Das Geheimnis des Wanderns - UVEK

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Das Geheimnis des Wanderns - UVEK
Das Geheimnis
                                                           Der Sigriswiler
                                                           Gemeindepräsident
                                                           Toni Ambühl zeigt
                                                           der Bundesrätin die
                                                           Panoramabrücke.
                                                           Simonetta Sommaruga
                                                           blickt 180 Meter

des Wanderns
                                                           runter in die Schlucht.

Unterwegs mit Simonetta Sommaruga. Zum 1. August
zeigt die Bundesrätin 120 SI-Leserinnen und -Lesern die
Region, wo sie gern Kraft tankt. Hoch über dem Thunersee
spürt sie, was die Schweiz zusammenhält.

26 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                  SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 27
Das Geheimnis des Wanderns - UVEK
«Frau Sommaruga ist
                                                                               in natura viel schöner als
                                                                                    im Fernsehen»
                                                                                  SI-LESERIN ANNI SIMONET AUS MÔTIER FR

                            «Beim Wandern kommt      «Ich geniesse das
                            man sich näher –         Privileg, einen wunder­
                            und hört einander zu»:   baren Tag inmitten
                            Simonetta Sommaruga      der Schönheit unseres
                            zwischen Sigriswil       Landes verbringen
                            und Merligen.            zu dürfen.»

28 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                           SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 29
Das Geheimnis des Wanderns - UVEK
Alphornbläser
                                                                                                                                                        Franz Grossniklaus
                                                                                                                                                        aus Beatenberg
                                                                                                                                                        ­begrüsst die fröh­
                                                                                                                                                         liche Wanderschar
                                                                                                                                                         mit starken Tönen.

                                                                                                                                                                 Winzerin Anni
                                                                                                                                                                     ­Simonet im
                                                                                                                                                                   ­entspannten
                                                                                                                                                              ­Gespräch mit der
                                                                                                                                                                  Bundesrätin.

                                                                                                                                                                                                                                Keine zu klein,
                                                                                                                                                                                                                                dabei zu sein:
                                                                                                                                                                                                                                Leonia, 6 Monate,
                                                                                                                                                                                                                                und Sie­na, 2, mit den
                                                                                                                                                                                                                                Eltern Sonderegger

                                                 «Heute war es sehr stimmig
                                                                                                                                                                                                                                aus Hünibach BE
                                                                                                                                                                                                                                und Simonetta
                                                                                                                                                                                                                                Sommaruga.

                                                mit Frau Sommaruga. Sie hatte
                                                   für alle ein offenes Ohr»
TEXT WERNER DE SCHEPPER
F OTO S R E M O N ÄG E L I U N D
KURT REICHENBACH

                                                        URS SCHNEIDER, VIZEDIREKTOR DES BAUERNVERBANDES                                                                                                               der geht es wie beim schweisstreiben-
«Hey, schaut mal, ich habe mir für die-                                                                                                                                                                               den Aufstieg vom Schloss Oberhofen
ses Jahr sogar Wanderschuhe gekauft!»                                                                                                                                                                                 zur Sigriswiler Hängebrücke meist in
SI-Videoreporterin Sina Albisetti ist                                                                                                                                                                                 Einerkolonne hintereinander, oder man
zum zweiten Mal an der 1.-August-Wan-                                                                                                                                                                                 geht nebeneinander. In beiden Fällen
derung der Schweizer Illustrierten da-                                                                                                                                                                                hört man einander zu.
bei. Die Stimmung im Car, der uns an        Sommaruga. Auf ihren Vorschlag hin        vorgestellt habe», sagt die Freiburger                                                                                              Selbst ein Politprofi wie Urs Schnei-
den Thunersee bringt, ist wie bei einer     wandern wir heute am rechten Thuner-      Weinbäuerin Anni Simonet, die 2013                                                                                              der, der als Vizedirektor des Bauernver-
Schulreise. Karim Twerenbold, CEO           seeufer zu den Beatushöhlen. «Für mich    durch die SRF-«Landfrauenküche» be-                                                                                             bandes seit vier Jahren den 1.-August-­
des gleichnamigen Reiseunterneh-            sind diese ein mystischer Ort. Als Kind   kannt wurde. Sie überlegt sich einen                                                                                            Brunch auf der Leserwanderung spon-
mens, ist zum dritten Mal dabei: «Auf       war ich auf einer Schulreise zum ersten   kurzen Moment, ob sie es sagen soll,                                                                                            sert, stellt am Abend erstaunt fest:
jeder Bundesratswanderung lerne ich         Mal hier», sagt die Magistratin.          und fügt dann hinzu: «Frau Somma-                                                                                               ­«Politisch habe ich ja nicht immer das
ein Stück unbekannte Schweiz kennen.           Wobei das mit der Magistratin auf      ruga ist viel schöner als im Fernsehen.»                                                                                         Heu auf der gleichen Bühne wie die
Das Binntal, wo wir letztes Jahr mit        einer Wanderung eben ganz anders ist        Vielleicht ist es das Geheimnis des                                                                                            SP-Bundesrätin, aber heute war es sehr
­Viola Amherd waren, hat mir so gut ge-     als sonst im Alltag einer Bundesrätin.    Wanderns, sinniert die Bundesrätin                                                                                               stimmig mit ihr. Sie hatte unterwegs
 fallen, dass ich es gleich in unser Wan-   Egal, wer mit ihr redet, berichtet ganz   später: «Bei Podien oder Veranstal­tun­                                                                                          für alle ein offenes Ohr.»
 derprogramm aufgenommen habe.»             erstaunt vom gleichen Wunder. «Frau       gen sitzt man meist vis-à-vis – quasi auf                                                                                           Diese Eigentümlichkeit des Wan-
    Auf dem Platz vor dem Schloss Ober-     Sommaruga ist in natura ganz an-          der anderen Seite.» Beim Wandern hin-                                                                                            derns betont Simonetta Sommaruga
 hofen wartet Bundesrätin Simonetta         ders, als ich sie mir vom Fernsehen her   gegen sei man einander näher. Entwe-        Vreni Christen (l.) von den Landfrauen Oberflachs AG folgt Sommaruga in die Höhe.    bei ihrer kurzen 1.-August-Ansprache

30 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                                            SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 31
Das Geheimnis des Wanderns - UVEK
Hat der Niesen
                                                                                         einen (Wolken-)
                                                                                      Kragen, kann mans
                                                                                         wagen, sagt der
                                                                                        Volksmund. Blick
                                                                                       auf die Panorama­
                                                                                         brücke und den
                                                                                               Thunersee.

                                                                                  1.-August-Brunch
                                                                                  mit Rösti und Spie­
                                                                                  gelei, zubereitet von
                                                                                  Sabina von Gunten
                                                                                  aus Sigriswil.

               1-August-Rede:
              «Beim Wandern
                  ­erleben wir,

                                                                                                                             «Der Wille, die Schweiz
              was die Schweiz
                   ausmacht.»

                                                                                                                           ­gemeinsam zu gestalten,
                                                                                                                          hält unser Land zusammen»
nach dem Brunch, den die Sigriswilerin                                                                                                        SIMONETTA SOMMARUGA                                     Sommaruga auf der Wanderung viel
Sabina von Gunten mit Bäuerinnen                                                                                                                                                                      Lob und Achtung. So erzählt ihr Car­
aus der Region in der Pfrundschüür                                                                                                                                                                    unternehmer Twerenbold unterwegs
­neben der Kirche zubereitet hat. Hier                                                                                                                                                                nach Merligen, wie unbürokratisch er
 in dieser Wandergemeinschaft mit                                                                                                                                                                     im Aargau Härtefallhilfe bekommen
 den 120 Lese­rin­nen und Lesern von                                                                                                                                                                  habe. «Wenn ich es mit anderen Län-
 SI und «L’illustré» spüre sie etwas von                                                                           Geschichte konfrontiert: «Wissen Sie     ken.» Tatsächlich habe Sigriswil nun      dern vergleiche, wo die Reisebestim-
 dem, was die Schweiz im Kern aus­                                                                                 noch, dass wir vor 22 oder 23 Jahren     seit 2000 eine separate Sammelstelle      mungen wegen Corona ständig ändern,
 mache: «Menschen aus verschiedenen                                                                                miteinander telefoniert haben?» Die      für die Bio-Milch!                        muss ich einfach betonen, wie gut
 Landesteilen treffen sich, hören ein­                                                                             Bundesrätin runzelt die Stirn, Toni         Beim gemütlichen Ausklang der          die Schweiz es alles in allem gemacht
 ander zu. Der Wille, die Schweiz ge-                                                                              Am­bühl klärt lachend auf: «Sie waren    Wanderung kommt die Bundesrätin er-       hat.»
 meinsam zu gestalten, hält unser Land                                                                             damals Konsumentenschützerin, und        neut auf Ambühls Geschichte zurück:           Impfen oder nicht impfen beschäf-
 zusammen. Die vergangenen Monate                                                                                  ich habe Sie kontaktiert, weil ich es    «Es freut mich, dass ich als Konsumen-    tigt auch die Genfer Psychologie-Leh-
 haben gezeigt, wie wichtig das ist.»                                                                              schade fand, dass wir in Sigriswil un-   tenschützerin Bio-Bauern konkret wei-     rerin Sylvie Bertolote: «Sie sind als
     Dabei erfahren wir auch immer                                                                                 sere Bio-Milch mit der normalen kon­     terhelfen konnte. Und es zeigt mir        Journalist sicher geimpft, oder?» So-
 ­wieder, wie klein unser Land ist. Be-                                                                            ventio­nellen Milch zusammenschütten.    auch, dass man in der Schweiz etwas       gleich mischt sich ihr Sohn Leonard,
  grüsst wird Simonetta Sommaruga in                                                                               Sie haben mir dann Adressen gegeben,     bewegen kann.»                            10, ein und fragt Maman: «Papa ist
  Sigriswil von Gemeindepräsident Toni                                                                             bei denen ich mich melden konnte, um        Auch dafür, was der Bundesrat in der   ­geimpft, wieso bist du noch nicht?» –
  Ambühl – und gleich mit einer «alten»    Mittagspause auf der 1.-August-Wanderung der Schweizer Illustrierten.   eine separate Abgabestelle zu erwir-     Pandemie bewegt hat, erhält Simonetta      «Ja, ja, ich werde es auch noch tun.

32 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                           SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 33
Das Geheimnis des Wanderns - UVEK
Unvergesslich: Nach
                                                                                                    der Höhlenwanderung
                                                                                                    offerieren Interlaken
                                                                                                    Tourismus und                   5 FRAGEN AN SIMONETTA SOMMARUGA
                                                                                                    die Beatushöhlen-
                                                                                                    Genossenschaft
                                                                                                    einen Apéro.                    «Ich bin ein Bewegungsmensch»
                                                                                                                                    Frau Sommaruga, Sie haben auf               Warum haben Sie das Berner                    mensch. Als Bundesrätin ist das leider
                                                                                                                                    dieser Wanderung drei ganz spezielle        Oberland für diese Wanderung                  etwas schwierig: Die Leute kommen
                                                                                                                                    Begleiterinnen dabei: Ann, 7, Mara, 9,     ­ausgewählt?                                   ­immer zu einem, man absolviert kaum
                                                                                                                                    und Liv, 13. Wie kam es dazu?               Es ist für mich die Region, in der ich         einen Weg zu Fuss, und für Sport bleibt
                                                                                                                                    Es sind die Töchter einer Mitarbeiterin.    gern Kraft tanke, bei einem Tages-             wenig Zeit. Ich habe mich deshalb da-
                                                                                                                                    Kinder bereichern solche Ausflüge: Sie      oder Wochen­   endausflug. Im Sommer           heim so eingerichtet, dass ich trainieren
                                                                                                                                    nehmen die Dinge anders wahr. Mit den       trifft man mich an der Musikfestwoche          kann.
                                                                                                                                    Töchtern und dem Sohn meines Mannes         in Meiringen, einem kleinen feinen             Mit anderen ins Fitness oder
                                                                                                                                    waren wir oft wandern.                      Klassikfestival. Im Winter zieht es mich       Yoga zu gehen, ist als Bundesrätin
                                                                                                                                                                                zum Niederhorn. Ich fahre zwar nicht           ­vermutlich auch nicht ganz

                                                                                          «Ich habe keine
                                                                                                                                                                                Ski, aber ich schlittle sehr gern – und die   einfach …
                                                                                                                                                                                Schlittelbahn am Niederhorn, wo sich            Doch. Damit habe ich keine Probleme.
                                                                                                                                                                                unten an einer Bucht auch die Beatus-           Ich gehe zum Baden ja auch gern ins

                                                                                          Angst, ich habe
                                                                                                                                                           Gelöst und hei­
                                                                                                                                                           ter: Simonetta       höhlen befinden, ist meine Lieblings­           Marzili.
                                                                                                                                                           Sommaruga vor        strecke. Da komme ich in Fahrt.                 Was hat Ihnen am heutigen Tag

                                                                                           mich gestern
                                                                                                                                                           dem Schloss          Sie scheinen generell ziemlich fit              besonders gefallen?
                                                                                                                                                           Oberhofen.           zu sein. Gehen Sie noch oft z Berg?             Die Begegnungen mit den Menschen, die
                                                                                                                                                                                Früher konnten mir die Gipfel nicht hoch        entspannten Gespräche und das Privileg,

                                                                                            extra noch
                                                                                                                                                                                genug sein. Heute nehme ich es etwas            einen wunderbaren Tag inmitten der
                                                                                                                                                                                ruhiger, laufe aber immer noch viel und         Schönheit unseres Landes verbringen zu
                                                                                                                                                                                gern. Überhaupt bin ich ein Bewegungs-          dürfen.

                                                                                          testen lassen»
                                                                                         «L’ILLUSTRÉ»-LESERIN SYLVIE BERTOLOTE

 Aber eher aus pragmatischen Grün-           rung sicher ans Ziel bringen soll, schaut    «Ich bin froh, dass die Bundesrätin in
den», gibt sie zu verstehen. Und sie be-     besorgt auf dem Smartphone den Wet-          Merligen den Bus genommen hat, an-
schwichtigt den Journalisten: «Aber          terradar an: «Die letzten zehn Minuten       sonsten hätte ich mich irgendwie dazu
keine Angst, ich habe mich gestern           hinauf zu den Beatushöhlen könnte es         verpflichtet gefühlt weiterzuwandern,
­extra für die Wanderung noch testen         uns noch verhageln.»                         obwohl ich recht Angst vor dem Ge­
 lassen.» Alle 120 Wanderer sind ge-              In Merligen liegen überall Blätter      witter hatte.» Ein Happy End gibts
 impft, getestet oder kürzlich genesen.      rum, die vom letzten Hagelzug 24 Stun-       zum Glück aber auch für alle, die zu
    Wie bei jeder Schulreise gibt es einen   den zuvor richtiggehend zerlöchert           Fuss weiterwollen: Ohne einen Trop-
 kritischen Moment, an den sich alle         sind. Geranien hängen kaputt vom             fen Regen kommen sie in den Beatus-
 auch Jahre später noch erinnern wer-        ­Balkon runter. Das beeindruckt nicht        höhlen an, wo der letzte Höhepunkt
 den: Beim WC-Zwischenhalt auf dem            nur Winzerin Petra Zimmermann und           wartet. Unter kundiger Führung von
 Schulhausplatz in Merligen braut sich        ihre Freundin Vreni Christen aus Ober-      Marc Schneider von der Beatushöhlen-­
 um 14 Uhr eine gewaltige Gewitterzelle       flachs, die nicht verhagelt werden          Genossenschaft gehts 1000 Meter in
 zusammen. Es wird innert Minuten             ­wollen. Auch die Bundesrätin geht auf      den Berg rein und wieder raus. Und
 merklich kühler und windig. Der ein-          Nummer sicher und steigt wie 40 wei-       pünktlich zum Ende der Schulreise
 heimische Jürg Zwahlen, der gemein-           tere Wanderer in Merligen in einen be-     ­beginnt es in Strömen zu regnen.
 sam mit Kolleginnen und Kollegen des          reitstehenden Bus, der direkt zu den           Mitarbeit: Thomas Kutschera, Nina
 Vereins Berner Wanderwege unsere              Höhlen fährt. Eine Leserin bedankt          Siegrist. Video von Sina Albisetti auf
 Gruppe auf der vierstündigen Wande-           sich am Abend bei der Reiseleitung:         www.schweizer-illustrierte.ch

34 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
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