DER KLIMAWANDEL Er ist real. Wir sind die Ursache. Er ist gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können etwas tun - CEN
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DIE DEUTSCHE KLIMAFORSCHUNG INFORMIERT DER KLIMAWANDEL Er ist real. Wir sind die Ursache. Er ist gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können etwas tun. Anthony Leiserowitz, Yale University: „It’s real. It’s us. Experts agree. It’s bad. There’s hope.”
DIE „FIEBERKURVE“ DER ERDE STEIGT ER IST REAL. 1,2 1 • Alle Teile des Klimasystems — Ozeane, Eis, Land, Atmosphäre und Biosphäre — haben 1980 1880 -–2020 0,8 sich weltweit in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt. auf 1951 0,6 Zeitraum • Die Luft an der Erdoberfläche ist im globalen Bezug 0,4 Mittel bereits mehr als ein Grad Celsius (°C)fürinden wärmer als in der vorindustriellen Zeit. der Jahresmittel (°C) 0,2 • In Deutschland sind es sogar mehr als Jahresmitteltemperatur 0 eineinhalb Grad Celsius. Das Jahrzehnt 2011 bis 2020 war das wärmste seit Beginn der -0,2 systematischen Messungen. Abweichung -0,4 Abweichung der -0,6 -0,8 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 Quelle: https://climate.nasa.gov/vital-signs/global-temperature/ Anstieg der globalen Mitteltemperatur 1880 bis 2020. Nr. 01
SEIT BEGINN UNSERER ZIVILISATION WAR ES NIE WÄRMER ER IST REAL. +1,1°C in 1 °C 100 Jahren Temperaturabweichung während der vergangenen 12.000 Jahre in °C 1 • Die menschliche Zivilisation hat sich seit der 0,5 °C letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren unter relativ konstanten klimatischen Bedingungen 0 °C entwickelt. 0,5 -0,5 °C • Mit der aktuellen Erwärmung verlassen wir 1850 2020 diese vertraute Welt: Seit rund 150 Jahren verändern sich die klimatischen Grundlagen 0 unseres Lebens massiv und erdgeschichtlich rasant. -0,5 • Wir begeben uns auf einen riskanten Weg, für bisherige Rekonstruktionen neuere Rekonstruktionen den es in unserer Zivilisationserfahrung keine Messdaten historischen Vorbilder gibt. -1 Jahre 10000 8000 6000 4000 2000 heute Quelle links: Bova et al. (Nature 2021), Shakun et al. (Nature 2012), Marcott et al. (Science 2013), NASA GISTEMP; Quelle rechts: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the IPCC Globale mittlere Temperaturen seit Ende der letzten Eiszeit (in Grad Celsius): Eine globale Erwärmung um 1,1 Grad in einer Zeitspanne von rund 150 Jahren ist beispiellos in der menschlichen Zivilisationsgeschichte. Nr. 02
BEIM VERFEUERN VON KOHLE, ÖL UND GAS ENTSTEHT CO2 DIE WIR SIND . URSACHE TREIBHAUS ERDE • Der Mensch verursacht die heutige globale Erwärmung: Durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas entsteht das Treibhausgas Kohlendioxid, kurz CO2. • Trifft das kurzwellige Sonnenlicht auf unseren Planeten, wird langwellige Wärme ins Weltall kurzwellige Strahlung (Sonnenlicht) natürliche und vom Menschen verursachte Treibhausgase zurückgestrahlt. Kohlendioxid und andere langwellige Strahlung (Wärme) Treibhausgase in der Atmosphäre blockieren 400 Kohlendioxid teilweise die Wärmeabstrahlung. Dieser „Treib- Kohlendioxidkonzentrationen der vergangenen hauseffekt” machte die Erde erst bewohnbar. 20.000 Jahre in parts per million (ppm) Ohne ihn wäre sie zu kalt für höheres Leben. 350 300 • Mit der zunehmenden Industrialisierung seit 250 rund 150 Jahren gelangen aber immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre. 200 20.000 15.000 10.000 5.000 0 • 2020 lag die CO2-Konzentration im Jahres- Grafik: oben: Helmholtz-Klima-Initiative | Tanja Hildebrandt mittel fast 50 Prozent höher als vor Beginn Grafik unten: Alfred-Wegener-Institut der Industrialisierung. Wir heizen die Erde auf. Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre während der zurückliegenden 20.000 Jahre. Nr. 03
UNSERE LEBENSBEDINGUNGEN WERDEN EXTREMER ER IST H. GEFÄHRLIC 7 6 • Hitzewellen, Waldbrände, Meeresspiegel- anstieg — die Folgen der zunehmenden 5 Erwärmung sind vielfältig und ernst. • Eine Folge des Klimawandels in Deutschland ist beispielsweise die Zunahme von Unwettern Dürremagnitude in Deutschland 4 mit Starkregen. Gleichzeitig nimmt vor allem im Sommer auch die Zahl der Trockentage zu. 3 • Die zunehmende Erwärmung und die damit verbundene höhere Verdunstung begünstigen 2 langanhaltende Dürren sowie Unwetter mit Starkregen und Überschwemmungen. Mit dem Klimawandel werden Extremwetterereignisse 1 eine immer größere Herausforderung werden. 0 1952 1962 1972 1982 1992 2002 2012 Quelle: UFZ-Dürremonitor Jährliche Dürrestärke (Dürremagnitude) im Gesamtboden 1952 bis 2020 in Deutschland. Sie wird größer je länger die Dürre andauert, je größer die Fläche und je trockener der Boden ist. Die Dürremagnitude ist eine dimensionslose Zahl, die den Vergleich unterschiedlicher Jahre ermöglicht. Nr. 04
DAS GESICHT DER ERDE WIRD SICH VERÄNDERN ER IST H. GEFÄHRLIC Veränderung des globalen mittleren Meeresspiegels 2300 • Der Klimawandel verändert Tier- und 7m Pflanzenwelt — weil Arten sich nicht schnell genug anpassen, verdrängt werden oder 6m Veränderung des globalen mittleren Meeresspiegels überhandnehmen. Dies bringt Risiken für Ökosysteme, Landwirtschaft und unsere Satellitendaten 5m Gesundheit mit sich. SSP5-8.5 Szenarien mit niedrigen Emissionen Szenarien mit hohen Emissionen 2m 4m • Wälder leiden unter dem Klimawandel und verlieren an Produktivität. In den Tropen 1,5 m 3m gehen zudem riesige Flächen durch Rodung verloren. Sie fehlen als Speicher für klimaschädliches Kohlendioxid. SSP1-2,6 1m 2m SSP5-8.5 • Permafrostböden etwa in Sibirien oder SSP1-2,6 Kanada tauen auf und setzen große 0,5 m 1m Mengen Methan frei — als Treibhausgas 0m 0m noch ungleich wirksamer als CO2. 1950 2000 2020 2050 2100 2300 • Mit dem Klimawandel steigt der Meeres- Quelle: https://climate.nasa.gov/vital-signs/sea-level/; spiegel über Jahrhunderte. Bis 2100 könnte IPCC, 2021: Climate Change 2021: The Physical Science Basis es mehr als 1 Meter sein. Das wäre eine Veränderung des Meeresspiegels unter SSP-Szenarien (Shared Socioeconomic Pathways, Bedrohung für Millionen Menschen. dt.: gemeinsame sozioökonomische Entwicklungspfade). Nr. 05
WISSENSCHAFTLICH IST DER KLIMAWANDEL BELEGT FACHLEUT E SIND . SICH EINIG • Im Weltklimarat IPCC (Intergovernmental 3 Panel on Climate Change) analysieren hunderte von Fachleuten zehntausende von Studien für die Weltklimaberichte — im Begutachtungs- Auftrag der Regierungen fast aller Staaten 30 000 142.000 + runden der Welt, aber unabhängig. ausgewertete Kommentare Publikationen • Ein mehrstufiges Begutachtungsverfahren sichert die Qualität der wissenschaft- 4790 lichen Aussagen in den IPCC-Berichten. Seiten starker Fakten werden umfassend und sehr genau Gesamtbericht 2000 dargelegt. Dabei geben die Fachleute an, Autor:innen wo noch Klärungsbedarf besteht — und wo Einigkeit herrscht. • 2021/22 erscheinen die vier Bände des sechsten IPCC-Sachstandsberichts. 1000+ aus 90 Fachgutachter 195 Ländern Regierungen Grafik: Helmholtz-Klima-Initiative | Tanja Hildebrandt Der Weltklimarat wertet alle wissenschaftlichen Fakten zum Klimawandel aus (am Beispiel des AR-5-Berichts). Nr. 06
WIR KÖNNEN DIE URSACHEN BEKÄMPFEN EN WIR KÖNN N. ETWAS TU • Wer Treibhausgase verursacht, soll dafür zahlen. Die EU und Deutschland haben ein solches System bereits eingeführt und bauen es weiter aus. CO2 • Die Bepreisung führt dazu, dass Strom zunehmend CO2-frei erzeugt wird, weil Kohleverstromung dann teurer ist als Ener- gie aus Wind und Sonne. Klimaökonomen empfehlen, Einnahmen als Sozialausgleich an die Bürger:innen zurückzugeben. • Neben solchen Marktmechanismen ist auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien entscheidend: Fast alles kann elektrifiziert werden, von Autos bis Gebäudewärme. • Wasserstoff kann klimaneutraler Brennstoff Quelle: Carbon Pricing Dashboard; Grafik: Helmholtz-Klima-Initiative | Tanja Hildebrandt sein für nicht-elektrifizierbare Prozesse in der Industrie oder für Flugzeuge. Er muss Die laufenden und geplanten Maßnahmen der CO2-Bepreisung erfassen 2021 gut 20 Prozent des weltweiten auf Dauer mit grünem Strom erzeugt Ausstoßes von Treibhausgasen. Die Preise unterscheiden sich jedoch deutlich. In einigen Ländern sind sie noch werden. viel zu niedrig, um ausreichende Emissionsminderungen zu bewirken. (Quelle: Carbon Pricing Dashboard) Nr. 07
WIR KÖNNEN UNSER HANDELN VERÄNDERN EN WIR KÖNN N. ETWAS TU 4.000 • Ernährung: Die Land- und Forstwirtschaft verursacht direkt sowie über Waldrodung 3.500 CO2-Entnahme aus der Atmosphäre für Weiden und Äcker rund ein Viertel der 3.000 Energieumwandlung Treibhausgase weltweit. Zugleich wird Industrie sie von Klimarisiken wie Dürren getroffen. CO2 Emissionen [Mt/Jahr] 2.500 Verkehr Gebäude Regeln für eine nachhaltige Landwirtschaft Gesamt 2.000 bewahren die Natur und sichern unsere 1.500 Ernährung. 1.000 • Wohnen: Wir können unsere Heizungen umstellen etwa auf Strom aus erneuer- 500 baren Energien. Und wir können mehr 0 dämmen für weniger Energieverbrauch. Finanzielle Hilfen vom Staat erleichtern -500 den Umstieg. -1.000 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 • Transport: Autos können mit sauberem Quelle: Rodrigues, Pietzcker et al. (2021), Alternative roads to achieve mid-century CO2 net neutrality in Europe, under review Strom fahren. Auch die Bahn fährt elekt- risch. Langfristig fliegen wir hoffentlich mit Treibstoff aus erneuerbarem Wasserstoff Die einzelnen Sektoren stoßen unterschiedlich viel Kohlendioxid aus. Der European Green Deal der EU sieht oder Pflanzen. entsprechende Reduktionspfade auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2050 vor. Nr. 08
WIR KÖNNEN TREIBHAUSGASE BINDEN EN WIR KÖNN N. ETWAS TU • Pflanzen nehmen beim Wachsen CO2 auf. CO2 Um die Erwärmung der Atmosphäre zu begrenzen, können wir zum Beispiel Moore schützen, zerstörte Feuchtgebiete wieder bewässern, Wälder erhalten und wachsen CO2 lassen. • Die natürlichen Potenziale der Erde klug und nachhaltig zu nutzen, ist die ver- träglichste Art, der Atmosphäre CO2 zu entziehen. • Es gibt aber auch technische Möglich- keiten: CO2 lässt sich — etwa in Biomasse- Kraftwerken oder anderen technischen Anlagen — aus dem Abgas abspalten, spei- chern oder umwandeln. Beim sogenannten Verpressen gelangen Treibhausgase nicht in die Luft, sondern werden im Untergrund Grafik: Helmholtz-Klima-Initiative | Tanja Hildebrandt eingelagert. Solche Techniken sind jedoch Technologische Lösungen zur Bindung von Kohlendioxid werden zurzeit erforscht, sind aber noch nicht umstritten und brauchen klare Auflagen. großflächig einsatzbereit. Nr. 09
WIR MÜSSEN UNS ANPASSEN EN WIR KÖNN N. ETWAS TU • Auch wenn wir den globalen Temperatur anstieg auf 1,5 oder deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen, verändert der Klima- wandel unsere Welt. • An die Folgen müssen wir uns anpassen: zum Beispiel mit neuen Baumarten in Wälder Finanzen Städtebau unseren Wäldern, zeitgemäßem Küsten- schutz bei steigenden Meeresspiegeln, einer geänderten Stadtplanung, um Hitze- wellen oder Starkregen zu begegnen. • Wichtig ist auch eine nachhaltigere Ausrichtung der Weltwirtschaft, etwa im Finanzsektor und bei Lieferketten. • Jedes Zehntelgrad weiterer Erwärmung Wassermanagement Lieferketten erfordert stärkere und teurere Anpas- sungsmaßnahmen. Je konsequenter wir Grafik: Helmholtz-Klima-Initiative | Tanja Hildebrandt heute Treibhausgasemissionen mindern, desto besser werden wir die verbleibenden Wir müssen unser Leben an den Klimawandel anpassen: beispielsweise vielfältige Mischwälder schaffen, Folgen des Klimawandels meistern. die Städte und das Wassermanagement umbauen, den Finanzsektor und die Lieferketten nachhaltig gestalten. Nr. 10
EINE INITIATIVE VON In Partnerschaft mit: Alfred-Wegener-Institut Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Institut für Umweltphysik und MARUM – Berlin University Alliance Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit Universität Bremen Universität Hamburg Karlsruher Institut für Technologie Mit Unterstützung durch: Center for Sustainable Society Research Institut für Meteorologie und Klimaforschung Universität Hamburg Max-Planck-Institut für Biogeochemie Deutsches Klimarechenzentrum Max-Planck-Institut für Chemie Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Max-Planck-Institut für Meteorologie Institut für Physik der Atmosphäre Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Weitere Informationen: Deutscher Wetterdienst Leibniz-Institut für Troposphärenforschung Future Ocean Netzwerk an der Umweltbundesamt Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Forschungszentrum Jülich Universität Hohenheim GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Heidelberg Center for Environment Helmholtz-Zentrum Potsdam Universität Heidelberg www.deutsches-klima-konsortium.de Deutsches GeoForschungsZentrum /de/basisfakten.html Helmholtz-Zentrum Hereon Stand: September 2021
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