Das Potenzial von Social CRM für das moderne CRM und das Qualitätsmanagement - marke41

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Das Potenzial von Social CRM für das moderne CRM und das Qualitätsmanagement - marke41
Das Potenzial von Social CRM
                   für das moderne CRM
               und das Qualitätsmanagement
      Teil 1/2 Social-Customer-Relationship-Management zeichnet sich vor allem
     durch die Möglichkeit eines zentralen, überregionalen Kundendialogs mit der
     Option einer inhaltlichen Segmentierung aus. Obwohl Wissenschaftler schon
    seit Längerem die Vorteile von Social CRM als ganzheitliche Marketingstrategie
        betonen, versuchen nur wenig Unternehmen eine ernsthafte Etablierung.
            Dabei eignet sich dieser Ansatz insbesondere für größere Firmen,
          die eine Palette unterschiedlicher Produkte überregional unter einem
 Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
     Markennamen vertreiben. Hier könnte Social CRM eine sinnvolle Bereicherung
       für das CRM-Instrumentarium darstellen und je nach Art der vertriebenen
                  Produkte auch zum Qualitätsmanagement beitragen.

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Das Potenzial von Social CRM für das moderne CRM und das Qualitätsmanagement - marke41
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           er Aspekt Kundenzu-      und von Bruhn (2013) zu den kon-          Planung, Steuerung und Durch-
           friedenheit ist eine     zeptionellen Grundlagen von Qua-          führung aller interaktiven Prozes-
           Zielgröße, die das Cus-  litätsmanagement im Bereich von           se mit den Kunden genutzt wird“.
           tomer-Relationship-      Dienstleistungen gerechnet wird.          Er führt weiter aus, dass sich die-
Management (CRM) und das                Vor diesem Hintergrund soll           ser Ansatz auf das ganze Unter-
Qualitätsmanagement gemein-         im Folgenden untersucht werden,           nehmen inkl. Mitarbeiter bzw. den
sam haben. Während die Kun-         inwieweit das Social CRM einen            gesamten Kundenlebenszyklus
denzufriedenheit beim CRM ein       Beitrag zum modernen CRM und              bezieht und dabei Data-Base-
zentrales Ziel ist, stellt sie beim zum Qualitätsmanagement leis-             Marketing und die Verwendung
Qualitätsmanagement einen           ten kann. Die strategischen As-           entsprechender CRM-Software
wichtigen Indikator bzw. ein Teil-  pekte eines modernen CRM ste-             einschließt. Denn nur mit der Hil-
ergebnis des Qualitätsmanage-       hen dabei im Vordergrund. Zur             fe von Datenbanken ist es über-
ments dar.                          Klärung dieser Fragestellung              haupt möglich, eine kriterienab-
    Total-Quality-Management        wurde eine Literaturrecherche zu          hängige Segmentierung eines
(TQM) ist ein Managementansatz,     modernem CRM unter besonde-               Kundenstamms vorzunehmen,
der ähnlich wie das CRM ab den      rer Berücksichtigung seiner Be-           was wiederum die Voraussetzung
1980er-Jahren international an      ziehung zum Qualitätsmanage-              für zielgruppenorientiertes CRM
Bedeutung gewonnen hat. Das         ment durchgeführt. Diese Re-              ist. Als Ziele des CRM nennt Hol-
europäische EFQM-Qualitäts-         cherche wird ergänzt durch eine           land (2018) eine „optimale Kun-
management-Modell zählt zu den      Auswertung von drei Experten-             denorientierung“ sowie die „Si-
berühmten Qualitätsmanage-          interviews aus unterschiedlichen          cherung der Kontinuität, Stabilität
ment-Modellen. Hier kommt dem       Wirtschaftsbereichen.                     und Intensität einer ökonomisch
Aspekt Kundenzufriedenheit ein                                                attraktiven Hersteller-/Handels-
fester Platz zu und das Vorhan-     1. CRM als Marketing-                     Kundenbeziehung, die Senkung
densein von Programmen zur sys-     konzept                                   der Kosten für Akquisition und
tematischen Messung der Kun-                                                  Beziehungspflege sowie Anbah-
denzufriedenheit stellt nach Jung   Nach Rapp (2001) markiert das             nung neuer Beziehungen durch
(1997) eine unabdingbare Voraus-    Aufkommen des M egriffs die               Referenzwirkungen zufrieden ge-
setzung dar. Tatsächlich werden     Neuorientierung vom klassischen,          stellter Kunden“.
aber heutzutage Maßnahmen zur       produktorientierten Marketing                 Eine spezielle Ausprägung des
Messung und Verbesserung der        hin zum ganzheitlichen Marke-             CRM im digitalen Zeitalter ist das
Kundenzufriedenheit in der im       ting. Holland ( 8) definiert            M Social     M. Der egriff Social be-
Qualitätsmanagement inter-          im Sinne einer Strategie als einen        zieht sich hierbei ausschließlich
national maßgeblichen EN ISO        „Ansatz, der zur vollständigen            auf die Nutzung von Social Media
9001-Norm nur vage beschrieben.
Im Gegensatz zu der limitierten
Beschreibung durch das Fraunho-
                                                                                                                       Fotos: © Adobe Stock, © iStockphoto, Unternehmen

fer Institut für Produktionstech-   Abb. 1: Zentrale Kausalkette im CRM
nologie (Fraunhofer IPT, 2015)
weist Weber (2015) im Zusammen-
                                       Product
hang von TQM darauf hin, dass          performance
Kundenzufriedenheit nicht nur          Service                   Customer        Retention /        Revenue /
von der Optimierung interner           performance               saitsfaction    Loyality           Profit
Prozesse und der Qualitätsverbes-      Employee
serung von Produkten abhängt. Er       performance
konkretisiert an dieser Stelle ei-
nen                                    Value for the customer
   Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
     Ansatz, der in der Marketing-                                                      Value from the customer

forschung auch unter dem Stich-
wort Customer-Experience-Ma-        Quelle: Kumar und Reinartz (2018).
nagement (CEM) diskutiert wird

                                                                                                               3 : 2022 | marke 41                                        57
Das Potenzial von Social CRM für das moderne CRM und das Qualitätsmanagement - marke41
Tabelle 1: Instrumente des Kundenbindungsmanagements
                      hier: Instrument Kommunikation

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                      Instrument                                           der Leistungsnutzung
                      Kommunikation       Dialogkommunikation,             Direct Marketing zur Bekannt-    Thematisierung von Lock-in-
                                          verstärktes Angebot              machung weiterer Unternehmens-   Effekten und Leistungsqualität,
                                          persönlicher Kommunikation       leistungen, Unternehmens- oder   Vorankündigungen,
                                          (persönlicher Ansprechpartner)   leistungsbezogene Mediawerbung   emotionale Wechselbarrieren
                                                                           zur Erinnerung                   durch Präferenzbildung

                      Quelle: Auszug aus Homburg und Bruhn (2017).

         und hat keinerlei Bezug zu einer  rekte Dialog, werden beim klassi-                            Kunden (z.B. Raab & Werner,
         gesellschaftspolitischen Einstel- schen CRM üblicherweise in per-                              2005; Hippner & Wilde, 2007)
         lung (Alt & Reinhold, 2016).      sönlichen Gesprächen angewen-                                oder die indirekte (z.B. Kumar
             Bei verschiedenen Autoren     det. Der Einsatz von Social Media                            und Reinartz, 2018). Daneben
         (z.B. Homburg und Bruhn 2017,     an dieser Stelle gewinnt aber im-                            gibt es aber auch Bewertungsan-
         S. 10, oder Kumar und Reinartz,   mer mehr an Bedeutung.                                       sätze, die auf den gesamten
             8, S. ) finden sich grafische                                                              Kundenstamm einer Firma ab-
         Darstellungen zur zentralen Kau-  1.1 Customer-Value                                           zielen und als Customer-Equity
         salkette im CRM.                  und die Bedeutung der                                        bzw. Kundenkapital bezeichnet
             Ausgehend von einem ersten    Marke im CRM                                                 werden. Im Hinblick auf die in-
         Kauf oder der ersten Inanspruch-                                                               haltliche Zusammensetzung
         nahme einer Leistung, ergibt sich Es genügt nicht nur, mit einem                               dieser Kenngröße entwickelten
         eine kausale Abfolge von der      CRM-Konzept ein Maximum an                                   Richards und Jones (2008) ein
         Kundenzufriedenheit über die      Kundenzufriedenheit und Kun-                                 Modell, wonach der Customer-
         Kundenloyalität zur Kundenbin-    denbindung zu erreichen, son-                                Equity-Wert von den drei Kom-
         dung bzw. zu einer mit Loyalität  dern es muss daneben berück-                                 ponenten Relationship-Equity,
         verbundenen Kunden-Retention,     sichtigt werden, dass dies auf                               Brand-Equity und Value-Equity
         wodurch schließlich ökonomi-      betriebswirtschaftlich e ziente                              abhängt. Diese drei Komponen-
         scher Erfolg in Form von erhöh-   Weise geschieht. In diesem Zu-                               ten wiederum werden in unter-
         tem Umsatz bzw. Gewinn be-        sammenhang wurde der egriff                                  schiedlichen Kombinationen
         wirkt wird (vgl. Abb. 1).         des Customer-Values in das                                   durch sieben wesentliche CRM-
             Die Maßnahmen, die im Rah-    CRM-Konzept eingeführt. Dieser                               Value-Drivers bestimmt:
         men eines CRM-Konzepts ergrif-    Begriff umfasst aber vor allem
         fen werden können, sind viel-     den Wert eines Kunden für eine                               1) Eine verbesserte Zielgerich-
         fältig. Eine umfassende Darstel-  Firma. Die übersetzungstech-                                    tetheit auf profitable unden,
         lung möglicher Maßnahmen          nisch ebenso denkbare Interpre-                              2) integrierte Angebote über ver-
         findet sich bei Homburg und       tation als Wert einer Sache oder                                schiedene Vertriebskanäle
         Bruhn (2017). Im Hinblick auf die Dienstleistung für einen Kunden                                 hinweg,
         Forschungsfrage werden im Fol-    ist nachrangig.                                              3) eine verbesserte Sales-Force-
         genden aber nur die vorgeschla-       Um den Customer-Value mo-                                   E zienz und Effektivit t,
         genen Kommunikationsmaß-          net r uantifizieren zu können,                               4) individualisierte Marketing-
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         nahmen im Einzelnen wiederge-     wurden verschiedene Verfahren                                   Nachrichten,
         geben (vgl. Tabelle 1).           zu seiner Ermittlung entwickelt.                             5) an den Kunden angepasste
             Die zentralen Instrumente     Dabei ermittelt man entweder                                    Produkte und Service-Leis-
         der Kommunikation, d.h. der di-   die direkte Profitabilität eines                                tungen,

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6) verbesserte Kunden-Service-        hingewiesen. Wichtige Maßnah-        herstellerorientierten, den kun-
   E zienz und Effektivit t           men, die der Verbesserung der        denorientierten und den konkur-
   und                                Kundenzufriedenheit dienen und       renzorientierten ualit tsbegriff.
7) verbessertes Pricing.              die sowohl als CRM- als auch als     Im Rahmen der vorliegenden Ar-
                                      Qualitätsmanagement-Maßnah-          beit ist insbesondere der kunden-
In jedem Falle bemerkenswert ist      men betrachtet werden können,        orientierte Qualitätsbegriff von
die Tatsache, dass der als Brand-     sind z.B. Kundenumfragen. Au-        Bedeutung. In diesem Kontext ist
Equity dargestellte Markenwert        ßerdem gehören auch das Kündi-       auch das sogenannte Kano-Mo-
von verschiedenen CRM-Value-          gungspräventionsmanagement           dell angesiedelt. Dieses von den
Drivers beein usst wird und sei-      und das Rückgewinnungsma-            Autoren Berger, Blauth und Boger
nerseits wieder Wirkung auf den       nagement mit dazu. Hierbei ist       (1993) vorgestellte Modell der
Customer-Equity-Wert hat. Esch        gerade das Beschwerdemanage-         Kundenzufriedenheit ist nach
und Möll (2007) zitieren eine Un-     ment ein Arbeitsbereich, in dem      dem Japaner Noriaki Kano be-
tersuchung von Sattler/PriceWa-       gleichermaßen wichtige Beiträge      nannt und unterscheidet zwi-
terhouse Co op ers (1999) i n         zum Qualitätsmanagement und          schen den Grundanforderungen,
Deutschland, wonach der Anteil        zum CRM geleistet werden kön-        Leistungsanforderungen und Be-
des Markenwerts am Unterneh-          nen. Um die Zusammenhänge            geisterungsanforderungen. Bei
menswert durchschnittlich bei         von Qualität und Kundenbindung       den Grundanforderungen handelt
56% liegt. Swoboda und Mor-           noch etwas genauer beschreiben       es sich um implizite, selbstver-
schett (2017) betonen die Bedeu-      zu können, werden im Folgenden       ständlichen Anforderungen,
tung der Markenbindung inner-         zun chst noch einige Differen-       während Leistungsanforderun-
halb einer mehrdimensionalen          zierungen zum Qualitätsbegriff       gen explizit verlangt werden. Die
Kundenbindung bei vertikaler          eingeführt. Eine wesentliche Dif-    Begeisterungsanforderungen
Marktbearbeitung. Man kann da-        ferenzierung, auf die oben bereits   schließlich werden von den Kun-
von ausgehen, dass einer Marke        Bezug genommen wurde, ist die        den in der Regel nicht explizit for-
im Rahmen von Social CRM sogar        Unterscheidung zwischen Pro-         muliert oder erwartet, aber wenn
noch eine größere Bedeutung zu-       dukt- und Servicequalität.           sie erfüllt werden, führt das zu
kommt als im klassisch-vertika-           Raab und Werner (2005) unter-    einem überproportionalen An-
len CRM. Virtuelle Brand-Com-         scheiden innerhalb der Pro-          stieg der Kundenzufriedenheit.
munities im Netz spielen nämlich      duktqualität drei verschiedene           Neben der Suche nach Pro-
insbesondere im Erlebnismarke-        Qualitätsbegriffe, und zwar den      dukteigenschaften, die Begeiste-
ting eine zunehmend größere
Rolle (Bauer et al., 2011). Daneben
kommt den Markennamen auf
Social-Media-Plattformen ähn-
lich wie in Suchmaschinen eine
automatische Bedeutung als
Suchschlagwort zu.

1.2 Qualität und
Kundenbindung

Auf die Kundenzufriedenheit
als zentrale Gelenkstelle von
Qualität und Kundenbindung
wurde bereits in der Einleitung
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rung beim Kunden auslösen kön-       h ufig zitierte Veröffentlichung     Wartezeiten abgebaut und/oder
                      nen, spielt aber auch die Prozess-   von Zeithaml et al. (1996) unter-    Kommunikationsschritte über
                      qualität bei der Herstellung eine    sucht die Konsequenzen von Ser-      Zwischenstationen eingespart
                      zunehmende größere Rolle. Hier-      vicequalität auf unterschiedliche    werden. Rückfragen und Be-
                      bei ist nicht nur an die Erfüllung   Komponenten des Kundenver-           schwerden auf Grund von War-
                      von vorwiegend organisatorisch-      haltens. In dieser Studie wird he-   tezeiten oder Missverständnis-
                      technisch orientierten Normen        rausgearbeitet, dass die Service-    sen können vermindert werden,
                      (wie z.B. an die EN ISO 9000er        ualit t nicht nur Ein uss auf die   was schließlich wiederum zu
                      Normenreihe) zu denken, son-         Kundenbindung bzw. -abwande-         einer Einsparung von Arbeits-
                      dern auch an die Sicherstellung      rung hat, sondern auch auf die       zeitkosten führt. Eine Unter-
                      von ökologischer oder sozialer       persönliche Haltung von Kunden       stützung von Social Media kann
                      Unbedenklichkeit. Diese Art von      und die daraus resultierenden        somit positiv zu einem qualita-
                      Prozessqualität wird dem Kunden      Verhaltensweisen. Hierzu zählen      tiven Anstieg administrativer
                      gegenüber durch die Verwendung       z.B. die Loyalität und der damit     Prozesse beitragen.
                      bestimmter Label belegt, denen       verbundene Wille zur Weiter-            Kündig ungspräventions-
                      üblicherweise ein Zertifizie-        empfehlung oder eine höhere          und Rückgewinnungsmanage-
                      rungsprozess vorausgeht.             Kostenbereitschaft. Außerdem         ment sind Spezialfälle innerhalb
                         Im G egensat z z u r P ro-        wird gezeigt, dass die Bereit-       der Maßnahmen zur Förderung
                      duktqualität kann Service- bzw.      schaft zu Wiederholungskäufen        der Kundenzufriedenheit. Beides
                      Dienstleistungsqualität nur          unterschiedlich stark von der        wird dann eingesetzt, wenn die
                      schwer verallgemeinernd defi-        Service ualit t beein usst wer-      Zufriedenheit des unden offen-
                      niert werden. Dementsprechend        den kann. Wenn man ausgehend         sichtlich nicht mehr oder nicht
                      gibt es auch keine allgemein gül-    von der Idee einer persönlichen      mehr vollständig gegeben ist. In
                      tige Messmethode für Service-        Servicequalität, wie man sie aus     beiden Fällen muss dann vor al-
                                                                                                lem ein Dialog mit dem Kunden
                                 „The customer life cycle is                                    gesucht werden. Michalsk i
                                                                                                (2007) nennt verschiedene klas-
                              made up of three core customer                                    sische Kommunikationsmittel,
                                   management processes:                                        um im Zusammenhang der Kün-
                                                                                                digungsprävention mit dem
                               customer acquisition, customer                                   Kunden in einen individualisier-
                           retention and customer development.“                                 ten und direkten Kontakt zu tre-
                                                                                                ten. Hier drängt sich deshalb die
                                                                                                Verwendung von Social Media
         bzw. Dienstleistungsqualität. Je  dem Einzelhandel oder der Ho-                        geradezu auf, da diese Kommu-
         nach Branche spielen unter-       tel- und Tourismus-Branche                           nikationsmedien Dialoge mit
         schiedliche Aspekte im Verhal-    kennt, weiterdenkt in Richtung                       unterschiedlich starker Indivi-
         ten des Personals eine Rolle. Oft einer allgemeinen Dienstleis-                        dualisierung zulassen. Daneben
         wird dieser Qualitätstyp durch    tungsqualität, dann gelangt                          gibt es noch eine Reihe ergän-
         eine Verbraucherumfrage ermit-    man schon bald zu dem Aspekt                         zender Maßnahmen zur Kündi-
         telt. H ufig hat man nach einer   der Dauer von administrativen                        gungsprävention bzw. Kunden-
         solchen „Messung“ aber weder      Prozessen. Diese wiederum wird                       rückgewinnung. H ufig werden
         Anhaltspunkte für die Gründe      bestimmt durch die Organisati-                       hier finanzielle bzw. indirekte
         mangelnder Kundenzufrieden-       on der Informations- und Kom-                        Anreize zum Bleiben oder zur
         heit noch kann man wirklich ab-   munikationsflüsse und durch                          Rückkehr gegeben (Schöler,
         schätzen, was unterschiedliche    das verwendete Kommunikati-                          2007, S. 617 f).
 Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
         Grade an Kundenzufriedenheit      onsmedium. Eine Verbesserung                            Auch im Zusammenhang mit
         für die Kundenbeziehung - in-     der Dienstleistungsqualität im                       dem Kündigungspräventions-
         klusive der Bereitschaft abzu-    Sinne einer Beschleunigung ge-                       bzw. Rückgewinnungsmanage-
         wandern! – bedeuten. Eine sehr    neriert dadurch Gewinne, dass                        ment kann für die Social-Media-

60   3 : 2022 | marke 41
Das Potenzial von Social CRM für das moderne CRM und das Qualitätsmanagement - marke41
Research            Vergleich                      die Statusänderung vom Interes-
                                                                     senten zum tatsächlichen Kun-
                                                                     den verstanden.
Awareness                                                                Nach der Conversion kommen

                                                        Auswahl      wir dann zur Phase der Customer-
                                                                     Retention bzw. Kundenbindung.

                    C u st om e r
                                                                     Eine wichtige Kennzahl, um die
                                                                     Effektivität der Kundenbindung
                                                                     abschätzen zu können, ist die pro-

                    L if e c yc le
                                                                     zentuale Raw-Customer-Retenti-
                                                                     on, bei der bestimmt wird, wie

                    Ma rk et in g
                                                                     viele der Neukunden nach einem
                                                                     branchenabhängig unterschied-
                                                                     lich langen Repurchase-Cycle
                                                                     noch weiterhin als Kunden zur
                                                                     Verfügung stehen. Als dritte Phase
                                                                     des Customer-Life-Cycles nennt
   Word-                                                  Kauf       Buttle (2009) das Customer-Deve-
                                                                     lopment bzw. die Kundenentwick-
 of-Mouth                                                            lung. Er erklärt an späterer Stelle
                 Loyalty                                             Cross-Selling und Up-Selling zu
                                    Experience                       wichtigen Zielen dieser Phase.
                                                                          uttle (    ) definiert usto-
                                                                     mer-Experience als kognitives
Nutzung in Anspruch genom-        führungen zur Kundenbindung        und affektives Resultat der Be-
men werden, dass Informations-    bereits ausführlich eingegangen.   rührungspunkte oder der Inter-
wege beschleunig t werden         Erläuterungen zu den vor- bzw.     aktion mit den Angestellten, Pro-
können bei gleichzeitig relativ   nachgeschalteten Phasen „Custo-    zessen, Technologien, Produkten
geringen Kosten.                  mer-Acquisition“ und „Customer-    oder sonstigen Outputs eines Un-
                                  Development“ fehlen aber bisher.   ternehmens. Löffler (2017) be-
1.3 Customer-Life-Circle              Nach Hofmeyer und Rice         schreibt die Zusammenhänge
und Customer-Experience           (2000) sollte sich eine Firma ins- von Customer-Experience und
                                  besondere dann um Kunden-Ak-       CRM anhand des aktuellen CRM-
Bevor wir in die Erläuterung des  quise bemühen, wenn die Gruppe     Ansatzes der Firma Porsche. Er
  egriffs der ustomer E perience  der offenen Nicht-Kunden (un-      hebt dabei das Strategieziel eines
einsteigen, soll im Folgenden zu- entschlossene Nicht-Kunden) ge-    begeisternden Kauf- und Besitz-
n chst der egriff ustomer ife     mäß dem Hofmeyer’schem Con-        erlebnisses in einem fortwäh-
Cycle definiert werden, der den   version-ModelTM groß ist. Im Zu-   renden Prozess hervor. Um dieses
Hintergrund für verschiedene      sammenhang mit digitalem Mar-      Ziel zu erreichen, ist es aus mar-
Ausprägungen der Customer-Ex-     keting hört man sehr h ufig auch   keting-theoretischer Sicht wich-
perience bildet. Buttle (2009, S. den egriff onversion Funnel.       tig, eine Reihe von inhaltlich
    ) definiert den ustomer ife   Mit diesem egriff wird versucht,   konsistenten Kundenkontakt-
Cycle folgendermaßen: „The cus-   den Qualifikationsprozess vom      punkten (engl. customer touch-
tomer life cycle is made up of    Interessenten zum Kunden bild-     points) zu etablieren, die dem
three core customer management    lich darzustellen: Aus einer gro-  Kunden auf seinem Weg (engl.
processes: customer acquisition,  ßen Zahl von Interessenten ergibt  customer journey) durch die ver-
   Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
customer   retention and customer sich am Schluss eine viel kleinere schiedene Phasen von der Vor-
development.“ Auf die zentrale    Zahl an tatsächlich gewonnenen     kaufsphase über die Kaufphase
Phase der „Customer-Retention“    Neukunden. Unter Conversion        bis zur Besitzphase und später
sind wir im Rahmen unserer Aus-   wird in diesem Zusammenhang        zur Wiederkaufphase ein konsis-

                                                                                                      3 : 2022 | marke 41   61
tentes und gesamtheitlich be-       CRM-Maßnahmen im Kunden-            munikationsstruktur (Fassot,
                      geisterndes Kauf- und Besitzer-     alltag. Unangekündigte Haustür-     2001). Viel tiefgreifender sind
                      lebnis zu verschaffen.              besuche von Außendienstmit-         aber die Veränderungen im CRM,
                         Es ist ein beabsichtigtes Ziel   arbeitern sind heutzutage keine     die mit dem Aufkommen der So-
                      dieses Marketingansatzes, die       Option mehr. Auch klassisch per     cial Media einhergingen. Durch
                      Grenzen zwischen Produkt- und       Post zugesandte Werbebriefe sind    die Einbeziehung von Social Me-
                      Servicequalität verschwimmen zu     unpopulär geworden. Die Erreich-    dia in das CRM ergab sich näm-
                      lassen. Eine objektiv messbare      barkeit und die Ansprechbarkeit     lich nicht nur eine Änderung in
                      Produktqualität sowie die vom       der Kunden sind in jedem Fall       der Kommunikationsstruktur,
                                                                                              sondern eine viel grundlegende-
                                                                                              re Änderung in der gesamten
                         Produktqualität sowie ökologische                                    Firmen-Kunden-Beziehung und
                        Qualität sollten Hand in Hand gehen                                   den damit zusammenhängen-
                                                                                              den Informationsflüssen. Paul
                       mit der Service- und Betreuungsqualität                                Greenberg, der derzeit wohl be-
                                eines Unternehmens.                                           kannteste Autor im CRM-Be-
                                                                                              reich, beschrieb in seinem Buch
                                                                                              CRM at the Speed of Light als Ers-
                       unden heutzutage h ufig eben-      zwei kardinale Voraussetzungen      ter diesen umwälzenden Um-
                      falls eingeforderte ökologische     für die erfolgreiche Durchführung   bruch in der Kundenbeziehung
                      Qualität sollten demnach Hand in    jeglicher CRM-Maßnahmen.            (Greenberg 2009a). Greenberg
                      Hand gehen mit der Service- und                                         (2010) stellt in einer weiteren
                      Betreuungsqualität eines Unter-     2. Änderung der                     Veröffentlichung diese neue Art
                      nehmens. Im Gegensatz zu ande-      Beziehungsstruktur                  von CRM dem traditionellen
                      ren Marketingansätzen spielen die   im Social CRM                       CR M gegenüber. Greenberg
                      Kontakte zwischen Firma und                                             (2010) bezeichnet in dieser Veröf-
                      Kunde nach dem Kauf, also in der
                                               Schon beim Aufkommen von E-                    fentlichung ein modernes CRM,
                      sogenannten Besitzphase, eine
                                               CRM zu Beginn der 2000er-Jahre                 das sich der Social-Media-Mög-
                      besonders große Rolle.   wurde von Eggert (2001, S. 100f.)              lichkeiten bedient, als CRM 2.0
                                               auf eine Änderung des Marke-                   in Anlehnung an den Begriff
         1.4 Grenzen des                       ting-Kommunikations-Prinzips                   Web 2.0, der auch damals schon
         klassischen CRM                       hingewiesen. Er erläutert, dass                ein Internet mit interaktiven und
                                               auf traditionellen Konsumgüter-                kollaborativen Elementen cha-
         Schon seit vielen Jahren wird von     märkten die Kommunikation                      rakterisierte. In den letzten Jah-
         unterschiedlichen Autoren immer       nach dem Bring-Prinzip organi-                 ren hat es sich in der Literatur
         wieder darauf hingewiesen, dass       siert ist, während das Marketing               aber eingebürgert, bei CRM unter
         trotz der Schlüssigkeit des CRM-      im E-Commerce durch das Hol-                   Verwendung von Social Media
         Konzepts viele Firmen bei der         Prinzip gekennzeichnet ist. Das                von Social CRM zu sprechen.
         Einführung dieses Konzepts            bedeutet, dass der Kunde im                        Greenberg (2010) arbeitet fol-
         scheitern. H ufig werden in die-      klassischen Konsumgütermarkt                   gende wesentliche Unterschiede
         sem Zusammenhang Probleme             auf die Information angewiesen                 zwischen traditionellem CRM
         bei der Strategie-Implementie-        ist, die ihm der Anbieter zur                  und CRM 2.0 bzw. Social CRM
         rung oder beim Umgang mit der         Verfügung stellt, während er                   heraus: Zunächst definiert er
         CRM-Technologie genannt (Rigby        andererseits im Internet selbst                CRM 2.0 als eine Philosophie und
         et al., 2002; Schaller et al., 2007). entscheiden kann, welche Infor-                Business-Strategie, die durch ein
         Des Weiteren könnte man für           mation er abrufen will.                        technologisches System unter-
 Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
         klassisches CRM noch einen we-            Mit dem Aufkommen von E-                   stützt wird, das es ermöglicht,
         sentlichen weiteren CRM-Misser-       CRM und dem Kundenkontakt                      den Kunden auf eine solche Weise
         folgsgrund anführen, nämlich die      über Internetseiten ergaben sich               einzubeziehen, dass eine ge-
         Schwierigkeit der Einbindung von      erste Änderungen in der Kom-                   meinschaftliche, kollaborative

62   3 : 2022 | marke 41
Interaktion zwischen Kunde und       struktur verschiedene neue Mög-     neben zeigt er neue Möglichkei-
Firma zustande kommt, wodurch        lichkeiten, die sich durch Social   ten der Informationsgewinnung
wechselseitiger Nutzen in einer      CRM ergeben. Er beschreibt hier-    auf, die sich durch die Nutzung
vertrauensvollen und transpa-        bei sowohl Möglichkeiten der        bestimmter Software-Tools in
renten Geschäftsumwelt ent-          Informationsgewinnung als auch      sozialen Netzwerke ergeben. Die
steht. Daraus ergibt sich dann die   der Serviceverbesserung. Einer-     wichtigsten Anwendungen sind
entscheidende Änderung für die       seits erklärt er, wie durch die     hierbei die sogenannte Senti-
Beziehung einer Firma zu ihren       Beobachtung von Social-Media-       ment-Analyse und das Social-
Kunden: Während im traditio-         Konversationen einfach Infor-       Media-Monitoring. Während bei
nellen CRM die Beziehung einer       mationen über individuelle          der Sentiment-Analyse die „emo-
Firma zu ihren Kunden von der        Kunden gewonnen werden kön-         tionale“ Temperatur von Indivi-
Firma aus gemanagt wird, wird        nen. Andererseits macht er klar,    duen oder Gruppen im Hinblick
jetzt die Beziehung zwischen Fir-    dass eine Firma allein über die     auf Ideen oder Firmen gemessen
ma und Kunde als eine gemein-        Social-Media-Profile einzelner      werden kann, ermöglicht das
same, kollaborative Anstrengung      Kunden schon eine Reihe von         Social-Media-Monitoring Unter-
betrachtet.                          Rückschlüssen ziehen kann, z.B.     suchungen von Websites, Foren
    Ang (2011) geht im Hinblick      über die Vorlieben und Abneigun-    oder Diskussionsgruppen im
auf die veränderte Kundenbezie-      gen von Kunden, ohne dass es        Hinblick auf die Wichtigkeit von
hung noch deutlich über Green-       dazu überhaupt einer Social-        Themen, Influencern und Kun-
berg hinaus. Er hebt die Bedeu-      Media-Konversation bedarf. Da-      denbeteiligung.
tung der Gesamtheit der jeweili-
gen Online-Community für die
Konversations- und Kollaborati-
onsprozesse hervor. Mitglieder
einer Online-Community sind
nämlich nicht zwingend auch
Firmenkunden. Ang (2011) erklärt
deshalb, dass der Begriff Social
CRM eigentlich eine unzutref-
fende Bezeichnung sei. Seiner
Meinung nach wäre es tref-
fender, ein Kundenbezie-
hungsmanagement unter Zu-
hilfenahme von Social Media als
Community-Relationship-Ma-
nagement zu bezeichnen. Es ist
hierbei zu berücksichtigen, dass
Community-Mitglieder ihren
Status natürlich auch verän-
dern und dass ein nicht fir-
mengebundenes Community-
Mitglied idealerweise ein po-
tenzieller Kunde ist.

3. Neue Möglichkeiten
durch Social CRM
  Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
Greenberg (2010) erläutert im An-
schluss an seine Ausführungen
zur Änderung der Beziehungs-

                                                                                                       3 : 2022 | marke 41   63
Als eine weitere Möglichkeit       3.1 Grundsätzliche                    allgemeine Social-Media-Pene-
                      der Informationsgewinnung stellt      Restriktionen für die                 trationsrate länderabhängig un-
                      Greenberg (2010) auch sogenannte      Anwendung von Social CRM              terschiedlich hoch ist.
                      Customer-Experience-Maps vor.                                                   In Deutschland ist der Anteil
                      Dabei wird anhand individueller       Interessanterweise bildet auch        der Social-Media-Nutzer in der
                      Kundenprofile untersucht, wie         beim Social CRM - ähnlich wie         jüngsten Altersgruppe (14–29
                      sich die Kundenerfahrung in un-       beim klassischen CRM - ein Er-        Jahre) grundsätzlich am höchs-
                      terschiedlichen Umwelten an un-       reichbarkeitsproblem eine we-         ten. Selbst in der jüngsten Alters-
                      terschiedlichen Kontaktpunkten        sentliche Restriktion. Im Falle       gruppe nutzen aber nur 63% der
                      entwickelt. Hierdurch ergibt sich     des Social CRM liegt das Problem      Befragten regelmäßig ihre favo-
                      ein zeitlicher Querschnitt und die    in der unterschiedlich guten Er-      risierte Plattform (Statista, 2018).
                      Möglichkeit zu erkennen, was ein      reichbarkeit der Kunden über So-      Das bedeutet, dass selbst in der
                      individueller Kunde tatsächlich       cial Media. Die Qualität und die      Social-Media-affinen jüngsten
                      gerade denkt.                         Art der Kundenerreichbarkeit          Altersgruppe mehr als ein Drittel
                         Die sozialen Netzwerke sind        über Social Media sind stark ab-      der Personen nicht durch Social-
                      aber nicht nur ein Feld der Infor-    hängig vom Alter und von der          Media-Aktivitäten erreicht wer-
                      mationsgewinnung für die Kun-         Nationalität der Kunden. Wäh-         den kann. In noch stärkerem Ma-
                      den, sondern gleichzeitig auch eine   rend das Alter in den meisten         ße gilt das für die älteren Alters-
                      Quelle der Informationsgenerie-       Ländern einen grundsätzlichen         gruppen (ebda., 2018). Dies ist im
                      rung durch die Kunden. Greenberg      Ein uss auf die ereitschaft zur       Hinblick auf den Erfolg von Soci-
                      (2010) hebt in diesem Zusammen-       Social-Media-Nutzung hat, spielt      al-Media-Marketing besonders
                      hang die Fähigkeit sozialvernetzter   die Nationalität eines Kunden         bedauerlich, handelt es sich doch
                      Kunden hervor, umsetzbares Wis-       bzw. das Land, in dem ein Kunde       gerade bei der letzten Gruppe um
                      sen zu erschaffen.                    wohnt, insofern eine Rolle, als die   eine derzeit recht finanzstarke

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64   3 : 2022 | marke 41
Gruppe, die aber offensichtlich     Restriktionen auf der Unterneh-   Betrieben der Konsumgüter-
nur schwer durch Social Media       mensseite – hier insbesondere     Branche viel stärker ausgeprägt
erreicht werden kann. Die in        die Frage der grundsätzlichen     sei als im Bereich B-to-B. Leicht
Deutschland im Jahr 2018 ermit-     Nutzung von Social Media im Un-   nachzuvollziehen ist auch der
telten Daten sind in Überein-       ternehmen - angemessen be-        Ein uss der udget Grö e auf die
stimmung mit den Ergebnissen        rücksichtigt. Es ist dabei außer- Social-Media-Orientierung einer
eines Vergleichs von Social-Net-    dem zu bedenken, dass die ge-     Firma. Weiber und Wolf (2013,
work-Penetrationsraten in ver-      schilderten Restriktionen je nach S. 399-401) führen weiter aus,
schiedenen Regionen der Welt im     Einordnung eines Unternehmens     dass ihrer Meinung nach Social-
Jahr 2019 (Statista, 2019). Die Re- als B-to-C-, B-to-B- oder B-to-   Media-Aktivitäten insbesondere
gion Westeuropa, zu der in die-     B-to-C-Unternehmen eine un-       in der Anfangsphase eines Quali-
sem Falle auch Deutschland ge-      terschiedlich große Rolle spielen tätsmanagement-Zyklus’ sinn-
zählt wird, liegt mit 53% Social-   können.                           voll sind. Sie erläutern, dass So-
Network-Penetration auf einem                                         cial-Media-Aktivitäten primär
mittleren Rang. Vor dem Hinter-     3.2 Social CRM und                Informations- und Kommunika-
grund dieser nur mittelmäßigen      Qualitätsmanagement               ti-onsaktivitäten darstellen und
allgemeinen Social-Network-Pe-                                        damit insbesondere geeignet
netrationsrate für Westeuropa       In der aktuellen CRM-Literatur    sind „die Informationsgrundlage
sind die Ergebnisse einer Um-       gibt es bisher keine Veröffentli- für das Qualitätsmanagement zu
frage von Eurostat zur Social-      chung, die sich explizit mit dem  verbessern und damit Qualitäts-
Media-Nutzung in Unternehmen        Thema Social CRM in Kombinati-    unsicherheit auf Anbieter- und
wenig erstaunlich (Statista,        on mit dem Qualitätsmanage-       Nachfragerseite zu reduzieren“.
2017a). Dort wird deutlich, dass in ment befasst. Es gibt aber einige     Die Autoren entwickeln eine
Deutschland im Jahr 2017 nur        Arbeiten, die Zusammenhänge       Matrix für einen sogenannten
40% der Unternehmen Social          zwischen einer betrieblichen So-  Qualitäts-Dreisprung. In Abhän-
Media genutzt haben. Eine weite-    cial-Media-Nutzung und dem        gigkeit von der Phase einer Leis-
re Untersuchung des Statisti-       Qualitätsmanagement herstel-      tungserstellung unterscheiden
schen Bundesamts zeigt, dass die    len. Dazu zählt ein Buchkapitel   die Autoren drei Arten von Quali-
Social-Media-Nutzung in Unter-
nehmen in Abhängigkeit vom
Wirtschaftszweig differiert (Sta-               Die Qualität und die Art der
tista, 2017b). Unternehmen im        Kundenerreichbarkeit über Social Media
Bereich Kommunikation und In-
formation liegen mit einem
                                          sind stark abhängig vom Alter und
75%-Anteil Social Media nutzen-             von der Nationalität der Kunden.
der Unternehmen erwartungs-
gemäß an der Spitze der Social-
Media-Nutzung in Unterneh-          von Weiber und Wolf (2013), in    tät, und zwar Potenzial-, Prozess-
men. Im deutlichen Gegensatz        dem ein Ansatz zur Verbesserung   und Ergebnisqualität. Diese drei
dazu steht das Baugewerbe mit       des Qualitätsmanagements bei      Qualitäten werden je nach Phase
einem Anteil von nur 28% der        Dienstleistungen durch Social     der Leistungserstellung mit drei
Unternehmen.                        Media dargestellt ist.            verschiedenen „Qualitätsaktivi-
    Aus den Beobachtungen lässt         Weiber und Wolf (2013) weisen täten“ verknüpft. Bei diesen Akti-
sich schließen, dass Social CRM     zunächst auf einige wichtige Ge-  vitäten handelt es sich um Quali-
überhaupt nur dann sinnvoll in      gebenheiten hin, die bei der Nut- ty-Screening, Quality -Processing
ein CRM-Gesamtkonzept integ-        zung von Social Media im be-      und Quality-Signaling. Im weite-
  Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
riert werden kann, wenn man         trieblichen Bereich zu berück-    ren Fortgang analysieren die Au-
sowohl die Restriktionen auf der    sichtigen sind. So sei beispiels- toren schwerpunktmäßig die Eig-
Kundenseite – hier vor allem das    weise zu beobachten, dass die     nung von Social Media für die
Alter der Kunden – als auch die     Social-Media-Orientierung in      Aktivität des Quality-Screening.

                                                                                                      3 : 2022 | marke 41   65
Sie betonen, dass die Informati-   nagement erläuterte Gedanken-       zu nutzen, um damit das An-
      onsgenerierung hierbei auf der     gang zur direkten Entgegennah-      rufvolumen in Callcentern zu
      Basis einer Pull-Beziehung er-     me der Kundenmeinung am             senken. Gleichzeitig könnten auf
      folgt, bei der Information aus der Social-Media-Ort geht in eine       diese Weise Social-Media-Netz-
      Kommunikation und Interaktion      ähnliche Richtung wie eine Ar-      werke als ein kostengünstiger
      von Social-Media-Nutzern ge-       gumentation von Greve im Zu-        Kanal für den Kunden-Beschwer-
      wonnen wird, ohne dass wesent-     sammenhang mit dem Be-              de-Dialog etabliert werden. Eine
      lich ins Geschehen eingegriffen    schwerdemanagement (2011).          qualitative Studie von Hogreve et
      wird. Im Zusammenhang mit dem      Greve (2011) sieht hier eine Trans- al. (2013) befasst sich konkret mit
      CRM wird herausgearbeitet, dass    parenz der Social-Media-Netz-       Nutzer-Beschwerden auf Social-
      Social-Media-Nutzung im Gegen-
      satz zu anderen elektronischen
      Kommunikationswegen, wie z.B.
                                                    Social-Media-Aktivitäten sind
      elektronischen Kontaktformula-                insbesondere dafür geeignet
      ren, den Vorteil bietet, die Kun-        „die Informationsgrundlage für das
      denmeinung genau dort entgegen-
      nehmen zu können, wo sie ohne-         Qualitätsmanagement zu verbessern
      hin bereits geäußert wird. Im               und damit Qualitätsunsicherheit
      Hinblick auf die Methoden des
      Quality-Screening werden bei
                                                auf Anbieter- und Nachfragerseite
      Weiber und Wolf (2013) - ähnlich         zu reduzieren“. (Weiber und Wolf)
      wie bereits bei Greenberg (2010) –
      Methoden bzw. Tools zu Gruppen
      zusammengefasst. Als Haupt-        werke, die auch dafür genutzt       Media-Plattformen. Hogreve et
      gruppen werden H ufigkeits , o-    werden kann, „um frühzeitig         al. (2013) sind ähnlich wie Greve
      nalitäts- und Sentiment- sowie     Schwachstellen in Produkten zu      (2011) der Meinung, dass es sinn-
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        rofiling Anal sen aufgeführt.    identifizieren und entsprechend     voll ist, Beschwerden genau dort
          Der von Weiber und Wolf        zu reagieren“. Er sieht außerdem    entgegenzunehmen, wo sie oh-
      (2013) im Zusammenhang mit         die Möglichkeit, Social Media für   nehin geäußert werden, nämlich
      dem Customer-Relationship-Ma-      ein zielgruppengerechtes Posting    auf den Social-Media-Plattfor-

66   3 : 2022 | marke 41
men. Sie betrachten deshalb        den in den Produktentwicklungs-    1) Gestaltung des Unternehmens-
 Brand-Pages auf Social-Media-      prozess) und zum Fünften Beob-        profils oder Darstellung der
 Plattformen als einen wichtigen    achten (Sammlung von Erkennt-         Produkte.
 zukunftsträchtigen Beschwerde-     nissen und Wissen über Kunden      2) Gewinnung von neuem
 kanal. Ein weiteres interessantes  und Nutzer). Aus den beiden           Personal.
 Beispiel der Social-Media-Nut-     Punkten 3. und 4. geht noch ein-   3) Erhalt und Beantwortung
 zung im Dienstleistungsbereich     mal klar hervor, dass sowohl in-      von Kundenanfragen,
 liefert Ira Venzky (2014, S. 38). Die
                                    haltlich als auch methodisch          -kritik und -meinungen.
 Autorin berichtet im Zusammen-     deutliche Überschneidungen von     4) Kundenbindung in die
 hang mit der Social-Media-Nut-     Social CRM und Qualitätsma-           Innovation von Waren und
 zung im Hotellerie-Bereich, dass   nagement bestehen und sich des-       Dienstleistungen.
 es bei der Mariott-Hotelgruppe     halb die Etablierung eines Social- 5) Austausch von Meinungen
 neben den kundenorientierten       Media-gestützten Qualitätsma-         oder Fachwissen innerhalb
 Social-Media-Aktivitäten auch      nagements in Kombination mit          des Unternehmens.
 eine Facebook-Seite für Ange-      Social CRM anbietet. Im Hinblick   6) Zusammenarbeit mit
 stellte und Interessierte gebe. Einauf eine konkrete Umsetzung der       Geschäftspartnern oder
 solches Social-Media-Konzept       genannten fünf Eckpunkte bleibt       anderen Organisationen.
 erscheint sowohl im Hinblick auf   Greve (2011) allerdings vage. Dies
 das CRM als auch auf das Quali-    hängt ganz sicher auch mit der     Während die beiden ersten Grün-
 tätsmanagement sinnvoll, denn      großen Unterschiedlichkeit von     de in die Bereiche des allgemei-
 die Einbindung des Personals       Betriebstypen und Wirtschafts-     nen Marketings bzw. Personal-
 stellt in beiden Management-       zweigen zusammen, für die na-      wesens fallen, können der dritte
 Disziplinen ein wichtiges Ele-     türlich keine gemeinsamen Emp-     bis sechste Grund leicht unter
 ment dar und generiert im Ideal-   fehlungen gegeben werden kön-      dem Oberbegriff CRM subsu-
 fall Nutzen für alle Beteiligten.  nen. Üblicherweise unterscheidet   miert werden. Diese Gründe wei-
                                    sich bereits die Auswahl der ge-   sen außerdem ebenfalls wieder
 3.3 Einführung von                 eigneten Social-Media-Plattfor-    deutliche Bezüge zum Qualitäts-
 Social CRM in den                  men je nach Betriebstyp.           management auf.
 betrieblichen Alltag                  Auf die Entscheidung für eine
                                    oder mehrere geeignete Social-
 Um die von Greenberg und ande-     Media-Plattformen muss in ei-
 ren Autoren dargestellten Mög-     nem nächsten Schritt die Initiie-
 lichkeiten des Social CRM im Fir-  rung einer aktiven Kunden-         In der nächsten Ausgabe
                                                                       marke41:
 menalltag auch praktisch um-       Community erfolgen. Dieser         Teil 2: Expertenmeinung zu
 setzen zu können, muss zunächst    Schritt fällt idealerweise zusam-  Social CRM, Diskussion und Fazit
 eine passende Social-CRM-Stra-     men mit dem von Greve (2011)
 tegie entwickelt werden.           genannten ersten Schritt Kom-
     Greve (2011, S. 268) nennt als munizieren (Beteiligungen an
 Ziele bzw. Bestandteile einer sol- interaktiven Konversationen on-
 chen unternehmerischen Social-     line). Entscheidend für die Aus-                    PROF. DR.
 CRM-Strategie zum einen Kom-       wahl einer geeigneten Startstra-                    MARCO SCHMÄH,
                                                                                        Lehrstuhl für Marketing
 munizieren (Beteiligung an inter-  tegie nach der Gründung eines                       & Sales Management,
 aktiven Konversationen online),    betrieblichen Social-Media-Ac-                      ESB Business School.
 zum Zweiten Anreizen (Initiieren   counts sind vor allem die Gründe
 von Mundpropaganda), zum Drit-     bzw. Zielsetzungen des Unter-
                                                                                        DR. SOPHIE
 ten Unterstützen (Hilfe von Kun-   nehmens. Bei einer Umfrage des                      HENRIETTE BURGER,
Marke41_Ausgabe_03_2022_25/07/2022_HTML5_05/08/2022
 den zur Selbsthilfe), zum Vierten  Statistischen Bundesamts (2017)                     Studentin im
 Beteiligen (Verbesserung von       unter Unternehmen in Deutsch-                       MBA International
                                                                                        Management
 Produkten und Dienstleistungen     land wurden sechs verschiedene                      (Part-Time),
 durch die Einbeziehung von Kun-    Hauptgründe unterschieden:                          ESB Business School.

                                                                                                      3 : 2022 | marke 41   67
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