Der Gröschaz Ein Roman über Henry Jaeger, den Größten Schriftsteller - aller Zeiten - Jakob Stein
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Die Wandlung des Henry Jaeger „Dabei ist sein größter Roman, der über sein Leben, noch nicht geschrieben …“ (Dietrich Wagner, „Ein Gangster schreibt sich frei“.) Die emaillierte Fotografie auf dem grauen Findling am Grab zeigt das Konterfei eines Herrn im gesetzten Alter, dem der Betrachter sofort den Beruf des Schriftstellers abnimmt. Das ist Henry Jaeger, Bestsellerautor und Verfasser von Romanen, die es bis auf die Leinwand brachten. Karl-Heinz Jäger, so sein bürgerlicher Name, war ein anderer. Ihm war es nicht in die Wiege gelegt, einmal Autor von mehr als zwanzig Büchern zu werden. Karl-Heinz Jäger wurde 1927 in Frankfurt am Main geboren. Er verlebte eine vom Streit der Eltern geprägte Kindheit in Bornheim. Mitten im Krieg verlässt der Vater die Familie. Mit sechzehn war seine Schulzeit zu Ende. Wie viele aus seiner Generation musste er an die Front. Henry Jaeger, Bestsellerautor, ca. 1970 Zunächst ist Jäger Flakhelfer in der Heimat, später, kurz vor Kriegsende, wird er als Kanonenfutter gegen die anrückenden Alliierten nach Westen geschickt. Karl-Heinz Jäger hat Glück und überlebt. Traumatisiert kehrt er in das zerstörte Frankfurt zurück. Karl-Heinz Jäger als Soldat, ca. 1944 Es gelingt ihm, eine Anstellung bei der US Army zu finden. Als Dolmetscher und Laborassistent bringt er sich und seine Mutter durch die Nachkriegszeit. Seine heimliche Betätigung als „Hilfsarzt“ beschert ihm ein Vermögen in Form von Zigaretten, der eigentlichen Währung in der Schattenwirtschaft. Es geht verloren, wie auch seine erste Verlobung zerbricht. Das ihm im Krieg verliehene Notabitur ist nichts wert. Er drückt nochmals die Schulbank. Ein angestrebtes Medizinstudium wird ihm verweigert. Jäger fühlt sich erneut um seine Zukunft betrogen. Mehr und mehr gerät er auf die schiefe Bahn. Noch sind es kleine Vergehen. Es folgen erste Festnahmen und kurzfristige Inhaftierungen. Karl-Heinz Jäger als Laborant bei der US Army, ca. 1947
Karl-Heinz Jäger lernt schnell, die Lücken in der Nach- kriegsordnung zu nutzen. Mit knapp fünfundzwanzig Jahren ist er der Kopf einer Räuberbande, die „Der Spiegel“ einmal „die klügste und raffinierteste der jungen Bundesrepublik“ nennen wird. Karl-Heinz Jäger ist ein Prinz der Unterwelt. Er ist gewieft, vorausschauend und hartnäckig. Will er etwas haben, ob Beute oder Frauen, kann ihn nichts davon abbringen. „Die Eiche“ wird er in seinen Kreisen genannt. Der Kopf der Bande: Karl-Heinz Jäger, Erkennungsfoto der Kriminalpolizei, 1954 Die Jäger-Bande: Karl-Heinz Jäger, Willi und Horst Korbmacher, ca. 1952 Einige Jahre geht es gut. Die Raubzüge der Bande werden von Mal zu Mal dreister. Sie spielen Katz und Maus mit der Polizei. Mit gestohlenen, schnellen Autos fährt ihnen die „Jäger-Bande“ einfach davon. Fingierte Alibis und gekaufte Zeugen lassen die Staatsanwaltschaft, trotz bereits bestehendem Verdacht, immer wieder ins Leere laufen. Mitte der 1950er-Jahre ist Schluss. Der Überfall auf die Rentenkasse am Oederweg in Frankfurt ist Höhepunkt und Ende zugleich. Zwölf Jahre Zuchthaus, ein Vielfaches dessen, was ein Nazi-Täter aus dem Dritten Reich damals zu erwarten hatte, werden Karl-Heinz Jäger aufgebrummt. Ein weiteres Mal fühlt er sich von der Gesellschaft betrogen. Zuchthaus hieß Rede- und Schreib- verbot, Schweigehof, Einzelhaft und nicht selten körperliche Gewalt. Hinter dicken Mauern, in einer kleinen, kargen Zelle, wird aus Karl-Heinz Jäger Henry Jaeger. Um dem drohenden Irrsinn zu entgehen, beschafft er sich einen Blei- stiftstummel. Auf das dünne, braune Toilettenpapier seiner Zelle schreibt er erste Entwürfe und Szenen eines Romans. Die eng beschriebenen Blätter steckt er dem Anstaltspfarrer zu, der sie hinausschmuggelt. So entsteht heimlich, ohne Wissen der Gefängnisleitung, das erste Buch Henry Jaegers: „Die Festung“.
„Die Festung“ erscheint 1962 und wird ein Riesenerfolg. Kurze Zeit später wird der Roman mit Martin Held und Hildegard Knef in den Hauptrollen verfilmt. Henry Jaeger darf nun offiziell schreiben. Im Gefängnis beginnt er weitere Romane. 1964 wird Jäger begnadigt und unter Auflagen aus der Haft entlassen. Erich Maria Remarque, den Jaeger während der Frankfurter Buchmesse kennenlernte, lockt ihn nach Buchpräsentation „Die Festung“ auf der Frankfurter Buchmesse, Ascona. Dies sei der richtige Ort für einen angehenden 1962 Künstler, besonders mit seiner Vergangenheit. Es sei das ideale Umfeld für eine geschundene Seele. Henry Jaeger lebt zunächst sporadisch, ab 1968 fest in Ascona. Er zieht mit seiner Frau Elke – die beiden hatten ein Jahr zuvor in Frankfurt geheiratet – in die Casa Elisabetta, in der Sentiero Crocetta. Für Jaeger ist es die verspätete Emigration aus einem Land, das ihn seiner Jugend und einem Großteil seines bisherigen Lebens beraubte. Die Wandlung zum Schriftsteller, zum Künstler, ist nun endgültig vollzogen. Ein zwischenzeitlicher Absprung in den Journalismus bei der „Frankfurter Rundschau“ und beim „Stern“ erwiesen sich als Irrweg. Der Erfolg als Autor bleibt Henry Jaeger in den Henry Jaeger in Ascona, ca. 1968 ersten Jahren treu. Seine Bücher, die sich mit den Randfiguren der Wirtschaftswunderzeit beschäftigen, werden von Kritik und Publikum gleicher- maßen gefeiert. Seine Frau und nahe Freunde verleihen ihm den Namen „Gröschaz“, der größte Schriftsteller aller Zeiten. Sein scheinbar luxuriöses Leben am Lago Maggiore bringt erste Risse in diese Beliebt- heit. Plötzlich ist er ein Playboy, ein Mitglied der Hautevolee, der Schickeria. Es erscheinen Reportagen, die den ehemaligen Gangster als wohlhabenden Lebemann zeigen. Wie um das Gegenteil zu beweisen, schreibt Jaeger ein Buch über die feine Gesellschaft von Ascona. „Der Club“, so der Titel, ist Fiktion Henry Jaeger mit seiner Frau Elke und Sohn Marcus, ca. 1970 und Parodie eines ausschweifenden Lebens innerhalb der Künstlerkolonie.
Die Kritik akzeptiert ein solches Thema von ihm nicht. Sein Metier sind Außenseiter und die schummrige Halbwelt. Erstmals fällt ein Buch von ihm durch. Enttäuscht beginnt er, Fortsetzungsromane für Zeitschriften zu schreiben, seichter Lesestoff für ein gelangweiltes Publikum. Die Kritik bricht vollends mit ihm. Der einst so hochgelobte Autor, das Naturtalent, der so glaubhaft und authentisch erzählen konnte, wird nun gänzlich ignoriert. Henry Jaeger am Lago Maggiore, ca. 1980 Was keiner weiß, was niemand wissen durfte: Jaeger erlitt einen Schlaganfall, der ihm komplett die Sprache raubte. Über Monate ist er nicht in der Lage, sich zu verständigen, geschweige denn zu schreiben. Die Ärzte sagen, dass er nie wieder ein Buch verfassen könne. Doch sie kennen ihn nicht. Es ist noch genug vom ehemaligen Karl-Heinz Jäger, der Eiche, in ihm. Mit unendlicher Mühe, mit großer Qual, schonungslos gegen sich und seine Frau, erlangt er sein Handwerkszeug zurück. Er diktiert erste klei- nere Geschichten, dann Erzählungen, schließlich wieder einen ganzen Roman. Die Kritik schweigt, übergeht ihn, erkennt seine Leistung nicht an. Henry Jaeger ist tief gekränkt. Er trinkt noch mehr als zuvor, wird aggressiv und handgreiflich. Die Ehe zerbricht endgültig. Seine Lebensumstände verschlechtern sich von Jahr zu Jahr. Henry Jaeger ca. 1990 In einer Art später Rückbesinnung schreibt er über die düsteren Lebensperspektiven der Kohlearbeiter im Ruhrgebiet. Ein letztes Mal schimmert ein Abglanz des einstigen Erfolges auf. Das Buch wird verfilmt. Doch es ist zu spät. Die Einnahmen daraus waren längst ausgegeben. Über Jahre hatte Jaeger einen Schuldenberg angehäuft. Längst musste er das Haus mit Blick auf den See und die Promenade verlassen. Am Ende lebt er schwer krank und völlig mittellos in einem Hospiz in Locarno. Er stirbt am 7. Februar 2000. Die Gemeinde Ascona erweist ihm die letzte Ehre und stiftet ihm ein Grab auf dem Friedhof und einen Eintrag auf der dortigen Gedenktafel. Grab von Henry Jaeger in Ascona
Der Roman Hans Hübner, ein Freund aus Kindertagen, besucht Henry Jaegers Grab in Ascona. Er möchte Abschied nehmen. Rückblickend erzählt er von den vielen gemeinsamen Jahren und Erlebnissen. Kindheit, Jugend und Krieg verbrachten sie Seite an Seite. In der jungen Bundesrepublik trennen sich zunächst ihre Wege. Hübner fasst Fuß, studiert und wird Rechtsanwalt. Jaeger gleitet über Schwarzmarkt- geschäfte und kleine Gaunereien mehr und mehr ins kriminelle Milieu ab. Hübner heiratet und gründet eine Familie. Jaeger ist Lebemann, Frauenheld und Kopf einer Einbrecherbande. Erste Ermittlungen gegen Jaeger bringen die Freunde wieder zusam- men. Hübner wird Jaegers Anwalt und engster Freund. Hübner ist Jaegers Verteidiger im großen Prozess gegen die Bande. Später vertritt er ihn gegenüber Verlagen, Gläubigern und Produzenten. Als Freund ist Hübner eng mit dem Privatleben Jaegers vertraut. Er ist oft zu Besuch in Ascona und lernt die anderen Jakob Stein, Der Gröschaz. Ein Roman Mitglieder der Künstlerkolonie kennen. Ihr gegen- über Henry Jaeger, den Größten Schrift- sätzlicher Charakter hält die beiden Freunde ein steller aller Zeiten. Leben lang zusammen, führt aber auch zu Brüchen Paperback, 21 x 13,5 cm, ca. 360 S., 19,90 E€, und Streitigkeiten. Vor dem frühen Tod kann Hübner erscheint 09 / 2019, 978-3-943758-64-1 Jaeger nicht bewahren. Der Autor Jakob Stein hat mehrere Jahre zu Henry Jaeger recherchiert. Er durchsuchte Archive und Bibliotheken, sammelte Bücher, Hinweise und Dokumente, befragte Zeitzeugen. Auf dem Gerüst dieser Fakten ist „Der Gröschaz“ entstanden. Jakob Stein ist ein mitreißender und einfühlsamer Roman über das Leben Henry Jaegers gelungen. Aus unmittelbarer Nähe verfolgt der Leser diese nahezu unglaubliche Biografie. Stein entreißt nicht Jakob Stein ist Autor, Herausgeber und nur den Autor Henry Jaeger dem Vergessen. Verleger. „Der Gröschaz“ ist sein sechster Er lässt das verschwundene Bahnhofsviertel ebenso Roman. Zuvor erschienen: „Geschlossene auferstehen wie das einst abgeschiedene Künstler- Gesellschaft“ und „Flucht in den Tod“. dorf Ascona. Sein Buch ist Kriminalroman, Literatur- Jakob Stein lebt in Frankfurt am Main. Mehr Infos unter: www.Jakob-Stein.de geschichte und Biografie in einem. VERLAG B3 Verlags und Vertriebs GmbH, Markgrafenstraße 12, 60487 Frankfurt am Main Tel: +49 69 707 76 49, E-Mail: info@bedrei.de, www.bedrei.de
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