UEFA EURO 2008: Messung von Effekten auf die Nachhaltige Entwicklung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Jahrbuch der Schweiz. Tourismuswirtschaft 2005/2006 UEFA EURO 2008: Messung von Effekten auf die Nachhaltige Entwicklung Christian Moesch und Hansruedi Müller Abstract In der Schweiz wird die Debatte über die Austragung von sportlichen Grossanlässen periodisch wiederkehrend und oft sehr engagiert geführt. Ob es ein Ziel für die Schweiz sein kann, in den kommenden Jahrzehnten ein drittes Mal (nach St Moritz 1928 und 1948) als Gastland für Olympische Winterspiele zu fungieren ist heftig umstritten. Die Rahmenbedingungen für die Durchführung eines solchen Anlasses haben sich seit der Nachkriegszeit stark gewandelt und die Ansprüche an ein Gastgeberland sind mit denjenigen von 1948 nicht mehr zu vergleichen. Ob die Mission Olympische Winterspiele die Schweiz in gesundem Masse fordern oder in schädigendem Masse überfordern würde, gehört im Moment ins Reich der Spekulationen. Alles andere als spekulativ ist hingegen die Tatsache, dass die Schweiz zusammen mit dem Nachbarland Österreich aus zahlreichen ambitionierten Kandidaten als Organisator für die Fussball-Europameisterschaften 2008 auserkoren wurde. Es ist dies der mit Abstand grösste Sportevent, der je in der Schweiz durchgeführt wurde. Die Promotoren der so genannten UEFA EURO 2008TM profitierten bei der innenpolitischen Debatte in einem gewissen Masse auch davon, dass die Diskussionen über die Olympischen Winterspiele 2010 in vollem Gange waren und dadurch ein Grossteil der möglichen Opposition absorbiert wurde. Gerade in der jetzigen Phase, wo die finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand massiv nach oben korrigiert werden muss, liegt der Schluss nahe, dass im Vorfeld die eine oder andere Frage zuwenig gestellt wurde. Doch auch wenn dies teilweise angedroht wird, ist eine Rückgabe der EURO sicherlich für keine der nationalen Interessengruppen eine gangbare Option. Viel zu gross wäre der Imageschaden für die bereits heute vereinzelt mit Isolationsängsten geplagte Schweiz. Befürworter argumentieren oft, dass die Durchführung der EURO eine einmalige Chance darstelle, sich auf der Weltbühne zu präsentieren und zu profilieren. Dabei würden die erforderlichen finanziellen Aufwendungen durch die positiven Wirkungen bei weitem kompensiert. Deshalb stellt sich die Frage: Lohnt sich die Durchführung der weltweit drittgrössten Sportveranstaltung aus volkswirtschaftlicher Sicht für die Schweiz und welche Gruppierungen und/oder Branchen sind die grössten Profiteure? In diesem Kontext werden die Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz unter die Lupe genommen. Der Schwerpunkt ist zwar auf die Analyse der ökonomischen Effekte gelegt, gesellschaftliche und ökologische Gesichtspunkte werden aber ebenso erörtert. Die Studie wird in der Zeitspanne von 2005-2009 durchgeführt und basiert auf einem breiten Indikatorenset, dass eine ganzheitliche Erfassung der eventinduzierten Effekte garantieren soll. Neben den drei genannten klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen werden die zwei Themenbereiche Medien und Infrastruktur vertieft betrachtet. Für den wirtschaftlichen Bereich wurde im Jahr 2004 eine ex-ante Wertschöpfungsstudie erstellt (Rütter/Stettler 2004) die eine totale Bruttowertschöpfung (direkt und indirekt) von mindestens 278 bis maximal 316 Mio. CHF errechnete und die Tourismusbranche als grössten Nutzniesser lokalisierte. Obwohl sich seither einige der damals getroffene Annahmen geändert haben (so wird z.B. in Zürich der umgebaute Letzigrund und nicht ein Neubau als EURO-Stadion dienen), dürften die ausgewiesenen Kennziffern immer noch 1
zuverlässige Informationen über die Grössenordnung der wirtschaftlichen Effekte liefern. In der laufenden Nachhaltigkeitsstudie wird es deshalb unter anderem darum gehen, in Anlehnung an die Schätzungen in der ex-ante Wertschöpfungsstudie die Entwicklung der relevanten Zahlen laufend zu verfolgen und auszuweisen, sowie nach dem Event eine abschliessende Beurteilung vorzunehmen. Aus touristischer Sicht dürfen vor allem von der Untersuchung der Imageentwicklung der Schweiz in touristischen Quellmärkten und der Erfassung des induzierten Tourismusvolumens aufschlussreiche Resultate erwartet werden. 1. Ausgangslage Im Rahmen des Mehrjahresforschungsprogramms „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Sportsystem Schweiz“ des BASPO wurde das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) mit der Gesamtleitung des Projektes „Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung“ betraut. Kooperationspartner sind das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) an der Hochschule für Wirtschaft (HSW) in Luzern sowie Rütter + Partner (R+P), sozioökonomische Beratung und Forschung in Rüschlikon. Sportevents in der Grössenordung der UEFA EURO 2008TM werden in der Literatur oft als Sportgrossveranstaltungen (SGV) bezeichnet (vgl. Müller/Stettler 1999, S. 11). Weist eine universelle und übergreifende SGV von internationalem Charakter eine weitreichende ökonomische Wirkung auf, so wird sie in Fachkreisen auch Sport-Mega-Event genannt (vgl. Kurscheidt 2002, S. 36ff.; Hall 1989, S. 264f.) Bezeichnend für einen Sport-Mega-Event ist die zunehmende Unabhängigkeit vom Veranstaltungsort und der jeweiligen Gesellschaft. Vielmehr dominieren die durch Vertragswerke von Verbänden, Sponsoren und Fernsehen vorgegebenen Muster der Inszenierung und der Organisationsstruktur. Die UEFA EURO 2008TM kann aufgrund ihrer erheblichen ökonomischen Effekte und ihrer internationalen Ausstrahlung durchaus als Sport-Mega-Event bezeichnet werden. Im Zentrum der Studie über die EURO 2008 steht die Frage, ob die Nutzung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Ressourcen den Grundsatz der Fairness unter und zwischen gegenwärtigen sowie zukünftigen Generationen genügend berücksichtigt. Ausgehend von der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes wurde in einem Top-down-Prozess für die drei klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen sowie die zwei Vertiefungsthemen Medien und Infrastruktur nach geeigneten Indikatoren gesucht, die aussagekräftige und relevante Bereiche repräsentativ abbilden. Aufgrund der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes und den begrenzten Mitteln galt es schliesslich, die wichtigsten Indikatoren auszuwählen um eine sinnvolle Fokussierung auf die zentralen Aspekte der einzelnen Nachhaltigkeitsdimensionen zu ermöglichen. Diese Abwägung geschah mittels einer Relevanzmatrix, die jeden Zielbereich auf seine Bedeutung untersuchte. Für die Zielbereiche mit der grössten Relevanz wurden anschliessend geeignete Indikatoren bestimmt. 2
Abbildung 1: Auswahl der Indikatoren am Beispiel Ökonomie Effekte der EURO 2008 auf die Gesamtsystem Nachhaltige Entwicklung Dimensionen Ökonomie Gesellschaft Ökologie Einkommens- Arbeitsplätze Verursacher- Innovationen Investitionen Einkommen Wirtschafts- Know-How Öffentliche Haushalte verteilung Steuern struktur prinzip Preise Zielbereiche Indikator C Indikator C Indikator C Indikator D Indikator A Indikator B Indikator A Indikator B Indikator A Indikator B Indikator A Indikator B Indikator A Indikator B Indikator A Indikator B Indikatoren Quelle: FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung, Detailkonzept, Bern 2005, S. 51 Die Auswahl der Indikatoren für die Nachhaltigkeitsdimension Ökonomie lehnt sich an die von Rütter und Stettler im Jahre 2004 erstellte Wertschöpfungsstudie an und soll unter anderem auch eine Überprüfung der darin gemachten Schätzungen ermöglichen. Die angesprochene Impactstudie wurde im Auftrag der UEFA durchgeführt und gab einen ersten Überblick über die durch die EURO 2008 anfallenden ökonomischen Kosten- und Nutzenseffekte. Obwohl vor allem die durch Infrastrukturinvestitionen ausgelösten Wirkungen relativ zurückhaltend geschätzt wurden, konnten doch beachtliche Umsatz- und Wertschöpfungszahlen ausgewiesen werden. Dabei kristallisierte sich in erster Linie die Tourismusbranche mit geschätzten ausgelösten Umsätzen von 250-313 Mio. CHF als grösster Gewinner heraus. Die Effekte für den Bereich Tourismus wurden durch die Ausgaben der auswärtigen Matchbesucher berechnet. Einheimische werden dabei nicht berücksichtigt, da sie definitionsgemäss keine Touristen sind (die Ausgaben für Tickets und Verpflegung während den Spielen sind jedoch über die Wirkungen des Budgets mitberücksichtigt). Die Berechnung erfolgte gestützt auf die Anzahl Spiele, die Stadionkapazitäten sowie auf Annahmen in Bezug auf die Anzahl Personen, deren Aufenthaltsdauer und durchschnittlichen Tagesausgaben. Bei der Berechnung der touristischen Wirkungen wurde ein Maximum- (96%) und ein Minimum-Szenario (85%) bezogen auf die Auslastung der Schweizer Stadien unterschieden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die in der Wertschöpfungsstudie angestellten Berechnungen für die einzelnen Bereiche. 3
Tabelle 1: Wirtschaftliche Effekte (direkt und indirekt) der UEFA EURO 2008TM in der Schweiz Umsatz in BWS in Beschäftigung Mio. CHF Mio. CHF (VZÄ)1 Stadion Total Investitionen, in Mio. CHF 23 Ökonomische Wirkung 35 18 190 Budget Total Ausgaben, in Mio. CHF 96 Ökonomische Wirkung 142 107 920 Min Max Min Max Min Max Min Max Tourismus Total Gästefrequenzen in Mio.2 0.83 1.03 Total Logiernächte, in Mio. 0.69 0.86 Total Ausgaben, In Mio. CHF 165 206 Ökonomische Wirkung 250 313 130 161 1’890 2’360 Werbe und Medienaktivitäten Ökonomische Wirkung 31 41 18 24 210 280 Telekommunikationssektor Ökonomische Wirkung 11 14 5 6 30 40 Total 468 544 278 316 3’240 3’790 BWS = Bruttowertschöpfung, VZÄ = Vollzeitäquivalente Infolge von Rundungsabweichungen entsprechen die Gruppentotale nicht immer den Summen der Einzelwerte Quelle: Schätzungen Rütter + Partner / ITW Für die Indikatoren aus den Nachhaltigkeitsdimensionen Gesellschaft und Ökologie sowie aus den zwei Vertiefungsthemen Medien und Infrastruktur, stehen keine Voruntersuchungen zur Verfügung, an denen die Ergebnisse gemessen werden können. Einzelne Aspekte wurden zwar bereits an vorangegangenen Fussball-Europameisterschaften untersucht, aber eine Untersuchung mit dem vorliegenden ganzheitlichen Ansatz stellt in ein Novum dar. Je nach Ausprägung und Eigenschaft eines Indikators kann dieser vor, während oder nach dem Event gemessen werden. Natürlicherweise konzentrieren sich die Erhebungen um den Zeitpunkt der Durchführung. Einzelne Indikatoren, die Vergleichswerte über einen längeren Zeitraum liefern sollen, liefern aber bereits heute interessante Daten. Im Kapitel 3 werden die Ergebnisse einer telefonischen Bevölkerungsbefragung in der Schweiz im Oktober/November 2005 vorgestellt. Sie gibt einen ersten Eindruck über die Bekanntheit, die Akzeptanz und die Bewertung der UEFA EURO 2008TM in der Bevölkerung. Grundsätzlich ist die Begleitstudie auf die ganze Schweiz ausgerichtet. Verschiedene in der Studie realisierte Module werden aber mit einem verhältnismässig geringen zusätzlichen Aufwand für die vier Schweizer Austragungsregionen (Basel, Bern, Genf und Zürich) differenziert erfasst, womit auch eine gewisse interregionale Vergleichbarkeit gewährleistet wird. Vergleichbarkeit wird auch mit dem Partner Österreich angestrebt, wobei im Nachbarland die das Interesse der öffentlichen Hand für eine ähnliche Untersuchung noch nicht allzu gross zu sein scheint. Bisher wurde kein offizielles Mandat für eine Nachhaltigkeitsmessung erteilt, was die Chancen auf eine Parallelstudie natürlich verringert. 1 Beschäftigungsvolumen entspricht nur teilweise zusätzlichen Arbeitsstellen 2 Tagesaufenthalte und Logiernächte 4
2. Methodische Aspekte Die vorliegende Studie basiert wie bereits erwähnt auf einem umfassenden Indikatorenset, das die relevanten Zielbereiche aus den klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie sowie den zwei Vertiefungsbereichen Medien und Infrastruktur abzubilden versucht. Konkret wurden folgende Indikatoren ausgewählt: Abbildung 2: Indikatorenset I n d u z ie r t e s E in n a h m e n u n d A u s g a b e n B e s c h ä f t ig u n g s v o lu m e n d e r ö f f e n t lic h e n H a n d G e n e r ie r t e B es u c h erfreq u en z e n B r u tt o w e r t s c h ö p f u n g Ö k o n o m is c h e I n d u z ie r t e A u s g e lö s t e r U m s a t z L o g ie r n ä c h t e U m w e lt S t a d ie n W e it e r e S p o r t in f r a - B e k a n n t h e it u n d s tru k tu r Im a g e d er S c h w eiz im A u s la n d S ic h e r h e it s - In f r a s tru k tu r in f r a s tr u k t u r V erk eh rs - M e d ie n in f r a s tr u k t u r E ffe k te d e r U n t e r h a lt u n g - Q u a n t it a tiv e u n d E U R O 0 8 a u f d ie B eh erb erg u n g s - q u a lit a t iv e M e d ie n - N a c h h a ltig e u n d M e d ie n - p rä s en z d er in f r a s tr u k t u r EURO 2008 E n tw ic k lu n g Ö k o lo g is c h e S o z ia le U m w e lt U m w e lt W ir k u n g d e r E U R O W asser B e k a n n t h e it , A k z e p t a n z 2 0 0 8 u n d d e r S c h w e iz V erk eh rs - u n d B e w ertu n g d er a ls G a s tla n d a u f d ie A b f a ll a u fk o m m en E U R O 2 0 0 8 in d e r B esuch er B e v ö lk e r u n g E n e r g ie v e r b r a u c h P o p u la r itä t d e s F u s s b a lls p o r t s • Z u s c h a u e r z a h le n ( T V / S t a d io n ) • M it g lie d e r in F u s s b a llv e r e in e n • J u n io r e n z a h le n Quelle: FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung, Detailkonzept, Bern 2005, S. 19 Je nach Art und Ausprägung der Indikatoren werden sie mit unterschiedlichen Instrumenten erhoben. Folgende Erfassungsmethoden kommen dabei zur Anwendung: ¾ Literatur und Dokumentenanalyse ¾ Expertengespräche ¾ Qualitative Interviews ¾ Jährliches Monitoring mittels schriftlichem/elektronischen Fragebogen 5
¾ Modellhafte Berechnungen aus bereits erhobenen Daten ¾ Standardisierte Besucherbefragungen ¾ Telefonische Befragungen im In- und Ausland Am Beispiel des Bereichs Ökonomie soll nachfolgend aufgezeigt werden, mit Hilfe welcher Indikatoren ausgewählte Nachhaltigkeits-Effekte gemessen werden und mit welcher Periodizität die Erhebungen durchgeführt werden. Tabelle 2: Indikatorenset für den Bereich Ökonomie Ökonomie Zielbereiche Schlüsselindikator Periodizität Einkommen 1. Total (direkt und indirekt) ausgelöster Jährlich von 2004 - 2009 Umsatz und während der EURO inklusive Investitionen Arbeitsplätze 2. Total generierte Bruttowertschöpfung Jährlich von 2005-2009 3. Total induziertes Beschäftigungsvolumen in Jährlich von 2005-2009 VZÄ (Vollzeitäquivalente) Investitionen 4. Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Jährlich von 2005-2009 Hand inklusive Sicherheitskosten Wirtschaftsstruktur 5. Besucherfrequenzen Während der EURO 6. Anzahl induzierte Logiernächte Nach der EURO 7 Bekanntheit und Image der Schweiz im 2006, 2008, 2009 Öffentlicher Ausland Haushalt 8 Investitionskosten für Stadien, weitere Jährlich von 2005-2009 Sportinfrastruktur, Sicherheits-, Verkehrs-, Unterhaltungs-, Beherbergungs- und Steuern Medieninfrastruktur Quelle: vgl. FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung, Detailkonzept, Bern 2005, S. 16f. + 21.f. Analog zum Beispiel aus der Ökonomie wurden auch für die anderen Bereiche Indikatoren- Sets zusammengestellt, die eine fundierte Aussage über den Effekt auf eine Nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Die Erfassung dieser Indikatoren wird es ermöglichen mit dem Schlussbericht im Jahre 2009 eine ganzheitliche Bewertung der EURO 2008 abzugeben. Es wäre aber das Ziel neben diesem Basis-Indikatorenset (vgl. Abbildung 2) noch weitere Merkmale zu erfassen, um eine noch breitere Informationsbasis zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurden so genannte optionale Indikatoren ausgeschieden, die nur erhoben werden können, wenn über alternative Geldgeber noch deutlich mehr finanzielle Mittel generiert werden: Tabelle 3: Optionale Indikatoren ¾ Nicht monetär abgegoltene Leistungen ¾ Know how – Effekte (technische Infrastruktur, Lerneffekte Event- Ökonomie Management,…) ¾ EURO-induzierte Werbeaktivitäten ¾ Veränderung des Preisniveaus von Konsumgütern ¾ Sozialkapital / Netzwerke ¾ Voluntaris-System Gesellschaft ¾ Volksabstimmungen ¾ Engagement der Öffentlichkeit ¾ Veränderung der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs und des 6
Langsamverkehrs ¾ Imissionsbelastung Stickoxide (NO2) Ökologie ¾ Imissionsbelastung Ozon (O3) ¾ Medieninformation Medien ¾ Präsenz der Medien in der Schweiz Quelle: vgl. FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung, Detailkonzept, Bern 2005, S. 21.ff. 7
3. Erste empirische Erkenntnisse aus der Bevölkerungsbefragung 2005 3.1 Konzeptionelles und methodisches Vorgehen Für die Nachhaltigkeitsdimension „Gesellschaft“ wurde die Bekanntheit, die Akzeptanz und die Bewertung der UEFA EURO 2008 in der Schweizer Bevölkerung als einer der zentralen Indikatoren ausgeschieden. Da Stimmung und Goodwill in der Bevölkerung beispielsweise bei EURO-relevanten Volksabstimmungen im Vorfeld eminent wichtige Faktoren darstellen, wird deren Entwicklung und Beeinflussung durch spezifische Ereignisse mittels einer vierteiligen Befragungsreihe erfasst. Die Schweizer Bevölkerung wird bzw. wurde in den Jahren 2005, 2007, 2008 kurz vor und 2008 kurz nach dem sportlichen Grossevent, telefonisch zu diesen Aspekten befragt. Ein erstes Mal wurde die Grundstimmung in der Schweizer Bevölkerung zwischen dem 24. Oktober und dem 5. Dezember 2005 erhoben. Polyquest, die AG für Marketing- und Sozialforschung, Umfragen und Datenanalysen in Bern, wurde beauftragt, bei einer für die deutsch- und französischsprachige Schweiz repräsentativ ausgewählten Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 74 Jahren eine telefonische Befragung durchzuführen. Für die Schweiz wurden vom 25. Oktober bis zum 4. November insgesamt 1007 Interviews geführt. Diese Ergebnisse liegen differenziert nach Deutschschweiz und Romandie vor. Zusätzlich sollte die Befragung aber auch für die vier Austragungsregionen (Host Cities) differenzierte Ergebnisse hervorbringen. Da bereits bei der gesamtschweizerischen Befragung eine gewisse Anzahl Personen aus jeder Region involviert war, wurde die bereits erhobene Stichprobe für Basel, Bern, Genf und Zürich in einer zweiten Phase auf die notwendige Anzahl von mindestens 500 aufgestockt. Dies geschah im Auftrag der vier Regionen. Diese Befragungen verteilten sich auf den Zeitraum vom 25. Oktober bis 5. Dezember 2005 und differenzieren nach Kernstadt und umliegende Agglomerationen. Am 15 November wurde bekannt, dass sich die öffentliche Hand mit massiv höheren finanziellen Beiträgen an der Durchführung der EURO 2008 beteiligen muss. Da die Befragung in drei der vier Austragungsregionen noch nicht abgeschlossen war und diese teils heftig geführte Debatte einen wichtigen potentiellen Einflussfaktor darstellte, wurden die Daten in der Folge auch danach differenziert, ob sie vor oder ab dem 15. November erhoben wurden. Somit ergab sich die Möglichkeit, die Auswirkungen dieser Diskussion auf die Einstellung der Bevölkerung zu beobachten. Für die gesamte Befragung wurde auch nach folgenden soziodemografischen Merkmalen differenziert:: • Geschlecht / Alter • In- und Ausländer • Sportliche Aktivitäten (ja/nein) • Unterschiede zwischen Stadt und Land 3.2 Bekanntheit Die Bekanntheit der EURO 2008 wurde erhoben, indem einerseits ungestützt nach einem sportlichen Grossanlass im Jahre 2008 (F6) und andererseits gestützt nach der Bekanntheit der EURO 2008 (F7) gefragt wurde. Dabei konnte festgestellt werden, dass der Bekanntheitsgrad der EURO 2008 mehr als zwei Jahre vor dem ersten Spiel, bereits ein beachtliches Niveau aufweist. 8
Abbildung 3: Bekanntheitsgrad der EURO 2008 FIF, R+P, ITW (2006): Bevölkerungsbefragung 2005 zur Akzeptanz, Einstellung und Bewertung der UEFA EURO 2008, Bern 2006, S. 13 Für die Schweiz wurde eine ungestützte Erkennungsrate 65% erhoben. Die Bekanntheit war in der Deutschschweiz eindeutig höher als in der Romandie. Dies zeichnete sich auch bei den Austragungsregionen ab, wo die EURO 2008 in Genf klar am wenigsten häufig genannt wurde. Nur gerade jeder zehnte Schweizer hat noch nie etwas von der EURO 2008 gehört. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass der Bekanntheitsgrad bei Männern (94%) leicht höher ist, als bei Frauen (85%) sowie in den Kernstädten (92%) höhere als in den Landgemeinden. Mehr Überraschungspotential bietet da schon die Tatsache, dass die heftige Debatte in den Medien und der Öffentlichkeit über die massiv höhere finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand die Bekanntheit der EURO 2008 nicht verstärkt hat. Die Bevölkerung wurde auch über die Bekanntheit des Austragungsortes der EURO 2004 befragt. Dies kann einen wertvollen Hinweis darauf liefern, wie lange die Organisatoren eines derartigen Anlasses in andern europäischen Ländern im Gedächtnis der Bevölkerung haften bleiben. Rund ein Drittel (36%) der Schweizer Bevölkerung konnte sich noch an Portugal als Gastgeber der EURO 2004 erinnern. 3.3 Bewertung verschiedener Aspekte der Nachhaltigkeit Um die Meinung der Schweizer Bevölkerung zu ausgewählten Aspekten der EURO 2008 einzuholen, wurden die Befragten mit positiv formulierten Aussagen zu neun verschiedenen Bereichen konfrontiert, die sie auf einer Vierer-Skala (stimme sehr zu – stimme eher zu – stimme eher nicht zu – stimme überhaupt nicht zu) bewerten konnten. Die interessantesten Erkenntnisse werden hier kurz dargestellt: 9
3.3.1 Sportliche versus wirtschaftliche Erfolgsaussichten Die folgenden Abbildungen zeigen, dass die sportlichen (links) und die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten (rechts) unterschiedliche beurteilt werden. Auch wenn die wirtschaftliche Seite kritischer beurteilt wird als die sportliche, so sind hier doch immerhin noch 63% der befragten Bevölkerung positiv eingestellt. Dabei ist die Deutschschweiz skeptischer als die Romandie. Schweiz 38 48 10 23 n=1007 Schweiz 22 41 28 53 n=1007 Deutschschweiz 37 48 11 13 n=759 Deutschschweiz 19 41 32 53 n=759 Romandie 42 46 7 24 n=248 Romandie 32 41 19 4 5 n=248 Basel 41 45 7 25 n=568 Basel 21 45 23 7 4 n=568 Bern 39 43 12 3 3 n=502 Bern 19 43 28 9 2 n=502 Genf 41 47 7 15 n=503 Genf 27 42 18 6 8 n=503 Zürich 42 42 9 33 n=553 Zürich 25 37 27 8 3 n=553 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Stimme sehr zu Stimme überhaupt nicht zu Stimme sehr zu Stimme überhaupt nicht zu Weiss nicht/ Weiss nicht/ Stimme eher zu Stimme eher zu keine Angabe keine Angabe Stimme eher nicht zu Stimme eher nicht zu Die allgemeine Sicherheit sowie im Speziellen auch der Schutz vor Terroranschlägen oder Randalierern kann während der EURO 2008 ausreichend gewährleistet werden. Schweiz 24 46 21 54 n=1007 Deutschschweiz 22 47 23 53 n=759 Romandie 29 43 16 7 6 n=248 Basel 22 45 23 7 3 n=568 Bern 17 47 25 8 4 n=502 Genf 26 48 15 6 6 n=503 Zürich 19 44 25 9 4 n=553 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Stimme sehr zu Stimme überhaupt nicht zu Weiss nicht/ Stimme eher zu keine Angabe Stimme eher nicht zu 10
Aus tourismuswirtschaftlicher Perspektive interessiert natürlich auch in hohem Masse, welche Chancen sich für die Schweiz anerbieten, im Ausland ein nachhaltiges Bild von einem potenten und weltoffenen Land abzugeben. Die Schweizer Bevölkerung nimmt die EURO in dieser Beziehung mit grosser Mehrheit als internationale Plattform war, die dem Land Möglichkeiten zu einer positiven Darstellung offenbart. Die EURO 2008 ist eine Chance, die Schweiz im Ausland positiv darzustellen. Schweiz 50 36 10 3 1 n=1007 Deutschschweiz 47 39 11 3 1 n=759 Romandie 60 28 732 n=248 Basel 50 38 8 31 n=568 Bern 48 40 8 31 n=502 Genf 53 33 7 6 n=503 Zürich 52 33 11 4 1 n=553 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Stimme sehr zu Stimme überhaupt nicht zu Weiss nicht/ Stimme eher zu keine Angabe Stimme eher nicht zu Insgesamt nützt die EURO 2008 der Schweiz mehr als sie kostet (Bewertungen nach soziodemografischen Bevölkerungsgruppen). 11
Schweiz 17 37 32 9 6 n=1007 Männer 22 40 27 8 4 n=497 Frauen 12 34 36 10 7 n=510 15-29 Jahre 19 41 29 7 5 n=281 30-49 Jahre 17 37 30 10 7 n=414 Älter als 50 Jahre 15 34 36 10 5 n=312 Schweizer/-innen 16 36 34 9 5 n=855 Ausländer/-innen 22 40 22 7 9 n=152 Sportlich aktiv 19 38 29 9 5 n=749 Sportlich n=258 12 35 39 7 7 nicht aktiv in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Stimme sehr zu Stimme überhaupt nicht zu Weiss nicht/ Stimme eher zu keine Angabe Stimme eher nicht zu 3.4 Engagement der öffentlichen Hand Um die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der öffentlichen Hand zu erfassen wurde folgende Frage gestellt: Wie schätzen Sie das finanzielle und organisatorische Engagement der öffentlichen Hand in den Bereichen Sicherheit, Verkehr/infrastruktur und Veranstaltungen für die EURO 2008 ein? Tut die öffentliche Hand zu viel, gerade genug oder zu wenig? 12
Schweiz 12 60 19 9 n=1007 Deutschschweiz 13 60 18 8 n=759 Romandie 8 60 22 10 n=248 Basel 10 66 15 9 n=568 Bern 9 65 21 5 n=502 Genf 11 63 16 10 n=503 Zürich 12 64 16 9 n=553 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Zu viel Zu wenig Weiss nicht/ Gerade richtig keine Angabe Mehrheitlich (60%) herrscht Zufriedenheit mit dem Engagement der öffentlichen Hand. In allen vier Host Cities ist die Zufriedenheit leicht höher als im Gesamtschweizerischen Durchschnitt. Die Ergebnisse zeigen keine relevanten Unterschiede bezüglich Austragungsregionen, Geschlecht, Alter, Wohnregionen, Nationalität oder Sportaktivität. Erstaunlicherweise hat auch hier die Debatte um die stark gestiegenen Kosten der EURO 2008 keinen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Bevölkerung. 3.5 Akzeptanz bei der Bevölkerung Mehr als zwei Jahre vor der Austragung der ersten Spiele steht die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (87%) der EURO 2008 positiv gegenüber. Diese Haltung verstärkt sich noch je jünger und je sportlich aktiver die Befragten sind. Diese hohe Akzeptanz äusset sich auch in einem hohen Interesse an potentiellen Spielbesuchen. Auf die Frage: würden Sie ein Spiel der EURO 2008 besuchen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten? antworteten 44% der Schweizer Bevölkerung mit „Ja, sicher“. Nur gerade 24% der Bevölkerung sind an einem Spielbesuch überhaupt nicht interessiert. Das Interesse ist in den designierten Sportstädten Bern und Basel mit 54% resp. 51% nochmals deutlich höher als im gesamtschweizerischen Durchschnitt. 13
Schweiz 44 19 13 24 n=1007 Deutschschweiz 44 20 14 23 n=759 Romandie 44 19 11 27 n=248 Basel 51 18 12 19 n=568 Bern 54 13 13 20 n=502 Genf 42 21 11 26 n=503 Zürich 44 16 15 25 n=553 in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Ja, sicher Eher nein Eher ja Sicher nicht 3.6 Zentrale Erkenntnisse In erster Linie erstaunt die äusserst hohe Homogenität, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche sozio-demografischen sowie regionalen Verteilungen hindurch zieht. Die Resultate mit der grössten Aussagekraft sollen hier konzentriert nochmals aufgeführt werden. • Nur gerade für 11% der Schweizer Bevölkerung ist die EURO 2008 kein Begriff • Die sportliche Seite wird optimistischer beurteilt als die ökonomische Seite • 86% versprechen sich durch die EURO 2008 einen Imagegewinn der Schweiz im Ausland • Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung zeigt eine gewisse Skepsis gegenüber der Sicherheitsvorkehrungen und dem Infrastrukturbedarf • Rund ein Drittel der Bevölkerung ist mit dem Engagement der öffentlichen Hand nicht oder eher nicht einverstanden. • Drei Viertel der Bevölkerung Vertrauen den Organisatoren der EURO 2008. • Knapp 99% der Schweizer Bevölkerung stehen der EURO 2008 positiv gegenüber. • Die EURO 2008 stösst dabei in allen Landesteilen auf eine breite Zustimmung. • Weder zwischen ländlichen und städtischen Gebieten, noch zwischen den Austragungsregionen und der restlichen Schweiz lassen sich signifikante Unterschiede zur Einstellung ausmachen. • Deutschschweiz ist leicht skeptischer eingestellt als die Romandie • Frauen stehen der EURO 2008 kritischer gegenüber als Männer • Ältere sind kritischer als Jüngere, Ausländer positiver als Schweizer • Die deutlich höhere Kostenbeteilung der öffentlichen Hand als ursprünglich vorgesehen führt zu keinen wesentlich anderen Einschätzungen. 14
Quelle: FIF, R+P, ITW (2005a): Erste Ergebnisse repräsentative Bevölkerungsbefragung zur Akzeptanz, Einstellung und Bewertung der UEFA EURO 2008, Bern 2005, S. 6 Diese erste Befragungsrunde macht deutlich, dass die UEFA EURO 2008 im heutigen Zeitpunkt in der breiten Bevölkerung gut verankert ist. Die mehrheitliche Befürwortung des Prozesses kann, wenn auch nicht gerade als euphorisch, so doch als positive Grundstimmung interpretiert werden. 4. Schlussfolgerungen Die UEFA EURO 2008TM ist der grösste sportliche Anlass der je in der Schweiz stattgefunden und kann infolge seiner übergreifenden internationalen Ausstrahlung, seiner weitgehenden Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie dem zu erwartenden erheblichen wirtschaftlichen Impact als Sport-Mega-Event bezeichnet werden (vgl. Hall 1989, S. 264). Ob dieser Grossanlass mehrheitlich positive Begleiterscheinung mit sich bringt, ist noch ungewiss. Erste Anhaltspunkte über die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung konnten in einer ersten Bevölkerungsbefragung eingefangenen werden. Die Ergebnisse sollen hier noch weiter interpretiert werden. • Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf das wohlwollende Echo zur EURO 2008 in der Bevölkerung hat sicherlich auch die momentane allgemeine Euphorie rund um den Fussball (Erfolge der Schweizer Nationalmannschaft). • Der Grundtenor gegenüber der EURO 2008 ist positiv, vor allem wenn es um sportliche und kommunikationswirksame Aspekte geht. Etwas kritischer ist die Einstellung wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg und vor allem die Finanzierung der EURO geht. Noch überwiegen die positiven stimmen, doch stellt sich die Frage, wie hoch die Bereitschaft ist, zur erfolgreichen Durchführung namhafte öffentliche Mittel einzusetzen. 15
Literaturverzeichnis FIF, R+P, ITW (2006): Bevölkerungsbefragung 2005 zur Akzeptanz, Einstellung und Bewertung der UEFA EURO 2008, Bern 2006 FIF, R+P, ITW (2005b): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung, Detailkonzept, Bern 2005 Hall, C.M. 1989: The Definition and Analysis of Hallmark Tourist Events, In: GeoJournal, Vol. 19, S. 263-268, London 1989 Kurscheidt, M. 2002: Tourismuswirtschaft und Sport-Mega-Events: das Beispiel der Fussball- WM 2006, in: Freyer, W., Gross S. (Hrsg.): Tourismus und Sportevents, Sammelband, Dresden 2002, S. 35-70 Müller, HR., Stettler, J. 1999: Ökonomische Bedeutung sportlicher Grossveranstaltungen in der Schweiz, Vorschläge zur Klassifikation, Schlussbericht, Bern 1999 Rahmann, B. et al. 1998: Sozio-ökonomische Analyse der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Gesellschaftliche Wirkungen, Kosten-Nutzen-Analyse und Finanzierungsmodelle einer Sportgrossveranstaltung, Köln 1998 Rütter, H. Stettler, J. (2004): Economic impact of the UEFA EURO 2008 in Switzerland, Rüschlikon / Luzern 2004 Zu den Autoren Christian Moesch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern, Postfach 8573, 3012 Bern christian.moesch@fif.unibe.ch Prof. Dr. Hansrudi Müller, Direktor, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern, Postfach 8573, 3012 Bern hansruedi.mueller@fif.unibe.ch 16
Wertschöpfungsstudie Die Besucher der UEFA EURO 2008TM lassen sich in Athleten und Begleitpersonen (inkl. Schiedsrichter), UEFA Officals, Medien, Sponsoren und VIP sowie Zuschauer (ohne Einheimische) unterteilen. Die durch die UEFA EURO 2008TM ausgelösten Gesamtfrequenzen (Anzahl Tagesbesucher und Anzahl Logiernächte) von touristischen Besuchern belaufen sich im Maximum-Szenario auf rund eine Million (1.03 Mio.), im Minimum-Szenario auf 830‘000., die Anzahl ausgelöster Hotel-Logiernächte liegt zwischen 860'000 und 690'000 Übernachtungen. Ein vergleichsweise geringer Teil der Zuschauer wird zudem in der Parahotellerie bzw. bei Verwandten und Bekannten übernachten. Letztere werden wie Tagesgäste behandelt (mit entsprechenden Ausgaben). Aufgrund limiterter Hotel-Übernachtungkapazitäten (insb. Basel und Bern) kommt es zu einem Verdrängungseffekt (crowding out) von Besuchern in der Höhe von rund 50'000 Logiernächten (rund 6 bis 7% der ausgelösten Hotel-Logiernächte). Direkte Wirkungen des Tourismus: Die Besucher der UEFA EURO 2008TM geben nach Abzug der Crowding-out-Effekte rund 206 (Maximum) bzw. 165 (Minimum) Mio. CHF aus. Die Analyse der Gesamtausgaben nach Ausgabekategorien zeigt, dass der grösste Teil (60%) für die Übernachtung in Hotels ausgegeben wird. Zweitwichtigster Ausgabeposten ist die Verpflegung (19%), gefolgt vom Shopping (11%) und dem Transport (6%). Gesamtwirkungen des Tourismus Die direkt und indirekt generierten Umsätze der UEFA EURO 2008TM-Besucher betragen insgesamt rund 313 (Maximum) bzw. 250 (Minimum) Mio. CHF und die Bruttowertschöpfung 161 bzw. 130 Mio. CHF. Die dadurch ausgelöste Beschäftigungswirkung liegt zwischen 2'360 und 1'890 VZÄ, wobei dieses Beschäftigungsvolumen nicht gleichbedeutend ist mit der Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze, da wie bereits erwähnt die für relativ kurze Zeit auftretenden Personalbedarfsspitzen zu einem grossen Teil durch das angestammte Personal abgedeckt werden. Ein Vergleich mit den totalen Wirkungen des Budgets der UEFA EURO 2008TM zeigt, dass die touristischen Effekte rund doppelt so gross sind. Anhang Basis-Indikatorenset Ökonomie Schlüsselindikatoren Operationalisierung Datenerhebung Periodizität 1.1 Total (direkt und indirekt) Erfassung der EURO Monitoring der Erfassung der ausgelöster Umsatz 2008 – bezogenen effektiven Geldflüsse Periode 2004- Einschliesslich Investitionen → Einnahmen und mittels schriftlichem / 2009 Koordination mit dem Modul Ausgaben bei den elektronischem Infrastruktur verschiedenen Akteuren Fragebogen Jährlich und bei relevanten Aktivitäten Differenzierung nach verschiedenen Befragung Während der Kategorien EURO 2008 1.2 Total generierte Berechnung aus den 2005-2009 Bruttowertschöpfung erhobenen Daten Jährlich 1.3 Total induziertes Berechnung aus den 2005-2009 Beschäftigungsvolumen in VZÄ erhobenen Daten Jährlich (Vollzeitäquivalente) 17
1.4 Einnahmen und Ausgaben Berechnung aus den 2005-2009 der öffentlichen Hand erhobenen Daten Jährlich Inklusive Sicherheitskosten 1.5 Besucherfrequenzen Besucherstruktur Befragung an allen Während der Differenziert in einheimische und Aufenthaltsdauer in der 15 Spielen in der EURO 2008 auswärtige Besucher Schweiz Schweiz mit jeweils 4 Ausgaben der Besucher Befragern 1.6 Anzahl induzierte Durch EURO ausgelöste Monitoring 2008 nach der Logiernächte Übernachtungen EURO Unter Berücksichtigung der Durchschnittliche Verdrängungseffekte Aufenthaltsdauer Gesellschaft Schlüsselindikatoren Operationalisierung Datenerhebung Periodizität 2.1 Bekanntheit, Akzeptanz und Bevölkerungsbefragung Repräsentative 2005, 2007, Bewertung der EURO 08 in der mit relevanten telefonische 2008 vor der Bevölkerung in der Schweiz Fragestellungen, die nach Bevölkerungsbefragu EURO, 2008 soziodemografischen und ng nach der EURO ökonomischen Merkmalen differenziert werden können 2.2 Wirkung der EURO 2008 und Bewertung des Integration in Während der der Schweiz als Gastland auf die Gastgeberlandes und der Besucherbefragung EURO Besucher touristischen aus Ökonomieteil Leistungsträger 2.3 Popularität des ¾ Zuschauerzahlen in Analyse der 2005-2009, Fussballsports / den Stadien Mitgliederstatistik Jährlich Nachwuchsförderung in der ¾ Zuschauerzahlen am SFV Schweiz TV Differenziert nach Junioren / ¾ Entwicklung der Während der Aktive, sowie Männer / Frauen Mitgliederzahlen in Befragung EURO 08 Fussballvereinen ¾ Entwicklung der Mitgliederzahlen von Junioren in den Fussballvereinen Ökologie Schlüsselindikatoren Operationalisierung Datenerhebung Periodizität 18
3.1 Verkehrsaufkommen Schätzungen, 3.1.1 Nachfrager Personenverkehr Differenziert nach Stichprobenartige 2005-2009, Koordination mit Indikator 1.4 ¾ Funktionäre Befragung (Helfer + jährlich / Gästefrequenzen (Ökonomie) ¾ Helfer Zuschauer), während der ¾ Aktive/Betreuer Transportlogistik EURO ¾ Zuschauer 3.1.2 Nachfrager Güterverkehr Differenziert nach Stichprobenartige ¾ Bau der Erhebung, 2005-2009, Infrastruktur Schätzungen jährlich ¾ Versorgung / Entsorgung 3.1.3 Angebot öffentlicher Verkehr Befragung, ¾ Zusätzliche Schätzung Im Anschluss Transportmittel an EURO 08 ¾ Transportierte Personen 3.1.4 Angebot privater Verkehr Analyse der Verkehrszählung an vorhandenen Daten 2005 -2009, ausgewählten Strassen Monatsdurchsch nitte für Mai-Juli 3.2 Energieverbrauch 3.2.1 Energieverbrauch in den Differenziert nach Befragung der Während der Stadien Quellen und Abnehmer zuständigen Betriebe EURO 08 3.2.2 Energieverbrauch der Host Abweichungen zum Vor, während Cities während der EURO 08 üblichen Verbrauch, und nach der EURO 3.3 Abfall ¾ Turnierleitung Befragung der Nach der EURO Getrennt nach Stoffen ¾ Bau zuständigen Betriebe 08 ¾ Host Cities ¾ Stadien 3.4 Wasser 3.4.1 Trinkwasserverbrauch Verbrauchsmessungen Befragung der Während und im Stadion Betreiber nach der EURO 08 3.4.2 Abwassermenge Erhebung der Befragung der Relevante Wasserverschmutzung, Abwassermenge bei der Betreiber von besondere Probleme Entsorgung Kläranlagen Medien Schlüsselindikatoren Operationalisierung Datenerhebung Periodizität 19
4.1 Quantitative und qualitative Erfassung der Monitoring durch 2005-2009, Medienpräsenz der EURO 2008 Medienbe- studentische laufend Präsenzebene richterstattung im In- Arbeitskräfte und Ausland Evtl. Öffnung der Thematik hin zu Evtl. Werbewirksamkeit Quantitativ: Zusammenarbeit mit ¾ Anzahl Harley Kromer, Uni ¾ Fläche/Dauer Bern Qualitativ: Typologie ¾ Resultate ¾ Porträt ¾ Hintergrund ¾ Berichte über „OK“ Tonalität ¾ Negative ¾ Neutral ¾ Positiv 4.2 Bekanntheit und Image der Fragen zu Bekanntheit Telefonische 2006, 2008, Schweiz (und evtl. der Host Cities) und Image, sowie den Befragung, evtl. in 2009 im Ausland Medieneinflüssen in Zusammenarbeit mit Wirkungsebene einer ausgewählten ST (Befragung in Region3 Quellmärkten) ¾ Norddeutschland und/oder (z.B. Hamburg) österreichischen Partnern Infrastruktur Schlüsselindikatoren Operationalisierung Datenerhebung Periodizität 5.1 Investitionskosten (EURO Analyse von 2008 – induziert) für Stadien Protokollen, Budgets, Monitoring 2005-2009, Bau, Umbau, Rückbau und Medienberichten Expertengespräche jährlich Befragung 5.2 Investitionskosten für weitere Auswertung von Sportinfrastruktur Protokollen, Budgets, Monitoring 2005-2009, Bau, Umbau, Rückbau und Medienberichten Expertengespräche jährlich Befragung 5.3 Investitionskosten für Auswertung von Unterhaltungs- Beherbergungs- Protokollen, Budgets, Monitoring 2005-2009, und Medieninfrastruktur und Medienberichten Expertengespräche jährlich Inkl. Provisorien Befragung Bau, Umbau, Rückbau 5.4 Investitionskosten für Auswertung von Verkehrsinfrastruktur Protokollen, Budgets, Monitoring 2005-2009, und Medienberichten Expertengespräche jährlich Bau, Umbau, Rückbau Befragung Siehe auch Indikator 3.1 Verkehrsaufkommen 3 Die Auswahl der zu untersuchenden Region geschieht, falls erwünscht, gemeinsam mit Österreich. Evtl. kann im Rahmen einer derartigen Kooperation noch zusätzlich eine zweite Region (z.B. in Holland) untersucht werden. (im minimal notwendigen Budget nicht berücksichtigt) 20
5.5 Investitionskosten für Auswertung von Sicherheitsinfrastruktur Protokollen, Budgets, Monitoring 2005-2009, Bau, Umbau, Rückbau und Medienberichten Expertengespräche jährlich Befragung 21
Sie können auch lesen