Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen
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Media 322 Perspektiven 6/2020 Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2019 Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen Von Tanjev Schultz*, Marc Ziegele**, Ilka Jakobs*, Nikolaus Jackob*, Oliver Quiring* und Christian Schemer* In den Zeiten der Corona-Pandemie sind die Reich- maligen Messungen und punktuellen Analysen zu weiten etablierter Nachrichtenangebote gestiegen. lösen. Die Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Einer repräsentativen Umfrage der Universitäten erhebt regelmäßig in repräsentativen Umfragen die Mainz und Düsseldorf zufolge nutzten im März 2020 Einstellungen der Bevölkerung zu den Medien in mehr als zwei Drittel der Deutschen ab 18 Jahren Deutschland. In den vergangenen Jahren leistete sie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mindestens täg- einen Beitrag zur Differenzierung, indem sie zeigte, lich, um sich über die Entwicklungen der Pandemie dass das Medienvertrauen in Deutschland vergleichs- zu informieren. (1) In gesellschaftlichen Krisen wächst weise stabil ist und sowohl der öffentlich-rechtliche der Bedarf an verlässlichen Informationen, nach Rundfunk als auch die Tageszeitungen weiterhin denen die Menschen sich richten können. Zugleich hohe Vertrauenswerte erreichen. (2) steigen die Gefahren, die von Gerüchten, Falsch informationen und Verschwörungstheorien ausgehen. Kurz und knapp Umso deutlicher wird in solchen Phasen, wie ent- scheidend seriöse Quellen sind, denen die Bürgerin- • Die sechste Welle der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen nen und Bürger vertrauen und an denen sie sich befragte 1 200 Menschen zu ihren Einstellungen gegenüber den orientieren können. Medien. • Die etablierten Medien genießen weiterhin großes Vertrauen in Medienvertrauen als In den vergangenen Jahren wurde die Medien- der Bevölkerung. Voraussetzung für branche in Deutschland und in anderen Ländern • Öffentlich-rechtliches Fernsehen liegt mit einem Vertrauenswert lösungsorientierte durch teilweise scharfe Angriffe und den Eindruck von 67 % an erster Stelle. öffentliche eines erodierenden Vertrauens verunsichert. Im Zuge • Medienkritische Aussagen treffen auf weniger Zustimmung als Kommunikation einer Polarisierung, in der Populisten und Extre- noch 2018. misten erstarken, geraten Journalistinnen und Jour- • Jeder Vierte traut den Medien bei wichtigen Themen allerdings nicht. nalisten unter Druck. Drastische medienkritische Vorwürfe, die in Deutschland kursieren und den Me- dien eine systematisch unwahre Berichterstattung Zugleich identifizierte die Langzeitstudie aber einen Breiter Diskurs unterstellen, können gerade in Krisenzeiten zu einem sich herausbildenden Kern an scharfen und zynischen über Medien ernsten Problem werden. Denn das Gelingen einer Kritikerinnen und Kritikern, die etablierte Nachrich- lösungsorientierten öffentlichen Kommunikation in tenangebote pauschal verurteilen und teilweise so- der Demokratie hängt unter anderem davon ab, dass gar eine systematische Komplizenschaft zwischen das Publikum den Medien ihre Legitimation und Politik und Medien unterstellen. Hier besteht die Glaubwürdigkeit nicht grundsätzlich abspricht. Um Gefahr einer Radikalisierung, die sich in verbalen ihrer Aufgabe nachkommen zu können, die Men- oder physischen Aggressionen gegen Journalistinnen schen zu informieren, mit Fakten zu versorgen und und Journalisten entladen kann. Insgesamt konnte zur gesellschaftlichen Problemlösung beizutragen, die Mainzer Langzeitstudie die vielfach angenom- müssen sich die Medien auf ein Fundament an Ver- mene Polarisierung der Gesellschaft in klaren Zügen trauen in der Bevölkerung stützen können. nachzeichnen. Langfristiges Vertrauen entwickelt sich in komplexen und lang- Seit dem Aufkommen der sogenannten „Lügen Monitoring wichtig wierigen Prozessen, die in der frühkindlichen Sozia- presse“-Vorwürfe in den Jahren 2015 und 2016 lisation beginnen. Auch der gesellschaftliche Wandel thematisieren die Medien zunehmend ihre eigene – das Schwinden oder Wachsen von Vertrauen in Rolle, ihre Arbeitsweisen und auch ihre Defizite. Ihr bestimmte Institutionen – vollzieht sich über viele Publikum wird dadurch gleichsam angespornt, über Jahre hinweg. Daher ist es bei der Untersuchung die Rolle des Journalismus und über die eigenen des Vertrauens in die Medien wichtig, sich von ein- Erfahrungen mit Nachrichtenangeboten zu reflek- tieren. So kann es geschehen, dass sich in einer * Institut für Publizistik der Gegenreaktion zur scharfen Medienkritik, die andere Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. artikulieren, viele Menschen des Werts der von ihnen ** Institut für Sozialwissenschaften der genutzten Medien bewusst werden. In der Agenda- Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Setting-Forschung spricht man von „obtrusive issu-
Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen Media Perspektiven 323 6/2020 es“, wenn von Themen die Rede ist, die so relevant In Deutschland wirft etwa jede fünfte Person ab 18 Vorwurf der und präsent sind, dass sie das Publikum zur Wahr- Jahren den Medien vor, die Bevölkerung systema- systematischen Lüge nehmung, Reflexion und Positionierung bewegen. tisch zu belügen. Zugleich wächst jedoch die Zahl erntet mehr Das Schrumpfen des Anteils der Unentschiedenen der Menschen, die diesen Vorwurf zurückweisen. Widerspruch und der wachsende Anteil an Personen, die eine ent- Insgesamt stimmen 18 Prozent der Aussage zu: „Die schiedene Haltung zur Glaubwürdigkeit von Medien Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien herausbilden, zeugen von dieser Entwicklung. systematisch belogen.“ 2018 waren es 16 Prozent, 2016 19 Prozent (vgl. Abbildung 1). In der aktuellen Sechste Welle der Mainzer Langzeitstudie Umfrage weisen 58 Prozent diesen Vorwurf zurück – Umfrage im In früheren Befragungswellen hat die Mainzer Lang- dies ist der bisher höchste gemessene Wert in der Herbst 2019 mit zeitstudie Medienvertrauen einen Trend der Polari- Langzeitstudie. Ein Jahr zuvor waren es 51 Prozent, 1 200 Befragten sierung in den Einstellungen zu den Medien festge- 2016 nur 44 Prozent. Die Zahl der Menschen, die stellt. Die mittlerweile sechste Erhebung erlaubt nun sich nicht auf eine Seite festlegt, ist kontinuierlich weitere Einblicke in Einstellungsmuster, die sich im gesunken und liegt nun bei 22 Prozent (2016 waren Laufe der Zeit verändern und verschieben. Die Studie es 36 %). Dieses Ergebnis stützt die Annahme, dass ist unabhängig, sie wurde aus Forschungsmitteln sich die Bürgerinnen und Bürger stärker als früher der beteiligten Wissenschaftler finanziert. Im Novem- damit auseinandersetzen, wie sie die Medien sehen ber und Dezember 2019 wurden bundesweit 1 200 und wie sie zu ihnen stehen. Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren in einer re- präsentativen Telefonumfrage (CATI) befragt, die Eine ähnliche Polarisierung zeigt sich bei anderen das Meinungsforschungsinstitut IFAK im Auftrag der Aussagen, mit denen die Studie „Medienzynismus“ Forschungsgruppe am Mainzer Institut für Publi- misst. So stimmen 23 Prozent der Behauptung zu: zistik durchführte. Die maximale statistische Fehler- „Die Medien arbeiten mit der Politik Hand in Hand, toleranz beträgt 2,8 Prozent. Die aktuellen Daten um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren.“ wurden erhoben, bevor die Corona-Pandemie 53 Prozent weisen diesen Vorwurf zurück. Im Jahr Deutschland erschütterte. Sie können zeigen, auf 2016 lag die Zustimmung bei 27 Prozent, die Ableh- welche grundlegenden Einstellungen in der Bevöl- nung bei 40 Prozent. Der Aussage „Die Medien in kerung die Medien trafen, als die Krise begann. der Bundesrepublik sind lediglich ein Sprachrohr der Mächtigen“ stimmen 26 Prozent zu, 46 Prozent wei- Erstmals Fragen zur Wie in den bisherigen Erhebungswellen enthielt der sen diese Behauptung zurück. Im Jahr 2016 lag die Berichterstattung Fragebogen mehrere Fragen zum Medienvertrauen, Zustimmung bei 31 Prozent, die Ablehnung bei 32 über Klimawandel darüber hinaus Fragen zur Medien- und Internet- Prozent. Der Anteil derjenigen, die sich bei der Be- nutzung, zu verschiedenen Mustern der Medienkritik, hauptung nicht festlegen und eine mittlere Position zu politischen Einstellungen sowie zu soziodemo- einnehmen, sank von 37 Prozent im Jahr 2016 auf grafischen Merkmalen. Zudem wurde zwischen dem 25 Prozent im Jahr 2019. Insgesamt weisen nun Vertrauen in unterschiedliche Medienangebote dif- mehr Menschen als in den vergangenen Jahren ferenziert. In der fünften Welle war, basierend auf Aussagen zurück, die den Medien absichtliche Ma- Erfahrungen der Forschung, das Vertrauen der Be- nipulation und systematische Lüge vorwerfen. völkerung in die Medienberichterstattung zu verschie- denen aktuellen Themen erhoben worden. Es zeigte In der aktuellen Befragungswelle sagen 43 Prozent Polarisierung sich, dass das Vertrauen besonders bei solchen The- der Befragten, dass sie den etablierten Medien bei setzt sich fort men niedrig ist, die stark polarisierend und emotio- wichtigen Themen vertrauen (vgl. Abbildung 2). Die nal aufgeladen sind und bei denen die Medien nicht Zustimmung bleibt damit seit nunmehr vier Jahren als Vorkämpfer für die eigene Sichtweise wahrge- in Folge vergleichsweise konstant (2016: 41 %; nommen werden (z. B. Flüchtlingsthematik, Umgang 2017: 42 %; 2018: 44 %). Allerdings äußern 28 Pro- mit dem Islam in Deutschland). Um diese Befunde zent Misstrauen – ein Anstieg gegenüber dem lang- weiter differenzieren zu können, wurden in der neuen jährigen Trend (2016: 22 %; 2017: 17 %; 2018: 22 %). Befragungswelle erstmals Fragen zum Vertrauen in Die Gruppe derjenigen, die beim Vertrauen eine mitt- die Berichterstattung über den Klimawandel und über lere Position einnehmen („teils, teils“), ist so klein die Wohnungsnot gestellt. wie noch nie in der Mainzer Langzeitstudie. Ihr Anteil beträgt nun 29 Prozent. 2018 waren es 34 Prozent, Ebenfalls erstmals erhoben wurde die Befürwortung im Jahr 2008 noch 63 Prozent. Offenbar sehen sich von (verbaler) Gewalt gegen Vertreterinnen und Ver- immer mehr Menschen angesichts einer polarisie- treter aus Politik und Medien. Um Veränderungen im renden Debattenkultur tatsächlich dazu veranlasst, Zeitverlauf analysieren zu können, verwendet die selbst Position zu beziehen. Langzeitstudie eine Reihe von Kernfragen gleich- lautend in allen Erhebungen. Besonders wichtig er- Das Vertrauen ins öffentlich-rechtliche Fernsehen ist Stabiles Vertrauen scheint dabei, wie sich die Zustimmung zu drastischer seit Jahren vergleichsweise stabil. In der aktuellen in öffentlich-recht und pauschaler Medienkritik entwickelt. Erhebungswelle vertrauen ihm 67 Prozent der Bevöl- lichen Rundfunk
Tanjev Schultz/Marc Ziegele/Ilka Jakobs/Nikolaus Jackob/Oliver Quiring/Christian Schemer Media 324 Perspektiven 6/2020 Abbildung 1 Medienzynismus Personen ab 18 Jahren, Zustimmung zu folgenden Aussagen in % Die Medien sind in der Bundesrepublik 2019 26 25 46 2 lediglich ein Sprachrohr der Mächtigen. 2018 24 33 40 3 2017 25 32 41 2 2016 31 37 32 Die Medien und die Politik arbeiten Hand in 2019 23 22 53 3 Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu 2018 25 27 44 4 manipulieren. 2017 20 28 47 5 2016 27 31 40 2 Die Bevölkerung in Deutschland wird von 2019 18 22 58 3 den Medien systematisch belogen. 2018 16 31 51 2 2017 13 29 56 3 2016 19 36 44 1 2019 17 20 60 3 Die Medien untergraben die Meinungsfreiheit in Deutschland. 2018 16 22 59 3 2017 12 24 62 2 2016 15 30 54 1 trifft eher / voll und ganz zu teils teils trifft eher nicht / überhaupt nicht zu weiß nicht Frage: „Denken Sie nun bitte noch einmal an die etablierten Medien in Deutschland zurück, also an die großen Fernsehsender und Zeitungsverlage. Diese werden ja im Augenblick viel kritisiert. Wir haben einmal eine Reihe von Kritikpunkten aufgelistet, was denken Sie, welche dieser Kritikpunkte treffen Ihrer Meinung nach zu, welche treffen nicht zu.“ Basis: alle Befragten (n= 1 200). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen. Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019. kerung (2018: 65 %, 2016: 69 %) (vgl. Abbildung 3). höheren Zustimmungswerten für Aussagen, die den Eine Regressionsanalyse zeigt, dass die Angebote Medien in Deutschland Manipulation und Lüge vor- der Öffentlich-Rechtlichen vor allem unter älteren, werfen, weisen die Werte allerdings auf eine Gruppe formal höher gebildeten und politisch interessierten an grundsätzlich Unzufriedenen hin, die keineswegs Bürgerinnen und Bürgern großes Vertrauen genie- als marginal abgetan werden kann. ßen. (3) Frauen vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk etwas mehr als Männer. Personen, die mit Vergleichsweise hoch ist das Ansehen regionaler Auch Regional der Politik generell unzufrieden sind und eine Ver- Tageszeitungen in der Bevölkerung: 65 Prozent hal- zeitungen gelten als schlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation in ten sie für vertrauenswürdig (2018: 63 %), nur 9 Pro- vertrauenswürdig der Zukunft befürchten, vertrauen ihm signifikant zent halten sie nicht für vertrauenswürdig (2018: 5 %). weniger. Diese Werte ermöglichen es Zeitungsredaktionen, die sich im Strukturwandel befinden, auch im digita- In den vergangenen Jahren ist der Anteil derjenigen len Umfeld als Quelle für verlässliche Informationen gestiegen, die sagen, dass sie die Angebote der Öf- aufzutreten. fentlich-Rechtlichen nicht für vertrauenswürdig hal- ten: von 5 Prozent im Jahr 2016 auf 11 Prozent im In der Umfrage wurde zwischen regionalen und Jahr 2019. Auch hier ist die mittlere Gruppe, die sich überregionalen Zeitungen unterschieden. Überregio- nicht festlegt, geschrumpft. Zwar sind diejenigen, nale Zeitungen werden von 55 Prozent der Befragten die den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenangeboten als vertrauenswürdig eingeschätzt (2018: 49 %). kein Vertrauen schenken, weiterhin klar in der Min- Dass sich insgesamt 20 Prozent (2018: 22 %) der derheit. In der Zusammenschau mit den teilweise Befragten eines Urteils über die Vertrauenswürdig-
Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen Media Perspektiven 325 6/2020 Abbildung 2 Medienvertrauen bei wichtigen Dingen Personen ab 18 Jahren, Angaben in % 2019 (n=1200) 43 29 28 2018 (n=1200) 44 34 22 2017 (n=1200) 42 41 17 2016 (n=1200) 41 37 22 2015 (n = 500) 28 53 19 2008 (n = 850) 29 63 9 Man kann eher/voll und ganz vertrauen. teils teils Man kann eher nicht/überhaupt nicht vertrauen. Frage: „Wie ist das, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht – etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale. Wie sehr kann man da den Medien vertrauen?“ Basis: Alle Befragten (n=1 200). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen. Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019. keit der überregionalen Presse enthalten, mag ein ben dürfte, wie auch die aktuellen Reichweitenzu- Hinweis darauf sein, dass sie dieses Pressesegment wächse bei (digitalen) Zeitungen und Nachrichten- nicht (mehr) aus eigenem Erleben kennen und ein- sendungen zeigen. (4) schätzen können. Wie in allen früheren Umfragen der Langzeitstudie genießen die Informationsange- Im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs wird bote des privaten Fernsehens (26 %) und der Boule- oft angenommen, dass soziale Medien vor allem von vardzeitungen (7 %) das geringste Vertrauen in der den Menschen als vertrauenswürdig erachtet wer- Bevölkerung. den, die etablierten journalistischen Informations- angeboten kein Vertrauen mehr schenken. (5) Eine Soziale Medien Das Vertrauen in Social-Media-Angebote als Quelle Regressionsanalyse der Daten aus der aktuellen gewinnen leicht von Nachrichten bewegt sich auf niedrigem Niveau, Welle der Mainzer Langzeitstudie bestätigt dies. (6) an Boden ist aber gestiegen, nachdem ihr Image in den Vor- Die Ergebnisse sind nahezu spiegelbildlich zu den jahren unter den Debatten über Datenskandale, beschriebenen Eigenschaften von Personen, die dem Hassrede und Fake News gelitten hatte. In der neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertrauen oder nicht Umfrage äußern 10 Prozent Vertrauen zu den Nach- vertrauen. So halten jüngere, formal niedriger gebil- richten in sozialen Netzwerken, im Jahr zuvor waren dete sowie politisch enttäuschte und desinteressierte es nur 4 Prozent (vgl. Abbildung 4). Der Anteil derje- Menschen die Nachrichten auf Facebook und Co. für nigen, die Nachrichten in sozialen Netzwerken nicht vertrauenswürdiger. Obwohl auch traditionelle jour- für vertrauenswürdig halten, liegt nun bei 45 Prozent nalistische Titel mittlerweile in vielen sozialen Netz- (2018: 51 %). Ein Faktor für den Zugewinn an Ver- werken mit eigenen Angeboten präsent sind, deutet trauen könnten Auswirkungen von Imagekampagnen sich hier eine Fragmentierung der Informationsnut- der Digitalkonzerne sowie erfolgte und öffentlich zung an, die die Polarisierung des Medienvertrauens, diskutierte politische Regulierungen sein. Gleichwohl aber auch eine allgemeine gesellschaftliche Polari- ist das Image sozialer Medien mit Blick auf ihre Infor- sierung spiralartig verstärken könnte. mationsqualität nach wie vor überwiegend negativ. Das Medienvertrauen der Bevölkerung ist nicht über Vertrauen in Die meisten Bürgerinnen und Bürger verlassen sich alle Themen hinweg gleich groß: Übergreifend ver- Berichterstattung demnach lieber auf bewährte journalistische An- trauen, wie oben berichtet, 43 Prozent der Men- über Klimawandel bieter, die sich auch in digitalen Kommunikations- schen in Deutschland den etablierten Medien bei relativ hoch räumen als Marken etabliert haben oder zu etablieren „wichtigen Dingen“. Beim Thema „Wohnungsnot“, beginnen. Es ist zu erwarten, dass die gegenwärtige das in der Diagnose wenig umstritten ist, ist der An- Corona-Krise dieser Vorliebe weiteren Auftrieb ge- teil noch größer: Hier halten 55 Prozent die Bericht-
Tanjev Schultz/Marc Ziegele/Ilka Jakobs/Nikolaus Jackob/Oliver Quiring/Christian Schemer Media 326 Perspektiven 6/2020 Abbildung 3 Vertrauen Mediengattungen Personen ab 18 Jahren, Wie vertrauenswürdig finden Sie diese Angebote? 2019 67 20 11 2 2018 65 25 8 2 öffentlich-rechliches Fernsehen 2017 72 21 5 2 2016 69 25 5 1 2019 26 36 28 10 2018 17 44 28 11 privates Fernsehen 2017 29 41 21 9 2016 21 44 29 6 2017 66 21 5 8 Tageszeitungen* 2016 66 25 5 4 2019 55 14 11 20 überregionale Tageszeitungen* 2018 49 21 8 22 2019 65 19 9 8 Regionalzeitungen* 2018 63 25 5 7 2019 7 22 53 18 Boulevardzeitungen 2018 7 23 54 16 2017 9 28 47 17 2016 10 27 52 11 sehr/eher vertrauenswürdig teils teils Überhaupt/eher nicht vertrauenswürdig weiß nicht Frage: „Vorhin hatten wir Sie gefragt, welche Medien Sie nutzen, um sich über das aktuelle Geschehen in Politik und Gesellschaft zu informieren. Manche Menschen halten bestimmte Medienangebote dabei für vertrauenswürdiger als andere. Ich lese Ihnen die Medienangebote von vorhin noch einmal vor. Bitte sagen Sie mir, wie vertrauenswürdig Sie diese Angebote finden.“ Basis: Alle Befragten (n=1 200). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen * Bis einschließlich 2017 wurde nicht zwischen regionalen und überregionalen Tageszeitungen differenziert, in der 2018er Welle wurden sie erstmals gesondert abgefragt. Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019. erstattung für vertrauenswürdig, nur 16 Prozent ha- zent haben kein Vertrauen. Bei der Interpretation ben kein Vertrauen, die übrigen äußern sich unent- dieser Werte ist zu beachten, dass es verschiedene schieden oder gar nicht (vgl. Abbildung 5). Beim Gründe dafür geben kann, der Berichterstattung Klimawandel ist das Vertrauen ebenfalls vergleichs- nicht zu vertrauen. So könnten Anhängerinnen und weise hoch ausgeprägt: 48 Prozent vertrauen den Anhänger der AfD den (berechtigten oder unberech- Medien, 23 Prozent nicht, 28 Prozent nehmen eine tigten) Eindruck haben, die von ihnen favorisierte mittlere Position ein. Partei werde in den Medien zu wenig oder unfair behandelt. Gegner der AfD könnten dagegen den Angesichts der auch in etablierten Medien zu fin- (berechtigten oder unberechtigten) Eindruck haben, denden Kontroversen und einer Vielfalt an Positionen in den Medien werde zu viel oder zu vorteilhaft über zur Klimapolitik und zur Bewertung von Greta Thun- die Partei und ihre Positionen berichtet. Wie die berg und der Bewegung „Fridays for Future“ er- Medienforschung unter dem Stichwort „hostile scheint das Einnehmen einer mittleren Position als media perception“ diskutiert, kann ein und dieselbe Ausdruck einer ambivalenten oder differenzierten Berichterstattung von unterschiedlichen Lagern je- Haltung gut erklärbar. Nur eine Minderheit ist hinge- weils unterschiedlich wahrgenommen und als un- gen von der Berichterstattung insgesamt enttäuscht gerecht empfunden werden. (7) und vertraut ihr nicht. Ein weiteres Themenfeld, das stark polarisiert, ist – Umstrittener ist die Berichterstattung über die AfD: wie im Vorjahr – der Islam. Der Berichterstattung Hier haben lediglich 36 Prozent Vertrauen, 32 Pro- vertrauen hier nur 31 Prozent, 30 Prozent halten sie
Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen Media Perspektiven 327 6/2020 Abbildung 4 Vertrauen in Onlineangebote Personen ab 18 Jahren, Angaben in % Nachrichten auf 2019 21 41 25 14 Seiten von Suchmaschinen/ 2018 21 46 18 15 Internetanbietern 2017 23 49 14 14 Nachrichten auf 2019 10 21 45 25 sozialen 2018 4 24 51 21 Netzwerken 2017 3 33 42 22 Nachrichten auf 2019 8 27 40 25 Videoplattformen 2018 5 32 42 21 2017 4 35 38 23 Nachrichten auf 2019 12 21 24 43 alternativen 2018 12 23 23 42 Nachrichtenseiten 2017 14 31 16 39 sehr/eher vertrauenswürdig teils teils überhaupt/eher nicht vertrauenswürdig weiß nicht Frage: „Vorhin hatten wir Sie gefragt, welche Medien Sie nutzen, um sich über das aktuelle Geschehen in Politik und Gesellschaft zu informieren. Manche Menschen halten bestimmte Medienangebote dabei für vertrauenswürdiger als andere. Ich lese Ihnen die Medienangebote von vorhin noch einmal vor. Bitte sagen Sie mir, wie vertrauenswürdig Sie diese Angebote finden.“ Basis: Internetnutzer (n=952). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen. Anmerkung: n = 1 010 Onlinenutzer (84 % der Gesamtstichprobe). Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019. für nicht vertrauenswürdig, 33 Prozent nehmen eine schaftlichen Frieden. Der Mord am Kasseler Regie- mittlere Position ein. Allerdings ist die mittlere Gruppe rungspräsidenten Walter Lübcke im Juni 2019, Hass- im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2018 zugunsten kommentare im Internet sowie Drohungen und Ag- derjenigen, die der Berichterstattung vertrauen, deut- gressionen gegen Vertreterinnen und Vertreter aus lich kleiner geworden. Die gleiche Tendenz zeigt sich Politik und Medien haben eine Debatte über die Zu- beim Vertrauen in die Berichterstattung über die nahme der Gewalt und eine Verrohung der poli Kriminalität der nach Deutschland geflüchteten tischen Kultur ausgelöst. Laut einer Umfrage des Menschen. Diese Entwicklung könnte darauf beru- Magazins „Kommunal“ wurden in jeder fünften Stadt hen, dass diese Themen insgesamt etwas weniger und Gemeinde in Deutschland Beschäftigte Opfer im Fokus gestanden haben als im Jahr zuvor. Mög- körperlicher Gewalt im Amt. (9) Auch im Internet und lich wäre auch, dass sich die Berichterstattung nach in sozialen Netzwerken wurden die meisten Politike- dem Eindruck der Befragten auf positive Weise ver- rinnen und Politiker bereits mit Hassbotschaften und ändert hat. persönlichen Anfeindungen konfrontiert. (10) Insgesamt zeigen die Ergebnisse in Übereinstim- Wie die Mainzer Langzeitstudie zeigt, lehnt jedoch mung mit anderen Studien, dass die Berichterstat- eine klare Mehrheit den Einsatz von Gewalt in poli tung der etablierten Medien vor allem bei politisch tischen Auseinandersetzungen ab: 89 Prozent stim- stark aufgeladenen und umstrittenen Themen wie men der Aussage zu: „Politische Konflikte sollten Migration und Islam vergleichsweise wenig Ver- grundsätzlich friedlich gelöst werden“ (vgl. Abbil- trauen genießt. (8) dung 6). Entsprechend lehnen 82 Prozent die Aus- sage ab: „Gewalt gegen Politiker oder Journalisten Mehrheit wendet Die gesellschaftlichen Diskussionen über Migration kann man heutzutage gut verstehen“. Allerdings sich gegen Einsatz und Flucht sind nicht nur durch Polarisierung ge- haben 7 Prozent Verständnis für Gewalt gegen Poli- von Gewalt kennzeichnet. Rechtsextremisten und Rechtsterro- tiker und Journalisten, weitere 10 Prozent antworten risten verüben Anschläge und bedrohen den gesell- unentschieden („teils, teils“). Hier liegt ein bedroh
Tanjev Schultz/Marc Ziegele/Ilka Jakobs/Nikolaus Jackob/Oliver Quiring/Christian Schemer Media 328 Perspektiven 6/2020 Abbildung 5 Vertrauen in Medienberichterstattung Personen ab 18 Jahren, Angaben in % ...zum Wohnungsmangel 2019 55 25 16 4 ...zum Klimawandel 2019 48 28 23 2 ...zur AfD 2019 36 26 32 6 ...zum Islam in Deutschland 2019 31 33 30 6 2018 22 41 33 4 ...zur Kriminalität von 2019 33 37 27 3 Flüchtlingen 2018 24 39 35 2 vertraue voll und ganz/eher teils teils vertraue überhaupt/eher nicht weiß nicht Frage: „Aktuell wird in den Medien viel über Klimawandel, Wohnungsmangel, über Flüchtlinge und Islam sowie über die AfD berichtet. Bitte sagen Sie mir, ob Sie den Berichten der etablierten Medien zu den einzelnen Themen überhaupt nicht, eher nicht, teils teils, eher oder voll und ganz vertrauen. Wie ist das bei der Berichterstattung…“ Basis: Alle Befragten (n=1 200). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen. Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019. Abbildung 6 Gewaltbereitschaft Personen ab 18 Jahren, Angaben in % Politische Konflikte sollten grundsätztlich friedlich 89 6 51 gelöst werden. Gewalt gegen Politiker oder Journalisten kann 7 10 82 1 man heutzutage gut verstehen. Manche Menschen verdienen es, beschimpft und 5 7 87 1 bedroht zu werden. Wenn Diskussionen nichts mehr bringen, muss man auch einfach mal zuschlagen. 25 92 1 stimme voll und ganz / eher zu teils teils stimme überhaupt nicht / eher nicht zu weiß nicht Frage: „Im Folgenden lese ich Ihnen einige Aussagen über politische Streitfragen vor, bitte sagen Sie mir jeweils, ob Sie diesen Aussagen voll und ganz, eher, teils teils, eher nicht oder überhaupt nicht zustimmen." Basis: Alle Befragten (n=1 200). Geringfügige Abweichungen von 100 Prozent aufgrund von Rundungen. Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen Welle 2019.
Medienzynismus weiterhin verbreitet, aber mehr Menschen widersprechen Media Perspektiven 329 6/2020 liches Potenzial für die politische Kultur. Dazu kommt, Stellung und artikulieren ein grundsätzliches Ver- dass sich Befürworterinnen und Befürworter von trauen in die Angebote professioneller Journalistinnen Gewalt unter Umständen bedeckt halten, sich also in und Journalisten, die ihnen in der Mehrheit offenbar Umfragen nicht als solche zu erkennen geben und zuverlässiger erscheinen als beispielsweise die In- die reale Zustimmung daher höher liegen könnte formationen, die auf Social-Media-Plattformen zir- als die gemessene Zustimmung. Die Befunde für kulieren. Für die etablierten Medien ist die steigende Deutschland deuten jedoch auf eine friedlichere Hal- Nachfrage in Krisenzeiten demnach auch eine tung zur Konfliktlösung hin als in anderen Ländern Chance, sich als verlässliche Quellen zu bewähren (z. B. in Großbritannien). (11) und den Menschen zu helfen, sich zu orientieren. Fazit In den ersten Wochen der Corona-Krise zeigte sich Fundament an Die Mainzer Langzeitstudie zeigt, dass die etablier- laut ersten Erhebungen nicht nur ein gesteigertes Medienvertrauen ten Medien in Deutschland weiterhin auf ein stabiles Informationsbedürfnis, sondern auch ein vergleichs- für Krisen Fundament an Vertrauen in der Bevölkerung aufbau- weise großes Vertrauen in die Medien. (12) Ob dies en können. Dass sich die Menschen in Krisenzeiten, so bleibt und einen langfristigen Effekt hat, werden wie aktuell während der Corona-Pandemie und ihrer weitere Studien erweisen müssen. gesellschaftlichen Auswirkungen, verstärkt den Nach- richtenangeboten der Zeitungen und des Rundfunks zuwenden, lässt sich auch mit der Glaubwürdigkeit Anmerkungen erklären, die diesen Angeboten attestiert wird. Nur 1) Vgl. Viehmann, Christina/Marc Ziegele/Oliver Quiring: eine Minderheit zweifelt grundsätzlich an der Zuver- Deutschland in Zeiten der Coronakrise: Gut informiert und lässigkeit der Medien. Dieser Teil der Bevölkerung, mit gestärktem Gemeinschaftsgefühl in eine unsichere Zukunft? 2020, online verfügbar unter https://www.uni- in dem sogar der Vorwurf verbreitet ist, die etablier- mainz.de/presse/aktuell/11144_DEU_HTML.php ten Medien würden die Menschen systematisch be- (abgerufen am 9.6.2020) lügen und manipulieren, ist allerdings nicht margi- 2) Vgl. Schultz, Tanjev/Nikolaus Jackob/Marc Ziegele/Oliver Quiring/Christian Schemer: Erosion des Vertrauens? nal: Etwa jede/r Vierte in Deutschland vertraut den Misstrauen, Verschwörungstheorien und Kritik an den Medien bei wichtigen Themen nicht. Geht es um Medien in der deutschen Bevölkerung. In: Media Perspek- politisch besonders umstrittene Fragen, die in auf- tiven, 5/2017, S. 246-259; Ziegele, Marc/Tanjev Schultz/ Nikolaus Jackob/Viola Granow/Oliver Quiring/Christian geheizter Atmosphäre diskutiert werden, sind die Schemer: Lügenpresse-Hysterie ebbt ab. Mainzer Lang- Vertrauenswerte noch geringer. zeitstudie „Medienvertrauen“. In: Media Perspektiven 4/2018, S. 150-162; Jackob, Nikolaus/Tanjev Schultz/ Ilka Jakobs/Marc Ziegele/Oliver Quiring/Christian Schemer: Das Vertrauensfundament in der Gesellschaft ist dem- Medienvertrauen im Zeitalter der Polarisierung. In: Media nach nicht so breit und gefestigt, dass es gar nicht Perspektiven, 5/2019, S. 210-220. Vgl. auch Reinemann, erschüttert werden könnte. Wenn in einer gesell- Carsten/Nayla Fawzi/Magdalena Katharina Obermaier: Die „Vertrauenskrise“ der Medien – Fakt oder Fiktion? Zu schaftlichen Krise die Konflikte zunehmen, die Kräfte Entwicklung, Stand und Ursachen des Medienvertrauens der Integration schwinden und etablierten Institutio- in Deutschland. In: Lilienthal, Volker/Irene Neverla (Hrsg.): nen in Frage gestellt werden, kann diese Entwick- „Lügenpresse“. Anatomie eines politischen Kampfbegriffs. Köln 2018, S. 77-94. Vgl. zudem Blome, Astrid/Tobias lung auch die Nachrichtenmedien und den Journa- Eberwein/Stefanie Averbeck-Lietz (Hrsg.): Medienvertrau- lismus erfassen. Diese werden von einem kleinen, en. Historische und aktuelle Perspektiven. Berlin 2020. aber teilweise lautstarken Teil der Bevölkerung mit 3) Abhängige Variable: Vertrauen in den öffentlich- rechtlichen Rundfunk (5-stufig von „vertraue überhaupt scharfen Vorwürfen kritisiert, die in Zeiten allgemei- nicht“ bis „vertraue voll und ganz“). Unabhängige Varia- ner Verunsicherung und sinkender Stabilität auf wei- blen: Alter, Geschlecht, Bildung, politisches Interesse, tere Resonanz stoßen könnten. Auf der anderen wirtschaftliche Zukunftsangst, Politikverdrossenheit. Korrigiertes R² = 0.09. Seite können Krisenzeiten auch dazu führen, dass 4) Vgl. BDZV: Digitale Reichweiten der Zeitungen steigen sich viele Menschen noch stärker als zuvor an jour- sprunghaft, Pressemitteilung, 24.3.2020, nalistischen Quellen orientieren, die sie als seriös https://www.bdzv.de/nachrichten-und-service/presse/ pressemitteilungen/artikel/detail/digitale-reichweiten- einschätzen, und dass das Vertrauen in die Medien der-zeitungen-steigen-sprunghaft/ (abgerufen insgesamt sogar steigt. 29.4.2020]; Hein, David: Corona-Krise beschert Nach- richtensendungen hohe Zuschauerzahlen, Horizont, 16.2.2020, https://www.horizont.net/medien/ Pauschale Medienkritische Vorwürfe à la „Lügenpresse“ provo- nachrichten/tv-quoten-corona-krise-beschert- Medienkritik zieren Gegenreaktionen. Wie die Daten der jüngsten nachrichtensendungen-hohe-zuschauerzahlen- 181578 (abgerufen 29.4.2020). provoziert Erhebungswelle zeigen, treffen die pauschalen Kriti- 5 Vgl. Ziegele, Marc/Christopher Niederelz (im Druck): Gegenreaktionen kerinnen und Kritiker zunehmend auf Widerspruch. Hüter der Demokratie oder Lügenpresse? Zu den Immer mehr Menschen stellen sich gleichsam schüt- Ursachen und Folgen der Einstellungen von Menschen gegenüber Medien. In: Borucki, Isabelle/Katharina zend vor die etablierten Nachrichtenmedien und ver- Kleinen-von Königslöw/Stefan Marschall/Thomas Zerback teidigen sie gegen Globalkritik. Das bedeutet nicht, (Hrsg.): Handbuch Politische Kommunikation. Wiesbaden dass diese Menschen auf naive Weise alles gutheißen 2020. 6) Abhängige Variable: Vertrauen in Nachrichten auf sozialen würden, was und wie die Medien berichten. Im Zuge Netzwerken (5-stufig von „vertraue überhaupt nicht“ bis einer anhaltenden Polarisierung beziehen sie jedoch „vertraue voll und ganz“). Unabhängige Variablen: Alter,
Tanjev Schultz/Marc Ziegele/Ilka Jakobs/Nikolaus Jackob/Oliver Quiring/Christian Schemer Media 330 Perspektiven 6/2020 Geschlecht, Bildung, politisches Interesse, wirtschaftliche 9) Vgl. Erhardt, Christian: Hasswelle überrollt Kommunen, Zukunftsangst, Politikverdrossenheit. Korrigiertes Pressemeldung v. 10.3.2020, https://kommunal.de/ R² = 0.08. hasswelle-pressemeldung2020 (abgerufen 30.3.2020). 7) Vgl. Perloff, Richard M.: A Three-Decade Retrospective 10) Vgl. Dirk Metz Kommunikation (2019): Zwischen on the Hostile Media Effect. In: Mass Communication Bürgernähe und Netzhetze, https://www.studien-metz- and Society, 18, 6/2015, S. 701-729. kommunikation.de/zwischen-buergernaehe-und-netz- 8) Vgl. Blöbaum, Bernd: Bezugspunkte von Medienvertrauen. hetze-1 (abgerufen 24.4.2020). Ergebnisse einer explorativen Studie. In: Media Perspek- 11) So hält laut einer Umfrage der Universitäten Cardiff und tiven, 12/2018, S. 601-607; Arlt, Dorothee/Jens Wolling: Edinburgh eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Die Flüchtlingsdebatte in den Medien aus der Perspektive Großbritannien Gewalt gegen Abgeordnete im Zuge der der Bevölkerung. Veränderungen von Nutzungsmustern, politischen Auseinandersetzungen um den Brexit für Erwartungen, Bewertungen und Einstellungen 2016 und akzeptabel: https://www.cardiff.ac.uk/news/view/ 2017. In: Media Perspektiven, 6/2017, S. 325-337 sowie 1709008-future-of-england-survey-reveals-public- Maurer, Marcus/Pablo Jost/Milan Pfoh/Maximiliane attitudes-towards-brexit-and-the-union (abgerufen Porath/Lea Wilke: Motivierte Zweifel. Wie die Voreinstel- 24.4.2020). lungen der Rezipienten zum Berichterstattungsgegenstand 12) Vgl. Viehmann/Ziegele/Quiring (Anm. 1) sowie Betsch, ihre Wahrnehmung der Medienglaubwürdigkeit beein- Cornelia u.a.: COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO). flussen. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, Stand 29.5.2020. https://projekte.uni-erfurt.de/ 66, 3/2, 2018, S. 302-319. cosmo2020/cosmo-analysis.html (abgerufen am 2.6.2020)
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