Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger

Die Seite wird erstellt Ulrich Meister
 
WEITER LESEN
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Nach dem Chi fischen

                                           Über Fischen, Energie und Shiatsu
                                                                       Manfred Kickinger

                                                                     Tomas Nelissen
  Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen    Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Tomas Nelissen
Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen   Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Ich und der Fisch
Ich und der Fisch
Es gibt viele Möglichkeiten, wenn es darum geht, einen Fisch an die Fliege zu locken, und das ist auch
gut so. Wenn es eine Formel für ein Erfolgsrezept gäbe, wäre es keine Herausforderung mehr und hätte
seinen Reiz verloren.

Was sollte ich berücksichtigen:
Ich weiß zum Beispiel, dass in einem bestimmten Flussabschnitt einige große Forellen leben und
entschließe mich eine davon zu überlisten. Dabei ist es wichtig, herauszufinden, wo sich die Fische am
häufigsten aufhalten. Ich beginne das Gewässer zu lesen! Wenn ich einfach anfange zu werfen, fange
ich dabei vielleicht einen kleinen Fisch und verscheuche dabei den großen, auf den ich es eigentlich ab-
gesehen habe. Ich nähere mich den Fischen, bis ich meinen Zielfisch sehe und mache einen genauen,
kurzen Wurf anstelle eines plumpen, langen.

Welche Fliege?
Man sollte die Forelle mit einem Muster in Versuchung führen, das ihrer natürlichen Nahrung ähnelt.
Die größten Fische stehen immer an den verstecktesten Stellen, deshalb ist es nicht damit getan,
einfach eine Fliege an das Vorfach zu knoten und sie in Richtung des Fisches zu werfen. Stehen die
Forellen in den tiefen Rinnen, muss ich auch die Fliegen zum Gewässergrund bringen. Wenn sie an
der Oberfläche nach Insekten jagen, darf die Fliege nicht unnatürlich auf der Wasseroberfläche treiben.
Wenn ich das richtig mache, kann ich den Fisch überlisten, bevor er den Braten riecht.

      Es gibt immer neue Herausforderungen, wenn man in unbekannten
     Gewässern fischt und noch mehr, wenn man auf andere Arten fischt.

Doch egal, wo ich fische: Ich muss ein Gewässer lesen können, den Fisch ausfindig machen und die
richtige Fliege auswählen. Und was macht man bei starkem Wind oder bei übers Wasser hängenden
Sträuchern? Dann gibt es noch Hochwasser oder sogar die Gezeiten, das Wetter und, und, und. Die
Liste ist schier endlos. Die Grundlagen des Fliegenfischens lassen sich schnell erlernen, doch die Her-
ausforderung bleibt: ich und der Fisch.

Shiatsu und Fliegenfischen
Als ich als kleiner Bub das erste Mal mit dem Fischen in Berührung kam, fühlte ich sofort, dass es einen
wichtigen Platz in meinem Leben einnehmen würde. Ich konnte natürlich nicht erahnen, dass all die
jahrelangen Erfahrungen, die ich beim Fliegenfischen gemacht habe, Gemeinsamkeiten mit meinem
Beruf als Shiatsu-Praktiker haben werden.
Ich lernte aus Büchern und holte mir Tipps von älteren Fischern. Der Weg war eher mühsam, die Erfolge
waren meist spärlich. Mehrere Jahre gingen vorüber und ich begann an Erfahrungen zu wachsen.
Meine Fehler verhalfen mir zu nützlichen Erkenntnissen.

                                                                                                                                    Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut      Tomas Nelissen                                    Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Ich setzte mich mit den Wurfstilen auseinander. Beschäftigte mich mit Insektenkunde und verbrachte         Der Weg zum „bewussten Sein“
unzählige Stunden die künstlichen Imitate nachzubinden und anzufertigen. Ich tauchte immer tiefer in       Als ich im ersten Jahr der Ausbildung den ersten Teil „Behandlung in der Bauchlage“ absolviert hatte,
diese Welt des Fliegenfischens und mit den Jahren hat es sich verinnerlicht.                               begann ich mit voller Begeisterung die ersten Klienten zu behandeln. Ich ließ keine Gelegenheit aus und
                                                                                                           mit jedem Ausbildungsblock, an dem ich teilnahm, übte ich mehr und mehr. Es stellten sich bald Erfolge
Die Natur als Lehrmeisterin                                                                                ein und ich begann die Zusammenhänge zu verstehen. Jedem Lehrer und Mitstudenten sah ich auf die
Ich liebe es in der Natur zu sein. Ich lasse alles auf mich einwirken, beobachte und bin aufmerksam. Ich   Finger. Mit der Zeit entwickelte ich ein Gefühl dafür, was zu meiner Persönlichkeit und zu meinem Stil
empfinde unendliche Dankbarkeit und Freude Teil dieses Ganzen zu sein. Und wenn ich dann im Fluss          passen könnte. In der Zwischenzeit lernte ich beim Umgang mit den Klienten, mich bei der Behandlung
stehe und das Wasser um mich plätschert, ist es für mich wie ein Eintauchen in meine Welt. In mein Sein.   abzugrenzen. Der Fokus richtete sich immer mehr in meine Mitte. Die Abläufe verinnerlichten sich und
                                                                                                           dabei kam ich immer mehr in diesen „Bewusstes Sein“-Zustand.
             Ein Stein im Wasser ist dann nicht einfach nur ein Stein.                                     Mittlerweile hat sich meine Aufmerksamkeit gesteigert. Mein Gespür für die Meridiane, Tsubos, Klienten
                                                                                                           und die Zusammenhänge hat sich entwickelt. Ich kann auf mein Fühlen vertrauen und bin in der Lage,
             Er kann Unterstand, Laichplatz oder Nahrungsdepot sein.                                       dies auch zu artikulieren. Die für mich schönste Erfahrung, die ich in den vier Jahren gemacht habe, ist
                                                                                                           die Wertschätzung mir und meinen Klienten gegenüber.
Dabei wird meine Aufmerksamkeit geschult und ich bekomme ein Verständnis für die Zusammenhänge
in der Natur. Jede kleinste Veränderung, Bewegung oder auch nur das leiseste Geräusch aktivieren
meinen Instinkt. Ich kann dabei auf meine Gefühle vertrauen und handle intuitiv danach.                         Das löst die Vorurteile, Bewertungen und interpretierten Gefühle auf.
Als ich mit der Ausbildung zum Shiatsu Praktiker begann, lernte ich von Yin und Yang und wie sich alles         Dadurch bekomme ich als Praktiker den Raum, um das Wesen und
gegenseitig beeinflusst. Ich beschäftigte mich mit den Meridianen, den Tsubos und den Diagnosezo-                               in weiterer Folge das Ki zu erreichen.
nen im Hara und am Rücken, mit den Familien und dem Kyo und Jitsu Prinzip, mit dem Einfluss der
Ernährung auf den Bewegungsapparat und den verschiedensten Beschwerden und deren Zuständen,                Und wenn ich einen intensiven Übungstag habe und die Klienten sich die Klinke in die Hand geben, habe
die dadurch hervorgerufen werden.                                                                          ich dieses Gefühl, als würde ich im Wasser stehen. Dann bin ich in meiner Welt, dann bin ich beim Fischen.

                                                                                                                                                                         Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen                                                                       Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Den Zugang finden                                                                                         Das Meer des Seins
Den Durchblick, für eine Behandlungsstrategie auf den jeweiligen Klienten angepasst, zu haben, ist        Der Bauchraum, der in Japan als das Hara bezeichnet wird, nimmt eine ganz besondere Stellung im
eine Kunst für sich. Würde man sein Gegenüber in- und auswendig kennen, wäre es für uns Praktiker         Shiatsu ein. Einerseits dient es als Diagnosezone, kann jedoch auch ganz gezielt als Behandlungsthera-
ein Leichtes einen Plan zu finden. Allerdings könnten wir uns dann kaum abgrenzen. Eine erfolgreiche      pie eingesetzt werden. Es ist das Zentrum des Seins, das jeder Shiatsu-Praktiker mit der Zeit entwickelt,
Arbeit wäre fast unmöglich. Ich habe diese Erfahrung bei Eltern, Geschwistern, Onkeln, Tanten und         um daraus zu schöpfen und zu handeln. Jede Handlung aus dem Hara ist ein aufmerksames, lebendi-
langjährigen Freunden gemacht. Somit ist es gut, dass wir uns Schritt für Schritt nähern. Gerade diese    ges Tun ergänzt mit Konzentration und Entspannung. Kampfkünste, Heilkunst, sogar Fischen bekommen
Herausforderung macht es im Shiatsu so spannend. Sich immer wieder aufs Neue auf den Menschen             eine ganz spezielle Energie aus dem Hara heraus.
einzulassen, aufmerksam zu beobachten, was sich seit der letzten Behandlung verändert hat. Es ist
wichtig, mich als Praktiker auf das Wesentliche zurückzunehmen, um mir und dem Klienten den Raum          Die Aufmerksamkeit und den Atem während der Behandlung auf das Hara zu richten, ermöglicht es mir,
zu geben, die Strategie eventuell neu anzupassen. Nur wenn ich mich abgrenzen kann,                       mich auf das Wesentliche zu reduzieren. Dabei verfeinert sich meine Wahrnehmung und ich kann das Ki
ist es möglich, eine Behandlung fokussiert mit einem Plan durchzuführen. So kann ich das Ki fischen.      des Klienten besser erspüren. Als Shiatsu-Praktiker können wir den Menschen mit unserer Arbeit dabei
Bevor ich mit der Behandlung auf der Matte beginne, richtet sich meine Aufmerksamkeit schon bei der       unterstützen, seine Mitte zu finden.
Begrüßung auf den Menschen, wenn er vor mir steht:
- Fühlt sich die Hand beim Händeschütteln warm oder kalt an? Ist es ein fester, entgegenkommender
  oder ein weicher, eher zurückhaltender Händedruck? Sind die Hände klein oder groß?
- Sieht mir der Klient dabei in die Augen. Sind die Augen klar oder wirken sie etwas fahl?
- Erfüllt der Mensch den Raum mit Ausstrahlung oder traut er sich gar nicht bei der Tür herein?
- Klingt die Stimme kehlig oder vom Bauch kommend?
- Ist der Klient dick oder dünn?
- Kann er seine Beschwerden klar formulieren oder druckst er herum und weiß gar nicht so recht,
  warum er eigentlich hier ist? Und meint er, er hat eigentlich gar keine Beschwerden? Oder will er gar
  nicht darüber reden oder hört er erst gar nicht auf zu erzählen?
- Ist sein Stand ruhig und sicher oder zappelt er herum? Wie steht er auf den Füßen? Liegen die
  Fußsolen am Boden auf oder sind sie gespannt? Knicken die Knöchel nach außen oder innen? Ziehen
  die Knie nach außen mit Tendenz zu O-Beinen oder nach innen mit Tendenz zu X-Beinen?
- Sehe ich einen auffälligen Fülle-Spannungszustand an der Vorderseite der Oberschenkel?
  Fällt mir ein Becken-Schiefstand auf?
- Ist das Os sacrum eher flach oder nach oben stehend? Besteht ein Hohlkreuz? Sind die Schultern
  gleich hoch oder verdreht? Erkenne ich eine auffällige Aufwölbung der Brustwirbelsäule?
- Ist der Kopf gerade oder hat er die Tendenz, in eine Richtung zu neigen?
- Ist die Haut eher trocken oder fettig? Hat der Klient womöglich Schweiß auf der Stirn und sieht man
  es auch an der Kleidung? Sind die Wangen eher eingefallen, blass oder füllig und rot?

      Es gibt so vieles, welches mein bewusstes Sein wahrnimmt.
So kann ich mir schon im Voraus ein Bild über den Ki Status der jeweiligen
 Person machen, bevor ich mir mit gezielten Fragen Klarheit verschaffe.
                   Dann beginnt die Arbeit mit dem Ki.

                                                                                                                                                                       Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen                                                                     Hara Shiatsu Institut      Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Im Meer fischen                                                                                          Bei den Rieselstrecken lasse ich die Fliege auf den Fisch zutreiben. Die Forellen und Äschen fühlen
                                                                                                         sich sicher in ihren Unterständen oder in der Strömung, denn sie sind perfekt an deren Umgebung
Das Hara ist ein wichtiger Bereich für die Diagnose. Jedes Meridian Organ Paar hat eine bestimmte        angepasst. Wenn man sich nicht allzu hastig und plump bewegt, kann man bis auf wenige Meter an
Zone im Hara. Diese liegen einerseits dort, wo sich auch die Organe befinden, oder die Ki Qualität des   sie herankommen. Auch wenn mich die Fische schon längst erkannt haben, bleiben sie immer noch an
betreffenden Meridians tritt an dieser Stelle besonders zum Vorschein. Wenn ich mit der Hara-Diagnose    ihrem Standort, sofern ich mit dem nötigen Wissen und Gespür vorgehe.
beginne, nehme ich mir einige Sekunden Zeit, um mich selbst in meinem Hara zu verankern.
                                                                                                         Dann werfe ich die Forelle an, lasse die Fliege mit Hilfe der Strömung auf sie zutreiben und schon
     Dieser Zustand schärft wie schon erwähnt meine Aufmerksamkeit,                                      schnappt sie danach. An der Angel zappelt und kämpft sie anfangs wie wild und man würde meinen,
                                                                                                         man hat einen Torpedo an der Leine. Doch nach wenigen Minuten lässt die Kraft nach und es ist dann
     Wahrnehmung und ermöglicht mir einen Zugang zu meiner Intuition.                                    doch ein ganz normaler Fisch. Diese Fische haben Jitsu Ki. Wenn man ein paar Regeln befolgt und die
                                                                                                         Umstände passen, kommt man relativ schnell zum Erfolg.
Nun mache ich mir bewusst, dass ich in Wertschätzung bin. So nähere ich mich mit dem nötigen Re-
spekt, um den Klienten nicht zu überfordern. Als erstes platziere ich meine Mutterhand an der Nieren-    Manche Fische wollen nicht erkannt werden
zone am Rücken an der Seite, an der ich sitze. Nun wird mit der zweiten Hand Kontakt zum Hara des
Klienten aufgenommen. Dabei streife ich mit der Handfläche den gesamten Bauchraum ab, um „Hallo          Anders ist es bei den tiefen Abschnitten im Fluss. Wer glaubt, hier einfach eine beschwerte Fliege
zu sagen“.                                                                                               auswerfen zu können, um einen Fisch zu überlisten, der wird eines Bessern belehrt. In dem Moment,
                                                                                                         wo der Fisch auf den Angler aufmerksam wird, bleibt jede Bemühung einen Fang zu machen erfolg-
Danach taste ich mit den Fingerkuppen die einzelnen Zonen ab. Dabei suche ich nach dem Meridi-           los. Sofort verziehen sich die Forellen und Äschen und der Pool wirkt wie ausgestorben. Diese Fische
an mit der meisten Spannung, der als Jitsu Zustand bezeichnet wird. Ein Jitsu Zustand zeigt sich         befinden sich nicht einfach so in den Pools, denn sie sind scheu, fühlen sich im tiefen Wasser sicher
entweder durch Erfühlen offensichtlicher Fülle, durch Pochen und Klopfen oder durch Schmerz. In der      und wollen nicht erkannt werden. Sie verstecken sich, bewegen sich nur so viel, wie notwendig ist, und
Zwischenzeit hat sich meine Mutterhand auch am Hara platziert. Dabei achte ich auf die Resonanz.         sind sehr aufmerksam.
Bleibt das Jitsu oder wird es weniger?

Das „Fischen“ nach dem Kyo

Jetzt suche ich nach der Zone mit dem wenigsten Spannungszustand, der als Kyo bezeichnet wird. Das
Kyo will nicht so einfach entdeckt werden. Es liegt gerne im Verborgenen und versteckt sich. Kyo fühlt
sich wie Leere oder Starre an. Das meiste Kyo nehme ich dann wahr, wenn ich die Verbindung zum
meisten Jitsu finde. Dabei bleibe ich mit einer Hand am Jitsu und taste mit der anderen Hand die Kyo
Zonen ab, bis ich eine Verbindung erkenne. Für mich ist das ein Gefühl, als würde der Jitsu Bereich,
unmittelbar nachdem ich die Verbindung zum Kyo gefunden habe, kleiner. Der Kyo Bereich beginnt sich
stattdessen zu füllen. Nun habe ich den Fisch ausfindig gemacht und beginne mich ihm zu nähern.

             Weise Menschen handeln durch Wissen und Fühlen.
            Wissende Menschen handeln durch Wissen und Denken.
Tiefe Pools und schnelle Rieselstrecken

Wenn ich am Fluss zum Fliegenfischen bin, habe ich es oft mit zwei total unterschiedlichen
Gegebenheiten zu tun. Gerne stehen die Fische beim Wandern in den seichten, schnellen Rieselstrecken
unter überhängenden Bäumen, hinter einem Felsen usw. oder in den tiefen Pools, um sich auszuruhen.
Beide Situationen erfordern eine ganz unterschiedliche Herangehensweise.

                                                                                                                                                                     Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen                                                                    Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Noch ehe ich den Fisch erkenne, hat er mich schon längst gesehen und entweder das Weite gesucht           Ein Jitsu-Bereich fühlt sich hart, zugleich aber durchaus auch elastisch an und tritt manchmal förmlich
oder ich werde einfach ignoriert. Hier ist es wichtig, achtsam und mit Strategie ans Werk zu gehen.       – vor allem, wenn der Bereich in eine Position gebracht wird, um den Meridian zu dehnen – heraus.
Dabei ist es ratsam, sich den Fischen stromaufwärts zu nähern. Denn so bleibe ich unentdeckt. Beim
Heranpirschen muss ich sehr behutsam sein, damit der Fisch keine Vibrationen wahrnimmt. Es ist wie        Eine Kyo-Zone ist auch in gestreckter Position eher schlaff. Obwohl der Bereich weich erscheint, sind
Indianerfischen.                                                                                          bei tieferem Eindringen durchaus Verhärtungen und Spannungen zu spüren. Kyo-Bereiche sind bei
                                                                                                          sehr verspannten Menschen meistens nicht so leicht zu entdecken und kaum zu erreichen. Um den
Dann die richtige Fliege in gezieltem und überlegtem Wurf. Dabei setze ich die Fliegen je nach Was-       Kyo-Bereich zu erfassen, muss erst ein entspannter Zustand erreicht werden. Dafür eignet sich die
sertiefe einige Meter vor dem Fisch ab. Diese Strecke benötige ich, um die Fliege auf Tiefe und somit     Behandlung in Seitenlage der dritten Familie sehr gut. Zusätzlich gibt uns der Zustand des Meridians
zum Fisch zu bringen. Ich darf den Fisch dabei jedoch nicht überwerfen, denn sonst wäre er sofort weg.    Aufschluss darüber, mit welcher Qualität und mit welchem Fokus gearbeitet wird.
Diesen Vorgang muss ich einige Male wiederholen, um den Fisch auf meine Fliege aufmerksam zu ma-
chen, damit ich ihn etwas aus der Tiefe herauslocke. Und wenn der Fisch dann an der Angel ist, glaubt     Kyo offenbart sich tief im Körper, selten an der Oberfläche und spiegelt den
man, es ist ein U-Boot. Er will nicht nach oben. Nur durch Erfahrung und durch das gesammelte Wissen
bekommt man ihn langsam in die Höhe. Es kann eine Weile dauern, bis man ihn dann letzten Endes            Bereich des Unbewussten. Es will sich selbst zeigen, und will nicht forciert
landen kann, und nicht selten gewinnt der Fisch. Hier kommt das Kyo Ki der Fische zum Ausdruck.                werden. Es will mit Mitgefühl (keinesfalls Mitleid) berührt werden.
Kyo und Jitsu                                                                                             Jitsu offenbart sich an der Oberfläche. Es zeigt sich oft auch in den Gliedmaßen, wird bewusst als
                                                                                                          Schmerz wahrgenommen. Es handelt sich dabei um eine harte, resistente, druckschmerzhafte Stelle:
Die Basis für das Konzept von Kyo und Jitsu liegt in der in allem existierenden Dynamik von Yin und       das Sichtbare.
Yang. Kyo bezeichnet einen Zustand mangelnder oder schwacher und ruhiger Energie, welcher der Yin
Qualität zugeordnet wird.

                Jitsu steht für einen Zustand von Fülle und Aktivität,
                     welcher der Yang Qualität zugeordnet wird.
Es wird zwischen dem Gefühl von Leere und Fülle unterschieden, was den Spannungszustand und in
weiterer Folge den Energiefluss des Körpers widerspiegelt.

Das energetische Muster wird beim Konzept von Yin und Yang durch Befragen, Beobachtung von
Verhaltensauffälligkeiten und dem Zuordnen der jeweiligen Symptome festgestellt. Beim Konzept von
Kyo und Jitsu wird der energetische Zustand des jeweiligen Organs am Meridian bzw. an bestimmten
Stellen im Hara und am Rücken, welche die Qualität des jeweiligen Meridians ausdrücken und an die
Oberfläche bringen, festgestellt. Man kann sagen, dass dies der körperliche Beweis für einen momenta-
nen energetischen Zustand ist.

Das Sichtbare und das Versteckte

Weiters ist Shiatsu neben der Verwendung von Moxa- und Schröpftechnik, im Gegensatz zur klassi-
schen TCM, eine reine Körperarbeit. Das Ki wird durch manuelle Einwirkung auf die Meridiane bewegt.
Die Stärke und Notwendigkeit liegen vor allem im Beseitigen von Fülle bzw. Spannungszuständen. Dies
löst meistens eine verhältnismäßig schnelle Reaktion im Körper aus, die man mit Hilfe von Kyo und Jitsu
am Eindeutigsten feststellen kann.

                                                                                                                                                                       Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut    Tomas Nelissen                                                                      Hara Shiatsu Institut      Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Ki – die göttliche Energie des Universums                                                                Der Adler - Eine Parabel von James Aggrey

Ki ist die Kraft des Lebens, die im gesamten Universum vorhanden ist. Jede Veränderung und Bewe-         Einst fand ein Mann bei einem Gang durch den Wald einen jungen Adler. Er nahm ihn mit nach Hause
gung ist Ausdruck und Wirken von Ki. Es ist mehr als der Begriff „Energie“, „Lebensenergie“, „Heiliger   auf seinen Hühnerhof, wo der Adler bald lernte, Hühnerfutter zu fressen und sich wie ein Huhn zu ver-
Geist“ usw. Ki ist der Ursprung des Seins, das in allem und jedem von uns vorhanden ist. Es ist das      halten. Eines Tages kam ein Zoologe des Weges und fragte den Eigentümer, warum er einen Adler, den
Wachsen an materieller und geistiger Substanz und der ewige Kreislauf, denn Ki löst sich nicht auf.      König aller Vögel, zu einem Leben auf dem Hühnerhof zwinge.

Beim Menschen fließt Ki in den Meridianen im physischen Körper genauso wie in psychischen Prozes-        „Da ich ihm Hühnerfutter gegeben und ihn gelehrt habe, ein Huhn zu sein, hat er nie das Fliegen
sen. Alle körperlichen Funktionen und psychischen Aktivitäten werden von Ki gesteuert und angeregt.      gelernt!“, antwortete der Eigentümer. „Er verhält sich genau wie ein Huhn, also ist er auch kein Adler
Die Meridiane sind die Verbindungskanäle und Räume für den Transport und den Informationsaustausch       mehr!“
der Organe, Sinnesorgane, der Körperteile und der damit in Verbindung stehenden Emotionen und
Gefühle. Ki ist ständig in Bewegung. Wird es gebremst oder blockiert, kommt es zu Beschwerden und        „Dennoch“, sagte der Zoologe, „hat er das Herz eines Adlers und kann sicher das Fliegen lernen.“
Krankheiten.                                                                                             Nachdem sie die Sache beredet hatten, kamen die beiden Männer überein, zu ergründen, ob das
                                                                                                         möglich sei. Behutsam nahm der Zoologe den Adler in die Arme und sagte: „Du gehörst den Lüften und
     Schwere Krankheiten, exzessiven Lebenswandel, falsche Ernährung                                     nicht der Erde! Breite Deine Flügel aus und fliege!“

          und Altern (auch Altern im Kopf) kann das Ki mindern.                                          Doch der Adler war verwirrt; er wusste nicht, wer er war; und als er sah, wie die Hühner ihre Körner
            Dies führt zur Verlangsamung der Lebensprozesse.                                             pickten, sprang er hinab, um wieder zu ihnen zu gehören. Unverzagt nahm der Zoologe den Adler am
                                                                                                         nächsten Tag mit auf das Dach des Hauses und drängte ihn wieder: „Du bist ein Adler! Breite Deine
Ein wesentlicher Punkt ist auch der verantwortungsbewusste Umgang mit seinem Ki. Nicht selten wird       Flügel aus und fliege!“ Doch der Adler fürchtete sich vor seinem unbekannten Selbst und der Welt und
der Ki-Fluss durch falsche Indoktrinationen von Wissenschaft, Medien, Religionen, Schule, falscher       sprang wieder hinunter zu dem Hühnerfutter.
Erziehung usw. und durch Abhängigkeit gebremst und blockiert. Deshalb ist es wichtig, zu erforschen,
wie jeder für sich seinen „Ich bin“-Zustand findet. Denn dieser Zustand handelt aus dem Herzen und       Am dritten Tag machte sich der Zoologe früh auf und nahm den Adler aus dem Hühnerhof mit auf einen
berührt, Ki ist der Ursprung des Seins.                                                                  hohen Berg. Dort hielt er den König der Vögel hoch in die Luft und ermunterte ihn wieder: „Du bist ein
                                                                                                         Adler! Du gehörst ebenso den Lüften wie der Erde. Breite jetzt Deine Flügel aus und fliege!“
                                                                                                         Der Adler schaute sich um, sah zurück zum Hühnerhof und hinauf zum Himmel. Noch immer flog er
Schlussbemerkungen                                                                                       nicht. Da hielt ihn der Zoologe direkt gegen die Sonne, und da geschah es: Der Adler begann zu zittern
                                                                                                         und breitete langsam seine Flügel aus. Endlich schwang er sich mit einem triumphierenden Schrei
Was ich am Fliegenfischen so besonders finde und was es für mich bedeutet, möchte ich durch eine         hinauf gen Himmel und flog der Sonne entgegen.
Äußerung eines guten Bekannten, des österreichischen Fliegenfischers Erhard Loidl, zum Ausdruck
bringen.                                                                                                 Es mag sein, dass der Adler immer noch mit Heimweh an die Hühner denkt. Es mag sogar sein, dass er
                                                                                                         hin und wieder den Hühnerhof besucht. Doch soweit irgendjemand weiß, ist er nie zurückgekehrt und
 „Fliegenfischen ist kein Sport, denn Fühlungnahme mit der Kreatur kann                                  hat das Leben eines Huhns wieder aufgenommen. Er war ein Adler, obwohl er wie ein Huhn gehalten
                                                                                                         und gezähmt worden war!
 kein Sport sein. Fliegenfischen ist auch keine Lebenseinstellung. Aber es
bedeutet eine Haltung, die betont ist von der Liebe zur und dem Wissen um                                In diesem Sinne möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich getragen, unterstützt und begleitet
 die Natur – dann erst wird die Eleganz und die Schönheit sichtbar, die in                               haben. Die an mich geglaubt haben, und besonders jenen, die es mir nicht immer allzu leicht gemacht
                                                                                                         haben, denn sonnst hätte ich den Adler in mir nicht wiederentdeckt! Jede Konfrontation, und auch die
                         dieser Leidenschaft liegt.“                                                     mit seinem Körper, bringt wahre Schätze ans Tageslicht.

Was Shiatsu für mich bedeutet und wie sehr es mich berührt, möchte ich durch eine Geschichte ver-        So wie Tomas Nelissen es auch gerne sagt: The sky ist the limit. In unendlicher Dankbarkeit und Liebe,
deutlichen...
                                                                                                         Manfred Kickinger

                                                                                                                                                                       Tomas Nelissen
                              Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen                                                                     Hara Shiatsu Institut     Tomas Nelissen
Nach dem Chi fischen - Über Fischen, Energie und Shiatsu Manfred Kickinger
Tomas Nelissen
Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen   Hara Shiatsu Institut   Tomas Nelissen
Sie können auch lesen