Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien

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Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien
ausland

Nachhaltige Holzproduktion oder ökologisches Desaster?

Die Eukalyptus-Plantagenwirt-
schaft in Brasilien
Welchen Stellenwert hat der An-
bau von Eukalypten in raschwüch-
sigen Plantagen aus wirtschaft-
licher, umweltpolitischer und
gesellschaftlicher Sicht in diesem
Land? Ist eine nachhaltige Holz-
produktion mit dieser Gattung
möglich oder sind ähnliche öko-
logische Katastrophen wie bei der
Nutzung der Amazonas-Regen-
wälder zu befürchten?

K    aum eine forstliche Landnutzung wird
     weltweit so kontrovers diskutiert wie
der Anbau von Baumarten der Gattung

                                                                                                                                                       Fotos: L. Nutto
Eukalyptus in industriellen Plantagen. Ihre
traurige Berühmtheit haben die Eukalypten

                Von Leif Nutto*
                                                        Abbildung 1: Eukalyptus-Plantagen auf Plateaulagen in Espirito Santo und Bahia, erkennbar
mit Schlagzeilen wie «The Eucalypt Dilem-               an der homogenen Struktur des weitgehend vegetativ vermehrten Pflanzgut. Steilere
ma» (das Eukalyptus-Dilemma, FAO 1985)                  ­Partien bleiben Naturwaldkorridoren vorbehalten, die Niederungen sind Farm- und Weide-
oder «Eucalypse Now» (Die Zeit, 1993) er-                land.
langt. Neben sozialen und gesellschafts-
politischen Problemen, die mit der Planta-              Im Jahr 2004 wurde bereits ein Exportüber-    legt und in Stockausschlagwirtschaft be-
genwirtschaft oft einhergehen, werden den               schuss von mehr als 6 Mia. USD erzielt.       wirtschaftet. Ende der 1950er-Jahre be-
Eukalypten bei dieser Bewirtschaftungs-                 Die durchschnittliche jährliche Zuwachs-      gannen die ersten Firmen mit dem Anbau
form vor allem katastrophale Folgen für die             rate des Forst- und Holzsektors Brasilien     von Eukalyptus für die Zellstoff- und Papier-
Umwelt zugeschrieben. Nichtsdestotrotz                  von über 10% im letzten Jahrzehnt wird in     produktion. Bis 1966 gab es in Brasilien
nehmen die in Plantagen angebauten Euka-                naher Zukunft vermutlich durch die nicht in   schätzungsweise 400 bis 500 000 ha Euka-
lypten heute weltweit eine Fläche von                   gleichem Ausmass wachsende Rohstoff-          lyptus-Plantagen. Durch ein staatliches För-
20 Mio. ha ein. Davon stehen nach neus-                 basis deutlich gebremst. Produkte auf der     derprogramm wurde diese Fläche in nur
ten Schätzungen etwa 3,4 Mio. ha in Bra-                Basis von Eukalyptus-Holz nehmen dabei        30 Jahren auf 3 Mio. ha ausgeweitet.
silien, dem fünftgrössten Land der Erde.                eine bedeutende Stellung ein, die, wie an     Heute wird Eukalyptus auf dem nationalen
    Die Wälder Brasiliens nehmen mit einer              dem Expansions- und Investitionsverhalten     Markt überwiegend für die Holzkohle­
Ausdehnung von 550 Mio. ha mehr als                     grosser Konzerne abzusehen ist, in Zukunft    gewinnung benötigt, der für das Land
50% der Landesfläche ein, auf die Gesamt-               aller Voraussicht nach noch wachsen wird.     wirtschaftlich bedeutendere Exportsektor
waldfläche der Erde bezogen sind es immer-                                                            basiert auf der Produktion von Kurzfaser-
hin noch stolze 16%. Nur etwa 5,4 Mio. ha                                                             zellstoff und der Papierherstellung (Abb. 2).
davon sind so genannte «industrielle Plan-
                                                        Die Geschichte der                            Andere Verwendungen wie für die Platten-
tagen», die extrem produktiv für die indus-             Eukalypten in Brasilien                       industrie und als Furnier- oder Sägeholz
trielle Holznutzung bewirtschaftet werden.                  Die Eukalyptus-Plantagen bilden neben     spielen derzeit noch eine untergeordnete
Mit einem Anteil an der Waldfläche von                  den ebenfalls grossflächig angebauten Kie-    Rolle, haben aber ein grosses Expansions-
unter 1% tragen sie zu über 63% zur Ver-                fernarten das Rückgrat der brasilianischen    potenzial.
sorgung der heimischen Holzindustrie bei.               Plantagenwirtschaft. Die um 1825 in Bra-         Die grössten Eukalyptus-Plantagenflächen
    Der Forst- und Holzsektor ist neben dem             silien eingeführte Gattung Eukalyptus wurde   finden sich heute im Bundesstaat Minas
Sojaanbau mittlerweile zur zweitwichtigs-               erstmals durch die Eisenbahngesellschaften    Gerais (Abb. 3). Das Holz wird überwiegend
ten Devisenquelle des Landes aufgestiegen.              Brasiliens forstlich genutzt. Ab 1940 ge-     für die Holzkohlegewinnung zur Erzver-
                                                        wann die Holzkohleproduktion für die auf-     hüttung eingesetzt. Die Zellstoff- und Papier-
                                                        strebende Stahlindustrie eine neue Bedeu-     industrie hat sich aus logistischen Gründen
* Dr. Leif Nutto arbeitet am Institut für Forstbenut-
  zung und forstliche Arbeitswissenschaft der Uni-      tung. Vor allem im Bundesstaat Minas Gerais   und aufgrund der für das Wachstum vor-
  versität Freiburg i. Br.                              wurden grössere Eukalyptus-Flächen ange-      teilhaften klimatischen Bedingungen weit-

                                                                                                      W A L D U N D H O L Z 6/07               49
Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien
ausland

                                                                                                fristige Investition in Innovation und For-
                                                                                                schung garantieren den Unternehmen einen
                                                                                                Vorsprung auf dem Weltmarkt. In Umtriebs-
                                                                                                zeiten von nur fünf bis zehn Jahren werden
                                                                                                Volumina zwischen 300 und 500 m³/ha
                                                                                                hochwertigen und homogenen Holzes für
                                                                                                die Zellstoffproduktion erzeugt. Die nun-
                                                                                                mehr langjährige Erfahrung hat gezeigt,
                                                                                                dass von einer Volumennachhaltigkeit aus-
                                                                                                gegangen werden kann.
                                                                                                   Neuere Studien zur Produktion von säge-
                                                                        Abbildung 2:            fähigem Stammholz deuten zudem an,
                                                                        Holzverwendung          dass bei entsprechenden Durchforstungen
                                                                        der Eukalypten in       in zehn Jahren Durchmesser von 40 cm und
                                                                        Brasilien.              mehr erzielt werden können, wobei die
                                                                                                Holzeigenschaften der Eukalypten denen
                                                                                                vieler Tropenhölzer überlegen sind. Die
                                                                                                weiten Pflanzverbände erlauben zudem
                                                                                                einen hohen Mechanisierungsgrad in der
                                                                                                Bestandespflege und der Holzernte.

                                                                                                Ökologische Probleme
                                                                                                   Die intensive Bewirtschaftung von Plan-
                                                                                                tagen hat natürlich ihren Preis. Monokul-
                                                                                                turen mit extrem hoher Biomasseleistung
                                                                                                bergen gewisse Nachteile und Risiken in
                                                                        Abbildung 3:            sich. Da die wirtschaftliche Bedeutung der
                                                                        Bundesstaaten           Forstplantagen zur Versorgung der Welt-
                                                                        mit bedeutendem         märkte mit Produkten auf Holzbasis
                                                                        Eukalyptus-Anbau        genauso wenig wegzuleugnen ist wie die
                                                                        in Brasilien. Die       negativen ökologischen Auswirkungen
                                                                        Insel Marajó in der     auf die Umwelt, wurden in den letzten
                                                                        Amazonasmündung         Jahrzehnten grosse Anstrengungen unter-
                                                                        hat die Grösse der      nommen, den Nachhaltigkeitsgedanken der
                                                                        Schweiz.                Waldbewirtschaftung auch auf diese Form
                                                                                                der Holzproduktion zu übertragen. Brasi-
gehend in Küstennähe angesiedelt, wo die         Wasser, Nährstoffen und Licht. Ein wei-        lien hat in den letzten Jahren erhebliche
direkte Verschiffung der Endprodukte zu          terer Vorteil ist die natürliche Resistenz     Fortschritte darin erzielt, auch die ökolo-
den Märkten nach Nordamerika, Europa             gegen alle Formen von Plagen, von denen        gischen und sozialen Grundpfeiler der
und Asien möglich ist. Brasilien hat sich in     grossflächige Monokulturen sonst gerne         Nachhaltigkeit in die Plantagenwirtschaft
den letzten Jahrzehnten zum bedeutends­          heimgesucht werden. Diese Faktoren – ge-       zu integrieren. Davon zeugt der grosse
ten Produzenten von Kurzfaserzellstoff           paart mit einer intensiven und optimierten     Anteil von zertifizierten Flächen gerade bei
aus Eukalyptusholz entwickelt, das zuneh-        Bewirtschaftung (siehe Kasten) – garantieren   den Eukalyptus-Plantagen. Zertifizierungen
mend zur Produktion hochwertiger Papiere         den grossen Erfolg. Ein weiterer Wettbe-       der forstlichen Aktivitäten sowie der Pro-
benötigt wird. Qualität, Preis und Menge         werbsvorteil der Zellstoff- und Papierprodu-   duktion nach ISO, FSC oder dem brasilia-
sind die Marktvorteile, die der brasiliani­      zenten Brasiliens liegt in der überwiegend     nischen Standard CERFLOR sorgen in die-
schen Industrie Marktanteile sichern und         vertikal strukturierten Unternehmensform.      ser Hinsicht für positive Entwicklungen,
zunehmend ausländische Investoren ins            Das heisst von der Produktion des Pflanz-      da die Abnehmermärkte der Zellstoff- und
Land locken werden.                              materials über den Waldbau, Holzernte          Papierproduzenten den Nachweis der öko-
                                                 und Transport bis hin zum Endprodukt           logisch und sozial nachhaltigen Bewirt-
Produktivität                                    Zellstoff und/oder Papier ist die gesamte      schaftung verlangen und damit sicherstellen,
                                                 Forst-Holz-Kette in der Hand eines Unter-      dass nach den neusten technischen Stan-
   Die Eukalyptus-Plantagen der Zellstoff-       nehmens. Daraus ergeben sich betriebliche      dards und Kenntnissen produziert wird.
und Papierindustrie Brasiliens zählen zu den     Optimierungsmöglichkeiten, die in den             Ein am häufigsten mit den Eukalypten
produktivsten weltweit. Zuwächse von über        europäischen Ländern so nicht realisierbar     in Verbindung gebrachtes Argument ist
50 m³/ha pro Jahr sind möglich und werden        sind. Die grossen brasilianischen Zellstoff-   das der Auslaugung der Böden und die
auch auf bedeutenden Flächen erreicht.           produzenten haben es in den letzten 30 Jah-    Absenkung des Grundwasserspiegels. Die
Der Grund für das extreme Wachstum der           ren geschafft, die Produktivität ihrer Euka-   Firmen gehen schon im Interesse der Roh-
Gattung Eukalyptus liegt zum einen in der        lyptus-Plantagen von durchschnittlich 20 auf   stoffsicherung schonend mit den Ressour-
guten Anpassungsfähigkeit an unterschied-        über 40 m³/ha und Jahr zu steigern, gleich-    cen Nährstoffe und Wasser um. In den
lichste Wuchsbedingungen, zum anderen            zeitig stieg die Ausbeute an Zellstoff pro     Klimazonen, in denen derzeit Eukalypten
an der extrem effizienten Nutzung von            m³ Rundholz stetig an. Gezielte und lang-      angebaut werden (Abb. 2), sind negative
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Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien
ausland

Bewirtschaftung und Holzernte von Eukalypten zur Zellstoffproduktion in Brasilien
                                    Selektiertes Pflanzenmaterial mit positiven
                                    Holz- und Wuchseigenschaften wird vege-
                                    tativ vermehrt und in grossen Pflanzgärten
                                    mit einer Kapazität von bis zu 2,5 Mio. Setz-
                                    lingen pro Monat herangezogen. Da die
                                    Stecklinge noch keine Wurzeln haben,
                                    werden die Blätter beschnitten, um den
                                    Transpirationsverlust zu reduzieren. Die
                                    Stecklinge werden mit Phytohormonen
                                    zur Wurzelbildung und gegen Pilzbefall
                                    behandelt.

                                                                      Nach intensiver Boden­
                                                                      bearbeitung (tiefpflügen,
                                                                      eggen und düngen in
                                                                      einem Arbeitsgang)
                                                                      werden die bewurzelten
                                                                      Pflanzen maschinell oder
                                                                      manuell (i. d. R. 3 3 3 m)
                                                                      gesetzt. Je nach Wetter-
                                                                      lage ist eine Bewässerung
                                                                      der jungen Setzlinge not-
                                                                      wendig.

                                                                                                                 Die Holzernte erfolgt –
                                                                                                                 vor allem bei grossen
                                                                                                                 Firmen – voll mechani-
                                                                                                                 siert. Aufgrund der
                                                                                                                 günstigen Bedingun-
                                                                                                                 gen leistet ein Harves-
                                                                                                                 ter bis zu 50 m³/Std.
                                                                                                                 Ein Forwarder rückt
                                                                                                                 etwa 45 m³/Std. zum
                                                                                                                 Polterplatz an der
                                                                                                                 Waldstrasse. Dort wird
                                                                                                                 das Holz auf Lkws (GG
                                                                                                                 bis 70 t) verladen und
                                                                                                                 zum Werk transpor-
                                                                                                                 tiert.

In Umtriebszeiten von fünf bis zehn Jah-
ren, in denen in der Regel nur eine mecha-
nisierte Beseitigung von Konkurrenzvege-
tation erfolgt, wachsen die Eukalypten bis
zur Erntereife heran. Eine Überwachung
des Nährstoffzustandes ermöglicht eine
gezielte Düngung nach Bedarf (links:
zweijähriger Klonbestand im Weitver-         Mit Kosten von nur 8.– bis 12.– EUR/m³ (Pflanzung, Pflege, Ernte und Transport) kann
band 632,5 m).                               das Holz auf dem Holzhof angeliefert werden.

                                                                                              W A L D U N D H O L Z 6/07              51
Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien
ausland

                                                                                                                  Abbildung 4:
                                                                                                                  Links aussen: dreiein-
                                                                                                                  halb Jahre alte Euka-
                                                                                                                  lyptus-Plantage mit
                                                                                                                  einem BHD von 18 cm
                                                                                                                  und Höhen um 25 m.
                                                                                                                  Das Volumen liegt bei
                                                                                                                  380 m³/ha, was einem
                                                                                                                  durchschnittlichen
                                                                                                                  Gesamtzuwachs von
                                                                                                                  über 100 m³/ha pro
                                                                                                                  Jahr entspricht.
                                                                                                                  Rechts: ein säge­
                                                                                                                  fähiger zwölf­jähriger
                                                                                                                  Eukalyptus mit einem
                                                                                                                  BHD von 56 cm. Die
                                                                                                                  mittlere Dichte lag bei
                                                                                                                  einer Holzfeuchte von
                                                                                                                  12% höher als bei
                                                                                                                  einer Traubeneiche
                                                                                                                  (0,8 g/cm³).

Effekte auf den Wasserhaushalt durch die        und damit teure Bewirtschaftung nicht        nach dem neusten Stand der Kenntnisse
hohen Niederschläge weitgehend nicht zu         mehr produktiv nutzbar waren.                angelegt, um negative Auswirkungen auf
befürchten, entzogene Nährstoffe werden             Eines der wichtigsten Argumente, die     das Ökosystem zu reduzieren.
durch Düngung ersetzt.                          Erosionsgefahr, spielte jedoch in weiten        Bezüglich der Anfälligkeit von Mono-
   Die ehemals reichen Naturwälder, die         Teilen Brasiliens lange Zeit eine wichtige   kulturen für Plagen und Waldbrände haben
früher gerade die heute mit Eukalyptus-         Rolle. Die Bepflanzung von steilem Ge-       sich die in Brasilien angebauten Eukalypten
Plantagen bestockten Flächen einnahmen,         lände und Bewirtschaftung im Kahlschlag-     als äusserst robust erwiesen. Es sind der-
mussten schon im Laufe der letzten Jahr-        verfahren mit einer Ganzbaumnutzung          zeit keine Schädlinge bekannt, die nicht
hunderte der land- und viehwirtschaft-          führten dazu, dass viele stehende und        mit einer biologischen Bekämpfung kont-
lichen Nutzung weichen. Das Holz der            fliessende Gewässer durch flächige Ero-      rolliert werden können. Dennoch liegt
Naturwälder diente zur Deckung des Holz-        sion zusedimentierten. Aus diesen Fehlern    hier für die Zukunft ein erhebliches Risiko-
bedarfs der stark wachsenden Bevölkerung        hat man gelernt: Heute sind die Steil­       potenzial verborgen, das Umweltverbände
und vor allem zur Ausbeutung der reichen        lagen, insbesondere im Einzugsbereich        immer wieder als Argument gegen eine
Bodenschätze im Bundesstaat Minas Gerais.       von Gewässern, aus der Bewirtschaftung       Ausweitung der Plantagenflächen ins Feld
So ist es zumindest für Brasilien nicht         herausgenommen und teilweise sogar           führen. Grossflächige Waldbrände, wie sie
zutreffend, dass für den Anbau von Euka-        wieder renaturiert oder in Naturwaldkor-     auf der iberischen Halbinsel alljährlich
lypten grosse Naturwaldflächen abgeholzt        ridore umgewandelt (Abb. 1 und 5). Durch     auftreten, kommen in Brasilien nicht vor.
wurden. Vielmehr handelte es sich gröss-        Belassen des Schlagabraums auf der Fläche    Dies liegt zum einen daran, dass ausge-
tenteils um degradierte landwirtschaftliche     wird zudem die Bodenerosion reduziert.       prägte Trockenzeiten in den meisten
Böden, die ohne entsprechend intensive          Auch Forststrassen werden zunehmend          Eukalyptus-Anbaugebieten fehlen, zum

Abbildung 5: Links: nach der Bepflanzung der Plateaulagen mit Eukalypten und der Renaturierung der gewässernahen Steilzonen.
Rechts: ehemals land- und viehwirtschaftliche Nutzfläche.

52		              W A L D U N D H O L Z 6/07
Die Eukalyptus-Plantagenwirt-schaft in Brasilien
ausland

anderen ist der Umgang der Bevölkerung
mit Feuer wesentlich bewusster als in
Spanien und Portugal.

Soziale Brennpunkte und
Spannungen
   Die land- und forstwirtschaftliche Nut-
zung in Brasilien war über Jahrhunderte
hinweg von den kolonialen Strukturen                  Abbildung 6:
des Landbesitzes geprägt. Wenige, aber         Grossflächige Kahl-
politisch und gesellschaftlich sehr ein-        schläge prägen die
flussreiche Personen, besassen einen Gross-   Plantagenwirtschaft.
teil des Landes. Die Bevölkerung im länd-     Ohne entsprechende
lichen Raum, ohne Zugang zu Bildung,            Vorsorgemassnah-
war von den Arbeitsplätzen in der Land-         men kann es leicht
wirtschaft abhängig. Mit der extremen          zu flächiger Erosion
Mechanisierung der Landwirtschaft in                     kommen.
den letzten Jahrzehnten verlor ein Heer
an Wanderarbeitern mitsamt ihren Fami-        haften Produktionskosten und die konti-         Berücksichtigung gesellschaftlicher und
lien die Lebensgrundlage. Dies schuf          nuierlichen Investitionen in die Verbesserung   sozialer Belange bei der Holzproduktion
enormen sozialen Sprengstoff. Obwohl          der Produktionsgrundlage Wald haben             kann die Eukalyptus-Plantagenwirtschaft
im letzten Jahrzehnt eine Fläche von der      das Land im Bereich der Eukalyptus-Kurz-        in Brasilien nicht nur in erheblichem
Grösse Frankreichs an die landlosen Fami-     faserzellstoffproduktion an die Weltspitze      Umfang zu der Produktion erneuerbarer
lien verteilt wurde, kommt es immer wie-      gebracht, was viele multinationale und          Rohstoffe beitragen, sondern auch für
der zu Landkonflikten zwischen Bevölke-       nationale Konzerne ermutigt, in Brasilien       eine nachhaltige Entwicklung des Landes –
rung und grossen Plantagenbetrieben, da       zu investieren. Bei konsequenter Umset-         gerade in strukturschwachen ländlichen
die landwirtschaftliche Produktion gegen-     zung der heutigen Kenntnisse über die           Räumen – sorgen.
über der Waldwirtschaft als vorrangig         nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie
angesehen wird.
   Ein erheblicher Anteil an dem trotz
grosser Anstrengungen immer noch schlech-
ten Image der Plantagenbetriebe liegt in
deren Vergangenheit begründet: Mangels
Druck von Seiten der Gesetzgebung wurde
weder auf die Belange der Bevölkerung noch
die Auswirkungen der intensiven Bewirt-
schaftung auf die Umwelt Rücksicht ge-
nommen. Die Arbeitsbedingungen waren
zum Teil verheerend. Kleinbauern wurden
beim Landkauf oft betrogen, mussten in
Städte abwandern und endeten dort in
den Slums. Dies hat sich in den letzten
Jahren – nicht zuletzt auch unter interna-
tionalem Druck – stark geändert. Arbeits-
sicherheit und soziale Verantwortung
werden inzwischen sehr ernst genommen
und dürften kurz- bis mittelfristig Wirkung
zeigen.

Fazit und Ausblick
   Die Eukalyptus-Plantagenwirtschaft und
die angeschlossene Industrie sind ein für
Brasilien nicht mehr wegzudenkender Wirt-
schaftsfaktor geworden. Die grossen Fir-
men haben ihre Bewirtschaftungsweise
und die sozialen Standards der Produk-
tion in den letzten Jahrzehnten deutlich
verbessert, was nicht zuletzt auch auf For-
derungen und Ansprüche der Abnehmer-
märkte zurückzuführen ist. Die günstigen
klimatischen Bedingungen, die vorteil-

                                                                                              W A L D U N D H O L Z 6/07           53
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