Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)

 
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Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Text Barbara und Hans Otzen
         Fotos Heinrich Pützler

Das Wasser der Eifel
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Das Wasser der Eifel

                  Am Ufer der Lieser
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Text Barbara und Hans Otzen
                                                                                           Fotos Heinrich Pützler

                                                                          Das Wasser der Eifel
                                                                           Flüsse und Bäche – Seen und Maare – Quellen und Geysire

Luftaufnahme vom Rursee – im Vordergrund Einruhr mit dem Schiffsanleger
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Ein großes Auge, schwermutsvoll und klar,
                                                                                                                     So liegt vor mir im Abendgold das Maar,
                                                                                                                        Tief eingebettet in der Ufer Saum,
                                                                                                                    Ein Schlummerort, ein weltverlor’ner Traum.

                                                                                                                            aus „Am Weinfelder Maar‟
                                                                                                                             von Heinrich Kämpchen

      © GEV (Grenz-Echo Verlag), Eupen (B), 2021
      www.gev.be
      buchverlag@grenzecho.be

      Alle Rechte vorbehalten

      ISBN 978-3-86712-168-2
      D/2021/3071/7

      Text: Barbara und Hans Otzen
      Fotos: Heinrich Pützler; außer Fotonachweise S. 191
      Korrektorat: Mareike Lennertz
      Layout: GEV, Eupen
      Coverbild: Luftaufnahme das Brackvenns © Heinrich Pützler

      Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es nicht gestattet, diese Publikation oder Teile
      daraus auf fotomechanischem (Druck, Fotokopie, Mikrofilm, usw.) oder elektronischem Weg zu vervielfältigen,
      zu veröffentlichen oder zu speichern.

      Printed in EU

4|5    Bildtext
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Inhalt
                                   1 | VORWORT                                                      10
                                     Einleitung                                                     12
                                     Die Römische Eifelwasserleitung                                15

                                   2 | FLÜSSE und BÄCHE der EIFEL                                   18
                                     ...die zum Rhein entwässern                                    18
                                          Mit der Erft durch Bad Münstereifel                       20
                                          Zum Rotwein an der Ahr                                    24
                                             Exkurs: Der Uhu an der Ahr                             30
                                             Exkurs: Eisvögel im Langfigtal                         32
                                          Die Sprachgrenze am Vinxtbach                             34
                                          Mit dem Vulkanexpress am Brohlbach entlang                35
                                          Durch das Tal der Nette an Schloss Bürresheim vorbei      40

                                     ...die zur Mosel entwässern                                    42
                                          Die Sauer und die Our – Eifeler Grenzflüsse               44
                                          Die Kyll – ein Paradies für Fliegenfischer                46
                                             Exkurs: Ein Forellenrevier                             49
                                          Die Salm – gesäumt von Burgen und Klöstern                50
                                          Die Lieser – zwischen Maaren und Mosel                    54
                                             Exkurs: Ein Revier für die Wasseramsel                 56
                                          Der Alfbach – umrundet Burg Arras                         60
                                          Der Elzbach – im Tal der berühmten Burgen                 61
                                             Exkurs: Lebensraum für den bedrohten Feuersalamander   63

                                     ...die zur Maas entwässern                                     64
                                          Die Rur – zum Rursee aufgestaut                           66
                                             Exkurs: Die Rückkehr des Bibers                        68

6|7   Herbstbeginn im Langfigtal
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
3 | SEEN, MAARE und MOORE der EIFEL                                                            72          Eichholzmaar und Duppacher Weiher –
                                                                                                           bei Steffeln und Duppach                              136
 Talsperren                                                                                     72
                                                                                                           Das Immerather Maar – ein Doppelmaar                  137
      Der Rurtalsperren Verbund                                                                 74
                                                                                                           Das Meerfelder Maar – mit dem größten Maarkessel
      Die Rurtalsperre Schwammenauel – die größte Talsperre der Eifel                           75
                                                                                                           der Westeifel                                         138
         Exkurs: Die Wildkatze – das „Leittier“ des vom Rursee umgebenen Nationalparks Eifel    80
      Der Obersee – die Trinkwasservorsperre zum Rursee                                         82         Der Sangweiher – kurfürstliches Erbe                  142
      Staubecken Heimbach und Obermaubach – zur Abwehr der „Urftwelle“                         86     Moore und wieder vernässte Maare                           144
      Die Urfttalsperre – die älteste Talsperre der Eifel                                       87         Das Hohe Venn – eine beeindruckende Landschaft        146
      Oleftalsperre – mit einer Staumauer in Pfeilerzellenbauweise                              89              Exkurs: Wo die Mooreidechse zu Hause ist         152
      Die Dreilägerbachtalsperre – mit Vorsperre zur Wasserreinigung                           90          Der Mosbrucher Weiher – von beeindruckender Größe     156
      Die Wehebachtalsperre – ein dreiarmiger Talsperrensee                                     91         Das Booser Doppelmaar – Naturschutzgebiet unter
      Die Kalltalsperre – wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere                          94         dem Booser Eifelturm                                  157
      Die Perlenbachtalsperre – benannt nach der Flussperlmuschel                               95              Exkurs: Neuer Lebensraum für Libellen            160
         Exkurs: Die Flussperlmuschel                                                           98         Das Eckfelder Maar – Fundstätte tertiärer Fossilien   162
         Exkurs: Eine Heimat für den Schwarzstorch                                             100         Das Rodder Maar – gibt Rätsel auf                     166
      Der Kronenburger See – ein beliebtes Ausflugsziel                                        101
      Lac d'Eupen – die Wesertalsperre                                                         102   4 | QUELLEN und GEYSIRE                                     168
      Der Stausee Bütgenbach – im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens         106
                                                                                                      Mineral- und Thermalquellen                                168
      Die Steinbachtalsperre – vom kleinen Bach zum großen Freibad                             107
                                                                                                           Heilwasser aus der Tiefe                              170
      Der Freilinger See – ein kleines Freizeitparadies                                        108
                                                                                                                Exkurs: Bad Neuenahr –
      Waldsee Rieden – ein kleiner Ferienstausee                                               109
                                                                                                                ein Winzer gründet einen Kurbetrieb              172
      Der Stausee Bitburg – mit einer Fontäne in seiner Mitte                                  110
         Exkurs: Ringelnattern an der Prüm                                                     111    Geysire                                                    174
                                                                                                           Andernach – der höchste Kaltwassergeysir der Welt     176
 Maare                                                                                         112
                                                                                                           Wallender Born – im Volksmund „Brubbel“ genannt       178
      Der Laacher See – Abbatia Mariae ad Lacum                                                114
                                                                                                           Der Geysir im Wehrer Kessel                           179
      Das Ulmener Maar – der jüngste Vulkan der Eifel                                          118
      Die Dauner Maare – Gemündener, Weinfelder und Schalkenmehrener Maar                      122    Wasserfälle                                                182
         Exkurs: Ein Paradies für Haubentaucher                                                130         Der Dreimühlenwasserfall – künstlich angelegt         184
      Das Pulvermaar – das tiefste Auge der Eifel                                              132         Wasserfälle Reinhardstein und Bayehon                 186
      Das Holzmaar – bildet mit dem Dürren Maar und der Hitsche eine Dreiermaargruppe          133
      Der Windsborn Kratersee – kein Maar,                                                           5 | NACHWORT                                                188
      sondern tatsächlich ein Kratersee                                                        135    Fotonachweis                                               191
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
VORWORT
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Einleitung                                                                                                           Rumpfflächen, die durch mehr oder weniger tief
                                                                                                                          eingeschnittene Täler strukturiert werden. Eine
         Die Eifel ist eine geschichtsträchtige Mittelge-          Oberfläche der Eifel. Als sich im Übergang zur Kar-    geologische Besonderheit der Eifel stellt der vor 50
     birgsregion. Im Norden wird sie durch den Übergang            bonzeit vor 350 Millionen Jahren durch plattentek-     Millionen Jahren einsetzende Vulkanismus dar. Die
     zur Zülpicher Börde, im Osten durch den Rhein, im             tonische Vorgänge der damalige Afrikanische Konti-     letzte Eruption, die des Ulmener Maares, die noch
     Süden durch die Mosel begrenzt. Der Übergang im               nent dem Eurasischen Kontinent annäherte, wölbte       nach der des Laacher Sees erfolgte, liegt kaum mehr
     Westen ist fließend – hier setzt sie sich in den bel-         sich der Meeresboden auf, die Fluten des Devon-        als 11.000 Jahre zurück. Die erste Welle der Vulkan-
     gisch-luxemburgischen Ardennen fort. Lange galt               meeres flossen ab und das Variskische Gebirge fal-     ausbrüche erfolgte in der Hocheifel. Die vulkanische
     die von rauem Klima gekennzeichnete Eifel als „Ar-            tete sich über weite Teile Mitteleuropas zu einem      Aktivität ebbte dort vor 15 Millionen Jahren wieder
     menhaus“ oder „Sibirien“ Deutschlands, lag sie doch           5.000 Meter hohen Plateau auf. In den Jahrmillionen    ab. Viel jünger ist der Vulkanismus der West- und
     wirtschaftlich und politisch weit abseits. Das war            des folgenden Erdmittelalters erodierte die variski-   Osteifel, der eine von Südosten nach Nordwesten
     aber nicht immer so. Schon früh machte dieses Berg-           sche Hochfläche zu einer Rumpffläche aus den de-       verlaufende Reihe von Aschevulkanen, Schlackeke-
     land die Menschen neugierig. Vor 100.000 Jahren               vonischen Gesteinen, in deren Nord-Süd-Senke sich      geln, Kratern und Maaren hinterließ. Gerade diese
     drangen die ersten Jäger und                                                             von der Trierer Bucht bis   Maare sind es, die die Landschaft der Eifel so einzig-
     Sammler in ihre klimatisch        Lange galt die Eifel mit ihrem rauen Klima als         zur Zülpicher Börde die     artig machen.                                              Das auch Totenmaar genannte Weinfelder Maar
     weniger benachteiligten Tä-       „Armenhaus‟ oder „Sibirien‟ Deutschlands.              sogenannten Eifeler Kalk-
     ler ein. Die Kelten lernten                                                              mulden     entlangziehen,   Die Namensgebung der Maare geht auf den latei-             hat er durch Anlage von Fischteichen sowie durch
     ihre Bodenschätze zu nutzen. Die Römer übernah-               wo sich ein Meereskanal am längsten halten konnte.     nischen Begriff mare (= Meer) zurück und bezeich-          Trockenlegung und Wiedervernässung von Maaren
     men ihre handwerklichen und landwirtschaftlichen              Mit der alpinen Gebirgsfaltung, die vor 100 Millio-    net trichterförmige Vulankessel, die durch Wasser-         typische Landschaftsformen verändert. Im Großen
     Fähigkeiten. Zu dieser Zeit setzte die erste Blüte der        nen Jahren einsetzte und die erst seit 5 Millionen     dampf-Eruptionen in den Untergrund eingesprengt            förderte er einerseits durch die Besiedlung der Tal-
     Eifel ein. Auch strategisch war den Römern die Ei-            Jahren abflacht, wurde das devonische Grundgebir-      wurden. Diese Kessel entstehen, wenn aufsteigen-           auen schwerste Schäden durch Überschwemmun-
     fel wichtig, erstreckte sie sich doch zwischen ihren          ge zum Rheinischen Schiefergebirge aus Bergischem      des Magma auf Grundwasser im Gestein trifft. Das           gen und Flutkatastrophen, andererseits erbrachte
     Städten Aachen, Köln, Koblenz und Trier. Besonders            Land und Taunus sowie aus Hunsrück und Eifel em-       Wasser verdampft explosionsartig und schleudert            der Talsperrenbau nachhaltige Veränderungen, die
     schätzten sie das Wasser der Eifel. Angesichts des in         porgehoben. Die tektonischen Kräfte neigten dabei      das dadurch in kleinste Bestandteile zerfetzte Ge-         heute so prägend für die Eifel sind.
     ihren Städten durch Unrat beeinträchtigten Wassers            die vormalige Oberfläche der Eifel zu einer leicht     stein in die Atmosphäre. Übrig bleibt der Maartrich-
     bauten sie eine große Wasserleitung, um das frische,          welligen, nach Norden abflachenden Hochebene.          ter. Insgesamt gibt es über 70 solcher Maarvulkane         Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurden die
     kalkhaltige und klare Wasser der Eifel bis nach Köln                                                                 in der Eifel. Zwölf dieser Maartrichter sind mit Was-      ersten Flüsse der regenreichen Rureifel aufgestaut,
     zu transportieren.                                            In der nun einsetzenden Eiszeit begann das Was-        ser gefüllt, die von der Eifeldichterin Clara Viebig als   wo jährlich über 1.250 Millimeter Regen fallen. Die
                                                                   ser seine gestaltende Kraft auszuüben. Vor allem       „Die Augen der Eifel“ bezeichnet wurden.                   Zwecksetzung bestand im Hochwasserschutz, der
     Die geologische Geschichte der Eifel beginnt im               in ihren Warmperioden, als die Feuchtigkeit große                                                                 Brauch- und Trinkwassergewinnung und der Ener-
     Erdaltertum, als ein großes Meer Mitteleuropa be-             Regenmengen über die Eifel ergoss, gruben sich Bä-     Doch letztlich veränderte der Mensch das Bild der          gieerzeugung – alles vor allem zur Versorgung des
     deckte. Die Sedimente dieses Meeres aus Schiefer,             che und Flüsse immer tiefer in die Oberfläche ein      Eifel durch Eingriffe in die Landschaft, wobei das         Aachener Ballungsraums. Es begann mit der Urfttal-
     Kalkstein, Quarzit und Sandsteinen bilden heute die           und hinterließen die heutige Gestalt der Eifel aus     Wasser eine entscheidende Rolle spielte. Im Kleinen        sperre. Später wurde die Rur in zwei Phasen zu einer

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Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
der größten Talsperren Deutschlands aufgestaut. Ein     So zeigt sich die Eifel heute in vielfältiger Weise vom
                                                                                                 Verbundnetz entstand mit zusätzlichen Sperren der       Wasser geprägt. Strukturbildend sind die Bäche und
                                                                                                 Olef, Kall, des Dreilägerbachs und des Wehebachs.       Flüsse, landschaftsprägend die Maarseen, einzigartig
                                                                                                 Weitere kleinere Sperren entstanden in weniger          die sumpfige Hochfläche des Hohen Venns oder die
                                                                                                 niederschlagsreichen Gebieten, vornehmlich zum          verlandeten Maare. Dass der Vulkanismus der Eifel
                                                                                                 Hochwasserschutz. Die aus den Sperren entstande-        noch immer aktiv ist, zeigen die Mineralquellen und
                                                                                                 nen Seen prägen inzwischen in entscheidender Wei-       in ganz besonderer Weise die Mofetten des Laacher
                                                                                                 se das Erscheinungsbild der Eifel, sind sie doch gut    Sees. Wann der nächste Vulkanausbruch zu erwar-
                                                                                                 in die Landschaft eingebunden und als Teil des Le-      ten ist, wissen selbst die Wissenschaftler nicht...
                                                                                                 bensbildes der Eifelbewohner sowie als touristische
                                                                                                 Anziehungspunkte nicht mehr wegzudenken.

                                                                                                 Die Römische Eifelwasserleitung
                                                                                                    Die Römische Eifelwasserleitung, die Wasser aus      fassung „Grüner Pütz“ bei Kall. Bei Keldenich führt
                                                                                                 der Eifel nach Köln führte, zählt zu den längsten des   die Leitung über die Wasserscheide zwischen Urft
                                                                                                 gesamten Imperiums und ist ein Musterbeispiel an-       und Erft. Unterhalb von Kreuzweingarten überquert
                                                                                                 tiker Ingenieurskunst. Eine Vorläuferleitung bestand    die Leitung dann die Erft in einem fünf Meter ho-
                                                                                                 seit 30. n. Chr. Sie bezog ihr Wasser aus dem Vorge-    hen Viadukt. Weiter führt sie an Flamersheim vor-
                                                                                                 birge. Doch der Bedarf der rasch wachsenden Pro-        bei und nördlich des Schornbuschs entlang, durch
                                                                                                 vinzhauptstadt Niedergermaniens stieg so stark an,      Rheinbach, in einem Aquädukt über die Swist, um
                                                                                                 dass die Leitungskapazität nicht mehr ausreichte. Im    bei Buschoven in den Kottenforst einzuschwenken.
                                                                                                 Jahr 80. n. Chr. begann dann der Bau der eigentli-      Von dort senkt sich die Leitung am Vorgebirge ent-
                                                                                                 chen Eifelwasserleitung, die Köln bis in das 3. Jahr-   lang, an Brühl vorbei, um letztendlich in der Colonia
                                                                                                 hundert mit Frischwasser versorgte.                     Claudia Ara Agrippinensium (= Köln) zu enden.

                                                                                                 Die 96 Kilometer lange Eifelwasserleitung wurde als     Die Leitung wurde zum Schutz vor Frost weitge-
                                                                                                 reine Gefälleleitung vom römischen Militär errich-      hend etwa einen Meter unterhalb der Erdoberfläche
                                                                                                 tet – schon damals konnte die Vermessungstechnik        verlegt. Der Unterbau bestand aus einer losen Lage
                                                                                                 Gefälle von 0,1 Prozent einhalten! Um rasch voran-      Steine, auf die eine Rinne aus vermörtelten Mau-
                                                                                                 zukommen, wurde der Bau in zwanzig Baulose auf-         ersteinen gesetzt wurde. Der Corpus bestand aus
                                                                                                 geteilt. Sie hatte ihren Ausgangspunkt in der Quell-    zugehauenen, ebenfalls vermörtelten Natursteinen,

14 | 15 Luftaufnahme von der Wehebachtalsperre, deren Verzweigungen deutlich zu erkennen sind.
Das Wasser der Eifel Text Barbara und Hans Otzen Fotos Heinrich Pützler - GEV (Grenz-Echo Verlag)
Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung im Kottenforst bei Buschhoven

     auf dem ein Gewölbe aus gleichermaßen vermörtel-          tuation änderte sich, als im Karolingerreich wieder
     ten Steinen auflag. Die Innenmaße der Wasserlei-          vermehrt Steinbauten errichtet wurden. Angesichts
     tung betrugen siebzig Zentimeter in der Höhe und          der schwierigen Beschaffung von Baumaterial fand
     einem Meter in der Breite, sodass sie von innen be-       die längst ruinöse römische Eifelwasserleitung durch
     gangen werden konnte. Das Innere der Leitung war          die niederrheinischen Kirchen-, Klöster- und Bur-
     mit einem rötlichen Putz versehen, der neben Kalk         genbaumeister eine zweite Verwendung. Sie nutz-
     auch zerstoßene Ziegelsteine enthielt. Dieses Mate-       ten nicht nur das Steinmaterial, sondern vor allem
     rial erhärtete unter Wasser und diente zur Abdich-        auch den Kalksinter, der sich in der Leitung durch das
     tung der Leitung gegen Wasserverluste.                    von den Römern so geschätzte kalkhaltige Eifelwas-
                                                               ser abgesetzt hatte. Der bis zu 30 Zentimeter dicke
     Im Jahr 260 n. Chr. wurde Köln von einfallenden           Kalksinter wurde wie Marmor verwendet – daher
     Germanen geplündert. Dabei nahm auch die Eifel-           auch sein Name „Eifelmarmor“. Diese Kalkablage-
     wasserleitung so großen Schaden, dass die Römer           rungen sind in dem Aufschluss der Römischen Was-
     sie nicht wieder in Betrieb nahmen. Nach dem Über-        serleitung bei Kreuzweingarten besonders deutlich
     fall blühte die Stadt wieder auf, bezog aber jetzt wie-   zu sehen. Seit 2012 führt übrigens ein Wanderweg
     der ihr Wasser aus dem Vorgebirge. In den Wirren          entlang der Eifelwasserleitung. Dieser „Römerka-
     der Völkerwanderungszeit war die Kenntnis von der         nal-Wanderweg“ bietet an 53 Stationen umfangrei-
     Eifelwasserleitung weitgehend verloren gegangen.          che Informationen über die Leitungstrasse und die
     Bautätigkeit aus Steinen erfolgte kaum noch. Die Si-      Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

16 | 17                                                                                                                 Die Swist heute zwischen Meckenheim und Lüftelberg
FLÜSSE und BÄCHE
    der EIFEL
    ...die zum Rhein entwässern
18 | 19 Das Hohe Venn von oben
Mit der Erft durch Bad Münstereifel                                                                                  1966 beim Straßenbau zufällig entdeckt wurden und
                                                                                                                          heute Besuchern als Museum zugänglich gemacht
         In Holzmühlheim auf 414 Meter Höhe oberhalb            Der Mensch hat der Erft im Laufe der letzten Jahr-        wurden.
     von Bad Münstereifel entsteht die Erft gleich aus          hunderte arg zugesetzt, ihren Verlauf eingeengt und
     zwei Kuhbächen. Der eine so bezeichnete Kuhbach            begradigt, was sich angesichts der Flutkatastrophe        Ein Kleinod unter den Wasserburgen des Erfttals
     entspringt am Osthang des Harzbüchels (537 m),             im Juli 2021 besonders nachteilig auswirkte. Doch         ist Burg Kirspenich. Die Anlage, deren Gräben vom
     der andere südlich des Himbergs (550 m). Über 100          trotz der Eingriffe in den Flusslauf ist die Erft land-   Holzbach kurz vor seiner Einmündung in die Erft
     Kilometer verläuft die Erft weitgehend nordwärts,          schaftlich prägend geblieben. In ihrem Oberlauf           gespeist werden, entstand ab dem 13. Jahrhundert.
     um bei Neuss in den Rhein zu münden. Das erste             durch die Eifel wechseln sich reizvolle Talabschnitte     Ihr Zentrum wird von einem mächtigen viereckigen
     Viertel ihres Laufs vollzieht sie durch die Eifel, weist   mit innerstädtischen und innerörtlichen Verläufen         Wohnturm gebildet, der um eine Vorburg und ein
     hier aber mit der historischen Stadt Bad Münsterei-        wie in Bad Münstereifel oder Arloff-Kirspenich ab.        barockes Wohnhaus ergänzt wird.
     fel, den römischen Kalköfen von Iversheim und nicht        Insbesondere in Bad Münstereifel ist es gelungen,
     zuletzt mit dem in Arloff-Kirspenich einsetzenden          das ummauerte Flussbett architektonisch in das            Eine Wasserburg der ganz besonderen Art findet
     Wasserburgenareal herausragende kulturgeschicht-           Stadtbild zu integrieren. Der Ursprung dieser Stadt       man im Erfter Eifelvorland auf den Höhen der Hardt.
     liche Höhepunkte auf. Das Eifelvorland verlässt die        liegt in einer Klostergründung des 9. Jahrhunderts,       Dieser im Mittelalter wichtige Standort der Kurköl-
     Erft östlich des Bergrückens der Hardt, um ihren           der ihr auch den Namen, abgeleitet von monasteri-         ner gegen die Grafen von Jülich wurde massiv mit
     Weg durch die Zülpicher Börde bis zur Mündung              um, verdankt. Bis heute hat Bad Münstereifel seinen       großer Vorburg ausgebaut und von ausladenden
     fortzusetzen.                                              mittelalterlichen Charakter mit einer fast vollständig    Wassergräben umgeben, die aus unterirdischen
                                                                erhaltenen Stadtmauer, vier Stadttoren, der Burg          Quellen gespeist werden. Im Bergfried der Burg sind
     Aufwändig bunt bemalte Schnitzereien am Haus               und einem großen Bestand an vorbildlich restauri-         auch Steine der römischen Eifelwasserleitung einge-
     Windeck in Bad Münstereifel                                erten Fachwerkhäusern erhalten. Drei Bauten ragen         baut, die in der Nähe vorbeiführt.
                                                                neben der romanischen Stiftskirche St. Chrysanthus
                                                                und Daria besonders heraus: das Romanische Haus           Die zufällig entdeckten und ausgegrabenen römi-
                                                                aus dem Jahr 1167 als einem der ältesten Wohn-            schen Kalkbrennöfen bei Iversheim
                                                                häuser des Landes mit drei Fenstersäulen aus dem
                                                                Kalksinter der Römischen Eifelwasserleitung, das
                                                                Windeckhaus in der Orchheimer Straße mit aufwän-
                                                                dig geschnitzter Fassade sowie das gotische Rathaus
                                                                aus dem 14. Jahrhundert.

                                                                Wenig unterhalb von Bad Münstereifel stehen in
                                                                Iversheim am Rand des Erfttals sechs von den Rö-                                                                Das Zentrum der Wasserburg von Kirspenich
                                                                mern nebeneinander errichtete Kalkbrennöfen, die                                                                stellt der weithin sichtbare Wohnturm dar.

20 | 21
22 | 23   Die Eisenbahnbrücke oberhalb von Walporzheim wurde im Juli 2021 durch die Flutkatastrophe zerstört
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