"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten

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"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten
„Die Kruses“
Käthe und Max Kruse, 1903, Museen Donauwörth

                                               Eine geniale Künstlerfamilie
                                               und ihr Freundeskreis
                                               Ausstellungen
                                               Museum „Schlösschen im Hofgarten“
                                               (Gemälde und Plastiken) und
                                               Grafschaftsmuseum Wertheim
                                               (Puppen und „Urmel“)

                                               7.11. 2015 – 28.2. 2016
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„Die Kruses“ –                                Schöpfer des legendären „Urmel“,
eine geniale Künstlerfamilie und              werden Bücher und ihre Verfilmun-
ihr Freundeskreis                             gen der Augsburger Puppenkiste
                                              gezeigt.
Stammvater der Künstlerfamilie Kru-
se war der Berliner Bildhauer und             Von den zahlreichen Malerfreunden
Bühnenbildgestalter Max Kruse                 der Kruses präsentiert die Ausstel-
(1854-1942). Wie sein Bruder                  lung Werke von Kollegen der Berli-
Oskar Kruse-Lietzenburg (1847-                ner Secession wie Max Slevogt,
1919) gehörte er der Künstlerver-             Maria Slavona und Sabine Lepsius
einigung Berliner Secession an.               wie auch der Bildhauer August
Aus erster Ehe von Max Kruse mit              Gaul, Louis Tuaillon und Renée
Anna Pavel ging die Tochter Anne-             Sintenis, darüber hinaus Gemälde
marie (1889-1977) hervor, die ihre            von Hans Purrmann, dem Leiter der
Ausbildung zur Künstlerin bei Henri           Matisse-Schule in Paris, seiner Frau
Matisse in Paris erhielt. Hier lernte         Mathilde Vollmoeller-Purrmann,
sie ihren späteren Ehemann, den               Friedrich Ahlers-Hestermann, Adolf
Russen Igor von Jakimow (1885-                Hacker und Ida Gerhardi.
1962) kennen. Er war Maler und                Die Ausstellung über „Die Kruses“
Bildhauer zugleich. Die Söhne der             ist wegen ihres Umfanges auf zwei
beiden, Erasmus (1918-1944) und               Museen in Wertheim aufgeteilt.
Igor (1914-1944) sowie die Tochter            Max Kruse und sein Anhang werden
Marina (1922-1997) waren eben-                im Schlösschen im Hofgarten zu se-
falls künstlerisch aktiv.                     hen sein, das Grafschaftsmuseum
In zweiter Ehe heiratete Max Kruse            widmet sich Käthe Kruses Puppen
die Schauspielerin Katharina Johan-           und dem Werk ihres jüngsten Soh-
na Simon (1883-1968), die spätere             nes Max.
Puppenmacherin Käthe Kruse. Von
ihr wird ein großartiges Puppensor-           Zu den verschiedenen Themenbe-
timent aus den verschiedensten                reichen wird ein umfangreiches Be-
Schaffensperioden gezeigt. Aus der            gleitprogramm angeboten.
Verbindung Käthes mit Max Kruse
gingen sieben Kinder hervor, die alle         Diese außergewöhnliche Aus-
in künstlerischen Bereichen tätig             stellung erfolgt in Kooperation
werden sollten. Vom jüngsten Sohn             mit dem Käthe-Kruse-Puppen-
Max Kruse jun. (1921-2015), dem               Museum Donauwörth.

Max Kruse an seinem 70. Geburtstag im Kreis seiner Familie, 1924, Privatbesitz
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Die Künstlerfamilie Kruse             ten (1900). Von 1902–1905 war
                                      Kruse Lehrer für Bildhauerei an
Max Kruse                             der Lewin-Funcke-Schule in Berlin.
Berlin 1854 – 1942 Bad Kösen          1907 Ernennung zum Professor.
Bildhauer und Bühnenbildgestalter     Ein Jahr später trat er der Berli-
                                      ner Secession bei; bis 1910 war
Er war Bruder von Oskar Kruse-        er zweiter Vorsitzender mit guten
Lietzenburg, Vater von Annemarie      Verbindungen zu Künstlerkollegen
Kruse, Schwiegervater von Igor von    wie August Gaul, Louis Tuaillon und
Jakimow und Großvater von Igor,       Renée Sintenis oder Max Slevogt.
Erasmus und Marina von Jakimow,       Sein letztes monumentales Werk
in zweiter Ehe Lebensgefährte von     „Persephone“, eine Sitzstatue in
Käthe Kruse und Vater von Max         Stein, ist von 1915/16. Mit Beginn
Kruse junior. Er erhielt seine Aus-   des Ersten Weltkrieges lebte der
bildung zum Bildhauer zunächst        Bildhauer abwechselnd in Berlin,
am Polytechnikum Stuttgart und        Bad Kösen und auf Hiddensee.
von 1877-79 an der Kunstaka-          Die Ausdrucksform seiner Arbei-
demie Berlin unter Anleitung von      ten zeigt eine glatte Oberflächen-
Fritz Schaper und Albert Wolff.       struktur und damit eine enge Ver-
Der 1879 entworfene „Siegesbote       bindung zur Ausdrucksweise des
von Marathon“ brachte 1881 auf        späten 19. Jahrhunderts (Rauch-
der Akademie-Ausstellung ersten       Schule). In seinen letzten Lebens-
Erfolg (Gold-Medaille, Rom-Preis).    jahren wandte sich Kruse verstärkt
Rom-Aufenthalt 1881/82. Große         der Landschaftsmalerei zu, wobei
Beachtung für die 1887 in Sand-       er die auf Hiddensee bevorzugten
stein ausgeführte Gruppe              Motive mittels Licht und Farbe
„Die Liebe legt den Leich-            malerisch verklärte.
nam eines Greisen in den              ..................................................
Schoß der Natur zurück“
für das Grab seines Vaters.
In den folgenden Jahren ent-
standen zahlreiche Porträt-Büsten
in verschiedenen Materialien, u.a.
auch in Holz. Exemplarisch seien
genannt: Mutter des Künstlers,
Büsten von Walter Leistikow, Max
Liebermann, Gerhart Hauptmann,
Henrik Ibsen und die Gruppe „Jun-
ge Liebe“ (1897). 1898 war Kruse
mit 21 Werken auf der Großen Ber-
liner Kunstausstellung vertreten.
                                      Max Kruse,
Er entwickelte ein „Verfahren zur     Der Siegesbote
Vervollkommnung von Lithophani-       von Marathon,
en“ und ein „Bildhauerkopierge-       Bronze, 1881,
                                      Stiftung Schlösschen
rät“. Als erfolgreicher Bühnenbild-
                                      im Hofgarten
ner erfand er den Rundhorizont
und plastische Kulissen. Als erster
Regisseur nutzte Max Reinhardt
diese für seine Inszenierungen.
Studienreisen führten Kruse nach
Italien, Griechenland und Ägyp-
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Oskar Kruse,                              Studienreisen, u.a. nach Italien und
genannt Kruse-Lietzenburg                 England. Seine Landschaftsbilder
Stettin /Pommern 1847 – 1919              strahlen eine atmosphärische Ruhe
Kloster/Hiddensee                         aus und sind vom Impressionismus
Landschaftsmaler                          beeinflusst. Auf Hiddensee war er
                                          auch als ein grandioser Geschich-
                                          tenerzähler bekannt.
                                          .....................................................

                                          Annemarie von Jakimow-Kruse
                                          Berlin 1889 – 1977 Marburg
                                          Landschafts-, Porträt- und
Blick über Hiddensee, Öl, Lwd., 1910,     Stilllebenmalerin
Galerie Der Panther, Freising
                                          Die Tochter des Bildhauers Max Kru-
Er war Bruder von Max Kruse sen.          se aus seiner ersten Ehe, war die
und begann erst spät eine künst-          Frau von Igor von Jakimow und Mut-
lerische Laufbahn einzuschlagen.          ter von Igor junior, Erasmus und Ma-
Zunächst war er Kaufmann und Be-          rina von Jakimow, sowie Stieftochter
sitzer einer großen Holzhandlung in       von Käthe Kruse und Halbschwester
Berlin. In den Jahren nach 1889 stu-      von Max Kruse junior. Während eines
dierte er Malerei in Paris, Berlin und    Aufenthaltes in Florenz (1901/02)
München bei Fritz von Uhde. 1899          beschloss sie, Malerin zu werden.
ist er als Mitglied der Berliner Seces-   Zunächst machte sie jedoch eine
sion nachgewiesen. 1901 plante            Buchbinderlehre bei ihrem Onkel Os-
„Onkel Öschen“ - wie er in der Fami-      kar Kruse-Lietzenburg. Auf Drängen
lie genannt wurde - eine neue „Liet-      ihres Vaters besuchte sie 1907/08
zenburg“ auf Hiddensee (benannt           die Kunstgewerbeschule in Dres-
nach dem Wohn- und Atelierhaus der        den. Von 1908 bis 1912 lebte sie
Familie Kruse in Berlin). Er wurde        mit Mutter und Schwester in Paris.
von seiner Nichte Annemarie Kruse         Hier war sie Schülerin von Ida Ger-
als „immer fröhlich und gemütlich“        hardi, anschließend besuchte sie
bezeichnet. 1904/05 wurde die             die Académie Henri Matisse, die
„Lietzenburg“ als Künstler- und Fami-     von Hans Purrmann geleitet wurde.
lientreff gebaut. Besonders habe er       Dadurch kam sie in Kontakt mit den
sie aber für seine zwei Nichten (An-      Künstlern um das „Café du Dôme“,
nemarie und Eva) errichtet, denen         u.a. mit Mathilde Vollmöller, die
er in „seiner Güte besonders nahe“        1912 Hans Purrmann heiratete, und
stand. Er war auch Befürworter der        Friedrich Ahlers-Hestermann. An der
Beziehung zwischen Annemarie Kru-         Académie Russe war sie Mitschüle-
se und Igor von Jakimow - gegen           rin von Marc Chagall und Alexander
den Willen seines Bruders Max Kru-        Archipenko. Direkte Freundschaf-
se. Annemarie schätze ihren Onkel         ten pflegte sie mit Sabine Lepsius,
künstlerisch sehr. Sie schrieb einmal     Maria Slavona und dem russischen
über ihren Aufenthalt auf Hiddensee,      Bildhauer Igor von Jakimow, den sie
„aber wenn Öschen und ich allein          1912 noch in Paris heiratete. An den
blieben und zum Malen auszogen -          Akademien Colarossi und Vitti, be-
zum erstem Mal in Ölfarben - da war       gründet u.a. von Kees van Dongen,
ich erst ganz in meinem Element!“         erhielt sie ihren abschließenden
Oskar Kruse unternahm zahlreiche          Unterricht. Bis 1914 wohnte das
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Paar Kruse-Jakimow in Mariabrunn                        Igor von Jakimow
bei Dachau. Annemarie folgte ih-                        Polotebnoje bei Skopin/Russ.
rem Mann nach Russland und ver-                         1885 – 1962 Heidelberg
waltete hier bis 1918 das Gut der                       Maler, Bildhauer, Keramiker
adligen Schwiegereltern. Mit Beginn
der Revolution floh sie mit ihren                       Der Ehemann von Annemarie Kruse,
beiden kleinen Söhnen nach Berlin.                      Vater von Igor junior, Erasmus und
Ihre Erlebnisse veröffentlichte sie                     Marina von Jakimow, Schwiegersohn
ein Jahr später in dem Buch „Der                        des Bildhauers Max Kruse, studier-
Gutshof Jakimow. Erlebnisse einer                       te zunächst Rechtwissenschaften
deutschen Frau in Sowjetrussland.“                      in St. Petersburg. 1906/07 erfolgte
Die 1919 durchgeführte Einzelaus-                       die Ausbildung zum Bildhauer an der
stellung ihrer Werke in der Galerie                     Privat-Akademie Filippo Colarossi
Fritz Gurlitt wurde zu einem groß-                      in Paris. Fortsetzung des Studiums
                                   artigen Ver-         der Malerei bei Simon Hollósy in
                                   kaufserfolg.         München, den er nach Técsõ /Un-
                                   Nach          der    garn begleitete. Nach Aufenthalten
                                   Scheidung            in England, Russland und Italien war
                                   1923 lebte           er erneut 1910/11 in Paris an der
                                   Annemarie            Académie de la Grande-Chaumière.
                                   zunächst in          Daneben Unterricht bei dem Rodin-
                                   Oberham-             Schüler Emile Antoine Bourdelle und
                                   bach an der          bei Henri Matisse. Hier lernte er An-
                                   Bergstraße           nemarie Kruse kennen, die er 1912
                                   und gab an           heiratete. Erste Aufmerksamkeit er-
                                   der Oden-            regte er mit seinem „Schachspiel“
Blumen vor dem Fenster,
Öl, Lwd., Privatbesitz             waldschule           (verschollen) im Salon d‘Automne in
                                   bei Heppen-          Paris. Von 1912 bis 1914 lebte er
heim Kunstunterricht. In dieser Zeit                    mit Annemarie in Mariabrunn bei Da-
entstanden zahlreiche Landschafts-                      chau. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg
darstellungen der Umgebung. 1933                        reiste er nach Russland zum Begräb-
heiratete sie den Hölderlin-Forscher                    nis seiner Mutter. Vom Kriegsaus-
Werner Kirchner und übersetzte                          bruch überrascht, wurde Jakimow
Tolstois „Der Leinwandmesser“ ins                       zum Militärdienst eingezogen und
Deutsche. Studienaufenthalt in Flo-                     während einer Schlacht schwer ver-
renz, verschafft von Hans Purrmann,                     wundet. Auf abenteuerliche Weise
der von 1935 bis 1943 die „Villa                        reiste seine Ehefrau durch Russland
Romana“ leitete. 1948 zog Anne-                         zum Gut ihrer Schwiegereltern und
marie nach Marburg. 1957 setzte                         verwaltete dieses bis 1918. Nach
sie mit der Publikation „Gefahr und                     Verlust des Gutes, Flucht mit dem
Schau“ ihrem im Zweiten Weltkrieg                       verwundeten Ehemann und den Kin-
gefallenen Sohn Erasmus von Jaki-                       dern nach Berlin. 1919 bis 1926
mow ein unvergessliches Denkmal.                        waren Jakimows kreativste Jahre. Er
Als bildende Künstlerin malte sie                       beschickte Ausstellungen der Aka-
Landschaften, Porträts und Stillle-                     demie und der Freien Secession in
ben. Ihr Werk zeichnet sich durch                       Berlin. Nach der Scheidung 1923
einen konstanten Realismus aus,                         begleitete er Freiherr von Oppen-
der, beeinflusst durch den französi-                    heim auf dessen zweiter Expedition
schen Fauvismus, von einem kräfti-                      nach Beirut und Haleb in Syrien.
gen Kolorit bestimmt wird.                              Seine Reiseerlebnisse schilderte
.....................................................   er in den „Orientalischen Briefen“.
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1931 Umzug nach Heidelberg mit                          ter in Oberhambach, wo diese in
seiner zweiten Ehefrau, der belgi-                      der Odenwaldschule Kunstunterricht
schen Violinistin Louise Michelis.                      erteilte. Einen ersten Unterricht in
Als Zeichenlehrer an der Odenwald-                      der Bildhauerei erhielt er beim Groß-
schule in Heppenheim tätig. 1941                        vater Max Kruse. Umzug mit der
von der deutschen Wehrmacht als                         Mutter nach Bad Homburg v.d.H.
Dolmetscher russischer Gefangener                       1934. Hier Abitur und Reise nach
in Polen und der Ukraine eingezo-                       Belgien. Anschließend Arbeitsdienst
gen. Seine Eindrücke beschrieb er                       und Wehrdienst-Ausbildung in Trier.
in seinem Buch „Jenseits der Gren-                      Seit 1939 Studium an der Berliner
zen“. Beide Söhne aus erster Ehe                        Kunstakademie unter Anleitung von
fielen während des Krieges. Längere                     Prof. Richard Scheibe. Einberufung
Aufenthalte auf dem Kohlhof bei Hei-                    zum Serbien-Feldzug 1941/42. 1943
delberg. Jakimow blieb mit seinem                       Teilnahme an der Balkan-Schlacht.
gesamten künstlerischen Werk der                        Durch russischen Scharfschützen
Gegenständlichkeit verbunden. Sei-                      erschossen. Erasmus von Jakimow
ne Malerei, die vor allem Landschaf-                    hat etwa 100 Aquarelle und zahllose
ten, Stillleben und Porträts umfasst,                   Feder-Zeichnungen mit Porträts sowie
lässt in der Wahl der Farben und dem                    Pferde- und Schlachtendarstellungen
Vereinfachen der Gegenstände deut-                      hinterlassen. Die Arbeiten zeichnen
lich expressionistische Anklänge er-                    sich durch kräftige und dynamische
kennen. Die Plastiken und Skulptu-                      Linienführung aus. Die einzelnen Ge-
ren, in Bronze, Gips, Terrakotta oder                   genstände werden auf das Wesentli-
Holz ausgeführt, zeigen in ihrer Ober-                  che reduziert, was mitunter die Aus-
flächenbehandlung bisweilen sehr                        sagekraft des Motives erhöht.
lebhafte Strukturen, aber auch wie-                     .....................................................
der glatte Flächen in klassizistischer
Tradition. Bei seinen Zeichnungen
treten konzentrierte dichte Strichfüh-                  Marina von Jakimow
rungen auf, die der Darstellung eine                    München 1922 – 1997
gewisse Schwere verleihen, aber es                      Landau/Isar
gibt auch auf die reine Umrisslinie                     Malerin, Kunsterzieherin
reduzierte Arbeiten.
.....................................................   Tochter von Annemarie von Jakimow-
                                                        Kruse und Igor von Jakimow. Nach
                                                        Rückkehr der Eltern aus Russland
Erasmus von Jakimow                                     unterrichteten beide an der Oden-
Polotebnoje bei Skopin 1918 –                           waldschule in Heppenheim. Marina
1944 gefallen bei                                       studierte zunächst am Städel in
Albertfalu/Donau                                        Frankfurt, dann Schülerin von F. Ah-
Zeichner und Aquarellist                                lers-Hestermann in Hamburg. Enge
                                                        Freundschaft zu dessen Tochter Tat-
Erasmus von Jakimow war der Sohn                        jana. Marinas Mutter lebte seit 1948
von Annemarie von Jakimow-Kruse                         in Marburg, dort Staatsexamen für
und Igor von Jakimow. Seit der Flucht                   Kunsterziehung. Zusammen mit der
seiner Eltern aus der Sowjetunion                       Mutter stellte sie 1954 im Universi-
1918 wuchs er in Berlin, dann von                       tätsmuseum aus. Unterrichtete in
1919-1923 in Mariabrunn bei Da-                         Bad Homburg. Mehrere Reisen u.a.
chau auf. Nach der Scheidung des                        nach Italien. Nach der Pensionierung
Künstlerpaares Kruse-Jakimow im                         kaufte sie in den 80er Jahren einen
Jahr 1923 lebte er mit seiner Mut-                      alten Bauernhof in Wallersdorf bei
"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten
Landau an der Isar, den sie ausbau-                     lach in Breslau. Erster Auftritt 1900
te. Zahlreiche Landschaftsansichten                     im Berliner Lessing-Theater unter
entstanden in Aquarelltechnik bei                       dem Künstlernamen „Hedda Simon“;
Sommeraufenthalten in Südtirol und                      Gastspielreisen nach Moskau und
am Didoll, einem Bergrücken im Rot-                     Warschau. 1901 lernte sie den
haargebirge bei Marburg.                                Bildhauer Max Kruse kennen, der
.....................................................   sie in Malerei unterrichtete und eine
                                                        freie Liebesbeziehung mit ihr einging.
                                                        Unverheiratet lebte sie ab 1904 mit
Igor von Jakimow junior                                 ihren Töchtern in der Künstlerkolonie
Berlin 1914 – 1939 gefallen bei                         Monte Verità bei Ascona in einfachen
Mulhouse / Elsass                                       Verhältnissen. Sie malte, und hier ent-
Zeichner                                                standen ihre ersten Puppen aus Stoff.
                                                        Erst 1909 heiratete Max Kruse sie in
Sohn von Annemarie von Jakimow-                         München, sie sollten insgesamt acht
Kruse und Igor von Jakimow. Nach                        gemeinsame Kinder haben, drei Töch-
Rückkehr der Eltern aus Russ-                           ter und vier Söhne – ein Sohn starb
land unterrichteten beide an der                        nach der Geburt. 1910 gelang Käthe
Odenwaldschule in Heppenheim.                           ein durchschlagender Erfolg mit ihren
„Igruschka“ machte dort sein Abi-                       handgefertigten Puppen im Berliner
tur. Beginn eines Architekturstudi-                     Warenhaus Tietz. Käthe Kruse – so
ums. Dann im Dritten Reich zum                          ihr Markenname – erhielt die Große
Arbeitsdienst eingezogen, danach                        Goldene Medaille auf der Internationa-
Kriegsdienst. Er wurde mehrfach ver-                    len Puppen-Ausstellung in Florenz und
wundet und verlor drei Finger. Trotz-                   erste Preise in Frankfurt/Main und
dem entstanden Karikaturen. Nach                        Breslau. 1912 zog sie mit ihrer Firma
Kriegsende lange vermisst. Eine bei                     von Berlin nach Bad Kösen/Saale und
Mulhouse gefundene Plakette wurde                       setzte die Serienproduktion von Pup-
von der Kriegsgräberfürsorge als ihm                    pen fort. Auszeichnung 1913 in Gent
zugehörig identifiziert.                                (Grand Prix). 1914 bis 1925 diverse
.....................................................   Patentanmeldungen, da ihre Puppen
                                                        kopiert und gefälscht wurden. 1928
                                                        Beginn der Produktion von lebens-
Käthe Kruse (geb. Katharina                             großen Schaufensterpuppen. In den
Johanna Gertrud Simon)                                  folgenden Jahren Auszeichnungen auf
Dambrau bei Breslau 1883 –                              Ausstellungen in Barcelona (1929),
1968 Murnau                                             Paris (1937), Grand Prix für Schau-
Puppenmacherin und Malerin                              fensterpuppen. 1946 Gründung von
                                                        Produktionsstätten in Bad Pyrmont
Käthe Kruse, zweite Ehefrau des                         und Donauwörth. 1942 Tod des
Bildhauers Max Kruse, Mutter von                        Ehemannes, 1944 fielen zwei ihrer
Max Kruse junior, erhielt zunächst                      Söhne. 1949 Zusammenlegung
Schauspielunterricht bei Otto Ger-                      der Werke in Donauwörth. 1954/5
                                                        Zwangsenteignung des Betriebs-
Käthe Kruse mit Puppen, 1925
                                                        vermögens in Bad Kösen durch die
                                                        DDR. 1951 Veröffentlichung der
                                                        Autobiografie „Das große Puppen-
                                                        spiel“. Die letzten Lebensjahre ver-
                                                        brachte Käthe Kruse abwechselnd
                                                        in München und Murnau.
                                                        .....................................................
"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten
übersetzt wurden, schrieb er Hör-
© Stefan Sisulak                          spiele und Theaterstücke. Er war
                                          Mitglied des PEN und Träger des
                                          Bundesverdienstkreuzes und des
                                          Bayerischen Verdienstordens.
                                          .....................................................

                                          Der Freundeskreis der „Kruses“

                                          Friedrich Ahlers-Hestermann
Max Kruse anlässlich der Verleihung des
Werner-Egk-Preises im Jahr 2005           Hamburg 1883 – 1973 Berlin
                                          Maler, Grafiker, Schriftsteller
Max Kruse jun.
Bad Kösen bei Naumburg 1921 –             Mit 17 wurde er auf Rat von Alfred
4.9.2015 Penzberg/Bay.                    Lichtwark, dem Direktor der Hambur-
Schriftsteller                            ger Kunsthalle, Privatschüler des Frei-
                                          lichtmalers Arthur Siebelist. 1907-14
Er wurde 1921 als Sohn von Max            verbrachte er mit Unterbrechungen in
Kruse sen. und seiner zweiten             Paris, wo er sich u.a. mit dem Werk
Frau, Käthe Kruse, geboren. Der           von van Gogh und Cézanne beschäf-
von seinen Eltern „Herzensmaxl“           tigte. Letzterer hatte entscheidenden
Genannte war das jüngste ihrer sie-       Einfluss auf sein Schaffen. In Paris ar-
ben Kinder. Nach dem Abitur in Wei-       beitete er ab 1909 im Künstlerkreis
mar studierte er Philosophie und          „Café du Dôme“ u.a. zusammen mit
Betriebswirtschaft in Jena. Nach          Hans Purrmann und Carl Moll sowie
dem 2. Weltkrieg leitete er die mit       ein Jahr in der Acádemie Matisse.
Bad Pyrmont zusammengelegten              1913 lernte er seine spätere Frau,
Puppenwerkstätten in Donauwörth.          die Malerin Alexandra Povórina ken-
Mit fast 40 Jahren zog er sich aus        nen. Ab 1918 lebte das Künstlerpaar
dem Unternehmen zurück, um sich           in Hamburg, wo er an der privaten
seinen Kindheitstraum zu erfüllen:        Damen-Kunstschule Koppel arbeitete
Mit „Der Löwe ist los“ veröffentlich-     und 1919 die „Hamburgische Seces-
te er 1952 sein erstes Kinderbuch.        sion“ mitbegründete. 1922-25 reiste
In den folgenden Jahren arbeite-          er mehrfach mit seiner Frau nach
te er als Werbetexter und Reise-          Franken. In Würzburg und Wertheim
schriftsteller. Mit „Urmel aus dem        traf er sich mit seinen Künstlerfreun-
Eis“ gelang ihm ab 1969 mit Hilfe         den, u.a. Otto Modersohn und Louise
der Augsburger Puppenkiste sein           Modersohn-Breling. Ab 1928 lehrte
Durchbruch als Kinderbuchautor,           er an der Werkschule in Köln, die er
der bis heute ca. 50 Bücher, dar-         1933 aus poltischen Gründen verlas-
unter „Lord Schmetterhemd“, „Don          sen musste. 1938 übersiedelte er
Blech“, und über seine Kindheit im        nach Berlin, wo er schriftstellerisch
„Käthe-Kruse-Haus“ veröffentlich          tätig wurde und u.a. an seinem Buch
hat. 2008 erschien sein Buch „En(t)       „Stilwende“, einem Standardwerk
dzauberung. Herbst des Religions-         zum Jugendstil, arbeitete. Er war
zeitalters“, 2011 seine Autobio-          ordentliches Mitglied der Berliner
grafie „Im Wandel der Zeit“ sowie         Akademie der Künste und leitete die
Fortsetzungen der Urmel-Reihe bis         Kunstabteilung.
2013. Neben den Kinderbuchklas-           Unter dem Einfluss Cézannes blie-
sikern, die in zahlreiche Sprachen        ben seine Landschaften bis in die
"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten
1920er Jahre oft von fleckenartiger                     Tierbronzen fanden als Brunnenfi-
Auflösung der Naturform und harmo-                      guren Aufstellung im öffentlichen
nischer Farbgebung bestimmt. Mit                        Raum. Er stand in engem Kontakt
Ende der 1920er Jahre hatte er ei-                      zu Künstlern der Berliner Secession,
nen Personalstil entwickelt, der sich                   an deren Ausstellungen er bis 1913
in Auflockerung der ehemals geome-                      sporadisch teilnahm.
trischen Strukturen ausdrückt und                       .....................................................
die Landschaften nun kleinteiliger
und weicher erscheinen lässt. Nur
in den Stillleben der späten Jahre                      Ida Gerhardi
findet sich noch kubistische Strenge                    Hagen 1862 – 1927 Lüdenscheid
und Flächigkeit und eine späte Annä-                    Malerin
herung an Matisse.
.....................................................

August Gaul
Großauheim bei Hanau 1869 –
1921 Berlin
Bildhauer, Grafiker

Zunächst lernte er in der Werkstatt
seines Vaters, einem Steinmetz-
meister. Weitere Ausbildung an der
Hanauer Zeichen-Akademie sowie
als Ziseleur in einer Silberwarenfa-
brik und 1888-96 Studium in Ber-                        Selbstbildnis II, Öl, Lwd., 1904, Privatbesitz
lin, u.a. im Atelier des Bildhauers
Alexander Calandrelli. Durch seine                      Ab 1890 studierte sie an der Damen-
Skizzen im Zoo findet er seinen                         akademie des Münchner Künstlerin-
Stil und Themenkreis mit für diese                      nenvereins u.a. bei Tina Blau. Zu die-
Zeit ungewöhnlichen Tierdarstellun-                     ser Zeit war in Deutschland Frauen
gen. In Rom lernte er 1897 Louis                        der Zugang zu den Akademien weit-
Tuaillon kennen. Beide lehnten die                      gehend verwehrt, so dass sie auf
übertriebene Formensprache der                          private Schulen angewiesen waren.
Gründerzeit ab, und A. Gaul fand zu                     Auch das anschließende Studium ab
einem reduzierten, klassizistischen                     1891 in Paris erfolgte an der priva-
Ausdruck seiner Figuren. Die neue                       ten Académie Colarossi. In dieser
Auffassung des Tiermotivs, losge-                       Zeit entstanden Freilicht-Landschaf-
löst von allegorischem und erzäh-                       ten unter zunehmend impressionisti-
lerischem Inhalt, machte ihn zu ei-                     schem Einfluss. Ab 1893 wandte sie
nem wegweisenden Vertreter seiner                       sich der Porträtmalerei zu. In Paris
Kunst. Viele seiner naturgentreuen                      lernte sie u.a. Ottilie Roederstein,
                                                        Käthe Kollwitz, Maria Slavona sowie
                                                        Annemarie Kruse, die ihre Schülerin
                                                        wurde, kennen und schloss sich dem
                                                        Künstlerkreis „Café du Dôme“ um
                                                        F. Ahlers-Hestermann an. Ab 1895
                                                        unternahm sie mehrere längere Rei-
Kämpfende Widder, Bronze,                               sen, u.a. nach Italien und London.
Sammlung W. Schuller                                    Ab 1900 stellte sie mehrfach mit der
"Die Kruses" Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis - Ausstellungen Museum "Schlösschen im Hofgarten" - Schlösschen im Hofgarten
Berliner Secession aus und widmete                      Heidelberg tätig. Studienreisen u.a.
sich vorwiegend der lukrativeren Por-                   nach Italien und Holland. In Heidel-
trätmalerei zur Sicherung ihres Un-                     berg enge Freundschaft mit Igor von
terhalts. Herausragend sind zudem                       Jakimow. Malte viele Motive im Ne-
ihre Gemälde, die in den sog. Pariser                   ckartal und Umgebung. Seine Wer-
Apachenkneipen entstanden. Sie                          ke zeigen einen pastosen Farbauf-
besuchte diese Tanzlokale um 1905                       trag in Alla-Prima-Technik. Er blieb
zusammen mit Käthe Kollwitz, ohne                       dem Realismus verbunden, wobei
männliche Begleitung, was für Frau-                     die Detailbehandlung in nuancier-
en dieser Zeit unüblich war. So fand                    ter Farbigkeit mit atmosphärischer
sie Motive, wie sie zuvor nur ihre                      Stimmung vorherrscht.
männlichen Malerkollegen festgehal-                     ...................................................
ten hatten. Sie lebte bis 1913 als
Künstlerin und künstlerische Rat-
geberin hoch geschätzt in Paris und                     Sabine Lepsius
organisierte bei ihren Reisen nach                      Berlin 1864 – 1942 Bayreuth
Deutschland französisch-deutsche                        Malerin
Ausstellungen und vermittelte Auf-
träge u.a. für die Bildhauer Auguste                    Tochter des Bildnismalers Gustav
Rodin und Aristide Maillol und den                      Graef und Ehefrau des Malers Rein-
Komponisten Frederick Delius. Ihre                      hold Lepsius. Nach einem anfängli-
späten Bilder stehen in Farbigkeit                      chen Musikstudium Entscheidung
und Duktus unter expressionisti-                        für die Malerei. Besuch des Schü-
schem Einfluss und zeigen nun auch                      lerinnenateliers von Carl Gussow in
Stadtansichten und Stillleben.                          Berlin. 1890/91 Malereistudium an
.....................................................   der Académie Julian in Paris. Grün-
                                                        dungsmitglied der Berliner Seces-
                                                        sion. Malte im Stil von Max Lieber-
Adolf Hacker                                            mann und Max Slevogt. In ihrem
Schwarzenbach/Saale 1873 –                              Salon in Berlin-Westend verkehrten
1943 Heidelberg                                         u.a. Rilke, Simmel und George, mit
Maler, Graphiker, Zeichner                              dem sie befreundet war. Ihre Schü-
                                                        lerin war ab 1897 Mathilde Vollmo-
Zunächst Lehre als Zimmermaler,                         eller-Purrmann. Mit ihrer Malkunst
daneben Zeichenunterricht an der                        ernährte sie eine sechsköpfige Fa-
gewerblichen Fortbildungsschule in                      milie. Besonders gefragt waren ihre
Hof. 1892 bis 1894 Maler bei der                        Kinderbildnisse. Am Ende ihres Le-
Deutschen Marine in Wilhelmsha-                         bens äußerte sie verbittert: „Ich war
fen. Ab 1896 ansässig in Heidel-                        nur zum Geldverdienen auf der Welt.
berg. Weiterbildung an der Kunst-                       Schade um meine Gaben.“
gewerbeschule Hannover in Malerei                       .....................................................
bei Otto Hamel (1896/97). Studium
von 1909-1912 an der Akademie
für bildende Künste in Karlsruhe bei                    Hans Purrmann
Ernst Schurth, Hans Müller-Dachau                       Speyer 1880 – 1966 Basel
sowie Walter Conz, 1912/13 Akt-                         Maler, Grafiker, Kunstschriftsteller
malerei bei Lovis Corinth in Berlin.
Dann Besuch der Académie de                             Er begann vierzehnjährig zunächst
la Grande Chaumiere in Paris. Ab                        eine Malerlehre. Nach seiner Aus-
1914 Kriegsmaler bei der Marine                         bildung 1895-1897 an der Kunst-
in Wilhelmshafen. Nach 1918 in                          akademie in Karlsruhe ging er nach
München und stellte bereits 1903                        Akademie der Künste Berlin, dort
und 1905 dort aus. Zur Mitglied-                        1934 aus politischen Gründen aus-
schaft in der Berliner Secession                        geschlossen. 1945 wurde ihr Atelier
kam er im Winter 1904/05. Danach                        fast völlig zerstört. Ausstellungstä-
ging er nach Paris, traf im legen-                      tigkeit mit der Künstlervereinigung
dären „Café du Dôme“ zahlreiche                         „Neue Gruppe“. 1948 wurde sie
Künstlerkollegen aus Deutschland                        an die Akademie zurückberufen und
(u.a. seinen Freund Rudolf Levy),                       1955 Ordentlicher Professor. 1957
Italien, Ungarn. Seit 1907 ver-                         wurde ihr Berliner Bär aufgestellt,
band ihn eine enge Freundschaft                         der bis heute als Kleinplastik Preis
mit Henri Matisse, dessen Schü-                         der Berlinale Filmfestspiele ist. Ihre
ler er wurde. Schließlich leitete                       ruhigen, reduzierten Tierfiguren ent-
er das „Matisse-Schüler-Atelier“.                       standen unter dem Einfluss von Ge-
Friedrich Ahlers-Hestermann setz-                       org Kolbe und bilden einen Kontrast
te sich dafür ein, dass Annemarie                       zu der von heroischen Denkmälern
Kruse bei Purrmann aufgenommen                          geprägten Bildhauerkunst im Wilhel-
wurde. Dieser wurde für sie „ein                        minischen Berlin. In ihrer Abstrak-
unschätzbarer Ratgeber“. Nach                           tion gehen die meist Jungtiere dar-
der Teilnahme an der Beerdigung                         stellenden Plastiken oft einen Schritt
Liebermanns 1935 übernahm er                            weiter als die ihres Künstlerkollegen
die Leitung der „Villa Romana“ in                       August Gaul.
Florenz. Seine Werke - lichterfüllte                    .....................................................
Landschaftsbilder, Porträts, Akte,
Stillleben - wurden von den Natio-
nalsozialisten verfemt.                                 Maria Slavona
.....................................................   Lübeck 1865 – 1931 Berlin
                                                        Malerin

Renée Sintenis                                          Sie war die Tochter eines Lübecker
Glatz/Schlesien 1888 – 1965                             Apothekers und wuchs mit 5 Ge-
Berlin                                                  schwistern als Marie Dorette Ca-
Bildhauerin                                             roline Schorer auf. Mit 17 begann
                                                        sie in Berlin 1887 eine Ausbildung
Sie wurde unter dem Namen Rena-                         in Malen und Zeichnen, zunächst
te Alice Sintenis geboren und wurde                     an einer Privatschule, dann am
eine auffallende und beeindruckende                     Kunstgewerbemuseum, dann an der
Erscheinung im Berlin der 20er Jah-                     Malschule des Berliner Vereins der
re. Ab 1907 Studium an der Unter-                       Künstlerinnen und danach als Pri-
richtsanstalt des Kunstgewerbemu-                       vatschülerin von Karl Stauffer-Bern.
seums Berlin u.a. bei Leo von König.                    1888-89 war sie zum Studium in
1915 als Gast bei der Ausstellung                       München, ab 1890 in Paris im Kreis
der Freien Secession. 1917 heirate-                     skandinavischer Künstler. 1893 im
te sie den Maler Emil Rudolf Weiß.                      Pariser Salon erste Erfolge. Freund-
In den 1920er Jahren Freundschaf-                       schaft mit Pissarro. 1895/96 wie-
ten zu Künstlern wie Max Kruse und                      der in Berlin. 1897- 1906 wieder in
Max Liebermann. Auch Rilke setzte                       Paris, wo sie den Schweizer Kunst-
sich für den Verkauf ihrer Plastiken                    händler Otto Ackermann heiratete,
ein. Neben Tierplastiken entstanden                     durch den sie auch in Paris Kon-
in den späten 1920er Jahren auch                        takt zu vielen Künstlern bekam. Ab
Sportlerporträts. 1931 wurde sie                        1901 korrespondierendes Mitglied
als erste Bildhauerin Mitglied der                      der Berliner Secession. 1906 Um-
zug nach Lübeck, ab 1909 meist in                       ge Künstlergraphik. Sein gemaltes
Berlin lebend und Mitglied der Freien                   Werk weist ab 1900 die helle Farb-
Secession. Ihre Bilder im spätim-                       gebung der französischen Impressi-
pressionistischen Stil bleiben am                       onisten auf, deren Malstil er bis zum
Detail orientiert.                                      Lebensende treu blieb.
.....................................................   .....................................................

Max Slevogt                                             Louis Tuaillon
Landshut 1868 – 1932                                    Berlin 1862 – 1919 Berlin
Neukastel/Pfalz                                         Bildhauer
Maler, Graphiker
                                                        Der Sohn französischer Eltern stu-
Er verbrachte die Schulzeit in Würz-                    dierte 1879-81 an der Hochschule
burg und kam 1884 zum Studium                           für Bildende Künste in Berlin. An-
an die Akademie München. 1889                           schließend war er Meisterschüler
studierte er an der Académie Julian                     von Reinhold Begas. 1884/5 war
in Paris, dann Rückkehr nach Mün-                       er in Wien tätig, bevor er ab 1885
chen. 1890 Italienreise mit Studien-                    für 18 Jahre in Rom ansässig wur-
freund Robert Breyer, danach „freier                    de. Dort hatte er auch Kontakt zu
Maler“ in München. Mitglied seit                        dem Bildhauer August Gaul. 1903
Gründung der Münchener Sezessi-                         ließ er sich wieder in Berlin nieder.
on 1892. 1898 Heirat mit Antonie                        Ab 1900-1913 nahm er fast jähr-
Finkler aus Godramstein/Pfalz.                          lich an den Ausstellungen der Ber-
Reise zur Rembrandt-Ausstellung                         liner Secession teil und war zeit-
in Amsterdam. Ab 1899 Teilnahme                         weise im Vorstand wie Max Kruse.
an den Ausstellungen der 1898                           1902 stellte er dort den „Herkules
gegründeten Berliner Secession.                         mit dem Eber“ aus. 1905 wurde
1901 Umzug nach Berlin. 1902 bis                        unter Anwesenheit des Secessio-
1910 Vorstandsmitglied neben Max                        nisten-Gegners Kaiser Wilhelm II.
Liebermann, Lovis Corinth, August                       sein Kaiser-Friedrich-Denkmal in
Gaul, Walter Leistikow, Bruno und                       Bremen enthüllt, das wegen seiner
Paul Cassirer und Max Kruse, den                        antikisierenden              Formensprache
er porträtierte. Ab 1901 Buchillus-                     jedoch heftige Kritik vom Publi-
trationen für den Bruno Cassirer                        kum erfuhr. Er unterzeichnete den
Verlag. Bühnenbildentwürfe für Max                      Antrag des Vorstands der Berliner
Reinhardt und Otto Brahm. Reisen                        Secession, der zum Ausschluss
nach London, Hamburg, München,                          Noldes wegen unehrenhaften Ver-
Sommer-Ferien immer in der Pfalz.                       haltens geführt hatte. 1913 verließ
1914 Reise nach Ägypten; Beitritt                       er mit Liebermann u.v.a. die Berli-
zur Freien Secession, Vorstandsmit-                     ner Secession.
glied und ab jetzt Mitglied der König-                  Er lehrte als Professor an der Berli-
lichen Akademie der Künste in Ber-                      ner Akademie. Früh konnte er sich
lin. Im November 1914 Kriegsmaler                       vom pompösen Stil seines Lehrers
an der französisch-belgischen Front.                    Reinhold Begas lösen, blieb aber,
Ab 1917 Leiter eines Meisterateli-                      anders als sein Kollege August
ers in Berlin. 1918 durch französi-                     Gaul, der mythologischen Groß-
sche Besatzungsmacht in der Pfalz                       plastik treu, wobei er jedoch die
zurückgehalten, 1920 wieder in Ber-                     klassischen Motive in zeitgemäße
lin. Zahlreiche Porträts, Wandbilder,                   Form brachte.
Buchillustrationen und eigenständi-                     ...................................................
Mathilde Vollmoeller-Purrmann                             1920 Briefwechsel mit Rilke. Ab
Stuttgart 1876 – 1943 München                             1908 Académie Matisse, lernt Purr-
Malerin                                                   mann kennen. Mitschüler hier: Anne-
                                                          marie Kruse und Igor von Jakimow.
Tochter des Textilfabrikanten Robert                      Bis 1910 Reisen mit Künstlern und
Vollmoeller. Trotz starker Beanspru-                      Freunden der Matisse-Schule nach
chung durch die große Familie nach                        Collioure. 1911 Stuttgart, Pflege
dem Tod der Mutter, erfolgte erste                        des Vaters und Ausstellung. 1912
Ausbildung in Stuttgart bei Karl Bau-                     Heirat mit Hans Purrmann, 1913
er, der mit Stefan George bekannt                         Atelier in Paris. 1914 in Beilstein bei
war. 1897 Umzug nach Berlin. Als                          Heilbronn, Beschlagnahmung der
Schülerin von Sabine Lepsius in                           Pariser Wohnung. Ab 1916 Berlin.
Kontakt u.a. zu Liebermann, Co-                           Beschränkung auf die Aquarelltech-
rinth, Slevogt und zur literarischen                      nik. 1919 Erwerb eines Hauses in
Avantgarde um Hofmannsthal, Ril-                          Langenargen / Bodensee, als Som-
ke, Dauthendey und George. 1903-                          merdomizil der Familie. 1923-1927
1905 Reisen nach England, Holland,                        in Rom, ab 1936 in Florenz an der
Italien. Ab 1906 Malereistudium                           Neustrukturierung der “Villa Roma-
in Paris, 1907 erneut in Holland,                         na“ beteiligt. Kühne Ölgemälde in
1908 Florenz. In Paris Teilnahme                          kräftigen Farben und leichte Aqua-
am „Salon d‘Automne“, 1906-11                             relle mit Tendenz zur Abstraktion be-
am „Salon des Indépendants“. Bis                          haupten ihre Eigenständigkeit.
                                                                                                             Foto: Kurt Bauer

Annemarie von Jakimow-Kruse, Parklandschaft mit Blumen, Museen Donauwörth

................................................................................................................

Bildnachweis:
Kurt Bauer, Stefan Sisulak, Winfried Berberich, Steffen Schulte-Lippern, Privatbesitz.
Fotos Titel: © Museen Donauwörth:
Käthe und Max Kruse, 1903
Puppe I „Rumpumpel“ 1926
Puppe VIII, „Friedebald“ nach 1930
© Texte: Grafschaftsmuseum, Layout: Margitta DeLong
Ausstellungsorte:

                                                        e eines
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Museum „Schlösschen im Hofgarten“              Sie ermäß           m
                                                          n Museu
7.11. 2015 - 28.2.2016                         im zweite
Dienstag - Samstag:    Sonntag:
13:00 - 17:00 Uhr      12:00 - 18:00 Uhr
24.12. und 31.12. geschlossen

Museum „Schlösschen im Hofgarten“
Würzburger Str. 30
97877 Wertheim
www.schloesschen-wertheim.de
http://schloesschenimhofgarten.blogspot.de/

Grafschaftsmuseum
Dienstag - Freitag:
10:00 - 12:00 Uhr und
14:30 - 16:30 Uhr
Samstag:
14:30 - 16:30 Uhr
Sonn- und Feiertage:
14:00 - 17:00 Uhr

Dauerausstellung:
Kinderland-Zauberland
Puppen und Puppenstuben
der Sammlung Weidelt

Führungen außerhalb der Öffnungszeiten
nach Vereinbarung möglich

Info für beide Ausstellungen
Grafschaftsmuseum
und Otto-Modersohn-Kabinett
Rathausgasse 6-10
97877 Wertheim

Tel.: 09342 / 301 511
grafschaftsmuseum@t-online.de
www.grafschaftsmuseum.de
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