Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Special September 2018 Private Equity • Buyouts • M&A www.vc-magazin.de In Zusammenarbeit mit Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Special Private Equity in Mitteldeutschland 5. Jg. powered by
#support #scale #success In den letzten 15 Jahren haben wir uns als Beteiligungsgesell- schaft des Freistaates Thüringen erfolgreich an die Spitze der Landesbeteilungungsgesellschaften Deutschlands gearbeitet. Mit einem Fondsvolumen von 350 Mio € investieren wir in wachstumsstarke Thüringer Unternehmen und unterstützen diese weit über den eigentlichen Beteiligungsprozess hinaus. Belege für den Erfolg dieser Strategie sind im letzten Jahr u.a. ein Nasdaq-Börsengang sowie ein Verkauf an einen Social- Media-Giganten, die wir als Lead Investor realisieren konnten. Erfahren Sie mehr unter › www.bm-t.de jahre beteiligungsmanagement thüringen gmbh
Editorial Der zweite Blick Die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen Gründerland Sachsen Liebe Leserinnen und Leser, futureSAX ist die Klammer um das Gründungs- & Innovationsgeschehen in Sachsen. oft ist es der zweite Blick, der einen Netzwerk aus über 7.000 Akteuren etwas klar sehen lässt. Ähnlich ist es Kernzielgruppen: innovative Gründer, auch mit den Bundesländern Sach- wachstumsorientierte Unternehmer sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – Zusammenführung von Ver tretern aus zumindest, wenn man sie durch die Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gründer- und Beteiligungskapitalbril- Investoren le betrachtet. Der Bundesverband Wettbewerbe: futureSAX-Ideenwettbewerb, Sächsischer Transferpreis, Sächsischer Deutscher Kapitalbeteiligungsgesell- Staatspreis für Innovation schaften registrierte 2017 Investi- Veranstaltungen: Wissensvermittlung, tionen in Höhe von 117,6 Mio. EUR in Vernetzung und Impulsgebung Mitteldeutschland – ein Rückgang Benjamin Heimlich, Chefredakteur von 94 Mio. EUR gegenüber dem Vor- futureSAX ist eine Initiative des jahr. Ebenfalls rückläufig ist laut der Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. KfW die Gründungstätigkeit in den drei Bundesländern. Im Gründungs- monitor der staatlichen Bank belegte Sachsen-Anhalt den 16. Platz. Nur eine Position besser lag Thüringen. Etwas erfreulicher war das Ergebnis Sachsens: Platz 10. Dieses wenig ermutigende Bild verän- des Instruments und die jüngsten dert sich, sobald man genauer hin- Entwicklungen in diesem Segment legt sieht. Dann kommt eine langsam, aber Dr. Steffen Fritzsche, Partner bei der stetig wachsende Business Angels- Kanzlei Gruendelpartner, ab Seite 14 dar. Szene zum Vorschein, wie etwa Univa- futureSAX- tions Geschäftsführer Daniel Worch Mitteldeutschland bietet sowohl für Investoren R oadshow am 25. Sept im Interview ab Seite 10 berichtet. Gründer wie auch für Investoren ember 2018 www.futureS Oder es fallen einem die erheblichen durchaus spannende und lukrative AX.de/ investoren-r oadshow Investitionen auf, die internationale Möglichkeiten – auch wenn diese sich Konzerne in Mitteldeutschland täti- möglicherweise erst auf den zweiten gen. Von ihnen und der Vielzahl der Blick zu erkennen geben. Produkte und Technologien, die aus der Region stammen und die wir täg- Eine spannende Lektüre wünscht lich in den Händen halten, berichtet Thomas Schulz vom HighTech Start- bahn Netzwerk ab Seite 12. Kein mitteldeutschlandspezifisches Phäno- www.futureSAX.de men sind Wandeldarlehen. Doch auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thü- ringen kommen sie bei der Finanzie- rung in der Frühphase zunehmend zum Einsatz. Die Vor- und Nachteile benjamin.heimlich@vc-magazin.de Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 3
Inhalt Fotos v.l.n.r.: © kentauros, © Johannes Krey, © Mapics, © kiono– stock.adobe.com 3 Editorial 18 Case Study | Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Der zweite Blick Manfred Austen GmbH: Lösungen für die Fertigung Integrieren, automatisieren, optimieren Die Region Service 6 Unter dem Radar? Mitteldeutschland buhlt weiterhin um 19 Partner des Specials im Portrait Aufmerksamkeit – zu Recht! 10 Interview mit Daniel Worch, Univations „Wir müssen die Start-ups bei auswärtigen Investoren aufs Radar bringen“ 12 Kommentar zur Unternehmenslandschaft in Mitteldeutschland Hightech für Hype-Tech Thomas Schulz, HighTech Startbahn Impressum VentureCapital Aus der Praxis Magazin 5. Jg. 2018 14 Wandeldarlehen als Instrument der „Private Equity in Mitteldeutschland“ Frühphasenfinanzierung ein Special des VentureCapital Magazins Beliebt und mit ersten Standards Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Dr. Steffen Fritzsche, Gruendelpartner Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de, Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de 16 Case Study | oncgnostics GmbH: Redaktion: Peter Willleitner (Verlagsleitung), Benjamin Heimlich (Chefredakteur), Isabella-Alessa Bauer Diagnostikunternehmen für die Krebsvorsorge Bessere Früherkennung von Mitarbeit an dieser Ausgabe: Bernd Frank, Dr. Steffen Fritzsche, Holger Garbs, Thomas Schulz Krebserkrankungen bei Frauen Lektorat: Benjamin Eder, Sabine Klug 17 Case Study | Coman Software GmbH: Gestaltung: Marie Grom Bessere Planung und Transparenz Titelbild: © 60px, © eowyny, © Gerd Gropp, © Johannes Krey, © kentauros, im Anlagen- und Gebäudebau © kiono, © Mapics, © Mattis Kaminer, © pico, © Sinuswelle – stock.adobe.com Projektfortschritte und Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg Terminplanung visuell darstellen 4 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Sonderausgabe | Juli 2018 | 14,80 EUR (D) Private Equity • Buyouts • M&A Darum wagen Sie ein www.vc-magazin.de Probeabonnement des Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Sonder- ausgabe VentureCapital Magazins zum Vorteilspreis von nur 10 EUR und gewinnen Sie Know-How rund um Venture Capital und Private Equity! Standorte & Regionen 2018 Was Gründer und Unternehmer in der DACH-Region ausmacht powered by Foto: © Chlorophylle - stock.adobe.com www.vc-magazin.de/abonnement
Die Region Unter dem Radar? Mitteldeutschland buhlt weiterhin um Aufmerksamkeit – zu Recht! Die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überzeugen mit starken Technologiestandorten und einer exzellenten Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Und doch ist das Engagement von Wagniskapital- und Beteiligungsinvestoren weiterhin begrenzt. Dies sollte sich ändern. Fotos: © Johannes Krey, © Sinuswelle, © Mapics, © 60px, © kiono, © Gerd Gropp, © eowyny, © Mattis Kaminer, © kentauros – stock.adobe.com 6 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
L aut BVK-Statistik wurden im vergangenen Jahr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt Beteiligungskapitalinvestitionen in Mitteldeutschland 118 Mio. EUR Eigenkapital investiert, in insgesamt 78 300 Unternehmen. Vorreiter war hier der Freistaat Sachsen mit 265 62 Mio. EUR, welche 52 Unternehmen zugutekamen. In 250 237,5 Thüringen wurden immerhin 52 Mio. EUR in elf Unternehmen 211,6 investiert. Schlusslicht in Mitteldeutschland ist Sachsen- 200 Anhalt (5 Mio. EUR beziehungsweise vier Unternehmen). 163,5 168,2 Freilich, die Zahlen weisen „nur“ die vom BVK erfassten 155 150 Investitionen auf und beinhalten auch keine Business 123,4 134 134 133 117,6 Angels-Finanzierungen. Trotzdem hinken die Eigenkapital- 100 86,2 finanzierungen in Mitteldeutschland zum Teil deutlich hinter 116 68,7 anderen Regionen hinterher. Während das Finanzierungs- 95 78 50 volumen in Sachsen und Sachsen-Anhalt im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich zurückging, konnte Thüringen sein Volumen mehr als verdoppeln. Zum Vergleich: In Nordrhein- 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Westfalen, wurden nach BVK-Berechnungen über 2,4 Mrd. EUR investiert. Dahinter lagen Berlin (2,1 Mrd. EUR) und investiertes Kapital (in Mio. EUR) Bayern (1,9 Mrd. EUR). Auch bei Venture Capital-Finanzie- Zahl der finanzierten Unternehmen rungen werden die Unterschiede deutlich: Wurden in Quelle: BVK Sachsen immerhin noch 22 Mio. EUR investiert, waren es in Thüringen nur 6 Mio. EUR, in Sachsen-Anhalt gar nur 3 Mio. EUR. Berlin kam im gleichen Zeitraum auf 490 Mio. EUR. Thüringen 15 Mio. EUR (Platz drei). Der TGFS Technologie- gründerfonds Sachsen, wurde 2008 mit 60 Mio. EUR aufgelegt Gründe zu investieren und 2016 auf über 124 Mio. EUR Fondsvolumen aufgestockt. Dabei gäbe es doch genügend Gründe, Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS), der mehr zu investieren. Denn die Region wachstumsstarke Unternehmen mit Eigenkapital und eigen- Mitteldeutschland ist industriell gut kapitalähnlichen Mitteln unterstützt, wurde 2005 mit einem aufgestellt und verfügt über eine Volumen von 35 Mio. EUR aufgelegt und 2012 um weitere 40 beeindruckende Forschungs- und Ent- Mio. EUR aufgestockt. Beide Fonds werden durch die SIB wicklungslandschaft, die eine hohe Innovations- und Beteiligungsgesellschaft gemanagt. Sachsen- Innovationskraft garantiert. „Dresden Anhalt hat 2017 den neuen IBG Risikokapitalfonds RKF III, hat es als einziger deutscher Standort der durch die bmp Ventures gemanagt wird, mit einem Volu- mit den beiden Leibniz-Instituten für men von 66 Mio. EUR aufgelegt. Die Vorgängerfonds haben Dr. Merle Fuchs, Festkörper- und Werkstoffforschung Investments in Höhe von knapp 300 Mio. EUR getätigt. „Seit TechnologieContor sowie zwei Forschungseinrichtungen 2017 gibt es in Sachsen-Anhalt auch schnelles Beteiligungs- für Polymerforschung unter die bundesweit 18 bei inter- kapital für ‚Startup Gladiator‘: In unter sechs Wochen kann nationalen Wissenschaftlern beliebtesten Institute ge- ein Start-up 350.000 EUR für eine nominale Beteiligung am schafft, und die Technische Universität Dresden ist die Stammkapital von 10%, den Rest als Wandeldarlehen mit viertinnovativste deutsche Hochschule“, sagt Dr. Merle einer jährlichen Verzinsung von 6% fix +5% gewinnabhängig Fuchs vom TechnologieContor in Gera. Leipzig weist mit erhalten“, erklärt Fuchs. Die bm-t, 2003 als Tochter der rund 200 Start-ups im Innenstadtbereich die zweitgrößte Thüringer Aufbaubank mit einem Fondsvolumen von 95 Mio. Start-up-Dichte nach Berlin auf und belegt laut „Dynami- EUR gegründet, verwaltet inzwischen 320 Mio. EUR, auf- kranking“ der „WirtschaftsWoche“ bundesweit Platz elf. geteilt auf acht Fonds, und ist die zweitgrößte landeseigene „Selbst die ‚kleine Großstadt‘ Jena belegt beim Beteiligungsgesellschaft Deutschlands. ‚Zukunftsranking‘ der WiWo bundesweit einen beachtli- chen siebten Platz“, so Fuchs. Thüringer Biotechunternehmen geht an die NASDAQ „In Thüringen stehen mit dem Thüringer Start-up-Fonds Schlagkräftige landeseigene Fonds (TSF), Wachstumsbeteiligungsfonds (WBF) und Mittel- Ferner engagieren sich alle drei Bundesländer stark für standsfonds (MFT) alleine bei der bm-t fast 100 Mio. EUR für den Technologietransfer sowie innovative Start-ups und Investments sowohl in der Früh- und Wachstumsphase haben dazu Beteiligungsfonds aufgelegt. Sachsen investiert eines Unternehmens als auch für Private Equity-Finanzie- daraus durchschnittlich 8 Mio. EUR pro Jahr (Platz sieben rungen und Unternehmensnachfolgen zur Verfügung. bundesweit), Sachsen-Anhalt 10 Mio. EUR (Platz fünf) und Außerdem rückt Thüringen zunehmend auch in den Fokus Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 7
Die Region privater, auch internationaler Investoren, die zusätzliches Kapital für Invest- Gründungsaktivität in Deutschland ments zur Verfügung stellen“, sagt Stephan Beier von der bm-t. Allerdings: Noch ist der Anteil von Buyout- und 106 (-23) Schleswig- Nachfolgefinanzierungen deutlich unter- Holstein 105 (-20) repräsentiert. Im Gegenzug haben Mecklenburg- 207 (-47) Investments von privaten Investoren Hamburg Vorpommern zugenommen. „Alleine im letzten Jahr 126 (-41) Stephan Beier, konnte die bm-t über 150 Mio. EUR an Bremen bm-t 207 (-31) privatem Kapital für Thüringer Unter- Berlin nehmen einwerben“, so Beier. Davon gingen allein 120 Mio. 141 (-4) Nieder- 60 (-16) 125 (+15) EUR an das Jenaer Biotechunternehmen InflaRx, welches sachsen Brandenburg Sachsen- 2017 ein gelungenes IPO an der NASDAQ feiern konnte. 138 (-41) Anhalt Nordrhein- Westfalen 112 (-35) Starke Standorte 93 (-25) Sachsen Industriell ist die Region Mitteldeutschland breit aufgefächert 132 (-50) Thüringen Hessen und bietet potenziellen Investoren ein vielfältiges Betätigungs- feld. So werden etwa in Thüringen Hochtechnologien unter an- 106 (-22) Rheinland-Pfalz derem in den Bereichen Life Sciences, Optik, Sensorik, Elektro- nik oder neue Materialien entwickelt. „Aber auch in den Berei- 94 (-30) Saarland chen Softwareentwicklung – vorranging B2B – und Maschinen- bau ist Thüringen stark aufgestellt“, sagt Beier. Insbesondere 139 (-19) Bayern in der Region Jena haben sich zahlreiche Unternehmen der 116 (-15) Baden- Optikbranche angesiedelt, die sich im Cluster Optonet organi- Württemberg siert haben. Weiterhin hat sich in Jena auf dem sogenannten Beutenberg-Campus ein Cluster im Bereich Life Sciences und Biotech mit hoher internationaler Ausstrahlung entwickelt. „Ähnliches kann man an den anderen Hochschulstandorten Durchschnittliche Anzahl von Gründern je 10.000 Erwerbsfähige Ilmenau, Nordhausen und Schmalkalden beobachten, wo sich im Zeitraum 2015–2017 (Veränderung ggü. Zeitraum 2014–2016) fachspezifisch neue Unternehmen entwickeln“, so Beier. Quelle: KfW–Gründungsmonitor Clustern fehlen die Konzerne Herausragende Hubs oder Cluster finden sich insbesondere vor allem mit der guten Konjunkturlage zu tun und dem in den Segmenten Automotive, Chemie/Kunststoffe, Energie/ Werben von Firmen und Konzernen um gut ausgebildete Umwelt/Solarwirtschaft, Informationstechnologie oder Life Fachkräfte. Zwischen 2015 und 2017 gab es laut KfW-Grün- Sciences. In jedem dieser Cluster vergibt die Metropolregion dungsmonitor in Sachsen 112 Gründungen je 10.000 Mitteldeutschland jährlich den IQ-Innovationspreis sowie Erwerbsfähige (Sachsen-Anhalt: 60; Thüringen: 93). In Berlin einen Preis im Gesamtwert von 70.000 EUR. In der länderüber- lag diese Zahl bei 2.017. Die Gründe für die vergleichsweise greifenden Metropolregion haben sich strukturbestimmende niedrige Zahl sind aber auch regionalspezifisch oder histo- Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und risch zu sehen. „Unternehmertum wird in den mitteldeut- Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen schen Schulen oftmals noch immer nicht positiv belegt, aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammenge- häufig fehlen persönliche Vorbilder, die Familien verfügen schlossen. „Gemeinsames Ziel ist die nachhaltige Entwick- durchschnittlich über geringere Einkommen und niedrige- lung und Vermarktung der traditionsreichen Wirtschafts-, ren Wohlstand als in westlichen Bundesländern, was zu Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland“, ergänzt einem erhöhten Sicherheitsstreben bei der Berufswahl füh- Fuchs. Und doch fehlen die großen Industrieunternehmen, in ren mag“, erläutert Fuchs. „Und Business Angels – als Inves- deren Umfeld sich innovative Start-ups ansiedeln und die toren, als Netzwerker und als Mentoren – sind viel zu selten auch als Sponsor, Partner und potenzieller Exit-Kanal infrage und verfügen in der Regel auch über geringere Vermögen als kommen. Einen DAX-Konzern sucht man in der Region wie in gestandene Unternehmer aus den westlichen Bundeslän- gesamt Ostdeutschland bis heute vergeblich. dern.“ Zwar verfügen alle drei Bundesländer über eigene Business Angels-Netzwerke. Doch ist es weiterhin schwierig, Zu wenig Gründer die Anzahl und Höhe der Investments genau zu verifizieren. Auch die Zahl der Unternehmensgründungen hinkt weiter- Dass sich im Vergleich zu anderen Bundesländern in hin hinterher. Dies hat, ähnlich wie in westlichen Ländern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen immer noch 8 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
vergleichsweise wenige Business Angels engagieren und die schwerpunkts in den genannten Industriesegmenten und investierten Kapitalsummen geringer ausfallen, steht einer überdurchschnittlich langen Time to Market-Phase allerdings außer Frage. entsteht ein hoher Kapitalbedarf, der durch das Fehlen von klassischen oder Corporate Venture-Investoren sowie Standort als Nachteil? Business Angels nur schwer gedeckt werden kann. Umso Ein weiteres Problem: die relative oder gefühlte Ferne zu bedeutender werden landeseigene Beteiligungsgesellschaf- den deutschen und internationalen Start-up-Zentren. Viele ten, vor allem in der Frühphasenfinanzierung. „Diese markt- Venture Capital-Investoren investieren lieber wiederholt an beherrschende Stellung ermöglicht den Landesbeteiligungs- bekannten Standorten, an denen sie sich bedingt durch gesellschaften eine überaus starke Verhandlungsposition vorherige Investments, Netzwerke oder Veranstaltungen bei der Gestaltung der Beteiligungsverträge, was bei den häufiger aufhalten. „Dies ist bedauerlich, da insbesondere Start-ups eine sehr gute Vorbereitung der Beteiligungsver- Hightech-Start-ups im mitteldeutschen Raum über heraus- handlungen erfordert, sofern sie sich Verhandlungsmöglich- ragende Technologien sowie professionelle, hoch motivierte keiten auf Augenhöhe sichern wollen“, schließt Fuchs. Teams verfügen und sie in den mitteldeutschen Netzwerken sehr kurze Wege zu herausragenden Lieferanten, Entwick- Fazit lungspartnern und Kunden vorfinden“, moniert Fuchs. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bringen in vielerlei Außerdem könnten die Unternehmer von sehr niedrigen Hinsicht gute Voraussetzungen für eine vitale Unternehmens- Lebenshaltungs-, Dienstleistungs-, Personal- und Miet- landschaft mit, doch gerade beim Thema Gründungen kosten profitieren und auf extrem loyale, hoch qualifizierte hapert es noch immer. Nichtsdestotrotz bieten sich in Mitarbeiter zugreifen. Mitteldeutschland für Investoren immer wieder interessante Beteiligungsmöglichkeiten. Hoher Kapitalbedarf stärkt Position der Finanziers Und noch einer Besonderheit sehen sich mitteldeutsche Holger Garbs Start-ups ausgesetzt: Aufgrund des hohen Technologie- redaktion@vc-magazin.de ANZEIGE Wir investieren in Unternehmen der Industrie 4.0 Wie in die Rhebo GmbH, die Sicherheits-Software für Produktionsanlagen und kritische Infrastrukturen herstellt. Kapital und Know-how für High-Tech-Gründer in Sachsen tgfs.de
Die Region Interview mit Daniel Worch, Univations „Wir müssen die Start-ups bei auswärtigen Investoren aufs Radar bringen“ Dass Deutschland nach wie vor kein Gründerland ist, das belegt auch in diesem Jahr wieder der Gründungsmonitor der KfW. Mit Ausnahme von Brandenburg ging zwischen 2015 und 2017 in allen Bundesländern die Zahl derer zurück, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagten. Besonders schmerzlich ist das für Länder wie Sachsen-Anhalt, die seit Jahren mit niedrigen Gründungszahlen zu kämpfen haben. VC Magazin: Herr Worch, wie steht es um die Beteiligungsszene in Mitteldeutschland und im Speziellen in Sachsen-Anhalt? Worch: Wir haben hier eine extrem gut ausgeprägte Betei- ligungslandschaft, wenn es darum geht, in der frühen Unter- nehmensphase Kapital zu akquirieren. Das gilt sowohl für Mitteldeutschland allgemein als auch für Sachsen-Anhalt im Speziellen. Hier im Bundesland finden Gründer gute bis sehr gute Förderangebote. Diese reichen von eigenen Inkubatoren an den Hochschulen über landeseigene Gründerstipendien und Markteintrittsstudienförderung bis zur klassischen Venture Capital-Finanzierung. Letztere kommt von den IBG-Fonds, die von der privaten Beteiligungsgesellschaft bmp Ventures AG gemanagt werden. Die Spanne der Wagnis- kapitalfinanzierungen, die in Sachsen-Anhalt auf die Beine Daniel Worch gestellt werden können, reicht dabei von 350.000 bis ist Geschäftsführer der Univations GmbH sowie Projektleiter 10 Mio. EUR. des Investforum Startup-Service. VC Magazin: Die Zahl der in Sachsen-Anhalt ansässigen Venture Capital-Gesellschaften ist aber überschaubar. Ist Gesellschaften Zugang zu potenziellen Deals. Letztere haben das ein Nachteil für die Gründerlandschaft in der Region? ja sonst eigentlich keinen Einblick in die Hochschulen des Worch: Ich denke nicht, dass das ein Nachteil ist. Aus zwei Landes, und auch der Zugang zur hiesigen Start-up-Szene ist Gründen: Erstens gibt es durch die landeseigenen IBG- meist nicht so ausgeprägt wie in den Hubs Berlin oder München. Fonds Kapital vor Ort. Zweitens stellen die Distanzen nach Auf Veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day kommt Berlin oder München für Investoren in der Regel kein großes man konzentriert mit der gesamten Region in Kontakt. Problem dar. Von Halle aus ist man mit dem ICE in einer Stunde in Berlin und in unter drei in München. Allerdings VC Magazin: Geben Sie uns doch bitte einen Überblick über müssen wir die tollen Start-ups, die wir in Sachsen-Anhalt die Unternehmens- und Gründerszene vor Ort. haben, auch bei den auswärtigen Investoren aufs Radar Worch: Die Qualität der Gründungen nimmt stetig zu. Mein Ein- bringen – hier haben wir noch Luft nach oben. druck ist, dass wir bei diesem Aspekt deckungsgleich mit dem Bundestrend sind: professionellere Gründungen, die besser VC Magazin: Welche Rolle können dabei Veranstaltungen wie vorbereitet sind. Leider ist das Volumen nach wie vor nicht beispielsweise der Investforum Pitch-Day spielen? groß genug, um von einer Start-up-Welle sprechen zu können. Worch: Derartige Events sind durchaus wichtig. Zum einen Insgesamt ist die Szene zwar überschaubar, aber der Größe haben die Gründer die Möglichkeit, sich untereinander des Landes und der Zahl der Hochschulen auch angemessen. kennenzulernen, zu vernetzen und damit ein – wenn auch VC Magazin: Stichwort „Hochschulen“: Sehen Sie Stell- kleines – Ökosystem bilden zu können. Zum anderen finden schrauben, an denen gedreht werden könnte, um noch private Investoren wie Business Angels oder Venture Capital- mehr Gründungen aus den Universitäten heraus anzuregen? 10 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Worch: Solche Stellschrauben gibt es natürlich immer. Insbe- auch die zeitlichen Kapazitäten, um sich mit dem Thema sondere an den Hochschulen beginnt das schon mit der Start-ups und Investments in diese zu befassen. Sensibilisierung für das Thema „Gründung“. Hinzu kommt, dass aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage viele Absol- VC Magazin: Welchen Stellenwert hat das Thema Gründungen venten – platt gesagt – bereits einen Job in der Tasche bei der sachsen-anhaltinischen Landes- und Wirtschaftspolitik? haben, bevor sie überhaupt über eine Gründung nachdenken Worch: Das Thema genießt einen großen Stellenwert. Das können. Gleichzeitig würde es natürlich sehr helfen, wenn Landeswirtschaftsministerium hat beispielsweise im vergan- der bürokratische Aufwand einer Gründung und der genen Jahr einen Mittelstands- und Gründerfonds mit einem Prototypenentwicklung reduziert würde. Finanzierungs- Volumen von insgesamt rund 112,5 Mio. EUR aufgelegt. Im seitig sehe ich Sachsen-Anhalt gut aufgestellt, auch wenn Wissenschaftsbereich des Ministeriums wird derzeit an der wir im Bereich der Business Angels nach wie vor eine kleine Novelle des Hochschulgesetzes gearbeitet, das beispielsweise Lücke haben, die sich aber in den letzten Jahren mehr und die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen mehr schließt. bzw. -beteiligungen verbessern soll. Die hiesige Wirtschaft ist sehr kleinteilig. Es gibt keinen DAX-Konzern in der Region VC Magazin: Welche Rolle spielen Programme wie der Invest – und auch, dass sich große Unternehmen in naher Zukunft Zuschuss für Wagniskapital, wenn es darum geht, mehr Busi- hier ansiedeln werden, ist eher fraglich. Diese und eine ganze ness Angels für Investitionen in Start-ups zu motivieren? Reihe weiterer Gründe sorgen dafür, dass viel Hoffnung auf Worch: Der Invest – Zuschuss für Wagniskapital ist sicherlich den Start-ups vor Ort liegt. Das führt natürlich auch dazu, ein wichtiges Tool, um mehr Business Angels zu aktivieren, dass sie mehr Aufmerksamkeit erhalten und gute Ansätze das bekommen wir immer wieder aus der Privatinvestoren- wirtschaftspolitisch mit viel Kraft gefördert werden. szene gesagt. Dazu kommt – insbesondere in Ostdeutschland –, dass es mittlerweile auch eine ganze Reihe von Unternehmern VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Worch. gibt, die gut laufende Betriebe aufgebaut oder vielleicht sogar schon verkauft haben. Sie verfügen jetzt über die Mittel und benjamin.heimlich@vc-magazin.de ANZEIGE Wir können nicht alles,wir machen nicht alles. Aber was wir machen,können wir auch. LEIPZIGMädler-Passage - Aufgang B, Grimmaische Str. 2-4, 04109 Leipzig JENALeutragraben 2-4, 07743 Jena·BERLINAm Zirkus 3a, 10117 Berlin
Die Region | Kommentar Kommentar zur Unternehmenslandschaft in Mitteldeutschland Hightech für Hype-Tech Apple hat die magische Marktkapitalisierungsschwelle von 1 Bio. USD überschritten, als erstes privatwirtschaftliches Unternehmen in der Geschichte. Eine wahnsinnige Zahl: 1.000 Mrd. USD. Betrachtet man die derzeit zehn wertvollsten Unternehmen der Welt, findet man unter ihnen acht amerikanische und zwei chinesische Unternehmen – kein Unternehmen aus Deutschland, nicht einmal aus Europa! A lle 30 Unternehmen des DAX haben zusammengenom- Kreativität sind mit Sicherheit vorhanden, und das vor allem men eine Marktkapitalisierung von rund 1,3 Bio. USD – in Mitteldeutschland. Hypethemen, oder besser gesagt: je nach Aktienkurs. Wirft man nun noch einen Blick auf Zukunftsthemen, wie 5G Blockchain und Kryptowährungen, die Marktkapitalisierung der deutschen Start-up-Landschaft, IoT, Leichtbau, Biotechnologie und Medizintechnik, flexible seit und inklusive SAP, kommt man auf knapp 400 Mrd. USD. Elektronik und neuste Technologien in der Energiewirt- Ein Grund für diesen massiven Rückstand ist eine Knappheit schaft sind in aller Munde und in Mitteldeutschland zu an Venture Capital, insbesondere in der Wachstumsphase. Hause – was leider noch immer weitestgehend unbekannt ist. Angesichts des internationalen Wettbewerbs schwächt dies Oder wusstet Ihr, dass zehn Universitäten, 30 Hochschulen die Innovationskraft der europäischen Wirtschaft massiv und und Fachhochschulen, 27 Standorte der Fraunhofer Gesell- behindert deren Wachstum deutlich. Die Investmentvolumina schaft, 13 Max-Planck-Institute, 20 Standorte der Leibniz- in Europa haben sich seit 2012 fast vervierfacht, ein auf den Gemeinschaft, 18 Forschungszentren der Helmholtz- ersten Blick tolles Ergebnis. Doch liegt Europa bei 15,6 Mrd. Gemeinschaft plus eine Vielzahl von Instituten und innovati- EUR und die USA bei 63,8 Mrd. EUR. Nicht weit davon entfernt ven Forschungszentren die Wissenschaftslandschaft in liegt auch Asien mit 62,8 Mrd. EUR an investiertem Venture Mitteldeutschland prägen? Capital im Jahr 2017. Noch 2012 war Asien mit 4 Mrd. EUR investiertem Kapital nahezu gleichauf mit Europa. Jeden Tag in der Hand Wenn Ihr Euer Smartphone, in dem sehr wahrscheinlich säch- Erster zaghafter Trendwechsel erkennbar sische Chips stecken, in die Hand nehmt und das Zeichen für Im Mittel erhält ein deutsches Wachstumsunternehmen nur LTE auf dem Display seht, an dessen Stelle bald 5G stehen wird, knapp 3,3 Mio. EUR Venture Capital. In der Later Stage erhält was beides maßgeblich in Dresden entwickelt wurde, und Eure ein amerikanisches Unternehmen im Mittel fast 10 Mio. EUR Crypto Trading-App öffnet, in die sehr wahrscheinlich Block- mehr Wagniskapital als ein europäisches. Doch dieser unfaire chain-Know-how aus Mittweida eingeflossen ist, oder Ihr Euren Wettbewerb müsste nicht so unfair sein. Um den Venture e-Golf oder auch Porsche öffnet, habt Ihr ein Stück Mittel- Capital-Rückstand Europas auf die USA in Höhe von rund 48 deutschland täglich in der Hand. Es gibt in Mitteldeutschland Mrd. EUR auszugleichen, wäre eine Lösung, die Pensions- kein DAX-Unternehmen. Und leider kommen von hier auch kassen und Versorgungswerke Europas heranzuziehen. nicht die Produkte, die jeder kennt. Aber ich bin sicher, Ihr Allein die 1.000 größten verwalten ein Vermögen von ca. 7 habt jeden Tag etwas aus Mitteldeutschland in der Hand: ein Bio. EUR, wovon weniger als 1% reichen würde, um diese Hightech-Glas oder eine Optik aus Thüringen, Sensoren und Lücke zu schließen. Dieser Ansatz soll in Deutschland mit Mikroelektronik aus Sachsen, Güter, in denen Chemikalien dem Dachfonds „Innovationsfonds Deutschland“ umgesetzt oder Wirkstoffe aus Sachsen-Anhalt enthalten sind. werden. Doch auch privatwirtschaftliche Fonds sehen den Handlungsbedarf und legen große Fonds auf. Lakestar plant Investments aus aller Welt einen 800-Mio.-USD-Fonds, Highland Europe kündigte einen Und die Wirtschaft in Mitteldeutschland wächst. Doch ein neuen Fonds mit knapp 540 Mio. USD an, und Eight Roads Problem bleibt: Die Firmen sind vergleichsweise klein, meist Venture, verfügt über rund 375 Mio. USD. Ein erster, schüch- haben sie nur zehn bis zwanzig Mitarbeiter. Es wird viel und terner Trend ist also zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass die- sehr erfolgreich geforscht – auch mit Hochschulen, was zu sem Beispiel weitere Player folgen, damit gute europäische starken Investitionen in Mitteldeutschland geführt hat. Gründer nicht weiterhin von amerikanischen und asiati- Bosch investiert 1 Mrd. EUR in Sachsen, Phillip Morris 320 schen Wettbewerbern überholt werden, weil das Geld fehlt. Mio. EUR, Chipfabriken investieren in erheblichem Ausmaß, Schaeffler und Isopan investieren in Halle, Automobilher- Unbekannter Standort Mitteldeutschland steller investieren und verlegen ihre Elektromobilitätssparten Was braucht man neben Kapital noch für ein erfolgreiches nach Mitteldeutschland. Auch Asiaten haben in Mittel- Unternehmen? Kluge Köpfe und eine gute Idee oder Techno- deutschland viel vor. So investiert der chinesische Hersteller logie, die im besten Fall ein echtes Problem löst. Ideen und CATL 100 Mio. EUR in den Bau einer Fabrik für Batteriezellen 12 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
für Elektroautos in Erfurt. Der erste große Kunde ist BMW. Steigerung um 107%, Sachsen um 105%, wobei die beschriebe- Und AT&M kündigte an, in den kommenden drei bis fünf nen Investitionen noch nicht einmal abgeschlossen wurden. Jahren 80 Mio. EUR in den Mittweidaer Airbus-Zulieferer Cotesa zu investieren. Fazit Es wird also in der nächsten Zeit für Start-ups nicht leichter Knackpunkt Fachkräfte zu wachsen, doch wir stellen uns dieser Herausforderung Doch durch das Wachstum und die Investitionen wird es bei mit großer Verve. Ob mit Formaten wie den Hightech einer Ressource bald knapp, den Mitarbeitern. Schätzungen Venture Days, Plattformen wie Startup-Mitteldeutschland. ergeben, dass allein durch die Investitionen der letzten de, dem IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland oder der beiden Jahre in Mitteldeutschland ca. 20.000 Fach- und Füh- bionection. Ich lade Euch ein: Kommt vorbei, überzeugt rungskräfte benötigt werden. Insgesamt konnte allein im Euch von dem innovativen Ökosystem, den hoch motivierten letzten Jahr ca. jede dritte Fachkraftstelle im Mitteldeutsch- und sehr gut ausgebildeten Gründern und dem beein- land nicht besetzt werden. Besonders schwierig ist die Situa- druckenden Know-how in der Region. tion für Kleinstbetriebe. In diesen Unternehmen konnte nahezu die Hälfte der angebotenen Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden, obwohl Universitäten und Hochschulen in Thomas Schulz der Region zahlreiche Spezialisten ausbilden. Eine Analyse ist seit 2012 Head of Operations beim der Online-Jobplattform StepStone zeigt aber auch, dass HighTech Startbahn Netzwerk. Der Fachkräfte in den östlichen Bundesländern auf jeden Fall selbstständige Unternehmensberater war eine deutlich verbesserte Situation auf dem Arbeitsmarkt zuvor Gründer und Geschäftsführer von vorfinden. So hat sich die Anzahl der veröffentlichten Stel- drei Start-ups, von denen zwei erfolgreich lenausschreibungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt in den verkauft wurden. vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Während es auf Bundesebene zwischen Juni 2013 und Juni 2018 eine Steige- rung um rund 74% gab, verzeichnet Sachsen-Anhalt eine ANZEIGE Eigenkapital und Know-how für Sachsens wachstums- orientierten Mittelstand Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) ist bei Nachfolgeregelungen Vom WMS begleitete Unternehmen (Auszug) und Wachstumsvorhaben Ihr Finanzierungspartner und Lösungsanbieter. Aus Sachsen. Für Sachsen. www.wachstumsfonds-sachsen.de
Aus der Praxis Wandeldarlehen als Instrument der Frühphasenfinanzierung Beliebt und mit ersten Standards Lange Zeit war der High-Tech Gründerfonds einer der wenigen Investoren in Deutschland, die eine Erstrundenfinanzierung über ein Nachrangdarlehen mit Wandlungsoption (Wandeldarlehen) umgesetzt haben. G rundlage dieser Finanzierungsform ist zunächst der späteren Finanzierungsrunde antizipieren. Anderenfalls ein unbesichertes Darlehen mit einem festen Zins- droht Streit in einer Situation, in der das Start-up die drin- satz, langer Laufzeit, Endfälligkeit von Darlehens- gend notwendige Finanzierung braucht. In der Beratungs- betrag und Stundung der Zinszahlungen für einen langen praxis mit Business Angels und Start-ups wird immer Zeitraum. Hinzu kam das Recht, dieses Darlehen bzw. die wieder deutlich, dass die fehlende Erfahrung mit Nachrang- entsprechenden Ansprüche aus dem Nachrangdarlehens- darlehen und Wandlungen eine Herausforderung ist. Hier vertrag in Eigenkapital der Gesellschaft gegen Gewährung bedarf es eines erhöhten Beratungsaufwandes. von Unternehmensanteilen zu „wandeln“. Im Ergebnis sollte das Nachrangdarlehen dazu dienen, bei zukünftigen Finanzie- Standardwandeldarlehensvertrag rungsrunden des Start-ups das bereits investierte Darlehen Glücklicherweise haben sich zumindest in kürzerer Zeit in tatsächliche Unternehmensanteile zu wandeln. Dabei ist Standards herausgebildet, die die Finanzierung über Wandel- insbesondere die Bewertung der Eigenkapitalinvestoren für darlehen vereinheitlichen und transparenter machen. Hier die Bestimmung der zu übernehmenden Unternehmens- kommt dem Business Angel Netzwerk Deutschland ein anteile durch den Darlehensgeber maßgeblich. Zusätzlich besonderer Verdienst zu. Es hat über mehrere Monate in gab es beim High-Tech Gründerfonds (und auch anderen einer Expertengruppe einen Standardwandeldarlehens- staatlichen Investoren) eine 10%ige bis 15%ige Beteiligung vertrag erarbeitet, der als Grundlage insbesondere von am Start-up gegen Zahlung des Nominalbetrages. Diese Angel-Investments dienen soll. Es wird sich zeigen, ob sollte über das Wandlungsrecht auch in Folgefinanzierungs- dieser Vorschlag angenommen wird. Zumindest aber ist runden gehalten werden können. dies ein Schritt in Richtung einer schnellen und effizienten Erstrundenfinanzierung vor der eigentlichen Investitions- Anstieg der Investitionen über Wandeldarlehen runde mit Eigenkapitalinvestoren. Auch wenn der Stan- Im Zuge der steigenden Investitionstätigkeit von privaten dardwandeldarlehensvertrag eine gute Grundlage bietet, Kapitalgebern wurde über die letzten Jahre das Wandel- so erfordern die Situationen, in denen Wandeldarlehen darlehen vermehrt für die erste Finanzierung von Start-ups gewährt werden, stets eine individuelle Betrachtung. Nicht vor der eigentlichen Finanzierungsrunde mit Eigenkapital- nur, dass Wandeldarlehen auch ein beliebtes Instrument investoren eingesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die für kurzfristige Zwischenfinanzierungen sind. Wandeldar- Bewertung des Start-ups muss in der ganz frühen Phase lehen werden teilweise auch für spätere Finanzierungsrun- nicht unter Berücksichtigung von viel Fantasie und Plan- den genutzt, in denen die Frage nach der Notwendigkeit zahlen „künstlich“ bestimmt werden. Zudem bedarf es – einer weiteren Eigenkapitalrunde noch offen ist. Zudem abgesehen von Fällen, in denen gleichzeitig Geschäftsanteile verwenden auch staatliche Investmentgesellschaften an einer GmbH übernommen werden – keiner Beurkundung. Wandeldarlehen mit den damit einhergehenden regulatori- Das spart Kosten und Zeit. Die Laufzeit beträgt regelmäßig schen Anforderungen. fünf bis sechs Jahre, der Zins liegt bei etwa 5%. Auf die Bewertung der späteren Finanzierungsrunde, in der das Invest – Zuschuss Darlehen gewandelt werden kann, gibt es einen Discount Dem steigenden Interesse von Start-ups und Kapitalgebern von 10% bis 25%. Andererseits bedarf es neben der bloßen an einer ersten Finanzierung durch Wandeldarlehen ist Standardformulierungen einiger Regelungen, die die spätere auch die Bundesregierung durch Überarbeitung des Invest Beteiligung des Darlehensgebers am Start-up im Rahmen – Zuschuss für Wagniskapital gefolgt. Seit dem 01.01.2017 14 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
gilt neben den bekannten Erwerbszuschüssen für direkte begrenzteren Einflussmöglichkeiten des Darlehensgebers Investitionen in Höhe von 20% des Investmentbetrages im Vergleich zum Gesellschafter. Nicht zuletzt deshalb gibt (max. 100.000 EUR Zuschuss) auch eine Bezuschussung es viele, die ein Erstinvestment in das Eigenkapital mit von Wandeldarlehen in gleicher Höhe. Dies gilt jedoch nur, einem schlanken Gesellschaftsvertrag als vorzugswürdig wenn die Wandlung innerhalb von 15 Monaten nach Aus- erachten. In zeitlicher Hinsicht lassen sich beide Invest- stellung des Bewilligungsbescheides vollzogen wird. Dies mentformen annähernd gleich schnell umsetzen. Will man dürfte jedoch ohnehin dem typischen Zeitrahmen für die dem Darlehensgeber zumindest rudimentäre Einflussmög- Vorbereitung der Finanzierungsrunde entsprechen. Hier- lichkeiten auf die Gesellschaft gewähren, bedarf es eines durch haben die Frühphaseninvestoren nunmehr die Mög- ähnlichen Gestaltungsaufwandes wie der Vereinbarung von lichkeit, ihr Investment in der für sie und das Start-up Investorensonderrechten in einem Gesellschaftsvertrag. sinnvollsten Weise zu strukturieren, ohne auf den Zuschuss verzichten zu müssen. Dr. Steffen Fritzsche Vor- und Nachteile ist Rechtsanwalt und Partner bei Gruen- Neben den genannten Vorteilen wird oft auch angeführt, delpartner und berät Start-ups und mittel- dass der Investor bereits eine Mindestrendite vereinbaren ständische Unternehmen umfassend bei würde. Die wenigsten Wandeldarlehen dürften jedoch Finanzierungen und Unternehmens- jemals zurückgezahlt werden. Erfolgt keine Wandlung, so ist käufen. die Alternative oftmals die Insolvenz, sodass sich die Mindestrendite nicht materialisiert. Von der Risikostruktur gleichen sich direkte Investments und Wandeldarlehen in der Frühphase. Der Unterschied besteht in den deutlich ANZEIGE (8523(Ş6%(679(1785(6 0((7,17(51$7,21$/,19(67256 757 ;85>7;4 ) H GD\ VF RP XU HQW Y FK KWH KLJ Z Z Z
Aus der Praxis | Case Study oncgnostics GmbH: Diagnostikunternehmen für die Krebsvorsorge Bessere Früherkennung von Krebserkrankungen bei Frauen Krebserkrankungen rechtzeitig erkennen und so die Therapiechancen verbessern: Das ist das Ziel vieler Forscher und Medizinunternehmen. Auch das 2012 gegründete Diagnoseunternehmen oncgnostics hat sich dies auf die Fahnen geschrieben und sich dabei auf bestimmte Krebserkrankungen bei Frauen spezialisiert. B asierend auf epigenetischen Biomarkern, will die die Uniklinik dem Unternehmen damals gewährte, sehr oncgnostics die Diagnosequalität erhöhen. „Wir investorenkompatibel. Wenn oncgnostics sich wie erwartet forschen in verschiedenen Nischen – unsere Haupt- weiter gut entwickelt, wollen wir auch an künftigen Finanzie- richtung ist zurzeit eine verbesserte Diagnostik bei Gebär- rungsrunden teilhaben.“ mutterhalskrebs“, sagt Dr. Martina Schmitz, Mitgründerin und – neben Dr. Alfred Hansel – Geschäftsführerin. Denn Lizenzvereinbarung in China neben einer frühen Erkennung von Krebs wolle oncgnostics Geschäftsführerin Schmitz ist sehr zufrieden mit der Zusam- mit ihrem Test vor allem die Übertherapie hierzulande redu- menarbeit mit dem HTGF. Der HTGF unterstütze durch sein zieren. Aber auch zur Entscheidung für eine Chemotherapie Netzwerk, durch wichtige Kontakte zu Investoren und anderen oder nach einer Operation will man mit eigenen Verfahren Unternehmern. Zurzeit führt oncgnostics weitere Studien frühzeitig und zuverlässig den Erfolg der Therapie bzw. des zur klinischen Nutzung der Diagnostik bei Gebärmutterhals- Eingriffs bewerten. krebs durch. „In Deutschland sprechen wir Krankenkassen an, um Pilotprojekte zu vereinbaren“, so Schmitz. Prinzipiell Exist-Mittel und HTGF-Nachrangdarlehen die USA und China wegen ihrer Größe seien die attraktive- Oncgnostics ist eine Ausgründung der Universitäts- ren Märkte. Europa sei mit den vielen unterschiedlichen Frauenklinik in Jena. Die ursprüngliche Idee entstand Gesundheits- und Krankenkassensystemen schwieriger zu bereits 2008; Hauptinitiator: Prof. Matthias Dürst. Zur bearbeiten. „Wir suchen in den USA und China Partner mit Finanzierung hatte man zunächst Fördermittel aus dem bestehenden Netzwerken – das ist ein- Exist-Programm erhalten. In der Gründungsphase stiegen facher, als selbst einen Vertrieb dort dann die Stiftung für Technologie, Innovation und For- aufzubauen.“ Der größte Fortschritt schung Thüringen (STIFT) sowie der High-Tech Gründer- bislang sei eine Lizenzvereinbarung fonds (HTGF) ein. „Wir hatten das Team schon 2011 2017 mit einer Tochtergesellschaft des kennengelernt“, sagt Dr. Bernd Goergen, Investmentmanager chinesischen Pharmakonzerns Sino- beim HTGF. Es war eines der ersten Investments des HTGF- pharm, der den Test für den Gebärmut- Fonds II – ein Nachrangdarlehen über 500.000 EUR. Im terhalskrebs nun auf dem chinesischen Februar 2014 investierte der HTGF in gleicher Form noch Markt zulassen wird. Die Summe der mal 200.000 EUR. Ende 2014 kamen drei neue Investoren „Upfront-Zahlung“ durch die Chinesen Dr. Martina Schmitz, hinzu: beteiligungsmanagement thüringen, Sparkasse Jena liegt im siebenstelligen Bereich. oncgnostics und eine Privatinvestorin. Außerdem gab es 2016 und Ende 2017 noch je eine Crowd-Finanzierung. Ausblick Das Diagnostikunternehmen aus Jena ist momentan dabei, „Hoher klinischer Wert“ mit einem Partner in den USA eine Strategie für den dortigen „Wir schätzten das Team aufgrund seiner wissenschaft- Markt zu entwickeln. Darüber hinaus gedacht: Als Exit- lichen Kompetenz und unternehmerischen Lernfähigkeit“, Option – auf Sicht von etwa zwei bis drei Jahren – steht vor- so Goergen. „Und die Diagnose zum Gebärmutterhalskrebs rangig der Verkauf an Investoren bzw. an ein größeres ist ein robustes Laborverfahren. Es versprach einen hohen Diagnostikunternehmen im Raum. klinischen Wert, was sich inzwischen mit den vorliegenden Daten bestätigt hat.“ Es bringe Vorteile für Ärzte, Labore und Bernd Frank Patientinnen. „Zudem waren die Lizenzierungsbedingungen, redaktion@vc-magazin.de 16 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Aus der Praxis | Case Study Coman Software GmbH: Bessere Planung und Transparenz im Anlagen- und Gebäudebau Projektfortschritte und Terminplanung visuell darstellen Mit visualisierter Terminplanung bis in die untersten Projektebenen die Planungsqualität bei Großprojekten erhöhen: Das hat sich die Coman Software GmbH zum Ziel gesetzt. Das Start-up ist eine Ausgründung aus der inpro, hinter der Daimler, VW, Siemens, Sabic und Thyssen- krupp stecken. W ie kann bei größeren Projekten „der Stand der sei aber der Maschinen- und Anlagen- Dinge“ transparent erfasst und dargestellt wer- bau. „Grundsätzlich aber ist der welt- den? Wie können alle am Projekt Beteiligten – weite Markt für uns interessant“, sagt von der Führungsebene bis zu den Mitarbeitern der beauf- Ripke. Die Software werde ja auch tragten Firmen – auf dem Laufenden gehalten werden, welche bereits weltweit eingesetzt. „Die Soft- Projektabschnitte fertiggestellt sind und welche Termine ware schafft mehr Transparenz auf anstehen oder überzogen sind? Leitender Gedanke ist die allen Projektebenen; die Terminpla- Erhöhung des Terminplandetailgrades, ohne den Verlust nung wird durch die visuelle Darstel- der Übersicht. Die im Februar 2018 gegründete Coman Soft- lung übersichtlicher auch im Detail“, ware hat eine Projektmanagement-Software entwickelt, über Timur Ripke, so Kägebein. Diese Sichtbarkeit verbes- Coman Software die Fahrzeughersteller, Maschinen- und Anlagenbauer oder sere die Abstimmung und führe so Unternehmen aus dem Immobiliensektor den Fortgang des auch zu Kosteneinsparungen. Projekts überwachen und Termine planen. Mitarbeiter eines jeden Gewerks können per App eingeben, wie weit sie sind – bmp Ventures ist mit dabei und das visualisiert. Beteiligt an Coman ist mit 1,2 Mio. EUR der IBG Risikokapital- fonds III. „Uns haben die Software und ihre Einsatzmöglich- Spin-off aus der inpro keiten ebenso überzeugt wie die vereinbarten Auslizen- Coman ist ein Spin-off der bereits seit den 80er-Jahren zierungsbedingungen, die ein wichtiges Thema in den bestehenden inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrit- Verhandlungen mit der inpro und ihren Gesellschaftern waren“, tene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH. erklärt Dr. Jan Alberti, Managing Part- Zunächst wurde Coman zur Organisation und Planung von ner der bmp Ventures AG, die die IBG- Anlagenbauprojekten aufgesetzt, und zwar nach den Erfor- Fonds verwaltet. Er sieht für das junge dernissen der inpro-Gesellschafter Daimler, Siemens, Sabic, Unternehmen großes Wachstumspo- Thyssenkrupp und Volkswagen. Nun ist sie aber dabei, sich tenzial. Interessant findet er insbeson- eigenständig am Markt zu etablieren, und kann dabei auf der dere den Spin-off-Charakter des Start- Kundenbasis der vier Gesellschafterkonzerne aufbauen. Es ups: „Im deutschen Mittelstand und bei geht um ein Software-Tool mit einer umfassenden Daten- Konzernen gibt es – ähnlich dem erfassung über Stand und Änderungen auf Baustellen – und Beispiel Coman – viele gute Projekte, dies so zu visualisieren, dass die Abstimmung und Termin- die sich je nach Strukturierung auch für Dr. Jan Alberti, planung der Projektbeteiligten verbessert wird. ein Venture Capital-Investment eignen.“ Coman Software Vom Anlagen- bis zum Flughafenbau Ausblick „Es ist eine Software für visuelles Projektmanagement“, sagt Das Unternehmen will im Laufe dieses Jahres weitere Mit- Sven Kägebein, neben Timur Ripke einer der beiden arbeiter einstellen, um mehr Kundenanfragen bearbeiten zu Geschäftsführer. Neben den Gesellschafterkunden habe können. Zudem will man bis Jahresende verstärkt in den man auch bereits externe Kunden gewonnen, wie den Walz- chinesischen Markt hineingehen, wo ein großes Kunden- werkhersteller Achenbach. „Wir kommen zwar aus dem potenzial wartet. Karosseriebau, aber unsere Software kann auch in anderen Branchen eingesetzt werden, so beispielsweise im Gebäude-, Bernd Frank Kraftwerks- oder auch im Flughafenbau.“ Hauptzielrichtung redaktion@vc-magazin.de Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 17
Aus der Praxis | Case Study Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH: Lösungen für die Fertigung Integrieren, automatisieren, optimieren In diesem Jahr feiert die Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH (Systema) ihren 25. Geburtstag. Die Firma entwickelt Lösungen für Systemintegration und Vollautomatisierung in der Fertigung. Systema setzt Projekte für Kunden wie Bosch oder Infineon um und will in den nächsten Jahren weiter international wachsen. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) unterstützt bei der Expansion. Gemeinsam mit dem Investor will Gründer und Geschäftsführer Manfred Austen die drängende Nachfolgeregelung angehen. K urz nach der Wiedervereinigung sind Manfred Austen und Inge Schöll-Austen zum ersten Mal in Dresden. Austen setzt zu diesem Zeitpunkt mit seiner jungen Firma Systema für Siemens ein Projekt in der Fertigungsautomatisierung um. Der Münchner Konzern baut ein Werk in Sachsen. Austen hat die Option, sich anzu- schließen. Der Haken an der Sache: Die Eheleute aus Regensburg müssten umziehen – nach Dresden. Schöll- Inge Schöll-Austen und Manfred Austen: Ihre Systema hat heuer 25. Geburtstag gefeiert. Austens Begeisterung hält sich in Grenzen. Da gehe sie niemals hin, bescheidet sie ihrem Mann. Heute ist das Paar haben, erhalten bleiben.“ Austen hat sich Unterstützung ins froh, den Schritt doch gewagt zu haben. Haus geholt: Der WMS hat Anfang 2018 25,1% der Systema übernommen. Die CFH Management GmbH verwaltet den Industrie 4.0 verlangt nach vollautomatisierter Fertigung Fonds, Thomas Tettenborn ist zustän- 1993 gründet Austen die Systema. Der erste Auftrag kommt diger Investmentmanager. Die Partner von Siemens: Betriebsdatenerfassung. 1997 verlegt der Grün- wollen die neuen Standorte vorantrei- der den Hauptsitz des Unternehmens nach Dresden. Das dor- ben und weitere Tochterfirmen aufbau- tige Siemenswerk eröffnet neue Möglichkeiten im Osten. Sys- en. Strukturen sollen optimiert und tema unterstützt Unternehmen bei der Systemintegration und eine breitere Leitungsbasis geschaffen Automatisierung ihrer Produktion. Aufträge kommen aus den werden. Tettenborn: „Mit dem Aufbau Hightechbranchen: Halbleiter, Automobilzulieferung, Maschi- eines mittleren Managements sind nach nenherstellung, Biotechnologie, medizinische Geräte. Syste- Manfred Austens Austritt mehrere ma bietet individuelle und Standardlösungen für Computer In- Schultern da, die das Unternehmen im Thomas Tettenborn, tegrated Manufacturing an und organisiert die Anbindung des bisherigen Sinne weiterführen können.“ CFH Management Manufacturing Execution-Systems an das Enterprise Resource Planning-System sowie die Maschinen in der Fertigung. Im Ausblick Zuge der Digitalisierung wird auch die vollautomatisierte Ferti- In fünf bis sieben Jahren will sich Austen in den wohlver- gung ein immer größeres Geschäftsfeld: Industrie 4.0. Systema dienten Ruhestand verabschieden. Die Systema könnte im war einer der ersten SAP-Partner in diesem Bereich. 2009 Rahmen eines MBO übernommen werden. Der Geschäfts- gründet Austen eine Tochterfirma in den USA. Vor vier Jahren führer glaubt eher an einen strategischen Käufer: „Ich denke folgt eine weitere in Malaysia. „Unsere Kunden sind große vor allem an die vielen großen Beratungsfirmen, die sich im Konzerne wie Bosch, Infineon oder Hewlett Packard. Sie verle- Bereich Fertigung ausbreiten wollen.“ Auch nach dem Ver- gen ihre Werke zunehmend nach Südostasien, da müssen wir kauf will Austen in Dresden bleiben – die Zustimmung seiner ebenfalls präsent sein.“ 170 Mitarbeiter hat die Systema heute. Frau ist sicher. In Regensburg liegen die Wurzeln, der Osten Standorte in Indien, Israel und Südamerika sind im Aufbau. aber ist die neue Heimat: „Bayern und Sachsen sind sich nicht unähnlich. Wenn man Arbeitswillen bewiesen hat, Mittleres Management schaffen kann man sich auf Unterstützung verlassen und erlebt posi- Zwei Themen treiben Austen um: die Organisation der tive Überraschungen. Wir sind heute hier zu Hause.“ Expansion und die Regelung der eigenen Nachfolge. „Ich will sicherstellen, dass die Arbeitsplätze, die wir aufgebaut isabella.bauer@vc-magazin.de 18 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Service | Partner des Specials im Portrait Die bm|t ist eine der ersten Adressen für Beteiligungen Unternehmen nahezu aller Branchen und in allen Phasen in Thüringen. Uns anvertrautes Kapital investieren wir ge- der Unternehmensentwicklung – sowohl in der Gründungs- winnbringend in Gründerteams und Unternehmen im Frei- als auch in der Wachstumsphase oder in Unternehmensnach- staat. So finanzieren wir Innovationen und wirtschaftliches folgesituationen. Wachstum in Thüringen. Die bm|t verwaltet aktuell acht Fonds mit einem Gesamt- volumen von über 320 Mio. EUR und investiert in innovative www.bm-t.de Mitteldeutschland entwickelt sich stark, doch Fortschritt und zwei für technologieorientierte Start-ups (124 Mio. EUR). erfordert stets neue Ideen und Lösungen. Auch eine solide Weitere Partner bei diesen Fonds sind inzwischen die Spar- Kapitalbasis ist dabei essenziell für den Erfolg. kasse Vogtland im WMS Plus und die MBG Sachsen im TGFS. Vor diesem Hintergrund wurde in Sachsen von der CFH Über 25 Mittelständler und über 50 junge Unternehmen wur- Management GmbH gemeinsam mit den Beteiligungsgesell- den durch den WMS und den TGFS bereits finanziert. schaften der Sparkassen Chemnitz, Dresden und Leipzig in Unternehmen, wie z.B. SYSTEMA, Dr. Födisch oder fabma- Zusammenarbeit mit dem Freistaat in 2004 die Idee geboren, tics, konnten mit diesen Mitteln wachsen. Zahlreiche Start- Mittelstands- und Venture Capital-Fonds aufzulegen, um Unter- ups, wie z.B. Qoniac, Pendix, Webdata Solutions und Data nehmen in Sachsen mit Eigenkapital und/oder Mezzanine zu Virtuality, haben den Markteintritt erfolgreich gemeistert. unterstützen. Daraus entstand eine Erfolgsgeschichte mit inzwischen vier Fonds: zwei für den Mittelstand (75 Mio. EUR) www.wachstumsfonds-sachsen.de | www.tgfs.de | www.cfh.de Der Investforum Startup-Service richtet sich mit seinen Leis- Der Investforum Startup-Service wird durch das Minis- tungen und Angeboten an innovative Startups, die auf ihrem terium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung mit Weg zum erfolgreichen Unternehmen begleitet werden. Neben Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes individuell abgestimmten Coachings werden auf Matching- Sachsen-Anhalt gefördert und durch die Univations GmbH veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day die richtigen Institut für Wissens- und Technologietransfer an der Martin- Ansprechpartner miteinander in Kontakt gebracht. Der Invest- Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert. forum Startup-Service ist Bindeglied zwischen Startups und Investoren sowie Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen diesen Zielgrup- Kontakt: Christian Strebe pen erhalten Investoren frühzeitig Zugang zu Startups und E-Mail: strebe@investforum.de deren anwendbaren Innovationen sind für Unternehmen Tel.: 0345/13142707 eine Möglichkeit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. www.investforum.de Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 19
Sie können auch lesen