Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

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Universität Zürich
             Zertifikatsstudiengang in Ethnobotanik und Ethnomedizin 2009
                                           Projektarbeit

       Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse
              Eine Stichprobe im Kontext der Abstimmungskampagne 2009
                            „Zukunft mit Komplementärmedizin“

Autorin: Silvia Micheletti, dipl. Microbiol.
Fachkorrektorin: Dr. Caroline S. Weckerle, Institut für Systematische Botanik, Universität Zürich,
Zollikerstrasse 107, 8008 Zürich
Glossar

Cochrane Collaboration: ist ein internationales gemeinnütziges Netzwerk von Wissenschaftlern
und Ärzten, das im 1993 gegründet worden ist und welches sich an den Grundsätzen der evidenzba-
sierten Medizin orientiert. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen
für Entscheidungen im Gesundheitssystem. Dieses Ziel wird vor allem durch die Erstellung, Aktua-
lisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zur Bewertung
von Therapien erreicht. Diese werden in der Datenbank Cochrane Library online veröffentlicht.
http://www.cochrane.org

NCCAM: National Center for Complementary and Alternative Medicine, National Institutes of He-
alth, 9000 Rockville Pike, Bethesda, Maryland 20892 USA. http://nccam.nih.gov/

santésuisse: Branchenverband der schweizerischen Krankenversicherer im Bereich der sozialen
Krankenversicherung. http://www.santesuisse.ch

Schweizer Presse: Branchenorganisation der schweizerischen Medienunternehmen mit Schwer-
punkt Presse. http://www.schweizerpresse.ch

Swissmedic: Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel.
http://www.swissmedic.ch
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung.........................................................................................................................................1
    1.1 Fragestellung.............................................................................................................................3
    1.2 Was ist Komplementärmedizin?...............................................................................................4
       1.2.1 Einige Definitionen...........................................................................................................4
       1.2.2 Einige Klassifizierungen ..................................................................................................9
2 Methoden........................................................................................................................................11
    2.1 Wahl der Zeitungen.................................................................................................................11
    2.2 Erhebungszeitraum.................................................................................................................11
    2.3 Vorgehen.................................................................................................................................11
3 Resultate und Diskussion...............................................................................................................13
4 Schlussfolgerungen.........................................................................................................................21
Literaturverzeichnis............................................................................................................................23
Anhang...............................................................................................................................................25
   Anhang A: Methodenliste des ErfahrungsMedizinischen Registers (EMR).................................25
   Anhang B: Berücksichtigte Zeitungen und durchsuchte Datenbanken.........................................26
   Anhang C: Rohdaten......................................................................................................................27
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

1          Einleitung

In der Schweiz werden komplementärmedizinische Methoden regelmässig in Anspruch genommen.
Das hat u.a. eine im Jahre 2002 durchgeführte Gesundheitsbefragung vom Schweizerischen Bundes-
amt für Statistik gezeigt (Bundesamt für Statistik 2004). Insgesamt haben ca. 50% der Schweizer
Bevölkerung bereits Komplementär- und Alternativmedizin angewendet (Wolf 2006). Zur Wahl ste-
hen, laut einer Medienmitteilung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG, 2006), etwa 200 komple-
mentär- und alternativmedizinische Methoden, welche von über 3'000 Ärzten und rund 20'000
nicht-ärztlichen Therapeuten angeboten werden. Diese Daten widerspiegeln sich etwa auch in den
Angaben des ErfahrungsMedizinischen Registers (EMR1), gemäss welchem rund 16'000 Therapeu-
ten2 in der Schweiz und teilweise im angrenzenden Ausland über ein EMR-Qualitätslabel für eine
oder mehrere der insgesamt 125 beim EMR registrierten Therapiemethoden verfügen
(http://www.emindex.ch/media/pr/emr_label_in_kuerze.pdf, Stand 29.08.2009). Wenn man die oben
erwähnten 16'000-23'000 KomplementärmedizintherapeutInnen, den 38'000 Ärzten und Ärztinnen
gegenüberstellt, welche nach Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH in der Schweiz
berufstätig sind (http://www.fmh.ch/fmh.html, Stand 29.08.2009), so wird ersichtlich, welche Reso-
nanz komplementärmedizinische Heilmethoden im Lande haben. Dass das Interesse an dieser Heil-
kunde in der Schweiz gross ist, hat auch der Ausgang der diesjährigen Volksabstimmung „Zukunft
mit Komplementärmedizin“ gezeigt, als am 17. Mai 2009 67.0% der Stimmenden sowie alle Kanto-
ne die Abstimmungsvorlage angenommen haben. So wird die Schweizer Bundesverfassung um den
neuen Artikel 118A erweitert: «Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die
Berücksichtigung der Komplementärmedizin3». Eine Premiere innerhalb Europa (Rist und Schwabl
2009), wie auch in mancher Auslandspresse kommentiert worden ist (Thomson 2009, Frass 2009).

1 EMR ist eine Abteilung der Eskamed AG, die Qualitätslabel für die Aus- und Fortbildung von Therapeuten der
  Komplementär- und Alternativmedizin vergibt. Quelle: http://www.emr.ch/das-emr/index.las, Stand 29.08.2009
2 Gemäss den auf der Homepage vom EMQ zur Verfügung stehenden Informationen, sind nicht-ärztlicheTherapeuten
  wie auch Ärzte eingeschlossen, http://www.emr.ch/emr-public/index.las, Stand 29.'8.2009
3 Art. 118A (neu) Komplementärmedizin

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

Aber was versteht man eigentlich unter Komplementärmedizin?

Ein Screening der Fachliteratur ergibt, dass keine allgemein gültige Definition besteht sondern, dass
verschiedene Begriffserklärungen existieren, welche sich im Laufe der Zeit zum Teil verändert ha-
ben und sich auch noch weiterentwickeln können (Zollman und Vickers 1999, House of Lords Se-
lect Committee on Science and Technology 2000, Gasser et al. 2006, Fennell et al. 2009). Verschie-
dene Publikationen zum Thema, wie zum Beispiel Ernst und Fugh-Berman 2002, Saller 2006, Wid-
mer et al 2006, Fennell et al. 2009, weisen darauf hin, dass je nach Land, Betrachter bzw. Betrach-
tungswinkel die Bezeichnung Komplementärmedizin anders verstanden und mit unterschiedlichen
Therapierichtungen und Methoden assoziiert werden kann.

Wie widerspiegelt sich dieses komplexe Bild der Komplementärmedizin in den Medien? Im Rah-
men der Abstimmungskampagne zum oben erwähnten neuen Verfassungsartikel, Art. 118a, hat in
der Schweiz eine öffentliche Debatte stattgefunden. Eine Gelegenheit, um das Bild der Komple-
mentärmedizin, welches von der Presse in die Öffentlichkeit projiziert worden ist, zu untersuchen.

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

1.1 Fragestellung
Im Rahmen der vorliegenden Projektarbeit soll untersucht werden, ob in der Tagespresse die Ab-
stimmungskampagne auch als Anlass wahrgenommen worden ist, um den therapeutischen und me-
dizinischen Hintergründen der Komplementärmedizin nachzugehen, bzw. ob man sich im Kontext
der Debatte rund um die Abstimmungsvorlage auch für die Frage „Was ist Komplementärmedizin?“
interessiert hat.

Anhand einer Stichprobe der Tagespresse soll versucht werden, folgende Fragen zu beantworten:

    •   Wie gross war das Interesse für das Thema „Komplementärmedizin“ überhaupt?

    •   Wird die Bezeichnung „Komplementärmedizin“ definiert oder erklärt?

    •   Wie häufig werden Beispiele von komplementärmedizinischen Behandlungen beschrieben?

    •   Welche Therapien, diagnostische oder Behandlungsmethoden sind mit der Komplementär-
        medizin assoziiert worden und wie häufig? Decken sich diese mit der Vielfältigkeit des the-
        rapeutischen Angebots?

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

1.2 Was ist Komplementärmedizin?

1.2.1 Einige Definitionen

Komplementarität heisst in der Erkenntnistheorie die Zusammengehörigkeit eigentlich separater, ja
sogar gegensätzlicher Begriffe wie etwa der Kräfte Yin und Yang im Taoismus oder, medizinischer,
die Annahme von gänzlich seelischen und gänzlich körperlichen Faktoren bei der Entstehung von
psychosomatischen Leiden. Das eine kann nie das andere werden, aber ohne das andere auch nicht
sein: Am ultimativen Yang-Punkt beginnt Yin (Reiter 2009, Seite 4).

Medizin ist eine praktische Disziplin (qualifizierte Dienstleistung) die sich zur Erfüllung ihrer Auf-
gaben verschiedener wissenschaftlicher und empirischer Vorgehensweisen und Methoden bedient.
[...] Komplementärmedizin ist ein Teil des weiten Feldes der modernen Medizin, mit spezifischen
Eigenheiten, Stärken und Schwächen. [...] Der Ausdruck „Komplementärmedizin“ ist ein Sammel-
begriff für einen ausserordentlich inhomogenen Bereich der modernen Medizin (Saller 2009, Seite
2).

Für was steht also der Sammelbegriff „Komplementärmedizin“? Abbildung 1 zeigt eine Zusammen-
fassung der oft als Synonym verwendeten Ausdrücke und veranschaulicht gleichzeitig, wie diese
unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Bezeichnungen wie „Ganzheitsmedizin“, „Regulationsme-
dizin“ oder „Naturmedizin“ deuten beispielsweise auf einen spezifischen therapeutischen Ansatz
hin. „Volksmedizin/Laienmedizin“, „unkonventionelle Medizin“ oder „Alternativmedizin“ definie-
ren sich hingegen in Bezug auf die etablierte bzw. institutionalisierte Medizin. Dieser „relativisti-
sche Ansatz“ ist zuletzt auch der Ausdruck eines kulturellen Betrachtungswinkels, welcher das gel-
tende Medizinsystem definiert. In diesem Zusammenhang ist interessant zu vermerken, dass die
World Health Organization (WHO) den Ausdruck „Komplementär- und Alternativmedizin“auch für
traditionelle Medizinsysteme, wie zum Beispiel die indische Ayurveda, die arabische Unani oder die
traditionelle chinesische Medizin verwendet, wenn das herrschende Gesundheitssystem auf der allo-
pathischen Medizin basiert oder wenn die traditionelle Medizin nicht in das nationale Gesundheits-
system integriert ist. So wird in ihrem Bericht „WHO Traditional Medicine Strategy 2002-2005“
(World Health Organization 2002) die Bezeichnung „traditionelle Medizin“ in Bezug auf Afrika,
Latein-Amerika, Süd-Ost Asien und/oder West-Pazifik und die Bezeichnung „Komplementär- und

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

Alternativmedizin“ in Bezug auf Europa und/oder Nord-Amerika (und Australien) gebraucht.

Abb. 1 Synonyme Begriffe für Komplementärmedizin. Quelle: Saller 2006.

Die Verwendung des einen oder anderen Begriffs scheint nicht nur vom kulturellen oder gesund-
heitspolitischen Blickwinkel abhängig zu sein, sondern auch vom zeitlichen Kontext. Wenn in den
70er bis 80er Jahren komplementärmedizinische Vorgehensweisen als „Alternative“ betrachtet wur-
den, verstand man sie später eher als „Ergänzung“ der konventionellen Medizin (Zollman und
Vickers 1999). So hat sich im Laufe der Zeit der allgemeine Begriff Komplementär- und Alternativ-
medizin, oder schlicht Komplementärmedizin, vergleichbar mit der englischen Bezeichnung „Com-
plementary and Alternative Medicine, „CAM“, etabliert (House of Lords Select Committee on
Science and Technology 2000, Ernst et al. 2008). Heute scheint jedoch auch das Konzept der „inte-
grativen Medizin“ oder Integrativemedizin als Brückenschlag zwischen moderner Schulmedizin
und Verfahren der Komplementärmedizin bzw. der Naturheilkunde, immer mehr Resonanz zu fin-
den. Dies suggerieren zumindest Ernst et al. (2008) in ihrem „Oxford Handbook of Complementary
Medicine“. Hinweise dafür findet man auch, zumindest was den englischen Sprachraum anbelangt,

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

im Internet. Eine Schnellsuche nach den Wörtern „complementary medicine“ bzw. „integrative me-
dicine“ mittels Google-Suchmaschine ergab für die zweite Bezeichnung immerhin 1'070'000 Treffer
versus die 1'700'000 für „complementary medicine“. Für den deutschen Sprachraum liegen die Ver-
hältnisse hingegen weiterhin deutlich zu Gunsten der Bezeichnung „Komplementärmedizin“ für
welche sich 245'000 Treffer gegenüber 33'400 für „integrative Medizin“ ergeben (Stand der Suche
28.09.2009).

Eine offizielle und allgemein gültige Definition von Komplementärmedizin sucht man in der
Fachliteratur vergeblich. Vielmehr unterstreichen auch gegenwärtige Publikationen, wie zum Bei-
spiel Ernst et al. (2008) oder Fennell et al. (2009), die Ambiguität dieses Begriffes, die trotz aller
Bestrebungen um einer Begriffsbestimmung, immer noch besteht.

Eine Auswahl von oft zitierten Definitionen im internationalen wie auch im Schweizer Kontext, ist
in den Tabellen 1 und 2 abgebildet.

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Tab. 1 Definitionen von Komplementärmedizin: eine Auswahl der gängigen internationalen Be-
griffserläuterungen
Definition                                                                                  Quelle

Complementary medicine is diagnosis, treatment and/or prevention which             Ernst et al. (1995)
complements mainstream medicine by contributing to a common whole, by satisfying a
demand not met by orthodoxy or by diversifying the conceptual frameworks of
medicine.
Complementary and alternative medicine (CAM) is a broad domain of healing                   Cochrane Collaboration, in
resources that encompasses all health systems, modalities, and practices and their          Zollman und Vickers (1999)
accompanying theories and beliefs, other than those intrinsic to the politically dominant
health system of a particular society or culture in a given historical period. CAM
includes all such practices and ideas self-defined by their users as preventing or treating
illness or promoting health and well-being. Boundaries within CAM and between the
CAM domain and that of the dominant system are not always sharp or fixed.4
The terms "complementary medicine" or "alternative medicine" are used inter-                WHO
changeably with traditional medicine in some countries. They refer to a broad set of        http://www.who.int/medicine
health care practices that are not part of that country's own tradition and are not         s/areas/traditional/definitions/
integrated into the dominant health care system.                                            en/, Stand 12.09.2009
NCCAM defines complementary and alternative medicine (CAM) as those health care             NCCAM, USA
practices not currently considered an integral part of conventional medicine. It covers a   http://nccam.nih.gov/research
broad range of healing therapies, approaches, and systems. Some examples of CAM             /camonpubmed/background.h
include acupuncture, herbs, homeopathy, chiropractic, hypnosis, and traditional             tm, Stand 12.09.2009
Oriental medicine. A therapy is called complementary when it is used in addition to
conventional treatments. It is often called alternative when it is used instead of
conventional treatment. Most often, people who use CAM therapies are seeking ways
to improve their health and well-being and to relieve symptoms and side effects of
conventional treatment.
Complementary and alternative medicine (CAM) is a term used to encompass a wide             Center for Integrative
variety of diverse treatment and diagnostic techniques that are currently outside of the    Medicine, an inter-
mainstream of medicine in this country. The treatments may be used in conjunction           departmental center within
with conventional medicine (complementary) or they may be complete (alternative)            the University of Maryland
systems in their own right, such as traditional Chinese medicine.                           School of Medicine. USA
                                                                                            http://www.compmed.umm.e
                                                                                            du/about_faq.asp, Stand
                                                                                            28.09.2009

4 Auf der gegenwärtigen Internetseite der Cochrane Collaboration, konnte weder diese noch eine aktuelle Definition
  von Komplementärmedizin gefunden werden.

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Tab. 2 Definitionen von Komplementärmedizin: eine Auswahl aus der Schweiz
Definition                                                                             Quelle

Die Komplementärmedizin wird zum Teil auch als Alternativ-, Erfahrungs- oder           BAG/Bundesrat,
traditionelle Medizin bezeichnet. Sie umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher          Volksabstimmung des 17.
diagnostischer, therapeutischer oder präventiver Methoden, die in Ergänzung oder als   Mai 2009,
Alternative zur wissenschaftlichen Medizin angeboten werden.                           Abstimmungsbüchlein
                                                                                       Vorlage im Detail,
                                                                                       12.03.2009
                                                                                       http://www.ch.ch/abstimmun
                                                                                       gen_und_wahlen
Keine Definition von Komplementärmedizin, jedoch von Komplementärarzneimittel:         Swissmedic, Komplementär-
                                                                                       und
Arzneimittel, die in der Komplementärmedizin                                           Phytoarzneimittelverordnung,
eingesetzt und nach den entsprechenden Herstellungsvorschriften hergestellt            KPAV vom 22. Juni 2006,
werden, namentlich asiatische, homöopathische (einschliesslich homöopathisch-          Art. 4 (Stand am 12.
spagyrische/spagyrische) sowie anthroposophische Arzneimittel.                         September 2006)
Unter Komplementärmedizin versteht man alte und neue alternative medizinische          santésuisse,
Systeme und Methoden unserer und ferner Kulturen, die sich dem ganzen Wesen des        FAQ – Glossar;
Menschen widmen, nicht bloss den körperlichen Strukturen und physikalischen            Stellungnahme zum
Kräften.                                                                               Gegenvorschlag zur
Die Komplementärmedizin umfasst eine Vielzahl von Methoden zur Feststellung            Volksinitiative „Ja zur
(Diagnose), Behandlung (Therapie) oder Vorbeugung (Prävention) von Krankheiten         Komplementärmedizin“
und Störungen sowie zur Gesundheitsförderung. Der Begriff «Komplementärmedizin»        vom 02.04.2009
ist ein Klammerbegriff für Methoden, die beanspruchen, die wissenschaftliche Medizin   http://www.santesuisse.ch
zu ergänzen oder eine Alternative dazu anzubieten.
Der SVKH definiert Komplementärmedizin als eine Vielfalt von eigenständigen und      SVKH
begründeten Therapierichtungen, die grundsätzlich am Menschen, auf die ganzheitliche http://www.svkh.ch,
Betrachtung des Krankheitsgeschehens und auf die Einbettung des Menschen in die      27.08.2009
natürliche Umwelt ausgerichtet sind.
«Komplementärmedizin» steht als Sammelbegriff für eine Vielfalt von Heilmethoden,      Initiativkomitee «Ja zur
Diagnoseverfahren sowie Heilmitteln, die zum Teil zur Schulmedizin gehören und von     Komplementärmedizin»
Ärzten und Therapeuten angewandt werden. Die meisten Methoden haben eine lange,        Bern, 8. Februar 2007
einige eine Jahrtausende alte Tradition. Komplementärmedizin hat sich als Begriff im   Eidgenössische
Gesundheitswesen eingebürgert und wird von den Behörden mehrheitlich als offizielle    Volksinitiative „Ja zur
Bezeichnung verwendet. Weitere Begriffe wie Alternativ-, Natur-, Erfahrungs-,          Komplementärmedizin“
Ganzheits- oder Volksmedizin verstehen wir als Synonyme. Im englischen Sprachraum      Die politischen Forderungen
hat sich der Terminus „Complementary and Alternative Medicine“ (CAM)                   http://www.parlament.ch/d/d
durchgesetzt. Der Begriff verdeutlicht, dass Komplementärmedizin sowohl                okumentation/dossiers/dossie
komplementär als auch alternativ zur Schulmedizin eingesetzt werden kann. Bekannte     rs-
Methoden der Komplementärmedizin sind u.a. Pflanzenheilkunde (Phytotherapie),          archiv/komplementaer/Docu
Homöopathie, Asiatische Medizin inklusive Akupunktur, Anthroposophische Medizin,       ments/do-komplementaer-
Neuraltherapie.                                                                        jzk-20070208.pdf

Auffallend in dieser Übersicht ist, dass beim grössten Teil der aufgeführten Begriffserklärungen
Komplementärmedizin meistens in Bezug zu dem was sie nicht ist definiert wird: eine „Heilkunst“
die nicht Teil des dominanten Medizinsystems bzw. der konventionellen oder „mainstream“ Medi-

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

zin ist, oder bei eher kulturell gefärbten Definitionen, eine Ergänzung bzw. Alternative zur Schul-
oder wissenschaftlichen Medizin. Nur in zwei Definitionen, jenen des SVKH und von santésuisse,
wird erklärt was sie von der „anderen“ Medizin unterscheidet, nämlich ihr holistischer Ansatz und
„die Einbettung des Menschen in die natürliche Umwelt“.

1.2.2 Einige Klassifizierungen
Auf eine ausführliche Wiedergabe sämtlicher bekannter komplementärmedizinischer Verfahren
wird im Rahmen dieser Projektarbeit verzichtet. Es soll dabei lediglich darauf hingewiesen werden,
dass wie bereits eingangs erwähnt, laut BAG in der Schweiz ca 200 komplementär- und alternativ-
medizinische Methoden im Angebot stehen, und dass eine Übersicht der 125 am häufigsten im Lan-
de angewendeten Therapieverfahren im Emindex des ErfahrungsMedizinischen Registers wiederge-
geben wird (siehe http://www.emindex.ch/_d/methoden.las). Um einen Einblick in die Welt der
Komplementärmedizin zu gewinnen, scheint vielmehr ein Exkurs zur Art und Weise wie die Vielfalt
von Heilmethoden, Diagnoseverfahren sowie Heilmitteln kategorisiert werden, von Interesse zu
sein.

In „Ethik und Wissenschaft in der anthroposophischen Medizin“ unterscheidet Saller (2006) zwi-
schen „einzelnen methodischen Angeboten, die in komplementärmedizinischen Zusammenhängen
oder wie konventionelle Heilmittel, d.h. orientiert auf Krankheiten und Symptome, eingesetzt wer-
den können“ und „in sich geschlossenen und ausgefeilten medizinischen Richtungen, z.T. mit eige-
nen Begrifflichkeiten von Gesundheit und Krankheit“. Zur letzteren Kategorie würden z.B. die klas-
sische Homöopathie, anthroposophische Medizin, traditionelle chinesische Medizin, teile der Pflan-
zenheilkunde (z.B. phytotherapeutische Vielstoffgemische), manche diätetischen Verfahren, manche
Reflextherapien und Konzepte der Somatotopie gehören.

Auf ähnliche Weise unterscheiden Ferroni und Studer in „Gesundheitswesen Schweiz 2007-2009“
(2007), zwischen „komplementärmedizinischen Gesamtkonzepten“ wie die anthroposophische Me-
dizin, ayurvedische Medizin, klassische Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin sowie eu-
ropäische Naturheilkunde, und „komplementärmedizinischen Verfahren“. Letztgenannte Kategorie
wird dabei weiter in Verfahren, welche nur von Ärzten praktiziert werden dürfen (Neural-, Sauer-
stoff- und Ozontherapien) und Verfahren, die von Komplementärtherapeuten ohne ärztliche Ausbil-
dung angeboten werden dürfen, unterteilt. Die verschiedenen Therapien, welche zu dieser letzten

                                                                                                 9
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

Gruppe gehören werden wie folgt gegliedert:

   •    Ausdruckstherapien, z.B.: biodynamische Atem-, Bewegungs- und Tanztherapien

   •    Körpertherapien, z.B.: Reflexzonentherapien, Osteopathie, Atlas-, Craniosacraltherapie,
        Wirbelsäulenbasisausgleich, Lymphdrainage, klassische Massage, Akupunktmassagen, Ma-
        gnetfeldtherapie, biophysikalische Therapien, Licht- und Farbtherapien, hydrotherapie und
        Wasseranwendungen

   •    Energetische Therapien, z.B.: Shiatsu, Polarity, Kinesiologie, Eugemend, asiatische Körper-
        und Energiearbeit, Magnetopathie, Geistheilung

   •    Körper-Lern-Therapien, z.B.: Alexandertechnick, Eutonie, Feldenkreistherapie, Rolfing,
        Trager, Ideokinese, Yoga

Eine vergleichbare Klassifizierung der komplementärmedizinischen Verfahren, findet man im „Ox-
ford Handbook of Complementary Medicine“ (Ernst et al. 2008), wo folgende Gruppen beschrieben
werden:

   •    „mind-body interventions“, z.B.: Meditation, Beten, Geistheilung sowie Kunst-, Tanz- und
        Musiktherapien

   •    „biologically-based therapies“, z.B.: Anwendung von Lebensmittelergänzungen oder pflanz-
        lichen Produkten

   •    „manipulative and body-based methods“, z.B.: Chiropraktik, Osteopathie und Massage

   •    „energy therapies“, z.B.: Qigong, Reiki, „Therapeutic Touch“, Anwendung von bioelektro-
        magnetischen Feldern

Andere Quellen, wie in Wicki (1998) berichtet, schlagen eine Unterteilung nach Diagnose- und
Therapieverfahren vor. Gemäss dieser wäre zum Beispiel Geistheilung ein Therapieverfahren und
Kinesiologie eine diagnostische Methode. In Ferroni und Studer (2007) werden hingegen beide als
„energetische Therapien“ klassifiziert.

Einen weiteren Betrachtungswinkel bietet die Kategorisierung gemäss World Health Organization
(2002), wo lediglich zwischen medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien differenziert
wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Beispiele ein Hinweis dafür sind, wie auch die Klas-

                                                                                                10
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

sifizierung von komplementärmedizinischen Methoden und Therapien vielfältig sein kann.

2           Methoden

2.1 Wahl der Zeitungen
Laut einer Statistik des Verbands Schweizer Presse gibt es in der Schweiz 81 Zeitungstitel, die sechs
mal pro Woche erscheinen, davon sind 61 Regional- und 20 Einzeltitel (Stand 31.12.2009)5. Im
Rahmen der Projektarbeit konnte ressourcenbedingt nur eine beschränkte Anzahl Daten verarbeitet
werden. In der Stichprobe wurden deshalb nur die drei überregionalen Einzeltitel mit der ge-
samtschweizerisch grössten Auflage, ohne Pendlerzeitungen und Gratiszeitungen, einbezogen. Dies
sind in absteigender Reihenfolge bzgl. Anzahl Leser und Auflage: Blick, Tages-Anzeiger, Neue
Zürcher Zeitung6.

Eine kurze Beschreibung der ausgewählten Zeitungen ist im Anhang B: Berücksichtigte Zeitungen
und durchsuchte Datenbanken, enthalten.

2.2 Erhebungszeitraum
Der Erhebungszeitraum deckt die Abstimmungskampagne der Vorlage „Zukunft mit Komplemen-
tärmedizin“ ab und erstreckt sich vom Datum der offiziellen Bekanntgabe des Abstimmungster-
mins, dem 14. Januar 2009, bis zum Stichtag der Abstimmung, dem 17. Mai 2009. Der gewählte
Zeitabschnitt ermöglicht die Zuordnung der Pressebeiträge zu einem klaren Kontext.

2.3 Vorgehen
Die online Datenbanken der Zeitungsarchive wurden nach den Stichwörtern „Alternativmedizin“/
„alternative Medizin“, „Erfahrungsheilkunde“, „Erfahrungsmedizin“, „Ganzheitsmedizin“ „Kom-
plementärmedizin“, „Naturheilkunde“, „Naturmedizin“, „integrative Medizin“/“Integrativmedizin“
und „Volksmedizin“ durchsucht.

Die Treffer wurden in fünf Kategorien aufgeteilt:

    A) Beiträge, die in irgend-einer Form über Komplementärmedizin berichten

5 In der Statistik sind Zeitungen mit umfassender Berichterstattung aus allen Bereichen des täglichen Lebens, die min-
  destens einmal pro Woche erscheinen, ohne Gratiszeitungen, Amtsblätter, Special-Interest-Zeitungen (z.B. Handels-
  zeitung, Finanz und Wirtschaft, Automobil Revue), Mitgliederpublikationen (z.B. Coop Zeitung und Migros Maga-
  zin etc.) erfasst.
6 Die Angaben über Anzahl Leser und Auflage stammen vom Verband Schweizer Presse,
  (http://www.schweizerpresse.ch, Stand 01.09.2009).

                                                                                                                   11
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

   B) Beiträge, die allgemein über die Abstimmung vom 17. Mai 2009 oder insbesondere über die
       Vorlage „Zukunft mit Komplementärmedizin“ informieren, ohne jedoch auf das Thema ein-
       zugehen (z.B. Parolen von Parteien und Verbänden, usw.)

   C) Meinungsbeiträge von Einzelpersonen und Leserbriefe betreffend der Abstimmungsvorlage
       „Zukunft mit Komplementärmedizin“ vom 17. Mai 2009

   D) Beiträge, die nur am Rande mit dem Thema Komplementärmedizin bzw. mit der Abstim-
       mungsvorlage in Zusammenhang stehen (Artikel über allgemeine politische Themen oder
       Politiker, wie z.B. über Bundesrat P. Couchpin, oder Informationen der „Agenda“)

   E) Andere Beiträge, die keiner der oben erwähnten Kategorien zugeordnet werden können

Die Kategorien A, B, C, D wurden in die Auswertung eingeschlossen. Für die Beiträge der Katego-
rie A wurden folgende Daten protokolliert: Zeitung sowie Titel, Datum, Autor wenn angegeben, An-
zahl Worte und Art des Beitrages (z.B. Artikel, Interview oder Anderes); zitierte komplementärme-
dizinische Methoden (welche und wie viele); Argumente pro/kontra Abstimmungsvorlage bzw.
Komplementärmedizin. Grundtenor bzgl. Komplementärmedizin und Abstimmungsvorlage sowie
Fokus des Beitrages (Komplementärmedizin allgemein, Abstimmungsvorlage, bestimmte komple-
mentärmedizinische Therapie oder Anderes) wurden ebenfalls bewertet. Der Grundtenor wurde mit
einer Skala von 0 bis 5 subjektiv gemessen: 0 = keine klare Zuordnung möglich; 1 = neutral; 2 =
eindeutig pro; 3 = teilweise /eher pro; 4 = teilweise/eher kontra; 5 = eindeutig kontra. Für den Fokus
der Beiträge wurden 4 Kategorien gebildet: Fokus auf die Abstimmungsvorlage „Zukunft mit Kom-
plementärmedizin“; Fokus auf Komplementärmedizin Allgemein; Fokus auf eine bestimmte kom-
plementärmedizinische Therapie; anderer Fokus. Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen erfolgte
aufgrund der eigenen Wahrnehmung des Textes. Im Weiteren wurde ebenfalls protokolliert, ob der
Beitrag eine klare Position zur Abstimmungsvorlage bekannt gibt oder nicht.

                                                                                                   12
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

3                      Resultate und Diskussion
Sämtliche Daten zu den berücksichtigten Zeitungsbeiträgen sind in Anhang C: Rohdaten, Seite 27
erfasst.

Mit insgesamt 108 Artikeln ist die Bezeichnung „Komplementärmedizin“ das Stichwort mit den
meisten Treffern. Es folgen „Alternativmedizin“ bzw. „alternative Medizin“ mit 23 Treffern, „Na-
turheilkunde“ und Volksmedizin mit fünf bzw. vier Treffern, „integrative Medizin“/“Integrativmedi-
zin“ mit zwei und „Erfahrungsmedizin“ mit einem Treffer. Gar keine Ergebnisse ergaben die Stich-
wörter „Erfahrungsheilkunde“, „Ganzheitsmedizin“ und „Naturmedizin“ (siehe Abbildung 2). Es ist
zu vermerken, dass innerhalb des gleichen Textes manchmal mehrere Stichwörter vorkommen, so
dass insgesamt die Anzahl Zeitungsbeiträge mit mindestens einer der ausgewählten Bezeichnungen
kleiner als die Summe aller Treffer ist. Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse ist zudem zu beden-
ken, dass die Datenbankenrecherche auf das Stichwort „Komplementärmedizin“ bzw. auf eine Aus-
wahl von Synonymen für diese Bezeichnung beschränkt war. Somit sind Artikel, welche aussch-
liesslich über bestimmte komplementärmedizinische Verfahren berichten, ohne jedoch diese explizit
in den Kontext der Komplementärmedizin zu setzen, gar nicht erfasst worden, was zu einer gewis-
sen Unterschätzung der Resonanz des Themas „Komplementärmedizin“ in der Tagespresse geführt
haben könnte.

                 120

                 100

                 80
                                                                                  S uchbegriffe
Anzahl Treffer

                                                                                  Alternativmedizin/alternati
                 60
                                                                                  ve Medizin
                                                                                  Erfahrungsmedizin
                 40                                                               Erfahrungsheilkunde
                                                                                  Ganzheitsmedizin
                                                                                  Komplementärmedizin
                 20
                                                                                  Naturheilkunde
                                                                                  Naturmedizin
                  0                                                               Volksmedizin
                         Blick   T ages-Anzeiger    NZZ           T otal          Integrative
                                                                                  Medizin/Integrativmedizin
                                          Zeitung

Abb. 2 Häufigste Treffer (Zeitungsbeiträge) für die ausgewählten Suchbegriffe in Blick, Tages-An-
zeiger und Neue Zürcher Zeitung (NZZ) während der Periode vom 14. Januar bis 17. Mai 2009.

                                                                                                                13
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

Von allen publizierten Beiträgen stehen nur 43 in einem klaren Zusammenhang mit dem Thema
Komplementärmedizin (Kategorie-A-Beiträge, gemäss Definition im Kapitel 2.3): 19 im Tages-An-
zeiger, 20 in der NZZ und vier im Blick. Diese Beiträge setzten sich zusammen aus 32 Artikeln,
drei Interviews und acht anderen Textarten, wie z.B. die veröffentlichte Position der Zeitung, jour-
nalistische Beiträge von Fachpersonen oder Beratungsrubriken.

Der Begriff Komplementärmedizin wird lediglich in zwei der insgesamt 43 Zeitungsbeiträge der
Kategorie A hinterfragt oder zumindest teilweise angesprochen. Im „Der Mensch ist zu komplex“ in
der Neuen Zürcher Zeitung vom 11. Mai 2009, stellt der Autor Urs Weilenmann7 das „reduktionisti-
schen Denkmodell der Schulmedizin“ dem komplementärmedizinischen Ansatz gegenüber und
zieht Erkenntnisse aus der Quantenphysik und Chaostheorie als mögliche Hilfemittel heran, um die
(medizinische) Komplexität des Menschen zu erfassen. Im Artikel „Die Krux mit dem Aussortieren
von Quacksalbern“ im Tages-Anzeiger vom 5. Mai 2009, widmet sich der Journalist Antonio Corte-
si dem „Wildwuchs von Therapeuten und Methoden“ in der Komplementärmedizin. Im Hintergrund
der Abstimmungsvorlage geht der Autor unter anderem kurz auf die Definition für „Komplementär-
therapeuten“ und „Heilpraktiker“ ein und erklärt in ein paar Worten, was man unter „Reiki“, Ayur-
veda, Polarity- und Feldenkraismethode zu verstehen hat.

In 28% der Beiträge, d.h. in zwölf der 43 untersuchten Texten, werden eine oder mehrere komple-
mentärmedizinischen Methoden vorgestellt oder erklärt. Von den rund 125 Behandlungen, welche
vom ErfahrungsMedizinischen Register (siehe www.emindex.ch) als häufigsten Therapiemethoden
in der Schweiz aufgelistet werden, sind 31 in den analysierten Texten gefunden worden, was einer
Trefferquote von ca. 25% entspricht. Abbildung 3 zeigt, dass Homöopathie die meist erwähnte The-
rapiemethode ist (23 Treffer). Es folgen die Phytotherapie (18 Treffer), die anthroposophische und
die traditionelle chinesische Medizin (je 15 Treffer), die Neuraltherapie (zwölf Treffer), die Aku-
punktur (acht Treffer), Massage (zwei Treffer), Autogenes Training, Ayurveda, die Bachblüten-The-
rapie, die Heileurythmie, die anthroposophische Maltherapie, Reiki und Wickel/Umschläge (je zwei
Treffer). Die restlichen in Abbildung 3 dargestellten Therapiemethoden sind nur in einem Artikel er-
wähnt.

7 Gemäss Angabe der Zeitung: Privatpraktiker in Zürich und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für
ganzheitliche Zahnmedizin (SGZM)

                                                                                                               14
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

                              EMR-Theraphiemethoden

                                             Akupunktur
                           Anthroposophische Medizin
                                    Autogenes Training
                                                Ayurveda
                                   Bachblüten-Therapie
              Bewegungstherapie, integrative / klinische
                                           Bio-Feedback
                            Diätetik, naturheilkundliche
                                       Elektroakupunktur
                                          Elektrotherapie
                                    Ernährungsberatung
          Ernährungsberatung, traditionelle chinesische
                                   Feldenkrais-Methode
                              Fussreflexzonen-Massage
                                            Heileurythmie
      Homöopathie, klassische/ Homöopathie allgemein
                                       Laser-Akupunktur
                        Maltherapie, anthroposophische
                  Massagepraktiken, naturheilkundliche
                                    Moxa / Moxibustion
                     Musiktherapie, anthroposophische
                                           Neuraltherapie
                 Phytotherapie, traditionelle chinesische
             Phytotherapie allgemein/Pflanzenheilkunde
                                                  Polarity
                                    Reflexzonenmassage
                                                     Reiki
                                                  Shiatsu
                                      Tibetische Medizin
 Traditionelle chinesische Medizin/chinesische Medizin
                                     Wickel / Umschläge
                                                             0   5        10          15    20   25

                                                                       Anzahl Zeitungsbeiträge

Abb. 3 Anzahl Kategorie-A-Beiträge, in denen Therapiemethoden des ErfahrungsMedizinischnen
Registers (EMR) erwähnt werden. Im Vergleich zum EMR, sind bei der Erfassung der Zitate folgen-
de Vereinfachungen vorgenommen worden: keine Differenzierung zwischen traditioneller chinesi-
scher und westlicher Phytotherapie; Zitate des Wortes „Homöopathie“ sind der Therapiemethode
„klassische Homöopathie“ zugeordnet worden; die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die
im EMR als medizinische Richtung wie die Naturheilkunde erfasst wird, ist hier zusammen mit den
Therapiemethoden aufgeführt; unter TCM sind auch Treffer für die allgemeine Bezeichnung „chi-
nesische Medizin“ gruppiert; bei der Phytotherapie ist ebenfalls die Anwendung von einzelnen
pflanzlichen Heilmitteln mitgezählt worden. Grund für diese Vereinfachungen ist die Tatsache, dass
in der Presse, eine genaue Unterscheidung zwischen den verschiedenen Begrifflichkeiten völlig ge-
fehlt hat.

Zusätzlich zu den im EMR erwähnten Therapien, sind auch andere Methoden in einen Zusammen-

                                                                                                      15
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

hang mit Komplementärmedizin gebracht worden, das sind: Hypnose, Heiler/Geistheiler, traditio-
nelle europäische Naturheilkunde, Handauflegen, Physiotherapie, Zuwendung, Warzenbeschwö-
rung, Einreibungen mit Ölen, Ultraschall und Laserstrahlen. Ausser beim Handauflegen, für wel-
ches 2 Zitate gefunden wurden, sind alle Methoden nur in einem Artikel angeführt worden. Die Zu-
ordnung eines Zitats zu einer bestimmten Therapiemethode erwies sich in einigen Fällen als
schwierig, einerseits weil manchmal die Angabe nicht sehr genau war (z.B. Laserstrahlen hätten
auch als „Laser-Akupunktur“ verstanden werden können), anderseits auch weil nicht immer klar
war, ob die erwähnte Therapie tatsächlich als komplementärmedizinisch verstanden wurde.

Die in Abbildung 3 dargestellten Resultate sind wenig erstaunlich wenn man bedenkt, dass die Auf-
nahme in die Grundversicherung von anthroposophischer Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie,
Pflanzenheilkunde und traditioneller chinesischen Medizin, falls sie von Schulmedizinern mit
FMH-Zusatzausbildungen praktiziert werden, eine der Kernforderungen des nationalen JA-Komi-
tees für die Abstimmungsvolage „Zukunft mit Komplementärmedizin“ war, und dass die Kosten für
Akupunktur bereits vor der Abstimmung von der Grundversicherung übernommen wurden. Es ist
deshalb naheliegend, dass im Kontext der Abstimmungskampagne diese therapeutischen Richtun-
gen öfter als andere debattiert worden sind. Interessant ist aber zu vermerken, dass zwischen den
oben erwähnten 5 am häufigsten zitierten Therapien relativ grosse Unterschiede in der Anzahl Tref-
fer bestehen. So ist zum Beispiel die Homöopathie in 23 Texten erwähnt, Neuraltherapie hat hinge-
gen nur zwölf Treffer erzielt. Diese Verhältnisse könnten einerseits den Bekanntheitsgrad der einzel-
nen Therapien reflektieren, andererseits wäre es aber auch denkbar, dass über gewisse therapeuti-
sche Richtungen, wie eben die Homöopathie, sich bevorzugt disputieren liess.

Unabhängig von der Antwort zu dieser Frage, deuten die Resultate in Abbildung 3 darauf hin, dass
das Interesse der Presse während des Erhebungszeitraums stark auf die Abstimmungskampagne
ausgerichtet war. Dies bestätigen auch die Ergebnisse zum Inhalt der Beiträge, welche in Abbildung
4 zusammengefasst sind.

                                                                                                  16
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

          100%

           90%

           80%

           70%

           60%

           50%
      %

           40%                                                                      Fokus der Beiträge
                                                                                    Anderes
           30%
                                                                                    Eine bestimmte kom-
           20%                                                                      plementärmedizinische
                                                                                    T herapie
           10%                                                                      Komplementärmedizin
                                                                                    allgemein
            0%                                                                      Abstimmungsvorlage
                     Blick        T ages-Anzeiger     NZZ            T otal

                                          Zeitung

Abb. 4 Fokus der Kategorie-A-Beiträge während der Periode vom 14. Januar bis 17. Mai 2009.
Blick n = 4; Tages-Anzeiger n = 19; Neue Zürcher Zeitung (NZZ) n = 20; total n= 43.

Etwa die Hälfte (51%) aller analysierten Kategorie-A-Texte fokussiert auf die Vorlage „Zukunft mit
Komplementärmedizin“. In 28% der Fälle (entspricht zwölf Beiträgen) stehen andere Themen im
Fokus, wie z.B. das politische Wirken von Bundesrat P. Couchepin, die Finanzierung des Gesund-
heitswesens, die Biographie einer bestimmten Person, Tagesereignisse oder eine Buchbesprechung.
Das Hauptthema des restlichen 21 % (n = 9) ist entweder die Komplementärmedizin im Allgemein
(n = 3) oder eine komplementärmedizinische Therapierichtung (n = 6).

Im Blick sind keine Artikel über die Abstimmungsvorlage gefunden worden und 3 von 4 Beiträgen
handeln von Einzelschicksalen, wo die Anwendung von komplementärmedizinischen Therapien er-
wähnt wird. Es sind z.B. die Geschichte einer Grossmutter, die ihr krebskrankes Kind mit Alterna-
tivmedizin heilt oder der Artikel über ein krankes Kind, das stirbt weil die Eltern es ausschliesslich
mit Naturheilmitteln behandeln wollen. Bei der medizinischen Beratung in der Rubrik „Der Heisse
Draht“ vom 9. Februar 2009 wird aber auch relativ ausführlich auf die Behandlung von Kopfweh
mit Hilfe von Biofeedback – eine der im ErfahrungsMedizinische Registers aufgelisteten komple-
mentärmedizinische Methoden – eingegangen.

Beim Tages-Anzeiger fokussieren acht Beiträge (entspricht 42 %) auf die Abstimmungsvorlage. In

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

vier (entspricht 21 %) der analysierten Texte wird über eine komplementärmedizinische Therapie
berichtet: die anthroposophische Medizin (Bericht vom 7. Mai über eine Ärztin, die in der anthropo-
sophischen Richterswiler Klinik Paracelsus tätig ist), die Akupunktur (Artikel vom 16. April 2009
über einen Arzt der Heuschnupfen nicht nur schulmedizinisch sondern auch mit Hilfe von Aku-
punktur erfolgreich therapiert), die Homöopathie (Interview vom 11. April mit Prof. Edzard Ernst
über Komplementärmedizin und insbesondere über Homöopathie) und die tibetische Medizin (Be-
richt vom 4. März 2009 über die Schweizer Firma Padma AG). Lediglich in einem Artikel (ent-
spricht 5 %) wird über die Komplementärmedizin im Allgemeinen berichtet.

Bei der Neuen Zürcher Zeitung richtet sich die Aufmerksamkeit in 70 % (n = 14) der untersuchten
Beiträge hauptsächlich auf die Abstimmungsvorlage. Die übrigen 30% verteilen sich gleichermas-
sen auf Texte mit einem anderen Fokus (n = 3, entspricht 15 %) und Texte mit Fokus auf die Kom-
plementärmedizin, sei es im Allgemeinen (n = 2, entspricht 10%) oder auf eine bestimmte komple-
mentärmedizinische Therapie (n = 1, entspricht 5%), wie im Artikel vom 18.04.2009, wo die Tätig-
keit der anthroposophischen Richterswiler Klinik Paracelsus ziemlich ausführlich beschrieben wird.

Die Analyse der Argumente pro und kontra Abstimmungsvorlage zeigen, dass sich die Diskussion
hauptsächlich um gesundheitspolitische Inhalte gedreht hat (siehe Abb. 5). Diese betrafen in erster
Linie die Legitimität der Ausweitung des Leistungskatalogs der Krankenkassen-Grundversicherung
auf die Komplementärmedizin und den damit verbundenen ökonomischen Konsequenzen (acht
Treffer pro und 24 kontra). Ein von den Gegnern der Vorlage oft aufgeführter Grund gegen die Auf-
nahme in die Grundversicherung ist, dass die meisten alternativen Heilmethoden wissenschaftlich
nicht nachvollziehbar und deshalb auch nicht objektiv bezüglich Kosten-Nutzen-Verhältnis über-
prüfbar sind oder, dass deren Wirksamkeit nicht belegt oder gar widerlegt ist (16 Treffer). Bei den
Befürwortern ging es hingegen darum, bewährte ärztliche Leistungen wieder in die Grundversiche-
rung aufzunehmen ohne Verteuerung der Kosten (acht Treffer). Dass ein Ja zur Vorlage auch eine
bessere Qualität der Dienstleistungen im komplementärmedizinischen Bereich ermöglicht, dank
zum Beispiel qualitativ hochstehender nationaler Ausbildungsmöglichkeiten, war ebenfalls eine der
Argumente pro Vorlage (fünf Treffer).

                                                                                                18
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

                                          Argumente pro        Argumente kontra
                                          Vorlage              Vorlage

           Medizinische Erwägungen

   Gesundheitspolitische Erwägungen

                            Andere

                              Total

                                      0    5   10   15    20     25   30   35   40   45   50

                                                    Anzahl Treffer

Abb. 5 Häufigkeit der Argumente pro und kontra Abstimmungsvorlage „Zukunft mit Komplementär-
medizin“, welche in der Kategorie-A-Zeitungsbeiträge aufgeführt werden.

Nennenswert ist die Tatsache, dass Erwägungen medizinischer oder therapeutischer Natur einzig
von den Befürwortern herangezogen worden sind (sechs Treffer). Die Argumente waren hier einer-
seits, dass Schulmedizin in gewissen Bereichen, wie z.B. bei chronischen Krankheiten, an Grenzen
stösst und gerade in diesen Fällen Komplementärmedizin wirksam helfen kann (vier Treffer), ander-
seits dass Komplemntärmedizin ganzheitlicher ist (zwei Treffer).

Eine klare Position bezüglich Vorlage „Zukunft mit Komplementärmedizin“ hat nur die Neue Zür-
cher Zeitung eingenommen, welche sich klar gegen ein Ja bei der Abstimmung positioniert hat.
Nichts desto trotz war der Grundtenor der Beiträge häufiger eher pro als kontra Komplementärme-
dizin (siehe Abbildung 6). Die gleiche Tendenz erkennt man beim Tages-Anzeiger, obwohl die Zei-
tung nicht offiziell Stellung gegen die Abstimmungsvorlage genommen hat und meistens auch nicht
möglich war den Grundtenor zu zuordnen. In den Fällen wo jedoch eine Färbung erkennbar war,
war diese deutlich öfter eher oder klar gegen die Abstimmungsvorlage. Die Einstellung bezüglich
Komplementärmedizin war hingegen öfter eher pro, bzw. klar pro wie auch Abbildung 6 zeigt.
Beim Blick war keine Position bezüglich Vorlage identifizierbar und auch was die Einstellung ge-
genüber Komplementärmedizin anbelangt, konnte keine Tendenz erkannt werden. Der Grundtenor
der Beiträge (n=4) bezüglich Komplementärmedizin ist nämlich je einmal eindeutig kontra, eher
kontra, eindeutig pro, eher pro. Eine aussagekräftige Interpretation der Resultate ist aufgrund der

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

geringen Anzahl evaluierter Beiträge (n=4) nicht möglich.

                  Neue Zürcher Zeitung                                          Neue Zürcher Zeitung
                 Grundtenor bez. Vorlage                                 Grundtenor bez. Komplementärmedizin
               Eindeut ig kontra                                              Eindeutig kontra

         T eilweise / eher kontra                                       T eilweise / eher kontra

            T eilweise / eher pro                                          T eilweise / eher pro

                  Eindeutig pro                                                  Eindeutig pro

                         Neutral                                                        Neutral

  Keine klare Zuordnung möglich                                  Keine klare Zuordnung möglich

                                    0   2   4   6   8 10 12 14                                      0   2   4   6    8   10 12 14
                                    Anzahl Beiträge                                                Anzahl Beiträge

                    Tages-Anzeiger                                                 Tages-Anzeiger
                 Grundtenor bez. Vorlage                                 Grundtenor bez. Komplementärmedizin
               Eindeutig kont ra                                               Eindeutig kont ra

         T eilweise / eher kontra                                        T eilweise / eher kontra

            T eilweise / eher pro                                           T eilweise / eher pro

                   Eindeutig pro                                                   Eindeutig pro

                         Neutral                                                         Neutral

  Keine klare Zuordnung möglich                                  Keine klare Zuordnung möglich

                                    0   2   4   6   8 10 12 14                                      0   2   4   6    8 10 12 14
                                    Anzahl Beiträge                                                 Anzahl Beiträge

Abb. 6 Auswertung des Grundtenors bzw. Abstimmungsvorlage „Zukunft mit Komplementärmedi-
zin“ vom 17. Mai 2009 und Komplementärmedizin in den Beiträgen von Neuer Zürcher Zeitung
(n=20) und Tages-Anzeiger (n=19) während der Periode zwischen 14. Januar und 17. Mai 2009

                                                                                                                                    20
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

4         Schlussfolgerungen

Obwohl ein gewisses Interesse für das, was hinter dem Begriff „Komplementärmedizin“ steckt
nicht völlig gefehlt hat, richtete sich die Aufmerksamkeit der Tagespresse während des Erhebungs-
zeitraums mehrheitlich auf die politischen Inhalte der Abstimmungsvorlage „Zukunft mit Komple-
mentärmedizin“ aus. Die Abstimmungskampagne ist also nicht wirklich als Anlass, um den medizi-
nischen und therapeutischen Hintergründe der Komplementärmedizin nachzugehen, wahrgenom-
men worden. Hinweise dafür sind folgende Beobachtungen:

    •   Die Frage „was ist Komplementärmedizin?“ wurde kaum gestellt

    •   Man    ist   in   lediglich   zwei    der    43    untersuchten     Texte   auf   den   Begriff
        „Komplementärmedizin“ eingegangen. Zudem fokussierte nur eine Minderheit der Beiträge
        auf die Komplementärmedizin oder auf ein komplementärmedizinisches Verfahren.

    •   Es ist in erster Linie über jene komplementärmedizinischen Therapiemethoden bzw. -Rich-
        tungen berichtet worden, welche stark im Vordergrund der Abstimmung gestanden sind,
        nämlich Homöopathie, Phytotherapie, anthroposophische Medizin, traditionelle chinesische
        Medizin und Neuraltherapie.

    •   Bei der Abstimmungsdebatte sind Erwägungen gesundheitspolitischer und ökonomischer
        Natur im Vordergrund gestanden und die Diskussion rund um die Abstimmungsvorlage ist
        nur selten aus einem medizinischen Blickwinkel geführt worden

    •   Es ist eine Diskrepanz zwischen Einstellung gegenüber Abstimmungsvorlage (tendenziell
        eher kontra bzw. deutlich kontra) und Komplementärmedizin (öfter eher pro, bzw. klar pro)
        beobachtet worden, wobei der Grundtenor der Pressebeiträge gegenüber der Abstimmungs-
        vorlage mehrheitlich klar erkannt werden konnte. Die Einstellung gegenüber Komplemen-
        tärmedizin konnte hingegen weniger deutlich zugeordnet werden.

Dass der Hauptfokus der Debatte rund um das Thema „Komplementärmedizin“ vor allem auf ma-
krosoziale Aspekte (ökonomische, institutionelle oder politische) ausgerichtet war, geht aus der
Auswertung der Zeitungsbeiträge in Tages-Anzeiger und Neue Zürcher Zeitung hervor. Was Blick
anbelangt, ermöglicht die geringe Anzahl untersuchter Artikel hauptsächlich nur die Aussage, dass

                                                                                                    21
Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

dieses Blatt dem Thema Komplementärmedizin im allgemeinen sehr wenig Aufmerksamkeit ge-
schenkt hat.

Es stellt sich generell die Frage, ob die gewählte Stichprobe repräsentativ für die Gesamtheit der
Schweizer Tagespresse ist und ob die definierten Kriterien für die Datenbankrecherche nicht zu be-
schränkend sind. Die Relevanz dieser Faktoren könnte anhand der Untersuchung von zusätzlichen
Tageszeitungen und Durchführung der Recherche mit weiteren Stichwörter, sprich einzelnen Thera-
pierichtungen, abgeklärt werden.

Ebenfalls zu definieren wäre, inwiefern der gewählte Erhebungszeitraum für die Ergebnisse mass-
gebend ist. Um dies verifizieren zu können, müsste die Untersuchung für einen anderen Zeitab-
schnitt wiederholt werden. In Anbetracht der hiesigen langjährigen Debatte rund um die Komple-
mentärmedizin und ihrem Stellenwert innerhalb des Gesundheitssystems der Schweiz - vergleiche
hierzu die Betrachtungen von Albonico (2009) in „Komplementärmedizin in der Bundesverfassung
der Schweiz“ - ist es wahrscheinlich schwierig, einen passenden Zeitabschnitt in der Gegenwart zu
finden, das heisst eine Periode, wo die Aufmerksamkeit der Presse nicht auf die gesundheitspoliti-
schen Hintergründen gelenkt wird.

Allgemein kann man auch sagen dass, um eine aussagekräftige Schlussfolgerung betreffend dem
Bild der Komplementärmedizin in der Presse zu erlangen, die Berücksichtigung von einem breite-
rem Spektrum von Printmedien, wie zum Beispiel Zeitschriften oder Wochenzeitungen, unentbehr-
lich wäre. Dies alles würde aber über die Möglichkeiten der bestehenden Projektarbeit hinausgehen.

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Die Komplementärmedizin in der Schweizer Tagespresse

Literaturverzeichnis

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