Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Knorr-Bremse Budapest
Der weg zur fünf-Tage-Fabrik

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Inhalt

    Vorwort. Einleitung			                        3
    Die Historie. Rasante Entwicklung			          4
    Der neue Standort. Neues Werk			              6
    Die Fünf-Tage-Fabrik. Der Inhalt zählt			     8
    Das Ziel. Durchlaufzeit			                    10
    Prinzipien und Nutzen. Messbarer Erfolg			    12
    Benchmark. Fünf Tage Durchlaufzeit       		   14

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,

als Knorr-Bremse im Jahre 2008 die Entscheidung traf, nach über zehn Jahren erfolgreicher Produktion von Bremssyste-
men für Schienenfahrzeuge in Ungarn für den Standort Budapest ein vollständig neues Werk zu bauen, war schnell klar,
dass es nicht das alleinige Ziel sein kann, nur ein modernes Gebäude zu errichten. Neben der dringend notwendigen Er-
weiterung der Produktionsfläche musste es auch das Ziel sein, die Abläufe innerhalb des Standortes grundlegend zu
reorganisieren um zusätzlichen Kundennutzen zu erzeugen. Dabei ging es uns insbesondere um mehr Flexibilität durch
verkürzte Durchlaufzeiten, höhere Termintreue und die Qualität und Robustheit unserer Produkte.

Diese Neuausrichtung und die hierfür notwendigen Optimierungen haben wir auf unterschiedlichsten Ebenen durch-
geführt. Neben der Gestaltung der Arbeitsbereiche in der Produktion und der physischen Materialversorgung nach
modernsten Erkenntnissen umfasst sie auch die Abläufe für die Planung der Aufträge, die dem Hauptziel höchstmög­
licher Termintreue unterliegt und unter Berücksichtigung sowohl der Teileverfügbarkeit als auch der optimalen Aus­
nutzung der Produktionsressourcen erfolgt, bis hin zu innovativen Wegen für die Anbindung der Lieferanten an unser
Werk. Im Verlauf des Neubauprojekts wurde der Begriff der 5-Tage-Fabrik geprägt, der den Anspruch einer Durchlaufzeit
von fünf Arbeitstagen für den Großteil der hier erzeugten Produkte unterstreicht. Viele der eingeführten Abläufe wurden
im Rahmen dieses Projekts eigens für den neuen Standort entwickelt.

Nach über zwei Jahren erfolgreicher Produktion in unserem neuen Werk können wir mit Stolz sagen, dass wir mit den
hier entwickelten Konzepten Maßstäbe für den gesamten Unternehmensbereich Knorr-Bremse Systeme für Schienen-
fahrzeuge gesetzt haben. Dabei steht für uns das Streben nach der Erzeugung eines messbaren zusätzlichen Kunden-
nutzens immer im Vordergrund.

Begleiten Sie uns auf dem Weg, den wir zur Erreichung dieser Ziele genommen haben. Ich wünsche Ihnen eine span-
nende Lektüre.

Ihr

Antal Oláh

Geschäftsführer
Knorr-Bremse Vasúti Jármű
Rendszerek Hungária Kft.
                                                                                                                          3
Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Die Historie
    Eine rasante Entwicklung von Knorr-Bremse
    Systeme für Schienenfahrzeuge in Ungarn.

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Mehr als15     Jahre
                                                                                           Produktion in Ungarn.

Die Geschäftsbeziehungen von Knorr-Bremse mit Ungarn reichen zurück bis in die 20er Jahre
des vorigen Jahrhunderts. Doch die jüngere Geschichte von Knorr-Bremse in dem Land be-
ginnt im Jahr 1995: Der Unternehmensbereich Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge
kauft den Großteil der Budapester Niederlassung der früheren Getriebefabrik ATRA. Bislang
wurden dort unter der Lizenz von ZF Friedrichshafen Zahnradgetriebe und deren Teile für die
ungarische Bus- und Lastwagenindustrie hergestellt.

Nach der Sanierung der Niederlassung verlegt Knorr-Bremse im Sommer 1996 die ersten Ma-
schinen und Arbeiten vom Werk in Berlin nach Budapest. Das Unternehmen erhält regelmäßig
neue Aufträge. Der Standort wächst stetig – und rasant. Bis Ende 1997 steigt die Belegschaft
auf 200 Mitarbeiter, der Umsatz auf 18 Millionen Euro. Sechs Jahre später überschreitet der
Standort die 50-Millionen-Euro-Umsatzschwelle.

Rasch muss die Fläche des Werks vergrößert werden. 2006 setzt das Werk auf einer Produk-
tions- und Verwaltungsfläche und mit einer Belegschaft von etwa 550 Personen rund 72 Milli-
onen Euro um. Ein Jahr später sind es schon mehr als 100 Millionen Euro. Schließlich ist die
Grenze des Werks erreicht, Erweiterungen nicht mehr möglich.

Die positive Entwicklung der weltweiten Schienenfahrzeugmärkte veranlasst das Unterneh-
men zur Errichtung eines neuen Werks. Im Sommer 2010 wird es feierlich eröffnet.

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Der neue Standort
    Ein neues Werk für den größten europäischen Knorr-Bremse Produktions-
    standort im Bereich Systeme für Schienenfahrzeuge.

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Produktionsfläche

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Um die hochqualifizierten Mitarbeiter nicht zu verlieren, fiel die Entscheidung, das neue Werk
auf dem Gelände einer alten Reparaturwerkstatt lediglich 700 Meter vom bisherigen Werk
entfernt zu bauen. Im modernsten europäischen Werk des Unternehmensbereichs Systeme
für Schienenfahrzeuge fertigt Knorr-Bremse dort allen voran Komponenten der Drehgestell-
ausrüstungen, aber auch Teile der Bremssteuerung und Luftversorgung. Zusätzlich verankerte
der Konzern im Budapester Werk sein Güterwagenzentrum. Knorr-Bremse gelingt es dadurch,
zahlreiche der in Ost- und Südosteuropa gefertigten Güterwagen mit Bremssystemen auszu-
statten.

Für die Drehgestellausrüstungen stellt der Standort kompakte Bremszangeneinheiten, Klotz-
bremseinheiten, Bremszylinder, Gestängesteller sowie die zu seinen neuesten Produkten
­gehörende Kompakt-Güterwagenbremse her. Bei den Komponenten der Bremssteuerung
 handelt es sich vorwiegend um Chassis von rohrbestückten Bremstafeln sowie Luftleitungen,
 -hähne und -ventile für Pneumatiksystemkomponenten. Für den Bereich Luftversorgung pro-
 duziert der Standort Teile von Kompressoren und Lufttrocknungsanlagen.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf dem Bereich Forschung und Entwicklung. Mit
dem ­Umzug ins neue Werk hat Knorr-Bremse seine Entwicklungskompetenzen und -kapazitä-
ten wesentlich erhöht. In den Bereichen Bremssteuerung (Software, Elektronik, Gleitschutz-,
­Diagnosesysteme sowie Assistenzsysteme zur Unterstützung des Zugführers), Drehgestellaus-
 rüstung (Bremszangeneinheiten, Bremskrafterzeugung, technische Berechnungen, Einbau-
 prüfung und Testgruppe) und Luftversorgung (Lufttrocknungsanlagen) beschäftigt das Unter-
 nehmen mehr als 140 Entwicklungs- und Testingenieure.

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Die Fünf-Tage-Fabrik
    Eine neue Halle allein ist nicht genug: Auf den Inhalt kommt es an!

      Lieferant                                                           Kunde

                      Spanabhebende   Oberflächen-   Montage
                         Fertigung    behandlung

         Teilever-
                           2 Tage        1,5 Tage     1,5 Tage      Auslieferung
         fügbarkeit

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Die Automobilindustrie hat die systematische Verkürzung von Durchlaufzeiten in den ver-
gangenen Jahren in ihren Fokus gerückt. In der Schienenfahrzeugindustrie ist dieses Vorge-
hen auf Grund des Projektcharakters und der vergleichsweise geringen Stückzahlen oder
gar Einzelstücken noch immer ein Novum.

Für die Hersteller von Schienenfahrzeugprodukten sind verkürzte Durchlaufzeiten aus zwei
Gründen besonders herausfordernd:

• D ie Bestandteile der Produkte sind variantenreich und meist von Projekt zu Projekt
  ­unterschiedlich.
• Zudem entstehen die Varianten in aller Regel schon am Anfang der
   Wertschöpfungskette.

Die Herausforderung für das neue Knorr-Bremse Werk Budapest ist also klar: Die Produktions-
und Planungsprozesse müssen so flexibel gestaltet werden, dass die aktuellen und zukünf-
tigen Marktanforderungen erfüllt werden können.

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Knorr-Bremse Budapest Der weg zur fünf-Tage-fabrik
Das Ziel
     Fünf Tage Durchlaufzeit: Ein ambitionierter Wert.

      30 Tage                                                                           Montage
                                                                          Oberflächenbehandlung
      25
                                                                         Spanabhebende Fertigung

      20

      15                             Durchschnittliche Durchlaufzeit

      10

      5

      0
      Alte Fabrik		     Jun 2010		              Dez 2010		             Dez 2011		              Dez 2012

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Ziel des neuen Werks ist, 80 Prozent des Produktionsvolumens innerhalb von fünf Tagen
ausliefern zu können. Der Schritt zu diesem Ziel ist extrem: Rechnete man beispielsweise einst
bei der Produktion einer Klotzbremseinheit mit einer Zeitspanne von 15 bis 25 Arbeitstagen,
muss das Werk den gesamten Prozess nun in fünf Arbeitstagen umsetzen – also in höchstens
einem Viertel der zuvor veranschlagten Zeit. Mit dem neuen Konzept der 5-Tage-Fabrik gelang
Knorr-Bremse eine signifikante Verkürzung der Produktionszeiten.

Der Betrieb der 5-Tage-Fabrik ist überhaupt erst dann möglich, wenn es gelingt, eine Material­
verfügbarkeit von annähernd 100 Prozent zu erreichen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit
den Lieferanten ist folglich ein zentraler Punkt der 5-Tage-Fabrik. Für nahezu alle Lieferanten
setzt Knorr-Bremse deshalb für das jeweilige Lieferspektrum optimale Pull-­Belieferungsmodelle
um. Die Lieferanten erhalten einen regelmäßigen Forecast zur aktiven Planung ihrer Produkti-
onskapazitäten in den Folgemonaten. Auf dieser Basis erfolgen dann im Kurzfristbereich die
tatsächlichen Lieferabrufe.

Wird ein Montageauftrag freigegeben, terminiert er ausgehend von vorher festgelegten
Durchlaufzeiten die jeweiligen Bedarfe in den Vorstufen der Produktion. Die in integrierten
Produktionszellen gebündelte Fertigung erhält daraufhin einen möglichst frühen Start- und
einen möglichst späten Endtermin, an dem die Teile an das Oberflächenbehandlungszentrum
STC (Shared Technology Center) geliefert werden müssen.

Das STC ist eine der wichtigsten Neuerungen bei Knorr-Bremse Budapest. Die neue Produk­
tionseinheit stellt den kompletten Korrosionsschutz der bearbeiteten Gussstücke auf auto­
matischen Linien vom Phosphatieren bis zur schlussendlichen Lackierung her. Vor dem STC
werden die gefertigten Teile in einem Puffer bereitgestellt. Innerhalb eines weiteren Tages
werden die Teile in den STC bearbeitet. Dies entspricht einem weiteren FiFo-Prozess mit fest-
gelegter Durchlaufzeit. So ist sichergestellt, dass das Material erst kurz vor Montagebeginn an
den Montagelinien bereitsteht und nicht erst ein- und wieder ausgelagert werden muss.

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Prinzipien und Nutzen
     Messbarer Erfolg durch konsequente Anwendung von acht Prinzipien.

                             Altes Werk   2010         2011
     Bestandsumschlagsrate      9,9       13,8          14,1
     Produktivitätsindex        100        112          128
     Durchlaufzeit               25        13           8,5

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Der 5-Tage-Fabrik, ihren Teilprozessen sowie deren Übergängen liegen acht Prinzipien
zugrunde:
1. Transparente Informationsprozesse verbessern die Kommunikation
    in sämtlichen beteiligten Bereichen
2. U m Rückmeldungen schnell und effizient zu bearbeiten, sind die
    Entwicklungsabläufe in den Werksalltag integriert
3. L ieferanten- und Beschaffungsabläufe müssen eine Materialpräsenz
    von nahezu 100 Prozent erreichen
4. Integration aller notwendigen Technologien für Komplettbearbeitung
     und kurze Durchlaufzeiten in Produktionszellen
5. Integration des Shared Technology Centers (STC) in die Werksabläufe
6. Einzelstück-Produktion auf der Grundlage standardisierter Arbeitsabläufe
7. Die Heijunka-Planung ermittelt die optimale Men­ge und Reihenfolge
    der Herstellung der Produkte
8. Ein konsequent am Wertstrom orientiertes Werkslayout garantiert
    einen kurzen und trans­parenten Materialfluss

Wenngleich das Ziel der 5-Tage-Fabrik noch nicht für alle Produkte erreicht ist, zeigt die
­Entwicklung von zentralen Kennzahlen das große Potenzial des Konzepts.

                                                                                             13
Benchmark
     Fünf Tage Durchlaufzeit im Projektgeschäft: Einzigartig.

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Es ist dem Projektgeschäft und den vergleichsweise niedrigen Stückzahlen des Schienenfahr-
zeugmarkts geschuldet, dass nur wenige Produkte dieser Branche in Serie gefertigt werden
können. Dies führte nicht nur zu vergleichsweise langen Auslieferungszeiten. Auch konnten
relativ kurzfristige Änderungswünsche nur mit teils hohem Aufwand realisiert werden. Beim
neuen Knorr-Bremse Werk in Budapest gilt dieser jahrzehntelang gültige Zusammenhang
erstmals nicht mehr.

Eine Fabrik, die Produkte für den Schienenverkehrsmarkt produziert, und den deutlichen
Großteil ihrer Produkte innerhalb von fünf Tagen herstellt, ist ein Novum. Zu den branchen­
weiten Alleinstellungsmerkmalen gehört darüber hinaus die Umstellung des Großteils der
­Lieferanten auf intelligente Pull-Belieferungsmodelle und die in innovativen Fertigungszellen
 komplett gebündelte spanabhebende Produktion. Gleichzeitig holte Knorr-Bremse sämtliche
 Produktionsschritte von der Rohteilbearbeitung bis zur schlussendlichen Prüfung zurück, s­ o
 dass die gesamte Produktion in eigenen Anlagen abläuft.

Mit der Kombination aus Materialverfügbarkeit, integrierter Wertschöpfung und Pull-Metho-
den bei konsequenter Anwendung der acht Prinzipien in der Prozessgestaltung hat der
Unternehmensbereich Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge in Budapest zwei Dinge
vereinigt, die bislang nicht vereinbar waren: Hohe Variantenvielfalt mit niedrigen Stückzahlen
einerseits und kurze Durchlaufzeiten mit hoher Flexibilität andererseits.

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Knorr-Bremse Vasúti Jármű
     Rendszerek Hungária Kft.
     Helsinki út 105.
     1238 Budapest
     Tel: +36 1 2894 -100
     Fax: +36 1 2894 -192

     HUNGARY

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