Deutscher Weiterbildungsatlas - Teilnahme und Angebot in Kreisen und kreisfreien Städten - Bertelsmann Stiftung

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Deutscher Weiterbildungsatlas - Teilnahme und Angebot in Kreisen und kreisfreien Städten - Bertelsmann Stiftung
Deutscher
Weiterbildungsatlas
Teilnahme und Angebot in Kreisen
     und kreisfreien Städten
Deutscher Weiterbildungsatlas - Teilnahme und Angebot in Kreisen und kreisfreien Städten - Bertelsmann Stiftung
Der Deutsche Weiterbildungsatlas

Hintergründe und Projektpartner

Wie sind Weiterbildungsangebote und Weiterbildungsteilnahme in Deutschland
regional verteilt? Dieser Frage geht der Deutsche Weiterbildungsatlas in der drit-
ten Ausgabe nach. Wie die bereits im Juli 2016 veröffentlichte zweite Ausgabe so
illustriert auch der aktuelle Atlas die Weiterbildungssituation in den Bundeslän-
dern sowie 401 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten. Zusammen mit dem
Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) haben wir erhebliche regionale
Unterschiede bei den Teilnahmequoten und der Verteilung von Weiterbildungs-
angeboten festgestellt. Die in den Vorjahren genutzten Datenquellen und Berech-
nungsmethoden wurden auch im vorliegenden Weiterbildungsatlas genutzt,
um an die Daten und Erkenntnisse der letzten Jahre anknüpfen zu können.
Grundlage sind die vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung berechneten
Ergebnisse. Datenbasis hierfür sind die Volkshochschulstatistik, die Verbund-
statistik, das IAB-Betriebspanel sowie das Unternehmensregister.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Josef Schrader und
Dr. Andreas Martin vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE)
durchgeführt. Besonderer Dank gebührt Dr. Andreas Martin, der die gesamten
Ergebnisse in Austausch mit den Statistischen Landesämtern und dem Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berechnet hat.

Die vorliegende Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen
Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.

           Alle Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas
           können Sie online abrufen unter:
           kreise.deutscher-weiterbildungsatlas.de

           Der ausführliche Methodenbericht des Deutschen Instituts für
           Erwachsenenbildung ist ebenso online abrufbar unter:
           ergebnisberichte.deutscher-weiterbildungsatlas.de
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Inhalt

     Inhalt

     ZENTRALE ERGEBNISSE
 4   Unverändert große regionale Unterschiede

     EINLEITUNG
 5   Ziele und Inhalte

     WEITERBILDUNGSTEILNAHME
 6   Weiterbildungsteilnahme – Länder und Kreise unterscheiden sich deutlich
10   Weiterbildungsteilnahme von Armen und Geringqualifizierten – Bei Zugang
     zu Weiterbildung deutlich benachteiligt

     POTENZIALAUSSCHÖPFUNG
12   Potenzialausschöpfung – Länder und Kreise nutzen ihre Potenziale
     sehr unterschiedlich
16   Potenzialausschöpfung bei Armen und Geringqualifizierten – Nicht alle
     Bundesländer nutzen ihre Möglichkeiten

     WEITERBILDUNGSANGEBOT
18   Öffentliches Weiterbildungsangebot (Volkshochschulkurse) – Stabiles
     Weiterbildungsangebot im öffentlichen Bereich
20   Gemeinschaftliches Weiterbildungsangebot – Höchste Anbieterdichte in
     Sachsen-Anhalt
22   Privatwirtschaftliches Weiterbildungsangebot – Höchste Anbieterdichte
     in Hamburg und Berlin
24   Betriebliches Weiterbildungsangebot – Mehr Schwankungen in der
     betrieblichen Weiterbildung

26   DATEN UND METHODEN

30   QUELLEN- UND DATENQUELLENVERZEICHNIS

31   IMPRESSUM

                                                                               3
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Deutscher Weiterbildungsatlas

Zentrale Ergebnisse

Unverändert große regionale Unterschiede

                         Die wichtigste Erkenntnis des diesjährigen           Länder und Kommunen nutzen ihre
                         Deutschen Weiterbildungsatlas: Auch im Auswer-       Potenziale unterschiedlich
                         tungszeitraum 2014 bis 2015 gibt es erhebliche
                         regionale Unterschiede in der Weiterbildungsbe-      Weiterbildungsbeteiligung ist regional sehr un-
                         teiligung und im Angebotsumfang. Damit bestä-        gleich verteilt. Auch strukturelle Faktoren wie die
                         tigen sich die Befunde aus den Vorjahren. Neu ist,   soziale und ökonomische Lage der Bevölkerung,
                         dass sich mit dem aktuellen Weiterbildungsatlas      die Wirtschaftskraft oder die ländliche bzw. städti-
                         auch mehrjährige Entwicklungen auf Kreisebene        sche Siedlungsstruktur unterscheiden sich regional
                         nachzeichnen lassen. Dabei wird deutlich, dass       erheblich und beeinflussen damit das Weiterbil-
                         kommunale Weiterbildungsbeteiligung nicht un-        dungsverhalten in Bundesländern und Kommunen.
1 Im Sinne der Lesbar-   veränderlich ist und sich Kommunen 1 auch kurz-      Diese strukturellen Gegebenheiten berücksichtigt
keit sind mit „Kommu-    zeitig positiv sowie negativ entwickeln können.      der Deutsche Weiterbildungsatlas in Form der
nen“ im Deutschen Wei-
                                                                              sogenannten Potenzialausschöpfung. Sie gibt an,
terbildungsatlas stets
                         Nach erneutem Rückgang der bundesweiten              welche Teilnahmequote auf Basis der örtlichen So-
Kreise und kreisfreie
Städte gemeint.
                         Weiterbildungsbeteiligung von 12,6 Prozent (in       zial-, Wirtschafts- und Infrastruktur für eine Re-
                         2012) auf 12,0 Prozent (in 2014) ist die Teilnah-    gion theoretisch zu erwarten wäre. Die einzelnen
                         mequote 2015 auf 12,2 Prozent leicht angestiegen.    Regionen werden also an ihrem eigenen Potenzial
                         Die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland         gemessen und sind damit trotz unterschiedlicher
                         ist immer noch sehr heterogen: Auf Bundesland-       struktureller Voraussetzungen vergleichbar.
                         ebene variiert sie zwischen 7,8 und 15,3 Prozent.
                         Spitzenreiter ist hier (wie auch schon in den Vor-   Wenn die Teilnahmequote vor Ort der statisti-
                         jahren) Baden-Württemberg. Noch deutlicher           schen Erwartung entspricht, beträgt die Poten-
                         sind die Unterschiede auf kommunaler Ebene:          zialausschöpfung 100 Prozent. Die Potenzial-
                         Die Spannweite der Weiterbildungsbeteiligung         ausschöpfung liegt unter 100 Prozent, wenn die
                         reicht dort von geringen 2,3 Prozent in der Graf-    Region hinter den Erwartungen zurückbleibt,
                         schaft Bentheim bis zu weit überdurchschnitt-        beziehungsweise über 100 Prozent, wenn die
                         lichen 22,7 Prozent in Landsberg am Lech.            statistischen Erwartungen übertroffen werden.
                                                                              Hier zeigt sich: Viele Länder und Kommunen
                         Wie bereits im ersten Deutschen Weiterbildungs-      weichen – positiv oder negativ – von der für
                         atlas so nimmt auch die aktuelle Ausgabe neben       sie zu erwartenden Weiterbildungsbeteiligung
                         der Gesamtbevölkerung ab 25 Jahren auch die          ab. Bundesländer wie Baden-Württemberg und
                         Gruppe der Geringqualifizierten in den Blick.        Rheinland-Pfalz übertreffen die Erwartungen
                         Zudem betrachten wir erstmals auch die Gruppe        deutlich (119,7 bzw. 117,3 Prozent). Hingegen
                         der von Armut bedrohten Menschen. Hierbei zeigt      bleiben das Saarland (75,4 Prozent), Berlin
                         sich deutlich, dass Weiterbildung auch über ge-      (77,4 Prozent), Hamburg (80,8 Prozent) und
                         sellschaftliche Gruppen hinweg ungleich verteilt     Brandenburg (86,8 Prozent) deutlich hinter
                         ist: Während schon die von Armut bedrohte Bevöl-     ihren Möglichkeiten zurück. Auch bei der Po-
                         kerung eine Beteiligungsquote von nur 7,7 Prozent    tenzialausschöpfung ist die Spannweite auf
                         aufweist, liegen die geringqualifizierten Menschen   kommunaler Ebene erheblich größer als auf
                         mit einer Weiterbildungsbeteiligung von 5,6 Pro-     Landesebene: Während einige Kommunen die
                         zent noch darunter. Beide Gruppen unterschreiten     statistische Erwartung um über 50 Prozent
                         also deutlich den ohnehin schon niedrigen Durch-     übertreffen, bleiben andere um über 50 Prozent
                         schnitt der Gesamtbevölkerung von 12,2 Prozent.      hinter ihrem Potenzial zurück.

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Weiterbildungsteilnahme               Potenzialausschöpfung                  Weiterbildungsangebot

Alle             Subgruppen           Alle              Subgruppen           Öffentlich   Gemeinsch.   Privatwirt.    Betrieblich

Einleitung

Ziele und Inhalte

Schule, Berufsausbildung und Studium legen die          einen datenbasierten Überblick zur Weiterbil-
Grundsteine für unsere privaten und beruflichen         dungssituation vor Ort. Zentrales Maß für die
Chancen: Sie entscheiden über unsere wirtschaft-        Weiterbildungsaktivität ist die Weiterbildungsteil-
lichen Verhältnisse, soziale Sicherheit und Mög-        nahme. Um sie zu ermitteln, nutzt der Deutsche
lichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe. Weiter-     Weiterbildungsatlas die Ergebnisse der größten
bildung hilft uns, all dies zu erhalten und zu erwei-   regelmäßig erhobenen Bevölkerungsbefragung
tern – selbst wenn die Umstände sich ändern. Des-       in Deutschland: dem jährlichen Mikrozensus.
halb sollte Weiterbildung regional möglichst einheit-   Neben der Weiterbildungsteilnahme auf Landes-
lich zugänglich sein. Doch wie gleich oder ungleich     und Kommunalebene zeigt die sogenannte
sind die Teilnahme und das Angebot an Weiterbil-        Potenzialausschöpfung, wie Länder und Kreise
dungen in Deutschland verteilt? Dieser Frage geht der   ihre strukturellen Voraussetzungen für Weiterbil-
Deutsche Weiterbildungsatlas in der aktuell dritten     dung nutzen. Im Anschluss betrachtet der Deut-
Ausgabe nach: Er illustriert die Angebots- und Betei-   sche Weiterbildungsatlas die unterschiedliche
ligungssituation auf Länder- und Kommunalebene.         Angebotssituation in den Ländern und Kreisen.
                                                        Das umfasst sowohl berufsbildende als auch all-
                                                        gemeinbildende Angebote, die sich auf vier An-
Inhalte des Deutschen Weiterbildungsatlas               bietersegmente verteilen: öffentlich, privatwirt-
                                                        schaftlich, betrieblich und gemeinschaftlich.
Der dritte Deutsche Weiterbildungsatlas wirft           Datengrundlage hierfür sind die Volkshochschul-
erneut einen Blick auf das Weiterbildungsver-           statistik, die Verbundstatistik, das IAB-Betriebs-
halten der Deutschen. Er knüpft damit an die            panel sowie das Unternehmensregister.
vorangegangene Ausgabe an und zeigt, wie
sich Länder und Kreise in den Jahren 2014 und
2015 entwickelt haben. Im Mittelpunkt steht             Regionale Einheiten und
die Wohnbevölkerung ab dem 25. Lebensjahr.              Untersuchungszeitraum
Um dem Aspekt des lebenslangen Lernens gerecht
zu werden, wurde auf eine obere Altersgrenze            Während der erste Deutsche Weiterbildungsatlas
der Gesamtbevölkerung verzichtet. Da soziale            (Auswertungszeitraum 2007 bis 2011) Teilnahme
und wirtschaftliche Ungleichheit das Weiterbil-         und Angebot auf Ebene der Bundesländer und
dungsverhalten stark beeinflussen, wird erneut          Raumordnungsregionen analysiert hat, wurden
die Gruppe der Geringqualifizierten analysiert.         im zweiten Deutschen Weiterbildungsatlas (Aus-
Erstmalig ausgewertet wird auch die Weiterbil-          wertungszeitraum 2012/2013) neben den Bundes-
dungsteilnahme der von Armut bedrohten Bevöl-           ländern die Kreise und kreisfreien Städte in den
kerung – also von Menschen in Haushalten mit            Blick genommen. Mit dem Betrachtungszeitraum
weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsge-         2014 / 2015 und einem erneuten Fokus auf die
wichteten Haushaltseinkommens (Definition nach          401 Kreise und kreisfreien Städte knüpft der dritte
EU und OECD) 2. Diese beiden gesellschaftlichen         Deutsche Weiterbildungsatlas direkt an seinen            2 Im Sinne der Lesbar-

Gruppen werden im zentralen Erwerbsalter von            Vorgänger an. Damit sind erstmals Aussagen zu            keit sprechen wir bei die-
                                                                                                                 ser Gruppe im Folgenden
25 bis 54 Jahren betrachtet, um auf arbeitsmarkt-       kommunalen Entwicklungen des Weiterbildungs-
                                                                                                                 auch von „Armen“.
relevante Erkenntnisse zu fokussieren.                  verhaltens möglich. Kommunen können anhand
                                                        der individuellen Unterschiede und Trends fest-
Den kommunalen Entscheidern und Verantwortli-           stellen, ob sie hinsichtlich Weiterbildung auf einem
chen liefert der Deutsche Weiterbildungsatlas           guten Weg sind oder ob Handlungsbedarf besteht.

                                                                                                                                         5
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Deutscher Weiterbildungsatlas

Weiterbildungsteilnahme

Länder und Kreise unterscheiden sich deutlich

Bundesweit nahmen 2015 durchschnittlich 12,2 Prozent der Bevölkerung an
Weiterbildungen teil. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das eine positive Entwicklung.
Zwischen 2012 und 2014 war die Beteiligung noch gesunken. Mit Ausnahme des Saarlands
weichen die Quoten der Bundesländer vergleichsweise moderat vom bundesweiten
Durchschnitt ab. Ganz anders die Situation auf Kreisebene: Hier bestehen deutliche
Differenzen. So reicht die Spannweite der Weiterbildungsbeteiligung auf kommunaler
Ebene von 2,3 bis 22,7 Prozent.

                      Weiterbildungsquote in den Bundesländern          Stärkster Anstieg in Sachsen,
                      reicht von 7,8 bis 15,3 Prozent                   stärkster Rückgang im Saarland

                      2015 nahmen 12,2 Prozent der bundesdeut-          Die Weiterbildungsbeteiligung in den Ländern
                      schen Wohnbevölkerung über 25 Jahre an            entwickelte sich zwischen 2012 und 2015 sehr
                      Weiterbildung teil. In den meisten Bundeslän-     unterschiedlich: Fast jedes Land verzeichnete
                      dern streuen die Teilnahmequoten moderat          sowohl positive als auch negative Quoten-
                      um diesen Durchschnittswert. Am geringsten        verläufe. In Brandenburg nahm die Weiterbil-
                      ist die Beteiligung im Saarland: Mit 7,8 Pro-     dungsbeteiligung über den gesamten Zeitraum
                      zent ist die Teilnahmequote hier nur halb so      konsistent ab. Eine der positivsten Entwicklun-
                      groß wie in Baden-Württemberg, dem weiter-        gen zeigt Sachsen: Während 2012 die Weiterbil-
                      bildungsstärksten Bundesland (15,3 Prozent).      dungsbeteiligung noch deutlich unter dem bun-
                      Auch Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen          desweiten Durchschnitt lag, verbesserte sich
                      zeichnen sich durch eine vergleichsweise starke   das Bundesland bis 2015 stetig auf überdurch-
                      Weiterbildungsbeteiligung aus (13,7 Prozent;      schnittliche 13,1 Prozent. Alle anderen Länder
                      13,2 Prozent bzw. 13,1 Prozent).                  verzeichneten zwischen 2012 und 2014 zumin-
                                                                        dest in einem Jahr negative Trends. Schlusslicht
                      Während Hamburg mit einer Quote von 12,1 Pro-     ist auch bei dieser Entwicklung das Saarland:
                      zent fast dem Bundesdurchschnitt entspricht,      Von 2014 bis 2015 musste es unter allen
                      fällt die Weiterbildungsbeteiligung in den bei-   Bundesländern den stärksten Rückgang bei
                      den anderen Stadtstaaten Berlin und Bremen        der Weiterbildungsbeteiligung verbuchen.
                      eher unterdurchschnittlich aus (jeweils 10,5      Der zweitstärkste Rückgang erfolgte in Ham-
                      Prozent). Gleiches gilt für das bevölkerungs-     burg – die Hansestadt rutschte damit unter
                      reichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (10,7     den bundesweiten Durchschnitt. Neben Ham-
                      Prozent). Tendenziell ist die Weiterbildungsbe-   burg und dem Saarland haben sich zwischen
                      teiligung im Westen stärker als im Osten und im   2014 und 2015 auch Hessen, Brandenburg und
                      Süden stärker als im Norden. Besonders hervor     Thüringen negativ entwickelt. Positiv verliefen
                      sticht Baden-Württemberg: Zwischen 2012 und       hingegen die Trends in Rheinland-Pfalz,
                      2015 verzeichnet das Bundesland in jedem Jahr     Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen
                      die deutschlandweit höchste Teilnahmequote.       und Mecklenburg-Vorpommern.

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Weiterbildungsteilnahme                            Potenzialausschöpfung                              Weiterbildungsangebot

Alle                  Subgruppen                   Alle                   Subgruppen                   Öffentlich   Gemeinsch.     Privatwirt.        Betrieblich

                                                                                                                                 Teilnahmequote in Prozent, 2015

                                                       Schleswig-                                                                  Hohe Weiterbildungsteilnahme
                                                        Holstein
                                                                      Mecklenburg-
                                                                      Vorpommern                                                       größer 14 %
                     Hamburg
                                                                                                                                       13 bis 14 %
                     Bremen
                                                   Niedersachsen                                                                       12 bis 13 %
                                                                                                     Berlin
                                                                                                                                       11 bis 12 %
                                                                               Brandenburg
                                                                    Sachsen-                                                           kleiner 11 %
                                      Nordrhein-                     Anhalt
                                      Westfalen                                                                                    Niedrige Weiterbildungsteilnahme
                                                                                Sachsen
                                                              Thüringen
                                                   Hessen
                                                                                                                                 Trend in Prozentpunkten, 2012–2015
                                  Rheinland-
                                    Pfalz                                                                                          Verbesserung

                                                                                                                                       größer +1,5 %-Pkt.

                     Saarland                                        Bayern                                                            +0,5 bis +1,5 %-Pkt.
                                                Baden-
                                                                                                                                   Regionen ohne Symbol befinden sich
                                              Württemberg
                                                                                                                                   im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt.

                                                                                                                                       –1,5 bis –0,5 %-Pkt.

                                                                                                                                       kleiner bis –1,5 %-Pkt.

                                                                                                                                   Verschlechterung
Kartierung der Weiterbildungsteilnahme in den Bundesländern
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

Kreise unterscheiden sich stark                                           am Lech und die niedersächsische Grafschaft
                                                                          Bentheim. Mit einer Beteiligungsquote von fast
Deutlicher als bei den Bundesländern streut                               23 Prozent nahmen in der bayerischen Kreis-
die Weiterbildungsbeteiligung auf Kreisebene.                             stadt 2014 / 2015 (anteilsmäßig) zehnmal so
In Bentheim, Prignitz, Schwabach und Lin-                                 viele Menschen an Weiterbildung teil wie in
dau nimmt beispielsweise nur rund jeder 33.                               der Grafschaft.
Einwohner an Weiterbildung teil. In Lands-
berg am Lech, Würzburg, Darmstadt und Pfaf-
fenhofen hingegen ist es mehr als jeder Fünfte.                           Große Varianz auch innerhalb der Länder
Beim Vergleich mit den Vorjahren werden auch
strukturelle, dauerhafte Unterschiede sichtbar.                           Die Teilnahmequoten auf Landesebene erge-
Kreise mit einer offensichtlich strukturell be-                           ben ein nur undifferenziertes Bild von der Wei-
dingten, dauerhaft niedrigen Weiterbildungs-                              terbildungsbeteiligung der deutschen Wohnbe-
beteiligung sind die Grafschaft Bentheim,                                 völkerung. Ein Blick auf die kommunale Ebene
Prignitz, Euskirchen und Aachen. Von 2012                                 macht deutlich, dass innerhalb der Bundeslän-
bis 2015 weisen diese Kreise kontinuierlich                               der Unterschiede bestehen, die wesentlich grö-
geringe Beteiligungsquoten aus.                                           ßer sind als zwischen den Bundesländern. So auch
                                                                          in Bayern: Hier gibt es Kommunen, die bundes-
Anders die Situation in Darmstadt, Landsberg,                             weit zu den weiterbildungsstärksten gehören
Mainz, Würzburg, Pfaffenhofen, Münster                                    sowie Kommunen, die die geringsten Beteili-
oder Erfurt: Sie gehören deutschlandweit zu                               gungsquoten aufweisen. Die Spanne der Weiter-
den strukturell starken Kommunen (im Mit-                                 bildungsquoten auf Kreisebene ist somit groß:
tel 2012 bis 2015). Mit Erfurt befindet sich auch                         In Bayern reichte sie 2014/2015 von 3,0 Prozent
eine ostdeutsche Stadt in der Spitzengruppe.                              in Schwabach bis hin zu 22,7 Prozent in Lands-
Wie weit die Kommunen in Deutschland ins-                                 berg am Lech. Vergleichbare Beispiele finden
gesamt auseinanderliegen, zeigen Landsberg                                sich in jedem Bundesland.

                                                                                                                                                                        7
Deutscher Weiterbildungsatlas - Teilnahme und Angebot in Kreisen und kreisfreien Städten - Bertelsmann Stiftung
Deutscher Weiterbildungsatlas

                      So wie die Teilnahmequoten selbst verläuft auch     wenigen Jahren nach vorne entwickeln. Das ge-
                      deren Entwicklung zwischen 2012 / 2013 und          lingt jedoch nur in Zusammenarbeit der regio-
                      2014 / 2015 in den Kreisen sehr unterschiedlich.    nalen Akteure aus Politik, Wirtschaft, Arbeits-
                      Am stärksten zugenommen hat die Weiterbil-          und Kommunalverwaltung sowie vonseiten der
                      dungsbeteiligung in Sachsen: Die meisten Kreise     Weiterbildungsträger. Sie müssen die Potenziale
                      entwickelten sich positiv. Den größten Rückgang     ihrer Kommune erkennen, nutzen und fördern.
                      an Weiterbildungsbeteiligung verzeichnete das
                      Saarland: Hier verlief der Trend in den meisten     Eine Kommune, die das geschafft hat, wird in
                      Kreisen negativ. Die bundesweit deutlichsten        einer der Fallstudien aus dem letzten Weiterbil-
                      Rückgänge gab es in vergleichsweise starken         dungsatlas beschrieben: So ist es dem thüringi-
                      Kommunen wie Ulm, Main-Taunus und Kassel.           schen Landkreis Sonneberg gelungen, für seine
                      Die größten Zuwächse erzielten dagegen eher         Einwohner ein vielfältiges Weiterbildungsan-
                      schwache Regionen wie zum Beispiel Fürsten-         gebot aufrechtzuerhalten – trotz starkem Be-
                      feldbruck (von 3,4 auf 9,5 Prozent), Zweibrücken    völkerungsrückgang in der Region. Besonders
                      (von 6,9 auf 10,8 Prozent) und Starnberg (von 8,7   die Gruppe der 18- bis 50-Jährigen hatte stark
                      auf 15,3 Prozent). Gerade die Entwicklung die-      abgenommen. Kein Grund für den Landkreis,
                      ser Kommunen ist ein positives Signal für alle      sein Weiterbildungsangebot zu reduzieren.
                      Kreise, die derzeit noch eine geringe Weiterbil-    Im Gegenteil, es wurde sogar optimiert und
                      dungsbeteiligung aufweisen: Geringe Teilnah-        dem Qualifizierungsbedarf vor Ort noch besser
                      mequoten sind nicht in Stein gemeißelt. So wie      angepasst. Ausschlaggebend dafür war – unter
                      starke Kommunen jederzeit wieder zurückfallen       anderem – die gute Kommunikation zwischen
                      können, können sich schwache Kommunen in            den einzelnen Weiterbildungsanbietern.

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Weiterbildungsteilnahme                     Potenzialausschöpfung                          Weiterbildungsangebot

Alle                 Subgruppen             Alle                Subgruppen                 Öffentlich      Gemeinsch.     Privatwirt.       Betrieblich

                                                                                                                             Kartierung der
                                                                                                                             Weiterbildungsteilnahme
                                                                                                                             auf Kreisebene
                                                                                                                             Quelle: Statistisches Bundesamt,
                                                                                                                             Mikrozensus. Berechnungen des
                                                                                                                             Deutschen Instituts für Erwachse-
                                                                                                                             nenbildung

                                                                                                                             Für grau eingefärbte Regionen können
                                                                                                                             keine Daten ausgewiesen werden.

Teilnahmequote in Prozent, 2014 –2015

        Niedrige Weiter-                                                                                                                     Hohe Weiter-
       bildungsteilnahme   kleiner 6,00 %   6,00 bis 9,00 %   9,00 bis 12,00 %   12,00 bis 15,00 %   15,00 bis 18,00 %   größer 18,00 %      bildungsteilnahme

                                                                                                                                                                 9
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Weiterbildungsteilnahme von Armen und Geringqualifizierten

Bei Zugang zu Weiterbildung
deutlich benachteiligt

Arme und Geringqualifizierte im zentralen Erwerbsalter (25 bis 54 Jahre) bilden sich im
Vergleich zur restlichen Bevölkerung deutlich weniger fort: 2015 nahmen nur 7,7 Prozent
der Armen und 5,6 Prozent der Geringqualifizierten an Weiterbildung teil. Dabei profitieren
besonders Geringqualifizierte von Weiterbildung. Da ist es alarmierend, dass sie um zwei
Drittel unter der Beteiligungsquote der Durchschnittsbevölkerung (12,2 Prozent) liegen.

                       Weiterbildung bietet die Chance, beruflich ein-       rhein-Westfalen. Während in Sachsen-Anhalt
                       und aufzusteigen und dadurch für den eigenen          fast jeder elfte Geringqualifizierte an Weiterbil-
                       Lebensunterhalt sorgen zu können. Durch Qua-          dung teilnahm, war es in Nordrhein-Westfalen
                       lifikation und Weiterbildung können Menschen          nur knapp jeder 22. Mit einer Quote von 8,7 Pro-
                       Fachkrafttätigkeiten übernehmen, welche die           zent lag Sachsen-Anhalt auch deutlich über dem
                       Wirtschaft dringend benötigt. Darüber hinaus          Bundesdurchschnitt für Geringqualifizierte (5,6
                       ergeben sich auch gesamtwirtschaftlich positive       Prozent). Insgesamt schnitten elf Bundeslän-
                       Effekte, denn jeder Arbeitslose, der den Sprung       der überdurchschnittlich ab. Die Länder Bran-
                       in die Erwerbstätigkeit schafft, entlastet den So-    denburg, Saarland, Hamburg, Niedersachsen
                       zialstaat. Eine besondere Gruppe bei der Weiter-      und Nordrhein-Westfalen lagen hingegen unter
                       bildung sind demnach die Geringqualifizierten.        dem Bundesdurchschnitt. Wobei das Saarland
                       Für sie ist der Erwerb zusätzlicher Qualifikatio-     von allen Bundesländern die positivste Entwick-
                       nen enorm wichtig. Als geringqualifiziert gilt,       lung verzeichnen konnte: Die Beteiligungsquote
                       wer über keinen berufsqualifizierenden Abschluss      für Geringqualifizierte hat sich hier von 2014 auf
                       verfügt. 2015 zählten dazu 13,2 Prozent der Deut-     2015 nahezu verdoppelt. Deutlich positive Trends
                       schen (Statistische Ämter des Bundes und der Län-     zeigten auch Rheinland-Pfalz und Berlin. In acht
                       der, 2017). Das sind weniger als in den Vorjahren,    Bundesländern war die Quote hingegen rückläu-
                       doch ist ihre Arbeitslosenquote – entgegen dem        fig. Grundsätzlich unterscheiden sich die Län-
                       bundesweiten Trend – gestiegen. Mit 20,3 Prozent      der in der Weiterbildungsbeteiligung für Gering-
                       lag sie 2015 um das Fünffache über der Quote von      qualifizierte deutlich. Betrachtet man jedoch
                       Menschen mit Berufsabschluss (4,0 Prozent; IAB        die Beteiligung der Durchschnittsbevölkerung
                       2016). Wer beruflich nicht ausreichend qualifiziert   (12,2 Prozent), zeigt sich, dass bei der Weiterbil-
                       ist und über keine formalen Abschlüsse verfügt,       dung von Geringqualifizierten deutschlandweit
                       hat also ein ungleich höheres Arbeitslosenrisiko.     Handlungsbedarf besteht.

                                                                             Weiterbildungsbeteiligung bei
                       Deutliche Länderunterschiede auf                      Armen ebenfalls niedrig
                       niedrigem Niveau
                                                                             Auch bei der armutsgefährdeten Bevölkerung
                       Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Gering-         sind die Teilnahmequoten weit unterdurch-
                       qualifizierter fortbildet, lag 2015 in Sachsen-       schnittlich. Mit einer Beteiligung von bundesweit
                       Anhalt fast doppelt so hoch wie in Nord-              7,7 Prozent bilden sich anteilsmäßig zwar mehr

10
Weiterbildungsteilnahme                              Potenzialausschöpfung                            Weiterbildungsangebot

  Alle                   Subgruppen                    Alle                 Subgruppen                   Öffentlich       Gemeinsch.     Privatwirt.      Betrieblich

                 Geringqualifizierte 2015                                                     Arme 2015

                    Schleswig-                                                          Schleswig-
                     Holstein      Mecklenburg-                                          Holstein       Mecklenburg-
                                   Vorpommern                                                           Vorpommern
                    Hamburg                                                             Hamburg
           Bremen                            Berlin                            Bremen                            Berlin
                      Nieder-                                                              Nieder-
                      sachsen               Brandenburg                                    sachsen              Brandenburg
                                 Sachsen-                                                            Sachsen-
   Nordrhein-                     Anhalt.                               Nordrhein-                    Anhalt.
   Westfalen                                                            Westfalen
                                             Sachsen                                                             Sachsen
                            Thüringen                                                            Thüringen
                Hessen                                                               Hessen
                                                                                                                                       Teilnahmequote in Prozent, 2015
Rheinland-                                                          Rheinland-
  Pfalz                                                               Pfalz                                                              Hohe Weiterbildungsteilnahme

                                                                                                                                            größer 9 %
Saarland                          Bayern                            Saarland                           Bayern
              Baden-                                                              Baden-                                                    8 bis 9 %
            Württemberg                                                         Württemberg
                                                                                                                                            7 bis 8 %

                                                                                                                                            6 bis 7 %

                                                                                                                                            kleiner 6 %

                                                                                                                                         Niedrige Weiterbildungsteilnahme

  Kartierung der Weiterbildungsteilnahme in den Bundesländern
  Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

  Arme als Geringqualifizierte weiter, doch liegt                           Wie auch bei den Geringqualifizierten unter-
  auch diese Quote noch deutlich unter der Betei-                           scheidet sich die Weiterbildungsbeteiligung der
  ligung der restlichen Bevölkerung. 2015 lebten                            Armen je nach Bundesland deutlich. Mit 10,1
  in Deutschland 12,9 Millionen Menschen unter-                             Prozent liegt sie in Bremen um zwei Drittel über
  halb der Armutsgrenze (Der Paritätische Ge-                               dem Saarland (6,0 Prozent). Direkt auf Bremen
  samtverband, 2017) – allerdings inklusive Kin-                            folgen Sachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und
  dern und Rentnern, die bei der Betrachtung der                            Schleswig-Holstein. Die Länder Sachsen-Anhalt,
  Armen im Weiterbildungsatlas nicht erfasst sind.                          Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen weisen
  Zudem gibt es Überschneidungen zwischen der                               hingegen – neben dem Saarland – die geringsten
  Gruppe der Armen und der Gruppe der Gering-                               Quoten auf. Im Ergebnis unterscheidet sich die
  qualifizierten. So sind Geringqualifizierte häufig                        Situation der Armen also kaum von der Situation
  auch armutsgefährdet: 2014 hatten sie gegen-                              der Geringqualifizierten: Sie nehmen in jedem
  über formal qualifizierten Menschen ein dop-                              Bundesland weit unterdurchschnittlich an Wei-
  pelt so hohes Risiko zu verarmen (Statisti-                               terbildung teil. Weiterbildung ist somit sehr un-
  sches Bundesamt, 2015). Umgekehrt sind Arme                               gleich verteilt – sowohl räumlich als auch über
  nicht unbedingt geringqualifiziert. Auch gut                              die verschiedenen Bevölkerungsgruppen hinweg.
  gebildete Menschen sind von Armut betroffen.                              Neben ihren individuellen Bedarfen vor Ort müs-
  In Deutschland reicht es bereits aus, alleiner-                           sen die Bundesländer also grundsätzlich prüfen,
  ziehend zu sein, um sein Armutsrisiko gegen-                              wie gerade geringqualifizierte und armutsgefähr-
  über einem Paarhaushalt um das Fünffache zu                               dete Menschen stärker für Weiterbildung ge-
  erhöhen. Dass Arme eher an Weiterbildung teil-                            wonnen und dabei unterstützt werden können.
  nehmen als Geringqualifizierte, hängt also auch
  damit zusammen, dass der Anteil bildungs-
  ferner Menschen unter den Armen geringer
  ist – allein schon durch die vielen, häufig gut
  ausgebildeten Alleinerziehenden.

                                                                                                                                                                            11
Deutscher Weiterbildungsatlas

Potenzialausschöpfung

Länder und Kreise nutzen ihre
Potenziale sehr unterschiedlich

Länder und Kommunen unterscheiden sich teils deutlich in ihrer regionalen Sozial- und
Wirtschaftsstruktur: Es gibt einkommensschwache Regionen, wirtschaftsstarke Kommunen
mit einer hochqualifizierten Bevölkerung oder Landstriche, in denen kaum Erwerbstätige
leben. All das hat Einfluss auf die Weiterbildungsbeteiligung. Die entscheidende Frage ist,
wie gut Länder und Kommunen ihre Voraussetzungen nutzen. Gelingt es ihnen also, auch bei
ungünstigen Bedingungen viele Menschen für Weiterbildung zu aktivieren? Oder liegen sie
trotz guter struktureller Voraussetzungen unter ihren Möglichkeiten? Eine Antwort auf diese
Fragen gibt die Potenzialausschöpfung. Sie ist ein geeignetes Maß, um strukturell starke
und schwache Kommunen miteinander vergleichen zu können.

                       Für jedes Land und jede Kommune lässt sich        Um Länder und Kreise trotz ihrer unterschied-
                       berechnen, wie viele Menschen dort theoretisch    lichen strukturellen Bedingungen miteinander
                       an Weiterbildung teilnehmen sollten. Bei den      vergleichen zu können, wurde ihre Potenzial-
                       Bundesländern ergibt sich die zu erwartende       ausschöpfung ermittelt. Sie zeigt an, um wie
                       Weiterbildungsbeteiligung aus den sozialen,       viel Prozent die tatsächliche Beteiligung von
                       wirtschaftlichen und demographischen Merk-        der zu erwartenden Beteiligung abweicht.
                       malen ihrer Bevölkerung. Dazu zählen u. a.        Der Erwartungswert entspricht dabei für jedes
                       die Altersstruktur, die Bildungssituation oder    Land und jeden Kreis 100 Prozent. Liegt die
                       die Einkommensverhältnisse. Auf Kreisebene        regionale Potenzialausschöpfung unter 100,
                       fließen noch siedlungs- und infrastrukturelle     nutzt ein Land bzw. Kreis seine strukturellen
                       Faktoren (z. B. Einwohnerdichte und Verkehrs-     Voraussetzungen für Weiterbildung nicht aus.
                       anbindung) in den statistischen Erwartungs-       Liegt sie über 100, ist die Weiterbildungsteil-
                       wert mit ein sowie auch gesamtwirtschaftli-       nahme höher, als den regionalen Bedingungen
                       che Aspekte (z. B. die wirtschaftliche Stärke).   nach zu erwarten wäre. Bei einer Potenzialaus-
                       Berücksichtigt man all diese Faktoren, ist bei-   schöpfung von 100 Prozent entspricht die Teil-
                       spielsweise für die Städte Heidelberg und         nahme der statistischen Erwartung.
                       Emden eine unterschiedliche Weiterbildungs-
                       quote zu erwarten: Mit einer jüngeren Alters-
                       struktur in Heidelberg, geringen Fahrzeiten       Bundesländer: Potenzialausschöpfung
                       zum Oberzentrum sowie einer relativ starken       zwischen 75 und 120 Prozent
                       Bruttowertschöpfung ist hier statistisch mit
                       einer stärkeren Beteiligung zu rechnen als in     In sechs der 16 Bundesländer bildeten sich
                       Emden, wo der Altersdurchschnitt etwas höher      2015 deutlich mehr Menschen weiter, als den
                       ist, die Fahrzeiten länger sind und die Wirt-     strukturellen Voraussetzungen nach zu er-
                       schaftskraft geringer ausfällt.                   warten gewesen wäre. Mit einer Potenzialaus-

12
Weiterbildungsteilnahme                            Potenzialausschöpfung                              Weiterbildungsangebot

Alle                  Subgruppen                   Alle                   Subgruppen                   Öffentlich   Gemeinsch.     Privatwirt.         Betrieblich

                                                                                                                                 Potenzialausschöpfung
                                                                                                                                 in Prozent, 2015

                                                       Schleswig-                                                                  Hohe Potenzialausschöpfung
                                                        Holstein
                                                                      Mecklenburg-
                                                                      Vorpommern                                                       größer 115 %
                     Hamburg
                                                                                                                                       105 bis 115 %
                     Bremen
                                                   Niedersachsen                                                                       95 bis 105 %
                                                                                                     Berlin
                                                                                                                                       85 bis 95 %
                                                                               Brandenburg
                                                                    Sachsen-                                                           kleiner 85 %
                                      Nordrhein-                     Anhalt
                                      Westfalen                                                                                    Geringe Potenzialausschöpfung
                                                                                Sachsen
                                                              Thüringen
                                                   Hessen
                                                                                                                                 Trend in Prozentpunkten, 2012–2015
                                  Rheinland-
                                    Pfalz                                                                                          Verbesserung

                                                                                                                                       größer +9,0 %-Pkt.

                     Saarland                                        Bayern                                                            +3,0 bis +9,0 %-Pkt.
                                                Baden-
                                                                                                                                   Regionen ohne Symbol befinden
                                              Württemberg
                                                                                                                                   sich im Bereich –3,0 bis +3,0 %-Pkt.

                                                                                                                                       –9,0 bis –3,0 %-Pkt.

                                                                                                                                       kleiner bis –9,0 %-Pkt.

                                                                                                                                   Verschlechterung
Kartierung der Potenzialausschöpfung in den Bundesländern
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

schöpfung von 119,7 Prozent übertrifft vor                                zent. Diese Entwicklung ging einher mit einem
allem Baden-Württemberg die für das Bundes-                               Anstieg der Weiterbildungsteilnahme auf über-
land erwartete Teilnahmequote deutlich.                                   durchschnittliche 13,1 Prozent.
Einen vergleichbaren Wert erreicht mit 117,3
Prozent nur noch Rheinland-Pfalz. Mit etwas
Abstand folgen Sachsen, Thüringen, Schles-                                Besonders negative Entwicklung im Saarland
wig-Holstein und Hessen.
                                                                          Bei der Hälfte der Bundesländer ist die Potenzi-
Deutlichere Differenzen lassen sich bei den                               alausschöpfung zwischen 2012 und 2015 gesun-
negativen Abweichungen erkennen. So schöpft                               ken. Die Fähigkeit, ihre strukturellen Voraus-
das Saarland nur 75,4 Prozent seines Potenzials                           setzungen für Weiterbildung zu nutzen, hat in
aus, gefolgt von Berlin (77,4 Prozent) und Ham-                           diesen Ländern somit abgenommen – u. a. auch
burg (80,8 Prozent). Unter den übrigen Bundes-                            in Hessen. Während jedoch Hessen (mit einer
ländern erfüllen nur Mecklenburg-Vorpommern                               Potenzialausschöpfung von 103,5 Prozent) auch
und Bayern fast vollständig die statistische                              2015 immer noch über dem Erwartungswert
Teilnahmeerwartung.                                                       liegt, haben andere Länder (in denen die Po-
                                                                          tenzialausschöpfung schon 2012 unter der Er-
Den positivsten Trend kann Sachsen verzeich-                              wartung lag) im Jahr 2015 ihre Potenziale noch
nen. Mit einem Plus von 21,6 Prozentpunkten                               weniger nutzen können. Dazu gehören auch
erzielte das Bundesland zwischen 2012 und                                 Brandenburg und vor allem das Saarland: Wäh-
2015 den höchsten Zuwachs. Damit ist es Sach-                             rend das Land seine strukturellen Möglichkei-
sen auch als einzigem Land gelungen, seine ehe-                           ten 2013 noch voll ausschöpfen konnte, nutzte
mals noch unter der Erwartung liegende Poten-                             es 2015 nur noch drei Viertel davon.
zialausschöpfung von 89,3 Prozent deutlich über
den Erwartungswert zu heben – auf 110,9 Pro-

                                                                                                                                                                          13
Deutscher Weiterbildungsatlas

                       Sehr heterogene Potenzialausschöpfung              len Voraussetzungen nur rund zur Hälfte nutzte
                       auf Kreisebene                                     und 2014 / 2015 die Erwartungen um mehr als
                                                                          ein Viertel übertraf: Die ostfriesische Hafen-
                       Weichen bereits die einzelnen Bundesländer         stadt erhöhte ihre Potenzialausschöpfung um
                       deutlich voneinander ab, sind die Unterschiede     66,8 Prozentpunkte auf 127,4 Prozent. Ebenfalls
                       in den Kreisen erheblich größer. Das gilt sowohl   stark entwickelten sich die Landkreise Starnberg
                       für den bundesweiten Vergleich als auch für die    (+44,7 Prozentpunkte auf 95,3 Prozent), Stein-
                       Betrachtung der Kreise innerhalb ihrer Länder.     burg (+38,6 Prozentpunkte auf 144,8 Prozent)
                       Die größten Unterschiede bei der Potenzialaus-     und Fürstenfeldbruck (+38,2 Prozentpunkte
                       schöpfung finden sich in einem einzigen Bun-       auf 60,7 Prozent).
                       desland: So verzeichnet das bayerische Schwa-
                       bach eine Potenzialausschöpfung von nur knapp      Insgesamt erklären regionale Sozial-, Wirt-
                       20 Prozent, Neumarkt in der Oberpfalz hinge-       schafts- und Infrastrukturen die Unterschiede
                       gen fast 170 Prozent. Beide Kreise liegen aber     in der Weiterbildungsbeteiligung zwischen
                       gerade mal 40 Kilometer voneinander entfernt.      den Kreisen zu etwa einem Drittel. Es gibt also
                       Es zeigt sich also, dass einige Kommunen ihre      weitere Faktoren, die in ihrer Summe einen
                       sozialen und strukturellen Möglichkeiten kaum      noch größeren Einfluss auf die Teilnahmequo-
                       ausschöpfen, während andere die statistischen      ten haben. Dazu zählen u. a. die Qualität der
                       Erwartungen weit übertreffen.                      Weiterbildungen, die Erreichbarkeit der einzel-
                                                                          nen Angebote, die Vernetzung und Zusammen-
                       Zu den Regionen, die im Zeitraum 2012 bis 2015     arbeit der Akteure und nicht zuletzt die Frage,
                       hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind,       ob Weiterbildungsinteressierte unabhängig
                       gehören auch die Kreise, die grundsätzlich eine    beraten werden.
                       sehr geringe Weiterbildungsbeteiligung aufwei-
                       sen – so zum Beispiel Fürstenfeldbruck, Prig-      Die Ergebnisse der regionalen Potenzialaus-
                       nitz, Lindau, Schwabach, Straubing oder die        schöpfung sind in erster Linie als datenbasierte
                       Grafschaft Bentheim. Zu den strukturell über-      Orientierungshilfe für die Regionen zu verste-
                       raschend starken Kreisen zählt der Landkreis       hen. Die unterschiedlichen regionalen Trends
                       Elbe-Elster in Brandenburg mit einer Potenzi-      zeigen, dass sich Kreise und Bundesländer in
                       alausschöpfung von 162,3 Prozent (Weiterbil-       jede Richtung entwickeln können. Orte, die vor-
                       dungsbeteiligung: 14,5 Prozent). Weitere starke    mals unter ihren theoretischen Möglichkeiten
                       Kommunen finden sich vor allem in Rhein-           gelegen haben, können in nur wenigen Jahren
                       land-Pfalz in der Region Worms sowie in den        die statistischen Erwartungen übertreffen – und
                       bayerischen Regionen Neumarkt, Würzburg,           umgekehrt. Bei einer so tief regionalisierten Be-
                       Donau-Ries, Wunsiedel und Traunstein.              trachtung beobachten wir zudem auch die un-
                                                                          terschiedlichen Effekte zufälliger, ganz spezifi-
                       Interessant ist auch, wie sich einzelne Kommu-     scher Ereignisse. Diese unterliegen in der Regel
                       nen von 2012 / 2013 bis 2014 / 2015 entwickelt     nicht dem Einfluss der kommunalen Verwaltung
                       haben. Manche haben ihre strukturellen Voraus-     oder Bildungspolitik. Schon die Insolvenz eines
                       setzungen für Weiterbildung über diesen Zeit-      größeren Unternehmens kann sich durch damit
                       raum immer besser genutzt, andere sind immer       verbundene Umschulungen auf das regionale
                       weiter hinter die statistischen Erwartungen zu-    Weiterbildungsverhalten auswirken.
                       rückgefallen. Vor allem starke Regionen mit
                       einer überdurchschnittlichen Potenzialausschöp-    Mit Hilfe der Potenzialausschöpfung lassen sich
                       fung haben sich negativ entwickelt. Dazu zählen    also die individuellen Weiterbildungssituationen
                       u. a. die bayerischen Kommunen Kempten und         in den Kommunen überprüfen. Auffällige Trends
                       Altötting sowie St. Wendel und Lüchow-Dannen-      oder extreme Werte können dann der geeignete
                       berg. Deutlich verbessert haben sich hingegen      Anlass dafür sein, die strukturellen Gegebenhei-
                       Emden, Starnberg, Steinburg, Fürstenfeldbruck      ten vor Ort genauer in den Blick zu nehmen und
                       und Görlitz. Hervorzuheben ist das niedersäch-     die regionale Weiterbildung zu verbessern.
                       sische Emden, das 2012 /2013 seine strukturel-

14
Weiterbildungsteilnahme                       Potenzialausschöpfung                               Weiterbildungsangebot

Alle                  Subgruppen              Alle                       Subgruppen               Öffentlich      Gemeinsch.   Privatwirt.     Betrieblich

                                                                                                                                Kartierung der
                                                                                                                                Potenzialausschöpfung
                                                                                                                                auf Kreisebene
                                                                                                                                Quelle: Statistisches Bundesamt,
                                                                                                                                Mikrozensus. Berechnungen des
                                                                                                                                Deutschen Instituts für Erwachse-
                                                                                                                                nenbildung

                                                                                                                                Für grau eingefärbte Regionen können
                                                                                                                                keine Daten ausgewiesen werden.

Potenzialausschöpfung in Prozent, 2014– 2015

       Geringe Potenzial-                                                                                                                       Hohe Potenzial-
           ausschöpfung     kleiner 70,00 %          70,00 bis 90,00 %       90,00 bis 110,00 %     110,00 bis 130,00 %   größer 130,00 %       ausschöpfung

                                                                                                                                                                  15
Deutscher Weiterbildungsatlas

Potenzialausschöpfung bei Armen und Geringqualifizierten

Nicht alle Bundesländer nutzen
ihre Möglichkeiten

Die Bundesländer nutzen ihre Potenziale zur Weiterbildung armutsgefährdeter und
geringqualifizierter Menschen sehr unterschiedlich. Während die meisten Länder ihre
Weiterbildungspotenziale für Geringqualifizierte und Arme ausschöpfen, bleiben andere
deutlich unter ihren Möglichkeiten. Und selbst eine hohe Potenzialausschöpfung kann nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die Teilnahmequoten bei Armen und Geringqualifizierten
im Vergleich zur restlichen Bevölkerung durchgehend niedrig sind.

                       Weiterbildungserwartungen in den                   die Potenzialausschöpfung sind in ihrem Fall
                       meisten Ländern erfüllt                            unterdurchschnittlich. Doch nicht nur das si-
                                                                          gnalisiert Handlungsbedarf. In den genannten
                       In elf Bundesländer lag 2015 die Weiterbildungs-   Ländern verlaufen auch die Trends negativ.
                       beteiligung Geringqualifizierter über den für      Potenzialausschöpfung und Teilnahmequoten
                       sie zu erwartenden Werten. Einzig im Saarland      sind in fast allen Fällen von 2014 auf 2015 ge-
                       entsprach die Beteiligung fast genau den Erwar-    sunken. Besonders verschlechtert hat sich Ham-
                       tungen. Weit darüber lagen Sachsen-Anhalt und      burg: Während die Potenzialausschöpfung der
                       Bremen: Mit 143,6 Prozent bzw. 137,8 Prozent       Hansestadt 2014 noch über den Erwartungen
                       zeigten sie eine vergleichsweise hohe Potenzial-   lag (107,3 Prozent), rutschte sie 2015 auf den
                       ausschöpfung. Sachsen-Anhalt verzeichnete zu-      bundesweit niedrigsten Wert (80,2 Prozent).
                       dem die deutschlandweit höchste Beteiligung:
                       2015 nahm hier fast jeder elfte Geringqualifi-     Ausgesprochen positiv entwickelt hat sich
                       zierte zwischen 25 und 54 Jahren an Weiterbil-     hingegen das Saarland. Dort stieg die Poten-
                       dung teil. Hinter Sachsen-Anhalt und Bremen        zialausschöpfung im gleichen Zeitraum von
                       folgen mit etwas Abstand Rheinland-Pfalz,          56,0 Prozent auf 100,3 Prozent. Ebenfalls po-
                       Thüringen, Sachsen und Schleswig-Holstein.         sitiv verliefen die Entwicklungen in Rhein-
                                                                          land-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein.
                                                                          Während Rheinland-Pfalz und Berlin im Jahr
                       Länder mit Handlungsbedarf                         2014 noch unter ihren Erwartungen lagen,
                                                                          konnten sie 2015 ihren statistischen Erwar-
                       Deutlich hinter den Erwartungen zurück             tungswert übertreffen.
                       bleiben die Länder Hamburg, Brandenburg,
                       Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
                       Sie schöpfen nicht nur ihre Potenziale unzu-       Deutlichere Heterogenität bei Armen
                       reichend aus, sondern liegen (zusammen
                       mit dem Saarland) auch bei der Teilnahme-          Noch größer ist die Spannweite bei der Poten-
                       quote für Geringqualifizierte deutlich zurück.     zialausschöpfung der Armen. Hier liegt Bre-
                       Sowohl die Weiterbildungsbeteiligung als auch      men mit 163,2 Prozent vorne, während Sach-

16
Weiterbildungsteilnahme                              Potenzialausschöpfung                            Weiterbildungsangebot

  Alle                   Subgruppen                    Alle                 Subgruppen                   Öffentlich       Gemeinsch.     Privatwirt.      Betrieblich

                 Geringqualifizierte 2015                                                     Arme 2015

                    Schleswig-                                                          Schleswig-
                     Holstein      Mecklenburg-                                          Holstein       Mecklenburg-
                                   Vorpommern                                                           Vorpommern
                    Hamburg                                                             Hamburg
           Bremen                            Berlin                            Bremen                            Berlin
                      Nieder-                                                              Nieder-
                      sachsen               Brandenburg                                    sachsen              Brandenburg
                                 Sachsen-                                                            Sachsen-
   Nordrhein-                     Anhalt.                               Nordrhein-                    Anhalt.
   Westfalen                                                            Westfalen
                                             Sachsen                                                             Sachsen
                            Thüringen                                                            Thüringen
                                                                                                                                       Potenzialausschöpfung
                Hessen                                                               Hessen
                                                                                                                                       in Prozent, 2015
Rheinland-                                                          Rheinland-
  Pfalz                                                               Pfalz                                                              Hohe Potenzialausschöpfung

                                                                                                                                            größer 121,00 %
Saarland                          Bayern                            Saarland                           Bayern
              Baden-                                                              Baden-                                                    107,00 bis 121,00 %
            Württemberg                                                         Württemberg
                                                                                                                                            93,00 bis 107,00 %

                                                                                                                                            79,00 bis 93,00 %

                                                                                                                                            kleiner 79,00 %

                                                                                                                                         Geringe Potenzialausschöpfung

  Kartierung der Potenzialausschöpfung bei Geringqualifizierten und Armen in den Bundesländern
  Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

  sen-Anhalt mit 76,4 Prozent sein Potenzial                                mit Werten von jeweils über 120 Prozent.
  am wenigsten nutzt. Auch Berlin, Niedersa-                                Sehr positive Trends verzeichneten von 2014
  chsen, das Saarland, Mecklenburg-Vorpom-                                  auf 2015 Rheinland-Pfalz (von 105,0 auf 133,2
  mern und Brandenburg nutzen ihre Potenziale                               Prozent) und das Saarland (von 64,3 auf 87,8
  nicht voll aus. Hier besteht Handlungsbedarf,                             Prozent). Deutlich negativ verlief hingegen
  da sich in diesen Ländern weniger armuts-                                 die Entwicklung in Hessen: Hier nahm die
  gefährdete Menschen weiterbilden, als zu                                  Potenzialausschöpfung für den armen Teil der
  erwarten wäre. Eine positive Bilanz bei der                               Bevölkerung um mehr als 20 Prozentpunkte ab.
  Potenzialausschöpfung ziehen neben Bremen                                 Mit zuletzt 127,7 Prozent liegt das Bundesland
  auch Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein,                                 aber immer noch oberhalb der statistischen
  Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg                                     Erwartung.

                                                                                                                                                                         17
Deutscher Weiterbildungsatlas

Öffentliches Weiterbildungsangebot

Stabiles Weiterbildungsangebot
im öffentlichen Bereich
Als wichtigste Einrichtung öffentlicher Weiterbildungen bietet die Volkshochschule
zahlreiche Kurse im beruflichen und privaten Bereich an. 2015 standen durchschnittlich
6,90 offen zugängliche Kurse für 1.000 Bürger in Deutschland zur Verfügung.

                       2015 boten die Volkshochschulen bundesweit                       Auch beim öffentlichen Weiterbildungsange-
                       566.912 offene Kurse an – das sind 6,90 Kurse                    bot sind die Kreise deutlich heterogener als
                       pro 1.000 Einwohner. Seit 2012 ist diese Zahl auch               die Länder (Mittelwert 2014 /2015): An der
                       relativ stabil. Spitzenreiter auf Landesebene ist                Spitze dominieren bayerische Kommunen
                       Baden-Württemberg mit 10,85 Kursen (pro 1.000                    wie Schweinfurt (28,56 offene Kurse) und
                       Einwohner), gefolgt von Bayern mit 9,92 Kursen.                  Aschaffenburg (28,44 offene Kurse). Die ge-
                       Besonders positiv entwickelte sich das Saarland:                 ringste Angebotsdichte findet sich in Ost-
                       Von 2012 bis 2015 steigerte es sein öffentliches                 deutschland – in Märkisch-Oderland (1,11),
                       Angebot von 6,66 auf 7,18 Kurse. Das geringste                   Zwickau (1,51) und Mittelsachsen (1,57).
                       Angebot bieten Brandenburg und Mecklenburg-                      Auch der baden-württembergische Enzkreis
                       Vorpommern mit 2,61 bzw. 2,96 Kursen. Die nied-                  hat mit 1,62 Kursen pro 1.000 Einwohner ein
                       rigere Angebotsdichte im Osten geht auf den ge-                  vergleichsweise geringes Angebot. Die regio-
                       ringeren Stellenwert der Volkshochschulen in der                 nalen Unterschiede sind in Bayern am größ-
                       DDR zurück sowie auf den stärkeren Fokus auf                     ten: Die Angebotsdichte reicht von 28,56
                       privatwirtschaftliche Weiterbildungsangebote                     Kursen in Schweinfurt bis 1,83 Kursen im
                       im Zuge der Wiedervereinigung.                                   Landkreis Würzburg.

                                     VHS-Kurse
                                     pro 1.000 Einwohner, 2015
                                                                                                          Schleswig-
                                       Hohe Angebotsdichte                                                 Holstein
                                                                                                                          Mecklenburg-
                                                                                                                          Vorpommern
                                           größer 9,00
                                                                                                          Hamburg
                                           7,00 bis 9,00                                         Bremen                           Berlin
                                           5,00 bis 7,00                                                   Nieder-
                                                                                                           sachsen                Brandenburg
                                           3,00 bis 5,00
                                                                                                                       Sachsen-
                                           kleiner 3,00                                  Nordrhein-                     Anhalt.
                                                                                         Westfalen
                                       Geringe Angebotsdichte                                                                      Sachsen
                                                                                                                 Thüringen
                                                                                                      Hessen
                                                                                      Rheinland-
                                                                                        Pfalz
                                     Kartierung des öffentlichen
                                     Weiterbildungsangebotes
                                                                                      Saarland
                                     (VHS-Kurse) in den Bundesländern                                Baden-
                                                                                                                       Bayern
                                     Quelle: Volkshochschulstatistik. Berechnungen                 Württemberg
                                     des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

18
Weiterbildungsteilnahme            Potenzialausschöpfung               Weiterbildungsangebot

Alle            Subgruppen         Alle            Subgruppen           Öffentlich   Gemeinsch.   Privatwirt.      Betrieblich

                                                                                                  Öffentliches Weiterbildungs-
                                                                                                  angebot vor Ort
                                                                                                  (in VHS-Kursen pro 1.000
                                                                                                  Einwohner, 2014–2015)

                                                                                                    Hohe Angebotsdichte

                                                                                                       größer 15,36

                                                                                                       12,07 bis 15,36

                                                                                                       8,88 bis 12,07

                                                                                                       5,63 bis 8,88  

                                                                                                       2,37 bis 5,63

                                                                                                       kleiner 2,37

                                                                                                    Geringe Angebotsdichte

                                                                                                    Kartierung des öffentlichen
                                                                                                    Weiterbildungsangebotes für
                                                                                                    Kreise und kreisfreie Städte
                                                                                                    Quelle: Volkshochschulstatistik.
                                                                                                    Berechnungen des Deutschen Instituts
                                                                                                    für Erwachsenenbildung

Im Mittel von 2012 bis 2015 finden sich die         hochschulen anteilig mit ein. Daraus ergibt sich
durchschnittlich höchsten Angebotsdichten in        das Umfeldangebot – also das Weiterbildungsan-
baden-württembergischen und bayerischen             gebot einer Kommune inklusive der Angebote aus
Kreisen, während die ostdeutschen Kreise            dem Umland. Es zeigt sich, dass Kommunen mit
die durchschnittlich geringsten verzeichnen.        einer niedrigen Angebotsdichte von Angeboten
Kreise mit einem starken Weiterbildungsan-          aus dem Umland profitieren können. Die Hetero-
gebot sind schließlich eher von Rückgängen          genität der regionalen Angebotsdichte nimmt da-
betroffen als angebotsschwache Kreise – so          durch deutlich ab: Im Mittelwert 2014/2015 reicht
zum Beispiel Bamberg und Weiden i. d. OPf.          die Angebotsdichte von 15,91 in München bis 1,68
Die stärksten Wachstumsregionen sind der            in Ostprignitz-Ruppin. Die Volkshochschulen ge-
Landkreis Oldenburg sowie Freyung-Grafenau          währleisten somit eine relativ flächendeckende
und Baden-Baden.                                    Versorgung mit Weiterbildungsangeboten.

                                                    Zusätzlich zur Anzahl der VHS-Kurse wurden
Weniger regionale Unterschiede bei                  für die Jahre 2014 und 2015 auch die Zahl der
Berücksichtigung des Umfeldes                       Vertragsmaßnahmen sowie die Zahl der insge-
                                                    samt durchgeführten Unterrichtsstunden aus-
Da Menschen auch benachbarte Kreise für Wei-        gewertet. Entsprechende Daten können unter
terbildung nutzen, berücksichtigt der Deutsche      kreise.deutscher-weiterbildungsatlas.de abge-
Weiterbildungsatlas auch die Bildungspendler.       rufen werden.
Dafür bezieht er die Angebote umliegender Volks-

                                                                                                                                  19
Deutscher Weiterbildungsatlas

Gemeinschaftliches Weiterbildungsangebot

Höchste Anbieterdichte in Sachsen-Anhalt

Bei einem Bundesdurchschnitt von 1,40 Anbietern pro 100.000 Einwohner variiert die
Anzahl an Weiterbildungsangeboten gewerkschaftlicher und konfessioneller Träger stark.
Während in einigen Kommunen überhaupt keine gemeinschaftliche Weiterbildung stattfindet,
übertreffen andere den Durchschnitt um ein Vielfaches. Letzteres gilt für viele Kommunen in
Sachsen-Anhalt. Auch auf Länderebene liegt das Bundesland hier deutlich vorn.

                       Das Angebot gemeinschaftlicher Weiter-                       2015 wurden bundesdurchschnittlich 1,40 Wei-
                       bildung setzt sich zusammen aus den                          terbildungen von Kirchen und Gewerkschaften
                       Aktivitäten der Deutschen Evangelischen                      pro 100.000 Einwohner angeboten. Das ist eine
                       Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung                   leichte Abnahme gegenüber 2012 (1,47). Auf Lan-
                       e. V. (DEAE), der Katholischen Erwachsenen-                  desebene war die Angebotsdichte 2015 in Sach-
                       bildung Deutschland Bundesarbeitsgemein-                     sen-Anhalt am höchsten (2,98 Anbieter pro
                       schaft e. V. (KEB) sowie dem Gewerkschaft-                   100.000 Einwohner), gefolgt von Niedersachsen
                       lichen Träger Bundesarbeitskreis Arbeit und                  (1,79). Auch in Nordrhein-Westfalen war die
                       Leben e. V. (BAK AL). Alle Organisationen                    Dichte vergleichsweise hoch (1,71). Berlin,
                       setzen in ihren Weiterbildungsprofilen ver-                  Bremen und Brandenburg hingegen blieben
                       schiedene Schwerpunkte und decken unter                      deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zu-
                       anderem politische und gesellschaftliche                     rück (0,26; 0,45 bzw. 0,52). Im stärksten Bun-
                       sowie religiöse, kulturelle und gesundheit-                  desland Sachsen-Anhalt zeigten sich schließ-
                       liche Weiterbildungen ab.                                    lich auch die größten regionalen Unterschiede:

                                     Gemeinschaftliche
                                     Weiterbildungseinrichtungen
                                                                                                      Schleswig-
                                     pro 1.000 Einwohner, 2015
                                                                                                       Holstein
                                                                                                                      Mecklenburg-
                                       Hohe Angebotsdichte
                                                                                                                      Vorpommern
                                                                                                      Hamburg
                                           größer 0,020
                                                                                             Bremen                           Berlin
                                           0,016 bis 0,020
                                                                                                       Nieder-
                                           0,012 bis 0,016                                             sachsen                Brandenburg
                                                                                                                   Sachsen-
                                           0,008 bis 0,012                                                          Anhalt.
                                                                                     Nordrhein-
                                           kleiner 0,008                             Westfalen
                                                                                                                               Sachsen
                                       Geringe Angebotsdichte                                                Thüringen
                                                                                                  Hessen
                                                                                  Rheinland-
                                                                                    Pfalz
                                     Kartierung des gemeinschaft-
                                     lichen Weiterbildungsangebotes
                                                                                  Saarland
                                     in den Bundesländern                                        Baden-
                                                                                                                   Bayern
                                     Quelle: Verbundstatistik. Berechnungen des                Württemberg
                                     Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung

20
Weiterbildungsteilnahme             Potenzialausschöpfung                Weiterbildungsangebot

Alle            Subgruppen          Alle            Subgruppen           Öffentlich   Gemeinsch.   Privatwirt.     Betrieblich

                                                                                                   Gemeinschaftliches Weiter-
                                                                                                   bildungsangebot vor Ort
                                                                                                   (in Einrichtungen pro 1.000
                                                                                                   Einwohner,2014–2015)

                                                                                                     Hohe Angebotsdichte

                                                                                                        größer 0,052

                                                                                                        0,039 bis 0,052

                                                                                                        0,027 bis 0,039

                                                                                                        0,015 bis 0,027

                                                                                                        0,001 bis 0,015

                                                                                                        0

                                                                                                     Geringe Angebotsdichte

                                                                                                     Kartierung des gemein-
                                                                                                     schaftlichen Weiterbildungs-
                                                                                                     angebotes für Kreise und
                                                                                                     kreisfreie Städte
                                                                                                     Quelle: Volkshochschulstatistik.
                                                                                                     Berechnungen des Deutschen Instituts
                                                                                                     für Erwachsenenbildung

Während in Wittenberg keine Angebote vorhan-         halt verfügt über ein vergleichsweise hohes ge-
den sind, bietet Magdeburg 7,69 Kurse pro 1.000      meinschaftliches Angebot (8,43). Die genann-
Einwohner an. Zwischen 2012 bis 2015 blieb das       ten Kreise zeigten sich von 2012 bis 2015 als
Weiterbildungsangebot in den meisten Bundes-         durchweg anbieterstark. Das stärkste Wachs-
ländern relativ stabil. Allerdings konnte Nord-      tum wiesen in diesem Zeitraum die Städte Düs-
rhein-Westfalen mit einer Zunahme von 1,33           seldorf und Freiburg auf – mit jährlich 2,53 bzw.
auf 1,71 Anbieter eine positive Entwicklung          1,40 zusätzlichen Angeboten pro 100.000 Ein-
verzeichnen. Im Saarland, Niedersachsen,             wohner. Die größten regionalen Unterschiede
Rheinland-Pfalz und Thüringen waren die              verzeichnete Sachsen-Anhalt. Bezieht man je-
Trends hingegen negativ.                             doch die umliegenden Regionen mit ein, relati-
                                                     vieren sich die regionalen Unterschiede. Sowohl
                                                     auf Bundes- als auch auf Landesebene werden
Gemeinschaftliche Weiterbildung nicht                die Anbieterdichten homogener. Die Spannweite
in allen Kommunen vorhanden                          des Umfeldangebotes reicht von 5,42 Anbieter
                                                     pro 100.000 Einwohner in Magdeburg bis 0,24
Während auf Kreisebene vielerorts keine ge-          in Barnim. Auch in der Umfeldbetrachtung ver-
meinschaftliche Weiterbildung angeboten wird,        zeichnen Freiburg und Düsseldorf zwischen 2012
stechen Ansbach, Passau und Bamberg mit 12,32;       und 2015 die positivsten Entwicklungen.
11,94 bzw. 9,64 Anbietern pro 100.000 Einwoh-
ner hervor (Mittelwert 2014 / 2015). Auch die
kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau in Sachsen-An-

                                                                                                                                   21
Deutscher Weiterbildungsatlas

Privatwirtschaftliches Weiterbildungsangebot

Höchste Anbieterdichte in Hamburg und Berlin

2014 standen bundesweit durchschnittlich 46,06 privatwirtschaftliche Anbieter für
100.000 Bürger zur Verfügung. Auch bei den Privatanbietern setzten sich die Trends
aus den Vorjahren fort: Neben Hamburg und Berlin dominieren die Länder Hessen,
Bayern und Schleswig-Holstein.

                       Das privatwirtschaftliche Angebot umschließt                     burg und Berlin mit 77,55 bzw. 64,47 An-
                       alle kommerziellen Weiterbildungsanbieter wie                    bietern pro 100.000 Einwohner. Sie liegen
                       Trainer, Dozenten oder Honorarkräfte, die bei-                   damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt
                       spielsweise von Betrieben, der Bundesagentur für                 (46,06). Der dritte Stadtstaat Bremen liegt
                       Arbeit oder Privatpersonen für Weiterbildungen                   mit einer Angebotsdichte von 44,57 hingegen
                       beauftragt und bezahlt werden. Datengrundlage                    knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Die ge-
                       für das Angebot privatwirtschaftlicher Weiter-                   ringsten Angebotsdichten weisen (wie auch
                       bildung ist das Unternehmensregister des Statis-                 schon in den Vorjahren) Sachsen-Anhalt,
                       tischen Bundesamtes. Da das Unternehmensre-                      Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern
                       gister derzeit nur bis 2014 auswertbar ist, liegen               auf (26,21; 26,29 bzw. 27,58). Die Ergebnisse
                       für diesen Weiterbildungsbereich drei Messzeit-                  lassen vermuten, dass in westlichen Regionen
                       punkte vor (2012, 2013 und 2014).                                der Anteil an kleinen Anbietern überwiegt,
                                                                                        während im Osten eher wenige, dafür aber
                       Die Bundesländer mit der höchsten Anbieter-                      große privatwirtschaftliche Weiterbildungs-
                       dichte sind auch 2014 die Stadtstaaten Ham-                      anbieter vertreten sind.

                                     Privatwirtschaftliche
                                     Weiterbildungseinrichtungen
                                     pro 1.000 Einwohner, 2014                                            Schleswig-
                                                                                                           Holstein
                                                                                                                          Mecklenburg-
                                       Hohe Angebotsdichte
                                                                                                                          Vorpommern
                                                                                                          Hamburg
                                           größer 0,600
                                                                                                 Bremen                           Berlin
                                           0,500 bis 0,600
                                                                                                           Nieder-
                                           0,400 bis 0,500                                                 sachsen                Brandenburg
                                                                                                                       Sachsen-
                                           0,300 bis 0,400                                                              Anhalt.
                                                                                         Nordrhein-
                                           kleiner 0,300                                 Westfalen
                                                                                                                                   Sachsen
                                       Geringe Angebotsdichte                                                    Thüringen
                                                                                                      Hessen
                                                                                      Rheinland-
                                                                                        Pfalz
                                     Kartierung des privatwirtschaft-
                                     lichen Weiterbildungsangebotes
                                                                                      Saarland
                                     in den Bundesländern                                            Baden-
                                                                                                                       Bayern
                                     Quelle: Statistisches Bundesamt, Unternehmens-                Württemberg
                                     register. Berechnungen des Deutschen Instituts
                                     für Erwachsenenbildung

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