KINDERNOTHILFE Haiti Arbeitsbilanz

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KINDERNOTHILFE Haiti Arbeitsbilanz
KINDERNOTHILFE Haiti

                    Arbeitsbilanz
  1 Jahr nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti

Ein Jahr ist seit dem Erdbeben vom 12. Januar vergangen. Der
Naturkatastrophe fielen über 220.000 Menschen zum Opfer. Laut
Schätzungen der UN sind nach wie vor 1,3 Millionen Menschen
obdachlos und leben in Notunterkünften. Die Hauptstadt Port-au-
Prince und benachbarte Landstriche wurden verwüstet. Bisher
wurden nur ca. 4 Prozent der Trümmer abgetragen.
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obdachlos und leben in Notunterkünften. Die Hauptstadt Port-au-
Prince und benachbarte Landstriche wurden verwüstet. Bisher
wurden nur ca. 4 Prozent der Trümmer abgetragen.

                                 Inhaltsverzeichnis

 1. Einleitung.............................................................................3

 2. Kinderzentren.......................................................................7

 3. Notschulprogramme............................................................23

 4. Gesundheitsabteilung..........................................................25

 5. Wiederaufbauprojekte..........................................................26

 6. Kofinanzierung.....................................................................35

 7. Berufsbildungsprojekte........................................................37

 8. Geber/Kooperationsprojekte................................................38
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Einleitung:
        „2011 wird das Jahr des Wiederaufbaus!“

Dank der überwältigenden Spendenbereitschaft konnte die Kin-
dernothilfe im vergangenen Jahr die Situation von rund 15.000
haitianischen Kindern und Jugendlichen entscheidend verbessern.
Im Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe in Haiti hat
die Kindernothilfe insgesamt 10,8 Millionen Euro Spenden ein-
genommen. Davon sind 8,8 Millionen zweckgebunden, zwei
Millionen können auch für andere Maßnahmen der Humanitären
Hilfe ausgegeben werden. Auch ein Jahr nach dem Beben ist
die Arbeit in Haiti zweigeteilt: Neben Wiederaufbau-Projekten
betreibt die Kindernothilfe weiterhin Notschulprogramme und
Kinderzentren – der Grund dafür ist die immer noch prekäre
Lage im Land. Das beispiellose Ausmaß der Katastrophe, der
geschwächte haitianische Staat und ungeklärte Grundbesitz-
verhältnisse führen dazu, dass vor allem in der Hauptstadt noch
immer 1,3 Millionen Menschen in Zeltstädten leben müssen.
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müssen.

    Kinderzentren und Notschulen sind weiterhin notwendig

Die 17 Kinderzentren (Child friendly Spaces – CfS) bieten
Schutzräume für Mädchen und Jungen, die unter schwierigen
Bedingungen leben (etwa in Zeltstädten), traumatisiert sind oder
Angehörige verloren haben. Hier können die Kinder wieder Kind
sein, erhalten täglich eine warme Mahlzeit und werden medizinisch
sowie pädagogisch betreut. Insgesamt erreicht die Kindernothilfe
mit dieser Arbeit rund 11.000 Mädchen und Jungen. In den
Notschulen und beim Unterricht in den CfS geht es darum, den
Bildungsnotstand, den die Zerstörung hunderter Schulen weiter
verschärft hat, zu reduzieren.
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Wiederaufbau ist angelaufen
Ebenfalls auf Hochtouren laufen die Anstrengungen zum Wieder-
aufbau von insgesamt 10 Schulen und der Gemeinwesen-
infrastruktur. Das erste Wiederaufbauprojekt im Bergdorf von
Coupeau wurde erfolgreich abgeschlossen. 70 Kinder und
Jugendliche besuchen dort eine Schule, die sie und ihre Gemeinde
mit der Unterstützung eines chilenischen Architektenteams
erdbebensicher erbaut haben. Trotz der Schwierigkeiten in der
Hauptstadt konnte die Kindernothilfe auch hier bereits den ersten
Grundstein legen: Am 12. Januar 2011, also genau ein Jahr nach
dem Beben, begann der Bau für die Schule der Ordensschwestern
Petites Soeurs. Ab 2012 sollen hier wieder 1.200 Mädchen und
Jungen zur Schule gehen. Der Wiederaufbau für drei weitere Schulen
befindet sich ebenfalls in der Planungsphase. Gewaltige Mengen an
Schutt und Ruinen sind hier bereits abgetragen und komplexe
logistische Transportprobleme gelöst. Jürgen Schübelin,
Kindernothilfe-Koordinator, ist zuversichtlich: „2011 wird das Jahr
des Wiederaufbaus!“
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Das Gesundheitsteam schützt vor Cholera
Im Juni gründete die Kindernothilfe in Haiti eine eigene
Gesundheits-abteilung.Eine Krankenschwester organisiert mit ihrem
Team regelmäßig mobile Klinikeinsätze an den Projektstandorten.

Seit vier Monaten veranstaltet das Gesundheitsteam auch
Sensibilisierungskampagnen, um über Körperhygiene, Infektions-
krankheiten und Präventionsmaßnahmen aufzuklären. Seit der
Cholera-Epidemie wurden die Maßnahmen ausgeweitet.
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Im Einsatz für Kinderrechte

Das Erdbeben und seine Folgen hat die Kindernothilfe außerdem
dazu veranlasst, ihr Kinderrechts-Engagement in Haiti massiv
auszuweiten. So unterstützt sie zum Beispiel mittlerweile rund 2.000
sogenannte Restavèk-Kinder mit Schutz- und Förderprogrammen.
Restavèk-Kinder sind Mädchen und Jungen, die unter sklaven-
ähnlichen Bedingungen bei fremden Familien arbeiten, weil die
eigenen Eltern zu arm sind, um sie zu versorgen. Rund 300.000 von
ihnen leben in Haiti.

    Die Kindernothilfe erreicht, in ganz Haiti, rund
                   15.080 Kinder.
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Kinderzentren
             (Child friendly Spaces / CfS)

1. Tokyo

Ort:     Tokyo, Stadtteil Delmas 2A,
         Port-au-Prince
Partner: KNH Haiti,
         Collège Robert Bruce

Erreichte Kinder: 250

Inhalte/Details:

In der Nähe des Compounds der Heilsarmee im Armenviertel Delmas
2 arbeiten seit dem 01.09.2010 sieben „Moniteurs“/ Betreuer und
eine Projektleiterin (drei der Betreuer sind Jugendliche, die von der
Kindernothilfe selbst ausgebildet wurden) in dem Kinderzentrum
Tokyo. Die Lebensbedingungen in dem Armenviertel sind schwierig,
es herrschen Platzprobleme, da das Viertel extrem dicht besiedelt
ist. Wir sind eine Partnerschaft mit einer kleinen lokalen Schule
eingegangen, dem College Robert Bruce. Der Schulleiter M. Jean
Paul, der in der Gemeinde sehr angesehen ist, hat der Kindernothilfe
das Terrain - den Basketballplatz, der teilweise in ein Notlager
umfunktioniert wurde - vermittelt. Das Kinderzentrum begann sehr
klein mit 50 Kindern und konnte sukzessive aufgestockt werden.
KNH Haiti organisierte eine Fortbildung für die Lehrer der Schule, so
dass dem Viertel auch nachhaltig geholfen wird.
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2. Fort National

Ort:     Stadtteil Fort National,
         Port-au-Prince
Partner: KNH Haiti, Heilsarmee

Erreichte Kinder: 78

Inhalte/Details:

Das Kinderzentrum liegt in dem Armenviertel Fort National, nahe der
gleichnamigen alten Festung in Hafennähe. Das Viertel ist vom
Erdbeben stark betroffen. Viele Menschen leben in Ruinen und
zerstörten Häusern. Fort National ist ein sehr verwinkeltes Viertel
ohne funktionierendes Abwassersystem. Die Bewohner erhalten
weniger internationale Unterstützung als die Menschen im Zeltlager.
Die Fort-National-Schule wurde bei dem Beben völlig zerstört.
Mittlerweile laufen die Planungen zum Wiederaufbau. Bis die
Baugenehmigung erteilt wird, finden Aktivitäten für benachteiligte
Kinder auf dem Gelände der alten Schule statt. Durch ein „cash for
work“-Programm haben die Anwohner die Trümmer der Schule
vollständig von dem Gelände geräumt. Momentan arbeiten sechs
Betreuer in dem Projekt. Drei stammen aus dem Viertel selbst, was
Nachhaltigkeit garantiert. Die Gemeinde ist begeistert von dem
Projekt und will etwas tun für die Zukunft ihrer Kinder.

Bei Baubeginn in den nächsten Monaten werden die Kinderdes
Viertels den Bauarbeitern symbolisch das Terrain übergeben.Das
Kinderzentrum läuft seit dem 26.07.2010.
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3. MOCOSAD

Ort:     Wharf Jérémie,
         Port-au-Prince
Partner: KNH Haiti
Erreichte Kinder: 190 (die meisten sind
sog. Restavèk-Kinder)

Inhalte/Details:

Kinder – oft aus ländlichen Provinzen – werden von Vermittlern per
Schiff nach Port-au-Prince gebracht, damit sie dort für fremde
Familien arbeiten. Man nennt sie „Restavèks“ – von dem
französischen Begriff „rester avec“ (bleiben bei). Sie landen im Hafen
von Wharf Jérémie, einem Armenviertel, das auf einer Müllhalde
errichtet wurde. Ihre „Arbeitgeber“ sind selbst sehr arm,
alleinerziehend und meist ohne Ausbildung. Seit dem Erdbeben
können sie sich erst recht nicht mehr um die Kinder kümmern.

Für diese Mädchen und Jungen hat KNH Haiti am 09.02.2010
gemeinsam mit ihrem Partner MOCOSAD ein einfaches
Kinderzentrum eröffnet. Es wurde auf dem Gelände des stark
beschädigten Gemeindehauses der Kirchengemeinde und der dazu
gehörenden Schule errichtet. Das Zentrum bietet den Kindern
Schulunterricht an und kümmert sich intensiv um die Familien, für
die die Mädchen und Jungen arbeiten. Hier bekommen Kinder
endlich wieder Hoffnung und eine Perspektive für eine bessere
Zukunft. Acht Lehrer und drei Köchinnen sind dort beschäftigt.

KNH Haiti und MOCOSAD planen jetzt den Wiederaufbau des
Gemeindehauses. Später soll auch der Neubau einer Schule für 400
Restavèk-Kinder in Angriff genommen werden. Die Verhandlungen
um den Erwerb eines geeigneten Grundstücks laufen.
4. & 5.
                                          z
Zwei Kinderzentren in Jacmel

Ort:     Jacmel

Partner: KNH Haiti, MHDR

Erreichte Kinder: 200

Inhalte/Details:

Am 15.02.2010 wurden in der südhaitianischen Küstenstadt Jacmel
zwei Kinderzentren unter der Trägerschaft von MHDR eröffnet –
MHDR ist bereits seit längerem ein Kindernothilfe-Partner. Eines der
Projekte liegt in der Nähe des stark beschädigten Stadtzentrums,
das andere etwas außerhalb in einer eher ländlich geprägten
Randzone. Die Kindernothilfe stellte MHDR seit Mitte Februar
spezielle Aufbaunahrung, Zeltplanen, Seile, Stifte und Spielmaterial
zur Verfügung. Ein Sozialarbeiter und ein Psychologe pendeln
zwischen den beiden Zentren und betreuen die traumatisierten
Kinder, die auch Monate nach dem Beben unter den Erlebnissen
leiden. Außerdem gehören fünf Betreuerinnen und vier Köchinnen
zum Team.
6. Petit-Goâve

Ort:     Petit-Goâve

Partner: KNH Haiti, Heilsarmee

Erreichte Kinder: 400

Inhalte/Details:

Die Arbeit auf dem Gelände der stark beschädigten Schule begann
am 15.03.2010. Auch hier kommen die Kinder unter Zeltplanen und
unter dem Schutz alter, weit ausladender Bäume zusammen. Das
Petit-Goâve-Team war am 18. Mai Gastgeber eines Groß-
Workshops zur Arbeit mit traumatisierten Kindern – daran nahmen
150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus CfS teil, die von der
Kindernothilfe unterstützt werden. Sorgen bereitet das Fehlen einer
angemessenen öffentlichen Gesundheitsversorgung in Petit-Goâve,
die auch den Kindern zugänglich ist. Die Regenperiode hat auch
hier, wie in allen anderen CfS, zu einer deutlichen Erhöhung von
Infektionserkrankungen unter den Kindern geführt. Im CfS in Petit-
Goâve arbeiten elf Betreuer, vier Köchinnen, ein Leiter und ein
Hausmeister.
7. Rivière Froide

Ort:     Carrefour

Partner: KNH Haiti, EPPMPH

Erreichte Kinder: 150

Inhalte/Details:

Viele Kinder in Carrefour verloren Freunde und Geschwister, als beim
Beben in der Schule St. Francois de Sale 150 Mädchen und Jungen
ums Leben kamen. KNH Haiti startete gemeinsam mit ihrem Partner
EPPMPH am 15.02.2010 in Carrefour ein Kinderzentrum. EPPMPH
ist die Organisation des Ordens der Kleinen Schwestern. Das
Zentrum musste unter prekärsten Bedingungen an einem Steilhang
errichtet werden, da zum damaligen Zeitpunkt kein anderer Platz zur
Verfügung stand. Vor Beginn der Regen- und Hurrikanzeit konnte
das Projekt in den Hof des Hauses der Leiterin umziehen und wurde
liebevoll eingerichtet. Insgesamt arbeiten dort fünf Betreuer und zwei
Köchinnen.
8. Zwei Kinderzentren in Leogane

Ort:    Leogane

Partner: KNH Haiti, ACREDERP

Erreichte Kinder: 420 (jeweils 210)

Inhalte/Details:

Am 15.02.2010 startete das erste ACREDERP CfS mit den Mitteln
der Kindernothilfe und der Fachunterstützung eines Krisen-
interventionsteams des Vereins „Freunde der Erziehungskunst Rudolf
Steiners“ auf dem Gelände einer beschädigten Schule. Das Projekt
umfasste von Anfang an eine Vorschul-, eine Primarschul- und eine
Jugendkomponente. Die Kindernothilfe stellte auch Planen,
Spezialnahrung und Arbeitsmaterial für die Betreuung der Kinder zur
Verfügung. Im April war ACREDERP gezwungen, innerhalb eines
Tages ein Ausweichquartier für dieses CfS zu finden, da die Schule
ihr Gelände zurückhaben wollte. Jetzt arbeitet das Zentrum, jeweils
nachmittags, in einem Palmenhain. Zum Schutz vor dem Regen
wurden vier Leichtbaukonstruktionen (Pavillons aus Holz und Planen)
gebaut. Diese bieten gleichzeitig einen Lärmschutz. Zement-
fundamente stabilisieren die Pavillons in der Hurrikan-Saison. In
diesem Kinderzentrum werden 210 Kinder betreut.

Das zweite ACREDERP Zentrum nahm im April seinen Betrieb auf –
und zwar in dem Sektor Leogane Mariani. Auf einer großen Fläche
unter Mangobäumen werden auch hier 210 Kinder betreut und
täglich mit warmem Essen versorgt. Zu diesem CfS gehört ein
Fußballplatz in ordentlichem Zustand, ausgestattet mit richtigen
Toren. Auch für das Projekt ACREDERP II konnte der Bau von vier
Holzkonstruktionen mit Planenabdeckungen als Schutz vor der
Witterung abgeschlossen werden.
ACREDERP arbeitet an der Entwicklung eines Fachkonzeptes für die
Gründung einer Schule, mit reformpädagogischen Elementen. In
Leogane gab es schon vor dem Erdbeben nicht genügend öffentliche
Schulen, und durch das Erdbeben wurden die wenigen vorhandenen
Gebäude auch noch zerstört. Die neue ACREDERP-Schule soll dazu
beitragen, die Bildungssituation in der Stadt zu verbessern.
Fachberatung leisten die „Freunde der Erziehungskunst Rudolf
Steiners“. Die ersten konkreten Schritte zur Entwicklung des
Schulkonzepts haben im Oktober begonnen. Geplant ist die
Anwendung neuer Lernmethoden, die Freude am Lernen und eine
Alternative zum sehr autoritären Schulsystem in Haiti schaffen soll.
Außerdem soll der Lehrplan um Fremdsprachen, Sport, Handwerk,
Musik und Umweltkunde erweitert werden. Das Kinderzentrum soll
sich nach und nach in ein „Lernlabor“ verwandeln, in dem Ideen für
den innovativen Unterricht entwickelt werden. Die Schule, deren
erste Klasse zum neuen Schuljahr im September 2011 eröffnet
werden soll, ist als Ganztagsschule mit einer großen Auswahl an
außerschulischen Angeboten konzipiert.

Außerdem herrscht seitens der Lehrer ein starkes Interesse an
Umweltthemen (wie Projektgärten, Pflanzen von Bäumen etc.), um
das Umweltbewusstsein der Kinder zu stärken.

Es arbeiten insgesamt fünfzehn Betreuer in den Zentren.
9. Kinderzentrum AMURT I

Ort:     Port-au-Prince, Delmas 31

Partner: KNH Haiti, AMURT

Erreichte Kinder: 300

Inhalte/Details:

Das erste der beiden AMURT-CfS startete am 22.02.2010 in Delmas
31 auf dem Hof der dortigen AMURT-Zentrale mit seiner Arbeit. Zu
seinen Aktivitäten gehören seit Mitte März neben der psychosozialen
Betreuung der Kinder auch spielerische Unterrichtskomponenten
eines Notschulprogramms. Das Zentrum zeichnet sich durch
innovative Aktivitäten aus, die zur Steigerung des Selbst-
bewusstseins der Kinder beitragen, wie Karatekurse und einen sehr
kreativen Musikunterricht. Tanz, Theater, Yoga, Meditations-kurse,
Konzentrations- und Motorikübungen sind ebenfalls Teil der
Aktivitäten.
10. Kinderzentrum AMURT II
Ort:     Port-au-Prince,
         Delmas 33 (Seneás)

Partner: KNH Haiti, AMURT

Erreichte Kinder: 1.200

Inhalte/Details:

Dieses weltweit größte Kinderzentrum, das die Kindernothilfe je nach
einer Naturkatastrophe gefördert hat, nahm seine Arbeit am
12.04.2010 inmitten der Zeltlagerstadt Senéas mit fast 20.000
Menschen auf. Gearbeitet wird unter dem Dach von neun großen
Holzkonstruktionen, die auf einem soliden Fundament errichtet
wurden, mit Zinkblech gedeckt und gegen Wind und Sonne mit Wän-
den aus Planen geschützt. Auch hier werden soziopädagiogische,
musikalische und sportliche Aktivitäten mit Elementen eines
strukturierten Notschulprogramms kombiniert. Morgens kommen die
Jüngeren in den Kindergarten und nachmittags nehmen die
Jugendlichen am „After School Programme“ teil.

Das Projekt verfügt über ein System von Ökotoiletten, in denen
Exkremente und Urin durch den Einsatz von Abfällen aus der
Zuckerrohrverarbeitung fermentiert und anschließend geruchlos und
unschädlich kompostiert werden können.

Seneás ist darüber hinaus das einzige von der Kindernothilfe
geförderte CfS mit einem eigenen Projektgarten, der von den Kindern
angelegt und betreut wird. Im Heimatkundeunterricht lernen die
Mädchen und Jungen, welche Pflanzen in Haiti wachsen, und was
für eine gesunde Ernährung wichtig ist. Mit diesem Wissen
bewirtschaften sie gemeinsam den Garten, sie ernten Gemüse und
Obst und kochen daraus gesunde Mahlzeiten. Diese Komponente
wird weiter ausgebaut und soll als Pilotprojekt gefördert werden. Ab
Januar 2011 kümmert sich ein Agronom um die Weiterführung von
alternativen Anbaumöglichkeiten, wie zum Beispiel Anpflanzungen in
Autoreifengefäßen.
Diese neuen Methoden sollen auch im Zeltlager verbreitet werden,
um den Menschen die Möglichkeit zu geben, Gemüse zur
Eigenverpflegung anzubauen. Darüber hinaus gibt es ein kleines
Fußballfeld, auf dem die Mädchen und Jungen täglich trainieren. An
den Wochenenden finden Turniere der verschiedenen Kinder-
mannschaften aus dem Lager statt. Ein kleiner Gesundheitsposten
mit zwei Krankenschwestern gehört ebenfalls zu dieser CfS-Arbeit.
Am 22. Mai besuchte Bundesminister Dirk Niebel mit einer
umfangreichen Delegation aus dem BMZ das Zentrum.

Das CfS-Programm wurde stetig an die sich verändernden Bedürfnisse
und Herausforderungen angepasst und erweitert, um eine langfristigere
Entwicklung anzustoßen. Ein neuer Schwerpunkt liegt mittlerweile auf
der Gemeinwesenentwicklung und Familienarbeit. Eltern und allein
erziehende Mütter schließen sich zu Selbsthilfegruppen und
Sparkreisen zusammen; sie erhalten Mikrokredite, bauen eigene kleine
Unternehmen auf, erwirtschaften eigenes Einkommen und tragen zum
Lebensunterhalt der Familien bei. Das stärkt ihre soziale Stellung, gibt
ihnen neues Selbstwertgefühl.
11. 12. 13. 14. Kinderzentren AMURT
Ort:     Port-au-Prince (Petionville,
         Solino, Biwodemin, Siro)

Partner: KNH Haiti, AMURT

Erreichte Kinder: 2940

Inhalte/Details:

Ab Januar finanziert die Kindernothilfe vier weitere Kinderzentren von
AMURT in der Delmas Gegend von Port-au-Prince. Ihnen liegt das
gleiche pädagogische Konzept wie Delmas 31 und 33 zugrunde.
Konzentrations- und Entspannungsübungen, Life Skills, Lesen,
Rechnen und Schreiben, Sport, Tanz, Kunst und Musik, Heimatkunde
sowie psychosoziale Betreuung sind Teil des Programms. Morgens
werden Kindergartenkinder betreut, nachmittags ältere Kinder und
Jugendliche. Für Kinder, die keine Schule besuchen können, findet
ein informelles Bildungs-programm statt. Auch hier wurde das
Programm fortlaufend an die neuen Gegebenheiten und die
soziopolitische Lage angepasst. Viele Familien in den Zeltstädten
haben kaum Hoffnung, in naher Zukunft in ihre alten Wohnviertel
zurückkehren zu können. Die Kindernothilfe und AMURT möchten sie
deswegen unterstützen, ihr Leben in ihrer Gemeinschaft selbständig
gestalten zu können, sich aus der Abhängigkeit von Hilfeleistungen
zu befreien und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Deswegen finden zusätzlich Aktivitäten mit Eltern und Jugendlichen
statt.

Die 4 Standorte:
                           Petionville Club

                           Es handelt sich um eines der größten
                           Zeltlager, mit ca. 50.000 Einwohnern, die
                           sich auf dem Gelände des ehemaligen Golf-
                           und Countryclubs von Petionville nieder-
                           gelassen haben.

AMURT betreut hier 1.200 Kinder. Gemeinsam mit einer kleinen
AMURT betreut hier 1.200 Kinder. Gemeinsam mit einer kleinen
Graswurzelorganisation OJAR (Organisation des Jeunes pour l'avenir
et le reboisement) finden außerdem Kurse zu Recycling und zur
Stärkung des Umweltbewusstseins statt. Jugendliche verwerten
Plastikabfälle und bauen daraus Möbel und Spielzeug. Die Bewohner
organisierten selbständig ein Betreuungsprogramm und wurden hierbei
später von AMURT mit Materialien und Beratungen unterstützt. In dem
Kinderzentrum werden 590 Kinder betreut.

                        Solino

                        In diesem kleineren Camp in Delmas 28
                        leben ca. 7.500 Menschen. Gemeinsam mit
                        der lokalen Partnerorganisation FONTIS
                        (Fondation Timoun Solino) werden hier ca.
                        700 Kinder betreut.

                        Biwodemin

                        Auf dem Gelände der staatlichen Behörde
                        für Minen und Mineralien haben sich 350
                        Familien nieder-gelassen. In dem Kinder-
                        zentrum von AMURT werden 450 Kinder
                        betreut.

                        Siro

                        Dieses kleine Zeltlager liegt in der Nähe von
                        Delmas 75. Alle Bewohner lebten vor dem
                        Beben bereits in dieser Nach-barschaft,
                        weswegen die Gemeinde sehr gut organisiert
                        ist.

Die Bewohner organisierten selbständig ein Betreuungsprogramm und
wurden hierbei später von AMURT mit Materialien und Beratungen
unterstützt. In dem Kinderzentrum werden 590 Kinder betreut.
15. Lafferonay
Ort:     Croix-des-Bouquets

Partner: KNH Haiti, Heilsarmee

Erreichte Kinder: 300

Inhalte/Details:

Der verantwortliche Partner für dieses Kinderzentrum, das am
15.03.2010 seine Arbeit aufnahm, ist die örtliche Heilsarmee-
gemeinde. Die Programme finden in den Räumlichkeiten einer derzeit
nicht genutzten Schule statt. Auch hier vermischen sich Elemente
einer sozialpädagogischen Betreuung mit Schul- und Unterrichts-
komponenten, wie zum Beispiel einem Englischkurs, in dem vor
allem gesungen und auf Englisch gespielt wird. Ab Dezember wird
die Heilsarmee dieses Zentrum übernehmen und in ein Sozial-
arbeitsprojekt umwandeln. Die Mitarbeiter werden jeweils mit der
ganzen Familie arbeiten, den Familienzusammenhalt und die
Kinderbetreuung verbessern.

Insgesamt arbeiten in diesem Projekt zwölf Betreuer, ein
Hausmeister und zwei Köchinnen sowie der Leiter des Zentrums. Alle
Mitarbeiter sind Mitglieder der Heilsarmee oder stammen aus der
örtlichen Gemeinde.

Das Kinderzentrum liegt in einer sehr ländlichen Gegend (obwohl
noch Großraum Port-au-Prince), die vom Beben betroffen ist, in der
aber nicht viele Hilfsorganisationen arbeiten.
16. Mouvman Vin Plis Moun (MVM)

Ort:   Port-au-Prince (Carrefour Feuille,
       Croix-Deprét, Canapé-Vert, Sansfil,
       Croix-des-Misions)
Partner: KNH Haiti, MVM
Erreichte Kinder: 2000

Inhalte/Details:

Straßensozial- und Bildungsarbeit mit Restavèk-Kindern in fünf
Armenvierteln von Port-au-Prince: MVM ist ein offenes Sozial-
arbeitsprojekt mit derzeit 24 Betreuern, die von der Kindernothilfe
finanziert werden. Gearbeitet wird auf Plätzen, inmitten von
Zeltstädten und Notlagern, zwischen den Ruinen eingestürzter
Gebäude, in Gässchen zwischen zwei Häuserzeilen etc. Die Kinder
sitzen auf Planen, lernen mit ihren „Moniteurs“ (Betreuer) Lesen und
Schreiben sowie das Erstellen von handwerklichen Produkten aus
Textilabfällen, die bei Großveranstaltungen verkauft werden.

KNH Haiti unterstützt die Arbeit dieser Bewegung seit dem Erdbeben
nicht nur finanziell, sondern auch mit über 250 Großplanen und
didaktischem Material sowie mit großen Mengen an Aufbaunahrung,
die helfen sollen, die Unternährungs- und Gesundheitsprobleme der
Kinder zu reduzieren. Nach dem Beben wurde die Arbeit mit
Restavèk-Kindern auf andere vom Erdbeben betroffene Kinder
ausgeweitet. Derzeit sind 40 neue Moniteurs aus dem Armenviertel
Croix des Mission in Ausbildung.

MVM versucht die Einstellung der Haitianer zur Restavèk-Praxis
durch Sensibilisierungs-Aktivitäten zu verändern. Diese Arbeit wird ab
Januar 2011 auf fünf weitere Departments ausgeweitet. Ein weiterer
Schwerpunkt für 2011 liegt auf der Berufsbildung für Restavèk-
Jugendliche.

MVM verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Nicht nur Handwerk und
theoretisches Wissen, auch Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen,
Ethik und Moral werden vermittelt. Kinder sollen sich als vollwertige
Menschen Menschen verstehen und ihre Rechte kennen. Die
Gesundheitsversorgung ist ebenfalls gesichert.
Gesundheitsversorgung ist ebenfalls gesichert.

17. Jacmel

Ort:     Jacmel – St. Anne

Partner: KNH Haiti, Heilsarmee

Erreichte Kinder: 200

Inhalte/Details:

Dieses Kinderzentrum hat seine Arbeit am 05.04.2010
aufgenommen. Die Schule und Kirche der Heilsarmee befinden sich
inmitten des am stärksten zerstörten Teils dieser Küstenstadt. Die
meisten Kinder dieses CfS leben immer noch in Zelten, die inmitten
der Straßen von Jacmel errichtet wurden. Die Kinder werden mit
Notfallnahrung und Spielzeug sowie Lernmaterialien versorgt.
Außerdem findet für die Erzieherinnen ein Workshop über die
pädagogische Arbeit mit Kindergartenkindern statt.

                   Notschulprogramme
Notschulprogramme

1. College Verena &
2. Ecole Fort National
Ort:     Port-au-Prince:
         - Delmas 2
         - Impasse Terrasse
Partner: KNH Haiti, Heilsarmee

Erreichte Kinder: 1 003 & 250

Inhalte/Details:

Am 19.01.2010, eine Woche nach dem Erdbeben, gelang es auf dem
Compound der Heilsarmee in Delmas 2 das erste Kinderzentrum zu
eröffnen, um Mädchen und Jungen Schutz zu geben, sie
psychologisch zu betreuen, mit Wasser und Nahrung zu versorgen
sowie sie ärztlich zu behandeln. Mitte März startete die Heilsarmee
dann mit Unterstützung der Kindernothilfe mit ihrem Notschul-
programm. Unterrichtet wird im Freien, vor den beschädigten
Gebäuden des College Verena, unter Planen und Bäumen.

Alle Kinder werden aus der wieder in Gang gebrachten Großküche
der Schule versorgt. Die 250 Mädchen und Jungen aus den sechs
Grundschulklassen der zerstörten Fort-National-Schule werden
derzeit ebenfalls auf dem Compound der Heilsarmee in Delmas 2
unterrichtet und tagsüber versorgt.
3. Saint François de Sales
   Schule auf dem Compound
   der Petites Soeurs de Sainte
   Thérèse de l’Enfant Jesus

Ort:     Carrefour - Rivière Froide
Partner: Petites Soeurs
Erreichte Kinder: 1.100

Inhalte/Details:

St. Francois de Sale, Rivière Froide (siehe Wiederaufbau): Bis
Baubeginn findet die Notschule in 6 Leichtbaupavillons (12
Klassenzimmer) statt. Fast alle Kinder haben dieses Jahr die
verspäteten Abschlussexamen gut bestanden, der Abitursjahrgang
sogar komplett und mit herausragenden Noten - hervorragende
Ergebnisse besonders angesichts der schwierigen Umstände. Viele
Kinder gehen vormittags in die Schule und nachmittags ins CfS bei
EPPMPH.

     Insgesamt erreichen 17 Kinderzentren + 3
      Notschulprogramme rund 11.000 Kinder.

              Die Gesundheitsabteilung
Die Gesundheitsabteilung
Die Kindernothilfe-Haiti-Gesundheitsabteilung begann mit einer
Krankenschwester und ist seitdem stetig erweitert worden. Die
Arbeit mobiler Kliniken wurde bisher in allen Projekten realisiert. Es
gibt auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit den medizinischen
NGOs LandsAid und Humedica. Zu den häufigsten Krankheiten
zählen Hautkrankheiten durch schlechte Hygienebedingungen (und
Übertragung durch Körperkontakt), Durchfall, Infektionskrankheiten
und Würmer. Die KNH-Haiti-Mitarbeiter haben Krankenakten der
Kinder angelegt und Nachfolgeuntersuchungen durchgeführt, bei
schweren Fällen erfolgte die Vermittlung an Ärzte. Sie verteilten
Medikamente, informierten die Familien darüber, wie wichtig
Hygiene (z. B. bei der Behandlung von Geschlechts- und
Infektionskrankheiten) ist und verteilten Wurmkuren. Seit Juni 2010
behandelten sie insgesamt 2.874 Kinder und 500 Eltern.

Auf Grund der schweren Choleraepidemie, die im Oktober
ausgebrochen ist und für die momentan noch keine Ende in Sicht
ist, hat die Gesundheitsabteilung ihre Anstrengungen erweitert und
verstärkt: Es fanden Cholerapräventions- und Hygieneworkshops in
allen Kinderzentren statt. Die Mitarbeiter erklärten den Kindern und
ihren Eltern, was Cholera ist, wie man sich dagegen schützen kann
und was man im Falle einer Infizierung tun kann. Bei den Workshops
wurden auch ausführliche Infomaterialien an alle Kinder und Eltern
verteilt. Außerdem erhielten die Teilnehmer        Hygienekits (Seife,
Handtuch, Shampoo, Haarbürste, Zahnpasta, Zahnbürste),
Chlortabletten, Wasseraufbereitungstabletten, Wasserfilter und
Antibiotika.
Stand der verschiedenen
   Kindernothilfe-Wiederaufbau-Vorhaben

Das Erdbeben vom 12.01.2010 traf die Arbeit der verschiedenen
Kindernothilfe-Partner in Haiti auch im Blick auf die Infrastruktur-
situation bis ins Mark. Die meisten der unterstützten Schulen und der
größte Teil der von der Kindernothilfe geförderten Gemeinwesen-
Infrastruktur in und in der Umgebung von Port-au-Prince wurde
entweder komplett zerstört oder stark beschädigt. Daher stand von
Anfang an fest, dass ein erheblicher Teil der Anstrengungen darauf
ausgerichtet werden muss, den Kindernothilfe-Partnerorganisationen
die Wiederaufnahme ihrer Arbeit in erdbeben- und hurrikansicheren
Gebäuden zu ermöglichen. In einem Fall steht die Einweihung des
ersten, komplett wiederaufgebauten Schulgebäudes kurz bevor, bei
einer Reihe weiterer Vorhaben sind Planungen und Bauvorbereitung
bereits weit fortgeschritten, während an anderen Orten derzeit noch
immer an der Klärung äußerst komplizierter Eigentums- und
Katasterprobleme gearbeitet wird.
1. MOCOSAD - Zentrum für Restavèk-Kinder und Schule, sowie
   Wiederaufbau der Kirche und des Gemeindezentrums

Ort: Port-au-Prince, Wharf Jérémie – Cité Soleil

Aktueller Stand/Details:

Das zerstörten Gebäude der Kirche von Wharf Jérémie und der
angeschlossenen kleinen Schule wurde bereits Ende Januar
abgetragen und gesichert. An derselben Stelle finden derzeit
innerhalb einer provisorischen Baukonstruktion und unter Planen die
CfS-Arbeit und der Unterricht mit den Restavèk-Kindern statt.

Mit den Nachbarn laufen Verhandlungen, um die angrenzenden
Grundstücke zu erwerben. Auf diese Weise soll eine ausreichende
Fläche für den Bau eines Restavèk-Zentrums und einer Schule für
400 in fremden Haushalten arbeitende Kinder geschaffen werden.
Ein haitianischer Handwerker hat ein Modell für die neue Schule
erstellt. 2011 soll der Grundstein gelegt werden.

2. GADRU - Verwaltungsgebäude

Ort: Port-au-Prince – Delmas 65

Aktueller Stand/Details:

Das bei dem Erdbeben stark beschädigte Verwaltungsgebäude von
GADRU ist inzwischen komplett geräumt, noch verwendbare Teile
wie Fenster, Eisengitter, Türen wurden vorsichtig entfernt. Der
Bürobetrieb läuft im gegenüberliegenden Gebäude weiter.
Demnächst soll das alte Bürogebäude definitiv abgerissen werden.
An den Architektenplänen für das neue Zentrum, das auch als
Zentrum für agroökologische Fortbildungs- und Ausbildungs-
programme konzipiert ist, wird intensiv gearbeitet. Die Kindernothilfe
beteiligt sich an diesem Wiederaufbauvorhaben gemeinsam mit zwei
anderen GADRU-Partnern.
3. Fort National - Schule

Ort: Port-au-Prince – Impasse Terrasse

Aktueller Stand/Details:

Das Gebäude dieser bis zur 6. Klasse führenden Grundschule und
des integrierten gleichnamigen Kindergartens wurde bei dem
Erdbeben stark beschädigt und kann nicht repariert werden. Am 29.
Juni begannen nach eingehender Vorbereitung die Abbrucharbeiten
durch eine Spezialfirma. Der größte Teil der Mitarbeiter auf der
Baustelle waren Nachbarn aus Impasse Terrasse. Die Mauerreste
und der Abraum mussten in einer komplexen logistischen Operation
Schubkarre um Schubkarre über die steilen engen Gässchen aus
dem Viertel herausgeschafft werden. Der Einsatz von Maschinen und
schwerem Gerät war nicht möglich.

Die Kindernothilfe hat mit der Heilsarmee vereinbart, Schutt-
räumungs- und Baukosten zu 100 Prozent zu übernehmen.
Momentan wartet sie noch auf die Baugenehmigung der Regierung.
Außerdem laufen Vertragsverhandlungen mit Nachbarn für zwei
angrenzende Grundstücke, um ein helleres Gebäude mit
verbesserten Lernbedingungen und einem Hof mit Platz zum Spielen
zu schaffen. Auf dem Gelände steht im Moment noch das
Kinderzentrum.
4. Saint François des Sales - Schule auf dem Compound der
   Petites Soeurs de Sainte Thérèse de l’Enfant Jesus

Ort: Carrefour – Rivière Froide

Aktueller Stand/Details:

Dieses Wiederaufbauvorhaben ist
das größte Einzelprojekt im
Rahmen der Humanitären Hilfe
der Kindernothilfe nach dem
Erdbeben in Haiti.

Am 12.01.2010 kamen in dem komplett zerstörten Schulgebäude 150
Kinder, vier Lehrerinnen und drei Ordensschwestern ums Leben. Die
Kindernothilfe organisierte und finanzierte zunächst das Abtragen von
rund 3.000 Tonnen Trümmern und Ruinenresten sowie die Planierung
des Geländes. Auf der freigewordenen Fläche konnten sechs große
Holzkonstruktionen und zwei Zelte für ein Notschulprogramm mit
derzeit 1.200 Kindern errichtet werden, das von Bild hilft e.V. / Ein
Herz für Kinder finanziert wird.

Die 350 Bänke für den Unterricht lieferte ein Berufsschulprojekt in
Port-a-Piment, im äußersten Südwesten von Haiti, das ebenfalls von
der Kindernothilfe unterstützt wird. Die neuen Schultafeln sowie
Stühle und Tische für die Kindergartenkinder wurden von den
Jugendlichen aus dem Schreinerkurs des FMS-Restavèk-Projektes
gefertigt.

Die chilenischen Architekten des HABITERRA-Teams haben im
Auftrag der Kindernothilfe am 16.02.2010 die Arbeit in diesem
Projekt aufgenommen und einen anspruchsvollen Plan für den Bau
einer erdbeben- und hurrikansicheren Schule entwickelt, in der nach
ihrer Fertigstellung über 1.200 Kinder unterrichtet werden sollen. Der
ganze Compound wurde im Auftrag der Kindernothilfe topo-
graphisch vermessen. Im Juli haben Experten aus Santiago de Chile
in Kooperation mit der Universidad de Chile ein geo-
morphologisches Fachgutachten erstellt, das die Daten für den
Grundbau des neuen Schulgebäudes liefern und jedes Risiko einer
erneuten Katastrophe ausschließen soll.
Grundbau des neuen Schulgebäudes liefern und jedes Risiko einer
erneuten Katastrophe ausschließen soll.

An dem gesamten Planungsprozess und der Diskussion um die
Entwicklung der Baupläne für die neue Saint-François-de-Sales-
Schule haben sich nicht nur die Ordensschwestern, sondern auch
Schulkinder und Lehrer intensiv beteiligt. Im Frühjahr 2011 wird der
Grundstein gelegt.

CBM (Christoffel-Blinden-Mission) hat ihre Fachberatung für die
Umsetzung der Prinzipien inklusiven Bauens – also der Schaffung
eines u.a. behindertengerechten Schulgebäudes zugesagt. Des
Weiteren erarbeitet KNH Haiti mit CBM derzeit ein Pilotprojekt zur
Arbeit mit Kindern mit Behinderungen in der Schule und für inklusive
Unterrichtsmodelle.

Im Rahmen des Schulneubaus wird auch ein Gedenkort für die bei
der Erdbebenkatastrophe ums Leben gekommenen Kinder, Lehrer
und Ordensschwestern entstehen.
5. Dorfschule Coupeau - Schule

Ort: Coupeau

Aktueller Stand/Details:
Nach einer Bauzeit von nicht einmal
ganz drei Monaten und an-
schließend zwei weiteren Monaten
Feinst- und Abschlussarbeiten
(Fenster, Verputzen etc.) ist der
Wiederaufbau der zerstörten
Gemeindeschule in Coupeau, in den
Bergen südlich von Carrefour,
inzwischen erfolgreich beendet.
Gemeinsam mit den Kindern, Eltern und Lehrern sowie dem örtlichen
Komitee der Kindernothilfe-Partnerorganisation EPPMPH hat das
HABITERRA-Team ein aus vier Räumen bestehendes neues
Schulgebäude konzipiert. Die Gemeinde übernahm den Transport
von fast 200 Sack Zement, der gesamten Eisenarmierungen, des
Bauholzes, von Schubkarren und Werkzeugen von Rivière Froide bis
Coupeau. Die Materialien wurden von den Menschen auf den
Köpfen bzw. dem Rücken von Eseln transportiert. Die Karawane
musste dafür zwei Flüsse durchqueren sowie zwei Steilaufstiege auf
engen, steinigen Wegen meistern. Das Wasser für Zement und die
an Ort und Stelle angefertigten Bausteine schafften die Kinder der
Schule von Coupeau jeden Tag vom Fluss hinauf in ihr Dorf.
Gemeinsam mit dem Bau der neuen Schule entstand noch eine
Regenwasserzisterne – mit einem Fassungsvermögen von 14.000
Litern, die die Schule und ihre Toiletten mit Brauchwasser versorgen
wird.

Bereits wenige Wochen nach dem Erdbeben startete EPPMPH in
Coupeau und all den anderen Dörfern in den Bergen, in denen die
Kindernothilfe über diesen Partner Schulen unterstützt, mit einem
Notschulprogramm, das auch während der Bauarbeiten am neuen
Gebäude ununterbrochen fortgesetzt wurde.

Der Errichtung der neuen Gemeindeschule von Coupeau war von der
Kindernothilfe und den chilenischen Architekten aus dem
HABITERRA-Team als Pilote- und Lernprojekt für den Wiederaufbau
einer Reihe weiterer Gemeindeschulen in den Bergen südlich von
Carrefour angelegt worden. Alle Bauphasen wurden durch
Unterrichtseinheiten und entsprechendes didaktisches Material
begleitet, um den Bauernfamilien die Möglichkeit zu geben, auch
beim Wiederaufbau ihrer eigenen Häuser Techniken des
erdbebensicheren Bauens einzusetzen.

Im November spendete HABITERRA zwei moderne Schultafeln, die in
die Wände eingelassen sind, und allen Kindern - vor allem den
Kindern aus der letzten Reihe - ermöglichen die Tafel gut sehen zu
können.
6. College Verena
   Vor-, Grund- und Sekundarschule der Heilsarmee

Ort: Port-au-Prince, Delmas 2

Aktueller Stand/Details:

Das College Verena ist das weltweit größte, über das Kindernothilfe-
Patenschaftssystem geförderte Schulprojekt. Bei dem Erdbeben
wurden wesentliche Teile des Schulgebäudes schwer beschädigt –
darunter unter anderen auch der Bereich der Großküche, die täglich
über 1.500 Kinder versorgte. Die Küche konnte bereits wenige Tage
nach dem Erdbeben provisorisch wieder in Gang gebracht werden.
Eine Nutzung der Klassenzimmer ist indes ausgeschlossen, weil bei
einer radiologischen Untersuchung der unter Putz liegenden
Eisenarmierungen ebenfalls große Schäden festgestellt wurden.

Die Kindernothilfe und die Heilsarmee haben auf der Grundlage
verschiedener Kostenvoranschläge ein haitianisches Bau-
unternehmen beauftragt, die beschädigten und eingestürzten
Gebäudeteil des College Verena fachgerecht abzutragen und
dadurch weitere Freiflächen für das Notschulprogramm (siehe oben)
zu schaffen.

Derzeit wird an der Entwicklung eines Masterplans für den gesamten
Heilsarmee-Compound in Delmas 2 gearbeitet, der auch den
Neubau des College Verena vorsieht. Die Kindernothilfe hat dafür
ihre Unterstützung zugesichert.
7. 8. 9. 10. Bergörfer

Orte:    Bouvier, Boismatin,
         Dicou, Volant
Partner: EPPMPH
Erreichte Kinder: 475

Inhalte/Details:

Das Projekt umfasst ein Notschulprogramm mit Ernährungs-
komponente und dem Erlernen handwerklicher und agro-
ökologischer Kenntnisse in vier Orten (Dicou, Bouvier, Boismatin und
Volant) südlich von Carrefour. Dieses Programm wurde nach dem
Erdbeben ausgeweitet, die Zahl der Lehrer verdoppelt. Die
Kindernothilfe stattete die Notschulen mit Planen, Nahrungsmitteln
und weiteren Materialien aus. Für jedes dieser vier Bergdörfer ist der
Bau einer Schule vorgesehen.

                     Kofinanzierung
Kofinanzierung
Träger: Europäische Kommission

Inhalte/Details:

Seit 2008 läuft ein von der Kommission der Europäischen Union
kofinanziertes Projekt mit dem Schwerpunkt Bekämpfung von
Kinderarmut und Stärkung von Kinderrechten. Dieses Projekt
umfasst vier inhaltliche Komponenten:

1. Sensibilisierung von Lehrern und Schülern im Bereich Kin-
   derrechte durch Vorträge, Seminare und Schulungen.
2. Agro-ökologische Entwicklung: In ländlichen Gegenden im
   Nordosten (Carice) und Nordwesten des Landes (Mahotière)
   lernen Kinder und ihren Eltern neue Anbautechniken und
   umweltgerechter Umgang mit Pflanzen und Erde. Dadurch
   sollen die Ernte-Erträge gesteigert werden und die Familien
   bessere Lebensgrundlagen erhalten. Des Weiteren wurde
   ein Mikrokredit-System eingeführt.
3. Prävention des Restavèk-Systems: Um zu verhindern, dass
   mittellose Eltern aus ländlichen Gegenden ihre Töchter
   und Söhneals Restavèks in urbane Gegenden schicken,
   müssen für dieKinder Perspektiven und Berufschancen ge-
   schafft werden. Inabgelegenen Dörfern in den Bergen von
   Carrefour wurden deswegen Lernzentren errichtet, in denen
   junge Menschen grundlegende Handwerkskenntnisse und
   landwirtschaftliche Anbautechniken lernen.
4. Arbeit mit Aids-Waisen: In Jacmel erhalten Aids-Waisen
   eine Schulbildung; die Bevölkerung wird über die Gefahren
   von HIV/ Aids aufgeklärt. Das EK-Projekt wurde nach dem
   Erdbeben für ein Jahr ausgesetzt. Mit den einzelnen Part-
   nern sowie den Kindern und Familien, die von dem Projekt
   erreicht wurden, wurde im vergangenen Jahr im Rahmen
   anderweitiger Kooperationen weitergearbeitet. Ab Januar
   2011 nimmt das Projekt wieder seinen Betrieb auf.
im Rahmen anderweitiger Kooperationen weitergearbeitet. Ab
Januar 2011 nimmt das Projekt wieder seinen Betrieb auf.

Träger: GADRU

Erreichte Kinder: 250

Ort: Carice & Mahotière – im Nordwesten des Landes

Inhalte:

In dem Dorf Carice wurde im Jahr 2004 eine Schule für Kinder aus
ländlichen Gegenden gegründet. Der Unterricht begann zunächst für
Kinder der 1. Klasse, jedes Jahr kam eine neue Schulklasse hinzu.
Mittlerweile hat die Schule 6 Klassen und ist ein voller Erfolg. Neben
dem üblichen Unterrichtsstoff lernen die Kinder im Schulgarten neue
landwirtschaftliche Anbautechniken. Diese wenden die Kinder
daheim auf den Feldern ihrer Eltern an, so dass ihre ganze Familie
davon profitiert. Regelmäßig werden diese Gartenprojekte von der
ganzen Schulklasse besucht.

              Berufsbildungsprojekte
Berufsbildungsprojekte
Träger: Centre de Développement sur la Côte Sud d’Haïti
Erreichte Kinder: 600 (bis August 2010)
Ort: Port-a-Piment und Dörfer in der Umgebung

Inhalte:
Viele Jugendliche sind nach dem Erdbeben aus den betroffenen
Regionen geflüchtet und in kleinen Dörfern und Städten an der
Südwestküste des Landes gestrandet. Für sie bot die Kindernothilfe
in Kooperation mit ihrem Partner CDCSH (Berufsbildungsinitiative
und Berufsschule in Port-a-Piment) bis August 2010 Schreiner-,
Maurer-, Elektriker-, Schneider- und Klempnerkurse als
Kurzzeitausbildung an. Im Mittelpunkt der intensiv nachgefragten
Maurerausbildungen stehen Techniken zum erdbebensicheren
Bauen von Häusern, die es den Jugendlichen ermöglichen sollen,
nach ihrer Rückkehr nach Port-au-Prince eine Arbeit zu finden. Auch
Mädchen nahmen sehr begeistert an Elektriker- und Klempnerkursen
teil. Die Kurse waren insgesamt so erfolgreich, dass ab März 2011
ein größer aufgezogenes Berufsbildungsprogramm entstehen soll.

Träger: Foyer Maurice Sixto (FMS)
Erreichte Kinder: 250 (bis Januar 2011)
Ort: Carrefour – Rivière Froide

Inhalte:
Sogenannte „Anti-Stress-Zentren“ an sechs Standorten, die nach dem
Erdbeben aufgebaut wurden – der Partner FMS hat das Programm
dort ähnlich wie in den Kindernothilfe-Kinderzentren strukturiert. Auch
das von der Kindernothilfe finanzierte Berufsbildungs- und
Einstiegsprogramm mit 80 ehemaligen Restavèk-Kindern, die von
FMS in Schreiner-, Schlosser-, Gärtner-, Gastronomie- und
Schneiderkursen unterrichtet werden, ist wenige Wochen nach dem
Erdbeben wieder in Gang gekommen. Die Jugendlichen haben ihre
Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und bekamen von der
Kindernothilfe Starter-Kits ausgehändigt. Diese Kits enthalten z.B.
Nähmaterial, Hammer, Sägen etc. – also Materialien, die ihnen den
Einstieg ins Berufsleben und zur Selbstständigkeit erleichtern sollen.
Für dieses Jahr sind außerdem noch Kurse zu Gründung von
Kleinstunternehmen vorgesehen.
Für dieses Jahr sind außerdem noch Kurse zu Gründung von
Kleinstunternehmen vorgesehen.

            Geber/Kooperationsprojekte

Träger: UNICEF
Ort: Haiti

Inhalte:
Verteilung von 15 frühkindlichen Entwicklungs-Kits (für Kinder von 0-5
Jahren) und 30 „Recreational-Kits“ (für Kinder von 6-18 Jahren) an alle
CfS. Die Kits enthalten Spielzeug und Lern-/Sportmaterialien.

Im Zuge der Choleraepidemie unterstützte UNICEF die Kindernothilfe-
Projekte mit 3.500 Stück Seife für Hygiene- und Präventions-
maßnahmen.
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