Die Entgrenzung von Kindheit in der Mediengesellschaft
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Die Entgrenzung von Kindheit in der Mediengesellschaft
Astrid Ebner-Zarl Die Entgrenzung von Kindheit in der Mediengesellschaft Kinder zwischen Talentförderung, Leistungsdruck und wirtschaftlichen Interessen
Astrid Ebner-Zarl Linz, Oberösterreich, Österreich Dieses Buch entspricht bis auf kleine Änderungen/Aktualisierungen der Dissertation „Die Entgrenzung von Kindheit in der Mediengesellschaft“, eingereicht im August 2019 am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz. ISBN 978-3-658-31970-0 ISBN 978-3-658-31971-7 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-31971-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustim- mung der Verlage. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografi- sche Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Stefanie Eggert Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort Hinter der Wahl eines Forschungsthemas für eine so umfassende und langfristige Arbeit wie die Dissertation steht oft eine längere Geschichte. Die Grundsteine dafür können lange zurückliegen, in Phasen des Lebenslaufs, in denen man noch gar nicht ahnte, dass man eines Tages eine Dissertation verfassen würde. Über Jahre hinweg werden dann, ohne sich dessen bewusst zu sein, einzelne Puzzle- teile angesammelt, von denen schließlich in der Situation der Exposéerstellung erkennbar wird, dass sie sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen lassen. Das war auch bei der vorliegenden Dissertation der Fall. Einer der ersten Medienwissenschafter, mit dessen Thesen ich in meinem Medienmanagement-Studium ab Ende 2003 in Berührung kam, war Neil Postman. Mit seiner Wahrnehmung eines „Verschwinden[s] der Kindheit“, das er Anfang der 1980er-Jahre in erster Linie mit der Verbreitung des Fernsehens verknüpfte, formuliert er genau genommen nichts anderes als eine Entgrenzungsthese: Gren- zen zwischen Kindern und Erwachsenen lösen sich auf, da durch die Bildsprache des Fernsehens Kindern Informationen zugänglich werden, die zuvor nur für Erwachsene verfügbar waren; es gibt, in seinen Worten, keine „Geheimnisse“ mehr, an denen Kinder nicht teilhätten. Rückblickend war dies der erste Berüh- rungspunkt mit einer Entgrenzungsdiagnose hinsichtlich der Ausgestaltung von Kindheit, wenngleich der Begriff der Entgrenzung weder von Postman verwendet wurde noch damals Teil meines theoretischen Begriffsschatzes war. Impulse kamen im Laufe der Folgejahre auch aus eigener Medienrezeption. Wahrgenommene Veränderungen von Kindheit sind immer wieder Thema media- ler Berichterstattung in Zeitungen, Zeitschriften oder Fernsehdokumentationen, meist verbunden mit einer kritischen bzw. besorgten Betrachtung ihrer Verfasse- rInnen oder ProduzentInnen. Dabei ist durchaus wörtlich die Rede davon, dass Kindheit zusehends einer „Verkürzung“ unterliege oder aber „ohne Kindheit“ V
VI Vorwort mehr oder weniger unmittelbar vom Baby- und Kleinstkindalter zum Jugendalter übergegangen werde. Im Zuge der eigenen Fernsehrezeption stieß ich wiederholt aber auch auf Casting Shows für Kinder. Rückblickend war ein Schlüsselereig- nis dabei im Jahr 2007 ein Hintergrundbeitrag über den Kiddy Contest und das damals begleitend dazu abgehaltene Kiddy Contest Camp, den ich zufällig sah. Nachdem ich die ersten Folgen des Kiddy Contest Mitte der 1990er-Jahre selbst noch als Kind rezipiert hatte, hatte ich mich seither, der Zielgruppe des Formats entwachsen, nicht mehr damit beschäftigt und empfand das Erscheinungsbild und das Auftreten der KandidatInnen als einen starken Kontrast zu dem, was ich aus den 1990er-Jahren in Erinnerung hatte. Dem theoretischen Begriff der Entgrenzung bzw. dem dahinterliegenden Kon- zept begegnete ich im Zuge meines Soziologiestudiums um 2011, damals im Zusammenhang mit der Arbeitssoziologie, wo die Entgrenzung des Verhältnisses zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben ein zentrales Kennzeichen des Wandels bzw. der Krise der Arbeitsgesellschaft ab den 1980er-Jahren ist. Als ich schließ- lich 2013 im Fernsehen auf eine Folge der ersten Staffel von The Voice Kids stieß, sprachlos angesichts der hochprofessionellen Auftritte von Kindern, die wie Erwachsene sangen und auf der Bühne agierten, kam mir der Begriff der Entgren- zung in den Sinn und stellte sich für mich in einen neuen Zusammenhang. Ich beschloss, mich in meiner Dissertation, für die ich mich kurz zuvor entschieden hatte, der genaueren Untersuchung von Gegenwartskindheit in der Mediengesell- schaft zu widmen und dabei Entgrenzung als theoretisches Hintergrundkonzept heranzuziehen. Astrid Ebner-Zarl
Danksagungen Das vorliegende Buch ist aus meiner Dissertation entstanden, die ich im August 2019 an der Johannes Kepler Universität Linz eingereicht habe. Ich bedanke mich bei meinem Dissertationsbetreuer Univ.-Prof. Dr. Johann Bacher, der mein Dissertationsprojekt mit seinem Rat und seiner Expertise beglei- tete und mich bereits nach Abschluss des Diplomstudiums der Soziologie darin bestärkte, eine Dissertation ins Auge zu fassen. Außerdem möchte ich mich bei PD Dr. Andreas Gebesmair bedanken, der die Zweitbegutachtung meiner Dissertation übernahm und mir als mein Vorge- setzter am Institut für Medienwirtschaft der FH St. Pölten ermöglichte, im Jahr 2019 für die Fertigstellung der Dissertation und das Rigorosum Bildungskarenz in Anspruch zu nehmen. Univ.-Prof.in Dr.in Brigitte Aulenbacher und Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Per- nicka danke ich für ihre hilfreichen und motivierenden Rückmeldungen zu meinem Dissertationsprojekt, die ich von ihnen in verschiedenen die Dissertation begleitenden Lehrveranstaltungen erhielt. Univ.-Prof.in Dr.in Ingrid Paus-Hasebrink ließ mir Quellen zum Österreichteil der EU Kids Online-Studie zukommen, die anderweitig nicht verfügbar gewesen wären, und informierte mich über die aktuelle Lage der Erhebung in Österreich – vielen Dank dafür! Bedanken möchte ich mich außerdem beim Bibliotheksteam der FH St. Pölten – insbesondere Mag. Christian Kieslinger, MSc, Maja Guša- vac, MSc, und Karl Rathmanner – für zahlreiche Buchbestellungen, Fernleihen, Artikellieferungen und Support mit dem Literaturverwaltungsprogramm Zotero. Ich danke meinem Arbeitgeber FH St. Pölten, dass ich im Rahmen meiner Qualifizierungsvereinbarung von 2015 bis 2018 jährlich 5 Sonderurlaubstage für Arbeiten an der Dissertation in Anspruch nehmen konnte. VII
VIII Danksagungen Als es darum ging nach Abschluss des Doktoratsstudiums eine Publikations- strategie für die Dissertation zu überlegen, erhielt ich von Ass. Prof.in Dr.in Johanna Dorer wertvolle Ratschläge – vielen Dank! Mein größter Dank gilt meiner Mutter Franziska Ebner-Zarl für ihre Unter- stützung in meinem gesamten bisherigen Leben. Ohne ihren Rückhalt wäre es niemals möglich gewesen, mein überwiegend nebenberuflich betriebenes Doktoratsstudium abzuschließen. Ihr ist dieses Buch gewidmet.
Einleitung „Das sind Stimmen, […], das sind doch keine Kinder, das sind einfach schon fertige, professionelle Topsänger.“ Juror Mark Forster in The Voice Kids 2017 Was Mark Forster in seiner begeisterten Reaktion auf den Auftritt dreier Kandi- datInnen in der Casting Show anspricht, ist wissenschaftlich ausgedrückt nichts anderes als eine Wahrnehmung von Entgrenzung. Er kann keinen Unterschied, keine Grenzen mehr erkennen zwischen der Leistung der Kinder auf der Bühne und den Auftritten professioneller, erwachsener SängerInnen mit jahre- oder jahrzehntelanger Erfahrung und Schulung. Dass Grenzen zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusehends verschwimmen, ist ein Eindruck, der, bezogen auf unterschiedlichste Lebensbereiche, immer wieder formuliert wird, in allgemeingesellschaftlichen ebenso wie in wissenschaftlichen Diskursen. Dennoch existiert bislang kein konkretes und kohärentes wissenschaftliches Konzept der Entgrenzung von Kindheit: Theoretische Ausführungen, die mit Blick auf die Lebensphase Kindheit explizit den Entgrenzungsbegriff verwen- den, sind vergleichsweise selten und verbleiben auf abstrakter Ebene. Umgekehrt beschreiben zahlreiche Arbeiten – theoretischer und empirischer Natur – zwar praktisch Phänomene, die auch als Entgrenzung aufgefasst werden könnten, jedoch ohne sie als solche zu bezeichnen. In diesen Fällen werden andere Begriffe für die diagnostizierten Entwicklungen gefunden oder aber eine Einbettung in größere gesellschaftliche Zusammenhänge unterbleibt. Gleichzeitig gibt es auch explizite Gegenstimmen, die eine Entgrenzung von Kindheit im Sinne eines Ver- schwindens oder einer radikalen Verkürzung dieser Lebensphase als überzogen betrachten und die wesentlichsten Kriterien für die Existenz einer eigenen und IX
X Einleitung besonderen Lebensphase Kindheit nach wie vor als verwirklicht sehen. Direkt oder indirekt geht es ihnen allen jedoch um Grenzen zwischen diesen Gruppen, die sich entweder aufgelöst oder stark verschoben haben oder, je nach Perspektive, nach wie vor gegeben sind. Den Ausgangspunkt der vorliegenden Dissertation bildet also das Bestreben neben und im Zuge einer umfassenden Beschreibung von Gegenwartskindheit den aus anderen Zusammenhängen stammenden Begriff der Entgrenzung in puncto Kindheit zu konkretisieren, seine Anwendbarkeit auf dieses Thema dabei auch intensiv zu prüfen und letztlich einen Beitrag zu einem theoretischen Konzept der Entgrenzung von Kindheit zu leisten oder aber geeignetere Begriffe für die Beschreibung von Gegenwartskindheit zu finden. Die zahlreichen verstreu- ten theoretischen und empirischen Erkenntnisse mit thematischer Relevanz sollen dabei zusammengeführt und um eine eigene empirische Untersuchung ergänzt werden. Den Analysegegenstand bilden Casting Shows für Kinder, konkret die deutsche Casting Show „The Voice Kids“ und die österreichische Casting Show „Kiddy Contest“. Folgende Forschungsfragen leiten die Dissertation an: FF1: Welche Bilder von Kindheit werden in Medien für Kinder transportiert? Was kennzeichnet demnach Kindheit in der Gegenwart? Gibt es noch etwas Kindheitsspezifisches, durch das sich Kinder von Erwachsenen unterschei- den? FF2: Welche Bilder von Kindheit sind dabei aus Geschlechterperspektive festzu- stellen? • Welche Unterschiede oder Ähnlichkeiten gibt es in der Darstellung von Mädchen und Buben? • Inwieweit fließen Geschlechterstereotype in die Darstellung von Kindern ein? FF3: Inwieweit eignet sich das Konzept der Entgrenzung zur Beschreibung von Gegenwartskindheit? Dass die Dissertation einen besonderen Fokus auf Medien legt, hat seinen Hin- tergrund nicht nur in der im Vorwort beschriebenen Entstehungsgeschichte der Forschungsidee. Da Kindheit im 21. Jahrhundert Aufwachsen in einer Medien- gesellschaft bedeutet und Kinder als besonders medienaffine Gruppe gelten, erscheint dieser Aspekt sowohl zur genaueren Untersuchung von Gegenwarts- kindheit als auch im Hinblick auf potentielle Entgrenzungsprozesse besonders relevant. Während theoretisch auch die Mediennutzung von Kindern einfließt,
Einleitung XI liegt der Schwerpunkt der empirischen Betrachtung auf medialen Kindheitsbil- dern, wobei der Begriff des Kindheitsbildes mehrfache Bedeutung hat. Wenn Kinder als AkteurInnen in Casting Shows auftreten, lassen sich aus der Art und Weise, wie sie sich dort präsentieren, und aus Hintergrundinformationen, die über sie einfließen, Erkenntnisse über das Leben als Kind in der Gegen- wartsgesellschaft gewinnen. Gleichzeitig entfaltet die mediale Repräsentation aber auch normierende Effekte: Die TeilnehmerInnen fungieren für zusehende Kinder auch als Identifikationsfiguren für die eigene Identitätsentwicklung, zudem wer- den Erwartungen und Anforderungen seitens der erwachsenen AkteurInnen an die TeilnehmerInnen artikuliert. Daraus lässt sich erfahren, welche Vorstellungen in der Gesellschaft über Kinder existieren. Aus dem allgemeinen Aufbau und den Rahmenbedingungen, in welche die Shows eingebettet sind, erschließt sich nicht zuletzt auch, inwieweit sie auf die Zielgruppe der Kinder abgestimmt sind, d. h. inwieweit sie (tatsächliche oder angenommene) Spezifika der Zielgruppe Kinder berücksichtigen. Hinsichtlich der beforschten Altersgruppe konzentriert sich die Arbeit auf einen speziellen Abschnitt von Kindheit, die so genannten „Tweens“, die sich lebenslauftheoretisch in einem breiten Übergangsbereich zwischen Kindheit und Jugend befinden und auf die auch die beiden analysierten Casting Shows ausgerichtet sind. Folgendermaßen ist die Arbeit aufgebaut: Einführend (Kapitel 1) wird der Begriff der Entgrenzung in seiner Bedeu- tung näher beleuchtet und seine Anwendung auf so verschiedene Felder wie Erwerbsarbeit, Familie, die Geschlechterverhältnisse, Schule, Freizeit und Lernen, mediale Kommunikation sowie Zeit und Raum wird ausführlich beschrieben. Den Abschluss in der Reihe der Anwendungsfelder bildet die Lebenslaufforschung, die sich mit Verschiebungen und Entgrenzungen der Lebensphasen beschäftigt, wobei die für die Themenstellung dieser Dissertation besonders relevanten Lebenspha- sen Jugend und Kindheit jeweils separat in den Blick genommen werden. Danach werden die Parallelen und Unterschiede, die sich aus dieser vergleichenden Betrachtung von Anwendungsfeldern erschließen, zusammenfassend herausge- arbeitet, um zu zentralen Merkmalen und Kriterien des Entgrenzungsbegriffes zu finden. Dabei werden Lücken und Unschärfen des Entgrenzungsbegriffes erkennbar, die sich spezifisch in seiner Anwendung auf Kindheit ergeben und ins- besondere darin bestehen, dass keine klar definierte „Normalfolie“ existiert, von der die diagnostizierten Entwicklungen des Grenzverlustes ausgehen, und infol- gedessen die Beschreibung von Kindheit mittels Entgrenzungsbegriff stark von subjektiven Wertungen getragen ist. Am Ende des Kapitels bezieht die Autorin
XII Einleitung erste Position zu dieser Problematik und formuliert diesbezügliche Überlegungen für die weitere Arbeit an der Dissertation. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem zweiten Zentralbegriff der Dissertation, dem Begriff der Kindheit und der Frage, was Kinder und Kindheit ausmacht bzw. wie der Stand der Theorie dazu beschaffen ist. Dass auch diese Frage nicht eindeutig und pauschal zu beantworten ist, zeigt bereits der Einstieg in das Kapitel, der eine Reihe von einander widersprechenden Kindheitsbildern beleuchtet. Diese Bilder vom Kind, die im historischen Rückblick zu identi- fizieren sind, prägen das Denken über Kinder und Kindheit teils bis in die Gegenwart. Im Anschluss daran wird ausführlich die Entstehung und Entwick- lung der soziologischen Kindheitsforschung nachvollzogen, die sich ab Ende der 1980er-Jahre aus einer Kritik an der Vernachlässigung von Kindern in der all- gemeinen Soziologie und an der Präsentation universalistischer, naturalisierender und defizitärer Konzepte von Kindern in der Entwicklungspsychologie formierte. Aber nicht nur die verschiedenen Forschungsstränge dieser neuen Kindheitsso- ziologie werden in Kapitel 2 beschrieben, sondern auch ein aktueller Impuls aus der allgemeinen Soziologie für die Beforschung von Kindheit fließt ein, der sich als ein grundlegender theoretischer Baustein und Kontext für den wei- teren Verlauf der Dissertation erweisen wird: das Konzept der „differenziellen Zeitgenossenschaft“ von Heinz Hengst, das Kinder und Erwachsene vor allen Unterschiedlichkeiten zwischen ihnen als ZeitgenossInnen in denselben gesell- schaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet. Weiters wirft die Dissertation einen aktuellen Blick auf die von der neuen Kindheitssoziologie kritisierten Sozialisa- tionstheorien und entwicklungspsychologischen Modelle, die in den vergangenen Jahrzehnten Weiterentwicklungen erfahren haben, weg vom passiven oder hin- sichtlich seines kognitiven Entwicklungsstandes noch defizitären Kind hin zu einer aktiveren Rolle bei der Sozialisation und einem größeren Kompetenzum- fang bereits in jüngeren Jahren als bislang in klassischen Modellen angenommen wurde. Schließlich wird das ambivalente Verhältnis zwischen Kindheitsforschung und feministischer Forschung thematisiert, das sich durch markante Parallelen in den Entstehungshintergründen und gleichzeitig starken Konfliktlinien äußert, die sich erst in jüngerer Vergangenheit teilweise ein wenig entschärft haben. Am Ende dieses Abschnittes konkretisiert die Autorin, an welchen Punkten der beschriebe- nen Theorielage die Dissertation anknüpft. Die theoretische Beschäftigung mit dem Phänomen der Kindheit wird danach jedoch weiter fortgesetzt, stärker geht es jetzt darum, welche Begrenzungen aus theoretischer Perspektive zwischen Kindern und Erwachsenen festzustellen sind bzw. auf welche Art und Weise solche Begrenzungen vorgenommen werden. Kindheit ist gesellschaftlich sowohl nachfolgenden Lebensphasen gegenüber als auch in sich eng mit Altersgrenzen
Einleitung XIII verbunden, dabei handelt es sich insbesondere um rechtlich institutionalisierte und um entwicklungspsychologische Altersgrenzen, die, obwohl vielfach uneinheitlich und unscharf, normierende und normalisierende Effekte auf Kindheit entfal- ten. Mit solchen Altersstufen in Zusammenhang findet auch eine Abgrenzung von Generationen statt, wobei in das Generationenverhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen typischerweise eine Hierarchie eingelagert ist, insofern, als höhere Altersstufen auch als höherwertig begriffen werden und die im Gene- rationenverhältnis übergeordneten Erwachsenen in vielen Situationen über die untergeordneten Kinder bestimmen (können), wenngleich in jüngerer Vergan- genheit Begrenzungen zwischen den Generationen gefallen sind und vielfach ein ausgeglicheneres Generationenverhältnis praktiziert wird bzw. Kinder durch den digitalen Wandel teils auch Vorsprünge im Generationenverhältnis haben. Abschließend wird, der dekonstruktivistischen Perspektive der Dissertation ent- sprechend, nicht nur zwischen Kindheit und Kindsein differenziert, sondern auch auf den sozialen Konstruktionscharakter beider Phänomene hingewiesen: Deren unterschiedliche Beschaffenheit historisch, global und kulturell, interindividuell und nach Lebenslagen sowie intraindividuell wird ausführlich beschrieben. Am Ende dieses Großkapitels werden die Erkenntnisse mit dem Begriff der Entgren- zung in Beziehung gesetzt: Einmal mehr zeigen sich dadurch Unzulänglichkeiten des Entgrenzungsbegriffs, was seine Anwendbarkeit auf die Beschreibung und Analyse von Kindheit betrifft. Gerade der soziale Konstruktionscharakter von Kindheit bringt mit sich, dass es per se kaum konkrete und fixe Grenzen zwi- schen Kindheit und anderen Lebensphasen gibt und die Frage des Kindgemäßen und Altersadäquaten jenseits temporärer Festlegungen und subjektiver Wertungen kaum beantwortbar ist bzw. eine Vielzahl von unterschiedlichen Antworten darauf koexistiert. Hinsichtlich neuerer Themen wie der Nutzung von digitalen Medien durch Kinder fehlen derzeit auch noch Erkenntnisse dazu. Nachdem auf diese Weise die beiden Zentralbegriffe der Dissertation, Ent- grenzung und Kindheit, theoretisch abgesteckt wurden, setzt sich Kapitel 3 tiefergehend mit Gegenwartskindheit (bezogen auf Europa und die USA) aus- einander. In der Recherche haben sich vor allem vier Felder als kennzeichnend für Gegenwartskindheit bzw. den Wandel von Kindheit in jüngerer Vergangenheit her- ausgestellt – vier Felder, die eng ineinandergreifen und sich im Übrigen auch im empirischen Material (in unterschiedlicher Stärke) wiedergefunden haben: Media- tisierung, Sexualisierung, Kommerzialisierung sowie die Einbettung von Kindheit in eine Leistungsgesellschaft, die mit den Schlagworten „Frühförderung, Überfor- derung und Leistungsdruck“ umschrieben ist. Jedem dieser vier Bereiche ist je ein eigenes Unterkapitel gewidmet. Erneut wird am Ende des Großkapitels ein zusam- menfassendes Fazit, vor allem mit Blick auf die Konzepte der Entgrenzung und
XIV Einleitung der differenziellen ZeitgenossInnenschaft gezogen, wobei vor allem das Verhältnis und die mögliche Vereinbarkeit der beiden Konzepte in den Blick kommen. Unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus Großkapitel 3 wird auch noch einmal systema- tischer dargelegt, inwieweit der Entgrenzungsbegriff etwa im Zeitvergleich oder im Vergleich unterschiedlicher Gesellschaften und Lebenslagen mit Unschärfen behaftet ist. Mehr und mehr wird dabei deutlich, dass Entgrenzung von Kindheit eine stark entwicklungspsychologische Frage ist, zu deren Klärung einheitliche und stabile Kriterien fehlen, während aus soziologischer Perspektive vieles, das über Kindheit gesagt werden kann, in Richtung ZeitgenossInnenschaft weist, die allerdings ebenfalls Fragen offen lässt. Kapitel 4 befasst sich mit methodischen Überlegungen und Vorbereitun- gen zur nachfolgenden empirischen Analyse. Eingangs werden dabei die zentralen Forschungsfragen in Erinnerung gerufen und anhand der gewonnenen Erkennt- nisse noch einmal in ihrer Bedeutung konkretisiert und erläutert. Danach wird als erforderliche Basis für die Analysen der methodische Status Quo in der Unter- suchung von audiovisuellem Material aufgearbeitet und unter Zusammenführung, Adaption und Erweiterung bestehender Verfahren eine methodische Vorgehens- weise für die Analyse entwickelt; auch ein eigenes Codiersystem wird dabei konzipiert und die Grenzen der Softwareunterstützung bei der Analyse von Fern- sehmaterial werden aufgezeigt. Die Wahl des Analysegegenstandes Casting Show wird begründet und mittels eines kurzen Abrisses über Entwicklung und zen- trale Charakteristika von Casting Shows verdeutlicht. Abschließend wird das genaue Vorgehen bei der Entwicklung der Kategorienleitfäden und beim Sampling beschrieben. Kapitel 5 enthält den empirischen Teil. Die zentralen Ergebnisse aus der Analyse von The Voice Kids und des Kiddy Contest werden zuerst getrennt voneinander dargestellt und danach in einer gemeinsamen Betrachtung zusam- mengeführt und kontrastiert. Kapitel 6 reflektiert die Erfahrungen mit dem gewählten methodischen Vorgehen und geht auf Limitationen ein. In Kapitel 7 werden theoretische wie empirische Erkenntnisse zu Schluss- folgerungen im Hinblick auf die Problemstellung zusammengeführt und die gestellten Forschungsfragen beantwortet. Dabei werden finale Betrachtungen zum Verhältnis zwischen dem Konzept der Entgrenzung und dem Konzept der differenziellen ZeitgenossInnenschaft angestellt und es wird versucht, aus den gewonnenen Erkenntnissen theoretische Ableitungen im Sinne eines Beitrags zur Theoriebildung vorzunehmen. Kapitel 8 formuliert darauf basierend einen Ausblick auf künftige Forschung zum Thema und auf Möglichkeiten künftiger Medienproduktion.
Inhaltsverzeichnis 1 Definition von Entgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Ursprung und Anwendungsbereiche des Entgrenzungsbegriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.1 Entgrenzung von Erwerbsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.2 Entgrenzung von Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1.3 Entgrenzung im Verhältnis Erwerbsarbeit und Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1.4 Entgrenzung der Geschlechterverhältnisse . . . . . . . . . . . . 8 1.1.5 Entgrenzung von Schule, Freizeit und Lernen . . . . . . . . . 11 1.1.6 Entgrenzung medialer Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.1.7 Entgrenzung von Zeit und Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.1.8 Entgrenzung im Lebenslauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.1.8.1 Entgrenzung von Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 1.1.8.2 Entgrenzung von Kindheit (Entgrenzungsbegriff in der Kindheitsforschung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1.2 Zusammenfassung: Parallelen, Unterschiede und Verbindungslinien zwischen unterschiedlichen Ebenen von Entgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 1.3 Probleme des Entgrenzungsbegriffs auf Kindheit bezogen: Wo Entgrenzung ist, müssen einmal Grenzen gewesen sein – das Problem der Konkretisierung des Kindgemäßen . . . . . . . . . . 49 1.4 Der in der vorliegenden Arbeit verwendete Entgrenzungsbegriff: Erste Überlegungen und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 XV
XVI Inhaltsverzeichnis 2 Genauere Annäherung an das Phänomen „Kindheit“ . . . . . . . . . . . . . 55 2.1 Widerstreitende Kindheitsbilder in Geschichte und Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.2 Kindheitsforschung: Kinder und Kindheit als Forschungsgegenstand in Soziologie und Psychologie . . . . . . . . . . 68 2.2.1 Ausgangspunkt: Kindvergessenheit der Soziologie und Dominanz der Entwicklungspsychologie . . . . . . . . . . 69 2.2.2 Forschungsstränge innerhalb der neuen Kindheitssoziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 2.2.3 Aktuelle Impulse aus der allgemeinen Soziologie: Kinder und Erwachsene als „differenzielle Zeitgenossen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 2.2.4 Aktuelle Entwicklungen in den Sozialisationstheorien und in der Entwicklungspsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 2.2.5 Verhältnis von Kindheitsforschung und feministischer Forschung: Zwischen Parallelen und Gegensätzlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 2.2.6 Selbstverortung der Dissertation in der Theorielage . . . . 93 2.3 Altersdefinitionen: Kindheit als eine durch Altersgrenzen festgelegte und in sich altersgestufte Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 2.4 Abgrenzung von Generationen: Kindheit als Generationenverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 2.5 Kindheit als soziale Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 2.5.1 Kinder, Kindheit, Kindsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2.5.2 Die historische Entstehung der Kindheit . . . . . . . . . . . . . . 112 2.5.3 Die Notwendigkeit des Denkens im Plural . . . . . . . . . . . . 128 2.6 Zwischenfazit und Rückbindung an den Entgrenzungsbegriff . . . 143 3 Gegenwartsdiagnosen zu Kindheit und ihrem Wandel . . . . . . . . . . . . 153 3.1 Mediatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 3.1.1 Die rasante Entwicklung der Mediengesellschaft . . . . . . 154 3.1.2 Kinder als Zielgruppe neuer medialer Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 3.1.3 Verbreitung und Nutzung digitaler Medien durch Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 3.1.3.1 Social Media: Offizielle Zielgruppen und faktische Nutzung im Widerspruch . . . . . 164
Inhaltsverzeichnis XVII 3.1.3.2 Studien zur Mediennutzung von Kindern: Hintergründe und Limitationen . . . . 167 3.1.3.3 Studien zur Mediennutzung von Kindern: Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 3.1.3.3.1 Internetnutzung beginnt immer früher und ist schon bei jungen Altersgruppen vielfältig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 3.1.3.3.2 Einbettung der Internetnutzung in allgemeine Mediennutzung und Freizeitgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . 186 3.1.3.3.3 Digitale Präsenz von Kindern durch Sharenting . . . . . . . . . . . . . . . 188 3.1.4 Risiken der Nutzung digitaler Medien durch Kinder . . . 190 3.1.4.1 Konfrontation mit pornografischem Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 3.1.4.2 Offenheit von Kindern im Internet: Preisgabe privater Informationen, Treffen mit Online-Bekanntschaften . . . . . . . . 194 3.1.4.3 Cybergrooming . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 3.1.4.4 Sexting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 3.1.4.5 Freizügige Videos und Live Streaming . . . . . . 201 3.1.4.6 Revenge Porn, Sextortion und (Cyber-)Mobbing als mögliche Folgen von zu großer Offenheit im Internet . . . . . . . . 205 3.1.4.7 Schädlicher User-Generated Content . . . . . . . . 217 3.1.4.8 Datenmissbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 3.1.4.9 Abschließende Bemerkungen zu Internetrisiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 3.2 Sexualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3.2.1 Versuch einer Definition von Sexualisierung – ein weites Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3.2.2 Bereiche und Erscheinungsformen der Sexualisierung von Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 3.2.2.1 Musik und Musikvideos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 3.2.2.2 Kleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 3.2.2.3 Freizeit- und Sportaktivitäten . . . . . . . . . . . . . . 243 3.2.2.4 Werbe- und Modeindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . 245
XVIII Inhaltsverzeichnis 3.2.2.5 Kinderprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 3.2.2.6 TV-Serien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 3.2.2.7 Games . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 3.2.2.8 Zeitschriften und Magazine . . . . . . . . . . . . . . . . 258 3.2.2.9 Alles nur wegen der Bedürfnisse der KonsumentInnen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 3.2.3 Buben und Sexualisierung – ein vernachlässigter Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 3.2.4 Auswirkungen sexualisierter Kindheit auf Kinder und die Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 3.2.4.1 (Selbst-)Objektifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 3.2.4.2 Sexuelle Frühreife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 3.2.4.3 Überforderung und mangelnde Abschätzbarkeit der tiefergehenden Bedeutung von Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 3.2.4.4 Normalisierung von Einstellungen zu Sexualität, von Pädophilie und anderen Gefährdungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 3.2.4.5 Desensibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 3.3 Kommerzialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 3.3.1 Kinder als Zielgruppe der werbenden Wirtschaft . . . . . . . 275 3.3.2 Erkennen werblicher Intentionen als Entwicklungsaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 3.3.3 Verdeckte Marketingstrategien in der Ansprache von Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 3.3.3.1 Product Placement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 3.3.3.2 Advergames und In-Game Advertising . . . . . . 280 3.3.3.3 In-Game-Käufe/In-App-Käufe . . . . . . . . . . . . . 287 3.3.3.4 Buzz Marketing und Viralmarketing . . . . . . . . 290 3.3.3.5 Influencer Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 3.3.3.6 Datensammlung zu kommerziellen Zwecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 3.3.3.7 Verdecktes Marketing via Internet of Toys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 3.3.4 Crossmedialität, Transmedialität und Merchandising . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 3.3.5 Alterskompression und Omnipräsenz des Jugendmarketings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
Inhaltsverzeichnis XIX 3.3.6 Gender Marketing: Stereotype, Sexualisierung und Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 3.4 Förderung, Überforderung und Leistungsdruck . . . . . . . . . . . . . . . . 316 3.4.1 Messbarmachung und Steuerung von Entwicklung . . . . . 319 3.4.2 Kinder als Humankapital und Arbeitskräfte von morgen – Sozialinvestive Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 3.4.3 Entstehung einer „Förderindustrie“ als Wirtschaftszweig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 3.4.4 Förderungsdruck und gesellschaftliche Ungleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 3.4.5 PISA als Motor von Verunsicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 3.4.6 Unterschiedliche Verständnisse von Lernen, Kompetenz und „guter“ Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 342 3.4.7 Überforderung durch Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 3.4.8 Zukunftsprognosen: Selbstvermessung und Vermessenwerden – Kindheit und The Quantified Self . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 3.5 Zwischenfazit und Rückkehr zum in dieser Arbeit verwendeten Entgrenzungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 4 Methodischer Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 4.1 Rückblick auf die Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 4.2 Methodischer Status Quo: Qualitative Analyse von Fernsehmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 4.2.1 Sozialwissenschaftliche Analyse von audiovisuellem Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 4.2.1.1 Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 4.2.1.2 Visuelle Soziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 4.2.2 Filmwissenschaftliche Analyse von audiovisuellem Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 4.2.3 Zwischenfazit: Zusammenführung von sozial- und filmwissenschaftlichen Herangehensweisen als Notwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 4.2.4 Das heterogene Verständnis von qualitativer Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 4.2.4.1 Grundsätzliche Einordnung der Inhaltsanalyse im Feld „Qualitativ-Quantitativ“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374
XX Inhaltsverzeichnis 4.2.4.2 Charakteristika und Standards qualitativer Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 4.2.4.2.1 Deduktion und Induktion . . . . . . . . 377 4.2.4.2.2 Codierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 4.2.4.2.3 Fixierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 4.2.4.2.4 Reliabilität und Subjektivität . . . . . 379 4.3 Entwicklung eines inhaltsanalytischen Verfahrens für die Analyse von Casting Shows . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 4.3.1 Analyseleitfaden als Kategorienschema . . . . . . . . . . . . . . . 381 4.3.2 Codiersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 4.3.3 Umgang mit Subjektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 4.3.4 Softwareunterstützung oder manuelles Codieren . . . . . . . 401 4.4 Wahl des Analysegegenstandes: Warum Casting Shows? . . . . . . . 404 4.4.1 Kurzabriss der untersuchten Shows: Kiddy Contest, The Voice Kids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 4.4.2 Einbettung der Shows in die audiovisuelle Medienlandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 4.4.3 Was haben Casting Shows mit Entgrenzung von Kindheit bzw. mit ZeitgenossInnenschaft von Kindern und Erwachsenen zu tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 4.5 Genauere Darstellung der Kategorienleitfäden . . . . . . . . . . . . . . . . 420 4.5.1 Vorgehen bei der Entwicklung der Kategorienleitfäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420 4.5.2 Struktur der Kategorienleitfäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 4.5.2.1 Kategorienleitfaden zu The Voice Kids . . . . . . 423 4.5.2.2 Kategorienleitfaden zum Kiddy Contest . . . . . 425 4.5.2.3 Beispiele für Codings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 5 Empirischer Teil: Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 5.1 Genaue Darstellung der Untersuchungssamples . . . . . . . . . . . . . . . 432 5.2 The Voice Kids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 5.2.1 Professionalität der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 5.2.1.1 Vorerfahrung mit Gesang, Musik und anderen Formen der Bühnenkunst . . . . . . . . . . 436 5.2.1.2 Gesangsstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440 5.2.1.3 Mimik, Gestik und Choreografie beim Auftritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 5.2.1.4 Sprache der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444 5.2.1.5 Karriereperspektive der Kinder . . . . . . . . . . . . . 449
Inhaltsverzeichnis XXI 5.2.1.6 Professioneller Umgang mit Scheitern . . . . . . 451 5.2.2 Brüche und Widersprüche in der Selbstpräsentation der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 5.2.2.1 Professionalität und Kindlichkeit . . . . . . . . . . . 455 5.2.2.2 Selbstbewusstsein und Nervosität . . . . . . . . . . . 457 5.2.3 Gemeinsame Jugend- und Populärkultur von Kindern und Erwachsenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462 5.2.3.1 Jugendsprache erwachsener JurorInnen und ModeratorInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463 5.2.3.2 Kindlich wirkendes Verhalten erwachsener JurorInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464 5.2.3.3 Ähnlichkeiten in Kleidung und Styling zwischen Kindern und Erwachsenen . . . . . . . . 465 5.2.3.4 Charakteristika der Songs, Idole und Themen der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477 5.2.3.5 Bedeutung von Social Media . . . . . . . . . . . . . . 490 5.2.4 Emotionalisierung, Dramatisierung und Inszenierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494 5.2.4.1 Typisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495 5.2.4.2 Persönliche Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499 5.2.4.3 Gestaltungsmittel und Verhalten . . . . . . . . . . . . 500 5.2.5 Regeln und Strukturen der Show . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 5.2.5.1 Subjektivität und Willkür . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 5.2.5.2 Widersprüche in den Strukturen der Show . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 5.2.5.3 Anforderungen und Erwartungen an die KandidatInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555 5.2.6 Karriereorientierung der Show . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 5.2.7 Kommerzialisierung: Die Show als Werbeumfeld und Werbeträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 5.2.8 Platzierung der Show und Passung mit der Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567 5.2.9 Eventisierung: Die Show als Großevent . . . . . . . . . . . . . . 569 5.2.10 Geschlechterperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 5.2.10.1 Anzahl männlicher und weiblicher AkteurInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 5.2.10.2 Wahl der Coaches aus Geschlechterperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 5.2.10.3 Kleidung und Styling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573
XXII Inhaltsverzeichnis 5.2.10.4 Sexualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575 5.2.10.5 Überschreitung und Reproduktion von Geschlechtergrenzen und -stereotypen . . . . . . 582 5.2.10.6 Weitere Beobachtungen zu Geschlecht . . . . . . 591 5.3 Kiddy Contest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 5.3.1 Zwischen Professionalität und Kindlichkeit . . . . . . . . . . . 593 5.3.1.1 Vorerfahrung mit Gesang, Musik und anderen Formen der Bühnenkunst . . . . . . . . . . 593 5.3.1.2 Gesangsstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595 5.3.1.3 Mimik, Gestik und Choreografie . . . . . . . . . . . 597 5.3.1.4 Sprache der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598 5.3.1.5 Karriereperspektive der Kinder . . . . . . . . . . . . . 599 5.3.1.6 Professioneller Umgang mit Scheitern . . . . . . 600 5.3.2 Herausgeputzt, aber ein eigener Stil: Kleidung und Styling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 602 5.3.3 Brüche und Widersprüche in den präsentierten Kindheitsbildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607 5.3.4 Bedeutung von Social Media . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611 5.3.5 Karriereorientierung der Show . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613 5.3.6 Sprachliche Eigenschaften von Moderation und Gästen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 5.3.7 Entertainment und Eventisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619 5.3.8 Emotionalisierung, Dramatisierung und Inszenierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625 5.3.9 Subjektivität und Willkür . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 5.3.10 Platzierung der Show und Passung mit der Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631 5.3.11 Kommerzialisierung: Die Show als Werbeumfeld und Werbeträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 5.3.12 Kommerzialisierung durch weitere Vermarktungsaktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641 5.3.13 Geschlechterperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 5.3.13.1 Anzahl männlicher und weiblicher AkteurInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 5.3.13.2 Kleidung und Styling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645 5.3.13.3 Sexualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646 5.3.13.4 Überschreitung und Reproduktion von Geschlechtergrenzen und -stereotypen . . . . . . 659 5.3.13.5 Weitere Beobachtungen zu Geschlecht . . . . . . 663
Inhaltsverzeichnis XXIII 5.4 Zusammenfassende Betrachtung des empirischen Teils . . . . . . . . . 663 6 Abschließende Reflexionen: Erfahrungen mit der Methode . . . . . . . . 687 7 Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Forschungsfragen . . . . . . . . 697 8 Ausblick auf künftige Forschung und Medienproduktion . . . . . . . . . 719 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 727
Abbildungsverzeichnis Abbildung 4.1 Eine erste grobe Kategorienliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 Abbildung 7.1 Hypothetisches Modell des Zusammenwirkens von ZeitgenossInnenschaft und Entgrenzung . . . . . . . . . . . . . . 713 XXV
Tabellenverzeichnis Tabelle 3.1 Risiken der Internetnutzung durch Kinder – Darstellung (leicht abgewandelt) in Anlehnung an und unter Zusammenführung von Livingstone et al. (2011a: 13), Paus-Hasebrink/Dürager (2011: 3) und Hasebrink/Lampert (2011) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Tabelle 3.2 Erscheinungsformen (Dimensionen und Bereiche) von Sexualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Tabelle 4.1 Übersicht zum konkreten Ablauf des Kiddy Contest . . . . . . 405 Tabelle 4.2 Übersicht zum konkreten Ablauf von The Voice Kids . . . . . 407 Tabelle 5.1 Untersuchungssample The Voice Kids . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433 Tabelle 5.2 Untersuchungssample Kiddy Contest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 XXVII
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