Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05

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Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Das                         #05

Magazin
                            MAI 2022

Große Bühne
Theater im Radio

Konfliktbeobachter
Konferenz zu Journalismus
und Krieg

 Freiraum
oder Einsamkeit?
            Eine Lange Nacht vom Alleinsein
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Was für ein Tag!

            Nachrichten finden Sie
            überall. Zusammenhänge
            und Hintergründe hören
            Sie im Podcast „Der Tag“.
            Ausgewählte Themen
            des Tages, hintergründig
            eingeordnet.
            Montag bis Freitag
            ab 17.00 Uhr

            Ein Podcast von Deutschlandfunk

            In der Dlf Audiothek App,
            auf deutschlandfunk.de/dertag
            und überall, wo es Podcasts gibt.
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Editorial                                                                                                                                      Veranstaltungen

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                                                                                                                                                                                                                                                   Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, liebe Leserinnen
                                                                                                                                                                                                                                                   und Leser unseres Magazins, wir haben Sie
                                                                                                                                                                                                                                                   vor einiger Zeit gefragt, ob Sie unser Monats-
                                                                                                                                                                                                                                                   magazin auch weiterhin erhalten möchten und
                                                                                                                                                                                                                                                   welche Themen Sie besonders interessieren:                                                                                                                                                                                                                                                      Barbara Morgenstern
                                                                                                                                                                                                                                                   Danke für Ihre vielfältige Resonanz!                                                                                                                                                                                                                                                                    BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        6.5. bis 22.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  VERSCHIEDENE VER-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ANSTALTUNGSORTE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  D as                           #03
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Theatertreffen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Magazin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  MÄRZ 2022

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Festival
                                                                                                                                                                                                                                                       D as       #08                                                                                                                                                                                                                                                                              berliner-festspiele.de
                                                                                                                                                                                                                                                       Magazin
                                                                                                                                                                                                                                                                  AUGUST 2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Wir freuen uns,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   MO., 16.5., 20.03 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              1.700 Jahre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              jüdisches Leben           #11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Das                         #04
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               wenn Sie auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  DEUTSCHLANDRADIO,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Magazin                                                                                                                                                                                                            in diesem Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       NOVEMBER 2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              in Deutschland

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Magazin
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Ein musikalisches
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Panorama

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Ihren freiwilli-     FUNKHAUS BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Bücherfrühling

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wie Gesetze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Neue Literatur über
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   prekäres
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Arbeiten und Leben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                in unser Leben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                eingreifen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Reportagen aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bundesländern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                den                           Das Wahljahr 2022
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Berichte aus den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               gen Beitrag zu       Funkhauskonzert mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               den Druck- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bundesländern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Barbara Morgenstern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Zukunft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Versandkosten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             UN-Klimakonferenz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Werden in Glasgow
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            neue Wege beschritten?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       erzählen                                                                                                                                                     und Band (Bild oben)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Raus aus der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Abseitsfalle
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Der diesjährige
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Kölner Kongress
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               leisten              Live-Übertragung in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Frauen in der Sport-

                                                                                                                                                                                                                                                                       Alle lesen.                                                                                                                                                                                                                                                                Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            berichterstattung
F OTO : ( O B E N ) M A R A V O N K U M M E R , ( M I T T E ) C O V E R G E S TA LT U N G C R O L L A LO W I S , G R A F I K D E S K , C O L L A G E : G R A F I K D E S K , ( U N T E N ) D E U T S C H L A N D R A D I O/A N N I K A P E S C H

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kultur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Deutschlandfunk

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Wollen
                                                                                                                                                                                                                                                                                r von Deutsch
                                                                                                                                                                                                                                                                                             landfunk und                                                                                                                            Unfassbarer Sport                                                 Die Welt zu Gast
                                                                                                                                                                                                                                                           Der Literatursomme                                                                                                                                                                                                                               in Eisenach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Die Rätselhaftigkeit des Schachs

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   MI., 18.5., 19.30 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Die Wartburgkonzerte

                                                                                                                                                                                                                                                                                wir den Tod
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             feiern Jubiläum

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Musikalische
                                                                                                                                                                                                                                                                                 überwinden?                                                                                                                                         Expedition                                                                                                      LITERARISCHES
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  COLLOQUIUM BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Das Forum neuer Musik 2021 fragt nach dem Unvermeidbaren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Der Sound der 90er- und 00er-Jahre bei Deutschlandfunk Nova

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Studio LCB
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Lesung: Tomer Gardi
                                                                                                                                                                                                                                                   Mehr als 40.000 Rückmeldungen haben uns im Rahmen unserer Abfrage zu unserem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gäste: Tania Martini und
                                                                                                                                                                                                                                                   Monatsmagazin erreicht. Wir wollten von Ihnen wissen, was Sie an unserem Magazin                                                                                                                                                                                                                  Noam Brusilovsky
                                                                                                                                                                                                                                                   besonders schätzen und ob Sie es lieber gedruckt oder digital als PDF lesen.                                                                                                                                                                                                                             lcb.de

                                                                                                                                                                                                                                                   Sie haben uns geantwortet, teilweise sogar ausführlich, in E-Mails und Briefen. Über                                                                                                                                                                                                                  E I S E N AC H
                                                                                                                                                                                                                                                   die hohe Wertschätzung, die in vielen Antworten zum Ausdruck kommt, haben wir uns                                                                                                                                                                                                                SA., 21.5., 19.30 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                   sehr gefreut. Und auch Ihre kritischen Anmerkungen sind für uns immer Motivation,                                                                                                                                                                                                                     WARTBURG,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  FESTSAAL DES PALAS
                                                                                                                                                                                                                                                   unsere Produkte und Inhalte – in den drei Programmen und in diesem Magazin –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    401. Wartburgkonzert
                                                                                                                                                                                                                                                   weiterzuentwickeln.                                                                                                                                                                                                                                                                               Piotr Pławner, Violine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Isabella Klim, Violoncello
                                                                                                                                                                                                                                                   Was haben wir bei der Auswertung der Umfrage über Sie, unsere Leserschaft, ge-                                                                                                                                                                                                                   Piotr Sałajczyk, Klavier
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          wartburg.de
                                                                                                                                                                                                                                                   lernt? Sie schätzen in großer Mehrheit die gedruckte Ausgabe des Magazins. Und
                                                                                                                                                                                                                                                   Sie lesen intensiv und kritisch, insbesondere den Programmkalender, die Vorschau
                                                                                                                                                                                                                                                   auf Hörspiel- und Featuresendungen sowie Artikel zu Programmschwerpunkten.                                                                                                                                                                                                                              E SS E N
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   DI., 31.5., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                   Wir werden diesen Themen auch in Zukunft viel Raum geben, zumal es aus den drei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     CAFÉ CENTRAL
                                                                                                                                                                                                                                                   Programmen immer Spannendes zu berichten gibt.                                                                                                                                                                                                                                                           Lesart
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      theater-essen.de
                                                                                                                                                                                                                                                   Ihre Rückmeldungen haben uns erneut gezeigt, wie sehr Ihnen unser Magazin
                                                                                                                                                                                                                                                   am Herzen liegt. Und wir möchten Sie auch weiterhin Monat für Monat kostenfrei                                                                                                                                                                                                                           KÖ L N
                                                                                                                                                                                                                                                   beliefern, egal ob in den Briefkasten oder ins E-Mail-Postfach. Wir freuen uns, wenn                                                                                                                                                                                                            DO., 19.5., 14.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                   Sie die Produktion des Heftes auch in diesem Jahr mit Ihrem freiwilligen Beitrag zu                                                                                                                                                                                                             DEUTSCHLANDFUNK
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   KAMMERMUSIKSAAL
                                                                                                                                                                                                                                                   den Druck- und Versandkosten unterstützen. Einen Überweisungsträger hierfür finden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kölner Forum für
                                                                                                                                                                                                                                                   Sie in der Mitte dieser Ausgabe. – Bleiben Sie uns gewogen und melden Sie sich bitte                                                                                                                                                                                                              Journalismuskritik
                                                                                                                                                                                                                                                   auch weiterhin mit Ihren positiven und auch kritischen Anmerkungen zum Magazin                                                                                                                                                                                                                   deutschlandfunk.de/
                                                                                                                                                                                                                                                   oder unseren Programmen.                                                                                                                                                                                                                                                                          journalismuskritik

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Änderungen vorbehalten
                                                                                                                                                                                                                                                                   Christian Sülz,
                                                                                                                                                                                                                                                                   Abteilungsleiter Kommunikation und Marketing
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Weitere Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      finden Sie unter:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   deutschlandradio.de/
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      veranstaltungen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               3
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Themen
                                            im Mai
                     Inhalt

    3	Editorial

    4	Themen im Mai
       Der 102. Katholikentag, die
       Filmfestspiele von Cannes und
       moderne Nomaden

    T ITELTHEMEN
    8	Forum für Journalismuskritik
        Veranstaltung über das Berich-
        ten in Zeiten des Krieges
    9	Ukrainische Literatur
        Solidaritätsveranstaltung für die
        ukrainische Bevölkerung
    10	Theater im Radio
        Deutschlandfunk Kultur sendet
        live vom Berliner Theatertreffen
    12	Vermessung der inneren Welt
        Eine Lange Nacht vom Alleinsein
    13	Die ROC-Ensembles
        Zeitgemäße und politisch kon-
        notierte Konzerte
    14	Gastbeitrag
        Prof. Karin Bjerregaard Schlüter:
        Vom Massenmedium zum Me-
        dium der Massen

    PROGRAMM
    15	Intro
        „In Concert“ mit Laila Biali
    16	Hörspiel und Feature
        Die Empfehlungen des
        Monats auf einen Blick
    18	Programmkalender
    80	Kakadu-Kinderseite
        Wann spricht man von Armut?

    81    Forum / Impressum

    82	Radiomenschen
        Gisela Steinhauer, freie Modera-
        torin, Deutschlandfunk Kultur
                                             F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E / ZO O N A R / M A R C O B R I V I O

          Symbolbild zum Thema                                                                                            Die beeindruckende Tempelanlage
      „Alleinsein“ (siehe Text Seite 12)                                                                                  Angkor Wat in Kambodscha – dank
       Foto: Raphael Brasileiro/Pexels                                                                                    LiDAR-Vermessungen gibt es neue
                                                                                                                          Erkenntnisse

4
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Menschheitsgeschichte im Laserscan
Vieles von dem, was wir über die Maya und Khmer wis-
sen, rankt sich um ihre steinernen Prachtbauten wie
die Pyramiden von Tikal oder die Tempelanlagen von
Angkor Wat. In den letzten Jahren hat sich der Blick auf
die antiken Hochkulturen jedoch gewandelt. Auslöser
der Revolution ist LiDAR – eine Technik, mit der sich
aus der Luft mit Lasern die Geländeformen ganzer
Landstriche selbst unter dichtem Urwald scannen las-
sen. FORSCHUNG AKTUELL, SO., 1.5., 16.30 UHR

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Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Themen
    im Mai

                                                                                                            SENDEHINWEISE

    Der Schlossplatz in Stuttgart wird                                                              Do., 26.5., 8.35 Uhr
    vom 25. bis 29. Mai Treffpunkt des                                                            Tag für Tag – Aus Religion und Gesellschaft
    102. Deutschen Katholikentags                                                                 Mit Live-Berichten vom Katholikentag

                                                                                                    Fr., 27.5., 9.35 Uhr
                                                                                                  Tag für Tag – Aus Religion und Gesellschaft
                                                                                                  Mit Live-Berichten vom Katholikentag

    AKTUELL                                                                                         So., 29.5., 10.03 Uhr

                     102. Katholikentag
                                                                                                  Katholischer Gottesdienst
                                                                                                  Abschlussgottesdienst vom Katholikentag

                                                                                                    So., 29.5., 14.05 Uhr
                                                                                                  Religionen
                                                                                                  Live vom Katholikentag
    Der diesjährige Katholikentag vom 25. bis 29. Mai
    in Stuttgart steht ganz im Zeichen von Krieg, Corona
    und Kirchenkrise.

                              Auf Katholikentagen wird gebetet, diskutiert und       nenz an den Podien, laut Angaben des Zentral-
                              gefeiert. Gemeinhin drängen sich in der jeweils        komitees der Deutschen Katholiken sind Veran-
                              gastgebenden Stadt zigtausende Menschen mit            staltungen unter anderem mit Bundespräsident
                              farbigen Schals um den Hals und Programmheft in        Frank-Walter Steinmeier und mit Bundeskanzler
                              der Hand, auf dem Weg zum nächsten Gottes-             Olaf Scholz geplant. Auch die römisch-katholische
                              dienst, Workshop oder Podium. Doch diesmal,            Kirche selbst ist Thema zahlreicher Diskussions-
                              beim 102. Katholikentag in Stuttgart, dürfte vieles    runden: Wie verändert sich ihre Bedeutung in der
                              anders sein. Das Ereignis wird voraussichtlich klei-   Gesellschaft? Wie muss sich die Institution verän-
                              ner als sonst ausfallen. Es steht im Zeichen von       dern? Welche Chancen hat der Synodale Weg?
                              Krieg, Corona und der Dauerkrise der römisch-          Dem Dialog mit Judentum und Islam sind eigene
                                                                                                                                                F OTO : S M G / W E R N E R D I E T E R I C H

                              katholischen Kirche.                                   Veranstaltungsreihen gewidmet.
                              Unabhängig davon, wie die Zahl der Teilnehmerin-       Deutschlandradio ist mit einem Team in Stuttgart
                              nen und Teilnehmer ausfällt: Die Themen des fünf-      dabei und informiert in allen drei Programmen über
                              tägigen Treffens sind groß und global – Krieg und      die Debatten.
                              Frieden, Klima und Gerechtigkeit, Digitalisierung
                              und Demokratie, Migration und Zusammenhalt.
                              Wie immer beteiligt sich auch die politische Promi-

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Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
FEUILLETON

                                                                                                                                                                                                                      Eine neue Ära bei den Internationa-
                                                                                                                                                                                                                    len Filmfestspielen von Cannes
                                                                                                                                                                                                                    Das renommierte Festival an der Côte d’Azur galt immer ein bisschen als
                                                                                                                                                                                                                    die letzte Bastion der Kinowelt: Alles änderte sich, nur die Filmfestspiele
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Arbeiten, wo andere Urlaub
                                                                                                                                                                                                                    von Cannes blieben, wie sie waren. Dann kam Corona. 2020 wurde die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                machen? Nicht immer ist
                                                                                                                                                                                                                    Veranstaltung in ihrer gewohnten Form abgesagt und im letzten Jahr in                                       Nomadentum freiwillig
                                                                                                                                                                                                                    den Juli geschoben. Das 75. Filmfestival findet 2022 nun wieder in vollem                LEBEN
                                                                                                                                                                                                                    Glanz, mit rotem Teppich und großen Premieren statt, wie gewohnt im Mai
                                                                                                                                                                                                                    – vom 17. bis 28. Und doch stehen auch in diesem Jahr Veränderungen an:                      Moderne Nomaden
                                                                                                                                                                                                                    Das Festival, das einst Selfies auf dem roten Teppich verbot, hat das be-
                                                                                                                                                                                                                    liebte Videoportal TikTok zum offiziellen Partner gemacht. Und erstmals                  Sie waren stets die Triebfeder des Fort-
                                                                                                                                                                                                                    wird eine Frau an der Spitze der Filmfestspiele von Cannes stehen: Im Juli               schritts, transportierten und handelten
                                                                                                                                                                                                                    folgt Iris Knobloch auf den Präsidenten Pierre Lescure. Der 76-Jährige hatte             Waren, sorgten für Geld- und Informa-
                                                                                                                                                                                                                    angekündigt, sich nach der diesjährigen Ausgabe zurückziehen zu wollen.                  tionsaustausch. Heute wird das „moder-
                                                                                                                                                                                                                    Wir werden über alles berichten: die Kontinuitäten, die Veränderungen, die               ne Nomadentum“ gepriesen. Ob Pro-
                                                                                                                                                                                                                    Stars, die Altmeister, den                                                               grammieren unter Palmen oder Arbeiten
                                                                                                                                                                                                                    Nachwuchs und ihre Filme. In                                                             im Van – den „nomadischen Lifestyle“
                                                                                                                                                                                                                    „Studio 9“, im „Kompressor“,                                                             finden viele hip. Mit dem pandemiebe-
                                                                                                                                                                                                                    in „Fazit“ und natürlich in der                                                          dingten Homeoffice hat das ortsunab-
                                                                                                                                                                                                                    Filmsendung „Vollbild“. VOLL-                                                            hängige Arbeiten einen weiteren Schub
                                                                                                                                                                                                                    BILD, SA., 21./28.5., 14.30 UHR                                                          erfahren. Doch modernes Nomadentum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ist nicht immer freiwillig. ZEITFRAGEN.
                                                                                                                                                                                                                                       Pierre Lescure (r.) mit                                               FEATURE, DI., 24.5., 19.30 UHR
                                                                                                                                                                                                                                   Thierry Frémaux, Direktor
                                                                                                                                                                                                                                    der Filmfestspiele (2021)
F OTO : ( O B E N R E C H T S ) P I C T U R E A L L I A N C E / D PA -T M N / PAT R I C K S E E G E R , ( M I T T E ) P I C T U R E A L L I A N C E /G E I S L E R - F OTO P R E S S / D AV E B E D R O S I A N ,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     P O D CAST D E S M O N ATS

                                                                                                                                                                                                                                DENKFABRIK

                                                                                                                                                                                                                                    Traumberuf mit Armutsrisiko
                                                                                                                                                                                                                                Journalismus: Für viele ist das der vierte Pfeiler der Demokratie. Jour-
                                                                                                                                                                                                                                nalistinnen und Journalisten streben nach Wahrheit, manche fühlen                         GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                                                                                                                                     sich als „Wächter”. Diese Ideale, die
                                                                                                                                                                                                                                                                     das journalistische Selbstverständ-                     Hintergrund
                                                                                                                                                                                                                                                                     nis bilden, haben Gewicht. Sie mo-
                                                                                                                                                                                                                                                                     tivieren viele Medienschaffende,         Der „Hintergrund“ liefert jeden Abend
                                                                                                                                                                                                                                                                     ihren Job mit Sorgfalt zu machen.        das, was er verspricht: mehr Hinter-
                                                                                                                                                                                                                                                                     Gleichzeitig erzeugen diese Ziele        grundwissen. In knapp 20 Minuten
                                                                                                                                                                                                                                                                     Druck. Im Journalismus wird stets        leuchtet das Audio-Format ein Thema
                                                                                                                                                                                                                                                                     unter aller Augen und möglichst          aus, gibt Analysen und hilft, die aktu-
( U N T E N L I N K S ) P I C T U R E A L L I A N C E / I KO N I M A G E S / KO I V O

                                                                                                                                                                                                                                                                     schnell gearbeitet. Gibt es für diese    elle Nachrichtenlage und gesell-
                                                                                                                                                                                                                    Journalismus – ein                               Mühen genug Geld und Anerken-            schaftspolitische Debatten besser
                                                                                                                                                                                                                    Beruf zwischen Ideal                             nung? Längst nicht für alle. Prekäre     zu verstehen. Dabei ist jede Ausgabe
                                                                                                                                                                                                                    und Selbstausbeutung                             Arbeitsverhältnisse sind gerade für      eine Teamleistung: Die Redaktion
                                                                                                                                                                                                                                                       freie Journalistinnen und Journalisten normal,         setzt mit den Autorinnen und Autoren
                                                                                                                                                                                                                                                       viele empfinden ihre berufliche Zukunft als unsi-      die Themen, es folgen intensive
                                                                                                                                                                                                                                                       cher. Manche Medien, wie Tageszeitungen, ste-          Recherchen, ein sorgfältiges Redigat
                                                                                                                                                                                                                                                       hen unter stärkeren wirtschaftlichen Belastun-         und eine aufwendige Produktion. Das
                                                                                                                                                                                                                                                       gen als andere. Wenn Journalismus demokratie-          zahlt sich aus: Ob als Radiosendung
                                                                                                                                                                                                                                                       relevant ist: Wie steht es dann um die Demokra-        oder als Podcast – der „Hintergrund“
                                                                                                                                                                                                                                                       tie, wenn journalistische Arbeit nicht zum Leben       besitzt eine treue und wachsende
                                                                                                                                                                                                                                                       reicht? @MEDIASRES SPEZIAL, DO., 26.5., 15.30 UHR      Fangemeinde.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             7
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Forum für Journalismuskritik

    Journalismus, Krieg und Aktivismus
    Das „Kölner Forum für Journalismuskritik“

    VO N D R. M A RC O B E RTO L ASO, A BT E I LU N GS L E I T E R Z E N T R A L E N AC H R I C H T E N , D E U TSC H L A N D F U N K

    D
              en Satz „Die Angaben aus dem              ten, in denen keine Reporterinnen und               wir vor Jahren gemeinsam mit der Nicht-
              Kriegsgebiet lassen sich nicht            Reporter arbeiten können. Es kann sich              regierungsorganisation „Initiative Nach-
              unabhängig überprüfen.“ haben             um Videos handeln, die Kampfhandlun-                richtenaufklärung“ (INA) ins Leben geru-
              Sie zuletzt auch in den Deutsch-          gen zeigen sollen, es können aber auch              fen haben. 2022 wird sich unser „Kölner
    landfunk-Nachrichten häufig gehört,                 Angaben über Frontveränderungen, Op-                Forum für Journalismuskritik“ mit der Be-
    wenn es um die Lage nach der russi-                 ferzahlen, Gefangene und vieles mehr                richterstattung über Krieg beschäftigen.
    schen Invasion in die Ukraine ging. Wenn            sein. All diese Informationen sind poten-           Kolleginnen und Experten werden über
    dieser Hinweis auch ohne Zweifel trans-             ziell wertvoll, sie bedürfen aber einer auf-        die besonderen Bedingungen diskutie-
    parent und redlich ist, so sind die Be-             wendigen und nicht immer möglichen                  ren, mit denen der Journalismus in diesen
    schränkungen der Berichterstattung                  Verifizierung. Das ist nämlich die andere           Zeiten konfrontiert ist: Wie berichten wir,
    doch verstörend, für Redaktionen und                Seite der digitalen Medaille: Auch die              wenn wir keine Korrespondentinnen und
    Publikum gleichermaßen.                             Desinformation verbreitet sich im 21.               Korrespondenten am Ort des Gesche-
                                                                                                            hens haben? Wie vermeiden wir es, die
                                                                                                            Informanten zu gefährden? Interessant ist
                                                                                                            auch die Frage, ob die Berichterstattung
                                                                                                            vor Ausbruch des Krieges weitsichtig ge-
                                                                                                            nug war. Ein anderes Thema der Konfe-
                                                                                                            renz wird die heftige Debatte sein, die
                                                                                                            derzeit über Aktivismus in den Medien
                                                                                                            geführt wird. Sollen Redaktionen immer
                                                                                                            neutral bleiben, oder sollen sie sich jour-
                                                                                                            nalistisch für bestimmte Ziele wie etwa
                                                                                                            den Klimaschutz oder für Genderthemen
                                                                                                            einsetzen? Wo wird „Haltung“ gebraucht
                                                                                                            und wo geht „Haltungsjournalismus“ in
                                                                                                            die Irre?
                                                                                                                Auch in diesem Jahr wird im Rahmen
                                                                        Wie geht Berichterstattung          der Veranstaltung der nach dem Investi-
                                                                        ohne Korrespondenten vor            gativjournalisten Günter Wallraff benann-
                                                                                                                                                           F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E / Z U M A P R E S S . C O M / M Y K H AY LO PA L I N C H A K ( K I E W I M M Ä R Z 2 0 2 2)
                                                                        Ort? Und: Wie schützen wir          te „Preis für Journalismuskritik“ verliehen.
                                                                        unsere Informanten?

    „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahr-          Jahrhundert mittels ungeahnter techni-
    heit“, lautet ein Zitat, das auf die meisten        scher Möglichkeiten.                                            KÖLNER FORUM FÜR
    bewaffneten Konflikte der Menschheits-              In unserer Redaktion diskutieren, prüfen,                     JOURNALISMUSKRITIK
    geschichte zu passen scheint. Schon Ju-             vergleichen, zweifeln und verwerfen wir
    lius Cäsar schilderte in der Spätphase der          rund um die Uhr, um Ihnen mit jeder Aus-               Thema: Journalismus oder Aktivismus? –
                                                                                                               Berichte in Zeiten des Krieges
    römischen Republik in seinen Berichten              gabe der Nachrichten eine möglichst
    über den Gallischen Krieg den Feldzug               gute Annäherung an die Wahrheit anbie-                 Do., 19.5., 14.00 – 18.00 Uhr
    so, wie es ihm für seine politischen Inter-         ten zu können. Dabei bekommen wir Un-                  Deutschlandfunk Kammermusiksaal,
    essen am zuträglichsten erschien. Propa-            terstützung durch unsere Korresponden-                 Raderberggürtel 40, 50968 Köln

    ganda begleitet die Waffen, Propaganda              tinnen und Fachexperten, die uns mit In-
                                                                                                               Weitere Informationen zur Veranstaltung
    ist eine Waffe.                                     formationen und Einschätzungen helfen.                 und zur Anmeldung finden Sie unter:
         Allerdings hat sich im 21. Jahrhundert             Und wir überdenken unser Tun immer                 deutschlandfunk.de/journalismuskritik
    einiges geändert. Über das Internet und             wieder. Das ist Bestandteil der täglichen              Der Eintritt ist frei.

    die sozialen Medien erreichen uns Infor-            Arbeit. Diese Reflexion ist auch die                   Die Veranstaltung wird als Livestream
    mationen aus den entlegensten Gebie-                Grundidee einer Veranstaltungsreihe, die               übertragen.

8
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Ukrainische Literatur

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              am 6. März, organisierten die Literatursze-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ne Köln e.V. und das Literaturhaus Köln
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              eine Solidaritätsveranstaltung, die nun
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              erstmalig in der „Lesezeit“ von Deutsch-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              landfunk an zwei Abenden in leicht gekürz-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ter Form präsentiert wird. In einem Schrei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ben verweist das ukrainische Illustratoren-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              paar Romana Romanyschyn und Andrij
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Lessiw, das seine Heimatstadt Lwiw aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Sicherheitsgründen verlassen hat, aus-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              drücklich auf die Wichtigkeit der Solidari-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              tätsbekundungen, um die Bevölkerung zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              stärken. Was aber ebenfalls zu diesem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Krieg gehört, sind mutige Stimmen des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Protestes aus Russland. Mit einem offenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Brief an Putin fordern etwa 40 russische
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Verleger, Übersetzerinnen und Schriftstel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Serhij Zhadan, Swet-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ler, den Krieg zu beenden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   lana Alexijewitsch, Juri        Der Brutalität des russischen Angriffs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Andruchowytsch und         und der Machtlosigkeit der westlichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Tanja Maljartschuk
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Staaten wird die ukrainische Literatur ent-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              gegengestellt. Kölner Schriftstellerinnen

                                                                                                                                                                                                                                                   Literarische Stimmen                                                                                       und Schriftsteller tragen kurze Textpassa-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              gen aus Romanen und Sachbüchern sowie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Gedichte aus Anthologien vor.
F OTO : ( I M U H R Z E I G E R S I N N ) I M A G O/G E Z E T T, P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / D PA P O O L /C H R I S TO P H S O E D E R , P I C T U R E A L L I A N C E / D PA /A R I F OTO U G , I M A G O/G E R H A R D L E B E R ,

                                                                                                                                                                                                                                                   gegen den Krieg                                                                                                 Auf ihr Land und ihre Situation haben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              die ukrainischen Schriftstellerinnen und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Schriftsteller in ihren Romanen und Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              dichten immer wieder hingewiesen. Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                   Solidaritätsveranstaltung für die ukrainische Bevölkerung                                                  lesen werden Gedichte von Serhij Zhadan,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Iryna Vikyrchak und Yevgeniy Breyger so-
                                                                                                                                                                                                                                                   VO N U T E W EG M A N N , R E SSO RT L I T E R AT U R, D E U TSC H L A N D F U N K                         wie Ausschnitte aus Romanen von Juri
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Andruchowytsch, Żanna Słoniowska,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Natascha Wodin, Andrej Kurkow, Katja

                                                                                                                                                                                                                                                   N
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Petrowskaja, Tanja Maljartschuk, Dmitrij
A B D R U C K D E S Ü B E R S E T Z T E N G E D I C H T E S M I T F R E U N D L I C H E R G E N E H M I G U N G D E R D I C H T E R I N K AT E R Y N A M I K H A L I T S Y N A

                                                                                                                                                                                                                                                              icht machtlos bleiben, sondern             freie Meinungsäußerung ebenso untersagt              Kapitelman und Swetlana Alexijewitsch.
                                                                                                                                                                                                                                                              ins Handeln kommen gegen                   wie unabhängige Medien und die westli-                    Ein Höhepunkt sind die aktuell nach
                                                                                                                                                                                                                                                              einen Krieg, der in der Nacht              chen sozialen Netzwerke. Gemeinsam die               Kriegsbeginn verfassten Gedichte des Lyri-
                                                                                                                                                                                                                                                              zum 24. Februar 2022 begann,               Stimme gegen den Krieg in der Ukraine zu             kers Kolya Kulinich und der Lyrikerin, Kin-
                                                                                                                                                                                                                                                   den russischen Angriffskrieg auf die                  erheben und sich für den Fortbestand der             derbuchautorin und Übersetzerin Kateryna
                                                                                                                                                                                                                                                   Ukraine. Das ist nicht unbedingt die Stun-            Demokratie, der Meinungsfreiheit und des             Mikhalitsyna (Member of Ukrainian PEN),
                                                                                                                                                                                                                                                   de der Literatur, aber die Literatur kann             Friedens mit Worten, durch eine Vielzahl             ins Englische übertragen und auf Ukrai-
                                                                                                                                                                                                                                                   sich Gehör verschaffen.                               von Stimmen einzusetzen, das ist das An-             nisch gelesen von der Illustratorin Anna
                                                                                                                                                                                                                                                       Von einem Krieg zu sprechen, ist in               liegen von Kölner Schriftstellerinnen und            Sarvira aus Kiew, Mitbegründerin des
                                                                                                                                                                                                                                                   Russland verboten. Im Land Putins ist die             Schriftstellern: Kurz nach Kriegsbeginn,             Kollektivs „Pictoric Illustrators Club“.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              SENDEHINWEISE
                                                                                                                                                                                                                                                   Gebet für Kharkiv
                                                                                                                                                                                                                                                   Gedicht von Kateryna Mikhalitsyna in der Übersetzung von André Patten                                        Mi., 11.5. / 18.5., 20.30 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Lesezeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ukrainische Texte der Gegenwart
                                                                                                                                                                                                                                                   Überleben, ich flehe dich an, einfach überleben. / Ich werde dir meinen Hund, einen Vizsla,
                                                                                                                                                                                                                                                   vorstellen. / Ich werde dir das Feld mit den Rebhühnern zeigen, / den Park mit den Ginkgo-Bäumen, /          Vortragende sind u.a. Juliana Kálnay, Yannic
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Han Biao Federer, Janko Hanushevsky, Peter
                                                                                                                                                                                                                                                   Totoro, eine Skulptur, gebaut von meiner Tochter. / Überleben, ich flehe dich an, einfach überleben. /       Licht, Melanie Raabe, Simone Scharbert,
                                                                                                                                                                                                                                                   Die Nächte werden wieder warm und zart sein. / Sie werden uns gehören, nicht mehr durchtränkt von            Günter Wallraff und Gerrit Wustmann.
                                                                                                                                                                                                                                                   Angst. / Der Himmel und die Sterne, sie werden wieder so sein wie in unserer Kindheit, grenzenlos, /
                                                                                                                                                                                                                                                   und nicht aufgewirbelt von Tornados, zerschlagen von Hagel. / Ja, ich kann dir aus der Ferne nicht
                                                                                                                                                                                                                                                   helfen. / Ich kann nicht zu dir kommen, / und ich kann dich dort nicht herausholen. / Ja, ich möchte
                                                                                                                                                                                                                                                   meine Hände zum Himmel erheben und jammern, / aber stattdessen lese ich meinem Sohn ein
                                                                                                                                                                                                                                                   zerknittertes Buch vor, / und ich denke und ich atme: überleben, einfach überleben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               9
Das Magazin - Freiraum oder Einsamkeit? - #05
Titelthema

     Theater im
     Radio und Radio
     im Theater
     VO N SU SA N N E B U R K H A R DT, R E DA K T E U R I N A K T U E L L E KU LT U R, D E U TSC H L A N D F U N K KU LT U R

                    SENDEHINWEISE

        Täglich, 23.05 Uhr
        Fazit – Kultur vom Tage (Wiederholung:
        Deutschlandfunk, Mo. – Sa., 0.05 Uhr)

        Samstags,14.05 Uhr                                                                    William Cooper (l.) und Damian Rebgetz in der Inszenierung
        Rang 1 – Das Theatermagazin                                                           „Das neue Leben – Where do we go from here“ von Christopher
                                                                                              Rüping, zu sehen beim Berliner Theatertreffen
        „Der Theaterpodcast“ von Deutschland-
        funk Kultur und nachtkritik.de erscheint
        monatlich in der Dlf Audiothek und auf
        allen gängigen Podcastplattformen.

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Theater im Radio

                                                                                                                                                                                                                                                                   Nicht nur in „Fazit“, sondern auch
                                                                                                                                                                                                                                                                   im Theatermagazin „Rang 1“ oder
                                                                                                                                                                                                                                                                   in unserem „Theaterpodcast“, den
                                                                                                                                                                                                                                                                   wir jeden Monat gemeinsam mit
                                                                                                                                                                                                                                                                   nachtkritik.de produzieren. Im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Die Leiterin des
                                                                                                                                                                                                                                                                   besten Fall vermittelt sich hier        Theatertreffens
                                                                                                                                                                                                                                                                   nicht nur ein Theaterabend in all       Yvonne Büden-
                                                                                                                                                                                                                                                                   seiner Komplexität – vom Schau-         holzer und der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Theaterregis-
                                                                                                                                                                                                                                                                   spiel über den Text, das Bühnen-        seur Christopher
                                                                                                                                                                                                                                                                   bild, die Kostüme, die Musik, die       Rüping
                                                                                                                                                                                                                                                                   Regiehandschrift, das Licht, die

                                                                                                                                                                                                                            D
                                                                                                                                                                                                                                                                   Spezialeffekte bis hin zur allgemei-
                                                                                                                                                                                                                                      er Schweizer Schriftstel-    nen Atmosphäre –, sondern auch
                                                                                                                                                                                                                                      ler Thomas Hürlimann         noch ein breiteres Wissen über die
                                                                                                                                                                                                                                      erzählte einmal, sein        Besonderheiten eines Hauses, ei-
                                                                                                                                                                                                                                      Freund Botho Strauß habe     nes Ensembles oder einzelner
                                                                                                                                                                                                                            ihn nach einer Inszenierung am         Künstlerinnen und Künstler.                                  und Künstler, mit denen wir einen
                                                                                                                                                                                                                            Deutschen Theater in Berlin ge-            Theater im Radio – das hat bei                           Bogen vom Eröffnungsabend zu
                                                                                                                                                                                                                            fragt, ob diese wohl gelungen sei.     Deutschlandfunk Kultur Tradition.                            den anderen Inszenierungen die-
                                                                                                                                                                                                                            Hürlimann habe von der Inszenie-       Schon 1946 besprach Friedrich                                ser Theatertreffen-Ausgabe schla-
                                                                                                                                                                                                                            rung in den höchsten Tönen ge-         Luft im RIAS in seiner „Stimme                               gen wollen.
                                                                                                                                                                                                                            schwärmt, doch Strauß entgegne-        der Kritik“ immer sonntags Berli-                                Was Theatermacherinnen und
                                                                                                                                                                                                                            te nur kühl: „Aber du verlässt doch    ner Theaterpremieren. In dieser                              -macher sich wünschen, was sie
                                                                                                                                                                                                                            kaum deine Wohnung – woher             Tradition berichtet „Fazit“ seit                             antreibt und fürchten lässt, verra-
                                                                                                                                                                                                                            weißt du denn, wie diese Auffüh-       1994 täglich. Und manchmal geht                              ten sie regelmäßig in „Rang 1“ und
                                                                                                                                                                                                                            rung war?“ Darauf Hürlimann: „Na,      „Fazit“ auch selbst ins Theater –                            im „Theaterpodcast“: Der ukraini-
F OTO : ( L I N K S ) J Ö R G B R Ü G G E M A N N /O S T K R E U Z , ( R E C H T S O B E N , V. L .) , P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / D PA -Z E N T R A L B I L D /J E N S K A L A E N E , F L AV I O K A R R E R

                                                                                                                                                                                                                            ich höre doch ‚Fazit‘.“                wie zum Eröffnungsabend des                                  sche Chefdramaturg Pavlo Arie er-
                                                                                                                                                                                                                                „Fazit“ also, die „Kultur vom      Theatertreffens in Berlin. Nach all                          zählt, warum das Leftbank-Theatre
                                                                                                                                                                                                                            Tage“. Das Kulturmagazin, das je-      den verschobenen Theater-, Film-                             in Kiew in Kriegszeiten eine Brü-
                                                                                                                                                                                                                            den Abend ab 23.05 Uhr den fina-       und Buchpremieren der letzten                                cke zur Normalität ist, der Thea-
                                                                                                                                                                                                                            len Überblick über das Kulturge-       Jahre sind wir endlich wieder vor                            termacher Herbert Fritsch verrät,
                                                                                                                                                                                                                            schehen des Tages liefert. Nur hier    Ort. Nach zwei Jahren pandemie-                              warum gute Laune im Theater
                                                                                                                                                                                                                            gibt es die allerersten Kritiken der   bedingter Abwesenheit des analo-                             wichtig ist, und die Regisseurin
                                                                                                                                                                                                                            wichtigsten Premieren im deutsch-      gen Theaters senden wir am Frei-                             Selen Kara beschreibt, wie man
                                                                                                                                                                                                                            sprachigen Raum. Kurz nach dem         tag, den 6. Mai, live von der Pre-                           Theater für Sehbehinderte macht.
                                                                                                                                                                                                                            letzten Schlussapplaus und noch        mierenfeier zu Christopher Rü-                               Womit wir wieder beim Radio wä-
                                                                                                                                                                                                                            bevor die erste Kritiker-Notiz on-     pings Bochumer Arbeit „Das neue                              ren: Geschichten, Gespräche, De-
                                                                                                                                                                                                                            line erscheint. Aber auch wenn es      Leben – Where do we go from                                  batten – die wir einfach hören
                                                                                                                                                                                                                            uns freut, dass Thomas Hürlimann       here“ aus dem Haus der Berliner                              können.
                                                                                                                                                                                                                            sich über die Qualitäten von Thea-     Festspiele. Sein Stück, frei nach
                                                                                                                                                                                                                            teraufführungen bei „Fazit“ infor-     Dante Alighieri, Meat Loaf und
                                                                                                                                                                                                                            miert, fragen sich Kulturkritikerin-   Britney Spears, verkörpert laut
                                                                                                                                                                                                                            nen und -kritiker schon länger: Ist    Ankündigung die „(post)pande-
                                                                                                                                                                                                                            Theater überhaupt noch das große       mische Sehnsucht nach Begeg-
                                                                                                                                                                                                                            und unmittelbare Erlebnis, ganz        nung und Neuanfang“. Es könnte
                                                                                                                                                                                                                            linear und oldfashioned so wie vor     für den Auftakt nach der analogen
                                                                                                                                                                                                                            3.000 Jahren, als sich griechische     Zwangspause des Branchentref-
                                                                                                                                                                                                                            Schauspieler um einen Theater-         fens nicht passender sein, auch
                                                                                                                                                                                                                            karren versammelten? Ist das Ge-       weil Dante Alighieri in seiner Vor-
                                                                                                                                                                                                                            genwartstheater noch Gesprächs-        lage von einer Epidemie berichtet,
                                                                                                                                                                                                                            thema unter Kulturinteressierten?      der Pest nämlich.
                                                                                                                                                                                                                            Welche modernen Themen,                    Neben Christopher Rüping
                                                                                                                                                                                                                            Schwerpunkte, ästhetischen Dar-        freuen wir uns an diesem Abend in
                                                                                                                                                                                                                            stellungsformen und spannenden         „Fazit“ auch auf Yvonne Büdenhöl-       Elena Philipp (l.)
                                                                                                                                                                                                                            Experimente prägen das Theater?        zer, für die es das letzte Theater-     und Susanne
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Burkhardt sind
                                                                                                                                                                                                                            Das sind Fragen, die wir auch bei      treffen als Leiterin sein wird, sowie   die Hosts des
                                                                                                                                                                                                                            Deutschlandfunk Kultur stellen.        auf viele weitere Künstlerinnen         Theaterpodcasts

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      11
Lange Nacht

     Die Vermessung der inneren Welt
     Eine Lange Nacht vom Alleinsein
     VO N SV E N RÜ C K E R, F R E I E R AU TO R

                            E
                                     s ist nicht mehr nur ein Gegenstand für        längste Zeit der Menschheit so etwas wie Allein­-
                                     Künstler, Psychologen und Soziologen, es       sein gar nicht möglich war. Und auch in unseren
                                     ist ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt:    modernen Großstädten, in denen die Begegnung
                                     In Deutschland kümmert sich seit Neuestem      mit Menschen unausweichlich ist, wird das Allein-
                             ein „Kompetenznetzwerk“ der Bundesregierung da-        sein zu einer Art Luxusphänomen, laden „Räume
                             rum, in Großbritannien gibt es sogar ein eigenes       der Stille“ im Stadtraum zur inneren Einkehr ein,
                             Ministerium dafür – das Alleinsein. Obwohl also das    kümmert sich eine ganze Entspannungsindustrie
                             öffentliche Bewusstsein für die privateste Sache der   um die, die dem Sozialstress kurzfristig entkom-
                             Welt vermutlich nie größer war als heute, bleibt       men wollen und auf dem Rückzug in sich selbst
                             doch der Blick darauf seltsam beschränkt. Das Al-      sind. Zudem wird nicht jedem das Recht auf Allein-
                             leinsein wird ausschließlich als Problem aufgefasst,   sein zugestanden. Sie ist nur gesunden, nicht
                             als Quelle von Leiden, das durch die Umstände er-      straffällig gewordenen Erwachsenen erlaubt. Für
                             zwungen, aber nicht freiwillig gesucht wird.           alle anderen – Häftlinge, Geisteskranke, Kinder –
                                 Dabei ist das Alleinsein etwas, das mühsam er-     gilt die Aufsichtspflicht.
                             kämpft werden musste: Wer die Wohnverhältnisse              So steht das Alleinsein in einem merkwürdigen
                             der früheren Städte noch kennt oder die engen          Zwielicht: Es ist Lohn und Strafe, Problem und Lö-
                             Bauernstuben auf dem Land, der weiß, dass für die      sung, Isolationshaft und Wellness zugleich. Kein
                                                                                    Wunder also, dass das Alleinsein unsere Neugier
                                                                                    weckt. Wer möchte nicht von den anderen wissen,
                                                                                    was sie tun, wenn sie sich unbeobachtet fühlen?
                                                                                    Fallen dann die Masken und unser wahres Selbst
                                                                                    tritt hervor oder zerfällt eher die Persönlichkeit?
                                                                                    „Allein werden viele etwas irr“, vermutet der Philo-
                                                                                    soph Ernst Bloch. Und in der Tat: Vom Singen un-
                                                                                    ter der Dusche bis zum Sprechen mit sich selbst
                                                                                    haben wir alle unsere Ticks, die wir sorgsam vor
                                                                                    den anderen verbergen und die gerade deshalb so

                                                                                                                                            F OTO : A I N O K A N N I S TO, U N T I T L E D ( T R A N S L U C E N T C U R TA I N ) , 2 0 0 2 , C O U R T E S Y: G A L E R I E M , B O C H U M
                                                                                    interessant sind.
                                                                                         Drei Stunden lang wollen wir, getrieben von
                                                                                    dieser Neugier, Licht in die inneren verborgenen
                                                                                    Welten werfen. Dabei kümmern wir uns um die
                                                                                    großen Helden der Einsamkeit in Film und Literatur,
                                                                                    um Robinson Crusoe oder Brechts Lindberghflug,
                                                                                    ebenso wie um die kleinen Fluchten. Und wir verfol-
                                                                                    gen die Geschichte des Alleinseins bis zu ihren Ur-
                                                                                    sprüngen zurück. Von den Eremiten der Spätantike,
                                                                                    die freiwillig in die Wüste zogen, über die Entde-
                                                                                    ckung des Subjekts in der Renaissance und den ro-
                                                                                    mantischen Kult der Innerlichkeit bis zu den Groß-
                                                                                    stadtsingles von heute reicht die Kulturgeschichte
                                                                                    des Alleinseins. Und sie erreicht ihr – vorläufiges –
                                                                                    Ende in den neuen Medien, die uns die Möglichkeit
                     SENDEHINWEIS                                                   geben, zugleich allein und doch mit der ganzen
                                                                                    Welt verbunden zu sein.
        Sa., 21.5., 0.05/23.05 Uhr
        Lange Nacht
        Die Vermessung der inneren Welt
        Eine Lange Nacht vom Alleinsein

12
ROC-Konzerte

                                                                              Das Besondere ist die Regel
                                                                              Zeitgemäße und politisch konnotierte Konzerte der ROC gGmbH

                                                                              E I N E Ü B E RS I C H T VO N ST E FA N L A N G, R E SSO RT L E I T E R M U S I K P RO D U K T I O N ,
                                                                              D E U TSC H L A N D F U N K U N D D E U TSC H L A N D F U N K KU LT U R

                                                                              D
                                                                                         eutschlandradio ist Hauptgesell-
                                                                                         schafter der ROC – der Rund-
                                                                                         funk Orchester und Chöre
                                                                                         gGmbH Berlin, einer Holding,
                                                                              die Dachverband der vier internationalen
                                                                              Spitzenensembles ist: Deutsches Sym-
                                                                              phonie-Orchester Berlin (DSO), Rund-
                                                                              funk-Sinfonieorchester Berlin (RSB),
                                                                              Rundfunkchor Berlin und RIAS Kammer-
                                                                              chor Berlin. Die ROC ist derzeit dabei,
                                                                              die Publikumsbindung neu aufzustellen,
                                                                              sich viele digitale Optionen dienstbar zu
                                                                              machen – auch Sie profitieren davon.
                                                                                   Das Konzert im Programm von
                                                                              Deutschlandfunk Kultur am 1. Mai bringt
                                                                              es wunderbar auf den Punkt. Wir senden
                                                                              ein ambitioniertes, zeitgemäßes und po-
                                                                              litisch konnotiertes Programm: Das RSB
                                                                              startet mit Werken von Marko Nikodijević,
                                                                              Jelena Firssowa und Dmitri Schostako-
                                                                              witsch. Nikodijević, ein serbischer Kom-
                                                                              ponist, der mit seinem Werk ein fünfjäh-
                                                                              riges Mädchen porträtiert, das im Balkan-
                                                                              krieg getötet wurde. Im Anschluss daran
                                                                              Jelena Firssowa. Sie ist „Composer in
                                                                              residence“ des Orchesters – Nils Mönke-
                                                                              meyer wird ihr Bratschenkonzert spielen.
                                                                              Im Finale dieses Konzerts Schostako-
                                                                              witschs Achte: ein sinfonisches Monu-
                                                                              ment aus Kummer und Zerstörung in
                                                                              Zeiten des Krieges. Dirigiert wird das
                                                                              Konzert von Vladimir Jurowski, Künstleri-             Das Deutsche Symphonie-Orchester                                  SENDEHINWEISE
                                                                              scher Leiter des RSB, Chefdirigent und                spielt am 8. Mai in der Philharmonie un-
                                                                              ein Charismatiker am Pult.                            ter Manfred Honeck, wir präsentieren                  Konzert, jeweils 20.03 Uhr
                                                                                                                                                                                       So., 1.5.,    RSB unter Vladimir Jurowski
                                                                                   Parallel zur Berliner Konzertsendung             das Programm zwei Tage später bei                  Di., 3.5.,    RIAS Kammerchor Berlin unter
                                                                              gibt es im Deutschlandfunk Puccinis                   Deutschlandfunk Kultur – das Besonde-              		            Justin Doyle
                                                                              Oper „Tosca“, konzertant in wunderbarer               re ist die Kombination der Musik von               Di., 10.5.,   DSO unter Manfred Honeck
                                                                                                                                                                                       Do., 19.5.,   RSB unter Sir Andrew Davis
                                                                              Besetzung. Am Monatsende senden wir                   Hans Krása mit der von Mahler und Mo-              Fr., 20.5.,   RIAS Kammerchor Berlin u.a. unter
                                                                              in Berlin ein Konzert des Rundfunkchors,              zart. Last, but not least „Circle Sounds“          		            René Jacobs
                                                                                                                                                                                       So., 29.5.,   RSB u.a. unter Gijs Leenaars
F OTO : M A U R I T I U S I M A G E S /J U L I A N E T H I E R E /A L A M Y

                                                                              das RSB ist ebenfalls beteiligt: Gijs Lee-            – Musikalische Begegnungen zwischen
                                                                              naars dirigiert dieses „Mitsingkonzert“ in            Konzertsaal und Schule: ein Projekt des
                                                                                                                                                                                          Einstand, 21.30 Uhr
                                                                              der Philharmonie mit Werken von Fauré,                DSO, das wir am 2. Mai in der Sendung              Mo., 2.5., DSO u.a. unter Robin Ticciati
                                                                              Brahms und Messiaen – ein Fest der                    „Einstand“ in Deutschlandfunk Kultur
                                                                              Chorkulturen mitten in Berlin.                        vorstellen werden.                                    Konzertdokument, 21.05 Uhr
                                                                                   Der RIAS Kammerchor feiert Mitte                     Wir resümieren: In den Programmen              So., 1.5., RSB unter Marco Armiliato

                                                                              Mai mit Bachs h-Moll-Messe 30 Jahre                   der uns verbundenen Chöre und Or-
                                                                                                                                                                                          Spielweisen/Heimspiel, 22.05 Uhr
                                                                              der musikalisch-persönlichen Freund-                  chester der ROC ist Mainstream ausge-              Mi., 18.5., DSO unter Cristian Măcelaru
                                                                              schaft zu René Jacobs, dem belgischen                 schlossen – alle Programme haben mit
                                                                              Dirigenten und Countertenor, und zur                  dem Hier und Jetzt zu tun, sind ambitio-           Mehr Informationen finden Sie im Programm-
                                                                              Akademie für Alte Musik Berlin.                       niert und immer auch Bekenntnis.                   kalender an den jeweiligen Sendetagen.

                                                                                                                                                                                                                                         13
Gastbeitrag

     VO M MAS S EN M ED I U M ZU M M ED I U M D ER MAS S EN

     Digitale Medien stehen in Verruf. Ihnen wird
     die Spaltung der Gesellschaft zur Last gelegt
     und eine Vereinzelung der Nutzer. Dabei sind sie
     auch für die Öffentlich-Rechtlichen eine Befreiung
     von Formaten, die für einen durchschnittlichen
     Massenmarkt gemacht werden.

     Unsere Familie hat kein Auto, aus diesem Grund sind                                  den kann. Das Angebot wird immer größer und spe-
     meine Kinder nicht mit der Technologie Radio ver-                                    zieller. So müssen sich die Formate in einem wach-
     traut. So war meine Tochter komplett überfordert,                                    senden Markt durchsetzen.
     als sie in einem Mietwagen alle Tasten des UKW-                                      Zeitgleich verlagert sich das Hören immer weiter ins
     Geräts gedrückt hatte und sie einfach nicht ihre                                     Innere. Podcasts und andere Audios werden häufig
     Lieblingsband finden konnte. „Das Internet ist mies,                                 über Kopfhörer auf mobilen Geräten gehört. Hören
     Spotify geht nicht“, war ihre Schlussfolgerung. Ich                                  ist zu einem intimen Akt geworden, und da wählen
     kann es ihr nicht verübeln.                              PROF. KARIN BJERRE-         wir sehr genau aus, wen wir so nah an uns heranlas-
                                                               GAARD SCHLÜTER,
     Unsere Erwartungen an die Qualität der Inhalte wird                                  sen. Und immer mehr Menschen wollen mit uns
                                                               verantwortlich für die
     bestimmt durch die Technik, über die wir sie emp-         strategische Entwick-      sprechen. Mikrofone sind überall, man benötigt kein
     fangen. „Das Medium ist die Botschaft“ – Marshall         lung und die digitale      Studio und keinen Sendemast mehr, um „auf Sen-
     McLuhans These beweist sich, wenn wir uns den            Lehre im berufsbeglei-      dung“ zu gehen.
                                                              tenden Masterstudien-
     Übergang von linearen zu digitalen Medien anschau-         gang Leadership in        In der digitalen Öffentlichkeit gibt es Experten, die
     en. Die „Botschaft“ oder anders ausgedrückt, die         digitaler Innovation der    mir ihr Gebiet erklären, und Algorithmen, die mir die
     Möglichkeiten des Radios waren in den vergangenen         Universität der Künste     für mich perfekte Auswahl vorschlagen. Als Hörende
                                                              Berlin. Sie lehrt dort in
     Jahrzehnten sehr klar definiert. UKW stellt nur eine      den Modulen Leader-        erlebe ich eine inspirierende Selbstbestimmung und
     eingeschränkte Zahl an Frequenzen zur Verfügung.         ship und Organisation       Inhalte, die meine Interessen vertiefen, weitertreiben
     Und Hörende hatten die Auswahl nur von Katego-            sowie Digitale Öffent-     und die sehr relevant für mein Leben sind.
                                                                      lichkeit.
     rien: beispielsweise Rock, Pop, Klassik, journalisti-                                Neue Podcast-Portale, auf denen Audios leicht auf-
     sche Qualität oder leichte Unterhaltung. Wir freuten                                 genommen und geteilt werden können, machen
     uns, wenn der Lieblingssong kam. Planen konnten                                      dem klassischen Radio deutlich Konkurrenz. Noch
     wir es aber nicht.                                                                   werden Massenmedien genutzt, sie sind allerdings
     Im Zeitalter der Massenmedien war Öffentlichkeit ein                                 immer weniger in der Lage, eine gemeinsame
     gedachter Raum, in dem alle Zugriff auf ein relevan-                                 Öffentlichkeit zu kreieren. Dazu kommen Hörer, die
     tes Informationsset hatten, das wir zur Meinungsbil-                                 ihre Mediennutzungsgewohnheiten an der neuen
     dung und zur kommunikativen Gestaltung unseres                                       Technologie gebildet haben. Diese wollen Nachrich-
     Zusammenlebens nutzten. Dieser Raum war das                                          ten dann konsumieren, wenn sie wissen wollen, was
     Hoheitsgebiet von Zeitungen, Radio und Fernsehen                                     in der Welt vor sich geht, und nicht zur vollen Stun-
     und hatte den Vorteil einer großen Transparenz und                                   de: den Wissenschaftlern, Künstlern und Journalisten
     Sichtbarkeit. Ein Nachteil war allerdings die fehlende                               direkt folgen und tiefe Einblicke in deren Leben und
     Möglichkeit zur Personalisierung und die große Hür-                                  Schaffen bekommen.
     de zur Partizipation jedes Einzelnen.                                                Was bedeutet das für die öffentlich-rechtlichen
     Wir Zuschauenden und Hörenden mussten hoffen,                                        Medienschaffenden? Sie müssen ein neues Medium
                                                                                                                                                   F OTO : S A M I S K A L L I

     dass ein Medium für uns spricht und wir so eine                                      erlernen, eine neue Botschaft finden und Hörende
     Repräsentanz finden. Das digitale Zeitalter räumt                                    nicht durch alte Technik ausschließen. Sie sollten
     dieses Hindernis aus dem Weg. Jeder hat nun eine                                     sich von einem Massenmedium zu einem Medium
     Stimme, die veröffentlicht, gehört und geteilt wer-                                  der Massen entwickeln.

14
Mai
                                                                                   Programm

                                                                                                                               IN CONCERT

                                                                                                                          Mo., 23.5., 20.03 Uhr
                                                                                                                        Bei der diesjährigen jazz-
                                                                                                                        ahead! in Bremen stand die
                                                                                                                        vitale kanadische Jazzsze-
                                                                                                                        ne im Fokus. Das Galakon-
                                                                                                                        zert des Festivals eröffnete
                                                                                                                        die Sängerin und Pianistin
                                                                                                                        Laila Biali mit ihrem Trio.
                                                                                                                        Ähnlich wie bei ihren
                                                                                                                        Landsleuten Diana Krall,
                                                                                                                        Michael Bublé oder Joni
                                                                                                                        Mitchell begegnen sich
                                                                                                                        auch in der Musik von Laila
                                                                                                                        Biali Jazz und Popmusik mit
                                                                                                                        offenen Armen. Ihre Spiel-
                                                                                                                        und Gesangshaltung ist
                                                                                                                        direkt, fokussiert und voll
                                                                                                                        klanglicher Schönheit.

                                Die kanadische
                                Singer-Song-
                                writerin und
                                Pianistin Laila
                                Biali

                                    Weltfischbrötchentag                   Rassismus gegen Sinti                Megatrend Dummheit
                                                                           und Roma
F OTO : R O C K I E N O L A N

                                    Ist es ein Grundnahrungsmittel, eine                                        Dummheit kommt immer mehr in
                                    Delikatesse oder ein Stück Weltan-     Antiziganismus hat in Deutschland    Mode: Fakten werden ignoriert und
                                    schauung? Diese und weitere Fragen     Tradition – auch in der Forschung.   Fachwissen wird abgekanzelt. Es
                                    verlangen nach Antworten. S. 18        Das soll sich ändern. S. 27          entscheiden die Gefühle. S. 46

                                                                                                                                                       15
Hörspiel & Feature

                                                                                           FEATURE

                                                                                               Kontakt halten trotz
                                                                                           spaltender Meinungen
                                                                                           Auch im privaten Bereich erfahren
                                                                                           mittlerweile viele, wie sich die Grä-
                                                            Dahingleiten in der Stille?    ben zwischen Impfgegnern und
                                                            Chris Watson hält die Geräu-
                                                                                           -befürwortern vertiefen. So auch der
                                                            sche eines Orcas fest
                                                                                           Autor. Seine beiden Freundinnen
     HÖRSPIEL UND KLANGKUNST                                                               Christine L. und Melanie S. kennen
                                                                                           sich schon sehr lange, haben schon

                Die Klangwelt der Meere                                                    viel zusammen erlebt. Doch jetzt ent-
                                                                                           fremden sie sich: Die eine befürwor-
                                                                                           tet das Impfen, die andere tendiert
                                                                                           zur Bewegung der Querdenker. Kann
     Die Welt von heute konnte nur durch und über die Ozeane                               eine Freundschaft das aushalten?
                                                                                           ZWIESPALT UND ZWIESPRACHE, FR.,
     entstehen. Gleich zwei Hörspielproduktionen im Mai unter-                             13.5., 20.05 UHR/SA., 21.5., 18.05 UHR
     suchen die lebendige und vielfältige Klangwelt der Meere.

                                                                                                                                     F OTO : ( O B E N L I N K S ) C H R I S WAT S O N , ( O B E N R E C H T S ) I M A G O/ I KO N I M A G E S , ( U N T E N ) P I C T U R E A L L I A N C E / M A R Y E VA N S P I C T U R E L I B R A R Y/A L E X A ( U K R A I N E 19 41)
     Entgegen der landläufigen Meinung            World“ unternimmt den Versuch, die
     herrscht unter der Meeresoberfläche kei-     Ozeane als politische, philosophische
     ne Stille, sondern ein komplexes Konzert     und poetische Räume zu erkunden. Im
     der Naturgeräusche und der marinen           Zentrum steht die Figur des Captains,
     Sounds. Chris Watson wurde mehrfach          eines Unternehmers, der Meere und
     für seine Natursounds ausgezeichnet. In      Epochen durchquert, immer im Auftrag
     seiner „Seaphony“ entwickelt er mit dem      ihrer Nutzbarmachung für die Mensch-
     Orchester und Instrumentarium der Oze-       heit. Dabei stößt er u.a. auf Francis
     ane eine neue symphonische Klangland-        Bacons „New Atlantis“, auf Thomas
     schaft. Sie führt uns – entlang der großen   Cooks Tourismus-System, den Black
     Meeresströmungen – vom südlichen Po-         Atlantic und auf andere Handelsströme.   FEATURE
     larmeer durch Pazifik und Atlantik bis hin   So entsteht zwischen Naturgeräuschen        Ukrainisches Tagebuch
     zum Nordpol. Dabei ist auch der Einfluss     und subtilen Soundkompositionen eine
     des Menschen nicht zu überhören. An-         kulturgeschichtliche Betrachtung der     „Jetzt, wo ich meine Lebensgeschich-
     thropogene Sounds zeugen von Klima-          Meere, die den europäischen Fort-        te abschließend betrachte, möchte
     wandel und einer Welt in Veränderung.        schrittsglauben kritisch reflektiert.    ich hervorheben, dass ich mit 22
     Hier setzt das Hörspiel „Ocean World“        OCEAN WORLD, HÖRSPIEL VON WITTMANN/      Jahren völlig alleine blieb; ich verlor
     von wittmann/zeitblom an. Denn die Rei-      ZEITBLOM, DEUTSCHLANDFUNK, SA., 21.5.,   Vater, Mutter, zwei Brüder, das Zu-
     sen eines Kolumbus etwa bedeuteten           20.05 UHR / SEAPHONY, KLANGKUNST VON     hause. Aber ich hatte meinen Arzt-
     nicht nur die Entdeckung, sondern die        CHRIS WATSON, DEUTSCHLANDFUNK            Beruf, der mir das Leben rettete.“,
     Schaffung einer neuen Welt. „Ocean           KULTUR, FR., 27.5., 0.05 UHR             schrieb Irina Rogosa. Die schicksal-
                                                                                           hafte Beziehung mit Deutschland be-
                                                                                           gann für die jüdische Familie aus der
                                                                                           südukrainischen Kleinstadt Kachowka
                                                                                           bereits im Ersten Weltkrieg: Die guten
                                                                                           Erfahrungen mit den deutschen Sol-
                                                                                           daten ließen ihre Eltern 1941 nicht vor
                                                                                           den Nazis fliehen. ICH WAR EIN PRAK-
                    Alle Hörspiele und Features online:                                    TISCHES MÄDCHEN, DI., 17.5., 19.15 UHR
                          hoerspielundfeature.de

16
Programm

                                                                                                                                                                                                                                                       HÖRSPIEL

                                                                                                                                                                                                                                                         Menschlichkeit in
                                                                                                                                                                                                                                                       einem inhumanen Alltag
                                                                                                                                                                                                                                                       Bibiana Beglau spricht in Anna Se-
                                                                                                                                                                                                                                                       ghers’ Erzählung: „Ich wunderte mich
                                                                                                                                                                                                                                                       (...), wieso man Lenis Gesicht gar kei-
                                                                                                                                                                                                                     Bauschutt und Notstrom-           ne Spur von den grimmigen Vorfällen
                                                                                                                                                                                                                     aggregate: Leben in einer Ruine
                                                                                                                                                                                                                                                       anmerkte, die ihr Leben verdorben hat-
                                                                                                                                                               FEATURE                                                                                 ten, (…) und nicht der geringste Rest
                                                                                                                                                                                                                                                       war darin, nicht die geringste Narbe

                                                                                                                                                                Entmietungsprozess oder:                                                               von den Schlägen, die ihr die Gesta-
                                                                                                                                                                                                                                                       po bei der Verhaftung versetzt hatte,
                                                                                                                                                                                                                                                       als sie sich weigerte, über ihren Mann

                                                                                                                                                               Wohnen als Widerstand                                                                   auszusagen.“ DER AUSFLUG DER TO-
                                                                                                                                                                                                                                                       TEN MÄDCHEN, SA., 14.5., 20.05 UHR

                                                                                                                                                               Ein Mietshaus in Weimar wechselt den Besitzer. Und plötzlich
                                                                                                                                                               häufen sich nächtliche Vorfälle. Eine Stromleitung wird ge-
                                                                                                                                                               kappt und eine Mietpartei nach der anderen zieht aus.                                   HÖRSPIEL

                                                                                                                                                                                                                                                        Wie viel Öffnung, wie viel
                                                                                                                                                               Dieses Feature erzählt von alltäglichen   schnitten wird – abgesehen davon, dass        Abgrenzung ist gut?
                                                                                                                                                               unfassbaren Vorkommnissen während         kein Licht mehr geht? Was bedeutet Woh-       Armon steigt aus. Und mit ihm eine
                                                                                                                                                               eines Entmietungsprozesses. Es eröffnet   nen für uns? Wir tauchen kurz in die be-      ganze Tanzkompanie. Raus in die
                                                                                                                                                               einen Einblick hinter die Fassade eines   wohnte Ruine ein und hören dem Leben          Natur, in die Isolation, raus aus dem
                                                                                                                                                               umkämpften, kleinstädtischen Hauses       zwischen Bauschutt und Notstromaggre-         toxischen Zyklus aus Bewertung und
                                                                                                                                                               und kritisiert die aktuelle Wohnraum-     gaten zu. Wir erfahren von ominösen,          Leistungsdruck, befreit davon, immer
                                                                                                                                                               politik sowie die damit einhergehende     nächtlichen Ereignissen und begeben uns       etwas produzieren und sich verkau-
                                                                                                                                                               Gentrifizierung der großen und kleinen    gemeinsam auf eine erfolglose Nacht-          fen zu müssen. – Ein Hörspiel über
F OTO : ( O B E N L I N K S ) I M A G O/ ZO O N A R ( S Y M B O L B I L D ) , ( O B E N R E C H T S ) D E U T S C H L A N D R A D I O/ R E N É F I E T Z E K

                                                                                                                                                               Städte. Wir werden eingeladen, die Per-   wache. Ort der Handlung ist ein Wohn-         die Schwierigkeit, sich loszusagen.
                                                                                                                                                               spektive der betroffenen Bewohnerinnen    haus in der Weimarer Westvorstadt.            Was für diese Tanzenden zählt, ist der
                                                                                                                                                               und Bewohner einzunehmen. Was pas-        HOME, SWEET HOME – WOHNEN ALS WIDER-          Moment. DAS DORF DER BLINDEN
                                                                                                                                                               siert, wenn die Stromleitung durchge-     STAND, DI., 10.5., 22.03 UHR                  TÄNZER, SO., 1.5., 18.30 UHR

                                                                                                                                                               HÖRSPIEL                                  FREISTIL                                      HÖRSPIEL

                                                                                                                                                                 Archaische Rituale                        Faszination des kultu-                        Vicky Baum: Menschen
                                                                                                                                                               Die Ehrlichs haben sich ihr Traum-        rellen Seitenwechsels                         im Hotel
                                                                                                                                                               haus gebaut. Ausgerechnet dort, wo        In der Frühzeit der Ethnologie be-            Die Kulisse des Hörspiels ist das
                                                                                                                                                               ein Dammbruch alles zu verwüsten          fürchtete man, dass Forschende wäh-           elegante „Grand Hotel“ im Berlin der
                                                                                                                                                               droht. Aber es gibt ganz spezielle Mit-   rend langer Feldaufenthalte selbst            1920er-Jahre. Hier kreuzen sich die
                                                                                                                                                               tel der Rettung: z.B. ein Menschenop-     „zu Eingeborenen werden“ und die              Wege einer Handvoll schillernder
                                                                                                                                                               fer! Frau Ehrlich würde den Opfer-        wissenschaftliche Distanz aufgeben            Persönlichkeiten. Baums Erfolgsro-
                                                                                                                                                               sprung übernehmen. Geeignet wäre          könnten. Ob real oder fiktiv: Berichte        man wurde am Broadway inszeniert
                                                                                                                                                               aber auch die junge Journalistin, die     von Menschen, die sich ganz auf eine          und wenig später in Hollywood ver-
                                                                                                                                                               über das Haus berichten soll: Ihre ar-    fremde Kultur einlassen, interessieren        filmt – mit Greta Garbo und Joan
                                                                                                                                                               chitekturtheoretische Hausbegehung        ein Massenpublikum, wie Bestseller            Crawford in den Hauptrollen. MEN-
                                                                                                                                                               könnte für sie im Turbinenschacht en-     und Kinoerfolge (z.B. Avatar) zeigen.         SCHEN IM HOTEL, TEIL 1-3, SO., 8.5.,
                                                                                                                                                               den. DER DAMM, MI., 11.5., 22.03 UHR      GOING NATIVE, SO., 29.5., 20.05 UHR           18.30 UHR, TEIL 4-9, SONNTAGS IM MAI

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 17
Sonntag 1.5.

     		    0.00 Nachrichten*
     		    0.05 Lange Nacht Siehe Samstag 23.05 Uhr
      2.05 Deutschlandfunk Radionacht 2.05 Sternzeit
           2.07 Klassik live Michael Denhoff: … immerhin …
           op. 120 – Uraufführung. Misato Mochizuki: Brains.
           Streichquartett Nr. 2. Mike Svoboda: maybe yes, maybe
           no – Uraufführung. Malika Kishino: Nox (Gold and Silver) –
           Uraufführung. Beate Zelinsky, Klarinetten. David Smeyers,
           Klarinetten. Asasello Quartett. Aufnahme vom 23.4.2021
           aus dem Japanischen Kulturinstitut, Köln
     		    3.05 Heimwerk Jan Václav Hugo Voříšek: Sonate für Violine
           und Klavier G-Dur, op. 5. Marie Radauer-Plank, Violine
           Henrike Brüggen, Klavier 3.55 Kalenderblatt 4.05 Die neue
           Platte XL 5.05 Auftakt
      6.05 Kommentar
      6.10 Geistliche Musik Johann Rosenmüller: Misericordias Domini.
           Motette. Raquel Andueza, Sopran. Gli Incogniti. Leitung
           und Violine: Amandine Beyer. Wilhelm Weismann: Der
           Herr ist mein Hirte. Calmus Ensemble. Dietrich Buxtehude:
           Praeludium g-Moll, BuxWV 149. Rolf Müller, Orgel.
           Johann Sebastian Bach: Du Hirte Israel, höre. Kantate, BWV
           104. Paul Agnew, Tenor. Klaus Mertens, Bass. Amsterdam
           Baroque Choir and Orchestra. Leitung: Ton Koopman
      7.05 Information und Musik Aktuelles aus Kultur und                                                            Das Fischbrötchen:
                                                                                                                     Grundnahrungsmittel
           Zeitgeschehen 7.50 Kulturpresseschau
                                                                                                                     oder Delikatesse?
      8.35 Am Sonntagmorgen Religiöses Wort. Evangelische Kirche.
           Am Tag der Arbeit sollst du ruhen.
                                                                           20.05 FEUILLETON
           Auch, wenn die Arbeit zur Last wird. Von Pfarrer Jörg Machel
      8.50 Presseschau Aus deutschen und ausländischen Zeitungen
      9.05 Kalenderblatt Vor 70 Jahren:                                      Freistil: Weltfisch-
                                                                           brötchentag
           Die Bundesanstalt für Arbeit nimmt ihre Tätigkeit auf
      9.10 Die neue Platte Kammermusik
      9.30 Essay und Diskurs Machtfragen.
           Hilft Vernunft gegen Missbrauch? Von Petra Morsbach
     10.05 Katholischer Gottesdienst Übertragung aus der Kirche
                                                                           Es gehört zum Norden Deutschlands wie Deich und Dünung,
           St. Mariä Himmelfahrt in Mülheim a.d.R.                         wie Ebbe und Flut: das Fischbrötchen! Aber ist es ein Grund-
           Zelebrant: Pfarrer Christian Böckmann                           nahrungsmittel? Eine Delikatesse? Oder ein Stück Weltan-
     11.05 Interview der Woche                                             schauung? Ist es nur etwas Schnelles für auf die Hand oder
     11.30 Sonntagsspaziergang
                                                                           doch etwas Essenzielles, ein Impulsgeber für das große Ge-
           Reisenotizen aus Deutschland und der Welt
     13.05 Informationen am Mittag
                                                                           fühl von Weite, Fernweh und Ozean? Wer hat es erfunden?
     13.30 Zwischentöne Musik und Fragen zur Person. Die Frauen-           War es jener Fischer an den Ufern des Sees Genezareth im
           Finanzberaterin Helma Sick im Gespräch mit Anna Seibt           Jahre 34 oder die Frau eines Dorschanglers aus Eckernförde
     15.05 Rock et cetera Das Magazin. Neues aus der Szene.                im Advent 1872, wenige Tage nach der großen Sturmflut?
           Am Mikrofon: Tim Schauen
                                                                           All diese Fragen verlangen nach Antworten. Eine Reise zu
     16.10 Büchermarkt Buch der Woche
     16.30 Forschung aktuell Wissenschaft im Brennpunkt.
                                                                           den Hotspots der Fischbrötchen-Szene im Lande und zu den
           Hochkulturlandschaften. Menschheitsgeschichte                   Erfindern des Weltfischbrötchentags in Schleswig-Holstein.
           im Laserscan. Von Lucian Haas                                   – Eine kleine norddeutsche Kulturgeschichte.
     17.05 Kulturfragen Debatten und Dokumente
     17.30 Kultur heute Berichte, Meinungen, Rezensionen
     18.10 Informationen am Abend Mit Sporttelegramm
     18.40 Hintergrund 19.05 Kommentar 19.10 Sport am Sonntag
     20.05 Freistil Weltfischbrötchentag. Eine kleine norddeutsche
           Kulturgeschichte. Von Peter Schanz. Regie: Sven Stricker.
           Mit Jürgen Uter, Achim Buch und Anne Weber. Ton und             13.30 ZWISCHENTÖNE

                                                                             Schon in den 70ern
           Technik: Christian Alpen, Sabine Kaufmann, Sven Kohlwage,
           Sebastian Ohm und Alica Wisotzky. NDR 2019/49‘53
     21.05 Konzertdokument der Woche Giacomo Puccini: Tosca (Aus-
           schnitte). Floria Tosca – Melody Moore, Sopran. Mario Cava-
           radossi – Fabio Sartori, Tenor. Baron Scarpia – Lester Lynch,   wurde Helma Sick klar:
                                                                           Frauen können nur
           Bariton. Cesare Angelotti – Kevin Short, Bass. Rundfunkchor
           Berlin. Kinderchor der Deutschen Oper Berlin. Rundfunk-
                                                                                                                                           F OTO : I M A G O/ PA N T H E R M E D I A

           Sinfonieorchester Berlin. Leitung: Marco Armiliato. Aufnah-
           me vom 13.4.2022 aus dem Haus des Rundfunks, Berlin.
           Am Mikrofon: Haino Rindler                                      selbstbestimmt leben,
                                                                           wenn sie über eigenes
     23.05 Das war der Tag
     23.30 Sportgespräch

                                                                           Kapital verfügen.
     23.57 National- und Europahymne

18
Sonntag 1.5.

                                                            21.05 MUSIK                                                      0.00 Nachrichten*
                                                                                                                             0.05 Studio LCB Aus dem Literarischen Colloquium Berlin.
                                                               Konzertdokument: Die Oper „Tosca“                                  Lesung: Marica Bodrožić. Gäste: Gabriele von Arnim und Olga
                                                                                                                                  Martynova. Moderation: Maike Albath. Deutschlandfunk 2022
                                                            von Puccini erzählt von Machtmissbrauch,                         2.05 Tonart Chansons und Balladen. Moderation: Jürgen Liebing
                                                                                                                             4.05 Tonart Clublounge. Moderation: Martin Böttcher
                                                            Liebe und Verrat. Das Rundfunk-Sinfonie-                         6.55 Wort zum Tage Islamische Gemeinschaft
                                                            orchester Berlin führt sie konzertant auf                        7.05 Feiertag Katholische Kirche. Wohin gehen wir?
                                                                                                                                  Immer nach Hause! Zum 250. Geburtstag des Romantikers
                                                            und zeigt so, dass dieses Werk auch ohne                              Novalis. Von Christian Feldmann, Regensburg
                                                                                                                             7.30 Kakadu für Frühaufsteher
                                                            Szenerie und Kostüme mitreißt.                                        Wann ist man arm? Von Anh Tran. Moderation: Patricia Pantel
                                                                                                                             8.05 Kakadu Kinderhörspiel. Als mein Bruder ein Wal wurde.
                                                                                                                                  Nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Nina Weger.
                                                                                                                                  Von Cordula Dickmeiß. Regie: die Autorin.
                                                                                                                                  Komposition: Michael Rodach. Deutschlandfunk Kultur 2022.
                                                                                                                                  Ursendung. Moderation: Patricia Pantel
                                                                                                                             9.05 Kakadu Magazin 08 00 22 54 22 54.
                                                            18.05 SPORT                                                           Moderation: Patricia Pantel
                                                                                                                             9.30 Sonntagsrätsel Moderation: Ralf Bei der Kellen
                                                                Nachspiel: Vaters Verein                                          sonntagsraetsel@deutschlandfunkkultur.de
                                                                                                                            10.05 Plus Eins 11.59 Freiheitsglocke
                                                                                                                            		    **12.00 internationaler frühschoppen 12.45 internationaler
                                                            Bis 1970 behauptete sich der Ostberliner Klub Lichtenberg 47          frühschoppen nachgefragt (Ü/Phoenix)
                                                            in der DDR als Privatverein und zog ein besonderes Publikum     12.05 Studio 9 kompakt Themen des Tages
                                                            an. Mit Mielke als Nachbarn – sein Ministeriumssitz grenzte     12.30 Die Reportage
                                                                                                                            		    **13.00 phoenix persönlich (Ü/Phoenix)
                                                            an das Stadion der Lichtenberger – rückte der Verein für Au-
                                                                                                                            13.05 Sein und Streit Das Philosophiemagazin
                                                            ßenstehende in die Nähe des MfS. Doch in Wahrheit war man       14.05 Religionen
                                                            der Staatssicherheit eher ein Dorn im Auge. Gern hätte sie      15.05 Interpretationen Aus dem Land der Freien und der
                                                            sich das Gelände des Hans-Zoschke-Stadions, benannt nach              Heimat der Tapferen. Die 3. Sinfonie von Aaron Copland.
                                                            einem antifaschistischen Widerstandskämpfer, auch noch                Gast: Steffen Schleiermacher, Pianist und Komponist.
                                                                                                                                  Moderation: Olaf Wilhelmer. (Wdh. v. 31.8.2014)
                                                            einverleibt. Aber es blieb.
                                                                                                                            17.05 Studio 9 kompakt Themen des Tages
                                                                                                                            17.30 Nachspiel Das Sportmagazin.
                                                                                                                            		    18.05 Nachspiel. Feature Vaters Verein.
                                                                                                                                  Eine Begegnung mit dem Ostberliner Klub Lichtenberg 47.
                                                                                                                                  Von Jörg Degenhardt und Frank Ulbricht
                                                                                                                            18.30 Hörspiel Das Dorf der blinden Tänzer.
                                                                                                                                  Von Dominik Busch. Regie: der Autor.
                                                                                                                                  Mit Valery Tscheplanowa, Zoe Hutmacher, Thelma Buabeng,
                                                                                                                                  Dor Aloni, Hansa Czypionka, Damian Rebgetz. Musik: Camill
                                                                                                                                  Jammal. Ton und Technik: Martin Eichberg und Gunda Herke.
                                                                                                                                  Deutschlandfunk Kultur 2022/ 54’18. Ursendung
                                                                                                                            20.03 Konzert Konzerthaus Berlin. Aufzeichnung vom 30.4.2022.
                                                                                                                                  Marko Nikodijević: cvetic, kucica … la lugubre gondola,
                                                                                                                                  Trauermusik nach Franz Liszt für Orchester. Jelena Firssowa:
                                                                                                                                  Konzert für Viola und Orchester op. 144 – Uraufführung.
                                                                                                                                  Dmitrij Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65.
                                                                                                                                  Nils Mönkemeyer, Viola. Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.
                                                                                                                                  Leitung: Vladimir Jurowski
                                                                                                 Der Schriftsteller
                                                                                                                            22.03 Literatur Besser als eine Psychoanalyse wäre die Revolution.
                                                                                                 Peter Weiss (1976)
                                                                                                                                  Peter Weiss, der Ästhetiker des Widerstands.
                                                                                                                                  Von Helmut Böttiger. (Wdh. v. 6.11.2016)
                                                            22.03 LITERATUR                                                 23.05 Fazit Kultur vom Tage
                                                                                                                                  u.a. mit Kulturnachrichten, Kulturpresseschau
                                                                Ästhetiker des Widerstands
                                                            Die „Ästhetik des Widerstands”, in drei Bänden zwischen 1975
                                                            und 1981 erschienen, ist ein groß angelegter Epochenroman
F OTO : U L L S T E I N B I L D / W O L F G A N G K U N Z

                                                            über den Widerstand gegen den Faschismus. Peter Weiss            9.00 Kommt gut durch den Sonntagvormittag
                                                                                                                                  Mit Talk und Netzbasteln!
                                                            (1916-1982), als Sohn bürgerlicher deutscher Juden geboren,
                                                                                                                            13.00 Kommt gut durch das Wochenende
                                                            brauchte einen langen Anlauf, um zu diesem Kompendium           17.00 Deine Podcasts: Einhundert – Storys mit Alice Hasters
                                                            verschiedenster sozialistischer Politik- und Kunstvorstellun-         Geschichten von Menschen, die vor großen Entscheidungen
                                                            gen zu gelangen. Psychoanalyse, Surrealismus und der Doku-            stehen, neu anfangen oder über sich hinauswachsen müssen.
                                                            mentarfilm waren wichtige Stationen für den in der schwedi-           Schon freitags im Podcast.
                                                                                                                            18.00 Deine Podcasts: Hörsaal Doppelfolge
                                                            schen Emigration lebenden Künstler, bevor er mit seiner
                                                                                                                            20.00 Lounge Let the music do the talking.
                                                            deutschen Prosa endlich Erfolg hatte.

                                                                                                                                                                                                 19
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