DIE GRÜNDUNG VON CIFA DEUTSCHLAND ALS REGIONALGRUPPE DES CHARTERED INSTITUTE FOR ARCHAEOLOGISTS - DGUF

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DIE GRÜNDUNG VON CIFA DEUTSCHLAND ALS REGIONALGRUPPE DES CHARTERED INSTITUTE FOR ARCHAEOLOGISTS - DGUF
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                                            Die Gründung von CIfA Deutschland als Regionalgruppe des
                                                                   Chartered Institute for Archaeologists

                                                                                                             Michaela Schauer & C. Sebastian Sommer

                      Zusammenfassung – Nach dem Auftakt am 4. Juli 2017 im Kontext des 9. Deutschen Archäologiekongresses und der DGUF-Tagung „Ein
                      Berufsverband für die Archäologie?“ in Mainz hat das Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) am 12. Februar 2018 die förmliche
                      Gründung von CIfA Deutschland als Regionalgruppe (area group) bekannt gegeben. Damit ist in Deutschland ein Berufsverband für die
                      Archäologie basierend auf einem klaren Regelwerk und einem strengen ethischen Kodex gegründet. Aus diesem Anlass schildern die
                      beiden Gründungsvorstandsmitglieder M. Schauer und C. S. Sommer die Motive für die Gründung, den im Februar 2018 erreichten Sach-
                      stand sowie die Vorhaben von CIfA Deutschland für die nahe Zukunft.

                      Schlüsselwörter – Archäologie; Berufsverband; CIfA; CIfA Deutschland;

                      Title – The founding of CIfA Deutschland as area group of the Chartered Institute for Archaeologists.

                      Abstract – Following the event of July 4th, 2017 in context of the 9th “Deutsche Archäologiekongress” (Congress of German Archaeology)
                      and the DGUF-Session “Ein Berufsverband für die Archäologie?” in Mainz, the Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) announced on
                      12. February 2018 the official launch of CIfA Deutschland as area group (Regionalgruppe). CIfA Deutschland works is – as all the work of
                      CIfA as professional association - based on the code of conduct and the strict rules of CIfA. The founding-committee members M. Schau-
                      er and C. S. Sommer give a statement here what CIfA Deutschland already achieved and what the next projects for CIfA Deutschland are.

                      Key words ‒ archaeology; professional association; CIfA; CIfA Deutschland

                                                                                               und lieber außerhalb des Fachs seine Brötchen
                                                                                               verdient. Vergleiche zeugen von einem erschre­
                                                                                               ckend niedrigen Lohnniveau für viele in der Ar­
                                                                                               chäologie Beschäftigten.
                                                                                                   Während intensiver Debatten wurde im Lau­
                                                                                               fe des Jahres 2017 immer deutlicher, dass die Ge­
                                                                                               meinschaft der Archäologen aufhören sollte, die
                                                                                               Probleme zu negieren oder vor allem zu jammern
                                                                                               und Hilfe von außen zu erwarten. Es gilt, selbst
                                                                                               aktiv zuzupacken, die archäologische Praxis zu
                                                                                               verbessern und die Arbeitsbedingungen aller Ar­
                                                                                               chäologen. Es gilt, einen fairen Wettbewerb zu
                            Abb. 1 CIfA verleiht jeder Ländergruppe eine eigene                schaffen. Denn nur so werden ‚schwarze Schafe‘
                         Farbe seines im Original auberginefarbenen Logos. Für die             vom Markt verschwinden, Löhne steigen, Arbeits­
                       Regionalgruppe Deutschland wurde ein helles Blau ausgewählt.
                                                                                               bedingungen besser werden und das ‚Produkt
                                                                                               Archäologie‘ auch für Investoren und die Gesell­
                                                                                               schaft als Ganze nachvollziehbar besser werden.
                      Einleitung                                                               Dafür ist die Organisation aller Archäologen in
                                                                                               einem Berufsverband notwendig; CIfA Deutsch­
                      Die Archäologie boomt: Hohe Aufmerksamkeit                               land bietet an, dieser Berufsverband zu sein.
                      in den Medien und gute gesellschaftliche Repu­
                      tation, seit langem brechend volle Auftragsbü­                           CIfA: ein weltweit führender Archäologie-
                      cher bei vielen Fachfirmen, fast schon überlastete                       Berufsverband
                      Ämter. Ideale Zeiten also für fähige Archäolo­
                      gen, Aussicht auf feste Anstellung und gutes Ge­                         Im Sommer 2017 hat der große Berufsverband
                      halt, oder? Mitnichten. Viele Kollegen hangeln                           „Chartered Institute for Archaeologists“ (CIfA) mit
                      sich – oft unwissend scheinselbstständig – von                           Sitz in Großbritannien ein Unterstützungsange­
                      einem schlecht bezahlten befristeten Vertrag zum                         bot an die Kollegen in Deutschland gemacht und
                      nächsten, verzichten auf Familienplanung und                             ist finanziell in Vorleistung getreten; nun formiert
                      Wohneigentum, oft jahrelang, bis man’s aufgibt                           sich schrittweise ein deutscher Berufsverband:

                      Eingereicht: 16. Feb. 2018                                                                Archäologische Informationen 41, Early View
                      angenommen: 18. Feb. 2018
                      online publiziert: 22. Feb. 2018                                     1
                                                                                                                        Tagungen und Arbeitsgemeinschaften
DIE GRÜNDUNG VON CIFA DEUTSCHLAND ALS REGIONALGRUPPE DES CHARTERED INSTITUTE FOR ARCHAEOLOGISTS - DGUF
Michaela Schauer & C. Sebastian Sommer

   Abb. 2 Schnappschuss vom CIfA-Abendempfang am 4. Juli 2017 im Vortragsraum des RGZM. Photo: Daniel Stotzka & DGUF.

CIfA Deutschland. CIfA ist einer der beiden welt­              pflichtung jedes CIfA-Mitglieds sind daher Be­
weit größten Berufsverbände im Bereich Archäo­                 urteilungen von Fachkollegen und die Kontrolle
logie und Bodendenkmalpflege (der andere ist                   der Einhaltung der von CIfA aufgestellten Regeln
das Register of Professional Archaeologists, RPA, in           wichtig. So kommt es immer wieder vor, dass die
den USA). CIfA wurde 1982 gegründet und hat                    Mitgliedschaft beim CIfA infolge einer Zuwider­
heute weltweit ca. 3.500 persönliche Mitglieder                handlung gegen den Kodex nach einem sorgsam
und 75 akkreditierte Organisationen, meist Gra­                geregelten Verfahren wieder entzogen wird. Die­
bungsfirmen, aus 39 Ländern.                                   se Selbstregulierung ist wichtig, denn nur so kann
                                                               eine CIfA-Mitgliedschaft ein auch für Auftragge­
                                                               ber und Investoren verlässliches und nutzbrin­
Qualitätsstandards für einen fairen                            gendes Qualitätssiegel werden.
Wettbewerb und gegen Dumping

Der besondere Fokus des CIfA liegt auf der                     Wir haben doch viele Verbände. Wieso braucht
fachinternen Qualitätskontrolle. Denn nur, wenn                es noch einen?
für alle – egal ob an Universitäten, Museen, in
Grabungsfirmen, Ämtern oder als Freiberufler –                 Jeder Verein oder Verband hat seine spezielle Aus­
die gleichen Maßstäbe gelten, ist ein fairer Wett­             richtung. Doch niemand in Deutschland kümmert
bewerb möglich; nur dann kann es beispielsweise                sich übergreifend vor allem um den Beruf Archäo­
ein Ende der vielfach in den Diskussionen ange­                logie, z. B. um die vielen Kollegen in den Firmen,
sprochenen unseriösen, aber im Wettbewerb um                   die Freiberufler in Museen oder die Vielen mit Wis­
Aufträge erfolgreichen Dumpinganbieter neh­                    senschaftszeitverträgen an den Universitäten, um
men. Auch archäologische Institutionen (Univer­                eine gute Praxis der Archäologie, und auch um das
sitäten, Ämter, Museen etc.) können auf diesen                 Wohlsein der Archäologen, um die Professionali­
Kriterienkatalog Bezug nehmen, danach agieren                  tät im Wortsinne. Seit mehr als 30 Jahren verfolgt
und so Einfluss auf die Qualität der archäolo­                 CIfA die Idee, für alle in der Archäologie Tätigen,
gischen Arbeiten nehmen. Neben der Selbstver­                  also auch z.B. auch Grabungstechniker, Anthropo­

Tagungen und Arbeitsgemeinschaften                         2
DIE GRÜNDUNG VON CIFA DEUTSCHLAND ALS REGIONALGRUPPE DES CHARTERED INSTITUTE FOR ARCHAEOLOGISTS - DGUF
Die Gründung von CIfA Deutschland als Regionalgruppe des Chartered Institute for Archaeologists

logen, Restauratoren usw., Qualitätsstandards für
den Beruf Archäologie zu definieren, sie durchzu­
setzen und intern wie nach außen zu garantieren.
Nicht von außen verordnete Maßstäbe, sondern
Standards, die die Gemeinschaft aller Archäologen
selbst entwickelt und setzt. CIfA vertritt den ganzen
Berufsstand, unabhängig vom beruflichen Status als
Mitarbeiter oder Chef, von der formalen Qualifika­
tion und der fachlichen Ausrichtung, unabhängig
von dem Aspekt öffentlicher Dienst/Firma/private
Institution/selbständig oder auch ehrenamtlich.
Auch Firmen können CIfA-Mitglieder werden. Die­
ser ganzheitliche Ansatz unterscheidet CIfA deut­
lich vom Konzept einer Gewerkschaft, einem rei­
nen Arbeitgeber- oder Arbeitnehmer-Verband oder
auch Institutionen, die sich lediglich für Teilgrup­
pen der in den Archäologien Tätigen verantwort­
lich fühlen, z. B. ausschließlich für Archäologen mit
Hochschulabschluss oder aus einem Bundesland.                      Abb. 3 Michaela Schauer, Geschäftsführerin und
                                                             Gründungsvorsitzende von CIfA Deutschland, und Gerry Wait,
                                                            Vorstandmitglied von CIfA, am 4. Juli 2017 auf dem 9. Deutschen
                                                             Archäologiekongress in Mainz. Photo: Daniel Stotzka & DGUF.
Die fachinterne Ethik eines Berufsverbandes

Dreh- und Angelpunkt der fachinternen Kontroll­
funktion von CIfA ist der ethische Verhaltensko­            Wie wird man Mitglied?
dex (Code of conduct), zu dessen Einhaltung sich
alle akkreditierten Mitglieder verpflichten. CIfA-          Eine CIfA-Mitgliedschaft ist in verschiedener
Mitglieder halten die für alle gleichen hohen ethi­         Ausprägung möglich: entweder ohne Akkredi­
schen und fachlichen Standards ein. Das schafft             tierung als einfaches Mitglied oder Student, oder
die Grundlage für einen fairen Wettbewerb der               mit Akkreditierung in eine der drei Stufen PCIfA,
Fachfirmen und Selbständigen. Die CIfA-Akkre­               ACIfA oder MCIfA, je nach der nachgewiesen er­
ditierung ist ein Gütesiegel – vergleichbar etwa            reichten fachlichen Kompetenz (s. „Kompetenzma-
dem Demeter-Siegel. Investoren, Auftraggeber                trix“). Dafür notwendigen Kompetenzen beziehen
und Kunden der Archäologie, die selbst meist                sich nicht nur auf Ausbildung und Studium, eine
kein facharchäologisches Know-how haben, ge­                wissenschaftliche Tätigkeit oder den konkreten
winnen mit diesem Qualitätssigel „akkreditiertes            Arbeitseinsatz, sondern sie berücksichtigen z. B.
CIfA-Mitglied“ ein zuverlässiges Erkennungs­                auch den Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen,
merkmal für garantierte fachliche und ethische              die Umsetzung von Gesetzen und Vorschriften
Qualität archäologischer Arbeit. Arbeitnehmer               und die Korrektheit der Archäologie den Bürgern
werden vor allem bei Firmen und Institutionen               und Auftraggebern gegenüber.
anheuern wollen, die CIfA-zertifiziert sind. Unse­
riöse Anbieter werden die Akkreditierung nicht
erreichen, gegebenenfalls wird sie ihnen nach
einem geregelten Verfahren wieder aberkannt.                Was genau ist nun CIfA Deutschland?
Nur so kann am Ende für alle auch ein ange­
messenes Lohnniveau erreicht werden, kann die               CIfA Deutschland ist die Gruppe der in Deutsch­
(Selbst)Ausbeutung Ende finden. Nicht zuletzt:              land tätigen CIfA-Mitglieder, derzeit eine Regio­
CIfA erwartet von allen akkreditierten Kollegen             nalgruppe (area group) des internationalen CIfA.
den Nachweis, fachlich à jour zu bleiben, sich kon­         Seit Sommer 2017 unterstützt CIfA den Aufbau
tinuierlich fortzubilden, und es erwartet von den           dieser Gruppe und stellt dazu u. a. eine halbe Per­
akkreditierten Institutionen, egal ob Amt, Uni­             sonalstelle zur Verfügung. Ein Gründungsvor­
versität oder Grabungsfirma, ihren Mitarbeitern             stand, dem auch die Unterzeichner angehören,
dazu die Gelegenheit zu bieten. Gemeinsam im­               arbeitet am weiteren Auf- und Ausbau von CIfA
mer besser werden ist das Ziel, für sich selbst und         Deutschland. So sollen möglichst bald alle Doku­
für die Gesellschaft.                                       mente in deutscher Sprache bereitstehen und die

                                                        3                             Tagungen und Arbeitsgemeinschaften
Akkreditierung komplett auf Deutsch möglich                  Über die Autoren
sein. Aufgrund seiner bereits erreichten Mitglie­            Michaela Schauer arbeitet an der LMU München
derzahl ist CIfA Deutschland seit Februar 2018               als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich
stimmberechtigtes Mitglied des internationalen               p-XRF-Analysen an archäologischen Objekten
CIfA. Mittelfristiges Ziel ist die Gründung eines            und ist zugleich seit langen Jahren in der baye­
Verbandes in Deutschland, der mit dem ‚Mutter­               rischen Firmenarchäologie berufstätig. Derzeit ist
verband‘ in Großbritannien durch abgestimmte                 sie Gründungspräsidentin und Geschäftsführerin
Zielsetzungen und Vorgehen verbunden ist, aber               von CIfA Deutschland.
auch eine eigenständige Entwicklung durchlau­                C. Sebastian Sommer ist nach seiner Promotion
fen kann. Nähere Informationen und Downloads                 in der Provinzialrömischen Archäologie und
wie z.B. der ethische Kodex, die Kompetenzma­                verschiedenen beruflichen Stationen, so bei­
trix oder Mitgliedsanträge finden sich auf der               spielsweise als Grabungsleiter, Gebietsreferent,
Website von CIfA Deutschland. Als Kontakt ist                Referatsleiter seit 2001 als Landeskonservator
die Gründungsvorsitzende Michaela Schauer un­                („Landesarchäologe“) von Bayern tätig, darüber
ter cifa.deutschland@archaeologists.net erreich­             hinaus auch als Honorarprofessor an der Univer­
bar. Interessierte und weitere Mitglieder sind               sität Bamberg. Aktuell wirkt er am Aufbau von
herzlich willkommen!                                         CIfA Deutschland mit und ist Mitglied des Grün­
                                                             dungsvorstandes.

Literatur                                                               Michaela Schauer M.A. ACIfA
                                                                    http://orcid.org/0000-0001-7514-7187
Lennox, R. (12.2.2018). CIfA announces the formal
launch of CIfA Deutschland. CIfA Website, 12.2.2018:                Prof. Dr. C. Sebastian Sommer MCIfA
http://archaeologists.net/news/cifa-announces-                      http://orcid.org/0000-0002-8791-3229
formal-launch-cifa-deutschland-1518425844 [16.2.2018].
                                                                           www.cifa-deutschland.de
Gerry Wait (2017). Das „Chartered Institute for
                                                                     cifa.deutschland@archaeologist.net
Archaeologists“: Der systematische Aufbau von
Professionalität, Macht und Einfluss in Archäologie
und Denkmalpflege. Archäologische Informationen 40,
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Gerry Wait & Michaela Schauer (2017). Der
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dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Wait_Schauer.pdf
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Website CIfA Deutschland: http://www.cifa-
deutschland.de [16.2.2018].

Die DGUF-Jahrestagung am 4. Juli 2017 „Ein
Berufsverband für die Archäologie?“ – alle Vorträge im
Video: https://www.youtube.com/channel/UC-
x2PkaXl-pZCBx08U0ncGw/featured [16.2.2018].

Tagungen und Arbeitsgemeinschaften                       4
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