UEFA anerkennt die Fortschritte im Bereich der Kunstrasenherstellung

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UEFA anerkennt die Fortschritte
                    im Bereich der Kunstrasenherstellung
Vergangenheit

Mit dem Bau des „Astrodome“ in Houston in den 60er Jahren, wurde die Stadionbau-Industrie vor ein
neues Problem-„feld“ gestellt; die geschlossene Baseball-Halle verhinderte ein normales Wachsen
und somit das Überleben eines Naturrasens. Bezeichnenderweise wurde ein Chemieunternehmen –
Monsanto – mit der Lösung dieses Problems beauftragt, woraufhin der erste Kunstrasen aus 100%
Nylonfasern hergestellt und im „Astrodome“ verlegt wurde.
In den 70er Jahren dies letzten Jahrhunderts imitierte ein deutsches Unternehmen das amerikanische
Produkt und produzierte einen Kunstrasen aus Polypropylen; ein Material, dass wohl eine
schwächere Widerstandskraft aufweist als Nylon, jedoch das Risiko von Schürfwunden stark
vermindert.
Die beiden oben beschriebenen Spielfelder sind in der Kunstrasenindustrie, als die 1. Generation
bekannt; d.h. reine Kunstrasenfabrikate ohne Füllung.
Die 2. Generation entstand gegen Ende der 70er Jahre als ein anderes Unternehmen ebenfalls einen
Kunstrasen aus Polypropylen produzierte. Die Neuigkeit bei diesem Produkt bestand jedoch darin,
dass die Fasern doppelt so lang und in einem grösseren Abstand „getuftet“ wurden, als die früheren
Fabrikate und der „Teppich“ mit einem Quarzsand aus runden Körnern aufgefüllt wurde.
Genaugenommen handelt es sich bei diesem Produkt um einen Sandplatz mit Kunstfasern; die Rolle
der Faser besteht darin, dass der Sand am Ort verbleibt und nicht zu viel bewegt wird. Mit diesem
neuen Typen wurde die Kunstrasenindustrie revolutioniert, da weniger Fasermaterial benötigt wurde,
womit der Preis um mehr als 50% gesenkt werden konnte.
Seit der Einführung von Kunstrasen haben sich diese beiden Generationen vor allem in den
Sportarten Tennis, Landhockey, American Football und Baseball bewährt. Aus verschiedenen
Gründen wurden diese zwei Typen jedoch im Fussball höchstens als Trainingsgelegenheit benutzt
oder für Spiele der untersten Stufen des nationalen Meisterschaftsbetriebs.
Jeder Fussballer erinnert sich wohl nur ungern an die Folgen einer Fussballbegegnung, die auf einem
der oben beschriebenen traditionellen Kunstrasen-Generation ausgetragen wurde; Fussbrennen,
Gelenkschmerzen, Schürfungen an den Beinen und Ellbogen, unzählige blaue Flecken am ganzen
Körper, usw., Zu allem Übel kam noch der sportliche Frust dazu; dem Ball nachzurennen, der nie
aufhört zu Rollen und immer wie schneller wird, die schwer-berechenbaren Pässe und Schüsse, da
der Ball ganz verschiedene Sprungeigenschaften im Vergleich zum Rasenfeld aufweist, die
Gleichgewichtsprobleme mit nachfolgender Rutschgefahr bei jeder einigermassen unnatürlichen
Bewegung, usw. Wahrscheinlich haben die Torhüter, die gezwungenermassen öfters mit diesen
Spielfeldern in Körperkontakt kommen als die Feldspieler, eine schon verständliche, „hasserfüllte“
Abneigung gegenüber Kunstrasen
Trotz diesen fussball-unfreundlichen Eigenschaften gab es bis heute keine bessere Alternative, als
auf den Kunstrasenplatz auszuweichen, sofern überhaupt ein solches Feld vorhanden war, sobald
der Naturrasen nicht benützt werden konnte. Jeder Fussballer kennt die frustrierenden Gefühle, die
eine Spiel- oder Trainingsabsage mit sich bringt. Zu viele solcher Situationen führen oft dazu, dass
sich Spieler vom Fussball abwenden und sich einer Sportart widmen, die weniger unter den
Witterungsverhältnissen leidet als der Fussball.

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Die Kunstrasenindustrie hat diese negativen Aspekte ihrer Produkte erkannt und die 3. Generation
kreiert. Dieser neue Typ von Kunstrasen bietet nun dem Fussballer sehr ähnliche Eigenschaften wie
der Naturrasen an. Vor allem zeichnen die folgenden Aspekte die neue Generation aus:
•   Die sportspezifischen Eigenschaften, wie das Rollen und Aufspringen des Balles sind im
    Vergleich zu den ersten beiden Generationen stark verbessert und haben beinahe dieselben
    Charakteristiken wie Naturrasen
•   das Risiko von Schürfwunden besteht praktisch nicht mehr
•   eine bessere Stabilität sowie ein verbesserter Halt ist gewährleistet
•   die Spielfläche ist weich und dämpft jeden Sturz oder Schock gut ab
•   Der Spieler dringt mit seinem Schuh in die Rasenfüllung ein, ähnlich wie beim Naturrasen in die
    Grasnarbe
Die neue Generation besteht aus einer längeren Faser (minimum 50mm) als die herkömmlichen
Produkte (max. 35mm). Der Quartzsand wird heute immer noch gebraucht, aber nur noch als
Gewichtsstabilisierung im untersten Bereich des Teppichs, Bereich den der Fussballer nicht berührt.
Über der Sandschicht wird eine Gummigranulat-Schicht eingefüllt, und die letzten 15 – 20 mm
bleiben frei. Dieser Kunstrasenfaser-„Freiraum“ entspricht in etwa dem Naturrasen über der
Grasnarbe.

Gegenwart

Mit der steigenden Anzahl von Fussballspielen auf sämtlichen Ebenen des Fussballs, die u.a. auch
mit der Zunahme der Mitglieder in vielen Fussballverbänden zusammenhängt, haben die
Stadionbesitzer und vor allem die Platzwarte zunehmende Probleme, Spielfelder in einem
akzeptablen Zustand bereit zu stellen. Diese Aufgabe erfordert einen hohen Arbeitsaufwand (mähen,
ausbessern, säen, bewässern, usw.) und benötigt dementsprechend einen zunehmenden finanziellen
Aufwand. Die Kosten für den Unterhalt und die Pflege eines Naturrasens erhöhen sich Jahr für Jahr.
All diese Anstrengungen, um ein einigermassen akzeptables Spielfeld, für eine limitierte Anzahl von
Benützungsstunden zur Verfügung zu stellen ?! .
Vor allem die finanziellen Aufwendungen für eine eher selten benutzte Spielfläche sind den
Verwaltungen von Fussballfeldern verständlicherweise ein Dorn im Auge, weshalb vielerorts ein
Naturrasen durch einen Kunstrasen ersetzt wurde. Zudem sind diese „Naturrasenfelder“ mit all den
verwendeten Kunstdüngern nicht unbedingt Umweltfreundlich.
Diese Tendenzen sind auch heute noch stark verbreitet und wurde durch die 3. Generation geradezu
revolutioniert. In der Kunstrasenbranche spricht man bereits von einem „Boom“. Die
Zukunftsaussichten in dieser Branche sind ausgezeichnet und die Bestellbücher voll.
Die Stadienkommission der UEFA hat bereits vor mehr als zwei Jahren erkannt, dass Alternativen
zum Naturrasen gesucht werden müssen und hat sich deshalb intensiv mit dem Thema „Kunstrasen“
befasst, um ein umfassendes Bild von der Entwicklung in diesem Bereich zu erhalten. Dabei hat auch
diese Instanz feststellen können, dass sich die heutigen Produkte in der Tat erheblich verbessert
haben. Die neuen Fabrikate können mit den traditionellen ungeliebten harten, sandigen, fussball-
unfreundlichen und teilweise sogar gesundheitsgefährlichen alten Kunstrasenfelder der ersten beiden
Generationen nicht mehr verglichen werden.
Diese Kommission hat daraufhin vorgeschlagen, einen Fussballplatz der 3. Generation
anzuschaffen, um der europäischen Fussballfamilie aufzuzeigen, dass die UEFA diese neue
fussballfreundliche Alternative zum Naturrasen ernst nimmt.

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Die UEFA hat diese Idee in die Tat umgesetzt und praktisch vor der Türe zum Haus des
europäischen Fussballs einen Kunstrasenplatz verlegen lassen.

Mit der Einladung aller wichtigsten Kunstrasenhersteller zu einer Informationssitzung im Haus des
europäischen Fussballs anfangs April 2000 wurde dieses Projekt lanciert. Diese einmalige
Zusammenkunft bedeutete, dass sich zum ersten Mal in der Geschichte der Kunstrasenindustrie
sämtliche Konkurrenten versammelten und sich um denselben Auftrag bemühten. Das starke
Interesse an diesem „Prestige“-Projekt hat gezeigt, dass die Hersteller den Fussball heute als einen
neuen, interessanten Markt erkannt haben.
Die folgenden Kunstrasenhersteller haben ihre Produkte offeriert:
•   Edel Gras – (HOL)
•   Limonta – (ITA)
•   Tarkett Sommer – (FRA)
•   Polytan (GER)
•   AstroTurf – (USA / HOL)
•   DESSO DLW – (GER)
•   Fieldturf (Canada / ENG)

In Zusammenarbeit mit einem Kunstrasen-Experten, dem Stadionverwalter und den UEFA
Projektleitern wurde ein Auswahlverfahren erstellt, dass vor allem auf den drei nachfolgenden
ausschlaggebenden Kriterien ruhte:
•   Informationen, Dokumente, technische Angaben, Messwerte, usw. die zusammen mit dem
    Angebot unterbreitet wurden
•   Verlegung an Ort eines Musters von 2 x2 m (all diese verschiedenen Rasenkonstruktionen sind
    heute im Stadion Colovray in Nyon nebeneinander ausgestellt und können zu jeder Zeit von
    jedermann besichtigt / betastet werden)
•   Meinungsbildung durch Befragung von verschiedenen Personen, d.h. den zukünftigen Benutzern
    (Spielern, Trainern und Unterhaltspersonal), die nach dem Benutzen jeweils eine Rangliste erstellt
    haben
Schlussendlich wurde aus den offerierten 12 Produkten das Fabrikat ausgewählt, welches bei den
schon existierenden Bedingungen (bestehende Infrastruktur aus wasserdurchlässigem
Strassenasphalt und einer sehr weichen, an Ort hergestellten, Elastikschicht) die besten
fussballerischen Werte erzielte. Die Länge der Kunstrasenfasern und die Stärke der
Gummigranulateinfüllung wurden bei der Fabrikation und der Verlegung ebenfalls so modifiziert, um
den örtlich ermittelten / gemessenen fussballerischen Resultaten am Besten entsprechen.
Anfangs Juni erfolgte dann die offizielle Bestellung des Kunstrasens, der im Monat Juli verlegt wurde.
Seit Anfang August wird dieser neue Fussballplatz intensiv von den lokalen Fussballvereinen benützt
und ist sofort auf eine grosse Begeisterung gestossen.
In der Zwischenzeit wurde das neue Feld der Stadt Nyon übergeben, wobei sich jedoch die UEFA
mittels einer Vereinbarung das Recht vorbehält, zu jeder Zeit diese neue Spielfläche für ihre
Belangen und Interessen zu benützen.

Zukunft

Mit dem Kauf des Kunstrasens der 3. Generation hat die UEFA ein Zeichen gesetzt und will damit
aufzeigen, dass dieser neu Typ von Kunstrasen für den heutigen und zukünftigen Fussball eine
interessante Alternative zum Naturrasen darstellt. Obwohl diese neuartigen Felder erst seit etwa 2
Jahren in Europa bekannt sind, hat dieses neue System die Kunstrasenindustrie revolutioniert. Viele
Grossklubs (Inter-Milan, AC Milan, Barcelona, Real Madrid, Marseille, Tottenham, Ajax Amsterdam
etc…) haben bereits einen dieser Typen auf ihren Trainingszentren verlegen lassen. Die Branche
rechnet mit einem Boom in den nächsten Jahren und hat bereits entsprechende Massnahmen
ergriffen, um der zukünftigen Nachfrage gerecht zu werden.

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Diese revolutionäre Verbesserung der herkömmlichen Kunstrasen hat die UEFA dazu veranlasst,
über die Möglichkeit nachzudenken, den Kunstrasen auf sämtlichen Ebenen des internationalen
Fussballs zu zulassen. Zur Zeit sind Kunstrasen nur auf den untersten Stufen des Fussballs
zugelassen, vorausgesetzt, dass die Gastmannschaft seine Einwilligung erteilt.
Die Realisierung dieser Idee erscheint verständlicherweise für viele immer noch als undenkbar und
beinhaltet eine gewisse Brisanz. Es stellt sich natürlich die Frage, ob die UEFA eine Mannschaft
zwingen kann, ein Wettbewerbsspiel auf einem Kunstrasen gegen einen Gegner auszutragen,
welcher mit dieser Art von Spielfläche vertraut ist, was zu einer Wettbewerbsverfälschung führen
könnte.
Um diesem Vorwand entgegen zu treten, hat die UEFA zusammen mit der FIFA eine Expertengruppe
gebildet, die sich aus Kunstrasen-Experten und Vertretern der beiden Fussballinstanzen
zusammenstellt.
Diese Gruppe wurde damit beauftragt, Empfehlungen und Normen bezüglich der sportspezifischen
Eigenschaften wie z.B.
•   Kraftabbau
•   Ballsprung
•   Ballrollen (Distanz/Bremswirkung)
•   Ballreflex
•   Rotationsbewegungen
•   Kraftrückgabe
zu erstellen.
Die entsprechenden Werte werden im Vergleichsverfahren Naturrasen zum Kunstrasen erstellt, d.h.
zuerst werden. auf dem Naturrasen Messungen vorgenommen, die dann mit den Resultaten auf
Kunstrasen verglichen werden. Somit ist es möglich eine Wertskala mit minimal/maximal Werten zu
erstellen, welche Erfüllt werden müssen, bevor ein Kunstrasen für internationale Spiele zugelassen
wird.
Die UEFA hat bereits gewisse Massnahmen ergriffen, um diese Gruppe zu unterstützen und hat nach
Inbetriebnahme des neuen Spielfeldes in Nyon drei unabhängige Prüflabors aus drei verschiedenen
Länder mit einer Testserie beauftragt. Dabei wurde u.a. der Kraftabbau, der Ballsprung, das Ballrollen
sowie Rotationsbewegungen simuliert und bewertet. Die angewendeten (zukünftigen europäischen)
Testmethoden haben zum Teil unterschiedliche Resultate ergeben, was die Wichtigkeit der Erstellung
von einheitlichen Werten und Prüfverfahren nochmals unterstreicht. Eine Arbeit welche die
Expertengruppe zur Zeit unternimmt, denn die zukünftigen europäischen Normen erwiesen sich leider
als ungenügend da sie zu fest von nationalen Lobbys abhängen, auf Kriterien welche FIFA und UEFA
keine Rücksicht nehmen muss.
Diese Arbeitsgruppe hat die komplexe Situation bezüglich der Messmethoden analysiert und ist zum
Schluss gekommen, dass die höchsten Fussballinstanzen diesbezügliche Anforderungen und
Kriterien festlegen müssen, um sicherzustellen, dass einheitliche und klar festgelegte Prüfungen
durchgeführt werden. Ein diesbezügliches Testzertifikat, dass von einem FIFA/UEFA anerkanntes
Prüflabor ausgestellt wird, soll daraufhin bescheinigen, dass die geprüfte Spielfläche den verlangten
Anforderungen entspricht.
Mit diesem Vorgehen soll einerseits gewährleistet werden, dass nur die besten und geeignetsten
Produkte für UEFA-Wettbewerbsspiele zugelassen werden, die den FIFA/UEFA-Normen
entsprechen. Andererseits kann mit diesem Verfahren das Ziel erreicht werden, Spiele auf
Kunstrasen auszutragen, ohne eine Zusage des Gegners einzuholen. Schlussendlich erhalten die
Hersteller sowie Benützer ebenfalls wichtige Hinweise bezüglich der Ansprüche eines Fussballers an
den Kunstrasen, was für die UEFA bei sämtlichen Überlegungen und Aktionen zu diesem Thema von
höchster Priorität ist.
Nach Realisierung der vorgegebenen Ziele werden die Mitgliedsverbände über die erstellten Normen,
Richtlinien und Empfehlungen informiert.

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Schlussbemerkungen

Mit der Zunahme der Wettbewerbsspiele auf sämtlichen Ebenen des Fussballs, werden die
Spielfelder einer immer wie stärkeren Benützungsintensität ausgesetzt, was die Pflege und
insbesondere die Erholung des Rasens in starkem Masse beeinflusst. Zusätzlich zu diesem Problem
kommt hinzu, dass heute zunehmend multifunktionelle d.h. kommerzielle, anstatt nur reine
Fussballstadien gebaut werden, Stadionarchitekturen die dem Naturrasen nicht mehr erlauben
natürlich zu wachsen und mit kommerzielle Veranstaltungen den verbleibenden Rasen zu stark
beanspruchen.
Die heutigen interessanten Nutzungskonzepte für diese neuen und modernen Arenen, haben zum
Ziel, aus einem Stadion ein rentableres Unternehmen zu machen als in der Vergangenheit. Dieses
Vorhaben wird jedoch stark vom vergleichsweise „kleinen, grünen Rechteck“ in der Mitte der
Fussballarena, beeinflusst. Abgesehen von Fussballspielen müssen für sämtliche Ereignisse die auf
dem Spielfeld durchgeführt werden, grosse finanzielle und materielle Mittel zur Verfügung gestellt
werden, um den Rasen vor allfälligen Schäden zu schützen.
Heute müssenenorme Summen aufgewendet werden, um ein einigermassen akzeptables Spielfeld
für eine beschränkte Anzahl von Fussballspielen pro Monat zur Verfügung zu stellen.
Mit der 3. Generation von Kunstrasen können diese Probleme mit einem Schlag gelöst werden. Die
Benützungsfrequenz ist uneingeschränkt ohne die anfänglichen sportlichen Eigenschaften über viele
Jahre hinweg zu verlieren. Die erhöhte Möglichkeit zu trainieren und Fussballspiele auszutragen, wird
vor allem den jungen Fussballern sehr entgegenkommen. Spielabsagen oder Trainingsverbote mit
der dazugehörigen Frustration gehören der Vergangenheit an. Die Kosten für Unterhalt und Pflege
sind im Vergleich zu Naturrasen sehr klein, und andere Ereignisse als Fussballspiele können
problemlos und ohne grossen Aufwand organisiert und durchgeführt werden. Schlussendlich kommt
die flache und regelmässige Spielfläche unweigerlich dem technischen und schnellen Fussball
entgegen, was dieser Sportart zu einer weiter steigenden Popularität verhelfen kann.
Die neue Kunstrasen-Generation ermöglicht den Fussballinstanzen heute sich vorstellen zu können,
in absehbarer Zeit ein Qualifikationsspiel oder Endspiel eines wichtigen internationalen Wettbewerbs
auf Kunstrasen austragen zu lassen.

Nützliche Hinweise für den Kauf eines Kunstrasens

Wie bereits erwähnt, hat die neue Generation in der Kunstrasen-Branche einen „Boom“ entfacht, was
die Verkaufszahlen in fast schon „schwindelerregende“ Höhen getrieben hat. Die UEFA ist über
diesen Trend sehr erfreut und erhofft sich vom Entstehen dieses neuen Marktes, dass einerseits die
Anschaffungskosten reduziert und andererseits dass die Produkte weiter entwickelt und noch besser
werden.
Zudem kann ebenfalls beobachtet werden, dass die Produktepalette immer wie grösser wird, was die
Wahl für das „richtige“ Fabrikat sicherlich nicht leichter macht. Angesichts dieser Tatsache und unter
Berücksichtigung der zahlreichen Kontakte mit den verschiedenen Interessenten in diesem Bereich
und in Anbetracht der unterschiedlichen Benutzergruppen vertritt die für den Kauf des „UEFA“-
Kunstrasens in Nyon-Colovray zuständige Projektgruppe die folgende Meinung, die für den Fussball
auf allen Ebenen von Interesse sein dürften:

a)     Kunstrasen für die oberste Wettbewerbsstufe, die sehr konkreten und strengen
       sporttechnischen Zulassungskriterien entsprechen (Tests und Prüfungen mit min./max. Werte)
       und bei denen der Preis sowie die Lebensdauer nachrangig sind.
b)     Kunstrasen von hoher Qualität, die ebenfalls sehr konkreten und strengen sporttechnischen
       Zulassungskriterien entsprechen (Tests und Prüfungen mit min./max. Werte), bei denen
       jedoch die Auswahl stark von Preis und Lebensdauer abhängt.

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c)      Kunstrasen für die Öffentlichkeit (Gemeinden, Vereine in unteren Ligen, Hallenplätze usw.).
        Die betreffenden Erwerber können es sich nicht erlauben, einen Kunstrasen vor Ablauf einer
        Frist von 10 Jahren zu ersetzen. Daher werden die sportspezifischen Eigenschaften sicherlich
        eine untergeordnete Rolle spielen und vor allem die technischen Kriterien und die
        Lebensdauer von höchster Priorität sein.
Bei dieser Analyse handelt es sich um die Ansicht der oben erwähnten Gruppe und soll als
Diskussionsgrundlage dienen.

Für das Projekt „Kunstrasen Nyon-Colovray“ hat die UEFA einen externen Kunstrasen-Experten als
Berater bei gezogen, was sich als wertvoll und im nachhinein als unumgänglich erwiesen hat. Die
UEFA-Administration möchte die bei diesem Projekt gemachten Erfahrungen an die
Mitgliedsverbände sowie mögliche zukünftige Käufer von Kunstrasen weitergeben und hofft sich mit
den nachfolgenden Beschreibungen, nützliche und hilfreiche Ratschläge sowie Hinweise zu
vermitteln.

Standort
Bezüglich des Standortes sind die Möglichkeiten verständlicherweise limitiert. Soweit dies jedoch
möglich ist, sollten die folgenden Aspekte berücksichtigt werden:
•    Wald, Wiesen und stark befahrene Landstrassen verschmutzen das Spielfeld, was zu einer
     Erhöhung der Unterhaltsarbeiten führt. Der Rasen könnte durch eine starke Verschmutzung sehr
     schnell seine fussballerischen Qualitäten verlieren.
•    Tiere können das Spielfeld beschädigen oder beschmutzen

Unterbau
Es ist äusserst wichtig, dass die richtige Wahl bezüglich des Unterbaus getroffen wird. Diesbezüglich
ist es empfehlenswert sich über die folgenden Aspekte beraten zu lassen:
•    Flache Bodenbeschaffenheit, max. Gefälle von 0.8%
•    Wasserdurchlässiger, frostsicherer Unterbau
•    Stabiler Unterbau mit einem wasserdurchlässigen, einschichtigen Strassenasphaltbelag. Der
     grosse Vorteil : der Unterbau muss nicht bei jeder Kunstrasenrenovation erneuert werden. Es ist
     eine einmalige grössere Investition auf minimum 30 Jahre und länger.

Elastikschicht
Die Frage, ob für die neue Kunstrasen-Generation eine Elastikschicht benötigt wird, hat in dieser
Branche einige kontroversen Diskussion entfacht. Die nachfolgende Einschätzung zu diesem Thema
sollen dem zukünftigen Käufer als Hilfeleistung dienen:
•    Obwohl die neue Kunstrasen-Generation in der Anfangsphase gute Werte in bezug auf die
     Schockdämpfung und Kraftrückgabe erzielt, können diese guten Eigenschaften bei kalten
     Temperaturen und durch die Benutzung (Abnutzung und Verschleiss) nach einigen Jahren
     schlechter werden. Eine vorfabrizierte oder an Ort eingebaute Elastikschicht, idealerweise mit
     einem Kraftabauwert min. 50%, die zwischen dem Rasen und der Unterlage verlegt wird, kann
     dem Frost entgegenwirken und trotz dem Verschleissprozess die guten Charakteristiken des
     Spielfeldes länger beibehalten.
•    Eine Elastikschicht erhöht natürlich die Gesamtkosten für einen neuen Kunstrasen.
•    Beim „Colovray-Projekt“ wurde entschieden, die bestehende Elastikschicht, die trotz ihrem Alter
     von 14 Jahren noch in einem guten Zustand ist, weiter zu benützen. Prüfungen bezüglich
     Kraftrückgabe und Schockdämpfung auf Kunstrasen mit und ohne Elastikschicht sowie auf
     Naturrasen haben Vergleichswerte ergeben, wobei die Resultate mit einer Elastikschicht dem
     Naturrasen sehr ähnlich waren. Wie schon beim Unterbau (Asphalttragschicht) erwähnt, kann
     eine    qualitativ  hochstehende       Elastikschicht (hohe     Zugsfestigkeit) bei   mehreren
     Kunstrasenerneuerungen wieder verwendet werden. Im Nyon-Colovray Projekt mussten max.

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5m2 erneuert werden, Verletzungen verursacht durch den Abtransport des alten Rasens. Es ist
    also auch hier eine einmalige grössere Investition auf minimum 30 Jahre und länger. Deshalb wird
    empfohlen entsprechende Prüfungen durchführen zu lassen.

Einzufüllendes Gummigranulat
In den Kunstrasen wird zuerst Quarzsand eingefüllt, je nach Produkt in unterschiedlichen Mengen auf
etwa 10 bis 15 mm um den Rasen zu stabilisieren. Danach wird er mit Gummigranulat weiter verfüllt.
Das schwarze Gummigranulat kann entweder von verschrederten Autoreifen, von industriellen
Gummiabfällen stammen, und das farbige Gummigranulat wird speziell hergestellt.
Beim den Erstbeiden handelt es sich um eine Weiterverwendung / Recycling wobei das zweite
Produkt umweltfreundlicher ist.
Bei Nyon-Colovray Projekt wurde der dritte Typ verwendet, grünes EPDM-Granulat. Die Kosten für
dieses Produkt sind wesentlich höher, die Vorteile :
• Optisch schöneres Fussbalfeld
• 100% umweltfreundlich
• bei einer Erneuerung des Rasens sicher bis zu drei viertel wieder verwendbar. Also auch hier ist
    es eine grössere Investition, aber auf minimum 2 Lebensdauer von Kunstrasen!

Unterhalt
Der Kunstrasen benötigt sicherlich weniger Pflege und Unterhalt als ein Naturrasen. Diesbezüglich
muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass dieser Aspekt unter keinen Umständen vernachlässigt
werden darf, was unweigerlich die Lebensdauer sowie die Spieleigenschaften des Spielfeldes stark
beeinträchtigen wird. Die zukünftigen Besitzer von Kunstrasenfelder sind gut beraten, die
nachfolgenden Empfehlungen ernst zu nehmen:
•   Anforderung eines Unterhaltsprogrammes beim Hersteller/Lieferanten
•   Vertraglich zu vereinbarende „Gross-Reinigung“ nach maximum all 2-3 Jahren Benützung, die
    durch den Hersteller/Lieferanten/Einbauer auf deren Kosten auf die Dauer von 8-10 Jahren
    durchgeführt werden muss
•   Regelmässige Säuberung des Spielfeldes von Naturabfällen (Laub, Baumrückstände, Erde,
    Nussschalen, usw.), Papier, Kaugummi, Zigarettenrückstände, Tierabfälle, usw.
•   Regelmässiges „Bürsten“ des Feldes
•   Allfälliges Nachfüllen von Gummigranulat, bei den stark beanspruchten Stellen wie Penalypunkt
    und Corner.

Umweltverträglichkeit
Die heutigen Bestimmungen bezüglich der Umweltverträglichkeit von Produkten sind von Land zu
Land unterschiedlich. Der Käufer muss jedoch darauf beharren, dass der Hersteller/Lieferant für
sämtliche Produkte und Materialien, die für den Kunstrasen benützt werden die entsprechenden
Umweltverträglichkeitszeugnisse ausgestellt werden. Dies betrifft
•   Die Faser
•   Den Teppich
•   Den Sand
•   Das Gummigranulat
•   Materialien, die für die Verbindung und Kleben der Rasenstreifen und Spielfeldlinien benötigt
    werden

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Garantien
Da die neue Kunstrasen-Generation erst seit wenigen Jahren erhältlich ist, konnten noch keine
aussagekräftigen Studien bezüglich Lebensdauer der Faser und des gesamten Systems erstellt
werden. Demzufolge gewährt die Kunstrasenindustrie zur Zeit eine Mindestgarantie von 8 Jahren,
wobei sich diese Garantie auf das ganze System bezieht. Natürlich wird vor allem die Faser am
meisten belastet und demzufolge abgenützt. Diesbezüglich kann jedoch auf die alten
Kunstrasentypen verwiesen werden, gestützt auf die Erfahrung des Sand-Kunstrasen welcher viel
höheren Verschleissbeanspruchungen unterlag. Für die vorherige Generation wurde dieselbe Faser
verwendet wie für die heutigen neuartigen Kunstrasen. Demzufolge und in Anbetracht der
Erfahrungswerte sowie Prüfresultate aus der Vergangenheit, kann davon ausgegangen werden, dass
eine minimale Lebensdauer von 8 Jahren mehr als realistisch ist.

UEFA - Administration
Claudio Negroni) Nyon , Schweiz

Sportbelags - Experte
Sportfloor TechnologieS
STS - Rolf Hediger, Renens, Schweiz

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