Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration - 8.Telefonkonferenz -28.11.2013 Ulrike Wiecha 11/2013 - Sprach Kitas

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Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration - 8.Telefonkonferenz -28.11.2013 Ulrike Wiecha 11/2013 - Sprach Kitas
Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration

       8.Telefonkonferenz -28.11.2013

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             Ulrike Wiecha 11/2013
Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration - 8.Telefonkonferenz -28.11.2013 Ulrike Wiecha 11/2013 - Sprach Kitas
Unterstützung und Begleitung
      mehrsprachiger Kinder in Kitas
Herzlich Willkommen!

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Agenda
Mehrsprachigkeit
Zweitspracherwerb in der Kita
  Entwicklungsphasen
  Wie kann unterstützt werden?
  Modellierungstechniken
Typische Phänomene
Alltagsintegrierte sprachliche Bildung – davon
profitieren alle Kinder
Kleine Helfer für den mehrsprachigen Alltag
Wertschätzung aller Sprachen
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Mehrsprachigkeit – Was ist das?
während der Spracherwerbsphase mehrere
Sprachen zu lernen
in mehreren Sprachen zu denken und zu
fühlen
Gestik, Mimik und Prosodie mehrerer
Sprachen zu verwenden

               Ulrike Wiecha 11/2013     4
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Mehrsprachigkeit – Was ist das?
mit verschiedenen (Sprach-) Kulturen
Umgang zu haben
mit mehreren sprachlich-kulturellen
Identitäten zu leben
Mehrsprachigkeit bedeutet keine
Überforderung und kein Risiko für die
Entwicklung

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Varianten der Mehrsprachigkeit
Je nach…

   Zeitpunkt des Kontaktes mit der zweiten
   Sprache
   Form der Konfrontation mit der neuen Sprache
   Häufigkeit und Qualität des Kontaktes mit den
   jeweiligen Sprachen

           …gibt es unterschiedliche
               Erscheinungsformen von
                        Mehrsprachigkeit.
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Simultan-mehrsprachiger Erwerb
  Kind lernt von Geburt an oder während der
  ersten drei Lebensjahre zwei Sprachen.

Kaspar ist in Deutschland geboren. Seine Mutter ist
Belgierin und sein Vater Deutscher. Mit seiner Mutter
spricht er zu Hause Flämisch und mit seinem Vater
Deutsch.
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Sukzessiv-mehrsprachiger Erwerb
  Kind kommt in Kontakt mit zweiter Sprache, nachdem die erste
  Sprache in Grundzügen erworben wurde.
  Beginn der zweiten Sprache zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr.
  Häufig erwirbt Kind die Umgebungssprache.

Nesrin wächst in Deutschland in einer türkischen Familie auf. Zu
Hause sprechen sie Türkisch. Mit 2 Jahren kommt Nesrin in die Kita
und somit in intensiven Kontakt mit der deutschen Sprache. Sie lernt
in der außerhäuslichen Umgebung Deutsch.
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Zweitspracherwerb in der Kita

Für Kinder mit einer nicht deutschen
  Erstsprache beginnt mit dem Eintritt in die
  Kita ein neuer Entwicklungsprozess der
  Sprachbildung. Das Kind erwirbt sprachlich-
  kommunikative Fähigkeiten in einer neuen
  Sprache. Dieser Prozess verläuft in
  verschiedenen Phasen. (vgl. Tabors 2008).

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Zweitspracherwerb in der Kita:
        Entwicklungsphasen
                       Phase 1
Das Kind benutzt einige Zeit weiter seine Erstsprache in
                   der Kita-Situation.

Wie kann unterstützt werden?
  Kommunikation des Kindes beobachten
  Brücken bauen (Brückensätze, Bilder, Mimik)
  Zeit geben und nicht zu Äußerungen drängen
  unterstützende Gesten

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Zweitspracherwerb in der Kita:
          Entwicklungsphasen
                             Phase 2
Das Kind realisiert, dass es in der anderen Umgebungssprache der
  Kita mit seiner Erstsprache nicht erfolgreich ist und benutzt für
  einige Zeit keine verbale Sprache in der Kita. Während dieser
  Phase entwickelt das Kind seine Sprachverständnisfähigkeiten der
  neuen Sprache weiter. Möglicherweise experimentiert es lautlich in
  der Umgebungssprache.

Wie kann unterstützt werden?
  beobachten und dokumentieren
  z.B. was versteht das Kind schon? Wie findet es sich in der Gruppe
  zurecht?
  Austausch darüber im Team

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Zweitspracherwerb in der Kita:
         Entwicklungsphasen
                       Phase 3

Das Kind beginnt in der Kita individuelle Wörter und
  Alltagsphrasen in der neuen Sprache zu verwenden.

Wie kann unterstützt werden?
  Wertschätzung der (Lern-)Fortschritte
  Lernsituationen für Wortschatz schaffen
  alltagsintegrierte Sprachbildung

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Zweitspracherwerb in der Kita:
         Entwicklungsphasen
                         Phase 4
Das Kind beginnt produktiv Gebrauch von der neuen Sprache
  zu machen. Zunächst tut es dies formelhaft durch Phrasen
  und produziert dann zunehmend individuell konstruierte
  Sätze (vgl. Tabors 2008).

Wie kann unterstützt werden?
  alltagsintegrierte Sprachbildung durch
  Modellierungstechniken und Nutzen von Standardsituationen
  sowie freien Spielsituationen

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Modellierungstechniken
     Funktion                                  Beispiel
häufige Verwendung                 Perfektbildung:
sprachliche Zielformen,            „Hast du gehört? Tim hat
bei denen Kinder                   auch ein Boot gemalt. Er
Unsicherheiten zeigen              hat es im Film gesehen.“

Versprachlichung                   „Ah, du möchtest ein Buch
kindlicher Absichten               ansehen. Das mit der
                                   Schildkröte?“

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Modellierungstechniken
     Funktion                              Beispiel
Versprachlichung von           „Ein komischer Löffel. Er
beachteten                     ist groß. Hast du auch so
Situationsmerkmalen            einen? Gib ihn mir …“

Vervollständigung              K: Dani wegsmisse.
kindlicher Äußerungen
                               E: Daniela hat das
                                 weggeschmissen. Jetzt
                                 liegt es auf der Erde.

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Modellierungstechniken
     Funktion                                 Beispiel
Veränderung der                   K: Der Vati, die Mutti und
kindlichen Äußerung                  das Kind Karussell
unter Einbezug der                   fahren.
Zielstruktur                      E: Der Vati, die Mutti und
                                     das Kind fahren mit dem
                                     Karussell.
modellierte                       „Ich malst … Nein, ich
Selbstkorrektur                   male auch ein Bild.“

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Typische Phänomene bei
          Mehrsprachigkeit
                 Codeswitching
  funktionelles hin- und herspringen zwischen
  Sprachen
  es werden Ausdrucksmöglichkeiten genutzt, die
  in der jeweils anderen Sprache nicht möglich sind

Beispiel
Stef (4;5) spielt in der Küche und „backt“ dort
griechische Süßigkeiten (γλυκά) für die es in
Deutschland, und somit auch in der deutschen Sprache
keine Entsprechung gibt. Er sagt: „Wir haben gemacht
γλυκά!“ (Leist-Villis 2012).
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Typische Phänomene bei
                Mehrsprachigkeit
                      Sprachmischung
    Verwenden von Wendungen oder Begriffen einer
    anderen Sprache, ohne dass eine funktionelle
    Notwendigkeit besteht
    häufig wird das Wort verwendet, das dem Kind
    zuerst einfällt

Beispiel
Pol (4;0): „Ich hab kein φαγητό!“
Joh: „Wie bitte?“
Pol: „Ich hab kein Essen!“
(Leist-Villis 2012)

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Typische Phänomene bei
                Mehrsprachigkeit
                      Interferenz
    die Regeln einer Sprache beeinflussen die
    Formulierung in einer anderen Sprache
    z.B. werden grammatische oder lexikalische
    Regeln aus der griechischen Sprache auch in
    Deutsch angewendet

Beispiel
Sof (5;5): „Der hat die eine Backe ganz, ganz dick.“
An: „Warum denn?“
Sof: „Warum der hat was im Mund.“
(Leist-Villis 2012)

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Alltagsintegrierte Sprachbildung
 – davon profitieren alle Kinder
die Sprachbildung wird in
Handlungssituationen eingebettet

wiederkehrende Standardsituationen
(z.B. Wickeln, Anziehen, Essen vorbereiten)
sowie Spielsituationen werden zur
sprachlichen Bildung der Kinder genutzt

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Kleine Helfer für den
      mehrsprachigen Alltag
mehrsprachige Bilderbücher
mehrsprachige Aushänge und Gruppeninfos
am Schwarzen Brett
viele Piktogramme und Fotos zur Orientierung
Projekte zum Thema Sprachen und Kulturen
in den Familien

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Wertschätzung aller Sprachen

Ein Kind wendet sich an die Lehrerin, um ihr von
  einem Erlebnis mit ihrer Mutter zu berichten. Sie
  verwendet dabei Wörter in ihrer Zweitsprache
  nicht exakt. Die Lehrerin unterbricht sie und
  fordert sie auf, noch einmal zu von vorn zu
  beginnen. Sie erklärt ihr, welche Wörter sie hätte
  verwenden müssen. Das Kind zögert, beginnt
  noch einmal und wird schnell wieder von der
  Lehrerin unterbrochen und korrigiert. Nach der
  Aufforderung weiter zu erzählen, winkt das Kind
  ab und meint es wäre nicht so wichtig.
(vgl. Adger, Snow and Christian 2002, S. 10f)

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Wertschätzung aller Sprachen

Erzieherin:            Wisst ihr was das ist?
Kind 1:                Ei.
Erzieherin:            Das ist ein Ei, ein Ei. Und was machen wir mit
                       einem Ei?
Kind1:                 Das schlägt man auf. In einer Schüssel.
Erzieherin:            Das schlägt man auf. In einer Schüssel.
Kind2:                 WIR ESSEN DAS. (auf Chinesisch)
Erzieherin:            Richtig, wir sagen dazu Ei.
Kind2:                 WENN WIR DAS NICHT IN DEN KÜHLSCHRANK
                       TUN, KOMMT DA EIN KLEINER VOGEL RAUS.
                       (auf Chinesisch)
Erzieherin:            Richtig. Das ist ein Ei.
(Saville-Troike 1987, S. 88)

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Wertschätzung aller Sprachen

Interaktion und Förderung der Erstsprache
des Kindes hat große Bedeutung
Eltern sollten ermuntert werden mit ihren
Kindern in ihrer Muttersprache zu sprechen!
nicht deutsche Muttersprachen unter Kindern
sollten in der Kita zugelassen werden
gleiche Wertschätzung aller Sprachen

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Literatur
 Adger, Carolyn Temple; Snow, Catherine E. & Christian, Donna (Eds.) (2002): What teachers need
 to know about language. McHenry, Il.: Delta Systems.
 Bundesministerium für Bildung und Forschung; Institut für kreative Sprachförderung und
 interkulturelle Kommunikation (2003). Sprachförderkoffer für Kindertagesstätten. Berlin
 Dannenbauer, Friedrich Michael (2002). Grammatik. In: Baumgartner, Stephan, Füssenich, Iris
 (Hrsg.) Sprachtherapie mit Kindern. München Reinhardt.
 Jampert, Karin u.a. (Hrsg.) (2011). Die Sprache der Jüngsten entdecken und begleiten: sprachliche
 Bildung und Förderung für Kinder unter Drei; Heft 1 u. 2. München/ Weimar, Verlag das Netz.
 Leist-Villis, Anja (2012). Elternratgeber Zweisprachigkeit. Tübingen, Staufenberg.
 List, Gundula (2007). Förderung von Mehrsprachigkeit in der Kita. München, DJI Expertise
 Chilla, Solveig (2012). Zweisprachigkeit. In: Niebuhr-Siebert, Sandra; Wiecha, Ulrike (Hrsg.).
 Kindliche Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. München, Elsevier.
 Chilla, Solweig; Fox-Boyer, Annette (2012). Zweisprachigkeit/ Bilingualität. Ein Ratgeber für Eltern.
 Idstein, Schulz-Kirchner.
 Saville-Troike, M. (1987). Dilingual discourse: The negotation of meaning without a common code.
 Linguistics, 25, 81-106.
 Siegmüller, Julia; Fröhling, Astrid (2010). Das PräSES-Konzept : Potenzial der Sprachförderung im
 Kita-Alltag. München, Elsevier.
 Tabors, Patton O. (2008). One Child, Two Languages. Baltimore, Paul H. Brooks
 Tracy, Rosemarie (2008). Wie Kinder Sprachen lernen. Und wie wir sie dabei unterstützen können.
 Tübingen, Francke.

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Vielen Dank!

Ich bin gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen…
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