UEFA EURO 2008: Messung von Effekten auf die Nachhaltige Entwicklung

Die Seite wird erstellt Kristin Gebhardt
 
WEITER LESEN
Jahrbuch der Schweiz. Tourismuswirtschaft 2005/2006

UEFA EURO 2008: Messung von Effekten auf die
Nachhaltige Entwicklung
Christian Moesch und Hansruedi Müller

Abstract

In der Schweiz wird die Debatte über die Austragung von sportlichen Grossanlässen
periodisch wiederkehrend und oft sehr engagiert geführt. Ob es ein Ziel für die Schweiz sein
kann, in den kommenden Jahrzehnten ein drittes Mal (nach St Moritz 1928 und 1948) als
Gastland für Olympische Winterspiele zu fungieren ist heftig umstritten. Die
Rahmenbedingungen für die Durchführung eines solchen Anlasses haben sich seit der
Nachkriegszeit stark gewandelt und die Ansprüche an ein Gastgeberland sind mit denjenigen
von 1948 nicht mehr zu vergleichen. Ob die Mission Olympische Winterspiele die Schweiz in
gesundem Masse fordern oder in schädigendem Masse überfordern würde, gehört im
Moment ins Reich der Spekulationen.

Alles andere als spekulativ ist hingegen die Tatsache, dass die Schweiz zusammen mit dem
Nachbarland Österreich aus zahlreichen ambitionierten Kandidaten als Organisator für die
Fussball-Europameisterschaften 2008 auserkoren wurde. Es ist dies der mit Abstand grösste
Sportevent, der je in der Schweiz durchgeführt wurde. Die Promotoren der so genannten
UEFA EURO 2008TM profitierten bei der innenpolitischen Debatte in einem gewissen Masse
auch davon, dass die Diskussionen über die Olympischen Winterspiele 2010 in vollem
Gange waren und dadurch ein Grossteil der möglichen Opposition absorbiert wurde. Gerade
in der jetzigen Phase, wo die finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand massiv nach oben
korrigiert werden muss, liegt der Schluss nahe, dass im Vorfeld die eine oder andere Frage
zuwenig gestellt wurde. Doch auch wenn dies teilweise angedroht wird, ist eine Rückgabe
der EURO sicherlich für keine der nationalen Interessengruppen eine gangbare Option. Viel
zu gross wäre der Imageschaden für die bereits heute vereinzelt mit Isolationsängsten
geplagte Schweiz. Befürworter argumentieren oft, dass die Durchführung der EURO eine
einmalige Chance darstelle, sich auf der Weltbühne zu präsentieren und zu profilieren. Dabei
würden die erforderlichen finanziellen Aufwendungen durch die positiven Wirkungen bei
weitem kompensiert.
Deshalb stellt sich die Frage: Lohnt sich die Durchführung der weltweit drittgrössten
Sportveranstaltung aus volkswirtschaftlicher Sicht für die Schweiz und welche
Gruppierungen und/oder Branchen sind die grössten Profiteure?

In diesem Kontext werden die Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung in der
Schweiz unter die Lupe genommen. Der Schwerpunkt ist zwar auf die Analyse der
ökonomischen Effekte gelegt, gesellschaftliche und ökologische Gesichtspunkte werden
aber ebenso erörtert. Die Studie wird in der Zeitspanne von 2005-2009 durchgeführt und
basiert auf einem breiten Indikatorenset, dass eine ganzheitliche Erfassung der
eventinduzierten Effekte garantieren soll. Neben den drei genannten klassischen
Nachhaltigkeitsdimensionen werden die zwei Themenbereiche Medien und Infrastruktur
vertieft betrachtet.
Für den wirtschaftlichen Bereich wurde im Jahr 2004 eine ex-ante Wertschöpfungsstudie
erstellt (Rütter/Stettler 2004) die eine totale Bruttowertschöpfung (direkt und indirekt) von
mindestens 278 bis maximal 316 Mio. CHF errechnete und die Tourismusbranche als
grössten Nutzniesser lokalisierte. Obwohl sich seither einige der damals getroffene
Annahmen geändert haben (so wird z.B. in Zürich der umgebaute Letzigrund und nicht ein
Neubau als EURO-Stadion dienen), dürften die ausgewiesenen Kennziffern immer noch

                                                                                           1
zuverlässige Informationen über die Grössenordnung der wirtschaftlichen Effekte liefern. In
der laufenden Nachhaltigkeitsstudie wird es deshalb unter anderem darum gehen, in
Anlehnung an die Schätzungen in der ex-ante Wertschöpfungsstudie die Entwicklung der
relevanten Zahlen laufend zu verfolgen und auszuweisen, sowie nach dem Event eine
abschliessende Beurteilung vorzunehmen. Aus touristischer Sicht dürfen vor allem von der
Untersuchung der Imageentwicklung der Schweiz in touristischen Quellmärkten und der
Erfassung des induzierten Tourismusvolumens aufschlussreiche Resultate erwartet werden.

1. Ausgangslage

Im Rahmen des Mehrjahresforschungsprogramms „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im
Sportsystem Schweiz“ des BASPO wurde das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus
(FIF) mit der Gesamtleitung des Projektes „Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige
Entwicklung“ betraut. Kooperationspartner sind das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) an
der Hochschule für Wirtschaft (HSW) in Luzern sowie Rütter + Partner (R+P),
sozioökonomische Beratung und Forschung in Rüschlikon.

Sportevents in der Grössenordung der UEFA EURO 2008TM werden in der Literatur oft als
Sportgrossveranstaltungen (SGV) bezeichnet (vgl. Müller/Stettler 1999, S. 11). Weist eine
universelle und übergreifende SGV von internationalem Charakter eine weitreichende
ökonomische Wirkung auf, so wird sie in Fachkreisen auch Sport-Mega-Event genannt (vgl.
Kurscheidt 2002, S. 36ff.; Hall 1989, S. 264f.) Bezeichnend für einen Sport-Mega-Event ist
die zunehmende Unabhängigkeit vom Veranstaltungsort und der jeweiligen Gesellschaft.
Vielmehr dominieren die durch Vertragswerke von Verbänden, Sponsoren und Fernsehen
vorgegebenen Muster der Inszenierung und der Organisationsstruktur. Die UEFA EURO
2008TM kann aufgrund ihrer erheblichen ökonomischen Effekte und ihrer internationalen
Ausstrahlung durchaus als Sport-Mega-Event bezeichnet werden.

Im Zentrum der Studie über die EURO 2008 steht die Frage, ob die Nutzung der
ökologischen, ökonomischen und sozialen Ressourcen den Grundsatz der Fairness unter
und zwischen gegenwärtigen sowie zukünftigen Generationen genügend berücksichtigt.
Ausgehend von der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes wurde in einem Top-down-Prozess
für die drei klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen sowie die zwei Vertiefungsthemen
Medien und Infrastruktur nach geeigneten Indikatoren gesucht, die aussagekräftige und
relevante   Bereiche    repräsentativ   abbilden.  Aufgrund    der    Komplexität      des
Untersuchungsgegenstandes und den begrenzten Mitteln galt es schliesslich, die wichtigsten
Indikatoren auszuwählen um eine sinnvolle Fokussierung auf die zentralen Aspekte der
einzelnen Nachhaltigkeitsdimensionen zu ermöglichen. Diese Abwägung geschah mittels
einer Relevanzmatrix, die jeden Zielbereich auf seine Bedeutung untersuchte. Für die
Zielbereiche mit der grössten Relevanz wurden anschliessend geeignete Indikatoren
bestimmt.

                                                                                          2
Abbildung 1: Auswahl der Indikatoren am Beispiel Ökonomie

                                                                                                         Effekte der EURO 2008 auf die
 Gesamtsystem
                                                                                                            Nachhaltige Entwicklung

  Dimensionen                                                   Ökonomie                                                                                            Gesellschaft                                                                                                              Ökologie

                                                                Einkommens-

                                                                                        Arbeitsplätze

                                                                                                                              Verursacher-

                                                                                                                                             Innovationen
                                                                                                         Investitionen
                      Einkommen

                                                                                                                                                                   Wirtschafts-

                                                                                                                                                                                  Know-How

                                                                                                                                                                                                       Öffentliche
                                                                                                                                                                                                       Haushalte
                                                                  verteilung

                                                                                                                                                                                                                            Steuern
                                                                                                                                                                    struktur
                                                                                                                                 prinzip
                                                Preise

   Zielbereiche
                                                  Indikator C

                                                                                                                                                                                                              Indikator C

                                                                                                                                                                                                                                                                  Indikator C
                                                                                                                                                                                                                                                                                Indikator D
                    Indikator A
                                  Indikator B

                                                                          Indikator A
                                                                                           Indikator B

                                                                                                         Indikator A

                                                                                                                         Indikator B

                                                                                                                                                     Indikator A
                                                                                                                                                                    Indikator B

                                                                                                                                                                                  Indikator A

                                                                                                                                                                                                Indikator B

                                                                                                                                                                                                                                      Indikator A

                                                                                                                                                                                                                                                    Indikator B
   Indikatoren

Quelle: FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung,
Detailkonzept, Bern 2005, S. 51

Die Auswahl der Indikatoren für die Nachhaltigkeitsdimension Ökonomie lehnt sich an die
von Rütter und Stettler im Jahre 2004 erstellte Wertschöpfungsstudie an und soll unter
anderem auch eine Überprüfung der darin gemachten Schätzungen ermöglichen. Die
angesprochene Impactstudie wurde im Auftrag der UEFA durchgeführt und gab einen ersten
Überblick über die durch die EURO 2008 anfallenden ökonomischen Kosten- und
Nutzenseffekte. Obwohl vor allem die durch Infrastrukturinvestitionen ausgelösten
Wirkungen relativ zurückhaltend geschätzt wurden, konnten doch beachtliche Umsatz- und
Wertschöpfungszahlen ausgewiesen werden. Dabei kristallisierte sich in erster Linie die
Tourismusbranche mit geschätzten ausgelösten Umsätzen von 250-313 Mio. CHF als
grösster Gewinner heraus. Die Effekte für den Bereich Tourismus wurden durch die
Ausgaben der auswärtigen Matchbesucher berechnet. Einheimische werden dabei nicht
berücksichtigt, da sie definitionsgemäss keine Touristen sind (die Ausgaben für Tickets und
Verpflegung während den Spielen sind jedoch über die Wirkungen des Budgets
mitberücksichtigt). Die Berechnung erfolgte gestützt auf die Anzahl Spiele, die
Stadionkapazitäten sowie auf Annahmen in Bezug auf die Anzahl Personen, deren
Aufenthaltsdauer und durchschnittlichen Tagesausgaben. Bei der Berechnung der
touristischen Wirkungen wurde ein Maximum- (96%) und ein Minimum-Szenario (85%)
bezogen auf die Auslastung der Schweizer Stadien unterschieden.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die in der Wertschöpfungsstudie angestellten
Berechnungen für die einzelnen Bereiche.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         3
Tabelle 1: Wirtschaftliche Effekte (direkt und indirekt) der UEFA EURO 2008TM in der
Schweiz

                                                               Umsatz in          BWS in           Beschäftigung
                                                               Mio. CHF          Mio. CHF             (VZÄ)1
    Stadion
    Total Investitionen, in Mio. CHF               23
    Ökonomische Wirkung                                              35                18                190
    Budget
    Total Ausgaben, in Mio. CHF                    96
    Ökonomische Wirkung                                              142               107               920

                                             Min     Max       Min     Max       Min     Max       Min     Max
    Tourismus
    Total Gästefrequenzen in Mio.2           0.83       1.03
    Total Logiernächte, in Mio.              0.69       0.86
    Total Ausgaben, In Mio. CHF               165        206
    Ökonomische Wirkung                                        250         313   130         161   1’890       2’360
    Werbe und Medienaktivitäten
    Ökonomische Wirkung                                         31         41     18          24    210         280
    Telekommunikationssektor
    Ökonomische Wirkung                                         11         14      5           6     30          40
    Total                                                      468         544   278         316   3’240       3’790

 BWS = Bruttowertschöpfung, VZÄ = Vollzeitäquivalente
 Infolge von Rundungsabweichungen entsprechen die Gruppentotale nicht immer den Summen der
 Einzelwerte
Quelle: Schätzungen Rütter + Partner / ITW

Für die Indikatoren aus den Nachhaltigkeitsdimensionen Gesellschaft und Ökologie sowie
aus den zwei Vertiefungsthemen Medien und Infrastruktur, stehen keine Voruntersuchungen
zur Verfügung, an denen die Ergebnisse gemessen werden können. Einzelne Aspekte
wurden zwar bereits an vorangegangenen Fussball-Europameisterschaften untersucht, aber
eine Untersuchung mit dem vorliegenden ganzheitlichen Ansatz stellt in ein Novum dar.
Je nach Ausprägung und Eigenschaft eines Indikators kann dieser vor, während oder nach
dem Event gemessen werden. Natürlicherweise konzentrieren sich die Erhebungen um den
Zeitpunkt der Durchführung. Einzelne Indikatoren, die Vergleichswerte über einen längeren
Zeitraum liefern sollen, liefern aber bereits heute interessante Daten. Im Kapitel 3 werden die
Ergebnisse     einer    telefonischen     Bevölkerungsbefragung      in   der    Schweiz     im
Oktober/November 2005 vorgestellt. Sie gibt einen ersten Eindruck über die Bekanntheit, die
Akzeptanz und die Bewertung der UEFA EURO 2008TM in der Bevölkerung.

Grundsätzlich ist die Begleitstudie auf die ganze Schweiz ausgerichtet. Verschiedene in der
Studie realisierte Module werden aber mit einem verhältnismässig geringen zusätzlichen
Aufwand für die vier Schweizer Austragungsregionen (Basel, Bern, Genf und Zürich)
differenziert erfasst, womit auch eine gewisse interregionale Vergleichbarkeit gewährleistet
wird.
Vergleichbarkeit wird auch mit dem Partner Österreich angestrebt, wobei im Nachbarland die
das Interesse der öffentlichen Hand für eine ähnliche Untersuchung noch nicht allzu gross zu
sein scheint. Bisher wurde kein offizielles Mandat für eine Nachhaltigkeitsmessung erteilt,
was die Chancen auf eine Parallelstudie natürlich verringert.

1
    Beschäftigungsvolumen entspricht nur teilweise zusätzlichen Arbeitsstellen
2
    Tagesaufenthalte und Logiernächte

                                                                                                                  4
2. Methodische Aspekte

Die vorliegende Studie basiert wie bereits erwähnt auf einem umfassenden Indikatorenset,
das die relevanten Zielbereiche aus den klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie,
Gesellschaft und Ökologie sowie den zwei Vertiefungsbereichen Medien und Infrastruktur
abzubilden versucht. Konkret wurden folgende Indikatoren ausgewählt:

Abbildung 2: Indikatorenset

                                      I n d u z ie r t e s                         E in n a h m e n u n d A u s g a b e n
                                      B e s c h ä f t ig u n g s v o lu m e n      d e r ö f f e n t lic h e n H a n d

            G e n e r ie r t e                                                                            B es u c h erfreq u en z e n
            B r u tt o w e r t s c h ö p f u n g

                                                                   Ö k o n o m is c h e                                   I n d u z ie r t e
        A u s g e lö s t e r U m s a t z                                                                                  L o g ie r n ä c h t e
                                                                       U m w e lt

                                                                                                           S t a d ie n            W e it e r e
                                                                                                                                   S p o r t in f r a -
   B e k a n n t h e it u n d                                                                                                      s tru k tu r
   Im a g e d er S c h w eiz
    im A u s la n d                                                                                                                        S ic h e r h e it s -
                                                                                                       In f r a s tru k tu r               in f r a s tr u k t u r

                                                                                                                                           V erk eh rs -
                                M e d ie n                                                                                                 in f r a s tr u k t u r
                                                                 E ffe k te d e r
                                                                                                                                   U n t e r h a lt u n g -
   Q u a n t it a tiv e u n d                                E U R O 0 8 a u f d ie                                                B eh erb erg u n g s -
   q u a lit a t iv e M e d ie n -                              N a c h h a ltig e                                                 u n d M e d ie n -
   p rä s en z d er                                                                                                                in f r a s tr u k t u r
   EURO 2008                                                    E n tw ic k lu n g

                                                                                                                   Ö k o lo g is c h e
                                     S o z ia le
                                                                                                                      U m w e lt
                                     U m w e lt

                                                         W ir k u n g d e r E U R O                                                                W asser
   B e k a n n t h e it , A k z e p t a n z              2 0 0 8 u n d d e r S c h w e iz         V erk eh rs -
   u n d B e w ertu n g d er                             a ls G a s tla n d a u f d ie                                                     A b f a ll
                                                                                                  a u fk o m m en
   E U R O 2 0 0 8 in d e r                              B esuch er
   B e v ö lk e r u n g
                                                                                                              E n e r g ie v e r b r a u c h

                           P o p u la r itä t d e s F u s s b a lls p o r t s
                           • Z u s c h a u e r z a h le n ( T V / S t a d io n )
                           • M it g lie d e r in F u s s b a llv e r e in e n
                           • J u n io r e n z a h le n

Quelle: FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung,
Detailkonzept, Bern 2005, S. 19

Je nach Art und Ausprägung der Indikatoren werden sie mit unterschiedlichen Instrumenten
erhoben. Folgende Erfassungsmethoden kommen dabei zur Anwendung:
   ¾ Literatur und Dokumentenanalyse
   ¾ Expertengespräche
   ¾ Qualitative Interviews
   ¾ Jährliches Monitoring mittels schriftlichem/elektronischen Fragebogen

                                                                                                                                                                     5
¾ Modellhafte Berechnungen aus bereits erhobenen Daten
   ¾ Standardisierte Besucherbefragungen
   ¾ Telefonische Befragungen im In- und Ausland

Am Beispiel des Bereichs Ökonomie soll nachfolgend aufgezeigt werden, mit Hilfe welcher
Indikatoren ausgewählte Nachhaltigkeits-Effekte gemessen werden und mit welcher
Periodizität die Erhebungen durchgeführt werden.

Tabelle 2: Indikatorenset für den Bereich Ökonomie

                                            Ökonomie
 Zielbereiche          Schlüsselindikator                                Periodizität
 Einkommen             1. Total (direkt und indirekt) ausgelöster        Jährlich von 2004 - 2009
                          Umsatz                                         und während der EURO
                          inklusive Investitionen
 Arbeitsplätze         2. Total generierte Bruttowertschöpfung           Jährlich von 2005-2009
                       3. Total induziertes Beschäftigungsvolumen in     Jährlich von 2005-2009
                          VZÄ (Vollzeitäquivalente)
 Investitionen         4. Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen        Jährlich von 2005-2009
                          Hand
                          inklusive Sicherheitskosten
 Wirtschaftsstruktur   5. Besucherfrequenzen                             Während der EURO
                       6. Anzahl induzierte Logiernächte                 Nach der EURO
                       7 Bekanntheit und Image der Schweiz im            2006, 2008, 2009
 Öffentlicher             Ausland
 Haushalt              8 Investitionskosten für Stadien, weitere         Jährlich von 2005-2009
                          Sportinfrastruktur, Sicherheits-, Verkehrs-,
                          Unterhaltungs-, Beherbergungs- und
 Steuern                  Medieninfrastruktur
Quelle: vgl. FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung,
Detailkonzept, Bern 2005, S. 16f. + 21.f.

Analog zum Beispiel aus der Ökonomie wurden auch für die anderen Bereiche Indikatoren-
Sets zusammengestellt, die eine fundierte Aussage über den Effekt auf eine Nachhaltige
Entwicklung ermöglichen. Die Erfassung dieser Indikatoren wird es ermöglichen mit dem
Schlussbericht im Jahre 2009 eine ganzheitliche Bewertung der EURO 2008 abzugeben. Es
wäre aber das Ziel neben diesem Basis-Indikatorenset (vgl. Abbildung 2) noch weitere
Merkmale zu erfassen, um eine noch breitere Informationsbasis zu erhalten. Zu diesem
Zwecke wurden so genannte optionale Indikatoren ausgeschieden, die nur erhoben werden
können, wenn über alternative Geldgeber noch deutlich mehr finanzielle Mittel generiert
werden:

Tabelle 3: Optionale Indikatoren

                        ¾ Nicht monetär abgegoltene Leistungen
                        ¾ Know how – Effekte (technische Infrastruktur, Lerneffekte Event-
 Ökonomie                 Management,…)
                        ¾ EURO-induzierte Werbeaktivitäten
                        ¾ Veränderung des Preisniveaus von Konsumgütern
                        ¾ Sozialkapital / Netzwerke
                        ¾ Voluntaris-System
 Gesellschaft           ¾ Volksabstimmungen
                        ¾ Engagement der Öffentlichkeit
                        ¾ Veränderung der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs und des

                                                                                                    6
Langsamverkehrs
                          ¾   Imissionsbelastung Stickoxide (NO2)
 Ökologie
                          ¾   Imissionsbelastung Ozon (O3)
                          ¾   Medieninformation
 Medien
                          ¾   Präsenz der Medien in der Schweiz
Quelle: vgl. FIF, R+P, ITW (2005): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung,
Detailkonzept, Bern 2005, S. 21.ff.

                                                                                            7
3. Erste empirische Erkenntnisse aus der Bevölkerungsbefragung 2005

3.1 Konzeptionelles und methodisches Vorgehen

Für die Nachhaltigkeitsdimension „Gesellschaft“ wurde die Bekanntheit, die Akzeptanz und
die Bewertung der UEFA EURO 2008 in der Schweizer Bevölkerung als einer der zentralen
Indikatoren ausgeschieden. Da Stimmung und Goodwill in der Bevölkerung beispielsweise
bei EURO-relevanten Volksabstimmungen im Vorfeld eminent wichtige Faktoren darstellen,
wird deren Entwicklung und Beeinflussung durch spezifische Ereignisse mittels einer
vierteiligen Befragungsreihe erfasst. Die Schweizer Bevölkerung wird bzw. wurde in den
Jahren 2005, 2007, 2008 kurz vor und 2008 kurz nach dem sportlichen Grossevent,
telefonisch zu diesen Aspekten befragt.

Ein erstes Mal wurde die Grundstimmung in der Schweizer Bevölkerung zwischen dem 24.
Oktober und dem 5. Dezember 2005 erhoben. Polyquest, die AG für Marketing- und
Sozialforschung, Umfragen und Datenanalysen in Bern, wurde beauftragt, bei einer für die
deutsch- und französischsprachige Schweiz repräsentativ ausgewählten Bevölkerung im
Alter zwischen 15 und 74 Jahren eine telefonische Befragung durchzuführen. Für die
Schweiz wurden vom 25. Oktober bis zum 4. November insgesamt 1007 Interviews geführt.
Diese Ergebnisse liegen differenziert nach Deutschschweiz und Romandie vor.
Zusätzlich sollte die Befragung aber auch für die vier Austragungsregionen (Host Cities)
differenzierte Ergebnisse hervorbringen. Da bereits bei der gesamtschweizerischen
Befragung eine gewisse Anzahl Personen aus jeder Region involviert war, wurde die bereits
erhobene Stichprobe für Basel, Bern, Genf und Zürich in einer zweiten Phase auf die
notwendige Anzahl von mindestens 500 aufgestockt. Dies geschah im Auftrag der vier
Regionen. Diese Befragungen verteilten sich auf den Zeitraum vom 25. Oktober bis 5.
Dezember 2005 und differenzieren nach Kernstadt und umliegende Agglomerationen. Am 15
November wurde bekannt, dass sich die öffentliche Hand mit massiv höheren finanziellen
Beiträgen an der Durchführung der EURO 2008 beteiligen muss. Da die Befragung in drei
der vier Austragungsregionen noch nicht abgeschlossen war und diese teils heftig geführte
Debatte einen wichtigen potentiellen Einflussfaktor darstellte, wurden die Daten in der Folge
auch danach differenziert, ob sie vor oder ab dem 15. November erhoben wurden. Somit
ergab sich die Möglichkeit, die Auswirkungen dieser Diskussion auf die Einstellung der
Bevölkerung zu beobachten.

Für die gesamte Befragung wurde auch nach folgenden soziodemografischen Merkmalen
differenziert::
     • Geschlecht / Alter
     • In- und Ausländer
     • Sportliche Aktivitäten (ja/nein)
     • Unterschiede zwischen Stadt und Land

3.2 Bekanntheit

Die Bekanntheit der EURO 2008 wurde erhoben, indem einerseits ungestützt nach einem
sportlichen Grossanlass im Jahre 2008 (F6) und andererseits gestützt nach der Bekanntheit
der EURO 2008 (F7) gefragt wurde.

Dabei konnte festgestellt werden, dass der Bekanntheitsgrad der EURO 2008 mehr als zwei
Jahre vor dem ersten Spiel, bereits ein beachtliches Niveau aufweist.

                                                                                           8
Abbildung 3: Bekanntheitsgrad der EURO 2008

FIF, R+P, ITW (2006): Bevölkerungsbefragung 2005 zur Akzeptanz, Einstellung und Bewertung der
UEFA EURO 2008, Bern 2006, S. 13

Für die Schweiz wurde eine ungestützte Erkennungsrate 65% erhoben. Die Bekanntheit war
in der Deutschschweiz eindeutig höher als in der Romandie. Dies zeichnete sich auch bei
den Austragungsregionen ab, wo die EURO 2008 in Genf klar am wenigsten häufig genannt
wurde. Nur gerade jeder zehnte Schweizer hat noch nie etwas von der EURO 2008 gehört.
Wenig überraschend ist die Tatsache, dass der Bekanntheitsgrad bei Männern (94%) leicht
höher ist, als bei Frauen (85%) sowie in den Kernstädten (92%) höhere als in den
Landgemeinden.
Mehr Überraschungspotential bietet da schon die Tatsache, dass die heftige Debatte in den
Medien und der Öffentlichkeit über die massiv höhere finanzielle Beteiligung der öffentlichen
Hand die Bekanntheit der EURO 2008 nicht verstärkt hat.

Die Bevölkerung wurde auch über die Bekanntheit des Austragungsortes der EURO 2004
befragt. Dies kann einen wertvollen Hinweis darauf liefern, wie lange die Organisatoren eines
derartigen Anlasses in andern europäischen Ländern im Gedächtnis der Bevölkerung haften
bleiben. Rund ein Drittel (36%) der Schweizer Bevölkerung konnte sich noch an Portugal als
Gastgeber der EURO 2004 erinnern.

3.3 Bewertung verschiedener Aspekte der Nachhaltigkeit

Um die Meinung der Schweizer Bevölkerung zu ausgewählten Aspekten der EURO 2008
einzuholen, wurden die Befragten mit positiv formulierten Aussagen zu neun verschiedenen
Bereichen konfrontiert, die sie auf einer Vierer-Skala (stimme sehr zu – stimme eher zu –
stimme eher nicht zu – stimme überhaupt nicht zu) bewerten konnten. Die interessantesten
Erkenntnisse werden hier kurz dargestellt:

                                                                                                9
3.3.1 Sportliche versus wirtschaftliche Erfolgsaussichten
Die folgenden Abbildungen zeigen, dass die sportlichen (links) und die wirtschaftlichen
Erfolgsaussichten (rechts) unterschiedliche beurteilt werden.
Auch wenn die wirtschaftliche Seite kritischer beurteilt wird als die sportliche, so sind hier
doch immerhin noch 63% der befragten Bevölkerung positiv eingestellt. Dabei ist die
Deutschschweiz skeptischer als die Romandie.

      Schweiz            38                      48              10 23        n=1007             Schweiz          22             41                28         53       n=1007

 Deutschschweiz          37                    48                11 13        n=759         Deutschschweiz       19             41                 32         53       n=759

      Romandie               42                   46             7 24         n=248              Romandie             32              41                19    4 5      n=248

         Basel            41                     45              7 25          n=568                  Basel      21              45                23        7 4       n=568

          Bern            39                   43             12 3 3          n=502                   Bern       19             43                 28         9 2      n=502

          Genf            41                     47              7 15          n=503                  Genf        27                 42            18        6 8       n=503

         Zürich              42                  42              9 33         n=553                  Zürich       25             37                27         8 3      n=553

         in %     0    10 20      30   40 50   60      70   80 90 100                                 in % 0     10 20     30   40    50   60 70    80 90 100

                  Stimme sehr zu               Stimme überhaupt nicht zu                                      Stimme sehr zu               Stimme überhaupt nicht zu

                                               Weiss nicht/                                                                                Weiss nicht/
                  Stimme eher zu                                                                              Stimme eher zu
                                               keine Angabe                                                                                keine Angabe

                  Stimme eher nicht zu                                                                        Stimme eher nicht zu

Die allgemeine Sicherheit sowie im Speziellen auch der Schutz vor Terroranschlägen oder
Randalierern kann während der EURO 2008 ausreichend gewährleistet werden.

            Schweiz                      24                              46                          21           54             n=1007

  Deutschschweiz                         22                              47                          23            53                 n=759

           Romandie                         29                                43                   16           7 6                   n=248

                      Basel              22                              45                       23              7 3                 n=568

                       Bern            17                          47                            25              8 4                  n=502

                       Genf               26                              48                         15         6 6                   n=503

                      Zürich            19                          44                          25              9 4                   n=553

                      in %        0     10       20         30     40 50               60   70     80         90 100

                                  Stimme sehr zu                                   Stimme überhaupt nicht zu

                                                                                   Weiss nicht/
                                  Stimme eher zu
                                                                                   keine Angabe
                                  Stimme eher nicht zu

                                                                                                                                                                    10
Aus tourismuswirtschaftlicher Perspektive interessiert natürlich auch in hohem Masse,
welche Chancen sich für die Schweiz anerbieten, im Ausland ein nachhaltiges Bild von
einem potenten und weltoffenen Land abzugeben. Die Schweizer Bevölkerung nimmt die
EURO in dieser Beziehung mit grosser Mehrheit als internationale Plattform war, die dem
Land Möglichkeiten zu einer positiven Darstellung offenbart.

Die EURO 2008 ist eine Chance, die Schweiz im Ausland positiv darzustellen.

        Schweiz             50                       36             10 3 1   n=1007

  Deutschschweiz            47                       39             11 3 1   n=759

       Romandie                  60                       28         732     n=248

            Basel           50                        38             8 31    n=568

            Bern            48                       40              8 31    n=502

            Genf                53                    33            7 6      n=503

           Zürich               52                   33             11 4 1   n=553

           in % 0     10   20    30 40     50   60    70       80   90 100

                    Stimme sehr zu               Stimme überhaupt nicht zu

                                                 Weiss nicht/
                    Stimme eher zu
                                                 keine Angabe

                    Stimme eher nicht zu

Insgesamt nützt die EURO 2008 der Schweiz mehr als sie kostet (Bewertungen nach
soziodemografischen Bevölkerungsgruppen).

                                                                                      11
Schweiz     17              37                   32              9 6       n=1007

           Männer      22                  40                   27             8 4   n=497

           Frauen     12         34                    36                 10    7    n=510

      15-29 Jahre      19              41                      29              7 5   n=281
      30-49 Jahre     17              37                  30              10 7       n=414
 Älter als 50 Jahre   15          34                      36              10 5       n=312

 Schweizer/-innen     16           36                      34              9 5       n=855
 Ausländer/-innen      22                  40                  22         7     9    n=152

    Sportlich aktiv    19             38                    29                 9 5   n=749
         Sportlich                                                                   n=258
                      12         35                       39               7 7
       nicht aktiv

            in % 0     10   20   30     40      50   60     70       80   90 100
                  Stimme sehr zu                     Stimme überhaupt nicht zu

                                                     Weiss nicht/
                  Stimme eher zu
                                                     keine Angabe
                  Stimme eher nicht zu

3.4 Engagement der öffentlichen Hand

Um die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der öffentlichen Hand zu erfassen wurde folgende
Frage gestellt:
Wie schätzen Sie das finanzielle und organisatorische Engagement der öffentlichen Hand in
den Bereichen Sicherheit, Verkehr/infrastruktur und Veranstaltungen für die EURO 2008 ein?
Tut die öffentliche Hand zu viel, gerade genug oder zu wenig?

                                                                                              12
Schweiz      12                   60                  19         9      n=1007

  Deutschschweiz      13                       60              18         8      n=759

        Romandie 8                        60                  22         10      n=248

            Basel 10                           66              15         9      n=568

             Bern     9                    65                      21      5     n=502

             Genf 11                       63                  16        10      n=503

           Zürich     12                       64              16         9      n=553

             in % 0       10    20   30   40 50     60   70   80        90 100

                               Zu viel              Zu wenig

                                                    Weiss nicht/
                               Gerade richtig
                                                    keine Angabe

Mehrheitlich (60%) herrscht Zufriedenheit mit dem Engagement der öffentlichen Hand. In
allen vier Host Cities ist die Zufriedenheit leicht höher als im Gesamtschweizerischen
Durchschnitt. Die Ergebnisse zeigen keine relevanten Unterschiede bezüglich
Austragungsregionen, Geschlecht, Alter, Wohnregionen, Nationalität oder Sportaktivität.
Erstaunlicherweise hat auch hier die Debatte um die stark gestiegenen Kosten der EURO
2008 keinen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Bevölkerung.

3.5 Akzeptanz bei der Bevölkerung

Mehr als zwei Jahre vor der Austragung der ersten Spiele steht die überwiegende Mehrheit
der Bevölkerung (87%) der EURO 2008 positiv gegenüber. Diese Haltung verstärkt sich
noch je jünger und je sportlich aktiver die Befragten sind. Diese hohe Akzeptanz äusset sich
auch in einem hohen Interesse an potentiellen Spielbesuchen. Auf die Frage: würden Sie ein
Spiel der EURO 2008 besuchen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten? antworteten 44%
der Schweizer Bevölkerung mit „Ja, sicher“. Nur gerade 24% der Bevölkerung sind an einem
Spielbesuch überhaupt nicht interessiert. Das Interesse ist in den designierten Sportstädten
Bern und Basel mit 54% resp. 51% nochmals deutlich höher als im gesamtschweizerischen
Durchschnitt.

                                                                                          13
Schweiz            44             19        13             24        n=1007

  Deutschschweiz            44             20         14            23        n=759

        Romandie            44             19        11             27        n=248

            Basel                51             18         12        19       n=568

             Bern                54             13        13         20       n=502

             Genf           42             21        11             26        n=503

           Zürich           44            16         15             25        n=553

            in % 0    10    20    30   40 50    60    70       80    90 100

                             Ja, sicher         Eher nein

                             Eher ja            Sicher nicht

3.6 Zentrale Erkenntnisse

In erster Linie erstaunt die äusserst hohe Homogenität, die sich wie ein roter Faden durch
sämtliche sozio-demografischen sowie regionalen Verteilungen hindurch zieht. Die Resultate
mit der grössten Aussagekraft sollen hier konzentriert nochmals aufgeführt werden.

   •   Nur gerade für 11% der Schweizer Bevölkerung ist die EURO 2008 kein Begriff
   •   Die sportliche Seite wird optimistischer beurteilt als die ökonomische Seite
   •   86% versprechen sich durch die EURO 2008 einen Imagegewinn der Schweiz im
       Ausland
   •   Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung zeigt eine gewisse Skepsis gegenüber
       der Sicherheitsvorkehrungen und dem Infrastrukturbedarf
   •   Rund ein Drittel der Bevölkerung ist mit dem Engagement der öffentlichen Hand nicht
       oder eher nicht einverstanden.
   •   Drei Viertel der Bevölkerung Vertrauen den Organisatoren der EURO 2008.
   •   Knapp 99% der Schweizer Bevölkerung stehen der EURO 2008 positiv gegenüber.
   •   Die EURO 2008 stösst dabei in allen Landesteilen auf eine breite Zustimmung.
   •   Weder zwischen ländlichen und städtischen Gebieten, noch zwischen den
       Austragungsregionen und der restlichen Schweiz lassen sich signifikante
       Unterschiede zur Einstellung ausmachen.
   •   Deutschschweiz ist leicht skeptischer eingestellt als die Romandie
   •   Frauen stehen der EURO 2008 kritischer gegenüber als Männer
   •   Ältere sind kritischer als Jüngere, Ausländer positiver als Schweizer
   •   Die deutlich höhere Kostenbeteilung der öffentlichen Hand als ursprünglich
       vorgesehen führt zu keinen wesentlich anderen Einschätzungen.

                                                                                        14
Quelle: FIF, R+P, ITW (2005a): Erste Ergebnisse repräsentative Bevölkerungsbefragung zur
Akzeptanz, Einstellung und Bewertung der UEFA EURO 2008, Bern 2005, S. 6

Diese erste Befragungsrunde macht deutlich, dass die UEFA EURO 2008 im heutigen
Zeitpunkt in der breiten Bevölkerung gut verankert ist. Die mehrheitliche Befürwortung des
Prozesses kann, wenn auch nicht gerade als euphorisch, so doch als positive
Grundstimmung interpretiert werden.

4. Schlussfolgerungen

Die UEFA EURO 2008TM ist der grösste sportliche Anlass der je in der Schweiz
stattgefunden und kann infolge seiner übergreifenden internationalen Ausstrahlung, seiner
weitgehenden Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie dem zu
erwartenden erheblichen wirtschaftlichen Impact als Sport-Mega-Event bezeichnet werden
(vgl. Hall 1989, S. 264). Ob dieser Grossanlass mehrheitlich positive Begleiterscheinung mit
sich bringt, ist noch ungewiss. Erste Anhaltspunkte über die Stimmung in der Schweizer
Bevölkerung konnten in einer ersten Bevölkerungsbefragung eingefangenen werden. Die
Ergebnisse sollen hier noch weiter interpretiert werden.

   •   Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf das wohlwollende Echo zur EURO
       2008 in der Bevölkerung hat sicherlich auch die momentane allgemeine Euphorie
       rund um den Fussball (Erfolge der Schweizer Nationalmannschaft).

   •   Der Grundtenor gegenüber der EURO 2008 ist positiv, vor allem wenn es um
       sportliche und kommunikationswirksame Aspekte geht. Etwas kritischer ist die
       Einstellung wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg und vor allem die Finanzierung
       der EURO geht. Noch überwiegen die positiven stimmen, doch stellt sich die Frage,
       wie hoch die Bereitschaft ist, zur erfolgreichen Durchführung namhafte öffentliche
       Mittel einzusetzen.

                                                                                           15
Literaturverzeichnis

FIF, R+P, ITW (2006): Bevölkerungsbefragung 2005 zur Akzeptanz, Einstellung und
     Bewertung der UEFA EURO 2008, Bern 2006

FIF, R+P, ITW (2005b): Effekte der EURO 2008 auf die Nachhaltige Entwicklung,
     Detailkonzept, Bern 2005

Hall, C.M. 1989: The Definition and Analysis of Hallmark Tourist Events, In: GeoJournal, Vol.
     19, S. 263-268, London 1989

Kurscheidt, M. 2002: Tourismuswirtschaft und Sport-Mega-Events: das Beispiel der Fussball-
    WM 2006, in: Freyer, W., Gross S. (Hrsg.): Tourismus und Sportevents, Sammelband,
    Dresden 2002, S. 35-70

Müller, HR., Stettler, J. 1999: Ökonomische Bedeutung sportlicher Grossveranstaltungen in
    der Schweiz, Vorschläge zur Klassifikation, Schlussbericht, Bern 1999

Rahmann, B. et al. 1998: Sozio-ökonomische Analyse der Fussball-Weltmeisterschaft 2006
   in Deutschland. Gesellschaftliche Wirkungen, Kosten-Nutzen-Analyse und
   Finanzierungsmodelle einer Sportgrossveranstaltung, Köln 1998

Rütter, H. Stettler, J. (2004): Economic impact of the UEFA EURO 2008 in Switzerland,
    Rüschlikon / Luzern 2004

Zu den Autoren

Christian Moesch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsinstitut für Freizeit und
Tourismus (FIF) der Universität Bern, Postfach 8573, 3012 Bern
christian.moesch@fif.unibe.ch

Prof. Dr. Hansrudi Müller, Direktor, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der
Universität Bern, Postfach 8573, 3012 Bern
hansruedi.mueller@fif.unibe.ch

                                                                                               16
Wertschöpfungsstudie
Die Besucher der UEFA EURO 2008TM lassen sich in Athleten und Begleitpersonen (inkl.
Schiedsrichter), UEFA Officals, Medien, Sponsoren und VIP sowie Zuschauer (ohne
Einheimische) unterteilen.
Die durch die UEFA EURO 2008TM ausgelösten Gesamtfrequenzen (Anzahl
Tagesbesucher und Anzahl Logiernächte) von touristischen Besuchern belaufen sich im
Maximum-Szenario auf rund eine Million (1.03 Mio.), im Minimum-Szenario auf 830‘000., die
Anzahl ausgelöster Hotel-Logiernächte liegt zwischen 860'000 und 690'000
Übernachtungen. Ein vergleichsweise geringer Teil der Zuschauer wird zudem in der
Parahotellerie bzw. bei Verwandten und Bekannten übernachten. Letztere werden wie
Tagesgäste behandelt (mit entsprechenden Ausgaben).
Aufgrund limiterter Hotel-Übernachtungkapazitäten (insb. Basel und Bern) kommt es zu
einem Verdrängungseffekt (crowding out) von Besuchern in der Höhe von rund 50'000
Logiernächten (rund 6 bis 7% der ausgelösten Hotel-Logiernächte).

Direkte Wirkungen des Tourismus:
Die Besucher der UEFA EURO 2008TM geben nach Abzug der Crowding-out-Effekte rund
206 (Maximum) bzw. 165 (Minimum) Mio. CHF aus. Die Analyse der Gesamtausgaben nach
Ausgabekategorien zeigt, dass der grösste Teil (60%) für die Übernachtung in Hotels
ausgegeben wird. Zweitwichtigster Ausgabeposten ist die Verpflegung (19%), gefolgt vom
Shopping (11%) und dem Transport (6%). Gesamtwirkungen des Tourismus
Die direkt und indirekt generierten Umsätze der UEFA EURO 2008TM-Besucher betragen
insgesamt rund 313 (Maximum) bzw. 250 (Minimum) Mio. CHF und die Bruttowertschöpfung
161 bzw. 130 Mio. CHF. Die dadurch ausgelöste Beschäftigungswirkung liegt zwischen
2'360 und 1'890 VZÄ, wobei dieses Beschäftigungsvolumen nicht gleichbedeutend ist mit der
Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze, da wie bereits erwähnt die für relativ kurze Zeit
auftretenden Personalbedarfsspitzen zu einem grossen Teil durch das angestammte
Personal abgedeckt werden.
Ein Vergleich mit den totalen Wirkungen des Budgets der UEFA EURO 2008TM zeigt, dass
die touristischen Effekte rund doppelt so gross sind.

Anhang

Basis-Indikatorenset

Ökonomie
      Schlüsselindikatoren          Operationalisierung      Datenerhebung             Periodizität

1.1 Total (direkt und indirekt)   Erfassung der EURO       Monitoring der            Erfassung der
     ausgelöster Umsatz           2008 – bezogenen         effektiven Geldflüsse     Periode 2004-
Einschliesslich Investitionen →   Einnahmen und            mittels schriftlichem /   2009
Koordination mit dem Modul        Ausgaben bei den         elektronischem
Infrastruktur                     verschiedenen Akteuren   Fragebogen                Jährlich
                                  und bei relevanten
                                  Aktivitäten

                                  Differenzierung nach
                                  verschiedenen            Befragung                 Während der
                                  Kategorien                                         EURO 2008
1.2 Total generierte                                       Berechnung aus den        2005-2009
    Bruttowertschöpfung                                    erhobenen Daten           Jährlich

1.3 Total induziertes                                      Berechnung aus den        2005-2009
Beschäftigungsvolumen in VZÄ                               erhobenen Daten           Jährlich
(Vollzeitäquivalente)

                                                                                                 17
1.4 Einnahmen und Ausgaben                                    Berechnung aus den    2005-2009
     der öffentlichen Hand                                    erhobenen Daten       Jährlich
Inklusive Sicherheitskosten
1.5 Besucherfrequenzen              Besucherstruktur          Befragung an allen    Während der
Differenziert in einheimische und   Aufenthaltsdauer in der   15 Spielen in der     EURO 2008
auswärtige Besucher                 Schweiz                   Schweiz mit jeweils 4
                                    Ausgaben der Besucher     Befragern
1.6 Anzahl induzierte               Durch EURO ausgelöste     Monitoring            2008 nach der
Logiernächte                        Übernachtungen                                  EURO
Unter Berücksichtigung der          Durchschnittliche
Verdrängungseffekte                 Aufenthaltsdauer

Gesellschaft
      Schlüsselindikatoren            Operationalisierung       Datenerhebung        Periodizität

2.1 Bekanntheit, Akzeptanz und   Bevölkerungsbefragung        Repräsentative        2005, 2007,
Bewertung der EURO 08 in der     mit relevanten               telefonische          2008 vor der
Bevölkerung in der Schweiz       Fragestellungen, die nach    Bevölkerungsbefragu   EURO, 2008
                                 soziodemografischen und      ng                    nach der EURO
                                 ökonomischen
                                 Merkmalen differenziert
                                 werden können
2.2 Wirkung der EURO 2008 und Bewertung des                   Integration in        Während der
der Schweiz als Gastland auf die Gastgeberlandes und der      Besucherbefragung     EURO
Besucher                         touristischen                aus Ökonomieteil
                                 Leistungsträger
2.3 Popularität des              ¾ Zuschauerzahlen in         Analyse der           2005-2009,
Fussballsports /                      den Stadien             Mitgliederstatistik   Jährlich
Nachwuchsförderung in der        ¾ Zuschauerzahlen am         SFV
Schweiz                               TV
Differenziert nach Junioren /    ¾ Entwicklung der                                  Während der
Aktive, sowie Männer / Frauen         Mitgliederzahlen in     Befragung             EURO 08
                                      Fussballvereinen
                                 ¾ Entwicklung der
                                      Mitgliederzahlen von
                                      Junioren in den
                                      Fussballvereinen

Ökologie
       Schlüsselindikatoren           Operationalisierung       Datenerhebung        Periodizität

                                                                                                 18
3.1 Verkehrsaufkommen                                        Schätzungen,
3.1.1 Nachfrager Personenverkehr Differenziert nach          Stichprobenartige      2005-2009,
Koordination mit Indikator 1.4   ¾ Funktionäre               Befragung (Helfer +    jährlich /
Gästefrequenzen (Ökonomie)       ¾ Helfer                    Zuschauer),            während der
                                 ¾ Aktive/Betreuer           Transportlogistik      EURO
                                 ¾ Zuschauer

3.1.2 Nachfrager Güterverkehr        Differenziert nach      Stichprobenartige
                                     ¾ Bau der               Erhebung,              2005-2009,
                                          Infrastruktur      Schätzungen            jährlich
                                     ¾ Versorgung /
                                          Entsorgung
3.1.3 Angebot öffentlicher Verkehr                           Befragung,
                                     ¾   Zusätzliche         Schätzung              Im Anschluss
                                         Transportmittel                            an EURO 08
                                     ¾   Transportierte
                                         Personen
3.1.4 Angebot privater Verkehr                               Analyse der
                                     Verkehrszählung an      vorhandenen Daten      2005 -2009,
                                     ausgewählten Strassen                          Monatsdurchsch
                                                                                    nitte für Mai-Juli
3.2 Energieverbrauch
3.2.1 Energieverbrauch in den        Differenziert nach      Befragung der          Während der
Stadien                              Quellen und Abnehmer    zuständigen Betriebe   EURO 08

3.2.2 Energieverbrauch der Host      Abweichungen zum                               Vor, während
Cities während der EURO 08           üblichen Verbrauch,                            und nach der
                                                                                    EURO
3.3 Abfall                           ¾   Turnierleitung      Befragung der          Nach der EURO
Getrennt nach Stoffen                ¾   Bau                 zuständigen Betriebe   08
                                     ¾   Host Cities
                                     ¾   Stadien
3.4 Wasser
3.4.1 Trinkwasserverbrauch           Verbrauchsmessungen     Befragung der          Während und
                                     im Stadion              Betreiber              nach der EURO
                                                                                    08
3.4.2 Abwassermenge                  Erhebung der          Befragung der
Relevante Wasserverschmutzung,       Abwassermenge bei der Betreiber von
besondere Probleme                   Entsorgung            Kläranlagen

Medien
      Schlüsselindikatoren            Operationalisierung      Datenerhebung          Periodizität

                                                                                                 19
4.1 Quantitative und qualitative       Erfassung der              Monitoring durch         2005-2009,
Medienpräsenz der EURO 2008            Medienbe-                  studentische             laufend
Präsenzebene                           richterstattung im In-     Arbeitskräfte
                                       und Ausland
Evtl. Öffnung der Thematik hin zu                                 Evtl.
Werbewirksamkeit                       Quantitativ:               Zusammenarbeit mit
                                       ¾ Anzahl                   Harley Kromer, Uni
                                       ¾ Fläche/Dauer             Bern

                                    Qualitativ:
                                    Typologie
                                    ¾ Resultate
                                    ¾ Porträt
                                    ¾ Hintergrund
                                    ¾ Berichte über „OK“
                                    Tonalität
                                    ¾ Negative
                                    ¾ Neutral
                                    ¾ Positiv
4.2 Bekanntheit und Image der       Fragen zu Bekanntheit         Telefonische             2006, 2008,
Schweiz (und evtl. der Host Cities) und Image, sowie den          Befragung, evtl. in      2009
im Ausland                          Medieneinflüssen in           Zusammenarbeit mit
Wirkungsebene                       einer ausgewählten            ST (Befragung in
                                    Region3                       Quellmärkten)
                                    ¾ Norddeutschland             und/oder
                                        (z.B. Hamburg)            österreichischen
                                                                  Partnern

Infrastruktur
       Schlüsselindikatoren              Operationalisierung         Datenerhebung           Periodizität

5.1 Investitionskosten (EURO           Analyse von
2008 – induziert) für Stadien          Protokollen, Budgets,      Monitoring               2005-2009,
Bau, Umbau, Rückbau                    und Medienberichten        Expertengespräche        jährlich
                                       Befragung
5.2 Investitionskosten für weitere     Auswertung von
Sportinfrastruktur                     Protokollen, Budgets,      Monitoring               2005-2009,
Bau, Umbau, Rückbau                    und Medienberichten        Expertengespräche        jährlich

                                       Befragung
5.3 Investitionskosten für             Auswertung von
Unterhaltungs- Beherbergungs-          Protokollen, Budgets,      Monitoring               2005-2009,
und Medieninfrastruktur                und Medienberichten        Expertengespräche        jährlich
Inkl. Provisorien
                                       Befragung
Bau, Umbau, Rückbau
5.4 Investitionskosten für             Auswertung von
Verkehrsinfrastruktur                  Protokollen, Budgets,      Monitoring               2005-2009,
                                       und Medienberichten        Expertengespräche        jährlich
Bau, Umbau, Rückbau
                                       Befragung
Siehe auch Indikator 3.1
Verkehrsaufkommen

3
 Die Auswahl der zu untersuchenden Region geschieht, falls erwünscht, gemeinsam mit Österreich. Evtl. kann
im Rahmen einer derartigen Kooperation noch zusätzlich eine zweite Region (z.B. in Holland) untersucht
werden. (im minimal notwendigen Budget nicht berücksichtigt)

                                                                                                         20
5.5 Investitionskosten für   Auswertung von
Sicherheitsinfrastruktur     Protokollen, Budgets,   Monitoring          2005-2009,
Bau, Umbau, Rückbau          und Medienberichten     Expertengespräche   jährlich

                             Befragung

                                                                                      21
Sie können auch lesen