Dienstleister haben die Nase vorn - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

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Dienstleister haben die Nase vorn - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
IAB Kurzbericht
Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
                                                                                                                22/2016

  In aller Kürze                         Arbeitswelt 4.0 - Stand der Digitalisierung in Deutschland
„„ „Arbeitswelt 4.0“ ist das Thema
einer repräsentativen Betriebsbe-
fragung, die das IAB und das ZEW
                                         Dienstleister haben die
im Frühjahr 2016 durchgeführt ha-
ben. Erste Ergebnisse zeigen nun,        Nase vorn
wie viele Betriebe in Deutschland
moderne digitale Technologien ein-       von Melanie Arntz, Terry Gregory, Florian Lehmer, Britta Matthes und
setzen und wie sie die Chancen und       Ulrich Zierahn
Risiken des Einsatzes einschätzen.
„„ Etwa die Hälfte aller Betriebe in
Deutschland nutzt bereits heute
solche Technologien. Für knapp ein       Mögliche Folgen der zunehmend automa-         kontinuierlich gesunken (Brynjolfsson/Mc­
Fünftel der Betriebe ist die Nutzung     tisierten und digitalisierten Arbeitswelt     Afee 2014). Hinzu kommen die Fortschritte
sogar zentraler Bestandteil ihres        werden gegenwärtig intensiv diskutiert.       in der Robotik und Sensortechnik. Bereits
Geschäftsmodells. Auch in diesen
                                         Dabei stand bislang die Frage nach dem        heute werden Roboter für zahlreiche Tä-
Betrieben ist der Anteil moderner
                                         technisch Machbaren im Mittelpunkt. Ob        tigkeiten in der Industrie eingesetzt (z. B.
digitaler Technologien an allen Pro-
duktions- sowie Büro- und Kom-           dies jedoch Realität wird, hängt vor allem    schweißen, montieren, verpacken, trans-
munikationsmitteln noch relativ          auch von den Investitionsentscheidungen       portieren). Da Roboter immer günstiger,
niedrig.                                 der Betriebe ab. Bisher gibt es kaum Da-      mobiler, vernetzter und sicherer werden,
„„ Fast zwei Drittel der Dienstleister   ten zum tatsächlichen Einsatz moderner        sind immer neue Anwendungsfelder zu er-
mit 50 und mehr Beschäftigten set-       digitaler Technologien in den Betrieben in    warten, insbesondere auch für kleinere Un-
zen moderne digitale Technologien        Deutschland und dazu, wie sie die Chan-       ternehmen und in der Zusammenarbeit von
ein; wohingegen fast die Hälfte der      cen und Risiken einer Nutzung dieser          Mensch und Maschine (kollaborative Robo-
Produzenten mit weniger als 50 Be-
                                         Technologien einschätzen. Eine aktuelle       ter). Intelligente Sensoren erlauben zudem,
schäftigten sich bislang noch nicht
mit dem Einsatz moderner digitaler
                                         Betriebsbefragung zur „Arbeitswelt 4.0“       dass immer mehr Informationen aus der
Technologien beschäftigt hat.            liefert nun erstmals repräsentative Ergeb-    Produktion zur Optimierung oder für neue
                                         nisse zu diesen Themen.                       Dienste (z. B. Qualitätskontrolle, Reparatur-
„„ Als Hürde dafür erweist sich vor
allem, dass diese Betriebe die Chan-                                                   dienste) genutzt werden können.
cen einer Nutzung nicht sehen: Sie       Unsere Gegenwart ist geprägt von einem           Durch moderne Automatisierungs- und
erwarten kaum Produktivitätsvor-         enormen Zuwachs der Leistungsfähigkeit        Digitalisierungstechnologien (vgl. Infokas-
teile und Kostensenkungen und            von Informations- und Kommunikations-         ten auf Seite 2) wird die Kommunikation
sehen auch wenig Potenzial darin,        technologien. So hat sich die Rechenge-       und Kooperation zwischen Beschäftigten,
neue Produkte und Dienstleistun-
                                         schwindigkeit von Computern seit 1971         Anlagen, Logistik, Produkten und Kunden
gen anbieten zu können.
                                         durchschnittlich alle 12 bis 24 Monate ver-   immer enger miteinander verzahnt. Immer
                                         doppelt (Moore‘sches Gesetz). Gleichzeitig    öfter sind nicht nur die Beschäftigten un-
                                         sind die Preise für Computertechnologien      tereinander durch Smartphones, Tablets,
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PCs oder Terminals vernetzt, sondern auch Maschi-      chen Materialien bereitgestellt werden; zusätzlich
                                  nen und Anlagen kommunizieren miteinander („In-        meldet die Maschine an das Werkzeuglager, dass
                                  ternet der Dinge“, vgl. Infokasten unten). So meldet   ein Werkzeug nicht mehr exakt arbeitet und ausge-
                                  beispielsweise eine Maschine an das Materiallager,     tauscht werden sollte.
                                  dass sie demnächst einen Auftrag erledigt hat, so-       Parallel dazu führt diese Vernetzung zu riesigen
                                  dass dort die für den nächsten Auftrag erforderli-     Datenmengen (Big Data), deren Auswertung eine
                                                                                         Vielzahl von neuen Geschäftsmodellen und Anwen-
      i    Moderne digitale Technologien
                                                                                         dungsfeldern erschließen kann.

                                         Big Data                                        „„ Über die Verbreitung moderner
                                                            Cloud
                      Internet
                                                          Computing
                                                                                            digitaler Technologien in deutschen
                      der Dinge
                                                           Systems                          Betrieben ist bisher wenig bekannt

           Smart                                                     Online-             Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt verän-
          Factories                                               Plattformen            dert und wird dies auch in Zukunft tun. Was dies für
                                         Moderne
                                          digitale                                       die Beschäftigung in Deutschland bedeuten könnte,
     Cyber-Physische                   Technologien                    Shop-             haben schon einige Studien beleuchtet (Arntz et al.
         Systeme                                                      Systeme            2016; Bonin et al. 2015; Dengler/Matthes 2015). Die
                                                                                         Ergebnisse legen nahe, dass 12 bis 15 Prozent der
    „„ Cyber-Physische Systeme: Systeme, in denen mechanische oder elektro­
                                                                                         Beschäftigten in Deutschland in Berufen arbeiten, in
    nische Teile mit einem Netzwerk (wie dem Internet) verbunden sind und eine
    ortsunabhängige Kontrolle und Steuerung in Echtzeit ermöglichen: Sensoren            denen der Anteil der automatisierbaren Tätigkeiten
    registrieren und verarbeiten Daten aus der physikalischen Welt, die Daten            so groß ist, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit
    werden analysiert und entsprechende Aktionen geschlussfolgert, Aktoren               automatisiert werden könnten. Die Studien erlauben
    (Antriebselemente) wirken auf die physikalische Welt ein, sodass automatisch         jedoch lediglich Aussagen über das technisch Mög-
    z. B. Weichen gestellt, Schleusen geöffnet, Fenster und Türen geschlossen,
    Produktionsvorgänge begonnen, geändert und angehalten werden (z. B. alters­          liche. Die technische Machbarkeit allein entscheidet
    gerechte Assistenzsysteme, IT-Verkehrssteuerungs- und Verkehrs­      logis­
                                                                              tik­
                                                                                 sys­    jedoch nicht darüber, ob eine Technologie in den
    teme, vernetzte Sicherheits- sowie Fahrerassistenzsysteme, industrielle Prozess­     Betrieben auch tatsächlich zum Einsatz kommt. Ent-
    steuerungs- und Automationssysteme).
                                                                                         scheidend dafür sind neben den Investitionskosten,
    „„ Internet der Dinge: Durch die Zuweisung von IP-Adressen wird alles                den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Be-
    (Werkzeuge, Maschinen, Anlagen, Materialien, Produkte etc.) digital ansprechbar,
                                                                                         triebskultur unter anderem auch die damit verbun-
    sodass diese unmittelbar in Echtzeit miteinander kommunizieren können.
                                                                                         denen Erwartungen bezüglich der Steigerung der Ar-
    „„ Smart Factories (intelligente Fabriken): Vision einer Fabrik, in der sich
    Fertigungsanlagen, Logistiksysteme und alle anderen erforderliche Pro­duk­ti­ons­    beitsproduktivität, der Senkung von Kosten und den
    systeme weitgehend ohne menschliche Eingriffe selbst organisieren und steuern.       Möglichkeiten, neue Produkte und Dienstleitungen
    „„ Big Data: Riesige, beiläufig entstehende Mengen an Daten, die zur Steuerung       anbieten zu können oder neue Kunden zu gewinnen.
    und Kontrolle von verschiedensten Prozessen (Produktions-, Steuerungs-,                 Bislang ist nur wenig darüber bekannt, in welchem
    Assistenzprozesse) genutzt werden können.                                            Maße moderne digitale Technologien bereits heute
    „„ Cloud Computing Systems: Ausführung von Programmen, die nicht auf dem             in den Betrieben in Deutschland eingesetzt werden
    lokalen Computer installiert sind, sondern auf anderen Rechnern, die aus der
                                                                                         und welche Hürden die Betriebe bei der Einführung
    Ferne aufgerufen werden (bspw. über das Internet).
                                                                                         dieser Technologien erwarten. Viele der bisherigen
    „„ Online-Plattformen: Internetseiten, auf denen Anbieter und Interessenten von
    Produkten und Dienstleistungen zusammenkommen. Beispielsweise werden Waren           Studien zu den Folgen der Digitalisierung konzen-
    verkauft bzw. gekauft (oder auch getauscht) oder Handwerksdienstleistungen           trieren sich auf den Bereich der industriellen Pro-
    angeboten bzw. nachgefragt.                                                          duktion (z. B. BMWi 2015; Wolter et al. 2015). Dies
    „„ Shop-Systeme: Ähnlich wie in einer Warenwirtschaft bieten Shop-Systeme            hängt möglichweise damit zusammen, dass die Fol-
    die Möglichkeit, Shops mit eigenständigen Katalogen und Kundenstämmen zu             gen der fortschreitenden Digitalisierung hierzulande
    verwalten. Der Kunde legt Produkte in den Warenkorb, gibt in der Kasse seine
    Rechnungs- und Lieferanschrift ein, wählt die Zahlungs- und Versandmethode           vor allem vor dem Hintergrund des Schlagwortes
    und schließt die Bestellung mit einem Klick auf „Kaufen” ab; manchmal wird der       „Industrie 4.0“ diskutiert werden: Was passiert, wenn
    Kunde nach dem Klick auf „Kaufen” oft auf eine externe Seite weitergeleitet, um      sich Fabriken zu „Smart Factories“ wandeln und das
    die Zahlung abzuschließen. Der Shop-Betreiber kann eine Bestellung verarbeiten,      „Internet der Dinge“ auch Produkte und Produktions­
    indem er (Teil-)Rechnungen, (Teil-)Lieferscheine und (Teil-)Gutschriften erstellt,
    wodurch die Bestellung nach einem festen Schema den Zustand und damit den            anlagen erfasst?
    Status wechselt.                                                                        Dienstleister standen bislang weniger im Fokus,
                                                                                         obwohl es in diesem Wirtschaftsbereich auch (oder

2    IAB-Kurzbericht 22/2016
Dienstleister haben die Nase vorn - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
gerade dort) viele Möglichkeiten des Einsatzes neuer    betrieben auf Software, Algorithmen und/oder In-
digitaler Technologien gibt. So werden bereits heute    ternetschnittstellen wie Analysetools mit „Big Data“,
ganze Fahrzeugflotten auf der Grundlage von Daten       „Cloud Computing Systeme“, Online-Plattformen,
über die zu transportierenden Waren und der aktu-       Shop-Systeme oder Online-Märkte (vgl. Infokasten
ellen Verkehrslage disponiert und gelenkt. Software     auf Seite 2).
sorgt unter anderem dafür, dass Bankgeschäfte wie
Überweisungen, standardisierte Rechtsvorgänge, das
                                                        „„ Ein Drittel aller Betriebe hat sich
Erstellen von Quartalsberichten oder von Sportnach-
                                                           noch nicht mit den modernen
richten zunehmend automatisiert werden können.
                                                           digitalen Technologien beschäftigt
   Für ein vollständiges Bild darüber, wie verbrei-
tet moderne digitale Technologien in Betrieben in       Die Nutzung moderner digitaler Technologien ist
Deutschland sind, reicht es also nicht aus, nur die     bereits heute für rund 18 Prozent der Betriebe in
industrielle Produktion zu betrachten. Es gibt zwar     Deutschland zentraler Bestandteil ihres Geschäfts-
Studien, die auch den Dienstleistungsbereich im         modells. Darüber hinaus nutzen 34 Prozent der Be-
Blick haben (z. B. DIHK 2016; vbw 2014). Diese Stu-     triebe solche Technologien; 2 Prozent planen deren
dien beruhen aber in der Regel auf Befragungsdaten,     Anschaffung und 15 Prozent setzen sich mit der
die für die Betriebe in Deutschland nicht repräsenta-   Nutzung auseinander (vgl. Abbildung 1). Fast ein
tiv sind. Deshalb ist fraglich, wie verallgemeinerbar   Drittel der Betriebe hat sich bisher nicht mit dem
deren Ergebnisse sind.                                  Einsatz moderner digitaler Technologien beschäftigt.
                                                        Anhand dieser Befragung kann jedoch nicht unter-
                                                        schieden werden, ob sie den Einsatz grundsätzlich
„„ Neue Betriebsbefragung zum Thema
                                                        ausschließen oder ob sie aktuell keine Notwendig-
   „Arbeitswelt 4.0“
                                                        keit sehen, sich damit auseinanderzusetzen. Letz-
Um über alle Betriebe in Deutschland generelle          teres würde bedeuten, dass eine Nutzung digitaler
Aussagen treffen zu können, hat das IAB in Zu-          Technologien zu einem späteren Zeitpunkt infrage
sammenarbeit mit dem Zentrum für Europäische            kommen könnte.
Wirtschaftsforschung (ZEW) eine repräsentative             Etwas mehr als die Hälfte der Betriebe nutzt also
Betriebsbefragung zum Thema „Arbeitswelt 4.0“           bereits moderne digitale Technologien. Bezogen auf
durchgeführt (vgl. Infokasten auf Seite 5). Diese       den gesamten Technologieeinsatz der Betriebe spie-
Befragungsdaten ermöglichen eine ganze Reihe            len die modernen digitalen Technologien aber nur
weiterführender Untersuchungen zur Rolle der in         eine kleine Rolle. So beträgt der Anteil moderner
Deutschland ansässigen Betriebe bei der Einführung      digitaler Technologien an allen Produktions- sowie
moderner digitaler Technologien. Im Folgenden wird      Büro- und Kommunikationsmitteln in Betrieben, für
ein Einblick in die ersten Ergebnisse dieser Befra-     die diese Technologien zentraler Bestandteil ihres
gung gegeben. Besonderes Augenmerk liegt dabei
auf der Verbreitung moderner digitaler Technologien       Abbildung 1
und auf der Frage, welche Hürden bei der Einfüh-           Nutzung moderner digitaler Technologien in deutschen Betrieben
rung dieser Technologien auftreten.                       Angaben der Betriebe im April/Mai 2016, Anteile in Prozent
   Um vergleichbare Angaben über die Verbreitung
moderner digitaler Technologien in den Betrieben
erheben zu können, ist es wichtig, dass die Betrie-                      17,6
                                                                                          31,4
be darunter das Gleiche verstehen. Vor diesem Hin-                                                          Wir haben uns noch nicht mit der Nutzung
tergrund haben wir die Betriebe zur Bedeutung von                                                           solcher Technologien beschäftigt
                                                                                                            Wir setzen uns bereits mit der Nutzung
Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien                                                          solcher Technologien auseinander
                                                                     33,8                 15,0
befragt und abhängig davon, ob es sich um einen                                                             Wir planen derzeit die Anschaffung solcher
                                                                                    2,1                     Technologien
Produktionsbetrieb oder einen Dienstleistungsbe-
                                                                                                            Wir nutzen bereits solche Technologien
trieb gehandelt hat, entsprechende Technologien
                                                                                                            Die Nutzung dieser Technologien ist zentraler
benannt. Bei Produktionsbetrieben wurde auf sich                                                            Bestandteil unseres Geschäftsmodells
weitgehend selbststeuernde Anlagen bis hin zu
„Smart Factories“, „Cyber-Physische Systeme“ und           Quelle: IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, eigene Berechnungen.                 © IAB
„Internet der Dinge“ verwiesen, bei Dienstleistungs-

                                                                                                                        IAB-Kurzbericht 22/2016              3
Dienstleister haben die Nase vorn - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Geschäftsmodells sind, im Schnitt etwa 20 Prozent.                  Durchschnittswerten eine große Heterogenität. Vor
                                          Bei den übrigen Nutzern dieser Technologien ist                     diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum
                                          dieser Anteil nach eigener Einschätzung mit rund                    manche Betriebe moderne digitale Technologien
                                          10 Prozent nur etwa halb so groß.                                   noch nicht einsetzen. Wer sind die Nutzer dieser
                                            Insgesamt befindet sich die Nutzung moderner                      Technologien? Welche Betriebe haben sich bislang
                                          digitaler Technologien noch auf einem überschau-                    noch nicht damit auseinandergesetzt?
                                          baren Niveau. Allerdings verbirgt sich hinter den

                                                                                                              „„ Dienstleister nutzen moderne
    Abbildung 2                                                                                                  digitale Technologien häufiger als
    Nutzung moderner digitaler Technologien bei Produzenten und                                                  Produzenten
    Dienstleistern
    Angaben der Betriebe im April/Mai 2016, Anteile in Prozent                                                Beim Vergleich von Produzenten und Dienstleistern
                                                                                                              zeigt sich ein überraschendes Ergebnis: Die Nut-
                        6,9                                                                                   zung moderner digitaler Technologien ist unter den
                                                                    18,9
                                                                                      29,6                    Dienstleistern in Deutschland weiter verbreitet als
                                                                                                              unter den Produzenten. Abbildung 2 zeigt, dass nur
                                           46,5
              29,7
                                                                                                              7 Prozent der Produzenten, aber fast 20 Prozent der
                                                                                     15,1                     Dienstleister in Deutschland die Nutzung moder-
                                                                   34,4
                 2,7                                                           2,1
                                                                                                              ner digitaler Technologien als zentralen Bestand-
                        14,3
                                                                                                              teil ihres Geschäftsmodells betrachten. 30 Prozent
                                 Produktionsbetriebe                          Dienstleistungsbetriebe
                                                                                                              der Produzenten und 34 Prozent der Dienstleister
             Wir haben uns noch nicht mit der Nutzung solcher Technologien beschäftigt                        nutzen darüber hinaus solche Technologien bereits
             Wir setzen uns bereits mit der Nutzung solcher Technologien auseinander                          heute. Beim Anteil der Betriebe, die eine Anschaf-
             Wir planen derzeit die Anschaffung solcher Technologien                                          fung planen oder sich mit der Nutzung dieser Tech-
             Wir nutzen bereits solche Technologien
                                                                                                              nologien auseinander setzen, gibt es kaum Unter-
             Die Nutzung dieser Technologien ist zentraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells
                                                                                                              schiede zwischen Produzenten und Dienstleistern.
    Quelle: IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, eigene Berechnungen.                        © IAB    Bemerkenswert ist aber, dass sich fast die Hälfte der
                                                                                                              Produzenten noch nicht mit der Nutzung moder-
                                                                                                              ner digitaler Technologien beschäftigt hat. Bei den
    Abbildung 3                                                                                               Dienstleistungsbetrieben ist dieser Anteil deutlich
    Nutzung moderner digitaler Technologien nach Wirtschaftszweigen                                           kleiner und liegt bei 30 Prozent.
    Angaben der Betriebe im April/Mai 2016, Anteile in Prozent

              Produktionsbetriebe                  Dienstleistungsbetriebe                   IKT1)            „„ IKT-Betriebe nutzen moderne
                6,1
                                                                                                                 digitale Technologien am häufigsten
                                10,4
                                                      20,1          17,5
                                                                                                              Die Auswertungen verdeutlichen, dass Betriebe im
                                30,1                                                         47,4
               40,9                                                                                           Bereich der Informations- und Kommunikations-
                                                      29,5
                                                                    42,2                                      technologien (IKT-Betriebe) – das können sowohl
                                 5,4
                3,8                                    2,0                                                    Dienstleister als auch Produzenten sein – im beson-
               17,6             22,4                  13,5           0,8                                      deren Maße moderne digitale Technologien verwen-
                                                                                             27,4
                                                                    17,1                                      den. Nahezu die Hälfte aller IKT-Betriebe betrach-
                                                                                             2,2
               31,6             31,6                  34,8                                   13,6
                                                                                                              ten moderne digitale Technologien als zentralen
                                                                    22,5                                      Bestandteil ihres Geschäftsmodells und insgesamt
                                                                                             9,4
           nicht-wissens-      wissens-           nicht-wissens-   wissens-                                   circa drei Viertel aller IKT-Betriebe nutzen bereits
              intensiv         intensiv              intensiv      intensiv
                                                                                                              solche Technologien (vgl. Abbildung 3).
              Die Nutzung dieser Technologien ist zentraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells                 Darüber hinaus zeigt sich ein verbreiteter Einsatz
              Wir nutzen bereits solche Technologien
              Wir planen derzeit die Anschaffung solcher Technologien                                         moderner digitaler Technologien in wissensintensi-
              Wir setzen uns bereits mit der Nutzung solcher Technologien auseinander                         ven Wirtschaftszweigen, welche auf die Produktion
              Wir haben uns noch nicht mit der Nutzung solcher Technologien beschäftigt
                                                                                                              von Hochtechnologie und Wissen spezialisiert sind
     Informations- und Kommunikationstechnologien.
    1)

    Quelle: IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, eigene Berechnungen.                         © IAB   und daher verstärkt auf Forschung, Entwicklung
                                                                                                              und hochqualifiziertes Personal setzen. Im Folgen-

4        IAB-Kurzbericht 22/2016
Dienstleister haben die Nase vorn - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
den wird daher zusätzlich zwischen wissensintensi-                      schäftigten) setzt moderne digitale Technologien ein
ven und nicht-wissensintensiven Dienstleistern und                      oder plant deren Nutzung. Lediglich etwa ein Viertel
Produzenten unterschieden. Es zeigt sich, dass fast                     dieser Betriebe gibt an, sich mit dem Thema noch
18 Prozent der wissensintensiven Dienstleister mo-                      gar nicht befasst zu haben. Auch unter den kleine-
derne digitale Technologien als zentralen Bestand-                      ren Produzenten (Produktionsbetrieben mit weniger
teil ihres Geschäftsmodells betrachten und insge-                       als 50 Beschäftigten) setzen etwa 36 Prozent die-
samt 60 Prozent diese Technologien bereits nutzen.
  Dagegen werden in den Produktionsbetrieben oder                        i       Arbeitswelt-4.0-Befragung des IAB und des ZEW
im nicht-wissensintensiven Dienstleistungsbereich
moderne digitale Technologien seltener genutzt. Die                          Die Betriebsbefragung des ZEW und IAB zum Thema „Arbeitswelt 4.0“ ist eine
                                                                             repräsentative Befragung der in Deutschland ansässigen Betriebe zur Bedeutung
Zahlen legen nahe, dass sich jeweils mehr als 30 Pro-
                                                                             und Nutzung moderner digitaler Technologien. Die eingesetzte Stichprobe wur-
zent dieser Betriebe noch nicht mit der Nutzung mo-                          de aus der Betriebsdatei des IAB geschichtet gezogen. Als Schichtungsmerkmale
derner digitaler Technologien beschäftigt haben.                             dienten vier Betriebsgrößenklassen, fünf Wirtschaftsbereiche und, ob der Be-
                                                                             trieb in Ost- oder Westdeutschland ansässig war. Bei den Betriebsgrößenklas-
                                                                             sen unterscheiden wir zwischen Betrieben mit 0 bis 9, 10 bis 49, 50 bis 199
„„ Kleinere Betriebe setzen sich                                             und 200 oder mehr Mitarbeitern; bei den fünf Wirtschaftsbereichen zwischen
   seltener als größere mit modernsten                                       IKT-Betrieben (z. B. Betriebe, die entweder Datenverarbeitungsgeräte, Geräte der
   Technologien auseinander                                                  Unterhaltungselektronik oder Telekommunikationstechnik herstellen oder Dienst-
                                                                             leistungen in der Informationstechnologie, Telekommunikation oder Datenver-
Ob ein Betrieb diese Technologien einsetzt oder nicht,                       arbeitung anbieten), nicht-wissensintensive Produzenten (z. B. Möbelhersteller,
ist nicht allein mit den Unterschieden zwischen den                          Baubetriebe), wissensintensive Produzenten (z. B. Fahrzeughersteller, Maschinen-
                                                                             bauer), nicht-wissensintensive Dienstleister (z. B. Großhändler, Gastronomiebe-
Wirtschaftsbereichen zu erklären. Ein Faktor, der
                                                                             triebe) und wissensintensive Dienstleister (z. B. wissenschaftliche und ingenieur-
ebenfalls mit der Nutzung moderner digitaler Tech-
                                                                             technischer Dienstleistungsbetriebe, Versicherungen und Banken).
nologien in Zusammenhang gebracht wird, ist die Be-
                                                                             Die Betriebe wurden zu ihrem tatsächlichen und zukünftig erwarteten Einsatz
triebsgröße. So zeigt der IKT-Report 2015, dass große                        moderner digitaler Technologien (z. B. Cyber-Physische Systeme, Smart Factory,
Betriebe moderne digitale Technologien eher nutzen                           Internet der Dinge oder Big Data, Cloud Computing, Online-Plattformen oder
als kleine Betriebe. Diesem Befund können wir im                             Shop-Systeme) und den damit einhergehenden Veränderungen der Beschäf-
Folgenden getrennt für Produktions- und Dienstleis-                          tigtenanzahl sowie der Qualifikationsstruktur, der Tätigkeiten, Fähigkeiten und
tungsbetriebe nachgehen (vgl. Abbildung 4).                                  Kompetenzen ihrer Beschäftigten befragt. Die telefonische Befragung wurde von
                                                                             uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation im April/
   Für die Produktionsbetriebe zeigt sich eine klare
                                                                             Mai 2016 durchgeführt. Insgesamt haben 2.032 Betriebe in Deutschland an der
Zweiteilung: Rund die Hälfte der größeren Produ-                             Befragung teilgenommen.
zenten (Produktionsbetriebe mit 50 und mehr Be-

   Abbildung 4
   Nutzung moderner digitaler Technologien bei Produzenten und Dienstleistern nach Betriebsgröße
   Angaben der Betriebe im April/Mai 2016, Anteile in Prozent

                                                                Produktionsbetriebe                                         Dienstleistungsbetriebe
       Die Nutzung dieser Technologien
       ist zentraler Bestandteil                   6,3           6,8                          10,0
                                                                                  12,6                                         16,5         15,4
       unseres Geschäftsmodells                                                                                  19,4                                    24,3
                                                                 19,9
       Wir nutzen bereits solche                  33,4
       Technologien                                               0,7
                                                                                  31,7        35,8
                                                                 19,8                                            31,9
       Wir planen derzeit                          3,1                                                                         45,0         49,0
       die Anschaffung solcher                                                                                                                           40,8
                                                  10,8                            6,4         7,8
       Technologien                                                                                               2,0
       Wir setzen uns bereits mit                                                 23,4                           15,4           2,0
                                                                                                                                             5,7         1,9
       der Nutzung solcher                                                                    28,4                             12,7
       Technologien auseinander                                  52,8
                                                  46,3                                                                                      15,5         19,7
       Wir haben uns noch nicht                                                   25,9                           31,2
                                                                                                                               23,8
       mit der Nutzung solcher                                                                17,9                                          14,4         13,2
       Technologien beschäftigt
                                                  0–9         10–49             50–199 200 und mehr              0–9         10–49         50–199 200 und mehr
                                               Mitarbeiter   Mitarbeiter       Mitarbeiter Mitarbeiter        Mitarbeiter   Mitarbeiter   Mitarbeiter Mitarbeiter

   Quelle: IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, eigene Berechnungen.                                                                                © IAB

                                                                                                                                      IAB-Kurzbericht 22/2016       5
se Technologien bereits ein. Allerdings gibt rund                     teil der Dienstleister, deren Geschäftsmodell mit der
                                        die Hälfte der kleineren Produzenten an, sich noch                    Nutzung neuer Technologien unmittelbar verbunden
                                        überhaupt nicht mit den modernen digitalen Tech-                      ist, nur geringfügig zwischen den verschiedenen
                                        nologien auseinandergesetzt zu haben.                                 Größenklassen und fällt für die kleinsten Dienstleis-
                                           Im Vergleich zu den Produktionsbetrieben zeigt                     ter mit weniger als 10 Beschäftigten sogar etwas hö-
                                        sich für Dienstleistungsbetriebe ein etwas anderes                    her aus als für die Dienstleister mit 10 bis unter 200
                                        Bild: Das insgesamt höhere Nutzungsniveau der                         Beschäftigten. Aber auch im Dienstleistungsbereich
                                        neuen Technologien hängt weniger stark von der Be-                    sinkt der Anteil der Betriebe, die sich noch nicht mit
                                        triebsgröße ab (vgl. Abbildung 4). So variiert der An-                der Nutzung solcher Technologien auseinanderge-
                                                                                                              setzt haben, mit zunehmender Betriebsgröße. Für die
    Abbildung 5                                                                                               kleinsten Dienstleister macht dieser Anteil immerhin
    Folgen der Nutzung moderner digitaler Technologien                                                        etwa ein Drittel der Betriebe aus.
    aus Sicht der Betriebe
    Einschätzungen der Nutzer bzw. Nicht-Nutzer im April/Mai 2016, gewichtete Mittelwerte1)
                                                                                                              „„ Chancen und Risiken der modernen
    Die Nutzung
                                                                                                                 digitalen Technologien aus Sicht der
                                             trifft überhaupt                                   trifft voll
    moderner Technologien ...                nicht zu                                        und ganz zu         Betriebe
                                             -2,0 -1,5 -1,0       -0,5   0     0,5    1,0     1,5      2,0

     ... erhöht die Arbeitsproduktivität *
                                                                                                              Um die möglicherweise bestehenden Hürden für die
                                                                                                              Betriebe bei der Einführung moderner digitaler Tech-
     ... ermöglicht es, individuelle Kunden-
         wünsche besser zu erfüllen *                                                                         nologien zu identifizieren, wurden die Betriebe unter
     ... ermöglicht es, neue Produkte und                                                                     anderem auch zu den Chancen und Risiken der Nut-
         Dienstleistungen anzubieten *                                                                        zung solcher Technologien befragt. Da es sich um ein
     ... senkt die körperliche Arbeits-                                                                       komplexes Phänomen handelt, besteht hierzu weit-
         belastung für die Beschäftigten *
                                                                                                              reichender Forschungsbedarf. Einen ersten Eindruck
     ... senkt die Arbeitskosten *
                                                                                                              gewinnt man allerdings, wenn man die jeweiligen
     ... senkt die Transport- und                                                                             Einschätzungen der Betriebe, die angegeben haben,
         Lagerhaltungskosten
                                                                                                              moderne digitale Technologien als zentralen Be-
     ... senkt die Energiekosten                                                                              standteil ihres Geschäftsmodells zu betrachten oder
     ... verändert die Aus- und Weiter-                                                                       diese Technologien bereits zu nutzen (im Folgenden
         bildungsinhalte im Betrieb *
                                                                                                              Nutzer genannt) mit denjenigen vergleicht, die das
     ... erhöht die Aufwendungen für
         Datenschutz und Cybersecurity *
                                                                                                              noch nicht tun (im Folgenden Nicht-Nutzer).
     ... erhöht die psychische Arbeits-
                                                                                                                 Abbildung 5 zeigt die Einschätzung der Betriebe
         belastung für die Beschäftigten                                                                      im Hinblick auf die Chancen und Risiken, die sich
     ... steigert den Weiterbildungs-                                                                         aus einer Nutzung moderner digitaler Technologien
         bedarf im Betrieb
                                                                                                              ergeben. Dabei fällt vor allem auf, dass Betriebe, die
     ... ist mit hohen Investitionskosten
         verbunden                                                                                            bereits Nutzer solcher Technologien sind, eher die
     ... erhöht die Abhängigkeit                                                                              Chancen sehen, dadurch die Arbeitsproduktivität
         von Fremdleistungen
                                                                                                              zu steigern, individuelle Kundenwünsche besser zu
     ... macht eine aufwändige Reorganisa-
         tion von Arbeitsprozessen notwendig                                                                  erfüllen und neue Produkte oder Dienstleistungen
     ... wird durch einen Mangel an                                                                           anzubieten als dies Betriebe tun, die bislang nicht
         passenden Fachkräften erschwert                                                                      zu den Nutzern gehören. Gleichzeitig sehen Nutzer
     ... steigert das wirtschaftliche Risiko *                                                                wie Nicht-Nutzer im Einsatz modernster Technolo-
                                                                                                              gien im Schnitt keine Möglichkeit, die körperliche
                                             -2,0   -1,5   -1,0   -0,5   0     0,5    1,0     1,5      2,0
                                                                                                              Belastung der Beschäftigten oder auch die Arbeits-,
             Betriebe, die moderne digitale Technologien bereits nutzen                                       Lagerungs- und Energiekos­ten zu senken.
             Betriebe, die solche Technologien noch nicht nutzen
                                                                                                                 Die Nicht-Nutzer sehen insgesamt weniger Poten-
    * Die Einschätzung unterscheidet sich zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern statistisch signifi-             ziale moderner digitaler Technologien. Man könnte
         kant auf dem 95 %-Niveau.
    1)
         Auf einer Skala von -2 bis +2 wurden die Betriebe nach ihrer jeweiligen Einschätzung gefragt.        deshalb vermuten, dass sie auch größere Schwie-
         Negative Werte bedeuten, dass man der Aussage im Mittel nicht zustimmt, positive Werte,              rigkeiten bei der Einführung oder Nutzung dieser
         dass man der Aussage im Mittel zustimmt.
    Quelle: IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, eigene Berechnungen.                    © IAB        Technologien erwarten. Entgegen dieser Vermutung
                                                                                                              sind es jedoch die Technologie-Nutzer, die eher

6        IAB-Kurzbericht 22/2016
Schwierigkeiten sehen. Dies betrifft insbesondere        Während modernste Technologien bereits in der
die Aufwendungen für Datenschutz und Cybersecu-          Hälfte der Betriebe in Deutschland Einzug gehalten
rity, aber auch die Notwendigkeit, Aus- und Weiter-      haben, hat sich ein Drittel mit der Nutzung dieser
bildungsinhalte zu verändern und die Weiterbildung       Technologien noch nicht einmal beschäftigt. Bei
der Beschäftigten zu steigern. Auch im Hinblick auf      genauerer Betrachtung zeigt sich, dass dies vor al-
Investitionskosten und die Abhängigkeit von Fremd-       lem kleinere Produktionsbetriebe, aber auch kleine
leistungen sehen die Nutzer dieser Technologien          Dienstleistungsbetriebe betrifft. Im Vergleich zwi-
häufiger Probleme als die Nicht-Nutzer. Demgegen-        schen Produzenten und Dienstleistern ist jedoch
über verbinden sie mit diesen Technologien eher kei-     klar: Das Schlusslicht bilden die kleineren Produzen-
ne Steigerung des wirtschaftlichen Risikos.              ten mit weniger als 50 Beschäftigten.
   Gerade die Tatsache, dass die bisherigen Nicht-          Warum fast die Hälfte der kleineren Produzenten
Nutzer modernster Technologien sowohl die Poten-         sich noch nicht mit der Nutzung dieser Technolo­
ziale als auch die Schwierigkeiten geringer einschät-    gien beschäftigt hat, bleibt weiteren, tiefergehenden
zen als die Nutzer, spricht für Informationsdefizite     Analysen vorbehalten. Erste Ergebnisse legen jedoch
im Zusammenhang mit diesen Technologien. Die             nahe, dass gerade die Betriebe, die zu den Nicht-
fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema unter          Nutzern gehören, weniger Chancen mit dem Einsatz
den Nicht-Nutzern – und dies sind primär die klei-       dieser Technologien verbinden. Sie erwarten kaum
neren Produktionsbetriebe und in abgeschwächter          Produktivitätsvorteile und Kostensenkungen und se-
Form auch die kleineren Dienstleister (vgl. Abbil-       hen auch wenig Potenzial darin, neue Produkte und
dung 4) – führt anscheinend zu großen Unsicher-          Dienstleitungen anzubieten. Gleichzeitig schätzen
heiten bezüglich der Vorteile einer Einführung mo-       sie aber auch die Schwierigkeiten niedriger ein als
derner digitaler Technologien. Zudem erlaubt sie         Betriebe, die diese Technologien bereits nutzen. Die
keine vollständige Risikobewertung, um das mit           Nicht-Nutzer stehen den neuen Technologien also
einer Investition in diese Technologien verbundene       nicht per se kritischer gegenüber. Vielmehr spricht
wirtschaftliche Risiko richtig einschätzen zu können.    dies für Informationsdefizite. Solche Defizite er-
                                                         schweren es den Betrieben, das mit der Nutzung ver-
                                                         bundene wirtschaftliche Risiko richtig zu bewerten
„„ Fazit
                                                         und führen daher vermutlich zu einem zu niedrigen
Mit der IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt           Investitionsniveau. Hier gilt es, Informationsdefizite
4.0“ können erstmals repräsentative Aussagen über        abzubauen, um auch kleineren Produktionsbetrieben
den Einsatz moderner digitaler Technologien in           den Weg in das digitale Zeitalter zu ebnen. Denn die
deutschen Betrieben getroffen werden. Auf Basis der      Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hängt
ersten Auswertungen lässt sich feststellen, dass fast    unter anderem auch davon ab, dass die Chancen des
die Hälfte aller Betriebe in Deutschland bereits sol-    digitalen Zeitalters konsequent genutzt werden und
che Technologien nutzt oder sie sogar als zentralen      somit auch kleinere Produktionsbetriebe die not-
Bestandteil ihres Geschäftsmodells betrachtet. Al-       wendigen Investitionen nicht scheuen.
lerdings ist der Anteil moderner digitaler Technolo-        Es reicht aber vermutlich nicht aus, nur über die
gien an allen Produktions-, Büro- und Kommunika-         Potenziale der modernen digitalen Technologien zu
tionsmitteln in diesen Betrieben noch relativ niedrig.   informieren. Vielmehr könnte es erforderlich sein,
   Insgesamt zeigt sich, dass Dienstleister auf dem      anhand von Best-Practice-Beispielen zu zeigen, dass
Weg ins digitale Zeitalter bereits weiter vorange-       der Einsatz dieser Technologien auch für kleinere
kommen sind als Produzenten. Dies ist einerseits         Betriebe Potenziale bietet. Hilfreich wäre es, in Mo-
mit dem höheren Nutzungsgrad moderner digitaler          dellprojekten zu erproben, wie beispielsweise kleine
Technologien im Bereich der Informations- und Kom-       und mittlere Zulieferbetriebe mit ihren großen Ab-
munikationstechnologien und den wissensintensiven        nehmerbetrieben zusammenarbeiten könnten, damit
Dienstleistungen zu erklären, andererseits gibt es       eine engere digitale Vernetzung für beide Seiten
auch nicht-wissensintensive Dienstleistungsberei-        profitabel ist.
che, in der die Nutzung moderner digitaler Technolo-        Auch könnte die Auseinandersetzung mit dem
gien in Deutschland bereits gängige Praxis ist.          Thema für viele Betriebe attraktiver sein, wenn
   Gleichzeitig wird aber auch eine deutliche Zwei-      Förderprogramme explizit auf die Einführung mo-
teilung auf dem Weg ins digitale Zeitalter sichtbar:     derner digitaler Technologien ausgerichtet wären.

                                                                                                              IAB-Kurzbericht 22/2016   7
Dabei sollte nicht nur die Entwicklung neuer oder                            Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. [DIHK]
                                      technisch verbesserter Produkte oder Dienstleis-                               (Hrsg.) (2016): Das IHK-Unternehmensbarometer zur
                                      tungen bzw. entsprechender Produktionsverfahren                                Digitalisierung, Wirtschaft digital: Perspektiven erkannt,
                                                                                                                     erste Schritte getan.
                                      oder Geschäftsprozesse gefördert werden. Wichtig
                                      wären beispielsweise auch Projekte, die sich mit der                         IKT-Report (2015): Unternehmensbefragung zur Nutzung
                                      Entwicklung von Software zur Gewährleistung des                                von Informations- und Kommunikationstechnologien,
                                                                                                                     Industrie 4.0: Digitale (R)Evolution der Wirtschaft,
                                      Datenschutzes oder der IT-Sicherheit auseinander-
                                                                                                                     Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH
                                      setzen oder die herausarbeiten, wie man die Beleg-
                                                                                                                     (ZEW) Mannheim, 4 S.
                                      schaft am besten auf die technologischen Verände-
                                                                                                                   vbw (Hrsg.) (2014): Dienstleistungspotentiale im Rahmen
                                      rungen vorbereitet.
                                                                                                                     von Industrie 4.0, Vereinigung der Bayerischen Wirt-
                                                                                                                     schaft e. V., 50 S.

                                      Literatur                                                                    Wolter, Marc Ingo; Mönnig, Anke; Hummel, Markus;
                                                                                                                    Schnee­mann, Christian; Weber, Enzo; Zika, Gerd;
                                      Arntz, Melanie; Gregory, Terry; Zierahn, Ulrich (2016): The                   Helmrich, Robert; Maier, Tobias; Neuber-Pohl, Caroline
                                        Risk of Automation for Jobs in OECD Countries: A Com-                       (2015): Industrie 4.0 und die Folgen für Arbeitsmarkt
                                        parative Analysis, OECD Social, Employment and Migra-                       und Wirtschaft. Szenario-Rechnungen im Rahmen der
                                        tion Working Papers, No. 189, OECD Publishing, Paris.                       BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen.
                                      Bonin, Holger; Gregory, Terry; Zierahn, Ulrich (2015):                        IAB-Forschungsbericht Nr. 8, Nürnberg, 67 S.
                                        Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf
                                        Deutschland, Mannheim.

                                      Brynjolfsson, Erik; McAfee, Andrew (2014): The Second
                                        Machine Age: Work Progress, and Prosperity in a Time
                                        of Brilliant Technologies. New York: W. W. Norton &
                                        Company, 2014.

                                      Bundesministerium für Wirtschaft und Energie [BMWi]
                                        (2015): Industrie 4.0: Volks- und betriebswirtschaftliche
                                        Faktoren für den Standort Deutschland – Eine Studie
                                        im Rahmen der Begleitforschung zum Technologiepro-
                                        gramm AUTONOMIK für Industrie 4.0.

                                      Dengler, Katharina; Matthes, Britta (2015): Folgen der Di-
                                        gitalisierung für die Arbeitswelt: In kaum einem Beruf
                                        ist der Mensch vollständig ersetzbar. IAB-Kurzbericht
                                        Nr. 24, Nürnberg, 7 S.

    Jun.-Prof. Dr. Melanie Arntz         Dr. Terry Gregory                    Dr. Florian Lehmer                    Dr. Britta Matthes                  Dr. Ulrich Zierahn
    ist kommissarische Leiterin          ist wissenschaftlicher Mitarbeiter   ist wissenschaftlicher Mitarbeiter    ist Leiterin der Forschungsgruppe   ist wissenschaftlicher Mitarbeiter
    des Bereichs „Arbeitsmärkte,         im Bereich „Arbeitsmärkte,           in der Forschungsgruppe des           „Berufliche Arbeitsmärkte“ im       im Bereich „Arbeitsmärkte,
    Personal­management und Soziale      Personal­management und Soziale      Direktors und in der Forschungs-      IAB.                                Personal­management und Soziale
    Sicherung“ im ZEW.                   Sicherung“ im ZEW.                   gruppe „Berufliche Arbeits­                                               Sicherung“ im ZEW.
                                                                                                                    britta.matthes@iab.de
    arntz@zew.de                         gregory@zew.de                       märkte“ im IAB .                                                          zierahn@zew.de
                                                                              florian.lehmer@iab.de

    Impressum  IAB-Kurzbericht Nr. 22, 12.10.2016  Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürn­berg
     Redaktion: Elfriede Sonntag, Martina Dorsch  Graphik & Gestaltung: Monika Pickel  Fotos: Jutta Palm-Nowak, Wolfram Murr (Photofabrik Nürnberg), Privatauf-
    nahmen  Druck: Erhardi Druck GmbH, Regensburg  Rechte: Nach­druck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB  Bezug: IAB-Bestellservice, c/o W.
    Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Biele­feld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen);
    Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de  IAB im Internet: www.iab.de. Dort finden Sie u. a. diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download  Anfra-
    gen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942  ISSN 0942-167X

8     IAB-Kurzbericht 22/2016
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