge- anderen Standorten gesichert werden. Planungsvorgaben Seite 16
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I Schlussfolgerung Fachplanung/ Fachgutachten: Im Rahmen einer konkreten Nutzungskonzep- tion sind weitere Untersuchungen zum Um- gang mit vorhandenen Altlasten anzustellen Im Zuge dessen sollten dann konkrete Maß- nahmen abgestimmt und definiert werden Eine einzelhandelsorientierte Nutzung des Standortes ist aufgrund der peripheren Lage auszuschließen Läden, die im Rahmen einer zukünftigen Kon- zeption der Versorgung des Gebietes dienen, sind aber denkbar, sollten aber auf jeden Fall lediglich eine untergeordnete Funktion wahr- nehmen Abb. 12: Motorpool Anderson Barracks Abb. 13: Ehemalige Tankstelle Abb. 14: Ehemalige Kläranlage Planungsvorgaben Seite 17
SITUATIONSANALYSE des regionalen und örtlichen Verflechtungsbereiches
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ – Phase I STRUKTURMERKMALE Abb. 15: LEP IV RLP (2008): Auszug aus der Plankarte das insgesamt positive Wanderungssaldo ausgegli- ‚Demographisches Wachstum und demogra- chen werden konnte. Seither steigt die Zahl der Im Rahmen der Situationsanalyse werden alle we- phische Schrumpfung 2006-2020‘ Einwohner wieder leicht, wohingegen auf Ver- sentlichen Strukturmerkmale im regionalen und Über mehr als 40 Jahre nahm sowohl die Einwoh- bandsgemeindeebene ab 2010 ein anhaltend leich- örtlichen Kontext untersucht, um strukturelle Poten- nerzahl der Gemeinde Nierstein, als auch der Ver- ter Bevölkerungsrückgang festzustellen ist (-0,2%). ziale und Restriktionen in Hinblick auf eine künftige bandsgemeinde Nierstein-Oppenheim kontinuierlich Bevölkerungsprognose Entwicklung der Liegenschaftsfläche abzuleiten. zu. Die zweite kleinräumige Bevölkerungsvorausbe- Bevölkerung Bis Ende des Jahres 2008 konnte die VG im Ver- rechnung prognostiziert bezogen auf das Basisjahr In der Ortsgemeinde Nierstein lebten zum Stichtag gleich mit dem Jahr 1970 einen Bevölkerungszu- 2006 für das Jahr 2020 einen Bevölkerungsanstieg wachs von mehr als 50% (20.641 EW zu 30.554 der Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim um 31.12.2011 insgesamt 7.889 Einwohner, in der EW), die Gemeinde Nierstein von immerhin knapp etwa 8,7 Prozent. Der Abzug der US-Amerikaner Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim zum 24% (6.362 EW zu 7.867EW) verzeichnen. Diese aus der Kaserne Dexheim, der neueren Zahlen zu selben Zeitpunkt 30.560 Einwohner. Mit etwas Zahlen liegen weit über dem Landesdurchschnitt. Folge mit einer leicht rückläufigen Bevölkerungs- mehr als ¼ der Bevölkerung (25,8%) ist Nierstein damit, noch vor Oppenheim (7.065 EW), die größte entwicklung einherging, bleibt in dieser Bevölke- Gemeinde in der Verbandsgemeinde. rungsvorausberechnung allerdings unberücksich- tigt. Bevölkerungsentwicklung Für die Zukunft wird bis 2020, laut der zweiten regi- Nierstein liegt im Verdichtungsraum von Mainz und onalisierten Bevölkerungsvorausberechnung, eine kann aufgrund dieser Lage in einer Wachstumsre- Bevölkerungszunahme von ca. 3 % für den Land- gion von Rheinland-Pfalz auf eine positive Bevölke- kreis Mainz-Bingen erwartet. Längerfristig wird aber rungsentwicklung über die letzten Jahrzehnte zu- auch die Zahl der dort lebenden Menschen, wie im rückblicken. gesamten Bundesgebiet, abnehmen. Die Bevölkerungsdaten der Ortsgemeinde Nierstein lassen nach aktuellen Daten des Statistischen Lan- desamtes Rheinland-Pfalz eine stagnierende bis leicht positive Bevölkerungsentwicklung für die Abb. 16: Statistisches Landesamt RLP (2011): Bevölke- Zukunft erwarten. Derzeit profitiert die Gemeinde rungsentwicklung in der Ortsgemeinde Nier- noch von einem positiven Wanderungssaldo. stein 2001-2011 Sozialstruktur Der Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte vom Standort ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ Trotz insgesamt positiver Bevölkerungsentwicklun- im Jahr 2009 hatte einen leichten Rückgang der gen zeigen sich auch für die Gemeinde Nierstein Bevölkerungszahlen -vor allem im Gemeindegebiet die Auswirkungen des demographischen Wandels. Nierstein (-0,7%)- zur Folge, der erst ab 2010 durch Diese fallen bisher allerdings noch schwächer aus Situationsanalyse Seite 19
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I als in anderen Gemeinden Deutschlands. So sinkt Die Gemarkung Nierstein erstreckt sich auf rund Worms die größte Weinbaugemeinde Rheinhes- zwar der Anteil der Unter-20-Jährigen bei einem 19 km², wovon mehr als 2/3 der Fläche landwirt- sens und die sechstgrößte in Rheinland-Pfalz. gleichzeitigen Anstieg der älteren Bevölkerung (65 schaftlich genutzt werden. Damit ist der Anteil der Arbeitsmarkt Jahre und älter), zwischen den Jahren 2001 und Landwirtschaft fast doppelt so groß wie in Gemein- 2010 kam es aber „lediglich“ zu einer Verschiebung den vergleichbarer Größe. Im Jahr 2010 lebten in Nierstein insgesamt 2.767 von ca. 2 %. Der Anteil der 20- bis 64-Jährigen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, von de- blieb dabei nahezu konstant. Insgesamt zeigt sich nen 2.405 Auspendler sind. 737 Menschen pendeln aber auch, dass im Unterschied zu vielen Gemein- zum Arbeitsplatz nach Nierstein, was eine Beschäf- den der Anteil der Unter-20-Jährigen in Nierstein tigtenzahl am Arbeitsort Nierstein von 1.099 Perso- noch fast 2 % höher ist als der der Über-65- nen ergibt. Das Pendlerdefizit beträgt 1.668 Perso- Jährigen. nen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Gemein- den gleicher Größenklasse arbeiten 2.402 sozial- versicherungspflichtig Beschäftigte im Ort. 2.321 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte leben dort. Insgesamt ergibt das einen Pendlerüberschuss von 81 Personen. Die Zahlen der Ortsgemeinde Nierstein verdeutli- chen, dass die Gemeinde als Arbeitsort nur eine sehr untergeordnete Bedeutung hat, als Wohn- standort in der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet dafür Abb. 18: Statistisches Landesamt RLP (2010): Boden- nutzung nach ausgewählten Nutzungsarten, aber eine durchaus bedeutende Funktion wahr- Bad Ems. nimmt. Über die letzten fünf bis zehn Jahre nahm die Zahl Ca. 21 % nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche der in Nierstein sozialversicherungspflichtig Be- ein, bei jeweils ca. 5 % liegt der Anteil der Wald- schäftigten nach einer kurzen Zunahme wieder und Wasserfläche. Im Vergleich mit anderen Ge- leicht ab. Die Zahl der in Nierstein lebenden und in meinden ist der Waldanteil damit etwa nur ein Abb. 17: Statistisches Landesamt RLP (2010): Entwick- die umliegenden Gemeinden auspendelnden sozi- Neuntel so groß wie im Durchschnitt. Insgesamt lung der Altersstruktur in der Gemeinde Nier- alversicherungspflichtig Beschäftigten nahm dage- unterstreicht dies den hohen Stellenwert der Land- stein 2001-2010, Bad Ems. gen leicht zu. Damit wird die wachsende Bedeutung wirtschaft, vor allem des Weinbaus, in der Gemein- Niersteins in der Region als Wohnstandort deutlich. In Zukunft wird sich dieses Bild aber stetig hin zu de Nierstein. einer Überalterung der Bevölkerung verschieben. Versorgungsbereich Trotz rückläufiger Zahl an Betrieben hat die Land- In ihrer Versorgungsfunktion als Mittelzentrum soll Wirtschaftsstruktur wirtschaft in Nierstein, vor allem der Weinbau, wei- die Gemeinde Nierstein in Kooperation mit dem terhin eine große Bedeutung. Nierstein ist nach Flächennutzung Mittelzentrum Oppenheim das Oberzentrum Mainz Situationsanalyse Seite 20
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I entlasten. Der Versorgungsbereich der Gemeinde des mittelfristigen Bedarfs befinden sich innerhalb Weinanbauregion Rheinhessen ein besonderer umfasst für die meisten Bereiche die Verbandsge- der Ortslage. Bezogen auf die Größe und Moderni- Stellenwert zu. Als eine der größten Weinanbau- meinde Nierstein-Oppenheim; lediglich im Lebens- tät der vorhandenen Betriebe ist das Angebot in der gemeinden des Rheins (vgl. Rheinhessen Touristik) mitteleinzelhandel ist der Versorgungsbereich Nier- Stadt allerdings eher unterdurchschnittlich. bildet sie einen wichtigen touristischen Anker der steins aufgrund dezentral gelegener Nahversorger insgesamt durch den Fremdenverkehr geprägten Zudem fehlen klar definierte zentrale Versorgungs- in der VG kleiner als diese. Trotz der großen Be- Region Rheinhessen. bereiche. So lässt sich im Zentrum der Stadt kein deutung Niersteins für die VG fließt ein großer Teil Aufgrund der landschaftlichen und klimatischen durch Einzelhandel geprägter Ortskern ausmachen. der Kaufkraft ab, vor allem in das kooperierende Gegebenheiten konzentriert sich der Fremdenver- Mittelzentrum Oppenheim und die Oberzentren kehr in Nierstein und in der Region Rheinhessen Mainz und Worms. Aufgrund der geringen Kauf- vornehmlich auf den Bereich des Natur- und Aktiv- kraftbindung lässt sich darauf schließen, dass Nier- tourismus (Wandern & Radwandern). Im Vorder- stein seiner Versorgungsfunktion nicht vollkommen grund steht dabei eine landschaftsbezogene und gerecht wird. überwiegend naturnahe Erholung rund um die Themen ‚Wein und Rhein’. Abb. 20: Entwicklungsräume Nierstein gemäß Regionalem Einzelhandelskonzept 2009 Bis auf das Versorgungszentrum am westlichen Stadtrand sind lediglich kleinere Standortgemein- schaften von Geschäften vorhanden. Tourismus/ Erholung/ Freizeit Entsprechend des Regionalen Raumordnungsplans Abb. 19: Versorgungsstruktur gemäß des regionalen (RROP) Rheinhessen-Nahe wird Nierstein die be- Einzelhandelskonzeptes und Kommunalen sondere Funktion Fremdenverkehr (F) zugewiesen, Diese Formen des Fremdenverkehrs sind überwie- Konzeptes für die VG Nierstein-Oppenheim wodurch auch zukünftig der Ortsgemeinde touristi- gend dem Tages- und Wochenendtourismus zuzu- (Markt und Standort Beratungsgesellschaft sche Entwicklungsmöglichkeiten zugesprochen mbH, 2009) ordnen. Die in diesem Zusammenhang ermittelte werden. durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Urlaubsgäs- Versorgungsstruktur Als ausgewiesener Fremdenverkehrsort kommt der te von 2 bis 3 Tagen/ Gast (vgl. Statistisches Lan- Grundsätzlich ist die Versorgungsstruktur Nier- Gemeinde Nierstein in Hinblick auf den Fremden- desamt Rheinland-Pfalz (2011)) in der Ortsgemein- steins als positiv zu bewerten. Sowohl Angebote verkehr und die Erholung innerhalb der rheinhessi- de bestätigt dabei die getroffene Annahme. zur Versorgung mit Gütern des täglichen als auch schen Hügellandschaft und der gleichnamigen Situationsanalyse Seite 21
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I Mit rund 13.800 Gästen und 22.720 Übernachtun- Schlussfolgerung Strukturmerkmale: gen jährlich bildet der Tourismus den zweitgrößten Lage in einer Wachstumsregion von Rheinland- Wirtschaftszweig der Gemeinde (nach dem Wein- Pfalz (Wandergewinne größer als Sterbeverlus- bau). Insgesamt gibt es in Nierstein 8 Beherber- te) gungsbetriebe mit 328 angebotenen Betten (vgl. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2011)). Positive Bevölkerungsentwicklung in der OG Von besonderer Bedeutung ist der Tages- und Nierstein Ausflugstourismus, von dem vor allem die Weingü- von + 0,3 % (2009 zu 2010) ter und Gaststätten profitieren. Nicht zuletzt die Ungenutztes, offenes Arbeitskräftepotenzial attraktive Landschaft locken (Wander- und Rad-) (2.405 Auspendler/Tag) Touristen in die Region und Gemeinde. Lage in einem touristisch attraktiven Land- Grundsätzlich kann die Region Rheinhessen im schaftsraum landesweiten Vergleich die größten Zuwachsraten Gute Einzelhandelsstruktur mit Magnetwirkung an Gästen und Besuchern im Bereich Tourismus für die gesamte Verbandsgemeinde Nierstein- verzeichnen (siehe hierzu auch Marktanalyse), was Oppenheim die Attraktivität der Region und die wirtschaftlichen Freiwillig kooperierendes Mittelzentrum mit Op- Potenziale des Fremdenverkehrs nochmals unter- penheim streicht. Abb. 21: Weinberge bei Nierstein (OG Nierstein) Abb. 22: Marktplatz Nierstein (OG Nierstein) Abb. 23: Winzerbetrieb (OG Nierstein) Situationsanalyse Seite 22
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I ERSCHLIESSUNG passiert die Buslinie 662 der Omnibusverkehr verschiedene Straßen und Wege sichergestellt. Die Rhein-Nahe GmbH (ORN) die Kaserne entlang der Verkehrsflächen, Wendeanlagen und Stellplätze Die Liegenschaft wird über eine Haupt- und mehre- B 420, einen Haltepunkt am ehemaligen Militär- sowohl im technischen, als auch Wohnbereich sind re Nebenzufahrten an die Bundesstraße B 420 und standort gibt es jedoch derzeit nicht mehr. dem Bedarf einer militärischen Einrichtung entspre- damit an das überörtliche Straßenverkehrsnetz chend ausreichend dimensioniert. Die nächsten Bushaltestellen liegen somit in den angebunden. Über die B 420 ist eine Verbindung Ortschaften Dexheim (Haltestelle „Turnhalle“ in ca. an die B 9 sowie die Autobahn A 63 (in ca. 11 km Stärken 1,5 km Entfernung) bzw. in Köngernheim (Halte- Entfernung) und somit ein Anschluss an das über- stelle „Osterberg“ ca. 3 km entfernt). Das Plangebiet ist über die Bundesstraße B 420 regionale Verkehrsnetz gegeben. Von dort sind u.a. die Städte Mainz, Worms, Wiesbaden und Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in ca. 5 verkehrlich gut angebunden. Verschiedene Zu- Frankfurt am Main in ca. 20- 40 Minuten erreichbar. km Entfernung von der Kaserne in der Ortsgemein- fahrtsmöglichkeiten sichern dabei die Erschließung de Nierstein an der Bahnstrecke Mainz-Ludwigs- des Plangebietes an das überörtliche Verkehrsnetz, In ca. 10 km Entfernung liegt der Rheinhafen Op- wodurch auch die Gliederung des Areals in mehre- hafen. penheim, der eine Nutzung des Rheins als Was- re, unabhängige Teile und eine abschnittsweise serstraße ermöglicht. Der internationale Flughafen Frankfurt/ Main ist in Entwicklung ermöglicht werden. ca. 35 Minuten (ca. 45 km) über die Bundesstraße Die Liegenschaft ist vom öffentlichen Personen- Es sind genügend Parkplätze vorhanden. B 9, die Autobahnen A 60 und A 3 zu erreichen. nahverkehr weitestgehend ausgeschlossen. Zwar Die innere verkehrliche Erschließung wird durch Ein umlaufender Schutzzaun ist vorhanden. Abb. 24: Äußere Erschließung (ISU Bitburg 2011) Abb. 25: Innere Erschließung (ISU Bitburg 2011) Abb. 26: Schutzzaun Situationsanalyse Seite 23
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I Schwächen Empfehlung eine funktionale Gliederung des Straßenquer- schnitts erfolgen und im Sinne einer Verkehrsberu- Die fehlende direkte überregionale Anbindung des Die Liegenschaft ist auch zukünftig vorrangig über higung der fließende und ruhende Verkehr neu Plangebietes wirkt sich negativ auf verschiedene die Zufahrtsmöglichkeiten an der Bundesstraße geordnet werden. potenzielle Folgenutzungen aus, begünstigt aber B 420 anzubinden. Das Vorhandensein mehrerer gleichzeitig Nutzungen mit regionalem Wirkungs- Zufahrten eröffnet dabei die Möglichkeit einer fle- kreis. xiblen, bedarfsgerechten und abschnittweise Er- Die Straßenverkehrsflächen innerhalb des Konver- schließung. sionsareals sind überwiegend in einem schlechten Die innere Erschließung der Liegenschaft sollte baulichen Zustand. In vielen Bereichen ist die zudem weitgehend über das vorhandene Straßen- Deckschicht bereits aufgebrochen und wird von netz erfolgen. Dieses kann darüber hinaus entspre- Bewuchs durchdrungen. chend dem festzulegenden Nutzungskonzept er- Hinzu kommen ein für die zivile Nachnutzung über- weitert oder zurückgebaut werden. dimensionierter Querschnitt des Straßenraums Grundsätzlich wird eine Sanierung der Fahrbahn- sowie das Fehlen einer funktionalen Gliederung der oberfläche notwendig. Zudem sollte im Rahmen Straßenverkehrsflächen. einer nutzungsorientierten Straßenausbauplanung Abb. 27: Baulicher Zustand des inneren Abb. 28: Ehemalige Hauptzufahrt Abb. 29: Dimensionierung Straßenverkehrsfläche Erschließungssystems (beispielhaft) (beispielhaft) Situationsanalyse Seite 24
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I TECHNISCHE INFRASTRUKTUR Stärken leitung (20kV) im Bereich der Housing (Elektro- schaltstation Nr. 6454). Die Liegenschaft verfügte bis zur Aufgabe der mili- Die Liegenschaft ist bereits teilweise an das öffent- liche Versorgungsnetz (Gas, Elektrizität, Wasser Jedes Gebäude der Liegenschaft ist an das öffent- tärischen Nutzung über ein eigenständiges Ver- etc.) angeschlossen und verfügt theoretisch über liche Telekommunikationsnetz angeschlossen. und Entsorgungssystem, bestehend aus 6 Elektroschaltstationen ausreichend technische Infrastruktur. Schwächen 4 Transformatoren Die Versorgung mit Wasser erfolgt in diesem Zu- sammenhang über eine zentrale Zuleitung zu ei- Aufgrund von Vandalismusschäden ist die Funkti- 2 Heizwerken nem bestehenden Hochbehälter (derzeit nicht be- onsfähigkeit der vorhandenen internen Ver- und 1 Kläranlage füllt) im Bereich der ehemaligen Hauptzufahrt/ Ka- Entsorgungsanlagen und -netze nur noch einge- 1 Chlorstation schränkt bis gar nicht mehr gegeben. pelle. 1 Fernsehturm Zudem wird das Areal über zwei zentrale Zuleitun- Hinzu kommt, dass das vorhandene Ver- und Ent- 1 Hochbehälter gen (Heizwerk Housing & Truppenkantine) aus dem sorgungssystem bisher für militärische Zwecke Bis auf ein liegenschaftsinternes biologisches Klär- ausgelegt war und im Rahmen einer zivilen An- öffentlichen Verteilernetz mit Gas versorgt. werk erfolgte die Ver- und Entsorgung der Gesamt- schlussnutzung aufgrund der Überdimensionierung anlage über verschiedene zentrale Zuleitungen aus Der Anschluss an das Stromnetz erfolgt hingegen ohnehin nur bedingt nutzbar wäre. dem öffentlichen Netz. über eine zentrale Zuleitung einer Mittelspannungs- Abb. 30: Technische Infrastruktur (ISU Bitburg, 2011) Abb. 31: Hochbehälter mit Zuleitung Abb. 32: Zentrale Zuleitung Gasversorgung (Planauskunft Wasserversorgung Rheinhesssen) (Planauskunft Thüga Energienetz GmbH) Situationsanalyse Seite 25
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I Empfehlung gebundene Infrastruktur zum größten Teil – wenn nicht oder erst langfristig genutzt werden können. Der Zustand der Ver- und Entsorgungseinrichtun- nicht sogar vollständig - neu herzustellen sein wird. Hier wären entsprechende Interimslösungen denk- gen sowie die Wirtschaftlichkeit ihrer Weiterver- Aufwändig dürfte dabei vor allen Dingen die Her- bar. wendung im Hinblick auf eine zivile Anschlussnut- stellung der Kanalleitungen für Abwasser außerhalb zung der Liegenschaft, ist im Zuge der weiteren des Kasernengeländes bis zum nächsten Überga- Planungen zu noch näher zu überprüfen. bepunkt sein. Innerhalb des ehemaligen Militärare- als entspricht der Aufwand in etwa dem, der auch In der Regel ist die technische Infrastruktur bei bei der Neuerschließung sonstiger Baugebiete amerikanischen Militäranlagen jedoch alleine auf- entsteht. grund der Dimensionierung für eine zivile Nachfol- genutzung nicht geeignet. Grundsätzlich ist die Nutzung regenerativer Ener- Hinzu kommt, dass die Leitungen meist ohne er- gien im Rahmen zukünftiger Konzeptionen anzu- kennbares System „kreuz und quer“ über das Ge- streben. Konkrete Ansätze hierfür können jedoch lände erlaufen, was auch im vorliegenden Fall zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benannt werden. - zumindest teilweise - zutrifft. In Frage kommen dürften vor allen Dingen Photo- Insofern ist davon auszugehen, dass die leitungs- voltaikanlagen in den Bereichen, die anderweitig Abb. 33: Zuleitung Mittelspannungsleitung Abb. 34: Telekommunikationsnetz Abb. 35: Trafostation mit Vandalismusschäden (Planauskunft EWR) (Planauskunft Telekom Netzwerkservice GmbH) Situationsanalyse Seite 26
Ortsgemeinde Nierstein Machbarkeitsstudie für die Liegenschaft ‚Anderson Barracks & Housing Dexheim‘ - Phase I NUTZUNGSSTRUKTUR Missile Facility West & Ost Waschstraße, Fahrschule, Autowerkstatt Commissary, Bank, BX Einkaufszentrum, Men- Die Flächen der ehemaligen Militärliegenschaft Motorpool (mit Wartungshalle und Außenstell- sa, Sportsbar, Kino werden im derzeit noch gültigen Flächennutzungs- platz) Verwaltungs- & Bürogebäude plan (FNP 1997) der Verbandgemeinde Nierstein- Wohnbebauung (2 Wohnblocks - Truppenunter- Kirche, Pfarramt Oppenheim als militärischer Bereich dargestellt. An künfte) die Konversionsfläche selbst grenzen landwirt- Heizzentrale Family Housing schaftliche Nutzflächen (Wein- und Ackerbau) an, Erdbunker und Lagerhallen Wohnbebauung (18 Reihenhauszeilen wohingegen die im Umfeld gelegenen Siedlungsbe- Anderson Barracks mit 3 bis 8 Wohneinheiten/ Zeile, 7 Wohnblocks reiche überwiegend durch Wohn- und Mischnut- mit 12 bis 22 Wohneinheiten/ Block, 1 Doppel- zungen geprägt sind. Wohnbebauung (6 Wohnblocks - Truppenunter- haus mit 2 Wohneinheiten) künfte) Die Konversionsfläche gliedert sich insgesamt in 3 Grundschule mit Turnhalle und Mensa, Kinder- Motorpool (mit Tankstelle, Wartungshalle und aneinandergrenzende Nutzungsbereiche. Ihre Ab- garten, Jugendzentrum, Offizierscasino, Post Außenstellplatz) grenzung orientiert sich primär nach der zeitlichen Kläranlage, Klärteich, Rückhaltemulden Außensportanlagen (Baseball- & Footballfeld, Entstehung und dem ehemaligen Funktionen. Tennis- & Basketballplätze), Sporthalle, Bow- Stärken Nachfolgend werden die jeweiligen Funktionsberei- lingcenter, Fitnessstudio che mit der jeweiligen Nutzung im Detail aufgelistet: Krankenhaus, Zahnklinik Die Liegenschaft bietet durch ihre Gliederung in Abb. 36: Nutzungsstruktur (ISU Bitburg 2011) Abb. 37: Funktionsbereiche (ISU Bitburg 2011) Abb. 38: Unterkunftsgebäude und Wohnbebauung (ISU Bitburg 2011) Situationsanalyse Seite 27
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