Dass die Welt auf ON springt. Utopien nach dem Stillstand

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Dass die Welt auf             ON    springt. Utopien nach dem Stillstand
Ein Symposium der Abteilung Medientheorien/Kunstuniversität Linz auf dem Medienfestival FMR
A K DOLVEN Julia GRILLMAYR Christina GRUBER Gaby HARTEL Echo HO Thomas MACHO Barbara
MARCEL Maren MAYER-SCHWIEGER Adam MERKI Gloria MEYNEN Gascia OUZOUNIAN Richard
SENNETT Enrique TOMÁS und Julian UMHALLER

4. bis 6. Juni 2021, Freiluftuniversität (FLUT), Kunstuniversität Linz, Urfahraner Marktgelände.

Die Entschleunigung tauchte als Gegenkul-              Fast 50 Jahre lang konnten wir träumen, in
tur und Protestform mit der Erdölkrise, den            den Wäldern zu leben: dem Kapitalismus
autofreien Sonntagen und dem ersten Be-                durch Eigenzeit, Achtsamkeit und Lang-
richt des Club of Rome um 1973 auf. Seit-              samkeit von der Schippe zu springen. Man
dem hat jedes Jahrzehnt die Langsamkeit                schlug sein Zelt neben Thoreaus Blockhütte
für sich neu entdeckt. Die achtziger Jahre             auf und schien der Zivilisation entkommen.
begegnen dem Fastfood mit Slow Food,                   Die Entschleunigung war Teil einer alterna-
den sterbenden Industrien mit ersten De-               tiven Lebensform: eine politische und öko-
batten zum bedingungslosen Grundein-                   nomische Entscheidung. Die Pandemie hat
kommen. Die neunziger Jahre suchten die                dagegen den Stillstand über Nacht im Welt-
Langsamkeit im Imperativ der Nachhaltig-               maßstab durchgespielt. Überall ist Walden
keit. Die Zweitausender beerdigen die Con-             Pond: Eremiten soweit das Bildschirmauge
corde mit Flugscham und degrowth. Auf                  reicht. Seitdem wir nun über ein Jahr in den
jede Beschleunigung folgt ein Slowdown,                Wohnzimmern leben, jeder auf seiner In-
jede Globalisierung findet ihr Bloomsbury.             sel, doch nur durch eine Zimmerwand vom
Nachbarstrand entfernt, ist der Rückzug         che Wälder verlassen, dass die Welt
keine Option des Widerstands mehr. Wäh-         auf ON springt.
rend Thoreaus gleichnamiger Eremit mit
Birken und Eichhörnchen sprach, auf den         Konzept: Gloria Meynen, Kunstuniversität Linz
Gast wartet, der nie kam, treffen wir auf       Plan und Organisation: Timo Feilen, Gaby Hartel,
unseren Bildschirmen zahllose Gäste. Die                Maren Mayer-Schwieger, Adam Merki,
digitalen Prothesen der Vernetzung (Zoom,               Gloria Meynen und Julian Umhaller.
Webex, MS Teams…) haben den Stillstand
globalisiert und die Gesichter in jeder
Blockhütte blass blau erleuchtet. Seit mehr
als einem Jahr hält die Welt den Atem an
und filmt sich live dabei. Der gegenwärtige
Stillstand geht nicht mit einer vollständigen
Isolation und Entnetzung einher, sondern
mit noch radikaleren Formen der Vernet-
zung. Die Globalisierung des Stillstands
wird die Gegenkulturen der Entschleuni-
gung, ihre Protest- und Ausdrucksformen,
umschreiben und verändern. Was kommt
also nach dem Leben in den Wäldern?

Die Taktfrequenz ist heruntergefahren, der
Schlafmodus aktiviert. Standby, wie viele
Monate? Zwischen Stillstand und Beschleu-
nigung leben wir in einer Zwischenzeit. We-
der wachend noch schlafend warten wir,
dass die Welt auf on springt. Was ist der
Sound und die Ästhetik der Isolation, wie       Lest the world turns ON –
klingt das Jetzt der langen Dauer? Was gab      Utopias after stasis
es für Formen des aktiven Stillstands, in       A symposium from the Department of Media
welchen Kontexten sind sie entstanden,          Theory and the Kunstuniversität Linz
haben sie die Sicht auf die Arbeit, die Ein-    FMR Festival – Art in Digital Contexts and
stellungen zu Mobilität und Globalisierung      Public Spaces
nachhaltig verändert? Zwischen dem 4.
und 6. Juni 2021 befragen und erforschen        Deceleration emerged as a counterculture
Künstler*innen, Philosoph*innen, Musiker        and form of protest with the oil crisis, car-
*innen und Kulturwissenschaftler*innen in       less Sundays, and the first report of the
der Open University der Kunstuniversität        Club of Rome in 1973. Since then, each dec-
Linz heterogene Formen der Langsamkeit,         ade has rediscovered slowness. The eight-
Protestformen der langen Weile. Dabei soll      ies countered fast food with “slow food”
dem gegenwärtigen Stillstand der Pläne          and dying industries with the first debates
und Gewissheiten mit neuen Erzählungen          on unconditional basic income. The nine-
geantwortet werden: Wie könnte oder             ties sought slowness in the imperative of
sollte die Welt nach dem globalen Still-        sustainability. The aughts buried the Con-
stand aussehen? Welche Utopien treten an        corde jet with flight shame and diminished
die Stelle der Entschleunigung – welche         growth. With every acceleration, there is a
Orte warten hinter den Wäldern? Welche          slowdown, every form of globalization
Gewissheiten müssen wir einreißen, wel-         finds its Bloomsbury.
months? We live in an interim between ac-
For almost fifty years, we could dream of      celeration and stasis. Neither awake nor
living in the woods: to jump ship from Cap-    asleep, we wait for the world to turn on.
italism through retreat, mindfulness, and      What is the sound and aesthetic of isola-
slowness. You pitched a tent next to Tho-      tion? How does “the now” in prolongation
reau’s log cabin and seemed to have es-        sound? What forms of active slowness ex-
caped civilization. Deceleration was a part    isted, in which contexts did they arise, did
of an alternative lifestyle: a political and   they permanently change the view of work,
economic decision. The pandemic, on the        attitudes towards mobility, and globaliza-
other hand, played out this stasis overnight   tion in the long term? From June 4–6, 2021,
on a global scale. Walden Pond is every-       artists, philosophers, musicians, and cul-
where: hermits as far as the screen can see.   tural scientists will question and research
After living in our rooms for one year, each   heterogeneous forms of slowness and
on their own island, only separated from       boredom as a form of protest at the Open
neighboring shores by a thin wall, a retreat   University of the Kunstuniversität Linz. The
is no longer an option for resistance. While   aim is to respond to the current halting of
Thoreau’s hermit was speaking to birch         plans and certainties with new narratives:
trees and squirrels, waiting for his guest     What could or should the world look like af-
who never arrived, we have welcomed nu-        ter global stasis? What utopias will take the
merous guests on screens. The digital pros-    place of deceleration – what places are
theses of interconnection (Zoom, Webex,        waiting beyond the woods? Which certain-
MS Teams…) have globalized stasis and illu-    ties do we have to tear down, which forests
minated in a pale blue light every face in     do we have to leave so that the world turns
every log cabin. For more than one year,       on?
the world has been recording itself holding
its breath live. Complete isolation and dis-   Concept: Gloria Meynen.
connection do not accompany the current        Planing und Organisation: Timo Feilen, Gaby
stasis but rather even more radical forms of   Hartel, Maren Mayer-Schwieger, Adam Merki,
interconnection. The globalization of stasis   Gloria Meynen, Julian Umhaller.
will rewrite and change the forms of pro-
test and expression of the counterculture
of deceleration. What succeeds life in the
                                                                Translated by Adam Merki.
woods?
The frequency has slowed, sleep mode ac-
tivated. On standby, but for how many
Programm
                                        Freitag, den 4. Juni 2021.
14-15:30 Uhr
Dino-Henne-Ei 
Julia Grillmayr, Christina Gruber
FLUT, Urfahraner Marktgelände

16:00-17:30 Uhr
Utopien nach dem Stillstand – Stillstand der Utopien? 
Thomas Macho
FLUT, Urfahraner Marktgelände

                                       Samstag, den 5. Juni 2021.
12:00-12:22 Uhr
Ja as long as I can 
Screening mit A K Dolven
FLUT, Urfahraner Marktgelände

13:30-14:15 Uhr
A Conversation on the Way. On Words and Sounds < Gespräch, eng.>
and Thoughts in A K Dolven's Public Art
A K Dolven im Gespräch mit Gaby Hartel
FLUT, Urfahraner Marktgelände

15-16:30 Uhr
Focus and Echo - on Art and Sound in Public Spaces < Gespräch, eng.>
Richard Sennett und Gascia Ouzounian im Gespräch mit Gaby Hartel
FLUT, Urfahraner Marktgelände

                                       Sonntag, den 6. Juni 2021.

13:00-14:30 Uhr
Isolated Soundscapes: The Ear and the Speaker 
Adam Merki, Julian Umhaller, Enrique Tomás & Echo Ho
FLUT, Urfahraner Marktgelände

14:45-16:00 Uhr
Andere Wälder 
Barbara Marcel, Maren Mayer-Schwieger
FLUT, Urfahraner Marktgelände

16:30-17:15 Uhr
Nach dem Stillstand 
Gaby Hartel, Gloria Meynen
FLUT, Urfahraner Marktgelände
Die Zahl der Gäste vor Ort ist wegen der gültigen Corona-Verordnung leider be-
schränkt.
Registrierungspflicht: Bitte eine E-Mail mit dem Betreff: REGISTRIERUNG // Sym-
posium »Utopien« an Maren.Mayer-Schwieger@ufg.at senden. Erforderliche Anga-
ben zur Registrierung: Name, Emailadresse, Telefon, Datum und Programm-
punktitel.

Die Kunstuniversität Linz ist verpflichtet, die Daten bis 14 Tage nach der Veran-
staltung zu speichern, sie werden anschließend vernichtet. Während der Veran-
staltung gilt FFP2-Maskenpflicht, die Abstands- sowie die 3G-Regelung (= Nach-
weis der Impfung, eines PCR-/Antigentests oder der Genesung).

Anmeldung zum Livestream bitte unter mkkt.blog@ufg.at mit Betreff »auf on« !!
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