Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de

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Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de
Kompetenzen für die
                                                                      Pflege im digitalen Wandel

Zusatzqualifizierung Pflege 4.0
Zusatzqualifizierung für Beschäftigte in der ambulanten und stationären Altenpflege
sowie für Beschäftigte in der Beratung zu Alter und Pflege.
Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de
Impressum

Herausgeber
k.o.s GmbH
Am Sudhaus 2
12053 Berlin

www.kos-qualitaet.de

E-Mail: info@kos-qualitaet.de
Twitter: @kos_qualitaet

Autorinnen
Melanie Helmig, Anne Röhrig, Patricia Wemken-Stephan

Diese Publikation ist im Rahmen des Vorhabens „Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 – Kompetenzen
für die Pflege im digitalen Wandel“ entstanden und wurde mit Mitteln der Senatsverwaltung für
Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin finanziert. Die Verantwortung für die
Inhalte liegt bei den Autorinnen.

Bildnachweis
SenGPG/Nils Bornemann

Stand
März 2021, 1. Auflage

Layout und Satz
Svenja Klau (https://www.svenja-klau.de)

Dieses Material steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter
gleichen Bedingungen 4.0 International. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie:
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0
Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de
Inhaltsverzeichnis   03

Inhaltsverzeichnis
Grußwort                                                   04

Einleitung                                                 06

Vorhabenbeschreibung                                       07

Die Entwicklungsphase                                      08

Neue Qualität des digitalen Wandels                        12

Der Kompetenzrahmen                                        14

Methodisch-didaktisches Konzept                            18

Praxiserfahrungen                                          24

Resümee                                                    27

Literatur                                                  29
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04      Grußwort

Grußwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,                sollen mit Hilfe der Digitalisierung in ihrem
                                                  Arbeitsalltag entlastet werden und an
während in der Pflege schon heute die             Autonomie, Selbstständigkeit, Teilhabe und
vernetzte Tourenplanung, die elektronische        Lebensqualität gewinnen. Damit dies gelingt,
Pflegedokumentation und Hausnotrufsysteme         braucht es digitale Kompetenzen. Nutzerinnen
zum Alltag gehören, könnten es morgen             und Nutzer digitaler Technologien müssen
intelligente Pflegewagen, autonom                 dazu befähigt werden, den digitalen Wandel
fahrende robotische Patientenlifter,              im Arbeits- und Privatleben im Kontext Pflege
Sturzerkennungssysteme und GPS-Tracker sein.      mitgestalten und digitale Technologien
                                                  informiert und gewinnbringend nutzen zu
Die Digitalisierung schreitet in der Pflege       können.
voran! Nicht zuletzt hat die anhaltende
SARS-CoV2-Pandemie wesentlich zu einem            Da dies noch keine Selbstverständlichkeit
Digitalisierungsschub beigetragen und viele       ist, haben wir digitale Kompetenzen zu
ältere Menschen zur Anschaffung und Nutzung       einem Schwerpunktthema unserer Berliner
digitaler Lösungen ermutigt.                      Landesinitiative „Pflege 4.0 – Made in Berlin“
                                                  gemacht. Ziel der Initiative ist es, nachhaltige
Bei den rasanten Entwicklungen müssen wir         und grundlegende Strukturen sowie
besonders diejenigen in den Blick nehmen,         Bedingungen in Berlin zu schaffen, die zur
die von der Digitalisierung profitieren sollen:   Potenzialentfaltung digitaler Technologien für
professionell Pflegende, pflegebedürftige         das Berufsfeld Pflege und für die Lebenswelt
Menschen und pflegende Angehörige. Sie            pflegebedürftiger Menschen beitragen.
Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de
Grußwort   05

Ganz konkret möchten wir mit einem Qualifizierungsangebot
für Beschäftigte aus der ambulanten und (teil-) stationären
Altenpflege sowie aus der Beratung zu Pflege und Alter zur
Förderung der Kompetenzentwicklung für die Pflege beitragen.

Vielen Dank an die vielen mitwirkenden Expertinnen und
Experten aus der Pflegepraxis, Wirtschaft, Wissenschaft, dem
Datenschutz, der Ethik und der Politik und insbesondere der
k.o.s GmbH für die Realisierung dieses Vorhabens!

Viel Vergnügen beim Durchstöbern dieser Broschüre, die Ihnen
einen Überblick über das Qualifizierungsangebot und den
Entwicklungsprozess gibt!                                      Bildnachweis:
                                                               SenGPG/Nils Bornemann

Ihre

Dilek Kalayci
Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 - Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel - Berlin.de
06      Einleitung

Einleitung
Die Digitalisierung erfasst inzwischen alle         Mit der Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 können
Lebens- und Arbeitsbereiche – und somit             sich Mitarbeitende aus der Pflege sowie aus der
auch die ambulante sowie stationäre                 Beratung zu Pflege und Alter mit dem digitalen
Altenpflege, aber ebenso die unterschiedlichen      Wandel und den Möglichkeiten in ihren jeweils
Beratungsbereiche zu Pflege und Alter. Und          spezifischen Arbeitsfeldern auseinandersetzen,
genauso können im häuslichen Bereich                dafür erforderliches (Basis-)Wissen erwerben
pflegebedürftiger Menschen digitale                 und durch eine praxisbezogene Fragestellung
Technologien eine wertvolle Möglichkeit für         ihre Kompetenzen zur Gestaltung des eigenen
Teilhabe und Selbständigkeit eröffnen.              Arbeitsbereiches weiterentwickeln.

Um für professionell Pflegende und Beratende        In dieser Handreichung stellen wir Ihnen
ein Angebot zur Qualifizierung zum Thema            Struktur und Inhalt der Zusatzqualifizierung
Digitalisierung und Pflege zu ermöglichen, wurde    Pflege 4.0 vor. Zudem haben wir für Sie den
die k.o.s GmbH von der Senatsverwaltung für         Weg von der Entwicklung zur Pilotierung der
Gesundheit, Pflege und Gleichstellung beauftragt,   Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 im Verlauf des
ein solches Angebot zu entwickeln: Ziel des         Vorhabens nachgezeichnet. Wir schließen
Vorhabens Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 ist die   mit einem Ausblick auf die ab August 2021
Entwicklung, Erprobung und Umsetzung eines          startenden ersten Durchläufe.
Qualifizierungsangebotes für Beschäftigte in der
Pflege sowie für Beraterinnen und Berater, die      Viel Spaß bei der Lektüre!
eine Schnittstelle zu pflegebedürftigen Menschen
und pflegenden Angehörigen darstellen.              Das k.o.s-Team Zusatzqualifizierung Pflege 4.0
Vorhabenbeschreibung      07

Vorhabenbeschreibung
Das Vorhaben „Zusatzqualifizierung               Der Weg bis zur Entwicklung einer
Pflege 4.0–Kompetenzen für die Pflege            Zusatzqualifizierung für die Pflege 4.0 wird dabei
im digitalen Wandel“ wird im Auftrag der         über folgende Arbeitsschritte realisiert:
Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege
und Gleichstellung von der k.o.s GmbH              Literaturanalyse
umgesetzt (Laufzeit: 03/2020-12/2021). Ziel
ist die Entwicklung einer Zusatzqualifizierung     Interviews mit Berliner Expertinnen und
für die im digitalen Wandel benötigten             Experten ergänzt durch eine schriftliche
Kompetenzen. Zielgruppen für die                   Befragung
Qualifizierung sind in der Pflege Tätige
sowie Beschäftigte in verschiedenen                Entwicklung eines Kompetenzmodells
Beratungsbereichen zu Pflege, Alter und            für die Pflege 4.0 als Grundlage der
                                                   Zusatzqualifizierung
der damit verbundenen Unterstützung der
Angehörigen pflegebedürftiger Menschen.
                                                   Erarbeitung des methodisch-
                                                   didaktischen Umsetzungskonzepts für
Das Vorhaben gliedert sich in die Phasen
                                                   die Zusatzqualifizierung
Entwicklung, Pilotierung und Umsetzung der
Zusatzqualifizierung. Eine Fachgruppe mit
                                                   Zwei Pilotierungen der
Expertinnen und Experten aus verschiedenen         Zusatzqualifizierung
Praxiskontexten der Pflege begleitet das
Vorhaben kontinuierlich mit fachlicher             Zwei Durchläufe der Zusatzqualifizierung
Expertise.
08      Die Entwicklungsphase

Die Entwicklungsphase
Mit einer Literaturanalyse, qualitativen            sondern vielmehr auf die Frage danach,
Interviews mit Expertinnen und Experten             wie Technik Arbeitsprozesse verändert und
und einer schriftlichen Befragung wurden die        erleichtern kann, wie technische Lösungen
Grundlagen für die Zusatzqualifizierung gelegt.     zu einer Verbesserung für pflegebedürftige
Mit diesen ersten Arbeitsschritten entstand die     Menschen, pflegende Angehörige sowie
Basis, auf der aufbauend ein Kompetenzrahmen        professionell in der Pflege und Beratung Tätige
erarbeitet wurde, der die für Pflege und            beitragen können und welche Kompetenzen
Beratung zu Pflege und Alter zentralen              notwendig sind, um Vor- und Nachteile von
Themenfelder im Kontext des digitalen Wandels       Technikeinsatz zu erkennen, zu beurteilen und
zusammenstellt, systematisiert und strukturiert.    selbst zu aktiv Gestaltenden in den eigenen
                                                    Arbeitsstrukturen werden zu können.
Die Literaturanalyse hat alle Bereiche in der
ambulanten und stationären Pflege sowie die         Die ebenfalls im Rahmen des Vorhabens
Beratung pflegebedürftiger Menschen und             geführten Interviews mit Expertinnen und
pflegender Angehöriger berücksichtigt. Ziel         Experten beleuchteten die genannten Bereiche
war es auch auf Grundlage aktueller sowie           und lieferten wichtige Ansatzpunkte aus der
prognostizierbarer digitaler Technologien in der    Arbeitswelt von Pflege und Beratung. Parallel
Pflege, Kompetenzanforderungen im Kontext           durchgeführte Gesprächsrunden mit mehreren
der digitalen Transformation für Pflegende          Expertinnen und Experten konnten ebenso die
und Beratende zu formulieren. Dabei war der         Erkenntnisse der Literaturanalyse im Sinne
Fokus nicht in erster Linie auf konkrete digitale   einer Theorie-Praxis-Verknüpfung erweitern und
Technologien und deren Bedienung gerichtet,         bereichern.
Die Entwicklungsphase   09

Um die gewonnen Erkenntnisse aus der           Mit diesen ersten Arbeitsschritten
Literaturanalyse und den qualitativen          entstand die Basis, auf der aufbauend ein
Interviews zur Digitalisierung in der Pflege   Kompetenzrahmen erarbeitet wurde.
und Beratung zu Pflege und Alter zu ergänzen
und weiter anzureichern, wurde eine
ergänzende schriftliche Online-Befragung
durchgeführt. Die Befragung umfasste
drei Themenblöcke; von der Erfassung
des aktuellen Digitalisierungsstandes
im jeweiligen Arbeitsbereich bzw.
Unternehmen über Prognosen hinsichtlich
zukünftiger Veränderungen bis hin zu damit
verbundenen Kompetenzanforderungen und
Weiterbildungsbedarfen für eine (digitale)
Arbeitswelt von morgen.
10        Die Entwicklungsphase

Zentrale Ergebnisse aus Literatur und Interviews
Literaturanalyse1 und Interviews mit
Expertinnen und Experten haben in der              Der flächendeckende Einsatz digitaler
Entwicklungsphase des Vorhabens wichtige           Technologien und eine umfassende
Erkenntnisse für den geeigneten Zuschnitt einer    Vernetzung stehen noch aus. Aktuell
Zusatzqualifizierung geliefert, die im Folgenden   werden mehrheitlich Insellösungen
                                                   realisiert. Es fehlen standardisierte
als die zentralen Ergebnisse aus Theorie und
                                                   Lösungen in der Breite, die auch
Praxis dargestellt sind.
                                                   über Einrichtungsgrenzen hinweg
                                                   einen sicheren Datenaustausch und
                                                   Datentransparenz ermöglichen.
     Neue Technologien sind für viele
                                                   Insbesondere erweist sich mehrheitlich ein
     Anforderungssituationen eine erhebliche
                                                   fehlender oder mindestens erschwerter
     Unterstützung. Diese werden mit
                                                   Datentransfer zu Kostenträgern als
     einem Mehrwert für den Einsatz in
                                                   Hindernis.
     verschiedenen Bereichen konnotiert,
     die verbesserte Planung, Organisation
     und Dokumentation, Vernetzung und
     Kommunikation sowie Unterstützung             Es gibt schon viele technisch
     (beruflich) Pflegender bei physisch           realisierte Möglichkeiten. Die
     belastenden Verrichtungen ermöglichen.        Nutzung dieser Technologien ist
     Nicht zuletzt können sie auch den Erhalt      in der Praxis eingeschränkt durch
     der Selbstbestimmung pflegebedürftiger        fehlende Informationen und
     Menschen fördern sowie pflegende              Transparenz sowie nicht ausreichende
     Angehörige unterstützen.                      Refinanzierungsmöglichkeiten.
Die Entwicklungsphase    11

                                                                   Neue Technologien
Die Implementierung von Technologien in den Arbeitsalltag          sind für viele
muss transparent erfolgen. Dieser Aspekt bezieht sich auf          Anforderungssituationen
die Einbindung des Pflege- und Beratungspersonals bei              eine erhebliche
der Implementierung und beinhaltet auch die Möglichkeit            Unterstützung.
der Mitgestaltung bei notwendigen Prozessanpassungen
und das Ausprobieren neuer digitaler Technologien. Diesen
Implementierungsprozessen muss die notwendige Zeit
eingeräumt werden.                                                 Die Möglichkeiten
                                                                   des digitalen Wandels
                                                                   begreifen wir als
Die Möglichkeiten des digitalen Wandels müssen als
                                                                   notwendige und
notwendige und sinnvolle Ergänzung im Rahmen einer
                                                                   sinnvolle Ergänzung
personenbezogenen Dienstleistung verstanden werden, die
                                                                   im Rahmen einer
nur unterstützt, aber nicht ersetzt werden kann.
                                                                   personenbezogenen
                                                                   Dienstleistung.
Es besteht eine grundlegend positive Einstellung gegenüber
einem Technikeinsatz in der Pflege bei beruflich Pflegenden
und Beratenden.

Neben der Entlastung und Unterstützung pflegender und beratender Beschäftigter sollten
Erhalt und Stärkung der Selbständigkeit sowie Teilhabe pflegebedürftiger Menschen weitere
zentrale Aspekte des Technikeinsatzes sein.
12        Neue Qualität des digitalen Wandels

Neue Qualität des digitalen Wandels
Die Qualität des digitalen Wandels unterscheidet sich stark von vergangenen Technikentwicklungen
und Innovationszyklen. Kennzeichnend für den digitalen Wandel sind insbesondere folgende Aspekte:

     Erhöhte Komplexität                             Zunehmende Datenmenge,
     Digitalisierung ist eng verknüpft mit einer     Datenströme in Echtzeit, KI
     erhöhten Komplexität, d. h. einer Zunahme       Die Menge an Daten sowie der Umfang von
     von Verknüpfungen und Abhängigkeiten.           in Echtzeit übermittelten und genutzten
                                                     Daten wächst im Zuge der Digitalisierung
                                                     stark an. Nicht zuletzt wird der Einsatz der
     Größere Innovationsgeschwindigkeit
                                                     so genannten Künstlichen Intelligenz (KI)
     Im Vergleich mit anderen technologischen        zukünftig in vielen Bereichen eine wichtige
     Innovationen haben sich die                     Rolle bei Datenerfassung und -analyse
     Innovationszyklen bei der Entwicklung           spielen.
     digitaler Technologien enorm
     verkürzt. Dies gilt nicht nur bei der
     Technikentwicklung selbst, sondern auch
                                                     Abnehmende Vorhersehbarkeit
     bezogen auf die Ausbreitung und Nutzung
                                                     von Entwicklung
     neuer Technologien.
                                                     Steigende Komplexität und zunehmende
                                                     Innovationsgeschwindigkeit führen
     Größere Innovationsgeschwindigkeit              auch dazu, dass Entwicklungen weniger
     in Verbindung mit einer erhöhten                vorhersehbar sind und eine eindeutige
     Komplexität und steigenden Datenmengen          Orientierung schwieriger wird.
     führen zu einer neuen Qualität von
     Veränderungsprozessen.
Neue Qualität des digitalen Wandels     13

Anforderungen an eine Qualifizierung
Aus der skizzierten neuen Qualität des              Kompetenzorientierung und
digitalen Wandels ergibt sich, dass                 Kompetenzentwicklung sind für die
bestehende Konzepte für das Lernen, für             Mitgestaltung des digitalen Wandels
                                                    zentral.
Weiterbildungen und Qualifizierungen
überprüft und weiterführende Ansätze
entwickelt werden müssen. Zukünftig              Fertigkeiten und Kompetenzen für die Nutzung
werden Kompetenzorientierung                     digitaler Technologien und die Mitgestaltung
und Kompetenzentwicklung für das                 des digitalen Wandels. Schließlich müssen
Bestehen im digitalen Wandel und                 drittens die Tools, also digitale Anwendungen
dessen Mitgestaltung zentral sein. Zwar          und Technologien für den Einsatz in den
bleibt Wissen eine notwendige Basis für          jeweiligen Nutzungszusammenhängen
Kompetenzentwicklungen, Wissenserwerb            verfügbar sein.
wird zukünftig in Bildungs- und
Qualifizierungsprozessen aber bei weitem         Jeder Aspekt für sich ist wichtig, Wirksamkeit
nicht mehr im Vordergrund stehen.2               entfaltet sich aber nur im Zusammenspiel.
                                                 Für die Gestaltung des digitalen Wandels ist
Neben der grundlegenden Orientierung an          die Reihenfolge auch die Gewichtung: Das
Kompetenzen ist auch eine Trias aus Mindset,     Mindset bildet die Grundlage, Fähigkeiten und
Skillset und Toolset erforderlich. Erstens ist   Kompetenzen bestimmen Umsetzung und
eine Haltung als offenes, dem digitalen Wandel   Mitgestaltung und Tools entfalten praktische
zugewandtes Mindset erforderlich. Zweitens       Wirkung.3
werden Skills benötigt, d. h. Fähigkeiten,
14      Der Kompetenzrahmen

Der Kompetenzrahmen
Die in der Entwicklungsphase gewonnenen Erkenntnisse aus Literatur, Interviews, schriftlicher
Befragung und dem Austausch mit Expertinnen und Experten der Fachgruppe bilden die
Grundlage für den Kompetenzrahmen der Zusatzqualifizierung Pflege 4.0. Er systematisiert die
identifizierten Kompetenzbedarfe für die Gestaltung des digitalen Wandels in der Pflege sowie
der Beratung zu Pflege und Alter und ist damit auch das Fundament für die Erarbeitung eines
methodisch-didaktischen Konzepts der Qualifizierung.

Abb. 1:                           Digitaler Wandel                      Digitalisierung
Kompetenzrahmen                Personale Kompetenzen                Fachliche Kompetenzen
für die Pflege 4.0
                               Sozialkompetenz                     Technologien

                               Selbstkompetenz                     Daten

                                                                   Prozesse

Der Kompetenzrahmen ist in zwei Bereiche,           Der Bereich Digitaler Wandel bezieht sich
Digitaler Wandel und Digitalisierung unterteilt,    auf die Kompetenzentwicklung für einen
die analytisch getrennt zu betrachten sind,         anhaltenden, komplexen und sich schnell
faktisch aber in einem Zusammenhang stehen          vollziehenden gesellschaftlichen Wandel und
(vgl. Abb. 1).                                      die zum Teil tiefgreifenden Veränderungen
Der Kompetenzrahmen         15

in der Arbeitswelt. Für die Gestaltung          In Abgrenzung zum digitalen Wandel bezieht
des Wandels sind Selbstorganisations-           sich der Bereich Digitalisierung stärker auf die
und Selbstlernfähigkeit neben weiteren          technologischen und anwendungsbezogenen
personalen Kompetenzen zentral (Sozial-         Aspekte einer Pflege 4.0. Hier stehen die
und Selbstkompetenz).                           fachlichen Kompetenzen im Fokus. Diese
                                                ermöglichen es, digitale Technologien zu
Anknüpfend an die Systematik des Deutschen      nutzen, zu beurteilen und zielgerichtet in
Qualifikationsrahmens (DQR ) beziehen sich      Arbeitsprozessen einzusetzen.
personale Kompetenzen auf die Fähigkeit
und Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln       Als Verortung insbesondere der fachlichen
und das eigene Leben eigenständig und           Kompetenzen haben wir die drei Bereiche
verantwortlich im jeweiligen sozialen,          Technologien, Daten und Prozesse identifiziert.
kulturellen bzw. beruflichen Kontext zu         Diese sind für die Pflege und für die Beratung
gestalten. Für den digitalen Wandel zentral     zu Pflege und Alter zentral (vgl. Abb. 2). Die drei
sind Sozialkompetenzen insbesondere             Bausteine beziehen sich auf unterschiedliche
bezogen auf Kommunikation, Kooperation,         Schwerpunkte, die in der Praxis immer
Kollaboration, Vermittlungsfähigkeit aber       miteinander verwoben sind.
auch Experimentierfreude. Erforderliche
Selbstkompetenzen im digitalen Wandel sind         Für die Gestaltung des Wandels
v. a. Beurteilungs- und Problemlösefähigkeit,      sind Selbstorganisations- und
Kreativität und Flexibilität sowie                 Selbstlernfähigkeit neben weiteren
Reflexionsfähigkeit.                               personalen Kompetenzen zentral.
16        Der Kompetenzrahmen

                                                                   Digitale Technologien
     Digitale Technologien
                                                                   kennen und einsetzen
     Wissen über technologische Lösungen und deren
                                                                   können
     Möglichkeiten für die Pflege und Beratung 4.0 sowie Wissen,
     Anwendungs- und Beurteilungsfähigkeit bezogen auf
     Informations- und Kommunikationstechnologien

     Daten                                                         Sicherer Umgang
     Daten verstehen, Umgang mit vernetzten Daten sowie            mit Daten und
     Datenschutz und -sicherheit und Einschätzung von              Datenschutz
     Datenqualität und Aussagekraft

     Prozesse                                                      Gestaltung von
     Im Zentrum stehen Fragen des Umgangs mit Veränderungen        Prozessen mit
     – auf Grundlage des Wissens, welche Möglichkeiten die         digitalen Lösungen
     Digitalisierung zur Vernetzung und Prozessänderungen im
     Arbeitsalltag bietet. Zentraler Aspekt ist die Beurteilung
     des Mehrwertes digitaler Technologien für die eigenen
     Arbeitskontexte – d. h. die Auseinandersetzung mit
     der Frage, welches Verbesserungspotenzial digitale
     Technologien in konkreten Zusammenhängen bieten
     können und wie sich dieses Potenzial entfalten kann.
Der Kompetenzrahmen                 17

Abb. 2:
Bausteine der Digitalisierung

               Digitale Technologien                                               Informations- &
                                                               Hintergrundwissen
               in der Pflege                                                       Kommunikationstechnologien
Technologien

                                                                    zu digitalen
               • Digitale Pflegeplanung, -organisation 	         Technologien    • Umgang mit mobilen digitalen
                 und -dokumentation                                                  Endgeräten
               • Digitale Assistenz- und Monitoringsysteme                         • IT-Grundlagen/„PC-Basiswissen“/
               • Sensorik/Aktorik                                Digitalisierung     Software
               • Ambient Assisted Living                           und Ethik      • Umgang mit Video-Konferenz-Tools
               • Robotik

               Speichern, Sammeln,                                                 Datenschutz/-sicherheit,
               Verarbeiten                                        Umgang mit    Datenqualität
                                                              personenbezogenen
               • Digital dokumentierte Daten verstehen              Daten       • Datensicherheit, Datenschutz,
Daten

                 und bewerten                                                        IT-Sicherheit, Viren und Virenschutz
               • Weitergabe von Daten an Dritte                                    • Recht: Gesetze, Verordnungen,
               • Arbeiten mit vernetzten Daten (innerhalb und       Ethische         Richtlinien und Normen kennen
                 außerhalb der eigenen Organisation)               Aspekte       • Datenqualität und Aussagekraft von 
               • KI: Auswertung von und Steuerung durch Daten                         Daten beurteilen können

               Umgang mit Veränderung                                              Umgang mit Veränderung
               von Prozessen                                          Mehrwert     von Prozessen
                                                                      digitaler
               • Wissen über digital vermittelte Möglichkeiten 	 T echnologien   • Einführung und Nutzung neuer Technologien
Prozesse

                 von Vernetzung und Arbeitsteilung                                   im Arbeitskontext beurteilen und reflektieren
               • Produktiver Umgang mit veränderten                                • „Analoge“ Prozesse in der Praxis analysieren
                 Arbeits- und Kommunikationsprozessen                               und neu strukturieren
                                                                 Gestaltung von
               • Umgang mit veränderten                         Arbeitsprozessen   • Digital gestützte/veränderte Arbeitsabläufe 
                 Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten                             kontinuierlich bewerten und mitgestalten
18       Methodisch-didaktisches Konzept

Methodisch-didaktisches Konzept
                                           Auf Basis des Kompetenzrahmens – also
                                           unter Berücksichtigung der zentralen
                                           fachlichen sowie personalen Kompetenzen
                                           für die Digitalisierung in der Pflege sowie
                                           der Beratung zu Pflege und Alter – wurde ein
                                           methodisch-didaktisches Konzept für die
                                           Gestaltung der Zusatzqualifizierung Pflege 4.0
                                           entwickelt.

                                           Leitende Grundannahmen für das methodisch-
                                           didaktische Design sind das Schaffen von
                                           Bedingungen, die selbstorganisiertes Lernen
                                           unterstützen und Kompetenzentwicklung
                                           ermöglichen. Wesentlich ist dabei, dass
                                           Kompetenzen nicht (wie Inhalte) vermittelt
                                           werden können, sondern mit Bezug zum
     Die Zusatzqualifizierung              Arbeitsalltag und dortigen Problemstellungen
     soll Bedingungen schaffen,            individuell im Handeln entwickelt und
     die selbstorganisiertes               eingesetzt werden müssen. Das erfordert
     Lernen unterstützen und               eine auf Kompetenzentwicklung zielende
     Kompetenzentwicklung
                                           Qualifizierung und einen entsprechenden
     ermöglichen.
                                           Handlungsrahmen.
Methodisch-didaktisches Konzept      19

Ziele der Zusatzqualifizierung sind neben der      und Arbeitsumgebung, das Lern-Management-
Aneignung von Inhalten (Wissen) zu Pflege 4.0      System (LMS) Moodle. Hier werden zudem
insbesondere die Entwicklung von Kompetenzen       Lernmaterialien bereitgestellt.
für die Gestaltung des digitalen Wandels mit
Bezug zum eigenen Arbeitsfeld.                     Die Wissensaneignung wird in den gemeinsamen
                                                   Treffen mit thematischen Inputs initiiert
Die Umsetzung der Qualifizierung erfolgt im        und erfolgt anschließend vertiefend in den
Rahmen einer Social Blended Learning Struktur      Selbstlernphasen. Die Termine in analoger und
– also einer Kombination von analogen und          digitaler Präsenz dienen dem Austausch und
digitalen Terminen, ergänzt durch Gruppen- und     der Reflexion sowie dem Einsatz verschiedener
Einzelarbeit in so genannten Selbstlernphasen      Methoden und digitaler Tools, die für die
(vgl. Abb 3). Die Qualifizierung umfasst einen     alltägliche Arbeitspraxis nützlich sein können.
Zeitraum von etwa drei Monaten, insgesamt
ca. 38 Zeitstunden (20 Stunden in Präsenz –        Die Lerninhalte der Zusatzqualifizierung
analog und digital – und mindestens 18 Stunden     Pflege 4.0 beziehen sich auf die drei im
Selbstlernzeit). Ergänzend können zwei je          Kompetenzrahmen beschriebenen Bausteine;
einstündige individuelle Beratungstermine          die Wissensvertiefung erfolgt im Verlauf der
wahrgenommen werden.                               Qualifizierung entlang einer selbst gewählten
                                                   und praxisbezogenen Fragestellung. Diese
Die Kommunikation und Kollaboration sowie die      stellt das Kernstück der Qualifizierung
Begleitung der Teilnehmenden im Verlauf der        dar. Dieser Ansatz stellt den Bezug zu den
Qualifizierung erfolgen über eine digitale Lern-   tatsächlichen Anforderungen im jeweiligen
20      Methodisch-didaktisches Konzept

Arbeitskontext her und ermöglicht durch          Wissensvertiefung und
den Handlungsbezug die Anbahnung von             Kompetenzentwicklung erfolgen
Kompetenzentwicklungsprozessen.                  im Verlauf der Qualifizierung
                                                 entlang einer selbst gewählten und
                                                 praxisbezogenen Fragestellung.
Die auf die eigene berufliche Praxis
gerichtete Fragestellung bietet für die
Teilnehmenden die Gelegenheit, sich aktiv und    Um Leitungskräfte bei der Begleitung
anwendungsbezogen mit der Digitalisierung,       ihrer Teilnehmenden zu unterstützen,
den sich eröffnenden Möglichkeiten wie auch      ist für sie ein obligatorischer Online-
                                                 Workshop vorgesehen.
mit den zu beachtenden Datenschutzfragen
und ethischen Aspekten des Technikeinsatzes
auseinanderzusetzen. Methodisch wird
hier also die Wissensaneignung mit einem
praxisbezogenen Handlungsanlass verbunden;
erst in dieser Kombination können individuelle
Kompetenzentwicklungen stattfinden.
Methodisch-didaktisches Konzept        21

Abb. 3:
Ablauf der Qualifizierung – Social Blended Learning

                           Präsenztermin 1                                (Moodle) und digitale Zusammenarbeit
                           • Einstieg und Kennenlernen                    (inkl. Erprobung)
                           • Einführung: Digitalisierung und Pflege     • Praxisbezogene Fragestellung:
                           • Digitalisierung in meinem Arbeitsalltag      Einführung und Brainstorming
                           • Einführung in die Online-Plattform         • Aufgabe(n) für die Selbstlernphase

                           2 Online-        WS 1:              WS 2:                      Optionale
                             Workshops     Technologien       Daten                      Beratungstermine
Zeitraum ca. drei Monate

                           1 Online-Workshop mit Leitungskräften: Einführung in die Zusatzqualifizierung

                           Präsenztermin 2                              • Reflexion: Positive Aspekte im Verlauf der
                           • Reflexion der Selbstlernphase in der         Bearbeitung und Umgang mit Hürden
                             Gruppe                                     • Einführung: Digitalisierung und Prozesse
                           • Zwischenstand praxisbezogene                 im Arbeitsalltag
                             Fragestellung                              • Aufgabe(n) für die Selbstlernphase

                           2 Online-        WS 3:              WS 4:                      Optionale
                             Workshops     Fragestellung      Digitale Kompetenzen       Beratungstermine

                           Präsenztermin 3                              • Präsentation der Ergebnisse der
                           • Reflexion der Selbstlernphasen in der        praxisbezogenen Fragestellungen
                             Gruppe                                     • Feedback und Evaluation
22      Methodisch-didaktisches Konzept

Die Perspektive individueller                      wird von Beginn an geteilt mit mindestens der
Kompetenzentwicklungsprozesse wird in einem        Leitungskraft, die im Zeitraum der Qualifizierung
nächsten Schritt noch um eine organisationale      eingebunden wird. Um Leitungskräfte bei
Transferperspektive erweitert: Die Teilnahme an    der Begleitung ihrer Teilnehmenden zu
der Qualifizierung soll auch mit einem Mehrwert    unterstützen, wird für sie ein obligatorischer
für die jeweilige Organisation insgesamt           Online-Workshop durchgeführt. Dieser dient
verknüpft werden und bei der Nutzung digitaler     der umfassenden Vorstellung des Ablaufs
Möglichkeiten voranbringen. Dieser Ansatz          der Zusatzqualifizierung, der Erläuterung der
erfordert neben dem individuellen Engagement       praxisbezogenen Fragestellung sowie der
der Teilnehmenden auch eine aktive Begleitung      Diskussion von Möglichkeiten zur Initiierung des
auf Seiten der Leitungsebene. In der Einrichtung   Transfers in die Organisation.
selbst sollte ein Rahmen für den Austausch
und Wissenstransfer geschaffen werden –            Im folgenden Abschnitt werden ausgewählte
mit Leitungskräften, aber auch im Team. Die        Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten
Leitungsebene sollte dabei mit Interesse           Pilotierung der Zusatzqualifizierung Pflege
und Offenheit agieren, um die Bearbeitung          4.0 vorgestellt. Damit verbunden wird eine
der praxisbezogenen Fragestellung der              erste Reflexion über die mit der Qualifizierung
Teilnehmenden zu unterstützen.                     erzielbaren Wirkungen auf individueller sowie
                                                   organisationaler Ebene.
Die Verantwortung für das Gelingen des
Transfers verbleibt so nicht bei den einzelnen
Teilnehmenden der Qualifizierung, sondern
Methodisch-didaktisches Konzept   23
24      Praxiserfahrungen

Praxiserfahrungen
Das Qualifizierungskonzept wurde in einer
ersten Pilotierung im Herbst 2020 erprobt und            O-Töne aus
evaluiert. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus            der ersten Pilotierung
dieser Pilotierung dienen der Überarbeitung des
Konzeptes und sind in die zweite Pilotierung      „Der Stein wurde ins Rollen gebracht,
(März bis Juni 2021) eingeflossen.                jetzt liegt es an uns, dass der Stein
                                                  weiter rollt.“
Abschließend kann nach der ersten Pilotierung
festgehalten werden, dass die inhaltliche         „Es ist toll zu sehen, wie jeder Einzelne
Struktur und die methodisch-didaktische           in diesem Zeitraum schon so viel mit
Umsetzung des Qualifizierungskonzeptes            seiner Fragestellung erreichen konnte“.
tragfähig sind. Die Kombination von Gruppen-
und Selbstlernphasen, der Methodenmix und         „Digitales Lernen ist etwas Anderes.
das Kennenlernen unterschiedlicher digitaler      Wenn Technik ausfällt, ist das nicht
Arbeitsmittel durch eine aktive Nutzung im        schlimm, sondern man sagt sich ‚okay,
Verlauf der Qualifizierung haben sich bewährt     wir probieren das aus, aber wenn’s
und werden beibehalten.                           schiefgeht, dann ist das in Ordnung‘.
                                                  Das gibt mir Sicherheit, das zu machen,
Des Weiteren hat sich die Integration der         also in den digitalen Raum zu gehen“.
Leitungskräfte im Rahmen des obligatorischen
Online-Workshops als richtig und wichtig
erwiesen. Die umfassenden Informationen zu
Praxiserfahrungen    25

Ablauf und Zielen der Qualifizierung sowie den
Möglichkeiten eines gelingenden Transfers in die          O-Töne aus
Organisation wurden von den Leitungskräften               der ersten Pilotierung
als unabdingbar und unterstützend für die
erfolgreiche Begleitung bewertet.                   „Digitalisierung wurde als etwas
                                                    verstanden, was gemeinsam
Nicht zuletzt ergab die Auswertung der ersten       entwickelt werden muss, das ist mir
Pilotierung, dass durch die Qualifizierung          dabei bewusst geworden“.
eine grundsätzliche Sensibilisierung für die
Digitalisierung gelingt, Kenntnisse aufgebaut       „Meine praxisbezogene Fragestellung
und vertieft werden konnten und auch                hat eine eigene Dynamik bekommen
transparent geworden ist, wie Kompetenzen im        und ist auf ganz andere Ebenen
Prozess der Arbeit entwickelt werden können.        gelangt“.
Ein bestärkender und wichtiger Schritt, um auch
nach der Qualifizierung eine aktive Mitgestaltung   „Ich bin viel offener geworden beim
von Digitalisierungsprozessen umzusetzen.           Nutzen von digitalen Tools. Ich traue
                                                    mich mehr auszuprobieren und habe
                                                    weniger Panik davor“.
26      Praxiserfahrungen

Der konzeptionelle Ansatz, Wissensvertiefung
und Kompetenzentwicklung an die Entwicklung                  O-Töne von
und Bearbeitung einer praxisbezogenen                        Leitungskräften
Fragestellung zu binden, hat sich in der
ersten Erprobung als ausgesprochen geeignet           „Ich habe jetzt eine Kollegin an meiner
erwiesen. Alle zum Abschluss präsentierten            Seite für digitalen Austausch, hier kam
Ergebnisse der Teilnehmenden haben die                die Fortbildung genau zur richtigen Zeit“.
Erwartungen sogar noch übertroffen, da sie
umfangreiche Lösungen beinhalten, und                 „Wir müssen weiter dranbleiben, um
wichtige Impulse für Digitalisierungsschritte in      alles gut zu implementieren. Ich habe
den einzelnen Einrichtungen liefern konnten.          heute viel mitgenommen, was ich vorher
                                                      nicht kannte/nicht bedacht habe“.
Nach einer zweiten Pilotierung wird das
Gesamtkonzept finalisiert und in zwei weiteren        „Die Qualifizierung und der heutige
Durchgängen ab August 2021 umgesetzt. Eine            Termin [Abschlussveranstaltung]
Verstetigung des Qualifizierungsangebotes             haben einen nachhaltigen Gewinn,
soll auch nach Abschluss des Vorhabens                da alle Inhalte in den Präsentationen
erfolgen. Insofern wird in Berlin eine strukturelle   spannend waren. Das wollen wir
Verankerung angestrebt.                               mitnehmen und nutzen“.
Resümee   27

Resümee
Neue Technologien und veränderte Prozesse werden sich auch
in der Pflege in schnellem Tempo weiterentwickeln. Dies wird
die Anforderungen in der Arbeitswelt von Pflegekräften sowie
das Leben pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen
betreffen. Daher gilt es, neue digital gestützte Möglichkeiten der
Teilhabe und Selbständigkeit für pflegebedürftige Menschen
selbst, aber auch für pflegende Angehörige zu berücksichtigen.

Technologische Entwicklungen und damit verbundene
Veränderungen der Arbeits- und Qualifikationsanforderungen gab
es auch in der Vergangenheit – doch die digitale Transformation
ist von grundlegend neuer Qualität: Sowohl die Geschwindigkeit
der Technologieentwicklung als auch deren umfassender
Einsatz sind um ein Vielfaches höher als in zurückliegenden
Jahrzehnten. Auch die Komplexität von Veränderungen ist enorm
gestiegen. Die zunehmenden Möglichkeiten der Datenerfassung
und -analyse, das wachsende Datenvolumen und umfassender
Datentransfer ermöglichen Wissensgenerierung in einer neuen
Qualität. All dies verweist darauf, dass sich die Arbeitswelt mehr
denn je im Wandel befindet – und damit einhergehend auch die
Anforderungen an die Beschäftigten.
28      Resümee

Um die Chancen der Digitalisierung nutzen         Die digitale Transformation in Gesellschaft
zu können und mit Herausforderungen aktiv         und Arbeitsleben zeigt letztendlich auch, dass
und produktiv umzugehen, sind personale           alles im Wandel ist, und die Veränderung von
Kompetenzen für selbstorganisiertes, kreatives    Arbeitsbedingungen demnach die einzige
Handeln erforderlich. Im Zentrum steht der        Konstante darstellt, richtet man den Blick in die
Wandel von klassischer Wissensaneignung hin       Zukunft der Arbeit und der Menschen, die sie
zu flexibler Kompetenzentwicklung. Dieser         verrichten. Mit der Zusatzqualifizierung Pflege
Wandel wird Lernprozesse zukünftig prägen.        4.0 entsteht ein Angebot, dass die Mitgestaltung
Eine individuelle, formelle wie auch informelle   konstanter Veränderungsprozesse für
Kompetenzentwicklung zielt auf die Befähigung     Beschäftigte in der Pflege sowie in der Beratung
in komplexen, offenen Situationen kreativ,        zu Pflege und Alter ermöglichen und erleichtern
zielgerichtet und selbstorganisiert handeln zu    kann.
können und dies unter Nutzung von neuen, sich
schnell fortentwickelnden Technologien.
Literatur           29

Literatur
Hier haben wir wesentliche Quellen                           Elsbernd, Astrid / Lehmeyer, Sonja / Schilling, Ulrike /
zusammengestellt, die in die Darstellung der                 Warendorf, Kai / Wu, Jian (2014): Bedarfsgerechte
                                                             technikgestützte Pflege in Baden-Württemberg.
zentralen Ergebnisse eingeflossen sind:
                                                             Technologien und Dienstleistungen für ein
                                                             selbstbestimmtes Leben im Alter. Abschlussbericht.
1 Braeseke, Grit / Meyer-Rötz, Sinja H. / Pflug, Claudia /
                                                             Hochschule Esslingen – University of Applied Sciences.
  Haaß, Friederike (2017): Digitalisierung in der
  ambulanten Pflege – Chancen und Hemmnisse.                 Fehling, Patrick / Dassen, Theo (2017): Retrospektive
  Abschlussbericht des IGES für das Bundesministerium        und prospektive Deutung technischer Innovationen
  für Wirtschaft und Energie (BMWi).                         in Pflegeheimen: eine qualitative Studie. URL: https://
                                                             www.pflege-wissenschaft.info/online-ausgabe/2017/
  Elmer, Arno / Matusiewicz, David (Hrsg.) (2019): Die
                                                             september-oktober-2017/1928-retrospektive-und-
  digitale Transformation der Pflege: Wandel. Innovation.
                                                             prospektive-deutung-technischer-innovationen-in-
  Smart Services, Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche
                                                             pflegeheimen-eine-qualitative-studie
  Verlagsgesellschaft.
                                                             Fuchs-Frohnhofen, Paul / Blume, Andreas / Ciesinger,
  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
                                                             Kurt-Georg / Gessenich, Helga / Manfred, Hülsken-
  (BAuA) / Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQUA)
                                                             Giesler / Isfort, Michael / Jungtäubl, Marc / Kocks,
  (Hrsg.) (2015): Intelligente Technik in der beruflichen
                                                             Andreas / Patz, Martina / Weihrich, Margit (2018):
  Pflege. Von den Chancen und Risiken einer Pflege
                                                             Memorandum „Arbeit und Technik 4.0 in der
  4.0. URL: http://www.inqa.de/SharedDocs/PDFs/DE/
                                                             professionellen Pflege, 2. Aufl., Würselen: MA&T Sell &
  Publikationen/intelligente-technik-in-der-beruflichen-
                                                             Partner GmbH.
  pflege.pdf?__blob=publicationFile (Zugriff am
  26.03.2020).                                               Hielscher, Volker / Kirchen-Peters, Sabine / Sowinski,
                                                             Christine (2015a): Technologisierung der Pflegearbeit?
  DAA-Stiftung Bildung und Beruf (2017): Digitalisierung
                                                             Wissenschaftlicher Diskurs und Praxisentwicklungen in
  und Technisierung der Pflege in Deutschland. Aktuelle
                                                             der stationären und ambulanten Langzeitpflege (2015) IN:
  Trends und Folgewirkungen auf Arbeitsorganisation,
                                                             Beltz Juventa. Pflege & Gesellschaft. 20.Jg. H.1. S. 5-19.
  Beschäftigung und Qualifizierung. Hamburg.
30      Literatur

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 Hülsken-Giesler, M. (2015): Neue Technologien in             Triller, Bärbel (2016): Freund oder Feind? Roboter in der
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 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
 (Hrsg.), Intelligente Technik in der beruflichen Pflege.
 Von den Chancen und Risiken einer Pflege 4.0 (1. Aufl.,    2 Röhrig, Anne / Michailowa, Steffi (2018a): Digitale
 S. 10-13). Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz         Kompetenzen für das Arbeiten 4.0: Mehr als der
 und Arbeitsmedizin.                                          Umgang mit Technik. In: de Molina, Karl-Maria / Kaiser,
                                                              Stephan / Widuckel, Werner (Hrsg.): Kompetenzen der
 Initiative Neue Qualität der Arbeit (Hrsg.) (2018):
                                                              Zukunft – Arbeit 2030, Freiburg im Breisgau. S. 99-113.
 Digitalisierung in der Pflege: Wie intelligente
 Technologien die Arbeit professionell Pflegender             Röhrig, Anne / Michailowa, Steffi (2018b): Digitalisierung
 verändern. URL: https://www.inqa.de/SharedDocs/              ist mehr, als nur einen Computer vor sich zu haben. In:
 PDFs/DE/Publikationen/pflege-4.0.pdf;jsession                Schröder, Frank (Hrsg.): Auf dem Weg zur digitalen Aus-
 id=F90F4583AFE0CA8315D99C8E2557828E?__                       und Weiterbildung von morgen. Bielefeld. S. 31-48.
 blob=publicationFile&v=2 (Zugriff am 16.04.20).

 Merda, Meiko / Schmidt, Kristina / Kähler, Bjørn           3 Helmig, Melanie / Röhrig, Anne (2020): Mindset –
 (2017): Pflege 4.0 – Einsatz moderner Technologien           Skillset – Toolset, Digitale Transformation und
 aus der Sicht professionell Pflegender. Stand 08/2017.       Beratung. In: Deutscher Verband für Bildungs- und
 Forschungsbericht der Berufsgenossenschaft für               Berufsberatung e.V. (Hrsg.): dvb forum 01/2020. Digitale
 Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) (Hrsg.),        Mündigkeit. Bielefeld.
 Paderborn.
Kontakt

Anne Röhrig                                 k.o.s GmbH
E-Mail: a.roehrig@kos-qualitaet.de          Am Sudhaus 2
                                            12053 Berlin
Melanie Helmig
E-Mail: m.helmig@kos-qualitaet.de           www.kos-qualitaet.de

Patricia Wemken-Stephan                     E-Mail: info@kos-qualitaet.de
E-Mail: p.wemken-stephan@kos-qualitaet.de   Telefon: +49 30 288 7565 10
www.digitalekompetenzenpflege.de

Das Vorhaben wird umgesetzt von der k.o.s GmbH
mit einer Laufzeit von 03/2020 bis 12/2021.

Das Vorhaben „Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 –
Kompetenzen für die Pflege im digitalen Wandel“
wird gefördert von der Senatsverwaltung für
Gesundheit, Pflege und Gleichstellung im Rahmen
der Initiative „Pflege 4.0 – Made in Berlin“.
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