Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL Deutsche Hypertonie Gesellschaft

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     Deutsches Kompetenzzentrum Bluthochdruck

Schwangerschaft und Bluthochdruck

Bluthochdruck tritt bei Frauen meist erst nach den Wechseljahren auf. Eine Ursache ist in den
meisten Fällen nicht nachweisbar. Nierenerkrankungen, die Zuckerkrankheit (Diabetes) und
Gefäßverengungen können allerdings ursächlich für Bluthochdruck sein. In der Schwangerschaft gilt
ein mehrfach beim Arzt gemessener Blutdruck über 140/90 mm Hg als erhöht. Dieser Blutdruck-
Grenzwert wird in bis zu 10 % der Schwangerschaften und bei bis zu 15 % der Erstgebärenden
überschritten.

Obwohl viele Schwangere mit erhöhtem Blutdruck gesunde Babies ohne besondere Probleme zur
Welt bringen, kann Bluthochdruck für Mutter und das Ungeborene außerordentlich gefährlich werden.
Es ist daher wichtig, den Blutdruck während der Schwangerschaft regelmäßig zu überwachen.
Die Früherkennung von Blutdruckveränderungen bietet die Gelegenheit für eine bestmögliche
Behandlung und die Vermeidung ungünstiger Verläufe.

Im Zusammenhang mit der Schwangerschaft treten verschiedene Formen von hohem Blutdruck auf.
Ein bereits vor der Schwangerschaft bestehender Bluthochdruck entweder ohne oder mit
behandelbarer Ursache hält meist auch nach der Niederkunft weiter an. Gegenüber Frauen mit
normalem Blutdruck haben Bluthochdruckpatientinnen ein höheres Risiko einen ungünstigen,
krisenhaften Schwangerschaftsverlauf zu entwickeln.

Die Höhe des Risikos hängt auch davon ab, ob der Bluthochdruck in der einfachen Form ohne
behandelbare Ursache vorliegt oder derjenigen mit Organbeteiligung (z. B. der Niere).

Der unkomplizierte Schwangerschaftshochdruck tritt erst im dritten Drittel der Schwangerschaft auf.
Innere Organe werden nicht geschädigt. Diese Form eines Schwangerschaftshochdrucks endet
spätestens sechs Wochen nach der Geburt.

Die Präeklampsie (Hochdruck und Eiweißausscheidung im Urin) tritt in der Regel erst nach der 20.
Woche auf. In der schwerwiegendsten Form der Eklampsie und dem HELLP-Syndrom kann es bei
der Mutter zu Nierenschäden, Krampfanfällen, Gehirn- und Leberblutungen bis zur Todesfolge
kommen. Beim Ungeborenen wird die Sauerstoffzufuhr und das Wachstum gestört.
Blutdruckmessung in der Schwangerschaft

Zu empfehlen ist die Messung am Oberarm. Gemessen wird im Sitzen nach 2-3 minütigen
Ruhepause. Die Füße sollten unterstützt sein, um eine Stauung in den Venen zu vermeiden. Im
Liegen kann der Blutdruck niedriger sein, weil die vergrößerte Gebärmutter durch Einengung der
Sammelvenen den Rückstrom des Blutes zum Herzen behindern kann.

Die regelmäßige Blutdruckselbstmessung wird empfohlen. Um Messfehler zu vermeiden, ist es
erforderlich, diese erst nach ärztlicher Anleitung und Vergleichsmessungen durchzuführen.
Messungen sollten morgens und abends erfolgen. Wenn sich der Tagesrhythmus des Blutdrucks
umkehrt und die abendlichen Werte höher liegen als morgens, kann dies ein Hinweis auf die
Entwicklung einer Präeklampsie sein. Außerdem kann mit der Blutdruckselbstmessung eine in der
Schwangerschaft verstärkte Neigung zu situationsabhängigen Blutdruckanstiegen (Praxishochdruck
beim Arztbesuch) von einem Fortschreiten des Bluthochdrucks unterschieden werden. Bei normalem
Schwangerschaftsverlauf fällt in der ersten Schwangerschaftshälfte der untere (diastolische)
Blutdruckwertes um 7 bis 10 mm Hg.

Blutdrucksenkende Medikamente in der Schwangerschaft

Ein dauernder Bluthochdruck mit Werten über 140/90 mm Hg kann bereits vor der Schwangerschaft
bestehen oder innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen auftreten. Nach der Entbindung
bleibt die Blutdruckerhöhung länger als sechs Wochen bestehen.

Davon zu unterscheiden ist eine vorübergehende Blutdruckerhöhung, wobei nach der Geburt eine
Normalisierung des Blutdruckes binnen 10 Tagen eintritt. Kennzeichnend ist dabei, dass keine
Wasseransammlungen im Körper entstehen und kein Eiweiss im Urin nachweisbar ist. Bei folgenden
Schwangerschaften tritt in 80-90% der Fälle erneut ein derartiger Blutdruckanstieg auf. Vermutlich
handelt es sich um Vorzeichen eines sich im späteren Leben entwickelnden Bluthochdruckes.

Einige der gebräuchlichen blutdrucksenkenden Medikamente können fruchtschädigend wirken. Im
Körper der Mutter kann durch die Blutdrucksenkung die Durchblutung von Gebärmutter und
Mutterkuchen vermindert werden und damit Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen verursacht
werden. Einige Medikamente, die in den Körper des Ungeborenen gelangen, können dort
Missbildungen von Organen bewirken. Für Alpha-Methyldopa ist nachgewiesen, dass das
Ungeborene nicht geschädigt wird. Außerdem kommen zur Blutdruckksenkung einige (ß 1-selektive)
Betablocker und Dihydralazin in Frage.

Schwangerschaftskrise

Ein plötzlich nach der 20. Woche auftretendes Anfallsleiden mit Krämpfen und Bewußlosigkeit, das
durch die Geburt geheilt wird, ist bereits vor 2000 Jahren beschrieben worden. Wegen des blitzartigen
Auftretens wurde für dieses schwere Krankheitsbild die Bezeichnung Eklampsie gewählt.

Später wurde erkannt, dass andere Veränderungen den sichtbaren Krankheitszeichen vorausgehen
und dafür die Bezeichnung Präeklampsie eingeführt. Dazu zählen ein Blutdruckanstieg, eine
auffallend rasche Wassereinlagerung im ganzen Körper (Ödeme: Gewichtszunahme mehr als 2 kg
pro Woche) und eine Eiweissausscheidung im Urin. Zur Früherkennung gilt es, auf den Blutdruck
und Eiweissausscheidung im Urin zu achten. Die Präeklampsie heilt in der Regel nach der Geburt
völlig aus.

Wer ist mehr gefährdet eine Schwangerschaftshypertonie zu entwickeln?

   Frauen, die bereits vor Eintritt der Schwangerschaft Bluthochdruck hatten
   Frauen, die eine Präeklampsie in einem frühen Stadium einer vorangegangenen
    Schwangerschaft entwickelten
   Frauen, die bereits vor Eintritt der Schwangerschaft übergewichtig waren
   Schwangere, die jünger als 18 Jahre oder älter als 40 Jahre sind
   Frauen mit Diabetes, Nierenerkrankungen, rheumatischer Gelenkentzündung,
    Schmetterlingsflechte (Lupus) oder einer Quellung des Bindegewebes (Sklerodermie)

Wie wird eine Schwangerschaftskrise festgestellt?
Die Ursache einer Präeklampsie ist ungeklärt. Leider gibt es keinen einzelnen Test, der die
Vorhersage des Eintritts einer Präeklampsie erlaubt. Warnzeichen ist ein erhöhter Blutdruck nach der
20. Schwangerschaftswoche. Die zusätzliche Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) kennzeichnet
das Krankheitsbild einer Präeklampsie. Andere Krankheitszeichen, die im Zusammenhang mit einer
Präeklampsie auftreten können, sind anhaltende Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen oder
Lichtempfindlichkeit sowie Leibschmerzen.

Die Empfindungen können aber auch von anderen Erkrankungen verursacht werden und sogar in
normal verlaufenden Schwangerschaften auftreten. In jedem Fall muss aber sofort eine
Präeklampsie und insbesondere bei rechtsseitigen Oberbauchschmerzen ein HELLP-Syndrom
ausgeschlossen werden, da sich diese innerhalb weniger Stunden lebensgefährdend
verschlechtern können. Regelmäßige Arztbesuche dienen dazu, dass Blutdruckerhöhungen oder
das Auftreten von Eiweiß im Urin rechtzeitig erkannt werden.

Wie kann man dieser Schwangerschaftskomplikation vorbeugen?

Wenn Sie bei einem bereits bestehendem Bluthochdruck schwanger werden möchten, sprechen Sie
mit                                              Ihrem                                         Arzt.

Bevor Sie schwanger werden:

     Stellen Sie sicher, dass Ihr Blutdruck gut eingestellt ist. Änderungen Ihrer
      Lebensgewohnheiten, regelmäßige körperliche Anstrengung und Normalisierung Ihres
      Körpergewichts wirken sich unterstützend aus.
     Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Blutdruck Sie und Ihr Ungeborenes beeinflussen kann und
      was Sie zur Minderung von Problemen beitragen können.
     Wenn Sie blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, fragen Sie, ob das Medikament oder
      die Dosis geändert oder das Medikament für die Zeit der Schwangerschaft ausgesetzt werden
      kann. Wegen der Gefahr von Mißbildungen müssen ACE-Hemmer und AT1-
      Rezeptorantagonisten durch andere Substanzen ersetzt werden.
Während der Schwangerschaft:

   Nehmen Sie die Kontrolluntersuchungen wahr
   Meiden Sie Alkohol und Zigaretten
   Besprechen Sie mit Ihrem Arzt alle – auch nicht verschreibungspflichtige – Medikamente, die
    Sie einnehmen.

Herz- oder Gefäßschäden durch Bluthochdruck in der Schwangerschaft?

Die Auswirkungen einer Blutdruckerhöhung in der Schwangerschaft können unterschiedlich sein und
hängen von der Art der Begleitfaktoren ab. Eine Schwangerschaftshypertonie, die sich erst im dritten
Drittel der Schwangerschaft entwickelt, klingt meist innerhalb von einer Woche, spätestens sechs
Wochen nach der Entbindung wieder ab. Eine geringradige Präeklampsie erhöht im Allgemeinen nicht
das Risiko für die Entwicklung einer Bluthochdruckerkrankung. Rechtzeitige und regelmäßige
ärztliche Untersuchungen in der Schwangerschaft sind das Wichtigste, was eine Frau für sich und
ihr Baby tun kann.

Die gefährlichsten Formen einer Schwangerschaftskrise – Eklampsie und
HELLP-Syndrom

Die schwersten Verlaufsformen einer Präeklampsie stellen die Eklampsie und das HELLP-Syndrom
dar. Eklampsie und HELLP-Syndrom können alle Organe im mütterlichen Körper erfassen. Der hohe
Blutdruck ist dann nur eine Begleiterscheinung. Es entwickeln sich Muskel- und Gefäßkrämpfe. Es
kann zum Nierenversagen, zur verstärkten Blutgerinnung in Gefäßen, zum Leberversagen, zu
Lungenödem und sogar zum Tod kommen. Auch das Ungeborene ist betroffen durch die verminderte
Durchblutung von Gebärmutter und Mutterkuchens (Plazenta). Es wird bedroht von vermindertem
Wachstum und Totgeburt. In diesen Fällen muss die Entbindung meistens vorzeitig eingeleitet
werden, um Kind und Mutter zu retten.

Blutdrucksenker während der Stillzeit.
Bei der Auswahl von blutdrucksenkenden Medikamenten in der Stillperiode ist zu berücksichtigen, ob
und in welchem Ausmaß Substanzen in die Muttermilch übergehen und damit in den Körper des
Säuglings gelangen können. Es stehen eine ganze Reihe von Substanzen zur Verfügung, sodass ein
Abstillen wegen der Einnahme von Blutdrucksenkern durch die Mutter nicht erforderlich ist.

Alpha-Methyldopa
        Diese Substanz geht nur in geringem Maße in die Muttermilch über und kann wie in der
        Schwangerschaft weiter gegeben werden
Dihydralazin
        Es gilt ähnliches wie für Alpha-Methyldopa
Betablocker
        Metoprolol bevorzugen
Kalziumantagonisten
        Nifedipin, Nitrendipin, Verapamil
Wassertabletten
        Die Milchproduktion kann bei Einnahme von Wassertabletten (Diuretika) geringer werden.
        Daher sollte diese Klasse von Blutdrucksenkern während der Stillzeit nicht angewendet
        werden.
ACE-Hemmer
        Captopril und Enalapril treten nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Unerwünschte
        Wirkungen sind bei Säuglingen bislang nicht beobachtet worden, jedoch ist die klinische
        Überwachung der Säuglinge ratsam
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