Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin

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Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Special September 2018                          Private Equity • Buyouts • M&A
                                                                  www.vc-magazin.de

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 Das Magazin für Investoren und Entrepreneure

                   Special
                   Private Equity in
                   Mitteldeutschland
                                                         5. Jg.

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Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
#support #scale #success

       In den letzten 15 Jahren haben wir uns als Beteiligungsgesell-
       schaft des Freistaates Thüringen erfolgreich an die Spitze der
       Landesbeteilungungsgesellschaften Deutschlands gearbeitet.
       Mit einem Fondsvolumen von 350 Mio € investieren wir in
       wachstumsstarke Thüringer Unternehmen und unterstützen
       diese weit über den eigentlichen Beteiligungsprozess hinaus.
       Belege für den Erfolg dieser Strategie sind im letzten Jahr u.a.
       ein Nasdaq-Börsengang sowie ein Verkauf an einen Social-
       Media-Giganten, die wir als Lead Investor realisieren konnten.
       Erfahren Sie mehr unter › www.bm-t.de

                                                                                     jahre

                                                                          beteiligungsmanagement
                                                                          thüringen gmbh
Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Editorial

Der zweite Blick                                                                             Die Innovationsplattform des
                                                                                             Freistaates Sachsen

                                                                                             Gründerland
                                                                                             Sachsen
Liebe Leserinnen und Leser,                                                                  futureSAX ist die Klammer um das Gründungs-
                                                                                             & Innovationsgeschehen in Sachsen.

oft ist es der zweite Blick, der einen
                                                                                                Netzwerk aus über 7.000 Akteuren
etwas klar sehen lässt. Ähnlich ist es
                                                                                                Kernzielgruppen: innovative Gründer,
auch mit den Bundesländern Sach-                                                                 wachstumsorientierte Unternehmer
sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen –                                                             Zusammenführung von Ver tretern aus
zumindest, wenn man sie durch die                                                                Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und
Gründer- und Beteiligungskapitalbril-                                                            Investoren

le betrachtet. Der Bundesverband                                                                Wettbewerbe: futureSAX-Ideenwettbewerb,
                                                                                                 Sächsischer Transferpreis, Sächsischer
Deutscher Kapitalbeteiligungsgesell-                                                             Staatspreis für Innovation
schaften registrierte 2017 Investi-                                                             Veranstaltungen: Wissensvermittlung,
tionen in Höhe von 117,6 Mio. EUR in                                                             Vernetzung und Impulsgebung
Mitteldeutschland – ein Rückgang
                                                     Benjamin Heimlich, Chefredakteur
von 94 Mio. EUR gegenüber dem Vor-                                                           futureSAX ist eine Initiative des
jahr. Ebenfalls rückläufig ist laut der                                                       Sächsischen Staatsministeriums
                                                                                             für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
KfW die Gründungstätigkeit in den
drei Bundesländern. Im Gründungs-
monitor der staatlichen Bank belegte
Sachsen-Anhalt den 16. Platz. Nur
eine Position besser lag Thüringen.
Etwas erfreulicher war das Ergebnis
Sachsens: Platz 10.

Dieses wenig ermutigende Bild verän-      des Instruments und die jüngsten
dert sich, sobald man genauer hin-        Entwicklungen in diesem Segment legt
sieht. Dann kommt eine langsam, aber      Dr. Steffen Fritzsche, Partner bei der
stetig wachsende Business Angels-         Kanzlei Gruendelpartner, ab Seite 14 dar.
Szene zum Vorschein, wie etwa Univa-                                                                                     futureSAX-
tions Geschäftsführer Daniel Worch        Mitteldeutschland bietet sowohl für                                       Investoren R
                                                                                                                                 oadshow
                                                                                                                   am 25. Sept
im Interview ab Seite 10 berichtet.       Gründer wie auch für Investoren                                                      ember 2018
                                                                                                                    www.futureS
Oder es fallen einem die erheblichen      durchaus spannende und lukrative                                                       AX.de/
                                                                                                                   investoren-r
                                                                                                                                oadshow
Investitionen auf, die internationale     Möglichkeiten – auch wenn diese sich
Konzerne in Mitteldeutschland täti-       möglicherweise erst auf den zweiten
gen. Von ihnen und der Vielzahl der       Blick zu erkennen geben.
Produkte und Technologien, die aus
der Region stammen und die wir täg-       Eine spannende Lektüre wünscht
lich in den Händen halten, berichtet
Thomas Schulz vom HighTech Start-
bahn Netzwerk ab Seite 12. Kein
mitteldeutschlandspezifisches Phäno-
                                                                                             www.futureSAX.de
men sind Wandeldarlehen. Doch auch
in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thü-
ringen kommen sie bei der Finanzie-
rung in der Frühphase zunehmend
zum Einsatz. Die Vor- und Nachteile              benjamin.heimlich@vc-magazin.de

Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“                                      3
Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Inhalt

Fotos v.l.n.r.: © kentauros, © Johannes Krey, © Mapics, © kiono– stock.adobe.com

 3       Editorial                                                                 18     Case Study | Systema Systementwicklung Dipl.-Inf.
         Der zweite Blick                                                                 Manfred Austen GmbH: Lösungen für die Fertigung
                                                                                          Integrieren, automatisieren, optimieren

Die Region
                                                                                   Service
 6       Unter dem Radar?
         Mitteldeutschland buhlt weiterhin um                                      19     Partner des Specials im Portrait
         Aufmerksamkeit – zu Recht!

 10      Interview mit Daniel Worch, Univations
         „Wir müssen die Start-ups bei auswärtigen
           Investoren aufs Radar bringen“

 12      Kommentar zur Unternehmenslandschaft in
         Mitteldeutschland
         Hightech für Hype-Tech
         Thomas Schulz, HighTech Startbahn
                                                                                     Impressum                                 VentureCapital
Aus der Praxis
                                                                                                                                                       Magazin
                                                                                        5. Jg. 2018
 14      Wandeldarlehen als Instrument der                                              „Private Equity in Mitteldeutschland“
         Frühphasenfinanzierung                                                         ein Special des VentureCapital Magazins
         Beliebt und mit ersten Standards                                               Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München,
         Dr. Steffen Fritzsche, Gruendelpartner                                         Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de,
                                                                                        Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de

 16      Case Study | oncgnostics GmbH:                                                 Redaktion: Peter Willleitner (Verlagsleitung), Benjamin Heimlich (Chefredakteur),
                                                                                        Isabella-Alessa Bauer
         Diagnostikunternehmen für die Krebsvorsorge
         Bessere Früherkennung von                                                      Mitarbeit an dieser Ausgabe:
                                                                                        Bernd Frank, Dr. Steffen Fritzsche, Holger Garbs, Thomas Schulz
         Krebserkrankungen bei Frauen
                                                                                        Lektorat: Benjamin Eder, Sabine Klug
 17      Case Study | Coman Software GmbH:                                              Gestaltung: Marie Grom
         Bessere Planung und Transparenz
                                                                                        Titelbild: © 60px, © eowyny, © Gerd Gropp, © Johannes Krey, © kentauros,
         im Anlagen- und Gebäudebau                                                     © kiono, © Mapics, © Mattis Kaminer, © pico, © Sinuswelle – stock.adobe.com
         Projektfortschritte und
                                                                                        Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg
         Terminplanung visuell darstellen

4                                                                                              Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Wer nicht wagt,
der nicht gewinnt!

 Sonderausgabe | Juli 2018 | 14,80 EUR (D)      Private Equity • Buyouts • M&A    Darum wagen Sie ein
                                                              www.vc-magazin.de

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  Standorte & Regionen 2018
   Was Gründer und Unternehmer in der
   DACH-Region ausmacht
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Die Region

Unter dem Radar?

Mitteldeutschland buhlt
weiterhin um Aufmerksamkeit
       – zu Recht!
Die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überzeugen mit starken Technologiestandorten und einer exzellenten
Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Und doch ist das Engagement von Wagniskapital- und Beteiligungsinvestoren weiterhin begrenzt.
Dies sollte sich ändern.

Fotos: © Johannes Krey, © Sinuswelle, © Mapics, © 60px, © kiono, © Gerd Gropp, © eowyny, © Mattis Kaminer, © kentauros – stock.adobe.com

6                                                                                                     Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
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L
       aut BVK-Statistik wurden im vergangenen Jahr in
       Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt         Beteiligungskapitalinvestitionen in Mitteldeutschland
       118 Mio. EUR Eigenkapital investiert, in insgesamt 78
                                                               300
Unternehmen. Vorreiter war hier der Freistaat Sachsen mit                         265
62 Mio. EUR, welche 52 Unternehmen zugutekamen. In
                                                               250                       237,5
Thüringen wurden immerhin 52 Mio. EUR in elf Unternehmen
                                                                                                                           211,6
investiert. Schlusslicht in Mitteldeutschland ist Sachsen-
                                                               200
Anhalt (5 Mio. EUR beziehungsweise vier Unternehmen).
                                                                                163,5                              168,2
Freilich, die Zahlen weisen „nur“ die vom BVK erfassten                                           155
                                                               150
Investitionen auf und beinhalten auch keine Business                                             123,4        134
                                                                        134              133                                        117,6
Angels-Finanzierungen. Trotzdem hinken die Eigenkapital-
                                                               100                                       86,2
finanzierungen in Mitteldeutschland zum Teil deutlich hinter                                                            116
                                                                        68,7
anderen Regionen hinterher. Während das Finanzierungs-                                                                         95      78
                                                                50
volumen in Sachsen und Sachsen-Anhalt im Vergleich zum
Vorjahr zum Teil deutlich zurückging, konnte Thüringen sein
Volumen mehr als verdoppeln. Zum Vergleich: In Nordrhein-        0
                                                                       2010      2011    2012    2013    2014      2015    2016     2017
Westfalen, wurden nach BVK-Berechnungen über 2,4 Mrd.
EUR investiert. Dahinter lagen Berlin (2,1 Mrd. EUR) und                      investiertes Kapital (in Mio. EUR)
Bayern (1,9 Mrd. EUR). Auch bei Venture Capital-Finanzie-                     Zahl der finanzierten Unternehmen
rungen werden die Unterschiede deutlich: Wurden in             Quelle: BVK

Sachsen immerhin noch 22 Mio. EUR investiert, waren es in
Thüringen nur 6 Mio. EUR, in Sachsen-Anhalt gar nur 3 Mio.
EUR. Berlin kam im gleichen Zeitraum auf 490 Mio. EUR.         Thüringen 15 Mio. EUR (Platz drei). Der TGFS Technologie-
                                                               gründerfonds Sachsen, wurde 2008 mit 60 Mio. EUR aufgelegt
Gründe zu investieren                                          und 2016 auf über 124 Mio. EUR Fondsvolumen aufgestockt.
                    Dabei gäbe es doch genügend Gründe,        Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS), der
                    mehr zu investieren. Denn die Region       wachstumsstarke Unternehmen mit Eigenkapital und eigen-
                    Mitteldeutschland ist industriell gut      kapitalähnlichen Mitteln unterstützt, wurde 2005 mit einem
                    aufgestellt und verfügt über eine          Volumen von 35 Mio. EUR aufgelegt und 2012 um weitere 40
                    beeindruckende Forschungs- und Ent-        Mio. EUR aufgestockt. Beide Fonds werden durch die SIB
                    wicklungslandschaft, die eine hohe         Innovations- und Beteiligungsgesellschaft gemanagt. Sachsen-
                    Innovationskraft garantiert. „Dresden      Anhalt hat 2017 den neuen IBG Risikokapitalfonds RKF III,
                    hat es als einziger deutscher Standort     der durch die bmp Ventures gemanagt wird, mit einem Volu-
                    mit den beiden Leibniz-Instituten für      men von 66 Mio. EUR aufgelegt. Die Vorgängerfonds haben
Dr. Merle Fuchs,    Festkörper- und Werkstoffforschung         Investments in Höhe von knapp 300 Mio. EUR getätigt. „Seit
TechnologieContor
                    sowie zwei Forschungseinrichtungen         2017 gibt es in Sachsen-Anhalt auch schnelles Beteiligungs-
für Polymerforschung unter die bundesweit 18 bei inter-        kapital für ‚Startup Gladiator‘: In unter sechs Wochen kann
nationalen Wissenschaftlern beliebtesten Institute ge-         ein Start-up 350.000 EUR für eine nominale Beteiligung am
schafft, und die Technische Universität Dresden ist die        Stammkapital von 10%, den Rest als Wandeldarlehen mit
viertinnovativste deutsche Hochschule“, sagt Dr. Merle         einer jährlichen Verzinsung von 6% fix +5% gewinnabhängig
Fuchs vom TechnologieContor in Gera. Leipzig weist mit         erhalten“, erklärt Fuchs. Die bm-t, 2003 als Tochter der
rund 200 Start-ups im Innenstadtbereich die zweitgrößte        Thüringer Aufbaubank mit einem Fondsvolumen von 95 Mio.
Start-up-Dichte nach Berlin auf und belegt laut „Dynami-       EUR gegründet, verwaltet inzwischen 320 Mio. EUR, auf-
kranking“ der „WirtschaftsWoche“ bundesweit Platz elf.         geteilt auf acht Fonds, und ist die zweitgrößte landeseigene
„Selbst die ‚kleine Großstadt‘ Jena belegt beim                Beteiligungsgesellschaft Deutschlands.
‚Zukunftsranking‘ der WiWo bundesweit einen beachtli-
chen siebten Platz“, so Fuchs.                                 Thüringer Biotechunternehmen geht an die NASDAQ
                                                               „In Thüringen stehen mit dem Thüringer Start-up-Fonds
Schlagkräftige landeseigene Fonds                              (TSF), Wachstumsbeteiligungsfonds (WBF) und Mittel-
Ferner engagieren sich alle drei Bundesländer stark für        standsfonds (MFT) alleine bei der bm-t fast 100 Mio. EUR für
den Technologietransfer sowie innovative Start-ups und         Investments sowohl in der Früh- und Wachstumsphase
haben dazu Beteiligungsfonds aufgelegt. Sachsen investiert     eines Unternehmens als auch für Private Equity-Finanzie-
daraus durchschnittlich 8 Mio. EUR pro Jahr (Platz sieben      rungen und Unternehmensnachfolgen zur Verfügung.
bundesweit), Sachsen-Anhalt 10 Mio. EUR (Platz fünf) und       Außerdem rückt Thüringen zunehmend auch in den Fokus

Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“                                                                                          7
Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Die Region

                    privater, auch internationaler Investoren,
                    die zusätzliches Kapital für Invest-           Gründungsaktivität in Deutschland
                    ments zur Verfügung stellen“, sagt
                    Stephan Beier von der bm-t. Allerdings:
                    Noch ist der Anteil von Buyout- und                                 106 (-23)
                                                                                     Schleswig-
                    Nachfolgefinanzierungen deutlich unter-                           Holstein
                                                                                                                     105 (-20)
                    repräsentiert. Im Gegenzug haben                                                              Mecklenburg-
                                                                                                      207 (-47)
                    Investments von privaten Investoren                                             Hamburg       Vorpommern
                    zugenommen. „Alleine im letzten Jahr
                                                                                          126 (-41)
Stephan Beier,      konnte die bm-t über 150 Mio. EUR an                                Bremen
bm-t                                                                                                                               207 (-31)
                    privatem Kapital für Thüringer Unter-                                                                        Berlin
nehmen einwerben“, so Beier. Davon gingen allein 120 Mio.                                            141 (-4)
                                                                                                  Nieder-       60 (-16)    125 (+15)
EUR an das Jenaer Biotechunternehmen InflaRx, welches                                              sachsen                Brandenburg
                                                                                                              Sachsen-
2017 ein gelungenes IPO an der NASDAQ feiern konnte.                        138 (-41)                         Anhalt
                                                                         Nordrhein-
                                                                         Westfalen                                             112 (-35)
Starke Standorte                                                                                             93 (-25)
                                                                                                                            Sachsen
Industriell ist die Region Mitteldeutschland breit aufgefächert                            132 (-50)      Thüringen
                                                                                         Hessen
und bietet potenziellen Investoren ein vielfältiges Betätigungs-
feld. So werden etwa in Thüringen Hochtechnologien unter an-                    106 (-22)
                                                                           Rheinland-Pfalz
derem in den Bereichen Life Sciences, Optik, Sensorik, Elektro-
nik oder neue Materialien entwickelt. „Aber auch in den Berei-            94 (-30)
                                                                        Saarland
chen Softwareentwicklung – vorranging B2B – und Maschinen-
bau ist Thüringen stark aufgestellt“, sagt Beier. Insbesondere                                                       139 (-19)
                                                                                                                  Bayern
in der Region Jena haben sich zahlreiche Unternehmen der                                   116 (-15)
                                                                                         Baden-
Optikbranche angesiedelt, die sich im Cluster Optonet organi-
                                                                                         Württemberg
siert haben. Weiterhin hat sich in Jena auf dem sogenannten
Beutenberg-Campus ein Cluster im Bereich Life Sciences und
Biotech mit hoher internationaler Ausstrahlung entwickelt.
„Ähnliches kann man an den anderen Hochschulstandorten                    Durchschnittliche Anzahl von Gründern je 10.000 Erwerbsfähige
Ilmenau, Nordhausen und Schmalkalden beobachten, wo sich                  im Zeitraum 2015–2017 (Veränderung ggü. Zeitraum 2014–2016)

fachspezifisch neue Unternehmen entwickeln“, so Beier.              Quelle: KfW–Gründungsmonitor

Clustern fehlen die Konzerne
Herausragende Hubs oder Cluster finden sich insbesondere            vor allem mit der guten Konjunkturlage zu tun und dem
in den Segmenten Automotive, Chemie/Kunststoffe, Energie/          Werben von Firmen und Konzernen um gut ausgebildete
Umwelt/Solarwirtschaft, Informationstechnologie oder Life          Fachkräfte. Zwischen 2015 und 2017 gab es laut KfW-Grün-
Sciences. In jedem dieser Cluster vergibt die Metropolregion       dungsmonitor in Sachsen 112 Gründungen je 10.000
Mitteldeutschland jährlich den IQ-Innovationspreis sowie           Erwerbsfähige (Sachsen-Anhalt: 60; Thüringen: 93). In Berlin
einen Preis im Gesamtwert von 70.000 EUR. In der länderüber-       lag diese Zahl bei 2.017. Die Gründe für die vergleichsweise
greifenden Metropolregion haben sich strukturbestimmende           niedrige Zahl sind aber auch regionalspezifisch oder histo-
Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und                    risch zu sehen. „Unternehmertum wird in den mitteldeut-
Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen             schen Schulen oftmals noch immer nicht positiv belegt,
aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammenge-              häufig fehlen persönliche Vorbilder, die Familien verfügen
schlossen. „Gemeinsames Ziel ist die nachhaltige Entwick-          durchschnittlich über geringere Einkommen und niedrige-
lung und Vermarktung der traditionsreichen Wirtschafts-,           ren Wohlstand als in westlichen Bundesländern, was zu
Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland“, ergänzt        einem erhöhten Sicherheitsstreben bei der Berufswahl füh-
Fuchs. Und doch fehlen die großen Industrieunternehmen, in         ren mag“, erläutert Fuchs. „Und Business Angels – als Inves-
deren Umfeld sich innovative Start-ups ansiedeln und die           toren, als Netzwerker und als Mentoren – sind viel zu selten
auch als Sponsor, Partner und potenzieller Exit-Kanal infrage      und verfügen in der Regel auch über geringere Vermögen als
kommen. Einen DAX-Konzern sucht man in der Region wie in           gestandene Unternehmer aus den westlichen Bundeslän-
gesamt Ostdeutschland bis heute vergeblich.                        dern.“ Zwar verfügen alle drei Bundesländer über eigene
                                                                   Business Angels-Netzwerke. Doch ist es weiterhin schwierig,
Zu wenig Gründer                                                   die Anzahl und Höhe der Investments genau zu verifizieren.
Auch die Zahl der Unternehmensgründungen hinkt weiter-             Dass sich im Vergleich zu anderen Bundesländern in
hin hinterher. Dies hat, ähnlich wie in westlichen Ländern,        Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen immer noch

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Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
vergleichsweise wenige Business Angels engagieren und die     schwerpunkts in den genannten Industriesegmenten und
 investierten Kapitalsummen geringer ausfallen, steht          einer überdurchschnittlich langen Time to Market-Phase
 allerdings außer Frage.                                       entsteht ein hoher Kapitalbedarf, der durch das Fehlen von
                                                               klassischen oder Corporate Venture-Investoren sowie
 Standort als Nachteil?                                        Business Angels nur schwer gedeckt werden kann. Umso
 Ein weiteres Problem: die relative oder gefühlte Ferne zu     bedeutender werden landeseigene Beteiligungsgesellschaf-
 den deutschen und internationalen Start-up-Zentren. Viele     ten, vor allem in der Frühphasenfinanzierung. „Diese markt-
 Venture Capital-Investoren investieren lieber wiederholt an   beherrschende Stellung ermöglicht den Landesbeteiligungs-
 bekannten Standorten, an denen sie sich bedingt durch         gesellschaften eine überaus starke Verhandlungsposition
 vorherige Investments, Netzwerke oder Veranstaltungen         bei der Gestaltung der Beteiligungsverträge, was bei den
 häufiger aufhalten. „Dies ist bedauerlich, da insbesondere     Start-ups eine sehr gute Vorbereitung der Beteiligungsver-
 Hightech-Start-ups im mitteldeutschen Raum über heraus-       handlungen erfordert, sofern sie sich Verhandlungsmöglich-
 ragende Technologien sowie professionelle, hoch motivierte    keiten auf Augenhöhe sichern wollen“, schließt Fuchs.
 Teams verfügen und sie in den mitteldeutschen Netzwerken
 sehr kurze Wege zu herausragenden Lieferanten, Entwick-       Fazit
 lungspartnern und Kunden vorfinden“, moniert Fuchs.            Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bringen in vielerlei
 Außerdem könnten die Unternehmer von sehr niedrigen           Hinsicht gute Voraussetzungen für eine vitale Unternehmens-
 Lebenshaltungs-, Dienstleistungs-, Personal- und Miet-        landschaft mit, doch gerade beim Thema Gründungen
 kosten profitieren und auf extrem loyale, hoch qualifizierte    hapert es noch immer. Nichtsdestotrotz bieten sich in
 Mitarbeiter zugreifen.                                        Mitteldeutschland für Investoren immer wieder interessante
                                                               Beteiligungsmöglichkeiten.
 Hoher Kapitalbedarf stärkt Position der Finanziers
 Und noch einer Besonderheit sehen sich mitteldeutsche                                                        Holger Garbs
 Start-ups ausgesetzt: Aufgrund des hohen Technologie-                                             redaktion@vc-magazin.de

                                                                                                                ANZEIGE

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Kapital und Know-how für
High-Tech-Gründer in Sachsen

  tgfs.de
Private Equity in Mitteldeutschland - Jg - Private Equity Buyouts M&A - VC Magazin
Die Region

Interview mit Daniel Worch, Univations

„Wir müssen die Start-ups bei
 auswärtigen Investoren aufs
 Radar bringen“
Dass Deutschland nach wie vor kein Gründerland ist, das belegt auch in diesem Jahr wieder der Gründungsmonitor der KfW. Mit Ausnahme
von Brandenburg ging zwischen 2015 und 2017 in allen Bundesländern die Zahl derer zurück, die den Sprung in die Selbstständigkeit
wagten. Besonders schmerzlich ist das für Länder wie Sachsen-Anhalt, die seit Jahren mit niedrigen Gründungszahlen zu kämpfen haben.

VC Magazin: Herr Worch, wie steht es um die Beteiligungsszene
in Mitteldeutschland und im Speziellen in Sachsen-Anhalt?
Worch: Wir haben hier eine extrem gut ausgeprägte Betei-
ligungslandschaft, wenn es darum geht, in der frühen Unter-
nehmensphase Kapital zu akquirieren. Das gilt sowohl für
Mitteldeutschland allgemein als auch für Sachsen-Anhalt im
Speziellen. Hier im Bundesland finden Gründer gute bis sehr
gute Förderangebote. Diese reichen von eigenen Inkubatoren
an den Hochschulen über landeseigene Gründerstipendien
und Markteintrittsstudienförderung bis zur klassischen
Venture Capital-Finanzierung. Letztere kommt von den
IBG-Fonds, die von der privaten Beteiligungsgesellschaft
bmp Ventures AG gemanagt werden. Die Spanne der Wagnis-
kapitalfinanzierungen, die in Sachsen-Anhalt auf die Beine          Daniel Worch
gestellt werden können, reicht dabei von 350.000 bis                 ist Geschäftsführer der Univations GmbH sowie Projektleiter
10 Mio. EUR.                                                         des Investforum Startup-Service.

VC Magazin: Die Zahl der in Sachsen-Anhalt ansässigen
Venture Capital-Gesellschaften ist aber überschaubar. Ist          Gesellschaften Zugang zu potenziellen Deals. Letztere haben
das ein Nachteil für die Gründerlandschaft in der Region?          ja sonst eigentlich keinen Einblick in die Hochschulen des
Worch: Ich denke nicht, dass das ein Nachteil ist. Aus zwei        Landes, und auch der Zugang zur hiesigen Start-up-Szene ist
Gründen: Erstens gibt es durch die landeseigenen IBG-              meist nicht so ausgeprägt wie in den Hubs Berlin oder München.
Fonds Kapital vor Ort. Zweitens stellen die Distanzen nach         Auf Veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day kommt
Berlin oder München für Investoren in der Regel kein großes        man konzentriert mit der gesamten Region in Kontakt.
Problem dar. Von Halle aus ist man mit dem ICE in einer
Stunde in Berlin und in unter drei in München. Allerdings          VC Magazin: Geben Sie uns doch bitte einen Überblick über
müssen wir die tollen Start-ups, die wir in Sachsen-Anhalt         die Unternehmens- und Gründerszene vor Ort.
haben, auch bei den auswärtigen Investoren aufs Radar              Worch: Die Qualität der Gründungen nimmt stetig zu. Mein Ein-
bringen – hier haben wir noch Luft nach oben.                      druck ist, dass wir bei diesem Aspekt deckungsgleich mit dem
                                                                   Bundestrend sind: professionellere Gründungen, die besser
VC Magazin: Welche Rolle können dabei Veranstaltungen wie          vorbereitet sind. Leider ist das Volumen nach wie vor nicht
beispielsweise der Investforum Pitch-Day spielen?                  groß genug, um von einer Start-up-Welle sprechen zu können.
Worch: Derartige Events sind durchaus wichtig. Zum einen           Insgesamt ist die Szene zwar überschaubar, aber der Größe
haben die Gründer die Möglichkeit, sich untereinander              des Landes und der Zahl der Hochschulen auch angemessen.
kennenzulernen, zu vernetzen und damit ein – wenn auch             VC Magazin: Stichwort „Hochschulen“: Sehen Sie Stell-
kleines – Ökosystem bilden zu können. Zum anderen finden            schrauben, an denen gedreht werden könnte, um noch
private Investoren wie Business Angels oder Venture Capital-       mehr Gründungen aus den Universitäten heraus anzuregen?

10                                                                            Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
Worch: Solche Stellschrauben gibt es natürlich immer. Insbe-                    auch die zeitlichen Kapazitäten, um sich mit dem Thema
     sondere an den Hochschulen beginnt das schon mit der                            Start-ups und Investments in diese zu befassen.
     Sensibilisierung für das Thema „Gründung“. Hinzu kommt,
     dass aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage viele Absol-                      VC Magazin: Welchen Stellenwert hat das Thema Gründungen
     venten – platt gesagt – bereits einen Job in der Tasche                         bei der sachsen-anhaltinischen Landes- und Wirtschaftspolitik?
     haben, bevor sie überhaupt über eine Gründung nachdenken                        Worch: Das Thema genießt einen großen Stellenwert. Das
     können. Gleichzeitig würde es natürlich sehr helfen, wenn                       Landeswirtschaftsministerium hat beispielsweise im vergan-
     der bürokratische Aufwand einer Gründung und der                                genen Jahr einen Mittelstands- und Gründerfonds mit einem
     Prototypenentwicklung reduziert würde. Finanzierungs-                           Volumen von insgesamt rund 112,5 Mio. EUR aufgelegt. Im
     seitig sehe ich Sachsen-Anhalt gut aufgestellt, auch wenn                       Wissenschaftsbereich des Ministeriums wird derzeit an der
     wir im Bereich der Business Angels nach wie vor eine kleine                     Novelle des Hochschulgesetzes gearbeitet, das beispielsweise
     Lücke haben, die sich aber in den letzten Jahren mehr und                       die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen
     mehr schließt.                                                                  bzw. -beteiligungen verbessern soll. Die hiesige Wirtschaft
                                                                                     ist sehr kleinteilig. Es gibt keinen DAX-Konzern in der Region
     VC Magazin: Welche Rolle spielen Programme wie der Invest –                     und auch, dass sich große Unternehmen in naher Zukunft
     Zuschuss für Wagniskapital, wenn es darum geht, mehr Busi-                      hier ansiedeln werden, ist eher fraglich. Diese und eine ganze
     ness Angels für Investitionen in Start-ups zu motivieren?                       Reihe weiterer Gründe sorgen dafür, dass viel Hoffnung auf
     Worch: Der Invest – Zuschuss für Wagniskapital ist sicherlich                   den Start-ups vor Ort liegt. Das führt natürlich auch dazu,
     ein wichtiges Tool, um mehr Business Angels zu aktivieren,                      dass sie mehr Aufmerksamkeit erhalten und gute Ansätze
     das bekommen wir immer wieder aus der Privatinvestoren-                         wirtschaftspolitisch mit viel Kraft gefördert werden.
     szene gesagt. Dazu kommt – insbesondere in Ostdeutschland
     –, dass es mittlerweile auch eine ganze Reihe von Unternehmern                  VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Worch.
     gibt, die gut laufende Betriebe aufgebaut oder vielleicht sogar
     schon verkauft haben. Sie verfügen jetzt über die Mittel und                                                  benjamin.heimlich@vc-magazin.de

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                                                                                          Aber was wir machen,können
                                                                                          wir auch.

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Die Region | Kommentar

Kommentar zur Unternehmenslandschaft in Mitteldeutschland

Hightech für Hype-Tech
Apple hat die magische Marktkapitalisierungsschwelle von 1 Bio. USD überschritten, als erstes privatwirtschaftliches Unternehmen in der
Geschichte. Eine wahnsinnige Zahl: 1.000 Mrd. USD. Betrachtet man die derzeit zehn wertvollsten Unternehmen der Welt, findet man
unter ihnen acht amerikanische und zwei chinesische Unternehmen – kein Unternehmen aus Deutschland, nicht einmal aus Europa!

A
         lle 30 Unternehmen des DAX haben zusammengenom-             Kreativität sind mit Sicherheit vorhanden, und das vor allem
         men eine Marktkapitalisierung von rund 1,3 Bio. USD –       in Mitteldeutschland. Hypethemen, oder besser gesagt:
         je nach Aktienkurs. Wirft man nun noch einen Blick auf      Zukunftsthemen, wie 5G Blockchain und Kryptowährungen,
die Marktkapitalisierung der deutschen Start-up-Landschaft,          IoT, Leichtbau, Biotechnologie und Medizintechnik, flexible
seit und inklusive SAP, kommt man auf knapp 400 Mrd. USD.            Elektronik und neuste Technologien in der Energiewirt-
Ein Grund für diesen massiven Rückstand ist eine Knappheit           schaft sind in aller Munde und in Mitteldeutschland zu
an Venture Capital, insbesondere in der Wachstumsphase.              Hause – was leider noch immer weitestgehend unbekannt ist.
Angesichts des internationalen Wettbewerbs schwächt dies             Oder wusstet Ihr, dass zehn Universitäten, 30 Hochschulen
die Innovationskraft der europäischen Wirtschaft massiv und          und Fachhochschulen, 27 Standorte der Fraunhofer Gesell-
behindert deren Wachstum deutlich. Die Investmentvolumina            schaft, 13 Max-Planck-Institute, 20 Standorte der Leibniz-
in Europa haben sich seit 2012 fast vervierfacht, ein auf den        Gemeinschaft, 18 Forschungszentren der Helmholtz-
ersten Blick tolles Ergebnis. Doch liegt Europa bei 15,6 Mrd.        Gemeinschaft plus eine Vielzahl von Instituten und innovati-
EUR und die USA bei 63,8 Mrd. EUR. Nicht weit davon entfernt         ven Forschungszentren die Wissenschaftslandschaft in
liegt auch Asien mit 62,8 Mrd. EUR an investiertem Venture           Mitteldeutschland prägen?
Capital im Jahr 2017. Noch 2012 war Asien mit 4 Mrd. EUR
investiertem Kapital nahezu gleichauf mit Europa.                    Jeden Tag in der Hand
                                                                     Wenn Ihr Euer Smartphone, in dem sehr wahrscheinlich säch-
Erster zaghafter Trendwechsel erkennbar                              sische Chips stecken, in die Hand nehmt und das Zeichen für
Im Mittel erhält ein deutsches Wachstumsunternehmen nur              LTE auf dem Display seht, an dessen Stelle bald 5G stehen wird,
knapp 3,3 Mio. EUR Venture Capital. In der Later Stage erhält        was beides maßgeblich in Dresden entwickelt wurde, und Eure
ein amerikanisches Unternehmen im Mittel fast 10 Mio. EUR            Crypto Trading-App öffnet, in die sehr wahrscheinlich Block-
mehr Wagniskapital als ein europäisches. Doch dieser unfaire         chain-Know-how aus Mittweida eingeflossen ist, oder Ihr Euren
Wettbewerb müsste nicht so unfair sein. Um den Venture               e-Golf oder auch Porsche öffnet, habt Ihr ein Stück Mittel-
Capital-Rückstand Europas auf die USA in Höhe von rund 48            deutschland täglich in der Hand. Es gibt in Mitteldeutschland
Mrd. EUR auszugleichen, wäre eine Lösung, die Pensions-              kein DAX-Unternehmen. Und leider kommen von hier auch
kassen und Versorgungswerke Europas heranzuziehen.                   nicht die Produkte, die jeder kennt. Aber ich bin sicher, Ihr
Allein die 1.000 größten verwalten ein Vermögen von ca. 7            habt jeden Tag etwas aus Mitteldeutschland in der Hand: ein
Bio. EUR, wovon weniger als 1% reichen würde, um diese               Hightech-Glas oder eine Optik aus Thüringen, Sensoren und
Lücke zu schließen. Dieser Ansatz soll in Deutschland mit            Mikroelektronik aus Sachsen, Güter, in denen Chemikalien
dem Dachfonds „Innovationsfonds Deutschland“ umgesetzt               oder Wirkstoffe aus Sachsen-Anhalt enthalten sind.
werden. Doch auch privatwirtschaftliche Fonds sehen den
Handlungsbedarf und legen große Fonds auf. Lakestar plant            Investments aus aller Welt
einen 800-Mio.-USD-Fonds, Highland Europe kündigte einen             Und die Wirtschaft in Mitteldeutschland wächst. Doch ein
neuen Fonds mit knapp 540 Mio. USD an, und Eight Roads               Problem bleibt: Die Firmen sind vergleichsweise klein, meist
Venture, verfügt über rund 375 Mio. USD. Ein erster, schüch-         haben sie nur zehn bis zwanzig Mitarbeiter. Es wird viel und
terner Trend ist also zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass die-       sehr erfolgreich geforscht – auch mit Hochschulen, was zu
sem Beispiel weitere Player folgen, damit gute europäische           starken Investitionen in Mitteldeutschland geführt hat.
Gründer nicht weiterhin von amerikanischen und asiati-               Bosch investiert 1 Mrd. EUR in Sachsen, Phillip Morris 320
schen Wettbewerbern überholt werden, weil das Geld fehlt.            Mio. EUR, Chipfabriken investieren in erheblichem Ausmaß,
                                                                     Schaeffler und Isopan investieren in Halle, Automobilher-
Unbekannter Standort Mitteldeutschland                               steller investieren und verlegen ihre Elektromobilitätssparten
Was braucht man neben Kapital noch für ein erfolgreiches             nach Mitteldeutschland. Auch Asiaten haben in Mittel-
Unternehmen? Kluge Köpfe und eine gute Idee oder Techno-             deutschland viel vor. So investiert der chinesische Hersteller
logie, die im besten Fall ein echtes Problem löst. Ideen und         CATL 100 Mio. EUR in den Bau einer Fabrik für Batteriezellen

12                                                                              Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“
für Elektroautos in Erfurt. Der erste große Kunde ist BMW.       Steigerung um 107%, Sachsen um 105%, wobei die beschriebe-
  Und AT&M kündigte an, in den kommenden drei bis fünf             nen Investitionen noch nicht einmal abgeschlossen wurden.
  Jahren 80 Mio. EUR in den Mittweidaer Airbus-Zulieferer
  Cotesa zu investieren.                                           Fazit
                                                                   Es wird also in der nächsten Zeit für Start-ups nicht leichter
  Knackpunkt Fachkräfte                                            zu wachsen, doch wir stellen uns dieser Herausforderung
  Doch durch das Wachstum und die Investitionen wird es bei        mit großer Verve. Ob mit Formaten wie den Hightech
  einer Ressource bald knapp, den Mitarbeitern. Schätzungen        Venture Days, Plattformen wie Startup-Mitteldeutschland.
  ergeben, dass allein durch die Investitionen der letzten         de, dem IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland oder der
  beiden Jahre in Mitteldeutschland ca. 20.000 Fach- und Füh-      bionection. Ich lade Euch ein: Kommt vorbei, überzeugt
  rungskräfte benötigt werden. Insgesamt konnte allein im          Euch von dem innovativen Ökosystem, den hoch motivierten
  letzten Jahr ca. jede dritte Fachkraftstelle im Mitteldeutsch-   und sehr gut ausgebildeten Gründern und dem beein-
  land nicht besetzt werden. Besonders schwierig ist die Situa-    druckenden Know-how in der Region.
  tion für Kleinstbetriebe. In diesen Unternehmen konnte nahezu
  die Hälfte der angebotenen Stellen für Fachkräfte nicht
  besetzt werden, obwohl Universitäten und Hochschulen in          Thomas Schulz
  der Region zahlreiche Spezialisten ausbilden. Eine Analyse         ist seit 2012 Head of Operations beim
  der Online-Jobplattform StepStone zeigt aber auch, dass            HighTech Startbahn Netzwerk. Der
  Fachkräfte in den östlichen Bundesländern auf jeden Fall           selbstständige Unternehmensberater war
  eine deutlich verbesserte Situation auf dem Arbeitsmarkt           zuvor Gründer und Geschäftsführer von
  vorfinden. So hat sich die Anzahl der veröffentlichten Stel-        drei Start-ups, von denen zwei erfolgreich
  lenausschreibungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt in den            verkauft wurden.
  vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Während es auf
  Bundesebene zwischen Juni 2013 und Juni 2018 eine Steige-
  rung um rund 74% gab, verzeichnet Sachsen-Anhalt eine

                                                                                                                      ANZEIGE

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Aus der Praxis

Wandeldarlehen als Instrument der Frühphasenfinanzierung

Beliebt und mit
            ersten Standards
Lange Zeit war der High-Tech Gründerfonds einer der wenigen Investoren in Deutschland, die eine Erstrundenfinanzierung über ein
Nachrangdarlehen mit Wandlungsoption (Wandeldarlehen) umgesetzt haben.

G
         rundlage dieser Finanzierungsform ist zunächst         der späteren Finanzierungsrunde antizipieren. Anderenfalls
         ein unbesichertes Darlehen mit einem festen Zins-      droht Streit in einer Situation, in der das Start-up die drin-
         satz, langer Laufzeit, Endfälligkeit von Darlehens-    gend notwendige Finanzierung braucht. In der Beratungs-
betrag und Stundung der Zinszahlungen für einen langen          praxis mit Business Angels und Start-ups wird immer
Zeitraum. Hinzu kam das Recht, dieses Darlehen bzw. die         wieder deutlich, dass die fehlende Erfahrung mit Nachrang-
entsprechenden Ansprüche aus dem Nachrangdarlehens-             darlehen und Wandlungen eine Herausforderung ist. Hier
vertrag in Eigenkapital der Gesellschaft gegen Gewährung        bedarf es eines erhöhten Beratungsaufwandes.
von Unternehmensanteilen zu „wandeln“. Im Ergebnis sollte
das Nachrangdarlehen dazu dienen, bei zukünftigen Finanzie-     Standardwandeldarlehensvertrag
rungsrunden des Start-ups das bereits investierte Darlehen      Glücklicherweise haben sich zumindest in kürzerer Zeit
in tatsächliche Unternehmensanteile zu wandeln. Dabei ist       Standards herausgebildet, die die Finanzierung über Wandel-
insbesondere die Bewertung der Eigenkapitalinvestoren für       darlehen vereinheitlichen und transparenter machen. Hier
die Bestimmung der zu übernehmenden Unternehmens-               kommt dem Business Angel Netzwerk Deutschland ein
anteile durch den Darlehensgeber maßgeblich. Zusätzlich         besonderer Verdienst zu. Es hat über mehrere Monate in
gab es beim High-Tech Gründerfonds (und auch anderen            einer Expertengruppe einen Standardwandeldarlehens-
staatlichen Investoren) eine 10%ige bis 15%ige Beteiligung      vertrag erarbeitet, der als Grundlage insbesondere von
am Start-up gegen Zahlung des Nominalbetrages. Diese            Angel-Investments dienen soll. Es wird sich zeigen, ob
sollte über das Wandlungsrecht auch in Folgefinanzierungs-       dieser Vorschlag angenommen wird. Zumindest aber ist
runden gehalten werden können.                                  dies ein Schritt in Richtung einer schnellen und effizienten
                                                                Erstrundenfinanzierung vor der eigentlichen Investitions-
Anstieg der Investitionen über Wandeldarlehen                   runde mit Eigenkapitalinvestoren. Auch wenn der Stan-
Im Zuge der steigenden Investitionstätigkeit von privaten       dardwandeldarlehensvertrag eine gute Grundlage bietet,
Kapitalgebern wurde über die letzten Jahre das Wandel-          so erfordern die Situationen, in denen Wandeldarlehen
darlehen vermehrt für die erste Finanzierung von Start-ups      gewährt werden, stets eine individuelle Betrachtung. Nicht
vor der eigentlichen Finanzierungsrunde mit Eigenkapital-       nur, dass Wandeldarlehen auch ein beliebtes Instrument
investoren eingesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die    für kurzfristige Zwischenfinanzierungen sind. Wandeldar-
Bewertung des Start-ups muss in der ganz frühen Phase           lehen werden teilweise auch für spätere Finanzierungsrun-
nicht unter Berücksichtigung von viel Fantasie und Plan-        den genutzt, in denen die Frage nach der Notwendigkeit
zahlen „künstlich“ bestimmt werden. Zudem bedarf es –           einer weiteren Eigenkapitalrunde noch offen ist. Zudem
abgesehen von Fällen, in denen gleichzeitig Geschäftsanteile    verwenden auch staatliche Investmentgesellschaften
an einer GmbH übernommen werden – keiner Beurkundung.           Wandeldarlehen mit den damit einhergehenden regulatori-
Das spart Kosten und Zeit. Die Laufzeit beträgt regelmäßig      schen Anforderungen.
fünf bis sechs Jahre, der Zins liegt bei etwa 5%. Auf die
Bewertung der späteren Finanzierungsrunde, in der das           Invest – Zuschuss
Darlehen gewandelt werden kann, gibt es einen Discount          Dem steigenden Interesse von Start-ups und Kapitalgebern
von 10% bis 25%. Andererseits bedarf es neben der bloßen        an einer ersten Finanzierung durch Wandeldarlehen ist
Standardformulierungen einiger Regelungen, die die spätere      auch die Bundesregierung durch Überarbeitung des Invest
Beteiligung des Darlehensgebers am Start-up im Rahmen           – Zuschuss für Wagniskapital gefolgt. Seit dem 01.01.2017

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gilt neben den bekannten Erwerbszuschüssen für direkte        begrenzteren Einflussmöglichkeiten des Darlehensgebers
Investitionen in Höhe von 20% des Investmentbetrages          im Vergleich zum Gesellschafter. Nicht zuletzt deshalb gibt
(max. 100.000 EUR Zuschuss) auch eine Bezuschussung           es viele, die ein Erstinvestment in das Eigenkapital mit
von Wandeldarlehen in gleicher Höhe. Dies gilt jedoch nur,    einem schlanken Gesellschaftsvertrag als vorzugswürdig
wenn die Wandlung innerhalb von 15 Monaten nach Aus-          erachten. In zeitlicher Hinsicht lassen sich beide Invest-
stellung des Bewilligungsbescheides vollzogen wird. Dies      mentformen annähernd gleich schnell umsetzen. Will man
dürfte jedoch ohnehin dem typischen Zeitrahmen für die        dem Darlehensgeber zumindest rudimentäre Einflussmög-
Vorbereitung der Finanzierungsrunde entsprechen. Hier-        lichkeiten auf die Gesellschaft gewähren, bedarf es eines
durch haben die Frühphaseninvestoren nunmehr die Mög-         ähnlichen Gestaltungsaufwandes wie der Vereinbarung von
lichkeit, ihr Investment in der für sie und das Start-up      Investorensonderrechten in einem Gesellschaftsvertrag.
sinnvollsten Weise zu strukturieren, ohne auf den Zuschuss
verzichten zu müssen.
                                                              Dr. Steffen Fritzsche
Vor- und Nachteile                                               ist Rechtsanwalt und Partner bei Gruen-
Neben den genannten Vorteilen wird oft auch angeführt,           delpartner und berät Start-ups und mittel-
dass der Investor bereits eine Mindestrendite vereinbaren        ständische Unternehmen umfassend bei
würde. Die wenigsten Wandeldarlehen dürften jedoch               Finanzierungen und Unternehmens-
jemals zurückgezahlt werden. Erfolgt keine Wandlung, so ist      käufen.
die Alternative oftmals die Insolvenz, sodass sich die
Mindestrendite nicht materialisiert. Von der Risikostruktur
gleichen sich direkte Investments und Wandeldarlehen in
der Frühphase. Der Unterschied besteht in den deutlich

                                                                                                               ANZEIGE

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                                                                                                                                            RP

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                                                                                                                        KWH
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                                                                                                               Z
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Aus der Praxis | Case Study

oncgnostics GmbH: Diagnostikunternehmen für die Krebsvorsorge

Bessere Früherkennung von
Krebserkrankungen bei Frauen
Krebserkrankungen rechtzeitig erkennen und so die Therapiechancen verbessern: Das ist das Ziel vieler Forscher und Medizinunternehmen.
Auch das 2012 gegründete Diagnoseunternehmen oncgnostics hat sich dies auf die Fahnen geschrieben und sich dabei auf bestimmte
Krebserkrankungen bei Frauen spezialisiert.

B
         asierend auf epigenetischen Biomarkern, will                die die Uniklinik dem Unternehmen damals gewährte, sehr
         oncgnostics die Diagnosequalität erhöhen. „Wir              investorenkompatibel. Wenn oncgnostics sich wie erwartet
         forschen in verschiedenen Nischen – unsere Haupt-           weiter gut entwickelt, wollen wir auch an künftigen Finanzie-
richtung ist zurzeit eine verbesserte Diagnostik bei Gebär-          rungsrunden teilhaben.“
mutterhalskrebs“, sagt Dr. Martina Schmitz, Mitgründerin
und – neben Dr. Alfred Hansel – Geschäftsführerin. Denn              Lizenzvereinbarung in China
neben einer frühen Erkennung von Krebs wolle oncgnostics             Geschäftsführerin Schmitz ist sehr zufrieden mit der Zusam-
mit ihrem Test vor allem die Übertherapie hierzulande redu-          menarbeit mit dem HTGF. Der HTGF unterstütze durch sein
zieren. Aber auch zur Entscheidung für eine Chemotherapie            Netzwerk, durch wichtige Kontakte zu Investoren und anderen
oder nach einer Operation will man mit eigenen Verfahren             Unternehmern. Zurzeit führt oncgnostics weitere Studien
frühzeitig und zuverlässig den Erfolg der Therapie bzw. des          zur klinischen Nutzung der Diagnostik bei Gebärmutterhals-
Eingriffs bewerten.                                                  krebs durch. „In Deutschland sprechen wir Krankenkassen
                                                                     an, um Pilotprojekte zu vereinbaren“, so Schmitz. Prinzipiell
Exist-Mittel und HTGF-Nachrangdarlehen                               die USA und China wegen ihrer Größe seien die attraktive-
Oncgnostics ist eine Ausgründung der Universitäts-                   ren Märkte. Europa sei mit den vielen unterschiedlichen
Frauenklinik in Jena. Die ursprüngliche Idee entstand                Gesundheits- und Krankenkassensystemen schwieriger zu
bereits 2008; Hauptinitiator: Prof. Matthias Dürst. Zur              bearbeiten. „Wir suchen in den USA und China Partner mit
Finanzierung hatte man zunächst Fördermittel aus dem                 bestehenden Netzwerken – das ist ein-
Exist-Programm erhalten. In der Gründungsphase stiegen               facher, als selbst einen Vertrieb dort
dann die Stiftung für Technologie, Innovation und For-               aufzubauen.“ Der größte Fortschritt
schung Thüringen (STIFT) sowie der High-Tech Gründer-                bislang sei eine Lizenzvereinbarung
fonds (HTGF) ein. „Wir hatten das Team schon 2011                    2017 mit einer Tochtergesellschaft des
kennengelernt“, sagt Dr. Bernd Goergen, Investmentmanager            chinesischen Pharmakonzerns Sino-
beim HTGF. Es war eines der ersten Investments des HTGF-             pharm, der den Test für den Gebärmut-
Fonds II – ein Nachrangdarlehen über 500.000 EUR. Im                 terhalskrebs nun auf dem chinesischen
Februar 2014 investierte der HTGF in gleicher Form noch              Markt zulassen wird. Die Summe der
mal 200.000 EUR. Ende 2014 kamen drei neue Investoren                „Upfront-Zahlung“ durch die Chinesen Dr. Martina Schmitz,
hinzu: beteiligungsmanagement thüringen, Sparkasse Jena              liegt im siebenstelligen Bereich.         oncgnostics

und eine Privatinvestorin. Außerdem gab es 2016 und Ende
2017 noch je eine Crowd-Finanzierung.                                Ausblick
                                                                     Das Diagnostikunternehmen aus Jena ist momentan dabei,
„Hoher klinischer Wert“                                              mit einem Partner in den USA eine Strategie für den dortigen
„Wir schätzten das Team aufgrund seiner wissenschaft-                Markt zu entwickeln. Darüber hinaus gedacht: Als Exit-
lichen Kompetenz und unternehmerischen Lernfähigkeit“,               Option – auf Sicht von etwa zwei bis drei Jahren – steht vor-
so Goergen. „Und die Diagnose zum Gebärmutterhalskrebs               rangig der Verkauf an Investoren bzw. an ein größeres
ist ein robustes Laborverfahren. Es versprach einen hohen            Diagnostikunternehmen im Raum.
klinischen Wert, was sich inzwischen mit den vorliegenden
Daten bestätigt hat.“ Es bringe Vorteile für Ärzte, Labore und                                                          Bernd Frank
Patientinnen. „Zudem waren die Lizenzierungsbedingungen,                                                    redaktion@vc-magazin.de

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Aus der Praxis | Case Study

Coman Software GmbH: Bessere Planung und Transparenz im Anlagen- und Gebäudebau

Projektfortschritte und
Terminplanung visuell darstellen
Mit visualisierter Terminplanung bis in die untersten Projektebenen die Planungsqualität bei Großprojekten erhöhen: Das hat sich die Coman
Software GmbH zum Ziel gesetzt. Das Start-up ist eine Ausgründung aus der inpro, hinter der Daimler, VW, Siemens, Sabic und Thyssen-
krupp stecken.

W
            ie kann bei größeren Projekten „der Stand der                                     sei aber der Maschinen- und Anlagen-
            Dinge“ transparent erfasst und dargestellt wer-                                   bau. „Grundsätzlich aber ist der welt-
            den? Wie können alle am Projekt Beteiligten –                                     weite Markt für uns interessant“, sagt
von der Führungsebene bis zu den Mitarbeitern der beauf-                                      Ripke. Die Software werde ja auch
tragten Firmen – auf dem Laufenden gehalten werden, welche                                    bereits weltweit eingesetzt. „Die Soft-
Projektabschnitte fertiggestellt sind und welche Termine                                      ware schafft mehr Transparenz auf
anstehen oder überzogen sind? Leitender Gedanke ist die                                       allen Projektebenen; die Terminpla-
Erhöhung des Terminplandetailgrades, ohne den Verlust                                         nung wird durch die visuelle Darstel-
der Übersicht. Die im Februar 2018 gegründete Coman Soft-                                     lung übersichtlicher auch im Detail“,
ware hat eine Projektmanagement-Software entwickelt, über              Timur Ripke,           so Kägebein. Diese Sichtbarkeit verbes-
                                                                       Coman Software
die Fahrzeughersteller, Maschinen- und Anlagenbauer oder                                      sere die Abstimmung und führe so
Unternehmen aus dem Immobiliensektor den Fortgang des                                         auch zu Kosteneinsparungen.
Projekts überwachen und Termine planen. Mitarbeiter eines
jeden Gewerks können per App eingeben, wie weit sie sind –             bmp Ventures ist mit dabei
und das visualisiert.                                                  Beteiligt an Coman ist mit 1,2 Mio. EUR der IBG Risikokapital-
                                                                       fonds III. „Uns haben die Software und ihre Einsatzmöglich-
Spin-off aus der inpro                                                 keiten ebenso überzeugt wie die vereinbarten Auslizen-
Coman ist ein Spin-off der bereits seit den 80er-Jahren                zierungsbedingungen, die ein wichtiges Thema in den
bestehenden inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrit-            Verhandlungen mit der inpro und ihren Gesellschaftern waren“,
tene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH.                  erklärt Dr. Jan Alberti, Managing Part-
Zunächst wurde Coman zur Organisation und Planung von                  ner der bmp Ventures AG, die die IBG-
Anlagenbauprojekten aufgesetzt, und zwar nach den Erfor-               Fonds verwaltet. Er sieht für das junge
dernissen der inpro-Gesellschafter Daimler, Siemens, Sabic,            Unternehmen großes Wachstumspo-
Thyssenkrupp und Volkswagen. Nun ist sie aber dabei, sich              tenzial. Interessant findet er insbeson-
eigenständig am Markt zu etablieren, und kann dabei auf der            dere den Spin-off-Charakter des Start-
Kundenbasis der vier Gesellschafterkonzerne aufbauen. Es               ups: „Im deutschen Mittelstand und bei
geht um ein Software-Tool mit einer umfassenden Daten-                 Konzernen gibt es – ähnlich dem
erfassung über Stand und Änderungen auf Baustellen – und               Beispiel Coman – viele gute Projekte,
dies so zu visualisieren, dass die Abstimmung und Termin-              die sich je nach Strukturierung auch für
                                                                                                                   Dr. Jan Alberti,
planung der Projektbeteiligten verbessert wird.                        ein Venture Capital-Investment eignen.“ Coman Software

Vom Anlagen- bis zum Flughafenbau                                      Ausblick
„Es ist eine Software für visuelles Projektmanagement“, sagt           Das Unternehmen will im Laufe dieses Jahres weitere Mit-
Sven Kägebein, neben Timur Ripke einer der beiden                      arbeiter einstellen, um mehr Kundenanfragen bearbeiten zu
Geschäftsführer. Neben den Gesellschafterkunden habe                   können. Zudem will man bis Jahresende verstärkt in den
man auch bereits externe Kunden gewonnen, wie den Walz-                chinesischen Markt hineingehen, wo ein großes Kunden-
werkhersteller Achenbach. „Wir kommen zwar aus dem                     potenzial wartet.
Karosseriebau, aber unsere Software kann auch in anderen
Branchen eingesetzt werden, so beispielsweise im Gebäude-,                                                                  Bernd Frank
Kraftwerks- oder auch im Flughafenbau.“ Hauptzielrichtung                                                       redaktion@vc-magazin.de

Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“                                                                                     17
Aus der Praxis | Case Study

Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH: Lösungen für die Fertigung

Integrieren, automatisieren,
optimieren
In diesem Jahr feiert die Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH (Systema) ihren 25. Geburtstag. Die Firma entwickelt
Lösungen für Systemintegration und Vollautomatisierung in der Fertigung. Systema setzt Projekte für Kunden wie Bosch oder Infineon um
und will in den nächsten Jahren weiter international wachsen. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) unterstützt bei der
Expansion. Gemeinsam mit dem Investor will Gründer und Geschäftsführer Manfred Austen die drängende Nachfolgeregelung angehen.

K
        urz nach der Wiedervereinigung sind Manfred
        Austen und Inge Schöll-Austen zum ersten Mal in
        Dresden. Austen setzt zu diesem Zeitpunkt mit
seiner jungen Firma Systema für Siemens ein Projekt in der
Fertigungsautomatisierung um. Der Münchner Konzern
baut ein Werk in Sachsen. Austen hat die Option, sich anzu-
schließen. Der Haken an der Sache: Die Eheleute aus
Regensburg müssten umziehen – nach Dresden. Schöll-                  Inge Schöll-Austen und Manfred Austen: Ihre Systema hat heuer 25. Geburtstag gefeiert.
Austens Begeisterung hält sich in Grenzen. Da gehe sie
niemals hin, bescheidet sie ihrem Mann. Heute ist das Paar           haben, erhalten bleiben.“ Austen hat sich Unterstützung ins
froh, den Schritt doch gewagt zu haben.                              Haus geholt: Der WMS hat Anfang 2018 25,1% der Systema
                                                                     übernommen. Die CFH Management GmbH verwaltet den
Industrie 4.0 verlangt nach vollautomatisierter Fertigung            Fonds, Thomas Tettenborn ist zustän-
1993 gründet Austen die Systema. Der erste Auftrag kommt             diger Investmentmanager. Die Partner
von Siemens: Betriebsdatenerfassung. 1997 verlegt der Grün-          wollen die neuen Standorte vorantrei-
der den Hauptsitz des Unternehmens nach Dresden. Das dor-            ben und weitere Tochterfirmen aufbau-
tige Siemenswerk eröffnet neue Möglichkeiten im Osten. Sys-          en. Strukturen sollen optimiert und
tema unterstützt Unternehmen bei der Systemintegration und           eine breitere Leitungsbasis geschaffen
Automatisierung ihrer Produktion. Aufträge kommen aus den            werden. Tettenborn: „Mit dem Aufbau
Hightechbranchen: Halbleiter, Automobilzulieferung, Maschi-          eines mittleren Managements sind nach
nenherstellung, Biotechnologie, medizinische Geräte. Syste-          Manfred Austens Austritt mehrere
ma bietet individuelle und Standardlösungen für Computer In-         Schultern da, die das Unternehmen im Thomas Tettenborn,
tegrated Manufacturing an und organisiert die Anbindung des          bisherigen Sinne weiterführen können.“ CFH Management
Manufacturing Execution-Systems an das Enterprise Resource
Planning-System sowie die Maschinen in der Fertigung. Im             Ausblick
Zuge der Digitalisierung wird auch die vollautomatisierte Ferti-     In fünf bis sieben Jahren will sich Austen in den wohlver-
gung ein immer größeres Geschäftsfeld: Industrie 4.0. Systema        dienten Ruhestand verabschieden. Die Systema könnte im
war einer der ersten SAP-Partner in diesem Bereich. 2009             Rahmen eines MBO übernommen werden. Der Geschäfts-
gründet Austen eine Tochterfirma in den USA. Vor vier Jahren          führer glaubt eher an einen strategischen Käufer: „Ich denke
folgt eine weitere in Malaysia. „Unsere Kunden sind große            vor allem an die vielen großen Beratungsfirmen, die sich im
Konzerne wie Bosch, Infineon oder Hewlett Packard. Sie verle-         Bereich Fertigung ausbreiten wollen.“ Auch nach dem Ver-
gen ihre Werke zunehmend nach Südostasien, da müssen wir             kauf will Austen in Dresden bleiben – die Zustimmung seiner
ebenfalls präsent sein.“ 170 Mitarbeiter hat die Systema heute.      Frau ist sicher. In Regensburg liegen die Wurzeln, der Osten
Standorte in Indien, Israel und Südamerika sind im Aufbau.           aber ist die neue Heimat: „Bayern und Sachsen sind sich
                                                                     nicht unähnlich. Wenn man Arbeitswillen bewiesen hat,
Mittleres Management schaffen                                        kann man sich auf Unterstützung verlassen und erlebt posi-
Zwei Themen treiben Austen um: die Organisation der                  tive Überraschungen. Wir sind heute hier zu Hause.“
Expansion und die Regelung der eigenen Nachfolge. „Ich will
sicherstellen, dass die Arbeitsplätze, die wir aufgebaut                                                             isabella.bauer@vc-magazin.de

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Service | Partner des Specials im Portrait

Die bm|t ist eine der ersten Adressen für Beteiligungen         Unternehmen nahezu aller Branchen und in allen Phasen
in Thüringen. Uns anvertrautes Kapital investieren wir ge-      der Unternehmensentwicklung – sowohl in der Gründungs-
winnbringend in Gründerteams und Unternehmen im Frei-           als auch in der Wachstumsphase oder in Unternehmensnach-
staat. So finanzieren wir Innovationen und wirtschaftliches      folgesituationen.
Wachstum in Thüringen.
   Die bm|t verwaltet aktuell acht Fonds mit einem Gesamt-
volumen von über 320 Mio. EUR und investiert in innovative      www.bm-t.de

Mitteldeutschland entwickelt sich stark, doch Fortschritt       und zwei für technologieorientierte Start-ups (124 Mio. EUR).
erfordert stets neue Ideen und Lösungen. Auch eine solide       Weitere Partner bei diesen Fonds sind inzwischen die Spar-
Kapitalbasis ist dabei essenziell für den Erfolg.               kasse Vogtland im WMS Plus und die MBG Sachsen im TGFS.
   Vor diesem Hintergrund wurde in Sachsen von der CFH          Über 25 Mittelständler und über 50 junge Unternehmen wur-
Management GmbH gemeinsam mit den Beteiligungsgesell-           den durch den WMS und den TGFS bereits finanziert.
schaften der Sparkassen Chemnitz, Dresden und Leipzig in           Unternehmen, wie z.B. SYSTEMA, Dr. Födisch oder fabma-
Zusammenarbeit mit dem Freistaat in 2004 die Idee geboren,      tics, konnten mit diesen Mitteln wachsen. Zahlreiche Start-
Mittelstands- und Venture Capital-Fonds aufzulegen, um Unter-   ups, wie z.B. Qoniac, Pendix, Webdata Solutions und Data
nehmen in Sachsen mit Eigenkapital und/oder Mezzanine zu        Virtuality, haben den Markteintritt erfolgreich gemeistert.
unterstützen. Daraus entstand eine Erfolgsgeschichte mit
inzwischen vier Fonds: zwei für den Mittelstand (75 Mio. EUR)   www.wachstumsfonds-sachsen.de | www.tgfs.de | www.cfh.de

Der Investforum Startup-Service richtet sich mit seinen Leis-      Der Investforum Startup-Service wird durch das Minis-
tungen und Angeboten an innovative Startups, die auf ihrem      terium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung mit
Weg zum erfolgreichen Unternehmen begleitet werden. Neben       Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes
individuell abgestimmten Coachings werden auf Matching-         Sachsen-Anhalt gefördert und durch die Univations GmbH
veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day die richtigen     Institut für Wissens- und Technologietransfer an der Martin-
Ansprechpartner miteinander in Kontakt gebracht. Der Invest-    Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert.
forum Startup-Service ist Bindeglied zwischen Startups und
Investoren sowie Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Durch die enge Zusammenarbeit zwischen diesen Zielgrup-         Kontakt: Christian Strebe
pen erhalten Investoren frühzeitig Zugang zu Startups und       E-Mail: strebe@investforum.de
deren anwendbaren Innovationen sind für Unternehmen             Tel.: 0345/13142707
eine Möglichkeit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.        www.investforum.de

Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“                                                                         19
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