Die Schulpsychologie - Bildungsberatung - Bericht zur internen Evaluation Evaluationsbericht an das Bundesministerium für Unterricht und Kunst ...
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Anselm Eder Die Schulpsychologie – Bildungsberatung Bericht zur internen Evaluation Evaluationsbericht an das Bundesministerium für Unterricht und Kunst Wien, Dezember 2008
Inhalt 1. Einleitung 3 2. Was ist ein Schulpsychologe? Das Selbstbild vom Fremdbild 4 3. Was tut ein Schulpsychologe? Das Tätigkeitsprofil: Wunsch und Wirklichkeit 5 Übersicht 1.1: Tätigkeitsprofil der SchulpsychologInnen, Wunsch und Wirklichkeit: derzeitiges Tätigkeitsprofil und durchschnittlicher Zeitaufwand dafür 6 Übersicht 1.2: Tätigkeitsprofil der SchulpsychologInnen, Wunsch und Wirklichkeit: Liste der Tätigkeiten, die nach Ansicht der SchulpsychologInnen zum Tätigkeitsprofil gehören sollten, aus Gründen von Zeit- und Personalmangel aber nicht oder fast nicht ausgeübt werden können 8 4. Die Zufriedenheit mit der Aufteilung der Arbeitszeit 11 Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum 13 5. Problematische gesellschaftliche Entwicklungen, die das Tätigkeitsspektrum von SchulpsychologInnen berühren, und die Möglichkeiten und deren Grenzen, darauf zu reagieren 19 6. Die Darstellung der Schulpsychologie-Bildungsberatung in der Öffentlichkeit 22 Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen 23 7. Schlussfolgerungen 31 8. Zusammenfassung 33 9. Abstract 35 Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 1 von 117
Anhang 1: Das Evaluationsdokument 37 Anhang 2: Synopsis der Antworten 43 Anhang 2.1: Kurzbezeichnungen für das Tätigkeitsspektrum: Ist/soll 43 Anhang 2.4: gesellschaftliche Entwicklungen, die abgelehnt werden, aber das Tätigkeitsspektrum bestimmen 78 Anhang 2.6: sonstige Tätigkeiten, die notwendig aber nicht möglich sind. 82 Anhang 2.7: die wichtigsten Gründe, die an der Ausübung der obigen Tätigkeiten hindern 87 Anhang 2.8: Angenommen, eine Mutter oder ein Vater eines Schülers fragt Sie: „Was ist eigentlich ein Schulpsychologe, für was ist der da?“ Wie würden Sie ihm/ihr antworten? 92 Anhang 2.9: Wenn es in Ihrer Macht stünde, das Tätigkeitsspektrum der Schulpsychologie/Bildungsberatung neu festzulegen; in welcher Weise würden Sie das tun? 100 Anhang 2.10: Wie beurteilen Sie die Art und Weise, in der bisher die Tätigkeit von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in der Öffentlichkeit bekannt gemacht worden ist? 105 Anhang 2.11: falls Sie zugestimmt haben zu „Könnte sehr viel besser sein“: in welcher Hinsicht? 107 Anhang 2.12: Fragen, die wir sonst noch hätten stellen sollen, und die Antworten darauf 112 Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 2 von 117
1. Einleitung Im November 2008 erging der Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, eine interne Evaluation der Schulpsychologie-Bildungsberatung durchzuführen. Ziel war es, die aktuelle Wahrnehmung der Schulpsychologie- Bildungsberatung aus dem Blickwinkel der Leiter/innen und der Mitarbeiter/innen der Schulpsychologie-Bildungsberatung zu erfassen; Chancen, Herausforderungen, Grenzen sowie Stärken und Schwächen aufzuzeigen. Fragestellungen dabei waren: - Inwieweit haben Standards gegriffen; - Auswirkungen der bisherige Positionierungsarbeit , - wie groß ist die Identifikation mit Aufgabenfeldern, - gibt es gegebenenfalls Szenarien zu einem bedarfsgerechteren Einsatz vorhandener Kapazitäten - gibt es Szenarien für ein schulpsychologisches Programm einer Beratung, Supervision und/oder Intervention zur Unterstützung individualisierter Lehrer- Schüler-Beziehungen auszuarbeiten, und - werden Möglichkeiten gesehen, das Tätigkeitsspektrum des schulpsychologischen Dienstes in einer Weise darzustellen, die geeignet ist, einen systematischen Überblick auch über jene Tätigkeiten zu gewinnen, die möglicherweise von Randkompetenzen mehr als bisher in den Bereich der Kernkompetenzen gerückt werden sollten. Im Rahmen dieser Aufgabenstellung wurde zunächst ein Erhebungsdokument in Form eines teilstrukturierten Fragebogens zur Erhebung der derzeitigen Leistungen und Schwerpunktsetzungen im Bereich Schulpsychologie/Bildungsberatung ausgearbeitet. Dieser Fragebogen wurde von insgesamt 110 SchulpsychologInnen beantwortet, d.s. rund 3/4 der in diesem Bereich arbeitenden Personen. Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die in diesem Fragebogen gegebenen Antworten und versucht, daraus Schlussfolgerungen abzuleiten, die zu den oben gestellten Fragen Stellung nehmen. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 3 von 117
2. Was ist ein Schulpsychologe? Das Selbstbild vom Fremdbild Im Rahmen der internen Evaluation war zunächst von Interesse, wie die befragten SchulpsychologInnen ihre eigene Tätigkeit gegenüber jenen Personen definieren, die nicht innerhalb des Schulsystems arbeiten und daher auch nicht aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit über die Arbeit der Schulpsychologie informiert sind. Die Schulpsychologen wurden daher gefragt: „Angenommen, eine Mutter oder ein Vater eines Schülers fragt Sie: „Was ist eigentlich ein Schulpsychologe, für was ist der da?“ Wie würden Sie ihm/ihr antworten?“ Die Antworten der SchulpsychologInnen auf diese Frage nach der Selbstdarstellung gegenüber den Eltern fallen sehr eindeutig aus. Alle Antworten haben das gemeinsame Element: Beratung bei Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit der Schule stehen. Bei vielen Antworten werden die klinisch-psychologische Diagnostik und das Gespräch als Elemente dieser Arbeit explizit genannt. Die Problemlösung in schwierigen Einzelfällen steht also bei der Selbstdefinition der Tätigkeit von SchulpsychologInnen nach außen im Vordergrund. Dabei sind die Personen, die den Psychologen das Problem präsentieren, aus deren Sicht in erster Linie Schüler und Eltern, seltener Lehrer. Bei den meisten Antworten wird auf die fachliche Kompetenz als Psychologe hingewiesen, die den Psychologen vom Tätigkeitsspektrum des Lehrers abhebt. Die kritische Differenz zwischen dem Aufgabenbereich des Lehrers und dem des Psychologen spielt somit in der Darstellung nach außen eine nicht unerhebliche Rolle. (Vgl. Anhang 2.8) Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 4 von 117
3. Was tut ein Schulpsychologe? Das Tätigkeitsprofil: Wunsch und Wirklichkeit Die Frage nach dem Tätigkeitsprofil der SchulpsychologInnen steht mit dieser Selbstdarstellung nach außen in einem logischen und ziemlich eindeutigen Zusammenhang. Übersicht 1.1 zeigt die von den SchulpsychologInnen angegebenen Tätigkeiten ihres Berufsalltages, in Kategorien zusammengefasst. In der zweiten Spalte der jeweils ersten Zeile ist der Durchschnitt des Prozentsatzes an Arbeitszeit angegeben, den die befragten SchulpsychologInnen nach eigener Einschätzung mit der jeweiligen Tätigkeit tatsächlich verbringen („ist“), in der jeweils zweiten Zeile der Prozentsatz, den sie nach der Einschätzung jener, deren Arbeitszeit nicht so ist, wie sie nach ihrer Meinung sein sollte, damit verbringen sollten („soll“). Es handelt sich also um eine Einschätzung der Vorstellungen, wie die Arbeitszeit im Sinne einer besseren Erfüllung der gestellten Aufgaben aufgeteilt sein sollte. Diagnostik und Beratung machen mit durchschnittlich je 35 bzw. 38 Prozent den weitaus überwiegenden Teil der Tätigkeiten aus. Für 34% der Schulpsychologen würde für diagnostische Tätigkeiten ein Arbeitsaufwand von etwa 26% wünschenswerter sein. Der durchschnittliche Zeitaufwand für längerfristige Beratung und Behandlung, also Begleitung von problematischen Schülern im Einzelfall, wird mit durchschnittlich 7% angegeben, 26% der PsychologInnen sind aber der Meinung, dass durchschnittlich doppelt so viel Zeit dafür notwendig wäre. Auch Vernetzung, Kontakt zu anderen Organisationen und Arbeit innerhalb des Schulsystems, also Arbeit mit LehrerInnen, DirektorInnen, mit Schulklassen und anderen Ansprechpartnern innerhalb des Schulsystems, sollte nach Meinung von 21% der SchulpsychologInnen mehr Zeit in Anspruch nehmen als es derzeit möglich ist. Ähnliches gilt für Lehrerfortbildung, eigene Fortbildung und Tätigkeiten als Referenten. Als zu hoch wird der Arbeitsaufwand für Administration betrachtet. Die Zeit für eigene wissenschaftliche Arbeit und Forschung und vor allem für Prävention kommt deutlich zu kurz: letzteres wird allerdings erst durch den Vergleich mit Übersicht 1.2 deutlich, siehe unten. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 5 von 117
Übersicht 1.1: Tätigkeitsprofil der SchulpsychologInnen, Wunsch und Wirklichkeit: derzeitiges Tätigkeitsprofil und durchschnittlicher Zeitaufwand dafür Tätigkeiten derzeit genannt durch- von % schnitt min max Diagnostik ist 84 35 8 70 soll 34 26 5 50 Gutachtenerstellung ist 58 10 0,5 30 soll 19 8 2 20 Beratung von. Schülern, Eltern, Lehrern ist 95 38 4 90 soll 46 38 10 85 Begleitung: längerfristige Beratung, Behandlung ist 54 7 0 30 soll 26 14 2 44 Vernetzung: Kontakt zu anderen Organisationen ist 68 7 1 25 soll 21 11 2 20 Arbeit im System: Lehrergruppen, Klassen, etc ist 75 14 0,5 56 soll 33 20 1 95 Lehrerfortbildung ist 31 6 1 15 soll 9 7 1 15 eigene Fortbildung ist 35 4 0,5 10 soll 12 6 2 12 Öffentlichkeitsarbeit/Referententätigkeit ist 53 5 0 20 soll 12 7 1 17 Administration ist 66 12 2 40 soll 25 7 0,5 30 Krisenintervention ist 49 7 0,5 70 soll 8 6 1 10 eigene wissenschaftliche Arbeit/Forschung ist 23 5 1 11 soll 6 11 4 33 Präventionsarbeit ist 6 15 1 30 soll 1 5 5 5 Legende zu Übersicht 1.1: siehe Übersicht 1.2 Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 6 von 117
Übersicht 1.2 gibt Aufschluss über die Tätigkeiten, die derzeit überhaupt nicht von den Schulpsychologen ausgeübt werden können, aber ihrer Meinung nach im Sinne der Erfüllung ihrer Aufgaben von ihnen ausgeübt werden sollten. Dabei fällt auf, dass einige der Tätigkeiten in Übersicht 1.2 auch schon in Übersicht 1.1, die über die tatsächlich ausgeübten Tätigkeiten Aufschluss gibt, aufscheinen. Das liegt daran, dass manche der SchulpsychologInnen diese Tätigkeiten (vor allem: präventive Arbeit) als Teil der von ihnen derzeit schon ausgeübten Tätigkeiten bezeichnen, andere nicht. An erster Stelle der Tätigkeiten, die nicht oder nicht ausreichend ausgeübt werden können, steht Prävention. Prävention kommt auch in den Antworten zu den verschiedensten Fragen immer wieder vor und wird sehr häufig als etwas betont, bei dem ein dringender Nachholbedarf besteht. Die anderen Tätigkeitsbereiche lassen sich im Wesentlichen in zwei große Gruppen gliedern: 1.) Arbeit im System, Coaching, Supervision von LehrerInnen, SchülerInnen, SchulleiterInnen, Projektarbeit mit SchülerInnen, also Arbeit in und mit dem System Schule eher als mit Einzelpersonen, und 2.) die längerfristige Betreuung und Beratung einzelner Schüler und Schülerinnen auf einem individuellen Niveau, Therapie- und Beratungsangebote, oder therapienahe Angebote, oft auch als „Begleitung“ bezeichnet. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 7 von 117
Übersicht 1.2: Tätigkeitsprofil der SchulpsychologInnen, Wunsch und Wirklichkeit: Liste der Tätigkeiten, die nach Ansicht der SchulpsychologInnen zum Tätigkeitsprofil gehören sollten, aus Gründen von Zeit- und Personalmangel aber nicht oder fast nicht ausgeübt werden können genannt durch- Wunsch: von % schnitt min max selber unterrichten 2 10 10 10 Lehrerfortbildung 14 5 1 10 Prävention 29 12 3 50 Vernetzung 4 8 5 10 längerfristige Betreuung/Beratung von Schülern, Therapieangebote 17 20 5 80 Projektarbeit mit Schülern/Lehrern 8 18 3 80 Coaching/Supervision von Lehrer/innen/SchulleiterInnen 19 16 1 50 Systemarbeit: Arb. mit Schule als System statt mit Einzelpers. 16 15 2 50 Arbeit mit Eltern 2 10 10 10 Fallbesprechungen, Intervision 2 7 4 10 eigene Supervision 12 3 1 5 eigene Fortbildung 4 8 5 15 eigene Forschung 8 9 5 30 Hitliste: Die von den meisten SchulpsychologInnen als dringend notwendig genannten Tätigkeiten Prävention 29 12 3 50 Coaching/Supervision von Lehrer/innen/SchulleiterInnen 19 16 1 50 Lehrerfortbildung 14 5 1 10 längerfristige Betreuung/Beratung von Schülern, Therapieangebote 17 20 5 80 Systemarbeit: Arb. mit Schule als System statt mit Einzelpers. 16 15 2 50 eigene Supervision 12 3 1 5 eigene Fortbildung und Forschung, Intervision, Arbeit mit Eltern, Projektarbeit mit SchülerInnen, Vernetzung, selber unterrichten wurde von insgesamt 30% der SchulpsychologInnen genannt; die Summe der Einschätzungen würde ungefähr 70 % der Tätigkeit ergeben Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 8 von 117
Legende/Leseanleitung zu den Übersichten 1.1 und 1.2: Zeile 1 („ist“): Spalte 1 „genannt von %“: Diagnostik wurde von 83% der antwortenden SchulpsychologInnen als Tätigkeit angegeben Spalte 2, „Durchschnitt“,: Diagnosetätigkeiten nehmen nach Angabe der SchulpsychologInnen im Durchschnitt 35 % ihrer Arbeitszeit in Anspruch. Spalte 3, „min“: Die niedrigste Angabe über die mit Diagnosetätigkeiten prozentuell verbrachte Zeit war 10% Spalte 4, „max“: die höchste Angabe war 70% Zeile 2 („soll“): Aufteilung der Arbeitszeit, wie sie sein sollte; beantwortet nur von jenen, für die die tatsächliche Aufteilung anders ist als sie sein sollte. Spalten w.o. Spalten zu Übersicht 1.2 w.o. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 9 von 117
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Bei der Wahrnehmung des eigenen Aufgabengebietes gegenüber Eltern und Schülern steht für praktisch alle SchulpsychologInnen die Funktion des Ratgebers und der Hilfestellung bei Problemen in und mit der Schule im Vordergrund. In dieser Position gelangen SchulpsychologInnen in ein strukturelles Dilemma, das darin besteht, dass sie mit einer stark steigenden Zahl individueller Problematiken konfrontiert werden und erkennen müssen, dass der von ihnen als dringend erkannten Notwendigkeit der Einzelfallbetreuung nicht annähernd in dem Ausmaß entsprochen werden kann, wie sie das aus den Erkenntnissen ihres Berufsalltages heraus für notwendig halten. In dieser Situation erkennen die meisten SchulpsychologInnen folgerichtig nur zwei Möglichkeiten des Ausweges; nämlich 1.) eine drastische Verbesserung der personellen (somit auch: finanziellen) Ausstattung der Schulpsychologie/Bildungsberatung, und/oder 2.) eine Verschiebung des Tätigkeitsspektrums von der Einzelfallberatung hin zur systemischen Beratung und Intervention, bei der vor allem auf der Prävention ein entscheidendes Gewicht liegen muss. Als Methode dieser Arbeit im System wird häufig auf Projektarbeit mit Lehrern, Schülern, fallweise auch Eltern, hingewiesen. Auf diese Verschiebung wird auch im Folgenden noch näher eingegangen werden. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 10 von 117
4. Die Zufriedenheit mit der Aufteilung der Arbeitszeit Die durchaus gesehene Notwendigkeit einer teilweisen Umschichtung im Tätigkeitsspektrum ist aber, das zeigen die Übersichten 2.1. bis 2.6, nicht als generalisierte Unzufriedenheit mit dem Beruf zu sehen, sondern als sehr differenzierte Einschätzung, dass in manchen Bereichen Verschiebungen notwendig sind. Das Gesamtausmaß der Zufriedenheit mit der Aufteilung der Arbeitszeit zeigt die Übersicht 2.1: Mehr als 70% der befragten SchulpsychologInnen sind mit der Aufteilung ihrer Arbeitszeit zumindest „im großen und ganzen“ zufrieden. Auch sagen fast 70%, dass die Aufteilung ihrer Arbeitszeit den derzeitigen Erfordernissen dieser Arbeit entspricht. Von diesen derzeitigen Erfordernissen hebt sich aber sehr deutlich die Einschätzung der Erfordernisse der Schule ab, wie die SchulpsychologInnen sie gerne hätten: fast 80% sagen, dass die Aufteilung ihrer Arbeitszeit nicht den Erfordernissen der Schule entspricht, so wie sie diese Schule gerne hätten. Die Zufriedenheit mit der Aufteilung ist also absolut kein Grund, diese Aufteilung nicht dennoch unter dem Gesichtspunkt der eigenen beruflich erarbeiteten Visionen für Schulentwicklung kritisch zu betrachten (Übersicht 2.3). Aus Übersicht 2.4 geht auch recht deutlich hervor, dass diese Erfordernisse der Schule, so wie Schulpsychologen sie für notwendig halten würden, nicht in erster Linie den ganz persönlichen Bedürfnissen dieser Psychologen entspricht, sondern ihrer Vision einer zukünftigen Schule. Auf diese Vision wird wohl bei einer zukünftigen Beschäftigung mit dem Tätigkeitsspektrum der Schulpsychologie/Bildungsberatung eingegangen werden müssen. Denn es sagen fast 60%, dass die Aufteilung ihrer Arbeitszeit zwar im großen und ganzen ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht (Übersicht 2.4), und dies, obwohl nur knapp 30% sagen, dass die Aufteilung ihrer Arbeitszeit den Erfordernissen einer Schule entspricht, so wie sie sie als Psychologen gerne hätten (Übersicht 2.3). Ganz ähnlich die Antworten in Übersicht 2.5: Die Aufteilung der Arbeitszeit entspricht eher nicht oder gar nicht demjenigen, wohin sich die Schule nach der Einschätzungen der Antwortenden entwickeln wird. Dies gilt für etwa 70% der befragten Schulpsychologen. Bei der Frage, ob die Tätigkeit von SchulpsychologInnen von gesellschaftlichen Entwicklungen, die von ihnen abgelehnt werden, bestimmt wird, haben einige PsychologInnen gewantwortet, dass es nicht ihre Aufgabe sei, gesellschaftliche Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 11 von 117
Entwicklungen zu beurteilen, sondern sich mit den Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Entwicklungen helfend auseinanderzusetzen. Demgemäß ist es auch nur ein kleiner Prozentsatz, der diese Frage bejaht (Übersicht 2.6) Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 12 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.1: „Ich bin mit der obigen Aufteilung meiner Arbeitszeit zufrieden“ (N=108) AAZ: zufrieden 80 70 60 50 40 30 20 Prozent 10 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht AAZ: zufrieden Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 13 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.2: „Ich glaube, dass die obige Aufteilung meiner Arbeitszeit den Erfordernissen der Schule entspricht, wie sie derzeit ist“ (N=106) AAZ entspricht derzeit. ERfordernissen 70 60 50 40 30 20 Prozent 10 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht AAZ entspricht derzeit. ERfordernissen Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 14 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.3: „Ich glaube, dass die obige Aufteilung meiner Arbeitszeit den Erfordernissen der Schule entspricht, wie ich sie gerne hätte“ (N=86) AAZ entspricht Erford. wie ich gerne hätte 60 50 40 30 20 Prozent 10 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht AAZ entspricht Erford. wie ich gerne hätte Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 15 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.4: „Ich glaube, dass die obige Aufteilung meiner Arbeitszeit meinen persönlichen Bedürfnissen entspricht“ (N=105) AAZ entspricht pers. Bedürfn. 60 50 40 30 20 Prozent 10 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht AAZ entspricht pers. Bedürfn. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 16 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.5: „Ich glaube, dass die obige Aufteilung meiner Arbeitszeit dem entspricht, wohin sich die Schule nach meiner Einschätzung entwickeln wird“ (N=93) AAZ entspricht Entwicklungen 60 50 40 30 20 Prozent 10 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht AAZ entspricht Entwicklungen Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 17 von 117
Übersicht 2: Die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsspektrum Übersicht 2.6: „Ich glaube, dass die Tätigkeit von Schulpsychologen von gesellschaftlichen Entwicklungen die ich ablehne, bestimmt wird“ (N=95) Tätigkeit von Entwicklgen beeinflusst die ich ab 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher nicht im großen und ganzen gar nicht Tätigkeit von Entwicklgen beeinflusst die ich ablehne Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 18 von 117
5. Problematische gesellschaftliche Entwicklungen, die das Tätigkeitsspektrum von SchulpsychologInnen berühren, die Möglichkeiten und deren Grenzen, darauf zu reagieren Auf die Frage, welche gesellschaftlichen Entwicklungen das nun sind, die sie ablehnen, haben 30 Personen geantwortet: Diese von den SchulpsychologInnen genannten gesellschaftlichen Entwicklungen lassen ebenfalls Schwerpunkte erkennen (vgl. Anhang 2.4). Hier wird vor allem eine deutliche Zunahme an Verhaltensproblematik genannt, die mit Mobbing, Gewalt und Rückzug zu tun hat. Für diese Entwicklung wird von mehreren SchulpsychologInnen der Strukturwandel in der Familie mit damit einhergehenden veränderten Sozialisationsbedingungen verantwortlich gemacht. Werteverlust, Konsumgesellschaft, Verlust an Toleranz, Solidarität, aber auch Leistungsbewusstsein spielen dabei eine Rolle. Dieser von vielen SchulpsychologInnen wahrgenommenen Entwicklung steht aber zunächst keine andere Möglichkeit als die der verstärkten Beratung auf dem individuellen Niveau gegenüber, was von vielen als Auftrag zu einer Sisyphusarbeit erkannt wird. Ganz in diesem Sinn sind auch die Antworten auf die Frage, welche Tätigkeiten sonst noch im Rahmen der Berufsausübung von SchulpsychologInnen geleistet werden könnten und sollten, an denen sie aber aus Gründen gehindert werden, die außerhalb ihres Einflussbereiches liegen. Auch hier lassen sich wieder zwei Schwerpunkte erkennen (vgl. Anhang 2.6): nämlich 1.) Schwerpunkte auf der Ebene der individuellen Betreuung: längerfristige Betreuungen, Sprechstunden, Sprechtage, begleitende Betreuung vor allem von SchülerInnen, aber fallweise auch Eltern, über längere Zeiträume hinweg, mehr Anwesenheit vor Ort und an den Schulen, mehr langfristige Begleitungen, usw., und 2.) Interventionen auf der Systemebene, auch hier wieder vor allem Prävention, aber auch nachhaltige Projekte, Prozessbegleitungen bei Schulentwicklungsmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit , Bewusstseinsbildung, Entwicklung von Rahmenbedingungen, Sprechtage an Schulen, Klasseninterventionen, Mitwirkung an der Lehrplanerstellung, an Anti-Gewalt-Konzepten, kurz, eine stärkere Einbindung in die Schulpolitik. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 19 von 117
Bei der Frage, was nach Meinung der SchulpsychologInnen die wichtigsten Gründe sind, die sie daran hindern, diese obigen Tätigkeiten auszuüben, herrscht eine geradezu verblüffende Einigkeit (vgl. Anhang 2.7): 90 von 96 SchulpsychologInnen, das sind 94%, weisen auf Zeit- und Personalmangel als Grund hin. Die sechs anderen Personen weisen auf mangelnde Integration der Schulpsychologie ins Schulsystem hin (Anhang 2.7.17) auf schlechte Führung, auf die hohen Kosten einer qualifizierten Ausbildung (Anhang 2.7.32 und 2.7.33), auf die bestehende Organisationsstruktur (Anhang 2.7.67), Auf Überlastung mit „Feuerwehrtätigkeiten“ (Anhang 2.7.71), sowie auf historische Gegebenheiten und parteipolitisches Kalkül (Anhang 2.7.82 und 2.7.96) Auf die Frage: „Wenn es in Ihrer Macht stünde, das Tätigkeitsspektrum der Schulpsychologie/Bildungsberatung neu festzulegen; in welcher Weise würden Sie das tun?“ lassen sich die folgenden drei Schwerpunkte in den Antworten erkennen (vgl. Anhang 2.9): Zum Einen wird auch hier wieder auf die zu geringe Anzahl von Stellen hingewiesen. Der zweite Schwerpunkt liegt in dem Hinweis auf die Schwerfälligkeit des Verwaltungsapparates, auf den zu großen Anteil administrativer Arbeit. Der dritte Schwerpunkt liegt darin, eine Verschiebung des Tätigkeitsspektrums vorzuschlagen: die Zuständigkeitsbereiche müssten (neu) definiert werden, eine vermehrte Vernetzungstätigkeit mit psychologisch-pädagogisch-sozialen Institutionen zum Abgleich des Tätigkeitsprofils und zur Auslagerung eines Teiles der notwendigen Betreuungsarbeit wird vorgeschlagen: Vernetzung nicht nur der Schulpsychologen mit anderen Einrichtungen, sondern auch der Schulpsychologen untereinander, Intervision und Supervision werden häufig als notwendig gesehen. Auch hier ist die Präsenz an den Schulen – vor allem im Zusammenhang mit Präventionsarbeit – der am deutlichsten hervortretende Schwerpunkt. Dabei wird auch oft auf die Notwendigkeit der klareren Trennung zwischen „Reparaturarbeit“, Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 20 von 117
psychologischer Diagnostik und Präventionsarbeit, hier gesehen als Arbeit am System Schule, hingewiesen (recht deutlich in der Aussage in Anhang 2.9.71). Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 21 von 117
6. Die Darstellung der Schulpsychologie-Bildungsberatung in der Öffentlichkeit Einen Aufschluss darüber, wie die Art der Darstellung in der Öffentlichkeit gesehen wird, geben die Übersichten 3.1 bis 3.6. Etwa 40% empfinden diese Darstellung in der Öffentlichkeit als „ganz“ oder „eher“ ausgezeichnet, etwa 60% als „nicht“ oder „überhaupt nicht“ (Übersicht 3.1). Auch empfindet mehr als die Hälfte der SchulpsychologInnen die Darstellung als „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ professionell (Übersicht 3.2), und rund die Hälfte empfindet die öffentliche Darstellung als „ganz“ oder zumindest „eher“ unzureichend. (Übersicht 3.3) Ebenfalls fast als die Hälfte meint, dass die öffentliche Darstellung der tatsächlichen Tätigkeit „eher nicht“, und fast 10%, dass sie ihr „überhaupt nicht“ entspricht. Allerdings meinen auch mehr als die Hälfte, dass die Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen zwangsläufig inadäquat sind, weil diese Tätigkeiten zu vielfältig sind (Übersicht 3.5). Das abschließende Urteil, dass die öffentliche Darstellung sehr viel besser sein könnte, teilen fast 80% „ganz“ oder zumindest „eher“ (Übersicht 3.6). Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 22 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.1: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen ist ausgezeichnet“ (N=102) Öff. Darst. Ausgezeichnet 50 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst. Ausgezeichnet Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 23 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.2: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen ist professionell“ (N=102) Öff. Darst.professionell 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst.professionell Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 24 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.3: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen ist unzureichend“ (N=106) Öff. Darst. unzureichend 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst. unzureichend Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 25 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.4: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen entspricht dem, was wir tatsächlich tun“ (N=101) Öff. Darst. entspricht tatsächl. Tätigk 50 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst. entspricht tatsächl. Tätigk Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 26 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.5: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen ist zwangsläufig inadäquat, weil die Tätigkeiten zu vielfältig sind“ (N=102) Öff. Darst. zwangsläufig inadäquat 60 50 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst. zwangsläufig inadäquat Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 27 von 117
Übersicht 3: Die Beurteilung der Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von Schulpsychologinnen Übersicht 3.6: „Die Art der öffentlichen Darstellung der Tätigkeiten von SchulpsychologInnen könnte sehr viel besser sein“ (N=102) Öff. Darst. könnte besser sein 50 40 30 20 10 Prozent 0 ganz eher eher nicht überhaupt nicht Öff. Darst. könnte besser sein Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 28 von 117
Dieses sehr kritische Bild von der öffentlichen Darstellung des schulpsychologischen Dienstes ist aber unter zumindest zwei einschränkenden Bedingungen zu betrachten: 1.) Es unterscheiden mehrere der SchulpsychologInnen sehr deutlich zwischen der öffentlichen Darstellung durch das BMUKK (also im Bund) und der durch die jeweiligen Landesreferenten. In den Fällen, wo auf eine solche Unterscheidung durch die SchulpsychologInnen explizit hingewiesen wird, ist die Einschätzung der öffentlichen Darstellung durch die jeweiligen Landesreferenten sehr viel günstiger als die durch das BMUKK. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass im Tätigkeitsspektrum der Schulpsychologie/Bildungsberatung sehr große regionale Unterschiede, zurückgehend auf große regionale Unterschiede in der Art der Probleme, vorliegen, die durch kleinräumlich regionale mediale Darstellung besser repräsentiert werden können als durch eine gesamtösterreichische Darstellung. Auf die große Heterogenität der Aufgabenspektren weisen auch die teilweise sehr stark divergierenden Antworten auf die Frage 9 hin (vgl. unten und Anhang 2.9). 2.) Es wird bei vielen kritischen Stellungnahmen zur öffentlichen Darstellung explizit darauf hingewiesen, dass eine öffentliche Darstellung, die das gesamte Angebotsspektrum der Schulpsychologie/Bildungsberatung realistisch(er) darstellen würde, wahrscheinlich dysfunktional wäre, weil sie die mit den derzeitigen Ressourcen nicht einmal annähernd zu bewältigende Nachfrage nach Beratung und vor allem Betreuung noch weiter massiv anheben würde. Es würde also bei einer realitätsadäquaten Darstellung der vom System Schulpsychologie/Bildungsberatung vorgesehenen Möglichkeiten zu wahrscheinlich monatelangen Wartezeiten bis zu einem Beratungs- und/oder Betreuungstermin kommen. Die öffentliche Darstellung der Schulpsychologie/Bildungsberatung steht also ganz offensichtlich vor einem strukturellen Problem, ohne dessen Lösung diese öffentliche Darstellung wahrscheinlich niemals adäquat sein können wird und somit zum Scheitern verurteilt ist. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 29 von 117
Auf die Frage, in welcher Hinsicht die öffentliche Darstellung besser sein könnte, gibt es wieder drei Gruppen von Antworten (vgl. Anhang 2.11). 1.) die Forderung nach mehr Medienpräsenz durch die Schulpsychologie. Es sollten weniger Experten von außen und mehr Schulpsychologen gefragt werden und in den Medien präsent sein, wenn Problemfelder und –fälle der Schule öffentlich diskutiert werden. Auch die öffentliche Positionierung, Pressesprecher, Bewusstseinsbildung, die Betonung präventiver Arbeit im Schulbereich, eine differenziertere Darstellung, werden in diesem Zusammenhang genannt. 2.) Das Tätigkeitsfeld sollte nach Meinung vieler auf Kernbereiche eingegrenzt werden. Das würde nicht nur das Problem der hoffnungslosen zeitlichen Überforderung, sondern auch das der Darstellung nach außen, verbessern. Bei dieser Einschränkung auf Kernbereiche müsste aber auch eine notwendige Verschiebung, vor allem auf präventive Arbeit, eine Rolle spielen. 3.) Zusammenarbeit mit externen Personen aus den Bereichen PR, Medienarbeit, Organisationsentwicklung, u.s.w., könnte nicht nur im Rahmen der von vielen Schulpsychologen dringend geforderten Fortbildung und Supervision zur eigenen Weiterentwicklung, sondern auch im Hinblick auf die Präsentation nach außen von Nutzen sein. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 30 von 117
7. Schlussfolgerungen Seit den mehr als 40 Jahren des Bestehens der Schulpsychologie – Bildungsberatung haben sich massive Veränderungen im Anforderungsspektrum an diese Berufsgruppe ergeben. Aus der Sicht der SchulpsychologInnen sind das vor allem Wertewandel und Strukturwandel der Familie, die Verhaltensprobleme eines ganz neuen Typs auftreten lassen – Probleme, die mit den derzeitigen Ressourcen von der Schulpsychologie nicht zu bewältigen sind. Ob bzw. inwieweit es sich bei diesen Veränderungen um tatsächliche Verschiebungen im Bedarf an psychologisch- psychotherapeutische Begleitung handelt, oder um ein Zeichen gestiegener Sensibilität gegenüber Verhaltensproblematiken, die noch vor wenigen Jahrzehnten als „ganz normal“, oder als bedauernswerte Begleiterscheinungen pubertärer Entwicklungen gesehen wurden, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Jedenfalls geht aus unserer Studie eindeutig hervor, dass auf Seiten der im Bereich Schulpsychologie-Bildungsberatung arbeitenden Personen ein deutliches Defizit wahrgenommen wird: sehr viele SchulpsychologInnen sehen sich einem Bedarf an – vor allem längerfristiger – Betreuung und Präventionsarbeit gegenüber, den sie mit ihren derzeitigen zeitlichen und personellen Ressourcen nicht erfüllen können. Ob die Standards der Schulpsychologie neu zu definieren sind, ob die personelle Situation durch eine massive Aufstockung der PsychologInnenstellen zu verbessern ist, oder ob die derzeitigen Standards im Sinne einer Prioritätensetzung zu diskutieren sind, kann durch die Evaluation nicht entschieden werden; dabei handelt es sich um eine – letztlich – politische Entscheidung. Eine interne Spezialisierung auf mehrere ausgewählte Kernbereiche, wahrscheinlich am Ehesten im Sinne eines Rotationsprinzips, wäre aber möglicherweise ein Ansatz, der einigermaßen kostenneutral zu bewerkstelligen sein könnte. Hier liegt möglicherweise ein Ansatzpunkt für zukünftige Diskussionen. Die Identifikation mit den bisherigen Aufgabenfeldern erscheint aus dem Blickwinkel der internen Evaluation groß zu sein – ein Defizit in diesem Bereich ist jedenfalls durch die vorliegende Studie nicht erkennbar geworden. Um die vorhandenen Kapazitäten eventuell bedarfsgerechter einzusetzen, zeichnen sich neben der schon erwähnten und von praktisch allen SchulpsychologInnen dringend geforderten Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 31 von 117
Aufstockung von personellen und finanziellen Ressourcen die folgenden Möglichkeiten ab: Ein verstärkter Einsatz von Multiplikatoren aus dem Bereich der LehrerInnen und SchülerInnen (Supervision von VertrauenslehrerInnen, SchülerberaterInnen) Eine verstärkte Orientierung auf Projektarbeit, vor allem mit präventiven Zielsetzungen Eine deutlichere Arbeitsteilung der SchulpsychologInnen innerhalb einer regionalen Einheit (z.B. Bundesland), wobei, etwa nach einem Rotationsprinzip, jeweils Aufgaben wie Betreuung, Begleitung, Diagnostik, Projektarbeit, Arbeit mit Multiplikatoren oder andere, von einigen schwerpunktmäßig betreut werden, während andere sich wieder anderen Aufgaben widmen; das könnte sowohl zu einer Abwechslung als auch zu einer zeitlich begrenzten Schwerpunktsetzung und Spezialisierung im Tätigkeitsprofil führen. Dies sind nur einige wenige Ansatzpunkte. Sie können als Anregung und Ausgangspunkte für eine Diskussion dienen und müssen durch eine solche Diskussion erweitert und ausgebaut werden. Sie könnten auch ein Ansatz für eine schärfere Profilierung des Tätigkeitsspektrums sein, das einer medialen Darstellung nach außen besser zugänglich sein könnte als das derzeit der Fall ist: Schulpsychologen als Verantwortliche für jeweils ein konkretes, benennbares Projekt im Rahmen von etwa Prävention, Multiplikatorenausbildung, Gesundheitsförderung im psychosozialen Bereich, Schutz vor Gewalt und Mobbing, oder anderen Bezeichnungen, die Anschluss an die öffentliche Diskussion finden, würden in der öffentlichen Darstellung möglicherweise ein klareres Profil abgeben, als jene Personen, die als Ansprechpartner für die im öffentlichen Bewusstsein immer noch stigmatisierten „Problemfälle“ zur Verfügung stehen. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 32 von 117
8. Zusammenfassung Im Rahmen einer internen Evaluation der Schulpsychologie – Bildungsberatung in Österreich wurden die Antworten von rund 2/3 der im schulpsychologischen Dienst arbeitenden Personen mit einem teilstrukturierten Fragebogen als Erhebungsinstrument im November und Dezember 2008 erhoben. Dabei wurde u.a. gefunden, dass die Tätigkeit der SchulpsychologInnen zu durchschnittlich rund 75% von Diagnostik, Beratung und Betreuung bestimmt wird. Bei dieser relativ weitgehenden Festlegung auf diese Tätigkeiten fallen vor allem zwei Effekte auf: 1.) Durch sich verändernde Rahmenbedingungen in und außerhalb des Schulsystems kommt es zu einer strukturellen Überforderung: Es wird eine Zunahme des Bedarfs an Beratung und Betreuung geortet, die zu einer steigenden Notwendigkeit von entweder personeller und finanzieller Aufstockung und/oder einer Diskussion bzw. Neugestaltung des Tätigkeitsspektrums führen muss. Dabei kann auch eine Rückbesinnung auf bereits früher etablierte Möglichkeiten interner Arbeitsteilung ein Ausweg sein. 2.) Durch die strukturell bedingte Schwächung der Möglichkeiten, mit gleich bleibenden Personalressourcen eine ständig steigende Nachfrage adäquat zu befriedigen kommt es zu einem drohenden Imageverlust des ganzen Bereichs Schulpsychologie/Bildungsberatung in der Öffentlichkeit. Dies wird durch eine Tendenz vieler Medien unterstützt, sich bei spektakulären Problemfällen eher an bereits in den Medien bekannte Imageträger und Experten zu wenden, als an die im Bereich Schulpsychologie arbeitenden Personen. Als Ergebnis zeichnen sich u.a die folgenden möglichen Konsequenzen ab: Um die Arbeit des ganzen Systems Schulpsychologie – Bildungsberatung sowohl nach innen besser gestaltbar als auch nach außen besser darstellbar zu machen, kann auf die bereits vorhandenen, im Rahmen der in der Abteilung Schulpsychologie-Bildungsberatung des BMUKK entwickelten Strukturelemente dieses Arbeitsbereiches zurückgegriffen werden. Bei diesen spielen systemische Elemente eine mindestens ebenso große Rolle wie Diagnostik und Einzelfallberatung Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 33 von 117
und – Behandlung. Um die tatsächliche Hinorientierung zu diesen systemischen Elementen der Arbeit zu ermöglichen, wird es aber einer stärkeren inneren Strukturierung, mithin auch einer verstärkten Kooperation und Arbeitsteilung zwischen den in diesem Bereich arbeitenden Personen bedürfen. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 34 von 117
9. Abstract In November and December 2008, the Austrian federal ministry of School and Culture, department school psychology/educational counselling, assigned the Institute of Sociology of the University of Vienna (Prof. Anselm Eder) with an internal evaluation of school psychology in Austria. About two thirds of the persons working in this area – school psychologists - returned a semi-structured questionnaire, assessing - the range of their activities, - their own evaluation as to what extent these activities matched with what they thought were necessary activities in view of their actual job requirements, - their view on which processes of societal change were impediments in fulfilling the job requirements as defined by themselves, and - their views how well their work was represented in public and in the media. We found that an average of about three quarters of the working time of school psychologists in Austria is taken by diagnostic and counselling activities. Although we did not find much resistance to this kind of time use on a personal level, it became quite clear that this spectrum of activities creates a structural problem to most persons working in this field: due to either increased sensitivity, or to increased need for therapeutic and/or counselling interventions, both short term and even more so long term, school psychologists are confronted with a dramatically rising demand for psychological help. Practically all of the school psychologists who answered our questionnaire strongly insisted on a deliberate need to increase financial and personal ressources. Also, a re-structuring of the job descriptions are seen as a potential solution by some. These job descriptions, however, probably include a potential solution already: Increased cooperation and division of labour inside the group of school psychologists, based on a rotation system, could be a clue to enable a higher amount of systemic work, including prevention to a higher amount than is presently possible, rather than merely working on a one-to-one basis with individual pupils, teachers, headmasters, or parents. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 35 von 117
Another possible consequence is a stronger orientation towards project work: Due to the rising demand for psychological interventions stated above, school psychologists not only see themselves more and more overcharged with the increasing amount of individuals seeking their help, they also do not find themselves appropiately represented by the media and in the public discussion. This could well be partly due to a certain stigmatization of persons seeking help for even less spectacular problems: the desire to be considered “normal” (whatever that may be) is still very widespread in Austria (and probably not only here). Therefore, persons seeking a psychologist’s help are very often reluctant to talk in the public about the help they got. Mass media, on the other hand, tend to pick the more spectacular and mostly horrible cases of excessive violence, violation, and the like, for their reports, for the sake of higher quotes of spectators. And for these reports, persons known in public to be experts for dramatic cases are more likely to be selected for interviews than school psychologists, who are believed to deal more with what is publicly perceived as “normality”. A stronger orientation of school psychologists towards bundles of publicly known problem areas, such as violence, drug abuse, mobbing, bullying, and the like, by doing more school projects together with all school partners, could be both a way of orienting their work more towards prevention on a system level, thus reducing – though not omitting – the work on an individual basis, and also towards introducing more publicly known labels in the realm of their work, thus making it more communicable, and avoiding the drawbacks of stigmatiziation of their clients. Schulpsychologie-Bildungsberatung: Interne Evaluation. Seite 36 von 117
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