Digitale Leistungsangebote durch Subscription-Modelle monetarisieren
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
FIR-Flash 3/2021 Digitale Leistungsangebote durch Subscription-Modelle monetarisieren von Tobias Leiting & Lennard Holst, FIR e. V. an der RWTH Aachen V iele produzierende Unternehmen versuchen, das gebote ermöglichen es, neuartige und kundenindividu- hoch profitable Servicegeschäft über die Möglich- elle Nutzenversprechen anzubieten. Die Wertschöpfung keiten der Digitalisierung auszubauen. Speziell für des Anbieters verlagert sich in die Nutzungsphase des die produzierende Industrie, etwa den Maschinen- und Kunden und wird durch integrierte, auf den Kunden abge- Anlagenbau, bietet die Digitalisierung enormes Potenzial. stimmte Leistungsangebote realisiert. Diese werden dem Anbieter von Maschinen und Anlagen können damit eine Kunden per Subscription nicht mehr über eine Einmalzah- stärkere Kundenbindung erreichen und das bestehende lung verkauft, sondern per Abonnement kontinuierlich zur Leistungsangebot für ihre Kunden ausbauen. Verfügung gestellt. Als Gegenleistung zahlt der Kunde in periodischen Intervallen eine Gebühr, die über eine varia- Allerdings darf die Digitalisierung dabei nie Selbstzweck ble Komponente mit dem erzielten Nutzen beim Kunden sein. So führte ein mangelnder Erfolg im reinen Digital gekoppelt werden kann. Das Potenzial dieser während der geschäft in den letzten Jahren zur Auflösung zahlreicher Nutzungsphase angebotenen Leistungen ist enorm. So sind digitaler Geschäftsbereiche – aus den angestrebten „digita- die produktbegleitenden Services in produzierenden Indus- len Schnellbooten“ wurden „digitale U-Boote“. Für Anbie- trien schon heute für über 60 Prozent der Marge verant- ter stellt sich damit die zentrale Frage: „Wie kann Digitali- wortlich, obwohl noch 80 Prozent der Umsätze durch den sierung in ein erfolgreiches Geschäft überführt werden?“ Verkauf technischer Geräte und Anlagen erzielt werden. Mit Subscription-Modellen, auch bekannt als Equipment- Die Antwort lautet: „Subscription!“ as-a-Service-, Pay-per-Use- oder Pay-per-Outcome-Modelle, kann der Anteil an Leistungsangeboten in der Nutzungs- Im Fokus von Subscription-Geschäftsmodellen steht die phase deutlich gesteigert werden, sodass Ertrag und Kundenzentrierung. Datenbasierte, digitale Leistungsan- Umsatz mit Bestandskunden zunehmen. /1
Für Anbieter liegt der zentrale Vorteil von Subscription- und digitalen Leistungen muss zum Angebot eines außer- Modellen in einer intensiven, langfristigen Kundenbezie- gewöhnlichen Nutzenversprechens für den Kunden führen. hung. Sie entsteht durch das kundenzentrierte Geschäft Bei der Leistungserbringung während der Nutzenphase auf Basis der Digitalisierung. Durch die enge Bindung an sind insbesondere die zusätzlichen Kosten und Risiken des den Kunden kann der Anbieter dessen spezifische Anfor- Anbieters gegen den zusätzlichen Nutzen für den Kunden derungen datenbasiert besser verstehen und zielgerichtet abzuwägen, um anschließend eine Ertragsmechanik zu mit den passenden Leistungsangeboten adressieren. Infol- definieren, die eine Win-Win-Situation für den Kunden und gedessen steigt der Nutzen des Kunden und über eine den Anbieter schafft. Kopplung des Nutzens mit dem Preis auch der Umsatz und die Marge für den Anbieter über die Laufzeit der Subscrip- Das vom FIR entwickelte Vorgehensmodell „Aachener tion. Schlussendlich verbessert sich die wirtschaftliche Resi- Subscription-Business“ adressiert die dargestellten Heraus- lienz und Nachhaltigkeit der B eziehungen und damit auch forderungen und unterstützt bei der strukturierten Umset- die des Geschäftsmodells. Erste Anbieter von Maschinen zung der Geschäftsmodelltransformation in der industriel- und Anlagen zeigen bereits, dass sich dieses, in der Soft- len Praxis. wareindustrie bereits etablierte, Geschäftsmodell auch auf die produzierende Industrie übertragen lässt. So zahlen Das Vorgehensmodell teilt die Realisierung eines Kunden bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, der Modells in die vier Phasen Initiierung, Subscription- TRUMPF-Gruppe oder bei der DMG Mori AG über Subscrip- Gestaltung, Transformation und Skalierung. Subscription tion-Modelle nicht mehr für die Maschine, sondern für das Geschäftsmodelle erfordern nicht weniger als einen Para- gedruckte Blatt Papier, das gefertigte Blechprodukt oder digmenwechsel von einer produktzentrischen zu einer die Maschinenstunde. kundenzentrischen Ausrichtung. Warum sind bei all den Vorteilen Subscription-Modelle Deshalb bildet die Initiierungsphase mit einer Kunden- noch nicht flächendeckend in der produzierenden Industrie und Marktanalyse die Grundlage zur Identifikation indivi- angekommen? Um Subscription-Geschäftsmodelle erfolg- dueller Kundenbedürfnisse und Marktpotentiale. Darauf reich zu etablieren, müssen sich produzierende Unterneh- aufbauend werden in der Strategie- und Finanzierungs- men grundsätzlich neu aufstellen. Der Wandel von einem definition grundlegende Entscheidungsparameter des Produkt- zum Lösungsanbieter stellt sie vor zahlreiche Geschäftsmodells festgelegt. Das FIR unterstützt Unter- Herausforderungen. Die heterogenen Anforderungen ihrer nehmen hier beispielsweise mit der Durchführung und Kunden müssen mithilfe von Daten individuell erfasst und Auswertung von Kundenbefragungen und -analysen und adressiert werden. Die Integration von Produkten, Services der Definition des möglichen Business Cases. 8. Mitarbeiter 1. Kunden- & & Kultur Marktanalyse 7. Markt- Skalierungs- Initiierungs- phase phase 2. Strategie & einführung & Finanzierung Vertrieb Aachener Subscription Business 6. IT-Systeme 3. Leistungs- & digitale angebot & Technologien Transformations- Gestaltungs- Partnering phase phase 5. Organisation 4. Pricing & & Prozesse Billing /2
In einer Subscription werden dem Kunden keine technischen Subscription-Business Nutzenversprechen mit wiederkeh- Features und Produkte verkauft, sondern eine Lösung mit renden, ungewohnt kleinen Zahlungsströmen verkaufen. konkretem Nutzen für seine jeweils individuelle Anwendungs- Die abschließende Skalierungsphase definiert deshalb situation. In der Gestaltungsphase erfolgt dazu die Erstellung ein Vorgehen zur Markteinführung und zum Vertrieb dieser eines auf die Kundenbedürfnisse ausgerichteten Leistungsan- Leistungsangebote. Dazu werden Maßnahmen zur Gewähr- gebots sowie die Definition eines auf dieses nutzenorientierte leistung der erforderlichen Mitarbeiterfähigkeiten und Angebot zugeschnittenen Preis- und Abrechnungsmodells. Änderungen in der Unternehmenskultur festgelegt. Unter- Das FIR unterstützt Unternehmen hier u. a. im Produkt- und nehmen profitieren hier von den Erfahrungen des FIR bei Portfoliomanagement und bei der zielgerichteten Gestaltung der Definition von Vertriebs-Roll-Out Konzepten sowie von von nutzenorientierten Preismodellen. passgenauen Lerninhalten zur Schulung von Mitarbeitern. Durch Subscription-Modelle verlagern sich die Wertschöp- Industrieunternehmen müssen ihr produktzentriertes fungsaktivitäten in die Nutzungsphase beim Kunden und Geschäftsmodell um Dienstleistungen, datenbasierte Leistungen werden oftmals in den Produktionsprozess des Services und Software sinnvoll ergänzen, um zukünftig Kunden integriert. Dies erfordert eine Anpassung der Orga- erfolgreich im Markt zu agieren. In der Folge entsteht ein nisation. Die Transformationsphase thematisiert deshalb Bundle aus weiterentwickelten Produkten, Services und einen zielführenden Organisationsaufbau und die Defini- digitalen Lösungen, die für den Kunden passgenau als tion von Prozessen zum effizienten Angebot und Manage- Subscription angeboten werden. Alle Teile des integrierten ment der Subscription Leistungsangebote. Leistungsangebots sollten dabei optimal aufeinander abge- stimmt sein. Gleichzeitig muss sich das Gesamtportfolio agil Ebenso erfolgt die Auswahl passgenauer IT-Systeme sowie an die sich ändernden Anforderungen der Kunden anpas- digitaler Technologien zur operativen Umsetzung dieser sen lassen. Das FIR unterstützt mit der Erfahrung aus vielen Prozesse und Leistungsangebote. Auch hier bietet das FIR Projekten und mit einem in der Praxis vielfach bewährten Hilfestellung, etwa bei der Prozess- und Organisations- Vorgehensmodell. gestaltung und der Begleitung von Projekten zur IT-Sys- temauswahl. Ebenso ist der Vertrieb neu aufzustellen, Mehr zu den Subscription-Aktivitäten des FIR: denn gegenüber dem Einmal-Produktverkauf muss er im subscription.fir.de /3
Sie können auch lesen