Der tägliche Tsunami in den Schweizer Gewässern
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Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca www.sfv-fsp.ch Der tägliche Tsunami in den Schweizer Gewässern Kraftwerke töten mit Schwall-Sunk Fische und gefährden Menschen! Positionspapier, 5. Juni 2014
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Was ist Schwall-Sunk? Speicherkraftwerke haben die technische Di 18.02.2014 12:00 Mi 19.02.2014 12:00 Do 20.02.2014 12:00 Fr 21.02.2014 12:00 Sa 22.02.2014 12:00 So 23.02.2014 12:00 Mo 24.02.2014 12:00 A Möglichkeit, die Stromproduktion zu variieren. m3/s 220 Durch eine kurzfristige Inbetriebnahme der 210 200 Turbinen entstehen täglich – manchmal 190 mehrmals täglich – Phasen künstlicher 180 170 Hochwasser. Nach dem Abstellen der Turbinen 160 150 werden oft nur noch die gesetzlich vorge- 140 schriebenen Restwasser (oder noch weniger) 130 120 an die Gewässer abgegeben. Diese Abfluss- 110 100 schwankungen werden als Schwall-Sunk 90 bezeichnet. 80 70 60 50 40 30 20 10 0 AWA Amt für Wasser und Abfall A 2215 10 10 Abfluss m3/s/Saane Laupen provisorische Daten Wochenganglinie OED Office des eaux et des déchets Données provisoires Reiterstrasse 11 Saane, Laupen* 3011 Bern Kleinere Lücken sind nicht dargestellt. © AWA Amt für Wasser und Abfall 2010 24.02.2014 HydroPro™ Grafik Schwall 150 m3/s Sunk 16 m3/s Ein Risiko für Fische und Gewässer In der Schwallphase riskieren kleine Fische und andere Kleinlebewesen unkontrolliert weggespült zu werden. In der Sunkphase fallen flache Uferzonen trocken, was zum Stranden von Fischen führen kann, die den Weg zum Niederwassergerinne nicht mehr finden und ersticken. Extreme Schwall-Sunk-Betriebe erfolgen vor allem in den Wintermonaten. Die in dieser Jahreszeit wichtige Laichentwicklung und der Aufbau der Benthosorganismen (Kleinlebewesen), die als Futterbasis für Fische, Wasseramseln und Flussuferläufer dienen, werden dadurch massiv gestört. Durch den Schwall-Sunk-Betrieb werden kurzfristige Temperaturschwankungen ausgelöst, welche für Flora und Fauna schädlich und damit ökologisch gravierend sind. 2
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca isch , Gefährlich für F Natur und Bevölkerung Schwall-Sunk – ein unverdächtiger technischer Begriff. Aber dahinter steckt eine perfide Maschinerie, die Fische und Kleinlebewesen tötet sowie die Flora im und am Wasser zerstört. Schwall-Sunk – ein System, mit dem über 100 schweizerische Kraftwerke die Wassermenge massiv variieren, um kurzfristig ihre Gewinne zu maximieren. Die grossen Wasserschwankungen sind ökologisch schädlich. Aber die Gier nach Profit ist stärker. Schwall-Sunk – eine Gefahr auch für Menschen. Warntafeln weisen darauf hin, dass beim plötzlichen Anschwellen der Gewässer Menschen beim Schwimmen oder beim Erholen am Wasser plötzlich um ihr Leben bangen müssen. Schwall-Sunk ist schädlich Die schädlichen Auswirkungen von Schwall-Sunk sind wissenschaftlich mehrmals untersucht und in der Literatur beschrieben worden. Als mögliche Folgen des Schwall-Sunk-Betriebes werden angeführt: • S chwankungen der Wassertemperatur und des Sauerstoffangebotes; • Schwankungen der Fliessgeschwindigkeit und der Wassertiefe; • Aufwirbeln und Verfrachten von Feinsedimenten; • Erhöhte Trübung; • Erhöhte Abschwemmung von Benthosorganismen (Kleinlebewesen); • Trockenfallen von Benthosorganismen, Fischeiern und Fischen; • Vermindertes Nahrungsangebot für Fische; • Beeinträchtigung der Reproduktion bei Fischen. Literaturhinweise: CUSHMAN, R.M. (1985): Review of Ecological effects of Rapidly Varying Flows Downstream from Hydroelectric Facilities. MOOG, O. (1993): Quantification of daily peak hydropower effects on aquatic fauna and management to minimize environmental impacts. VALENTIN, S. (1997): Effets écologiques des éclusées en rivière. SCHÖB, P. (1998): Untersuchung des Fischbestandes in der vom Schwellbetrieb des Kraftwerkes Kubel beeinflussten Sitter. Limnex (2004): Auswirkungen des Schwallbetriebes auf das Ökosystem der Fliessgewässer: Grundlagen zur Beurteilung.
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Fischer erzwingen Schwall-Sunk-Sanierungen Die vom Schweizerischen Fischerei-Verband SFV lancierte und 2006 mit über 160‘000 814.20 Unterschriften eingereichte Initiative «Lebendiges Wasser» enthielt unter anderem die Forderung nach einer Verminderung der Schwall-Sunk-Wirkungen. Das Parlament schuhat setz Forderung als berechtigt betrachtet und sie in seinem Gegenvorschlag tzgediese Gewässer berücksichtigt. terwege; r Gü ir ts chaftliche ung; - u n o r s tw d fdes Gewässerschutzgesetzes W a serführdie swurden ffene Mit den neuen Artikeln Ü b e r g änge la 39a n d und 83b n m it z e itw e is e r e n , s o f rn eine o ng Wasserkraftwerksbetreiber e c. sgräbe«kurzfristige künstliche ngJahren deckun des g he Nutzu verpflichtet, innerhalb von zwanzig tw ä s s e r u u n d Ü b erÄnderungen ts c h a f tl ic e En gen luneinheimischen ndw ir d. klein (Schwall und Wasserabflusses s te Sunk), welche h e n d e r Eindodie o d e r f die laund ür Tiere Pflanzen sowie deren e h is t Lebensräume wesentlich Ersatz bbeeinträchtigen» ht mgemässögzu licverhindern oder zu beseitigen. e. den Beeinträchtigung h r u n g n icliegt b r in g t. Wasserfü Ndie e mit sichbei Schwall mindestens 1,5mal grösser ist als Eine wesentliche Artikel 41e der revidierten Gewässerschutz- a c h te il rhebli he verordnung dann vor, cwenn Abflussmenge n bei Sunk und egleichzeitig «die standortgerechte Menge,seZusammensetzung w ä s r n und Vielfaltbeder ie r ksichtige ücpflanzlichen e S - und tierischen Lebensgemeinschaften it a li s ie r u g von Gverändert werden». nnachteilig v o n G e wässern. tschaftlichen Aus Rev rung wir Art. 38a 26 ü r d ie R evitalisie dschaft sowie die orgen fschlampen ie La n Kantone K 1 Die antone snicht dürfen r d ie N a tur und d ng ergeben. f e st. Sie so ird. rgen utz e n f ü li s ie r u d a f ü r i den Nverpflichtet, Damit bei der Schwall-Sunk-Sanierung beKantone dadie h ausbisdeEnde r Revita nicht so geschlampt wird n wie bei der dSanierungsplanung n en Zeitpla ung vorzulegen Restwassersanierung, b erücksichundung des tigt w wurden , d ie s ic 2014 dem n dBund le g e ihre la n wirkunalle gen sierudie en u ngdurchgeführten p Nutzungs gabzustatten. lan achpBundesamt anschliessend vier JahreRBericht ie e v it aliüber R ic h t- u nd Massnahmen V o r a b e n der SDas 7 Ersatz zu planhat d en bereits g b e i der a c h d en u n i 1 9 2 79 welche 2 SieBAFU für Umwelt Plan 2011 u n eine Vollzugshilfe chen is für diet n Schwall-Sunk-Sanierung m 22 . J publiziert, afürdie aufzeigt,dwie ass diese Beeinträchtigungen , dbestehenden n F r u c htfolgeflä erfasst n u n g s und g setzes vowerden können und wie ebewertet a Verlustdie Art1der la Für einen csowie die Sanierungspflicht k e l es RaumpSanierungsmassnahmen bestimmt werden können. 3 dmöglichen r ti s na h A Schwall-Sunk – Strategische Planung» ist auch für Fischerei- Bunde«Sanierung Die Publikation . leisteninteressant, ver- sser nicht Organisationen die den kantonalen Behörden auf die Finger schauen wollen: f f e in een vor). Snicht s ie W a to n n fester S wen www.bafu.admin.ch/uv-1203-d (eine gedruckte Fassung liegt Einbringe in z u b r in gen, auch . 39 een e Mehr als Art110 kritische t, f e te S Kraftwerke s toffe in S ntersagin der Schweiz rund 130 Kraftwerke Schwall-Sunk. Es ist uderzeit n: ende Insgesamt 1betreiben e n k ö nnen. tt u n g e n bewillige , w e n n überwieg bte ig Sch ü Gebiete n e Das Bundesamt unrein für Umwelt BAFU hat in B e h ö r d annVorabklärung e keiner 110 potentielle b e r b a u te n Schwall-Sunk- s ic h d e r angestr ntonaleund diese in einer n in ü (Seiten 6/7) dargestellt. und ne Baute hüttung erfordern Wasserkraftanlagenkaermittelt Übersichtskarte 2 Die d e e b u n tandortg ine Sc a. für s iche Interessen e hen lässt; . öffentl ic h t erreic 81 s4.2 s e r0t werden kann Ufer- e r s n e r b e zerstörte Z w e c k and a s s e r z o ne v e n , u n d Bundesgesetz chw stalt n Sc hu tz de nr d Ge a d wä u r h erine Fla csse ie m ö g li ch zu ge über de n b. we , GSchG) d so natürlich w in (Gewässerschutzgeshetz 3 Die Sc ü ttungen s en. ersetz eta1ti(Ston ist zu1. August 2013) ässer v e g vom 24. Januar 199 and am in e in em Gew ren d Sunk sses de S chwall un d e s W asserabflu d Pflanzen sowie asser- 39a 2 8 unchageft,n re u n n W Art.mm der Schk weizen srisc tl ic heEidÄgen hen ndoss erens in h e im is chen Tie den Inhabern vo Auf An- g ü e n t werden. ulichen lun ssen vo sve rsa e 2 und 3 der Buende ie ng1, Die Bu nde 1K u r z istisätgze frAb k ) , w lc hsvee rfadssu 2 e n , m ü b e s e it ig n g SuBundesrates vom äcrilhti dert oder de anstelle von ba Art ike l 76 198 7 3 , gestützt auf hwe aBolltscuhaf incein ndt des ic h b ee29.intrAp v e r h in nach Einsicht(S se n tl e n ör beschliesst: Lebensr äume we ulichen Massnahm rks kann die Beh b a tw e en mit serkraf kraftwerk habers eines Was dnen. trag des emm In nor m n b e un tr iebliche a gen : 1. Titel: Allge Mme assnah ine Be sti te n sich nach ssers; 4 a s s n a h m en r ic h g u n g e n des Gewä Die 2 Zw eckM Behteeiniligträchtiwirkungen zu schützen. Art. 1 G r a d d er nac en Ein in Kraft s eit Dieses Gesetz bezwe a. ckt, ddie em Ge wä sse r vor rierung),
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Schwall Sunk Konkrete Massnahmen sind möglich Für die Sanierungen kommen verschiedene bauliche oder betriebliche Massnahmen in Frage, die in dieser Tabelle aufgelistet sind: Massnahmen Probleme, Konfliktpunkte Turbiniertes Wasser nicht in den Fluss einleiten, sondern direkt in einen See (baulich) Distanz, Kosten separates Fliessgewässer für das Landnutzung, Kosten turbinierte Wasser (baulich) Turbiniertes Wasser gezielter in den Fluss einleiten Bau von Rückhaltebecken, Landnutzung, Kosten Kavernen (baulich) Erhöhung Minimalabfluss (ab Stausee, Nutzungsrechte, Wirtschaftlichkeit ab Dotierturbine) (betrieblich) Beschränkung der Leistung; Nutzungsrechte, Wirtschaftlichkeit, Maximalabfluss (betrieblich) Flexibilität Antizyklisches Turbinieren verschiedener Nutzungsrechte, Wirtschaftlichkeit, Zentralen (betrieblich) Flexibilität Verringerung der Abflusswechselraten Nutzungsrechte, Wirtschaftlichkeit, durch langsames, stufenweises An - und Flexibilität Zurückfahren der Turbinen Turbinieren in den Stauraum Nutzungsrechte, Wirtschaftlichkeit eines Laufwasserkraftwerkes Minimierung der betroffenen Gewässerzonen Morphologische Optimierung des Gewäs- Landnutzung, Kosten, Wirksamkeit sers, Gewässerneugestaltung (baulich) Einbau von Hilfswehren (baulich) Kosten, Wirksamkeit Quelle: Synthesebericht Schwall-Sunk, Meile/Fette/Baumann, 2005 5
Kritische Anlagen In der Schweiz entstanden zwischen 1950 und 1970 grosse Speicherseen, die zur Produktion von Spitzenenergie auf Schwall-Sunk-Betrieb ausgerichtet sind. Mit der europäischen Strommarkt-Liberalisierung in den 1990er Jahren und der 2000 erfolgten Gründung der Energiebörse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig nahm das Schwall-Sunk-Phänomen nochmals zu. Diese Karte weist mehr als 110 Anlagen mit einem Schwall/Sunk-Verhältnis aus, das über der kritischen Grenze von 1,5:1 liegt. Bei mehr als 70 Anlagen wird ein Schwall/Sunk- Verhältnis über dem Wert von 5:1 angenommen, welcher in der Literatur als ökologisch gravierend bezeichnet wird. Potenzielle Schwall/Sunk-Verhältnisee (Vs/s) bei der Wasserrückgabestelle einer WKA • Vs/s < 1,5:1 • 1,5 : 1 > Vs/s < 5:1 • Vs/s > 5:1 Quelle BAFU 6
Schwall-Sunk betrifft längst nicht nur die Fische. 50 Prozent der Arten leben im und am Wasser. Sie sind Teil dieser Lebensräume. Deshalb bedroht Schwall-Sunk die gesamte Artenvielfalt rund um den Gewässerraum. Kosten und Finanzierung Für die innerhalb von zwanzig Jahren zu erfolgenden Sanierungen wird mit Kosten von insgesamt rund einer Milliarde Franken gerechnet. Die Kraftwerkbetreiber erhalten von der nationalen Netzgesellschaft (Swissgrid) die Kosten der Sanierungsmassnahmen zurückerstattet. Die Finanzierung erfolgt durch einen Zuschlag von 0,1 Rappen pro Kilowattstunde auf den Übertragungskosten der Hochspannungsnetze. 7
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Beispiel Schiffenen/Saane Das im Kanton Freiburg, an der Grenze zum Kanton Bern liegende Kraftwerk Schiffenen wurde speziell zur Erzeugung von Spitzenenergie erstellt und ging anfangs der 60er Jahre ans Netz. Mit der vom Kanton Bern erteilten Konzession wurde eine maximale Turbinierung von 135 m3/s bewilligt und eine Restwassermenge von 5 m3/s festgesetzt – daraus ergibt sich ein rekordver- dächtiges Schwall/Sunk-Verhältnis von 27:1. Das genügte der Groupe E, welche das Werk betreibt, jedoch nicht und sie begann 2001 damit, das technisch mögliche Maximum von 180 m3/s zu turbinieren, was zu einem Schwall/Sunk- Verhältnis von 36:1 führte. Schwall 150 m3/s Sunk 16 m3/s Groupe E verurteilt Als die Fischer die massive Zunahme der Abflussschwankungen feststellten, schlugen sie Alarm, und nachdem Interventionen beim Betreiber und beim Bund nichts fruchteten, erstatteten sie Anzeigen wegen Konzessions- verletzung und Tierquälerei. 2007 hat der Strafeinzelrichter in Bern den verantwortlichen Direktor wegen der Konzessi- onsverletzung zu einer Busse von 1’000 Franken verurteilt und die Groupe E musste den widerrechtlich erzielten Gewinn von 100‘000 Fran- ken an den Staat abliefern. 8
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Tierquälerei richterlich bestätigt Die Klage wegen Verletzung der Tierschutzgesetzgebung wurde dem freiburgischen Untersu- chungsrichter zugewiesen, der dazu eine Expertise einholte. Die Experten kamen zum Schluss, durch die konzessionierte Nutzung würden jährlich 6‘000 Fische verenden. Der daraus resultie- rende Schaden wurde auf 67‘000 Franken beziffert. Obwohl der Untersuchungsrichter das Verendenlassen von Fischen, welche in der Sunkphase in trocken fallenden Kiesbänken und Tümpeln qualvoll zugrunde gehen, als Tierquälerei qualifizierte, wurde das Verfahren 2008 mit der Begründung eingestellt, gewisse Kollateralschäden müssten bei der Wasserkraftnutzung in Kauf genommen werden. Das von den Fischern eingeleitete Verfahren hat immerhin dazu geführt, dass heute beim Kraftwerk Schiffenen in der Regel die zulässige Spitze von 135 m3 eingehalten wird. Das Schwall/ Sunk-Verhältnis erreicht dabei in der Saane unterhalb Laupen zeitweise den Wert von 9:1und liegt damit schweizweit immer noch im Spitzenfeld und deutlich über dem von der Wissenschaft als ökologisch verantwortbaren Bereich. Beispiel Doubs Am französisch-schweizerischen Grenzgewässer befinden sich innerhalb von zirka 20 km die drei Kraftwerke Le Châtelot, Le Refrain und La Goule, deren Schwall-Sunk-Betrieb sich gegen Goumois hin kumuliert. Das extreme Schwall-Sunk-Regime ist – neben anderen negativen Einflüssen – die Hauptursache dafür, dass das vormals paradiesische Gewässer zum Sorgenkind geworden ist. Der einzigartige Roi du Doubs (SFV-Fisch des Jahres 2013) ist in hohem Masse gefährdet. 2012 wurden nur noch gerade 52 Exemplare gezählt. «Berner Konvention» beschliesst klare Empfehlungen Der SFV hat zusammen mit Pro Natura und WWF Schweiz bei der «Berner Konvention» in Strassburg eine Klage eingereicht und dabei den schweizerischen und französischen Behörden Untätigkeit beim Schutz des akut gefährdeten Roi du Doubs vorgeworfen. Die «Berner Konventi- on» ist ein Übereinkommen des Europarates für den Schutz wild lebender Pflanzen und Tiere und ihrer Lebensgrundlagen. Im Auftrag der «Berner Konvention» hat in der Folge ein unabhängiger belgischer Experte die Situation vor Ort untersucht. Gestützt auf diesen Expertenbericht hat der ständige Ausschuss im Dezember 2013 klare Empfehlungen beschlossen: Schwall-Sunk-Betriebe der Wasserkraft- werke abbauen, Fisch-Durchgängigkeit des Flusses verbessern, alte Wehre abreissen, schädliche Kläranlagen modernisieren, Güllenbelastung durch Bauern reduzieren. 9
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca Beispiel Alpenrhein Im 6‘122 km2 grossen Einzugsgebiet des Alpenrheins befinden sich derzeit 40 Stau- und Kraftwerksanlagen mit einem nutzbaren Speichervolumen von rund 800 Millionen m3. In den Wintermonaten verursachen die Wasserkraftwerke grosse tagesrhythmische Abflussschwankungen. Durch die Überlagerung von zurückgeleitetem Triebwasser verschiedener Kraftwerksanlagen wird ein massiver Schwall- Sunk-Effekt aufgebaut. Die Fischer am Alpenrhein sind überzeugt, dass hauptsächlich die unnatürlichen Abfluss- schwankungen für den massiven Fischrückgang verantwortlich sind. Um den Alpenrhein und seine Zuflüsse als Lebensraum zu erhalten und wieder zum Funktionieren zu bringen, haben sich die Fischereiverbände Liechtenstein, Graubünden, St. Gallen und Vorarlberg zur Arbeitsgemeinschaft «ProFisch Alpenrhein» zusammengeschlossen. Alpenrhein: In der Schwall-Phase (Bild unten) entsteht eine für die Fische problematische Trübung. Beispiel Wallis/Rhone Zwischen 1945 und 1975 wurden auch im 5‘220 km2 umfassenden Einzugsgebiet der Rhone mehrere grosse Speicherseen und leistungsstarke Zentralen gebaut und in Betrieb genommen. Die summierte Speicherkapazität beträgt heute rund 1‘200 Millionen m3, was im Unterlauf der Rhone zu massiven Abflussschwankungen von bis zu einem Meter führt. Eine einschneidende Folge des Schwall-Sunk-Betriebes ist hier insbesondere die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich Wasserstand und Abflussmenge verändern. In den Wintermonaten erreichen die Schwall/Sunk-Verhältnisse einen gewässerökologisch bedenklichen Bereich. Nebst der dringend nötigen 3. Rhonekorrektion wird deshalb der Kanton Wallis aufgrund des neuen Gewässerschutzgesetzes nicht darum herum kommen, auch das Schwall-Sunk-Problem anzugehen. 10
Schwall/Sun gewässer herangezogen benötigt.titionsprogramms Dafür wurde der KWO plus wird die Zen- als Referenzgewäss Betrachtungs- al., 2013a). Die Lütschine zeitraum tralevomInnertkirchen Expertenteam 1 mit einer zusätzlichen (Schweizer et al., 20 festgelegt e Wasserkraft geringfügig Schweizerischer Fischerei-Verband SFV Fédération Suisse de Pêche FSP Turbine und anhand erweitert, womit statistischer Wertedie fürkünftige jeden maxi- wird durch die Wass gnet sich aufgrund der ähn- Federaziun Svizra da Pestga Federazione Svizzera di Pesca male Wasserrückgabe Gewässerabschnitt um 25 m3/s erhöht genutzt und eignet sic eine repräsentative gebietscharakteristik (Grö- wird (Schweizer Abflussganglinie et al., 2012a). Die techni- lichen Einzugsgebiets definiert. herung) und Flussmorpho- schen und ökologischen Planungen dieser sse, Vergletscherung Beispiel nzgewässer. Kraftwerkserweiterung Systemdienstleistungen begannen bereits logie als Referenzgew und Abfluss- Oberhasli/Aare tgruppenprozess regimeJahre vor dem Inkrafttreten der Revision des GSchG Vor wenigen Jahren(Schweizer orientierteetsich 2008). Im 3. al., die Begleitgrupp Die 1925 gegründete Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) nutzt das Einzugsgebiet von 450 km2. rgehen Stromproduktion Auftrag derin KWO Innertkirchen haupt- führten verschiedene und Vorgehe Das Wasser wird in acht Speicherseen mit einem Nutzinhalt von insgesamt 195 Millionen m3 eser Fallstudie gesammelt.wurde die insächlich Mit 26 Turbinen amwird Umwelt- 9 Kraftwerken Strompreis und Ingenieurbüros Spitzenenergieund an der Was- produziert. (Limnex, Im Rahmen dieser F hilfe zum ersten Mal voll- serverfügbarkeit. Büsser, SchneiderSeit dem Jahr 2008 stellt & Jorde Ecological BAFU-Vollzugshilfe zu Di 18.02.2014 Mi 19.02.2014 Do 20.02.2014 Fr 21.02.2014 Sa 22.02.2014 So 23.02.2014 Mo 24.02.2014 endet. Die Bewertung wurde die KWO 12:00 A m3/s Systemdienstleistungen Engineering, 12:00 AquaTerra, (SDL) 12:00 Herzog, be- BWU) ständig angewendet. D 12:00 12:00 12:00 12:00 ertenteam (Limnex, Eawag, reit, womit sowie 44 42 sichForschungseinrichtungen das Betriebsregime deutlich (Eawag, von einem Expertente LCH, Schneider & Jorde verändert hat. Mit EPFL, FH einer SDL verpflichtet Fribourg) umfassende sichgewäs- Büsser, EPFL-LCH, 40 38 36 ineering) durchgeführt und ein Kraftwerk, serökologische 34 bei einem Untersuchungen Stromüberschuss in der Ecological Engineerin 32 endigen Arbeitsschritte in oder -mangel Hasliaare 30 28 im Netz durchinnerhalb (Schweizer kurzer Zeit2013a). die dafür notwendige et al., uppe diskutiert und festge- (im Sekunden-Die 26 24 oder Minutenbereich) dabei gewonnenenregu- Ergebnisse einer Begleitgruppe d eitgruppe vertraten Manfred latorisch 22 20 einzugreifen. erlauben Dieser wichtige eine vollständige Bei- des legt. In der Begleitgrup Bewertung o Tonolla und Martin Huber- trag zurIst-Zustands Netzstabilitätanhandwird einem BAFU-Vollzugs- Kummer, Diego Tonol der Kraftwerk 18 16 14 esamt für Umwelt (BAFU) finanziell 12 10 entschädigt. hilfe (BaumannInetden meisten Fällen al. 2012). Gysi das Bundesamt ney das Amt für Wasser und werden die Kraftwerke auf halber Last ge- 8 6 und Judith Monney da ons Bern (AWA). fahren,Morphologie 4 2 um je nach Bedarf kurzfristig mehr der Schwallstrecke Abfall des Kantons Be ologische Bewertung wird oder weniger Unterhalb Strom vonins Netz einspeisen Innertkirchen lässtzusich dieder KWO mit Die ökologisc 0 AWA Amt für Wasser und Abfall OED Office des eaux et des déchets Reiterstrasse 11 A Schwall-Sunk-Betrieb A095 10 10 Abfluss m3/s/Aare, Schattenhalb, Willigen provisorische Daten Données provisoires Wochenganglinie Aare, Schattenhalb Aareschl. 3011 Bern bflussregime als auch von können. Verglichen Hasliaare mit verschiedene in vier der früheren Situ- morpholo- virulentensowohl vom Abflussr Kleinere Lücken sind nicht dargestellt. © AWA Amt für Wasser und Abfall 2010 ausserordentlich Pegelschwankungen 24.02.2014 HydroPro™ Grafik gie beeinflusst. Daher er- ation führt gischdie Bereitstellung identische von SDL Abschnitte zu gliedern: der Morphologie bee In Innertkirchen erfolgt die Wasserrückgabe in die Hasliaare über zwei Zentralen, welche zusam- ator einemen separate maximal 70 Bewer- einer m3/s turbinieren insgesamt • Die können. weniger beträgt Buhnenstrecke Restwassermenge starkaufgrund schwan- Innertkirchen (0.7freiwilli- einer km) folgte je Indikator ein hnen-, Kiesbank- gen VereinbarungundmitKa- kenden dem Kanton Bern•3Stromproduktion m Aareschlucht 3 /s. auskm) (1.9 Wasserkraft. tung für die Buhnen-, endgültige Gesamtbewer- Dementsprechend • Kiesbankstrecke erfolgt auch die Was- Meiringen Im März 2013 hat die KWO einen so genannten Frequenzumrichter in Betrieb genommen, der (1.4 km) nalstrecke. Die endgü r erfolgteeinen im Rahmen eines flexiblen Betrieb serrückgabe ermöglicht. (Bild Das Abflussregime 1ader und tendenziell KWO1b)weist homogener deshalb heute undnicht mehr tung je Indikator erfolg das bei andern Expertenteam Kraftwerken noch und Begleit- dieübliche • Muster mit Produktionsspitzen Kanalstrecke künstlichen während Meiringen Pegelschwankungen bisdes Tages an Brienzer- fallen Workshops mit Expert Wochentagen und Ruhephasen während der Nacht und übers Wochenende auf, sondern ausser- ser Veranstaltung nahmen ordentlich virulente Pegelschwankungen. see (11.5 weniger deutlich km)Mit der geplanten aus. gruppe. An dieser Ve Schwall 60 m3/s Sunk 3 m3/s 11
Forderungen des SFV Der Schweizerische Fischerei-Verband fordert: 1. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) muss die Liste der sanierungspflichtigen Anlagen spätestens Mitte 2015 publizieren. 2. Die Kantone haben den Betreibern von Kraftwerken mit Schwall-Sunk- Defiziten klare Massnahmen und Zeitpläne aufzuerlegen, mit entsprechendem Controlling. 3. Die Kraftwerke sollen Anlagen mit extremen Schwall-Sunk-Problemen umgehend sanieren. 4. Neukonzessionierungen und die Erneuerung von Konzessionen dürfen nur unter der Auflage erfolgen, dass ein Schwall-Sunk- Verhältnis von höchstens 5:1 sichergestellt wird. Kontaktpersonen Roland Seiler, Zentralpräsident SFV, Moosseedorf, 031 859 09 10, roland.seiler@sfv-fsp.ch Philipp Sicher, Geschäftsführer SFV, Bern, 079 218 59 21, philipp.sicher@sfv-fsp.ch Kurt Bischof, Kommunikation SFV, Hochdorf, 041 914 70 10, kurt.bischof@sfv-fsp.ch Maxime Prevedello, Kommunikation Romandie, Bernex, 022 757 69 57, maxime.prevedello@sfv-fsp.ch Impressum Herausgeber: Schweizerischer Fischerei-Verband, Wankdorffeldstrasse 102, Postfach 261, 3000 Bern 22, info@sfv-fsp.ch, 031 330 28 02 Texte: Roland Seiler, Kurt Bischof Fotos: Laurent Giroud (Seiten 1, 3), Roland Seiler (Seiten 2, 8), Hanspeter Güntensperger (Seite 5), Monika Güntensperger (Seite 6, links), Markus Gebel (Seite 6, rechts), Lukas Bammatter (Seite 7, links), Carl‘Antonio Balzari (Seite 7, rechts), Michel Roggo (Seite 9), Rainer Kühnis (Seite 10), SWV – Fachzeitschrift «Wasser Energie Luft» (Seite 11) Gestaltung/Produktion: bischof | meier, Hochdorf
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