Covid-19 - Update Mai 2020 Biontech erwartet bis Juli erste Testdaten zu Covid-Impfstoff - Avegena Medical Center
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Covid-19 – Update Mai 2020 Biontech erwartet bis Juli erste Testdaten zu Covid-Impfstoff Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech erwartet für Ende Juni oder Juli erste klinische Daten zu klinischen Tests eines möglichen Impfstoffs gegen Covid-19. Bei den Tests in Europa und den USA gehe es darum, Sicherheit, Wirksamkeit und optimale Dosierung von 4 verschiedenen Impfstoffkandidaten zu ermitteln, sagte Vorstandschef Ugur Sahin.1 Lesedauer: 1 Minute In Europa sind Tests mit insgesamt vier Impfstoffkandidaten an etwa 200 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren geplant. Tests mit dem ersten Kandidaten hätten bereits im April begonnen, sagte Sahin. Um die optimale Dosis für weitere Studien zu finden, würden Dosen von 1 bis 100 Mikrogramm verabreicht. Für einen zweiten Teil der Studie seien auch Probanden mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung vorgesehen. In den USA sind zunächst Tests an bis zu 360 gesunden Probanden in zwei Altersgruppen geplant – von 18 bis 55 sowie von 65 bis 85 Jahren. Zusammen mit dem US-Pharmaunternehmen Pfizer würden Produktionskapazitäten aufgebaut, „um eine mögliche weltweite Impfstoffversorgung” zu gewährleisten, sagte Sahin. Damit werde erwartet, dass bis Ende dieses Jahres Millionen von Impfstoffdosen zur Verfügung gestellt werden könnten, sofern die Zulassungsbehörden die Genehmigung erteilten.
Biontech stellte am Dienstag die Finanzdaten für das erste Quartal vor. Demnach verfügt das Unternehmen zum Stichtag Ende März über liquide Mittel von 451,6 Millionen Euro. Den Umsatz sei im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,7 Prozent auf 27,7 Millionen Euro gestiegen. Der Großteil der Entwicklungskosten für das Covid-19- Impfstoff-Programm werde über Beteiligungen von Pfizer und des chinesischen Partners Fosun Pharma, Kapitalbeteiligungen und Vorauszahlungen finanziert. Erste Erfahrungen mit Remdesivir Das Virustatikum Remdesivir ist einer der Hoffnungsträger bei der Behandlung von COVID-19. Bei etwa zwei Drittel der im Rahmen von Heilversuchen behandelten Patienten trat eine klinische Besserung, einige Patienten verstarben aber trotz der Therapie.1,2 Lesedauer: 1,5 Minuten Redaktion: Maria Weiß
Remdesivir wurde eigentlich gegen Ebola entwickelt, wo es nicht die erhoffte Wirkung erzielte. Es hemmt aber die Replikationen von Coronaviren und ist nach Einschätzung von Experten am ehesten geeignet, den Verlauf von Covid- 19 günstig zu beeinflussen. Seit dem 25. Januar wird das Virustatikum vom Hersteller für Heilversuche („compassionate use“) zur Verfügung gestellt und weltweit wurden bereits mehr als 1.800 Covid-19-Patienten damit behandelt. Studie mit 53 Covid-19-Patienten US-Mediziner berichten jetzt von ihren Erfahrungen bei 53 Patienten mit bestätigter Infektion mit SARS-CoV-2. 34 der Patienten wurden mechanisch beatmet (davon 4 zusätzlich mit ECMO), 7 erhielten eine nicht-invasive Beatmung und 10 Sauerstoff über eine Nasensonde. Alle Patienten bekamen eine intravenöse Anfangsdosis von 200 mg Remdesivir und danach täglich eine Infusion mit 100 mg Remdesivir. Besserung insbesondere bei jungen und nicht beatmeten Patienten Im Mittel 18 Tage nach der ersten Dosis hatte sich der Zustand bei 36 von 53 Patienten (68 %) gebessert. Bei 8 Patienten (15 %) verschlechterte sich der Gesundheitszustand trotz Therapie und 7 verstarben (13 %). Von den 30 mechanisch beatmeten Patienten konnten 17 (57 %) extubiert werden – bei 3 von 4 Patienten war es möglich, die ECMO zu beenden. Insgesamt 25 von 53 Patienten (47 %) wurden inzwischen aus der Klinik entlassen. Bei nicht beatmeten Patienten und einem Alter unter 50 Jahren wurde häufiger eine Besserung unter Remdesivir beobachtet. Ein erhöhtes Mortalitätsrisiko sahen die Mediziner bei älteren Pateinten und bei eingeschränkter Nierenfunktion mit erhöhtem Serumkreatinin. Ergebnis von randomisierten Studien abwarten Da es in dieser Untersuchung keine Vergleichsgruppe gab, ist die Aussagekraft sehr eingeschränkt. Die Mortalität von 13 % scheint aber geringer als bei vergleichbaren Fallserien. Mehr Klarheit können nur randomisierte Studien bringen, die bereits angelaufen sind.
3 Risikofaktoren für tödlichen Verlauf Das klinische Spektrum von Covid-19 reicht von asymptomatischen und milden Verläufen bis zum tödlichen Ausgang. Forscher haben nun 3 Hinweise auf die Prognose identifiziert: neben dem Alter sind dies der SOFA-Index (Sequential Organ Failure Assessment) und die D-Dimerkonzentration. Lesedauer: 2 Minuten Dieser Beitrag beruht auf einer Publikation in The Lancet.1 Redaktion: Christoph Renninger Erstmals Risikofaktoren identifiziert In der retrospektiven Kohortenanalyse von 191 Patienten in 2 chinesischen Krankenhäusern wurden Faktoren analysiert, die mit einer schweren Symptomatik und
tödlichem Ausgang von Covid-19 assoziiert waren. 54 der Patienten in der Studie verstarben in der Klinik, die anderen 137 konnten entlassen werden. Die Patienten waren mittleren Alters (Median: 56 Jahre), mehrheitlich männlich (62%) und knapp die Hälfte litt unter einer chronischen Krankheit (49%), am häufigsten Bluthochdruck (30%) und Diabetes mellitus (19%). Zwischen Krankheitsbeginn und Tod lagen durchschnittlich 18,5 Tage, bis zur Entlassung 22 Tage. Im Vergleich mit den Überlebenden waren die verstorbenen Patienten älter (Durchschnittsalter 69 Jahre vs. 52 Jahre), hatten einen höheren Wert beim SOFA-Index, einem Test von 6 Organfunktionen, der auf eine Sepsis hinweist, (4,5 vs. 1) und erhöhte Blutwerte von D-Dimeren bei der Einweisung in die Klinik (5,2 µg/l vs. 0,6 µg/l). Außerdem kamen bestimmte Laborparameter bei fatalen Krankheitsverläufen häufiger vor: Lymphopenie erhöhte Interleukin-6-Werte erhöhte Troponin I-Werte Sepsis und respiratorische Insuffizienz Bei allen verstorbenen Patienten kam es zu einer Sepsis (42% der gesund entlassenen Patienten), bei fast allen zu Atemversagen (98% vs. 36%), ebenso kam es häufiger zu sekundären Infektionen (50% vs. 1%). 38 der verstorbenenen Patienten hatten einen septischen Schock (70% vs. 0%), 28 eine Herzinsuffizienz (52% vs. 12%) und bei 50% der Verstorbenen kam es zu einer Koagulopathie (50% vs. 7%). Fieber trat mit einer medianen Dauer von 12 Tagen bei verstorbenen und genesenen Patienten auf. Die Atemnot ließ bei gesund entlassenen Patienten nach etwa 13 Tagen nach, bei den Verstorbenen bestand diese bis zum Tod. Bei den Überlebenden bestand zu 45% bei der Entlassung noch Husten. 181 der Patienten erhielten Antibiotika, 41 wurden antiviral behandelt (Lopinavir/Ritonavir). Eine nicht-invasive Beatmung war bei 24 der verstorbenen Patienten notwendig, bei 31 eine invasive Beatmung. Bei den Überlebenden war dies nur in 2 bzw. 1 Fall notwendig. Eine ECMO wurde bei 3 der später verstorbenen Patienten durchgeführt und 10 erhielten eine Nierenersatztherapie. Diese Eingriffe waren bei den überlebenden Patienten nicht notwendig. Neue Daten zur Virusausscheidung Die Forscher erhoben zudem Daten zur Virusauscheidung und stellten dabei fest, dass diese bei den Überlebenden im Median bei 20 Tagen (8 bis 37 Tage) lag, bei den 54 Todesfällen war das Virus bis zum Tod nachweisbar. Die Autoren geben jedoch zu
Bedenken, dass sich alle Patienten der Studie in der Klinik befanden und zwei Drittel von ihnen eine schwere oder kritische Erkrankung hatten. Prof. Bin Cao, Erstautor der Studie, führt aus, dass die verlängerte Virusausscheidung auch Implikationen für die Handlungsempfehlungen bezüglich der Quarantäne von Covid-19-Patienten haben könne. Er betont jedoch, dass die Maßnahmen für Personen, die möglicherweise Kontakt mit SARS-CoV-2 hatten, aber keine Symptome zeigen, von der Inkubationszeit abhängen. 2 Cao fasst zusammen: „Wir empfehlen, dass negative Tests für SARS-CoV-2 vorliegen müssen, bevor Patienten aus der Klinik entlassen werden. Bei schweren Krankheitsfällen von Influenza hat sich gezeigt, dass eine verzögerte Behandlung die Ausscheidungszeit des Virus verlängert. Diese Faktoren können das Risiko zu versterben für infizierte Patienten erhöhen. Eine effektive antivirale Therapie kann möglicherweise den Ausgang von Covid-19 verbessern. Allerdings sahen wir in unserer Studie keine Verkürzung der Virusausscheidung durch die Behandlung.“ SARS-CoV-2 kann das gefürchtete Guillain- Barré-Syndrom auslösen Anfang April wurde erstmals die Möglichkeit eines SARS-CoV-2-assoziierten Guillain- Barré-Syndroms (GBS) in „Lancet Neurology“ diskutiert 1,2. Kurz darauf folgten zwei weitere Publikationen aus Europa, die ein GBS bzw. eine GBS-Variante bei COVID-19- Patienten beschreiben 3,4. Das GBS entsteht häufig in Folge von Infektionen, z.B. nach bakterieller Darminfektion oder Infektion mit dem Zytomegalievirus.1 Lesedauer: 3 Minuten
Schädigung der Myelinschicht Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist ein schweres neurologisches Krankheitsbild. Durch eine überschießende Autoimmunreaktion, häufig in Folge von Infekten, wird die Myelinschicht der peripheren Nerven geschädigt, so dass die Nervenfasern keine Reize mehr übertragen können. Nachweisbar sind beim GBS oft Autoantikörper gegen Baubestandteile der Nervenmembranen (Ganglioside) im Blut. Folgen sind Lähmungen (Paresen), die meistens beidseitig in den Beinen beginnen, dann auch die Arme und das Gesicht betreffen. Bei einigen Patienten kann sogar die Atemmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden, so dass sie beatmet werden müssen. Die Betroffenen erhalten zur Therapie entweder hochdosiert intravenös Immunglobuline oder es erfolgt eine Plasmapherese, ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden. Oft dauert es viele Wochen, bis sich die Symptome zurückbilden, bei einigen Patienten bleiben dauerhaft neurologische Beschwerden bestehen. Bekannt ist, dass etwa Drei Viertel aller GBS-Fälle in Folge von Infektionen auftreten, sei es durch eine bakterielle Darmentzündung mit Campylobacter jejuni oder einer
Infektion der oberen Luftwege mit dem Zytomegalievirus oder anderen Viren. Nun wurde erstmals über SARS-CoV-2-assoziierte GBS-Fälle berichtet: 61-jährige Chinesin betroffen Der erste Fallbericht eines vermutlich SARS-CoV-2-assoziierten GBS betrifft eine 61- jährige Frau aus China, die mit Paresen der unteren Extremitäten in die Klinik aufgenommen wurde, jedoch keine Atemwegssymptome, Fieber oder Diarrhoe aufwies.2 In den folgenden drei Tagen breiteten sich die Paresen aus. Die Therapie erfolgte mit i.v.-Immunglobulinen. An Tag 8 entwickelte die Patientin Husten, Fieber und wies im Thorax-CT Zeichen einer viralen Pneumonie auf. Der SARS-CoV-19- Rachenabstrich war positiv. Die Autoren diskutieren ein SARS-CoV-2-assoziiertes GBS, da die klassischen respiratorischen Covid-19-Symptome aber erst eine Woche nach Beginn des GBS hinzukamen, müsse auch die Möglichkeit eines zufälligen koinzidenten Auftretens beider Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Doch zwei Wochen später wurde bereits eine Fallserie mit GBS bei fünf italienischen SARS-CoV-2-Patienten veröffentlicht.3 Von 1.000-1.200 Covid-19-Patienten erkrankten fünf innerhalb von 5-10 Tagen nach Symptombeginn von COVID-19 an einem GBS, drei dieser Patienten mussten maschinell beatmet werden. In der Studie konnte allerdings nicht abgegrenzt werden, ob die Beatmung wegen des GBS oder der respiratorischen Infektion notwendig wurde. Eine dritte Arbeit aus Madrid stellt zwei Kasuistiken von Covid-19-Patienten mit der GBS-Variante des Miller Fisher-Syndromes (MFS) vor.4 Im Serum waren MFS- auslösende Gangliosid-Antikörper nachweisbar und beide Patienten hatten SARS-CoV-2- positive Rachenabstriche. Typischerweise treten das klassische GBS oder das MFS 10 Tage bis zu vier Wochen nach der zugrundeliegenden Infektion auf, also in der Regel, nachdem die Patienten von der Infektionskrankheit genesen sind. Bei SARS-CoV-2-Infektionen hingegen ist das Intervall deutlich kürzer. Alle bisher berichteten Patienten erkrankten bereits 5-10 Tage nach Symptombeginn der Covid-19-Erkrankung. Differentialdiagnose entscheidend „Bei beatmeten Patienten auf der Intensivstation stellt das GBS eine wichtige Differentialdiagnose zur sog. Critical Illness-Neuropathie dar, einer peripheren Nervenschädigung, die in der Regel erst später im Krankheitsverlauf bei Patienten auf der Intensivstation auftritt,“ betont Prof. Dr. Helmar Lehmann von der Neurologischen Universitätsklinik Köln. Wichtig ist also, dass bei Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom (oder Miller Fisher- Syndrom) abgeklärt wird, ob eine SARS-CoV-2-Infektion vorliegt. Umgekehrt muss bei Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen, die beatmet werden müssen, abgeklärt werden, ob nicht ein GBS/MFS eigentliche Ursache der Beatmungspflichtigkeit sein könnte. Das gilt insbesondere, wenn der bildgebende Befund der Lungen nicht auf Organschädigungen deutet, die eine maschinelle Beatmung notwendig machen.
Covid-19 Trägt Vitamin-D-Mangel zur Sterblichkeit bei? Sowohl die Rate an Covid-19-Erkrankungen als auch die Mortalität sind weltweit sehr unterschiedlich, was viele Fragen aufwirft. Es gibt Hinweise darauf, dass die Versorgung mit Vitamin D hierbei eine Rolle spielen könnte. Zwei aktuelle Studien aus Großbritannien und den USA gehen möglichen Zusammenhängen zwischen Covid-19 und dem Vitamin-D- Status nach.1-4 Lesedauer: 4 Minuten Redaktion: Maria Weiß Schon frühere Beobachtungsstudien haben eine Assoziation zwischen niedrigen Vitamin-D- Spiegeln und einer besonderen Anfälligkeit für akute respiratorische Infektionen gezeigt. Auffällig ist auch, dass vor allem Bevölkerungsgruppen schwere Verläufe von Covid-19 zeigen, bei denen ein Vitamin-D-Mangel sehr häufig vorkommt. Dazu gehören z.B. Ältere
und Bewohner von Pflegeeinrichtungen, die altersbedingt weniger Vitamin D synthetisieren können und sich zudem seltener im Freien aufhalten. Doch handelt es sich bei dieser Korrelation um eine Kausalität? Die Arbeitsgruppe von Petre Cristian Ilie et al. vom Queen Elizabeth Hospital King’s Lynn NHS Foundation Trust hat jetzt in 20 europäischen Ländern nach einem möglichen Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Versorgung und der Häufigkeit von Covid-19- Infektionen gesucht. Dabei fiel eine Assoziation zwischen niedrigen mittleren Vitamin-D- Spiegeln in den einzelnen Ländern und höheren Erkrankungs- und vor allem Todesraten auf. Höhere Mortalitätsraten in Ländern mit schlechter Vitamin- D-Versorgung In Italien und Spanien war die Mortalitätsrate an Covid-19 bekanntlich besonders hoch. In beiden Ländern weisen die Menschen im Schnitt deutlich niedrigere Vitamin-D-Spiegel als in den meisten nördlicheren europäischen Staaten auf. Dies könnte damit zusammenhängen, dass in südlichen Ländern vor allem ältere Menschen häufig die Sonne meiden und die dunklere Hautpigmentierung mit einer geringeren Vitamin-D-Synthese einhergeht. Auch in dem besonders stark von Covid-19 betroffenen Großbritannien findet man niedrigere Vitamin-D-Spiegel. Eine deutlich bessere Vitamin-D-Versorgung zeigt sich in skandinavischen Staaten, wo häufig Lebertran und Vitamin-D-Supplemente eingenommen werden und in der Regel jeder Sonnenstrahl die Menschen ins Freie lockt. Diese Länder wiesen im europäischen Vergleich die niedrigsten Raten an Covid-19-Fällen und eine vergleichsweise geringe Mortalität auf. Keine ungezielte Vitamin-D-Supplementation Eine sichere Kausalität lasse sich aus diesen Beobachtungen aber noch nicht ableiten – genauso wenig wie die Empfehlung zur hochdosierten Vitamin-D-Supplementation zum Schutz vor Corona-Viren für die gesamte Bevölkerung, schreiben die Autoren. Nicht zuletzt auch, weil die Registrierung der Todesfälle durch Covid-19 von den jeweiligen nationalen Testkapazitäten und Regularien abhängt und derartige Umstände nicht in die Analyse miteinbezogen wurden. Auf einen möglichen Einfluss durch die Kapazitäten des Gesundheitssystems (z.B. Intensivbetten pro 100.000 Einwohner) oder andere Variablen auf die untersuchte Korrelation gehen die Autoren nicht ein. Analyse von Covid-19-Krankenakten aus 10 Ländern Einen etwas anderen Ansatz haben Ali Daneshkhah et al. von der Northwestern University in Illinois, USA, gewählt. Die publizierte Arbeit, auf die im Folgenden eingegangen wird, hat kein Peer-Review durchlaufen. Die Forscher analysierten Krankenhausdaten von Covid-19-Patienten aus China, Frankreich, Deutschland, Italien, Iran, Südkorea, Spanien, Schweiz, Großbritannien und den USA um einem möglichen Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit an Covid-19 und dem Vitamin- D-Status nachzugehen.
Da jedoch bei den meisten Patienten keine Vitamin-D-Spiegel bestimmt wurden, zogen die Forscher epidemiologische Daten zur Vitamin-D-Versorgung aus den einzelnen Ländern sowie den bekannten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Defizienz und hohen CRP- Spiegeln heran. Assoziation zwischen Vitamin-D-Mangel und überschießender Immunreaktion In Ländern mit schlechter Vitamin-D-Versorgung wie Italien, Spanien oder Großbritannien, war die Sterblichkeit an Covid-19 besonders hoch – in Ländern mit sehr guter Vitamin-D- Versorgung wie Südkorea sehr niedrig. Zudem zeigte sich bei Analyse der Krankenakten ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Sterblicheit. Ebenso zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Mortalität und einem sogenannten „Zytokin- Sturm“ als Ausdruck eines überaktiven Immunsystems. Diese Korrelationen interprierten die Forscher wie folgt: Vitamin D unterstütze nicht nur das angeborene Immunsystem, es bremst auch überschießende Immunreaktionen aus. Damit habe es das Potenzial, Patienten mit Covid-19 vor hyperinflammatorischen Komplikationen wie ARDS (acute respiratory distress syndrome) zu schützen. Hier biete sich, so die Autoren, auch eine Erklärung, warum Kinder nur selten schwer an Covid-19 erkranken. Das erworbene Immunsystem, das besonders zu Überreaktionen neigt, ist bei ihnen noch schwach entwickelt, was in diesem Fall einen Schutzfaktor darstellen könnte. Ein wichtiger Kritikpunkt, auf den Kommentatoren unter der Publikation eingehen, ist, dass Vitamin D ein negatives Akute-Phase-Protein ist. Das bedeutet, dass es bei Entzündungsreaktionen sinkt, während die klassischen Akute-Phase-Proteine steigen.5 Bei einem schweren Covid-19-Verlauf ist also bereits mit einem hohen CRP und einem niedrigen Vitamin D-Wert zu rechnen. Noch ist kein klares Fazit möglich Auch die Autoren dieser Studie raten davon ab, aufgrund der Erkenntnisse ungezielt hochdosierte Vitamin-D-Supplemente in breiten Bevölkerungsschichten einzusetzen. Es könnten sich aber Screeningprogramme zum Nachweis einer manifesten Vitamin-D-Defizienz und eine entsprechende Behandlung lohnen.
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