Digital Claims - die Zeit ist reif! - BRANCHENBEFRAGUNG INSURANCE SCHADENMANAGEMENT 2021 - Eucon
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Zentrale Erkenntnisse 1 Fragmentierte Digitalisierungsvorhaben im Schaden- bereich erfordern eine Bündelung zu einer ganzheitlichen Schadenstrategie. 2 Als wesentlicher Erfolgsfaktor im Schadenmanagement ist die Integration der digitalen Kunden- und Vermittlerschnitt- stelle mit noch mehr Konsequenz voranzutreiben. 3 Die steigende Anzahl der Beteiligten im Schadenprozess erfordert eine deutlich weiterentwickelte sowie digital vernetzte Partner- und Dienstleistersteuerung. 4 Für eine gewinnbringende Nutzung von Daten im Schaden- prozess fehlt es noch an einem integrierten und vollumfäng- lichen Datenmanagement. 5 Um vielversprechende Potenziale im Schadenbereich zu heben, müssen KI-Ansätze forciert und noch konsequenter ins Tagesgeschäft überführt werden.
4 Gut zu wissen Schadenmanager sehen sich mit mehreren Herausforderungen kon- frontiert: Veränderte Kundenanforderungen, technischer Fortschritt und anhaltender Kostendruck determinieren die Handlungsfelder. Dem begegnen die Versicherer mit einer Digitalisierung ihrer Schaden- prozesse. Diese Studie deckt jedoch im Detail auf, dass nicht nur innerhalb der einzelnen Prozessschritte, sondern auch in einer ver- netzten E2E-Betrachtung umfassender Handlungsbedarf besteht. Seit März 2020 kommt mit der Coronapandemie ein weiterer Treiber der Digitalisierung hinzu: Auch Schadenbereiche mussten und müssen Produktivität sicherstellen, um für Mitarbeitende und Kunden ein verlässlicher Partner zu sein. Hier sind Aspekte wie digitale Kommunikation zwischen allen Beteiligten und verteiltes Arbeiten innerhalb und außerhalb der Versicherung Erfolgsfaktoren. In der digi- talen Transformation des Schadenbereichs schlummert aber noch weiteres Potenzial. Beispielsweise verbessert sich die Profitabilität des Kerngeschäfts enorm, wenn es gelingt, die Schadenaufwendun- gen mithilfe von noch effektiveren Maßnahmen zur Prävention und Betrugserkennung zu reduzieren. Darüber hinaus hat der Schadenfall als „Moment of Truth“ enorme Auswirkungen auf die Kundenbindung.
5 Erfolgt die Regulierung fair, schnell und transparent, dann ist der Kunde zufrieden. Geschieht alles langsam und intransparent, kommt oft das Bedürfnis nach einem Anbieterwechsel auf – selbst, wenn die Leistung irgendwann ausgezahlt wurde. Gerade in unerfreulichen Situationen wie einem Schadenfall sollte sich der Kunde nicht alleingelassen fühlen. Digitale Technologien stellen Werkzeuge zur Verfügung, um jeden einzelnen Kunden ins Zentrum zu rücken. Der hohe Stellenwert digitaler Tools bei der Kundenzentrierung ist den Versicherern bewusst. Ausgerechnet im Schadenmanagement kommen diese bisher aber zu wenig zum Einsatz. Wo genau sich die Unternehmen bei der Digitalisierung ihres Schadenmanagements befinden und in welche Richtung sich die Branche bewegt, analysieren zeb und Eucon in der vorliegenden Studie. Sie basiert auf einer Befragung von Entscheidern und Schadenexperten zu den drei Dimensionen des Digital Claims Managements: „Schadensteuerung und Governance“, „Digitaler Schadenprozess“ und „Befähiger der Digitalisierung“. Die Antworten geben Einblick in den digitalen Reifegrad des Schadenbereichs in der Versicherungsbranche.
6 Dimensionen des Digital Claims Managements Schadensteuerung und Governance Schadenstrategie Digitale Transformation Aktuelle digitale Initiativen Digitaler Schadenprozess Prävention Schadenmeldung und Schadenaufnahme Schadenprüfung und Reparatur Service und Kanäle Befähiger der Digitalisierung Technologie Schadendaten Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Data Analytics
7 Reifegrade der digitalen Transformation Entlang der drei Dimensionen wurden Fokus und Umsetzungsstand ausgewertet und zu einem digitalen Reifegrad verdichtet: 4 Digital Leader Schadenbereich der Versicherung ist transformiert und etabliert Marktstandards. 3 Digital Transformer Digitale Transformation des Schadenbereichs ist in vollem Gange. 2 Digital Explorer Versicherung hat erste Schritte zur Transformation ihres Schadenbereichs angestoßen. 1 Digital Starter Wenn überhaupt, dann nur anlassgetriebene digi- tale Transformation im Schadenbereich erkennbar. Hinweis: Die Reifegrade und die zugehörige Skala von 1 bis 4 werden im Folgenden zur quantitativen Auswertung der Umfrageergebnisse verwendet.
8 Schadensteuerung und Governance Trotz knapper Budgets füllen die Versicherer ihre Digitalstrategie mit Leben Ein Ergebnis der Befragung stand schnell fest: beimisst. Ein festes Budget dagegen liefert einen Der Schadenbereich rückt vom Rand in das solchen Beleg. Im Rahmen der Befragung gab nur Zentrum der Digitalisierungsbestrebungen jeder zehnte Versicherer an, dass zur Umsetzung deutscher Versicherer. Die breite Mehrheit der der Digitalstrategie auch ein tragfähiger Etat zur Studienteilnehmenden hat eine Schadenstrategie Verfügung steht. Das ist überraschend wenig, etabliert und mit der allgemeinen Geschäftsstra- wenn zuvor die breite Mehrheit der Versicherer tegie abgestimmt. angegeben hatte, einen langfristigen Plan für die Transformation Digitalisierung zu besitzen. Eine Erklärung: Die am Anfang Transformation befindet sich noch in einer frühen Phase. Andere Zahlen der Studie legen die- sen Schluss ebenfalls nahe. So arbeitet mehr als die Hälfte der Versicherer noch an Pilotprojekten. Das allein sagt noch nicht viel über die Bedeutung aus, die die Führung eines Unternehmens der digitalen Transformation ihres Schadenbereichs Schadenstrategie The Big Picture 6% 10 % Langfristige Schadenstrategie mit festen Budgets 6% Langfristige Schadenstrategie 39 % Kurzfristige operative Schadenstrategie 39 % Unabhängige Initiativen Nicht bekannt
9 Ein weiterer Grund für das Fehlen fester Budgets: dürften die Zeiten der reinen Inhouseent- Alle Versicherer stehen unter Kostendruck. Dem wicklung bald endgültig passé sein. Wichtig für kann sich auch der Schadenbereich nicht entzie- Versicherer: Jede Make-or-buy-Entscheidung hen. Dies wiederum hat Konsequenzen für die erfordert wertfreie und ergebnisoffene Analysen. Strategie. Statt mit viel Zeit- und Ressourcenauf- Dazu gehört auch ein Vergleich unterschiedlicher wand eigene digitale Lösungen zu entwickeln, Serviceanbieter. Mit der Zeit nutzt ein Unterneh- bietet sich für Versicherer der Rückgriff auf men wahrscheinlich zunehmend die Dienste externe Dienstleister an. Dies zeigt klar ein mehrerer Provider. Deren Steuerung und Koordi- Umfrageergebnis: Über 90 Prozent der Befragten nierung wird daher in den kommenden Jahren an gaben an, dass ihre Häuser zumindest partiell strategischer Bedeutung gewinnen. und je nach Themenstellung die Angebote eines oder mehrerer Spezialisten nutzen. Damit Schadentransformation Der Weg zur Strategieumsetzung 3% 19 % 23 % 26 % 29 % Digitale Schadenagenda Pilotierungen neuer Schadenlösungen Erhebung von Schadentrends Anlassgetriebenes Vorgehen Nicht bekannt 1 2 3 4 Digital Digital Digital Digital Starter Explorer Transformer Leader
10 Vorteil die sich durch das gesamte Unternehmen ziehen, im Wettbewerb also End-to-End-Prozesse, sowie für Teilbereiche wie zum Beispiel Betrugsprävention. Ein aktuelles Fokusthema der Versicherer in ihrer Dies zeigt einmal mehr, dass sich die Automati- jeweiligen Schadenstrategie hat sich in der sierung des Schadenprozesses zu einem entschei- Befragung herauskristallisiert: Die Automatisie- denden Wettbewerbsvorteil in der Branche rung von Prozessen beschäftigt mehr als ein herausbildet. Die Coronapandemie und die Drittel der befragten Unternehmen. Dahinter behördlich angeordneten Kontaktbeschränkun- könnte der Wunsch nach Beschleunigung, gen haben die Entwicklung insbesondere an der Standardisierung und damit verbundener Kundenschnittstelle noch einmal beschleunigt. Erhöhung der Kundenzufriedenheit stecken. Die Etliche Versicherer haben so zum Beispiel die Spanne der genannten Initiativen ist weit. Sie Digitalisierung von Schadenmeldung und reicht von der Automatisierung einzelner Abläufe -feststellung in Form von Videobegutachtung bis hin zur Automatisierung der gesamten und Bilderkennung angestoßen oder intensi- Prozesskette im Schadenbereich. In jedem Fall viert. Aber auch unabhängig davon ist die werden deutliche Leistungssteigerungen mit Prozessautomatisierung und damit die Erhöhung Blick auf Effizienz, Kundenorientierung und von Transparenz und Geschwindigkeit ein Regulierungsergebnis vermutet. Das gilt insbe- Kernpunkt für die Kundenzufriedenheit im sondere für die Umstrukturierung von Prozessen, Schadenmanagement. Aktuelle digitale Initiativen im Schadenmanagement Die abgebildeten Begriffe wurden von den Studienteilnehmern als aktuell laufende Digitalisierungsinitiativen angegeben. Digitale Je größer der Begriff, desto häufiger wurde Autom er genannt. Data Analytics & KI Schadenprüfung Schadenregulierung
11 „Das Schadenmanagement setzt neue Akzente: Effizienz und Kundenzufriedenheit sind dabei zwei Seiten einer Medaille. Initiativen zur Digitalisierung nehmen entsprechend immer mehr Fahrt auf, um Vernetzung, Transparenz, Geschwindigkeit und Service deutlich voranzubringen.“ Dr. Alexander Erdland, Mitglied des Advisory Boards Eucon Kommunikation Kundenservice Schadenmeldung atisierung Digitale Schadenakte Betrugserkennung Prozessoptimierung
12 Digitaler Schadenprozess Den Reifegrad des Digital Leader erreichen im Schadenprozess gemäß Aussage nur wenige Kaum Angebote zur Prävention Bisher wissen wir: Die befragten Versicherer haben eine Digitalstrategie für das Schaden- management und lancieren – unter der Bedingung knapper Budgets und zunehmend mithilfe externer Spezialisten – entsprechende Die Befragung offenbarte große Unterschiede im Initiativen. Doch wo genau befinden sich die digitalen Reifegrad der einzelnen Prozessschrit- Unternehmen bei der Transformation? An wel- te. Auf der Stufe Prävention ist das Digitalange- cher Stelle des Schadenprozesses verfügen sie bot spärlich. So räumte jeder zweite Versicherer über welche Bereitschaften und Fähigkeiten? ein, seinen Kunden zur Schadenabwendung keine Lösungen wie Smart Home, Telematics Die Frage nach ihrer digitalen Reife sollten die oder Health-Apps zur Verfügung zu stellen. Studienteilnehmer im Detail beantworten. Gleichwohl ist den Befragten der strategische Deshalb wurde der Schadenprozess in folgende Wert der Vorbeugung bewusst. Hauptgrund für vier Stufen unterteilt: die geringe digitale Reife an dieser Stelle dürfte daher der Mangel an tragfähigen Business-Cases, → Prävention massentauglichen Innovationen und konkreten Kundenmehrwerten hinsichtlich präventiver → Schadenmeldung und -aufnahme Maßnahmen sein. → Service und Kanäle → Schadenprüfung und Reparatur Digitale präventive Services Nicht im Fokus und/oder nicht relevant 26 % Präventive Services werden derzeit pilotiert Präventive Services sind partiell vorhanden 48 % 26 %
13 Übersichten zum digitalen Reifegrad in den einzelnen Schritten des Schadenprozesses Prävention Mittelwert 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Schadenmeldung und -aufnahme 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Service und Kanäle 50 % aller Befragten 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Schadenprüfung & Reparatur 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 1 2 3 4 Digital Digital Digital Digital Starter Explorer Transformer Leader
14 Ganz anders das Bild auf der Stufe Schadenmel- Schadenmeldungen von Kunden können auch dung und -aufnahme. Hier bieten 84 Prozent Vermittler an- bzw. vornehmen. Ohnehin der Versicherer ihren Kunden digitale Lösungen sind im digitalen Schadenprozess die Schnitt- an. Im Markt verfügbare oder selbst entwickel- stellen zum Vertrieb bedeutsam – wenn auch oft te Technologien werden von den Versicherern vernachlässigt –, nicht zuletzt für die Regulie- rasch in den Gesamtschadenprozess integriert. rung. Jedoch sehen sowohl Art als auch Umfang Bei 19 Prozent der Unternehmen haben die der Ausstattung von Vermittlern im Vergleich digitalen Melde- und Aufnahmetools nicht nur zu Angeboten für den Endkunden überraschend unterstützenden Charakter, sondern erlauben anders aus. Hier tut sich eine Kluft zwischen sogar eine vollständig digitale Schadenübermitt- den befragten Unternehmen auf: 42 Prozent lung. Nur 6 Prozent der Versicherer teilen ihren der Versicherer statten vermittelnde Personen Kunden Schadeninformationen ausschließlich mit digitalen Tools zur Schadenannahme und auf herkömmliche Weise mit, also per Brief, -regulierung aus. Ein Drittel der Unternehmen Telefon oder E-Mail. Immerhin weitere 6 Pro- macht dies noch nicht bzw. befindet sich erst zent pilotieren erste Tools. in der Pilotierungsphase. Diesen Versicherern droht Gefahr. Sie müssen aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. „Bei der Integration der Vermittler in die Schadenabwicklung über digitale Instrumente besteht dringender Handlungsbedarf.“ Philip Franck, Practice Lead Insurance DACH, zeb
15 Digitale Schadenmeldung- und Aufnahmetools für Kunden Digitaler Reifegrad Anteil Beschreibung 4 Digital Leader Digitale Tools erlauben in der Regel volldigitale 19 % Schadenübermittlung 3 Digital Transformer Digitale Schadenmeldung- und -aufnahmetools vereinzelt im Einsatz 65 % 2 Digital Explorer Digitale Schadenmeldung- 6% und -aufnahmetools werden pilotiert 1 Digital Starter Digitale Schadenmeldung- 6% und -aufnahmetools nicht vorhanden Keine Angabe 4%
16 Digitale Services und Kanäle Digitaler Reifegrad Durchschnittlicher Reifegrad in drei zentralen Use-Cases 4 Digital Leader 3 Digital Transformer 2 Digital Explorer 1 Digital Starter Schadenstatus- Chatbots in Videotelefonie Tracking über der Kunden- in der Kunden- digitale Kanäle interaktion interaktion Im Teilprozess Services und Kanäle wieder- Innovative digitale Lösungen zur Steuerung um werden Anwendungen zur transparenten von Dienstleistern koordinieren nicht nur die Kommunikation des Schadenstatus noch sehr Partnerbeauftragung und Terminvereinbarung, verhalten genutzt. Vor allem Chatbots werden sondern bieten im Idealfall auch vielfältige kaum eingesetzt. Analyse- und Monitoringfunktionalitäten. Nur ein Beispiel ist das Nachverfolgen zugesagter Die Analyse der Teilprozesse brachte – in Ver- Leistungen, das sogenannte Service-Level-Agree- bindung mit dem zuvor ermittelten Trend der ment-Tracking. Zudem ermöglichen solche Lö- zunehmenden Nutzung externer Dienstleister – sungen ein Dokumentenmanagement auf einer eine weitere wichtige Erkenntnis: Obwohl standardisierten Plattform. Immer abrufbar sind 93 Prozent der befragten Versicherer bei der beispielsweise der Echtzeitstatus, die Verfügbar- digitalen Transformation mit externen Dienst- keit von Partnern sowie Rückmeldungen jeder leistern zusammenarbeiten, nutzen nur 58 Art. Durch die Nutzung einer zentralen digitalen Prozent ein digitales Providermanagement. Anwendung vermeiden Versicherer erheblichen Hier besteht offensichtlich noch größerer Hand- manuellen Abstimmungsaufwand und damit lungsbedarf. Generell sind beim Schadenprozess Kosten. stets mehrere Dienstleister und Partner invol- viert. Infolge der Digitalisierung nimmt ihre An- zahl sogar zu – Stichwort: digitales Ökosystem. Alle diese Provider müssen gesteuert werden – sinnvollerweise zentral.
17 „Es braucht offene Plattformen, die innovative Technologien und Services konsolidieren und allen Markt- teilnehmern zu Verfügung stellen. Dienstleister müssen daher umdenken, Fragmentierung auflösen und kollaborativ neue Standards für die Branche bieten.“ Michael Rodenberg, Geschäftsführer, Eucon Digital Digitale Dienstleister- und Partnersteuerung 10 % 29 % 35 % 23 % … verfügt über Funktionalitäten zum Monitoring … ist vorhanden und ermöglicht Informationsaustausch … ist in Planung/Pilotierung … ist nicht im Fokus 1 2 3 4 Digital Digital Digital Digital Starter Explorer Transformer Leader
18 Befähiger der Digitalisierung Technologie als Erst mithilfe moderner Technologien können Treiber und Engpass die vorhandenen Daten intelligent eingesetzt werden. Die erfolgreichsten Versicherer der Zu- des Wandels kunft werden diejenigen sein, die ihren Fokus bei der Datennutzung auf die Kundenzentrie- rung legen und so die höchste Kundenzufrie- Versicherer verfügen über einen großen Bestand denheit generieren. an Daten oder vielmehr unstrukturierten Infor- mationen. Jedoch fehlt meist die IT-Infrastruktur Das Problem aus Sicht der Versicherer: begrenzte mit den passenden Tools, um Daten für die interne IT-Ressourcen. Fast 60 Prozent der Be- Optimierung im Schadenbereich einzusetzen – fragten gaben an, dass ihnen zu wenig Kapazi- obwohl diese am Markt verfügbar sind. täten zur Umsetzung von Schadeninitiativen zur Verfügung stehen. Zwar liegt ca. 40 Prozent der Jeder Versicherer kennt die Bedeutung von Tech- Befragten laut ihrer Aussage ausreichend Budget nologien und Daten. Schon immer ging es dar- für Schadeninitiativen vor, dies reicht aber oft um, Risikoabschätzungen auf der Grundlage von nicht aus, um die Engpässe der internen IT-Res- Daten zu treffen. Neu ist jedoch, dass diese in sourcen auszugleichen. Das hat zur Folge, dass riesigen Mengen vorhanden sind und entspre- selbst eingekaufte Software und Dienstleistun- chende Technologien benötigt werden. Auch gen nur schleppend eingeführt werden können. die Berührungspunkte, an denen Informationen Hinzu kommen die vielen Altbestandssysteme, beim Versicherer eingehen, sind laut Studien- die ebenfalls einen IT-Bedarf abrufen. Letztlich ergebnissen heute zahlreicher und vermehrt hemmt all das die Implementierung und den digital. Das Ergebnis dieser Datenflut ist aber Einsatz von innovativen Technologien, die für nicht zwingend ein Zuwachs an Erkenntnis über die Optimierung des Schadenmanagements be- den einzelnen Kunden und seine Bedürfnisse. nötigt werden. Viele Versicherer stehen damit vor der Herausforderung, ihre durchaus innova- tiven Ideen für einen digitalen Schadenprozess überhaupt in den operativen Produktionsbetrieb integrieren zu können. 60% verfügen über zu wenig IT-Ressourcen für die Umsetzung der Initiativen.
19 Übersicht zum digitalen Reifegrad der Befähiger des Schadenprozesses Technologie Mittelwert 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Schadendaten 50 % aller Befragten 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Automatisierung, KI und Data Analytics 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 1 2 3 4 Digital Digital Digital Digital Starter Explorer Transformer Leader
20 Die neue Währung Um die Relevanz der Schadendaten nochmals zu im Schadenmanagement betonen: Die Auswertung von Daten dient dazu, den einzelnen Kunden mit seinen Bedürfnissen besser zu verstehen. Dazu beitragen können Zwar verfügen viele Versicherer schon heute nicht nur Kundenstammdaten, sondern alle über einen umfangreichen Pool an Daten. Ein Informationen, die ein Kunde an seine Versi- Großteil der Befragten hebt diesen Schatz jedoch cherung übermittelt. Zu einer deutlich höheren nicht vollständig. Das liegt auch an der man- Kundenzufriedenheit kann bereits die Kenntnis gelnden Qualität der Daten. Bei jedem zweiten über den vom Kunden präferierten Ansprech- Versicherer liegen selbst aktuelle Schadendaten kanal führen. Für den Versicherungsnehmer nur in Teilen strukturiert vor, bei historischen relevante Informationen können dann an der Daten liegt die Quote noch deutlich niedriger. richtigen Stelle platziert werden. Gerade im Das überrascht, denn benötigte Software und Schadenfall, wenn der Kunde seinen Versicherer Services sind längst am Markt erprobt und ver- gewissermaßen auf den Prüfstand stellt, kann fügbar. So jedoch können die Versicherer kaum das zum Wohlwollen des Kunden beitragen. So Zusammenhänge erkennen oder sonstige sinn- können die aus den Daten gewonnenen Erkennt- volle Erkenntnisse aus ihren Daten gewinnen. nisse über den Kunden konsequent zur Kunden- Dies hat zur Folge, dass bisher weniger als die zentrierung genutzt werden. Hälfte der Unternehmen ihre Daten für die Op- timierung des Schadenmanagements einsetzt. In einem Schadenfall spielt auch der Faktor Zeit Somit bleibt immens viel Potenzial ungenutzt. bei der Bereitstellung von Informationen für den Kunden eine entscheidende Rolle. An dieser Stelle wurden im Rahmen der Studie Defizite sichtbar. Zwar erfolgt – wie beschrieben – die Schadenaufnahme vielfach über digitale Kun- denschnittstellen. Anschließend jedoch verar- beiten viele Versicherer die Daten nicht struktu- riert und automatisch weiter, sondern manuell und mit Medienbrüchen. Umgang mit Schadendaten 10 % 43 % 27 % 20 % … Ergänzung durch historische Daten … strukturierte Ablage in bspw. Data-Warehouse … in Teilen strukturierte Ablage … keine struktu- rierte Ablage 1 2 3 4 Digital Digital Digital Digital Starter Explorer Transformer Leader
21 In der Befragung gaben nur ca. 40% an, Daten für die Optimierung des Schaden- managements bereits systematisch zu nutzen. Ungenutztes Ohne Menschen wird es auch in Zukunft nicht Potenzial gehen. Zwar dürfte ein Großteil der Prozesse mithilfe von Künstlicher Intelligenz und der schnellen Verarbeitung großer Datenmengen automatisch ablaufen, Menschen werden aber Auch von einer intelligenten Nutzung der steuernd eingreifen und Regeln vorgeben. Des- Daten sind viele Unternehmen noch weit ent- halb ist es umso wichtiger, die Mitarbeitenden fernt. Im weiteren Schadenprozess führt das in diesen Themengebieten gezielt zu befähigen zu Zeitverlust und Mehraufwand. Insofern ist und ihre Kompetenzen auf- bzw. auszubauen. eine strukturierte und umfassende Datenbasis zwingende Voraussetzung für eine reibungslose und schnelle Schadenbearbeitung. Hier gilt es, unabhängig von genutzten Systemen oder ver- schiedenen Dienstleistern auf eine einheitliche Datenstrukturierung und -bereitstellung zu ach- ten: Datenkompetenz und -fokus spielen also zunehmend eine Rolle bei allen Prozessschritten und eingesetzten Tools. Die digitalen Defizite überraschen deshalb, weil es für die strukturierte Erfassung von Daten mittlerweile spezialisierte Lösungen gibt. Aus diesem Grund können Versicherer ohne solche Hilfsmittel gegenüber Wettbewerbern mit intel- ligenten Automatisierungssystemen rasch ins Hintertreffen geraten.
22 Einsatz von Automatisierung, Künstlicher Intelligenz und Data Analytics im Schadenmanagement Schadenaufnahme Schadenkalkulation Betrugserkennung Datenaufbereitung Dokumentensteuerung DL-Steuerung Schaden-/Belegprüfung Erhebung Prüfungsbedarf 0% 25 % 50 % 75 % 100 % keine Angabe ist für einzelne Anwendungsfälle im Einsatz nicht im Fokus und/oder pilotiert ist umfassend in Betrieb ist geplant/oder pilotiert
23 „Für den Einsatz von KI im Schadenbereich bestehen die größten Herausforderungen im Datenmanagement.“ Christine Utendorf, KI- & Analytics-Expertin, zeb Datengetriebene Hier werden Ergebnisse auch auf der Grundlage Methoden fangen historischer Daten vorhergesagt, und interne und externe Prüfaufwände könnten minimiert an zu wirken werden. Genau dieses Potenzial haben viele Ver- sicherer jedoch erkannt, und das Themenfeld befindet sich in einer Planungs- oder Pilotie- Versicherer haben im Großen und Ganzen das rungsphase. Es gilt im Grunde, KI frühzeitig im Potenzial von Künstlicher Intelligenz und Data Prozess zu nutzen, um diesen zu verschlanken Analytics für das Schadenmanagement erkannt. und zu beschleunigen. Trotzdem schätzen Versi- Das zeigt sich in der Vielzahl der gestarteten cherer laut der Befragung den Nutzen von Künst- Initiativen, jedoch sind diese noch nicht im licher Intelligenz und Data Analytics bei der operativen Tagesgeschäft vollumfänglich an- Schadenaufnahme als eher gering ein. Aktuell gekommen. jedenfalls fehlen den Befragten oft die Ideen für passende Anwendungsfälle. Zwar gibt es bereits Immerhin 70 Prozent der Befragten haben im viele digitale Ansätze zur Schadenmeldung, je- Bereich Künstliche Intelligenz und Data Analyt- doch gelingt es noch nicht, diese für die struktu- ics erste Piloten gestartet. Die gemachten Erfah- rierte Datenaufnahme zu nutzen. Das wiederum rungen belegen: Die größten Herausforderungen erschwert den Einsatz dieser Methoden. bleiben die Schaffung der verwertbaren Daten- grundlage und die erfolgreiche Einbindung in Beispielsweise entfalten Ansätze auf Basis von produktive Prozesse. Die übrigen 30 Prozent der Künstlicher Intelligenz gerade im Bereich der Studienteilnehmer verzichten (noch) auf den Bildanalyse großes Potenzial. So kann nicht nur Einsatz von künstlicher Intelligenz und Data der Umfang eines Schadens frühzeitig erkannt Analytics im Schadenmanagement. werden, sondern dem Kunden kann auch direkt bei der Schadenaufnahme zurückgemeldet wer- Erprobt und angewandt werden diese daten- den, welche Fotos für die weitere Bearbeitung getriebenen Methoden insbesondere in der noch nötig sind. Hierbei werden nicht nur Kos- Betrugserkennung sowie der Datenaufberei- ten für die Schadenanalyse reduziert, sondern tung und Schaden-/Belegprüfung. Interessant auch der Bearbeitungsprozess wird erheblich ist, dass viele der Befragten diese Technologien beschleunigt, was wiederum das Kundenerleb- wenig zur Vorhersage von Prüfbedarfen nutzen. nis deutlich verbessert.
24 Transformation in vollem Gange Bis zum Digital Leader im Schadenbereich ist es dennoch ein weiter Weg Die Zeit, in welcher der Schadenbereich nur eine bewusst. Dementsprechend haben sie Digitalstra- „Randnotiz“ in den Digitalisierungsbestrebungen tegien etabliert, die häufig allerdings eher frag- deutscher Versicherer war, ist vorbei. Das zeigt mentierte Digitalisierungsvorhaben darstellen die Vielzahl an digitalen und durch Corona zum und keine E2E-Betrachtung und -Integration Teil beschleunigten Initiativen, die Versicherer beinhalten. Auch mangelt es oft an einer Hinter- oft mit Unterstützung externer Partner und legung der Strategie mit Projekten und klar Dienstleister angestoßen haben. Unter diesen definierten Budgets. angestoßenen Initiativen finden sich insbeson- dere solche zur Automatisierung von Schaden- Ein Blick auf die einzelnen Stufen des Schaden- prozessen sowie zur Digitalisierung der Kunden- prozesses zeigt: Die Transformation ist zwar schnittstelle. Diese Bestrebungen helfen nicht in vollem Gange, dennoch zählt niemand der nur, aktuelle Herausforderungen zu meistern und Studienteilnehmer zu den Digital Leaders Profitabilität im Kerngeschäft zu erhöhen: und verfügt über einen zukunftsfähig digital Versicherer können mit einer Digitalisierung des ausgestatteten Schadenbereich. Dennoch Schadenprozesses die Kundenzufriedenheit pilotiert und plant die Mehrzahl der Befragten steigern und so Vorteile im Wettbewerb erzielen. innovative, häufig KI-getriebene Lösungen. Dieses Potenzial ist den befragten Versicherern Der Wille ist also da. Digitaler Reifegrad Anteil Verteilung 50 % der Befragten bewerten den Digital Leader 0% digitalen Reifegrad ihres Schaden- bereichs mit 2,5 oder geringer Digital Transformer 54 % Digital Explorer 39 % Digital Resister 7% 0% 20 % 40 % 60 %
25 Bei der Schadenmeldung und -aufnahme errei- Notwendige Voraussetzung für einen wertstei- chen viele Befragte eine verhältnismäßig hohe gernden Einsatz moderner Technologien ist eine digitale Reife – hier gilt es, die Anbindung an gute Datenbasis. Auch hier zeigt die Studie, dass Folgeprozesse durchgängig zu meistern. Dass das bei den Versicherern großer Handlungsbedarf Thema Durchgängigkeit in Systemen und Prozes- besteht. Wichtig wäre ein Bewusstsein für den sen ein Handlungsfeld ist, zeigt auch die Tatsa- Wert von Daten. Erst wenn Struktur und Qualität che, dass ein Großteil der Unternehmen die stimmen, können die Unternehmen mithilfe von Anbindung der Vermittler vernachlässigt. künstlicher Intelligenz und Data Analytics Prozesse effizienter gestalten und weitere Wegen knapper Budgets und mangelnder inter- profitable Anwendungsfälle oder sogar neue ner IT-Ressourcen greifen Versicherer auf externe Geschäftsmodelle entwickeln. Dienstleister zurück, die es zu vernetzen und zu steuern gilt. Auch Kooperationsmodelle sind eine Option. Die Erarbeitung entsprechender Provider- strategien und der Aufbau eines zentralen, datengetriebenen Providermanagements sind daher wesentliche Handlungsfelder. Digitaler Reifegrad je Dimension ⌀ 2,4 ⌀ 2,4 ⌀ 2,3 80 % 100 % Schaden- Digitaler Befähiger der steuerung & Schaden- Digitalisierung Governance prozess
Wir sind Partner der Veränderer zeb ist eine der führenden, auf den Finanzdienst- leistungssektor spezialisierten Strategie- und Managementberatungen in Europa. Seit 1992 bieten wir Transformationskompetenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Financial Services. Wir unterhalten 17 Offices in 13 europäischen Ländern. Zu unseren Kunden zählen neben europäi- schen Groß- und Privatbanken auch Regionalbanken und Versicherungen sowie Finanzintermediäre aller Art. Bereits mehrfach wurde unser Unternehmen in Branchenrankings als „Bester Berater“ der Finanz- branche klassifiziert und ausgezeichnet. Wir sind Wegbereiter für den digitalen Wandel Eucon ist erfahrener Digitalisierungspartner für Versicherer sowohl im Kfz- als auch im Sachscha- denmanagement. Das Unternehmen analysiert, automatisiert und beschleunigt den gesamten Schadenprozess und bietet Versicherern intelligente Lösungen für die Daten- und Dokumentenverarbei- tung. Kunden profitieren von einem effektiveren Schadenmanagement durch KI-basierte Automa- tisierung und der einzigartigen Kombination von zukunftsweisenden Technologien, Daten und Exper- tenwissen. Für seine datengetriebenen Innovatio- nen hat Eucon zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Kontakt Stefan Geipel Philip Franck Christine Utendorf Partner Senior Manager Senior Consultant Phone +49.251.97128.280 Phone +49.69.719153.392 Phone +49.69.719153.376 Mobile +49.170.4445021 Mobile +49.151.12054078 Mobile +49.160.96445190 sgeipel@zeb.de philip.franck@zeb.de christine.utendorf@zeb.de Office Münster Office Frankfurt Office Frankfurt Michael Rodenberg Sarah Nagel Philipp Kupka Geschäftsführer Head of Marketing Head of Sales Eucon Digital GmbH Eucon Digital GmbH Eucon Digital GmbH Phone +49.251.14496.280 Phone +49.251.14496.1762 Phone +49.251.14496.1796 michael.rodenberg@eucon.com sarah.nagel@eucon.com philipp.kupka@eucon.com Diese Publikation wurde ausschließlich zur allgemeinen Orientierung erstellt und berücksichtigt nicht die individuellen Anlageziele oder die Risikobereitschaft der Leserin/des Lesers. Die Leserin/der Leser sollte keine Maßnahmen auf Grundlage der in dieser Publikation enthaltenen Informationen ergreifen, ohne zuvor spezifischen professionellen Rat einzuholen. zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh übernimmt keine Haftung für Schäden, die sich aus einer Verwendung der in dieser Publikation enthaltenen Informationen ergeben. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung von zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh darf dieses Dokument nicht in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert oder vervielfältigt werden. © zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh 2021. ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
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