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Zukunftsmonitor Gesellschaft © VIDEOFLOW – STOCK.ADOBE.COM DIGITAL KOMPETENT ODER ABGEHÄNGT – Gibt es eine digitale Kluft?
Zukunftsmonitor Gesellschaft Digital kompetent oder abgehängt – Gibt es eine digitale Kluft? Mehr als deutlich erleben wir in der Corona-Pandemie die Vorteile digitaler Anwendungen. Viele Aktivitäten des täglichen Lebens wie Digitale Bildung ist eine Schlüsselqualifi- Videotelefonie, um soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, die Nut- kation für die Teilhabe zung diverser Online-Services wie Lieferdienste oder die kontakt- an der modernen Ge- lose Rezeptverschreibung, Homeoffice und Fernunterricht sind nur sellschaft. Nicht nur einige Beispiele, die zeigen, wie wichtig der kompetente Umgang in der Arbeitswelt, mit digitalen Medien geworden ist. sondern auch im All- tag wird ein Grundver- Die Pandemie hat die Nutzung und Akzeptanz digitaler Anwendungen am Ar- ständnis für digitale beitsplatz, in der Schule und im täglichen Leben deutlich gesteigert. Diesen Anwendungen und den Schwung gilt es für den Ausbau digitaler Kompetenzen mitzunehmen, insbe- kompetenten Umgang sondere bei jenen, die mit den digitalen Lebenszusammenhängen noch nicht mit neuen Medien im- gut zurechtkommen. Alle sollen von den Chancen des digitalen Wandels pro- mer wichtiger. fitieren können. Hoher Digitalisierungsgrad der Haushalte Die Internetnutzung hat in der Pandemie stark zu- In der Nutzung des Internet besteht zwischen den genommen, wobei mobile Endgeräte wesentlich jungen „Digital Natives“ und älteren Bevölkerungs- dazu beigetragen haben. Dieser Trend war bereits gruppen ein beträchtlicher Unterschied. Während in den letzten Jahren generell beobachtbar. 2020 jüngere Menschen de facto zu 100 Prozent online waren laut Statistik Austria 90 Prozent der öster- sind und auch andere Serviceleistungen wie Inter- reichischen Haushalte mit einem Internetzugang nettelefonie oder Onlineshopping stark nützen, ist ausgestattet. ab der Altersgruppe 45+ die Verwendung des Inter- Internetnutzung nach Altersgruppen 2020 Abbildung 1: Internetnutzung nach Altersgruppen, aus: IKT Einsatz in Haushalten, Statistik Austria, 20201 1 https://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/informationsgesellschaft/ikt-einsatz_in_haushalten/index.html 2
net nicht mehr selbstverständlich. Beispielsweise Kompetent in einer vernetzten Welt ist jede/r Fünfte 55- bis 64- Jährige nicht mit dem Internet vertraut. Dass zusätzlich Frauen vielfach Die rasch voranschreitenden technologischen Ent- noch einen geringeren Digitalisierungsgrad aufwei- wicklungen wirken in alle Lebensbereiche hinein sen, wird auch aus Untersuchungen in Deutschland und steigern die Dringlichkeit des Auf- und Ausbaus bestätigt, was auch zu Ungleichheiten im Erwerbs- digitaler Fähigkeiten. leben beiträgt.2 © PESHKOVA - STOCK.ADOBE.COM Die besonders stark wachsende Bevölkerungsgrup- pe 75+ ist in den Erhebungen der Statistik Austria nicht erfasst. Studien aus Nachbarländern, wie „Di- gitale Senioren 2020“3 der Universität Zürich bele- gen, dass die Internetnutzung bei älteren und selbst bei hochaltrigen Personen deutlich zunimmt. Immer mehr ältere Personen entdecken die Online- welt neu und nutzen die Möglichkeiten in vielfältiger Weise (siehe Abbildung 3). Naturgemäß verschieben sich die Schwerpunkte im Ruhestand von professio- nellen Arbeiten hin zu familiärer Kommunikation und Alltagsorganisation. Wofür erwerben ältere Menschen digitale Kompetenzen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Familiäre Kommunikation 74 % Alltagsorganisationen 71 % Digitale Basiskompetenzen beziehen sich auf Kaufen von Waren oder Dienstleistungen 64 % ein breites Spektrum an Fähigkeiten, die es er- Soziales Miteinander 63 % möglichen Freizeit 60 % • Informationen zu suchen und zu finden Nachrichten 51 % • kritisch zu bewerten und einzuordnen (Um- Kultur 50 % gang mit Quellen und Desinformationen) • verschiedene Kommunikationskanäle und Mobilität 50 % digitale Tools zu nutzen Lernen 49 % • zu kommunizieren und virtuell zusammenzu- Gesundheit 42 % arbeiten Behördl. Angelegenh. 33 % • neue Inhalte zu erstellen, Wissen weiter zu Finanzen 32 % geben 2 % Professionelle Arbeit • Sicherheitsmaßnahmen zum persönlichen Quelle: Bertelsmann-Stiftung4 Schutz anzuwenden Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent Digitale Kompetenzmodelle unterscheiden Ausprä- Der Generationengap verschiebt sich immer wei- gungen dieser Fähigkeiten auf unterschiedlichen ter nach hinten: Stufen – von Basiskompetenzen über fortgeschrit- Die nächste Altengeneration der Baby-Boomer tene bis hin zu hoch spezialisierten Fähigkeiten. De- wird die künftigen technologischen Möglichkei- tailinformationen dazu zu gibt das Digitale Kompe- ten für ein möglichst langes selbstständiges und tenzmodell für Österreich5. Insgesamt ergeben sich eigenverantwortliches Leben im Alter nützen. bereits heute und mehr noch in Zukunft in den ver- schiedensten Lebensbereichen Vorteile durch eine gute digitale Kompetenz: 2 https://initiatived21.de/publikationen/digital-gender-gap/ 3 Pro Senectute Schweiz, Studie Digitale Senioren 2020 4 https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Smart_Count- ry/Digitale_Souveraenitaet_2019_final.pdf 5 https://www.fit4internet.at/view/verstehen-das-modell 3
und einkommensschwache Personen. So verfügen Vorteile digitaler Alltagskompetenz selbst nicht alle sogenannten Digital Natives per se (Auswahl, siehe auch Chance Digitalisierung der über ausreichende digitale Fähigkeiten. Oö. Zukunftsakademie, 2018): Hinzu kommt, dass auch die Technologien nicht • Bessere Chancen in der Aus- Weiterbildung, neutral sind: Stereotype und Diskriminierung wie im Berufsleben z.B. typische Geschlechtszuordnungen schreiben • Mehr soziale Kontakte sich mitunter auch in der Gestaltung von Techno- • Höhere Gesundheitskompetenz logien oder in Algorithmen fort und befördern damit • Nutzung digitaler Anwendungen im Gesund- soziale und digitale Ungleichheiten. heitsbereich • Inanspruchnahme digitaler Dienstleistungen und Services Wer glaubt, persönlich insgesamt von der • Nutzung von E-Government Digitalisierung zu profitieren? • und viele mehr... https://www.ooe-zukunftsakademie.at/publikationen-innovative-regio- nen.htm 56% - Eine knappe Mehrheit schätzt ein, von der Digitalisierung zu profitieren 22% der 70+ Digital Skills – wo verläuft die 32% Formal niedrig Gebildete – 41% digitale Kluft? Nicht Berufs- nur ein Drittel der Personen mit niedrigem Bildungsniveau zählt tätige sich zu den Gewinnern der Digitalisierung Laut dem Digital Economy and Society Index6 (DESI) der Europäischen Kommission verfügen Grafik: Conquest Werbeagentur Quelle: D21-Digital-Index 2020/20217 66 Prozent der ÖsterreicherInnen im Alter zwi- schen 16 und 74 Jahren über zumindest grundle- gende digitale Kompetenzen. Das ist im Vergleich zum Durchschnitt der EU (58 %) ein erfreulich Auf den Punkt gebracht hoher Wert, der aber gleichzeitig darauf verweist, Die Corona-Krise hat gezeigt, wie unerlässlich die dass bei ungefähr einem Drittel der Menschen in Entwicklung digitaler Kenntnisse für den Alltag in Österreich keine elementaren Kompetenzen vor- der vernetzten Welt ist. Die digitale Kluft verläuft handen sind. weniger zwischen den Generationen als vielmehr innerhalb der Generationen, nämlich vor allem entlang sozialer Milieus und des Bildungshinter- Eine digitale Kluft zwischen denjenigen, die digi- grunds. Besonders ältere Menschen und Menschen tale Technologien nutzen (können und wollen) und mit geringen Qualifikationen brauchen passgenaue jenen, die mehr oder weniger im digitalen Abseits Bildungsangebote. stehen, lässt sich anhand verschiedener soziode- mografischer Merkmale ausmachen: Bildungsniveau, Berufstätigkeit, Einkommen und Wie kann die digitale „Allgemein- Alter haben dabei den größten Einfluss darauf, wie die digitalen Chancen eingeschätzt und genutzt bildung“ gefördert werden werden. Personengruppen, die häufiger im digita- Je weiter die Vernetzung unserer Welt voranschrei- len Abseits stehen sind Technikferne, ältere Men- tet und digitale Technologien den Alltag erobern, schen, ältere Erwerbstätige ohne berufliche Berüh- umso wichtiger wird es, dass alle BürgerInnen von rungspunkte zu digitalen Anwendungen, arbeitslose den damit verbundenen Möglichkeiten profitieren 6 ttps://www.bmdw.gv.at/Services/Zahlen-Daten-Fakten/DigitalesInZahlen/Digital-Economy-and-Society-Index.html h https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/scoreboard/austria 7 D21-Digital-Index 2020/2021, eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar, ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. https://initiatived21.de/app/uploads/2021/02/d21-digital-index-2020_2021.pdf 4
können. Noch haben nicht alle – jung wie alt – glei- net nicht nutzen) ist die positive Wahrnehmung chermaßen Zugang zu Informations- und Kom- digitaler Technologien zu steigern, indem die munikationstechnologien (IKT) bzw. verfügen nicht Mehrwerte für das alltägliche Leben aufgezeigt alle über die erforderlichen digital Skills, um diese werden, inklusive Information über Risiken reflektiert und sicher zu nutzen. Der durch Corona • Niedrigschwellige Angebote und persönliche ausgelöste Digitalisierungsschub hat viele Men- Assistenz erleichtern den Einstieg für (ältere) schen angespornt, ihre digitalen Kompetenzen zu „digitale AnfängerInnen“ in die Onlinewelt verbessern. In einer digital geprägten Gesellschaft • Die Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen muss im Sinne des Gemeinwohls und der Wett- und Barrierefreiheit sind wesentliche Vorausset- bewerbsfähigkeit der bestehende Gap in den digi- zungen für eine digitale Inklusion talen (Basis)kompetenzen durch chancengerechte • Wichtig ist und bleibt – nicht nur für „Offliner“ – Zugangs- und Bildungsmöglichkeiten geschlossen die persönliche Beratung und Unterstützung, werden. beispielsweise auch bezüglich Fortentwicklungen • Entwicklung bzw. Ausbau kreativer und ziel- von E-Government-Anwendungen der Oö. Landes- gruppenspezifischer Bildungsprogramme und verwaltung und den Oö. Gemeinden. Angebote • Internetzugänge im öffentlichen Raum sicher- • Bei „Offlinern“ (gemeint sind jene, die das Inter- stellen Good Practice Fit4Internet bibliothek Köln-Kalk, wird generationen-über- greifend gelernt, geübt und experimentiert, mit Der Verein fit4internet ist eine Initiative zur Qua- technologisch moderner Ausstattung und in vielen lifizierung und Quantifizierung digitaler Kompe- Veranstaltungen. Auch in Oberösterreich gibt es in tenzen der österreichischen Bevölkerung. Obers- diese Richtung Entwicklungen, wie die digitale Bi- tes Ziel ist die Ermöglichung einer kompetenten bliothek „media2go“ als ein digitales Angebot der Nutzung digitaler Technologien und breiter Teil- Bibliotheken des Landes Oö und der Stadtbiblio- habe der gesamten Gesellschaft an der Digitali- thek Linz. sierung. Derzeitige Fokusgruppen sind Jugend- https://www.stadt-koeln.de/artikel/04943/index.html liche, Berufstätige inkl. WiedereinsteigerInnen, https://www.land-oberoesterreich.gv.at/60543.htm Generation 60+. https://www.fit4internet.at/ ©JACOB AMMENTORP LUND - STOCK.ADOBE.COM Bibliotheken: Zentren der digitalen Wissensgesellschaft Niedrigschwellige Lernangebote in Bi- bliotheken leisten wertvolle Beiträge, um insbesondere die ältere Generation, aber auch jüngere Menschen digital aus- reichend fit zu machen. In der Stadtteil- 5
Good Practice Schweizer Digitaltage © ROBERT KNESCHKE - STOCK.ADOBE.COM Die Schweizer Digitaltage (2020) machen Di- gitalisierung erlebbar. An über 300 kosten- losen Online- und Präsenz-Veranstaltungen erhielten Interessierte in der ganzen Schweiz die Möglichkeit, sich mit dem digitalen Wan- del der Schweiz von morgen auseinander- zusetzen. Insbesondere NeueinsteigerInnen waren dazu eingeladen, ihre digitalen Kom- petenzen zu erweitern. Das Format richtete sich an alle: von Kindern und Berufstätigen bis hin zu älteren Personen, die online hand- lungsfähiger und zukunftssicherer werden wollten. https://www.digitaltage.swiss/ Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz & IT-Security Digitale Schule Der Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz Ziel der „Digitalen Schule“ ist die harmonische & IT-Security ist ein Netzwerk von oberösterrei- Kombination von moderner, digitaler Infrastruktur chischen Unternehmen, die sich gemeinsam mit und inspirierender, zukunftsweisender Pädago- den Herausforderungen der Digitalisierung ausei- gik. Dies soll in den nächsten Jahren über ein ein- nandersetzen. Der Verbund unterstützt produzie- heitliches Lernportal, Unterstützung zum Ausbau rende und produktionsnahe Unternehmen bei der der schulischen IT sowie der digitalen Endgeräte individuellen Planung und gemeinsamen Durch- für SchülerInnen bis hin zu einem Gütesiegel für führung betrieblicher Weiterbildung zur Förde- Lern-Apps erreicht werden. Bereits 93 Prozent rung digitaler Kompetenzen von MitarbeiterInnen. aller oberösterreichischen Schulen machen beim Derzeit (Stand: Jänner 2021) beteiligen sich 117 Projekt der „digitalen Schule“ mit. Unternehmen am Verbund. https://digitaleschule.gv.at https://www.digitalregion.at/digitalregion-ober- https://www.christine-haberlander.at/2021/01/31/93- oesterreich/digital-bildung/digital-skills/qualifi- prozent-aller-oberoesterreichischen-schulen- zierungsverbund-digitale-kompetenz-it-security machen-beim-projekt-digitale-schule-mit/ DigiCamps – LandesJugendreferat OÖ Lernorte für ältere Menschen Mit den DigiCamps trägt das Land OÖ dazu bei, SeniorInnen schätzen die persönliche Lernbeglei- Kinder und Jugendliche in einem möglichst brei- tung. Treffpunkte wie etwa „EDV-Stammtische“ ten Sinn medienkompetent zu machen und ihnen und „Computerias“ bieten in einer lockeren und ge- die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung selligen Atmosphäre praktische Lernangebote und aufzuzeigen. Aber auch Fake-News, Privatsphäre gegenseitige Unterstützung, um ältere Menschen im Netz und kompetenter Umgang mit Social Me- für die zunehmende Digitalisierung fit zu machen. dia werden thematisiert und bewusst gemacht. https://isa.at/edv-treffs/ http://www.digicamp.at/ https://www.computerias-tirol.at Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Präsidium, Oö. Zukunftsakademie, Kärntnerstraße 10 – 12, 4021 Linz | Redaktion: Klaus Bernhard, Maria Fischnaller, Petra Leitner | Layout: Conquest Werbe- agentur GmbH, 4060 Leonding | Stand: März 2021
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