Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet Wetterphänomene, theologische Bedeutung (NT) - Annemarie Frank

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  Wetterphänomene, theologische
         Bedeutung (NT)

                  Annemarie Frank

                      erstellt: April 2020

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Wetterphänomene, theologische
                 Bedeutung (NT)

                                  Annemarie Frank

1. Einführung
Wetterphänomene können dem Menschen im Neuen Testament sowohl zum
Wohl als auch zum Übel gereichen: Neben dem lebenspendenden Regen (Hebr
6,7; Jak 5,7) stehen verheerende Unwetter, die das Leben des Menschen
bedrohen (Mt 7,25.27; Lk 8,23; Mk 4,37; Apg 27,20). Deswegen versucht der
Mensch,    die Wetterlage vorherzusagen      (Lk   12,54-55;    Mt  16,3).
Wetterphänomene können aber auch theologische Bedeutung tragen:

      Großen Raum nehmen Unwetterphänomene (Regen, Donner, Blitz, Hagel)
      in apokalyptischen Texten (v.a. Apk) ein. Sie kündigen das bevorstehende
      Gericht an.
      Vor allem Blitz und Donner sind außerdem Begleiter von Theophanien.
      Der Regenbogen ist Ausdruck der Herrlichkeit Gottes.
      Das Motiv der Wolke als himmlisches Fortbewegungsmittel betont die
      Göttlichkeit Jesu.
      Auch die Beherrschung von Wind und Sturm – im Alten Testament ein
      Privileg Gottes – erweist Jesus als göttlich.
      Unwetterphänomene nden sich oft in Vergleichen (z.B. der Blitz beim
      Kommen des Menschensohnes in Mt 24,27).

Anhand der Wettervorhersagen durch Naturbeobachtungen zeigt sich die
Tendenz, Wetterphänomene nicht immer auf göttliches Wirken zurückzuführen,
wie es im → Alten Orient noch üblich war.

2. Wolke
Das Motiv von Gott als „Wolkenfahrer“ (rqb ‘rpt) ist bereits in Ugarit im 2.
Jahrtausend v. Chr. von der Gottheit → Baal belegt und wird im Alten Testament
wieder aufgegri en (Dtn 33,26; Ps 104,3). Im Hintergrund steht die Vorstellung
einer → Wettergottheit, die über Blitz, Donner, Regen und Wind verfügt und
dementsprechend Wolken als Transportmittel benutzt. Ein Anklang an dieses
Motiv ndet sich auch noch im Neuen Testament: Bei der Verklärung Jesu (Mk
9,7 par. Mt 17,5 par. Lk 9,34-35) ruft eine Stimme aus einer Wolke (griech.

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νεφέλη / nephélē ): „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden
habe; hört auf ihn!“ (Mt 17,5). Das Motiv der Wolke dient hier dazu, die
Gegenwart Gottes bei gleichzeitiger Wahrung seiner Unverfügbarkeit anzuzeigen
(siehe auch → Epiphanie [AT]). Der Imperativ „Hört auf ihn!“ verweist bereits auf
die „himmlische Inthronisation Jesu als Weltenherrn“ (Konradt, 273). Dort tritt bei
der Rede vom kommenden Menschensohn, der zur Rechten Gottes herrscht, das
Fahren auf Wolken noch deutlicher zutage: „Von nun an werdet ihr den
Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels
kommen sehen“ (Mt 26,64; vgl. Mt 24,30; Mk 13,26; Mk 14,62; Lk 21,27). Das
Fahren auf Wolken ist damit auch ein Mittel, die Göttlichkeit des
Menschensohnes auszudrücken. Diese Verbindung von Menschensohn- und
Wolkenmotivik ndet sich bereits alttestamentlich in Dan 7,13-14. Bestätigung
erfährt die Göttlichkeit Jesu schließlich bei seiner Himmelfahrt, wenn er
emporgehoben und von einer Wolke aufgenommen wird (vgl. Apg 1,9). Die →
Parusie Jesu am Ende der Zeit geschieht dementsprechend ebenfalls auf Wolken
(Apk 1,7; Apk 14,14-20; vgl. auch den „starken Engel“ in Apk 10,1, der womöglich
Teil einer „archaischen Christologie“ [Berger, 731] in der Johannesapokalypse ist
und ebenfalls mit Wolken als Attribute der Göttlichkeit dargestellt wird [Giesen,
230]). Eine Parallele zur zweimal erzählten → Himmelfahrt Jesu (Lk 24,50-53; Apg
1,9-11) ndet sich in Plutarchs Doppelbiographie über Romulus und Numa
(Heininger, 175). Die beiden Biographien werden durch zwei Erzählungen über
die Himmelfahrt des Romulus verbunden. Eine Wolke ist dort allerdings nicht
explizit genannt.

Das Neue Testament kennt auch zwei Belege für menschliche Wolkenfahrer: In
Apk 11,12 ist von der Wiederbelebung zweier Märtyrer die Rede („Und sie gingen
in den Himmel in der Wolke hinauf“). Paulus kennt außerdem die Wolkenfahrt
der Gläubigen bei der Parusie Christi: „Danach werden wir, die Lebenden, die
übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken zur Begegnung mit
dem Herrn in die Luft“ (1Thess 4,17).

3. Regen
In Mt 5,44-45 wird der Regen (βρέχω / bréchō ; „ich lasse es regnen“) im Kontext
der Antithesen der → Bergpredigt genannt: „Ich aber sage euch: Liebt eure
Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid,
der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Sonne und Regen als Teil der
Schöpfung Gottes verdeutlichen die Feindesliebe Gottes, zu der alle Menschen im
Sinne einer Imitatio Dei aufgerufen sind (Konradt, 98). Dass Gerechten und
Ungerechten dasselbe Schicksal widerfährt, ist ein weisheitliches Motiv, das sich
bereits in Koh 9,2-3 findet.

Im Gleichnis vom Hausbau (Mt 7,24-27) spielt Regen (βροχή / brochḗ ) auf der

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Bildebene ebenfalls eine prominente Rolle: Das Unwetter, das das Haus
heimsucht, steht für das endzeitliche Gerichtsgeschehen (Konradt, 129). Damit
wird wieder auf alttestamentliche Motive (vgl. Jes 28,2; Ez 13,11 )
zurückgegri en. Nur wer die Worte Jesu nicht nur hört, sondern auch tut, kann
sein Haus vor dem Unwetter schützen und im Gericht bestehen.

I n Apg 14,17 wird die Güte Gottes anhand seiner Sorge um die Schöpfung
dargestellt: „[…] indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare
Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte“ (vgl. auch Lev
26,4). Denn nur der eine wahre Gott ist – im Gegensatz zu nichtigen (τῶν
ματαίων / tṓn mataíōn ; Apg 14,15) Götzen – in der Lage, Regen zu bringen (vgl.
auch Jer 14,22; Jak 5,17-18).

4. Wind und Sturm
Wind und Sturm (λαῖλαψ ἀνέμου / laílaps anémou ; „Sturmwind“) sind in den
neutestamentlichen Evangelien mehrmals im Kontext von Wundererzählungen
auf dem See belegt (Mk 4,35-41 par. Mt 8,23-27 par. Lk 8,22-25). In Mk 4,39
gebietet Jesus Wind und Wasser zu schweigen. Prompt gehorchen die Elemente.
Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass sich Dämonen in Wind und Wasser
be nden können (vgl. äthHen 69,22; Jub 2,2) – damit liegen Ähnlichkeiten zu
Exorzismuserzählungen vor (Gnilka, 195). Christologisch bedeutsam ist die
Erzählung, weil sie Jesus als Herrn über die stürmischen Elemente darstellt – eine
Vollmacht, die im Alten Testament YHWH selbst zukommt (Ps 107,28-29; Ps
74,13-14). Dementsprechend wird von Paulus in der Perikope vom Schi bruch
auf der Reise nach Rom (Apg 27,9-44) zwar nicht berichtet, dass er dem Sturm
Einhalt gebietet – aber er vertraut der Zusage Gottes, dass er und seine Männer
sicher nach Rom gelangen werden (Apg 27,23ff).

Auch die Seewandelerzählungen gehören in diesen Kontext (Mk 6,45-52; Mt
14,22-23; Joh 6,16-21). Das Gehen auf dem Wasser ist von Menschen in der
hellenistischen Umwelt vereinzelt belegt (z.B. Lukian, Philopseudes 13), kommt
aber besonders im alttestamentlichen Kontext nur Gott selbst zu (Ijob 9,8; vgl.
auch die Selbstüberschätzung Antiochus IV. in 2Makk 5,21). Dementsprechend
zeigen der Seewandel Jesu ebenso wie die Beherrschung des Unwetters seine
Göttlichkeit an (vgl. Konradt, 237). Die Macht Jesu reicht sogar so weit, dass er
auch andere – nämlich Petrus, der ebenfalls versucht, auf dem Wasser zu gehen
– daran teilhaben lassen kann (Mt 14,28-29). Voraussetzung dafür ist aber der
Glaube desjenigen.

Im Nikodemusgespräch (Joh 3,1-21) wird das griechische Wort πνεῦμα (pneúma)
in seinen beiden Bedeutungen „Wind“ und „göttlicher Geist“ (Lang, 1116) benutzt:
„Der Wind (πνεῦμα / pneúma) weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt
aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem

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Geist (πνεῦμα / pneúma) geboren ist“ (Joh 3,8; vgl. auch Ez 37,9-10; Koh 11,5).
Der Hintergrund für die Vorstellung des Windes als Bild für den göttlichen Geist
ist wohl darin zu sehen, dass sowohl Wind als auch Geist aus dem Mund Gottes
hervorgehen (Lang, 1116; vgl. Ex 15,8; Ps 18,16; Ps 104,30; → Geist [AT]).

Der Wind (πνεῦμα / pneúma) erscheint auch in Hebr 1,7, wo die Funktion der
Engel im Heilsplan Gottes, besonders im Gegenüber zu Jesus, entfaltet wird: Gott
macht seine Engel zu „Winden“. In Bezugnahme auf Ps 104,4 wird Gott als
Schöpfer dargestellt, dem die Engel als Boten und Diener zur Seite stehen. Der
Wind, der als Teil der Schöpfung Gott untergeordnet ist, drückt damit auch die
Unterordnung der Engel gegenüber Jesus aus (Weiß, 164-165).

Bekannt ist auch die Verwendung der Worte πνοή / pnoḗ „Sturm“ und ἦχος /
ḗchos „Ton, Geräusch“ beim P ngstereignis in Apg 2,2: „Und plötzlich geschah
aus dem Himmel ein Brausen (ἦχος), wie wenn ein heftiger Sturm (πνοή)
daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen.“ Hintergrund ist die
Verkündigung am Sinai in Ex 19, bei der das Auftreten Gottes von vielen
Unwetterphänomenen begleitet wird: Donner, Blitz, Wolke, Hörnerschall, Feuer,
Rauch und Erdbeben (Ex 19,16-19). Ähnlich geht auch bei der Begegnung Elijas
mit Gott am Horeb in 1Kön 19,11 der Epiphanie ein starker Wind – bzw. ein
Geräusch, das einem starken Wind ähnelt – voran (Lang, 1117). Das Wind-
Brausen bereitet in Apg 2,2 damit das Auftreten des Heiligen Geistes (Apg 2,4)
vor und gilt als Anzeichen einer Theophanie.

5. Blitz und Donner
Der Blitz (ἀστραπή / astrapḗ ) steht neutestamentlich besonders bei Vergleichen,
wobei das Tertium comparationis je unterschiedlich ausfallen kann: Universalität
(Lk 17,24 par. Mt 24,27), Helligkeit (Mt 28,3) oder eine Abwärtsbewegung (Lk
10,18).

Die Ankunft des Menschensohnes wird in Lk 17,24 par. Mt 24,27 mit einem Blitz
verglichen, der über den gesamten Himmel zieht: „Wenn sie nun zu euch sagen:
‚Siehe, er ist in der Wüste!‘, so geht nicht hinaus! ‚Siehe, in den Kammern!‘, so
glaubt es nicht! Denn wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen
leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein“ (Mt 24,26-27). Von
Vers 26 her zeigt der Vergleich mit dem Blitz an, dass die Ankunft des
Menschensohnes „ein überall wahrnehmbares Ereignis“ (Konradt, 375; vgl.
Wolter, 580; Foerster, 503) ist, welches nicht auf bestimmte Orte begrenzt ist:
Der gesamte Himmel wird für kurze Zeit von seiner Helligkeit erleuchtet.

Das Aussehen des Engels am Grab wird in Mt 28,3 ebenfalls mit einem Blitz
verglichen: „Sein Aussehen aber war wie ein Blitz und sein Gewand weiß wie
Schnee.“ In Verbindung mit dem weißen Gewand, dass der Engel trägt, betont der

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Blitz das helle Erstrahlen des Engels und damit seine himmlische Herkunft (vgl.
Dan 10,6). Er verweist damit auch zurück auf das Aussehen Jesu bei der
Verklärung in Mt 17,2: „Und er wurde vor ihnen umgestaltet. Und sein Angesicht
leuchtete wie die Sonne, seine Gewänder aber wurden weiß wie das Licht.“

Schließlich wird auch der Sturz Satans aus dem Himmel mit einem Blitz
verglichen: „Er aber sprach zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom
Himmel fallen“ (Lk 10,18; vgl. Apk 12,9). Hier liegt das Tertium comparationis in
der schnellen Bewegung vom Himmel zur Erde. Der Sturz Satans drückt seine
Entmachtung aus.

Der Donner (βροντή / brontḗ ) ndet sich neutestamentlich hauptsächlich in der
→ Apokalypse des Johannes (sonst noch in Mk 3,17 bei den „Donnersöhnen“ und
Joh 12,29, wo das Volk die Stimme Gottes verkennt und sie für ein gewöhnliches
Naturereignis hält).

I n Apk 10,3-4 heißt es: „und er [der starke Engel] rief mit lauter Stimme, wie
wenn ein Löwe brüllt. Und als er rief, ließen die sieben Donner ihre Stimmen
vernehmen. Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich
hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner
gesagt haben, und schreibe dies nicht!“ Die sieben Donner stehen für eine
Botschaft Gottes, deren Niederschrift jedoch untersagt wird – eine verhüllte
O enbarung. Die Enthüllung erfolgt erst am Ende (vgl. Dan 12,4; Giesen, 232f.),
um die Wahrheit der Worte Gottes im Nachhinein zu bestätigen. Der Donner ist
damit „Medium der Offenbarung Gottes“ (Berger, 730).

In Apk 14,2 und Apk 19,6 wird das Ausmaß von lauten Stimmen mit dem Grollen
des Donners und dem Rauschen von Wasser verglichen (Foerster, 638): einerseits
die Halleluja-Rufe der Gläubigen angesichts der Königsherrschaft Gottes (Apk
19,6, vgl. Lichtenberger, 244), andererseits die Musik der himmlischen Sänger
und Musikanten in Apk 14,2.

In der Johannesapokalypse (Apk 4,5; Apk 16,18) erscheinen Blitz und Donner
gemeinsam mit anderen Unwetterphänomenen. Hier nden sich Linien zu
alttestamentlichen Theophanieerzählungen wie in Ex 19,16 (Foerster, 503). Die
Phänomene sind Zeichen der Anwesenheit und Macht Gottes bei gleichzeitiger
Wahrung seiner Unverfügbarkeit:

Bei der Thronvision in Apk 4,1-11 (vgl. auch die Thronvision in äthHen 14,18-19)
gehen Blitz und Donner aus dem Thron Gottes hervor: „Und aus dem Thron
gehen hervor Blitze und Stimmen und Donner; und sieben Feuerfackeln brennen
vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind“ (Apk 4,5).

Bei der Ö nung des Tempels und des Erscheinens der Bundeslade treten nicht
nur Blitz und Donner, sondern auch Erdbeben und Hagel (s.u.) auf: „Der Tempel

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Gottes im Himmel wurde geö net, und in seinem Tempel wurde die Lade seines
Bundes sichtbar: Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern, es gab ein
Beben und schweren Hagel“ (Apk 11,19). Die Elemente sind wieder Zeichen der
Gegenwart Gottes, hier besonders seines Zornes gegenüber Feinden (vgl.
Lichtenberger, 174; Giesen, 267; anders Berger, 845).

Blitz und Donner erscheinen auch in Apk 16,18 nach dem Ausgießen der siebten
Schale: „Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner; und ein großes
Erdbeben geschah, desgleichen nicht geschehen ist, seitdem ein Mensch auf der
Erde war, ein so gewaltiges, so großes Erdbeben.“ Blitz und Donner kündigen
auch hier die Erscheinung Gottes an (Giesen, 365; vgl. Jes 66,6). Das Erdbeben
hat die Zerstörung einer Stadt (wahrscheinlich Rom) und das Verschwinden von
Inseln und Bergen zur Folge (Apk 16,19-20). Schließlich folgt noch Hagel (s.u.).
Die Unwetterphänomene dienen hier im Besonderen dazu, die Strafaktion für die
Stadt als Gericht Gottes selbst darzustellen (Giesen, 365; Lichtenberger, 218).

6. Hagel
Der Hagel (χάλαζα / chálaza) ist neutestamentlich nur in der Johannesapokalypse
belegt:

     Zusammen mit anderen Unwetterphänomen begegnet er in Apk 11,19 als
     Begleiterscheinung einer Theophanie (s.o.).
     Nach dem Ausgießen der siebten Schale, was die Zerstörung einer Stadt
     und das Verschwinden von Bergen und Inseln zur Folge hat (s.o.), folgt
     starker Hagel: „Und gewaltiger Hagel, schwer wie ein Talent, stürzt vom
     Himmel auf die Menschen herab. Dennoch lästerten die Menschen Gott
     wegen der Hagelplage; denn ihre Plage war sehr groß“ (Apk 16,21). Mit
     dem alttestamentlichen Vorbild der siebten Plage in Ex 9,22-26 (vgl. auch
     Jos 10,11) dient der Hagel der Bestrafung der Menschen. Die Strafe erzielt
     jedoch nicht die gewünschte Wirkung: Statt sich Gott zuzuwenden, nehmen
     die Menschen den Hagel als Anlass zu weiteren Gotteslästerungen.
     Ebenfalls als göttliche Plage erscheint der Hagel in Apk 8,7: „Der erste
     (Engel) blies seine Posaune. Da kam Hagel und Feuer, das mit Blut
     vermischt war, und wurde auf die Erde geworfen. Und ein Drittel des
     Landes verbrannte, ein Drittel der Bäume verbrannte und alles grüne Gras
     verbrannte“ (ausführlich zur Aufnahme der alttestamentlichen Plagen im
     Frühjudentum siehe Berger, 665-670).

7. Regenbogen
Der Regenbogen (ἶρις / íris) ist im Neuen Testament zweimal belegt und ist
jeweils Ausdruck der Herrlichkeit Gottes:

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Bei der Thronvision in Apk 4 wird auch ein Regenbogen genannt: „Und der
      Sitzende (war) vom Aussehen gleich einem Jaspisstein und einem Karneol,
      und ein Regenbogen (war) rings um den Thron, vom Aussehen gleich einem
      Smaragd“ (Apk 4,3). Der Regenbogen um den Thron Gottes zeigt wie die
      Edelsteine (grüner Smaragd, roter Karneol, verschiedenfarbiger Jaspis) vor
      allem bunte Farben, Lichtglanz und Kostbarkeit aufgrund ihres seltenen
      Vorkommens an. Auch in Ez 1,28 wird der Glanz, den Gott auf seinem
      Thron ausstrahlt, mit einem Regenbogen verglichen: „Wie das Aussehen
      des Bogens, der am Regentag in der Wolke ist, so war der Zustand des
      Lichtglanzes ringsum“ (vgl. auch Gen 9,13; ApkAbr 11,2). Durch die
      Verwendung des Regenbogens und der Edelsteine kann die Herrlichkeit der
      Theophanie beschrieben werden, ohne Gott in menschlicher Form
      darstellen zu müssen.
      Der „starke Engel“ in Apk 10,1 trägt einen Regenbogen um den Kopf: „Und
      ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabsteigen,
      umgeben von einer Wolke; und der Regenbogen über seinem Haupt, sein
      Gesicht wie die Sonne, und seine Beine wie Feuersäulen“. Die Beschreibung
      des Engels mit Regenbogen, Wolke, glänzendem Gesicht und Feuerbeinen
      ähnelt der Beschreibung Christi in Apk 1,16 (zur Wolke s.o.) und drückt die
      himmlische Herkunft des Engels aus.

8. Finsternis
Für die Finsternis (σκότος / skótos) bei der Kreuzigung Jesu (Mk 15,33 par. Lk
23,44 par. Mt 27,45) von der sechsten bis zu neunten Stunde – also von 12 bis
15 Uhr nachmittags – kann auf alttestamentliche Belege verwiesen werden:
Finsternis am Tag steht für das Gericht Gottes (Am 5,18; Am 8,9; Jes 13,10; Jo
2,2; vgl. Mk 13,24; Mt 24,29; Apg 2,20; vgl. Klein, 713), aber auch für himmlische
Trauer (Jer 4,27-28). Daneben ist die Finsternis ganz allgemein negativ besetzt
und steht für Tod und die Abwendung von Gott (1Sam 2,9; Jes 50,10; Hi 10,21-
22; Mt 4,16; Mt 6,23; Lk 1,79; Joh 3,19; Apg 26,18). Aber auch in der römisch-
hellenistischen Literatur kommt Finsternis eine besondere Bedeutung zu, und
zwar im Kontext von Katastrophen, besonders aber beim Tod berühmter Männer
(Wolter, 761-762). Bei der Himmelfahrt von Romulus beispielsweise ereignet sich
Finsternis und Unwetter: „Das Licht der Sonne erlosch, Nacht brach herein,
weder sanftmütig noch ruhig, sondern mit furchtbarem Donner und Winden von
Stürmen, die Unwetter in Bewegung setzten, von allen Seiten“ (Plutarch, Romulus
27,7; vgl. u. a. auch Caesar bei Plutarch, Caesar 69,3f.; Karneades bei Diogenes
Laertius 4,64 und Augustus bei Cassius Dio 56,29,3).

I n Apk 8,12 hat das Abschlagen eines Drittels von Sonne und Mond jeweils
Finsternis an einem Drittel des Tages bzw. der Nacht zur Folge. Diese Finsternis
ist wie die neunte ägyptische Plage (Ex 10,21 ; Ps 105,28) eine Form der Strafe

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Gottes, die nach apokalyptischem Verständnis am Ende der Welt beim Tag des
Herrn bzw. bei der Parusie Christi bevorsteht (vgl. Jo 3,4; Lk 21,25).

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Empfohlene Zitierweise
Frank, Annemarie, Art. Wetterphänomene, theologische Bedeutung (NT),
in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2020

Literaturverzeichnis
      Berger, K., Die Apokalypse des Johannes. Kommentar, 2 Bände, Freiburg i. Br. 2017
      Foerster, W., Art. ἀστραπή , in: ThWNT I (1933) 502-503
      Foerster, W., Art. βροντή , in: ThWNT I (1933) 638-639
      Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes (RNT), Regensburg 1997
      Gnilka, J., Das Evangelium nach Markus, 2 Bände (EKK 2/1-2), Zürich / Neukirchen-Vluyn
      51998-1999

      Heininger, B., Das Paulusbild der Apostelgeschichte und die antike Biographie, in: Ders.,
      Die Inkulturation des Christentums. Aufsätze und Studien zum Neuen Testament und
      seiner Umwelt (WUNT 255), Tübingen 2010, 157-178
      Klein, H., Das Lukasevangelium (KEK 1/3), Göttingen 2006
      Konradt, M., Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1), Göttingen 2015
      Lang, B., Art. Wind, in: NBL III (2001) 1116-1117
      Lichtenberger, H., Die Apokalypse (Theologischer Kommentar zum Neuen Testament
      23), Stuttgart 2014
      Weiß, H.-F., Der Brief an die Hebräer (KEK 13), Göttingen 1991
      Wolter, M., Das Lukasevangelium (HNT 5), Tübingen 2008

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Impressum

Herausgeber:

Alttestamentlicher Teil
Prof. Dr. Michaela Bauks
Prof. Dr. Klaus Koenen

Neutestamentlicher Teil
Prof. Dr. Stefan Alkier

„WiBiLex“ ist ein Projekt der Deutschen Bibelgesellschaft

Deutsche Bibelgesellschaft
Balinger Straße 31 A
70567 Stuttgart
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