Blitz- und Überspannungsschutz für Photovoltaik (PV) Anlagen
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Blitz- und Überspannungsschutz für Photovoltaik (PV) Anlagen In den letzten Jahren sind die Schäden an Photovoltaikanlagen (weiter nur als PV- Anlagen) gestiegen. Diese Schäden sind in erster Linie durch die steigende Zahl der neu installierten PV-Anlagen, aber auch durch größere Gewitteraktivität und durch nicht fachgerechte Installationen entstanden. Den ersten Grund können wir nur freudig begrüßen, den zweiten Grund müssen wir akzeptieren, und den dritten Grund (nicht fachgerechte Installation) müssen wir verbessern. Der folgende Beitrag beinhaltet eine Auswahl mir bekannter Schadensursachen der elektrischen Einrichtungen und Vorschläge, wie man die PV besser und sicher instal- lieren und betreiben kann. Dieser Beitrag ist eigentlich nur die Erweiterung des vor- herigen Beitrages über die EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen da- hingehend, dass er auf die PV-Anlage spezialisiert ist. Die PV-Anlagen sind überwiegend auf vorhandenen baulichen Anlagen installiert. Die PV-Anlagen, die auf der „Wiese“ installiert sind, werden in diesem Beitrag nicht behandelt, weil die von den Ing.-Büros geplant werden und von den Herstellern der Blitz- und Überspannungsableiter überprüft sind. In unserem Fall handelt es sich hauptsächlich um das Massengeschäft in der Landwirtschaft, aber auch um PV- Anlagen an Einfamilienhäusern und anderen baulichen Anlagen. Bei der Landwirtschaft werden die PV-Module oft an Scheunen oder andere landwirt- schaftlichen Gebäude und Hallen gebaut. Die baulichen Anlagen haben jedoch oft große Maße und beinhalten auch brennbares Material wie Stroh oder anderes leicht entzündliches Material. Das erwähne ich aus dem Grund, weil der Planer einer PV- Anlage nach der Norm [13] verpflichtet ist (die Normen sind auf der Seite 55 erwähnt) zu ermitteln, ob die bauliche Anlage ein Blitzschutzsystem haben muss oder nicht. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft hat in der VdS-Richtlinie 2010 in der Tabelle A.03 „Risikoorientierter Blitz- und Überspannungsschutz für Ob- jekte” für bauliche Anlagen mit einer PV-Anlage größer 10 kW ein Blitzschutzsystem der Blitzschutzklasse III vorgeschrieben. Das Gleiche gilt nach [14B2 neu], Abschnitt 17 Photovoltaik- und Solarthermische Anlagen, wo auch die Blitzschutzklasse III vorgeschrieben ist. „Photovoltaische und solarthermische Anlagen werden durch getrennte Fang- einrichtungen nach 5.2 und 6.3 in DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) vor direk- ten Blitzeinschlägen geschützt. Ist ein direkter Anschluss nicht zu vermeiden, dann ist die Auswirkung des in das Innere der baulichen Anlage eingekoppelten Blitzteilströme zu beachten.” In dem Abschnitt 17.3 der Norm ist geschrieben: „Es sollten geschirmte Generatorhauptleitungen zur Reduzierung von induzier- ten Überspannungen verwendet werden. Bei ausreichendem Schirmquerschnitt kann der Kabelschirm zur Führung von Blitzteilströmen genutzt werden, wenn ein Anschluss des Generators an den äußeren Blitzschutz aufgrund der Unter- schreitung des Trennungsabstandes unvermeidbar ist. Die Blitzstromtragfähig- keit der Generatorhauptleitung ist zu beachten.“ ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 45
Der Abschnitt 17.3. ist wahrscheinlich nicht richtig bekannt, da man sehr selten einen ausreichenden Kabelschirmquerschnitt der Generatorhauptleitungen vorfindet. Zu dem Begriff „sollten“ kann man noch sagen, dass dies zwar noch nicht „muss“ be- deutet, aber der Begriff „sollten“ gibt beispielsweise die Möglichkeit einer zusätzli- chen parallelen Potentialausgleichsleitung, die die Stromentlastung des Kabel- schirms gewährleistet. Der Kabelschirm muss natürlich auch mindestens beidseitig geerdet werden. Die Norm [14B2 neu] beschreibt die Ausführungen von getrennten Fangeinrichtun- gen und Überspannungsschutzmaßnahmen. Auf Bild 19 der Norm, hier Bild 14, werden die vorgeschlagenen Überspannungsschutzmaßnahmen festgehalten. Auf Bild 14 sehen Sie auch die geschirmte Generatorhauptleitung. Bild 14; Beispiel für Schutz von Photovoltaikanlagen gegen Überspannungen, wenn der Trennungsabstand s nach 6.3 in DIN EN 62305-3 (VDE 0185- 305-3) zwischen der Fangeinrichtung und der Photovoltaikanlage nicht eingehalten werden kann; Quelle [14B2 neu] Eine PV-Anlage, die auf der baulichen Anlage mit dem Blitzschutzsystem installiert ist, muss dann nach Norm [14B2 neu] installiert werden. Wenn aber die bauliche Anlage kein Blitzschutzsystem hat und der Betreiber der PV- Anlage keine Hinweise von seiner Versicherungsgesellschaft über die VdS 2010 er- halten hat, wie verhält es sich dann mit den EMV, Blitz- und Überspannungsschutz- maßnahmen? Die Installationsfirmen, die jetzt eine neue Marktalternative entdeckt und sich nur auf die Installation der PV-Anlagen spezialisiert haben, kennen oft nur die Norm DIN VDE 0100-712 (VDE 0100-712):2006-06; Errichten von Niederspannungsanlagen - Teil 7-712: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art - Solar-Photovoltaik-(PV)-Stromversorgungssysteme und das häufig auch nicht richtig. ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 46
Bei den Gutachten über beschädigte PV-Anlagen erfährt man, dass die Verantwortli- chen der Firmen keine weiteren wichtigen Normen für den Bau der PV-Anlagen ken- nen. Der Beitrag beinhaltet jetzt die wichtigen Informationen über die EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen der PV-Anlagen an Stellen, wo kein installiertes Blitzschutzsystem ist und beschreibt die oft wiederholten Fehler bei den PV-Anlagen mit installiertem Blitzschutzsystem. Die DIN VDE 0100-712 ist in der DIN VDE100-er Normenreihe der Gruppe 700, Be- triebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art. Die Norm, die vom nationalen Arbeitsgremium UK 221.1 „Schutz gegen elektrischen Schlag“ erstellt wurde, hat mit dieser Norm auch die Schutzmaßnahmen gegen den elektrischen Schlag und nicht die EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen beschrieben. Für die EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen sind die anderen Normen, wie auf der Seite 55 geschrieben ist, zuständig. Die groben Fehler und fast immer die wichtigste Ursache bei beschädigten PV- Anlagen ist der fehlende Potentialausgleich. Schon der berühmte Text aus der Norm [22] Abschnitt 6.7.1 Erdung und Potentialausgleich sagt aus: „Solange die Ströme im Erdungssystem fließen und nicht in den elektronischen Schaltungen, hat dies keine schädlichen Auswirkungen. Liegen die Erdungssys- teme jedoch nicht auf gleichem Potential [en: not equipotential], beispielsweise dann, wenn sie sternförmig mit dem Erdungsanschluss verbunden worden sind, fließen überall hochfrequente Streuströme, d. h. auch auf den Signalleitungen. Die Geräte können gestört und sogar zerstört werden.“ Gerade der letzte Satz „Die Geräte können gestört und sogar zerstört werden.“ bestätigt immer die Beschädigungen der elektronischen Einrichtungen bei den PV- Anlagen! Wo elektronische Einrichtungen installiert sind, muss man auch die Installa- tionen nach den Normen der DIN VDE 0800-er Reihe ausführen, was schon in dem Hauptbeitrag dieser Seminarunterlagen beschrieben wurde. Auf Bild 15 sind die Überspannungsschutzmaßnahmen für die Geräte gezeichnet. Diese müssen nach Norm [21] Abschnitt 6.3.1 a) zum Schutz der Fernmeldeleitungen (Freileitungen, Luftkabel, Erdkabel, Zuführungskabel) und der mit ihnen in leitender Verbindung stehenden Ge- räte gegen Überspannungen infolge atmosphärischer Entladung, durch Einwirkungen aus benachbarten Starkstromanlagen und bei der Möglich- keit eines direkten Spannungsübertritts aus Starkstromanlagen, b) zum Schutz von hochempfindlichen Bauelementen (elektronische Bauele- mente, Halbleiterbauelemente und dergleichen) in Geräten, wobei die Schutzwirkung durch ein Zusammenwirken der Überspannungsschutz- geräte mit weiteren Schaltelementen erreicht wird (integrierter Schutz), c) zum Herstellen eines Potentialausgleichs zwischen nicht zu Betriebsstrom- kreisen gehörenden, leitfähigen Anlageteilen, wenn die zwischen diesen Teilen möglichen Überspannungen aus betrieblichen Gründen nicht durch eine leitende Verbindung ausgeglichen werden können, installiert werden. ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 47
Bild 15 Bild 16 Auf Bild 16 sehen Sie die Stelle, wo der Datenlogger der PV-Anlage platziert (nicht installiert) war. Der Datenlogger war in dem Einfamilienhaus an die Steckdose ange- schlossen. Die PV-Panellen und der Generatoranschlusskasten befanden sich an der Scheune und der Wechselrichter in der Werkstatt. Alle baulichen Anlagen waren auf unterschiedlichen Potentialen und ohne Erdungsanlagen und Potentialaus- gleichsverbindungen. Nur die Unterkonstruktion der PV-Anlage auf der Scheune hat einen „Kreuzerder“ mit einem Wert von 360 Ohm. Natürlich kommt es bei einer solchen Ausführung und auch bei einem weit entfernten Gewitter zu Kopplungen in ungeschirmten Kabeln, die gemeinsam an einer Platine des Datenloggers installiert sind. Wenn die Installation ohne den Überspannungsab- leiter des linken Bildes ausgeführt ist, so wird dann der Datenlogger zerstört. Jetzt zur oben beschriebenen Norm: Nach Norm [21] Abschnitt 6.3.1 Buchstabe a müssen wir den Datenlogger oder an- dere elektronische Einrichtungen schützen, weil sie an einer gegen Kopplungen un- geschützten Fernmeldeleitung angeschlossen sind. Der zweite Grund der Überspannungsschutzmaßnahmen ist der nach der gleichen Norm [21] Abschnitt 6.3.1, Buchstabe b, weil der Datenlogger auf Überspannung hoch empfindliche elektronische Bauelemente hat. Und der dritte Grund nach Norm [21] Abschnitt 6.3.1 Buchstabe c ist der, dass der Datenlogger an drei nicht zu Betriebsstromkreisen gehörenden Leitungen ange- schlossen ist. Man kann die Bilder 15 und 16 vergleichen und erfahren, dass der Datenlogger von Bild 16 (jetzt schon entsorgt) nach dieser Norm Überspannungs- schutzmaßnahmen nach Bild 15 und nach Norm [21] Abschnitt 6.3.1 haben muss. Durch dieses Beispiel erfährt man, wie wichtig die Überspannungsschutzmaßnah- men sind. Noch wichtiger ist auch der Potentialausgleich zwischen den einzelnen Stellen der baulichen Anlagen, wo die auf Überspannung empfindlichen elektroni- schen Einrichtungen installiert sind. Ein weiteres Beispiel aus der Praxis beschreibt, wie wichtig ein maschenförmiger (kein sternförmiger) Potentialausgleich und die Erdung sind. Die folgenden Texte sind aus einem Gutachten kopiert. Eine PV-Anlage wurde unterhalb einer Hochspannungsfreileitung gebaut (Bild 17). Bei einem Blitzschlag in der Entfernung hat sich die Blitzenergie auch über diese ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 48
Freileitung ausgebreitet und durch die Kopplungen in der PV-Anlage Schäden verur- sacht. Wie konnten diese Schäden entstehen? Die Unterkonstruktion der PV-Panelen hat nur an einer Stelle einen Potentialaus- gleichsanschluss, der ungeeignet mit einem nicht fachgerechten Fundamenterder verbunden war. Innerhalb der langen Unterkonstruktion der PV-Anlage war keine Verbindung zwischen den Konstruktionsteilen, und auch das zweite Ende der Unter- konstruktion hat keine Potentialausgleichsverbindung. Nur an der Stelle des PV- Anschlusskastens ist eine Verbindung des Kastens mit der Konstruktion. Weil an dieser Stelle keine Verbindung mit der Erdungsanlage besteht (existiert nicht), muss im Falle einer Überspannung die abgeleitete Energie auf die Photovoltaikanlage ab- geleitet werden, wodurch sie erneut gefährliche Kopplungen in der Anlage verur- sacht. Eine weitere Alternative gegen gefährliche Kopplungen in Leitungen ist die, Leitun- gen durch Kabelschirme zu schützen. Zum Zeitpunkt des Schadens waren noch kei- ne Schirme an den Leitungen installiert; die Installation wurde erst nach der Beschä- digung durchgeführt. Aber auch jetzt können die Kabelschirme die Leitungen nicht schützen, weil sie nicht geerdet sind. Bild 17 Bild 18 In dem Soll-Zustand war erwähnt: Nach DIN VDE 0100-712, Abschnitt 712.413.1.2.1, der zum Zeitpunkt des Baus gül- tigen Norm, „müssen metallene Konstruktionsstellen des PV-Generators direkt mit den Haupterdungsklemmen oder der -schiene verbunden werden. Diese Verbindung erfordert einen örtlichen Erder und die Verwendung von Potentialausgleichslei- tern mit einem Querschnitt in Übereinstimmung mit 543.1.3.“ In der DIN VDE 0100-712, Abschnitt 712.413.1.2.2 ist festgehalten: „Wenn ein Gehäuse im Gleichspannungsbereich, einschließlich des Gehäuses des PV-Wechselrichters nicht der Schutzklasse II oder einer gleichwertigen Iso- lierung entspricht, muss ein zusätzlicher Potentialausgleich das leitfähige Ge- häuse des Wechselrichters und berührbare fremde leitfähige Teile miteinander verbunden werden.“ ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 49
In der DIN VDE 0100-712, Abschnitt 712.54 steht geschrieben: „Erdungsanlagen und Schutzleiter Wenn Potentialausgleichsleiter errichtet werden, müssen sie parallel und in möglichst engen Kontakt mit Wechselstrom- und Gleichstromkabel/-leitungen und Zubehör errichtet werden.“ In dem Abschnitt steht zwar geschrieben, „Wenn Potentialausgleichsleiter errichtet werden, ...“, das bedeutet aber nicht „muss“ nach der Norm DIN VDE 0100-712 er- richtet werden. Aber – wie Sie schon in den oberen Abschnitten gelesen haben –, muss man den Potentialausgleich als Schutzmaßnahmen für die Elektronik installie- ren. In der neuen DIN VDE 0100-712, Abschnitt 712.54 Erdungsanlagen, Schutzleiter und Potentialausgleichsleiter ist geschrieben: „Wenn Schutzpotentialausgleichsleiter errichtet werden, müssen Sie parallel und in möglichst engen Kontakt mit den DC- und AC-Kabeln/Leitungen und dem Zubehör errichtet werden.“ Nur muss, wie schon oben geschrieben, bei der kontrollierten Photovoltaikanlage ein Schutzpotentialausgleich installiert werden. Der Schutzpotentialausgleich muss nicht installiert werden, wenn die Ka- bel/Leitungen genügend große Kabelschirme haben, die mindestens beidseitig geer- det sind und nicht nur zur Schirmung sondern auch als Potentialausgleich dienen. Auch in der [4], Abschnitt 444.3.10 wird die Problematik mit den Schleifen, die von den Leitungen und dem Potentialausgleich ausgehen, beschrieben und in der Norm mit dem Bild, hier mit Bild 19, dargestellt. Bild 19 In der DIN VDE 0100-712, Abschnitt 712.444.4.4 ist geschrieben: „Um Spannungen durch Blitzeinschläge zu verringern, muss die Fläche aller Leiterschleifen so gering wie möglich sein“. ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 50
Das bedeutet, dass die Unterkonstruktion häufiger verbunden werden muss, damit keine große Leitungsschleifen entstehen können. Über die Problematik der Verringerung der Leiterschleifen wurde von Herrn Häber- ling H. in dem Vortrag „Interference voltages induced by magnetic fields of simulated lightning currents in photovoltaic modules and arrays. Proc. 17 EUPV Conference“ in München 2001 das Problem bekannt gegeben. Da der Vortrag in englischer Sprache ist, muss hier noch der Vortrag von Herr Birkl J.: „Vortrag auf der 6. VDE/ABB- Blitzschutztagung 2005 über Blitz- und Überspannungs-Schutz für Photovoltaik- Anlagen. VDE Verlag GmbH Berlin Ofenbach“ erwähnt werden, in dem gesagt wird, wie bei der Firma Dehn + Söhne im Hochspannungslabor nachgewiesen wurde, wie gefährlich Leiterschleifen für die Photovoltaikanlagen sind. In dem Vortrag, Abschnitt 2.3.3 Versuchsergebnisse wird unter anderem geschrieben: „d) Durch die Verwendung einer kurzgeschlossenen Leiterschleife (Redukti- onsschleife) am Rückseitigen Rand der Solarmoduls konnte eine Redukti- on des induzierten Impulsstromes bis zu 35% abhängig von der Kollektor- type nachgewiesen werden. e) In die von den Anschlussleitungen gebildete Schleife können Impulsströme eingekoppelt werden, die sich bei ungünstiger Konfiguration zu den ins PV- Modul induzierten Impulsströmen addieren.“ Genau diese eingekoppelte Induktion passierte in diesem Beschädigungsfall, wo die Leitungen Induktionsschleifen mit der tragenden Unterkonstruktion gebildet haben. Auf Bild 18 ist ungefähr gezeichnet, wie groß die Induktionsschleife durch die An- schlusskabel und die Unterkonstruktion ist. Mit Hilfe des Blitztools Programms kann man berechnen, wie groß die Induktion ca. war. Dafür habe ich eine Länge von 10 m und eine Breite von nur 3 m für die Induktionsschleife eingesetzt. Den Abstand zur Freileitung habe ich mit 8 m eingesetzt. Für die Blitzströme habe ich nur 10 kA ein- gesetzt, auch wenn größere registriert wurden. Das Ergebnis der Induktion ist 6.370 Volt, was natürlich die Module beschädigen kann. Bei nachträglicher Untersuchung der Bilder sieht man, dass es sich um eine Längsspannung gegen die Unterkonstruk- tion handelt, was die Erklärungen in dem Gutachten bestätigen. Mit diesem Ausschnitt aus einem Gutachten und hauptsächlich mit den Bildern beim Seminar möchte ich Ihnen demonstrieren, wie wichtig ein vollständiger Potentialaus- gleich ist. In letzter Zeit findet man auch direkt am Wechselrichter installierte Varistoren an Sammelschienen ohne jegliche thermische Überwachung. Die Wechselrichter sind oft in landwirtschaftlichen Hallen mit brennbaren Materialen installiert. Kein Prüfer darf diese Brandgefahr abnehmen. Alleine der Hersteller der Varistoren schreibt: 1.12.1 Mechanischer Schutz, Sicherungen Auch bei sorgfältiger Dimensionierung kann nicht immer ausgeschlossen wer- den, dass der Varistor überlastet wird. Dies kann zur starker Erhitzung und zum Zerplatzen führen. Es wird daher empfohlen, Varistoren möglichst abgeschirmt und getrennt durch Einschließen in ein geeignetes Gehäuse (z.B. Metallgehäu- se) anzuordnen. ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 51
Das absichern von Varistoren gegen zu hohe Stoßstrombelastungen ist im all- gemein nicht möglich, da Standart-Schmelzsicherungen Stoßströme nicht zu lö- schen vermögen. Dagegen können Sicherungen Schutz gegen Schäden bieten, die durch Netzfolgeströme verursacht werden. Solche Folgeströme fließen auf- grund der nach Abklingen der Überspannung weiterhin anliegenden Betriebs- spannung über den durch Überlastung geschädigten und damit niederohmigen Varistor. Bei von Standard-Netzimpedanzen abweichenden Einsatzbedienungen kann eine bessere Absicherung des Varistors durch Thermosicherungen erreicht werden. Diese Thermosicherungen sollten in direkten Wärmekontakt zum Va- ristor stehen. Die vorgeschriebenen Maßnahmen der Hersteller werden oft nicht ausgeführt und die so „geschützten“ Einrichtungen sind alternativ eine Brandquelle nach der Be- schädigung der Varistoren. Bei allen von mir geprüften beschädigten PV-Anlagen und auch laut Informationen meiner Kollegen haben diese keine durchgeführte Erstprüfung nach DIN VDE 0100 Teil 610 (VDE 0100 Teil 610):2004-04 [8]. In dem Protokoll müssen die Fragen der Erdungsanlage und der Widerstand des Potentialausgleichs beantwortet und ausge- füllt werden. In dem Moment muss man sofort merken, dass die vorgeschriebenen Arbeiten nicht komplett ausgeführt wurden; die PV-Anlagen dürfen dann nicht in Be- trieb genommen werden. Diese Erstprüfung ist auch für alle anderen neuen Installa- tionen gültig. Alle weiteren EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen aus dem Hauptbei- trag gelten sinngemäß auch für die AV-Anlagen. ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 52
Auf dieser Seite befindet sich eine Gesamtübersicht der wichtigen Normen und Richtlinien für die EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen. Die Normen sind in den Beiträgen nur mit Zahlen in eckigen Klammen [...] markiert. [1 alt] DIN VDE 0100-410 (VDE 0100 Teil 410):1997-01 Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannungen bis 1000 V – Schutzmaßnahmen [1 neu] DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-06 Errichten von Niederspannungsanlagen -Teil 4-41: Schutzmaßnahmen -Schutz gegen elektrischen Schlag [2] DIN VDE 0100-442 (VDE 0100 Teil 442):1997-11; Elektrische Anlagen von Gebäuden - Teil 4: Schutzmaßnahmen - Kapitel 44: Schutz bei Überspannungen - Hauptabschnitt 442: Schutz von Niederspannungsanlagen bei Erdschlüssen in Netzen mit höherer Span- nung [3 alt] DIN VDE 0100-443 (VDE 0100 Teil 443):2002-01; Errichten von Niederspannungsanla- gen; Teil 4: Schutzmaßnahmen – Kapitel 44 Schutz bei Überspannungen infolge atmo- sphärischer Einflüsse oder von Schaltvorgängen (IEC 60364-4-4-443; 1995 modifiziert) Deutsche Fassung HD 384.4.443 S1:2000 [3 neu] DIN VDE 0100-443 (VDE 0100-443):2007-06 Errichten von Niederspannungsanlagen - Teil 4-44: Schutzmaßnahmen - Schutz bei Stör- spannungen und elektromagnetischen Störgrößen - Abschnitt 443: Schutz bei Überspan- nungen infolge atmosphärischer Einflüsse oder von Schaltvorgängen [4] DIN VDE 0100-444 (VDE 0100 Teil 444):1999-10; Elektrische Anlagen von Gebäuden; Schutzmaßnahmen – Schutz bei Überspannungen – Schutz gegen elektromagnetische Störungen (EMI) in Anlagen von Gebäuden [5] DIN VDE 0100-510 (VDE 0100-510): 2007-06 Errichten von Niederspannungsanlagen - Teil 5-51: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel - Allgemeine Bestimmungen [6] Vornorm DIN V VDEV 0100-534 (VDE V 0100 Teil 534): 1999-4 Elektrische Anlagen von Gebäuden Auswahl und Errichtung von Betriebsmitteln – Überspannungs-Schutzeinrichtungen [7 alt] DIN VDE 0100-540 (VDE 0100 Teil 540): 1991-11 Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannung bis 1000 V; Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel, Erdung, Schutzleiter, Potentialausgleichsleiter [7 neu] DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540): 2007-06 Errichten von Niederspannungsanlagen - Teil 5-54: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel - Erdungsanlagen, Schutzleiter und Schutzpotentialausgleichsleiter [8] DIN VDE 0100 Teil 610 (VDE 0100 Teil 610): 2004-04 Errichten von Starkstromanlagen; Prüfungen – Erstprüfungen [9] DIN VDE 0101:2000-01; Starkstromanlagen mit Nennwechselspannungen über 1 kV [10 neu] DIN VDE 0105-115 (VDE 0105-115): 2006-02 Betrieb von elektrischen Anlagen - Besondere Festlegungen für landwirtschaftliche Be- triebsstätten [11 neu] DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1): 2007-06 Sicherheit von Maschinen - Elektrische Ausrüstung von Maschinen - Teil 1: Allgemeine Anforderungen [12] DIN EN 62305-1 (VDE 0185-305-1): 2006-10 Teil 1: Allgemeine Grundsätze [12B1 neu] DIN EN 62305-1 Berichtigung 1 (VDE 0185-305-1 Berichtigung 1): 2007-06 Blitzschutz - Teil 1: Allgemeine Grundsätze [13] DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2): 2006-10 Teil 2: Risiko-Management [13B1 neu] DIN EN 62305-2 Beiblatt 1 (VDE 0185-305-2 Beiblatt 1): 2007-01 Blitzschutz - Teil 2: Risiko-Management: Abschätzung des Schadensrisikos für bauliche Anlagen - Beiblatt 1: Blitzgefährdung in Deutschland [13B2 neu] DIN EN 62305-2 Beiblatt 2 (VDE 0185-305-2 Beiblatt 2): 2007-02 Blitzschutz - Teil 2: Risiko-Management - Beiblatt 2: Berechnungshilfe zur Abschätzung des Schadensrisikos für bauliche Anlagen [13B3 neu] DIN EN 62305-2 Berichtigung 1 (VDE 0185-305-2 Berichtigung 1): 2007-06 Blitzschutz - Teil 2: Risiko-Management [14] DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3): 2006-10 ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 53
Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen [14B1 neu] DIN EN 62305-3 Beiblatt 1 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 1): 2007-01 Blitzschutz - Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen - Beiblatt 1: Zusätzliche Informationen zur Anwendung der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) [14B2 neu] DIN EN 62305-3 Beiblatt 2 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 2): 2007-01 Blitzschutz - Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen - Beiblatt 2: Zusätzliche Informationen für besondere bauliche Anlagen [14B3 neu] DIN EN 62305-3 Beiblatt 3 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 3): 2007-01 Blitzschutz - Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen - Beiblatt 3: Zusätzliche Informationen für die Prüfung und Wartung von Blitzschutzsystemen [14B4 neu] DIN EN 62305-3 Berichtigung 1 (VDE 0185-305-3 Berichtigung 1): 2007-06 Blitzschutz - Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen [14B5 neu] DIN EN 62305-3 Beiblatt 4 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 4): 2008-01 [15] DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305-4): 2006-10 Teil 4: Elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen [15B1 neu] DIN EN 62305-4 Berichtigung 1 (VDE 0185-305-4 Berichtigung 1): 2007-06 Blitzschutz - Teil 4: Elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen [16 neu] DIN EN 61557-4 (VDE 0413-4): 2007-12 Elektrische Sicherheit in Niederspannungsnetzen bis AC 1 000 V und DC 1 500 V - Gerä- te zum Prüfen, Messen oder Überwachen von Schutzmaßnahmen - Teil 4: Widerstand von Erdungsleitern, Schutzleitern und Potentialausgleichsleitern [17 neu] DIN EN 61557-5 (VDE 0413-5):2007-12 Elektrische Sicherheit in Niederspannungsnetzen bis AC 1 000 V und DC 1 500 V - Gerä- te zum Prüfen, Messen oder Überwachen von Schutzmaßnahmen - Teil 5: Erdungswider- stand [18] DIN VDE 0800-1 (VDE 0800 Teil 1): 1989-5 Fernmeldetechnik; allgemeine Begriffe, An- forderungen und Prüfungen für die Sicherheit der Anlage [19] DIN VDE 0800-2 (VDE 0800 Teil 2): 1985-7 Fernmeldetechnik; Erdung und Potentialaus- gleich [20 alt] DIN EN 50310 (VDE 0800 Teil 2-310): 2001-09 Anwendung von Maßnahmen für Potentialausgleich und Erdung in Gebäuden mit Einrich- tungen der Informationstechnik [20 neu] DIN EN 50310 (VDE 0800 Teil 2-310): 2006-09 Anwendung von Maßnahmen für Potentialausgleich und Erdung in Gebäuden mit Einrich- tungen der Informationstechnik [21] DIN VDE 0800-10 (VDE 0800 Teil 10): 1991-3 Fernmeldetechnik; Übergangsfestlegungen für Einrichtung und Betrieb der Anlagen [22] DIN EN 50174-2 (VDE 0800 Teil 174-2): 2001-09 Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 2: Installationsplanung und -praktiken in Gebäuden. [23 neu] DIN VDE 0833-4 (VDE 0833-4): 2007-09 Gefahrenmeldeanlagen für Brand, Einbruch und Überfall - Teil 4: Festlegungen für Anla- gen zur Sprachalarmierung im Brandfall [24] DIN EN 61000-2-2 (VDE 0839 Teil 2-2): 2003-02; Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) Teil 2-2: Umgebungsbedingungen - Verträglichkeitspegel für niederfrequente lei- tungsgeführte Störgrößen und Signalübertragung in öffentlichen Niederspannungsnetzen [25] DIN VDE 0845-1 (VDE 0845 Teil 1): 1987-10 Schutz von Fernmeldeanlagen gegen Blitzeinwirkung, statische Aufladungen und Über- spannungen aus Starkstromanlagen. Maßnahmen gegen Überspannungen. [26] DIN VDE 0845-1 (VDE 0845 Teil 1): 1987-10 Schutz von Fernmeldeanlagen gegen Blitzeinwirkung, statische Aufladungen und Über- spannungen aus Starkstromanlagen. Maßnahmen gegen Überspannungen. [27 neu] DIN VDE 0845 Beiblatt 1(VDE 0845 Beiblatt 1): 2007-01 Überspannungsschutz von Einrichtungen der Informationstechnik (IT-Anlagen) [28] DIN VDE 0855-300 (VDE 0855 Teil 300): 2002-7 Funksende-/-empfangssysteme für Senderausgangsleistungen bis 1 kW; Teil 300: Si- cherheitsanforderungen [29] VdS 2010: 2005-07 (01) Risikoorientierter Blitz- und Überspannungsschutz; Richtlinien zur Schadenverhütung [30 neu] DIN 18014: 2007-09 Fundamenterder – Allgemeine Planungsgrundlagen ©Sachverständigenbüro Kopecky; www.kopecky.de EMV, Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen, Stand 2008-02 Seite 54
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