Blaues Kreuz - Blaues Kreuz Schweiz
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Blaues Kreuz 4 126. Jahrgang, 15. Juli 2021 Einblicke in die Verbandsarbeit Erscheint sechsmal jährlich Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken, Folge 13 Thomas Alva Edison Er war ein genialer Erfinder und schuf die Vorläufer vieler techni- scher Geräte, die wir heute noch nutzen. Thomas Alva Edison war ein charismatischer, geschäftstüchtiger und pragmatischer Mensch. Auf Alkohol verzichtete er, um einen klaren Verstand zu behalten. Liebe Leserin, lieber Leser Warum schenken Sie dem Blauen Kreuz Ihr Vertrauen? Wegen seiner Leistungen für Sucht- betroffene und junge Menschen? Wegen der Menschen, die dort arbeiten? Wegen seines 144-jährigen Bestehens? Je nachdem, wann und warum Sie begonnen haben, sich fürs Blaue Kreuz zu interessieren, wird Ihre Antwort wahrscheinlich anders ausfallen. Unsere Leserschaft ist recht heterogen. Es gibt die Treuen, die unsere Aktivitäten seit vielen Jahren verfolgen und vielleicht Mitglied in einem Blaukreuz-Verein sind. Es gibt die jenigen, die sich von unseren Angeboten oder unserer christlichen Wertegrundlage ange Thomas Alva Edison 1922 zogen fühlen. Und schliesslich gibt es die Fach- Thomas Alva Edison wurde am 11. Februar satz, seine intellektuellen Fähigkeiten zu ent- leute aus der Sucht- und Sozialarbeit, die ge- 1847 in Milan, Ohio, geboren. Er war das jüngs- wickeln und nie zu vernachlässigen. Später meinsam mit uns Menschen in Not helfen und te Kind von sieben von Nancy Elliott und dem sagte er: «Der Mensch, der sich nicht dazu ent- sich für einen verantwortungsvollen Konsum in Kanada geborenen Samuel Ogden Edison. schliessen kann, die Gewohnheit zu denken zu einsetzen. Sein Vater war Freidenker und politischer kultivieren, bringt sich um das grösste Vergnü- Als Redakteur dieser Zeitschrift bemühe ich Aktivist und emigrierte, nachdem er an einem gen des Lebens.» mich, Texte auszuwählen, die möglichst viele Aufstand teilgenommen hatte, in die USA. Leserinnen und Leser ansprechen, zum Beispiel Thomas Edison fing mit zwölf Jahren an zu Bahnbrechende Entdeckungen informative Texte über Gesundheitsfragen, Por- arbeiten: Er verkaufte in Zügen Zeitungen und Thomas Edisons Karriere als Erfinder begann träts berühmter und anderer Personen, Texte Süssigkeiten. Die Freizeit verbrachte er mit 1868. Am 11. April erschien in der Fachzeit- zur Besinnung oder Neuigkeiten aus dem Blau- der Lektüre von Fachbüchern über Technik schrift The Telegrapher ein Bericht über die von kreuz-Leben. Unser Magazin soll aufklären, be- und Physik. Er soll sich ein kleines Labor in ihm entwickelte Duplex-Technik zur gleich reichern und aufbauen, denn darin sind wir einem Eisenbahnwagen eingerichtet haben, zeitigen Übertragung von zwei Nachrichten Menschen uns ähnlich: Wir wollen verstehen um dort im Geheimen seine ersten Experi- signalen über eine einzige Leitung. So wurde und suchen nach etwas, das uns innerlich auf- mente durchzuführen. Im Jahr 1862 begann die Fachwelt auf ihn aufmerksam. Im selben richtet. Wenn unsere Zeitschrift dazu beitragen Thomas Edison eine Ausbildung zum Telegra- Jahr meldete er sein erstes Patent für einen kann, dann hat sie ihren Zweck erfüllt. fisten und arbeitete während fünf Jahren in elektrischen Stimmenzähler für Versamm verschiedenen Anstellungen. Gleichzeitig bil- lungen an, der allerdings keine breite Anwen- Lukas Weber dete er sich durch das Lesen von technischer dung fand. In den folgenden sechzig Jahren Bereichsleiter Kommunikation und Fundraising Literatur weiter. Edison fasste damals den Vor- war Thomas Edison ein an Produktivität und
Unternehmergeist kaum zu übertreffende Er- in Thomas A. Edison Incorporated umbenannt vorausgesetzt, man lerne aus den Fehlern. finder. Seine Experimente und über 2000 Erfin- wurde. Nach anfänglichen finanziellen Schwie- «Das ist das Schöne an einem Fehler: Man dungen deckten fast alle Lebensbereiche ab. Er rigkeiten kam der geschickte Unternehmer bald muss ihn nicht zweimal machen.» Edisons sagte einmal: «Das Einzige, was mich entmuti- zu grossem Reichtum. Zum Zeitpunkt seines To- bahnbrechende Erfindungen beruhten weni- gen kann, ist der Gedanke an die vielen Dinge, des am 18. Oktober 1931 wurde sein Vermögen ger auf genialen Einzelideen als auf jahre die ich gerne tun möchte und die wenige Zeit, auf 12 Millionen Dollar geschätzt, was heute langer Tüftelei und der schrittweisen Verbes- die mir dafür zur Verfügung steht.» ungefähr 170 Millionen Dollar entspricht. serung bestehender Technik. Von Edison Mit dem Phonographen gelang es Edison Thomas Edison wurde für seine Arbeiten stammt das Sprichwort: «Genie ist ein Prozent 1876 als erstem Menschen, die menschliche mit zahlreichen Ehrendoktortiteln und wis- Inspiration und neunundneunzig Prozent Stimme aufzunehmen und abzuspielen. Mit senschaftlichen Auszeichnungen geehrt. Die Transpiration». Sein Labor in Menlo Park gilt dem Kohlemikrofon bereitete er den Weg für Edison-Medaille, die 1904 für bedeutende als Vorläufer und Vorbild für die grossen For- das Telefon. Er war an der Entwicklung der Leistungen der Elektrotechnik, des Ingenieur- schungs- und Entwicklungsabteilungen mo- Schreibmaschine beteiligt und gilt als Erfin- wesens und der Kunst erstmals verliehen derner Technikunternehmen. Der von ihm der der 35-Millimeter-Filmtechnik. Im Jahr wurde, geht ebenso auf ihn zurück wie der etablierte Erfindungsprozess wird als «Erfin- 1879 brachte Thomas Edison zusammen mit National Inventors Day in den USA, der 1983 dung der Erfindung» bezeichnet. dem Briten Joseph Swan die erste Glühbirne an seinem Geburtstag am 11. Februar ein Ein weiterer Grund für Edisons Erfolg war auf den Markt. Danach entwickelte er deren geführt wurde. Viele Einrichtungen und Stra- seine Zusammenarbeit mit Grössen aus ganz Technik laufend weiter und meldete mehr als ssen auf der ganzen Welt und sogar ein Aste- unterschiedlichen Technikbereichen. Im Lau- dreissig Patente darauf an. Die Glühbirne war roid, ein Mondkrater und eine Pflanzenart fe seiner Wirkungszeit holte er den britischen der Anlass, dass New York 1883 als erste wurden nach ihm benannt. Erfinder Charles Batchelor, den hochbegabten Stadt der Welt über unterirdisch verlegte Feinmechaniker John Kruesi, den Entwickler Kabel mit Strom versorgt wurde. Zahlreiche Der Erfinder des Erfindens der Vakuumpumpe Heinrich Geissler, den weitere Städte in den USA und Europa folg- Mehrere Faktoren trugen zu Thomas Edisons Chemiker Otto Moses sowie den Techniker ten. Edison erfand elektrische Sicherungen, grossem Erfolg bei. Einer war seine akribische, und Organisator Sigmund Bergmann an Bord. Messgeräte, verbesserte Dampfmaschinen- systematische Vorgehensweise beim Forschen Viele Erfindungen wurden unter Edisons dynamos und entwickelte eine wirtschaft- und Entwickeln. Edison zeichnete alle Experi- Namen patentiert, obwohl ein Team fähiger lich sehr rentable, da effiziente Methode der mente auf, die zu einer patentierten Erfindung Mitarbeitenden unter seiner Leitung daran Zementherstellung. Seine Wirkstätte war ein führten, auch die fehlgeschlagenen. Allein die beteiligt war. Sie erhielten Erfolgsbetei Labor im kalifornischen Menlo Park, das er Aufzeichnungen seiner Forschungsaktivitäten ligungen, während die Patentrechte an 1876 übernahm. Die Presse sprach fortan von zur Entwicklung der Glühbirne sollen 40 000 Thomas Edison allein gingen. Dass sich viele ihm als dem «Zauberer von Menlo Park» … Seiten umfassen. Dabei war die Erkenntnis Mitarbeitende so sehr für ihren Arbeitgeber Im Lauf seiner Karriere gründete Edison zentral, dass auch jeder Fehlschlag näher an einsetzten, obwohl ihnen der Ruhm für die zahlreiche Firmen in und ausserhalb der Verei- die Lösung eines Problems heranführen kön- Erfindungen nicht zufiel, dürfte an Thomas nigten Staaten. Einige fasste er 1896 in der Nati- ne. «Es ist besser, unvollkommen anzupacken, Edisons charismatischer Persönlichkeit gele- onal Phonograph Co. zusammen, welche 1911 als perfekt zu zögern», sagte er lakonisch – gen haben. Einige Mitarbeitende sagten spä- ter über ihn, dass er ihnen das Gefühl gab, Partner und nicht Angestellte zu sein. Edisons Geschick im Umgang mit Men- schen war auch ein Schlüssel zum Erfolg bei der Vermarktung seiner Produkte. Er holte potentielle Kunden in ihrer Lebenswelt ab. So sprach er beispielsweise nicht von «Elektri- zität», unter der sich die breite Bevölkerung nichts vorstellen konnte, sondern von «Licht». Edison präsentierte seine Erfindungen oft in spektakulären Vorführungen. So beeindruckte er die Öffentlichkeit im Dezember 1879 mit einer Beleuchtungsvorführung, bei der eine grosse Anzahl von Glühlampen gleichzeitig ein- und ausgeschaltet wurde, und 1880 mit 2 | Blaues Kreuz 4/2021 Edison 1878 mit seinem Phonographen
der Präsentation des Beleuchtungssystems auf dem neuen Dampfschiff SS Columbia. Herzliche Einladung zum Der Privatmann Blaukreuz-Bibelkurs Thomas Edison heiratete 1871 die 24-jährige Mary Stilwell, mit der er eine Tochter und zwei 28. September bis 1. Oktober 2021 Söhne hatte. Seine Frau starb im Alter von im Lebenshaus Güetli, 29 Jahren an einer Gehirnkrankheit. Im selben Mettmenstetten, über Jahr heiratete Edison die 1865 geborene Mina «Das neue Leben als Christ» Miller. Aus der Ehe gingen drei weitere Kinder hervor, Theodore, Charles und Madeleine. Vier Referate zum Thema Gemeinschaftsabende mit dem Seit seiner Kindheit litt Edison an Schwer Lebenshaus Güetli und Rolf Kuhn hörigkeit. Ihm, dem Pionier des elektrischen Programm und Anmeldung: Lichts, wird nachgesagt, dass er Angst vor der Hansruedi Seiler, Chasseralstrasse 7, Dunkelheit hatte. Auch in einem anderen 3063 Ittigen, 031 921 16 14, Bereich mochte er die Klarheit: Was er konsu- hansruedi.seiler@hispeed.ch mierte, sollte seinen Grundsätzen nicht wider- Anmeldeschluss: 12. August 2021 sprechen und seinen Verstand nicht trüben. Er sagte: «Ich bin Vegetarier und überzeugter Antialkoholiker, weil ich so besseren Gebrauch von meinem Gehirn machen kann.» Was seine Weltanschauung angeht, so war Die Gute Nachricht Thomas Edison wie sein Vater ein Freidenker. Es gab Aspekte der christlichen Glaubens Selig die Trauernden; denn sie werden regung. Christus hat die Trauernden selig ausübung, die er kritisierte, zum Beispiel den getröstet werden. (Matthäus 5,4) gesprochen. Trauer mit allen Mitteln wegzu- Religionsunterricht. Seine zweite Frau, eine drücken, wäre töricht. Vor allem ist es unnö- gläubige Methodistin, versuchte vergeblich, Der griechische Wortstamm im Urtext für tig. Denn die Trauernden werden getröstet ihn umzustimmen. Dennoch war Thomas trauern bedeutet leiden. Leiden ist nicht im- werden. Das ist eine Verheissung – und eine Edison kein Atheist, sondern ein wissen- mer trauern, aber trauern ist leiden. Die alt- milliardenfache Erfahrung. schaftszentrierter Deist: Er war sich bewusst, griechische Philosophenschule Stoa war der dass es eine schöpferische Kraft hinter der Ansicht, ein weiser Mensch müsse von Trauer Peter Ruch, Küssnacht Welt und dem Universum gibt. Er sagte: «Gott frei sein. Unsere moderne Denkweise kommt Pensionierter Pfarrer ist der grösste aller Ingenieure.» Allerdings dieser Auffassung nahe: Trauer ist möglichst sollten seiner Ansicht nach die Menschen die zu vermeiden. Als Pfarrer habe ich oft erlebt, Welt gestalten, nicht Gott. Mit den Christen dass Ärzte den Trauernden Medikamente ga- teilte Edison den Wert der Gewaltlosigkeit. ben, damit sie an der Beerdigung die Fassung «Das Fehlen jeglicher Gewalt führt zur höchs- behielten. Trauer und Tränen erscheinen weit- ten Tugend, welche auch Zweck der Entwick- hin als unnötig und peinlich. Hat Trauer also lung ist. Bis wir aufhören, den Tieren Böses keinen Platz mehr im Leben des Menschen? anzutun, sind wir noch unzivilisiert», war Thomas Edison überzeugt. Als er allerdings Die Sache ist komplizierter. Schon im Alten 1888 mit Wechselstrom experimentierte, Testament bezieht sich die Trauer nicht im- Mocktail legte Edison den Grundstein für die Entwick- mer auf Verstorbene und sonstige Verluste. Green Sweety lung des elektrischen Stuhls, den später eine Trauer wird über Israel und Jerusalem kom- der von ihm gegründeten Firmen im Auftrag men, nicht zuletzt über sich selbst, das eigene der US-Regierung entwickelte. Es war die Er- Versagen, die eigene Misere. In solcher Trauer Hier findest du alles für den findung, die Edison, ein entschiedener Gegner steckt ein Stück Einsicht und Busse. perfekten alkoholfreien Apéro: der Todesstrafe, wahrscheinlich am meisten Wer keine Trauer zulässt, bleibt stecken. rimuss.ch/apero-welt bedauerte. Sie ist eine ungeliebte, aber gesunde Gemüts- Blaues Kreuz 4/2021 | 3
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«Der beste Weg, einer suchtkranken Person zu helfen, ist sie zu lieben» Das Internationale Blaue Kreuz hilft jungen Menschen in Togo dabei, weniger Alkohol zu trinken und einer Alkoholabhängigkeit vorzubeugen. Das 2018 gestartete Projekt wird mit Unterstützung des Blauen Kreuzes Schweiz für mindestens vier Jahre fortgeführt. Der Pro-Kopf-Alkoholkonsum in Afrika ist in den Life Skills Trainings teil, die von Mitarbeitenden letzten Jahren stark angestiegen. Über 30 Pro- des Blauen Kreuzes in Togos Hauptstadt Lomé zent von Togos Bevölkerung sind Jugend- durchgeführt werden. Dort erwerben die liche oder junge Erwachsene, die für Alkohol- Jugendlichen persönliche Kompetenzen wie und Drogenkonsum besonders anfällig sind. Kommunikationsfähigkeit, friedliche Konflikt- Viele Faktoren führen zu Sucht: Armut, Arbeits- lösung, Selbstbewusstsein und Empathie, Ent- losigkeit, familiäre Probleme, das soziale Um- scheidungsfähigkeit und Widerstand gegen feld … Weitere Faktoren sind der leichte Zu- Gruppenzwang. In den Trainings werden The- gang zu alkoholischen Getränken, mangelndes men wie Sucht, HIV, Diskriminierung, Gewalt Wissen über die damit verbundenen Gefahren und Geschlechtergleichheit behandelt. und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der «Dank dem Blauen Kreuz habe ich mich als Gesetze. Besonders problematisch in Togo ist Mensch verändert. Ich kümmere mich jetzt um der hohe Konsum und die Abhängigkeit von lo- die Sauberkeit im Haus, ohne dass meine Eltern kal produziertem Alkohol wie Sodabi, einem mich darum bitten müssen. Vorher habe ich Palmweinschnaps, und legalen Schmerzmit- einfach gemacht, was ich wollte», sagt der teln wie zum Beispiel Tramadol. Letzteres ist 16-jährige Kursteilnehmer Koffi. Sein Freund billig, überall erhältlich und in hohen Dosen Kokou fügt hinzu: «Ich habe dank dem Blauen sehr wirksam. Suchthilfe für Betroffene gibt es Kreuz verstanden, dass man auf Gewalt nie- so gut wie keine. mals mit Gewalt reagieren sollte. Der beste Die afrikanischen Präventionsprojekte des Weg, einer suchtkranken Person zu helfen, ist Blauen Kreuzes wirken durch das Zusammen- sie nicht zu kritisieren, sondern sie mit Mit wirken von drei Komponenten: pädagogische gefühl zu behandeln und zu lieben». Aktivitäten, die das persönliche Verhalten der Auch die Eltern der Jugendlichen werden Jugendlichen beeinflussen, die Mobilisierung regelmässig zu den Informationsveranstal- lokaler Gemeinschaften und die Schaffung von tungen des Blauen Kreuzes eingeladen. Dort besseren politischen Rahmenbedingungen tauschen sie sich über positive Erziehungsme- Das Blaue Kreuz Schweiz unterstützt zum Schutz vor Alkohol und Drogen. Das Blaue thoden aus und werden für das Thema Dro- das Blaue Kreuz Togo Kreuz Togo arbeitet mit öffentlichen Schulen, gen und Alkohol sensibilisiert. Eine Mutter Seit 2018 setzt sich das Internationale Fussballvereinen, Motorradtaxifahrern und nahm zum Beispiel teil, nachdem ihr Sohn sich Blaue Kreuz (IBC) mit dem Blauen Kreuz Nachbarschaftsorganisationen zusammen, um geweigert hatte, für sie Alkohol zu kaufen. An Togo für die dauerhafte Reduktion und sein Hauptziel zu erreichen, welches lautet: den Sitzungen erfuhr sie mehr über die Aus- die Vorbeugung des Alkohol- und Drogen- «Junge Menschen werden zu gesunden und wirkungen von Alkohol auf die Gesundheit konsums unter benachteiligten Kindern verantwortungsbewussten Erwachsenen, die und die zwischenmenschlichen Beziehungen. und Jugendlichen in Togos Hauptstadt sich für eine friedliche und gerechte Gesell- Nach ein paar Wochen sagte sie: «Heute trinke Lomé ein. Das Projekt wird unter anderem schaft einsetzen, in der Alkohol, Drogen, Ge- ich kein Sodabi mehr. Ich bin gerührt vom po- vom Blauen Kreuz Schweiz, der christ walt und Diskriminierung keinen Platz haben.» sitiven Einfluss des Blauen Kreuzes auf mein lichen Entwicklungsorganisation Inter- Kind und mich!» action und der Direktion für Entwicklung Lebenskompetenz-Trainings und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt. für 1400 Jugendliche Flavia Ganarin Das Blaue Kreuz Schweiz hat Unterstüt- Im vergangenen Jahr nahmen trotz Covid-Pan- IBC-Programmverantwortliche zung für vier Jahre zugesichert. demie 1397 junge Menschen an regelmässigen f.ganarin@internationalbluecross.org Blaues Kreuz 4/2021 | 5
Mässigkeitsbewegungen Wahrnehmung und Bewertung des Alkohols im Wandel des Zeitgeists «Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet, ist morgen verwitwet». Schopenhauers bissige Bemerkung hätte auch auf die empirische Alkoholforschung gemünzt sein können. Ihre Fragestellungen und somit auch ihre Resultate basieren auf ethischen und anderen soziokulturellen Vorgaben, die selbstredend weder unumstritten noch konstant sind. Dies zeigt die Geschichte der Strukturen und Zyklen des Alkoholwissens, bei dem sich hedonistische und asketische Phasen abwechselten. Von Hasso Spode¹ Seit Urzeiten dienten vergorene Getränke lisierung des Lebensstils» (Max Weber) tan- und Stärkungsmittel, so wurden sie nun zu den Menschen als Nahrungs- und Stärkungs gierte anfangs nur kleine Teile von Adel, blossen Genussmitteln herabgestuft. mittel im Alltag und als Rauschmittel am Klerus und vor allem von Bürgern. Doch im Damit waren die Grundlagen des moder- Festtag. Das exzessive Trinken war nur im 18. Jahrhundert, am Beginn der Moderne, nen Umgangs mit Alkohol gelegt. Genussmit- Kollektiv denkbar; niemand betrank sich versuchten Obrigkeiten und Volkserzieher al- tel sind potenziell ent behrlich. Heute alleine. Dabei stellten eherne Regeln sicher, len Untertanen eine «vernünftige» Lebens- zählen alkoholische Getränke zwar rechtlich dass beim Gelage alle gleich viel in sich hin- führung aufzuprägen. Während sich die noch zu den Lebensmitteln, sind aber in einschütteten: Es herrschte strikter Trink- «medicinische Policey» um die Masse der Deutschland, im Gegensatz zur Schweiz, be- zwang. Der Rausch riss die Schranken des Ich unterständischen Schichten kümmerte, for- reits aus dem «Grundbedarf» für Sozialhilfe- nieder, vereinte die Zecher in magischem cierte man in den oberen Schichten die Selbst- empfänger gestrichen. Erst im Laufe des Taumel. In einer fundamental unsicheren optimierung. Dazu zählte nicht zuletzt die 18. Jahrhunderts setzte sich die heute selbst- Welt war dieses Zusammenschweissen der Aufhebung des Trinkzwangs an der Tafel; je- verständliche Auffassung durch, dass die so Wir-Gruppe durchaus funktional. Doch das der und jede durfte sich selbst nach seinem grundverschiedenen alkoholischen Getränke archaische Gelage war eine höchst ambi Belieben einschenken. Die Institution des eine grosse Gemeinsamkeit haben: den Alko- valente Praxis. Urplötzlich konnte Streit aus- archaischen Gelages löste sich auf, wurde – hol. Freilich wurden sie noch lange sehr brechen, Mord und Totschlag drohten. Es ironisch übersteigert – in Enklaven wie zum unterschiedlich bewertet. Um 1800 war es zu- wurde daher bisweilen auch kritisch ge Beispiel das studentische «Kommerstrinken» nächst der Schnaps, dessen Status als ein ge- sehen, etwa von Karl dem Grossen. Die erste abgeschoben. Zugleich wurde dank der ein- sundes Stärkungsmittel, das man selbst Ge- Mässigkeits kampagne der Weltgeschichte setzenden Globalisierung die Herrschaft der fängnisinsassen nicht vorenthielt, ins Wanken verdankte sich der Reformation: Wortge alkoholischen Getränke gebrochen: Die Koloni geriet. Von einigen Medizinern wie etwa dem waltig zog Luther gegen den «Saufteufel» zu alwaren Kaffee, Tee und Tabak sorgten für berühmten Christoph Willhelm Hufeland wur- Felde, womit nicht der nach heutigen Mass- «nüchterne Räusche». de er stattdessen als ein «künstliches Gift» stäben enorme Konsum von Bier und Wein Keineswegs war der Trinkexzess damit qualifiziert, das eine neuartige Nervenkrank- im Alltag gemeint war, sondern die alt abgeschafft. Doch er wurde individualisiert, heit hervorrufe: die «Trunksucht». Der Staat ehrwürdige Sitte des kollektiven Exzesses. «hinter Kulissen» (Norbert Elias) verlegt, ver- müsse gegen diese «Branntweinseuche» ein- Die Kampagne scheiterte, doch langfristig heimlicht. War der kollektive Trinkexzess der schreiten. Nach einiger Zeit ebbte die erbitter- hinterliess die Reformation bekanntlich tiefe Vormoderne eine Pflichtveranstaltung in der te medizinische Kontroverse ab und die Sucht- Spuren im Denken und Verhalten der Men- sozialen Welt, so wird nun die Flucht aus dieser schen – auch in deren Trinkverhalten. Welt angetreten. Die Kritik am Trinken konnte 1Dr. Hasso Spode ist Professor für Historische daher viel mehr Durchschlagskraft entwickeln Soziologie an der Leibniz-Universität Hannover. Er Grundlagen des modernen als in der Vormoderne. Dies auch, weil in die- hat über den Wandel des Ess- und Trinkverhaltens Alkoholwissens sem Kontext eine neuartige Klassifizierung der promoviert und über Alkoholgeschichte habilitiert. Der vorliegende Aufsatz ist eine leicht Selbstdisziplin, Fleiss, Sparsamkeit und das dabei verwendeten Substanzen aufkam: Wa- überarbeitete und gekürzte Fassung seines Denken in langen Zeithorizonten wurden die ren Bier, Wein und der zunehmend populäre Artikels in SuchtMagazin 1/2021. Mit freundlicher Kardinaltugenden der Neuzeit. Die «Rationa- Branntwein bislang unentbehrliche Nahrungs- Genehmigung von Infodrog. 6 | Blaues Kreuz 4/2021
Die Trunkenheit von Noah, an der Ecke des Palazzo Ducale in Venedig theorie geriet in Vergessenheit. Doch das Image des Branntweins war angeschlagen. Fortan kam es bislang zu drei Wellen der Skan- dalisierung des Alkoholkonsums, wobei sich asketisch-restriktive Phasen und hedonistisch- permissive jeweils abwechselten. Welle Nr. 1 Sieht man von der Kampagne gegen den «Sauf- teufel» (und dem englischen Sonderfall der «Gin-Manie» Mitte des 18. Jahrhunderts) ab, fällt die erste massive Skandalisierungsphase in die Zeit der Bauernbefreiung und der aufkom- menden Industrialisierung. Anders als bei den beiden späteren Wellen ging ihr ein Anstieg des Alkoholverbrauchs voraus: Der Schnaps trat zu- nehmend an die Stelle von Bier und Wein. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts liessen ef- fektive Produktionsverfahren wie der «Hentze- Dämpfer» und der Einsatz der billigen Kartoffel als Rohstoff die Branntweinpreise fallen. Das respektable Stärkungsmittel der Bürger und Seeleute wurde in Gestalt wohlfeilen Fusels zum Alltagsgetränk in den entwurzelten Un- terschichten. Hier traf der konzentrierte Alko- hol auf unterernährte Körper, diente als Kalori- enlieferant und zerstörte dabei die traditionelle Trinkkultur. «Der Charakter des Rausches hatte sich total verändert», notierte Friedrich Engels und sah die Schuld daran am aufkommenden Kapitalismus. (…) Fortsetzung: www.blaueskreuz.ch/news/detail/ maessigkeitsbewegungen Blaues Kreuz 4/2021 | 7
Der neue Jahresbericht ist da! Unser Jahresbericht 2020 enthält Highlights aus dem Dachverband und gibt einen Über- blick über die landesweiten Leistungen des Blauen Kreuzes. 36 Seiten, reich bebildert, Deutsch / Französisch Sie erhalten den Jahresbericht kostenlos unter 031 300 58 60 oder info@blaueskreuz.ch. Mit unserem neuen Brocki durch das Jahr Der Blaukreuz-Kalender 2022 nimmt Sie mit auf einen Rundgang durch unser neuestes Brockenhaus in Ibach (Schwyz). Die Monats- bilder können dank Perforation und Textfeld Ende Jahr als Postkarten weiterverwendet werden. Der Kalender lässt sich auf den Tisch stellen oder an die Wand hängen. Bestellungen nehmen wir gern ab sofort ent- gegen: 031 300 58 66, verlag@blaueskreuz.ch. Die Auslieferung erfolgt ab Mitte August. A5 quer, Titelblatt und 12 Monatsblätter (als Postkarten verwendbar), CHF 12.– Impressum Adressänderungen, Inserate, Abonnemente, Versand und Probenummern BLAUES KREUZ Blaukreuz-Verlag Bern, Lindenrain 5, 3012 Bern Verbandszeitschrift des Blauen Kreuzes Schweiz Telefon 031 300 58 66, verlag@blaueskreuz.ch ISSN 0006 – 4629 Postkonto 30 - 437 - 0 www.blaueskreuz.ch Erscheint sechsmal jährlich. Trauerspende – Layout und Druck Auflage: 2324 (Wemf-beglaubigt) Brüggli Medien, 8590 Romanshorn Ihr Zeichen der Redaktion: Lukas Weber Hoffnung. Anzeigen Zuschriften bitte an Anzeigentarif auf Redaktion BLAUES KREUZ www.blaueskreuz.ch/bk-anzeigentarif Blaues Kreuz Schweiz, Lindenrain 5, 3012 Bern Redaktions- und Insertionsschluss für Nr. 5/2021: Telefon 031 300 58 60, redaktion@blaueskreuz.ch Dienstag, 16. August 2021 Postkonto 30-8880-3 www.blaueskreuz.ch/spende
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