CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker

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CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker
CLAUDE
DEBUSSY
»Ibéria« aus »Images«
»Fantaisie« für Klavier
und Orchester

OTTORINO
RESPIGHI
»Fontane di Roma«
»Pini di Roma«

JURAJ VALČUHA, Dirigent
JEAN-YVES THIBAUDET, Klavier

Donnerstag
07_06_2018 20 Uhr
Freitag
08_06_2018 20 Uhr
Sonntag
10_06_2018 19 Uhr
CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker
Der Bruckner-Zyklus
live aus der Stifts-
basilika St. Florian
bei Linz
Symphonien Nr. 1 und Nr. 3 jetzt im Handel!

mphil.de
CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker
CLAUDE DEBUSSY
                »Ibéria« aus den »Images« für Orchester

                     »Auf den Straßen und Wegen«
                         »Die Düfte der Nacht«
                     »Der Morgen eines Festtages«

                  »Fantaisie« für Klavier und Orchester

                             Allegro giusto
                        Lento e molto espressivo
                              Allegro molto

                                 – Pause –

                          OTTORINO RESPIGHI
                           »Fontane di Roma«

1. »Der Brunnen im Giulia-Tal in der Morgendämmerung«: Andante mosso
                2. »Der Triton-Brunnen am Morgen«: Vivo
           3. »Der Trevi-Brunnen am Mittag«: Allegro moderato
   4. »Der Brunnen der Villa Medici in der Abenddämmerung«: Andante

                              »Pini di Roma«

          1. »Die Pinien der Villa Borghese«: Allegretto Vivace
                 2. »Pinien bei einer Katakombe«: Lento
            3. »Die Pinien auf dem Janiculum-Hügel«: Lento
           4. »Die Pinien an der Via Appia«: Tempo di marcia

                       JURAJ VALČUHA, Dirigent
                     JEAN-YVES THIBAUDET, Klavier

  Eine Aufzeichnung der Konzertserie durch den Bayerischen Rundfunk wird am
         Mittwoch, 20. Juni 2018, um 20.05 auf BR KLASSIK gesendet.

                  119. Spielzeit seit der Gründung 1893

                     VALERY GERGIEV, Chefdirigent
                      ZUBIN MEHTA, Ehrendirigent
                       PAUL MÜLLER, Intendant
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                        »Ibéria«
                       AUS DEN »IMAGES« FÜR ORCHESTER

 IMAGINIERTE BILDERFOLGE AUS                       Verläufe »Ibéria«, und während »Rondes de
         DREI LÄNDERN                              printemps« eine komplexe Variationsform
                                                   aufweist, dominieren in »Ibéria« verschie-
Nach den beiden 1905 und 1907 entstanden           dene Reprisenformen. Debussys selbst
Serien der »Images« für (zweihändiges) Kla-        sprach davon, dass er mit den »Images«
vier sollte eine weitere Reihe von »Images«        etwas anderes, als üblicherweise von ihm
für Klavier zu vier Händen folgen. Aber zwei       erwartet, machen wollte, nämlich »Realitä-
der bereits konzipierten Stücke wurden für         ten schaffen«. Das heißt nun nicht, dass er
Orchester bestimmt und bildeten den                sich um realistische Illustrationen bemühte,
Grundstock für »Gigues« und »Ibéria«, die          vielmehr geht es um musikalische »Bilder«,
schließlich zusammen mit »Rondes de prin-          um Beschwörungen imaginierter Land-
temps« zu den »Images« für Orchester wur-          schaften und Situationen. Bezeichnender-
den. Ausgearbeitet wurden die drei Teile der       weise werden die benützten Tänze und
»Images« dann allerdings in anderer Reihen-        Lieder eben nicht völlig »realistisch«, son-
folge als der Druck suggeriert, nämlich zu-        dern in einer für Debussy typischen leichten
nächst »Ibéria«, dann »Rondes de prin-             Verfremdung eingesetzt. Das jeweilige Ko-
temps« und schließlich, unter Assistenz des        lorit ergibt sich über authentische oder
Freundes André Caplet, der die Instrumen-          nachgeahmte Tänze und Lieder unter Ver-
tation vollendete, »Gigues«. Schon die Ent-        wendung von jeweils charakteristischen
stehungsgeschichte, aber auch die unglei-
chen Proportionen der Einzelteile weisen
                                                   BLICK INS LEXIKON
darauf hin, dass die »Images« kaum als zu-
sammenhängender Zyklus gedacht sind.               Geboren am 22. August 1862 in Saint-
Zwar ist allen die Imagination folkloristi-        Germain-en-Laye (Département Yvelines /
scher Szenen aus England (Satz 1), Spanien         Region Paris); gestorben am 25. März 1918
(Satz 2) und Frankreich (Satz 3) gemeinsam,        in Paris.
jedoch unterscheiden sie sich deutlich in
                                                   »Ibéria«
der Art der angewandten Mittel.
                                                   Entstanden 1906 bis 1908, uraufge-
                                                   führt am 20. Februar 1910 in Paris durch
Während etwa »Gigues« harmonisch zwi-
                                                   Orchester der »Concerts Colonne« unter
schen Diatonik und Ganztonleitern chan-
                                                   Leitung von Gabriel Pierné.
giert, bereichern polytonale und modale
CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker
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Claude Debussy vor seinem Haus am Pariser Square du Bois-de-Boulogne (um 1913)

                              aus den »Images« für Orchester
CLAUDE DEBUSSY OTTORINO RESPIGHI - Münchner Philharmoniker
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 ZITAT

 Manuel de Falla schrieb 1920 in der
 »Revue musicale«: »Claude Debussy
 hat spanische Musik geschrieben,
 ohne Spanien zu kennen. (…) Die
 Wirklichkeit ohne die Authentizität,
 könnte man sagen, zumal nicht ein
 Takt darin vorkommt, der der spani-
 schen Folklore entstammt, und den-
 noch das ganze Stück bis in seine
 kleinste Einzelheiten Spanien fühlen
 läßt.«

Instrumenten. Zwar befürwortete der Kom-
ponist selbst die Aufführung aller »Images«
im Konzert, konnte aber bereits zu Lebzeiten
Einzelaufführungen sowie die Vorliebe der
Dirigenten für das mittlere Bild, »Ibéria«,
nicht verhindern.

    IM ZENTRUM: DAS SÜDLICHE
          NACHBARLAND
                                                      André Caplet und Claude Debussy (um 1912)
Der mit Abstand ausgedehnteste Teil der
»Images« gliedert sich wiederum in drei Tei-          Titelgebung hinaus auch musikalisch unter-
le, von denen die ersten beiden etwa den              strichen.
Umfang von »Gigues« und »Rondes de prin-
temps« besitzen. Die interne Gliederung von           Gerade durch sein gleichsam idealtypisches
»Ibéria« lässt sich als Bogenform beschrei-           Espana-Kolorit, zu dem auch der Einsatz von
ben, da die beiden Außenteile, »Par les rues          Tamburin und Kastagnetten beiträgt, ist
et par les chemins« (»Auf den Straßen und             »Ibéria« zum Inbegriff spanischer Musik ge-
Wegen«) sowie »Le matin d’un jour de fête«            worden, obwohl kein einziges Zitat authen-
(»Der Morgen eines Festtages«) durch einen            tischer spanischer Folklore in ihm enthalten
Bolero- bzw. Marschrhythmus, der konträre             ist. Wie vor ihm Georges Bizet, der Schöpfer
Mittelteil, »Les parfums de la nuit« (»Die Düf-       der unvergänglichen »Carmen«, so unter-
te der Nacht«), dagegen durch eine eigen-             hielt auch Debussy keinen unmittelbaren
artige Statik charakterisiert sind. Der Zu-           Kontakt zum südlichen Nachbarland Frank-
sammenhalt der Abschnitte untereinander               reichs, aber wusste Spanien in einer Zeit, in
wird durch motivische Verklammerungen                 der alles »Fremde« seinen exotischen Reiz
abgesichert. Die Suggestion einer zusam-              entfaltete, auf ideale Weise heraufzube-
menhängenden Abfolge von Zeitabschnit-                schwören.
ten (Tag-Nacht-Morgen) wird damit über die

                              aus den »Images« für Orchester
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      PANORAMA SPANISCHEN                           rhythmus dominiert bald das Geschehen.
         LOKALKOLORITS                              Der suggestive Vorbeimarsch einer Gitar-
                                                    ren-Banda reicht bis zur quasi-realistischen
Für den ersten Abschnitt bedient sich De-           Nachahmung: Die Geiger und Bratscher sol-
bussy der altfranzösischen Rondeau-Form,            len nicht nur durch Akkordarpeggien den
in der die Auftritte des Hauptthemas mit sei-       Klang von Gitarren imitieren, sondern ihre
ner typischen Bolero-Triole (»élégant et bien       Instrumente sogar wie Gitarren »unter den
rythmé«) durch kontrastierende Episoden,            Arm« nehmen. Dieser Marsch wird nicht nur
darunter ein sehnsuchtsvolles Oboen-Solo,           von einem ruhigeren Mittelteil unterbro-
getrennt sind. Die augenscheinliche Hetero-         chen, sondern auch, vor allem in der relativ
genität dieser Einschübe steht in direkter          langsamen Einleitung, durch heterogene
Verbindung mit dem Titel. Offenbar geht es          Klangsplitter wie Glockengeläut und Posau-
um ein Panorama von verschiedenen Beob-             nenchoral. Feste Tempi werden gerade in
achtungen und Geräuschen, die sozusagen             diesem Schlussabschnitt von »Ibéria« stän-
unterschiedliche Facetten Spaniens einzu-           dig durch Beschleunigungen und Verzöge-
fangen versuchen. Er müsse »nur hörbaren            rungen oder gar durch freies Rubato unter-
Landschaften« nachsinnen, schrieb Debus-            laufen – ein probates Mittel, um die Gleich-
sy während der Komposition an seinen Ver-           zeitigkeit heterogener Sinneseindrücke bei
leger, und höre »den Straßenlärm in Katalo-         dieser Evokation eines spanischen Fest-
nien, zugleich aber auch die Musik in Grena-        tages musikalisch überzeugend umzuset-
da«.                                                zen.

Die folgenden »Parfums de la nuits« basie-                                           Peter Jost
ren auf dem Rhythmus der Habanera, aller-
dings in einer Art von Zerdehnung, dass
gleichsam die Zeit angehalten wird, wo-
durch sich die laszive Stimmung einer süd-
ländischen Sommernacht ausbreiten kann.
Formal handelt es sich um eine dreiteilige
Liedform mit angehängter Coda. Das zent-
rale Motiv des ersten Teils nimmt das
Oboensolo aus »Par les rues et par les che-
mins« wieder auf. Der Mittelteil beginnt da-
gegen mit einem Hornsolo »doux et mélan-
colique«, das später verkleinert in der So-
lovioline wiederkehrt, während sich in der
nachfolgenden Reprise Elemente beider
vorheriger Teile mischen.

Der Übergang zu »Le matin d’un jour de fête«
vollzieht sich durch Vorwegnahmen und
Rückgriffe, die bis zum Zitat reichen. Der
zunächst nur entfernt zu hörende Marsch-

                             aus den »Images« für Orchester
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        Das heimliche
        Klavierkonzert
                   »FANTAISIE« FÜR KLAVIER UND ORCHESTER

Wenn Frédéric Chopin und Franz Liszt die           Die Uraufführung sollte im Rahmen eines
Wegbereiter der impressionistischen Kla-           Konzertes der »Société Nationale de Mu-
viermusik repräsentieren, so war es an Clau-       sique« (einer Organisation, die sich der För-
de Debussy den musikalischen Impressio-            derung französischer Komponisten und der
nismus zur Vollendung zu bringen. Was er           Etablierung einer nationalen Identität wid-
dem Flügel an Klängen entlockte, war so            mete) stattfinden, mit Chansarel als Solisten
vorher noch nicht zu hören: von hauchigen          und dem Komponisten Vincent d’Indy am
Nebelschleiern bis zu dröhnenden Kathed-           Dirigentenpult. Allerdings war offenbar nicht
ralenglocken und von schillernden Wasser-          genug Probenzeit für das Werk angesetzt
fontänen bis zu funkelndem Feuerwerk. Fast         worden, so dass D’Indy vorschlug, nur den
alle seiner Klavierstücke sind kurze Stim-         ersten Satz aufzuführen. Daraufhin entfern-
mungsbilder, anders als sein Zeitgenosse           te Debussy nach der Probe die Noten von
Maurice Ravel komponierte er auch keine            den Pulten der Orchestermusiker und teilte
Klavierkonzerte.                                   D’Indy schriftlich mit, dass ihm eine solide
                                                   Aufführung des gesamten Werks lieber sei
Ein einziges Werk für Klavier und Orchester        als eine hervorragende Interpretation des
schrieb Debussy: eine »Fantaisie« (zu              Kopfsatzes allein. Letztlich fiel die Auffüh-
Deutsch: Fantasie). Er widmete sie dem Pi-         rung komplett aus.
anisten und Komponisten René Chansarel,
mit dem er freundschaftlich verbunden war.                AUFFÜHRUNGSVERBOT
                                                             ZU LEBZEITEN
 BLICK INS LEXIKON

 »Fantaisie« für Klavier und Orchester             Wirklich zufrieden ist der hyperkritische De-
 Entstanden zwischen Oktober 1889 und              bussy mit der »Fantaisie« wohl nie gewe-
 April 1890.                                       sen. Ausschlagend dafür war die seiner
                                                   Meinung nach zu große Ähnlichkeit mit D’In-
 Dem Pianisten René Chansarel gewidmet.            dys »Symphonie über ein französisches
 Uraufgeführt am 20. November 1919 durch           Berglied«, außerdem fand er, dass der letz-
 die Royal Philharmonic Society mit dem            te Satz zu sehr nach der Musik seines Leh-
 Solisten Alfred Cortot.                           rers César Franck klinge und zu viele Varia-
                                                   tionen habe. Deshalb überarbeitete er in
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späteren Jahren das Stück mehrfach und               licht hat, dürfte in der musikalischen Ästhe-
legte fest, dass es zu seinen Lebzeiten nie-         tik des Impressionismus zu finden sein,
mals veröffentlicht oder im Konzert gespielt         denn diese steht im klaren Widerspruch zu
werden darf. Dies erklärt, weshalb die »Fan-         den kompositorischen Prinzipien eines Kon-
taisie« erst ein Jahr nach seinem Tod, urauf-        zertes. Im Instrumentalkonzert werden The-
geführt wurde. Noch im selben Jahr gab               men nach bestimmten Regeln systematisch
Debussys früherer Verleger Eugène Fro-               entwickelt und verarbeitet, während der
mont ein Arrangement für zwei Klaviere he-           musikalische Impressionismus versucht, ei-
raus, und im Folgejahr erschien die Fassung          nen Augenblick, eine momentane Stimmung
mit Orchesterstimmen; allerdings wurden              darzustellen. Themen und Motive werden
dafür nicht alle Überarbeitungen, insbeson-          hier oft nur angedeutet und lose miteinan-
dere die Änderungen der Orchestrierung, in           der verknüpft.
vollem Umfang berücksichtigt. Auch bei der
Uraufführung und in weiteren Aufführungen
durch die Pianistin Marguerite Long wurde
die unrevidierte Version gespielt, erst 1968
wurde eine neue Ausgabe veröffentlicht, in
der Debussys Revisionen komplett einge-
arbeitet waren.

Die »Fantaisie« ist das erste größere Werk
absoluter Musik, das Debussy seit seiner
Studienzeit komponierte, was bedeutet,
dass ihm kein außermusikalisches Pro-
gramm zugrunde liegt. Des Weiteren ist es
das einzige Stück, das den brillanten Kon-
zertstil des 19. Jahrhunderts aufgreift, wenn
auch nur in abgeschwächter Form. Das Werk
ist in zwei Sätze untergliedert, wobei sich
der zweite Satz wiederum in einen langsa-
men und einen schnellen Satz unterteilen             Sacha Guitry: Claude Debussy (1905)

lässt, die durch ein Zwischenspiel miteinan-
der verbunden sind. Somit ist das Werk der           Die Orchestration der »Fantaisie« ist präzise
dreisätzigen Konzertform deutlich näher als          ausgearbeitet, und der Klavierpart ab-
der üblicherweise einsätzigen romantischen           wechslungsreich gestaltet, allerdings bietet
Fantasie und stellt eigentlich ein heimliches        er nur wenig von der rauschhaften Virtuosi-
Klavierkonzert dar.                                  tät, wie man sie etwa in Camille Saint-Saëns’
                                                     Klavierkonzerten antrifft. In seiner Grund-
            FANTAISIE                                stimmung erinnert das Stück deutlich an die
      ODER KLAVIERKONZERT?                           »Symphonischen Variationen« für Klavier
                                                     und Orchester von César Franck, allerdings
Der Grund, weshalb Debussy das Stück                 verarbeitet Debussy in der »Fantaisie« auch
nicht explizit als »Klavierkonzert« veröffent-       Klänge eines javanesischen Gamelan-Or-

                          »Fantaisie« für Klavier und Orchester
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 ZITAT                                               Bis heute wird die »Fantaisie« nur sehr sel-
                                                     ten im Konzertsaal aufgeführt, was kaum
 »Debussy ist einer der an Gaben
                                                     verständlich ist, handelt es sich doch um ein
 reichsten und originellsten Künstler
                                                     farbiges und vielschichtiges Werk, in dem
 der jüngeren Musikergeneration, die
                                                     das Klavier auf kunstvolle Weise mit dem
 in der Musik nicht ein Mittel, sondern
                                                     Orchestersatz verflochten ist.
 das Ziel sehen und die sie nicht so
 sehr als Ausdruckshebel denn als
                                                                                Mario-Felix Vogt
 Ausdruck selber betrachten.«
  Paul Dukas in der »Revue hebdomadaire«
                                   1894

chesters, das er 1889 bei der Pariser Welt­
ausstellung erlebt hatte.

          DREI-IN-EINS-FORM

Der erste Satz ist ein »Allegro giusto« voller
Schwung und Lebensfreude, dem eine kur-
ze Orchestereinleitung im ruhigen »Andante
ma non troppo« vorangestellt ist. Formal ist
er absolut konventionell, denn er steht in
der Sonatenform und somit im Gegensatz
zur improvisatorischen Fantasie-Ästhetik. In
ihm wird das Kernthema, also die Hauptme-
lodie, der gesamten »Fantaisie« präsentiert,
das auch im Finalsatz wieder erscheint. Ge-
dämpft und traumartig erscheint der langsa-
me zweite Satz »Lento e molto espressivo«
als Kontrast, auf den ohne Pause der ener-
gisch temperamentvolle dritte Satz, ein »c«,
folgt. Er verkörpert eine Art Drei-in-Eins-
Form, in der ein langsamer Mittelteil von
zwei Abschnitten in bewegterem Zeitmaß
eingerahmt wird.

                          »Fantaisie« für Klavier und Orchester
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»In Überschuhen und
  mit Regenschirm«
           ZU OTTORINO RESPIGHIS SYMPHONISCHEN DICHTUNGEN
                 »FONTANE DI ROMA« UND »PINI DI ROMA«

Dass Ottorino Respighi nicht mit Bühnen-             pighi das Interesse an Musik längst vergan-
werken (etwa »Belfagor« und »La fiamma«),            gener Epochen – zu der er bereits während
sondern mit symphonischen Dichtungen,                seines Studiums bei Giuseppe Martucci ei-
vor allem mit seiner so genannten »Römi-             nen Zugang gewonnen hatte. Aus seinen
schen Trilogie«, wie auch mit den drei Sui-          zahlreichen Aufenthalten in Bibliotheken
ten seiner »Antiche danze ed arie« in die            und Archiven, bei denen er Musik des 17.
Musikgeschichte einging, muss mit Blick auf          und 18. Jahrhunderts für sich entdeckte,
die große, zu Beginn des 20. Jahrhunderts            gingen inzwischen hochberühmte Orches-
noch lebendige italienische Operntradition           terbearbeitungen hervor, u. a. von Monte-
überraschen. Diese Eigentümlichkeit ist frei-        verdis »Lamento d’Arianna«, später dann
lich aus historischer Perspektive durch die          auch der Oper »L’Orfeo« und von Bachs
ungewöhnliche Abfolge biographischer Sta-            »Passacaglia«.
tionen leicht zu erklären. So war Respighi
zwar nach seinem Studium in Bologna beim             Mit dem zeitgenössischen symphonischen
Symphonieorchester der Stadt angestellt,             Repertoire machte sich Respighi in den Jah-
doch nahm er für die Saison 1900/01 vertre-          ren 1908/09 in Berlin bekannt, wo er als
tungsweise die Stellung eines Solobrat-              Korrepetitor der ausgezeichneten Sopranis-
schers der italienischen Operntruppe im              tin Etelka Gerster (1855 – 1920) wirkte. Be-
fernen St. Petersburg an und reiste 1902/03          reits 1911 wurde Respighi Nachfolger seines
ein weiteres Mal in die russische Metropole.         Kompositionslehrers Luigi Torchi am Kon-
Hier lernte er nicht nur eine ihm vollkommen         servatorium in Bologna, 1913 erhielt er den
unbekannte, slawisch geprägte Tradition              Ruf an das angesehene Liceo musicale San-
kennen, sondern nahm auch Stunden bei                ta Cecilia in Rom, dessen langjähriger Direk-
Nikolaj Rimskij-Korsakow, dessen außerge-            tor er später wurde. 1919 heiratete er seine
wöhnlicher Sinn für Klangfarben in der be-           Kompositionsschülerin Elsa Olivieri Sangia-
kannten »Scheherazade« zu bewundern ist.             como, die sich in den folgenden Jahren als
Dieser Zeit entstammt u. a. Respighis »Fan-          treibende Kraft hinter zahlreichen internati-
tasia Slava« für Klavier und Orchester, mehr         onalen Aktivitäten und vor allem höchst er-
aber noch seine ebenso virtuose wie per-             folgreichen Konzertreisen nach Nord- und
fekte Kunst einer Instrumentation, durch die         Südamerika erweisen sollte. Die äußere öko-
ein ganzes Orchester zum Leuchten ge-                nomische Freiheit wie auch sein von Arturo
bracht wird. Zurück in Italien keimte bei Res­       Toscanini verbreiteter internationaler Ruhm
10

ermöglichten Respighi Unabhängigkeit ge-             dern die verblüffende Nähe zu einzelnen
genüber Mussolinis faschistischem Regime             Ausdruckscharakteren, Klängen und Tech-
– eine Unabhängigkeit, die sich vor allem in         niken, wie man sie aus den Kompositionen
einem gleichgültigen Schweigen ausdrück-             von Richard Strauss, Claude Debussy, Mau-
te. Respighi starb 1936 an einer (damals)            rice Ravel und auch Igor Strawinsky zu ken-
nicht heilbaren Herzkrankheit.                       nen glaubt, sorgen noch heute für Verunsi-
                                                     cherung.
     ZWISCHEN DEN STÜHLEN,
      ZWISCHEN DEN STILEN                            Die Irritationen wären jedoch in doppelter
                                                     Weise aufzulösen: Zum einen durch eine
Respighi gehört zu der »Generazione                  genauere Kenntnis von Respighis gar nicht
dell’80« – jener Generation der um 1880 ge-          so schmalem kompositorischen Schaffen,
borenen Komponisten, die sich neben der              das neben den weltweit gespielten sympho-
Oper auch wieder der Instrumentalmusik               nischen Dichtungen auch mehrere Opern,
zuwandten, die für nahezu ein Jahrhundert            Ballettmusiken, Kammer- und Klaviermusik,
in Italien vernachlässigt worden war. Doch           vor allem aber Lieder (mit Orchester- und/
während Alfredo Casella (1883 – 1947), Gian          oder Klavierbegleitung) umfasst. Zum ande-
Francesco Malipiero (1882 – 1973) und Ilde-          ren ist zu bedenken, dass sich Respighi
brando Pizzetti (1880 – 1968) in ihrem Schaf-        ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts
fen der 1920er Jahre neue Wege beschrit-             verankert sah und entsprechend weder sti-
ten, verharrte Respighi in seinem einmal             listisch noch kompositionstechnisch aufbe-
ausgeprägten Personalstil, der in einer ei-          gehrte. In diesem Sinne konstatierte bereits
gentümlichen Synthese hochromantischen               1933 Massimo Mila einen »gusto di ieri e non
Gestus mit impressionistischer Farben-               di oggi« (einen Geschmack von gestern und
pracht vereint. Dennoch blieb an einigen             nicht von heute). Doch war dies bereits eine
seiner Werke der Vorwurf des Eklektizismus           Reaktion auf Respighis Unterschrift unter
haften. Nicht wörtliche Entlehnungen, son-           das 1932 veröffentlichte »Manifest italieni-
                                                     scher Musik für die Tradition der romanti-
 BLICK INS LEXIKON                                   schen Kunst des 19. Jahrhunderts« – ein
                                                     Schriftstück, das einen schon lange schwe-
 Ottorino Respighi
                                                     lenden ästhetischen Richtungskampf inner-
 Geboren am 9. Juli 1879 in Bologna;
                                                     halb ein und derselben Komponistengene-
 ­gestorben am 18. April 1936 in Rom.
                                                     ration in aller Offenheit dokumentiert, zu-
                                                     gleich aber auch gegenüber der radikalen
 »Fontane di Roma« entstand zwischen
                                                     Moderne für die Erhaltung der Vielfalt der
 1913 und 1916, »Pini di Roma« zwischen
                                                     (älteren) musikalischen Epochen plädiert.
 1923 und 1924.
 Uraufführung der »Fontane di Roma« am
 11. März 1917 und der »Pini di Roma« am 14.
                                                            RESPIGHI UND DIE
 Dezember 1924 im Konzertsaal »Augus-
                                                        »SYMPHONISCHE DICHTUNG«
 teo« in Rom durch das Orchestrasinfonica
                                                     Im Bereich der symphonischen Dichtung
 dell’Augusteo di Roma, dem heutigen
                                                     haben vor allem jene Komponisten einen
 Orchestra dell’Accademia Nazionale di
                                                     deutlichen Abdruck in Respighis eigener
 Santa Cecilia.
                                                     musikalischer Sprache hinterlassen, die die

             Ottorino Respighis »Fontane di Roma« und »Pini di Roma«
11

Spielpläne und Programme der nördlich der             neuartiges Verfahren, das etwa im Gegen-
Alpen gelegenen Musikzentren bestimmten               satz zu den nach Gemälden von Arnold
– vor allem Richard Wagner und Richard                Böcklin geformten »Vier Tondichtungen« op.
Strauss, daneben freilich auch Maurice Ra-            128 (1913) von Max Reger steht, mit deren
vel. Dies gilt zunächst für seine ambitionier-        einzeln ausgeformten Satzcharakteren sich
te »Sinfonia drammatica« (1914): Das fast             der Komponist (in einer ganz anderen Rich-
einstündige Werk, in dem sich ein Teil des            tung) auf dem Weg zur »großen« Symphonie
bei Rimskij-Korsakow erworbenen russi-                sah.
schen Erbes widerspiegelt und mit dem sich
Respighi als Komponist von reiner Instru-                      »FONTANE DI ROMA«
mentalmusik zu positionieren suchte – er
bezeichnete das Werk als eine »Herkulesar-            Die Geschichte der Ewigen Stadt bot Res-
beit« – , erlangte indes nicht den erhofften          pighi zahlreiche Inspirationsquellen. Dass
Erfolg. Dieser gelang erst mit den sympho-            dabei auch die (Stadt-)Landschaft und das
nischen Dichtungen der so genannten »Rö-              Licht eine wesentliche Rolle spielen, geht
mischen Trilogie«, wenngleich deren drei              aus Respighis Vorwort zur Partitur der »Fon-
Teile ohne inneren Zusammenhang zu ganz               tane di Roma« hervor: »In dieser symphoni-
unterschiedlichen Zeiten entstanden: »Fon-            schen Dichtung hat der Komponist Empfin-
tane di Roma« (1913/16), »Pini di Roma«               dungen und Visionen ausdrücken wollen,
(1923/24) und »Feste romane« (1928). Ein              die beim Anblick von vier römischen Brun-
wesentlicher Unterschied zum »gängigen«               nen in ihm wach wurden, und zwar jedes Mal
Bild einer symphonischen Dichtung besteht             zu der Tageszeit, in der ihre Eigenart am
jedoch darin, dass alle drei Werke nicht auf          deutlichsten mit der ihrer Umgebung über-
einem literarischen Entwurf beruhen, der              einstimmt oder ihre Schönheit auf den Be-
»erzählt« wird, sondern wie ein Tableau wir-          trachter den größten Eindruck macht.«
ken. Für die »Fontane di Roma« wählte Res-
pighi etwa einzelne Brunnen mit der dazu-             So sieht Respighi den Brunnen der Valle Giu­
gehörigen Umgebung, ordnete den »Pini di              lia in der Morgendämmerung und mit ihm
Roma« verschiedene Zeitalter und Plätze zu            eine Hirtenlandschaft: »Schafherden ziehen
und bildete in »Feste romane« das Treiben             vorüber und verlieren sich im frischfeuchten
weltlicher und geistlicher Feiern seit der An-        Dunst« – entsprechend dominiert musika-
tike ab. In allen Fällen dieser klanglichen           lisch eine impressionistisch getönte, von
Visualisierung wähnt sich der Zuhörer je-             den Holzbläsern evozierte pastorale Atmo-
weils »an Ort und Stelle«. Zugleich versuch-          sphäre.
te Respighi durch die nahtlose Verbindung
der einzelnen Sätze ein größeres Ganzes zu            Geradezu klangmalerisch ist hingegen im
schaffen. Ohne konkret an die Gattung                 2. Abschnitt der 1642 erbaute Triton-Brun-
»Symphonie« und die mit ihr verbundene                nen auf der Piazza Barberini abgebildet: Auf
Viersätzigkeit bzw. Formensprache anknüp-             den Körpern von vier auf dem Kopf stehen-
fen zu wollen, war es sein Bestreben, durch           den Delphinen liegt eine riesige aufgeklapp-
fließende Übergänge den gegensätzlichen               te Muschel, auf der ein zweischwänziger
und zumeist sehr klar aufgebauten Charak-             Triton reitet. Das eine urtümliche Kraft aus-
terstücken einen äußeren Halt zu geben –              strahlende Meereswesen bläst mit Hingabe
ein vergleichsweise einfaches und dennoch             in ein über seinen Kopf erhobenes Muschel-

              Ottorino Respighis »Fontane di Roma« und »Pini di Roma«
12

Die »Fontana di Trevi« um die Mittagszeit

horn, aus dem ein senkrechter Wasserstrahl          der Blechbläser. Die schrittweise wie raum-
emporschießt – und Respighis tönende Fan-           greifende Steigerung, gepaart mit einigen
faren rufen gleichsam Neptuns Najaden zu            ebenso abrupten Harmoniewechseln, erin-
einem schäumenden, brillant orchestrierten          nert dabei wohl nicht zufällig an ähnliche,
Tanz.                                               Erhabenheit stiftende Wendungen im Œuvre
                                                    von Richard Strauss – etwa in seiner »Alpen-
Er geht über in den 3. Abschnitt, der den           sinfonie«, die Respighi aber damals noch gar
dramaturgischen Höhepunkt dieser sym-               nicht gekannt haben kann.
phonischen Dichtung verkörpert und dem
1762 fertig gestellten majestätischen Trevi-        Abendliche Stille kehrt im letzten Abschnitt
Brunnen gewidmet ist. Die »Fontana di Tre-          bei der Betrachtung eines der insgesamt
vi« nimmt weite Teile einer Seitenfassade           vier Brunnen der Villa Medici ein – vermut-
des Palazzo Poli ein und feiert den mythi-          lich handelt es sich um den mit drei Statuen
schen Triumph des Wassers: Okeanos, der             versehenen Nymphäumsbrunnen, dessen
Beherrscher der Meere, thront auf einem             Wasser in einem antiken Sarkophag aufge-
von Seepferden gezogenen und von Trito-             fangen wird. Darauf jedenfalls deutet der
nen gelenkten Wagen – begleitet von klang-          elegische Abgesang hin, in den sich die
mächtigen, brausenden Fanfarenmotiven               Klänge der Abendglocke hineinmischen, bis

              Ottorino Respighis »Fontane di Roma« und »Pini di Roma«
13

Die »Via Appia« mit ihren Gräbern und Pinien

schließlich der Tag zur gänzlichen Ruhe                           »PINI DI ROMA«
kommt.
So ernst es Respighi mit dem der Komposi-             Im Gegensatz zu den »Fontane di Roma«, die
tion zugrunde liegenden ästhetischen Pro-             sich als reale, mit Bewegung und Klang in
gramm war, so befreit konnte er gegenüber             Szene gesetzte Tableaux erweisen, handelt
einer Signorina Magnetti mit dem Element              es sich bei den »Pini di Roma« um Schauplät-
Wasser kokettieren: »Heute wird man im Au-            ze, die erst programmatisch belebt werden
gusteo meine ›Fontane di Roma‹ aufführen.             müssen. Respighi schildert also nicht die
Sie werden losrauschen und mit ihren Kas-             Baumgattung »Pinien« als quasi landschaft-
kaden das Publikum überschwemmen. […]                 liches Versatzstück – es handelt sich um
Hoffen wir, daß nicht zu stark gepfiffen wird         eine bis auf 25 Meter heranwachsende Kie-
! Es ist gut, auch darauf gefaßt zu sein. ›Das        fernart – , sondern das, was in ihrem Schat-
Pfeifen sei gepriesen‹, sagen die Futuristen,         ten liegt und passiert.
werden aber selbst zu Hyänen, sobald über
sie gepfiffen wird. […] P.S.: Ich glaube,             So sind es im 1. Abschnitt die Bäume im weit-
Toscanini wird in Turin die ›Fontane‹ dirigie-        läufigen Park der Villa Borghese, unter de-
ren (natürlich in Überschuhen und mit Re-             nen Kinder einen Ringelreihen aufführen,
genschirm).«                                          sich am eigenen Geschrei berauschen, ei-

              Ottorino Respighis »Fontane di Roma« und »Pini di Roma«
14

nen Abzählreim aufsagen und schließlich              gelimitationen, wie man sie aus Beethovens
auseinanderlaufen. Die fast schon ekstati-           »Pastorale« kennt, bedurfte es in den 1920er
sche Inszenierung wie Instrumentierung               Jahren nicht mehr…
dieses vor allem rhythmisch geprägten Sat-
zes erinnert sicherlich nicht zufällig an die        Dem hier gehuldigten Naturalismus ist auch
Jahrmarktsszene, mit der Strawinsky sein             der letzte Abschnitt verpflichtet. Mit ihm
Ballett »Petrouchka« (1911) eröffnet.                wird der Blick auf die Via Appia gerichtet,
                                                     einer 312 v. Chr. angelegten, vorwiegend
Der 2. Abschnitt führt in dunkle Katakomben          militärisch genutzten Straße, deren Reste
– jene kilometerlangen unterirdischen, in            außerhalb der Stadt in idyllischer Umgebung
den weichen Vulkanstein gehauenen Gänge              liegen. Der von Respighi musikalisch in einer
und Kammern, in denen die römischen                  Apotheose dargestellte Aufmarsch eines
Urchristen einst die Gebeine ihrer Toten be-         ganzen Heeres verweist aber nicht nur auf
statteten. Zunächst entfernt, dann immer             Historisches, sondern kann auch als zeitpo-
näher kommend dringt aus deren Tiefe ein             litischer Reflex auf Mussolinis »Marsch auf
choralartiger, an gregorianische Weisen an-          Rom« (Oktober 1922) gedeutet werden: »Der
gelehnter Wechselgesang, der melodisch               Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder
an das bekannte »Credo in unum Deum« an-             aufleben: unter dem Geschmetter der Buc-
gelehnt ist und sich allmählich zu einer fei-        cinen naht ein Konsul mit seinem Heer, um
erlichen Hymne aufschwingt. Hier kommen              im Glanze der neuen Sonne zur Via Sacra
dann auch in besonderer Weise die Posau-             und zum Triumph auf’s Kapitol zu steigen.«
nen zum Einsatz, die in der abendländischen
Musikgeschichte vor allem in der Kirchen-                                          Michael Kube
musik durch ihren gedeckten Ton Verwen-
dung fanden, bevor sie im 19. Jahrhundert
allmählich in die Standardbesetzung des
Symphonieorchesters vordrangen.

Stehende Klänge beschreiben im 3. Ab-
schnitt die nächtliche Stille auf dem Janicu-
lum, einem am rechten Ufer des Tiber gele-
genen Hügel, der allerdings nicht zu den
sagenumwobenen sieben römischen Hü-
geln zählt. In dieser Abendstimmung entfal-
tet sich eine kantable Linie der Klarinette,
die bald von anderen Instrumenten weiter
gesponnen, bald von einigen Streicher-Ein-
würfen unterbrochen wird, die wie ein
schwüler Windhauch erscheinen. Fordert
Respighi hier noch die Vorstellungskraft des
Auditoriums, so endet dieser Abschnitt ver-
blüffend mit der Einbeziehung des ganz re-
alen, phonographisch festgehaltenen Ge-
sangs einer Nachtigall; »komponierter« Vo-

             Ottorino Respighis »Fontane di Roma« und »Pini di Roma«
15

                             Juraj
                            Valčuha
                                         DIRIGENT

                                                     den Münchner Philharmonikern, dem WDR
                                                     Sinfonieorchester Köln, den Berliner Phil-
                                                     harmonikern, vom Royal Concertgebouw
                                                     Orchestra, vom Orchestra dell’Accademia
                                                     Nazionale di Santa Cecilia in Rom und der
                                                     Filarmonica della Scala Milano. Einladungen
                                                     nach Nordamerika führten ihn zum Pittsbur-
                                                     gh, Boston, Cincinnati und San Francisco
                                                     Symphony Orchestra, zum Los Angeles Phil-
                                                     harmonic, dem National Symphony Was-
                                                     hington sowie zum New York Philharmonic,
                                                     Chicago Symphony und Cleveland Orchest-
                                                     ra. Valčuhas Tourneen mit dem Orchestra
                                                     Sinfonica Nazionale della RAI führten ihn
                                                     nach München, zum Musikverein Wien, in
                                                     die Philharmonie Berlin, nach Zürich, Köln
                                                     und Abu Dhabi.

Juraj Valčuha ist seit 2016 Musikdirektor des        Höhepunkte der vergangenen Saison waren
Teatro San Carlo Neapel sowie Erster Gast-           seine Rückkehr zum New York Philharmonic,
dirigent des Konzerthausorchesters Berlin.           Einladungen zum Konzerthaus Berlin, Or-
Von 2009 bis 2016 entwickelte und gestal-            chestre de Paris, Orchestre National de
tete er als Chefdirigent des Orchestra Sin-          France und zur NDR Elbphilharmonie.
fonica Nazionale della RAI massgeblich des-          Valčuha studierte u. a. die Opern »Parsifal«
sen Profil. Er studierte Dirigieren und Kom-         in Budapest, »Faust« in Florenz, »Peter Gri-
position in Bratislava, in St. Petersburg bei        mes« in Bologna sowie »Elektra«, »Carmen«,
Ilya Musin und in Paris und debütierte 2005          Puccinis »La Fanciulla del West« und
beim Orchestre National de France. Es folg-          Schosta­ k owitschs »Lady Macbeth von
ten Einladungen vom Philharmonia Orchest-            Mzensk« in Neapel ein. Zuletzt stand Juraj
ra, vom Rotterdam Philharmonic, vom Ge-              Valčuha im Februar 2016 mit Werken von
wandhausorchester Leipzig, vom Swedish               Dvořák, Martinů und Janáček am Pult der
Radio Orchestra, der Staatskapelle Dresden,          Münchner Philharmoniker.

                                        Die Künstler
16

                      Jean-Yves
                      Thibaudet
                                        KLAVIER

                                                   sian, dem Hong Kong und dem China Phil-
                                                   harmonic Orchestra. Als Artist in Residence
                                                   des Boston Symphony Orchestra spielt er
                                                   das Bach Triple Concerto mit Thomas Adès
                                                   und Kirill Gerstein, Ravels Klavierkonzert
                                                   für die linke Hand, und Bernsteins »Age of
                                                   Anxiety«. Thibaudet gilt als einer der führen-
                                                   den Interpreten der Solopartie dieser Sym-
                                                   phonie, die er auch mit dem San Francisco
                                                   Symphony, dem Houston Symphony und
                                                   dem China Philharmonic ­O rchestra in den
                                                   USA, Deutschland, Österreich und Israel
                                                   interpretiert.

                                                   Jean-Yves Thibaudet hat über 50 Alben
                                                   bei Decca veröffentlicht, die mit dem
Jean-Yves Thibaudet, dessen musikali-              deutschen Schallplattenpreis, dem Dia­
sches Genie ihn seit über 30 Jahren um die         pason d’Or, dem Choc du Monde de la
ganze Welt führt und in mehr als 50 Alben          ­M usique, dem Gramophone Award und
dokumentiert ist, besitzt eine musikalische         dem Edison Award ausgezeichnet wurden.
Tiefe und natürliche Ausstrahlung, die ihn          Thibaudet war u.a. Solist der Filmmusik
zu einem der begehrtesten Solisten der              von »Stolz und Vorurteil« sowie »Extremely
heutigen Zeit machten. Sein Repertoire um-          loud and incredibly close«. Seine Konzert-
fasst Werke von Beethoven, Liszt, Tschai-           kleidung entwirft Vivienne Westwood.
kowsky, Grieg, Saint-Saëns, Ravel, Khacha-          2010 ehrte die Hollywood Bowl Thibaudet
turian, Gershwin, sowie Qigang Chen und             durch die Aufnahme in ihre »Hall of Fame«.
James MacMillan.                                    Das Französische Kultusministerium erhob
                                                    Thibaudet im Jahre 2012 vom »Chevalier«
Die Spielzeit 2017/18 führt Thibaudet in            zum Officier des »Ordre des Arts et des
14 Länder, darunter zahlreiche Konzerte in          Lettres«. Bei den Münchner Philharmoni-
Asien mit den Symphonieorchestern Singa-            kern war Jean-Yves Thibaudet zuletzt im
pur, NHK und Guangzhou, sowie dem Malay­            Juni 2015 zu Gast.

                                      Die Künstler
17

Dienstag                                    Sonntag
12_06_2018   19 Uhr   4. Juko               17_06_2018     11 Uhr

PAUL DUKAS                                  8. KAMMERKONZERT
»L’Apprenti Sorcier«
(Der Zauberlehrling)                        »Auf dem Weg zur Symphonie«
WOLFGANG ZELLER
»Aladin und die Wunderlampe« aus            KERRY TURNER
»Die Abenteuer des Prinzen Achmed«          Sonate für Horn und Streicher
LEONARD BERNSTEIN                           JOHN IRELAND
»West Side Story«,                          Sextett für Bläser und Streicher
Symphonische Tänze                          FRANZ SCHUBERT
JOHN WILLIAMS                               Oktett für Klarinette, Fagott, Horn,
»Star Wars« (Main Title)                    Streichquartett und Kontrabass
                                            F-Dur D 803, op. post. 166
JULIO DOGGENWEILER FERNÁNDEZ,
Dirigent                                    QI ZHOU, Violine
MITGLIEDER DES ODEON-                       YUSI CHEN, Violine
JUGEND­SINFONIEORCHESTERS und der           KONSTANTIN SELLHEIM, Viola
MÜNCHNER PHILHARMONIKER                     SISSY SCHMIDHUBER, Violoncello
ANDREAS KORN, Moderation                    SHENGNI GUO, Kontrabass
                                            ALEXANDRA GRUBER, Klarinette
                                            RAFFAELE GIANNOTTI, Fagott
                                            JÖRG BRÜCKNER, Horn

                                            Mittwoch
                                            20_06_2018 20 Uhr a
                                            Donnerstag
                                            21_06_2018 20 Uhr Uni-Konzert
                                            Freitag
                                            22_06_2018 20 Uhr e4

                                            MAURICE RAVEL
                                            »Alborada del gracioso«
                                            EDWARD ELGAR
                                            Konzert für Violoncello und Orchester
                                            e-Moll op. 85
                                            BÉLA BARTÓK
                                            »Der wunderbare Mandarin« op. 19

                                            FRANÇOIS-XAVIER ROTH, Dirigent
                                            ALISA WEILERSTEIN, Violoncello
                                            PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN

                                     Vorschau
18

                  Die Münchner
                 Philharmoniker
                         CHEFDIRIGENT VALERY GERGIEV
                          EHRENDIRIGENT ZUBIN MEHTA

1. VIOLINEN                                      Bernhard Metz
Sreten Krstič, Konzertmeister                    Namiko Fuse
Lorenz Nasturica-Herschcowici,                   Qi Zhou
Konzertmeister                                   Clément Courtin
Julian Shevlin, Konzertmeister                   Traudel Reich
Odette Couch, stv. Konzertmeisterin              Asami Yamada
Iason Keramidis, stv. Konzertmeister             Johanna Zaunschirm
Claudia Sutil
Philip Middleman                                 BRATSCHEN
Nenad Daleore                                    Jano Lisboa, Solo
Peter Becher                                     Burkhard Sigl, stv. Solo
Regina Matthes                                   Dakyung Kwak, stv. Solo
Wolfram Lohschütz                                Max Spenger
Martin Manz                                      Gunter Pretzel
Céline Vaudé                                     Wolfgang Berg
Yusi Chen                                        Beate Springorum
Florentine Lenz                                  Konstantin Sellheim
Vladimir Tolpygo                                 Julio López
Georg Pfirsch                                    Valentin Eichler

2. VIOLINEN                                      VIOLONCELLI
Simon Fordham, Stimmführer                       Michael Hell, Konzertmeister
Alexander Möck, Stimmführer                      Floris Mijnders, Solo
IIona Cudek, stv. Stimmführerin                  Stephan Haack, stv. Solo
Matthias Löhlein                                 Thomas Ruge, stv. Solo
Katharina Reichstaller                           Herbert Heim
Nils Schad                                       Veit Wenk-Wolff
Clara Bergius-Bühl                               Sissy Schmidhuber
Esther Merz                                      Elke Funk-Hoever
Katharina Schmitz                                Manuel von der Nahmer
Ana Vladanovic-Lebedinski                        Isolde Hayer

                                       Das Orchester
19

Sven Faulian                                   Ulrich Haider, stv. Solo
David Hausdorf                                 Maria Teiwes, stv. Solo
Joachim Wohlgemuth                             Alois Schlemer
                                               Hubert Pilstl
KONTRABÄSSE                                    Mia Aselmeyer
Sławomir Grenda, Solo
Fora Baltacıgil, Solo                          TROMPETEN
Alexander Preuß, stv. Solo                     Guido Segers, Solo
Holger Herrmann                                Florian Klingler, Solo
Stepan Kratochvil                              Bernhard Peschl, stv. Solo
Shengni Guo                                    Markus Rainer
Emilio Yepes Martinez
Ulrich von Neumann-Cosel                       POSAUNEN
                                               Dany Bonvin, Solo
FLÖTEN                                         Matthias Fischer, stv. Solo
Michael Martin Kofler, Solo                    Quirin Willert
Herman van Kogelenberg, Solo                   Benjamin Appel, Bassposaune
Burkhard Jäckle, stv. Solo
Martin Belič                                   TUBA
Gabriele Krötz, Piccoloflöte                   Ricardo Carvalhoso

OBOEN                                          PAUKEN
Ulrich Becker, Solo                            Stefan Gagelmann, Solo
Marie-Luise Modersohn, Solo                    Guido Rückel, Solo
Lisa Outred
Bernhard Berwanger                             SCHLAGZEUG
Kai Rapsch, Englischhorn                       Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger
                                               Jörg Hannabach
KLARINETTEN                                    Michael Leopold
Alexandra Gruber, Solo
László Kuti, Solo                              HARFE
Annette Maucher, stv. Solo                     Teresa Zimmermann, Solo
Matthias Ambrosius
Albert Osterhammer, Bassklarinette

FAGOTTE
Raffaele Giannotti, Solo                       ORCHESTERVORSTAND
Jürgen Popp                                    Matthias Ambrosius
Johannes Hofbauer                              Konstantin Sellheim
Jörg Urbach, Kontrafagott                      Beate Springorum

HÖRNER                                         INTENDANT
Jörg Brückner, Solo                            Paul Müller
Matias Piñeira, Solo

                                     Das Orchester
20

IMPRESSUM                           TEXTNACHWEISE                  BILDNACHWEISE

Herausgeber:                        Einführungstexte: Peter        Abbildungen zu Claude De-
Direktion der Münchner              Jost, Mario-Felix Vogt, Mi-    bussy: Jean Barraqué, Clau-
Philharmoniker                      chael Kube. Nicht nament-      de Debussy – mit Selbst-
Paul Müller, Intendant              lich gekennzeichnete Texte     zeugnissen und Bilddoku-
Kellerstraße 4                      und Info­b oxen: Christian     menten dargestellt, Reinbek
81667 München                       Tauber. Künstlerbiographi-     bei Hamburg 1988; Léon
Redaktion:                          en: nach Agenturvorlagen.      Vallas, Debussy und seine
Christian Tauber                    Alle Rechte bei den Autorin-   Zeit, München 1961; Hein-
Corporate Design                    nen und Autoren; jeder         rich Strobel, Claude Debus-
und Titelgestaltung:                Nachdruck ist seitens der      sy, Zürich 1961. Abbildungen
Geviert, Grafik &                   Urheber genehmigungs-          zu Ottorino Respighi: Beppe
Typografie                          und kostenpflichtig.           Ceccato, Rom – Die ewige
München                                                            Stadt, Erlangen 1998. Künst-
geviert.com                                                        lerfotographien: Agentur-
Graphik:                                                           material (Valčuha), Andrew
dm druckmedien gmbh                                                Eccles (Thibaudet).
München
Druck:
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Straße 23
84503 Altötting

Gedruckt auf holzfreiem und
FSC-Mix zertifiziertem Papier der
Sorte LuxoArt Samt

                                           Impressum
Mahler
 WUNDERHORN-LIEDER
 MICHAEL VOLLE
 SYMPHONY NO. 10
CHRISTIAN THIELEMANN

                 Aus dem Archiv
                 des Orchesters –
                 jetzt als Album
                 erhältlich!

                 mphil.de
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