Digital.Trend.Studie Die Post Smartphone Ära - Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren? - Die Post Smartphone-Ära PDF

Die Seite wird erstellt Nicklas Ehlers
 
WEITER LESEN
Digital.Trend.Studie Die Post Smartphone Ära - Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren? - Die Post Smartphone-Ära PDF
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

     Digital.Trend.Studie
     Die Post Smartphone Ära

                                                                                           Foto: kentoh – adobestock
     Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren?

      DBGmbH
DB Systel Systel   GmbH
             | Digital        | Digital
                       Foresight | Mai 2020 Foresight   | Mai 2020                     1
Digital.Trend.Studie Die Post Smartphone Ära - Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren? - Die Post Smartphone-Ära PDF
Einführung ..............................................................................................3
Zusammenfassung ..................................................................................7
Post Smartphone 2030 .........................................................................14
Marktumfeld .........................................................................................22
Impulse .................................................................................................31
Anhang ..................................................................................................42
Digital.Trend.Studie Die Post Smartphone Ära - Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren? - Die Post Smartphone-Ära PDF
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

      Einführung
      Zitate führender Vorreiter der Digitalisierung ....................................................................................... 4

                                                                                                                                                             Foto: kentoh – adobestock
      Auf ein Wort vor dem Vorwort .............................................................................................................. 5
      Herzlich Willkommen,… ........................................................................................................................ 6

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                            3
Digital.Trend.Studie Die Post Smartphone Ära - Wie werden wir zukünftig miteinander arbeiten und kommunizieren? - Die Post Smartphone-Ära PDF
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Zitate führender Vorreiter der Digitalisierung

“…The technology platform of the 2010s was the mobile phone. The platform of the 2000s before that was about the web, and the 1990s
was the desktop computer. Each computing platform becomes more ubiquitously accessible and natural for us [….] at some point in the 2020s,
we will get breakthrough augmented reality glasses that will redefine our relationship with technology…”
Mark Zuckerberg | Facebook |  Blogpost auf Facebook | Januar 2020

“…[The] previous 10 years, it was an era of the smartphone. From this year, maybe a new era is opening because of the emergence of the Internet
of Things, 5G, AI, and all these technologies mingling together. The new era is in front of us…“
Koh Dong-jin | ehemals Samsung |  auf ZDNet | August 2019

“This is the reason I’m so excited about it. You rarely have a new technology where business and consumer both see it as key to them.
So I think the answer is that’s the reason that I think it’s [Augmented Reality] going to pervade your life.“
Tim Cook | Apple | zitiert auf  VR Focus | Januar 2020

“Bots are the new apps,” said Nadella during a nearly three-hour keynote here that sketched a vision for the way humans will interact with
machines. “People-to-people conversations, people-to-digital assistants, people-to-bots and even digital assistants-to-bots. That’s the world you’re
going to get to see in the years to come. “
Satya Nadella | Microsoft | zitiert auf  USAToday | März 2016

Wir haben die Zitate bewusst im englischen Original belassen.
Der Rest der Studie wurde bis auf die üblichen Anglizismen in Deutsch verfasst.
Einige weiterführende Hyperlinks im Text verweisen allerdings auch auf englische Originalartikel.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                          4
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Auf ein Wort vor dem Vorwort

Ein Großteil dieser Digital.Trend.Studie ist unter den Eindrücken der Covid-19 Pandemie im Homeoffice und in Online-Meetings entstanden.
Auch wenn an der ein oder anderen Stelle der persönliche Kontakt und Austausch gefehlt hat, konnten wir unser verteiltes Wissen,
die unterschiedlichen Impulse und Eindrücke sehr gut einfließen lassen und für Sie verarbeiten.
Leider ist unsere Kristallkugel noch nicht so scharf gestellt, dass wir die Zukunft in der Zeit nach der Pandemie detailliert vorhersagen können.
Mit aller Wahrscheinlichkeit werden es aufgrund der wirtschaftlichen Verwerfungen einige der vorgestellten Unternehmen und Startups schwer
haben. Wir glauben allerdings daran, dass viele der präsentierten Ideen weiterentwickelt und zur Marktreife gebracht werden.
Auch sind wir davon überzeugt, dass in der aktuellen Lage die Akzeptanz von verteiltem Arbeiten und Webmeetings zugenommen hat, auch wenn
sie den persönlichen Austausch bei einer Tasse Kaffee nie ersetzen werden. Virtuelle Meetings werden sich durch Mixed Reality, Holographie und
die zunehmende Leistungsfähigkeit und Miniaturisierung der Hardware einem echten Erlebnis annähern, auch wenn der Kaffeeduft sehr wahr-
scheinlich auf den digitalen Kanälen zunächst nicht weitergegeben wird. Die Post Smartphone Ära ist damit aus unserer Sicht aktueller als noch vor
wenigen Wochen.

Ihr Digital Foresight Team im April 2020

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                       5
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Herzlich Willkommen,…
…zu unserer Digital.Trend.Studie „Die Post Smartphone Ära“!

Wie Sie den vorangegangenen Zitaten entnehmen können, werfen bereits bekannte Technologien an der Mensch-Maschine-Schnittstelle ihre
Schatten voraus. Unsere natürliche Form zu kommunizieren war schon immer die menschliche Sprache, gestützt durch Mimik und Gestik, eine
Erklärung, warum Spracherkennung über intelligente Lautsprecher, wie Amazon Echo, eine zunehmende Ausbreitung erleben. Auch in das Empfan-
gen von visuellen Informationen in unserem natürlichen Sehfeld werden große Erwartungen gesetzt, was nicht zuletzt in den Zitaten von Mark
Zuckerberg oder Tim Cook zu Augmented Reality zum Ausdruck kommt. Unseren vollen Fokus auf eine Glasplatte zu legen, über Wischgesten und
Tastaturen zu kommunizieren entspricht nicht unserer natürlichen Art zu interagieren.

Unsere These: Mit der technischen Verfügbarkeit von immer kleiner und intelligenter werdender Hardware, der Verbesserung von Künstlicher
Intelligenz und damit des Verstehens von Sprache und Bildern durch Software sowie immer leistungsfähigeren mobilen Netzwerken, wird das
Smartphone zunehmend an Bedeutung verlieren. Auch wenn sich das Format leicht geändert hat, so folgen wir dennoch dem gewohnten Aufbau
unserer Digital.Trend.Studien. Im ersten Teil finden Sie eine Übersicht der zusammenwirkenden Technologien, unsere Kernerkenntnisse und der
sich daraus ergebenden Chancen und Risiken. Im zweiten Teil werden wir Sie zunächst auf eine Reise in das Jahr 2030 mitnehmen. Wie könnte
sich unser Alltag in der Post Smartphone Welt gestalten? In einem Gastbeitrag werden die Innovationskollegen von Ströer einen Geschäftsreisen-
den einen Tag lang begleiten.
Danach werden wir in Teilaspekte wie Augmented Reality oder Conversational AI vertiefend eintauchen, bevor wir den Blick nach Außen richten und
Ihnen spannende Firmen und Anwendungsbeispiele vorstellen. Auch bei der Deutschen Bahn werden diese Technologien an der ein oder anderen
Stelle schon eingesetzt, die wir für Sie, soweit uns bekannt, im Anhang aufgelistet haben. Dort finden Sie auch unser Trendporträt „Human Immer-
sion“ aus dem letzten Digital.Trend.Radar, da sich die Post Smartphone Ära primär an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine auswirkt.
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei den vielen Experten bedanken, die uns bei der Erstellung der Studie unterstützt haben.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und inspirierende Lektüre und freue mich auf Ihr Feedback,

Christian Kolarsch | Team Digital Foresight
DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                    6
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

      Zusammenfassung
      Übersicht über den Post Smartphone Kosmos ....................................................................................... 8

                                                                                                                                                               Foto: kentoh – adobestock
      Thesen zur Zukunft des Smartphones ................................................................................................... 9
      Kernergebnisse und Empfehlungen ..................................................................................................... 11
      Chancen und Risiken ........................................................................................................................... 13

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                              7
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Übersicht über den Post Smartphone Kosmos

In der untenstehenden Abbildung geben wir Ihnen einen Überblick über Geräte, Infrastruktur und Netzwerke, die in ihrem Zusammenspiel die
Post Smartphone Ära prägen werden. Dabei können wir zwischen Geräten unterscheiden, die wir mit und an uns tragen (Gadget Based HMI 1 ,
kurz- bis mittelfristige Perspektive) und Geräten, die uns eine geräteunabhängige Interaktion im öffentlichen Raum ermöglichen (Non-Gadget
Based HMI 2 , eher langfristige Perspektive).
Im Hintergrund arbeiten immer intelligenter werdende Systeme (Backbone Information Layers 3 ), die in der Lage sind, Sprache in Echtzeit zu
erkennen, in den richtigen Kontext zu setzen und uns Informationen zurückzugeben. Dazu bedarf es sehr leistungsfähiger und responsiver Netz-
werke (Next Gen Networks 4 ) wie bspw. 5G. Unabhängig davon, ob wir über eigene Hardware oder im öffentlichen Raum verbauten Komponen-
ten interagieren, bedarf es einer sicheren, eindeutigen und persönlichen Authentifizierung (Personal Authorization 5 ).

                                                                        Gadget basierte Komponenten
                                                                         6    AR Glasses and Lenses: Informationen bekommen wir über
                                                                              smarte Brillen oder Linsen in unser natürliches Sehfeld eingeblendet.
                                                                         7    Conversational AI: Informationsaufnahme und -ausspielung er-
                                                                              folgt über smarte Lautsprecher oder Miniaturkopfhörer mit inte-
                                                                              grierten hochsensiblen Mikrophonen.
                                                                         8    Wearables and Smartwatches: Körpernahe Gadgets ermöglichen
                                                                              Interaktionen über Sprachschnittstelle, haptisches Feedback oder
                                                                              Gestensteuerung.
                                                                         9    Brain and Neuro Interfaces: Gedankensteuerung oder
                                                                              Brain-Machine-Interfaces werden kommerziell nutzbar.

                                                                        Non Gadget basierte Komponenten
                                                                         10   Public Displays and Projection: Personalisierte, kontextbasierte
                                                                              Informationen werden in unser Sichtfeld projiziert oder über im
                                                                              Raum verbauten Displays ausgespielt.
                                                                         11   Accoustics: Über auf unsere Stimme und Position ausgerichtete
                                                                              Mikrophone können wir Informationen teilen. Über nur für uns
                                                                              hörbare Schallwellen empfangen wir Informationen.
                                                                         12   Motion Control: Eine Steuerung erfolgt über Gesten oder
                                                                              augmentierte Menüstrukturen.
DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                         8
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Thesen zur Zukunft des Smartphones

Diese Trendstudie trägt den provokanten Titel „Die Post Smartphone Ära“. Doch wie schnell werden wir auf das Smartphone verzichten können?
Wann werden die zuvor vorgestellten Komponenten verfügbar sein und bestens zusammenspielen? Diese Fragen können auch wir nicht vollum-
fänglich beantworten. Wir stellen dennoch auf Basis der im Rahmen dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse und unserer Trenderfahrung sechs
Thesen auf.

These 1: Neue Technologien benötigen ihre Zeit
Selbst das iPhone, eine der erfolgreichsten Innovationen aus jüngerer Zeit, hat nach seiner Markteinführung 2007 fünf Jahre benötigt, um eine
signifikante Installationsbasis von 250 Millionen Geräten im Jahr 2012 zu erreichen. Ausgehend von den ersten Ideen, die Steve Jobs Anfang der
2000er Jahre geäußert hat, sprechen wir von einem Zeitraum von 10 Jahren. Abgeleitet aus diesen Zahlen ist mit einer umfänglichen Realisierung
und Integration der oben dargestellten Technologien in den kommenden drei bis fünf Jahren nicht zu rechnen.

These 2: Nicht alle Technologien werden zeitnah marktreif und skalierbar verfügbar sein
Auch wenn Innovationszyklen immer kürzer werden, benötigen viele der oben dargestellten Technologien noch geraume Zeit, um sich durchzuset-
zen. Sie werden in den nächsten drei bis fünf Jahren nur eingeschränkt verfügbar sein. Dabei sprechen wir nicht einmal über futuristische Techno-
logien wie Brain Machine Interfaces, sondern auch über infrastrukturelle Grundlagen wie flächendeckende 5G Netze oder Systeme im Backbone
wie die AR Cloud.

These 3: Das Smartphone wird uns absehbar erhalten bleiben
Auch in der Post Smartphone Ära wird das Smartphone noch eine wichtige Rolle spielen. Die Rechenpower in kleineren Endgeräten wie Brillen
oder anderen Wearables wird zunächst nicht ausreichen. Miniaturisierung und Edge Computing entwickeln sich zwar stetig weiter, die Rechenleis-
tung eines Smartphones wird jedoch mindestens im Zeitraum der kommenden drei bis fünf Jahre unverzichtbar bleiben. Das Gerät bleibt uns damit
zumindest in der Jackentasche noch einige Jahre erhalten.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                       9
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

These 4: Die neuen Technologien bieten Mehrwert im geschäftlichen Einsatz
Im geschäftlichen Kontext ergeben sich unmittelbar neue Möglichkeiten. Überall da, wo ein zusätzlicher Griff und die Bedienung eines Gerätes den
Arbeitsprozess stört, wird sich der Einsatz von AR Brillen, Smart Speakers oder andere Wearables sehr wahrscheinlich lohnen. Durch den Einsatz
derartiger Geräte werden Effizienzen und eine Zunahme an Qualität geschaffen. Mit den „Endgeräten für alle“ bringen wir die nötige Rechenleis-
tung in die Taschen unserer Mitarbeiter.

These 5: Eingeschränkte Akzeptanz einiger Technologien im Consumer Bereich
Auch wenn visionäre Manager Augmented Reality als nächsten großen technischen Meilenstein betrachten, so konnte sich die Technologie bei
Endkunden bisher noch nicht durchsetzen. Wenn wir an Brain Machine Interfaces denken, dürfte eine Akzeptanz in noch weiterer Ferne liegen.
Auch Tragekomfort und Batterielaufzeit unterschiedlicher Gadgets können sich limitierend auswirken. Neben diesen technischen Faktoren hat in
unserem Kulturkreis die biometrische Autorisierung einhergehend mit Datenschutzbedenken einen schwierigen Stand. Die Akzeptanz neuer Tech-
nologien kann sich jedoch mit einem gefühlten, signifikanten Mehrwert schnell erhöhen. In der aktuellen Pandemiezeit setzt sich bspw. kontaktlo-
ses Zahlen schlagartig durch. Im Bargeldland Deutschland war dies in derartiger Geschwindigkeit bis vor kurzem nicht vorstellbar.

These 6: Den Reisenden nicht aus den Augen verlieren
Auch der Einsatz neuer Technologien im Konsumenten- bzw. Reisendenbereich sollte trotz der obenstehenden Gedanken zur Akzeptanz im Fokus
bleiben. Mit der AR Strategie des Bahnkonzerns wird genau das getan. Die Anwendungsfälle für einen Reisenden können darüberhinausgehend mit
den obenstehenden Technologien ergänzt werden. Und wer weiß: vielleicht verhelfen die iGlasses der AR zeitnah zum Durchbruch?

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                  10
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Kernergebnisse und Empfehlungen

             Es gibt nie nur den einen richtigen Weg. Es lohnt sich aber darüber nachzudenken, ob man sich treiben lassen will oder proaktiv
             die Initiative ergreift. Dafür möchten wir Ihnen an dieser Stelle einige Empfehlungen geben.

Kernergebnis 1: Integration unterschiedlicher Technologien
Wertschaffende Use Cases entwickeln sich im Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien. Dazu bedarf es übergreifender, skalierbarer
Plattformen und Infrastrukturen sowie weiterhin des Smartphones, das dezentrale Rechenleistung zur Verfügung stellt.
Empfehlung:
Wir müssen vom Anwendungsfall ausgehend denken und unterschiedliche Technologien kombinieren. Nur eine Technologie zu betrachten,
wie z. B. AR Brillen oder intelligente Spracherkennung schränkt den Wertbeitrag stark ein.

Kernergebnis 2: Intuitive Steuerung setzt sich durch
Bisher haben uns die Geräte vorgegeben, wie sie zu steuern sind. Zukünftig wird der Nutzer basierend auf seinen natürlichen Fähigkeiten
(Sprache, Gesten etc.) mit Geräten interagieren. Dabei bestimmt der Use Case die technische Lösung.
Empfehlung:
Bereits heute sind auf dem Markt verschiedene Geräteklassen, wie z.B. Smartwatches, verfügbar, die eine intuitive Steuerung ermöglichen.
Wir sollten prüfen, bei welchen Anwendungsfällen diese Geräte effizienz- und wertsteigernd eingesetzt werden können.

Kernergebnis 3: Unterschiedlicher Reifegrad der Technologien
Technologien wie Spracherkennung und Augmented Reality eignen sich heute bereits für konkrete Anwendungen, während andere Hard-
ware wie Brain Machine Interfaces noch Jahre bis zur kommerziellen Verfügbarkeit benötigen werden. In den nächsten Jahren werden
sukzessive weitere Möglichkeiten marktreif.
Empfehlung:
Für die strategische Ausgestaltung empfiehlt sich, die Roadmap der Technologieverfügbarkeit genauer zu analysieren. Dabei muss darauf geachtet
werden, nicht zu früh auf Technologien zu setzen, die sich nach anfänglicher Euphorie doch nicht durchsetzen werden.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                  11
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Kernergebnis 4: Große Anforderungen an die Infrastruktur
Viele attraktive Use Cases haben hohe Infrastrukturanforderungen wie leistungsfähige mobile Netze (5G) oder Echtzeit-Bereitstellung von
situationsbezogenen relevanten Informationen (AR Cloud). Diese infrastrukturellen Voraussetzungen liegen in der Breite noch nicht vor
und müssen erst geschaffen werden.
Empfehlung:
Infrastrukturmaßnahmen führen häufig zu einer fehlenden kurzfristigen Wirtschaftlichkeit des individuellen Use Case trotz langfristig hoher Attrak-
tivität. Auf Basis entsprechender Geschäfts- und Finanzierungsmodelle sollten Investitionen in die Zukunft kalkuliert und ermöglicht werden.

Kernergebnis 5: Komfortable Authentifizierung als kritischer Erfolgsfaktor
Eine komfortable und dabei dennoch sichere und datenschutzkonforme Authentifizierung ist erfolgskritisch für die Post Smartphone Ära.
Höchstwahrscheinlich werden sich biometrische Lösungen, die diesen Anforderungen gerecht werden, durchsetzen.
Empfehlung:
Sichere biometrische Authentifizierungsalternativen, die hohen Datenschutzanforderungen genügen, sollten erprobt werden. Die Eingabe von lan-
gen kryptischen Passworten, die regelmäßig geändert werden müssen, erscheint mittelfristig zumindest im Außeneinsatz als nicht praktikabel. Ein
DB-weiter Standard für biometrische Authentifizierung sollte zeitnah eruiert und wenn möglich etabliert werden.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                    12
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Chancen und Risiken

            Yin oder Yang? Trends und damit einhergehende Entwicklungen sind objektiv betrachtet neutrale Veränderungen. In jedem Trend
            stecken sowohl Chancen als auch Risiken. Welche Seite der Medaille überwiegt, entscheidet oft das eigene Handeln.

Chancen [wenn wir richtig handeln]:
 Die Post Smartphone Ära hat das Potenzial durch anwenderfokussierte Unterstützung von Tätigkeiten mittels intuitiver Bedienmöglichkeiten
  große Effizienz- und Qualitätssteigerungen zu erreichen und gleichzeitig den Anwender zu entlasten.
 Entwicklungen aus der Post Smartphone Ära helfen, das Reisendenerlebnis zu verbessern. Durch neue Technologien werden jüngere Zielgruppen
  erschlossen und ein innovatives Image gefördert. Die breite Akzeptanz und Verbreitung neuer Technologien im öffentlichen Raum wird sich
  wahrscheinlich etwas langsamer entwickeln als im betrieblichen Umfeld.
 Für spezielle Personengruppen, die bisher Orientierungsprobleme in großen Bahnhöfen oder Zügen hatten, werden immersive Technologien und
  personalisierte Informationen einen hohen Nutzen bringen.

Risiken [wenn wir nicht die richtigen Dinge tun]:
 Umfassende Angebote, die verschiedene Technologien übergreifend integrieren, werden im Wesentlichen durch große Digitalkonzerne bedient.
  Es besteht das Risiko einer hohen Lieferantenabhängigkeit.
 Einige der in dieser Trendstudie dargestellten Technologien sind zum jetzigen Zeitpunkt noch im Laborstatus. Auch wenn sie großen Mehrwert
  versprechen, können zu frühe Investitionen in eine unreife Technologie verloren gehen.
 Der Erfolg der Anwendung steht und fällt mit der Akzeptanz der Nutzer. Wenn neue Technologien nicht konsequent und auf hohem Qualitätsni-
  veau nutzerzentriert umgesetzt werden, wird der Erfolg ausbleiben, wie bspw. bei den Anfängen von Apples Siri oder Google Glass.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                  13
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

      Post Smartphone 2030
      …aus der Sicht         eines Wagenmeisters .................................................................................................. 15

                                                                                                                                                                 Foto: kentoh – adobestock
      …aus der Sicht         einer Zugbegleiterin .................................................................................................... 17
      …aus der Sicht         eines Geschäftsreisenden ............................................................................................ 19
      …aus der Sicht         einer blinden Reisenden ............................................................................................. 21

      Die vorgestellten Personas wurden von den Verfassern der Studie frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.
DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                               14
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

…aus der Sicht eines Wagenmeisters

Alexander König (42) – Wagenmeister bei DB Cargo
Alexander ist Wagenmeister bei DB Cargo. Seine Aufgabe ist es, die Betriebssicherheit an Güterzügen sicherzustellen, Beschädigungen von Wagen
zu erfassen sowie die Wagenreihenfolge, Gefahrgut und Besonderheiten im Zug zu kontrollieren.
Pünktlich zu Schichtbeginn wird Alexander von seinem Digitalen Assistenten in seinen Earpods, die  Außengeräusche nicht überlagern, über
betriebliche Neuigkeiten informiert. Parallel dazu spielt ihm seine augmentierte Sicherheitsbrille die neuen Aufträge in sein Sichtfeld, die ihm sein
zuständiger Disponent in der Zentrale zugeteilt hat.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                       15
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Alexanders Einsatzbereich ist sehr weitläufig und die Aufträge oft breit verstreut. Alexander muss große Strecken zurücklegen. Praktischerweise
hat ihm das System aber bereits die schnellste Route für die Abarbeitung seiner Einzelaufträge berechnet. Sein erster Auftrag liegt einen Kilometer
entfernt. Sein digitaler Assistent bucht ihm ein autonom fahrendes TukTuk, das ihn an seinem Standort abholt und ihn schnell und bequem zu
seinem ersten Güterzug bringt. Nun kann er mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen.
Zur schnellen Wagenidentifikation und dem Abruf der Wagenhistorie sind alle Wagen mit Funkchips ausgestattet. Alexander erhält automatisch in
seinem Sichtfeld die notwendigen Informationen, die er für die Prüfung der Betriebssicherheit benötigt, eingeblendet. Aktuelle Schäden und die
Schadenshistorie werden an einem virtuellen Modell des Wagens verortet und eingeblendet.
Mögliche Schäden nimmt Alexander per Spracheingabe über seine Earpods auf. Die Spracheingaben werden durch eine Künstliche Intelligenz
automatisch verarbeitet. Alexander hat die Möglichkeit Schadcodes per Sprache zu erfassen oder den Schaden zu beschreiben. In letzterem Falle
macht ihm das System Vorschläge für mögliche Schadcodes. Dabei wird er zusätzlich von einer intelligenten Kamera in seiner Schutzbrille unter-
stützt. Alexander bestätigt die Eingabe mit einem Nicken. Kaum zu glauben, denkt Alexander manchmal, früher hatte er dafür einen analogen
Schadkatalog, bei dem er jedes Mal seine Sicherheitshandschuhe ausziehen musste, um zu blättern und schriftliche Einträge vorzunehmen. Auf
Grundlage des jeweiligen Schadensfalls schlägt sein Digitaler Assistent ihm nun mögliche Alternativen vor, wie mit dem Schaden umzugehen ist.
Alexander trifft seine Entscheidung und teilt diese per Spracheingabe mit.
Auf seinem Weg zum nächsten Auftrag trifft er Azubi Julian. Er trägt ebenfalls die augmentierte Schutzbrille, die ihm Schritt für Schritt die Ar-
beitsschritte einblendet und ihn mit wichtigen Informationen versorgt. Über seine intelligenten Earpods kann Julian Alexander direkt Fragen stel-
len, auch wenn sie sich an gänzlich unterschiedlichen Orten befinden. Muss Alexander sich selbst einen Überblick verschaffen, so kann er sich von
seiner Schutzbrille direkt auf Julians Kamera schalten und sieht mit Julians Augen, um ihm schnell zu helfen. Da Julian und Alexander in einem
Hochsicherheitsbereich arbeiten, sind die Earpods mit Smart Ambient Noise Cancelling ausgestattet. Diese neuartige Technologie erlaubt es
ihnen, sich sowohl untereinander als auch mit dem Digitalen Assitenten klar und deutlich zu verständigen. Sicherheitsrelevante Geräusche wie
bspw. nahende Güterzüge oder Warnsignale sind klar zu hören, während störende Nebentöne herausgefiltert werden. Den guten alten Klangham-
mer hat Alexander auch noch im Jahr 2030 bei sich. Mit ihm prüft er per Anschlag an den Reifen, ob dessen Ummantelung lose ist. Anhand des
Klangs erkennt eine künstliche Intelligenz automatisch, ob der Reifen beschädigt ist.
Am Ende seines Arbeitstages musste Alexander früher alle seine erfassten Daten mühsam in der Dienststelle nachbearbeiten und in das System
einpflegen. Heute kann er sich voll und ganz auf die Schadensprüfung konzentrieren. Seine Arbeit wird über intelligente Sprachassistenten und
Kameras mitprotokolliert und verarbeitet, sodass ihn nach getaner Arbeit schon ein TukTuk empfängt, das ihn direkt nach Hause bringt. Es ver-
steht sich dabei von selbst, dass die von Alexander genutzten digitalen Helfer entsprechend der aktuellsten Datenschutzrichtlinien zertifiziert sind.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                      16
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

…aus der Sicht einer Zugbegleiterin

Jessica Hahn (31) – Zugbegleiterin bei DB Fernverkehr
Jessica ist Zugbegleiterin im DB Fernverkehr. Zu ihren Hauptaufgaben zählt die optimale Betreuung der Fahrgäste. Hierzu gehören auch regelmä-
ßige Sicherheitschecks an Bord. In der 1. Klasse ist sie zusätzlich für den Service am Platz zuständig.
Zu Schichtbeginn bekommt Jessica über ihren Digitalen Assistenten den aktuellen Dienstplan direkt auf ihre Smartwatch. Sie checkt kurz die
neusten Informationen und wird dann automatisch zu ihrem zugeteilten Zug navigiert. Der Assistent informiert Sie über ihren smarten Earpod
zum Zustand des Zuges, gibt hilfreiche Informationen zur Strecke, den Wetterverhältnissen, aktueller Störungsmeldungen und ihrem heutigen
Team. Am Bahnsteig begrüßt Sie schon die wartenden Reisenden und kann direkt auf mögliche Fragen kompetent antworten.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                   17
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Bis vor einigen Jahren war sie noch für die Kontrolle der Fahrscheine und Durchsagen im Zug verantwortlich. Durch den Comfort Check-In ist die
Fahrkartenkontrolle hinfällig geworden. Jessica freut das. So hat sie endlich wieder mehr Zeit, um auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Fahrgäste
einzugehen. Auch Zugansagen werden mittlerweile automatisch anhand der aktuellen Zugdaten erstellt und regelmäßig durchgesagt. Für außeror-
dentliche Informationen kann Jessica direkt mit den Fahrgästen über ihren digitalen Assistenten kommunizieren und ihnen Nachrichten auf deren
Smart Devices schicken. Adieu schwer zu verstehende Zugansagen!
Während der Zugfahrt informieren ihre Smart Lenses sie über Schäden im Zug, volle Mülleimer, Temperatur und Luftqualität in den Abteilen oder
den Zustand der Klimaanlagen. So kann sie stets schnell reagieren und ihren Fahrgästen die bestmöglichen Bedingungen für ihre Reise schaffen.
Auch über freie Sitzplätze ist sie stets informiert und kann im Gang stehende Gäste zu den entsprechenden Plätzen navigieren.
Intelligente Kameras in jedem Abteil registrieren, wenn sich Fahrgäste auffällig verhalten, bspw. bei einem Streit zwischen Fahrgästen. Über
ihren Digitalen Assistenten kann sie im Notfall sofort Hilfe anfordern. Die Polizei oder der Notarzt wird automatisch in Echtzeit über den Stand-
ort des Zuges und die nächstmögliche Haltestelle informiert. So fühlt sich Jessica stets sicher, auch wenn sie mal alleine in einer Schicht ist.
Jessica kann über ihre Smartwatch mit ihren Teamkollegen in den anderen Abteilen sowie dem Triebfahrzeugführer kommunizieren. Die Reisen-
den im Zug profitieren ebenfalls von vielen neuen digitalen Services. Beispielsweise die Bestellung von Speisen direkt über das Display im Sitz
oder eine App. Jessica erhält die Bestellungen auf ihre Linse. Auch Ihr Kollege Thomas im Bordbistro wird direkt über die neue Bestellung infor-
miert und kann sie frisch zubereiten. Jessica erhält automatisch Bestellung, Abteil und Sitzplatz des Reisenden eingeblendet und kann die Bestel-
lung direkt zum Reisenden bringen. Die Abrechnung erfolgt kontaktlos über Pay-per-Smile.
Jessica hat heute eine chinesische Reisegruppe in ihrem Abteil. Die Touristen stellen Ihr eine Frage bezüglich der Ankunftszeit des Zuges. Durch
ihren „Babelfisch“ im Ohr versteht sie in Echtzeit und kann in ihrer Sprache antworten. Die chinesischen Reisenden wiederum verstehen Sie mit
Hilfe Ihrer smarten Earpods in ihrer Sprache.
Ein bis zweimal pro Woche muss Jessica in einem Hotel übernachten. Ihr digitaler Assistent bucht direkt für sie das Hotel anhand ihrer persönli-
chen Präferenzen sowie den offiziellen betrieblichen Vorgaben. Für den Weg zum Hotel steht dann bereits ein E-Scooter für sie reserviert bereit.
Feierabend!

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                       18
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

…aus der Sicht eines Geschäftsreisenden
Diese Customer Journey wurde von der  Innovationsabteilung von Ströer entwickelt.
Ströer ist ein führender deutscher Außenwerber und bietet werbungtreibenden Kunden individualisierte,
voll integrierte Komplettlösungen entlang der gesamten Marketing- und Vertriebswertschöpfungskette an.

Kai Schäfer (29) – Marketing Manager
Der neue Tag im Jahr 2030 beginnt für Kai mit einem personalisierten Aufweckprogramm, in einem komplett vernetzten Haushalt. Interaktive
Projektionsflächen aus Glas spielen in seinem Zuhause eine dominante Rolle.
Auf einer Spiegelfläche im Badezimmer erhält er die Info, dass sein erster Bürotermin vorverlegt wurde und zudem eine angespannte Verkehrslage
auf seiner Pendelstrecke prognostiziert wird. Automatisiert bekommt er ein Angebot für einen Sponsored Ride vorgeschlagen, den er direkt über
die Spiegelfläche reserviert. Die in den Out-of-Home Werbeträgern verbaute Sensorik analysiert in Echtzeit die Verkehrslage und schlägt ihm einen
exakten Abholzeitpunkt vor, um pünktlich am Bahnhof anzukommen.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                   19
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Sobald Kai seine Wohnung verlässt, befindet er sich in einer komplett augmentierten Welt, in der er in Echtzeit Zugriff auf sämtliche Informatio-
nen seiner Umwelt hat. Über seine Smart Lens bekommt er angezeigt, wie lange die Wartezeiten in umliegenden Geschäften sind, welche Tagesme-
nüs in den Restaurants angeboten werden und wo genau sein gesponsertes Transportmittel eintreffen wird.
Der Zutritt zu dem autonom fahrenden Sponsored Ride wird Kai nach biometrischer Authentifizierung mittels Eye Tracking gewährt. Auf den Pro-
jektionsflächen im Fahrzeug hat er die Möglichkeit weitere Informationen für die anstehenden Meetings des Tages oder individualisierte Nachrich-
ten abzurufen. Aufgrund eines Unfalls auf der Strecke wird die Fahrt kurzfristig umgeleitet, ohne dass Kai dies mitbekommt. Andere betroffene
Verkehrsteilnehmer erhalten diese Informationen ebenso über die in der Stadt verteilten Displays.
Ohne Verspätung erreicht der Sponsored Ride sein Ziel und Kai ist mit wenigen Schritten im Bahnhof. Auch im Bahnhofsgebäude hat er über seine
Smart Lens Zugriff auf relevante augmentierte Informationen.
Vor allem für ältere Personen stehen eine Vielzahl an Smart Robots bereit, die die Bahnhofsbesucher während des gesamten Aufenthalts im Bahn-
hof begleiten. Über Touchscreen und Sprache kann man mit diesen interagieren und so aktuelle Informationen zu Abfahrtszeiten, Zugverbindun-
gen und Zugticktes abrufen sowie sich auf Wunsch bis ans Gleis führen lassen.
Die personalisierbaren Displays im Bahnhof, auf denen Informationen, Nachrichten und Werbung ausgespielt werden, sind mit umfangreicher
Sensorik ausgestattet. Das Bahnhofsmanagement hat so die Möglichkeit über kontextbezogene Informationen Bewegungsströme im Bahnhof zu
steuern.
Die Echtzeit-Erfassung von Besucheranzahl, demografischer Struktur und Bewegungsmustern erlaubt darüber hinaus eine zielgruppenadäquate
Ausspielung von Nachrichten sowie Werbebotschaften von Werbetreibenden, die einen wesentlichen Teil der Displays mitfinanzieren.
Da Kai noch ein wenig Zeit hat, nimmt er das über seine Smart-Lens eingespielte Angebot eines Smoothie-Geschäfts wahr. Er bezahlt sein Getränk
per Gesichtserkennung. Die Rechnungsquittung wird an sein Smart-Wearable übertragen, auf dem auch seine gesamten Mobilitätsdienstleistungen
und -buchungen hinterlegt sind.
Kurz danach bekommt Kai eine augmentierte Nachricht über eine Gleisänderung eingeblendet. Auf Wunsch wird er über seine smarte Kontaktlinse
zum neuen Gleis an den exakten Einstiegspunkt navigiert. Nachdem er an seinem reservierten Platz angekommen ist, checkt ihn sein Wearable
automatisch ein.
In seinem mit interaktiven Glasflächen ausgestatteten Büro wird er durch einen persönlicher KI-Assistent bei der Erledigung des Tagesgeschäfts
unterstützt. In einem globalen Meeting werden die Gesprächspartner zum ersten Mal durch Real-3D-Technologie holografisch realistisch in einen
Meetingraum übertragen.
Nach erfolgreich bewältigtem Arbeitstag verlässt Kai sein Büro und begibt sich zu einem öffentlichen Mobilitätshub. Hier kommuniziert er mit der
interaktiven Projektionsfläche der Haltestelle und schaut sich Angebote zur Abendgestaltung an. Da die über sein Wearable ausgewerteten Vital-
funktionen des Tages ihm nahelegen etwas für seine Gesundheit zu tun, bucht er sich spontan einen Kurs im Fitnessstudio. Der Weg dorthin lässt
sich am schnellsten mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln zurücklegen. Wieder zuhause angekommen nimmt er noch ein von seinem virtuellen Ge-
sundheitsassistenten empfohlenes Abendessen zu sich. Vor dem Schlafen hat er die Möglichkeit seine Fitness- und Vitalwerte einzusehen. Viel-
leicht empfiehlt ihm sein Assistent auf Basis der Fitnesswerte für den Weg ins Büro am kommenden Tag ein On-Demand Fahrrad zu wählen?

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                    20
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

…aus der Sicht einer blinden Reisenden

Sabrina Baader (35) – Blinde Reisende
Sabrina ist eine von ca. 1,2 Millionen sehbehinderten Menschen in Deutschland. Sie ist von Geburt an blind und kommt mit Blindenstock und ih-
rem Blindenführhund Rocky im Alltag gut zurecht. Doch allein zu verreisen blieb für sie bisher immer eine immense Herausforderung.
Seit einem Jahr trägt Sabrina Smart Lenses, die ihr visuelle Informationen trotz Sehbehinderung zugänglich machen. Dank ihnen ist es Sabrina
möglich, geschriebene Sprache in ihrem Umfeld als Audiospur in ihren smarten Earpods zu hören. So kann sie bspw. problemlos Straßenschilder
und Speisekarten lesen. Mit Hilfe von virtuellen Punkten am Bahnhof und öffentlichen Plätzen in der AR Cloud kann sich Sabrina sicher navigieren.
Vor Hindernissen auf ihrem Weg warnt sie ihre Smartwatch automatisch durch leichte Vibrationen. Per Brain Machine Interface steuert Sabrina,
wohin ihre Smart Lenses „schauen“ sollen. Sobald sich Sabrina dem Bahnhof nähert, meldet sich ihr Digitaler Assistent, der sie mit Informationen
zu ihrer gewünschten Zugverbindung versorgt. Durch die in ihren Earpods integrierten Sensoren werden kontinuierlich die Abstände zu Gefahr-
stellen und Hindernissen in Ihrer Umgebung ausgewertet und in akustische Richtungsempfehlungen integriert. Auf diese Weise wird sie sicher zum
Gleis navigiert.
Sabrina reist allein von München nach Hamburg. Dort war sie noch nie. Sie möchte Ihre ebenfalls blinde Freundin Miriam treffen. Die beiden ken-
nen sich aus dem Studium. Sabrina und Miriam haben sich am Hamburger Bahnhof verabredet. Im ICE wird Sabrina über Ihre digitalen Helfer
direkt an einen Platz für sehbehinderte Reisende navigiert. Diese Plätze sind mit speziellen Oberflächen ausgestattet. So kann Sabrina beispiels-
weise über dynamische Brailleschrift an ihrem Platz Informationen über Hamburg lesen und sich grundlegend mit dem Plan des dortigen Bahnhofs
vertraut machen.
Doch der ist riesig! Durch intelligente Ortung sowie Gesichtserkennung erkennen Sabrinas Smart Lenses Miriam auch aus einer großen Menschen-
menge heraus. Die beiden haben sich viel zu erzählen. Deshalb heißt es nun ab ins nächstbeste Café. Sabrinas Digitaler Assistent hätte da auch
schon einen passenden Vorschlag…

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                   21
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

      Marktumfeld
      Marktentwicklung für Post Smartphone Hardware .............................................................................. 23
      Conversational AI ............................................................................................................................... 24
      GoogleGlass – ein Fehler oder einfach zu früh? ................................................................................... 26
      Die AR Cloud – Grundlage für die Post Smartphone Ära ..................................................................... 27
      Brain Machine Interface – Die direkteste Schnittstelle ....................................................................... 28
      Visuelle Ausspielung im öffentlichen Raum ......................................................................................... 29

                                                                                                                                                                  Foto: kentoh – adobestock
      Herausforderung Authentifizierung ..................................................................................................... 29
      Geräte über Sprache und Gesten steuern ............................................................................................ 29
      Unterstützung durch neue Technologien ............................................................................................. 30
      Informationen im Sichtfeld ................................................................................................................. 30

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                                22
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Marktentwicklung für Post Smartphone Hardware
                                                                                   Über Post Smartphone Geräte wird schon länger nachge-
                                                                                   dacht, es werden Visionen entwickelt und auch die Akzep-
                                                                                   tanz einer natürlichen Mensch-Maschine-Schnittstelle liegt
                                                                                   auf der Hand, sollten die Geräte intuitiv richtig funktionie-
                                                                                   ren. Doch gibt es auch Marktzahlen und wie sehen diese
                                                                                   aus?
                                                                                   Die Analysten von Gartner wagen im Oktober 2019 (Studie
                                                                                   „Forecast Analysis: Wearable Electronic Devices,
                                                                                   #G00389404) bezogen auf Wearables folgende Aussagen:
                                                                                    Bis 2023 werden 40% der Mitarbeiter mit direktem Kunden-
                                                                                     kontakt Wearables als wichtigstes Computing Device nutzen;
                                                                                     2019 waren es weltweit 10%.
                                                                                    Die fortschreitende Miniaturisierung wird dazu führen,
                                                                                     dass bis 2023 10 % der Wearable Technologie für Träger
                                                                                     nicht mehr spürbar sein wird.
                                                                                    Die Akzeptanz der breiten Masse von Konsumenten wird
                                                                                     durch die Miniaturisierung von smarter Bekleidung, Smart-
                                                                                     glasses und Smartpads zunehmen.
                                                                                    Der fortschreitende Einsatz von KI durch Anbieter von
                                                                                     Wearables wird das Management produktiver Lösungen
                                                                                     und kontextbezogene Nutzerunterstützung verbessern und
                                                                                     eine bessere Personalisierung ermöglichen.

Eine interessante Indikation zu potentiellen Wachstumszahlen im Umfeld Conversational Systems gibt eine Studie von  Markets and Markets, die
ein weltweites Marktvolumen in Höhe von 17,4 Mrd. USD im Jahr 2023 vorhersagen. Dies würde einer jährlichen durchschnittlichen Wachstums-
rate von 30,8 % entsprechen. Als Grund wird auch hier unter anderem die zunehmende Verbesserung der KI und damit der natürlichen Spracher-
kennung angeführt.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                      23
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Conversational AI

Künstliche Intelligenz und Sprache – was versteckt sich dahinter?
Computer durchdringen zunehmend unseren Alltag und zeichnen sich durch eine anhaltende Miniaturisierung und verbesserte Leistungsfähigkeit
aus. Dabei sind sie immer seltener als eigenständige Geräte zu erkennen, sondern integrieren sich in unsere Alltagsgegenstände. Diese Faktoren
sowie die zunehmende Vernetzung von Dingen (Internet der Dinge, kurz IoT) ermöglichen neue Interaktionsformen zwischen Mensch und Ma-
schine auf Basis natürlicher Interaktionsformen. Conversational AI (ungefähr zu übersetzen mit „Dialogorientierte KI“) verspricht eine verbale
Kommunikation an der Mensch Maschine Schnittstelle. Je nach Anwendungsfall können auch weitere Sinne und Ausdrucksformen wie z. B. Gesten-
steuerung einbezogen werden. Amazon Alexa, Apple Siri oder Google Assistant sind nur einige populäre Beispiele für virtuelle Assistenten, die den
Alltag mittels Conversational AI vereinfachen: der Nutzer sagt was er will und der virtuelle Assistent liefert das gewünschte Ergebnis ohne zeitauf-
wendiges Suchen oder das mühsame Erlernen von spezifischen Begriffen und Bedienkonzepten.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                      24
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Wie funktioniert das?
Schon lange versuchen Menschen den Maschinen das Verstehen (Natural Language Understanding) und Sprechen (Natural Language Generation)
natürlicher Sprache beizubringen. Bereits 1966 hat der berühmte Informatiker Joseph Weizenbaum ein Computerprogramm namens Eliza entwi-
ckelt, das Muster und Regeln verwendet, um Nutzereingaben zu „verstehen“ und passende Antworten zu liefern.
Selbst Tausende von Regeln reichen jedoch für ein wirkliches Sprachverständnis nicht aus. Hier hilft künstliche Intelligenz in Form von maschinel-
lem Lernen (Machine Learning, kurz ML). Anstelle von unzähligen Regeln werden nur noch Beispiele erstellt, anhand derer der Computer verbale
Kommunikation trainiert. Je nach Anwendungsfall und Mächtigkeit des Modells geht ein Mensch-Maschine-Dialog weit über einfache Kommandos,
wie z.B. „Wie ist das Wetter?“ hinaus. Dieser Dialog kann auch zu längeren Gesprächen führen, die der Automatisierung von Prozessen oder Klä-
rung komplexer Sachverhalte dienen. Da sich ein Dialog flexibel entwickeln kann und Dialogführung einerseits nicht zu starr, andererseits jedoch
zielgerichtet sein muss, handelt es sich um eine sehr komplexe Herausforderung. Die Entwicklung der zugrundeliegenden Technologien schreitet
immer weiter fort. Dies lässt sich u.a. daran erkennen, dass bei der  Verschriftlichung von gesprochener Sprache Computer kaum von menschli-
chen Fähigkeiten unterschieden werden können. Das Gleiche gilt für die Ausgabe von computergenerierter Sprache.

Welche Anwendungsfälle können wir uns vorstellen?
Für spezifische Anwendungsfälle mit einem eingeschränkten Kontext wie z. B.  Großstörungen,  Schadensmeldungen oder einem
 digitalen Concierge ist Conversational AI schon heute überzeugend – ausreichend Daten zum Trainieren der notwendigen künstlichen Intelligenz
vorausgesetzt. Von einem alltäglichen Gespräch wie es Menschen führen sind wir aber trotz  Google Duplex weit entfernt. Noch hat kein Bot den
Vergleich mit einem Menschen bestanden. Google kündigte aber Ende Januar 2020  Meena an, mit dem Anspruch einem natürlichen Gespräch
sehr nahe zu kommen. Ob dies gewünscht ist oder sich eher Modelle durchsetzen, die den Anspruch haben, den Menschen wie in Star Trek koope-
rativ zu unterstützen, einen Anspruch, den  Jeff Bezos mit Amazon Alexa verfolgt, wird sich zeigen.
Wahrscheinlich wird sich eher letzteres Durchsetzen, denn die besten Ergebnisse erzielen sprachbasierte Anwendungen dann, wenn sie den Men-
schen unterstützen, ihn entlasten oder seine Fähigkeiten erweitern ( Augmented Intelligence). Schließlich sind Menschen in Dingen wie Empa-
thie und Kreativität dem Computer (noch) deutlich überlegen.

Wo geht die Reise hin?
In Zukunft werden Conversational-AI-Lösungen über Allgemeinwissen verfügen, den aktuellen Kontext berücksichtigen und unsere Gesten, unseren
Gesichtsausdruck und unsere Emotionen erkennen. Dies führt zu besseren Ergebnissen im Verstehen der Nutzerabsichten. Außerdem werden Bots
einem richtigen virtuellen Concierge immer näherkommen. Erste Ansätze sind z.B. bei  Alexa Hunches (engl. für Ahnungen) erkennbar: wenn Sie
z. B. „Guten Morgen“ sagen, bietet Alexa an, die Rollläden zu öffnen und die Kaffeemaschine einzuschalten. Dies erlaubt komplexere Anwendungs-
fälle, bei denen Mensch und Maschine eng zusammenarbeiten, um den Menschen zu entlasten.
Der Mensch kann sich damit auf Dinge fokussieren, die er am besten kann und manche Aufgaben, die ihm nicht liegen, von einer „Conversational
AI“ erledigen lassen. Die Abstimmung eines komplexen Meetings übernimmt ein Assistent dann ganz genauso selbstverständlich, wie zahlreiche
alltägliche Aufgaben bei der Arbeit.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                    25
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

GoogleGlass – ein Fehler oder einfach zu früh?
                                                           2013 veröffentlichte Google ein  Werbevideo, in dem zu sehen ist, wie das tägliche
                                                           Leben über erweiterte Informationen und Aktionen im Sichtfeld bereichert werden
                                                           kann. In dem Film konnten Benutzer, ausgelöst über Sprachsteuerung, die Aufnahme
                                                           von Videos oder Fotos ausführen, sich navigieren lassen oder nach Informationen su-
                                                           chen, die ins Sichtfeld eingeblendet werden. Durch das kurze Video wurden große Er-
                                                           wartungen an die Möglichkeiten von AR geweckt. Dieser Hype wirkt bis heute nach:
                                                           spricht man von Augmented Reality wird häufig immer noch als erstes die GoogleGlass
                                                           genannt.
                                                           Mit dem kleinen Film wurden Anwendungsszenarien suggeriert, die 2013 realistisch
                                                           noch gar nicht möglich waren. Bzgl. der Video- und Fotofunktionen kam es zu Diskus-
                                                           sionen rund um den Datenschutz: darf man Personen mit der Brille ohne deren Wis-
                                                           sen filmen oder fotografieren? Des Weiteren dürfte sich auch die im Film gezeigte
                                                           Sprachsteuerung weit oberhalb der damals realistischen Möglichkeiten bewegt haben.
                                                           Auch waren 2013 die Bandbreiten außerhalb von WIFI Netzwerken im mobilen Be-
                                                           reich ein limitierender Faktor.
Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass sich das Gezeigte noch weit von einem für den Massenmarkt tauglichen Produkt bewegte. Auch wenn der
kommerzielle Vertrieb innerhalb kurzer Zeit eingestellt wurde, handelt es sich bei der GoogleGlass um alles andere als einen kompletten Flop. Es
war vielmehr ein visionäres Versprechen an die Zukunft. DHL oder P&G nutzen heute derartige Brillen, die Arbeiter bei der Zusammenstellung von
Lieferungen oder Komponenten unterstützen. P&G führt eine erhebliche Effizienzsteigerung bei Technikern, die Windturbinen zusammenbauen, an.

Auch bei  DHL führt die Einblendung von Informationen bei der Zusammenstellung von Lieferungen zu signifikanten Effizienzen, da die Arbeiter
die Hände frei haben und nicht parallel mit Packzetteln und Listen hantieren müssen. So gesehen haben die GoogleGlasses zunächst den Weg für
den Einsatz im geschäftlichen Bereich geebnet.
Google arbeitet weiter an der Verbesserung von Glass. Allerdings hat sich der Fokus verschoben. Nicht mehr der Konsument steht im Vordergrund,
sondern der professionelle Anwender aus den Bereichen Fertigung und Lager. Auch in anderen Branchen, wie dem medizinischen Bereich, ergeben
sich Anwendungsfelder für einfachere Brillen.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                 26
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Die AR Cloud – Grundlage für die Post Smartphone Ära
                                                           Wie den Zitaten von Tim Cook und Mark Zuckerberg am Anfang zu entnehmen ist,
                                                           wird der AR, der erweiterten Realität, eine große Zukunft vorausgesagt. Große Inter-
                                                           net Konzerne wie Apple mit  ARKit oder Google mit  ARCore wollen mit diesen
                                                           Entwicklungstools entsprechende Marktanteile erobern.
                                                           Im Unterschied zu VR, der virtuellen Realität, ist der Benutzer in der AR, der erweiter-
                                                           ten Realität, nicht ausschließlich in einer künstlich geschaffenen Welt unterwegs. Viel-
                                                           mehr bekommt er, basierend auf seinem aktuellen Standort, erweiterte Informationen
                                                           in sein Sichtfeld eingeblendet. Mit anderen Worten: die reale Welt muss in Echtzeit
                                                           mit aktuellen Informationen, basierend auf Standort und Kontext, angereichert wer-
                                                           den. Noch weiter geht MR, die Mixed Reality, bei der die reelle Welt durch virtuelle
                                                           Objekte ergänzt wird. Die virtuellen Objekte gehen dabei eine räumliche Beziehung
                                                           mit ihrer Umgebung ein. So könnte z.B. ein virtueller Assistent an einem realen Mee-
                                                           tingtisch Platz nehmen.

Warum eine AR Cloud?
Lassen wir uns mit einem Reisenden in einem großen Bahnhof navigieren. Der Kunde bekommt im Sichtfeld Weganweisungen eingeblendet. Sollte
er eine aktuelle AR App verwenden, die auf einen eigenen Datenbestand zurückgreift, bekommt der Benutzer mitunter nicht aktuelle Instruktionen.
Sollte bspw. ein Weg aufgrund einer Baustelle gesperrt sein, wirkt sich das negativ auf die Nutzererfahrung und damit seine Zufriedenheit aus.
In der zukünftigen Welt würde die AR App stets aktuelle Daten aus der AR Cloud ziehen. In unserem Beispiel setzt das voraus, dass bei Verände-
rungen in der realen Welt, die neuen Informationen über die AR Cloud bereitgestellt werden. Im konkreten Falle würde in einer Welt des Internets
der Dinge, die Absperrung ihre exakte Position in die AR Cloud übertragen und dem Nutzer würde automatisch eine alternative Wegführung vorge-
schlagen werden.

Ansätze zur Realisierung der AR Cloud
Das vorgestellte Szenario klingt sehr komplex und in unserer Vorstellungswelt kaum umsetzbar. Und doch arbeiten Forschung und Wirtschaft an
der  Umsetzung. Ein etablierter Standard und stets aktuelle Informationen bilden eine Grundvoraussetzung, ohne den sich AR wahrscheinlich
nicht wie erwartet durchsetzen wird. Vergleichbar wäre das mit dem Siegeszug des World Wide Web auf Grundlage des Standards HTML. Aus die-
sem Grund liefern sich unterschiedliche größere und kleinere Unternehmen, wie z.B. Magic Leap mit dem  Magicverse, Huawei mit Cyberverse
oder das Startup  6D.ai ein Wettrennen bei der Umsetzung. Letztendlich wird aber eine App, die signifikanten Mehrwert über AR schafft, zu der
notwendigen Standardisierung führen und damit einem Ansatz zum Durchbruch verhelfen.

DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                     27
Einführung | Zusammenfassung | Post Smartphone 2030 | Marktumfeld | Impulse | Anhang

Brain Machine Interface – Die direkteste Schnittstelle
                                                            Was ist das – eine „Gehirn-Maschine-Schnittstelle“?
                                                            Eine Schnittstelle von einem Computer direkt in unser Gehirn? Ist so etwas überhaupt
                                                            möglich? Diverse Firmen arbeiten daran und können bereits erste Erfolge vorweisen.
                                                            Doch was ist ein Brain Machine Interface (BMI) überhaupt? Ein derartiges System er-
                                                            möglicht die direkte Informationsübertragung zwischen dem menschlichen Gehirn und
                                                            einem Computer und funktioniert unter der Annahme, dass Aktionen durch neuronale
                                                            Impulse ausgelöst werden können. Dabei erfolgen Eingaben ohne die Nutzung eines
                                                            Muskels, was der Geschwindigkeit zugutekommt. Innovationstreiber derartiger Sys-
                                                            teme ist die Medizintechnik, insbesondere was die Ansteuerung von Prothesen be-
                                                            trifft.
                                                            Bei BMIs kann man zwischen invasiven (operativen) und nicht invasiven (Messung von
                                                            außen) Varianten unterscheiden. Bei Letzteren werden Gehirnströme durch spezielle
                                                            Hardware gemessen.

Arbeitet daran schon jemand?
Es gibt unterschiedliche Projekte und Vorhaben sowohl aus der Forschung als auch aus dem privatwirtschaftlichen Bereich. Im Forschungsbereich
werden BMI Vorhaben gefördert, u.a. die  universitären Aktivitäten in Berlin.
Ein wesentlicher Treiber ist die  militärische Forschung. „Hands-free“ Kommunikation und Steuerung hat hier einen besonders hohen Stellenwert.
So lassen sich die massiven Aktivitäten des Militärs bei BMI aber auch im Bereich  AR erklären.
Interessant ist auch das Engagement in der Wirtschaft. Facebook arbeitet an der  Gedankensteuerung. Der umtriebige Investor Elon Musk hat
das Unternehmen
 Neuralink gegründet. Erst vor kurzem präsentierte das französische Startup  NextMind auf der CES 2020 sehr öffentlichkeitswirksam seine
Lösung. Nichtinvasive Systeme werden voraussichtlich mittelfristig kommerziell verfügbar sein.

Wird das überhaupt akzeptiert?
Bisher werden BMIs in der breiteren Öffentlichkeit noch wenig diskutiert. Mit fortschreitender Marktreife können jedoch intensive Widerstände
erwartet werden, sollte der Nutzen, wie bspw. bei medizinischen Applikationen, nicht klar überwiegen. Risiken bei chirurgischen Eingriffen, fehler-
haftes Messen von Gedankenströmen bis hin zur Schädigung des Gehirns durch elektronische Ströme stellen ein erhebliches Bedrohungspotential
dar. Mit derartigen Systemen bekommen auch  Datenschutz und Cybersecurity eine völlig neue, viel größere Dimension. Es bleibt daher abzuwar-
ten, in welcher Geschwindigkeit sich Brain Machine Interfaces durchsetzen werden.
In den dargestellten Impulsen lag bisher ein wesentlicher Schwerpunkt auf Gadget-basierten Technologien. Doch auch im öffentlichen Raum lassen
sich Entwicklungen erkennen, die Science-Fiction fast schon Wirklichkeit werden lassen.
DB Systel GmbH | Digital Foresight | Mai 2020                                                                                                    28
Sie können auch lesen