Zeitreise um 2050 um 2100 - Aqua Viva
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Zeitreise Betrachtungshorizont Aktuelle Einschätzung um 2100 2021 um 2050 Erste Einschätzung 1991 Klimawandel wahrnehmbar ab 1980 1
Am integralen Management des Wassers führt kein Weg vorbei Rolf Weingartner 2. September 1991
Hans «Wir müssen Oeschger unbedingt versuchen, Klimaphysiker die Emissionen Uni Bern von Treibhausgasen möglichst rasch zu stabilisieren. Zum Warten bleibt keine Zeit» © Foto. Climatehomes.unibe.ch Einschätzung der allg. Klimasituation SRF Archiv 1990
Grundlegendes ist bekannt! Bruno Schädler Anstieg der 0°C-Grenze Hydrologe • Reduktion der Gletscherflächen um 75% Landeshydrologie • Häufiger Niederschlag in flüssiger Form bis in hohe Lagen • Auftauen des Permafrosts Folgen • Saisonale Umverteilung des Abflusses mit Auswirkungen auf Landnutzung und Vegetation und Fernwirkung auf Vorland • Verschärfung der Hochwassersituation • Hangdestabilierungen Zunahme der Murgangaktivität © Ursachenanalyse Hochwasser Einschätzung der Auswirkungen auf die alpine Hydrologie 1987 (Mai 1991)
2. Weltklimakonferenz in Genf «Unsere Experten untersuchen gerade, ob und wie wir unsere Emissionen bis 2025 halbieren können. Wir müssen unsere Ver- antwortung und Solidarität wahrnehmen» Arnold Koller (1990), Bundesrat Eine liberale Klimapolitik soll zum Ziel führen: • Es bezahlt, wer konsumiert, z.B. Lenkungsabgaben: Benzin: + 18 Rp./l • Keine Verbote Politische Absichtserklärungen oder hoffentlich sogar mehr ©Info: Die Rebublik
Zwei bange Fragen bleiben: «In Gottes Namen – Wir müssen jetzt zu 1. Wie schnell handelt die Flavio Cotti harten Mitteln schweizerische Politik (1990) wirklich? greifen» Bundesrat 2. Schafft es die Weltengemeinschaft, solidarisch zu handeln? Die Wissenschaft • fordert, jetzt zu handeln, und • zeigt, dass Klimaschutz das effizienteste Wassermangement ist. Die Politik will (und muss) handeln! (vgl. Art. 2 BV: Die «Eidgenossenschaft fördert die nachhaltige Entwicklung») Schluss
Am integralen Management des Wassers führt kein Weg vorbei Rolf Weingartner 2. September 2021 7
Am integralen Management des Wassers führt kein Weg vorbei Leitfragen 1. Wie hat sich das hydrologische Wissen zu den Auswirkungen des Klimawandels verändert? 2. Was bedeutet dies aus wasserwirtschaftlicher Sicht? 3. Wo stehen wir? 8
Qualitativ bis semiquantitativ Um 1990 1997 NFP31 - Klimaänderung und Naturkatastrophen (NFP 31) Auswirkungen der Klimaänderung auf die Wasserkraft- 2011 nutzung (KW und wiss. Institute) 2012 Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz (BAFU) 2015 Nachhaltige Wasserwirtschaft (NFP61) 2021 CH2018-Hydro (BAFU, MeteoSchweiz et al.) heute Quantitativ und hochgelöst Entwicklung des hydrologischen Wissens zur Klimaänderung 9
z.B. Gletscherveränderungen in der Region Zermatt Zermatt Heute 2050 2100 ohne Klimaschutz (RCP 8.5) © Hydrologischer Atlas der Schweiz Quantitativ, im Raum und Zeit hochaufgelöstes hydrologisches Wissen zur Klimaänderung 10
Veränderung der Hydrologie: Was wissen wir? 11
• Alpine Hydrologie ist temperatur- gesteuert • Schnee, Gletscher und Permafrost reagieren sehr sensitiv auf Temperaturveränderungen • Die Temperatur erhöht sich weiter und weiter Temperaturgesteuert: Deshalb ist es glasklar, wie sich die alpine Hydro- logie verändern wird Wichtig: Jahresniederschläge werden sich kaum verändern 1) Verflüssigung des Wasserhaushalts © Foto: Rolf Weingartner 12
Rhone - 11 % vergletschert 200 Abfluss [mm/month] 150 100 50 0 © Daten: BAFU, Hydrologischer Atlas der J F M A M J J A S O N D Schweiz Grafiken: Weingartner 1) Verflüssigung des Wasserhaushalts 13
Rhone - 11 % vergletschert 200 Beobachteter Abluss (Mittelwert 1981 - 2010) 2010 Beitrag Gletscherschmelze Abfluss [mm/month] Beitrag Schneeschmelze 150 100 50 0 © Daten: BAFU, Hydrologischer Atlas der J F M A M J J A S O N D Schweiz Grafiken: Weingartner 1) Verflüssigung des Wasserhaushalts 14
Rhone - 11 Vergletscherung: % vergletschert11% 200 Beobachteter Beobachteter Abfluss 2071 - Abluss 2099 (Mittelwert Abluss (Mitelwert) 19811981 (Mittelwert unter - 2010- 2010) RCP 8.5 2010 (ihne Klimaschutz (ohne Klimaschutz) Beitrag Gletscherschmelze Abfluss [mm/month] Beitrag Schneeschmelze 150 100 50 0 © Daten: BAFU, Hydrologischer Atlas der J F M A M J J A S O N D Schweiz Grafiken: Weingartner 1) Verflüssigung des Wasserhaushalts 15
• Abnahme Niederschlag im Sommer • Zunahme Verdunstung • Fehlende Schmelzwasser • Hoher Wasserbedarf (Landwirtschaft etc.) Betroffene Regionen 2) Austrocknung im Sommer © Karte; BAFU (2012) 16
Wärmere Atmosphäre Höhere Nullgradgrenze Auflösung Permafrost Zunahme der Flüssiger Niederschlag bis in Instabilitäten im Fels, intensiven und ergiebigen hohe Lagen erhöhte Verfügbarkeit von Niederschläge Lockermaterial Zunahme der Hochwasser Murgänge Rutschungen Hauptsächlich betroffene Gebiete (Hotspot Alpen) Steinschlag 3) Verschärfung der Naturgefahren © CH2018-Hydro 17
«Die Erhabenheit schwindet und zurück bleiben Grautöne» Paul Messerli Geograph' 4) Vergrauung der Landschaft © Foto: Weingartner, Zitat: Der Bund, 2017
> 500 Seen bis Ende Jahrhundert ca. 3% des heutigen Gletschervolumens © Foto: aus Haeberli und Weingartner (2020) 5) Bildung neuer Seen und neuer hochalpiner Landschaften 19
«Die Raumplanung hat die Wasserversorgung ‘vergessen’» Klaus Lanz, 2017 «Die sozio-ökonomische Entwicklung ist der Haupttreiber. Er beeinflusst bis 2050 das Wassersystem mehr Schönenwerd als der Klimawandel» Weingartner et al. (2015) zur Region Crans- Montana-Sierre © Beispiel von Hug et al. in Lanz (2017) 6) Bedrängung durch den sozio-ökonomische Wandel 20
Beeinflussung: 1. Verflüssigung des Wasserhaushalts • Ausseralpine Vorländer 2. Austrocknung im • Aquatische Ökologie Sommer • Industrie und Gewebe • Landwirtschaft Wechselwirkungen 3. Verschärfung der Naturgefahren • Landschaft • Menschliches Wohlbefinden 4. Vergrauung der • Ökosysteme Landschaft • Tourismus 5. Bildung neuer Seen • Wassernutzung allg. • Wasserkraft 6. Bedrängung sozio- ökonom. Wandel • Wasserqualität Klimaänderung führt zu einem komplexen nicht-linearen Wassersystem mit vielen Betroffenen 21
Auswirkungen (Beispiele): 1. Verflüssigung des Wasserhaushalts • Sommertrockenheit Ausseralpine Vorländer 2. Austrocknung im • Fischsterben Aquatische Ökologie Sommer • Fehlendes Kühlwasser Industrie und Gewebe • Ernteeinbussen Landwirtschaft 3. Verschärfung der Naturgefahren • Attraktivitätsverlust Landschaft • Erhöhte Gefährdung Menschliches Wohlbefinden 4. Vergrauung der • Artenverlust Ökosysteme Landschaft • Geringere Schneesicherheit Tourismus 5. Bildung neuer Seen • Knappheit saisonal/regional Wassernutzung allg. • Veränderter operat. Betrieb Wasserkraft 6. Bedrängung sozio- ökonom. Wandel • Höhere Stoffkonzentrationen Wasserqualität Klimaänderung führt zu einem komplexen nicht-linearen Wassersystem mit vielen Betroffenen 22
Wasser wird in der Schweiz nur zu einem Problem, wenn man nichts tut Vermeidung von Treibhausgasemissionen (Mitigation) Anpassung an den Klimawandel (Adaptation) Einordnen der hydrologischen Veränderungen 23
Der Königsweg: Vermeiden von Treibhausgasemissionen Schnelle und effiziente Reduktion Reduktion gelingt nicht (heutiger Weg) Mitigation © Schwanbeck und Weingartner (2021) 24
Integrales Wasser-Management (IWM) als Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen «Koordinierte Bewirtschaftung von Wasser, um das daraus resultierende wirtschaftliche und soziale Wohlergehen auf gerechte Weise zu maximieren, ohne die Nachhaltigkeit lebenswichtiger Ökosysteme zu gefährden» Anpassung: NFP61 weist den Weg © IWA, basierend auf Gesamtsynthese NFP61 (2015) 25
IWM Bund Kantone Übergeordneter Rahmen Konkrete Planung und Realisierung • Nationale Wasserstrategie • Kantonale Wasserstrategie • Impulsprogramm für IWM • Gezielt verlässliche Daten bereitstellen • Grobscreening zur Identifikation • Integrale Bewirtschaftung der Ressource von Problemregionen Wasser [in einem sektoriellen Ver- waltungsumfeld] anstreben • Staatliche Anreize • Nachhaltigkeit als Conditio-sine-qua-non Anpassung: NFP61 weist den Weg © basierend auf Gesamtsynthese NFP61 (2015) 26
So weit, so gut Trotzdem besteht eine gewisse Ratlosigkeit Wasser und Klima in der Schweiz: Wie weiter? Die Wissenschaft hat ihre Hausaufgaben Wie schaffen wir den Übergang von der weitgehend gemacht, wenigstens aus Theorie zur Realisierung von Massnahmen? naturwissenschaftlicher Sicht Wann wird endlich konsequent gehandelt? Freude und Ratlosigkeit © Fotos: mami.ch, berufliche-neuorientierung.ch 27
Kaum vorausschauendes Handeln Bund Kantone Bundesrat sieht beim Bund keinen direkten Handlungsbedarf mehr «Nach Ansicht des Bundesrats stehen genügend aktuelle Grundlagen [..] zum Wassermanagement zur Verfügung» Antwort des BR auf Postulat «Wasserversorgungssicherheit und Wassermanagement» von SR Rieder Im Klartext: Die Kanton sind in der Pflicht zu handeln Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? 28
Fehlende oder ungenügende Datengrundlagen «Für die effiziente Planung einer nachhaltigeren, regionalen Wasserversorgung sind die Datengrundlagen und die Transparenz unbedingt zu verbessern» Weingartner et al. (2015) zur Region Crans-Montana- Sierre Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? © Photo: koigarten-mueller.de 29
Fehlende oder ungenügende Planungsgrundlagen «Das Projekt bedarf einer Festsetzung im kantonalen Richtplan, damit die verschiedenen Nutz- und Schutzinteressen abgestimmt werden können» Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? © Photo: Weingartner 30
Fehlentwicklung bei der Bewässerung Fakten zur Bewässerung • 5% der Nutzfläche • Wirtschaftlich lohnend bei Gemüse, Beeren, Obst und Kartoffeln • 2010 – 2016: Zunahme der Gemüseanbauflächen um 25% Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? © Lanz (2021) 31
Fehlentwicklung bei der Bewässerung vgl. Entnahmeverbote 2003, 2011, 2015, 2018 Gemüse Erhöhter Bedarf Verschärfung an der Situation in anbau Bewässerungs- trockenen + 25% wasser Jahren Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? © Photo: aus Lanz (2021) 32
NFP61 weist den Weg im Bereich der Bewässerung 33
Langwierige und unergiebige Wertediskussionen am Einzelprojekt und Justizialisierung der Politik «Stellvertreterkrieg» am Einzelprojekt Ökologie Ökonomie Energiezukunft Service public u.a.m. • Von Projekt zu Projekt formieren sich die Fronten neu • Ein Hin und Her, um nach langer Zeit zum Bundesgerichtentscheid zu gelangen .. Woran mache ich meine Ratlosigkeit fest? © Photo: Rolf Weingartner 34
Systemische Risiken Interessanter Ansatz des WBGU wie Klimawandel, Pandemien, Cyberattacken zwischen Hoffnung und Utopie 1. Globale Dimension 2. Hochkomplexe Wechselwirkungen 3. Schwellenwerte können zu unerwarteten Entwicklungen führen 4. Von Politik und Gesellschaft unterschätzt Resiliente und nachhaltige (Wasser-) Systeme Raus aus der Ratlosigkeit – Aber wie? © Photo: Rheumaliga Schweiz
Die grosse Transformation • Aktive Förderung des • Unterstützung und • Daten erheben Transformations- Befolgung inter- • Entwicklung • Ökonomie, die prozesses nationale Klima- gemeinsamer nicht mehr auf • Weichenstellung für abkommen Visionen als fossilen Energien einen Struktur- Rahmen für das beruht wandel und für den • Förderung der Einsatz klima- Solidarität staatliche verträglicher Handeln Innovationen Ist wissensbasiert orientiert sich an erfordert einen setzt auf globale neuen Leitbildern gestaltenden Staat Kooperation Was meint das Podium? WBGU: Die grosse Transformation .. (Kernpunkte) 36
Wissenschaftliche Kenntnisse 1991 • Von qualitativen zu quantitativen Aussagen • Konsistente Aussagen • «Sichere» Aussagen (Rolle der Temperatur!) Aber auch: • Naturwissenschaftlich dominiert • Integrative und anwendungsorientierte Sichtweise zu wenig ausgeprägt heute Schluss 37
Wissenschaftliche Kenntnisse Politische Priorisierung 1991 «Wie die schweizerische Klimapolitik durchstartete Hol- oder und abstürzte» Bringschuld? Republik 28. Mai 2020 Wahlen 2019 13. Juni 2021 heute ? Stagnation 38
Zitat aus dem Jahr 1990 «Die kausale Bedeutung des Klimas sowie Kerry Kelts die Irreversibilität einer Klimaänderung stellt Erster Direktor ein ernstes Problem dar. ProClim [..] Die nächsten 15 Jahre sind in der Frage der Massnahmen entscheidend» 2005 ist längst vorbei – Systematisches Nichterreichen der gesteckten Ziele 39
Wenn eine Generation ihre Probleme nicht löst, muss sie die nächste Generation ausbaden. Auch beim Wasser. © Foto: Weingartner 40
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