MIT - MACH! GARTEN - Ein Projekt in Cottbus - Sandow im Rahmen des EU-Kulturprogrammes "Landscape Choreography - from wasted land to shared space"

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MIT - MACH! GARTEN - Ein Projekt in Cottbus - Sandow im Rahmen des EU-Kulturprogrammes "Landscape Choreography - from wasted land to shared space"
MIT                  -
MACH!
GARTEN

Ein Projekt in Cottbus - Sandow im
Rahmen des EU-Kulturprogrammes
„Landscape Choreography - from
wasted land to shared space“
MIT - MACH! GARTEN - Ein Projekt in Cottbus - Sandow im Rahmen des EU-Kulturprogrammes "Landscape Choreography - from wasted land to shared space"
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                                                        GARTEN
                                                        Ein Projekt in Cottbus - Sandow im
                                                        Rahmen des EU-Kulturprogrammes
                                                        „Landscape Choreography -
                                                        from wasted land to shared space“

Maria Ippolita Nicotera, Markus Otto, Ilija Vukorep
        INIK - Institut für Neue Industriekultur e.V.
                         BTU Cottbus - Senftenberg
                                       Cottbus 2014
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VORWORT                                                                          6

    Einleitung in das Projekt „Landscape Choreography“                              10

    „Mit - Mach! Garten“ in Cottbus - Sandow                                        16

    INTERVIEWS

    Dirk Schimanski und David Schott					                                           29
    Anja Gertz                                                                      31
    Roland Schöpe                                                                   32
    Katrin Löwa                                                                     33

    BEISPIELPROJEKTE AUS EUROPA

    Deutschland - Leipzig Querbeet                                                  34
    Deutschland - Berlin EMMAS Hoftour                                              38
    Deutschland - Berlin Prinzessinen Garten                                        43
    Frankreich - Paris Main Verte                                                   47
    Polen - Warschau Zolta Linia und Odnowa                                         51
    Polen - Warschau Reblok                                                         55
    Spanien - Zaragoza Esto no es un solar                                          59
    Spanien - Granada Rio Beiro / huertos del petirrojo                             63

    Autoren / Akteure                                                               67

    Danksagung                                                                      68

    Impressum                                                                       69

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Vorwort

Maria Ippolita Nicotera

Der Umgang mit urbanen Brachflächen ist heute            Die BTU Cottbus-Senftenberg ist mit ihrem Anin-
von zentraler Bedeutung für die Stadtplanung             stitut INIK e.V. Projektpartner des internationalen
und - politik, umso mehr für die Bewohner. Seit          „Landscape Choreography“ - Teams und für den
der Industrialisierung hat sich das Wachstum der         Standort Cottbus zuständig. Dabei wird die For-
europäischen Städte beschleunigt. Die ehemals            schungsarbeit in die Lehre miteinbezogen. Seit
agrarisch genutzten Landschaften wurden in ei-           2012 werden im Modul Stadtplanung + -Umbau
nem Großteil Europas urbanisiert. Der schnelle           sowie in mehreren internationalen Workshops
Aufstieg in der Industrialisierungsperiode, der          des Masterstudiengangs Architektur die fünf
später Niedergang und der darauf folgende Zerfall        Phasen des Projektes erarbeitet, das im Sommer
von wirtschaftlichen Strukturen, die in Osteuropa        2014 abgeschlossen sein wird.
auch mit dem politischen Wandel verbunden sind,
haben viele Lücken im Stadtgefüge hinterlassen.          Zuerst wurden im Projekt räumliche Umsetzungs-
Auf Wachstum und Zersiedlung folgte im letzten           möglichkeiten gesucht, das heißt sowohl ein
Jahrhundert ein starker Rückgang der industriel-         geeigneter Standort als auch Akteure, die für den
len Produktion, die Abwanderung von Arbeitskräf-         Revitalisierungsprozess des ausgewählten Ortes
ten und die Schrumpfung der Städte. Die sichtba-         gewonnen werden sollten. Die Wahl des Stand-
re Konsequenz dieser Entwicklung sind obsolete           orts in Cottbus-Sandow ist aus verschiedenen
Infrastrukturen, verlassene Areale und zerstörte         Gründe entstanden: zuerst seine strategische
Landschaften.                                            Lage, die an die Innenstadt angrenzt und sich
                                                         zum Fluss Spree hin öffnet; dann die starke Ein-
Die Stadt Cottbus, einst in der DDR Zentrum              bindung des Viertels in die Geschichte und Iden-
einer der wichtigsten Energieregionen, ist para-         tität der Stadt, da die Siedlung Sandow für die
digmatisch für das Schicksal von Aufstieg und            Arbeiter der nahen Tagebaue in den sechziger und
Niedergang, das viele europäische Städte teilen,         siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut
und für die heutige Notwendigkeit, deren Bild            wurde; und nicht zuletzt das Interesse und die
und Räume neu zu überdenken.. Nun ist Cottbus,           Bereitschaft von Anwohnern, Vereinen und Insti-
zusammen mit den Städten Taranto in Italien und          tutionen vor Ort, sich Projekt zu beteiligen. Aus
Cluj-Napoca in Rumänien, eines der drei Fallbei-         mehreren intensiven Gesprächen mit den Akteu-
spiele, die im von der Europäischen Kommission           ren und auf deren Bedürfnisse zugeschnitten, ist
geförderten Projekt „Landscape Choreography“             die Idee eines „ Mit-Mach!“-Gartens entstanden,
untersucht werden. Ziel des Projektes ist es, an         die in weiteren Schritten planerisch präzisiert und
mehreren Standorten in Europa zu prüfen, welche          schließlich im Sommer 2013 im Rahmen eines
Modelle für die Revitalisierung der Brachflächen         internationalen Workshops realisiert wurde. Dabei
anhand von Aneignungsaktionen möglich sind,              haben die Stadt Cottbus und die BTU Cottbus-
wobei der choreographische Akt – hier verstan-           Senftenberg eine Vereinbarung zur Nutzung der
den als physische Interaktion von Personen und           Fläche bis zum kommenden Sommer abgeschlos-
Orten – Bestandteil urbaner Interventionen wird.         sen.

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Begleitend wurde eine Choreographie erarbei-              Diese Publikation dokumentiert und bewertet
tet, die den Umgang mit urbanen Brachflächen              unsere gemeinsame Aktivität in Cottbus-Sandow.
thematisiert und im Rahmen der „Nacht der krea-           Eine abschließende Dokumentation des gesam-
tiven Köpfe“ auf dem Campus Sachsendorf der               ten Projektes „Landscape Choreography“ wird
BTU Cottbus – Senftenberg aufgeführt und durch            separat durch das Projektteam bis zum Ende des
eine öffentliche Diskussion begleitet wurde.              Jahres erfolgen.

Die Strategie, verlassene Räume in den öffentli-          Hier werden erst mal Modelle für eine Übergabe
chen Diskurs zu rücken, sie anders wahrzuneh-             des zusammen realisierten Projektes untersucht
men und erlebbar zu machen, ist ein wesentli-             und zukünftige Umsetzungsmöglichkeit geprüft.
ches Ziel des Gesamtprojektes: Der Transforma-            Zugleich zeigt das Buch eine Reihe von temporä-
tionsprozess urbaner Gebiete wird heute durch             ren Projekten aus mehreren europäischen Län-
viele Faktoren beeinflusst und ist dermaßen               dern, bei welchen Strukturen, Abwicklung, Or-
schnell, dass er sich schwer durch städtebauliche         ganisations- und Finanzierungsmodelle erläutert
Programme steuern lässt. Dabei ist von besonde-           , aber auch deren Erfolge und Schwierigkeiten
rem Interesse die Frage, ob temporäre Aktionen            kritisch betrachtet werden. Dieses Buch ist somit
ein alternatives Instrument werden können, das            auch ein Instrument, das dazu anregt, über die
die Energien kontrolliert, die solche Veränderun-         Zukunft von urbanen Brachflächen nachzudenken
gen hervorbringen, mit diesen “Schritt zu halten”         und einen Fächer an innovativen planerischen
bzw. diese zu lenken oder auch nur Interesse zu           Konzepten bietet.
wecken. Gerade Resträume, die sich zwischen
funktionierenden Bereichen ergeben, spielen eine          Umnutzung, Nachnutzung und Zwischennutzung
besonders wichtige Rolle; hier kann sich noch             können Orte aktivieren, deren Aneignung ermögli-
alles mögliche abspielen.                                 chen und letztendlich neue Chancen für eine lang-
                                                          fristige und nachhaltige Stadtentwicklung schaf-
Im Juli 2014 ist die Rückgabe der Fläche an die           fen, die auf das Zusammenspiel ökonomischer,
Stadt geplant, die Projektpartner werden sich             ökologischer und sozialer Kontexte zurückgreift.
zurückziehen, neue Verantwortliche und Betreiber          Die Transposition von Methoden, Techniken und
sollen die Initiative übernehmen; Gespräche und           dem Vokabular des zeitgenössischen Tanzes in
Aktionen zur Vorbereitung der Übergabe finden             die Domäne der Stadtplanung ermöglicht es,
zur Zeit statt. Denn der Erfolg neuer Gesell-             städtische Phänomene anders zu verstehen und
schaftsmodelle ist nicht nur auf Raum oder Form           vielleicht auch anders zu steuern. Dabei werden
beschränkt, sondern hängt auch mit der Idee               der Blick auf die vorhandenen Elemente gerichtet
zusammen, wie Menschen gemeinsam leben                    und Zusammenhänge erkannt, welche neue Mög-
und agieren wollen.                                       lichkeitsfelder für zukünftige Prozesse etablieren
                                                          können.
Die intensive Zusammenarbeit mit Bewohnern,
Institutionen und der Stadt über fast 2 Jahre
zeigt, dass das Verständnis für die Potentiale des
Ortes als Basis für die Aneignung der Räume
durch deren Nutzer dienen kann. Daraus entsteht
ein dynamischer stadtplanerischer Prozess, der
Raum für mögliche nachfolgende Veränderungen
lässt.

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Studio LOV
                                     Leibniz Universität Hannover            BTU Cottbus - Senftenberg

                                                                                                       Colletiv A

                                                                     Balletto Civile

                                                                          Universita di Siena

                                                                                                Labuat
                                                                                                Regione Puglia

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EINLEITUNG
in das Projekt „Landscape Choreography“

„Das ist die Frage: Wie können die Zuschauer,                   Das Ziel von Landscape Choreography ist es, den
die Öffentlichkeit, die Bürger sich die städtischen             Dialog und die kulturelle Produktion durch eine
Räume aneignen, mit Gesten des Nicht-                           neue, andere Art der Nutzung und Aneignung
Einverstanden-Seins, um das Sichtbare und das                   von öffentlichem Raum und dadurch Interdiszipli-
Sagbare ihrer Landschaft zu verändern“. 1                       narität und kreative Ausdrucksmöglichkeiten zu
                                                                fördern. Dabei soll dem Bewohner die Möglich-
Landscape Choreography ist ein von der Europä-                  keit gegeben werden, zu begreifen, dass er den
ischen Kommission gefördertes, 24 monatiges                     öffentlichen Raum durch seine subjektive Vor-
Forschungsprojekt, das 2012 begonnen hat und                    stellungskraft und Ideen verändern kann. Durch
2014 abgeschlossen sein wird.                                   dieses neue Bewusstsein soll er beginnen, die
                                                                Überführung von Brachland in einen gemeinsam
An ihm beteiligt sind Institutionen in drei eu-                 genutzten Raum zu fordern.
ropäischen Ländern (Italien, Deutschland und
Rumänien). In Italien sind dies die Kulturvereine               Das Projekt beginnt mit der Beobachtung der
„Balletto Civile“, der Fachbereich für Philosophie              spontanen Aktivitäten der Bürger und basiert auf
und Sozialwissenschaften der Universität Siena,                 einer langzeitigen Aktivität und auf einem einge-
die Kulturvereine für Urban Design „LABuat“ in                  spielten Netzwerk lokaler Partner in europaweiter
Taranto und die Region Apulien, in Deutschland                  Dimension. Landscape Choreography soll Orte
das Institut für Freiraumentwicklung, STUDIO                    des Austauschs und der Sozialisierung, Gelegen-
URBANE LANDSCHAFTEN der Leibnitz Univer-                        heit zur Diskussion von Praktiken aktiven Bürger-
sität Hannover, das Landschaftsarchitekturbüro                  tums schaffen und die Wiedernutzung ungenutz-
„Studio LOV“, die Brandenburgische Technische                   ten Lands und ökologischer Ressourcen fördern.
Universität Cottbus -Senftenberg und das Institut
für Neue Industriekultur (INIK) und in Rumänien                 Die Probleme, mit denen sich das Forschungspro-
der Kulturverein „Colectiv A“.                                  jekt befasst, teilen viele Orte in Europa, nämlich
1           Emanuele Braga in: Landscape Choreography –         ein hoher Bedarf an städtischer Erneuerung, das
Public gestures of space appropriation

                                                                                 @Emanuele Braga / Balletto Civile

11                                   Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg
@ Landscape Choreography_Taranto

                                                                                              @Elisa Serra

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Vorhandensein großer ungenutzter Flächen durch             fünf Phasen unterteilt, die metaphorisch mit dem
     den Abbau von Industrie, soziale Konflikte und             Zyklus der landwirtschaftlichen Produktion vergli-
     Arbeitslosigkeit, und Bevölkerungsrückgang und             chen werden können: Umgraben, Säen, Pflegen,
     daraus folgendes Schrumpfen der Städte.                    Ernten und weiter Kultivieren. Auf die gleiche
                                                                Weise soll auch der Vorgang der Wiederaneig-
     Als „Aktionsfelder“ für das Forschungsprojekt              nung der öffentlichen Räume ablaufen.
     wurden drei Städte, eine in jedem der drei betei-
     ligten Länder, ausgewählt, die ähnliche Probleme           In der Phase des „Umgrabens“ wurden die Orte
     wie oben beschrieben haben: Taranto in Italien,            für die weiteren Aktivitäten auf Grund ihrer spe-
     Cluj-Napoca in Rumänien und Cottbus in Deutsch-            zifischen Gegebenheiten ausgewählt, und die
     land. Alle drei Städte sind dabei, nach großen             lokalen Partner gesucht und eingebunden. Außer-
     Wandlungen im Übergang zum post-industriellen              dem wurden die weiteren Aktivitäten geplant und
     Zeitalter, ihre Identität neu zu definieren und sich       vorbereitet. In dieser Phase gab es öffentliche
     ihre leeren Räume neu anzueignen.                          Diskussionen, Workshops und ein internationales
     Die praktischen Ziele des Projekts sind, die Schaf-        Treffen.
     fung neuer städtischer Grünanlagen zu initiieren,
     künstlerische Performances zu produzieren und in           In der Phase des „Säens“ wurde die aktive Teil-
     Umlauf zu bringen, und vergleichende Analysen              nahme angeregt und aufgebaut. Es wurde ein
     auf anthropologischem und auf dem Gebiet des               öffentliches Verantwortungsgefühl für die Wichtig-
     Urban Landscape zu ermöglichen.                            keit der Rolle des öffentlichen Raumes aufgebaut.
     In den 24 Monaten seiner Dauer ist das Projekt in          Ein erster, musterhafter „öffentlicher Garten“

                                                                                       @Landscape Choreography

13                           Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg
@Landscape Choreography_Taranto @Franceso Giusto - www.francescogiusto.it

                                                             @Landscape Choreography_Taranto @Elisa Serra

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wurde eingerichtet und in Betrieb genommen.                eigentlichen Akteure auch physisch, mit ihren
Die Phase schloss Workshops, Performances, die             Körpern sozusagen, in eine wechselseitige Be-
Einrichtung von drei neuen öffentlichen Gärten             ziehung mit den anzueignenden Ort treten und
und internationale Austauschtreffen ein.                   somit sich als essenziellen Teil ihrer Aneignung
                                                           verstehen lernen sollen. Das Projekt geht davon
In der Phase des „Pflegens“ wurde der kulturelle           aus, dass Kultur die Kraft hat, subjektive Vorstel-
Dialog, der Sinn für öffentliche Verantwortung und         lungskraft und individuelle Bedürfnisse in eine
die Wahrnehmung von Kultur als Auslöser von                kollektive Dimension zu überführen. Choreogra-
Kreativität gesichert und konsolidiert. Die Aktivi-        phie wird nicht nur als Tanz verstanden, sondern
täten in den neuen Gärten sollten nun mehr und             als Ausdrucksform gemeinsamer Imagination, die
mehr in die Hände der lokalen Partner übergehen.           Teil der realen Wandlungsprozesse öffentlicher
Workshops, die Einrichtung von drei neuen öf-              Räume ist. Es geht schlussendlich um die Bezie-
fentlichen Gärten und ein internationales Treffen          hung zwischen Körper, Identität und öffentlichem
waren Teil dieser Phase.                                   Raum.

Die Phase des „Erntens“ bestand aus Workshops
und drei „Ernte-Festivals“, einem an jedem der
gewählten Städte, bei denen Performances, öf-
fentliche Diskussionen, Installationen und Parties
stattfanden. Außerdem gab es eine internationale
Ausstellung und eine internationale Konferenz
in Taranto. In dieser Phase wurden die Schluss-
Performances an der drei Orten vorbereitet.
Dabei kam den lokalen Partnern eine besondere
Rolle zu. Außerdem wurden alle bisherigen Per-
formances der vorherigen Phasen u.a. in Taranto
zur Aufführung gebracht.

In der letzten Phase des „weiteren Kultivierens“
werden die Resultate des Projekts in Veröffentli-
chungen und Veranstaltungen ausgewertet und
verbreitet. Außerdem werden die Netzwerke der
beteiligten Partner so konsolidiert, dass ein nach-
haltiges Weiterwirken der angestoßenen Aktivitä-
ten gesichert ist.

An allen drei Städten wurden also Workshops und
Performances durchgeführt, die die Anwohner
praktisch-manuell und intellektuell involvieren
sollen. Der choreographische Aspekt der Initiative
ist so zu verstehen, dass die Anwohner als die

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                                                                3

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                                        1

                                                                 2

  1                        2                        3                      4                         5

             Wasserturm                 Gefängnis             Stadtmauer            Ostrower Platz            Garten Sandow
                                                                                                         Phase 1 - to dig up

Mit - Mach! Garten
            Institut für Neue  Industriekultur
                         Institut              / BTU Cottbus - Senftenberg
                                  für Neue Industriekultur                 Re-Cycle
                                                               / BTU Cottbus - Senftenberg                        2           16
Cottbus
Die Stadt Cottbus wird seit Jahren von Dein-             temporär auszurichten, sondern auch bei Inter-
dustrialisierung und dem daraus resultierenden           esse langfristige sozial engagierte Aktionen zu
demographischen Wandel geprägt. Die nahe                 realisieren. Die Ausführbarkeit wurde bei einer
liegenden Tagebaue werden in den kommenden               Präsentation vor Ort mit ersten interessierten
Jahren brachfallen und dann rekultiviert werden.         Akteuren von einer internationalen Jury bewertet.
So entsteht im Osten der Stadt eine einzigartige         Die Mitglieder der Jury bestanden aus Prof. Mar-
Seenlandschaft, die das Lausitzer Seenland bei           kus Otto, Prof. Maria Ippolita Nicotera, Prof. Ilija
Senftenberg ergänzen wird. Die neue Landschaft           Vukorep, Emanuele Braga, Livia Porzio, Massimi-
wird positive Auswirkungen auf die gesamte               liano Frasca, Elisa Serra und Manuela Milicia.
Stadt haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich
die Frage, ob eine Aktivierung auch bei lokalen,
ungenutzten Bereichen innerhalb der Stadt
stattfinden kann, um diese Flächen wieder als
gestalteten sozialen Raum den Anwohnern zur
Verfügung zu stellen?                                    Die fünf Cottbuser Standorte
Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ist man             Ehemalige JVA Cottbus
an der Brandenburgischen Technischen Univer-             Die ehemalige JVA Cottbus, ein Gefängnis für
sität (BTU Cottbus – Senftenberg), Studiengang           politische Häftlinge im Stadtteil Spremberger
Architektur im Seminar Stadtplanung und -umbau,          Vorstadt, wurde vom Menschenrechtszentrum
unter Leitung von Gastprofessorin Maria Ippolita         Cottbus e.V. zu einer Dokumentations- und Bil-
Nicotera und Professor Markus Otto, dieser Frage         dungsstätte umgestaltet. Die Außenbereiche des
nachgegangen. Die Studenten untersuchten ver-            ehemaligen Gefängnisses sind noch nicht in das
schiedene Standorte im städtischen Areal auf die         Museumskonzept einbezogen. Sie sollten nach
charakteristischen Merkmale der Rekultivierung.          Vorstellungen der Studenten der Öffentlichkeit
Studienintern wurden mehrere Workshops durch-            zugänglich gemacht werden, um die geschichts-
geführt, um die Entwicklung und die praktische           trächtige Vergangenheit dieser gesamten Anlage
Durchführung des Projektes abzustimmen, gleich-          aufzuarbeiten und alle Bereiche zu reaktivieren.
zeitig dienten diese auch als Austauschplattform         Die umliegenden Brachflächen sollten durch Ein-
zwischen den beteiligten Städten.                        satz von Lichttechnik, Pflanzenhecken und durch
                                                         Dokumente von Zeitzeugen zu einer die Emo-
In der ersten Phase “to dig up“, die im Oktober          tionen ansprechenden Ausstellungslandschaft
2012 begann, wurden interdisziplinär fünf ver-           umgestaltet werden. Die Grundidee war es, dass
schiedene Standorte in Cottbus ausgewählt, die           Gefängnis in ein Geschichts-Gefühl-Labyrinth zu
den Anforderungen des Forschungsprojektes                verwandeln. Unterstützt wurde diese Idee von
„Landscape Choreography“ entsprachen. Wichtig            dem Menschenrechtszentrum, das derzeit einen
hierbei war die Symbiose aus Arbeitsaufwand              Teil des Gefängnisses nutzt und auch Öffentlich-
und Akteuren, um eine Neugestaltung nicht nur            keitsarbeit zu diesem Thema leistet.

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Phase 1 - to dig

 Institut
Mit       für Neue
    - Mach!        Industriekultur
               Garten   Institut für/Neue
                                      BTU Cottbus  - Senftenberg
                                          Industriekultur           Re-Cycle
                                                          / BTU Cottbus - Senftenberg               4 18

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Wasserturm am Bahnhof                                     Ostrower Platz
Der denkmalgeschützte Wasserturm,direkt am                Der Ostrower Platz, in der Nähe des Zentrums,
Bahnhof gelegen, wurde im Jahr 1914 erbaut                wird derzeit von den Anwohnern als Parkplatz
und diente bis 1955 zur Wasserversorgung der              genutzt. Er durchlebte in der Vergangenheit unter-
Dampflokomotiven. Eindrucksvoll präsentiert sich          schiedliche Funktionen, angefangen vom Markt-
das Gebäude auch heute noch, durch seinen 23              platz des ehemaligen Dorfes Ostrow bis hin zum
m hohen runden Wasserbehälter, der von einem              Busbahnhof. Trotz seiner heterogenen, aber qua-
sich nach oben verjüngenden Kegelstumpf aus               litätvollen Randbebauung macht er heute einen
Ziegelmauerwerk gehalten wird. Durch die Nähe             trostlosen Eindruck. Bei den räumlichen Unter-
zum Bahnhof sollte der Wasserturm in Verbindung           suchungen und den Befragungen der Anwohner
mit der Eisenbahngeschichte als Ausstellungsflä-          stellte sich schnell heraus, dass die aktuelle Nut-
che dienen. Die devastierte Fläche um das Grund-          zung nicht mehr konform mit den Bedürfnissen
stück sollte als grüne Oase umgestaltet werden,           der Anwohner ist und eine abgestimmte Neukul-
um den Besuchern und Anwohnern einen ruhigen              tivierung des Platzes angestrebt wird. Ziel war es,
Anlaufpunkt zu bieten.                                    die umliegenden Anwohner, Gewerbetreibenden
                                                          und den benachbarten Kindergarten mit in die Ak-
Historische Stadtmauer                                    tivitätsplanung einzubeziehen. Schnell beteiligten
Dieses Konzept nimmt Bezug auf die historische            sich die Stadt Cottbus, die Eigentümerstandortge-
Stadtmauer von Cottbus und den heutigen Kon-              sellschaft, die Kindertageseinrichtungen Otti 1und
text. Von der ehemaligen Stadtmauer ist heute             Otti 2, ASB Cottbus und die Lebenshilfe Cottbus
noch ca. 37 % erhalten. Die Mauer prägt immer             als Akteure. Im Vordergrund stand die Begrünung
noch das aktuelle Stadtbild von Cottbus. Die Alt-         des Platzes, um der Umgebung selbst mehr
stadt wird von einem Grüngürtel, der auf Teilen           Qualität zu geben. Gleichzeitig sollte ein gemein-
der Wallanlagen erbaut wurde, begrenzt. Gleich-           samer zentraler Treffpunkt durch eine Holzbühne
zeitig erfüllt dieser die Verbindungsfunktionen           erste neue Strukturen ermöglichen. Unterschied-
zwischen historischer Innenstadt und der über die         liche Höhenniveaus, die für jeden begehbar und
Zeit anwachsenden Umgebung.                               nutzbar gestaltet sind, bilden die neue Platzmitte.
Durch die Integration von darstellender Kunst             Unterstützt wird die Maßnahme durch verschie-
und Landschaftsarchitektur soll auf den aktuell           dene Sitzmöglichkeiten und Pflanzbeete. Die Pro-
ungenutzten, ehemaligen Stadtmauergrundstüc-              jektplanung fand bei den Anwohnern schnell ein
ken eine Neuinterpretation initiiert werden. Das          großes Interesse und ermöglichte mehr Akteure
gesamte Projekt umfasst 6 Standorte, deren Ziel           zu akquirieren.
es ist, durch verschiedene Zwischennutzungen
eine neue Form der Kommunikation rund um die              Sandow
Stadtmauer zu etablieren. Mit Hilfe ausdrucksstar-        Bei der devastierten Fläche des ehemaligen Kin-
ker „urban art“, die sich zu Teilen auch schon auf        dergartens im Stadtteil Sandow, nächst gelegen
der Stadtmauer befindet, sollen die „neuen Wän-           an der Spree und dem angrenzenden Wohnge-
de“ kultiviert werden.                                    biet, ist ein Gemeinschaftsgarten geplant. Die-
                                                          ser sollte nicht nur von älteren Bürgern genutzt
                                                          werden ,sondern auch das Interesse bei jungen
                                                          Menschen wecken. Das Grundstück wird nämlich

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Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg   Re-Cycle          6

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Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg                     20
von Seniorenwohneinrichtungen, einem Jugend-              die Brachfläche in Sandow. Ausschlaggebend für
und Begegnungszentrum und einer Schule einge-             diese Entscheidung waren u.a. die hohe Hilfs-
fasst. Dabei stand nicht nur der soziale Austausch        bereitschaft der Akteure und die Möglichkeit
zwischen jung und alt im Vordergrund, sondern             der langfristigen Nutzung, da die Stadt Cottbus
auch die angrenzenden Wohngebiete, denen                  mittelfristig keine andere Nutzung dieser Fläche
keine Gärten und selbstgenutzte Freiräume zur             vorsieht.
Verfügung stehen. Außerdem können Anwohner
auf dieser Fläche spazieren gehen und Kinder              Die zweite Phase „to seed“ begann im April 2013
der naheliegenden Kindergärten dort die Natur             und innerhalb kürzester Zeit wurde die erste
erkunden. All das galt es auf diesem Platz zu ver-        Interaktion „Mach- Mit“ auf dem Grundstück ins
einen. In diesem Garten sollte es jedem möglich           Leben gerufen. Die Akteure, wie das Evangeli-
sein, eigene Kräuter und Pflanzen zu kultivieren,         sche Gymnasium, der Senioren-Wohnpark und
miteinander zu kommunizieren, sich gegenseitig            die Anwohner ,wurden zu dieser Aktion eingela-
zu helfen und die Gemeinschaft zu stärken. Die            den. Am 2. Mai 2013 startete die erste Informa-
Fläche wurde in verschiedene Teilbereiche geglie-         tionsveranstaltung vor Ort, um allen Beteiligten
dert, Blumen, Obst, Gemüse und Markt sollen               die Ideen für den Garten vorzustellen. Des Wei-
den Stadtteil Sandow stärken. Diese Grundidee             teren gab es die Möglichkeit, sich aktiv an der
fand positiven Anklang bei vielen lokalen Akteu-          zukünftigen Gestaltung zu beteiligen, sich mit den
ren . Das Evangelische Gymnasium Sandow, das              Studenten bei Kaffee und Kuchen auszutauschen
Jugend- und Begegnungszentrum „Sandowkahn“                sowie durch eine Seedball-Aktion (Pflanzensa-
und der Seniorenwohnpark Sandow beteiligten               menweitwerfen) erstmals gemeinsam aktiv zu
sich gleich zu Anfang mit an diesem Projekt. Am           werden. Alle Beteiligten konnten ihre Anregungen
Tag der Präsentation wurde mittig des Platzes             und Wünsche (u.a. Kräuterbeete, Insektenhotel,
der vorgesehene Gartenbereich abgesteckt und              Teich und Sitzmöglichkeiten) niederschreiben. Alle
so die unterschiedlichen Funktionen des Gartens           Vorschläge wurden ausgewertet und wirkten sich
markiert.                                                 auf die weitere Gestaltung mit aus. Abschließend
                                                          zur Vorort-Veranstaltung ließen alle Beteiligten
Nach Beendigung der Vorort-Präsentationen                 symbolisch Luftballons in den Himmel steigen, an
entschied sich die internationale Jury für drei           denen Zettel mit den Wünschen und Ideen befe-
weiterführende Projekte, die ehemalige JVA, den           stigt waren.
Ostrower Platz und Sandow. Ausschlaggebend
für den Beschluss waren vor allem die Akteure,            Im Anschluss wurde ein erstes Nutzungskonzept
um die nachfolgenden Arbeiten und die spätere             erstellt. Die Fläche wurde in die fünf Teilberei-
Betreuung des Projektes sicher zu stellen. Nach           che, für Sport und Spiel, einen Nutzgarten, eine
der Bekanntgabe der drei Projekte erfolgte die            Wiese mit Obstbäumen, einen Treffpunkt mit
interdisziplinäre Fortführung der Planungsarbeiten        Bühne und einen zugänglichen Uferbereich, un-
für die konkrete Realisierung. Im Vordergrund             terteilt. Ziel ist es, diese Bereiche so miteinander
der Bearbeitung stand die Suche nach weiteren             zu verknüpfen, dass der Platz ein harmonisches
Akteuren und zusätzlichen Funktionen für die              Gesamtensemble bildet. Die vorhandenen Wege
jeweiligen Konzepte. Durch mehrere Treffen mit            und das Volleyballfeld für den Bereich Sport und
Akteuren und der Jury fiel die Entscheidung auf           Spiel sind unter Berücksichtigung mit in den

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Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg    Re-Cycle               8

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Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg                       22
weiteren Planungsprozess eingegliedert. Vom               Eine kreisförmige Sandfläche begrenzt den Be-
10.-16. Juni 2013 veranstaltete das Evangelische          reich Sport und Spiel. Neben dem vorhandenen
Gymnasium eine Projektwoche. Eine Gruppe von              Volleyballfeld wurde ein großes Trampolin in den
Schülern säuberte gemeinsam mit den Studenten             Boden eingelassen. Später wurden noch zwei
die vorhandenen Hochbeete und bepflanzte ein              Kletterfelsen hinzugefügt. Sitzmöglichkeiten in
Beet. Gleichzeitig gab es die ersten Termine mit          Form eines Grassofas umranden den Bereich.
der Stadtverwaltung. Zwischen der Stadt Cottbus           Sand dient auch als Gestaltungsmittel am Uferbe-
als Eigentümerin der Fläche und der BTU Cottbus-          reich, um so den gewünschten Strandcharakter
Senftenberg als verantwortlicher Akteur wurde             zu erzielen. Mit drei Holzstufen, die aus Holzpalet-
ein einjähriger Nutzungsvertrag unterzeichnet.            ten erstellt wurden, konnte das Höhenniveau zur
Weiterhin wurden Sponsoren für den Mit-Mach-              Spree überwunden und ein Landungssteg errich-
Garten geworben. Materialspenden sind von der             tet werden. Daran wurden zwei selbstgebaute
Firma Max Bahr und Firma Holz Viete bereitge-             Flöße befestigt, erbaut aus leeren Plastikfässern,
stellt worden. Jens Brand von der Firma „build a          Europaletten und Gurten, die sich großer Beliebt-
rock“ bot an, einen Kletterfelsen für die Projekt-        heit erfreuten. Zwischen dem Strandabschnitt
zeit zur Verfügung zu stellen. Die Stadt Cottbus          und dem Garten wurde der Wildwuchs entfernt
unterstützte das Projekt mit der Mähung des               und so eine Sichtachse zwischen Ufer und Garten
Grundstückes. Das Jugend- und Begegnungszen-              angelegt. Gleichzeitig wurden die leeren Sand-
trum Sandowkahn bot an, seine nahe liegenden              sackhüllen umfunktioniert, um die Gartenflächen
Räumlichkeiten für die Lagerung des Werkzeugs             des Nutzgartens eindeutig zu kennzeichnen und
und des Materials zur Verfügung zu stellen.               Schutz vor Unkraut zu gewährleisten. Eine Viel-
                                                          zahl an unterschiedlichen Kräutern (Schnittlauch,
Die dritte Phase „to maintain“ startete mit der           Rosmarin usw.) und Blumen (Rosen, Tulpen) wur-
nächsten Vorort-Aktion „Bau Mit“. Diese wurde             den im gekennzeichneten Bereich angepflanzt.
vom 15. - 19. Juli 2013 mit großem Erfolg durch-          Umrandet wurde der neu entstandene Garten
geführt. Ziel dieser Workshop-Woche war es, mit           durch mehrere Sitzmöglichkeiten. In Form von
ersten Baumaßnahmen zu starten, die einzelnen             Grassofas und darauf befestigten Europaletten
Bereiche im Garten anzulegen und durch ge-                sollten diese Besucher zum gemütlichen Sitzen
meinsames Arbeiten mit den Akteuren den noch              und Entspannen einladen.
losen Zusammenhalt zu stärken. Weiterhin sollten
durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit weitere        Die geplante Obstwiese wurde noch nicht umge-
Akteure gefunden werden. Da die finanziellen              setzt , sondern ist als Freifläche geplant, um eine
Mittel beschränkt waren, musste auf kostengün-            eventuelle spätere Planung berücksichtigen zu
stige und recycelte Materialien zurückgegriffen           können. Der Treffpunkt mit dem Bühnenbereich
werden. So wurde der Sand aus dem temporären              ist durch eine längs ausgerichtete Bühne gekenn-
Hochwasserschutz der Spree für die Gestaltung             zeichnet, welche sich zur Platzmitte positioniert.
genutzt, gebrauchte Holzpaletten zu Möbeln um-            Unterteilt in zwei Abschnitte, bietet die eine
gebaut und Autoreifen als Sitz- und Spielgeräte           ebene Seite Platz für künstlerische oder tänzeri-
umgenutzt.                                                sche Darbietungen. Die andere Seite weist eine
                                                          Höhenstaffelung auf, die als Sitzmöglichkeit konzi-
                                                          piert ist und im vorderen Bereich außerdem einen

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Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg   Re-Cycle             10

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Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg                     24
Tresen aus Paletten bietet. Hinter der Bühne              Termine über die Weiterführung des Gartens
wurden in einem Halbkreis alte Autoreifen positio-        mit schon bestehenden und eventuellen neuen
niert, um neue Sitzgelegenheiten zu ermöglichen.          Akteuren (Volkssolidarität, Kindergarten...) vor-
Im vorderen Bereich der Plattform ist ein weiterer        bereitet und erörtert. Geklärt werden musste die
Halbkreis mit farblicher Abgrenzung durch Rinden-         Übergabe des „Mit- Mach- Gartens“ in Sandow,
mulch ausgelegt.                                          da das Forschungsprojekt im Juli 2014 zu Ende
                                                          geht. Verantwortlich für dieses Treffen waren Frau
Während der Ausführung erhielt das Projekt viel           Wichmann und Frau Hartmann von der Freiwilli-
Unterstützung von Akteuren und konnte dabei               genagentur Cottbus. In dieser Zeit gründete das
sogar noch weitere Unterstützer erreichen. Schü-          Evangelische Gymnasium unter der Leitung von
ler und Schülerinnen vom Evangelischen Gym-               Frau Gertz eine Natur -AG, um den Garten in den
nasium unterstützten die Gartentätigkeiten. Das           Schulunterricht zu integrieren und die Pflege die-
Jugend- und Begegnungszentrum Sandowkahn                  ser Fläche gleichzeitig mit einzubeziehen.
bot nicht nur die Lagerung der Geräte an, sondern         Nachdem der Garten positiv angenommen wur-
auch die Nutzung Ihrer eigenen Geräte, wie z.B.           de, entstanden trotzdem nach einiger Zeit Proble-
Gießkannen zur Bewässerung der Pflanzen. Im               me des mutwilligen Vandalismus. Das Trampolin
Bereich Treffpunkt / Bühne half die Christliche           wurde zerschnitten, die Befestigung der Flöße
Gemeinde Sachsendorf, die durch Zeitungsarti-             zerstört, sodass sie davon trieben und die Pflan-
kel in der Lausitzer Rundschau auf das Projekt            zen im Gartenbereich wurden entfernt. Diese
aufmerksam machte. Vielen freiwilligen Helfern            Probleme konnten aber behoben werden.
verdankt diese Mit-Mach-Aktion die rechtzeitige
Fertigstellung der Bauphasen in allen Bereichen.          In der Workshopwoche “Tanz Mit“ trafen die
Abschließend fand ein gemeinsames Grillfest mit           Tänzer und der Choreograph aus Italien ein, um
allen beteiligten Personen und ein Tanzprojekt mit        eine Choreographie zusammen mit den Studen-
den italienischen Choreographen statt. Neben der          ten vorzubereiten und einzuüben. Die Tanz- und
Vorstellung aller Teilbereiche konnten auch weite-        Videoperformance diente als offizielle Abschlus-
re Kontakte geknüpft werden. Die Areale wurden            sveranstaltung des Forschungsprojektes und als
von den Anwohnern und Besuchern mit großem                Übergabe des Projektes an die Akteure vor Ort.
Interesse verfolgt. Besonders das Trampolin               Die Abschlussveranstaltung fand an zwei Tagen
und die Bühne fanden bei den Kindern großen               statt. Am Freitag, dem 11.10, wurde die Choreo-
Anklang. Der Bürgerverein Sandow bot an, das              graphie im Jugend- und Begegnungszentrum
Badefest mit der Fläche und der vorhandenen               Sandowkahn und auf der Gartenfläche uraufge-
Badestelle von Sandow zu kombinieren. Dieser              führt. Bei dieser symbolischen Übergabe waren
Workshop wurde medial durch das Fernsehen                 auch die Akteure und Anwohner mit vor Ort. Am
und die Zeitung begleitet, um so weitere Inter-           darauffolgenden Samstag wurde die Performance
essenten zu finden und die Entwicklungsschritte           in Kooperation mit der „Nacht der Kreativen
festzuhalten.                                             Köpfe“ in Cottbus auf dem Campus Sachsendorf
                                                          der BTU Cottbus – Senftenberg ein weiteres Mal
In der nächsten Phase „to harvest„ war die vor-           aufgeführt. Durch diese zusätzliche Veranstaltung
erst letzte Aktion „Tanz Mit“ geplant. Diese fand         sollten auch die Hochschulöffentlichkeit über das
vom 07.10 – 12.10. 2013 statt. Gleichzeitig wurden        Projekt informiert und Akteure aus dem Hoch-

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schulbereich für die Weiterführung des Projekts            2014 einen Wohnwagen auf dem Gelände aufstel-
     gewonnen werden.                                           len.

     Die aktuelle Phase „to continue“ begann am                 Da der Nutzungsvertrag der BTU mit der Stadt
     07.10.2013. Studenten des Studiengangs Architek-           Cottbus im Juli 2014 ausläuft, haben erste Ge-
     tur der BTU werteten die bisherigen Ereignisse             spräche mit der Stadtverwaltung über die Wei-
     des Forschungsprojektes in Cottbus aus. Parallel           ternutzung des Mit-Mach-Gartens stattgefunden.
     dazu wurden europaweit gleichartige Rekultivie-            Eine mittelfristige Zeitperspektive und die aktive
     rungsprojekte untersucht, die den Kriterien des            Einbindung der Stadt in das Projekt ist eine we-
     urban-gardening entsprechen. Beispiele in Spa-             sentliche Voraussetzung für das Gelingen des
     nien, Frankreich, Polen und auf nationaler Ebene           Projektes.
     in Berlin und Leipzig zeigen deutlich die aktuellen
     positiven Tendenzen der sozialen oder wirtschaft-          Die bisherigen Akteure der BTU nehmen in Zu-
     lichen Projekte. Die vergleichende Untersuchung            kunft eine betreuende Rolle ein und planen eine
     zeigt unterschiedliche Vorgehensweisen und                 weitere Kooperation mit dem Studiengang Sozi-
     Projektstrukturen auf, die uns helfen können, eine         ale Arbeit sowie dem Institut für Neue Industrie-
     eigene, nachhaltige Akteursorganisation aufzu-             kultur e.V. INIK. Nach der Winterpause wird eine
     bauen.                                                     Auftaktveranstaltung stattfinden, mit der die neue
                                                                Pflanz- und Spielperiode eröffnet wird. Zugleich
     Die Akteure des „Mit-Mach-Gartens“ treffen                 soll es der Startschuss sein für die Reorganisation
     sich regelmäßig, um die begonnene Aktivität                des Projektes nach Ende des EU-Forschungspro-
     fortzuführen. Alle Akteure sind bereit, das Projekt        jektes.
     weiterzuführen und gleichzeitig die Strukturen
     neu zu ordnen. Die Akteure wollen sich in einer
     Arbeitsgemeinschaft organisieren. Der bisher
     unterstützende Bürgerverein Sandow e.V. könnte
     die Arbeitsgemeinschaft leiten und koordinieren.
     Durch den Wegzug des Jugend- und Begeg-
     nungszentrums

     „Sandowkahn“ besteht zurzeit keine Möglichkeit,
     die nahe liegenden Räumlichkeiten zu nutzen. Der
     Bürgerverein Sandow hat bei der Stadt Cottbus
     ein Übernahmeangebot für das Gebäude einge-
     reicht. Eine feste Unterkunft wäre für den Erfolg
     des Projektes sehr hilfreich. Das Evangelische
     Gymnasium übernimmt mit der eigens gegrün-
     deten Natur -AG die Pflege und Bepflanzung des
     Gartens. Die Christliche Gemeinde möchte für die
     Jugendlichen mit regelmäßigen Veranstaltungen
     eine Begegnungsstätte anbieten und im Frühjahr

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Phase 5 - to contine

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Interview mit Dirk Schimanski &
     David Schott (Kirchliche Gemeinde San-
     dow Hoffnungsdienst e.V. Cottbus, Vorsitzender
     Dirk Schimanski)

     1.) Wodurch sind Sie auf das Projekt aufmerksam            Zunächst Sandower Berater und mutmachender
     geworden?                                                  Förderer der Ideen.
                                                                Inzwischen möchten wir geschlossen als christli-
     Durch Zeitungsberichte Ende April / Juli 2013              che Initiative, im Rahmen unserer Möglichkeiten,
     aufmerksam geworden, schaute sich Dirk Schi-               mitgestalten und uns weiter vernetzen, zum Woh-
     manski (Diakon der Initiative Kirche in Sandow             le der Sandower Bürger (speziell Familien) und
     - anders denken) vor seiner Café-Sprechzeit die            zur Aufwertung des Umfeldes.
     Projektentwicklung an und freute sich über die
     engagierten Studenten/Innen, schwerstarbeitend             4.) Was ist aus Ihrer Sicht bis zum heutigen Tag
     an einem der heißesten Tage des Jahres. Im                 gut gelungen und wie bewerten Sie das Projekt?
     Anschluss überraschte er sie mit „Cola für alle“
     und erfuhr mehr über das Projekt, die Pläne und            Die Zusammenarbeit mit den Medien (Zeitung,
     die Beteiligten. Er konnte seinen 14jährigen Sohn          Radio, TV) läuft ausgezeichnet. Der Einsatz und
     begeistern, beide unterstützten dann handwerk-             die Motivation an den Aktionstagen war hervor-
     lich die Projektwoche und besuchten als Familie            ragend. Die Brachfläche erlebte eine interessante
     das Abschlussfest.                                         Aufwertung und das Projekt brachte Gesprächs-
                                                                stoff und Vernetzungsmöglichkeiten.
     2.) Was hat Sie motiviert, sich an dem Projekt zu
     beteiligen?                                                5.) Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie
                                                                für das Projekt?
     Ehrlich gesagt, war es zunächst Mitleid. Das
     überwiegend weibliche Studententeam brauchte               Es wäre schön, wenn das Projekt noch weiterhin
     MANN-Power. Zunehmend fanden wir die Idee                  studentisch begleitet werden könnte, vielleicht in
     des offenen Begegnungsraumes in Sandow inter-              Zusammenarbeit mit der sozialen Arbeit, zur Fe-
     essant, wie auch die Vernetzung mit Bürgern und            stigung und Sicherung des Bestands, Förderung
     Institutionen. So etwas möchten wir gerne unter-           des Miteinanders und als rechtlich-organisatori-
     stützen. Dirk Schimanski besprach sich mit sei-            scher Rahmen.
     nem Kollegen David Schott (Diakon der Initiative
     Christen nebenan). Sie waren sich einig. Hier gibt
     es möglichweise auch Entfaltungsraum für die
     christlichen Pfadfinder und das Mobile-Treffpunkt-
     Projekt.

     3.) Welche Position haben Sie bei diesem Projekt
     bezogen?

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Phase 5 - to contine

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Interview mit Anja Gertz (Lehrerin                        5.) Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie
                                                          für das Projekt?
am evangelischen Gymnasium - Cottbus)

                                                          Dass sich der Mitmachgarten als feste Größe im
1.) Wodurch sind Sie auf das Projekt aufmerksam
                                                          Stadtteil etabliert und von den Anwohnern ange-
geworden?
                                                          nommen wird.

Ich persönlich zum ersten Mal in der Zeitung,
dann aber natürlich in der Schule. Frau Sobotta hat
sich ja sehr engagiert um das Projekt gekümmert.
Die Schule hat über die Studenten von dem Pro-
jekt erfahren.

2.) Was hat Sie motiviert, sich an dem Projekt zu
beteiligen?

Ich finde die Idee hervorragend, da ich sehr in-
teressiert bin an alternativen und innovativen
Formen des Miteinanders. Und da ich die AG -Na-
tur an unserer Schule übernommen habe, führte
eins unweigerlich zum anderen. Die Schule hat
Interesse an einem Generationen verbindenden
Projekt. Außerdem fanden wir es spannend, weil
es unmittelbar in unsere Nähe ist.

3.) Welche Position haben Sie bei diesem Projekt
bezogen?

Mit der AG -Natur der evangelischen Schule Cott-
bus – Gymnasium nutzen wir den Mitmachgarten,
um Kräuter zu pflanzen und zu ernten und Wild-
kräuter zu bestimmen und zu ernten. Wir haben
auch schon Blumen und Ziersträucher gepflanzt
– wir machen also einfach mit.

4.) Was ist aus Ihrer Sicht bis zum heutigen Tag
gut gelungen und wie bewerten Sie das Projekt?

Gelungen ist der Projektauftakt, denke ich. Ich bin
gespannt, ob sich die Idee auch nachhaltig umset-
zen lässt.

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Interview mit Roland Schöpe
(Vorsitzender Bürgerverein Sandow e.V.)

1.) Wodurch sind Sie auf das Projekt aufmerksam
                                                           für die Jugend- und Freizeitarbeit für den Standort
geworden?
                                                           auf den Plan gerufen (Pfadfinder, Freiwilligen-
                                                           agentur).
Durch direkte Ansprache in Vorbereitung auf die
Verteidigung des Projektes im Rahmen des Wett-
                                                           5.) Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie
bewerbes.
                                                           für das Projekt?

2.) Was hat Sie motiviert, sich an dem Projekt zu
                                                           Breite Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit für
beteiligen?
                                                           den Stadtteil wären wünschenswert, erste po-
                                                           sitive Ansätze bei der Beteiligung scheinen aber
Durch die direkte Lage des Projektes im Stadtteil
                                                           leider wieder abzuebben.
Sandow und die vorherige teilweise Nutzung der
                                                           Potente Partner, hier sehe ich das evangelische
Flächen durch den Bürgerverein, die durch den
                                                           Gymnasium als langfristigen Partner, scheinen
Verein bereits geschaffenen Bedingungen vor Ort:
                                                           notwendig, bürgerschaftliche Beteiligung allein
Beräumung und Anlage (Volleyballfeld) und die
                                                           nicht ausreichend.
angrenzende Lage an die Badestelle bietet sich
                                                           Ich wünsche dennoch ein Überleben des Projek-
ein vernetztes Wirken vor Ort direkt an.
                                                           tes über den Finanzierungszeitraum hinaus, ein
                                                           kreativer Ort für kreatives Handeln an der Spree
                                                           in Sandow.
3.) Welche Position haben Sie bei diesem Projekt
bezogen?

Keine direkte, ich habe das Projekt nur sporadisch
begleitet. Ich habe in Beratungen mit der Stadt
die positiven Ansätze (Aktivität und Beteiligung)
gewürdigt und gleichzeitig auf Schwachpunkte
hingewiesen (Gartenprojekt ohne Wasserversor-
gung, offene Sicherheitsfragen im Umgang mit
Spielgeräten etc.)

4.) Was ist aus Ihrer Sicht bis zum heutigen Tag
gut gelungen und wie bewerten Sie das Projekt?

Das Projekt hat Formen des freien und kreativen
Spiels geschaffen, hat Gespräche um Flächennut-
zungen erneut angeregt und neue Interessenten

Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg                           32
Interview mit Katrin Löwa (Stadt-
     verwaltung Cottbus)

                                                                4.) Was ist aus Ihrer Sicht bis zum heutigen Tag
     1.) Wodurch sind Sie auf das Projekt aufmerksam
                                                                gut gelungen und wie bewerten Sie das Projekt?
     geworden?

                                                                Es ist sehr positiv zu bewerten, dass durch die
     Studenten der damaligen Hochschule Lausitz,
                                                                Initiative der Studenten eine bislang brach lie-
     jetzt BTU Cottbus/Senftenberg wandten sich An-
                                                                gende Fläche aktiviert und in Besitz genommen
     fang 2013 an die Stadt wegen der Bitte um Unter-
                                                                werden konnte. Neben zahlreich eingebrachten
     stützung für ein Projekt am Ostrower Platz.
                                                                Eigenleistungen ist es den Studenten gelungen,
     Ich wurde seitens der Stadtverwaltung Cottbus
                                                                auch andere Partner zum Mitmachen zu bewe-
     als Ansprechpartnerin benannt. Nachdem durch
                                                                gen. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn
     die internationale Jury das Projekt in Sandow für
                                                                sich noch mehr Bürger (direkte Anwohner) mit
     eine Weiterführung ausgewählt wurde, begleitete
                                                                eingebracht hätten.
     die Stadtverwaltung Cottbus auch das Vorhaben
                                                                Die zeitweise aufgetretenen Probleme hinsicht-
     des Mit-Mach-Gartens.
                                                                lich der Ordnung und der Verkehrssicherung wur-
                                                                den nach entsprechenden Hinweisen der Verwal-
     2.) Was hat Sie motiviert sich an dem Projekt zu
                                                                tung zeitnah durch die Studenten behoben.
     beteiligen?

                                                                5.) Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie
     Die Stadtverwaltung ist stets an einer guten
                                                                für das Projekt?
     Zusammenarbeit mit der BTU interessiert. Eine
     Unterstützung studentischer Maßnahmen erfolgt
                                                                Die Nutzungsvereinbarung für die Inanspruchnah-
     regelmäßig, besonders gern auch, wenn Cottbus
                                                                me der Fläche durch die Studenten endet zum
     im internationalen Zusammenhang erwähnt wird
                                                                01.07.2014. Unter der Voraussetzung, dass es
     und profitiert.
                                                                gelingt, durch die Studenten einen der Partner zur
                                                                Weiterführung des Projektes in Eigenverantwor-
     3.) Welche Position haben Sie bei diesem Projekt
                                                                tung zu gewinnen, ist auch eine Verlängerung der
     bezogen?
                                                                Nutzungsvereinbarung denkbar.
                                                                Ich wünsche dem Projekt, dass die Weiterführung
     Wie bereits unter Punkt 1 erwähnt, war ich die
                                                                abgesichert werden kann. Anderweitig müsste
     Ansprechpartnerin für die Studentengruppe in
                                                                nach Ablauf der Frist ein Rückbau der errichteten
     der Stadtverwaltung und habe die Fragen und
                                                                Elemente erfolgen.
     Belange der Studenten an die einzubeziehenden
     Fachbereiche herangetragen und versucht, zu
     klären. Dazu führte ich mehrere Beratungen und
     Abstimmungen mit Vertretern der Fachbereiche
     Immobilien und Grün-und Verkehrsflächen speziell
     zur Thematik der Grundstücksinanspruchnahme
     durch.

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Phase 1 - to dig                                                Phase 2 - to seed

Phase 4 - to harvest                                                          Phase 3 - to

                                         Phase 5 - to contine

 Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg            34
Deutschland
     Leipzig Querbeet

     Im Leipziger Osten befindet sich in der Hermann            ten oder kompostieren und ihr Bewusstsein für
     - Liebermann Straße seit März 2012 ein Gemein-             die Umwelt sowie den ökologischen Anbau sen-
     schaftsgarten auf einer großen Brachfläche. Ge-            sibilisieren.
     gründet von drei Studierenden ist hier nicht nur
     ein Nutzgarten entstanden, sondern auch ein Ort            Es werden mit Schulen und Kindergärten Koope-
     der Auseinandersetzung mit relevanten Themen               rationen und Patenschaften zum gemeinsamen
     aus Politik, Umwelt und Integration.                       Nutzen getroffen. So können die Kinder ein gan-
                                                                zes Jahr und darüber hinaus beim Gärtnern be-
     Durch das „Freiraum – Portal“ der Stadt Leipzig            gleitet werden. Das Projekt erhielt den Leipziger
     erhielt die Initiative ein Grundstück von 5.400 m²         Agenda Preis 2012 in der Kategorie Jugendobjek-
     zur Zwischennutzung. In diesem Portal stellen              te und gilt somit als neues vorbildhaftes Konzept.
     Eigentümer der Stadt Leipzig Brachflächen zur
     temporären Nutzung zur Verfügung. Viele Unter-             Mobilität und Offenheit sind die Wesensmerk-
     stützer und Sponsoren, vor allem das EU - Projekt          male dieses Projektes. Alle Beete sind schnell
     „Jugend in Aktion“, „Mühlstraße 14 e.V.“, „HOKO            abbaubar, z.B. Kräutertöpfe aus alten Rohren so-
     Immobilien und Beratungsgesellschaft mbH                   wie mobile Hochbeete und sie können an anderer
     Mölbis“ oder die Kulturstiftung des Freistaates            Stelle wieder genutzt werden. Sogar die Kom-
     Sachsen, ermöglichen so einen Ort der Begeg-               posttoilette ist ohne weitere Probleme versetzbar.
     nung zwischen Mensch und Natur im städtischen              So musste das junge Projekt schon nach dem
     Raum.                                                      ersten Jahr umziehen, da auf diesem Areal eine
                                                                Kindertagesstätte gebaut wird. Jetzt besitzt die
     Das Programm versucht in einem gemeinsamen                 Initiative zwei neue Grundstücke mit jeweils 700
     Aushandlungs- und Lernprozess eine oder mehre-             m² in der Neustädter Straße und auf dem Bern-
     re Brachen urbar zu machen und zum Grünen zu               hardiplatz. Unter dem Motto „Für mehr Nutzbares
     bringen. Es sollen im kleinen Rahmen die Flächen           Grün in Leipzig“ veranstalteten die Beteiligten
     sinnvoll genutzt und belebt werden.                        ein großes Umzugsfest als Demonstrationszug
      Im Vordergrund steht vor allem die Möglichkeit,           und gleichzeitig Erntedankfest. Sie zogen durch
     Gestaltungsraum zu schaffen für die Anwohner               den Leipziger Osten, stellten Kübel- und Toma-
     aller Schichten. Besonderes Augenmerk gilt sozial          tenpflanzen ab oder schenkten diese Passanten.
     schwachen Familien und Menschen mit Migrati-               Damit möchte die Initiative auch andere Stadtteile
     onshintergrund.                                            animieren, sich um mehr freie Räume in Leipzig
                                                                zu bemühen und somit kulturelle und grüne Rück-
     Langfristig möchte die Initiative, dass Anwohner           zugsorte inmitten der Stadt zu schaffen.
     aktiv Brachflächen gestalten, dass sie säen, ern-

35                           Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg
Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg   36
Für die nächsten drei Jahre braucht das junge
Team nicht umzuziehen, aber eine längerfristi-
ge Planung gibt es in naher Zukunft nicht. Eine
Organisationsstruktur ist nicht im direkten Sinn
vorhanden. Zwar existiert ein fester Kern von
acht Leuten, doch jeder darf sich einbringen und
demokratisch mitbestimmen. Alles soll zu einem
Gemeinsamen beitragen und Diskussionen erzeu-
gen.

Ob das Geerntete mit nach Hause genommen
wird, in einer gemeinsamen Küche gekocht oder
sogar einem gemeinnützigen Zweck zugeführt
wird, entscheiden die Gärtner (Nutzer) vor Ort.
Der Profit steht nicht im Vordergrund.
Finanziell ist die Initiative auf Fördermittel, Spen-
den oder Einnahmen aus den Veranstaltungen
angewiesen.

Auch die neuen Gärten sind wieder für Jeder-
mann dienstags, donnerstags und sonnabends
offen und nutzbar.Viele Veranstaltungen mit Mu-
sik, Freilichtkino oder Workshops zum Gärtnern
wurden in der Vergangenheit durchgeführt und
werden auch in naher Zukunft wieder Publikum
auf die einstigen Brachflächen führen.

Trotz der temporären Nutzung der Flächen und
ohne langfristige Planung ist durch die sehr offene
Struktur hier ein höchst positives und lebendiges
Projekt entstanden, das sich immer größerer Be-
liebtheit erfreut.

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Phase 1 - to dig                                                  Phase 2 - to seed

     Phase 4 - to harvest                                                           Phase 3 - to

                                               Phase 5 - to contine

Mit - Mach! Garten Institut für Neue Industriekultur / BTU Cottbus - Senftenberg                   38
Deutschland
     Berlin EMMAS Hoftour

     Emmas Hoftour ist ein mobiles Partizipations-              barschaftsfeste etc.). Die Themen sind weit gefä-
     projekt, das von der Architektengruppe raumla-             chert, so ist Emma mal ein Fußballplatz oder aber
     borberlin 2011 für Genf entwickelt wurde. 2012             auch mal eine Küche oder DJ-Pult. Es ist für jeden
     nahm das Quartiermanagement Mariannenplatz                 etwas dabei. Mit Emma kann man viele Men-
     in Berlin Kreuzberg die Idee auf und entwickelte           schen an einem Tisch versammeln.
     gemeinsam mit raumlaborberlin ein Emmas-Hof-
     tour-Projekt im Rahmen des Programms „Soziale              Viele Menschen und Vereine, aber auch Schulen
     Stadt“ für den Kiez.                                       haben das Projekt unterstützt und mit ins Leben
                                                                gerufen. Die Unterstützung der Nachbarschaft
     Seit 1999 arbeitet das raumlabor (8 ausgebildete           und jedes einzelnen Sponsors ist deutlich zu
     Architekten, die sich zu einer kollektiven Netz-           spüren. Interessierte Anwohner werden in die
     werkstruktur zusammengefunden haben) ausge-                Vorbereitung der Aktionen mit einbezogen und
     hend von Berlin an den Schnittstellen zwischen             können diese mitprägen. Zu den einzelnen Aktio-
     Architektur, Stadtplanung, Kunst und Intervention.         nen werden Spezialisten aus dem Quartier wie
     Sie adressieren in ihrer Arbeit Raum, Stadt und            auch von außerhalb eingeladen. Emma ist eine
     Stadtbau als kulturelles Projekt und als Prozess.          Informationsplattform für Jedermann. Selbst die
     Für jedes Projekt bilden sie ein maßgeschneider-           Institutionen und Akteure im Quartier bekommen
     tes Expertenteam. Stadtbewohner sind für sie               die Möglichkei ,sich vorzustellen und somit ist
     ebenso Spezialisten, denn keiner kennt sich so             Emma für alle ein rundum gelungenes Projekt.
     gut mit der jeweiligen Situation aus wie diejeni-
     gen, die tagaus, tagein mit diesen Orten umge-             So war es auch für die Anwohner im Quartier, die
     hen müssen.                                                zwei Jahr an Emma gebaut haben. Sie lässt sich
                                                                problemlos und aus einfachen Materialien zusam-
     Emma ist ein mobiler Aktivator in Form einer fahr-         men bauen und kann jeder Zeit erweitert werden.
     baren langen Tafel mit verschiedenen zusätzlichen          Es gab keine große finanzielle Unterstützung der
     Funktionen. Sie kann in kurzer Zeit aus alten Palet-       Stadt Berlin für das Projekt Emmas Hoftour. So-
     ten oder Ähnlichem gebaut werden und lässt sich            mit wurde Emma zum größten Teil von Spenden
     nach Bedarf erweitern. Emma zog mit verschiede-            finanziert. Emma ist derzeit im Café Muskat ein-
     nen Themen im Quartier von Innenhof zu Innen-              gelagert und kann jeder Zeit für Aktionen wieder
     hof, erreichte so möglichst viele Menschen aus             genutzt werden.
     den unterschiedlichsten kulturellen und sozialen
     Gegensätzen und bildete den Ausgangspunkt für              Das Team Raumlabor ist direkt im Kiez und hat so
     insgesamt sieben Events (Collective Cooking,               die Möglichkeit, die Wünsche und Veränderungen
     Fußballparcour, verschiedene Workshops, Nach-              der Anwohner direkt zu spüren und umzusetzen.

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