DIGITALE GESUNDHEITS KOMPETENZ - Leitfaden für Trainerinnen und Trainer Informationen, Tipps und Materialien für den Unterricht
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DIGITALE GESUNDHEITS KOMPETENZ Leitfaden für Trainerinnen und Trainer Informationen, Tipps und Materialien für den Unterricht
IMPRESSUM Leitfaden für Trainerinnen und Trainer © Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) 2022 Alle Rechte vorbehalten Medieninhaber, Herausgeber und Sitz der Redaktion: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation Ungargasse 64–66/3/404, 1030 Wien Autorinnen: Mag.a Edith Simöl, Larissa Potakowskyj, BA Layout: Confici • Kreativbüro, Franziskanerplatz 5/3/31, 1010 Wien Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Eine Haftung der Autorinnen und Autoren oder des Österreichisches Instituts für angewandte Telekommunikation ist ausgeschlossen. Dieses Werk steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung (ÖIAT, BMASGK, Confici®) – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen. Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Wien, 2022 2|
LIEBE TRAINERIN, LIEBER TRAINER, ältere Menschen auf ihrem Weg in die digitale Welt zu begleiten, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Die Welt der digitalen Medien ist vielfältig und herausfordernd. Digitale Anwendungen können den Alltag von Seniorinnen und Senioren bereichern und dabei helfen, ihn zu bewältigen. Der vorliegende Leitfaden „Digitale Gesundheitskompetenz“ unterstützt Sie dabei, sich mit Digitalisierung im Gesund- heitswesen vertraut zu machen. Der Leitfaden gliedert sich in zwei Teile: TEIL I: DIGITALE GESUNDHEITSKOMPETENZ TEIL II: HANDBUCH ZUR UNTERRICHTSGESTALTUNG Kontakt: Servicestelle digitaleSeniorInnen Ungargasse 64–66/3/404, 1030 Wien Telefon: +43 1 595 21 12 E-Mail: office@digitaleSeniorInnen.at Web: www.digitaleSeniorInnen.at | 3
INHALT TEIL I: DIGITALE GESUNDHEITSKOMPETENZ 7 Einführung 8 Was bedeutet digitale Gesundheitskompetenz? 8 Gesundheitsinformationen im Internet 8 Wie suche ich nach Gesundheitsinformationen im Netz? 8 Wie beurteile ich die Qualität von Gesundheitsinformationen? 9 Elektronische Gesundheitsdienste 9 ELGA 9 e-Impfpass 10 e-Rezept 10 Grüner Pass 11 Telemedizin 11 Gesundheitsapps und W earables 12 Definitionen 12 Die verschiedenen Arten von Gesundheits-Apps und Wearables 12 Empfohlene Apps und Wearables 13 Digitale Helferlein 17 Nützliche Alltags-Apps für Seniorinnen und Senioren 17 Apps für Angehörige 18 4|
TEIL II: HANDBUCH ZUR UNTERRICHTSGESTALTUNG 21 Einführung 22 Digitale Gesundheitskompetenzen aufbauen 22 Aufbau einer U nterrichtseinheit 23 Einstieg 23 Theorie vermitteln 24 Übungen 24 5 Tipps für Angehörige 26 ANHANG27 Materialien 28 Linkliste 29 Checkliste – Gesundheitsinformationen 33 Stundenbild 34 | 5
EINFÜHRUNG Data Literacy: Fähigkeit, Daten mit kritischem Blick zu sammeln, zu verwalten, zu bewerten und anzuwenden Privacy Literacy: Datenschutzkompetenzen und Die Anforderungen an den Menschen, mit Onlinediens- technische Fähigkeiten, personenbezogene Daten zu ten und digitalen Informations- und Kommunikations- schützen technologien umzugehen, sind bereits sehr hoch. Auch Traditional Literacy: Lese- und Schreibfähigkeit, um im Gesundheitswesen spielen digitale Technologien eine schriftliche Informationen zu nutzen zunehmende Schlüsselrolle im Alltag vieler Patientin- Media Literacy: Fähigkeit, die benötigt wird, um aktiv, nen und Patienten, da sie zur Diagnose, Behandlung und bewusst und kritisch an der digitalen Mediengesell- zum Monitoring eingesetzt werden können. Im Gesund- schaft teilzunehmen heitssystem spricht man hier von „E-Health“-Anwendun- Navigation Literacy: Fähigkeit, das Internet souverän gen, die das Ziel verfolgen, die Gesundheitsversorgung und kompetent zur Beantwortung gesundheitsrelevan- und die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. ter Fragen zu nutzen Information Literacy: Fähigkeit, Gesundheitsinforma- Das Internet hat sich für viele von uns zur ersten Anlauf- tionen und wissenschaftliche Informationsquellen stelle entwickelt, wenn es darum geht, rasch an Gesund- aufzunehmen, zu verarbeiten und anzuwenden heitsinformationen zu gelangen. Das Informationsan- Health Literacy: Fähigkeit zum Umgang mit gesund- gebot ist mittlerweile unüberschaubar groß geworden. heitsrelevanten Informationen Doch mit der Menge steigt leider nicht automatisch die Qualität. Vielen Menschen fällt es schwer, sich in diesem Je höher die Gesundheitskompetenz ist, desto gesünder Dschungel zurechtzufinden und Gesundheitsinformatio- ist ein Mensch. Umso wichtiger ist es, allen Menschen nen richtig zu bewerten. Die Fähigkeit, die wir dazu brau- den Zugang zu verlässlichen, qualitätsgesicherten und chen, ist die digitale Gesundheitskompetenz. laienverständlichen Informationen im Netz zu ermögli- chen. WAS BEDEUTET DIGITALE GESUNDHEITSKOMPETENZ? GESUNDHEITSINFORMATIONEN IM INTERNET Die allgemeine Gesundheitskompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit eines Menschen. Sie WIE SUCHE ICH NACH GESUNDHEITS beschreibt die Fähigkeit und Motivation, gesundheitsbe- INFORMATIONEN IM NETZ? zogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewer- ten und richtig anzuwenden. Besteht wenig Erfahrung bei der Suche nach Gesund- heitsinformationen, empfiehlt sich der direkte Aufruf Wie der Begriff „digitale Gesundheitskompetenz“ schon qualitativ hochwertiger Internetseiten über die Adress- vermuten lässt, geht es hier um die Gesundheitskompe- zeile im Browser. tenz im Umgang mit digitalen Medien. Der englische Be- griff „eHealth Literacy“ beschreibt ein Konzept, das aus Empfehlenswerte Webseiten: mehreren Dimensionen besteht. Österreichs öffentliches Gesundheitsportal http://www.gesundheit.gv.at In Weiterentwicklung des ursprünglich von Norman und Medizin-transparent überprüft, ob Gesundheitsinfor- Skinner ausgearbeiteten Modells 1 beschreibt die Allge- mationen und -behauptungen aus Werbung, Medien meine Ortskrankenkasse Deutschland 2 8 Dimensionen und dem Internet wissenschaftlich fundiert sind der digitalen Gesundheitskompetenz: https://www.medizin-transparent.at Gemeinsam gut entscheiden ist eine Initiative der Computer Literacy: Wissen und Fähigkeit, Computer, Medizinischen Universität Graz, Cochrane Österreich verwandte Technologien und elektronische Medien und Donau Universität Krems effizient zu nutzen https://gemeinsam-gut-entscheiden.at Österreichische Sozialversicherung https://www.sozialversicherung.at/ GuteGesundheitsinformationen 1 Norman, C.D. and Skinner, H.A. (2006) eHealth Literacy: Essential Skills for Consumer Health in a Networked World. Journal of Medical Ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in Internet Research, 8, e9 der Medizin im Auftrag von Bundesärztekammer und 2 https://www.aok-bv.de/imperia/md/aokbv/gesundheitskompetenz/ studienbericht_digitale_gk_web.pdf 8 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
Kassenärztlicher Bundesvereinigung Privatpersonen können Aussagen treffen – Richtigkeit https://www.patienten-information.de und Qualität werden jedoch nicht überprüft. Auch hier Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund- kommt es immer wieder vor, dass Personen etwas ver- heitswesen kaufen wollen und versteckt für Produkte werben. Als https://www.gesundheitsinformation.de verlässliche Informationsquelle eignen sich Foren somit Deutschsprachiger Blog von Cochrane. Hier schreiben nicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Österreich, Deutschland und der Schweiz https://wissenwaswirkt.org WIE BEURTEILE ICH DIE QUALITÄT VON GESUNDHEITSINFORMATIONEN? Die Wahl der Suchmaschine Wenn ausreichend Informationen gefunden wurden, gilt Werden Fragen auf den oben genannten Plattformen es, diese auf ihre Qualität zu überprüfen. nicht ausreichend beantwortet, können auch klassische, als zuverlässig eingestufte Suchmaschinen verwendet Qualitätsmerkmale: werden: Qualitative Informationen sind aktuell und werbefrei. Die Sprache ist objektiv, neutral und erklärt Fachbe- https://www.google.at griffe. https://scholar.google.at – die wissenschaftliche Ziele und Zielgruppe der Informationen werden klar Suchmaschine von Google kommuniziert. https://www.bing.at Es ist ersichtlich, wer die Webseite finanziert und wer https://duckduckgo.com/ für die Inhalte verantwortlich ist. Tipp: Überprüfen Sie dazu das Impressum. Bei diesen Suchmaschinen ist jedoch Vorsicht geboten! Quellen werden angegeben. Bei den ersten Suchergebnissen stehen meist Werbean- Der Umgang mit Benutzerdaten wird beschrieben zeigen. Hier handelt es sich um Organisationen oder Un- (Datenschutzerklärung). ternehmen, die ein Interesse am Verkauf eines Produkts Methoden der Informationserstellung werden offen haben oder über Werbung Geld verdienen. Wichtig ist, gelegt. sich immer mehrere Suchtreffer anzusehen. Es werden Angaben über ergänzende Hilfe und weiter- führende Informationen gemacht. Gut zu wissen: Um die Suche effektiver zu gestal- Die österreichische Plattform Gesundheitskompetenz 5 ten, können sogenannte Operatoren wie „+“, „-“ bietet mit ihrer Checkliste 6 für „Gute Gesundheitsinfor- oder „or“ verwendet werden. Alle Infos dazu finden mationen“ Hilfestellung, um die Qualität und Vertrau- Sie in der „Google Suche-Hilfe“ 3. Die „erweiterte Su- enswürdigkeit besser einschätzen zu können. che“ 4 kann ebenso hilfreich sein, um das gewünschte Suchergebnis zu erhalten. Die verschiedenen Optio- nen der erweiterten Suche machen es viel wahr- scheinlicher, dass relevante Internetseiten gefunden ELEKTRONISCHE werden können. GESUNDHEITSDIENSTE Neben den klassischen Suchmaschinen gibt es auch medizinische Suchmaschinen. ELGA http://www.medisuch.de durchsucht beispielsweise die Die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) ist ein Infor- 300 wichtigsten Datenbanken im deutschsprachigen mationssystem, das den Zugang zu Gesundheitsdaten Raum und bietet zahlreiche Ergebnisse zu Gesundheit- erleichtern soll. Es ermöglicht Ihnen und Ihren behan- sinformationen. delnden Ärztinnen bzw. Ärzten einen zeit- und ortsun- abhängigen Zugriff auf Ihre Gesundheitsdaten. Ziel ist Bei Foren ist zu beachten, dass es sich hier um einen ein besserer Informationsfluss, vor allem dann, wenn Raum für den subjektiven Austausch von Personen mehrere Gesundheitseinrichtungen zusammenarbeiten. handelt. Sowohl medizinisches Fachpersonal als auch 5 https://oepgk.at 3 https://support.google.com/websearch/answer/2466433?hl=de 6 https://oepgk.at/wp-content/uploads/2020/10/oepgk_ggi_allg_check- 4 https://www.google.com/advanced_search liste_bfrei.pdf Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 9
Welchen Nutzen bringt ELGA? Schulärztinnen und Schulärzte Betriebsärztinnen und Betriebsärzte Neben der Einsicht in all Ihre Befunde steht Ihnen auch Stellungsärztinnen und -ärzte des Bundesheeres eine Medikamentenübersicht (e-Medikation) zur Verfü- gung. Verordnete Medikamente sowie ausgegebene Me- Werden ELGA-Daten auf der e-card gespeichert? dikamente der Apotheken werden für 18 Monate in ELGA gespeichert. Diese e-Medikationsliste können Sie über Nein. Die e-card dient ausschließlich als „Schlüssel“, da- das ELGA-Portal 7 einsehen. Voraussetzung dafür ist eine mit die Ärztin bzw. der Arzt auf die Gesundheitsdaten der Anmeldung mit Handysignatur oder Bürgerkarte 8. zu behandelnden Patientinnen und Patienten zugreifen kann. Muss an ELGA teilgenommen werden? Grundsätzlich nimmt jede Person, die in Österreich kran- Gut zu wissen: Bei Verdacht auf Datenmissbrauch kenversichert ist, automatisch an ELGA teil. Wer nicht können sich die Bürgerinnen und Bürger an die davon Gebrauch machen möchte, kann sich über das ELGA-Ombudsstelle 11 wenden. Dort erhalten Sie Infor- ELGA-Portal oder schriftlich bei der ELGA-Widerspruchs- mationen, Beratung und Unterstützung in Angelegen- stelle 9 abmelden. heiten des Datenschutzes rund um ELGA. Gut zu wissen: Aufgrund der Covid-19-Impfflicht kam es vermehrt zu ELGA-Abmeldungen. Eine Ab- e-IMPFPASS meldung von ELGA bewirkt jedoch KEINE Abmeldung vom elektronischen Impfpass. Jede Person mit einer Der klassische Impfpass aus Papier wird schrittweise österreichischen Sozialversicherungsnummer hat vom e-Impfpass abgelöst und wird auf Basis der ELGA- auch einen elektronischen Impfpass. Eine Abmeldung Infrastruktur umgesetzt. Die Impfdaten werden in ei- von diesem ist NICHT möglich. nem zentralen Impfregister gespeichert, dies ermöglicht eine standardisierte Impfdokumentation. Zukünftig sol- len auch zurückliegende Impfungen in den e-Impfpass Wie wird der Datenschutz bei ELGA gewährleistet? aufgenommen werden und es soll an bevorstehende Impfungen erinnert werden. Ab wann der elektronische Für Gesundheitsdaten sieht die Datenschutz-Grundver- Impfpass für alle verfügbar ist, steht noch nicht fest. Im ordnung (DSGVO) vor, dass die Mitgliedsstaaten Rege- Herbst 2020 erfolgte ein Testlauf mit den Grippe-Imp- lungen zur Verarbeitung von Daten treffen dürfen, was in fungen – im Zuge der Covid-19-Pandemie werden nun Bezug auf ELGA durch das Gesundheitstelematikgesetz alle Corona-Schutzimpfungen im elektronischen Impf- 2012 (GTelG 2012 10) erfolgt. Nur wer ein „berechtigter“ pass eingetragen. ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter ist, darf auf ELGA- Gesundheitsdaten, also auf z. B. Entlassungsbriefe, Labor- und Röntgenbefunde oder Medikationsdaten, zu- e-REZEPT greifen. Überdies gilt die ärztliche Schweigepflicht selbst- verständlich auch für die ELGA-Gesundheitsdienste Das elektronische Rezept ist ein Service des e-card-Sys- anbieter. tems. Apotheken und Ordinationen stellen jetzt nach und nach auf das e-Rezept um und speichern damit die Wer hat KEINEN Zugriff auf ELGA-Daten? Rezepte im zentralen e-card-System. Das bedeutet, dass nun auch Kassenrezepte elektronisch ausgestellt wer- Chefärztinnen und -ärzte der staatlichen Sozial den und das ursprüngliche Papierformat ablösen. Bis versicherungen das e-Rezept jedoch in ganz Österreich umgesetzt ist, Ärztinnen und Ärzte, die für private Versicherungen wird das Rezept noch auf Papier ausgestellt, auf dem der Untersuchungen durchführen sogenannte e-Rezept-Code aufgedruckt ist. Behörden sowie Amtsärztinnen und Amtsärzte Um das Rezept in der Apotheke einzulösen, gibt es drei Möglichkeiten: 1. e-card übergeben. Durch Stecken der e-card erhält 7 https://www.gesundheit.gv.at die Apotheke Einsicht in alle offenen Rezepte. 8 https://www.buergerkarte.at 9 https://www.formularservice.gv.at/site/fsrv/user/formular.aspx?pid= 4e30a4e0d0874101bfd0cf3f0ea31de4&pn=B2752368e3e97471d9e- ec6a6cee00bbbe 10 https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnor- men&Gesetzesnummer=20008120 11 https://www.gesundheit.gv.at/elga/elga-teilnahme/elga-ombudsstelle 10 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
2. e-Rezept-Code auf dem Smartphone über das Portal TELEMEDIZIN der Sozialversicherung 12 oder über die kostenlose „MeineSV“ 13-App aufrufen. Weniger Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche, 3. Übergabe des gewohnten Papierrezepts mit dem Stärkung des autonomen Lebens im gewohnten sozi- entsprechenden Code. alen Umfeld – neben der Ortsunabhängigkeit gibt es noch viele weitere Vorteile, die die Telemedizin möglich Gut zu wissen: Nach der Anmeldung mittels macht. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie werden Handysignatur können Sie über das Portal der die Formen der telemedizinischen Behandlungen immer Sozialversicherung oder über die App alle persönli- attraktiver. chen Rezepte sowie Rezepte für Mitversicherte un- ter 14 Jahren einsehen. Ist eine persönliche Abho- Als Teilbereich von E-Health beschreibt die Telemedizin lung der Medikamente nicht möglich, kann der die Bereitstellung oder Unterstützung von Leistungen entsprechende Code über einen beliebigen Kanal des Gesundheitswesens mit Hilfe von Informations- und an eine Vertrauensperson übermittelt werden. Kommunikationssystemen, bei der Patientinnen und Patienten und Gesundheitsdienstanbieterinnen und Ge- sundheitsdienstanbieter nicht am selben Ort anwesend Alle versicherten Personen in Österreich nehmen auto- sind. Die Behandlung, Diagnose und Prävention kann matisch an e-Rezept teil. Eine Anmeldung oder ein Um- somit aus der Ferne erfolgen – sei es via Telefon, Video- stieg ist somit NICHT erforderlich. konferenz oder auch Chat. Voraussetzung dafür ist eine sichere Übertragung medizinischer Daten. GRÜNER PASS Österreichische Gesundheitsdienstleisterinnen und Ge- sundheitsdienstleister, die Telemedizin anbieten, müs- Der Grüne Pass ermöglicht einen einfachen, sicheren sen nicht nur medizinische, sondern auch ethische und und überprüfbaren Nachweis datenschutzrechtliche Vorgaben umsetzen. 1. einer Corona-Schutzimpfung 2. einer überstandenen Infektion mit SARS-Cov-2 2013 wurde dazu eine Telegesundheitsdienste-Kommis- 3. eines negativen Testergebnisses. sion gemäß § 8 Bundesministeriengesetz ins Leben ge- rufen. Die Kommission ist ein Beratungsorgan der Bun- Als einheitliche Lösung in allen EU-Mitgliedsstaaten gel- desministerin bzw. des Bundesministers für Gesundheit ten die EUDigital COVID Certificates. In Österreich wur- in Angelegenheiten der Einführung und Verwendung von den dazu folgende Zertifikate umgesetzt: Telegesundheitsdiensten. 1. Impfzertifikat 2. Genesungszertifikat Die Telemedizin umfasst mittlerweile eine große Vielfalt 3. Testzertifikat an Anwendungen: Je nachdem, ob Sie geimpft, genesen oder getestet sind, Telemonitoring: Medizinische Überwachung des erhalten Sie ein entsprechendes Zertifikat mit einem Gesundheitszustandes von Patientinnen und Patienten EU-konformen QR-Code. Dieser kann durch die jeweils aus der Ferne mit Hilfe von Messgeräten. befugten Stellen überprüft werden und gilt somit als Teletherapie: Behandlung durch eine Ärztin bzw. einen Eintrittskarte für Orte, die entsprechende Zertifikate ver- Arzt aus der Ferne, beispielsweise die Bedienung eines langen. OP-Roboters. Telekonferenz bzw. Telekonsil: Einbeziehen weiterer Wie komme ich zum Grünen Pass? Gesundheitsdienstanbieterinnen bzw. Gesundheits- Weitere Infos & Tipps zum Grünen Pass finden Sie in un- dienstanbieter während einer Behandlung. serem Infoblatt 14. Telekonsultation: Medizinische Beratung via Anruf, Video oder Chat, in der Diagnosen, Therapien und auch weitere Maßnahmen beschlossen werden. Aufgrund des hohen Potentials der Telemedizin gibt es einen fortlaufenden Zuwachs verschiedener Angebote. Auch hier ist wieder ein gewisses Maß an digitaler Ge- sundheitskompetenz gefragt, um zuverlässige und qua- 12 https://www.meinesv.at/cdscontent/?contentid=10007.771188&portal= litativ hochwertige Anbieterinnen und Anbieter identifi- esvportal 13 https://www.meinesv.at/cdscontent/?contentid=10007.856516&portal= zieren zu können. esvportal 14 https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/redakteure/Downloads/ Infoblatt_Gruener_Pass.pdf Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 11
Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die Telemed Austria 15. satz zu Apps und Wearables im medizinischen Bereich Als zentrale Interessensgemeinschaft für angewandte handelt es hier ausschließlich um Anwendungen, die ei- Telemedizin und E-Health baut sie ein österreichweites nen gesunden Lebensstil fördern und daher keinen vor- Telemedizin- und E-Health-Register zur strukturierten geschriebenen Qualitätsprüfungen unterliegen. Erfassung zertifizierter telemedizinischer E-Health-App likationen auf. In Zusammenarbeit mit der österreichi- Apps und Wearables als Medizinprodukt sind für Patien- schen Ärztekammer soll dadurch gewährleistet werden, tinnen und Patienten oder deren Angehörige gedacht, dass Patientinnen und Patienten klar zwischen zertifi- die eine Unterstützung zur Bewältigung von Krankheiten zierten und nicht-zertifizierten Unternehmen bzw. Hard- benötigen. Diese Gesundheitsanwendungen sind dar- und Softwareprodukten unterscheiden können. auf ausgerichtet, Betroffenen ein eigenständiges Krank- heitsmanagement zu ermöglichen. Ein medizinisches Wearable, das schon lange existiert GESUNDHEITSAPPS UND und vermutlich viele von uns kennen, ist das Lang- WEARABLES zeit-EKG. Speziell im Bereich der Rehabilitation gibt es beispielsweise auch intelligente Kniebandagen, die die Ausführung von Übungen überwachen und auf entspre- chenden Trainings-Apps protokollieren. Die Nutzung von Wearables und Apps, um Gesundheits- daten zu erfassen und auszuwerten, liegt hoch im Trend. Eine App oder ein Wearable aus dem medizinischen Das Angebot an gesundheitsbezogenen Apps und Wear- Bereich wird gemäß der Medizinprodukte-Richtlinie an- ables wächst stetig und reicht von Fitness- und Life hand der Risikoklassen I (niedriges Risiko) bis III (hohes style-Produkten im Bereich Gesundheitsförderung und Risiko) klassifiziert. Abhängig von der Klassifikation müs- Prävention bis hin zu medizinisch-orientierten Produk- sen die Hersteller ein sogenanntes Konformitätsbewer- ten im Bereich Diagnostik und Therapie. tungsverfahren durchführen. Erst wenn das Verfahren erfolgreich bestanden wurde, erhält das entsprechende Produkt die CE-Kennzeichnung 16. Diese spielt eine wich- DEFINITIONEN tige Rolle, wenn es um die Qualitätsbeurteilung aufsei- ten der Anwenderinnen und Anwender geht. Viele von uns haben elektronische Geräte jeden Tag im Einsatz, ohne zu wissen, dass es sich dabei um soge- nannte Wearables handelt. Die wohl bekanntesten Bei- spiele sind Smartwatches und Fitnesstracker. Der Begriff stammt aus dem Englischen „to wear“, also „tragen“, und steht für kleine vernetzte Computer, die am Körper ge- tragen werden. In Form von Armbändern, Armbanduhren oder auch Brillen messen sie unsere Körperfunktionen Klasse 2a Medizinprodukt Klasse 1 Medizinprodukt und können dadurch unseren Alltag unterstützen. Abb. 1: Beispiel für die CE-Kennzeichnung von Medizinprodukten, Quelle: www.weithas.de Gesundheits-Apps dienen zur Stärkung der Gesundheit, zur Vermeidung von Krankheiten und deren Folgen so- wie zur medizinischen Therapie und Diagnostik. Bei der Nutzung von Gesundheits-Apps wirkt sich die Qualität Eine Voraussetzung für das Bestehen ist unter ande- direkt auf die Wirksamkeit des Produkts und die Sicher- rem ein Nachweis eines Qualitätsmanagementsystems heit von Anwenderinnen und Anwendern aus. Daher ist des Produkts. Dieser Nachweis erfolgt anhand einer es besonders wichtig, sich mit den verschiedenen Arten EN-ISO-13485-Zertifizierung 17. ISO 13485 ist eine wichti- von Gesundheits-Apps auseinanderzusetzen. ge Norm zur Umsetzung der Systemanforderungen ent- sprechend den Verordnungen in Europa. DIE VERSCHIEDENEN ARTEN VON Als Medizinprodukt eingestufte Wearables müssen zu- GESUNDHEITS-APPS UND WEARABLES sätzlich die Biokompatibilität und Hautverträglichkeit nachweisen. Der größte Anteil an Gesundheits-Apps und Wearables ist im Bereich Fitness und Lifestyle zu finden. Im Gegen- 16 https://europa.eu/youreurope/business/product-requirements/labels- markings/ce-marking/index_de.htm 17 https://www.qualityaustria.com/produktgruppen/medizinprodukte/ 15 https://www.telemedaustria.at medizinprodukte-zertifizierung-nach-iso-13485 12 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
Gut zu wissen: Als biokompatibel werden in der Apps und Wearables auf Rezept? Medizin Materialien bezeichnet, die im direkten Kontakt mit menschlichem Gewebe keinen negativen Während in Deutschland durch das Inkrafttreten des Di- Einfluss auf den Stoffwechsel ausüben. gitalen Versorgungsgesetzes 2020 sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) von den Krankenkas- sen übernommen werden, fehlen den österreichischen Neben der ISO-13485-Zertifizierung bietet TÜV Austria Gesundheitskassen einheitliche Kriterien, um über Nut- das Qualitätssiegel „Trusted App“ an. Dieses Siegel ist zen und Kostenerstattung der Produkte zu entscheiden. ein Nachweis für die Einhaltung von Sicherheits- und Datenschutzkriterien. Das Austrian Institute für Health Technology Assessment (AIHTA) hat aus diesem Grund eine Orientierungshilfe zur evidenzbasierten Beurteilung von Gesundheitsan- wendungen veröffentlicht und weist auf einen akuten Aufholbedarf des österreichischen Gesundheitssystems hin. Gut zu wissen: Eine Ausnahme sind digitale Hel- fer im Bereich des Diabetes-Managements. Laut der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖKG) wer- den auch medizinische Apps und Wearables, die im Abb. 2: Qualitätssiegel „Trusted App“, Quelle: TÜV Austria Rahmen eines Behandlungsgeschehens und somit als Teil einer Krankenbehandlung von Diabetes ver- wendet werden, abgegolten. Darüber hinaus gibt es einige kritische Fragen, die bei der Suche nach einer geeigneten App gestellt werden sollten: Ist der Anwendungsbereich der App beschrieben? EMPFOHLENE APPS UND WEARABLES Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wann wurde das letzte Update durchgeführt? Die folgenden Apps und Wearables im medizinischen Ist ein Impressum vorhanden? Bereich wurden entsprechend der oben angeführten Wie sieht das Finanzierungsmodell der App aus? Qualitätsmerkmale überprüft und ausgewählt. Im Be- Achtung: Bei kostenlosen Angeboten „bezahlen“ sie oft reich Fitness und Lifestyle werden Produkte der aktuel- mit ihren persönlichen Daten. len Trendrecherche angeführt. Qualitative Gesundheits-Apps sowie weitere Informa Apps und Wearables im medizinischen Bereich tionen zur Qualitätsbewertung finden Sie hier: Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps 18 mySugr vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., der Platt- form Patientensicherheit Österreich und der Schweizer Das Digital Health Unternehmen mySugr 22 mit Sitz in Stiftung für Patientensicherheit Wien wurde 2012 gegründet und brachte somit die ers- Weisse Liste an Gesundheits-Apps 19 der Bertelsmann te Version der mySugr-App auf den Markt. Seit 2017 ist Stiftung in Zusammenarbeit mit der Patientenbeauf- das Unternehmen ein Teil von Roche Diabetes Care tragten der deutschen Bundesregierung und arbeitet kontinuierlich an einem digitalen Diabe- Liste der als Medizinprodukte zertifizierten Apps 20 tes-Ökosystem für Menschen mit Diabetes. Gemäß den EU-Vorschriften sind das mySugr-Tagebuch und der Tipp: Wenn sie diese Webseite in deutscher mySugr-Bolus-Rechner Medizinprodukte, deren Quali- Sprache lesen möchten, nutzen Sie den Browser tätsmanagement-System nach EN ISO 13485:2016 zerti- „Google Chrome“ 21. Hier können Sie die Sprachein- fiziert ist. stellungen ändern bzw. ganze Seiten übersetzen lassen. Die wichtigsten Funktionen der mySugr-App im Überblick: Einfache Verbindung mit Blutzuckermessgeräten via Bluetooth 18 https://www.plattformpatientensicherheit.at/download/themen/2018/ Übersichtliche Reports in PDF, Excel oder CSV für den 2018_APS-Checkliste-GesundheitsApps_web.pdf 19 https://www.weisse-liste.de nächsten Arztbesuch 20 https://www.healthskouts.com/certified-apps 21 https://support.google.com/chrome/answer/173424?hl=de&co=GENIE. Platform%3DDesktop 22 https://www.mysugr.com/de Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 13
Ein geschätzter HbA1c-Wert hilft, die Entwicklung des Weitere zertifizierte Apps: Blutzuckers vorauszusagen SkinVision 23 – eine App zur frühzeitigen Erkennung von Clevere Suche – Muster erkennen durch Eintragen Hautkrebs aller Mahlzeiten und Aktivitäten Omnitest Diabetes Tagebuch von Braun 24 – von Motivierende Challenges für bessere Blutzuckerwerte „DiaDigital“ zertifiziert* Sicheres Daten-Backup nach der Datenschutz-Grund- MyTherapy 25 – erinnert an die Einnahme von Medika- verordnung (DSGVO) menten, dokumentiert Werte und wertet diese aus Übersichtliche Blutzucker-Graphen Bolus-Rechner – Automatische Berechnung, wie viel *DiaDigital ist eine Initiative, die Patientinnen und Pa- Insulin oder Kohlenhydrate benötigt werden tienten, Angehörigen und Gesundheitsfachkräften eine Orientierung in der Qualitätsbewertung von Diabetes- Apps geben möchte. Zertifizierte Apps, die bereits das Siegel erhalten haben, sind auf der Webseite 26 aufge listet. Philips Health Watch Abb. 3: mysugr-App, Screenshots Abb. 4: Health Watch von Philips NutzerInnen eines Android-Smartphones können zu- sätzlich über die App die Insulinpumpe der Marke Die Health Watch von Philips 27 ist ein medizinisch zer- Accu-Check steuern. Die berechnete Insulindosis des tifizierter Gesundheitsmonitor, der Vitalwerte wie Herz- Bolus-Rechners kann dadurch direkt über das Smart- frequenz, Bewegung oder das Sitz- und Schlafverhalten phone an die Insulinpumpe übertragen werden. aufzeichnet. Diese Daten werden unter Einhaltung der Datenschutzrichtlinien in einer Cloud gespeichert und können bei Bedarf mit Ärztinnen bzw. Ärzten oder Thera- Gut zu wissen: Aktuell unterstützt mySugr nur die peutinnen bzw. Therapeuten geteilt werden. Blutzuckermessgeräte „Accu-Check“ von Roche Diabetes Care. Im Gegenzug haben die Nutzerinnen Für einen besseren Überblick über die Daten kann zu- und Nutzer des Blutzuckermessgeräts kostenlosen sätzlich die kostenlose Philips HealthSuite-App 28 auf Zugriff auf die Pro-Version. Wird ein anderes Blutzu- dem Smartphone oder Tablet installiert werden. ckermessgerät genutzt, müssen die Daten manuell eingetragen werden. 23 https://www.skinvision.com/de 24 https://play.google.com/store/apps/details?id=com.bbraun.android. omnitest&hl=de_AT&gl=US 25 https://www.mytherapyapp.com/de 26 https://www.diabetesde.org/diadigital 27 https://www.philips.de/c-p/DL8790_00/gesundheitsuhr 28 https://www.philips.de/c-m-hs/health-programme/healthsuite-health- app 14 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
FreeStyle Libre Apps im Bereich Ernährung: YAZIO 32 Kalorienzähler Barcodescanner Intervallfasten mit dem Fasten-Tracker Rezepte Ernährungspläne Lebensmitteldatenbank mit allen Nährwerten Wasserzähler mit Erinnerung MyFitnessPal 33 Intuitiver Kalorienzähler und Ernährungstagebuch Detaillierte Informationen zu Nährwerten 250+ gesunde Rezepte und personalisierte Ernährungspläne Workouts und Tipps rund um Fitness Motivation und Unterstützung durch die Community Abb. 5: Quelle: FreeStyle Libre Lifesum 34 Diätpläne von Low Carb über Intervallfasten bis hin zu Keto und Sugar Detox Der FreeStyle Libre 29 ist ein kleiner Sensor, der am Körper Einfacher Kalorienzähler mit Barcodescanner getragen wird und permanent die Zuckerwerte misst und 1000+ Rezepte speichert. Mit Hilfe eines Lesegeräts oder der zugehöri- Nährwerte-Tracker mit Tipps für eine gesunde gen App 30 kann der Sensor jederzeit gescannt werden Ernährung und zeigt den aktuellen Zuckerwert an. Für Personen, die sehbeeinträchtigt sind, gibt es auch eine Sprachausga- Apps im Bereich Sport: be, die die Zuckerwerte und den Trend vorliest. Darüber hinaus wird man von der App alarmiert, sollte der Gluko- Adidas Running 35 sewert abweichen und ein Eingreifen erfordern. Strecken aufzeichnen mit GPS Dauer, verbrannte Kalorien, Herzfrequenz für über Zusätzlich zum Sensor und der App gibt es das kosten- 120 Sportarten tracken lose, webbasierte Diabetes-Management-System Libre- Marathon-Trainingspläne View 31. Verständliche Berichte und wertvolle Analysen Motivierende Challenges unterstützen bei täglichen Therapieentscheidungen und können direkt mit der behandelnden Praxis geteilt Adidas Training 36 werden. Zahlreiche Workouts für zuhause – sowohl für Anfän- gerinnen und Anfängern als auch für Fortgeschrittene Wearables und Apps im Bereich Fitness und Lifestyle Freeletics 37 Muskelaufbau, Abnehmen oder die Umstellung auf eine Zahlreiche Workouts gesündere Ernährung – wer etwas für seinen Körper tun Community möchte, kann dies mit zahlreichen Fitness- oder soge- Audiobeiträge für Motivation und Coaching nannten Lifestyle-Apps umsetzen. Für jedes Ziel und Statistiken jedes Level gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote in den App-Stores, die gerne und oft in Kombination mit Wearables genutzt werden. 32 https://www.yazio.com/de 33 https://www.myfitnesspal.com/de 34 https://lifesum.com/de 29 https://freestyle.de/fachkreise/freestyle-libre/sensor 35 https://www.runtastic.com/de 30 https://freestyle.de/produkte/freestyle-libre/apps-fuer-freestyle-libre 36 https://www.runtastic.com/de 31 https://www.freestylelibre.de/produkte/libreview.html 37 https://www.freeletics.com/de Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 15
Apps im Bereich Achtsamkeit & Entspannung: Möchte man von zusätzlichen und vielleicht sogar kos- tenpflichten Apps Abstand halten, empfiehlt es sich, Calm 38 auf die integrierten Health-Apps der Smartphones zu- In der App werden angeleitete Meditationssitzungen rückzugreifen. Diese sind bereits automatisch auf den mit einer Länge von 3, 5, 10, 15, 20 oder 25 Minuten Smartphones installiert, bieten mittlerweile umfang- angeboten. Themen sind beispielsweise: reiche Funktionen und können ebenfalls mit Fitness Erholsamer Schlaf trackern synchronisiert werden. Körperwahrnehmung Achtsamkeit Auf dem Betriebssystem iOS (Apple) gibt es beispiels- Gehmeditation weise die Health-App 41. Diese ist als visuelles Dashboard Selbstwertgefühl zu sehen, das Gesundheits- und Fitnessdaten von kom- patiblen Apps und Geräten zusammenführt. Headspace: Meditation & Schlaf 39 Meditationen Die wichtigsten Schritte für die Bedienung der Playlists zur Steigerung der Produktivität Health-App: Sleepcasts, Klangwelten und Schlafmusik Einrichten des Gesundheitsprofils Wie bereits erwähnt, sind Fitnesstracker und Smart- Zu Beginn ist es sinnvoll und nützlich, allgemeine Daten watches die meistgenutzten Wearables im Fitness- und über seine Person einzutragen. Neben den Gesundheit- Lifestylebereich. Mittlerweile gibt es zu jedem dieser Ge- sinformationen kann beispielweise auch ein persön- räte eine passende App, die über Bluetooth miteinander licher Notfallpass angelegt bzw. konfiguriert werden. gekoppelt werden können. Mit Hilfe des Notfallpasses können Rettungsdienste im Notfall auf wichtige medizinische Daten zugreifen, ohne Fitbit Charge 5 einen Code zu benötigen. Zu diesen Informationen ge- hören unter anderem Allergien, Krankheiten sowie Personen, die in einem Notfall benachrichtig werden sollen. Wenn mehrere Fitness- und Lifestyleapps für Gesund- heitsdaten verwendet werden, kann die Health-App al- les an einem Ort speichern. Welche Apps gerade mit der Heath-App verknüpft sind, sieht man unter „Apps“ im persönlichen Profil. Abb. 6: Fitbit Fitnesstracker Der Fitbit Fitnesstracker 40 ist momentan sehr beliebt auf dem Markt. Wer keine Smartwatch will, ist mit diesem Modell gut bedient. Was macht den Fitnesstracker empfehlenswert? Automatische Trainingserkennung Eingebautes GPS Genaue Herzfrequenzmessung Kontraststarker, heller Bildschirm Elektrokardiogramm (EKG) Neben den grundlegenden Funktionen bietet der Fitbit also einige Extras. Die zugehörige Fitbit-App gibt es so- wohl kostenlos als auch als kostenpflichtige Pro-Version. Abb. 7: Screenshot, Health-App-Einstellungen 38 https://www.calm.com/de 39 https://play.google.com/store/apps/details?id=com.getsomeheadspace. android&hl=deAT& gl=US 40 https://www.fitbit.com/global/de/products/trackers/charge5 41 https://www.apple.com/de/ios/health 16 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
Gesundheitskategorien Tipp: Die Health-App kann Ihre Gehstabilität Die Health-App gliedert sich unter dem Bereich „Entde- messen und benachrichtigt Sie, wenn ein erhöh- cken“ in mehrere Kategorien. In jeder dieser Kategorien tes Sturzrisiko für Sie besteht. Richten Sie dazu können verschiedene Apps eingebunden werden, um Gehstabilitätsmitteilungen ein unter Profil → Ge- die Daten zu sammeln und auszuwerten. Auch Weara- sundheits-Checkliste → Gehstabilitätsmitteilungen bles können mit einigen dieser Kategorien verknüpft konfigurieren. werden. 1. Achtsamkeit 2. Aktivität 3. Atemwege Gut zu wissen: Gesundheits-Apps wie die 4. Ernährung Health-App von iOS gibt es natürlich auch für 5. Herz Smartphones mit Android-Betriebssystem. Diese sind 6. Hören immer vorinstalliert und entweder am Home-Bild- 7. Körpermesswerte schirm zu finden oder unter den aufgelisteten Apps in 8. Mobilität den Einstellungen. 9. Schlaf 10. Symptome 11. Vitalzeichen 12. Zyklusprotokoll 13. Klinische Dokumente DIGITALE HELFERLEIN 14. Andere Daten Übersichtsseite NÜTZLICHE ALLTAGS-APPS FÜR Die Übersichtsseite sollte immer den persönlichen Zie- SENIORINNEN UND SENIOREN len und Bedürfnissen angepasst werden. Unter Über- sicht → Bearbeiten → Alle können nun die genannten Neben Gesundheits-Apps gibt es zahlreiche hilfreiche Kategorien ausgewählt werden, je nachdem, welche Apps für den Alltag: Datensätze auf der Übersichtsseite erscheinen sollen. Toiletten-App: Toiletten und WC-Finder (Android), Darüber hinaus zeigen die „Highlights“ alle ausgewähl- Toilet Finder (iOS) ten Gesundheitsdaten im Laufe der Zeit. Dadurch kön- Apothekenfinder: Apo-App Apotheken und nen Entwicklungen leichter erkannt werden und gege- Medikamente (Android, iOS) benenfalls kann das Training anpasst werden. Medikamenten-Erinnerungs-App: Medisafe (Android, iOS) Tägliche Fitnessübung: Senioren Fitness (Android, iOS) Gehirntraining: NeuroNation (Android, iOS) Gut zu wissen: Mit Sprachassistenz-Systemen wie z. B. Alexa können sich ältere oder seh- und mobilitätseingeschränkte Menschen nicht nur über Dinge informieren, ein Hörbuch oder das Radio hö- ren, das Licht steuern und sich an die Medikamen- ten-Einnahme erinnern lassen, sondern auch mit An- gehörigen Kontakt aufnehmen. Im Falle eines Sturzes kann ohne Tragen eines Not- rufsenders am Körper Hilfe geholt werden. Angehö- rige brauchen dazu nicht unbedingt ein Gerät, es ge- nügt die App am Smartphone. Es ist jedoch hilfreich, sich selbst dasselbe Gerät zuzulegen, um damit auch ältere Angehörige beim Erlernen der Bedienung zu unterstützen. Bei Geräten mit Bildschirm ist Video- telefonieren ohne Smartphone per Sprachsteuerung Abb. 8: Screenshots, Health-App-Ansichten möglich. Infoblatt: Alexa & Co. Sprachassistenzsysteme 42 42 https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/redakteure/Downloads/ 16_Alexa_Sprachassistenz_Systeme.pdf Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 17
APPS FÜR ANGEHÖRIGE Gut zu wissen: Viele ältere Menschen empfinden das sichtbare Tragen von Notrufsendern als dis- Durch die hohe und weiterhin steigende Lebenserwar- kriminierend bzw. legen diese, wenn sie zu Hause tung der Menschen steigen auch die Herausforderungen sind, gerne ab. Die Rufhilfe-Uhr 44 (Rotes Kreuz) kann im Bereich der Pflege und Betreuung. Der Wunsch von hier wertvolle Dienste leisten, denn eine Uhr am pflegebedürftigen Menschen, so lange wie möglich zu Handgelenk zu tragen, sind viele Seniorinnen und Hause zu bleiben und das gewohnte Umfeld zu genie- Senioren gewöhnt. Gleichzeitig ist es nicht auf den ßen, ist groß. Ein Großteil der Pflege erfolgt im Kreise der ersten Blick ersichtlich, dass es sich um eine Not- Familie. Für die Angehörigen entstehen dadurch große ruf-Uhr handelt. Belastungen – sowohl körperlich als auch mental. Umso erfreulicher, dass der digitale Vormarsch im Ge- Smartwatches für Seniorinnen und Senioren sundheitsbereich auch für pflegende Angehörige einige Annehmlichkeiten mit sich bringt. GPS-Tracker, SOS- Eine Smartwatch für Seniorinnen und Senioren ist spe- Knopf & Co.: Digitale Anwendungen können sowohl den ziell auf die Bedürfnisse von älteren Menschen zuge- Alltag für pflegende Angehörige als auch für pflegebe- schnitten. Sie verfügt meist über spezielle Funktionen dürftige Menschen erleichtern. wie einen GPS-Tracker und SOS-Knopf und ist in der Be- dienung auch für weniger technikaffine Anfängerinnen Notrufsysteme und Anfänger geeignet. So können ältere Menschen so- wohl die Vorteile einer Smartwatch nutzen als auch die Diverse Hilfsorganisationen bieten mittlerweile sämtli- Funktionen eines klassischen Notrufsystems. che Notrufsysteme für Menschen mit Beeinträchtigun- gen an. Die betroffene Person erhält dazu einen Funk- Ein Beispiel für eine Smartwatch für Seniorinnen und sender, der an einem Armband oder einer Halskette Senioren ist die ANIO Care+ 45. befestigt wird und so immer mitgeführt werden kann. Durch den Knopfdruck im Notfall wird nicht nur die Not- Mit dem SOS-Alarm der Uhr können bis zu 3 SOS-Kon- rufzentrale des Anbieters alarmiert, sondern es werden takte gespeichert werden. Beim Drücken des SOS-Knopfs auch Name, Adresse und Vorerkrankungen der Person werden die gespeicherten Kontakte nacheinander an- angezeigt. Die zuständige Stelle nimmt mit den Betrof- gerufen, bis jemand abhebt. Zusätzlich wird die letzte fenen Sprechkontakt auf und schickt, wenn notwendig, Position per SMS verschickt. Über eine Kurzwahltaste er- sofort Helferinnen und Helfer zur angegebenen Adresse. reicht man schnell den europäischen Notruf 112. Darüber hinaus werden die Angehörigen verständigt. Mit dem integrierten Mikrofon kann auch telefoniert Manche Notrufsysteme verfügen zusätzlich über eine werden. Dazu muss eine SIM-Karte in die Uhr eingesetzt Aktivitätskontrolle. Wurde für längere Zeit keine Aktivität werden – ein Mobilfunkvertrag oder ein Abo ist dazu gemessen, schickt das System automatisch einen Notruf nicht notwendig. ab. Eine weitere, für Angehörige wichtige Funktion ist die Möglichkeit der genauen Ortung per GPS. Diese erhalten Tipp: Bei der Auswahl von Notrufsystemen unbe- eine Push-Benachrichtigung, sollte die Person einen be- dingt überprüfen, ob Fehleinsätze verrechnet stimmten Bereich verlassen. So werden Angehörige oder werden. betreuende Personen über das Betreten gefährlicher Zonen informiert. Über oesterreich.gv.at können Sie sich über sämtliche Stellen informieren, die Notrufsysteme 43 anbieten. Er- kundigen Sie sich immer bei mehreren Stellen, um ver- fügbare Möglichkeiten und anfallende Kosten verglei- chen zu können! 44 https://www.roteskreuz.at/fileadmin/user_upload/LV/NO/Fotos/ Pflege_und_Betreuung/Rufhilfe/Folder_Rufhilfe/2021-11-03_Folder_ 43 https://www.oesterreich.gv.at/themen/senior_innen/sicherheit_fuer_ Rufhilfe_NEU_100x210_Dame.pdf senioren/1/Seite.2030220.html 45 https://anio.eu/de-at/pages/anio-careplus-senioren-smartwatch 18 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
LICA DEA-App Die von NOUS entwickelte DEA-App 48 richtet sich an Per- sonen, die an Demenz erkrankte Menschen betreuen. Al- lein in Österreich leiden derzeit rund 130.000 Menschen an einer Form von Demenz und werden oftmals durch Angehörige betreut. Die Erkrankung bedeutet nicht nur große Veränderungen für die betroffene Person – auch die Angehörigen sind stark betroffen und erleben oft enorme Belastungen. Die DEA-App wurde von einem interdisziplinären For- schungsteam der FH Campus Wien entwickelt und bietet Angehörigen zahlreiche Möglichkeiten der Unterstüt- Abb. 9: ANIO Care+ zung: Kontaktdaten aller relevanter Anlaufstellen, wie LICA 46 ist eine webbasierte App, die pflegende Angehö- Selbsthilfegruppen für Angehörige, Beratungsstellen, rige und gewerbliche Pflegerinnen und Pfleger in der Pflegenotdienste etc. Betreuung unterstützen soll. Die Plattform bietet zahl- Tipps und Ratschläge für schwierige Situationen sowie reiche Möglichkeiten, die den Alltag aller Beteiligten er- Empfehlungen zur Überlastungs- und Burnout- leichtern: Prophylaxe Tipps für gemeinsame, sinnstiftende Aktivitäten im Dokumentation von Pflege- und Betreuungsleistungen Alltag Darstellung der Alltagsaktivitäten ermöglicht lücken Zahlreiche fundierte Informationen über demenzielle lose Dokumentation wichtiger Informationen (Blut- Erkrankungen druck, Körpergewicht etc.) Checkliste für tägliche Aufgaben Ein weiterer Pluspunkt sind die anonymen Profile. Ob- Tipps für die Gestaltung des Betreuungsalltags wohl die App aufgrund von Eingaben der Nutzerinnen Hilfreiche Tipps in Notfällen und Nutzer personalisierte Vorschläge liefert, verzichten die Herstellerfirmen auf die Speicherung von personen- Familonet bezogene Daten. Die App hat keinen Login und speichert keine Daten, die eine Zuordnung zu einer bestimmten Familonet 47 ist eine Handyortungs-App, die sich auf die Person möglich macht. Sicherheit von Familienmitgliedern und auch Freunden spezialisiert hat. Für betreuende Angehörige ist die App LibreLinkUp eine Möglichkeit, um über den Standort der zu pflegen- den Person Bescheid zu wissen. Gerade bei Personen mit Das Diabetes-Management-System von FreeStyle Libre Demenz kann eine solche Ortung von großer Bedeutung wurde bereits im vorherigen Kapitel vorgestellt. Mit der sein. zugehörigen LibreLinkUp-App 49 können zusätzlich aus- Angehörige können automatisch informiert werden, gewählte Personen die Zuckerwerte und Glukose-Alarme wenn die betroffene Person vordefinierte Orte verlässt. der betroffenen Person jederzeit mitverfolgen. So kön- Die zu pflegende Person kann jederzeit einen Hilferuf nen Angehörige auch aus der Ferne die betroffenen Per- inklusive Standort an die Angehörigen senden. sonen in ihrem Diabetes-Management unterstützen. Chatfunktion zwischen den Gruppenmitgliedern Um diese Funktionen nutzen zu können, muss jede be- teiligte Person die App auf ihrem Smartphone installie- ren und der Ortung zustimmen. Ist die App installiert, muss nur noch eine Gruppe angelegt werden und die entsprechenden Mitglieder müssen hinzugefügt werden. Haben die Personen die Einladung akzeptiert, geht’s auch schon los. 48 https://play.google.com/store/apps/details?id=net.nousdigital. 46 https://www.lica.at deaandroid.release&hl=de_AT&gl=US 47 https://www.findmymobi.com/de 49 https://www.freestylelibre.de/produkte/librelinkup.html Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz | 19
Gut zu wissen: Oft ist es auf den ersten Blick Hilfreiche Links für pflegende Angehörige: nicht ersichtlich, aber viele Apps im Gesund- heitsbereich besitzen Funktionen, die für pflegende YoungCarers Austria – App für pflegende Angehörige Angehörige sehr hilfreich sein können. Mit den neuen https://www.sozialministerium.at/Themen/Pflege/ Features der Health-App von iOS ist beispielsweise Betreuende-und-Pflegende-Angehoerige/Young- das Teilen sämtlicher Gesundheitsdaten und klini- Carers.html scher Dokumente möglich. So erhalten Angehörige Pflegestufenrechner einen guten Überblick über den aktuellen Gesund- https://pflegestufen.at heitszustand einer Person. Gemeinnütziger Verein PROMENZ – Plattform von und für Menschen mit Demenz, Alzheimer und Vergesslichkeit Personen-Tracking https://www.promenz.at Plattform „Demenzfreundliches Wien“ Der Einsatz von Tracking-Methoden bei älteren oder https://www.senior-in-wien.at/p/demenzfreundliches- kranken Menschen sollte sorgfältig und individuell ent- wien schieden werden. Demenzservice Niederösterreich https://www.demenzservicenoe.at Beim Einsatz von digitaler Technologie ist daher zu Demenzberatung und Demenzbetreuung hinterfragen, inwieweit dadurch die Selbstbestimmung https://www.felix-demenzbegleitung.at einer Person geschützt oder gefördert wird. Ermöglicht Kriseninterventionszentrum Wien die Technologie z. B., dass jemand länger eigenständig https://krisen-im-alter.at zu Hause leben kann? Kann die Person selbst über den Forum Gesundheitsrecht Einsatz der Technologie (mit-)entscheiden? Lässt sich https://www.gesundheitsrecht.at die Technologie ausschalten oder lassen sich bestimm- Forum für den Austausch von Betroffenen und An- te Funktionen deaktivieren? Digitale Technologien be- gehörigen, allgemeine Informationen zum Thema nötigen häufig Daten der Nutzerinnen und Nutzer, um Pflege, Suchmaschine für die individuelle Suche nach zu funktionieren. Ermöglicht die Technologie, dass ich Pflege-Einrichtungen und -Diensten in Österreich selbst bestimme, wo diese Daten gespeichert werden https://pflegesuche.at/de-de und wer ggf. sonst noch Zugriff darauf hat? 50 Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger https://www.ig-pflege.at/index.php 50 LMZ, Digitalisierung im Gesundheitswesen aus ethischer Sicht: https://www.lmz-bw.de 20 | Teil I: Digitale Gesundheitskompetenz
TEIL II: HANDBUCH ZUR UNTERRICHTSGESTALTUNG Teil II: Handbuch zur Unterrichtsgestaltung | 21
EINFÜHRUNG DIGITALE GESUNDHEITS KOMPETENZEN AUFBAUEN Ältere Menschen sind eine heterogene Zielgruppe. „Die Seniorinnen und Senioren“ gibt es nicht. Unter ihnen finden wir technikaffine Menschen, aber auch Personen, Damit sich Seniorinnen und Senioren und ihre Ange- die den neuen Technologien abwartend bis ablehnend hörigen gesundheitskompetent in der digitalen Welt gegenüberstehen. bewegen können, braucht es neben der sicheren Nut- zung elektronischer Geräte und Anwendungen auch das Die Aufgabe von EDV-Trainerinnen und EDV-Trainern ist, Wissen, was unter digitale Gesundheit zu verstehen ist, ältere Menschen über neue Technologien zu informie- welchen Nutzen und Vorteile digitale Gesundheitsan- ren, zu motivieren und sie auf ihrem Weg in die digitale wendungen bringen und die Fähigkeit Gesundheitsinfor- Welt zu begleiten. mationen bzw. -Apps im Netz zu finden und zu bewerten. Neben dem entsprechenden Fachwissen benötigen Um entsprechende digitale Gesundheitskompetenzen Trainerinnen und Trainer auch didaktische Fähigkeiten in der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren aufzu- sowie Offenheit und Empathie gegenüber älteren Men- bauen, gilt es, den Alltag der Personen zu kennen und schen. Respekt, Geduld und ein eigenes positives Al- darauf basierend mit der Vermittlung der notwenigen tersbild sind wesentliche Voraussetzungen, um Inhalte Fertigkeiten zu beginnen bzw. fortzufahren. nachhaltig und erfolgreich vermitteln zu können. Digitale Alltagskompetenzen sind dafür Voraussetzung. Empfehlungen: Heterogenität der Zielgruppe nutzen Grundlegendes Bedienungswissen: Bedienung eines Geschlechterrollen reflektieren Computers oder mobilen Gerätes, Verwendung von Positives Bild des Alterns vermitteln Internetbrowser, App-Stores, Download- und Angst nehmen und Sicherheitsbedürfnis ernst nehmen Installationsvorgänge Selbstvertrauen stärken Informationssuche: Online-Suche, Auswahl geeigneter Eigenständigkeit fördern Suchmaschinen, Kenntnis von Suchmaschinen- Motivation nutzen Algorithmen, korrekte Suchabfragen Beziehungen ermöglichen Bewertungskompetenz: zuverlässige und vertrauens Praktische Anwendungsmöglichkeiten vermitteln würdige Ergebnisse herausfiltern, Erkennen von Spaß und Leichtigkeit vermitteln Fake-Inhalten, Quellenkritik Einfache Sprache verwenden Datenschutz & Privatsphäre: Umgang mit eigenen Mit Widerständen richtig umgehen Daten, Nutzung meiner Daten durch andere Personen, Dauer und Lerntempo beachten Anbieter etc. Lernbegleitung statt Frontalunterricht Angebot flexibel gestalten Nachlassende Sehkraft berücksichtigen Tipp: Im Leitfaden „Digitale Alltagskompetenzen Motorische Probleme berücksichtigen vermitteln“ 51 finden Sie Informationen, Tipps und Kurzzeitgedächtnis stützen Materialien für den Unterricht. Maßnahmen für Seniorinnen und Senioren in der digi- talen Welt: https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/ redakteure/Downloads/studie_massnahmen_fuer_ senorinnen_in_der_digitalen_welt.pdf Didaktische Strategien für Internet-Kurse für Seniorin- nen und Senioren: https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/ redakteure/Downloads/Didaktische_Strategien_ Internet_Senior_innen_Kurse.pdf 51 https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/redakteure/Downloads/ Leitfaden_Digitale_Alltagskompetenzen_vermitteln.pdf 22 | Teil II: Handbuch zur Unterrichtsgestaltung
Digitale Gesundheitskompetenz heißt gut informiert Entscheidungen zu treffen. Ältere Menschen lernen, was sie unmittelbar einsetzen können und was für ihren Alltag einen erlebbaren Nut- zen bringt. Unterstützen Sie Ihre Teilnehmenden oder Angehörige, in dem Sie grundlegende digitale Kompetenzen stärken, einen Überblick über E-Health-Angebote geben, Orientierungsmöglichkeiten hinsichtlich qualitäts voller, vertrauenswürdiger Apps bieten, Nutzen und Vorteile von digitalen Gesundheits anwendungen aufzeigen, Informationen für den kritischen Umgang mit Gesund- heits-Apps bereitstellen und eine Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps erstellen. AUFBAU EINER UNTERRICHTSEINHEIT EINSTIEG Laut Statistik Austria ist die zweithäufigste Aktivität im Internet der 65 bis 74-Jährigen das Suchen von gesund- heitsbezogenen Informationen. Internetaktivitäten 65 bis 74 Jahre Hören von Musik 12,6 Suchen von gesundheitsbezogenen Informationen 31,6 Nutzen von sozialen Netzwerken 20,6 Telefonieren über Internet oder Durchführen von Videoanrufen 28,9 Nutzen von Internet-Banking 29,3 Versenden von Instant Messages 44,1 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 Abb. 10: Quelle: IKT-EINSATZ IN HAUSHALTEN, Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in Haushalten 2020, herausgegeben von STATISTIK AUSTRIA, Wien 2021 – Erhebung über den IKT-Einsatz in Haushalten 2020. Teil II: Handbuch zur Unterrichtsgestaltung | 23
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