Bratschenspiel erst für Grosse?

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Bratschenspiel erst für Grosse?
Dezember · Décembre 2011 / 14. Jahrgang · 14e année   12   AZB CH-9001 St.Gallen
                                                                                P.P./Journal

      Bratschenspiel erst für Grosse?
                                                  Violaförderung an Musikschulen

Blattlesen und musikalische Disziplin
        Die Situation professioneller Vokalensembles an zwei Beispielen

    Au Concours de Piano de Fribourg
                    L’audace des jeunes jouant la musique d’aujourd’hui
Bratschenspiel erst für Grosse?
10     N°12 / Décembre 2011                                                                                                   Revue Musicale Suisse

«Bratsche kannst du spielen, wenn du gross bist»
(SMZ) Kinder sind für die Viola zu                        Diese Problematik ist bekannt, und doch ist      spielten ihre Schüler einzeln und in Gruppen,
begeistern. Wie man das anstellen                     man erstaunt, wenn man sich konkreten Zahlen         während sich das Publikum frei im Garten be-
                                                      zuwendet. Die neueste Erhebung (2010/11) des         wegte, um den verschiedenen Vogel- (bzw. Viola-)
und welche positiven Effekte es haben
                                                      Verbandes Musikschulen Schweiz (VMS) zählt           Gesängen zu lauschen.
könnte, zeigt eine Masterarbeit an der                10 008 Fachbelegungen Violine. Dem gegenüber             Im Januar 1998 führte die European String
Musikhochschule Lausanne.                             stehen 393 Fachbelegungen Viola. Orientiert man      Teachers Association (ESTA) in Basel einen in-
                                                      sich an der Aufstellung eines modernen Sinfonie-     ternationalen Kongress durch zum Thema
Cyrill Greter                                         orchesters, müssten in Bezug auf die Gesamtheit      «Neue Wege der Bratschenpädagogik» (siehe Be-
                                                      der Streicher etwa 50 % Violinen und 20% Brat-       richt in der SMZ 3/1998, S. 13 und 15). Während
Im frühen Barock des 17. Jahrhundert beginnt          schen vorhanden sein. Effektiv sind es aber 69 %     zweier Tage fanden Vorträge mit namhaften
sich die Familie der Geige zu entfalten. Der vor-     Geigen und weniger als 3 % Bratschen.                Gästen wie Hatto Beyerle oder Tabea Zimmer-
herrschende Musikstil bewegt sich hin zu einer
stärker hierarchisierten Struktur und begünstigt
so die Sopranstimme der Violine. Die Funktion
der Viola hingegen beschränkt sich auf die Aus-
führung der Mittelstimmen, die in den meisten
Fällen technisch weniger anspruchsvoll sind und
oft nur als Füllmaterial betrachtet werden.
    Einen ersten Aufschwung verdankt die Viola
vor allem der Kammermusik. Zwischen 1770 und
1830 werden Hunderte von Duos, Trios und Quar-
tetten herausgegeben, bei denen die Bratsche
unentbehrlich ist. Spätestens von da an steht
fest, dass dieses Instrument aus der Kammermu-
sik nicht mehr wegzudenken ist. Nicht umsonst
haben sich auch namhafte Komponisten wie
Bach, Haydn, Mozart, Beethoven oder Dvořák                                                                                               Grafik: Cyrill Greter
auf der Bratsche betätigt.
    Dennoch bleibt in der Praxis ein Interpret,          Nun werden aber da und dort Massnahmen            mann und Aktivitäten zum Thema statt (Aus-
der sich ausschliesslich der Viola widmet, wei-       ergriffen, um dem Bratschenmangel entgegen-          probieren von Kinderbratschen, Konzerte, Lite-
terhin eine Rarität und riskiert, als gescheiterter   zuwirken. Namentlich in Basel und Bern sind          raturaustausch). Auch Salome Janner war ein-
Geiger abgestempelt zu werden (darin liegt wohl       hauptsächlich dank zweier initiativer Musike-        geladen, ihr Konzept des Bratschenunterrichts
der Ursprung der heute so zahlreichen Brat-           rinnen die Bratschenklassen auf eine beachtliche     vorzustellen. Ausserdem wurde dabei ein Ani-
schenwitze). Selbst die Tätigkeit als Bratschist in   Grösse angewachsen.                                  mationsfilm als Premiere aufgeführt, den sie
hervorragenden Orchestern ist im 18. und 19.                                                               zusammen mit der Künstlerin Lucia Staeubli
Jahrhundert oft nur vorübergehend, um später                                                               kreiert hatte, um die Viola einem breiteren Pu-
                                                      Salome Janner –
eine Violinstelle zu übernehmen. Der spezifische                                                           blikum zugänglich zu machen.
Unterricht auf der Viola findet hauptsächlich
                                                      Pionierin im Bratschenunterricht                         Während ihrer bisherigen Lehrtätigkeit hat
im privaten Bereich statt: Am Conservatoire de        Im Alter von vier Jahren begann Salome Janner        Salome Janner für sich selber einen Lehrgang
Paris wird die erste Bratschenklasse 1894 geschaf-    Violine zu spielen. Von der Existenz der Bratsche    für den Gruppenunterricht geschaffen (30 Lek-
fen – hundert Jahre nach der ersten Violin- und       erfuhr sie erst mit zehn Jahren. Von diesem Zeit-    tionen für Bratschen-Ensemble) und über hun-
Celloklasse.                                          punkt an wollte sie auf die Bratsche wechseln,       dert Stücke für Viola komponiert oder arran-
    Als einer der ersten Bratschen-Solisten er-       musste sich aber noch bis zum 15. Lebensjahr         giert. In den Neunzigerjahren war es noch sehr
langt Lionel Tertis (1876–1975) internationale        gedulden. «Bratsche spielen kannst du erst, wenn     unüblich, Kinder von Anfang an auf der Bratsche
Beachtung. Er ist es auch, der sich vehement für      du gross bist», war damals die Devise. Der Grund:    zu unterrichten. Salome Janner bewies eine ge-
eine eigene Identität der Viola einsetzt. Allmäh-     Bratschen in Kindergrösse gab es nicht. Dabei        hörige Portion Kühnheit und Durchhaltewille,
lich beginnt man die Viola als eigenständiges         war Salome Janner doch so fasziniert vom Klang       und es ist zu einem grossen Teil ihren zupacken-
Instrument wahrzunehmen; Komponisten des              der Viola, dass sie regelmässig ihre Geige ein bis   den und ausgefallenen Projekten zu verdanken,
20. Jahrhunderts entdecken das Instrument neu.        zwei Töne tiefer stimmte!                            dass die Bratsche bzw. der Bratschenunterricht
                                                          Salome Janner hat im Bereich der Violaför-       heute in Basel eine eigene Identität besitzt, in
                                                      derung an der Musikschule der Stadt Basel rich-      mehreren Klassen unterrichtet wird und weithin
Bratschenmangel an den Musikschulen
                                                      tiggehend Pionierarbeit geleistet. Ihre erste        akzeptiert und erwünscht ist.
Während die Emanzipation der Viola auf profes-        «Amtshandlung» als Bratschenlehrerin bestand
sionellem Niveau heute grösstenteils vollzogen        1990 in der Anschaffung von 25 Kinderbratschen
                                                                                                           Anna Spina –
ist, wird sie an den Schweizer Musikschulen bis       des damals in Frankreich tätigen Geigenbauers
in die 1990er-Jahre hinein kaum gezielt geför-        Philippe Raynaud, die sie heute noch besitzt und
                                                                                                           Violaboom am Konsi Bern
dert. Hauptgründe dafür sind das Fehlen von           vermietet. 1996 startete sie in Zusammenarbeit       Die Berner Bratschistin Anna Spina entdeckte die
Anfängerinstrumenten, ein zu niedriger Be-            mit der Musikschule St. Louis im grenznahen          Viola während ihres Violinstudiums. Heute ist sie
kanntheitsgrad der Viola und vielleicht auch die      Frankreich ihr erstes grosses Projekt: Unter dem     eine der renommiertesten Interpretinnen des zeit-
nach wie vor tief verankerte Tendenz, die Brat-       Namen Viola Invasion entstand ein Viola-Ensem-       genössischen Viola-Repertoires und tritt im In- und
sche als ein der Geige untergeordnetes Instru-        ble, das 40 Bratschisten (Erwachsene und Kinder)     Ausland auf. Als begeisterte Musikerin versteht sie
ment zu betrachten. Zahlreiche Schülerensem-          zu einem Orchester vereinte. Ein weiteres ambi-      es, ihre Klasse mitzureissen; für ihre innovativen
bles, Jugendorchester und Laienformationen            tioniertes Projekt war das Konzert ihrer Brat-       Projekte wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
leiden an einer chronischen Unterbesetzung des        schenklasse im Botanischen Garten der Stadt               Anna Spinas pädagogische Tätigkeit begann
Bratschenregisters.                                   Basel. Passend zum Thema «Blumen und Bäume»          im Jahr 1995 mit einer Geigenklasse am Konser-
Bratschenspiel erst für Grosse?
Schweizer Musikzeitung                                                                                                           Nr. 12 / Dezember 2011             11

                                                                                                             ausgezeichnet mit einem Prix du Conservatoire,
                                                                                                             wurde bei Bratschistinnen und Bratschisten jeg-
                                                                                                             lichen Alters (von Schülern bis zu Berufsmusi-
                                                                                                             kern) eine Umfrage durchgeführt. Auf die Frage,
                                                                                                             was ihnen an der Viola am besten gefalle bzw.
                                                                                                             weshalb sie sich für dieses Instrument entschie-
                                                                                                             den hätten, stellen 48 von 54 Personen den Klang
                                                                                                             (Ton, Stimme, son, timbre, sonorité) ins Zentrum.
                                                                                                             In der Tat gibt es viele Kinder, denen von Anfang
                                                                                                             an der Klang der Viola besser gefällt als derjeni-
                                                                                                             ge der Violine oder des Cellos – sofern ihnen
                                                                                                             denn alle Instrumente der Streicherfamilie vor-
                                                                                                             gestellt werden.
                                                                                                                 Sowohl Anna Spina wie auch Salome Janner
                                                                                                             haben die Wichtigkeit einer gut klingenden Kin-
                                                                                                             derbratsche erkannt und viel Energie in die Su-
                                                                                                             che nach qualitativ angemessenen Instrumenten
                                                                                                             investiert. Inzwischen haben sich einige Geigen-
                                                                                                             bau-Ateliers im Bereich Kinderbratschen einen
                                                                                                             Namen gemacht – neben Antonietta Spina bei-
                                                                                                             spielsweise Bernard Sabatier in Paris (u. a. mit
                                                                                                             dem ausgefallenen Modell alto à 3 coins) oder
                                                                                                             Fridolin Rusch in Memmingen.
                                                                                                                 Die erfolgreichen Projekte in Basel und Bern
                                                                                                             zeigen, dass es möglich ist, eine grosse Anzahl
                                                                                                             Kinder für die Viola zu begeistern. Grundvoraus-
                                                                                                             setzungen sind ihre konsequente Bekanntma-
                                                                                                             chung, adäquate Instrumente und die Unterstüt-
                                                                                                             zung der Musikschulleitung. Ein Tag der offenen
                                                                                                             Tür ist der ideale Anlass für eine Präsentation
                                                                                                             der Viola, nicht nur bei den Kindern, sondern
                                                                                                             auch bei ihren Eltern.
                                                                                                                 Für einen wahren Bratschisten ist es ein Ver-
                                                                                                             gnügen, in Kammermusik und Orchester die
                                                                                                             Funktion des Bindeglieds zu übernehmen, des-
Die jungen Bratschistinnen und Bratschisten am Konsi Bern mögen den dunklen warmen Klang des Instruments.    halb sollte das Zusammenspiel schon früh trai-
                                                                                          Foto: Konsi Bern   niert werden. Ein Viola-Ensemble gibt Schülern
                                                                                                             mit unterschiedlichem technischem Niveau die
vatorium Bern. Da in den schuleigenen Ensem-            bei der Geige liegt, werden eingeladen, auch         Möglichkeit, miteinander zu musizieren. Wie
bles Violaspielerinnen und –spieler fehlten,            einer Bratschenlektion beizuwohnen. Viele            für die andern Streichinstrumente gibt es auch
nahm sie den Impuls des damaligen Schulleiters          Kinder haben am Tag der offenen Tür die war-         für die Viola neues und zeitgemässes Lehrmate-
Werner Schmitt auf und startete das Viola-För-          me und volle Klangfarbe der Viola für sich ent-      rial. An vielen Musikschulen werden Violine und
derungsprojekt. In Zusammenarbeit mit ihrer             deckt und sind jetzt begeistert am Violaspielen.     Viola von derselben Lehrperson unterrichtet. Die
Schwester, der Geigenbauerin Antonietta Spina,          Inzwischen gibt es am Konsi Bern über 50 Vio-        Erfahrung hat indes gezeigt, dass ein Bratschist,
welche in Bern vor zehn Jahren ihr eigenes Gei-         laschüler.                                           der sich ganz auf den Unterricht des eigenen
genbauatelier eröffnet hatte, entstanden die                                                                 Instruments konzentrieren kann, die Freude
ersten Prototypen einer Kinderbratsche. Heute                                                                daran glaubwürdiger vermittelt und es so ver-
                                                        Die Liebe geht durch das Ohr
steht ein Bestand an wohlklingenden Violen zur                                                               mag, eine Bratschenklasse mit eigener Identität
Verfügung. Dies ermöglicht es Kindern aller Al-         Für die zweisprachige Masterarbeit La promoti-       aufzubauen.                                     !
tersstufen, ein Instrument zu spielen, das ihrer        on de l’alto dans les écoles de musique, entstan-
Grösse entspricht. So fangen in Bern schon Fünf-        den an der Musikhochschule Lausanne und              Résumé à la page 18
jährige mit dem Violaspiel an.
    Mit Gerhard Müller, seit 2009 neuer Musik-
schulleiter und selber Bratschist, hat die Viola                                          L’alto – C’est quoi ?
einen weiteren prominenten Fürsprecher am
Konsi Bern erhalten. Kinder, deren Interesse               Neben dem theoretischen Teil der                                Dans la partie pratique de son travail
                                                           Masterarbeit hat Cyrill Greter ein                              de Master, Cyrill Greter a monté son
                                                           eigenes Viola-Präsentionsprojekt                                propre projet de présentation inti-
Cyrill Greter                                              initiiert. Zusammen mit vier Brat-                              tulé L’alto – C’est quoi ? A l’aide de
… durfte als erster Schüler an der Musikschule Schwyz      schistenkollegen stellt er die Viola                            quatre collègues altistes, il présente
mit sieben Jahren den Instrumentalunterricht direkt        auf spielerische und abwechslungs-                              l’alto d’une façon ludique et variée à
mit der Bratsche beginnen. Er studierte zuerst Latein      reiche Art den Kindern vor. Die Prä-                            un jeune public. Le spectacle a été
und Romanistik an der Universität Zürich, bevor er         sentation wurde dreimal in Lausanne                             donné trois fois avec beaucoup de
sich 2006 für ein Studium an der Musikhochschule           (u. a. am Tag der offenen Tür) und in                           succès à Lausanne (entre autres à la
Lausanne entschied, das er 2011 mit dem Pädagogik-         Bern mit grossem Erfolg aufgeführt.                             journée portes ouvertes) et à Berne.
Master und der erwähnten Masterarbeit abschloss.           Nähere Informationen können direkt                              Les intéressés peuvent obtenir de plus
Seine Studien setzt er mit dem Performance Master am       bei Cyrill Greter eingeholt werden: bratschist@   amples informations en contactant directement
Conservatorio della Svizzera Italiana in Lugano fort.      gmail.com                                         Cyrill Greter sous bratschist@gmail.com
Bratschenspiel erst für Grosse?
18    N°12 / Décembre 2011                                                                                                     Revue Musicale Suisse

sich Widerspruch unter Fachleuten, weshalb nun        gegenüber aufgeschlossen äussert sich die Brug-
gerade dieses Liedquartett die Weihen der höchst-     ger Organistin Elisabeth Hangartner, die einzige       Aider les paroissiens à chanter
selig gepriesenen Lieder empfangen durfte und         Kirchenmusikerin im Vorstand. Sie sieht einen
                                                                                                             L’Eglise réformée de Suisse alémanique a éta-
weshalb es überhaupt eines harten Kerns der oh-       positiven Effekt der Liste, die einen «mittel-
                                                                                                             bli une liste de 50 « chants de base », dans le
nehin schon stark reduzierten Liedauswahl be-         schwelligen Zugang besonders für kirchenferne
                                                                                                             but d’inciter les paroissiens à plus chanter
darf. Überfliegt man die ganze Liste, sind auch       Mitglieder» schaffe. Sie moniert allerdings, die
                                                                                                             durant les cultes. Cette liste contient actuel-
dort Lücken und Treffer aufzuspüren, die Frage-       Pfarrer kennten ihr Gesangbuch in der Regel
                                                                                                             lement 30 chants traditionnels, 12 chants
zeichen setzen. So könnte man das zehnstrophi-        schlecht und es sei schade, dass die Organisten
                                                                                                             issus d’un répertoire récent, 4 canons et 4
ge, anschauliche Lied O dass ich tausend Zungen       bei der Auswahl der Lieder nicht aktiver einbe-
                                                                                                             « incontournables » : les hits de la musique
hätte und einen tausendfachen Mund vermissen,         zogen würden. Engagiert äussert sich auch der
                                                                                                             d’église. Mais elle est amenée à évoluer.
wie man das abendliche Naturlied zum Matthias-        Thalwiler Pfarrer Arend Hoyer, der die Liste eine
                                                                                                                 Le jury qui a élu cette cinquantaine de
Claudius-Text Der Mond ist aufgegangen nicht          gute Sache findet, mit der Gemeindeglieder erst
                                                                                                             titres parmi environ 800 chants liturgiques
zwingend zu den Kirchenliedern rechnen dürfte,        vertraut gemacht werden, bevor schwierigere
                                                                                                             a été présidé par Andreas Marti, professeur
während der sommerliche Paul-Gerhardt-Frohge-         Lieder aufgenommen würden. Für ihn hat die
                                                                                                             de théorie et de pratique de la musique
sang Geh aus, mein Herz, und suche Freud, mit         «Sanglichkeit» der Melodien oberste Priorität,
                                                                                                             d’église à Berne. Le choix opéré compte des
dessen 15 Strophen man einen ganzen Gottes-           während der Text wenigstens von der Gemeinde
                                                                                                             partisans et des détracteurs. Certains pasteurs
dienst bestreiten kann, bei der Jury offensichtlich   her als nicht so entscheidend beurteilt wird.
                                                                                                             privilégient le texte, d’autres la simplicité de
keine Gnade fand. Wer die Qual der Wahl hatte,
                                                                                                             la mélodie ; certains sont traditionalistes,
aus den über 800 Liedern des Kirchengesangbuchs       Jubilieren jenseits der Liste                          d’autres ouverts à la nouveauté. Il existe
eine Fünfzigerschaft auszuwählen, war ohnehin
                                                                                                             aussi des communautés, comme la Basileia
nicht zu beneiden. Präsidiert hat die Liturgie- und   Einen stilistisch erweiterten Zugang hat Chris-
                                                                                                             Vineyard, qui font intervenir des groupes de
Gesangbuchkonferenz der Berner Professor für          toph Thiel, Pfarrer und Kirchenmusiker in Per-
                                                                                                             musiciens, avec sonorisation, à la manière
theoretische und praktische Kirchenmusik, And-        sonalunion, der als Diasporagemeinde die Lu-
                                                                                                             des églises américaines. Dans ce contexte, il
reas Marti. Er stellt sich vorbehaltlos hinter die    zerner Reformierten in seiner Hochdorfer Kirche
                                                                                                             est inévitable qu’une telle liste suscite des
Liste, die er deutlich mitgeprägt hat: «Die Mei-      versammelt. Er ist in der alten Musik gleicher-
                                                                                                             réactions.
nung im Vorstand war einhellig, die Reaktionen        massen zuhause wie in der Rock- und Popmusik
waren fast zu hundert Prozent positiv.» Nun ist       und nennt als hochwertige neue, populäre Kir-                            Résumé : Jean-Damien Humair
also die Reihe an den Kirchenmusikern und Ge-         chenmusik diejenige von Peter Hamburger aus
meindemitgliedern, die Kernliederliste als Ein-       Kassel. Er lässt die herkömmlichen Lieder eben-
stiegshilfe auch anzunehmen.                          so gelten wie er den Jazz in der Kirche mit ein-      Leinwand projiziert und die freihändig unge-
                                                      bezieht, aber einen «Jazz mit Spiritualität», also    bunden aus voller Kehle gesungen werden, dass
Befürworter und Kritiker                              keine Beliebigkeit beim Import von weltlicher         darob die Pfarrerin vom Morgengottesdienst
                                                      Musik in den Gottesdienst. Thiel setzt sich auch      erblassen müsste, wenn sie dabei wäre. Die Fa-
Bei einer Umfrage unter Gesangbuchkonferenz-          schon mal selber ans Keyboard, um einen Song          vorits werden von lebenden Komponisten wie
mitgliedern waren die Meinungen nicht so ein-         zu begleiten. – Ein Bekenntnis für Offenheit ge-      Martin Pepper oder Albert Frey in der Sprache
hellig, wie das Marti deklariert. So hält die Mut-    genüber jeglicher Art authentischer Musik.            des heutigen Herzens vertont. Die Musik ist also
tenzer Pfarrerin Mirjam Wagner nicht allzu viel           Wenn in einer Kleinbasler Kirche am Sonn-         ein wichtiger Teil der Verkündigung. Ein sech-
davon, weil doch jeder Pfarrer ohnehin mache,         tagmorgen schön brav Kernlieder intoniert wer-        zigköpfiger Gospel Chor singt die neuen Lieder
was er wolle. Sie wählt die Lieder vor allem von      den, dann jubiliert es abends ganz anders. Die        auch im Konzert. Die junge Gemeinde stimmt
den Texten her, die sie auf den Inhalt der Predigt    Christengemeinschaft Basileia Vineyard zieht          mit ein, als wäre es das händelsche Tochter Zion,
abstimmt. Sie schätzt allerdings die in ihrer Kir-    vor allem junge Leute an und füllt die Bänke.         einer der wenigen Gesänge, die die Weingärtner
che gängige Praxis des Monatslieds, das beim          Vier eigene Bands wechseln einander sonntäg-          am Rheinknie mit den Reformierten aus der
mehrfachen Singen von der Gemeinde zuse-              lich ab und lassen elektronisch verstärkt das         Deutschschweiz gemeinsam haben.                !
hends akzeptiert wird. Die Bergüner Pfarrerin         hehre Kirchenschiff von ihren fetzigen Melodien
Silke Dormann meint lakonisch, es halte sich          und Rhythmen widerhallen. Da werden keine             > www.kernlieder.ch
doch keiner an nichts, und die Liste sei eher als     Kernliederlisten verteilt; wohl gibt es aber Hits     > www.praisecharts.com
unverbindliche Empfehlung gedacht. Der Sache          wie Our God is Greater, deren Texte auf eine          > www.gospelnight.ch

                                                                                                                                         Résumé de la page 11
                                         « Tu joueras de l’alto quand tu seras grand »
   L’alto est toujours resté dans l’ombre du vio-     ras jouer de l’alto quand tu seras grande ». Elle     intérêt, renforcé par le nouveau directeur
   lon, considéré comme un instrument de se-          a acquis pour son enseignement des altos              du Conservatoire, Gerhard Müller, lui-même
   conde zone et objet d’innombrables plaisan-        d’étude, de petite taille et a créé en 1996 le pro-   altiste.
   teries entre musiciens.                            jet Viola Invasion, en collaboration avec l’Ecole         Cyrill Greter a soutenu à l’HEMU de Lau-
        Dans les écoles de musique suisses, il est    de musique de Saint-Louis, en France voisine.         sanne un mémoire de master intitulé La pro-
   peu enseigné jusque dans les années 1990, si       Elle a permis aux élèves de débuter directement       motion de l’alto dans les écoles de musique.
   bien qu’aujourd’hui encore, il est difficile de    à l’alto, sans passer par le violon. Aujourd’hui,     Au cours de ce travail, il a mené une enquête
   trouver suffisamment d’altistes pour consti-       grâce à son impulsion, l’enseignement de l’alto       auprès d’une cinquantaine d’élèves. Il en est
   tuer un orchestre. A Berne et à Bâle, des ini-     à Bâle a beaucoup d’adeptes.                          sorti que la grande majorité d’entre eux ont
   tiatives ont été entreprises pour contrer cette        A Berne, c’est Anna Spina qui anime la classe     choisi cet instrument pour sa sonorité. Il est
   tendance.                                          d’alto du Conservatoire. Elle aussi travaille         dès lors très important de mettre à disposition
        Depuis 1990, Salome Janner enseigne           sur des instruments de différentes tailles,           des élèves des instruments qui sonnent bien,
   l’alto à l’Ecole de musique de la ville de Bâle.   adaptés aux enfants – dès cinq ans –, et              ce que Salome Janner et Anna Spina ont su
   Elle-même a débuté par le violon. On lui a dit,    développés en collaboration avec sa sœur lu-          faire.
   comme c’était fréquent à l’époque : « tu pour-     thière. A Berne également, l’alto suscite un bel                         Résumé : Jean-Damien Humair
Bratschenspiel erst für Grosse?
MUSIKSCHULE KONSERVATORIUM BERN                                                                                                                                                         7

                                                                                                                                                                                                       Foto: Markus Baumann
Violaboom am Konsi
Bratschisten sind langsam, begriffsstutzig, schwerfällig, gescheiterte Geigenspieler und
müssen nicht üben. Noch vor zehn Jahren gab es am Konsi kaum Violaschülerinnen und
                                                                                                                                              Mittwoch, 17. März 2010, 12.15 bis 13 Uhr
-schüler, heute sind es bereits 43. Und der Bereich wächst weiter. Weshalb dieser Erfolg –                                                    Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8, 3011 Bern
bei so vielen Vorurteilen?                                                                                                                    Zwischentöne – Werkbetrachtung und Musik
                                                                                                                                              im Kunstmuseum
                                                                                                                                              Auf dem Kreuzweg
                                                  Für den Erfolg verantwortlich sind ne-          Viola heute                                 Ensemble Papillon (mit Carmen Hess-Reichen, Fl.,
MA R KU S B A U MA NN
                                               ben den gut klingenden Instrumenten das            Die Vorurteile den Bratschisten gegen-      Ilona Naumova, Vl., und Anna Katharina Trauffer, Vlc.,
Öffentlichkeitsarbeit
                                               Engagement von Anna Spina, der Initian-            über sind von gestern! Heute denkt nie-     sowie Gästen) zu Passionsszenen Alter Meister
                                                                                                                                              des 14. bis 16. Jahrhunderts. Werkbetrachtung:
                                               tin des Violaförderprojektes. Die Viola-           mand mehr daran und schon gar nicht
                                                                                                                                              Simone Moser
Mangels Violaspielerinnen und -spielern        pädagogin am Konsi ist selber eine begeis-         die vielen Kinder, Jugendlichen und Er-
in den Konsiensembles nahmen 2002 zwei         terte Musikerin und versteht es, ihre Klasse       wachsenen, die am Konsi mit Begeiste-
                                                                                                                                              Samstag, 20. März 2010, 17 Uhr
Schwestern – eine engagierte Pädagogin         mitzureissen und zu motivieren. Für ihr            rung die Viola spielen. Wie für die an-     Zunftsaal Restaurant zu Webern, Gerechtigkeits-
und eine Geigenbauerin – den Impuls des        Schaffen als Musikerin erhielt sie 2009 den        dern Streichinstrumente gibt es auch für    gasse 68, 3011 Bern
früheren Konsidirektors Werner Schmitt         Anerkennungspreis des Kantons Bern.                die Viola neues und zeitgemässes Lehr-      Ein Konzert für kleine und grosse Kinder –
auf und starteten das Violaförderprojekt.         Mit Gerhard Müller, dem neuen Direk-            material. In der klassischen und speziell   La Strimpellata
Die Idee war, dass Kinder aller Altersstufen   tor der Musikschule Konservatorium Bern,           in der zeitgenössischen Musik sind die      mit Schülerinnen und Schülern der Musikschule
auf der Suche nach einem Instrument            hat die Viola einen weiteren prominenten           Anforderungen an die Viola genau so         Konservatorium Bern, Stücke für Kinder von Heinz
                                                                                                                                              Holliger und Robert Schumann
neben allen andern Instrumenten auch die       Fürsprecher erhalten: Gerhard Müller               hoch wie jene an die anderen Streichins-
Viola ausprobieren konnten. Zu diesem          spielt selbst Viola. Er wechselte erst lange       trumente. Deshalb braucht es neben der
                                                                                                                                              Mittwoch, 21. April 2010, 19 Uhr
Zweck entwickelte und baute die Geigen-        Zeit nach seinem Violinstudium zur Brat-           Freude am Instrument und einer guten        Französische Kirche Bern, Predigergasse 1,
bauerin Antonietta Spina gut klingende         sche. Mit dem Wechsel haben sich ihm               Technik beim Spiel auch eine gute Por-      3011 Bern
Kinderviolen. Der Boom, der daraus resul-      ganz neue Möglichkeiten aufgetan. Als              tion Fleiss.                                Konzert mit dem Orchestre des jeunes de
tierte, war nicht voraussehbar.                Bratschist des Rasumowsky-Quartetts                   Zu allen Zeiten haben bekannte Kom-      l’Académie de l’Orchestre national de Lyon
                                               startete er eine zweite Karriere.                  ponisten wie Johann Sebastian Bach und      Werke von Franz Schubert, Luciano Berio und
Der Erfolg lässt sich sehen                                                                       Ludwig van Beethoven die Viola geliebt      Gustav Mahler
                                                                                                                                              In Zusammenarbeit mit der Musikschule/Jugend
Heute fangen schon Fünfjährige mit                                                                und sie selber gespielt. Heute komponie-    Sinfonie Orchester Konservatorium Bern
1
 ⁄8-Violen an, Instrumenten also, die den          Was ist überhaupt eine Viola?
                                                                                                  ren international bekannte Komponisten      Eintritt frei – Kollekte
kleinen Kindern in der Grösse entspre-             Die Viola ist ein Streichinstrument und nur    mehr denn je für die Viola.
chen. Viele Kinder haben am Tag der offe-          scheinbar eine grössere Geige. Die Viola          Die Perspektiven für Violaspielerinnen
nen Tür die warme und volle Klangfarbe             zeichnet sich durch eine tiefer klingende      und -spieler sind ausgezeichnet. Mit der    Musikschule Konservatorium Bern
                                                   Bauform aus, was ihr einen vollen, weichen                                                 bis Oktober 2010: Zentweg 27, 3006 Bern
der Viola für sich entdeckt und sind nun                                                          Wahl zur Viola fällen Kinder nicht nur
                                                   und dunklen Klang verleiht. Der Begriff                                                    Postadresse: Kramgasse 36, 3011 Bern
begeistert am Violaspielen. Inzwischen                                                            einen Entscheid für ein Instrument mit      Tel. + 41 (0)31 326 53 53
                                                   Bratsche, wie die Viola auch genannt wird,
sind die Violaanmeldungen so sehr ange-            ist aus dem italienischen «Viola da braccio»   wundervollem Klang, sondern werden          E-Mail: office@konsibern.ch
stiegen, dass eine weitere Violastelle be-         (Armgeige) abgeleitet.                         auch zu gefragten Mitspielern in Orches-    www.konsibern.ch
setzt werden konnte.                                                                              tern und Kammermusikgruppen.
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