Das Einsatzfeld hat Einfluss auf die Integrationschancen - Institut für ...
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IAB Kurzbericht Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 8/2018 In aller Kürze Langfristige Teilnahmewirkungen von Ein-Euro-Jobs Ein-Euro-Jobs sollen Bezieher von Arbeitslosengeld II an den Arbeits- markt heranführen. Die Geförderten Das Einsatzfeld hat Einfluss arbeiten temporär in Jobs, die hier- für zusätzlich eingerichtet wurden. Dabei sind verschiedene Einsatzfel- auf die Integrationschancen der möglich. von Markus Kiesel und Joachim Wolff Unseren Befunden zufolge können Ein-Euro-Jobs mittel- bis langfristig die ansonsten sehr niedrigen Einglie- derungschancen und Erwerbsein- kommen der Geförderten erhöhen. Mit Ein-Euro-Jobs sollen besonders ar- Tätigkeiten und geregelte Tagesabläufe, er Inwieweit sich die Ein-Euro-Job- beitsmarktferne Arbeitslosengeld-II-Be- weiterte soziale Kontakte oder die Verfol Teilnahme in erhöhten Integrations- chancen niederschlägt, hängt auch zieher an den Arbeitsmarkt herangeführt gung gemeinsamer Ziele – erreicht werden von der Nachfrage in Teilarbeits- werden. Die vorliegende Studie verdeut (Jahoda 1981). Für die geleistete Arbeit er märkten ab. licht, dass die Teilnahmen mittel- bis halten die Teilnehmenden ein bis zwei Euro Vergleichsweise hohe positive Wir- langfristig Integrationswirkungen entfal- pro Arbeitsstunde zusätzlich zum ALG II kungen treten bei den geförderten ten können. Dabei stellt sich heraus, dass (für weitere Details zu den Ein-Euro-Jobs Frauen für die Einsatzfelder Gesund- das Einsatzfeld der Tätigkeit der Ein-Eu- vgl. Infokasten 1 auf Seite 2). Bis zum Jahr heit und Pflege sowie Kinderbetreu- ro-Jobber eine wichtige Rolle für den Ein- 2009 war der Ein-Euro-Job für ALG-II-Be ung und Jugendhilfe auf. gliederungserfolg spielen kann. zieher die Maßnahme mit den höchsten Zu Für Männer in Ostdeutschland lie- gen negative Eingliederungseffekte gängen. Die jährlichen Zugänge von damals für Teilnahmen in den Feldern Um- Arbeitsgelegenheiten in der Mehraufwands mehr als 720.000, gingen auf rund 220.000 weltschutz und Landschaftspflege variante, auch als Ein-Euro-Jobs oder Zu im Jahr 2016 zurück (Quelle: Statistik der sowie Infrastrukturverbesserung vor. satzjobs bezeichnet, waren viele Jahre die Bundesagentur für Arbeit). Insgesamt blei Ein möglicher Grund hierfür ist, am häufigsten eingesetzte Fördermaß ben Ein-Euro-Jobs ein wichtiges Förder- dass diese Felder in Ostdeutschland nahme für Bezieher von Arbeitslosengeld instrument. schon lange stark durch den Einsatz öffentlich geförderter Beschäftigung (ALG) II. Bei einer Ein-Euro-Job-Teilnahme Frühere Studien haben sich mit Auswir geprägt sind und kaum zusätzliche können erwerbsfähige Leistungsberechtig kungen der Ein-Euro-Job-Teilnahmen auf reguläre Arbeitsnachfrage entsteht. te befristet für mehrere Monate zusätzliche, die Eingliederungschancen von teilnehmen Wirtschaftszweige, in denen eine im öffentlichen Interesse liegende Tätigkei den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten überdurchschnittlich positive Ent- ten ausführen. Dadurch sollen ihre Beschäf beschäftigt. Dabei wurden beispielsweise wicklung der Arbeitsnachfrage zu tigungsfähigkeit und gesellschaftliche Teil die Wirkungen für verschiedene Personen erwarten ist, können eine besonders förderliche Rolle für die Arbeits- habe verbessert werden. Das kann während gruppen, etwa nach Alter und Dauer seit der markteingliederung von Ein-Euro- der Tätigkeit durch wichtige Funktionen letzten Beschäftigung, untersucht (Wolff/ Job-Teilnehmenden spielen. des Arbeitens – etwa durch regelmäßige Hohmeyer 2008). Es stellte sich heraus, dass
durch die Ein-Euro-Job-Teilnahmen mittelfristig Per Teilnehmenden ermittelt. Bei einer Maßnahme, die sonen wie Langzeiterwerbslose oder westdeutsche arbeitsmarktferne Personen an den Arbeitsmarkt Frauen an den Arbeitsmarkt herangeführt werden heranführen soll, ist es möglich, dass sich ihre Wir können. Für einige Personengruppen wurden aber kungen (eventuell auch mittelbar durch effektivere selbst mittelfristig keine (z. B. für Unter-25-Jährige) Folgeförderungen) erst einige Jahre nach Teilnahme oder gar negative Eingliederungswirkungen nachge beginn voll entfalten. Dieser Aspekt wird anhand von wiesen (für Kurzzeiterwerbslose). Eine andere Studie Informationen aus den Verwaltungsprozessen der betrachtete die Wirkungen von Ein-Euro-Jobs ab Bundesagentur für Arbeit, mit sogenannten adminis hängig von der (geplanten) Teilnahmedauer oder den trativen Daten, untersucht. Hierfür werden Teilnah wöchentlichen Arbeitsstunden (Hohmeyer/Wolff mewirkungen für ALG-II-Bezieher bestimmt, die im 2010). Insgesamt konnte die Studie keine sehr mar zweiten Quartal 2007 einen Ein-Euro-Job begonnen kanten Unterschiede der Eingliederungswirkungen haben und zum Ende des vorangehenden Quartals für Teilnehmende mit verschiedenen Förderdauern arbeitslos gemeldet waren. Sie werden mit statis oder Arbeitsstunden nachweisen. tischen Zwillingen verglichen, um zu ermitteln, wie Die hier vorgelegte Studie untersucht, ob sich sich die Teilnahme auf die Merkmale reguläre Be die Eingliederungswirkungen nach Einsatzfeld der schäftigung, Erwerbseinkommen und ALG-II-Bezug Maßnahme unterscheiden. Ob Maßnahmeteilneh in einem Zeitraum von bis zu mehr als sechs Jahren mer durch verbesserte Beschäftigungsfähigkeit auch nach Teilnahmebeginn ausgewirkt hat (für Details zu bessere Marktchancen haben, dürfte von der Be Daten und Methodik vgl. Infokasten 2 auf Seite 6). schäftigungsentwicklung im Wirtschaftszweig des Einsatzfeldes abhängen. So könnten Teilnehmende in Vorrangige Förderung von Ein-Euro-Job-Einsatzfeldern in Sektoren mit einem arbeitsmarktfernen ALG-II-Beziehern überdurchschnittlichen Beschäftigungswachstum besonders hohe Eingliederungswirkungen erzielen. Mit Ein-Euro-Jobs sollen gemäß gesetzlichem Auf Zudem werden in der Studie erstmals langfristi trag arbeitsmarktferne Leistungsbezieher gefördert ge Wirkungen der Ein-Euro-Job-Teilnahme auf die werden. Es wäre deshalb zu erwarten, dass sich Ein-Euro-Job-Förderungen auf arbeitslose ALG-II- 1 Bezieher mit sehr geringen Beschäftigungschancen Ein-Euro-Jobs und ihre Ausgestaltung im Betrachtungszeitraum auf dem ersten Arbeitsmarkt konzentrieren. Das Ein-Euro-Jobs wurden mit der Hartz-IV-Reform als ein Instrument des Förderns lässt sich durch unsere Analyse abschätzen, weil und Forderns bekannt. ALG-II-Bezieher sind dazu verpflichtet, solche zusätzlichen wir nichtteilnehmende statistische Zwillinge für und im öffentlichen Interesse liegenden Tätigkeiten anzunehmen (seit April 2012 müssen diese zudem wettbewerbsneutral sein). Ziel der Teilnahmen ist ein Erhalt alle Ein-Euro-Jobber ermitteln, deren Ausgangs oder eine Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit sowie eine soziale Integration chancen am Arbeitsmarkt sich nicht von denen der der Teilnehmenden. Sie können auch eingesetzt werden, um die Arbeitsbereit Ein-Euro-Jobber unterscheiden sollten. Im Zeitver schaft von ALG-II-Beziehenden zu testen. lauf zeigt sich dann, ob die Beschäftigungsquote Im Jahr 2007 – das Jahr der hier untersuchten Zugänge – lag die (geplante) Teil und damit die ursprünglichen Eingliederungschan nahmedauer ähnlich wie zuletzt im Jahr 2016 in den allermeisten Fällen bei unter cen dieser ausgewählten Vergleichspersonen höher zwölf Monaten. Die durchschnittliche Förderdauer betrug etwas mehr als vier Mo oder niedriger ausfallen als die aller Nichtteilneh nate (Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2008a, 2017). Im Untersuchungszeit raum konnten die Teilnahmen mit und ohne Qualifizierung durchgeführt werden. menden. Tatsächlich zeigt ein Vergleich der späteren Die Teilnehmenden arbeiten gewöhnlich Teilzeit und erhalten ihr ALG II zuzüglich, Beschäftigungsanteile zwischen allen Nichtteilneh im Regelfall ein bis zwei Euro pro geleisteter Arbeitsstunde als Mehraufwandsent menden und den daraus ausgewählten Vergleichs schädigung. Daher verbleibt für viele Teilnehmende noch ein Anreiz zur Aufnahme personen, dass überwiegend Personen mit relativ einer ungeförderten Erwerbsarbeit. Die Förderung ist nachrangig gegenüber einer schlechten Erwerbschancen gefördert werden (vgl. Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung oder der Förderung durch andere Maß nahmen (Bundesagentur für Arbeit 2007). Damit gelten Ein-Euro-Jobs als eine Tabelle 1, Seite 3). In der gesamten Stichprobe lie „Ultima Ratio“, die sich an besonders benachteiligte Arbeitslose richten sollte und gen die Anteile ungeförderter versicherungspflichti mitunter erst längerfristig auch aufgrund von Folgeförderungen Eingliederungs ger Beschäftigung bei den statistischen Zwillingen wirkungen entfalten kann. Allerdings gab es im Jahr 2007 noch die gesetzliche Re durchweg unter den durchschnittlichen Werten aller gelung, ALG-II-Bezieher im Alter von unter 25 Jahren – die nicht unbedingt schwer Nichtteilnehmenden, sowohl 36 als auch 72 Monate zu vermitteln sind – unmittelbar nach ihrer Antragstellung auf ALG-II-Leistungen nach dem (hypothetischen) Förderbeginn. Bei Män in Arbeit, Ausbildung oder Arbeitsgelegenheiten zu vermitteln. Die unmittelbare Vermittlung Unter-25-Jähriger in Ein-Euro-Jobs wurde im April 2012 abgeschafft. nern in Ostdeutschland fällt dieser Unterschied mit 2,9 und 3,7 Prozentpunkten 36 und 72 Monate nach 2 IAB-Kurzbericht 8/2018
Förderbeginn am größten aus. Hinweise auf eine Se Ostdeutschland sowie im Verlauf des fünften Jahres lektion von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten für Männer in Westdeutschland. Ab dem fünften Jahr mit überdurchschnittlichen Beschäftigungschancen nach Teilnahmebeginn werden dabei Effekte von bis finden sich nur bei einigen Einsatzfeldern und ins zu etwa 3 Prozentpunkten für westdeutsche Frauen, gesamt in sehr wenigen Fällen wie etwa bei west und 1 Prozentpunkt für ostdeutsche Frauen sowie für deutschen Männern im Einsatzfeld Kinderbetreuung westdeutsche Männer erzielt. Bei Letzteren sind die und Jugendhilfe sowie bei westdeutschen Frauen im Einsatzfeld Kunst, Kultur und Sport. Abbildung 1 Teilnahmeeffekte der Ein-Euro-Jobs auf die Wahrscheinlichkeit, einer ungeförderten versicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen Positive Eingliederungswirkungen in Prozentpunkten Ost West mit einer Ausnahme Männer Frauen Die Förderung mit Zusatzjobs wirkt sich zunächst im Signifikante Werte (5 %-Niveau) 4 Zuge des sogenannten Einsperreffekts negativ auf die Wahrscheinlichkeit aus, ungefördert versiche 3 rungspflichtig beschäftigt zu sein (vgl. Abbildung 1). 2 Das liegt unter anderem daran, dass Teilnehmenden 1 während der Förderung weniger Zeit für die Arbeit suche zur Verfügung steht als während der Arbeits 0 losigkeit. Zudem könnten die Anreize zur Arbeitsuche –1 für einige Teilnehmende im Vergleich zu Arbeitslosen –2 geringer ausfallen, etwa wenn die Teilnahme mit ei nem erhöhten Teilhabeempfinden einhergeht. Rund –3 sechs Monate nach dem Förderbeginn steigen die –4 Beschäftigungseffekte für alle untersuchten Grup 0 6 12 18 24 30 36 42 48 54 60 66 72 78 Monate seit Maßnahmebeginn pen. Nach 17 Monaten sind die Effekte für Frauen in Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, Westdeutschland signifikant positiv, im Verlauf des eigene Berechnungen. © IAB vierten Jahres nach Förderbeginn auch für Frauen in Tabelle 1 Anteil ungeförderter versicherungspflichtig Beschäftigter in der Gruppe aller nichtteilnehmenden arbeitslosen ALG-II-Bezieher und der daraus ausgewählten Kontrollgruppe der statistischen Zwillinge 36 und 72 Monate nach (hypothetischem) Maßnahmebeginn, Anteile in Prozent nach 36 Monaten nach 72 Monaten Ostdeutschland Westdeutschland Ostdeutschland Westdeutschland Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen alle nichtteilnehmenden arbeitslosen ALG-II-Bezieher 16,6 15,7 16,7 16,1 23,9 23,4 22,7 22,3 daraus ausgewählte statistische Zwillinge der Teilnehmenden ... … in der gesamten Stichprobe 13,6 13,9 15,0 15,1 20,3 20,9 21,1 20,4 … in den Teilstichproben nach Einsatzfeldern Umweltschutz und Landschaftspflege 12,9 11,7 14,9 15,1 19,0 17,9 21,4 20,4 Infrastrukturverbesserung 13,6 12,8 14,7 14,7 20,1 19,6 20,6 20,0 Gesundheit und Pflege 13,6 14,0 14,9 14,5 20,7 20,9 21,1 19,6 Kinderbetreuung und Jugendhilfe 16,8 15,8 18,0 16,2 23,4 22,7 24,3 20,6 Beratungsdienste 14,5 14,6 15,5 15,5 21,2 21,0 22,5 20,9 Kunst, Kultur und Sport 14,3 15,4 15,1 16,7 21,0 22,5 21,4 23,4 Erziehung, Bildung, Wissenschaft und Forschung 17,6 16,5 18,4 16,9 25,9 23,2 24,2 21,8 Lesehilfe: Unter allen nichtteilnehmenden arbeitslosen ALG-II-Beziehern sind 72 Monate nach Maßnahmebeginn 23,9 % der ostdeutschen Männer ungefördert versicherungspflichtig beschäftigt. Bei den daraus ausgewählten statistischen Zwillingen der untersuchten Teilnehmenden gilt dies für 20,3 %. Der geringere Beschäfti gungsanteil der statistischen Zwillinge weist darauf hin, dass - wie intendiert - Personen mit relativ schlechten Beschäftigungschancen gefördert werden. Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, eigene Berechnungen. © IAB IAB-Kurzbericht 8/2018 3
Effekte aber häufig deutlich niedriger und nicht sta Mit Referenz auf die Beschäftigungsanteile der tistisch gesichert. nichtteilnehmenden statistischen Zwillinge (vgl. Ta Für Männer in Ostdeutschland lassen sich im gan belle 1) zeichnen sich die Geförderten 72 Monate zen Beobachtungszeitraum von über sechs Jahren nach Maßnahmebeginn durch eine Erhöhung ihrer im Schnitt keine Belege über positive Eingliede Beschäftigungswahrscheinlichkeit um 12,7 Prozent rungswirkungen der Ein-Euro-Jobs feststellen. bei Frauen in Westdeutschland, 4,6 Prozent bei Frauen in Ostdeutschland und 3,3 Prozent im Fall Abbildung 2 von Männern in Westdeutschland aus. Für ostdeut Teilnahmeeffekte der auf Ein-Euro-Jobs das reale Jahreserwerbseinkommen auf das (Brutto)1 sche Männer ergibt sich hingegen eine Verringerung reale in EuroJahreserwerbseinkommen (Brutto) 1) um 4 Prozent. Ost West in Euro Männer Ein ähnliches Muster findet sich beim Einfluss von Frauen Signifikante Werte (5 %-Niveau) Zusatzjob-Teilnahmen auf die Einkommenschancen 600 (vgl. Abbildung 2). Während die Effekte auf das rea le Jahreserwerbseinkommen (Brutto) im ersten Jahr 400 nach der Förderung noch für alle Gruppen negativ 200 ausfallen, sind sie im zweiten Jahr für Frauen und Männer in Westdeutschland sowie im dritten Jahr 0 für Frauen in Ostdeutschland signifikant positiv. Dass -200 die Einkommenseffekte zum Teil vor den Beschäfti gungseffekten signifikant positiv werden, lässt sich -400 damit erklären, dass nicht nur Einkommen aus unge -600 förderter versicherungspflichtiger Arbeit berücksich tigt wird, sondern auch das aus geringfügiger oder -800 geförderter versicherungspflichtiger Beschäftigung. 1 2 3 4 5 6 Jahre seit Maßnahmebeginn Für Männer in Ostdeutschland können erneut keine 1) Die Erwerbseinkommen wurden mit dem Preisindex für die Lebenshaltung (2010 = 100) positiven Teilnahmeeffekte festgestellt werden. Ihre deflationiert, um reale Jahreserwerbseinkommen zu ermitteln. Jahreserwerbseinkommen fallen selbst nach sechs Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, eigene Berechnungen. © IAB Jahren aufgrund der Förderung um mehr als 150 Euro niedriger aus. Für ostdeutsche Frauen und westdeut sche Männer hingegen liegen sie infolge der Ein-Eu Abbildung 3 ro-Job-Teilnahme um rund 150 Euro beziehungswei Teilnahmeeffekte der Ein-Euro-Jobs auf die Wahrscheinlichkeit, se rund 130 Euro höher. Bei westdeutschen Frauen ALG-II-Leistungen zu beziehen ist der Effekt mit etwa 320 Euro nach sechs Jahren in Prozentpunkten Ost West Männer unter den vier Gruppen am höchsten. Zu diesem Frauen Signifikante Werte (5 %-Niveau) Zeitpunkt lässt sich für Frauen in Westdeutschland, 5,0 die mit einem Ein-Euro-Job gefördert wurden, ein um 9,5 Prozent höheres Jahreserwerbseinkommen 4,5 feststellen (im Vergleich zu einem durchschnittlichen 4,0 Wert von 3.325 Euro in der Kontrollgruppe, wobei 3,5 hier auch Personen ohne Erwerbseinkommen enthal 3,0 ten sind). Das Jahreserwerbseinkommen von Frauen 2,5 in Ostdeutschland und Männern in Westdeutschland 2,0 liegt sechs Jahre nach Beginn der Teilnahme an ei 1,5 nem Zusatzjob um rund 5 und 3 Prozent höher als 1,0 in den Vergleichsgruppen, die durchschnittlich über 0,5 jährliche Erwerbseinkünfte von rund 3.000 und 0 4.400 Euro verfügen. Ostdeutsche Männer hingegen 0 6 12 18 24 30 36 42 48 54 60 66 72 78 erzielen sechs Jahre nach Beginn des Ein-Euro-Jobs Monate seit Maßnahmebeginn rund 4,4 Prozent weniger Jahreserwerbseinkommen Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, eigene Berechnungen. © IAB als die vergleichbaren Nichtteilnehmenden mit ei nem jährlichen Verdienst von rund 3.600 Euro. 4 IAB-Kurzbericht 8/2018
Obwohl Ein-Euro-Jobs die Beschäftigungschancen der öffentlichen Infrastruktur in Ostdeutschland mo und Erwerbseinkommen der Teilnehmenden über dernisiert. Dabei wurden Arbeitsbeschaffungs- und wiegend erhöhen, trägt eine Förderung in keiner der Strukturanpassungsmaßnahmen in hohem Umfang untersuchten Gruppen zur Verminderung des ALG- in den Bereichen Landschaftspflege und Infrastruk II-Bezugs bei (vgl. Abbildung 3). Innerhalb des ersten turverbesserung eingesetzt (Fitzenberger/Hujer Jahres nach Förderbeginn steigt die Wahrscheinlich 2002). In späteren Perioden wie unserem Untersu keit, aufgrund der Teilnahme ALG-II-Leistungen zu chungszeitraum könnte deshalb die Chance auf eine erhalten, je nach Gruppe um bis zu maximal 3 bis ungeförderte versicherungspflichtige Beschäftigung mehr als 4,5 Prozentpunkte. Danach wird der Effekt in diesen Feldern in Ostdeutschland niedriger ausge auf den Hilfebezug zunächst schwächer. Er beginnt fallen sein als in Westdeutschland. jedoch im Verlauf des dritten Jahres nach Förderbe ginn wieder etwas zu steigen, wobei die ermittelten Tabelle 2 Wirkungen spätestens nach dem fünften Jahr relativ Teilnahmeeffekte der Ein-Euro-Jobs nach Einsatzfeldern auf die stabil bleiben. Die Förderung mit Zusatzjobs bewirkt Wahrscheinlichkeit, einer ungeförderten versicherungspflichtigen offensichtlich auch, dass Teilnehmende im Vergleich Beschäftigung nachzugehen, 72 Monate nach Maßnahmebeginn zu ihren statistischen Zwillingen häufiger weiter in Prozentpunkten Arbeit anbieten, statt sich vorübergehend oder dau Ostdeutschland Westdeutschland erhaft aus dem Erwerbsleben zurückzuziehen und Einsatzfelder Männer Frauen Männer Frauen gleichzeitig den ALG-II-Bezug beispielsweise durch Umweltschutz und die Gründung von Haushaltsgemeinschaften, die -1,3 ** -0,1 0,0 1,6 Landschaftspflege Rückkehr ins Elternhaus oder frühzeitige Rentenein Infrastrukturverbesserung -2,3 *** -0,4 -0,1 1,7 * tritte zu überwinden. Gesundheit und Pflege -0,4 4,6 *** 0,5 4,2 *** Kinderbetreuung und Jugendhilfe -1,0 3,3 *** 0,9 5,7 *** Beratungsdienste 0,5 2,2 * 0,1 0,3 Positive Eingliederungswirkungen Kunst, Kultur und Sport 1,3 0,2 3,3 * -1,4 in Einsatzfeldern mit steigender Erziehung, Bildung, Arbeitsnachfrage Wissenschaft und Forschung -1,3 -0,9 1,3 2,7 * Im Folgenden werden Befunde einer differenzierten ***, ** und * kennzeichnen ein Signifikanzniveau von 1 %, 5 % und 10 %. Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, Analyse der Teilnahmeeffekte nach Einsatzfeldern eigene Berechnungen. © IAB betrachtet, wobei sich die Darstellung auf die lang fristigen Beschäftigungseffekte nach 72 Monaten beziehungsweise auf das Erwerbseinkommen im Tabelle 3 sechsten Jahr beschränkt. Teilnahmeeffekte der Ein-Euro-Jobs nach Einsatzfeldern auf das Es zeigt sich, dass die signifikant negativen Be reale Jahreserwerbseinkommen (Brutto), im sechsten Jahr nach schäftigungs- und Einkommenswirkungen von Ein- Maßnahmebeginn1) Euro-Jobs für Männer in Ostdeutschland auf die Be in Euro reiche Umweltschutz und Landschaftspflege sowie Ostdeutschland Westdeutschland Einsatzfelder Infrastrukturverbesserung begrenzt sind (vgl. Tabel Männer Frauen Männer Frauen len 2 und 3). Für Frauen in Ostdeutschland und Män Umweltschutz und -296 *** -63 -72 78 ner in Westdeutschland können in diesen beiden Ein Landschaftspflege Infrastrukturverbesserung -445 *** -31 -42 197 satzfeldern keine signifikanten Beschäftigungs- und Gesundheit und Pflege 85 513 *** 96 584 *** Einkommenseffekte nachgewiesen werden. Im Ein Kinderbetreuung und Jugendhilfe -64 429 *** 35 740 *** satzfeld Infrastrukturverbesserung lassen sich aber Beratungsdienste 29 199 -39 279 zumindest für Frauen in Westdeutschland signifikant Kunst, Kultur und Sport 261 36 650 * -364 positive Effekte der Förderung auf die Arbeitsmarkt Erziehung, Bildung, integration (jedoch nicht auf das Erwerbseinkom -323 39 292 422 * Wissenschaft und Forschung men) feststellen. Dieses Ergebnis könnte auf eine 1) Die Erwerbseinkommen wurden mit dem Preisindex für die Lebenshaltung (2010 = 100) regional unterschiedlich ausgeprägte Arbeitsnach deflationiert, um reale Jahreserwerbseinkommen zu ermitteln. frage nach Tätigkeiten in den beiden Einsatzfeldern ***, ** und * kennzeichnen ein Signifikanzniveau von 1 %, 5 % und 10 %. Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, hinweisen. Nach der deutschen Wiedervereinigung eigene Berechnungen. © IAB bis in die 2000er Jahre hinein wurden große Teile IAB-Kurzbericht 8/2018 5
Die Teilnahme an Ein-Euro-Jobs in den Einsatzfel heits- und Sozialwesen der Beschäftigtenstatistik dern Gesundheit und Pflege sowie Kinderbetreuung (bei den anderen Einsatzfeldern liegt eine so klare und Jugendhilfe wirkt sich signifikant positiv auf die Entsprechung/Zuordnung nicht vor). Die positive Beschäftigungs- und Einkommenschancen von Frau Wirkung der Förderung für Frauen in diesen Feldern en in Ost- und Westdeutschland aus. Die Beschäf kann zum einen mit der steigenden Arbeitsnachfra tigungseffekte sind mit 3,3 bis 5,7 Prozentpunkten ge in diesen Tätigkeitsbereichen erklärt werden. Von recht hoch, wenn man die niedrigen Ausgangsbe Dezember 2007 bis Dezember 2013 ist die Zahl der schäftigungschancen der statistischen Zwillinge sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Wirt nach 72 Monaten von etwa 20 bis 23 Prozent im schaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen um Blick hat (vgl. Tabelle 1). Diese beiden Einsatzfelder 19,4 Prozent gestiegen, während das durchschnitt finden ihre Entsprechung in den Sektoren Gesund liche Wachstum über alle Wirtschaftszweige hinweg 2 Daten und Methodik Die Untersuchung wertet Personendaten spricht dafür, solche Personen aus der Analyse 2) Infrastrukturverbesserung, 3) Gesundheit der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auszuschließen. Andererseits können Arbeits und Pflege, 4) Kinderbetreuung und Jugend administrativer Herkunft aus, die vom IAB gelegenheiten ein Instrument sein, das Teil hilfe, 5) Beratungsdienste, 6) Kunst, Kultur aufbereitet und für wissenschaftliche Un habemöglichkeiten für Ältere schafft und ihre und Sport sowie 7) Erziehung, Bildung, Wis tersuchungen zur Verfügung gestellt werden. Beschäftigungsfähigkeit erhöht. Das spricht senschaft und Forschung. Die Fallzahlen für Die Daten enthalten tagesgenaue Informati dafür, Ältere in die Analyse einzubeziehen. die Teilnehmenden liegen für diese Gruppen onen zu Perioden abhängiger Beschäftigung, Vor diesem Hintergrund wurden Personen bis minimal bei rund 450 Personen und maximal zu (registrierter) Arbeitslosigkeit und Arbeit zum Alter von 62 Jahren in die Analyse aufge bei etwa 32.210 Personen (vgl. Tabelle unten). suche, zum Bezug von ALG I und II sowie nommen, sodass zumindest noch für ein paar Eine weitergehende Ausdifferenzierung nach zur Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Jahre während des Betrachtungszeitraums Personen mit und ohne Qualifizierung wurde Maßnahmen. Für ALG-II-Bezieher sind ferner nach Förderbeginn eine Steigerung der Chan nicht durchgeführt. Informationen über die Mitglieder ihrer Be cen einer Arbeitsaufnahme nicht ganz ausge Für jede einzelne Gruppe wurde mit einem darfsgemeinschaft verfügbar. Insgesamt lie schlossen werden kann. Schließlich wurden Probitmodell die Teilnahmewahrscheinlich gen eine Vielzahl soziodemografischer Merk Personen aufgrund von fehlenden Werten bei keit abhängig von relevanten beobachtbaren male und Einkommensangaben vor. Zudem analytisch relevanten Variablen und aufgrund Determinanten ermittelt. Mit PSM wurde wurden die Daten mit Angaben zur lokalen von weiteren technischen Anforderungen der dann für jede teilnehmende Person eine Arbeitsmarktlage verknüpft. verwendeten Methodik ausgeschlossen. Gruppe mit fünf statistischen Zwillingen mit Es werden ALG-II-Bezieher analysiert, die Die Ein-Euro-Job-Wirkungen werden für einer ähnlichen Teilnahmewahrscheinlichkeit zum 31. März 2007 arbeitslos gemeldet wa Teilnehmende nach vier Personengruppen aus der potenziellen Vergleichspersonen ren. Aus dieser Gruppe werden alle Personen untersucht: Männer und Frauen jeweils in gruppe ausgewählt (5-Nearest-Neighbour- betrachtet, die im zweiten Quartal 2007 ei Ost- und in Westdeutschland. Die Analysen Matching mit Zurücklegen und ohne Caliper). nen Ein-Euro-Job aufgenommen haben. Von werden für Männer und Frauen beispiels Dann wurde der Unterschied zwischen einer den restlichen Personen, die in diesem Quar weise wegen unterschiedlicher Muster der Ergebnisvariable der teilnehmenden Person tal keine Ein-Euro-Job-Förderung erhielten, Erwerbsbeteiligung getrennt durchgeführt. und des Mittelwerts dieser Ergebnisvariab wurden zufällig 20 Prozent ausgewählt. Sie Die unterschiedliche Arbeitsmarktlage ist ein len ihrer statistischen Zwillinge gebildet. dienen als potenzielle Kontrollpersonen, aus Grund dafür, dass Ost- und Westdeutsch Der Mittelwert dieser Unterschiede für alle denen mit Methoden des Propensity Score land getrennt betrachtet werden. Für jede teilnehmenden Personen einer betrachteten Matching (PSM) statistische Zwillinge für dieser vier Personengruppen werden zudem Gruppe ist der geschätzte Teilnahmeeffekt für die Ein-Euro-Job-Teilnehmenden ausgewählt Ein-Euro-Job-Wirkungen für jedes der fol diese Gruppe: Er geht darauf zurück, dass die werden. Analysen mit PSM erfordern voll genden Einsatzfelder getrennt untersucht: Personen im zweiten Quartal 2007 durch Ein- ständige Informationen über die Personen in 1) Umweltschutz und Landschaftspflege, Euro-Jobs gefördert wurden. der Stichprobe über einen langen Zeitraum vor der Teilnahme. Aufgrund von teils unvoll Ostdeutschland Westdeutschland ständigen Angaben in den Personendaten der Männer Frauen Männer Frauen zugelassenen kommunalen Träger der Jahre Anzahl potenzieller Vergleichspersonen 69.442 58.488 114.665 105.292 2005 und 2006 wurden keine Personen ana Anzahl der Teilnehmenden lysiert, die zum 31. März 2007 von zugelas insgesamt 29.530 22.104 32.213 16.813 senen kommunalen Trägern betreut wurden. nach Einsatzfeld: Die Analyse betrachtet Wirkungen bis zu 78 Umweltschutz und Landschaftspflege 9.978 4.355 11.864 2.923 Monate (auf reguläre Beschäftigung und Infrastrukturverbesserung 8.851 4.908 10.241 4.820 ALG-II-Bezug) bzw. bis zu sechs Jahre (auf Gesundheit und Pflege 992 2.519 3.190 4.157 Erwerbseinkommen) nach Teilnahmebeginn. Kinderbetreuung und Jugendhilfe 2.462 3.525 1.551 1.873 Daher werden in dem Beobachtungsfenster Beratungsdienste 2.148 2.727 2.075 1.322 einige ältere Personen teils wegen ihres Ein Kunst, Kultur und Sport 3.215 2.391 1.196 449 tritts in die Altersrente ab einem gewissen Erziehung, Bildung, Wissenschaft und Forschung 1.884 1.679 2.092 1.266 Zeitpunkt vielfach keiner Beschäftigung nach gehen bzw. keine Beschäftigung suchen. Das Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) und weitere Personendatensätze des IAB, eigene Berechnungen. 6 IAB-Kurzbericht 8/2018
bei 8,3 Prozent lag (Statistik der Bundesagentur für Die Teilnahme kann als ein auslösender Faktor für Arbeit 2008b, 2014). Im Jahr 2013 gehörten medi eine Folgeförderung, zum Beispiel durch Maßnah zinische und nichtmedizinische Gesundheitsberufe men bei einem Arbeitgeber, interpretiert werden; zu den Bereichen mit dem höchsten Arbeitskräfte weitere Förderungen nach einer Ein-Euro-Job- bedarf (Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2013). Teilnahme könnten aufgrund des Heranführens der Zum anderen ist die Beschäftigung im sozialen Be Zusatzjobber an den Arbeitsmarkt effektiver sein als reich zahlenmäßig stark von Frauen dominiert. Im ohne eine vorherige Zusatzjob-Teilnahme. Dezember 2013 waren rund 83 Prozent der Auszu Die allgemeinen, nach Geschlecht und Region dif bildenden und etwa 91 Prozent der sozialversiche ferenzierten Resultate zeigen, dass die Ein-Euro-Job- rungspflichtig Beschäftigten in der Kinderbetreuung Förderung für die meisten Teilnehmenden mittel- bis und -erziehung Frauen (Statistik der Bundesagentur langfristig eine positive Wirkung auf ihre Eingliede für Arbeit 2015). rungschancen und Erwerbseinkommen entfaltet. Die Weiterhin ergibt die Matching-Analyse für das Teilnahmeeffekte von Frauen in Westdeutschland Einsatzfeld Beratungsdienste signifikant positive fallen diesbezüglich am größten aus und treten Förderwirkungen für Frauen in Ostdeutschland auf vergleichsweise früh, etwa zwei Jahre nach Förder die Wahrscheinlichkeit, einer ungeförderten ver beginn, auf. Der Durchschnitt der teilnehmenden sicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit nachzuge Männer in Ostdeutschland weist im gesamten Beob hen, nicht aber auf das Jahreserwerbseinkommen. achtungszeitraum nach Förderbeginn ein geringeres Im Einsatzfeld Kunst, Kultur und Sport profitieren Beschäftigungs- und Einkommensniveau auf als die teilnehmende westdeutsche Männer von positiven Vergleichsgruppe der ähnlichen Nichtteilnehmer. Effekten auf die Beschäftigungs- und Einkommens Das späte Einsetzen der positiven Beschäftigungs chancen. Die Teilnahme an Zusatzjobs im Bereich Er effekte dürfte teilweise auf die große Rezession ziehung, Bildung, Wissenschaft und Forschung wirkt 2008/2009 zurückzuführen sein, die die Periode des sich nur bei den Frauen in Westdeutschland signifi zweiten und dritten Jahres nach Förderbeginn be kant positiv aus, sowohl auf die Erwerbsintegration troffen hat. In diesem Zeitraum dürfte es schwer als auch auf den Verdienst. Aufgrund der Bandbreite gewesen sein, aus Fortschritten in der Beschäfti möglicher Tätigkeiten in den drei zuletzt genannten gungsfähigkeit der Geförderten auch Eingliede Einsatzfeldern ist keine eindeutige Interpretation der rungswirkungen zu erzielen. Effekte im Zusammenhang mit der Beschäftigungs Die beobachteten positiven Beschäftigungs- und entwicklung bestimmter Wirtschaftszweige möglich. Einkommenseffekte führen in keiner der Gruppen zu Werden die Teilnahmeeffekte auf die Wahrschein einer Verringerung des ALG-II-Bezugs. Dieser kon lichkeit des ALG-II-Bezugs ebenfalls getrennt nach traintuitive Befund kann damit erklärt werden, dass Einsatzfeldern untersucht, finden sich am Ende des die Förderung mit Zusatzjobs zu einem Verbleib der Beobachtungszeitraums, 72 Monate nach Maßnah Teilnehmenden im Erwerbsleben generell beiträgt, mebeginn – wie schon bei der Gesamtbetrachtung – während vergleichbare Nichtteilnehmende sich eher keine statistischen Belege, dass die Förderung mit vom Arbeitsmarkt und ALG-II-Bezug zurückziehen – Ein-Euro-Jobs eine Verminderung der Hilfebedürf etwa in Form von frühzeitigen Renteneintritten oder tigkeit bewirkt (ohne Tabelle). Mögliche Ursachen der Gründung von Haushaltsgemeinschaften mit ei dafür wurden bereits erläutert. nem Gesamteinkommen über dem Existenzminimum. Die Analyse nach Einsatzfeldern der Ein-Euro- Jobs liefert Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit Fazit der Förderung von der Entwicklung der Arbeitsnach Ein-Euro-Jobs sind eine bedeutende Fördermaß frage in ähnlichen Berufsgruppen oder Wirtschafts nahme im Rechtskreis des SGB II. Mit ihr soll die zweigen beeinflusst wird. Positive Teilnahmeeffekte Beschäftigungsfähigkeit von ALG-II-Beziehern mit treten insbesondere bei Frauen in den Einsatzfeldern besonders geringen Beschäftigungsaussichten ver Gesundheit und Pflege sowie Kinderbetreuung und bessert werden. Da eine direkt anschließende Inte Jugendhilfe auf. Der dazugehörige Wirtschaftszweig gration der Zielgruppe in den allgemeinen Arbeits Gesundheits- und Sozialwesen ist deutlich von Frau markt nicht unbedingt zu erwarten ist und häufig en dominiert und erfuhr im Beobachtungszeitraum noch andere Förderungen folgen, werden hier lang zwischen den Jahren 2007 und 2013 – gemessen an fristige Wirkungen von Ein-Euro-Jobs betrachtet. der Entwicklung des Bestands sozialversicherungs IAB-Kurzbericht 8/2018 7
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Ein-Euro- Jobs geeignete Maßnahmen sein können, um die Integrationschancen von erwerbsfähigen Leistungs empfängern mittel- bis langfristig zu erhöhen. Da bei können Einsatzfelder in Wirtschaftszweigen, in denen mittel- bis langfristig eine überdurchschnitt lich positive Entwicklung der Arbeitsnachfrage zu Markus Kiesel PD Dr. Joachim Wolff erwarten ist, eine besonders förderliche Rolle für die ist Mitarbeiter im Forschungsbereich ist Leiter des Forschungsbereichs „Grundsicherung und Aktivierung“ im IAB. „Grundsicherung und Aktivierung“ im IAB. Eingliederung in Beschäftigung spielen. markus.kiesel@iab.de joachim.wolff@iab.de Literatur pflichtiger Beschäftigung – ein überdurchschnittli Bundesagentur für Arbeit (2007): SGB II – Arbeitshilfe Ar ches Wachstum. Der forcierte Ausbau der Krippen beitsgelegenheiten (AGH) nach § 16 Abs. 3 SGB II (Stand: Juli 2007). betreuung im Rahmen des Kinderförderungsgesetzes Fitzenberger, Bernd; Hujer, Reinhard (2002): Stand und Per aus dem Jahr 2008 und dem darin verankerten spektiven der Evaluation der Aktiven Arbeitsmarktpolitik Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kin in Deutschland, Perspektiven der Wirtschaftspolitik 3 (2): der ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ab Au 139–158. gust 2013 kann als ein wesentlicher Auslöser für Hohendanner, Christian; Klemm, Matthias; Promberger, Mar kus; Sowa, Frank (2011): Vom Ein-Euro-Jobber zum ‘re die gestiegene Arbeitsnachfrage in diesem Bereich gulären‘ Mitarbeiter? Eine Mixed-Methods-Evaluation zu angesehen werden. Die Ergebnisse stehen auch im innerbetrieblichen Übergängen aus öffentlich geförderter Einklang mit früheren Erkenntnissen einer Analyse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. IAB-Dis cussion Paper Nr. 22. von Daten des IAB-Betriebspanels von Hohendanner Hohmeyer, Katrin; Wolff, Joachim (2010): Wirkungen von Ein- et al. (2011). Der Studie zufolge kam es vor allem im Euro-Jobs für ALG-II-Bezieher: Macht die Dosierung einen Bereich Gesundheit und Soziales zu innerbetriebli Unterschied? IAB-Kurzbericht Nr. 4. chen Übergängen von Ein-Euro-Job-Teilnehmenden Jahoda, Marie (1981): Work, employment, and unemployment. in reguläre Beschäftigung. American Psychologist 36 (2): 184–191. Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2008a): Sonderbericht Negative Eingliederungseffekte liegen dagegen Arbeitsgelegenheiten 2007. für Männer in Ostdeutschland vor, die mit Ein-Eu Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2008b): Arbeitsmarkt ro-Jobs in den Einsatzfeldern Umweltschutz und in Zahlen, begonnene und beendete Beschäftigungsver Landschaftspflege sowie Infrastrukturverbesserung hältnisse in Deutschland. gefördert wurden. Da in Ostdeutschland in den Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2013): Gemeldete Stellen im Dezember 2013: Top Ten der Berufe, unter: Jahren nach der Wiedervereinigung viele Arbeitsbe https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail schaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen in /201312/arbeitsmarktberichte/topten-top-ten/top-ten- diesen Tätigkeitsbereichen eingesetzt wurden, könn d-0-201312-pdf.pdf (Stand: 16.10.2017). te sich dieser Befund durch die geringe Arbeitsnach Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2014): Beschäfti gungsstatistik, Beschäftigte – begonnene und beendete frage nach regulärer Beschäftigung in diesen Ein Beschäftigungsverhältnisse. satzfeldern erklären. Neben einer unterschiedlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015): Arbeitsmarkt Arbeitsnachfrage könnte auch eine Rolle spielen, in Zahlen, Sozialversicherungspflichtig und geringfügig Be ob in den verschiedenen Einsatzfeldern ein unter schäftigte nach der ausgeübten Tätigkeit der Klassifikation der Berufe (KldB 2010) und ausgewählten Merkmalen. schiedlicher Anteil der Geförderten einen Zusatzjob Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2017): Sonderbericht mit bzw. ohne Qualifizierung durchlaufen hat. Eine Arbeitsgelegenheiten 2016. Betrachtung dieser Anteile liefert aber dafür keine Wolff, Joachim; Hohmeyer, Katrin (2008): Wirkungen von Ein- belastbaren Hinweise (hier nicht dargestellt). Euro-Jobs: Für ein paar Euro mehr. IAB-Kurzbericht Nr. 2. Impressum IAB-Kurzbericht Nr. 8, 4.4.2018 Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürnberg Redaktion: Elfriede Sonntag Graphik & Gestaltung: Monika Pickel Fotos: Jutta Palm-Nowak Druck: Erhardi Druck GmbH, Regensburg Rechte: Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB Bezug: IAB-Bestellservice, c/o wbv Media GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; Tel. 0911-179- 9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de IAB im Internet: www. iab.de. Dort finden Sie u. a. diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942 ISSN 0942-167X 8 IAB-Kurzbericht 8/2018
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