Das Magazin - Poetische Landschaften - #06

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Das                        #06

Magazin
                            JUNI 2022

Raus aus dem
Schatten
Doku-Serie über fünf
Künstlerinnen im Exil                    Kunst und
                                         Krisenmodus
                                         Die documenta
                                         fifteen startet

 Poetische
Landschaften Endlich ein Lyrik-Podcast
Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Von der Hand
in den Mund
Wenn Arbeit kaum
zum Leben reicht

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Editorial                                            Veranstaltungen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     #06
                                                                                                                                                                                                                                    Liebe Hörerinnen und Hörer, Corona hat unsere
                                                                                                                                                                                                                                    Arbeit dauerhaft verändert und wir werden in
                                                                                                                                                                                                                                    vielen Bereichen nicht in den Zustand vor der
                                                                                                                                                                                                                                    Pandemie zurückkehren. Worauf wir aber nie
                                                                                                                                                                                                                                    verzichten wollen, sind direkte Begegnungen                                                          Avi Avital

                                                                                                                                                                                                                                    und zufällige Gespräche.                                                                              BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  MI., 1.6., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    PHILHARMONIE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Debüt im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Endlich wieder                Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   in Präsenz                    Mariano E. Barco, Oboe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   fachsimpeln                   Timothy Chooi, Violine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   oder einfach                         DSO Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   nur erzählen,                 Ltg.: Felix Mildenberger
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   wie hier vor der                    roc-berlin.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Pandemie auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   der re:publica
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        8. bis 10.6.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   – dem Festival
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ARENA BERLIN &
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   für die digitale
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                FESTSAAL KREUZBERG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                re:publica 22 – Festival für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 die digitale Gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      re-publica.com

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 FR., 10.6., 19.30 UHR
F OTO : ( V O N O B E N N A C H U N T E N ) C H R I S T I E G O O D W I N , D E U T S C H L A N D R A D I O/ S I M O N D E T E L , D E U T S C H L A N D R A D I O/ B E T T I N A F Ü R S T- FA S T R É ( A U S S C H N I T T E )

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   LITERARISCHES
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                COLLOQUIUM BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Studio LCB
                                                                                                                                                                                                                                    Dass sich unsere Arbeit ständig verändert, ist nicht neu. Das liegt in der Natur des                  lcb.de
                                                                                                                                                                                                                                    Journalismus: neue Themen, Techniken und vor allem neue Bedürfnisse von Hörerin-
                                                                                                                                                                                                                                    nen und Nutzern. Deutschlandfunk Nova hat sich erst vor einem halben Jahr durch ein                  BREMEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  DI., 21.6., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                    neues Sounddesign und Programmschema deutlich hörbar verändert, wir sind es also
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  KONZERTSAAL DER
                                                                                                                                                                                                                                    gewohnt, uns stetig neu einzustellen.                                                         HOCHSCHULE FÜR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   KÜNSTE BREMEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Hörprobe
                                                                                                                                                                                                                                    Auch durch Corona sind Abläufe und Ideen entstanden, die wir sicher nicht wieder
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Konzertreihe mit deut-
                                                                                                                                                                                                                                    alle zurückdrehen werden. Der Austausch mit Hörern und Nutzerinnen hat nie                  schen Musikhochschulen
                                                                                                                                                                                                                                    aufgehört, Reporter und Korrespondentinnen konnten weiter Menschen begegnen                         hfk2020.de
                                                                                                                                                                                                                                    und etwas über ihr Leben erfahren. Aber trotzdem spüren wir eine Lücke, die sich im
                                                                                                                                                                                                                                    Digitalen nicht immer so gut schließen lässt: zufällige Begegnungen.                                E I S E N AC H
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  SA., 4.6., 19.30 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                WARTBURG, FESTSAAL
                                                                                                                                                                                                                                    Auch deshalb freuen wir uns auf die diesjährige re:publica – die Internetkonferenz in        402. Wartburgkonzert
                                                                                                                                                                                                                                    Berlin, die sich selbst als das Festival für die digitale Gesellschaft beschreibt und die   Avi Avital: Mandoline und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Leitung (Bild oben)
                                                                                                                                                                                                                                    vom 8. bis 10. Juni erstmals wieder in Präsenz abläuft. Deutschlandfunk, Deutschland-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       wartburg.de
                                                                                                                                                                                                                                    funk Kultur und Deutschlandfunk Nova werden in Berlin dabei sein und live von dort
                                                                                                                                                                                                                                    senden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           KÖ L N
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   SA. und SO. bis 2.7.,
                                                                                                                                                                                                                                    Für Deutschlandfunk Nova ist der „Hörsaal“ bei der re:publica unterwegs. Im „Hörsaal“        14.00 BIS 18.00 UHR,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                DEUTSCHLANDRADIO,
                                                                                                                                                                                                                                    laufen Vorträge aus ganz unterschiedlichen Bereichen – als Podcast und im digitalen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   FUNKHAUS KÖLN
                                                                                                                                                                                                                                    Radioprogramm von Deutschlandfunk Nova, sonntags ab 18 Uhr. Das „Hörsaal“-Team              Jan Glisman: Ausstellung
                                                                                                                                                                                                                                    konnte in den vergangenen Jahren beobachten, wie Corona und digitale Formate die               „Rückbau Deutsche
                                                                                                                                                                                                                                    Wissenschaftskommunikation verändert haben. Sich dazu auszutauschen, ist sicher                 Welle“ – Finissage:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    1./2.7., 17.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                    einen ganzen Schwerpunkt wert. Vielleicht ergibt sich ja mit Ihnen mal ein zufälliges         Anmeldung: rueckbau-
                                                                                                                                                                                                                                    Gespräch dazu. Ob nun auf der re:publica oder woanders, wir freuen uns darauf!              deutsche-welle.artrmx.com

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Änderungen vorbehalten
                                                                                                                                                                                                                                                          Lena Stärk und Dr. Christian Schütte,
                                                                                                                                                                                                                                                          Programmleitung Deutschlandfunk Nova
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weitere Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    finden Sie unter:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 deutschlandradio.de/
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    veranstaltungen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               3
Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Themen
                                           im Juni
                   Inhalt

    3	Editorial

    4	Themen im Juni
       Literatur in Klagenfurt, das
       geheime Leben der Klänge und
       reisende Pflanzen

    T ITELTHEMEN
    8   Podcast „Book of Songs“
        Vertonte europäische Lyrik
    10 Demokratie im Visier
        100 Jahre politischer Mord in
        Deutschland
    12	Exit Exil
        Weltkriegsexilantinnen in L.A.
    14  documenta fifteen
        Neuverortung der Gegenwarts-
        kunst
    15  Neues aus den Sendernetzen
        Besserer Empfang durch DAB+

    16	Gastbeitrag
        Domenico Müllensiefen: Wenn
        Arbeit mit den Händen nichts
        wert ist

    PROGRAMM
    17	Intro
        Der Salzburger Stier 2022
    18	Hörspiel und Feature
        Die Empfehlungen des
        Monats auf einen Blick
    19	Programmkalender
    80	Kakadu-Kinderseite
        Mammutmäßige Zeitreise

    81    Forum / I mpressum

    82	Radiomenschen
        Katrin Michaelsen, Redakteurin
        für Außen- und Europapolitik,
        Deutschlandfunk
                                            F OTO : M A R T Y S O H L / M E T R O P O L I TA N O P E R A

                 Symbolbild
         „Poetische Landschaften“
                                                                                                           2022 steht „The Rake‘s Progress“ (hier
          Foto: imago/Hans Lucas
                                                                                                           eine Bühnenszene aus dem Jahr 2015)
                                                                                                           erneut auf dem Spielplan der MET

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Live aus der MET
„The Rake‘s Progress“

Igor Strawinskys Oper „The Rake’s
Progress“ porträtiert Tom Rakewell.
Der Parvenü par excellence erlebt
einen fulminanten Aufstieg. Doch
zwischen Kneipe, Spielhölle und
Bordell verliert er seine Seele. In
Anlehnung an die Kupferstichserie
von William Hogarth (1733) schuf
Strawinsky 1951 ein Meisterwerk,
das Deutschlandfunk Kultur live aus
der MET überträgt. OPER, SA., 11.6.,
19.05 UHR

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Themen
    im Juni

                                                                                                           SENDEHINWEISE

                                                                                                   Do., 16.6., 16.10 Uhr
                                                                                                 Büchermarkt: Lesung mit Dana Vowinckel

    Preisverleihung in Corona-Zeiten:                                                              Do./Fr., 23./24.6., 16.10 Uhr
    Der Moderator des Bachmannpreises                                                            Büchermarkt
    Christian Ankowitsch, während das
    Kurzporträt von Dana Vowinckel ein-
    gespielt wird (Aufnahme von 2021)
                                                                                                   Do./Fr., 23./24.6., 10.05 Uhr
                                                                                                 Lesart

                                                                                                   Sa., 25.6., 11.05 Uhr
                                                                                                 Lesart

    LITERATUR                                                                                      So., 26.6., 16.10 Uhr
                                                                                                 Büchermarkt

                     Fünf gewinnt!                                                                 Mi., 29.6., 20.30 Uhr
                                                                                                 Lesezeit: Der Deutschlandfunk-Preis bei
                                                                                                 den Tagen der deutschsprachigen Literatur

    Worte, nichts als Worte gibt es bei den 46. Tagen der
    deutschsprachigen Literatur im österreichischen Klagenfurt.
    Unsere Literaturredaktion ist dabei.

                             Vom 22. bis 26. Juni lädt Klagenfurt zum Lesen und    sen wird. Die Eröffnung des Wettbewerbs mit der
                             Baden an den schönen Wörthersee. Nach zwei Jah-       Auslosung der Lesereihenfolge erfolgt am Mittwoch
                             ren erzwungener Präsenzpause, während derer die       (22. Juni). Gelesen und diskutiert wird von Donners-
                             jeweils 14 Lesungen vorab aufgezeichnet worden        tag (23. Juni) bis Samstag (25. Juni). Am Sonntag
                             waren und die Jury-Diskussion ohne Publikum statt-    (26. Juni) findet die Schlussdiskussion mit den Preis-
                             finden musste, gibt es in diesem Jahr wieder fünf     vergaben statt. Der „Büchermarkt“, „Kultur heute“
                             Tage Wettbewerbsfieber live vor Ort. Verliehen wer-   und die Deutschlandfunk Kultur-Sendung „Lesart“
                             den der Ingeborg-Bachmann-Preis und vier weitere      werden an diesen Tagen von den Lesungen und
                             Preise, darunter der Deutschlandfunk-Preis, den im    Diskussionen berichten, Schriftstellerinnen und
                             vergangenen Jahr Dana Vowinckel mit ihrem heraus-     Schriftsteller einladen, mit Kritikerinnen und Kriti-
                             ragenden Text „Gewässer im Ziplock“ gewann. Ihre      kern sprechen. In der „Lesezeit“ der folgenden Mo-
                             Geschichte über drei jüdische Generationen in Ber-    nate werden die besten Lesungen nachzuhören sein.
                                                                                                                                             F OTO : O R F/J O H A N N E S P U C H

                             lin, Chicago und Jerusalem sind ein erster Hinweis    Übertragen werden die 46. Tage der deutschspra-
                             auf ihren Debütroman, der 2023 im Berliner Suhr-      chigen Literatur nicht nur live auf den Internetseiten
                             kamp Verlag erscheinen wird. Exklusiv für den         des Bachmannpreises und im Fernsehprogramm
                             Deutschlandfunk hat Dana Vowinckel nun eine neue      von 3sat, sondern auch im Deutschlandfunk-Kanal
                             Geschichte geschrieben, die am 16. Juni in einer      „Dokumente und Debatten“.
                             „Büchermarkt“-Sondersendung von ihr selbst gele-

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
MUSIK

                                                                                                                                                                    Achtteilige Sommerreihe
                                                                                                                                                                  „Das geheime Leben der Klänge“
                                                                                                                                                                  Tonarten sind Charaktertypen. Sie haben so etwas wie eine Seele, könnte
                                                                                                                                                                  man sagen – oder viele Seelen. Sie transportieren Stimmungen, Gefühle
                                                                                                                                                                  und Ideen. Manche Musiker verbinden mit Tonarten auch Farben oder Jah-                                       Was wissen wir über
                                                                                                                                                                                                                                                                               die Herkunft unserer
                                                                                                                                                                  reszeiten. So leuchtet das C-Dur in Mozarts „Jupiter“-Sinfonie hell wie eine                                 Gartenpflanzen?
                                                                                                                                                                  Schneelandschaft. Heroisches erklingt im Es-Dur von Beethovens „Eroica“-               FEUILLETON
                                                                                                                                                                  Sinfonie. Geheimnisvolles hat Anton Bruckner in seine letzte Sinfonie in
                                                                                                                                                                  d-Moll einkomponiert. In unserer achtteiligen Sommerreihe „Das geheime                    Reisende Pflanzen
                                                                                                                                                                  Leben der Klänge – Was Tonarten uns verraten“ erkundet die Münchner
                                                                                                                                                                  Pianistin Sophie Pacini im Gespräch mit Redakteur Christoph Schmitz am                 Die meisten der gängigen Garten- und
                                                                                                                                                                  Flügel im Deutschlandfunk Kammermusiksaal die Musikgeschichte und                      Balkonpflanzen haben Forschungsreisen-
                                                                                                                                                                  zeigt mit zahlreichen Klangbeispielen, was in einigen Tonarten so alles                de, Kolonialbeamte, Botaniker und Pflan-
                                                                                                                                                                  drinsteckt. Und sie vertieft ihre Gedanken im Blick auf ausgewählte Werke              zenjäger nach Europa gebracht. Reisen-
                                                                                                                                                                  wie Beethovens „Waldstein“-Sonate oder Liszts „Don Giovanni“-Paraphrase.               de Pflanzen erzählen Geschichten von
                                                                                                                                                                  MUSIKSZENE, DI., 7.6./12.7./9.8./                                                      Migration und gewaltsamer Aneignung,
                                                                                                                                                                  13.9., 22.05 UHR,                                                                      von unterschiedlichen Perspektiven und
                                                                                                                                                                  SPIELWEISEN/WORTSPIEL, MI.,                                                            Wissenssystemen, von Gewinnen und
                                                                                                                                                                  8.6./13.7./10.8/14.9., 22.05 UHR                                                       Verlusten, von Schönheit, Neugier, Aben-
                                                                                                                                                                                                                                                         teuerlust und vom Diebstahl genetischer
                                                                                                                                                                                                                                                         Ressourcen. Sabine Rohlf folgt histori-
                                                                                                                                                                                                                                                         schen und gegenwärtigen Routen. ESSAY
                                                                                                                                                                                         Sophie Pacini und                                               UND DISKURS, SO./MO., 5./6.6., 9.30 UHR
                                                                                                                                                                                 Christoph Schmitz erkun-
                                                                                                                                                                                 den die Welt der Tonarten

                                                                                                                                                                                                                                                                P O D CAST D E S M O N ATS

                                                                                                                                                                              HINTERGRUND

                                                                                                                                                                                   Kernkraft als Klimaretter?
F OTO : ( O B E N R E C H T S ) I M A G O/A R D E A , ( M I T T E ) D E U T S C H L A N D R A D I O, ( U N T E N L I N K S ) I M A G O/ P E T E R W I D M A N N

                                                                                                                                                                                Seit der Atomkatastrophe von Fukushima im Frühjahr 2011 sind die
                                                                                                                                                                                Tage der Atomkraft in Deutschland gezählt. Bis Ende 2022 sollen die                       LEBEN
                                                                                                                                                                                                                   letzten deutschen Reaktoren vom
                                                                                                                                                                                                                   Netz gehen. Doch auch aufgrund                           Ab 21
                                                                                                                                                                                                                   der Klimakrise erlebt die Atomkraft
                                                                                                                                                                                                                   in vielen europäischen Staaten eine    „Ab 21“ begleitet Menschen durch
                                                                                                                                                                                                                   Renaissance, da sich damit große       den alltäglichen Struggle, mit Themen
                                                                                                                                                                                                                   Mengen an CO2 einsparen lassen.        aus der Nova-Community. Egal ob
                                                                                                                                                                                                                   Länder wie Finnland, Großbritanni-     Selbstoptimierung, Freundschaft oder
                                                                                                                                                                                                                   en und Frankreich bauen die Kern-      Bodyshaming. Es kommen Menschen
                                                                                                                                                                                                                   kraft weiter aus, Polen will sogar     zu Wort, die von ihren Erfahrungen
                                                                                                                                                                  Das AKW Isar 2/Ohu in
                                                                                                                                                                  Bayern ist eines der drei
                                                                                                                                                                                                                   neu einsteigen. Der Krieg in der       und ganz persönlichen Geschichten
                                                                                                                                                                  letzten aktiven Kernkraft-                       Ukraine heizt die Debatte weiter       berichten. Sowie Expertinnen und Ex-
                                                                                                                                                                  werke in Deutschland                             an: Denn um unabhängiger von           perten, die ihr Wissen teilen, Tipps
                                                                                                                                                                                                      Gas und Kohle aus Russland zu werden, fordern       und Ratschläge geben. Es dreht sich
                                                                                                                                                                                                      nun sogar hierzulande manche Politikerinnen         um Themen, die bewegen – manch-
                                                                                                                                                                                                      und Politiker eine Laufzeitverlängerung für die     mal im Kleinen und manchmal im
                                                                                                                                                                                                      Atomkraftwerke, die derzeit noch in Betrieb         Großen. Es geht um Herausforderun-
                                                                                                                                                                                                      sind. Doch lässt sich so der Klimawandel tat-       gen und Fragen, die im Alltag immer
                                                                                                                                                                                                      sächlich wirksam bekämpfen? ZEITFRAGEN.             wieder aufkommen. Der Podcast wid-
                                                                                                                                                                                                       FEATURE, DI., 28.6, 19.30 UHR                      met sich diesen: persönlich, offen und
                                                                                                                                                                                                                                                          ohne Scheu.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      7
Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Titelthema

                                                                                                                             Aus kraftvollen, übermütigen oder
                                                                                                                             melancholischen lyrischen Texten
                                                                                                                             werden schwungvolle Songs und
                                                                                                                             akustische Miniaturen

              Podcast „Book of Songs“
       Vertonte Gedichte – Reise durch die junge Lyrik Europas mit Jan Wagner

      VO N SA B I N E KÜ C H L E R, R E DA K T E U R I N H Ö RS P I E L F E AT U R E R A D I O KU N ST, D E U TSC H L A N D F U N K

    J
          edes Gedicht will“, so schreibt der Dichter und             Jan Wagners Gedanken haben wir wörtlich genom-
          Büchner-Preisträger Jan Wagner, „wenn schon                 men und zehn zeitgenössische Radiokünstlerinnen
          nicht gesungen, dann doch mit Nachdruck                     und -künstler eingeladen, Gedichte junger europäi-
                                                                                                                                                                 F OTO : M A U R I T I U S I M A G E S / I G O R S T E VA N O V I C /A L A M Y

          und kraftvoller Stimme in die Welt hineinge-                scher Autorinnen und Autoren zu interpretieren, zu
    sprochen werden. Zum einen, weil ja jeder Sprache,                vertonen, womöglich zu dramatisieren, sie in jedem
    erst recht der poetischen, eine Musik innewohnt,                  Fall aber mit allen radiofonen Mitteln zum Klingen zu
    die hörbar werden sollte; dann aber auch, weil das                bringen.
    Gedicht Teil dieser Welt sein möchte, weil es, wenn                   Für das „Book of Songs“ wurden Texte von
    es wahrhaft gelingt, diese Welt sogar verändert und               Lyrikerinnen und Lyrikern ausgewählt, die in Wales
    ihr etwas Ungeahntes hinzufügt, sie sozusagen um                  zu Hause sind und in der Türkei, in Slowenien, Island,
    eine Möglichkeit ihrer selbst erweitert.“                         Belarus, Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Polen,
                                                                      Irland und Kroatien. So ist eine Reise durch die junge
                                                                      Lyrik Europas entstanden, durch kleinere und größe-
                                                                      re, uns geläufigere und fremdere Sprachen, durch

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Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
„Book of Songs”

                                                                       poetische Landschaften, die überraschend vielfältig,
                                                                       bunt und stets eigensinnig sind. Es sind kraftvolle
                                                                       Texte, übermütige, melancholische, freche und mit-
                                                                       unter auch tragikomische Verse. Immer aber sind sie
                                                                       den Dingen und der Welt zugewandt, in der wir le-
                                                                       ben, immer staunend bereit, diese zu entdecken in
                                                                       ihren Dunkelheiten und ihren Schönheiten, ihren
                                                                       schäbigen Winkeln und strahlenden Augenblicken.
                                                                            Im Elfenbeinturm sind diese oft viel gereisten
                                                                       und vielsprachigen Dichterinnen und Poeten jeden-
                                                                       falls nicht zu Hause, sie stehen mit beiden Beinen
                                                                       fest in der Welt, kennen ihren Lärm, ihre Dissonan-
                                                                       zen, ihre Grausamkeit und ihre Verlockungen.

                                                                                                                                                                           Lyriker Jan Wagner präsen-
                                                                                                                                                                           tiert die Interpretationen im
                                                                       Ohren öffnende Klänge                                                                               „Book of Songs“

                                                                       Gedichte haben mit dem Hörspiel manche Gemein-
                                                                       samkeit. Sie flüstern ins Dunkle, erzeugen ganz eige-
                                                                       ne, nie gesehene Erfahrungsräume, sie machen uns
                                                                       zu Komplizen eines Spiels, das so lange funktioniert,
                                                                       wie das Gedicht, das Hörspiel es erlaubt.
                                                                           Und so ist es kein Wunder, dass Radiokünstlerin-
                                                                       nen und -künstler wie Andreas Ammer, Klaus Buh-
                                                                       lert, Ulrike Haage, Grace Yoon, zeitblom, Björn SC
                                                                       Deigner, Martin Schütz, Merzouga, Sven-Ingo Koch
                                                                       und Hermann Kretzschmar die Einladung gern ange-
                                                                       nommen haben, die ausgewählten Gedichte zum
                                                                       Klingen zu bringen. Schwungvolle Songs, verstören-
                                                                       de Minidramen, akustische Miniaturen, zarte, schrä-
                                                                       ge, leise und gewiss immer Ohren öffnende Klänge
                                                                       – alles ist möglich im „Book of Songs“.
                                                                           Jan Wagner präsentiert die Interpretationen in
                                                                       unserem Podcast, der so viel mehr Überraschungen
                                                                       verspricht als ein antiquiertes „Poesie-Album“. Denn,
                                                                       so Wagner, „die ewigen Themen der Poesie sind           Lied an den Lärm
                                                                       nicht nur in den alten Gesängen und nicht nur in den
                                                                                                                               Gedicht von Deryn Rees-Jones in der Übersetzung von Birgit Kreipe
                                                                       vermeintlich banalen Dingen, sondern auch an
                                                                       gänzlich unvermuteten Orten zu finden, in Vororten      Ich rufe dich in all deinen Formen.
                                                                       und in Swimmingpools.“                                  Ich rufe deine Vierviertel, deine ganzen und doppelten Noten.
                                                                                                                               Brevis und Semibrevis, deine Achtel, Sechzehntel.
                                                                                                                               Ich rufe dein Gelächter und dein Gebrüll,
                                                                                                                               Deine Stereoanlagen, deine Handkurbel-Grammophone,
                                                                                                                               Ich rufe Auspuffrohre, tief fliegende Flugzeuge,
                                                                                                                               Rufe Ghettoblaster, Walkmans, Telefone, Handys und Faxmaschinen.
                                                                                                                               Ich rufe deine Chöre und Chorsänger, deine Streite, deine Schreie.
                                                                                                                               Rufe Nebelhörner, splitterndes Glas, deine digitalen Wecker,
                                                                                                                               Das Aufheulen des Verkehrs auf der Autobahn,
                                                                                    SENDEHINWEISE                              Hörrohre, Schreibmaschinen, Geigen und Hörgeräte.
                                                                                                                               Ich flehe dich an, im Geflüster der Sterbenden,
                                                                            Sa., 11.6., 20.05 Uhr                              Im Rauschen und Blubbern von Wasser in Rohren hinterm Holzpaneel.
F OTO : U L L S T E I N B I L D /J Ü R G E N B A U E R F OTO G R A F

                                                                         Hörspiel am Samstag
                                                                                                                               Ich rufe deine Rasenmäher, Staubsauger,

                                                                            So., 12.6., 18.30 Uhr                              Deine schlecht eingestellten Radios, deine Fernseher.
                                                                         Hörspiel                                              Ich rufe die Nässe von Fingern, die an einem Glas entlangfahren.
                                                                                                                               Ich häufe Lärm auf den Altar des Lärms,
                                                                         „Book of Songs“ – Radiokünstlerinnen und
                                                                         -künstler inszenieren Lyrik aus Europa.               Ein Bündel Lumpen und Knochenschreie.
                                                                         Ausgewählt und erläutert von Jan Wagner               Und rufe dich und deine Zimbeln und Gongs
                                                                                                                               In deiner ganzen zerlumpten Macht
                                                                         Als Podcast in der Dlf Audiothek und auf
                                                                         hoerspielundfeature.de                                Deine Flügel zu schlagen gegen das Schweigen des Todes:
                                                                                                                               Für Liebe, oder was auch immer für Liebe steht,
                                                                                                                               Oder Leben.

                                                                                                                                                                                                           9
Das Magazin - Poetische Landschaften - #06
Titelthema

     Demokratie
     im Visier
      100 Jahre politischer Mord in Deutschland
      VO N W I N F R I E D ST R ÄT E R, R E DA K T E U R Z E I T F R AG E N , D E U TSC H L A N D F U N K KU LT U R

     Matthias Erzberger (l.o.), Walther Rathenau (l.u.)
     und Walter Lübcke (r.u.) fielen kaltblütigen politischen
     Morden zum Opfer

10
100 Jahre politischer Mord in Deutschland

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ein Rückblick
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Deutschland ist erst seit drei Jah-         Vor diesem Hintergrund sendet
                                                                                                                                                                                                                                                                                  ren eine demokratisch verfasste             Deutschlandfunk Kultur in den
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Republik. Nach einem blutigen               „Zeitfragen“ seit August 2021, seit
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Start scheint sich Anfang der               dem 100. Jahrestag des Erzber-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  1920er-Jahre die Lage zu beruhi-            ger-Mordes, eine Sendereihe über
                                                                                                                                                                                                                                                                                  gen, die Politik muss die Nach-             die Morde und die Gefahren einer
                                                                                                                                                                                                                                                                                  kriegsprobleme lösen. Doch der              schwachen Demokratie. Die Reihe
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Hass der Republikfeinde kennt               endet am 22. Juni mit einer „Zeit-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  keine Grenzen. Im August 1921               fragen“-Stunde zum Rathenau-

                                                                                                                                                                                                                                           E
                                                                                                                                                                                                                                                                                  ermorden sie den Zentrumspo-                Mord und zu der Frage des Um-
                                                                                                                                                                                                                                                   r war einer der klügsten       litiker Matthias Erzberger, der             gangs mit dem extremen Hass auf
                                                                                                                                                                                                                                                   Köpfe der Republik, eigent-    1918 den Waffenstillstand unter-            Demokratie und Demokraten.
                                                                                                                                                                                                                                                   lich kein Politiker, sondern   zeichnet und dann als Finanzmi-
                                                                                                                                                                                                                                                   ein Industrieller und Intel-   nister Großes geleistet hatte.
                                                                                                                                                                                                                                           lektueller. Ende Januar 1922 wur-      Auch er wird – bei einem Urlaub
                                                                                                                                                                                                                                           de der Liberale Walther Rathenau       im Schwarzwald – von Angehöri-
                                                                                                                                                                                                                                           deutscher Außenminister. Im April      gen der „Organisation Consul“
                                                                                                                                                                                                                                           vertrat er Deutschland in Genua        erschossen. Anfang Juni 1922,
                                                                                                                                                                                                                                           auf der ersten großen Nachkriegs-      kurz vor dem Rathenau-Mord,
                                                                                                                                                                                                                                           konferenz und landete einen            entkommt der Sozialdemokrat
                                                                                                                                                                                                                                           Coup: den Vertrag von Rapallo.         Philipp Scheidemann nur knapp
                                                                                                                                                                                                                                           Die vertragliche Verbindung mit        einem Attentat. Immer wieder
                                                                                                                                                                                                                                           dem revolutionären Russland ist        werden auch unbekannte Gegner
                                                                                                                                                                                                                                           bis heute umstritten, weil Deutsch-    der Republikfeinde umgebracht.
                                                                                                                                                                                                                                           land den Westen verprellte – in ei-    Die Täter müssen nicht viel be-                         SENDEHINWEISE
                                                                                                                                                                                                                                           ner Situation allerdings, in der die   fürchten. Die Justiz verfolgt ihre
F OTO : ( I M U H R Z E I G E R S I N N , B E G I N N E N D L I N K S O B E N ) P I C T U R E A L L I A N C E / U L L S T E I N B I L D / R O B E R T S E N N E C K E , P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / S W E N P F Ö R T N E R ,

                                                                                                                                                                                                                                           Westmächte den Kriegsverlierer         Verbrechen nur halbherzig und               Mi., 1.6., ca. 19.20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zeitfragen
                                                                                                                                                                                                                                           international isolierten. Wer weiß,    auch in weiten Kreisen der Gesell-          Stimmungsmache gegen die Republik auf
                                                                                                                                                                                                                                           wie Rathenau die Wiederannähe-         schaft wird die Demokratie nur              dem Lande (Folge 42)
                                                                                                                                                                                                                                           rung an die Westmächte vorange-        zaghaft unterstützt.
                                                                                                                                                                                                                                           trieben hätte? Doch er hatte keine                                                 Mi., 8.6., ca. 19.20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zeitfragen
                                                                                                                                                                                                                                           Chance.                                Gefahr für die Gegenwart                    Blausäure-Attentat auf Philipp Scheide-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  100 Jahre ist es her, dass das poli-        mann (Folge 43)
                                                                                                                                                                                                                                           Das Attentat auf Rathenau              tische Klima in der ersten deut-
                                                                                                                                                                                                                                           Als er zwei Monate später, am          schen Demokratie durch Feind-               Mi., 15.6., ca. 19.20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zeitfragen
                                                                                                                                                                                                                                           Morgen des 24. Juni 1922, seine        seligkeit und mörderischen Hass             Der Erzberger-Mord: Hintermänner vor
                                                                                                                                                                                                                                           Villa im Berliner Grunewald ver-       vergiftet wurde. Am Ende hat sie            Gericht (Folge 44)
                                                                                                                                                                                                                                           lässt, um ins Auswärtige Amt zu        dem Ansturm von rechts nicht
                                                                                                                                                                                                                                           fahren, warten hinter der nächs-       standgehalten. Nach 1945 hatte              Mi., 22.6., 19.05 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zeitfragen
                                                                                                                                                                                                                                           ten Straßenecke schon seine Mör-       die Bundesrepublik das Glück,               Angriffe auf die Demokratie
                                                                                                                                                                                                                                           der. Rathenau sitzt Zigarre rau-       dass sie sich mit dem Wirtschafts-          Erzberger, Rathenau, Lübcke: Politischer
                                                                                                                                                                                                                                           chend hinten im offenen Cabrio,        wunder konsolidieren konnte.                Mord in Deutschland
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Martin Sabrow im Gespräch mit
                                                                                                                                                                                                                                           als ein anderer Wagen ihn plötz-       Rechten Terror gab es, auch den             Winfried Sträter
                                                                                                                                                                                                                                           lich überholt; ein Mann feuert aus     Terrorismus der Linksextremisten,           (Innerhalb dieser Sendestunde wird auch
                                                                                                                                                                                                                                           einem Maschinengewehr, ein an-         aber die sprichwörtlichen Weima-            Folge 45 ausgestrahlt: Die Ermordung von
P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / U W E Z U C C H I , P I C T U R E A L L I A N C E / D PA

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Walther Rathenau)
                                                                                                                                                                                                                                           derer schleudert eine Handgrana-       rer Verhältnisse drohten weder in
                                                                                                                                                                                                                                           te. Der Außenminister ist tödlich      der alten Bundesrepublik noch im            Die Reihe ist entstanden in Kooperation
                                                                                                                                                                                                                                           getroffen. Die Mörder gehören der      wiedervereinigten Deutschland.              mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistori-
                                                                                                                                                                                                                                           rechtsradikalen „Organisation          Die kaltblütige Ermordung des               sche Forschung. Alle 45 Folgen der Reihe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              sind als Podcast abrufbar:
                                                                                                                                                                                                                                           Consul“ an. Rathenau ist ihnen         hessischen CDU-Politikers Walter            100 Jahre politischer Mord | deutschland-
                                                                                                                                                                                                                                           und vielen anderen im rechten La-      Lübcke 2019 hat die Gesellschaft            funkkultur.de
                                                                                                                                                                                                                                           ger nicht wegen seiner Politik ver-    jedoch aufgeschreckt. Auch der
                                                                                                                                                                                                                                           hasst, sondern wegen seiner Ab-        NSU-Terror, die Morde in Hanau              Nähere Hinweise zur Veranstaltungsreihe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              „Mord und Politik“ (26.6. bis 2.7.), zu der
                                                                                                                                                                                                                                           stammung. „Knallt ab den Walther       und Halle haben vor Augen ge-               die Walther-Rathenau-Gesellschaft und
                                                                                                                                                                                                                                           Rathenau/Die gottverfluchte Ju-        führt, dass politische Morde nicht          das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische
                                                                                                                                                                                                                                           densau!“ So lauten zwei Verse ei-      nur ein historisches Phänomen,              Forschung Potsdam einladen, finden Sie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              unter hoftheater-bad-freienwalde.de.
                                                                                                                                                                                                                                           nes Liedes, das in diesen Kreisen      sondern auch eine Gefahr für die
                                                                                                                                                                                                                                           gesungen wird.                         Gegenwart sind.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            11
Titelthema

     Exit Exil
     DOKU-SERIE ÜBER FÜNF FRAUENLEBEN IN L.A.
     VO N A N N A S E I BT, R E DA K T E U R I N M I K RO KOS M OS – D I E KU LT U R R E P O RTAG E , D E U TSC H L A N D F U N K

                                                                                                                                    Oben: Uisenma
                                                                                                                                    Borchu und Mar-
                                                                                                                                    lene Dietrich
                                                                                                                                    Unten: Fritzi Mas-
                                                                                                                                    sary und Farahnaz
                                                                                                                                    Hatam

                          S
                                     onne, Meer und teure Anwesen. Das ist das              noch zu sagen haben. Und er ist nicht allein. In jeder
                                     Stadtviertel „Pacific Palisades“ am Stadtrand          Folge wird er von einer Künstlerin der Gegenwart be-
                                     von Los Angeles. Hier thront auf einem Hügel           gleitet und unterstützt. Ausgangspunkt für diese Spu-
                                     die Villa Aurora mit weitem Blick über den             rensuche ist die Villa Aurora, die heute wieder Treff-
                           Pazifik und einen parkartigen Garten. Vor 80 Jahren              punkt für Künstler und Künstlerinnen ist. Auf Einladung
                           war die 1927 erbaute Villa ein Zentrum der deutschen             des deutschen Staates arbeiten und leben sie hier je-
                           Kultur-Elite. Geistesgrößen wie Theodor W. Adorno,               weils drei Monate lang.
                           Arnold Schönberg und Heinrich Mann waren nach ih-                In fünf Folgen trifft sich der Reporter mit fünf dieser
                           rer Flucht vor den Nazis regelmäßige Gäste im neuen              Stipendiatinnen, um mit ihnen zusammen mehr über
                           Zuhause des deutschen Schriftstellers Lion Feucht-               ihre historischen Vorgängerinnen zu erfahren. In der
                           wanger und seiner Frau Marta. Was auffällt: Es waren             ersten Folge besucht Étienne Roeder die Erfolgs-
                           alles Männer!                                                    schriftstellerin Tanja Kinkel in München. Die Autorin ist
                           Natürlich gab es aber auch Frauen, die Teil der amerika-         hier zu Hause – genau wie Marta Feuchtwanger vor
                           nischen Exilanten-Boheme waren. Nur sind viele von               über 100 Jahren. Bei einem Spaziergang durch die
                           ihnen inzwischen vergessen. Wer kennt heute noch die             Landeshauptstadt und einer Wanderung am Tegernsee
                           Zeichnerin Eva Herrmann oder weiß etwas über Nelly               erzählt Tanja Kinkel mit viel Begeisterung von einer mu-
                           Mann? Für Künstlerinnen bedeutete das Exil in den                tigen, sportlichen und partyfreudigen Frau, die ihren
                           meisten Fällen das Ende ihrer Karriere – und auch nach           Mann, den Schriftsteller Lion Feuchtwanger, in allen
                           dem Krieg ist es nur wenigen gelungen, an ihre alten             Lebenslagen unterstützte, trotz seiner ausschweifen-
                           Erfolge anzuknüpfen. Andere emigrierten als Ehefrauen            den Affären mit anderen Frauen – wie zum Beispiel mit
                           von berühmten Männern, denen sie den Rücken für                  der Zeichnerin Eva Herrmann, der eine weitere Folge
                           ihre Arbeit freihielten. Der Autor Étienne Roeder begibt         gewidmet ist. Genau wie Marta Feuchtwanger verstand
                           sich auf ihre Spuren, um mehr über sie zu erfahren und           es auch Eva Herrmann, die Künstler-Boheme um sich
                           sich davon überraschen zu lassen, was sie uns heute              zu scharen und zu unterhalten. Die Comic-Zeichnerin

12
Exit Exil

                                                                                                                                                                                                                                                          Oben: Eva Herrmann
                                                                                                                                                                                                                                                          und Anna Haifisch
                                                                                                                                                                                                                                                          Mitte: Tanja Kinkel und
                                                                                                                                                                                                                                                          Marta Feuchtwanger
                                                                                                                                                                                                                                                          Unten: Nelly Mann und
                                                                                                                                                                                                                                                          Enis Maci
( R E C H T E S E I T E , O B E R E R E I H E , V. L .) , N AT I O N A L G A L L E R Y O F A R T, WA S H I N G TO N , A L F R E D S T I E G L I T Z C O L L E C T I O N ;
M AT T H E W J A M E S - W I L S O N , ( M I T T L E R E R E I H E , V. L .) F I N E P I C ; U L L S T E I N B I L D /C A L L E H E S S L E F O R S ,
F OTO S : ( L I N K E S E I T E , O B E R E R E I H E , V. L .) S V E N Z E L L N E R , P I C T U R E A L L I A N C E / U L L S T E I N B I L D,

                                                                                                                                                                                                                                                           SENDEHINWEISE
( U N T E R E R E I H E , V. L .) P I C T U R E A L L I A N C E / U L L S T E I N B I L D /G I R C K E ; E V E LY N B E N C I C O VA

                                                                                                                                                                                                                                       Fr., 3./10./17.6. und 1./8.7., 19.15 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                       Mikrokosmos – Die Kulturreportage

                                                                                                                                                                                                                                       Fr., 3.6.
                                                                                                                                                                                                                                       Schriftstellerin Tanja Kinkel trifft auf Marta Feuchtwanger
                                                                                                                                                                            Anna Haifisch beschäftigt sich mit dieser Künstlerin,
                                                                                                                                                                            die ein schillerndes Jetset-Leben führte, heute aber       Fr., 10.6.
( U N T E R E R E I H E , V. L .) B U D D E N B R O O K H A U S L Ü B E C K ; P R I VAT

                                                                                                                                                                                                                                       Filmemacherin Uisenma Borchu mit einem neuen Blick auf
                                                                                                                                                                            weitestgehend in Vergessenheit geraten ist. Von ihrer      Marlene Dietrich
                                                                                                                                                                            besonderen Beziehung zu Marlene Dietrich erzählt die
                                                                                                                                                                            Filmemacherin Uisenma Borchu. In einer weiteren Fol-       Fr., 17.6.
                                                                                                                                                                            ge lernt die Komponistin Farahnaz Hatam die Operet-        Comic-Zeichnerin Anna Haifisch beschäftigt sich mit der
                                                                                                                                                                                                                                       Karikaturistin Eva Herrmann
                                                                                                                                                                            tensängerin Fritzi Massary kennen, die in der Weimarer
                                                                                                                                                                            Republik große Erfolge feierte, nach ihrer Emigration in   Fr., 1.7.
                                                                                                                                                                            die USA daran aber nicht mehr anknüpfen konnte. Und        Komponistin Farahnaz Hatam lernt die Sängerin Fritzi
                                                                                                                                                                            schließlich reist Étienne Roeder in die USA, um gemein-    Massary kennen

                                                                                                                                                                            sam mit der Autorin Enis Maci die Villa Aurora zu erkun-
                                                                                                                                                                                                                                       Fr., 8.7.
                                                                                                                                                                            den und sich mit Nelly Manns Leben zu beschäftigen.        Autorin Enis Maci erkundet das Leben von Nelly Mann
                                                                                                                                                                            Diese Doku-Serie ist in Zusammenarbeit mit Villa Auro-
                                                                                                                                                                            ra und Thomas Mann House e.V. entstanden.                  Alle Beiträge sind als Podcasts abrufbar.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     13
documenta fifteen

                                                                                                            Das Hallenbad Ost in
                                                                                                            Kassel ist eine der neuen
                                                                                                            Ausstellungsflächen der
                                                                                                            documenta

                                                                                                            gesagt. Weitere Veranstaltungen zu den
                                                                                                            oft „vergifteten Verhältnissen“ zwischen
                                                                                                            Gegenwartskunst, Politik und Gesell-
                                                                                                            schaft finden bereits vor der offiziellen
                                                                                                            Eröffnung der documenta fifteen statt.

                 Neuverortung der
                                                                                                            Sie werden organisiert vom Soziologen
                                                                                                            Heinz Bude, dem Gründungsdirektor des
                                                                                                            documenta-Instituts, in einer sogenann-

                 Gegenwartskunst
                                                                                                            ten Lehr- und Forschungsstation auf dem
                                                                                                            Kasseler Lutherplatz, von Mai bis Septem-
                                                                                                            ber jeweils dienstags von 18.00 bis 20.00
                                                                                                            Uhr. Dabei geht es auch um Werner Haft-
                                                                                                            mann, einen der documenta-Gründer,
         VO N D R. LU D G E R F I T T K AU, F R E I E R L A N D E S KO R R E S P O N D E N T H E SS E N ,   und um dessen Verstrickungen in NS-Ver-
                                         D E U TSC H L A N D R A D I O                                      brechen, die gerade intensiv aufgearbei-
                                                                                                            tet werden.
                                                                                                                Ob die documenta fifteen angesichts
                                                                                                            von Pandemie und Krieg ein fröhliches
                                                                                                            Kunstfest sein wird, darf bezweifelt wer-
                                                                                                            den. Aber Gegenwarts­kunst muss sich der

     Z
                                                                                                            gesellschaftlichen Wirklichkeit stellen, so
                wei gute Nachrichten zuerst:              indonesischen Künstlerinnen- und Künst-           krisenhaft sie auch ist. Die Geschichte
                Die documenta fifteen in Kassel           ler-Kollektivs ruangrupa, das die künstleri-      der documenta hat in den Trümmern des
                findet statt – und zwar vom               sche Leitung der aktuellen documenta              Zweiten Weltkrieges begonnen. Nun
                18. Juni bis zum 15. September.           übernommen hat. Die Diskussion über               muss sich die 15. Ausgabe der Weltkunst-
     Das war noch zu Jahresbeginn alles ande-             nachhaltige Lebensformen angesichts der           ausstellung den neuen Trümmern in Euro-
     re als sicher. Die Pandemielage ließ die             Klimakrise und das gemeinsame Feiern              pa stellen. Wie sie diese Herausforderung
     Verantwortlichen schwanken, ob die Welt-             sollten auch die künstlerischen Aktivitä-         annimmt, kann ab dem 18. Juni in Kassel
     kunstausstellung mit mehreren Hundert-               ten prägen. Dann kamen Pandemie und               erkundet und in unseren aktuellen Kultur-
     tausend Besucherinnen und Besuchern                  Krieg. Etliche documenta-Künstlerinnen            sendungen verfolgt werden.
     wirklich durchzuführen sei. Die Entschei-            und -Künstler werden ganz aktuell auf
     dung dafür ließ viele Menschen aufat-                den Einmarsch der russischen Armee in
     men. Die zweite gute Nachricht: Schon                die Ukraine reagieren.                                       SONDERSENDUNGEN
     aus Gründen der Gesundheitsvorsorge                      Reagiert hat ruangrupa auch auf die                       ZUR DOCUMENTA
     wurden neue Ausstellungsflächen ge-                  Vorwürfe, ein Teil des Kollektivs sowie ei-
     sucht, die eine Entzerrung der Besucher-             nige Künstler- und Künstlerinnen-Grup-                  Do., 16.6., 17.35 Uhr
                                                                                                               Kultur heute
     ströme ermöglichen. Vor allem ehemalige              pen stünden der anti-israelischen Boy-
     Industrieareale im Osten der Stadt wer-              kott-Bewegung „BDS“ (Abkürzung für:                     Fr., 17.6., 14.05 Uhr
     den einbezogen, die bisher nie Teil der              „Boykott, Desinvestitionen und Sanktio-              Kompressor
     documenta waren.                                     nen“) nahe. Bereits ab Mai sollte es dazu
                                                                                                                                                          F OTO : N I C O L A S W E F E R S

         Was aber erwartet die Besucherinnen              unter dem Motto „Wir müssen reden“ die                  Fr., 17.6., 23.05 Uhr
                                                                                                               Fazit
     und Besucher künstlerisch? „Lumbung“                 ersten Diskussionsveranstaltungen geben
     – die Reisscheune, in der die Ernte der              – sie wurden inzwischen nach Kritik des              Am 18.6. erscheint eine Sonderfolge des
     Dorfgemeinschaft geteilt wird – war bei              Zentralrats der Juden an der Zusammen-               Podcasts „Lakonisch Elegant“.
     der Vorbereitung der Schlüsselbegriff des            setzung der geplanten Podien wieder ab-

14
Neues aus den Sendernetzen

                                                                  Verbesserter Empfang
                                                                      durch DAB+
                                                                     Zwölf neue Standorte von Süderlügum bis Zwickau

                                                       VO N U W E K N Ö C H E L , R E SSO RT L E I T E R D I ST R I B U T I O N T EC H N I K , D E U TSC H L A N D R A D I O

                                      A
                                                 uch 2022 gibt es Veränderun-          Kultur am Senderstandort Pforzheim,                   nikpersonals muss dafür die Programm­
                                                 gen in den Rundfunksender-            Deutschlandfunk an den Standorten                     aussendung an UKW- und DAB+-Sendern
                                                 netzen von Deutschlandradio.          Dessau, Eschwege und Hofgeismar und                   unterbrochen werden. Sanierungen mit
                                                 Der Betreiber Media Broad-            Deutschlandfunk Kultur an den Standor-                Erneuerung des Korrosionsschutzes kön-
                                      cast ist beauftragt, zwölf zusätzliche           ten Bad Camberg und Gießen. Ab Juni                   nen sich über einen längeren Zeitraum
                                      Sendestandorte im bundesweiten DAB+-             informieren wir in den betroffenen Gebie-             erstrecken. Dazu zählt in diesem Jahr bei-
                                      Netz aufzubauen. Der Auftakt erfolgte            ten per Ansage im Programm, mit Plaka-                spielsweise der reichweitenstarke Sender
                                      im März mit dem 150. Sender in Reutlin-          ten, im Internet und vor Ort. Als Alternati-          auf dem thüringischen Inselsberg. Für
                                      gen. Im April folgten Güstrow und der            ven stehen an allen betroffenen Orten                 die mehrwöchige Sanierung wurde dort
                                      lange erwartete Sender in Eisenhütten-           DAB+, Satellit und Internet zur Verfügung.            eine Behelfsantenne angebracht, um den
                                      stadt. Im weiteren Jahresverlauf sind Sen-           Die wärmeren Monate werden inten-                 Betrieb mit geringerer Leistung aufrecht-
                                      der in Petkus, Pfaffenhofen/Ilm, Unter­          siv für Wartungen und Reparaturen ge-                 zuerhalten. Die meisten Arbeiten werden
                                      ringingen, Torgelow, Steinkimmen,                nutzt. Es finden Inspektionen an Sendern,             jedoch innerhalb eines Tages erledigt
                                      Uelzen, Hennstedt, Süderlügum und                Masten, Antennen oder der Flughindernis­              sein. Wir hoffen auf Ihr Verständnis für die
                                      Zwickau geplant. Über konkrete Termine           beleuchtung statt. Zum Schutz des Tech-               damit verbundenen Beeinträchtigungen.
                                      wird informiert, wenn die Detailplanun-
                                      gen ab­geschlossen sind.
                                          Die neuen Standorte wurden so ge-
                                      wählt, dass eine möglichst große Zahl zu-
                                      sätzlicher Haushalte Empfang erhält, da
                                      zum Ausgleich der Gebäudedämpfung in
                                      Innenräumen eine höhere Signalstärke
                                      erforderlich ist. Sie können den Empfang
                                                                                                                                                       Der Berliner Fernsehturm
                                      zu Hause verbessern, wenn Sie Staban-                                                                            am Alexanderplatz ist
                                      tennen senkrecht stellen und ausziehen,                                                                          der bekannteste Sende-
                                                                                                                                                       mast und mit 368 Metern
                                      Wurfantennen gut ausbreiten und das
                                                                                                                                                       das höchste Bauwerk
                                      Radio nicht in die Nähe potenzieller Stö-                                                                        Deutschlands
                                      rer wie z.B. Netzteile, Computertechnik
                                      oder LED-Leuchtstreifen stellen. Um na-
                                      hezu alle Wohnungen mit einem stabilen
                                      Signal versorgen zu können, wird sich
                                      Deutschlandradio auch in den kommen-
                                      den Jahren für die weitere Verdichtung
                                      des DAB+-Sendernetzes einsetzen. Schwer-­
                                      punkt werden dann Lücken in topogra-
                                      fisch anspruchsvollen Regionen sein.
                                          Der parallele Betrieb von DAB+- und
                                      UKW-Sendernetzen ist mit hohen Kosten
                                      für Betrieb und Energie verbunden.
                                      Deutschlandradio gibt dem modernen
F OTO : M E D I A B R O A D C A S T

                                      und energieeffizienten DAB+ den Vorrang
                                      und stellt zur Jahresmitte 2022 den Be-
                                      trieb einzelner leistungsschwacher UKW-
                                      Sender ein. Betroffen sind die Programme
                                      Deutschlandfunk und Deutschlandfunk

                                                                                                                                                                                            15
Gastbeitrag

     DIE ERNTE DER SAAT

     Wenn Arbeit mit den Händen nichts wert ist.
     Vor gut 20 Jahren änderte die SPD mit der
     Agenda 2010 die Rahmenbedingungen unseres
     sozialen Miteinanders. Heute wollen sich immer
     weniger Menschen die Hände schmutzig
     machen. Gleichzeitig erleben wir die Verrohung
     einer ichbezogenen und durchindividualisier-
     ten Gesellschaft. Ein Zufall?

     „Sie können sich ja noch umorientieren.“ Dieser Satz                                Monate als Leiharbeiter. Ich wollte nicht wegziehen.
     geht mir immer wieder durch den Kopf, seitdem ich                                   Ich wollte nicht mehr flexibel sein, ich wollte mich
     ihn 2007 gehört habe. Damals arbeitete ich als Leih­                                nicht umorientieren.
     arbeiter, mein Stundenlohn betrug 8,15 Euro, was im                                 Was ich wollte, interessierte den damaligen Arbeits­
     Osten schon ganz gut war. Nach Abzügen blieben                                      markt einen Dreck. Das Individuum in der Arbeiter­
     mir monatlich knapp 1.000 Euro. Der Vertrag war im­                                 klasse war nichts wert. Personal wurde als Human-
     mer auf drei Monate begrenzt und wurde kurz vor                                     kapital diskreditiert. Fordern und fördern, Ich-AG
     Ablauf um weitere drei Monate verlängert. So war es          DOMENICO               und Leistungsbereitschaft waren die Losungen der
                                                                 MÜLLENSIEFEN,
     im Juni, im September, und so sollte es auch im De­                                 Zeit. Und einhergehend mit einer Abwertung der
                                                               machte nach der Real­
     zember sein. Zumindest dachte ich das, als mir der       schule eine Ausbildung     Haupt- und Realschulen, bei gleichzeitiger Lohnsta­
     Termin mit dem Teamleiter gegeben wurde. Er eröff­         zum Systemelektro­       gnation, wurde eine Klasse von Arbeitsnomaden
     nete das Gespräch mit den Worten: „Herr Müllen­             niker. Später arbei­    geschaffen, die gezwungen war, jede Drecksarbeit
                                                                tete er als Techniker.
     siefen, wir werden Sie bis zum 31.12. weiterbeschäfti­      2011 begann er sein     anzunehmen, wenn man sich vom Arbeitsamt nicht
     gen.“ „2008?“ „Nein. 2007.“ Mir ging die Kinnlade        Studium am Deutschen       gängeln lassen wollte.
     runter. Der Typ hatte mich gerade entlassen und da­        Literaturinstitut und    Heute erleben wir die Ernte dieser Saat. An den
                                                               arbeitete nebenberuf­
     bei das Wort „weiterbeschäftigen“ benutzt. Er war        lich als Bestatter. 2013   wichtigsten Positionen der Gesellschaft fehlen Men­
     sehr routiniert. Das machte er nicht zum ersten Mal      war er Mitherausgeber      schen, die bereit sind, diese zu besetzen. Wir haben
     und ich begriff, dass es kein Zufall war, dass dieser     der Anthologie „Tipp­     zu wenig Pflegepersonal, zu wenig HandwerkerIn­
                                                                   gemeinschaft“.
     Termin am Nachmittag und nicht schon am Vormit­             Müllensiefen lebt in    nen, zu wenig ErzieherInnen, zu wenig Bademeister­
     tag stattfand. So konnte ich noch Geld in den Be­        Leipzig und arbeitet als   Innen, zu wenig Menschen, die unsere Gesellschaft
     trieb bringen. Dann machte er mir das Angebot,             Planer und Bauleiter.    aufbauen, erziehen, renovieren und erhalten. Die
                                                                Im Februar erschien
     dass ich in dem Job weiterhin arbeiten dürfe. Aller­         sein Debütroman        Gründe für diese Situation sind vielschichtig, aber
     dings wäre das in Stuttgart oder Wiesbaden, das           „Aus unseren Feuern“.     einer ist, dass dieses neoliberale System seit zwei
     könne er nicht genau sagen, und wäre natürlich wie­                                 Jahrzehnten den Menschen zeigt, dass die Arbeit mit
     der nur für drei Monate. Ich hätte die Stelle am 2.1.                               den Händen nichts wert ist. Gleichzeitig wird von
     antreten müssen, und mehr Geld hätte es auch nicht                                  den Leuten verlangt, dass sie flexibel und leistungs­
     gegeben. Und dann sagte er: „Sie können sich ja                                     bereit sind, dass sie ihren persönlichen Mehrwert
     noch umorientieren.“                                                                einbringen und Blablabla.
     Ein Jahr zuvor hatte ich in Magdeburg meine Ausbil­                                 Ich wünsche mir, dass diese Gesellschaft sich um­
     dung beendet. In meiner Heimat, der Altmark, gab                                    orientiert. Es ist an der Zeit, dass es nicht nur Diskus­
     es keinen Ausbildungsplatz für mich. Und als es                                     sionen darüber gibt, was wirklich wichtig ist, son­
                                                                                                                                                     F OTO : S U S A N N E S C H L E Y E R

     nach der Ausbildung in Magdeburg keine Arbeit gab,                                  dern dass den Menschen, die das alles hier am Le­
     zog ich nach Leipzig. Und nun bot man mir an, noch                                  ben halten, eine anständige soziale und finanzielle
     weiterzuziehen. Immer der Arbeit hinterher. Und ja,                                 Wertschätzung entgegengebracht wird. Vielleicht
     ich war jung, ich hätte mich umorientieren können.                                  könnte man der Verrohung der Gesellschaft damit
     Aber ich wollte Beständigkeit. Ich wollte mir ein Le­                               entgegenwirken. Große Hoffnungen, dass sich etwas
     ben aufbauen, das mehr Zukunft bot als drei weitere                                 ändert, habe ich ehrlich gesagt nicht.

16
Juni
                                                                                        Programm

                                                                                                                                       QUERKÖPFE

                                                                                                                                 Mi., 1./8./15./22./29.6.,
                                                                                                                               21.05 Uhr

                                                                                                                               Im Mai wurde der interna-
                                                                                                                               tionale Radiokabarettpreis
                                                                                                                               „Salzburger Stier“ zum
                                                                                                                               41. Mal an Künstlerinnen
                                                                                                                               und Künstler aus Deutsch-
                                                                                                                               land, Österreich und der
                                                                                                                               Schweiz überreicht. End-
                                                                                                                               lich wieder vor Publikum,
                                                                                                                               im Stadttheater Lindau am
                                                                                                                               Bodensee. Die „Querköpfe“
                                                                                                                               präsentieren die Highlights
                                                                                                                               der Preisverleihung, so
                                      Luise Kinseher, auch                                                                     auch den Auftritt der deut-
                                      als „Mama Bavaria“                                                                       schen Preisträgerin Luise
                                      bekannt, ist am 15. 6.
                                                                                                                               Kinseher.
                                      in den „Querköpfen“
                                      zu hören

                                          Erlebnisreich und                     Zweiteiler: Im rasenden               Klassismus im digitalen
F OTO : M A R T I N A B O G D A H N

                                          klimafreundlich                       Strom                                 Zeitalter
                                          Worauf sollten Umweltbewusste         Die „Zeitfragen“ gehen der Frage      Eine Streitschrift zur Diskriminierung
                                          bei der Wahl des Reiseziels und der   nach, inwieweit Elektrifizierung      durch Klassenherkunft und ein Ro-
                                          Unterkunft achten? S. 23              unser Leben verändert hat. S. 47/49   man über das digitale Prekariat. S. 67

                                                                                                                                                               17
Hörspiel & Feature

                                                                                                 FREISTIL

                                                                                                    Kakao: Billig statt heilig
                                                                                                 Bei den Azteken und Maya war der
                                                                                                 Kakao ein wertvolles Gut: Produkte
                                                                                                 aus der Kakaopflanze waren Opfer-
                                                           Können sich ihres Lebens              gabe, rituelles Heilmittel, Tausch-
                                                           nicht sicher sein: Arbeiter auf       und Zahlungsmittel. Mit den Erobe-
                                                           einem Fischkutter in Thailand
                                                                                                 rungen der Europäer in Mittelamerika
     FEATURE                                                                                     änderte sich alles. Kakao war nicht
                                                                                                 länger bitter und heilig, sondern

       Thailand: Thunfischfang                                                                   möglichst süß und billig. Aber es gibt
                                                                                                 auch einen Trend zur Rückbesinnung:
                                                                                                 Immer mehr Produzenten und Konsu-

     und Menschenhandel                                                                          menten achten auf fairen Handel
                                                                                                 und stellen Qualität vor Quantität.
                                                                                                 KAKAO UND SCHOKOLADE, SO., 12.6.,
     Auf vielen Booten schuften Arbeitssklaven – wer aufbegehrt,                                 20.05 UHR

     verschwindet auf hoher See. Schon 2015 drohte Thailand
     ein Exportverbot.

     Bis zu einem Viertel der Seeleute auf thai-   Reformen. Geändert hat sich seitdem we-
     ländischen Fischerbooten sollen als           nig. Alfred Breier recherchiert vor Ort und

                                                                                                                                           F OTO : ( O B E N L I N K S ) I M A G O/ Z U M A W I R E , ( O B E N R E C H T S ) I M A G O/C H R O M O R A N G E , ( U N T E N ) P I C T U R E A L L I A N C E / W O L F R A M S T E I N B E R G
     Zwangsarbeiter oder „moderne Sklaven“         stößt auf Angst: Nur an geheimen Orten
     schuften: Einheimische Gangster               erzählen Fischer von Zwangsarbeit, Lohn-
     schmuggeln arbeitswillige Kambodscha-         knechtschaft, verschwundenen Kollegen.
     ner, Burmesen und Indonesier ins Land,        Polizisten, die gegen korrupte Militärs
     die anschließend ihre Schulden auf den        und Politiker ermitteln, werden ermordet
     Kuttern abarbeiten sollen. Wer nicht frei-    oder flüchten ins Ausland. Staatliche In-
     willig an Bord geht, wird bedroht, ge-        spekteure klagen dagegen über „vom            HÖRSPIEL
     schlagen oder narkotisiert aufs Schiff ver-   Westen aufgezwungene Maßnahmen“.                 „Ein Pakeeet für Sie!“
     schleppt. Wer auf hoher See meutert           Die USA haben Thailand inzwischen auf
     oder krank wird, nicht mehr arbeiten          ihre Beobachtungsliste für Menschen-          Als Paketbote hat Joël täglich viele
     kann oder will, wird bestenfalls auf einer    handel gesetzt. Aber die Europäische          Türrahmenbegegnungen. „Wir wissen
     Insel fern der Heimat ausgesetzt. Doku-       Kommission begrüßt die Regierung als          nicht mehr, wie man miteinander
     mentiert sind zahlreiche Morde an             „neuen engagierten Partner im Kampf           redet“, meint er. Marie-Frédérique
     Zwangsarbeitern, die tot oder lebendig        gegen illegale Fischerei“. – Essen wir        zum Beispiel: Sie hat nach einem
     über Bord geworfen wurden – Ungezählte        noch immer Fisch, der von Arbeitsskla-        traumatischen Erlebnis ihre Examens-
     gelten als vermisst. Der weltgrößte Her-      ven gefangen wurde? SKLAVENFISCHER,           arbeit abgebrochen, um bei „Claire
     steller von Thunfischkonserven versprach      DI., 28.6., 19.15 UHR                         de Lune“ Kerzen und Gedöns zu ver-
                                                                                                 kaufen. Außerdem Arnaud: Er fühlt
                                                                                                 sich einem Wal nahe, dem „52 Blue“,
                                                                                                 weil dessen Gesänge unhörbar für
                                                                                                 seine Artgenossen sind. Joël begreift
                                                                                                 sich selbst als eine Art Lebens-
                                                                                                 helfer. Er hat für alle Probleme Lösun-
                                                                                                 gen parat. DER GESTANK DER WELT,
                    Alle Hörspiele und Features online:                                          MI., 1.6., 22.03 UHR
                          hoerspielundfeature.de

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Programm

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    FREISTIL

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Tonaufzeichnungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    früher und heute
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    sind spiritistische Sitzungen in Mo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    de, bei ihnen sollen die Stimmen Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                 Roboter mit eingebautem Erzie-
                                                                                                                                                                                                                                                                 hungskonzept sollen ein Garant     storbener wiedererweckt werden. Die
                                                                                                                                                                                                                                                                 für glückliche Kinder sein         esoterische Entwicklung und die tech-
                                                                                                                                                                                                          FREISPIEL                                                                                 nische mit Edisons Phonographen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    kratzen an der menschlichen Grund-

                                                                                                                                                                                                            Unvorstellbares Szenario?                                                               erfahrung, dass der, der spricht, auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    existiert. Mittlerweile werden Existen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    zen durch Stimmen nicht nur konser-

                                                                                                                                                                                                          Roboter als Kinderbetreuer                                                                viert – sie werden kreiert. STIMMEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AUS DEM NICHTS, SO., 26.6., 20.05 UHR

                                                                                                                                                                                                          Im staatlich geförderten Pilotprojekt K.I.T.A. werden erstmals
                                                                                                                                                                                                          Roboter zur Kinderbetreuung eingesetzt. Die Firma Ai Ai ist
                                                                                                                                                                                                          überzeugt von ihrem Produkt.                                                              KRIMIKOMÖDIE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Krise als Chance
                                                                                                                                                                                                          Die Entwicklerinnen und Entwickler der         manche Kinder mit echten Eltern erleben.   Kai wird überraschend gekündigt.
                                                                                                                                                                                                          Firma Ai Ai geraten über die Vorteile ih-      In der Politik werden mit großen Erwar-    Noch unter Schock stiehlt er seinem
F OTO : ( O B E N L I N K S ) M A U R I T I U S I M A G E S / I E V G E N C H E P I L /A L A M Y, ( O B E N R E C H T S ) M A U R I T I U S I M A G E S / VA L E N T I N W O L F/ I M A G E B R O K E R

                                                                                                                                                                                                          res intelligenten Nanny-Systems ins            tungen die Einsparmöglichkeiten errech-    Chef Bronsky eine geheimnisvolle
                                                                                                                                                                                                          Schwärmen. Eltern sprechen über ihre           net. Die Roboter werden in einem Pilot-    Holzskulptur und verkauft sie an eine
                                                                                                                                                                                                          Motivation, geben Stimmproben ab, da-          projekt bereits zur Kinderbetreuung ein-   ahnungslose Galerie-Angestellte. Sei-
                                                                                                                                                                                                          mit die Künstliche Intelligenz (KI) sie imi-   gesetzt! Ein guter Moment für die genaue   ner Frau kündigt er an, von nun an
                                                                                                                                                                                                          tiert, oder wählen die Stimme für ihren        Beobachtung der Interaktion zwischen       ganz große Kunst zu machen. Der
                                                                                                                                                                                                          Erziehungsroboter aus einer Datenbank.         Roboter und Kind. Hält der Roboter, was    neue Aufwind ihres Mannes macht
                                                                                                                                                                                                          Pädagogen erklären, aus welchen Erzie-         er verspricht? Und welches Versprechen     Luise misstrauisch. Was steckt dahin-
                                                                                                                                                                                                          hungskonzepten die Eltern wählen kön-          wollen wir von ihm eigentlich bekom-       ter? Bronsky versucht derweil, seine
                                                                                                                                                                                                          nen, analysieren Bedarfe und beraten. Die      men? K.I.T.A., SCHWERPUNKT „ELTERN UND     Skulptur zurückzubekommen. BLUT
                                                                                                                                                                                                          Ai-Ai-Chefin erinnert an die Traumata, die     IHRE KINDER“, DO., 23.6., 22.03 UHR        AUF HOLZ, MO., 20.6., 22.03 UHR

                                                                                                                                                                                                          FEATURE                                        HÖRSPIEL                                   FEATURE

                                                                                                                                                                                                            Jüdische Remigranten                           Hörstücke über und von                    Von der Subkultur zum
                                                                                                                                                                                                          in der DDR                                     Friederike Mayröcker                       Mainstream
                                                                                                                                                                                                          Der Wissenschaftler Albert Wollen-             Mayröcker starb im Juni 2021. Mit          V. Vale ist Interviewer, Anthropologe
                                                                                                                                                                                                          berger glaubte an den Kommunismus              dem Hörstück „Herzbefellt“ schreibt        und Verleger. Seit über 40 Jahren do-
                                                                                                                                                                                                          und kehrte nach dem Zweiten Welt-              Frieda Paris nun zum ersten Todestag       kumentiert er die Untergrundkultur
                                                                                                                                                                                                          krieg in die DDR zurück. Während er            einen Nachruf und erinnert sich an         im Umfeld von Punk. Mit ihm durch
                                                                                                                                                                                                          ein gerechtes, antifaschistisches              die große österreichische Schriftstel-     San Francisco zu spazieren, gleicht
                                                                                                                                                                                                          Deutschland aufbauen wollte, arbei-            lerin, die die Welt in Poesie verwan-      einer anthropologischen Exkursion.
                                                                                                                                                                                                          tete sein Sohn Knud als Stasi-Spitzel.         delte. Anschließend Mayröckers Hör-        In der Sendung geht es u.a. um die
                                                                                                                                                                                                          Alberts Enkel erinnern sich an ihn aus         spiel „Gefälle“ im Gedenken an den         Schönheit des Abseitigen, Verworfe-
                                                                                                                                                                                                          der Zeit nach der Wende als einen al-          1970 tödlich verunglückten Rennfah-        nen und Unpassenden. ANTHROPO-
                                                                                                                                                                                                          ten, gebrochenen Mann. DIE WOLLEN-             rer Jochen Rindt. HERZBEFELLT/GE-          LOGIE DES UNDERGROUNDS, FR., 3.6.,
                                                                                                                                                                                                          BERGERS, DI., 14.6., 19.15 UHR                 FÄLLE, SO., 5.6., 18.30 UHR                20.05 UHR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              19
Mittwoch 1.6.

      0.00 Nachrichten*
      0.05 Deutschlandfunk Radionacht
     		    0.05 Fazit Kultur vom Tage (Wdh.) 1.05 Kalenderblatt
           anschließend ca. 1.10 Hintergrund (Wdh.) anschließend ca.
           1.30 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft (Wdh.)
           2.05 Kommentar (Wdh.) anschließend ca. 2.10 Aus Religion
           und Gesellschaft Thema siehe 20.10 Uhr 2.30 Lesezeit Mit
           Eckhart Nickel, siehe 20.30 Uhr 2.57 Sternzeit 3.05 Weltzeit
           (Wdh.) anschließend ca. 3.30 Forschung aktuell (Wdh.)
           anschließend ca. 3.52 Kalenderblatt 4.05 Radionacht
           Information
      5.05 Informationen am Morgen Berichte, Interviews, Reportagen
           5.35 Presseschau Aus deutschen Zeitungen 6.35 Morgen-
           andacht Martin Korden, Bonn. Katholische Kirche 6.50 Inter-
           view 7.05 Presseschau Aus deutschen Zeitungen 7.15 Inter-
           view 7.35 Wirtschaftsgespräch 7.54 Sport 8.10 Interview
           8.35 Wirtschaft 8.38 Kultur und Wissenschaft 8.50 Presse-
           schau Aus deutschen und ausländischen Zeitungen
      9.05 Kalenderblatt Vor 150 Jahren:
           Der amerikanische Publizist James Gordon Bennett                                                          Abzug der PLO aus
           gestorben                                                                                                 Beirut im August 1982
      9.10 Europa heute
      9.35 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft                      19.30 POLITIK
     10.08 Agenda Hörertel.: 0 08 00 44 64 44 64
     		    agenda@deutschlandfunk.de
     11.35 Umwelt und Verbraucher 11.55 Verbrauchertipp
                                                                            Zeitfragen. Feature:
     12.10 Informationen am Mittag Berichte, Interviews, Musik
           12.50 Internationale Presseschau                               Vergiftete Nachbarschaft
     13.35 Wirtschaft am Mittag
           13.56 Wirtschafts-Presseschau
                                                                          Obwohl zwischen Tel Aviv und Beirut nur rund 200 km Mittel-
     14.10 Deutschland heute
     14.35 Campus & Karriere Das Bildungsmagazin
                                                                          meerküste liegen, sind die Nachbarländer Welten voneinan-
           campus@deutschlandfunk.de                                      der entfernt, die Grenze ist unüberwindbar. Dabei gab es bis
     15.05 Corso – Kunst & Pop                                            zur Staatsgründung Israels durchaus regen Kontakt. Erst
     15.35 @mediasres Das Medienmagazin                                   nach 1967 wanderten viele libanesische Juden nach Israel
     16.10 Büchermarkt
                                                                          aus. Die Ansiedlung der PLO in Beirut führte zur israelischen
     16.35 Forschung aktuell
     17.05 Wirtschaft und Gesellschaft
                                                                          Invasion im Juni 1982. Eine Friedensbewegung protestierte
     17.35 Kultur heute Berichte, Meinungen, Rezensionen                  gegen die Einmischung in den libanesischen Bürgerkrieg, die
     18.10 Informationen am Abend                                         viele Soldaten traumatisierte. Bis 2000 blieb ein Teil des Süd-
     18.40 Hintergrund                                                    libanon von israelischen Streitkräften besetzt. Als sie abzo-
     19.05 Kommentar
                                                                          gen, ergriffen auch Libanesen die Flucht, die mit Israel kolla-
     19.15 Zur Diskussion
     20.10 Aus Religion und Gesellschaft
                                                                          boriert hatten. Von allen Seiten misstrauisch beäugt, leben
           Über die Grenzen des Menschen – Hans Holbeins Gemälde          sie heute in Israel und können nicht in ihr Heimatland zurück.
           Die Gesandten.
           Von Astrid Nettling
     20.30 Lesezeit
           Eckhart Nickel liest aus und spricht über
           Spitzweg (2/2)
     21.05 Querköpfe Kabarett, Comedy & schräge Lieder
           Kabarettpreis Salzburger Stier 2022.                           21.05 KABARETT
           Die Eröffnungsgala (1/2).
           Mit Martina Schwarzmann, Alfred Dorfer und
           Hannes Ringlstetter.
                                                                             Endlich wieder ein volles
           Mitschnitt vom 20.5.2022 aus dem Stadttheater Lindau.
           (Teil 2 am 8.6.2022)
                                                                          Haus bei der Verleihung
     22.05 Spielweisen Anspiel – Neues vom Klassik-Markt
     22.50 Sport aktuell                                                  des internationalen Radio-
                                                                          kabarettpreises „Salzburger
     23.10 Das war der Tag Journal vor Mitternacht
     23.57 National- und Europahymne

                                                                          Stier“: In den „Querköpfen“
                                                                                                                                             F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / U P I

                                                                          hören Sie heute die High-
                                                                          lights aus dem ersten Teil
                                                                          der Eröffnungsgala.

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Mittwoch 1.6.

                                                                                                                                  0.00 Nachrichten*
                                                                20.30 LITERATUR
                                                                                                                                  0.05 Chormusik

                                                                  Lesezeit: Der Erzäh-                                                 Johannes Brahms:
                                                                                                                                       Liebesliederwalzer op. 52 | Neue Liebeslieder op. 65.

                                                                ler in Eckhart Nickels
                                                                                                                                       Angela Gassenhuber, Klavier.
                                                                                                                                       Philip Mayers, Klavier.
                                                                                                                                       RIAS Kammerchor Berlin.

                                                                neuem Roman „Spitz-                                                    Leitung: Justin Doyle.
                                                                                                                                       Deutschlandfunk Kultur/harmonia mundi 2021

                                                                weg“ offenbart sich
                                                                                                                                       0.55 Chor der Woche
                                                                                                                                  1.05 Tonart Americana. Moderation: Thorsten Bednarz

                                                                als zufriedener Kunst-
                                                                                                                                  5.05 Studio 9 Kultur und Politik am Morgen
                                                                                                                                       5.50 Aus den Feuilletons 6.20 Wort zum Tage Pfarrer Hannes
                                                                                                                                       Langbein, Berlin. Evangelische Kirche 7.20 Politisches

                                                                banause und berichtet                                                  Feuilleton 7.40 Interview 8.50 Buchkritik
                                                                                                                                  9.05 Im Gespräch

                                                                von Carl, der sich nicht
                                                                                                                                 10.05 Lesart Das Literaturmagazin
                                                                                                                                 11.05 Tonart Das Musikmagazin am Vormittag 11.30 Musiktipps
                                                                                                                                       11.45 Rubrik: Folk

                                                                nur viel aus Kunst                                               12.05 Studio 9 – Der Tag mit …
                                                                                                                                 13.05 Länderreport

                                                                macht, sondern ihr
                                                                                                                                 14.05 Kompressor Das Popkulturmagazin 14.30 Kulturnachrichten
                                                                                                                                 15.05 Tonart Das Musikmagazin am Nachmittag 15.30 Musiktipps

                                                                geradezu verfallen ist.
                                                                                                                                       15.40 Live Session 16.30 Kulturnachrichten
                                                                                                                                 17.05 Studio 9 Kultur und Politik am Abend
                                                                                                                                       17.30 Kulturnachrichten
                                                                                                                                 18.30 Weltzeit
                                                                                                                                 19.05 Zeitfragen Kultur und Geschichte – Magazin
                                                                                                                                 		    19.30 Zeitfragen. Feature
                                                                                                                                       Vergiftete Nachbarschaft.
                                                                                                                                       Israel und Libanon.
                                                                                                                                       Von Anne Françoise Weber
                                                                                                                                 20.03 Konzert
                                                                                                                                       Konzerthalle Bamberg. Aufzeichnung vom 30.5.2022.
                                                                                                                                       Richard Wagner: Der Ring ohne Worte für Orchester,
                                                                                                                                       zusammengestellt von Lorin Maazel.
                                                                                                                                       Bamberger Symphoniker.
                                                                                                                                       Leitung: Jakub Hrùša
                                                                                                                                 21.30 Alte Musik
                                                                                                                                       Gaetano Donizetti: Streichquartett Nr. 5 e-Moll.
                                                                                                                                       Pleyel Quartett
                                                                                                                                 22.03 Hörspiel
                                                                                                                                       Der Gestank der Welt oder Paarungstanz ist eine tote
                                                                                                                                       Sprache.
                                                                                                                                       Von Caroline Bélisle.
                                                                                                       Der amerikanische               Aus dem kanadischen Französisch von Frank Weigand.
                                                                                                       Komponist und                   Regie: Anouschka Trocker.
                                                                                                       Dirigent Lorin Maazel           Mit Oliver Urbanski, Brigitte Urhausen, Lisa Weber,
                                                                                                                                       Gábor Biedermann, Jördis Trauer.
                                                                20.03 MUSIK                                                            Komposition: Bo Wiget.

                                                                  Konzert: Richard Wagner –
                                                                                                                                       Ton und Technik: Burkhard Pitzer-Landeck und
                                                                                                                                       Claudia Peycke.
                                                                                                                                       SR/Deutschlandfunk Kultur 2021/55’53. Ursendung
                                                                „Der Ring ohne Worte“ für                                        23.05 Fazit Kultur vom Tage
                                                                                                                                       u.a. mit Kulturnachrichten, Kulturpresseschau
                                                                Orchester
                                                                Schon der Titel macht neugierig auf das, was in diesem Kon-
                                                                zert zu erwarten ist: ein faszinierender Schnelldurchlauf
                                                                                                                                  6.30 Alles was heute Morgen wichtig ist
                                                                durch die vier langen Opern von Richard Wagners „Der Ring
F OTO : U L L S T E I N B I L D / U N I T E D A R C H I V E S

                                                                                                                                 10.00 Kommt gut durch den Tag
                                                                des Nibelungen“, ohne Bühnenbild, ohne Sänger, ohne Kos-               Mit allen wichtigen Infos und gutem Pop.
                                                                tüme – die Essenz des Wagner‘schen Musikdenkens. Die von         17.00 Alles was heute wichtig ist
                                                                Lorin Maazel im Jahr 1987 extrahierte Orchesterpartitur selbst   19.00 Eure Themen, eure Storys Kommt gut durch den Abend.
                                                                                                                                 22.00 Deine Podcasts: Deep Talk Mit Gastgebern, die wirklich
                                                                ist der „Ring“, verschlüsselt in einem Klang-Code. „Entziffert
                                                                                                                                       zuhören: Rahel Klein und Sven Preger.
                                                                man diesen Code, so entpuppt er sich als eine Geschichte,
                                                                eine Sage, ein Lied, eine Philosophie – in zahllosen kosmi-
                                                                schen Obertönen und menschlichen Untertönen“, so der be-
                                                                rühmte Dirigent über seine außergewöhnliche Bearbeitung.

                                                                                                                                                                                                    21
Donnerstag 2.6.

      0.00 Nachrichten*
                                                                         22.03 FREISPIEL
      0.05 Deutschlandfunk Radionacht
     		    0.05 Fazit Kultur vom Tage (Wdh.) 1.05 Kalenderblatt
           anschließend ca. 1.10 Hintergrund (Wdh.) anschließend ca.        Wir lieben unsere El-
                                                                         tern. Hinter verschlosse-
           1.30 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft (Wdh.)
           2.05 Kommentar (Wdh.) anschließend ca. 2.10 Zur Diskussion
           (Wdh.) 2.57 Sternzeit 3.05 Weltzeit (Wdh.) anschließend
           ca. 3.30 Forschung aktuell (Wdh.) anschließend
           ca. 3.52 Kalenderblatt 4.05 Radionacht Information            nen Türen ebenso wie in
                                                                         der Öffentlichkeit. Sie
      5.05 Informationen am Morgen Berichte, Interviews, Reportagen
           5.35 Presseschau Aus deutschen Zeitungen 6.35 Morgen-
           andacht Martin Korden, Bonn. Katholische Kirche 6.50 Inter-
           view 7.05 Presseschau Aus deutschen Zeitungen 7.15 Inter-
           view 7.35 Wirtschaftsgespräch 7.54 Sport 8.10 Interview
                                                                         haben viel geleistet und
           8.35 Wirtschaft 8.38 Kultur und Wissenschaft 8.50 Presse-
           schau Aus deutschen und ausländischen Zeitungen               es bestimmt nicht im-
                                                                         mer leicht gehabt. Wer
      9.05 Kalenderblatt Vor 10 Jahren:
           Der frühere ägyptische Staatschef Husni Mubarak wird zu
           lebenslanger Haft verurteilt
      9.10 Europa heute
      9.35 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft                     etwas anderes sagt, gilt
                                                                         als Nestbeschmutzer.
     10.08 Marktplatz
           Erlebnisreich und klimafreundlich – Nachhaltig reisen.
           Am Mikrofon: Britta Fecke.
           Hörertel.: 0 08 00 44 64 44 64.
           marktplatz@deutschlandfunk.de
     11.35 Umwelt und Verbraucher 11.55 Verbrauchertipp
     12.10 Informationen am Mittag Berichte, Interviews, Musik
           12.50 Internationale Presseschau
     13.35 Wirtschaft am Mittag
                                                                         22.05 HISTORISCHE AUFNAHMEN
           13.56 Wirtschafts-Presseschau
     14.10 Deutschland heute
     14.35 Campus & Karriere Das Bildungsmagazin                          Der Komponist Erich
                                                                         Wolfgang Korngold
           campus@deutschlandfunk.de
     15.05 Corso – Kunst & Pop
     15.35 @mediasres Das Medienmagazin
     16.10 Büchermarkt
     16.35 Forschung aktuell
                                                                         Die Karriere von Erich Wolfgang Korngold begann bereits im
     17.05 Wirtschaft und Gesellschaft                                   Alter von elf Jahren: Da präsentierte der Sohn des gefürchte-
     17.35 Kultur heute Berichte, Meinungen, Rezensionen                 ten Musikkritikers Julius Korngold den staunenden Kollegen
     18.10 Informationen am Abend                                        und dem Publikum eine große Klaviersonate, der die Ballett-
     18.40 Hintergrund
                                                                         Pantomime „Der Schneemann“ folgte. Seine Oper „Die tote
     19.05 Kommentar
     19.15 Dlf-Magazin
                                                                         Stadt“ von 1920 wurde ein Welterfolg. Stilistisch orientierte
     20.10 Aus Kultur- und Sozialwissenschaften                          Korngold sich u.a. an Max Reger und Richard Strauss, Kritiker
     21.05 JazzFacts                                                     bezeichneten seine raffinierte spätromantische Klangsprache
           Neues von der Improvisierten Musik.                           aber auch schon mal als schwülstig. 1934 reiste er auf Einla-
           Am Mikrofon: Thomas Loewner
                                                                         dung von Max Reinhardt nach Hollywood und schrieb dort
     22.05 Historische Aufnahmen
           Vom Wunderkind zum Hollywood-Musiker.
                                                                         etliche Filmmusiken, zwei wurden mit dem Oscar prämiert.
           Der Komponist Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957).          Am 29. Mai jährte sich sein Geburtstag zum 125. Mal.
           Am Mikrofon: Klaus Gehrke
     22.50 Sport aktuell
     23.10 Das war der Tag Journal vor Mitternacht
     23.57 National- und Europahymne                                                                         Erich Wolfgang Korn-
                                                                                                             gold (Foto um 1920)
                                                                                                                                         F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E /A KG - I M A G E S

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