Das liebhaberorchester 12017 - Vorhang auf: Organisation von Liebhaberorchestern - BDLO
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1 2017 ISSN 0460-0932 61. Jahrgang Das liebhaberorchester Zeitschrift für das Liebhabermusizieren Vorhang auf: Organisation von Liebhaberorchestern Musikpolitik als Verbandsauftrag Mit der »Zauberflöte« in Afrika
Editorial Das klingt doch Liebe Leserin, lieber Leser, gleich viel besser! K ennen Sie den Spruch »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«? Der kam mir in den Sinn, als ich überlegte, wie ich auf den Themenschwer- unser Themenschwerpunkt dazu beitragen kann, Inte- resse (und Lust) zu wecken, sich auch übergeordnet – also auf Bundesebene – (mit-)organisierend zu betei- punkt dieses Liebhaberorchester-Heftes – Organisa- ligen? tion – hinweisen könnte. Denn, Hand aufs Herz, wer kümmert sich schon gern um die Organisation, um Einen zweiten Themenschwerpunkt in diesem Heft Die Arcus-Bögen sind die ersten Bögen, die all die für den reibungslosen Ablauf eines Konzerts ergeben weitere Beiträge zur »Willkommens-« oder viel- für moderne, metall-umsponnene Saiten notwendigen Kleinigkeiten? Letztlich ist das nämlich leicht besser »Begegnungskultur«: Dazu erreichte uns entwickelt wurden. Seit 1999 am Markt, eigentlich eine ziemlich undankbare Aufgabe: Wenn ein Leserbrief (S. 13), der den Anstoß gab für das Inter- sind wir heute Weltmarktführer bei Profi- alles glatt läuft, bemerkt niemand, was vorher und im view mit Prof. Christian Höppner, dem Präsidenten des Musikern. Hintergrund an Überlegungen, Absprachen, Telefona- Deutschen Kulturrats und Generalsekretär des Deut- Das Kräfte-Ungleichgewicht zwischen ten, E-Mails, Transporten usw. notwendig war. Aber schen Musikrats. Außerdem finden Sie diverse Berichte Foto: G. Schneider weichen Holzbögen und steifen modernen wehe, wenn etwas nicht klappt – dann ist das Geschrei über musikalische und anderweitige Begegnungen Saiten macht das Spiel unnötig schwierig. groß … Deshalb sei dieses Heft mit seinen Artikeln zur und Initiativen in Deutschland, wie auch beispielweise Die Arcus-Bögen haben eine viel höhere Konzertorganisation, Veranstaltungssicherheit, Proben- in Norwegen, Italien, Südafrika und Japan. Spannkraft und Festigkeit und lassen ordnung und Kommunikation allen gewidmet, die ver- sich deshalb viel einfacher spielen. Durch suchen, geduldig und energisch, umsichtig und initia- Haben Sie schon bemerkt, dass Sie ein dickeres Heft in ihre hohle Kohlefaserstange klingen sie tiv die Fäden in der Hand zu halten, um das jedes Mal Händen halten als bisher? Wir haben vier Seiten zuge- außerdem schöner und größer. Tatsächlich erneut spannende Unterfangen »Wir geben ein Kon- legt – und trotzdem nicht alles unterbringen können. hat der Bogen einen größeren Einfluss zert« gelingen zu lassen. Auch deshalb liegt Joachim Landkammers Augenmerk auf den Klang, als die meisten Menschen in seiner Reihe Die schöne Stelle diesmal auf der … glauben. Wer mag, schaue auch noch in ältere Liebhaber Pause. Soll heißen: Der Autor legt eine Pause ein und Bei vielen Geigenbauern in Deutschland orchester, etwa Heft 2/2008 mit dem Themen- recherchiert weiter in aller Ruhe für seinen nächsten können Sie Arcus-Bögen probieren. schwerpunkt Orchesterspielregelkontroverse oder: Wie Beitrag im kommenden Heft. Auch auf den Abdruck Gerne schicken wir Ihnen aber auch völlig viele Regeln braucht ein Orchester? oder amüsiere sich einiger Buch- und Noten-Rezensionen mussten wir, unverbindlich eine Auswahl an Bögen zu. (erneut) an Joachim Landkammers bitter-bös-bissiger weil sie keinen Platz mehr fanden, leider verzichten. Typologie Der Organisator (Heft 1/2009). Rezensio- Sie sind aber im Internet zu finden, siehe: bdlo.org/ Übrigens klingen nicht nur einzelne nen verschiedener Bücher zur Organisationsthematik zeitschrift/online-rezensionen. Instrumente, sondern auch ein mit vielen gab es auch schon wiederholt, etwa: Wieland Ulrichs Arcus-Bögen ausgestattetes Orchester & Gunter Sokolowsky, Orchester-Ratgeber für Einstei- Kontroverse Beurteilungen hat unser letztes Titelbild deutlich klarer und schöner. Wenn Sie das ger (Heft 1/2010), Dr. Albert Ascherl, Vereinsmanage- mit den am Kontrabass spielenden Kindern erfahren: gerne mal ausprobieren würden, rufen ment in 30 Schritten – Strategie & Führung oder Alois So erreichte uns einerseits ein geradezu überschwäng- Sie uns einfach an. Wir kommen gerne zu Schöpf, Das erfolgreiche Konzert – Eventmanagement liches E-Mail aus Öhringen (»Sehr geehrte Herren, zu Ihnen und statten das ganze Orchester für Musikvereine (beide in Heft 1/2012). Ein amüsan- dem sehr ansprechenden, reizenden Titelblatt Ihrer testweise aus. Sie werden Ohren machen! tes Büchlein, das 1956 im Heimeran-Verlag erschien, Zeitschrift muß man Sie beglückwünschen!«), während ist leider vergriffen, also nur noch antiquarisch erhält- die Szene von anderer Seite als: »eines der schlechtes- lich: Hans Günter Hauffe, Vereinsbrevier – Recht, Takt ten Titelbilder«, das wir je hatten, bezeichnet wurde, und Taktik für Vorstände und Mitglieder, Veranstalter dessen »Witz, wenn denn einer gemeint war«, oder und Teilnehmer, mit Beispielen für Aufrufe, Satzungen, auch dessen »Bezug zum Heft« gar nicht zu verste- Einladungen, Protokolle und Reden. Und zwei neue zur hen sei. Tja, über Geschmack lässt sich entweder nicht Thematik passende Rezensionen finden Sie in diesem oder trefflich streiten – deshalb, wie eingangs schon Heft, siehe S. 60ff. erwähnt: Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Ebenfalls zur Thematik Organisation gehört die BDLO- Angenehme und erquickliche Lektüre wünscht www.arcus-muesing.de Präsidiumsneuwahl bei der Mitgliederversammlung Ihr/euer im Mai 2017 in Magdeburg. Fünf (bereits bekannte) Michael Knoch Kandidat/inn/en stellen sich auf den Seiten 26 bis Titelbild: altomedia / 123RF 28 kurz vor. Darüber hinaus wären aber ein bis zwei Stock Foto, Tsung-Lin Wu / Arcus/Bernd Müsing KG 123RF Stock Foto weitere, neue Kandidat/inn/en wünschenswert. Ob Montage: M. Pagenkopf Max-von-Laue-Str. 20 - 97080 Würzbug Tel. 0931-45211-0 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 3
Adressen Impressum Inhalt BDLO-Geschäftstelle BDLO-Präsidium Nordrhein-Westfalen Herausgeber: 6 Terminkalender: Kurse, Seminare, 37 Mitteilungen aus den Ländern Bundesverband Deutscher Bundesverband Deutscher Helge Lorenz (Präsident) Bernerstraße 7, 01217 Dresden, Dr. Elisabeth Birckenstaedt (Vorsitzende des Landesverban- Workshops & Orchestertreffen 37 Bayern Liebhaberorchester e.V. Liebhaberorchester e.V. lorenz@bdlo.de des der Liebhaberorchester NRW e.V.) Habichtstraße 55, (Präsident: Helge Lorenz) 39 Baden-Württemberg Glashütter Straße 101a Dr. Elisabeth Birckenstaedt (Vizepräsidentin) Habicht 45134 Essen, Fon (0201) 84 39 99 39, Fax (0201) 43 95 33 00, Glashütter Straße 101a, 01277 7 Die Organisation eines Konzerts 40 Berlin-Brandenburg 01277 Dresden straße 55, 45134 Essen, Fon (0201) 84 39 99 39, info@nrw.bdlo.de, www.liebhaberorchester-nrw.de Dresden, www.bdlo.org, Hans-Martin Böhm 41 Mecklenburg-Vorpommern bdlo@bdlo.de, (0351) 810 42 38 Fax (0351) 802 30 23 Fax (0201) 43 95 33 00, ebirck@bdlo.de 42 Nordrhein-Westfalen Redaktion: www.bdlo.org Frauke Peuker-Hollmann (Vizepräsidentin) Walberlastraße 1, Nord Dr. Michael Knoch (Leitung) 10 Leitung und Aufsicht von Veranstaltungen 45 Sachsen-Anhalt 91077 Neunkirchen a.B., Fon/Fax (09134) 76 26, Wulf Hilbert (Vorsitzender des Landesverbandes (030) 824 01 08, Seminar-Eindrücke aus Würzburg 46 Thüringen redaktion@bdlo.de Mitarbeiter/innen fraukepk@bdlo.de norddeutscher Liebhaberorchester e.V.) Berner Heerweg 183, Michael Knoch Christoph Bruckmann Torsten Tannenberg Dr. Joachim Conradi, Schlegelstraße 14, 90491 Nürnberg 22159 Hamburg, Fon (040) 60 31 57 85 (p) / 42 88 53-288 (d), Dr. Michael Goldbach 48 Besondere Orchester Geschäftsführer Fon (0911) 59 13 09, Fax (0911) 59 48 36, conradi@bdlo.de Fax (040) 42 88 53-284, nord@bdlo.de, www.bdlo-nord.de Dr. Joachim Landkammer 12 Alles ist bereits gesagt, nur noch nicht von 48 Das Frauenorchesterprojekt FOP Fon (0351) 810 42 38 Dr. Michael Goldbach, Talstraße 18, 96120 Bischberg UMD Dr. Susanne Gläß (stellv. Vorsitzende Bremen) Torsten Tannenberg jedem – zu Diskussion und Meinungsbildung 49 Rainbow Symphony Cologne Anzeigenverkauf: tannenberg@bdlo.de Fon (0951) 60 16 53, goldbach@bdlo.de Mathildenstraße 8, 28203 Bremen, Fon (0421) 758 97 (p), im Orchester 50 Das 800. Mitgliedsorchester Torsten Tannenberg Dr. Michael Knoch, Blücherstraße 53, 10961 Berlin (0421) 21 86 01 09 (d), hb@bdlo.de (0351) 810 42 38, Matthias Pagenkopf Heike Heinz Fon (030) 824 01 08, redaktion@bdlo.de UMD Dr. Claudia Kayser-Kadereit (stellv. Vorsitzende tannenberg@bdlo.de 47 Orchesterjubiläum Mitgliederverwaltung/ Niedersachsen) Im Kamp 9, 49205 Hasbergen, Erscheinungsweise: halbjährlich (Juni/Dezember) 13 usikpolitik als Verbandsauftrag – zur M 50 Jahre collegium musicum ulm Buchhaltung Fon (05405) 80 89 47, Fax (05405) 80 89 48, nds@bdlo.de Redaktionsschluss: Frage, wie politisch Musikmachen sein darf Landesverbände Fon (0351) 65 57 37 98 Wolf Tobias Müller (stellv. Vorsitzender Schleswig-Holstein) 15. April / 15. Oktober (und muss) 51 Aus der Arbeit der Orchester heinz@bdlo.de Baden-Württemberg Sonntagsmoor 4, 25436 Uetersen, sh@bdlo.de Layout & Satz: Interview mit Prof. Christian Höppner onzertdokumentation K Matthias Pagenkopf Ulrich Perschmann (Präsident des Landesverbandes Baden- pagenkopf@bdlo.de vom 21. April bis 20. Oktober 2016 Matthias Pagenkopf Württembergischer Liebhaberorchester e.V.) Rheinland-Pfalz Druck: Lößnitz-Druck GmbH 17 it der Zauberflöte in Südafrika – oder: M Zeitschrift/Layout Lämmleshalde 12, 70376 Stuttgart, Fon (0711) 54 30 28, Erdmann Hollborn (Vorsitzender des Landesverbandes Rhein- Auflage: 6.500 Wie sich Schwarz-Weiß-Denken durch Musik 59 Besprechungen Einzelheft: 5,– Euro Fon (0351) 65 57 37 99 info@bw.bdlo.de, www.lbwl.de land-Pfälzischer Liebhaberorchester e.V.) Jakobsgarten 8, überwinden lässt 59 Prima vista – prima Stücke? Jahresabonnement: 7,50 Euro pagenkopf@bdlo.de 67069 Ludwigshafen, Fon (0621) 65 49 09, ISSN 0460-0932 Christoph Bruckmann 60 Bücher Bayern vorstand@rp.bdlo.de 64 Noten Letizia Turini Frauke Peuker-Hollmann (Präsidentin des Landesverbandes Die Redaktion geht davon aus, 19 Leserbrief Notenbibliothek Bayerischer Liebhaberorchester e.V.) Walberlastraße 1, Saarland dass Autor/inn/en der Veröffent lichung ihrer eingesandten 66 Das Notenrätsel – Folge III Fon (0351) 65 57 37 58 91077 Neunkirchen a.B., Fon/Fax (09134) 76 26, Thilo Wieske (1. Vorsitzender des Saarländischen Landesver- Artikel und Bilder zustimmen, 20 Fundstück: Eine Probenordnung von 1960 turini@bdlo.de info@bayern.bdlo.de, www.liebhaberorchester-in-bayern.de bandes der Liebhaberorchester e.V.) Schultze-Kathrin-Straße 9 und zwar im gedruckten Heft 67 Das Rätsel – Folge XXIX 66119 Saarbrücken, Fon (0179) 121 04 50, Das Liebh aberorchester wie auch auf der Webseite des BDLO. 21Spätromantische Werke für Streichorchester Berlin und Brandenburg info@saarland.bdlo.de A ndernfalls bittet sie um ent Michael Goldbach Rainer Vogt (Vorsitzender des Landesverbandes Berlin- sprechende Mitteilung. Ferner Brandenburgischer Liebhaberorchester e.V.) Calandrelli Sachsen geht sie d avon aus, dass die auf 24 Mitteilungen des BDLO den zur Veröffentlichung ein straße 18 f, 12247 Berlin, Fon/Fax (030) 771 97 01, Helge Lorenz (Präsident des Landesverbandes Sächsischer gesandten Fotos abgebildeten 24 Praxisseminar Ensemble & Improvisation rainer-a-e-vogt@freenet.de, www.lbbl-ev.de Liebhaberorchester e.V.) Bernerstraße 7, 01217 Dresden, Personen mit der Veröffent- 26 Aufruf zur Wahl des BDLO-Präsidiums Fon (0351) 403 48 17, Fax (0351) 40 43 69 60, lichung einverstanden sind. 28 BDLO-Mitgliederversammlung 2017 Hessen info@sachsen.bdlo.de, www.lslo.de 28 Ehrennadel des BDLO Wir haben uns bemüht, die Erast von Jasienicki (Vorsitzender des L andesverbandes Inhaber aller Urheberrechte der 29 Neue BDLO-Mitgliedsorchester Hessischer Liebhaberorchester) Westring 46, Thüringen in dieser Zeitschrift enthaltenen 30 Neues aus der BDLO-Notenbibliothek Texte, Noten und Bilder ausfindig 65824 Schwalbach, Fon (06196) 10 88, Fax (06196) 10 44, Dr. Wolfgang Müller (Präsident des Landesverbandes Thürin- 32 Bundesfreiwilligendienst beim BDLO Der BDLO hat eine Facebook-Seite, zu machen. Sollte dies im Einzel- info@hessen.bdlo.de ger Laienorchester e.V.) Südring 15, 98693 Ilmenau-Oberpör- fall nicht ausreichend gelungen 33 Konferenz »Music Lives!« in Norwegen auf der wir Sie aktuell über die BDLO- litz, Fon (03677) 87 75 70, info@thueringen.bdlo.de oder es zu Fehlern gekommen 34 Deutsches Musiktreffen 60plus Projekte (Bundesamateurorchester, Mecklenburg-Vorpommern sein, bitten wir die Rechteinhaber, in Bad Kissingen Bundesmusikwoche 50plus, Dirigierkurs) sich bei uns zu melden, damit wir Volker Schubert (Vorsitzender des Landesverbandes der Lieb- 35 44. Festival der japanischen Amateur und über Neuigkeiten aus der BDLO-Notenbibliothek berechtigten Forderungen unver- haberorchester in Mecklenburg-Vorpommern e.V.) Willi-Zachow- züglich nachkommen können. orchester in Chiba 2016 informieren. www.facebook.com/liebhaberorchester Weg 9, 19370 Parchim, Fon (03871) 26 70 06, info@mv.bdlo.de Hinweis der Redaktion: Die Redaktion überlässt es den jeweiligen Autorinnen und A utoren, ob sie alte oder neue Rechtschreibregeln anwenden wollen, denn immerhin schreiben sie ja hier nicht für ein S chulbuch, sondern für eine Verbandszeitschrift, die viele A nsichten und Haltungen r epräsentieren möchte. 4 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 5
Terminkalender Orchesterorganisation Kurse, Seminare, Workshops & Orchestertreffen Frühjahrs- Die Organisation eines Konzerts 28.12.2016–07.01.2017 Silvester? Mit Orchester! 19.05.–21.05.2017 Frühjahrsseminar und Mitglieder seminar Vom Westallgäuer Kammerorchester (gegründet 1997) erreichte uns folgende Konzert-Organisationsübersicht. selben Programm. Die zweite Aufführung bringt finan- ziell meist mehr ein, als sie kostet. Hans-Martin Böhm Missionarisches Zentrum Hanstedt bei Uelzen versammlung BDLO HVHS Roncalli-Haus Magdeburg des BDLO Ihr Fördervereinsvorsitzender Hans-Martin Böhm sagte sich nämlich »Wenn Du mal tot vom Rad fällst, muss Ein »Ablaufplan« regelt die zeitlichen Schritte von der BDLO Landesverband Nord Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester es weitergehen«, und so hat er zwei Pläne für die Kon- Programm-Festlegung über die Verteilung des Proben- zertvorbereitung erstellt, die nun jederzeit – auch von plans zusammen mit den Noten und die Besichtigung 20.01.– 22.01.2017 25.05.–28.05.2017 Kammerorchesterseminar Orchesterwerkstatt 19. und 20. Mai 2017 anderen – weitergeführt werden können. Wir stellen sie hier gern als Anregung für andere Konzert-Organisa- der Bühne bis zur Abrechnung nach den Konzerten. Ein »Kalkulationsblatt« umfasst auf einer A4-Seite alle Alteglofsheim Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester Scheersberg bei Flensburg BDLO Landesverband Nord Magdeburg tor/inn/en vor, denn die einzelnen Schritte auf dem wichtigen finanziellen Vorgänge, um »auf einen Blick« Weg von den ersten Programmüberlegungen bis zum erkennen zu können, ob ein Projekt realisierbar ist, 27.01.– 29.01.2017 25.05.–28.05.2017 HVHS Roncalli-Haus stürmischen Schlussapplaus (und sogar darüber hin- oder ob man sich um z.B. mehr Sponsoren kümmern Streicherkammerorchester Orchester-Seminar aus) dürften hier wie dort ja ähnliche sein. muss. Gesicherte Einnahmen / Ausgaben werden fett Essen Musikakademie Schloss Weikersheim gedruckt. Damit immer alle Beteiligten auf dem neu- D Landesverband der Liebhaberorchester NRW Landesverband Baden-Württembergischer er 1998 gegründete zugehörige Förderver- esten Stand sind, ist unbedingt gut sichtbar am Blatt Liebhaberorchester ein ist als gemeinnützig anerkannt und darf das Datum, ggf. sogar die Uhrzeit der letzten Ände- 17.02.–19.02.2017 • Projekt ePartitur Spendenquittungen ausstellen. Das Orches- rung einzutragen! Kammermusik für Bläser 02.06.–06.06.2017 • Kinnhalter, Schulterstütze, ter besteht aus 25 bis 30 Streicher/inne/n, Musi- Landesmusikakademie NRW, Heek Bundesamateurorchester ker/innen mit Blasinstrumenten werden hinzu enga- Alle Leser/innen werden herzlich um Ergänzungen Landesverband der Liebhaberorchester NRW Bayerische Musikakademie Hammelburg Saiten und Bogen – giert. Hier wird gern gesehen, wenn z.B. die Lehrerin und Verbesserungen gebeten oder auch um die Über- Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester 24.02.–28.02.2017 Evolution der Streich das erste Fagott spielt und mit einer Schülerin die mittlung eigener Organisationspläne. Kammermusikseminar und Bayerischer 23.06.–25.06.2017 instrumente in Spiel und zweite Stimme einübt: Die Jugendlichen freuen sich Der Ablaufplan Faschingssalon Streichquartett für Einsteiger über diese Anerkennung und sie »kosten« wenig oder Bayerische Musikakademie Marktoberdorf Landesmusikakademie NRW in Heek Klang nichts. Unser Ablaufplan hilft uns, vor, während und nach Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester Landesverband der Liebhaberorchester NRW • Ensemble & Improvisation unseren Konzerten weniger zu vergessen. Wir nutzen Wie bei den allermeisten Laienorchestern werden jedes ihn als Tabelle mit folgenden Spalten: Zeitabstand 29.03.–02.04.2017 14.07.–16.07.2017 Jahr zwei »Projekte« durchgeführt, eines im Januar und zum nächsten Konzert / Was muss getan werden? / Tänze für Orchester Streicher-Wochenende das zweite im Sommer. Das sind dann jeweils an zwei Wer muss es tun? / Ansprechpartner / ggf. Nr. einer Georgsmarienhütte (Landkreis Osnabrück) Forum Musikalische Erwachsenenbildung aufeinander folgenden Tagen zwei Konzerte mit dem- genauen Ausführungsanleitung. BDLO Landesverband Nord Osnabrück BDLO Landesverband Nord 31.03.–02.04.2017 Cello-Ensemble Arbeitsphase I 20.07.–13.08.2017 Gebühr: 75 Euro Bayerische Musikakademie Marktoberdorf 38. Internationale Ötztaler Kulturwochen Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester Obergurgl im oberen Ötztal, Österreich inkl. Unterkunft im EZ BDLO Landesverband Nord und Vollverpflegung 20.04.–23.04.2017 vom 19.–21. Mai 2017 Cello-Orchester 28.07.–30.07.2017 (sowie Möglichkeit der Teilnahme an Landesmusikakademie NRW in Heek 45. Festival der Stiftung Bund Japanischer der Mitgliederversammlung des BDLO Landesverband der Liebhaberorchester NRW Amateur Orchester am 21. Mai 2017) Kariya, Aichi (Japan) 27.04.–01.05.2017 Bund Japanischer Amateur Orchester Anmeldung und weitere Informationen: Kammermusikseminar Steingaden (Wies) 05.08.–12.08.2017 bdlo.org/projekte/seminare Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester 29. Internationale Orchestertage Landschloß Ort bei Gmunden 12.05.–14.05.2017 am Traunsee/Österreich Franz Xaver Frenzel (*1945): Kontrabass-Seminar Concertino für Piccolo- und Verein »Internationale-Musiktage« Schöfweg/Bayerischer Wald Querflöte mit Streichorchester unter Leitung von Marcus Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester Hartmann mit Maria Hartmann und Raphael Leone als Solisten Foto: Christine M irwald 6 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 7
Orchesterorganisation Orchesterorganisation 6 Monate: Programm, Datum, Ort des nächsten Pro- Mitspielende/n austeilen, Lokal-Reservierung nach Nun folgen »halbe« Beträge – Die Jahreskosten des Künstlerische Ausgaben jekts und Finanzrahmen festlegen, Konkurrenzveran- Konzert, Konzertkleidung und Notenständer bespre- Vereins werden auf die beiden Projekte verteilt. Hier listen wir alle Honorare auf, von ein wenig Ben- staltungen? Konzertankündigung auf die Webseite set- chen / ansagen, ggf. Leih-Instrument-Transport vor- zingeld für einzelne Nicht-Profis bis zu einer noch zen und an die Medien geben, Probenplan austeilen, bereiten, Stimmung in Auftrag geben und Rück- • Für die Nutzung des Musiksaals der Realschule als immer nicht angemessenen Aufwandsentschädigung ggf. Mitspielende an Rückmeldung (ob sie teilnehmen) transport organisieren, Pause im Konzert festlegen Probenraum müssen wir Miete zahlen. für professionell Musizierende. In den künstlerischen erinnern, Noten besorgen, Noten einrichten, Noten und Gastronomie benachrichtigen, Foto-Aufnahmen • Veranstaltungs-Haftpflichtversicherung über den Bereich gehört auch das Honorar für unsere Plakat- zustellen, für Saal Genehmigung beantragen. beauftragen. BDLO Designerin. 4 Monate: Infos zu Werken, zu Solist/inn/en und 1 Woche: Preisliste, Wechselgeld und Abrechnungs- • Freiw. Unfallversicherung bei der VBG für die Mit- zum Orchester für Medien, Programmheft. Sponsoren zettel an das Abendkassen-Personal geben. spielenden, die alle Vereinsmitglieder sind Anmerkungen um Finanzierung bitten. 1 Tag: Präsente für Solist/inn/en, Dirigent und Kon- • Kontogebühren und Notarkosten sind geschätzt Gelegentlich treffen kleine, nicht projektgebundene 2 Monate: Plakate entwerfen, Eintrittspreise und Vor- zertmeister bereitstellen. und eher zu hoch angesetzt. Spenden ein, die wir als »Eiserne Reserve« betrachten verkauf festlegen, Eintrittskarten anfertigen, Interes- Zum Konzertbeginn: Hinweis auf Handy und ggf. • Büromaterial wird zur Zeit privat gestellt. und zunächst nicht in die Projekte einrechnen. sierte per Rundmail informieren. Programmänderung ansagen. • Fixe Gebühr für Webseite 1 Monat: Medien (Zeitung) einen Artikel mit Bild In der Pause: ggf. Gespräche mit Sponsoren. • Kompensationszahlung in ein Aufforstungsprojekt Wer am PC mehr Erfahrung hat als wir, wird eine zuleiten. An Uhrzeiten für Haupt- und Generalprobe Nach dem Konzert: gemeinsames Einkehren, Dank von PrimaKlima – weltweit – e.V. wegen Klimabe- Tabelle einrichten, die automatisch Summen errech- erinnern. Aufführungsorte besuchen (Bühne, Stühle, an alle. lastung durch Fahrten zu Proben und Konzerten, net, und wird sich so einige Fehler ersparen. Ein ers- Licht, Podeste) und des Hausmeisters Handy-Num- Während der zwei Wochen nach dem Konzert: ausführlicher siehe bitte Leserbrief auf S. 19 dieses tes Beispiel – siehe mer notieren. Plakate auf Sponsoren-Logos prüfen, Abrechnung / Bilanz erstellen, Honorare überweisen, Heftes. www.bdlo.org/zeitschrift/aktuelle_Ausgabe Programme schreiben und auf Sponsoren-Logos prü- Rechnungen an Sponsoren schreiben, Medien-Reak- Beispiel einer fen. Abendkassen-Personal suchen. Honorarzettel mit tionen einsammeln, Zahlungseingänge kontrollieren, Bilanz der Neujahrs-Konzerte am 15. Januar 2016 in XXX und am 16. Januar 2016 in YYY Kalkulation/Abrechnung Bankverbindung ausdrucken und verteilen, Meldung ggf. Spendenquittungen ausfüllen, Zeitungs-Kritik auf an GEMA. die Webseite setzen. Bereich des Fördervereins Künstlerischer Bereich Einnahmen und Zuschüsse Verwaltungs-Ausgaben Künstlerische Ausgaben 2 Wochen: Plakate ausgeben, Vorverkauf begin- Dann: Vorbereitung des nächsten Projekts … Eintrittsgelder erhofft / sicher evtl. / sicher Fach Personen Kosten nen, Kosten für Präsente festlegen, eine Freikarte je XXX 672 Medien-Kontakt 100 Dirigent 1 1130 YYY 3234 Programm-Kopien 35 Solist/in 1 1 400 Plakat-Kopien 28 Solist/in 2 1 400 Erläuterungen zur Einnahmen und Zuschüsse Noten-Kopien 33,55 Konzertmeister 1 420 Kalkulation/Abrechnung • Einnahmen bei Konzerten, eher zu gering kalkuliert Ein wenig mehr Geld von dieser Seite rettete uns bei Notenleihe BDLO 80 Vl I 5 670 Zuschüsse Weltladen-Präsente 59,6 Vl II 4 510 • Die Stadt gibt uns für bis zu zwei Konzerten pro so manchem Winterkonzert, wenn wegen Schnee- Stadt XXX 850 Blumen-Präsente 90 Va 1 370 Jahr je 850 Euro. sturms weniger zahlende Gäste kamen als erhofft. Kulturamt XXX 1400 Miete XYZ-Saal 210 Vc 2 550 • Für das Neujahrskonzert erhalten wir 1.400 Euro Gemeinde YYY 250 Miete ZYX-Saal --- Dekoration Bühne --- Dir., Sol. und Streicher – Summe 4450 extra für Bläser. Verwaltungs-Ausgaben Zusatz-Beleuchtung --- • Sponsoring, z.B. Aufdruck von Firmen-Logos auf • Medienarbeit sind Rundbriefe, Informationen an Stadtwerke XXX 250 Miete Instrument --- Flöte 2 600 Plakaten und Programm Medien, Programm-Texte (VKW) E-Netze ZZZ 250 GEMA 597,66 Oboe 2 390 • Der Bezirk stellte einen Zuschuss von max. 1.900 • Kopierkosten für Noten und Programme Bank ... 100 Gemeinsames Essen 250 Klarinette 1 60 Sparkasse ... 500 Miete Probenraum ½ = 100,00 Fagott 1 510 Euro in Aussicht (unter Abzug eines eventuellen • Notenkauf oder Leihgebühren Haftpflichtversicherung BDLO ½ = 30,00 Horn 2 230 Überschusses). Noch fehlt der Bescheid, deshalb ist • Präsente für Solist/inn/en, Dirigent, Konzertmeis- Stiftung 50 VBG Unfallversicherung ½ = 37,50 Trompete 2 510 der Betrag nicht fett gedruckt ter; BDLO / LBLO ½ = 60,00 Posaune --- ---- Kontoführungsgebühren ½ = 20,00 • Spenden von Stiftung oder privat; hier steht nur • diese nach der ersten Aufführung wieder einzukas- Gerichts- / Notarkosten ½ = 100,00 Pauken 1 400 ein Pro-forma-Betrag, über unsere Bitte entschei- sieren und am nächsten Abend nochmal auszutei- vom Bezirk ZZZ in Aussicht gestellt* 1900 Büromaterial --- det das Stiftungsgremium erst später. len, bringen wir nicht übers Herz. Wir freuen uns, Webseite ½ = 35,00 Bläser, Pauken – Summe 2700 • Ggf. Vereins-Mitgliedsbeiträge; diese gibt es bei wenn Weltladen und Blumengeschäft zweimal lie- Klima-Kompensation ½ = 25,00 Musizierende gesamt 7150 uns nicht, also entfallen sie als Einnahmen. fern können. Grafik-Design 50 Manche Stiftungen und andere Zuschuss-Stellen wol- • Mietkosten für den Saal len im Voraus einen Finanzierungsplan. Den erstellen • Evtl. Blumenschmuck für die Bühne Verwaltungsausgaben -2.265,71 Künstlerische Ausgaben -7.200 wir gerne sehr früh, bevor erste Geldzusagen eintref- • Evtl. Zusatzscheinwerfer Einnahmen + 7.556,00 Gesamt-Ausgaben -9.465,71 fen: So wissen die Geldgeber untereinander noch • Evtl. GEMA-Gebühren (Höhe teils verhandelbar) Bilanz -1.909,71 Euro Stand 25.01.2016 Datei: Orchester → laufende Projekte → Jan 2016 nicht, wie viel Geld eingeht. Sie können ihre Zusage • Jede/r Mitspielende erhält zehn Euro für das Nur gesicherte Finanzen werden fett gedruckt »unvoreingenommen« machen. gemeinsame Einkehren nach dem Konzert. * Höchstmöglicher Zuschuss zu unserem musikpädagogischen Projekt, in dem wir elf junge Musizierende integrierten Für: Vorstand, Konzertmeister, Dirigent, Kassenprüfung Erläuterungen auf dem nächsten Blatt! 8 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 9
Orchesterorganisation Orchesterorganisation Leitung und Aufsicht von Veranstaltungen Seminar-Eindrücke aus Würzburg V mit den vorgesehenen Fluchtwegen vertraut zu machen. weiteres »Merkblatt« erstellt werden – ist in Arbeit … Michael Knoch erantwortung, Pflichten und Aufgaben bei über solcherlei Unkünstlerisches gar nicht nach. Aber Und natürlich ist auch zu überprüfen, ob sie frei passier- • Das Gebäudemanagement / Kulturamt sollte einge- einer Veranstaltung hatte Olaf Jastrob, Fach- der Reihe nach: Am Beispiel des Autofahrens machte bar sind bzw. während der Veranstaltung sein werden. schaltet werden, um gemeinsam Lösungsideen zusam- planer für Besuchersicherheit, sein Seminar Jastrob eindringlich klar, dass es verschiedene Ebe- Idealerweise gibt es sog. Panikbügel an den (Not-)Aus- menzutragen, immer mit dem Ziel, die Veranstaltungs-, überschrieben und folgendermaßen angekündigt: »Ob nen von Gesetzen, Verordnungen oder Vorschriften gangstüren. Für die Konzertaufnahme verlegte Kabel Arbeits- und Besuchersicherheit (aber auch die der kleine oder große Veranstaltung – auf die verantwort- gibt, die auch beim »Betreiben« eines Gebäudes oder im Fluchtweg sind auch so ein Kapitel für sich … Oder: Orchestermitglieder und aller anderen Beteiligten) zu lichen Organisatoren kommen viele Aufgaben zu, vie- eines Saals als Veranstaltungsort zu beachten sind. Ein Ist die Kirche, in der wir unser Konzert geben, überhaupt gewährleisten. Jede Veranstaltung braucht eine ver- les ist zu bedenken, und neben dem Spaß, den eine Auto darf nur fahren, wer einen Führerschein erwor- für Konzerte zugelassen? Primär sind Kirchen nämlich antwortliche, am besten speziell geschulte (Stichwort Veranstaltung macht, und für den sie gedacht ist, ben hat. Und das Automobil darf nur gefahren wer- Räume zur »Ausübung des Glaubens«. Ggf. wäre also »Führerschein«) vom Vermieter zu benennende Auf- eine Nutzungsänderung der Kirche zu beantragen, so sichtsperson bzw. einen sog. Veranstaltungsleiter. In dass auch Veranstaltungen / Konzerte stattfinden kön- der Versammlungsstättenverordnung seien besonders nen. Diese wäre wahrscheinlich beim Bauordnungsamt die §§38 bis 40 zu beachten. zu beantragen, und es gibt sie als permanente wie auch Mir scheint, hier muss jetzt stehen: Fortsetzung folgt. als temporäre, also auf die einzelne Veranstaltung bezo- Erste Fortsetzung gleich hier, nämlich ein doch gene (die wiederum jedes Jahr mit einer entsprechen- beruhigender Hinweis von Joachim Conradi: den Notiz erneuert werden könnte). Allerdings wird das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehand- Verantwortlich für die vom Referenten dargestellten habt … Wie gesagt, uns wurde der Kopf gewaschen. Auflagen und Pflichten ist immer der Betreiber (= Ver- Zum Schluss bekamen wir dann freundlicherweise aber mieter). Der Veranstalter (= der Orchestervorstand) doch noch einige Hinweise / Empfehlungen: ist neben dem Betreiber nur verantwortlich für jene Pflichten »die er vertraglich übernommen hat« (z.B. • Checkliste für Versammlungsstätten / Veranstalter BayVStättVO §38 Abs. 5). Eine solche vertragliche im Internet suchen! Vom BDLO könnte vielleicht ein Übernahme muss schriftlich(!) vereinbart worden sein. Direkt gegenüber angesprayt: ein Kontrapunkt zu all den Anzeige Paragrafen und Vorschriften Foto: Kirsten Wittschen spielt die Sicherheit der Besucher eine große Rolle. den, wenn es vom TÜV abgenommen worden ist. Und 29. Internationale Orchestertage Gmunden Bei Unfällen mit Personenschäden kann eine persön- vor jeder Fahrt sollte der Fahrer sich vergewissern, dass & liche, strafrechtliche Haf- das Fahrzeug in verkehrs- Schloss Ort bei Gmunden am Traunsee, Oberösterreich Leitung: Prof. Eduard Gert Felin und Dozenten tung der Verantwortli- Uns wurde ganz gehörig tüchtigem Zustand ist chen drohen. Hierzu gibt (Luft in den Reifen, Ben- Eingeladen sind gute bis sehr gute Instrumentalisten. »der Kopf gewaschen« es Regeln und Gesetze, zin im Tank? – um nur die Termin: 05.08.–12.08.2017 die einzuhalten sind.« Sein Vortrag versprach einen ganz elementar-banalen Aspekte zu erwähnen). Und Orchesterkonzert am 11.08.2017 im Kongresshaus Gmunden Überblick über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen der Fahrzeugschein sowie der Fahrzeugbrief (Zulas- Edouard Lalo: Symphonie espagnole und Gesetze zu geben, um die Zusammenarbeit der sungsbescheinigung Teil I und II) sollten auch vorhan- Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 3 auf verschiedenen Ebenen beteiligten Personen zu ver- den sein. bessern. Und um uns – den Vereinsvorständen, die im 7. Orchesterreise nach Namibia und Südafrika 07.04.–23.04.2017 Zweifelsfall letztlich zur Verantwortung herangezogen Woran erkenne ich als Veranstalter nun, ob der Saal Programme & Informationen: www.internationale-musiktage.at werden können – zu zeigen, wie wir Risiken minimieren oder die Kirche, wo unser Konzert stattfinden soll, über- info@internationale-musiktage.at · Telefon/Fax:+43 662 64 19 60 können und was wir unbedingt beachten müssen, ins- haupt als Konzertsaal zugelassen ist? Erste Anhalts- besondere die wichtigsten »Schutzziele der Versamm- punkte für eine ordnungsgemäße Abnahme von Seiten lungsstättenverordnung«. der Bauaufsicht und im Sinne der Versammlungsstät- tenverordnung bieten ein aushängender genehmig- Und was geschah? Uns, oder zumindest den meis- ter Bestuhlungsplan (DIN-2-Format mit grünem Stem- ten von uns, wurde, so schien mir, ganz gehörig »der pel des Bauamts) sowie ein aushängender Flucht- und Kopf gewaschen«: Denn geradezu blauäugig verlas- Rettungswegeplan und ein aushängendes Hinweisblatt sen wir uns darauf, dass der Gebäudeeigner oder -ver- zum Verhalten bei Brand / Notfällen (DIN-4-Format) – mieter alle für eine Veranstaltung relevanten Vor- alle in der Nähe des Saalein- bzw. -ausgangs zu finden. sichtsmaßnahmen bereits getroffen hat, und denken Oder eben nicht. Dann gilt es nachzufragen! Und sich 10 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 11
Orchesterorganisation Interview Alles ist bereits gesagt, nur noch nicht von jedem – Musikpolitik als Verbandsauftrag – zur Frage, zu Diskussion und Meinungsbildung im Orchester wie politisch Musikmachen sein darf (und muss) N Matthias Pagenkopf ach meinem kurzen Vortrag (im Rahmen des tag ohne Instrumente« miteinander ins Gespräch zu Die Veröffentlichung des Aufrufs der »Allianz für Welt- BDLO-Frühjahrsseminars 2015) zum Thema »Mit- kommen – zu insgesamt fünf Themen wie bspw. Pro- offenheit«, der der BDLO als Mitglied im Deutschen Kul- gliederwerbung und -gewinnung in Liebhaber- benteilnahme, Brauchen wir eine Obergrenze bei der turrat angehört, hat für Diskussion und teilweise für orchestern«, stellte mir einer der Seminarteilnehmer Aufnahme neuer Mitglieder? oder Wie verhalten wir Widerspruch gesorgt. So wurde der Redaktion etwa die überraschende Frage: Ob wir in unserem Orches- uns als Verein in einer sich zunehmend polarisierenden die unten abgedruckte Lesermeinung präsentiert. Wir ter für den »gegenteiligen Fall« eine Regelung hätten, Gesellschaft? Um dabei jedem Mitglied die Möglichkeit haben daher nochmal bei Prof. Christian Höppner, dem oder anders ausgedrückt: Wie wir mit älter gewordenen zu geben, sich zu allen angesetzten Themen äußern Präsidenten des Deutschen Kulturrats und Generalse- Mitgliedern umgehen, deren musikalische Leistungsfä- zu können, haben wir das Orchester3 zunächst nach kretär des Deutschen Musikrats, nachgefragt. Die Fra- higkeit langsam aber stetig abnimmt? Nein haben wir Zufallsprinzip4 in fünf Gruppen aufgeteilt. Jedes Vor- gen stellte Joachim Landkammer. nicht, aber es ist eine spannende Frage und ein durch- standsmitglied war verantwortlich für ein Thema und Herr Professor Christian Höppner, wie stehen Sie aus heikles Thema mit Konfliktpotential. Wenngleich hat sich mit einer Reihe von Fragestellungen, die wir zur Meinung unseres Lesers, »Politik« habe in einer sich bei uns – zumindest augenscheinlich – diese Frage vorab untereinander abgestimmt hatten, auf seine Rolle »Musikzeitschrift« nichts zu suchen? zunächst nicht stellt, war mir sofort klar, dass auch wir als Moderator des betreffenden »Themen-Tisches« vor- in unserem Orchester nicht umhin können, uns irgend- bereitet. Das bedeutete auch, mal nicht an »vorderster Ich habe großes Verständnis für diese Haltung, aber wann einmal auch darüber zu verständigen. Bei der wei- Front« mitzudiskutieren, mal nicht entscheiden zu müs- man wird auch sehen müssen, dass die Musik und teren Beschäftigung mit dieser Frage wurde deutlich: sen, sondern viel zuzuhören und möglichst alle, auch die das Musizieren nicht ganz so frei von Politik ist, wie Prof. Christian Höppner, Themen wie dieses sind zu bedeutsam, als dass darü- Stilleren, mit ins Gespräch einzubeziehen. Nach einer man sich das vielleicht denkt. Musik hat immer auch Präsident des Deutschen Kulturrats und Generalsekre- ber allein ein Vorstand beraten und entscheiden kann zuvor vereinbarten Zeit sind die Gruppen zum nächsten einen politischen Kern, sie vermittelt immer auch Bot- tär des Deutschen Musikrats und will. Schnell kamen weitere Themen auf den Tisch, Thema gezogen. Für uns Moderatoren war es spannend schaften. Ich halte es im Sinne unserer Demokratie für Foto: Nina Arens bei denen Gesprächs- und möglicherweise Handlungs- zu beobachten, wie grundverschieden sich dasselbe essentiell, dass jeder mit seinen Möglichkeiten sich hen sie mitten in der Gesellschaft? Ich glaube, es ist bedarf besteht. Doch wie bekommt man ein tatsächli- Thema am gleichen Tag, aber mit anderen Personen, auch dafür interessiert, was außen um den Elfenbein- beides. Ich habe höchstes Verständnis und auch Sym- ches Meinungsbild des Orchesters? Und wie gelingt es, in jeder Runde entwickelte. In durchaus beabsichtigter turm herum passiert, in den wir uns mit unserer Musik pathie dafür, wenn eine Blaskapelle, ein Männerchor alle Orchestermitglieder so mit einzubeziehen, dass am Umkehrung des bekannten Kongress-Bonmots, das als allzu gern zurückziehen. oder eine Band sagt: wenn wir Musik machen, dann Ende jeder das Gefühl hat: meine Meinung wurde im Überschrift herhalten musste, gelang es und war auch Gibt es also Ihrer Meinung nach so etwas wie machen wir das für uns und wollen einfach nur das Entscheidungsprozess gehört? wichtig, dass jeder sich zu allem äußern konnte. staatsbürgerliche Pflichten auch im privaten und tun. Ich hätte aber kein Verständnis, wenn ein ganzer »geschützten Bereich« des Laienmusizierens? Verband sagen würde: uns interessiert das alles nicht, Wenn sich in der jährlichen Mitgliederversammlung Das war die Basis für das anschließend abgehaltene wir engagieren uns da das Auditorium durch die diversen, mehr oder weniger Plenum, in dem die am kontroversesten diskutierten So ähnlich wurde ja auch bei den Musikhochschu- nicht und wir finden es Musik hat immer auch einen »trockenen« Tagesordnungspunkte von Tätigkeits- und Themen zusammengefasst und in großer Runde wei- len gefragt: sind sie ein geschützter Raum oder ste- auch nicht wichtig und politischen Kern, sie vermittelt Kassenbericht bis Entlastung des Vorstands gekämpft ter besprochen wurden. In Auswertung dieses Tages relevant – und dann u.U. immer auch Botschaften. hat, stehen erfahrungsgemäß beim dann noch obliga- haben wir den Orchestermitgliedern zunächst die E-Mail an die Redaktion sogar noch die Position torischen »TOP 0815 Sonstiges« die ersten bereits mit zusammengefassten Protokolle der einzelnen Themen- Betreff: Politik im »Liebhaberorchester« – nein danke vertritt: wer Musik macht, darf sich damit auch gar dem Mantel in der Tür – klar, die Bahn fährt gleich – runden unkommentiert zur Verfügung gestellt. Aus nicht befassen. Eine Kritik am Musikrat und am Kul- oder haben schon das Bier für den gemütlichen Teil in den Ergebnissen der Abschlussrunde wurde ein neuer Sehr geehrte Damen und Herren, turrat, die darauf hinauslaufen würde, deren Engage- der Hand. Dann noch ein Thema zu diskutieren, endet Orchesterleitfaden entwickelt, der nun unsere bishe- ich habe gerade das neue »Liebhaberorchester« ment in dieser Sache in Frage zu stellen und sie dar- entweder in einer ARD1-Runde, oder ich habe – immer rige und bereits etwas verstaubte Orchesterordnung 2/2016 S. 6 Artikel »Weltoffenheit« gelesen. Zum auf festzulegen, nur noch dafür sorgen zu sollen, dass schön die Reihenfolge der Wortmeldungen beach- ersetzt. Das Thema, dass den Anstoß zu dieser Ver- Inhalt des Artikels möchte ich nichts sagen. Ich wir »anständig Musik machen« können, würde ich ent- tend – nach zehn zwischenzeitlichen Redebeiträgen anstaltung gab, haben wir letztlich (noch) gar nicht finde, Politik gehört einfach nicht in eine Musikzeit- schieden zurückweisen. längst vergessen, was ich auf das vor einer gefühlten besprochen. schrift. halben Stunde Gesagte erwidern wollte. Ganz abgese- Ist das für Sie ein entscheidender Bestandteil Ihres Musik ist eine internationale menschenverbindende hen davon, dass es wohl in jedem Orchester etliche Mit- Es war ein für (Laien-)Orchester vielleicht ungewöhn Amts-Verständnisses? Sprache. Politische oder religiöse Einstellung der 1) Alle Reden Durcheinander glieder gibt, die sich gar nicht trauen, vor versammelter liches Format, dessen Vorbereitungsaufwand auch nicht 2) Mit »wir« ist der Vorstand Orchestermitglieder sollte Privatsache bleiben. Ob Ich bin 2004 als Generalsekretär im Musikrat mit die- unseres Orchesters gemeint Mannschaft das Wort zu ergreifen. Also war klar: Das zu unterschätzen ist. Aber es hat sich gelohnt! – so die nun ein Mitglied z.B. die Linke oder die AfD wählt, sem Satz angetreten: Ich möchte, dass die Arbeit des 3) Reichlich die Hälfte der akti- ist ebenso wenig der geeignete Rahmen, wie die übli- einhellige Meinung derer, die an dieser »basisdemokra ven Orchestermitglieder waren über die Musik fühle ich mich mit ihm verbunden. Deutschen Musikrats und seiner Mitglieder musikpo- unserer Einladung gefolgt chen Debatten in den Probenpausen oder nach Proben- tischen Übung« teilgenommen haben – für die Mitglie- 4) Der Zufall ist hilfreich, wenn Das gilt ebenso für andere Unterschiede (Herkunft, litischer wird. Das hat sich, in meiner Wahrnehmung schluss in der Kneipe. der, die damit unsere Orchesterzukunft mitgestalten man vermeiden will, dass sich Hautfarbe, homo/hetero usw.). zumindest, auch in diese Richtung entwickelt und immer diejenigen in einer konnten, und für den Vorstand, der für seine weitere Gruppe zusammenfinden, die Mit freundlichen Grüßen beeinträchtigt überhaupt nicht die fachliche Arbeit für So überraschten wir2 unser Orchester mit der Ankündi Arbeit am enormen kreativen Potential aller Orchester- ohnehin ähnlicher Meinung Dr. Peter Schnittker, Bremen adäquate Rahmenbedingungen des Musikmachens. sind gung: Wir alle gehen in Klausur, um an einem »Proben- mitglieder partizipiert. 12 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 13
Interview Interview Das Letztere mag in einigen Aspekten noch nicht ganz Thema für Experten war, inzwischen aber eine breite ständig abschotten. Im Sinne einer »Transkultur« findet da große Verdienste hat – von der Arbeit der Vereine gelungen sein – z.B. beim Thema der musikalischen Bil- gesellschaftliche Aufmerksamkeit gefunden hat) die ständig die Begegnung unterschiedlicher kultureller ab, aber auch in Kindertagesstätten und Schulen fin- dung für jeden Bürger in unserem Land und auch im Möglichkeit der Musikausübung und auch das Ama- Strömungen statt, was freilich nicht zu verwechseln det das viel zu wenig statt (Stichwort: ausfallender Bereich des Laienmusizierens gibt es noch Nachholbe- teurmusizieren und die musikalische Bildung betreffen ist mit beliebiger Vermi- Musikunterricht). Auch darf, auch wenn sich da in den letzten Jahren gemein- wird, sind wir in der Pflicht, hier nicht nur Aufklärung schung, also mit dem, Eine »Reinkultur«, eine solche M ono - wenn man sich die Cur- samschaftlich viel entwickelt hat – aber trotzdem bin zu betreiben, sondern auch eine Position zu beziehen. was lange Zeit unter dem kulturalität kann es, wenn überhaupt, ricula ansieht, wird klar, ich heilfroh, dass wir Musikpolitik auch als Teil von Was motiviert Ihr öffentliches Eintreten für die im Stichwort »Multikulti« nur in totalitären Systemen geben, dass den Heranwach- Gesellschaftspolitik verstehen. Die meisten Mitglieder, grassierte. Das ist eine senden viel vorenthalten Aufruf der »Allianz für Weltoffenheit« genannten die sich vollständig abschotten. die sich dazu äußern, sehen das auch so; die Resoluti- für mich ganz furchtbare wird von dem, was wir an Anliegen? onen, die einmal jährlich auf den Mitgliederversamm- Vorstellung, weil wir ja eher uns dahin entwickeln soll- kultureller Vielfalt haben, auch im Bereich des kulturel- lungen des Deutschen Musikrates (immer einstimmig) Die kulturelle Vielfalt in unserem Land, dieser Reich- ten, zwar Gemeinsamkeiten zu erkennen, aber auch len Erbes. Und das ist wirklich ein großes Versäumnis, verabschiedet werden, sind ja schon seit Jahren von tum, den wir trotz mancher Beschädigung der kultu- Unterschiede anzuerkennen – die kulturelle Vielfalt denn wenn man heranwächst und mit Mitte 40 viel- einem starken musikpolitischen Gehalt geprägt. rellen Infrastruktur durch Kürzungsmaßnahmen immer lebt auch von dem Erkennen und dem Respektieren leicht das erste Mal mit einer Bach-Kantate konfron- noch haben, beruht auf dem Grundverständnis, dass des Unterschiedes. tiert wird, besteht das Risiko, dass viel von dem kul- Stößt diese Tendenz zur Politisierung der Kultur musikalische Bildung sowie auch die Förderung des turellen Reichtum an der Persönlichkeitsentwicklung aber nicht auch manchmal auf Kritik? Aber ist nicht die Betonung und Bevorzugung des Laienmusizierens eine öffentliche Aufgabe ist und zur vorbeigeht. Eigenen, des National-Kulturellen, auch eine Form Eher selten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, wo ich aus der öffentlichen Verantwortung gehört, und damit auch des Beharrens auf einem Unterschied? Um noch einmal auf unser ursprüngliches Thema Laienmusik zumindest ein vereinzeltes Signal erhalten überwiegend öffentlich (d.h. durch Ko-Finanzierungs- zurückzukommen: welche Aufgaben sehen Sie für habe, dass sich der Musikrat nicht engagieren soll, und modelle ehrenamtliches Engagement ergänzend) Ich glaube zunächst in der Tat, dass das Thema des die Laienmusik im Bereich von Integration und Will- zwar im Bereich der geplanten Freihandelsabkommen finanziert werden muss. Die Gemeinwohlorientierung kulturellen Erbes bei uns unterrepräsentiert ist, aber kommenskultur? CETA, TTIP und TiSA, den Privatisierungsvereinbarun- im politischen Handeln müssen wir auf allen Feldern es muss verstanden werden im Sinne einer lebendi- gen für öffentliche Dienstleistungen. Natürlich können auch einfordern. Sie wird durch die zunehmende Öko- gen Gegenwartskultur. Ein Bundestagsabgeordneter Ich finde wirklich sehr beachtlich, was da mittlerweile die Verbände sagen, das Thema hätte nichts mit Musik nomisierung aller gesellschaftlichen Lebensberei- hat mir vor einiger Zeit, als wir auf Bach zu sprechen alles geboten wird, allein wenn man das auf der ent- zu tun, sondern das haben die Wirtschaft und die poli- che mehr und mehr in Frage gestellt, etwa durch die gekommen waren, im Vieraugen-Gespräch gesagt: sprechenden Plattform des Musikinformationszen tischen Parteien zu behandeln und sonst niemand. nächste Zeitbombe, die da tickt, die noch weitgehend »Na, Bach, das ist doch Museumskultur!« Da wäre ich trums2 Genannte betrachtet. Unabweislich scheint mir Aber da wir wissen, dass TTIP (das am Anfang nur ein unbekannten TiSA-Pläne. Weil die Überzeugung, dass ihm vor Empörung fast an die Gurgel gegangen, denn aber auch die Forderung, dass für das ungeheure ehren- die gesellschaftlichen Kreativpotentiale im Sinne des das zeigt im Grunde genommen, wie simplifiziert das amtliche Engagement auf dem Weg von einer Willkom- Anzeige Gemeinwohls geschützt, befördert und weiterentwi- Denken zu diesem Thema ist. Es gibt doch nichts Aktu- mens- zu einer Integrationskultur verlässliche Struk- ckelt werden müssen, immer mehr im Rückzug ist bei elleres als eine Bach-Kantate oder die h-Moll-Messe! turen geschaffen werden. Zum einen muss man das Bund Deutscher den politisch Handelnden, glaube ich, dass wir noch Ich glaube, dass wir, was die Präsenz dieses unglaub- Ehrenamt stärken, durch Verbesserung der Rahmen- Blasmusikverbände e. V. Musikakademie politischer werden müssen, als wir es jetzt schon sind. lich reichen Schatzes des kulturellen Erbes angeht, bedingungen wie bei der Bereitstellung von Räumlich- eine fehlende Balance haben im Vergleich zu den zwei keiten, bei der Übungs- Wie schätzen Sie das gegenwärtige, bis in manche anderen Säulen der UNESCO-Konvention zum Schutz leiterpauschale und bei Ich würde immer dazu ermuntern, Parteiprogramme hinein festzustellende Bestreben und zur Förderung der kulturellen Vielfalt 1. Unter »kul- Sachaufwendungen; zum nicht zu defensiv in die kulturelle ein, die »deutsche« Kultur zu priorisieren, die Kultur tureller Vielfalt« wird sowohl in den Medien als auch anderen braucht es aber im Ganzen zu re-nationalisieren? Vermittlung hineinzugehen. im Sprachgebrauch der Politiker meist nur der interkul- eine Professionalisierung Ich teile die verbreitete Wahrnehmung, dass das, turelle Bereich, der sich auf die anderen Herkunftskul- (durch Aus-, Fort- und Weiterbildung) der hauptamtli- was wir als unser »kulturelles Erbe« bezeichnen, der- turen bezieht, verstanden: aber das ist nur die dritte chen Verantwortlichkeiten. Ich will auch eine sehr per- zeit nicht adäquat präsent ist. Es gibt aber das große Säule der Konvention. Sie ist angesichts der vielen sönliche Überzeugung nicht verschweigen: Ich würde Missverständnis eines sehr eingeengten Blickwinkels geflüchteten Menschen in unserem Land sehr wichtig, immer dazu ermuntern, nicht zu defensiv in die kultu- bei dem Versuch, die »deutsche Kultur« zu definieren, aber genauso wichtig ist zum einen das, was die Kon- relle Vermittlung hineinzugehen. Es gilt, Neugierde auf Bildung weil man außer Acht lässt, dass es die »deutsche Kul- vention als »zeitgenössische künstlerische Ausdrucks- das Unbekannte zu wecken sowohl bei den Menschen, Die tur« so nie gegeben hat. Kulturen haben sich immer formen« bezeichnet, wozu auch die Jugendkulturen die sich engagieren in dieser Arbeit mit den Geflüch- Bewegt gegenseitig beeinflusst, auch ein Goethe ist gereist, gehören; zum anderen eben, was die Konvention als teten, als auch bei den Menschen, die zu uns gekom- Der Ort für Ihre Fortbildung, auch die ganz großen Komponisten sind immer beein- erste Säule nennt: das kulturelle Erbe. Das Gleichge- men sind: ihnen sollte man prägnant, offen, ohne Vor- Orchester- und Chorproben flusst worden: zwar in andrem Maße und Tempo als in wicht ist derzeit gestört, und zwar zu Lasten des kul- behalte und ohne Scheu das vermitteln, was unseren sowie Tagungen 1) Vgl. der heutigen globalisierten Welt, aber eine »Reinkul- turellen Erbes, davon bin ich inzwischen überzeugt. kulturellen Reichtum ausmacht. Hier sind zum Teil http://tinyurl.com/hwkycfq www.bdb-musikakademie.de tur«, eine solche Monokulturalität kann es, wenn über- Da müssen wir sehr viel mehr tun, das hängt natür- noch Beklemmungen und Verklemmtheiten zu spü- http://tinyurl.com/gpzgvd4 2) Vgl. haupt, nur in totalitären Systemen geben, die sich voll- lich gerade – und ich weiß, dass das Laienmusizieren ren in diesen Projekten; wir können da unbefangener http://tinyurl.com/heze7lx 14 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 15
Interview Begegnung der Kulturen Mit der Zauberflöte in Südafrika – oder: Wie sich Schwarz-Weiß-Denken durch Musik überwinden lässt herangehen. Ganz wichtig ist mir, klarzumachen, dass indem ich von Anfang an eine möglichst große Band- Mai 2016 in Johannesburg: Mozarts Zauberflöte im Joburg die Werte und Normen des Grundgesetzes in unserem breite kultureller Vielfalt im Leben eines heranwach- Theatre. (Regie: Christoph Land nicht verhandelbar sind, das gilt für jeden Men- senden Menschen möglich mache: damit jeder seinen Dammann, Dirigent: Desar schen bei uns gleichermaßen. Das Grundgesetz ist Weg findet. Es geht gewiss nicht darum, dass ich ganz Sulejmani) Im Bild: Caroline Nkwe als weit angelegt, aber Grundrechte wie Menschenrechte, viele Mozart-Fans oder Bach-Jünger ausbilden lassen Pamina und Musa Nkuna als Freiheit der Künste usw. sind nicht verhandelbar, und möchte, sondern darum, dass jeder auf der ganzen kul- Tamino Foto: Wolfgang Seyfert ich finde, auch da sollten wir, gerade in dieser ehren- turellen Bandbreite, die er erfahren kann, seinen Weg amtlichen Arbeit, einen sehr klaren Standpunkt haben findet. Diese Neugierde auf etwas, was ich noch nicht und diesen auch einfordern. kenne, das Suchen nach Gemeinsamkeiten, aber auch das Erkennen und Respektieren von Unterschieden, ist Gibt es Ihrer Meinung nach so etwas wie einen völlig unterentwickelt in unserer Gesellschaft, beileibe intrinsischen Konservativismus der Laienmusiker? nicht nur und auch nicht in besonderem Maß unter Reagieren Laienmusiker insgesamt vielleicht beson- den Laienmusizierenden. ders bedächtig und übervorsichtig auf gesellschaft- liche Veränderungen? Eine letzte Frage: Verfolgen Sie unsere Zeitschrift und was halten Sie von ihr? Vielleicht bin ich da zu romantisch verklärt (und außer- dem konnotiere ich »konservativ« zunächst eher posi- Die Zeitschrift wird mir regelmäßig vorgelegt mit den tiv). Für mich ist wichtig, dass jeder mit seiner persön- Hinweisen auf die für unsere Arbeit relevanten Stel- lichen Leidenschaft und Begeisterung sein Thema len; insoweit fasse ich sie als wichtige und informa- pflegt; jede Pflanze auf diesem weiten Feld soll wach- tive Meinungs-Pipeline auch für meine Arbeit auf. Die sen dürfen, aber die Ermunterung, dabei über den nicht einfache Balance zwischen Selbstdarstellung des eigenen Tellerrand zu schauen, darf als »Dünger« für Verbands und eigener Themensetzung könnte man die Pflanze gern dabei sein, nicht als Pflicht, aber eben sich manchmal etwas stärker in Richtung der Themen- als Ermunterung. Richtig ist jedoch, dass wir sowohl in setzung verschoben denken, aber ich weiß aus unse- N der Politik als auch in der Zivilgesellschaft (und damit rer eigenen Arbeit mit dem »Musikforum« , wie schwie- ie zuvor war ich in Afrika gewesen. Und dann ten Begegnung noch etwas ungewohnt anfühlte, kam Christoph Bruckmann in den Musikverbänden und im Kulturrat) das große rig das ist. diese Anfrage zu Anfang des Jahres 2016, ob einem bereits nach der zweiten Probe völlig normal Thema der »Angst« in unserer Gesellschaft, als Angst ich Zeit und Lust hätte, im Mai nach Johan- vor, und spätestens nach der Premiere konnte ich mir Lieber Herr Professor Höppner, vielen Dank für das vor dem Neuen, dem Unbekannten und Fremden, nicht nesburg zu fliegen und dort als Mitglied des Ger- gar nicht mehr vorstellen, dass man z.B. die Rolle des Gespräch. genug berücksichtigen und nicht wissen, wie wir damit man Rhine Philharmonic Orchestra fünf Vorstellungen Papageno jemals anders besetzten könnte als mit umgehen sollen. Aber das würde ich überhaupt nicht von Mozarts Zauberflöte zu spielen. Natürlich hatte Aubrey Lodewyk, dem wunderbaren südafrikanischen dem Laienmusikertum in besonderer Weise zuschrei- ich Lust. Auf die Zauberflöte sowieso. Aber auch der Bariton. ben wollen. Was im Ausland schon lange als »German besondere Charakter dieses Projekts machte mich neu- Angst« beschrieben wird, hat in der letzten Zeit noch gierig. Denn seinem Initiator, dem Tenor und Produ- Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion hier im einmal ganz neue Dimensionen gewonnen. Daraus zenten Musa Nkuna, ging es nicht allein darum, die Liebhaberorchester habe ich mich gefragt: Hat das, leite ich die Forderung ab, dass es unser aller Aufgabe wunderbare Musik Mozarts in sein Heimatland Südaf- was wir hier tun, eigentlich eine politische Dimension? auch in den Verbänden ist, die Neugier, die ja etwa rika zu bringen. Mindestens genauso wichtig war ihm Oder geht es nicht einfach nur darum, miteinander Kein Scherz, sondern beklem- mende Realität: Verbotsschild jedes neugeborene Baby ganz natürlich mitbringt, zu die Idee, für dieses Projekt Menschen verschiedener Musik zu machen, völlig abseits von politischen Über- am Theater-Eingang erhalten und zu befördern; und das geht am besten, Kulturen und unterschiedlicher Hautfarbe zusammen- zeugungen bzw. Differenzen? Foto: Christoph Bruckmann Anzeige zubringen. Wie würde diese Zusammenarbeit wohl klappen? Nach langem Flug und einer ersten Nacht im Hotel gingen wir sehr gespannt in die erste Probe. Und tatsächlich waren die Reihen bunt gemischt: die Rollen von Tamino, Pamina und Papageno wurden von südafrikanischen Sängern übernommen, Sarastro, die Königin der Nacht und Papagena waren mit europä- ischen Solisten besetzt. Der exzellente Chor bestand ausschließlich aus Sängerinnen und Sängern dunkler Viele Erlebnisse und Begegnungen während dieser Hautfarbe, während unser Orchester mit Weißgesich- zwei Wochen haben mir deutlich gemacht, dass unser tern aus Europa bestückt war. Was sich bei der ers- gemeinsames Tun in einem Land wie Südafrika kei- 16 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 DAS LIEBHABERORCHESTER 1|2017 17
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